Artmagazine kaleidoscope milionart

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adoffice Grabenweg 3 6020 Innsbruc k ‧ Austria 0043. (0)512 9 0 84 68 info@milionart .com www.milionart .com


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IMPRESSUM HERAUSGEBER: MilionArt a brand of Froner & Partner Consulting GmbH, Grabenweg 3, A-6020 Innsbruck www.milionart.com Tel.: +43 (0) 512-908468

Universal.Genie

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10 Piercarlo Ghinzani –

Pilota professionista

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36 Helmut Marko – Contemporary art

38 Karlheinz Nuber – Watches

39 Cristiano Lovatelli Ravarino –

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Bacon and not drawing

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14 Bischof Ivo Muser –

42 Christoph Hainz – Mountaineer

44 Agnes Andergassen –

34 Ingemar Gatterer – Old masters

Drawings

Brixner Domschatz

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16 Giordano Allegro –

DRUCK: Tiroler Repro Druck GmbH Valiergasse 40, 6020 Innsbruck

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12 Edward Lucie Smith –

GESTALTUNG: Dada Weiss Graphicdesign Tel: +43.(0)699.10810574 dada.weiss@mac.com

Scientist, artist & philosopher

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6_COLLECTORS

08 Barbara Steffen - Kuratorin

32 Walter Russell –

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2_INTERVIEWS

REDAKTION: Hugo V. Astner info@milionart.com Magdalena Froner mf@fronerconsult.com

Basilica S. Antonio

Lebendige Tracht

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18 Ludwig Geiger –

Malerei und Musik

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4_ARTISTS

COVERBILD: Hermann Nitsch, 20. Malaktion, Secession Wien, 1987, Foto: Liesl Biber Wagner, Richard: „Das Kunstwerk der Zukunft“ in Ders.: Mein Denken. Hrsg. von Martin Gregor- Dellin. München/Zürich 1982, S. 124.

04 Hermann Nitsch –

22 Josef Maria Auchentaller -

Secessionist

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25 Ernst Müller – Contemporary artist

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26 Margot Stöckl – Sculptress

27 Orlando Donadi –

28 Fred Hüning – Photography

30 Julia Blank – Photography

Contemporary artist

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Hugo V. Astner und Magdalena Froner, Foto: David Payr

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The following selection of excerpts and pictures gives us an insight into fascinating synthesis of arts.

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Die folgende Auswahl an Beiträgen und Bildern ermöglicht Einblicke in faszinierende „Gesamtkunstwerke“.

This term was coined by Richard Wagner in his 1850 writing, ‘Das Kunstwerk der Zukunft’ (The art of the Future), published in Leipzig. Wagner wanted to describe the marriage and interaction of different forms of art (the fine arts, music, theatre, literature) and social aspects of life which flow into the planning stage of a work of art. One of the main thesis of Wagner’s thought is that “art is to man” as “man is to nature” 1. It thus becomes clear that Wagner believes in a quasi-artistic and sociological ideal where he considers art and society (which determine the nature of man) to be closely entwined. So, a specific society will engender a specific form of art. Wagner ponders that the influence exerted between art and society is mutual. In this sense he interprets the fragmentation of the arts as the reflection of man’s divided perception of his own nature. From this analogy stems Wagner’s invite to reunite the arts into a synthesis of the arts. This would allow man to embrace his nature and, consequently, create a ‘pure man’.

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Ein Begriff, der von Richard Wagner in seiner Schrift „Das Kunstwerk der Zukunft“, Leipzig 1850, etabliert wurde. Wagner bezeichnet damit das Zusammenfließen und -wirken verschiedener Künste (bildende Kunst, Musik, Theater, Literatur) und zudem die sozialen Aspekte des Lebens, die in den Gestaltungsprozess des Kunstwerks miteinfließen. Eine von Richard Wagners Hauptthesen ist, dass „die Kunst sich zum Menschen verhält“ wie „der Mensch sich zur Natur“ 1. Daraus wird deutlich, dass Wagner bereits einen quasi kunstsoziologischen Ansatz vertritt, indem er Kunst und die Gesellschaft, die das Verhältnis des Menschen zu seiner Natur determiniert, als eng miteinander verflochten ansieht. Eine bestimmte Gesellschaftsform bringt demnach jeweils eine spezifische Kunstform hervor. Wagner sieht den Einfluss zwischen Kunst und Gesellschaft darüberhinausgehend als wechselseitigen. Er deutet die Zersplitterung der Künste als Spiegel des gespaltenen Verhältnisses zwischen dem Menschen und seiner Natur. Aus dieser Analogie erklärt sich Wagners Forderung nach Vereinigung der Künste zum Gesamtkunstwerk, um dem Menschen seine Natur wieder nahe zu bringen und damit die Voraussetzung für die Herausbildung des „Reinmenschlichen“ zu schaffen.

THIS EDITION IS DEDICATED TO THE TOPIC OF SYNTHESIS OF THE ARTS SEEN FROM DIFFERENT PERSPECTIVES AND NUMEROUS FACETS.

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DIESE AUSGABE WIDMET SICH IN VIELEN FACETTEN UND AUS UNTERSCHIEDLICHEN PERSPEKTIVEN DEM THEMA GESAMTKUNSTWERK.

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Wir treffen Hermann Nitsch in seinem Schloss Prinzendorf im Niederösterreichischen Weinviertel. Angenehm überrascht von der Idylle, die dort herrscht, werden wir von Pfauen, Wildhasen und dem Hund der Familie am Schlosstor begrüßt. Im Schlosshof leuchtet das Grün der weitläufigen und sehr gepflegten Rasenfläche und die pinkfarbenen Rosen an der Mauer des Schlossgebäudes stechen ins Auge. Professor Hermann Nitsch und seine Frau empfangen uns auf der überdachten Terrasse so herzlich als wären wir Freunde. Ein selbstgebackener Kirschkuchen wird von Frau Nitsch persönlich auf einem großzügigen Tisch kredenzt. Die Familie ist entspannt und das Ambiente zum Wohlfühlen. Hermann Nitsch weiß wenig über uns und dennoch scheint er bereits in den ersten Minuten zu begreifen, wer wir sind. Er provoziert gerne, richtet immer wieder seinen prüfenden Blick auf uns, versucht uns mit seinem zynischen Humor aus der Reserve zu locken und man spürt förmlich, dass Begegnungen ihn berühren. Er blättert in unserem Kaleidoscope und führt seine Gedanken dazu lautstark aus ohne sich ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Seine Frau, die ihn liebevoll „Nitsch“ nennt, scheint den Ablauf zu kennen und entschärft seine Aussagen durch ihre offene und humorvolle Art. Auf Anhieb verstehen wir, dass die beiden ein eingespieltes Team sind. Hermann Nitsch kommt zum Schluss, dass ihm unsere Arbeit gefällt, er bietet uns an im Anschluss an das Gespräch mit ihm gemeinsam passendes Bildmaterial auszuwählen und dann bringt er es schnell auf den Punkt: „Ihr wollt ja was über mich wissen oder?“ Wir nicken. „Na dann, was wollt ihr denn wissen?“

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„MEINE ARBEIT SOLL EINE SCHULE DES LEBENS, DER WAHRHerr Nitsch, wo und wie haben Sie Ihre Kindheit NEHMUNG UND DER EMPFINDUNG SEIN UND MIT ALLEN und Ihre Jugend verbracht? FÜNF SINNEN ERFAHREN WERDEN.“ Na ja, ich habe als Kind den Krieg miterlebt, die furchtbaren Bombenangriffe auf Wien und noch dazu habe ich in Floridsdorf, Der in Wien geborene Künstler Hermann Nitsch ist als zeitgenössischer dort wo die ganzen Fabriken waren gewohnt und ich bin mit dem Künstler international bekannt. Seine Werke befinden sich in den Tod konfrontiert worden. Wir waren während der Anschläge alle bedeutendsten Museen und Sammlungen der Welt. Hermann Nitschs im Luftschutzkeller, man hat die Flieger, die Bomben fallen gefrüheste Bilder beschäftigten sich mit den Farben des ganzen hört, die Leute haben gebetet und dann Skalenbereiches. Durch die Entwicklung seiner Malerei zur Aktion ist man rausgekommen in eine surreale bekam die Farbe eine andere Aufgabe: „Sie wurde des vielfachen Welt: Alles hat gebrannt, der Himmel war Klanges enthoben, sie wurde als Substanz verbraucht, sie wurde zu schwarz. Man hat geschaut, ob das eigeBlut und Schleim. Die Farbe, die das Blut und Fleisch des Gottes ne Haus noch steht. Nach dem Krieg sind trägt, wurde permanent zelebriert.“ Bereits in den 50er Jahren dann die Befreiungen gekommen und ich entwickelte Nitsch die Idee des Orgien-Mysterien-Theaters, eines habe damals, schon als Kind, die Politik sechs Tage dauernden Festspiels, das ihn bis heute ständig beschäftigt verachten gelernt. Ich habe noch mit dem und in dem sich alle seine künstlerischen Bestrebungen sammeln. Hitlergruß in der Volksschule grüßen müsDas O.M. Theater ist die neue Form eines Gesamtkunstwerks. Reale sen, dann sind die Alliierten gekommen, Geschehnisse werden inszeniert. Alle fünf Sinne der Spielteilnehmer die Russen und die Amerikaner und haben werden direkt beansprucht. Mythos und Ritual dienen dabei als die Medien, also Rundfunk und Zeitungen, Arbeitsmittel, um die Dramaturgie entstehen zu lassen. Hermann Nitsch besetzt. Die russisch besetzten Medien hagreift die Opferrituale in seiner Kunst auf und vollzieht sie nach. Im ben über den Kapitalismus geschimpft, die Jahr 1983 nimmt Hermann Nitsch nach zwanzig Jahren die Malerei amerikanisch besetzten Medien haben über wieder auf – und zwar freudvoll, intensiv, spontan und unbekümmert den Kommunismus geschimpft und da habe wie nie zuvor – und erkennt, ganz gegen die Praxis der vergangenen ich eingesehen, dass Politik ein Unfug ist zwei Jahrzehnte, die wechselseitige Notwendigkeit von Malaktion und und dabei bin ich geblieben. Wie gesagt, Aktion des Orgien Mysterien Theaters. In dieser zweiten Periode des das war meine Kindheit. Mein Vater ist geMalens sind die Farben der Auferstehung für Nitsch wichtig geworden. fallen und ich habe bei meiner Mutter in Trotz des tragisch exzessiv lebensbejahenden Grundthemas seiner Floridsdorf gelebt. Sie hat so Angst gehabt Arbeit erfährt seine Auseinandersetzung eine noch nie dagewesene ihre Wohnung zu verlieren – eigentlich Heiterkeit: „Eine neue Stimulanz soll von meinem Bildern ausgehen. hätten wir doch nach Tirol fahren sollen, Die Farben aller Blumen, aller kosmischen Lichtabgründe sollen wo keine Bombenangriffe waren, aber nein heiter festlich inszeniert werden. Es war ein lang gehegter Wunsch von wir sind heroisch dort geblieben…und…na mir, das gesamte Farbspektrum in meine Malerei wieder einzuführen.“ ja, es war damals nicht so lustig.


Das heißt diese Zeit und die damit verbunden Umstände haben Sie geprägt und sich auch auf Ihr anschließendes künstlerisches Schaffen ausgewirkt…. …den Unfug des Krieges habe ich kennen gelernt und danach habe ich die Philosophie und die Religionen viel höher gewertet als politische Ideale. Welche Künstler haben Sie geprägt und inspiriert? Ich würde sagen alle Kunstrichtungen, von Stonehenge über Literatur bis Malerei und Musik, alles war für mich wichtig. Ich habe von Michelangelo viel gelernt von Rembrandt, von El Greco. Meine Kollegen, wie Arnulf Rainer und Günter Brus, und ich, wir haben uns gegenseitig beeinflusst. Und Bacon, ja der hat mich auch sehr beeinflusst. Wissen Sie wer mir den Bacon gezeigt hat? Der Hundertwasser, der hat mir in einem Buch Bilder von ihm gezeigt. Leider habe ich ihn nie persönlich kennengelernt.

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Sie haben einem Journalisten die Antwort gegeben, dass Sie sich für Ihre Beerdigung den letzten Satz aus Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 7 wünschen, stimmt das und warum? Ja, das ist richtig. Richard Wagner hat zurecht gesagt, dass das eine Apotheose des Tanzes ist. Das ist der Dionysos, der sich gebärdet, der zur Orgiastik, zum Tanz, zur extatischen Daseinsform auffordert und ich glaube an die ewige Wiederkunft, dass alles wiederkehrt der Tod ist die Möglichkeit für eine neue Lebendigkeit. …und dieses Wiederkehren, wie würden Sie das in Ihrem Falle als Hermann Nitsch beschreiben? Ganz einfach, schauen Sie sich das Jahr an: Im Winter sind die Bäume blätterlos, sehr kahl, zu Weihnachten sieht man schon die ersten Triebe und dann im Frühjahr wuchert alles…. Alles kehrt immer wieder und die Person interessiert mich gar nicht, denn unsere Tiefenperson ist eigentlich das Sein, ist das Ist, welches nicht stirbt, auch wenn unser Leib vergeht. Dann gibt es da noch einen Kompromiss, denn die Kunst vergeht auch sehr schwer. Natürlich, wenn die Sonne einmal riesen groß wird, wird auch ein Rembrandt verschwinden, aber die Kunst bleibt schon sehr lange.

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Bei Ihrer Kunst verwenden Sie Materialien wie richtiges Blut. Wie reagieren die Menschen darauf und hatten Sie jemals Probleme mit dem Gesetz oder mit Institutionen wie beispielweise der Kirche? Zuerst möchte ich einmal sagen, dass es immer Leute gab, von Anfang an, die sich für meine Arbeit sehr interessiert haben. Das Innerleibliche interessiert mich, wie es auch Rembrandt, Michaelangelo und Leonardo getan haben. Ebenso interessiert mich der sinnliche Prunk antiker Opferkulte. Das ist ja was Wunderbares, wenn man jetzt die Ethik weglässt, die natürlich nicht abgeschaltet werden soll. Jetzt bin ich einmal der, der schaut und da sehe ich einen Prunk der Sinnlichkeit jenseits von Gut und Böse. Und wir sind halt von Regeln umschlossen und der Staat bevormundet uns in jeglicher Art und Weise und nimmt uns unser ganzes Geld weg. Die Institutionen und die Politik haben mich sehr geschändet. Ich habe mich mein ganzes Leben für alle Religionen interessiert. Ich bin auch irgendwie ein Schüler von C.G. Jung, mich interessiert das kollektive Unbewusste, alle Mythenaber ich sehe das alles eher phänomenologisch. Ich bin in keiner Religion verhaftet: Mich fasziniert der Buddhismus, der Hinduismus, der Dadaismus, der Islam – alles ist wichtig. Aber ich glaube an die Schöpfung, ich glaube an das Ganze und an die Unaufhörigkeit der Lebendigkeit.

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Also unabhängig davon was die Gesellschaft darüber denkt? Ich habe mich nie gekümmert, wie die Gesellschaft denkt. Ich habe das gemacht, was ich geglaubt habe machen zu müssen. Und das ist genau eben diese falsche Einschätzung meiner Arbeit: Ich bin kein Protestkünstler, wenn sich jemand provoziert gefühlt hat, dann hat das sein Wesen aus sich heraus provoziert, aber nicht weil ich gegen etwas ankämpfen wollte.

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Ihre Generation hat seit dem Kriegsende bis heute eine enorme gesellschaftliche Entwicklung und rasende Veränderung des Alltags erleben dürfen, wie haben sich diese Rahmenbedingungen auf Ihr künstlerisches Schaffen ausgewirkt? Ich bin oft falsch eingeschätzt worden. Ich bin Mitglied des Wiener Aktionismus, den ich sehr schätze, aber ich habe nicht so sehr auf gesellschaftliche Situationen reagiert. Mich hat eher das Ganze im kosmischen Sinn interessiert und es wäre falsch zu glauben meine Kunst sei eine politische Kunst, die auf irgendwelche Einengungen reagiert. Ich suche die tiefe Wirklichkeit.


Hätten Sie sich gewünscht, in einem anderen Land wie beispielsweise Amerika geboren worden zu sein, um Ihrer Kunst jene Flügel zu verleihen, die in Österreich zeitweise beschnitten wurden? Das wäre mir Wurst. Ich hätte versucht egal wo ich gelebt hätte, meine Arbeit durchzusetzen. Sie haben mich wohl beschnitten, aber das betrachte ich als Bestandteil meiner Entwicklung. Wenn man den Namen „Nitsch“ hört, assoziiert man diesen mit „Kunstwerken aus Tier-Blut“ und „ekelerregender Aktionskunst“. Was ist die prinzipielle Botschaft Ihrer Kunst und was möchten Sie ganz bewusst beim Betrachter hervorrufen?

Ich würde sagen die Form ist das Entscheidende. Wenn ich Aktionen mache mit Ausweiden von Tieren oder Beschütten von Menschen, dann ist es wie bei Cezanne oder Monet oder bei Schiele, es muss Kunst sein. Es muss eine Sprache sein, die bis zu einem gewissen Grad auch der Metaphysik entspricht. Es muss immer ein Entwurf für das Dasein sein. Ich glaube die Zeit wird wahrscheinlich bis zu einem gewissen Grad das ihre Tun, man wird sich an diese Kunst gewöhnen und wird sehen wie notwendig sie ist. Ich glaube, dass man lernt mit dieser Kunst umzugehen und dass man daraus auch lernt mit dem Leben umzugehen. Ich glaube nicht an große Verbesserungsakte – also, dass wir mit unserer Kunst die Welt so viel verbessern. Aber wir bringen viel Schönes in dieses Leben: Ob das Beethoven, Bach oder Michelangelo ist, ihre Werke bereichern die Welt. Aus der Politik haben Sie sich immer herausgehalten, weil Sie sich aus Politik nichts machen. Hätten Sie eine Idee wodurch man das politische System ersetzen könnte? Durch Anarchie…lacht… Wenn Sie in die Geschichte schauen, die größten Künstler waren Anarchisten. Selbst das dürfte man gar nicht sagen, denn man müsste so von der Politik losgelöst sein, dass man selbst den Begriff Anarchie gar nicht verwendet. Nichts von all dieser Scheiße, will ich wissen. Ich will mich aber intensiv erleben, mit meinen Freunden. Ich liebe es zu essen, zu trinken, zu lieben und das ist wichtig. Dieser Wille zur Intensität, der könnte Strukturen bilden, die vielleicht einer Politik ähnlich sind, aber was noch wichtiger ist, mich interessiert Philosophie.

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Kann man die Philosophie wirklich in das Leben integrieren, denn es gibt ja Menschen, die behaupten Philosophie stünde außerhalb der messbaren Energie? Ob es messbar ist oder nicht, aber man kann Philosophie realisieren. Beispielsweise das Schloss und wie ich lebe - wobei die Betonung gar nicht auf Schloss liegt - eben meine Arbeit. Ich versuche das umzusetzen ohne Ideologie. Ideologie ist wie ein Handy, etwas Vorgeformtes und treibt einen nur in den Kitsch und in den Mord. Welchen Wunsch haben Sie heute noch für die Zukunft? Ich möchte das 6-Tages-Spiel, das ich schon einmal verwirklicht habe, in einer vollkommeneren Form verwirklichen. Das ist mein Wunsch in Richtung Verwirklichung von Schöpfung. Ich arbeite mit Wirklichkeiten. Bereits vorgeformtes Material wird für die Kunst verwendet. Meine Malerei ist eine Auseinandersetzung mit Substanzen, da wird gespritzt, geschüttet, geschmiert usw. Ich bin sehr auf junge Leute angewiesen, wenn ich das mache. Meine Schüler und mein Sohn, der ist Physiotherapeut, die werden mir alle helfen.

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Sie hatten in den vergangenen Jahrzehnten großen Einfluss auf die österreichische Kunstszene und haben sich als umstrittener Künstler einen internationalen Namen gemacht. Gibt es eine ganz persönliche Erkenntnis, die Sie der jungen Künstlergeneration mitteilen möchten? Intensität und Furchtlosigkeit und eben nicht Rücksicht nehmen auf staatliche oder politische und religiöse Regelungen. Das zu machen was wichtig scheint. Und zur Zeit gibt es eher sehr harmlose Kunst. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen widerspenstiger werden.

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1 Hermann Nitsch im Museum Mistelbach, 2015, Foto: MilionArt 2 Hermann Nitsch mit Hugo V. Astner beim Interview in Prinzendorf, 2015, Foto: MilionArt 3 138. Aktion, Centraltheater Leipzig, 2013, Foto: Thomas Kolassa 4 17. Aktion, Tilburg, 2009, Foto: Pieter Kers (Andere) 5 122. Aktion, Burgtheater Wien, 2005, Foto: Georg Soulek 6 120. Aktion, Foto: Cibulka-Frey (23) 7 48. Malaktion, Prinzendorf, 2005, Foto: AtelierNitsch 8 65. Malaktion, Prinzendorf, 2013, Foto: Sascha Walther 9 64. Malaktion, MART Rovereto, 2012, Foto: Stefano Moscardini

Wir bedanken uns beim Professor für das Gespräch und er reagiert spontan mit: „Hoffentlich können Sie es brauchen“ und lacht herzlich. Gemeinsam mit Hermann Nitsch und seiner Frau schauen wir uns noch die Räumlichkeiten des Schlosses, seine Arbeiten im Atelier im Dachboden an und genießen die Gegenwart dieser beeindruckenden Persönlichkeit. Diese Begegnung hinterlässt in uns Spuren und wir verlassen Prinzendorf bereits im Wissen, dass wir wiederkehren werden.

INFO & CONTACT NITSCH MUSEUM ÖFFNUNGSZEITEN Dienstag bis Sonntag 10:00 - 17:00 Uhr Waldstraße 44-46, 2130 Mistelbach Tel.: +43 676 640 35 54 E-Mail: office@nitschmuseum.at


begegnungen mit Werken auS der Sammlung

9. September 2015 biS 31. Jänner 2016 Walter Obholzer, Das Duell, 1985, Ankauf aus Mitteln der Galerienförderung des Bundes © Belvedere, Wien

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Sie sind international anerkannte Kuratorin und Kunstberaterin, wie sind Sie zu diesem aufregenden Beruf gekommen? Ich habe mich schon als junges Mädchen für Kunst interessiert und bin mit meinem Vater wöchentlich in das Kunsthistorische Museum in Wien gegangen. Später studierte ich an der renommierten Kunstuniversität „Courtauld Institute of Art“ in London und arbeitete gleichzeitig bei Sothebys, sozusagen als Einstiegsjob, um das Metier kennenzulernen. Die anschließenden Stationen Ihres beruflichen Werdegangs beeindrucken und weisen auf eine Persönlichkeit hin, die den Ehrgeiz hat, „groß“ zu denken und die klare Vision verfolgt, mit ihren Projekten Benchmarks zu setzen – trifft dies auf Ihre Persönlichkeit zu? Ich bin sicherlich jemand, der gerne große Ziele verfolgt und sie auch umsetzen möchte. Es ist aber eigentlich mehr die Liebe und das große Interesse an Kunst, das mich zu den Zielen bringt, nicht die Tatsache selbst „Erfolg“ zu haben. Ich fühle mich als ein sehr kreativer Mensch, der viele Ideen entwickelt und sie auch umsetzen möchte.

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Im Gespräch mit Ihnen kann man die Leidenschaft förmlich spüren, mit der Sie sich Ihren Projekten und Aufgaben widmen. Was genau macht die Tätigkeit als Kuratorin für Sie reizvoll? Danke, dass Sie dies sagen. Ja, wenn ich über ein Kunstthema spreche, dann entsteht bei mir die große Leidenschaft dafür selbst aktiv und kreativ zu werden und die Dinge umzusetzen, die ich sehe. Darunter verstehe ich auch meine kuratorische Tätigkeit. In den Ausstellungen und Projekten, die ich konzipiere, möchte ich mein Kunstverständnis der Öffentlichkeit näher bringen und einen Künstler oder eine Epoche der Kunst dem Publikum erklären. Sie sind bekannt dafür sehr komplexe und aufwändige Ausstellungsprojekte zu konzipieren, die neben kunsthistorischem Fachwissen vor allem auch nach organisatorischem Talent, kommunikativen Fähigkeiten und der Pflege von Netzwerken verlangen. Welche besonderen Herausforderungen durften Sie und Ihre Teams beispielsweise schon meistern? Jede Ausstellung ist eine Herausforderung. Das beginnt beim Konzept und der Auswahl der Werke. Oft ist es auch nicht leicht die Auftraggeber, die Museumsdirektoren für ein spezielles Thema oder eine neuartige Ausstellungsform zu gewinnen. Auch das ist eine Herausforderung. Bei großen thematischen Ausstellungen ist die Organisation Teil des Erfolgs, da alle mitspielen müssen: Das Museum, die Leihgeber, die vielschichtigen Details zur Umsetzung, wie die Versicherung, die Public Relations, die Entstehung eines bedeutenden Katalogs und vieles mehr.

Gleich nach Ihrer Rückkehr aus den USA haben Sie mit einer sensationellen Ausstellung zu Francis Bacon zuerst im Kunsthistorischen Museum in Wien und danach in der Fondation Beyeler in Basel einen riesen Erfolg gefeiert. Was hat Sie damals dazu bewogen sich ausgerechnet mit Francis Bacon und seinen Werken auseinanderzusetzen? Francis Bacon war schon immer für mich einer der bedeutensten Künstler überhaupt. Als ich die Interviews zwischen dem Kunstkritiker David Sylvester und Francis Bacon las, und Bacon über seine künstlerischen Einflüsse sprach, war mir klar, dass dies ein spannendes Ausstellungsthema sein könnte. Schließlich konnte ich es umsetzen. Lassen Sie uns in Bezug auf die Ausstellung „Francis Bacon und die Bildtradition“ noch ein wenig in die Tiefe gehen. Wo lag thematisch gesehen der Schwerpunkt dieser Ausstellung und vor allem was war daran innovativ im Vergleich zu den vorangegangenen? Der Schwerpunkt dieser Ausstellung lag an der Auseinandersetzung zwischen den Gemälden von Francis Bacon und jenen Künstlern, die ihn beeinflusst hatten. Schon der Titel der Ausstellung „Francis Bacon und die Bildtradition“, erklärt die Themenstellung.

Sie haben, um das zusammenfassend ausdrücken zu dürfen, die Werke Bacons zu ihrem Ursprung zurückgeführt, ihnen Wurzeln geschenkt – definitiv eine bedeutende und sicherlich auch wissenschaftlich anspruchsvolle Pionierarbeit. Wovon hat Bacon sich hauptsächlich inspirieren lassen und warum haben seine Werke noch zu Lebzeiten so viel Aufmerksamkeit erregt? Francis Bacon war schon als Jugendlicher von Kunst und Literatur beeinflusst. Er war generell ein sehr gebildeter Mann und kannte alle bedeutenden Künstler und Schriftsteller. Die Figur des Papstes hat ihn zum Beispiel sehr beeindruckt, vor allem im Gemälde von Velazquez. Er beschäftigte sich mit den Themen der Macht, der Männlichkeit, aber auch der Unterdrückung, des Kriegs und der menschlichen Psyche und deren Abgrund. Ich habe erst vor ein paar Wochen einen Text und die Expertise für Sotheby’s geschrieben, die genau Morgen in London ein Papstgemälde von Francis Bacon versteigern werden. Der Wert liegt zwischen 34 und 48 Millionen Euro. Da es ja nur mehr sehr wenige Gemälde von Bacon auf dem Kunstmarkt gibt, ist die weltweite Nachfrage dafür besonders groß. Daher auch die enorm hohen Preise.

Hätten Sie nun die Möglichkeit Bacon noch einmal gegenüber zu sitzen und ihm eine Frage zu stellen, welche wäre es? Wahrscheinlich würde ich ihn fragen, welche seiner Werke er für am Wichtigsten hält und welche Phase die produktivste war.


Wie Sie vorhin angedeutet haben, gehören die Gemälde von Francis Bacon zu den teuersten der Welt und erzielen bei Auktionen Rekordpreise. Wodurch werden Ihrer Erfahrung nach „Preis“ und „Wert“ von Kunstwerken beeinflusst? Eigentlich richtet sich alles auch am Kunstmarkt nach Angebot und Nachfrage. Natürlich sind die Mechanismen, die zu den hohen Preisen führen, nicht so leicht erkennbar bzw. nicht immer erklärbar, vor allem für das generelle Kunstpublikum. Kunstsammler, Experten und Galeristen wissen über die Preisentwicklungen sehr genau Bescheid. Es spielen ganz viele Faktoren mit, die den Wert und Anstieg eines Kunstwerks ausmachen. Einige sind zum Beispiel wo der Künstler ausstellt. Ob er eine große Retrospektive in einem renommierten Museum hatte, oder ob seine Werke bereits in wichtigen Kunstsammlungen sind, egal ob privat oder öffentlich. Viele junge Künstler steigen sehr schnell auf, wenn sie in den namhaften Kunstakademien waren, gute, internationale Galeristen haben, die mit den Kunstsammlern gut vernetzt sind, und deren Werk von den Kunstkritikern und Kuratoren entsprechend beschrieben und museal ausgestellt werden. 2

Wenn Sie aktuell ein beliebiges Budget zur Verfügung hätten, um in Kunst zu investieren, was würden Sie sich unbedingt leisten wollen? Das ist immer eine schwierige Frage, da es sehr viele, sehr gute Künstler gibt, über alle Jahrhunderte verstreut. Ich würde sicher gerne ein Gemälde von Francis Bacon besitzen wollen. Ein Porträt aus den 60er Jahren oder eines der Papstgemälde aus den 1950er Jahren. Ein anderer Künstler wäre Gerhard Richter, über den ich auch eine Ausstellung vor einigen Jahren in der Albertina in Wien kuratierte. Ein großes, abstraktes Gemälde von Richter, wäre sicherlich ein Sammlungshöhepunkt. Aber ohne Budget geht leider gar nichts! Dafür arbeite ich aber mit diesen wunderbaren Kunstwerken, das entschädigt nicht nur, sondern macht die Auseinandersetzung mit Kunst zu einem sehr kreativen Akt. Ihre bisherigen Ausstellungsprojekte waren alle überaus erfolreich, hatten Innovationscharakter und waren bis ins Detail perfekt aufbereitet. Arbeiten Sie bereits an einem neuen Projekt, auf das sich Kunstliebhaber freuen dürfen? Ich habe einige Ausstellungsideen und arbeite an verschiedenen Konzepten und Themen. Eine Ausstellung beschäftigt sich mit junger Malerei aus Mitteleuropa, ein anderes mit Fotografie und Frauen. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen. Es gibt aber auch Ideen und Gespräche zu Projekten im Musikbereich, hauptsächlich über den Einfluss der Pop Musik in der Kunst und vice versa, bzw. auch ein historisches Projekt über black music, von Motown über Funk und Soul zu Ikonen wie Michael Jackson und andere. Wie Sie sehen, sind meine Interessen recht breit gefächert, da mich der kreative Aspekt am meisten interessiert, egal ob in der bildenden Kunst oder in der Musik und den Medien.

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Wir dürfen folglich gespannt sein und bedanken uns herzlich für das aufschlussreiche Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Freude und Erfolg in Ihren vielseitigen Engagements!

INFO & CONTACT Barbara Steffen lebte von 1988 bis 2003 in New York und Los Angeles, wo sie an der Eli Broad Art Foundation in Santa Monica an einer der größten Privatsammlungen zeitgenössischer Kunst der USA, als Kuratorin tätig war. Am Solomon R. Guggenheim Museum in New York rief Steffen u.a. den Hugo-Boss-Kunstsponsoring-Preis ins Leben. Darüber hinaus gründete sie das International Director’s Council (IDC), das mit einer renommierten Gruppe von internationalen Kunstsammlern den Ankauf zeitgenössischer Kunst finanzierte. In Österreich machte sich Frau Steffen vor allem als freischaffende Kuratorin einen Namen, unter anderem mit folgenden Ausstellungen: • Kunsthistorisches Museum Wien: Francis Bacon und die Bildtradition • Sammlung Essl, Klosterneuburg: Visions of Amercia • Fondation Beyeler, Basel: Wien 1900 – Klimt, Schiele und ihre Zeit Kontaktinformationen über die Redaktion erhältlich

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1 Kuratorin Barbara Steffen 2 Ausstellung Wien 1900 – Klimt, Schiele und ihre Zeit, Fondation Beyeler Basel, 2010, © Serge Hasenböhler 3 3 Werke von Frank Stella in der Ausstellung VISIONS of AMERICA 6. Scramble: Ascending Yellow Values/Descending Spectrum, 1977, D.Scramble: Ascending Green Values/Ascending Spectrum, 1978, Untitled (Concentric Squares), 1974, © BILDRECHT, Wien 2015, courtesy Sammlung Essl, Klosterneuburg/Wien 4 Die Fondation Beyeler, erbaut von Renzo Piano © Mark Niedermann 5 Kunsthistorisches Museum Wien, Außenansicht © KHM mit MVK und ÖTM

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PIERCARLO

Intervista co

GHINZANI

PILOTA PRO

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FESSIONIST A

strare la propria competitività sul mercato, mi chiamava. Mi sono autofinanziato fino alla F Italia, poi, dalla F3 in avanti, sono stato sempre ben sponsorizzato e corteggiato dai vari team. Dopo aver dimostrato il Suo talento di pilota, il Suo nome ha cominciato a circolare rapidamente in F1. Perché ha interrotto quasi improvvisamente la carriera, anziché sfruttare l´opportunità di chiudere un contratto a lungo termine in F1 con Enzo Ferrari, come hanno tentato altri suoi colleghi? Come già accennato, Ferrari non voleva piloti Italiani, anche quando ero tra i migliori sul mercato. Ho smesso di competere per mia decisione a fine della stagione 1989, all’età di 38 anni, dopo venti di attività, per dedicarmi al mondo degli affari, consapevole di aver esaurito il mio ciclo di vita sportiva ma con la convinzione di avere altre possibilità nell’universo lavorativo.

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Piercarlo, quando ha deciso di diventare un pilota professionista? Suo padre ha avuto un ruolo importante in questa scelta? Sì, mio padre possedeva un’autofficina ed io, dopo la scuola, lo aiutavo nelle riparazioni: ho imparato così a conoscere i motori e la meccanica e a 12 anni sapevo già guidare. È stato sostenuto dalla famiglia nella Sua carriera? Fu mio padre ad acquistare la mia prima macchina, una F. Ford 1600 c.c. In seguito, mi finanziai con la mia attività e il supporto degli sponsor.

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Come ha spiegato a Sua moglie che un pilota mette costantemente a repentaglio la propria vita? Partecipavo alle gare già molto prima di conoscere la mia futura moglie. Quando mi sono sposato, la corsa faceva parte integrante della mia vita e mia moglie ha accettato coraggiosamente tutto quanto, senza mai avanzare obiezioni. Lei ha iniziato con la Formula Ford ed è arrivato in Formula 1. Ha vinto 2 titoli italiani nella F3 e l’assoluto di velocità, un campionato europeo in F3, un mondiale marche con la Lancia, ha partecipato a 112 GP di F1 con i team Osella Benetton e Ligier Zakspeed. Pur essendo in buoni rapporti con Giancarlo Minardi ed Enzo Ferrari, come mai non ha mai corso per un team italiano? Quando ero considerato una delle migliori promesse europee, Ferrari non prendeva più in considerazione i piloti Italiani per il suo team: fu la morte di Lorenzo Bandini a Montecarlo e la polemica sorta sull’incidente con la stampa italiana, che indicava il responsabile proprio in Ferrari, a far maturare una tale decisione. Le porte di Maranello per i piloti italiani erano, dunque, chiuse. Con Minardi ci furono svariati contatti, ma non si arrivò mai a un accordo. Trovai maggiore concretezza in Enzo Osella di Torino, con cui debuttai in F1 e, in seguito, conclusi la mia carriera. Piercarlo, Lei ha compiuto 63 anni e una parte della Sua vita è stata dedicata alle corse. Come pilota di Formula non è mai diventato campione del mondo, ma ha sempre figurato tra i più interessanti. A quel tempo guadagnava già come professionista o doveva finanziarsi per partecipare nel team Osella-Benetton? Nella mia carriera di pilota non ho mai dovuto pagare per correre in F1, nemmeno quando vincevo nelle categorie inferiori. Fortunatamente, ero molto apprezzato per le mie doti di guida e, quando un team voleva dimo-

Piercarlo, si ricorda alcuni nomi di piloti del passato da ascrivere tra i “nemici“ e quali erano, invece, tra i colleghi dell’epoca, i suoi “veri amici”? Nemici non ne ho mai avuti, grazie soprattutto al mio carattere socievole, portato a non fare “guerre”. Piuttosto, ho avuto diversi amici nel mondo delle competizioni, a cominciare da Michele Alboreto, Riccardo Patrese, Alessandro Nannini, Ayrton Senna e tanti altri compagni di squadra. Esistono gare in Formula 1 da cui ha tratto esperienze particolari e indimenticabili? Ricordo il GP di Dallas del 1994, dove la temperatura esterna aveva raggiunto i 42 gradi e molti piloti erano in evidente difficoltà. In quell’occasione, la mia preparazione fisica mi permise di gestire con successo la gara, tagliando il traguardo in quinta posizione con l’Osella, un piccolo team di Torino: fu per tutti una gioia immensa, come se avessimo vinto la gara. Il rapporto tra il nostro team e le squadre vincenti e più agguerrite era come quello tra Davide e Golia; il mio merito fu quello di aver saputo resistere dove altri avevano fallito. Qual è la differenza più marcata tra i piloti del Suo tempo e quelli dei nostri giorni? A quell’epoca, le macchine erano costituite da motore, telaio, cambio e ruote: il pilota doveva essere veloce, ma anche collaudatore, poiché non esistevano sistemi di controllo elettronici che lo supportassero. Se mancava velocità in pista, doveva indicare ai tecnici il motivo del problema mentre oggi, con l’utilizzo dell’elettronica, al pilota viene chiesto poco mentre sta girando in pista. Dai box, grazie all’impiego della telemetria satellitare, i tecnici tengono tutto sotto controllo, dal motore al telaio fino allo stile di guida: insomma, una vita più facile, ma forse meno esaltante e avventurosa.

Qual è il fattore che fa la differenza nella Formula 1: la macchina o il pilota? Come può essere inteso da un esterno il rapporto che si crea tra uomo e tecnologia, per capire a chi spetta davvero il successo finale? Oggi, ciò che importa nella F1, e lo dimostra il team Mercedes, è che chi detiene la tecnologia più avanzata, vince tutto, poiché possiede la macchina più potente. Per il pubblico, a vincere è sempre il pilota, anche quando in realtà conta solo per il 30% del risultato finale. Lei ha guidato macchine con motori di grande potenza, sino a 1000 cavalli, basate su una tecnologia semplice e completamente priva di elettronica. È possibile fare un confronto tra le vetture del passato e quelle attuali? Qual è la differenza che salta più all’occhio? La differenza più evidente è nel confronto dello sforzo fisico dei piloti alla guida, intenso allora e molto più sopportabile oggi. Alla fine di ogni competizione, si arrivava sul podio stremati dalla fatica, mentre oggi è completa-


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mente diverso. Per fare un esempio, nel GP di Montecarlo, io facevo circa 3750 cambi con la leva che mi causava grandi dolori al palmo della mano destra, mentre oggi, con le leve sul volante e il cambio elettronico, questo problema non sussiste.

1 Piercarlo Ghinzani, Motorhome Monza 2 Formula One „Ligier“ 3 Formula One „Toleman“ 4 Formula One „Zakspeed“ 5 Formula One „Osella“ 6 Formula FAI GP – Piercarlo e la Vittoria 7 Porsche Carrera Cup – Ghinzani driver in Pole

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INFO & CONTACT Piercarlo Ghinzani è nato nel 1952. Nella sua carriera ha gareggiato in moltissime categorie, vincendo titoli nazionali, europei e mondiali. In Formula 1 ha disputato 106 Gran Premi, correndo per Osella, Benetton, Ligier e Zakspeed. GHINZANI MOTORSPORT S.R.L. info@ghinzanimotorsport.com www.teamghinzani.com

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Come uomo d’affari, Lei si è molto impegnato a favore dei giovani piloti, sviluppando anche un progetto per la realizzazione dell’accademia “Filiera piloti italiani”, finalizzato alla scoperta e all’indirizzo dei giovani talenti nel mondo delle corse, insieme ai “global player” presenti in Italia, come la Ferrari, ecc. Perché alla fine non è andato in porto? Sono partito con l’iniziativa della “Filiera piloti”, ricordando soprattutto le mie prime esperienze personali, quando in Italia non esisteva nulla del genere. Poi, anche la Ferrari ha elaborato un progetto analogo e, a quel punto, il mio scopo era esaurito. Sono comunque contento che, grazie alla mia iniziativa, qualcosa si sia mosso.

Personalmente, Lei è ancora coinvolto nella ricerca e nel sostegno dei giovani talenti? Quali sono le migliori condizioni per chi parte nel kart e vuole approdare a una carriera di professionista in quest’ambito? Dove sono i piloti italiani? Assisto ancora i giovani piloti, trasferendo loro tutta l’esperienza acquisita nel corso degli anni. Il consiglio che voglio dare a chi si affaccia a questo settore è d’investire con professionalità ed entusiasmo in categorie che diano la possibilità di fare ogni anno un passo in avanti. I piloti italiani sono stati falcidiati dalla crisi finanziaria e da un sistema burocratico di vecchia impostazione, che andrebbe totalmente rinnovato.

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Quando sono stato invitato nel paddock di Hockenheim, 10 anni fa, i tifosi lottavano per accaparrarsi un qualunque biglietto, anche di terza categoria. Oggi si notano le tribune semivuote e si registra anche un calo d’interesse nelle riprese televisive. Esistono team di F1, purtroppo, in gravi difficoltà finanziarie e persino la Ferrari prende in considerazione scelte operative collegate all’austerità. Cosa c‘è che non va? Questo spettacolo sportivo, plasmato da Ecclestone, ha forse imboccato la via del tramonto? Secondo Lei, che cosa andrebbe cambiato? Non ho la presunzione di dare consigli a Berni, ma sicuramente la combinazione di queste due cose, cioè la crisi economica mondiale e le brutte macchine di F1 con motori silenziati, ha penalizzato il risultato finale e lo spettacolo. Io cambierei subito formato, partendo da telai avveniristici e motori da 1000 cavalli con rotazione a 18.000 mila giri, con un rombo incisivo e una diminuzione del 50% dell’elettronica.

Il Team “Ghinzani Motorsport” è ancora attivo in una delle serie di corsa. Quali sono le ragioni e quali gli obiettivi per il futuro? L’obiettivo è portare un giovane pilota in F1.

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Ricorda ancora i motori a 12 cilindri? La Formula 1 di allora quant’era diversa da quella di oggi con i motori a 6 cilindri, silenziosi e meno potenti? Secondo Lei, è diventata meno attraente? Sicuramente sì: i nuovi regolamenti hanno sminuito la F1, soprattutto per quanto riguarda il valore estetico. Pensiamo al rumore: il rombo dei motori oggi ricorda quello delle “brutte” F3. Quando porto in pista le F1 di mia proprietà, che avevo guidato in passato, provo ancora un piacere incredibile per il rombo del 12 cilindri Alfa Romeo. Onestamente, la F1 di oggi la capisco poco.

Con il team “Ghinzani Motorsport”, tra il 1990 e il 2015, ha portato a casa oltre 60 vittorie e 200 podi. Qual è il segreto del successo di questa squadra talentuosa e fortunata? Tre anni dopo il mio addio come pilota professionista, nel 1992 ho dato vita al “Team Ghinzani“, avviando al professionismo molti piloti che hanno vinto numerosissime gare, e istruendone alla guida più di 60. Attualmente, il team prosegue il suo programma nelle categorie GT italiano, Carrera Cap Porsche Italia e Super Cap Porsche, abbinata alle gare di F1.


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John Richardson, the biographer of Picasso and sometime friend of Francis Bacon, published a long piece about Bacon in the New York Review of Books (November 2009) . The article was a mixture of reminiscence and art criticism, occasioned by the survey show devoted to the artist at the Metropolitan Museum in New York. One of the subjects Richardson chose to tackle was Bacon’s relationship to drawing. His view is not that Bacon didn’t draw, but that he couldn’t. “Never having attended an art school was a source of pride to Bacon. With the help of a meretricious Australian painter, Roy de Maistre, he taught himself to paint, for which he turned out to have a great flair; tragically, he failed to teach himself to draw. Painting after painting would be marred by his inability to articulate a figure or its space. Peppiatt recalls that, decades later, so embarrassed was Bacon at being asked by a Parisian restaurateur to do a drawing in his livre d’or that he doubled the tip and made for the exit.” Confronted with the very considerable number of drawings by Bacon that seem to have survived, what is one to make of this? Bacon drawings fall into several categories. Those from the Joule Archive, now in the possession of the Tate galleries in London, 1 and those in Ireland that were discovered when Bacon’s Reece Mews studio was painstakingly taken apart for reconstruction in Dublin, are obviously preparatory. Those that belong to Bacon’s Italian friend Cristiano Lovatelli Ravarino are equally obviously independent works of art, made for their own sake. In the face of ever-accumulating evidence that Bacon did in fact draw prolifically, what are we to make of Bacon’s vehement, often repeated denials that he made drawings of any sort? As Richardson makes clear in his elegantly written essay, Bacon’s approach to his own activity as an artist was a mixture of arrogance and self-doubt. Richardson seems to link this to Bacon’s sexual makeup – to the fact that he was a committed sado-masochist, the prisoner of his own dark impulses. He suggests a comparison with the Anglo-German Sturm und Drang artist Henry Fuseli (17411825). This suggestion is not original to Richardson. I made it as long ago as 1962 when, as the resident art critic of The Listener, I reviewed Bacon’s first career retrospective in London . The paradox is that Fuseli was a great draftsman, or very nearly so, while remaining a rather leaden, mediocre painter. Bacon, one gathers, was not flattered by the comparison. Another, much greater paradox appears when one looks at the drawings themselves. Very few of Bacon’s preparatory drawings take the straightforward route of mark making on a piece of virgin paper. The British critic David Sylvester, for long Bacon’s mouthpiece, once asserted that, “[Bacon’s] most articulate and helpful ‘sketches’ took the form of the written word.” This is in fact very far from being the case. Bacon’s written notes are slight. The great mass of material relating to finished compositions takes the form of drawings usually derived from, or usually made directly on top of, photographs and magazine illustrations. Some of these photographs are so personal – images of his old nanny, for example – that is absolutely clear that they were once in Bacon’s 2


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ownership. The idea, floated posthumously by some of the artist’s admirers, that this multitude of sketches was produced by some other person or persons who had access to the studio, is manifestly absurd. Bacon liked to work in solitude, and access to his workspace was always restricted. The fact is, however, that Bacon may have been able to convince himself that this kind of mark making on top of a pre-existing image didn’t count as drawing, at least as that activity is traditionally understood. What of the Ravarino drawings? These are large sheets, signed, meant to stand on their own. Their role is that of the presentation drawing, made not for commercial reasons but to please a friend, like the drawings Michelangelo made for the young Tommaso Cavalieri. Apart from their size and ambition, they have other striking characteristics. One is that, though made late in Bacon’s life, they recapitulate themes that belong to a much earlier period in the artist’s career. In the series one finds Popes, derived from the Velazquez of Pope Innocent X, Crucifixions, and various Portraits, including self-portraits. The other characteristic emerges only slowly as one re-examines them. Though apparently free, they have been made with the help of a standard set of geometrical instruments and templates – compasses, for example, and French curves. Ravarino confirms that Bacon used to ask him to buy instruments of this sort, and adds that he was disappointed that Italian geometry sets didn’t differ from British ones. The theory I have now evolved is that Bacon used these aids as part of another, and different strategy of denial. He could move the predetermined shapes around on his piece of paper, and trace their outlines, until the combination suggested something useful. He would then elaborate from the structure he had found, without committing himself fully to the idea that he was making a drawing as other artists made drawings. The process remained reassuringly oblique, not something that would expose his lack of formal training. In making these large late drawings, he also seems to have been playing a kind of game with himself. It is notorious that Bacon expressed dissatisfaction with much of his early work, the celebrated Popes in particular. By going back to earlier motifs, he was saying, “I wonder what would happen, or might have happened if…” These drawings, never meant to be exhibited in his lifetime, offer a kind of interior rumination about things he has done previously – something not entirely surprising, for an artist who knew that he was nearing the end of his career. 1 Edward Lucie-Smith, John Williams detailed 2 Francis Bacon, Studio Reece Mews London, by Horacio de Sosa Cordero 3 Francis Bacon “Portrait” FBF of the Drawings donated to Cristiano Lovatelli Ravarino 4 Francis Bacon “Crucifixion” FBF of the Drawings donated to Cristiano Lovatelli Ravarino 5 Francis Bacon “Series of Popes” FBF of the Drawings donated to Cristiano Lovatelli Ravarino 6 Francis Bacon “Series of Popes” FBF of the Drawings donated to Cristiano Lovatelli Ravarino 7 Francis Bacon “Head” FBF of the Drawings donated to Cristiano Lovatelli Ravarino

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MORE INFORMATION: Francis Bacon Foundation of the drawings donated to Cristiano Lovatelli Ravarino 63 Ledbury Road, Notting Hill Gate London, W11 2AD, UK 40125 Strada Maggiore 24, Bologna, Italia President Prof. Umberto Guerini

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INFO & CONTACT Edward Lucie-Smith was born in 1933 at Kingston, Jamaica. He moved to Britain in 1946, and was educated at King’s School, Canterbury and Merton College, Oxford, where he read History. He is now an internationally known art critic and historian, who is also a published poet (winner of the John Llewellyn Rhys Memorial Prize), an anthologist and a practising photographer. He has published more than a hundred books in all, including a biography of Joan of Arc, a historical novel, and more than sixty books about art, chiefly but not exclusively about contemporary work. He is generally regarded as the most prolific and the most widely published writer on art, with sales for some titles totalling over 250,000 copies. He has been curator of a number of exhibitions, including three Peter Moores Projects at the Walker Art Gallery Liverpool, The New British Painting and two artist retrospectives, Lin Emery and George Dunbar, both for the New Orleans Museum of Art. He has been a jury member for the John Moores prize exhibition in Liverpool, and for biennials in Cairo, Sharjah, Alexandria and Belgrade. He was curator of ‘New British Art’. at the Orion Gallery in Ostend (2001), of ‘New Classicism: Artists of the Ideal’, at Palazzo Forti, Verona (2002), and of ‘Gods Becoming Men’ at the Frissiras Museum, Athens (2004).

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quien aufbewahrt werden. Von den im Diözesanmuseum verwahrten Der Brixner Domschatz zählt zu den bedeutenden Domschatzkamliturgischen Gewändern ist die Adlerkasel, eine Glockenkasel aus mern im Alpenraum und dokumentiert hauptsächlich die sakrale der Zeit um 1000, nicht nur das älteste, sondern wohl auch das beKunst- und Kulturentwicklung des Mittelalters und des Barock. kannteste und wertvollste Objekt. Es handelt sich dabei um eine in Teile des Domschatzes, wie liturgische Geräte und Gewänder soeiner zentralen byzantinischen Manufaktur hergestellte Purpurseiwie eine Reihe von Reliquienbüsten, stehen nach wie vor in Gede mit eingewobenen großen schwarzen Adlern mit Goldring im brauch und befinden sich in der Domsakristei. Die nicht mehr in Schnabel sowie Rosetten. Die Kasel wird seit jeher mit dem als Gebrauch stehenden Objekte sind zum Teil im Diözesanmuseum Heiligen verehrten Säbener und Brixner Bischof Albuin (+1006) in der Hofburg Brixen ausgestellt, wobei es sich vorwiegend um die Verbindung gebracht, wobei es über den genauen Zeitpunkt und den ältesten und kostbarsten Stücke handelt. Zu diesen gehören neben Anlass der Schenkung keine näheren Angaben gibt. Eine kaiserliche der Adlerkasel aus dem 10. Jahrhundert und den Gewändern des Schenkung durch Heinrich II. oder Konrad II. an Bischof Albuin seligen Bischofs Hartmann aus dem 12. Jahrhundert eine Reihe von von Brixen oder dessen Nachfolger gilt als wahrscheinlich. Bedeuliturgischen Geräten und Gefäßen sowie zahlreiche, kostbar gefasstend sind auch die mit dem seligen Bischof Hartmann (+1164) in te Reliquiare. Im Mittelalter verstand man unter „Schatz“ nicht alVerbindung stehenden Gewänder, nämlich die aus dunkler orienlein die Ansammlung der kostbaren Gegenstände aus Gold, Silber talischer Purpurseide gefertigte Kasel, die gelb-gold farbige Kasel und Edelsteinen, sondern für eine Kirche oder Palastkapelle war vor und ein entsprechendes Pluviale sowie eine zu diesen Gewändern allem der Besitz von Heiligen-Reliquien das Wertvollste und somit gehörige Mitra. Von den aus der Barockzeit stammenden Ornaten ihr eigentlicher Schatz. Ging es doch in der Reliquienverehrung um stehen mehrere nach wie vor in liturgischer Verwendung, wie etwa die segensreiche und wunderwirkende Kraft der Heiligen. Seit der der mit Goldstickerei dekorierte Seidenornat, den die Kaiserin MaAufklärung hat sich das Interesse hauptsächlich auf die kostbaren ria Theresia 1768, anlässlich des fünfzigjährigen Priesterjubiläums Fassungen und die kunstvoll gearbeiteten Behältnisse, in denen die von Fürstbischof Leopold von Spaur, dem Brixner Dom schenkte. Reliquien aufbewahrt werden, gerichtet und nicht mehr so sehr auf Zum gleichen Anlass ließ die Kaiserin auch einen künstlerisch audie Reliquien selbst. Zu erwähnen sind diesbezüglich sowohl einige ßergewöhnlich reich ausgestatteten Kelch des Wiener GoldschmieTurmreliquiare, Kassetten aus Holz, Metall und Elfenbein, Reliquides Joseph Moser überbringen. Von den herausragenden barocken engläser sowie Stand- und Vortragekreuze, in denen ebenfalls Reli-


Paramenten seien noch ein von Graf Christoph von Migazzi gestiftetes Messkleid sowie zwei rote Ornate genannt, der eine gestiftet von Fürstbischof Johann Franz Khuen und der andere vom Domherrn Franz von Enzenberg. Analog zu den liturgischen Gewändern befinden sich auch einige altehrwürdige und seltene Beispiele liturgischer Geräte in der Obhut des Diözesanmuseums, wie etwa der Grabeskelch von Bischof Altwin (um1098) und eine Fistula mit Etui aus dem 12. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um ein Saugröhrchen zum Genuss des konsekrierten Weines. Auf den besonderen Stellenwert der Reliquien innerhalb des Domschatzes wurde bereits hingewiesen und es überrascht daher nicht, dass dieser Bereich mit zahlreichen und auch künstlerisch herausragenden Stücken vertreten ist. Von den heute im Diözesanmuseum befindlichen Reliquienmonstranzen sind besonders zwei Turmmonstranzen aus der Zeit um 1400 sowie das Markus- und das Katharinenreliquiar aus dem 16. Jahrhundert hervorzuheben. Mit Reliquien ausgestattet sind auch einige

de. Zu den Kostbarkeiten eines jeden und so auch des Brixner Domschatzes zählen die mittelalterlichen illuminierten Handschriften, die sich heute in der Obhut der Seminarbibliothek befinden und nur zu besonderen Anlässen ausgestellt werden. Die Kirche will den gesamten Domschatz mit Sorgfalt gehütet wissen, denn es geht ihr nicht primär um die materiellen, sondern um die geistigen Werte, die in diesen Kunstwerken liegen. Für die meisten Besucher bedeutet der Domschatz auch weit mehr als nur eine Sammlung künstlerischer Kostbarkeiten, weil dahinter etwas Transzendentales spürbar wird. Die Begegnung mit den kostbaren Geräten und Gewändern des Domschatzes sind Zeichen dafür, dass es der Kirche ein Herzensanliegen ist, die Feier des Gottesdienstes zu einem festlichen Ereignis zu gestalten. Wir dürfen uns darüber freuen, dass wir im Domschatz einen geistigen Lebensraum haben und dass uns diese Werke über Jahrhunderte hinweg immer neu ansprechen. Ivo Muser, Bischof von Bozen-Brixen

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INFO & CONTACT Hofburg Brixen (Diözesanmuseum) Hofburgplatz 2, I-39042 Brixen Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr www.hofburg.it

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1 Hofburg und Diözesanmuseum in Brixen 2 Reliquienkassette mit vergoldeten Metallbeschlägen, Venedig, 13. Jh. 3 Bischof Ivo Muser 4 Vigiliusbüste, Franz Kehrer, 1991 5 Pacificale, Anfang 15. Jh. 6 Vortragekreuz, um 1330 7 Adlerkasel, Byzantinische Hofmanufaktur, um 1000

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gotische Standkreuze, die bis in die Barockzeit als Pacificale beim Friedensgruß den Gläubigen zum Kuss gereicht wurden. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch mehrere Reliquienkassetten, wie z. B. drei Elfenbeinkassetten aus dem 12. und 13. Jahrhundert, eine Elfenbeinkassette mit vergoldeten Reliefs des berühmten Nürnberger Goldschmieds Wenzel Jamnitzer (um 1590) und eine Kassette aus Zypern mit vergoldeten Metallbeschlägen (13. Jh.). Letztere kam jedoch erst 1659 als Geschenk des Dogen Domenico Contarini aus Cividale an Fürstbischof Anton Crosini nach Brixen. Einen besonderen Schatz des Domes bilden schließlich die Reliquienbüsten der Diözesanpatrone Kassian, Vigilius, Ingenuin und Albuin. Außer den genannten birgt der Domschatz auch noch Büstenreliquiare des seligen Bischofs Hartmann, sowie der hll. Agnes, Christina und Ottilia. Diese Reliquiare werden an den Festtagen der betreffenden Heiligen im Dom zur Verehrung ausgestellt und allesamt werden sie am zweiten Sonntag nach Ostern, dem sogenannten Kassianssonntag, in feierlicher Prozession durch die Straßen der Stadt getragen. Alle diese Büsten sind in Silber gearbeitet, teilweise vergoldet und weisen einen mehr oder weniger reichen Edelsteinschmuck auf. Künstlerisch besonders hervorgehoben seien die Agnesbüste, die die älteste ist und um 1490 vom Brixner Goldschmied Valentin Schauer nach einem Entwurf von Hans Klocker geschaffen wurde und die Büste des hl. Vigilius, die als jüngste im Jahre 1991 vom WotrubaSchüler Franz Kehrer aus Enneberg entworfen und ausgeführt wur-

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LUOGO DI CU E SCRIGNO D LTO ’ A RTE GIORDANO ALLEGRO

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PONTIFICIA BASILICA DI S. ANTONIO DI PADOVA, LUOGO DI CULTO E VENERAZIONE, MA ANCHE SCRIGNO D’ARTE. Padova è una città intensamente legata alla figura di S. Antonio: testimonianza secolare di questo immutato affetto è la Basilica elevata a sua venerazione, chiesa tra le più belle e grandi della Cristianità, frequentata annualmente da milioni di fedeli e turisti. Nell’antichità, il sito che accoglie la struttura era periferico rispetto alla città medioevale: vi sorgeva la piccola chiesa di S. Maria Mater Domini, condotta dai frati minori con il piccolo convento frequentato da S. Antonio. Antonio morì il 13 giugno del 1231 in zona Arcella e, in seguito ad alcuni miracolosi eventi attribuitigli, la città invocò il suo innalzamento agli altari, che avvenne molto rapidamente. Dal nucleo originario della piccola chiesa ebbe inizio da subito la costruzione della Basilica, che si protrasse sino al 1330. Altre modifiche importanti impegnarono tutto il XV secolo e in parte anche il XVI a causa dei danni subiti dalla guerra della Lega di Cambrai. La Basilica si raggiungeva, sino ai primissimi anni del 1900, da via Del Santo: oggi si presenta alla vista con il fianco settentrionale caratterizzato dall’imponente muro maestro in laterizio, movimentato dalla sporgenza absidata della cappella trecentesca del beato Luca Belludi, mentre contrafforti e spioventi formano la base dei tamburi cilindrici delle cupole. Eleganti e sottili lesene e archetti raccordano le calotte veneto-bizantine alle strutture inferiori romaniche. Si apprezza una veduta della Basilica e della sua incomparabile struttura dal canale Pontecorvo, dove il gotico duecentesco si fonde con il veneto-bizantino e dove svettano due torri campanarie alte 68 metri, simili a minareti. Della facciata a capanna romanica lombarda, alta 28 metri con un torrino cilindrico sulla sua sommità, si nota l’elegantissimo rosone gotico in pietra bianca e una loggia trasversale su arconi rientranti, dove si aprono tre porte per l’accesso alla chiesa, realizzate in bronzo da Camillo Boito nel 1895. Il portone centrale, ora in copia, è sovrastato dalla lunetta del Mantegna, raffigurante il “Trigramma di Cristo con S. Antonio e S. Bernardino”, il cui originale è conservato nel museo an3 toniano, all’interno del chiostro del convento detto dei carri. La chiesa è realizzata a tre navate, con pianta a croce latina e transetto; la navata centrale a quattro campate con grandi pilastri di grosso spessore (fino Dietro all’altare si può ammirare il sarcofago marmoreo del Santo, a 4,8 m), è lunga 115 e larga 55 metri, con un’altezza massima di 38,5 dove i fedeli sostano in preghiera. Tutte le pareti della cappella sono metri, mentre quelle laterali proseguono nell’ambulacro dell’abside. Il ricoperte da altorilievi marmorei raffiguranti i miracoli di S. Antonio, presbiterio è caratterizzato dalla presenza dell’altare maggiore progetopere di Antonio Minello, Antonio e Tullio Lombardo, Paolo Stella tato dall’architetto Camillo Boito, che raccoglie tutti i bronzi (crocee Jacopo Sansovino. La volta, decorata a stucchi dorati, è opera del fisso, statue, formelle) e la deposizione a bassorilievo in pietra del DoFalconetto. natello, prima disseminati per la Basilica. La decorazione dell’abside, Dalla cappella dell’Arca si passa a quella della Madonna Mora, nucleo opera di Achille Casanova, è del primo Novecento. Partendo dalla naoriginale della chiesetta dedicata a S. Maria Mater Domini e inglobata vata sinistra, appena entrati, sul primo pilastro si ammira l’altare della nella Basilica, oltre a essere stata primo sepolcro del Santo. Si narra Madonna del Pilastro, affresco del XIV secolo, opera di Stefano da che qui S. Antonio amasse sostare in preghiera. L’altare è in stile gotico Ferrara. Addossato al muro, un po’ oltre s’incontra il monumento fua baldacchino con la statua della Madonna e bambino in pietra policronebre del giurista Antonio Rosselli, realizzato da Pietro Lombardo nel ma; dalla parete a nord si accede alla cappella del Beato Luca Belludi, XV secolo. A sinistra del transetto sorge l’arca (tomba) di S. Antonio: affrescata da Giusto de’ Menabuoi nel XIV secolo, dove gli studenti dopo vari interventi, l’opera fu portata a termine nello stato attuale dal si fermano davanti all’altare duecentesco per invocare la protezione celebre architetto veronese G.M. Falconetto. del Beato. Proseguendo nell’ambulacro si aprono le cappelle radiali La cappella di S. Antonio si presenta con un prospetto elegante su dedicate a S. Giuseppe, S. Leopoldo, patrono d’Austria, e S. Stanislao, quattro colonne e due pilastri laterali, con i busti dei quattro evangepatrono della Polonia, mentre al centro del deambulatorio troneggia listi e, a un livello superiore, cinque statue raffiguranti santi padovani la grandiosa Cappella del Tesoro di forma circolare con cupola emiscon S. Giovanni Battista. L’altare poggia su un’alzata di sette gradini, ferica, opera barocca di Filippo Parodi, allievo genovese del Bernini, con tre statue, S. Antonio al centro e Santi Vescovi francescani ai lati; dove sono conservati in alcune grandi vetrine preziosi reliquari d’oro e sul parapetto troneggiano due angeli porta-cero, ai lati dell’altare due d’argento, oltre a doni offerti per devozione durante i secoli da illustri grandi candelabri in argento, opera di Balbi e Parodi del XVII secolo. pellegrini. Subito dopo s’incontra la cappella di S. Stefano, affrescata

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denza della Veneranda Arca di S. Antonio, ente voluto dalla Signoria nel primo Novecento da Ludovico Seitz, la cappella di Santa Rosa da carrarese nel 1396, preposto alla conservazione, manutenzione e abLima, patrona delle Americhe, quella di S. Bonifacio e, ultima tra le bellimento della Basilica; il chiostro detto dei carri, che ospita la sede cappelle radiali, quella delle Benedizioni affrescata da Pietro Annigodel museo antoniano e il centro studi antoniano. ni; quindi si ammira un grande atrio che anticipa la sacrestia, arredata Dal chiostro della magnolia si arriva sul sagrato della Basilica, dove si con grandi armadi comprendenti meravigliose tarsie lignee, realizzate erge il monumento a Erasmo da Narni detto il Gattamelata, condottiero da Lorenzo Canozi nel XIV secolo. La volta affrescata è invece di della Repubblica di Venezia, prima fusione equestre in bronzo dai temPietro Liberi e celebra le glorie di S. Antonio; dalla sacrestia si accede pi antichi, opera del fiorentino Donatello, che lavorò per la Basilica dal all’antica sala del capitolo, già affrescata da Giotto, purtroppo con po1443 al 1453: l’artista riscoprì la tecnica di fusione a cera persa, e unica che tracce rimaste. Proseguendo oltre, s’incontra l’androne affrescato è la concentrazione di fusioni in bronzo conservate nella Basilica. Sul per l’accesso alla Basilica dal chiostro della magnolia, quindi, nella sagrato si trova l’oratorio romanico di S. Giorgio, cappella sepolcrale navata destra dirimpetto alla cappella di S. Antonio, sorge l’elegante della famiglia Lupi di Soragna, condottieri al servizio della Signoria cappella dedicata a S. Giacomo, voluta dal Marchese Bonifacio Lupi carrarese, custodisce un importante ciclo di affreschi di Altichiero da di Soragna al servizio della Signoria carrarese, di gusto tipicamente Zevio. Al suo fianco sorge la Scoletta del Santo, dove al primo piano gotico, affrescata con un ciclo pittorico di Altichiero da Zevio e Jaincontriamo la sala priorale affrescata da un giovane Tiziano Vecellio copo Avanzo del XIV secolo. Al centro del ciclo, si erge il Crocefisso e altre tele di Gerolamo Del Santo e Bartolomeo Campagna. Nei due capolavoro dell’Altichiero, seguito dalla cappella dedicata a Santa Chisecoli intercorsi tra il grande incendio del 1749 e i cantieri giubilari ara con grandi tele alle pareti e pala centrale e rosone lucernario, opere del 2000, non sono stati testati altri interventi di restauro nel compmoderne (1995) del Maestro Lino Dinetto; subito dopo si ammira la lesso Basilicale antoniano, con la pericolosa conseguenza di un’estesa cappella Del Santissimo, realizzata nella prima metà del Novecento da situazione di sofferenza strutturale, di una totale assenza d’impianti tecnologici e di trascuratezza dei manufatti artistici. Il valore storico artistico della Basilica e degli edifici annessi, incrementato dalla presenza di opere d’arte ascrivibili ai più grandi artisti della storia con tutto l’apparato scultoreo medioevale e delle effigi votive, sino agli apporti dei maestri contemporanei e al forte coinvolgimento devozionale di fedeli e pellegrini, portarono l’ente Veneranda Arca, preposto alla conservazione, la Delegazione Pontificia e la Comunità Conventuale Minoritica a interrogarsi sulla salvaguardia e conservazione del patrimonio artistico e sulla sicurezza dei fedeli nel complesso basilicale. Su diretto incarico della Presidenza della Veneranda Arca, architetti, ingegneri e restauratori elaborarono e svilupparono un’imponente progettualità, che ottenne piena e completa attuazione, là dove furono individuate le maggiori criticità. Tutto questo fu possibile con il finanziamento dello Stato Italiano, elargito alle grandi basiliche per le celebrazioni del Giubileo di Fine Millennio. Le zone d’intervento si possono così sintetizzare: cantie4 re in quota a) restauro e consolidamento strutturale della carpenteria lignea, del manto di piombo, dei tamburi in muratura di tutte le sette cupole emisferiche e della cupola tronco conica, detta dell’angelo della resurrezione, con l’angelo restaurato e dorato; restauro e consolidamento dei torrini campanari, realizzazione dell’impianto parafulmine, di quello di rilevamento fumi e di spegnimento, rinnovo dell’impianto elettrico, nuove lattonerie in rame; cantiere Basilica b) restauro artistico della cappella di S. Giacomo, di quella dell’Arca del Santo, della cappella delle reliquie; c) restauro e consolidamento della facciata, del rosone, delle bifore e monofore, restauro dei portoni in bronzo del Boito; cantiere dei chiostri d) restauro e recupero degli ambienti dell’ex refettorio del Quattrocento, adibiti a nuova penitenzieria, restauro e consolidamento dei tetti del convento nel chiostro della magnolia, recupero dell’antico cortile del pane, chiostro del noviziato, consolidamento e restauro dei tetti del convento, chiostro del generale, restauro dei tetti della Pontificia Biblioteca Antoniana, restauro del grande salone affrescato dal Pellegrini e del disimpegno della biblioteca. I 5 lavori sono terminati nei primi mesi del 2000, con il collaudo tecnico e amministrativo, rispettando le scadenze governative, riconsegnando ai fedeli e pellegrini e ai turisti di tutto il mondo, un monumento non Ludovico Pogliaghi, notevole esempio di maestria d’arte sacra, sulle solo di devozione, ma anche un prezioso scrigno d’arte. cui pareti sono incastonati i sepolcri marmorei del condottiero Erasmo da Narni detto il Gattamelata e di suo figlio Giannantonio. Sopra la porta d’uscita centrale, si staglia il grande affresco di Pietro Annigoni. INFO & CONTACT Oltre ad altari minori, la Basilica contiene una grande quantità di moGiordano Allegro insegna e vive a Padova. Per un decennio è numenti funebri dedicati al ricordo di uomini d’armi al servizio della stato presidente della Veneranda Arca di S. Antonio e, durante il Repubblica di Venezia, ma anche a cattedratici dell’ateneo patavino, suo mandato, si sono celebrati l’ottavo centenario della nascita eseguiti dai migliori artisti dell’epoca. Con l’edificazione della Basidi S. Antonio (1195-1231), i seicento anni di fondazione dell’ente lica, anche il convento fu ricostruito verso sud e articolato nella sua Veneranda Arca di S. Antonio (1396 - 1996), voluto dalla forma attuale in vari chiostri: da quello del noviziato si ammira una Signoria carrarese per la cura, l’abbellimento e manutenzione visione inedita e spettacolare della Basilica, mentre il chiostro del padella Basilica di S. Antonio, e il Giubileo di Fine Millennio, con radiso in passato veniva usato come cimitero e quello del generale è il grande ciclo di lavori collegati tra il 1997 e il 2000. così chiamato perché accoglieva l’appartamento del ministro generaUlteriori informazioni e contatti attraverso la redazione. le dell’ordine francescano. Ora accoglie l’ingresso della Delegazione Pontificia e della Pontificia Biblioteca Antoniana: arrivata ai nostri giorni integra, senza razzie e dispersioni, arricchita nei secoli da donazioni e dal lavoro di grandi padri bibliotecari, conserva centinaia di 1 Giordano Allegro 2 Cappella delle Reliquie o del Tesoro, calotta con Gloria della Purità. manoscritti, corali, incunaboli, testi ebraici; l’archivio musicale con © AR (Arte e Restauro) di Padova. 3 Atrio d’accesso alla Basilica dal chiostro del capitolo oggi detto: della magnolia. migliaia di composizioni; l’archivio della Veneranda Arca di S. An © AR (Arte e Restauro) di Padova. tonio, che rappresenta la fonte determinante e imprescindibile per le 4 Basilica vista dal sagrato, lato settentrionale e facciata con monumento equestre del Gattamelata, opera del Donatello. ricerche sull’edificio e l’arte della Basilica; il chiostro del capitolo o 5 Cappella dell’Arca di S. Antonio. Volta e lunette a stucchi dorati, opera di G.M. Falconetto. della magnolia, con l’accesso alla Basilica e con la sede della Presi © AR (Arte e Restauro) di Padova.


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Karikatur-Zeichnungen des wohl populärsten Opernsängers des letzder Schwäbischen Alb. Die Musik gehörte somit schon zum Leben der ten Jahrhunderts, Enrico Caruso, brachten mich auf die Idee, über Menschen jener Zeit. „Malerei in der Musik“ zu schreiben. Dann dachte ich über die UmVerlassen wir die Eis- und Steinzeithöhlen und blicken in die Grabmäkehrung des Titels in „Musik in der Malerei“ nach und schon verwoler Ägyptens. Dort sehen wir in über 3.000 Jahre alten Gräbern eine ben sich die Ideen, ergänzten sich Darstellungen und daraus wurde Malerei, die uns wiederum zum Staunen bringt, die uns Einblick in alle Bereiche von Leben und Religion gibt, uns die Kultur dieses Volkes „Malerei und Musik“. Was mir zu diesen Verflechtungen einfiel, ist nur ein kleiner Abriss, ein Denkanstoß an den Leser, selbst Weiteres aufzeigt. Und so erfahren, oder besser, sehen wir, dass auch die Musik einen großen Raum in der ägyptischen Kultur einnahm. zu entdecken. Stellen wir einmal die Frage, welche Kunstform die Ältere ist. Blicken Es waren geehrte und geschätzte Berufsmusiker, welche die religiöse wir 20.000 Jahre zurück und besuchen eine steinzeitliche Höhle. Da gibt Musik spielten und sangen und es waren oftmals blinde Sänger, die sich selbst auf der Harfe begleiteten und die vornehme Gesellschaft es wunderbare Felsmalereien, naturalistische Darstellungen von Tieren aller Art. Jagdszenen mit Speer, Lanze und Pfeil. Berühmt dafür sind mit ihren Liedern erfreute. Auch die Kunst des Tanzes ist in der Male- neben vielen anderen - die erst 1940 durch spielende Kinder entdeckrei reich überliefert. Kultische wie weltliche Darbietungen zierlicher ten Höhlen von Lascaux in Frankreich, von enthusiastischen Forschern Tänzerinnen werden von ebenso grazilen Musikerinnen mit Flöte, Harauch als Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte bezeichnet. Hervorrafe und Tamburin begleitet. gende „Künstler“, den Begriff gab es aber noch lange nicht, schufen Auch aus anderen alten Kulturen, wie Indien und China, sind frühe Malereien, die uns heute faszinieren und staunen lassen. Man könnte Malerei und Musik überliefert. Griechische Gefäße zeigen Musiker sogar annehmen, dass es darunter Maler gab, die ihre Werke signierten, mit Flöte, Lyra und Kithara. Die Musik gehörte zur Erziehung. obwohl die Schrift noch gar nicht erfunden war: Handabdrücke der Höhlenmaler könnten eine bewusste Signatur sein, aber auch einfach nur Machen wir einen Sprung in die Neuere Zeit, die etwa im 15. Jahrein Zeichen der Freude am Gestalten, am Entdecken. Im Auslegen soll hundert beginnt. Malerei und Musik, mit dem Christentum verman ja offen sein. So wurden Jahrhunderte später dank moderner Techbunden, beschenken uns mit einer Vielzahl von Gemälden mit nik in Gemälden des 15./16. Jahrhunderts Finger- und Handballenabmusikalischen Darstellungen. Musizierende Engel begleiten uns drücke in der Grundierung entdeckt, die wohl kaum eine Signatur sind durch die Kunstgeschichte und am Beispiel des Isenheimer Altars faszinierend im Gedanken an einen Fingerabdruck Dürers oder eivon Mathias Grünewald auch in die Musikgeschichte des 20. Jahrnes anderen Großen. Tierdarstellungen sind allen Höhlen gemeinhunderts. sam. Darstellungen, die auf Musik hinweisen, also Instrumente, wie Um 1512/13 schuf Mathias Grünewald das gewaltige, heute im Musee Flöten und Trommeln, finden sich zunächst nicht. Aber es gab schon d‘ Unterlinden in Colmar befindliche Meisterwerk. Gottvater ist von Musikinstrumente, und die sind älter als die älteste Höhlenmalerei. Engelschören umgeben und Maria von musizierenden Engeln. Mehr als 35.000 Jahre alt ist eine Flöte aus der Eiszeit, aus dem KnoPaul Hindemith komponierte 1935 die Oper Mathis der Maler, chen eines Gänsegeiers gefertigt, gefunden 2008 in einer Höhle auf eine Geschichte um das Leben von Mathias Grünewald. Im 6. Bild


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1 Ludwig Geiger 1 Enrico Caruso, Selbstportrait, Standort unbekannt 2 Ägypten, Harfenspieler, Standort unbekannt 3 Musizierende Engel, Isenheimer Altars von Mathias Grünewald, in Colmar 4 Gemälde Bauerntanz von Pieter Bruegel d. Ä um 1568, Eichenholz, 114 x 164 cm, Kunsthistorisches Museum Wien 5 Wassily Kandinsky Gegenklänge, 1924 Öl auf Karton 70 x 49,5 cm Centre Pompidou, Paris, Musée national d‘art moderne / Centre de création industrielle, Legs de Mme Nina Kandinsky en 1981.

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schildert Mathis, mit Regina auf der Flucht, musizierende Engel und sie fällt in den Schlaf. Vor Mathis steigen Gesichte auf, wie einst beim heiligen Antonius. Fantasie und Wirklichkeit vermischen sich, auf dem Höhepunkt der Erscheinungen verwandeln sich die Bilder in die auf dem Isenheimer Altar gemalte Landschaft.

Leonardo da Vinci sei erwähnt, von dem die Zeichnung eines Fantasie-Musikinstruments erhalten ist. Nicht vergessen sei Felix Mendelssohn, der auf seinen Reisen Zeichnungen und Aquarelle fertigte und diese Eindrücke aus der Natur in seine Musik transponierte. Farbklänge – Klangfarben: Es gab Versuche, die Musik von Johann Sebastian Bach in Farben zu projizieren und anlässlich der GauguinAusstellung 2015 in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel wurde ein Projekt lanciert, dass der Betrachter die Bilder mit selbst gewählten Musikstücken assoziiere. Karikaturen von Caruso gaben die Anregung, Gedanken um Malerei und Musik nachzugehen, ein so reiches Thema, das ich nur streifen konnte. Von Caruso sehen Sie ein Selbstportrait vor dem Aufnahmetrichter für eine Schallplatte. An der Wand hängt ein Bild des Firmenschilds von „His Masters Voice“ mit dem Jack Russel Terrier, der aufmerksam der Stimme des Grammophons lauscht. Ist es sinnvoll, die Frage zu stellen, welches die ältere Kunst sei, Malerei oder Musik? Erlauben Sie dem Sänger diese Antwort: In der Musik ist der Gesang das Höchste.

KALEIDOSCO M IL IO NA RT

INFO & CONTACT Jahrgang 1939, Erstausbildung kaufmännische Lehre, anschliessend private Gesangsausbildung und kunstgeschichtliche Studien in Leipzig. 1961 erstes Engagement (Bass-Bariton) als Solist am Theater in Eisenach. Nach 12 Jahren an verschiedenen Theatern 1973 Eröffnung einer Kunstgalerie in Basel. Seitdem im Kunsthandel, als Experte für Versicherungen und Berater privater Sammler tätig. Gleichzeitig und bis heute als Sänger in Oratorium, Kirchenmusik und besonders im Liedgesang aktiv. Kontaktinformationen über die Redaktion erhältlich

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Ein anderer Komponist des 20. Jahrhunderts, der 1992 in Bern verstorbene Sándor Veress, setzte verschiedene seiner Kompositionen in Bezug zur Malerei. 1951 entstand eine Hommage à Paul Klee, eine Fantasie für zwei Klaviere und Streichorchester über sieben Bilder von Klee. In seinem 1963 komponierten „Tre quadri per pianoforte, violino e violoncello“ über Gemälde Alter Meister hat Veress Gemälde von Claude Lorrain, Nicolas Poussin und im dritten Satz von Pieter Bruegel dem Älteren vor Augen gehabt. Das Gemälde Bauerntanz, 1568/69 entstanden und heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindlich, stand hier Pate. Veress überträgt die wirklichkeitsnahe Darstellung Bruegels, die ungestüme Bewegung des Paares im Vordergrund, den Dudelsackpfeifer, die ganze Palette des Gemäldes in seine musikalische Sprache. Nur noch in Stichworten diese Beispiele von Malerei in der Musik: Giacomo Puccini lässt in seiner Oper „Tosca“ den Maler Cavaradossi, Tenor, in einer Kirche ein Magdalenenbild malen. In seiner Arie „Dammi i colori…“ singt er vom Geheimnis der Kunst, die verschiedenen Farben der Schönheit zu verschmelzen. In der Oper „La Bohème“ lässt Puccini den Maler Marcello, Bariton, ein Bild vom Roten Meer misslingen. Endlos die Zahl der Maler, die Musikinstrumente in ihren Bildern verewigen: Picassos Panflötenspieler, Legers blaue Gitarre, Braque, Chagall und als Beispiel abstrakter Malerei seien Kandinskys Gegenklänge von 1924 genannt, derzeit im Zentrum Paul Klee in Bern anlässlich der Ausstellung „Klee & Kandinsky“ zu sehen.

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verhältnis: kurze Mietdauer ohne Kaufoption, die Mietzahlungen decken bei weitem nicht die Kosten des Kunstwerks und das wirtschaftliche Risiko liegt beim Vermieter. Die Zahlungen aus einem Leasingvertrag gelten grundsätzlich als Betriebsausgaben. Die steuerliche Zurechnung von Leasingobjekten zum Die Zurechnung von Kunstwerken zum Vermögen eines Betriebes ist Leasingnehmer oder zum Leasinggeber erfolgt durch Gegenüberstelteilweise mit unliebsamen steuerlichen Folgen verbunden. Stellen wir lung von Leasingzahlung einerseits uns die Frage, was der durchschnittliche Unternehmer mit der Darstellung von Vermögensgegenständen innerhalb seines Betriebes bewirken und der Abschreibungskomponente möchte? Richtig, das Ziel jedes Unternehmers ist, den Gewinn und andererseits. Die Anwendung der somit das steuerliches Ergebnis des Betriebes zu reduzieren und eine steuerlichen 40-90-Regelung ist bei Minimierung der Ertragssteuerlast zu bewirken. Soll dieses Ziel über Kunstwerken nicht möglich, da eine die Anschaffung von Kunstwerken erreicht werden, dürfen folgende Abschreibungskomponente mangels Fakten nicht übersehen werden. Abnutzbarkeit nicht vorliegt (beträgt Die Anschaffung eines Kunstwerkes bewirkt grundsätzlich noch keine die Grundmietzeit von Mobilien weReduktion des Gewinns, sofern der Anschaffungswert über der Geringniger als 40% oder mehr als 90% wertigkeitsgrenze von EUR 400,00 liegt, was bei ernstzunehmenden der betriebsgewöhnlichen NutzungsKunstgegenständen wohl anzunehmen ist. Erst durch die Abschreidauer, erfolgt eine Zurechnung stets bung, welche den Anschaffungswert über den Zeitraum der möglichen zum Leasingnehmer; die Leasingrate Nutzung verteilt, tritt in der Folge die Gewinnkürzung ein. Allerdings stellt kein Nutzungsentgelt, sondern ist es eine unverkennbare Eigenschaft von Kunstgegenständen, dass eine Kaufpreisrate dar). diese durch den Zeitablauf nicht an Wert verlieren, sondern hoffentlich Ein späterer Ankauf des Kunstwerks umgekehrt merkliche Wertzuwächse verzeichnen können. Kunstgedurch den bisherigen Mieter oder genstände gelten daher nach der ständigen Rechtsprechung des VerLeasingnehmer wird von Seiten der waltungsgerichtshofes als nicht abnutzbares Vermögen; eine steuerliFinanzbehörde jedenfalls kritisch hinche Abschreibung wird grundsätzlich nicht anerkannt. Für Kunstwerke terfragt. Aus der Sicht der Finanzbebesteht ferner eine allgemeine Angemessenheitsgrenze, wonach auch hörde liegt die Vermutung der Kauflaufende Aufwendungen, wie beispielsweise Restaurierungskosten, preisgestaltung unter Anrechnung bismit einem partiellen Abzugsverbot einhergehen. Getrübt wird dieses heriger Miet- oder Leasingzahlungen Bild zusätzlich durch den Umstand, dass Wertzuwächse bei einem spänahe. Der Käufer zöge aus einer derteren Verkauf aus dem Betriebsvermögen als Gewinn versteuert werartigen Gestaltung den steuerlichen den müssen. Vorteil aus der Verwertung der aufAuch Gegenstände welche dem von der steuerlichen Literatur und nicht gelaufenen Aufwendungen aus der zuletzt im Rahmen der Steuerberatung oftmals verwendeten Begriff der Nutzungsüberlassung, während sich für den Verkäufer keinerlei steuer„Gebrauchskunst“ – zeitgenössische Kunst die aufgrund des wandelnliche Nachteile ergeben (die zivilrechtliche Konsequenz aus dem den Zeitgeschmacks an Wert verliert und somit einer „wirtschaftlichen urheberrechtlichen Folgerecht wäre zu prüfen). Erschwerend für die Abnutzung“ unterliegt – zugeordnet werden, wurden vom VerwaltungsArgumentation gegenüber der Behörde zeigt sich der Umstand, dass gerichtshof mit obigen einschränkenden Konsequenzen belegt. ein objektiver Kaufpreis oftmals nicht ermittelbar ist; es muss auf Demgegenüber ist eine Gewinnreduktion über die Anmietung von die Sachverständigenmeinung zurückgegriffen werden. Kunstwerken grundsätzlich möglich, sofern die Gegenstände zur AusEine Anmerkung für Privatpersonen: Veräußert die Privatperson einen stattung ausschließlich betrieblich oder beruflich genutzter RäumlichKunstgegenstand, liegt ein steuerlich nicht relevanter Verkaufskeiten bestimmt sind. Die Kunstmiete entwickelte sich daher in den vorgang von Privatvermögen vor. Beträgt die Zeitspanne zwischen letzten Jahren zu einem beliebten Instrument im Rahmen der SteuerAnkauf und Verkauf weniger als ein Jahr wird die Privatveräußerung gestaltung. Allerdings dürfen Mietentgelt bzw. Leasingrate lediglich zu einem steuerpflichtigen Spekulationsgeschäft. Vom Gelegenheitsein Entgelt für die bloße Nutzungsüberlassung darstellen. Überhöhte verkauf ferner zu unterscheiden sind mehrere aufeinander folgende Zahlungen werden als verdeckte Kaufpreisraten angesehen und die ZuVerkaufsgeschäfte, die aufgrund des Nachhaltigkeitselements wierechnung des Kunstgegenstandes erfolgt zum Mieter oder Leasingnehderum eine betriebliche und somit steuerpflichtige Tätigkeit nach mer. Das Anmietungsmodell wird zum Ankauf des Kunstwerkes umsich ziehen können. Die Vermietung von Kunstgegenständen aus eigedeutet; das Nutzungsentgelt darf – wie oben ausgeführt – steuerlich nem Privatvermögen bewirken jedenfalls steuerpflichtige Einkünfte nicht gewinnreduzierend berücksichtigt werden. beim Vermieter. Folgende Kriterien sprechen für ein steuerlich anzuerkennendes MietMMag. Rainer Partl

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DIE SCHAFFUNG VON EFFEKTIVEREN MÖGLICHKEITEN ZUR VERWERTUNG VON UNTERNEHMERISCHEN AUSGABEN FÜR KUNSTWERKE UND GEBRAUCHSKUNST WÄREN EIN SCHRITT MEHR IN RICHTUNG VON FÖRDERUNG VON KUNST UND WISSENSCHAFT – ERKLÄRTE ZIELE BISHER JEDER ÖSTERREICHISCHEN BUNDESREGIERUNG. DAS STEUERREFORMPAKET 2015/2016 IST NUNMEHR BESCHLOSSEN. ES SIND KEINERLEI ERLEICHTERUNGEN ERKENNBAR.


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DER VERGESSENE SECESSIONIST JOSEF MARIA AUCHENTALLER (1865 - 1949), EIN SÜDTIROLER SUPERSTAR NEBEN GUSTAV KLIMT IN WIEN UM 1900.

Die Mitglieder der Secession arbeiteten für die Ausstellungen auf eigene Kosten, jeder finanziert seine Arbeiten aus der eigenen Tasche und gerade die beiden Wandfriese erfordern einen enormen zeitlichen wie auch finanziellen Aufwand. Nach der Ausstellung wird das Klimt Fries von Carl Reininghaus, einem wohlhabenden Kunstsammler angekauft, ein Jahr später abgetragen und eingelagert. Auchentallers Fries wird sofort abgenommen und entsorgt. Danach geht der Künstler „baden“ – finanziell, wie auch nach Grado, ins österreichische Küstenland. Dort hatte seine Frau Emma als Rettung aus den finanziellen Nöten und mit dem Geld ihres wohlhabenden Vaters und anderer Investoren die „Pension Fortino“ errichten lassen - in perfektem Jugendstil, an prominenter Stelle und mit ungestörtem Blick aufs Meer. Ende einer vielversprechenden Karriere, Beginn einer ganz anderen Geschichte.

Vor 150 Jahren wurde die Ringstraße in Wien eröffnet und Josef Maria Auchentaller, als zweiter Sohn einer Südtiroler Tuchhändlerfamilie in Wien geboren. Heute gewinnt die Prachtstraße ihre Pracht wieder zurück und ein wichtiger Maler taucht wieder auf. Der Künstler am Höhepunkt seiner Karriere: links sitzt Gustav Klimt auf einer Leiter und arbeitet an seinem Fries. Im rechten Seitenteil des Secessionsgebäudes steht Josef Maria Auchentaller auf einer Leiter und arbeitet an seinem Fries „Freude schöner Götterfunken“, 14 m lang, 2 m hoch, 4 m über dem Boden. Es ist Sommer 1901, die Beethovenausstellung verzögert sich andauernd. Die Arbeiten gestalten sich schwierig und umständlich. Bereits Monate stehen die beiden Künstler auf ihren Leitern, immer wieder Als Kind hatte ich in meinem Elternhaus diese dunklen, riesengroßen werden sie von anderen Ausstellungen unterbrochen, wobei die Friese Bilder gesehen - ja, gesehen aber nie „betrachtet“. Sie sind mir nicht immer mit schwarzen Tüchern verhängt werden. (Die XIV. Ausstellung besonders aufgefallen. Hin und wieder wurde darüber gesprochen: in der Wiener Secession von 15. 4. bis 15. 6. 1902 widmete sich in einer „das sind Auchentallers, von Pepi, unserem Onkel in Grado“. idealistischen Gesamtschau dem Komponisten Ludwig van Beethoven). Im Sommer fuhren wir immer für einige Wochen nach Lignano Das Ganze ist streng geheim, nur ausgewählte Mitglieder der Secesan der oberen Adria. Ich liebte den Strand und ich hasste Grado, diese sion nehmen teil. Es war eine besondere Auszeichnung für Auchenfade Stadt, wo mich meine Mutter mitschleifte, wenn sie ihre Erintaller genau gegenüber von Klimt, im rechten Seitentrakt der Secesnerungen an den Onkel Pepi, sein Fortino und die Insel Morgo aufsion, seinen im Jahr davor von einem Expertenkomitee ausgewählten frischen wollte. und ausgezeichneten Entwurf verwirklichen zu können. Alle Details Also, kein guter Start für eine Auchentaller Forschung. Es dauerte dieser Ausstellung werden aufeinander abgestimmt; man arbeitet lange, bis nach dem Tod meiner Mutter. Sie nahm ihre Erinnerungen nicht von ungefähr neben Klimt! Max Klingers überlebensgroßes mit sich, weniges war erzählt worden, ich hatte nicht viel gefragt. Monumentalwerk, der sitzende Beethoven mit entblößtem OberkörDa stand ich nun - es war 2007 - in den Räumen mit den dunklen per, teilweise aus Marmor und wertvollem Stein, war der zentrale Bildern und begann zu suchen. In Kästen, in Laden, am Dachboden, Mittelpunkt um den sich herum eine unglaubliche Farbenpracht enteinfach überall. Und plötzlich eröffnete sich mir eine ungeahnte Diwickelte. (Die Beethoven Gruppe von Max Klinger steht heute im mension. „Museum der bildenden Künste“, Leipzig, www.mdbk.de). Dieser Pepi, dieser Josef Maria, dieser mir unbekannte Großonkel Endlich, im April 1902 wird eröffnet. Für 60 Tage steht Beethoven war doch eigentlich ein Star in Wien um 1900. Da waren die Thound die Wiener Secession im Mittelpunkt der Kunstszene. Es sollte nets, also Viktor und Martha Thonet, sie hatten Auchentaller gedie wichtigste, bedeutendste und finanziell erfolgreichste Ausstelsammelt und waren mit ihm und seiner Familie sehr befreundet. lung der Künstlergruppe werden. Eintritt 1 Krone (rund 5 Euro), Viktor leitete eine der fünf großen Fabriken des Möbelimperiums knapp 60.000 Besucher. in Bystritz, Mähren. Und die Auchentallers waren dort oft zu Gast,


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so steht es im Gästebuch. Und da hing auch ein Porträt von Martha Thonet an der Wand, natürlich von Auchentaller gemalt, 1912. Eines seiner besten Werke. Gustav Klimt hatte auch andauernd Industriellengattinnen gemalt und dabei gut verdient. Dass die Auchentallers mit den Mayreders befreundet waren, fand ich toll. Mayreder? Ja, die Rosa Mayreder war die erste Frauenrechtlerin in der Monarchie. Ihr Mann Karl hatte, als Leiter des Stadtbauamtes, den Bau der Secession beim Naschmarkt ermöglicht und sein Bruder Julius, als Architekt, das Fortino in Grado geplant. Und außerdem ging auch Rudolf Steiner (1861 - 1925, Begründer der Anthroposophie) bei den Mayreders ein und aus. So viel geistige Divergenz bei so einem kleinen Kreis?! Die Jahrhundertwende um 1900 war schon ziemlich intensiv. Josef Maria Auchentallers Arbeiten für seinen Schwiegervater, Georg Adam Scheid, dem Schmuckfabrikanten, stellen allerdings alles in den Schatten. Herrlichen Jugendstilschmuck aus Silber hatte er entworfen und mit Email in den unglaublichsten Farbschattierungen verziert. Dann gestaltete er, 1899, das berühmte Musikzimmer in 3 der Villa Scheid, heute die Südkoreanische Botschaft in der Gregor Mendelstraße im Cottage von Wien. Ein ganzer Raum nur der „Pastorale“, der 6. Symphonie Beethovens, gewidmet. Die Sätze der Musikkomposition transformieren sich in eine subtile Farbkomposition, tanzende Elfen des Waldes und ländliches Volk feiernd unterm Baum, dann Donner und Sturm und erlösendes Vesperläuten. Klavier, Glasfenster, Beleuchtung, alles war aufeinander abgestimmt, das Credo des Gesamtkunstwerkes auf seinem Höhepunkt. Und vor diesen Bildern stand ich, ahnungslos – allerdings nicht lange! Bald aber brachten meine Recherchen Früchte und ich konnte mit Primärmaterial aufwarten. Das Museum von Gorizia, die Familie Auchentaller aus Südtirol und das Leopold Museum in Wien planten mit mir zusammen ab 2008 die größte Josef Maria Auchentaller Wanderausstellung und Retrospektive all seiner Werke: in Gorizia, in Bozen und in Wien. Damit war der so früh nach Grado ausgewanderte Künstler wieder aufgetaucht. Seine kunsthistorische Wiederentdeckung war gelungen, sein Schmuck wurde 2010 im Leopold Museum ausgestellt und jetzt, bis November dieses Jahres in Grado. 150 Jahre nach der Geburt dieses großen Künstlers wird sein Werk als wertvoller Beitrag zur Kunst und Kultur Wiens um 1900 langsam anerkannt.

INFO & CONTACT Andreas Maleta, geb. 1951, studierte in Wien und Indien, später war er Journalist, Auslandskorrespondent im Nahen Osten und Dokumentarfilmer. Sein Interesse an Auchentallers Werk beginnt rein zufällig, aus journalistischer Neugier. Daraus entwickelt sich ein großes persönliches Engagement und detaillierte Kenntnis über das Gesamtkunstwerk Auchentallers und sein vielfältiges Umfeld in Wien um 1900. In den letzten Jahren trat er bei allen Ausstellungen als Leihgeber und/oder Verfasser von Katalogbeiträgen auf. Er hält Multimediapräsentationen über den Künstler, arbeitet an einem poetischen Film über das Leben des Malers und gründete 2014 die „Galerie punkt12“ in Wien. www.auchentaller-art.com, www.punkt12.gallery

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J.M. Auchentaller in der Secession vor Klimt’s „Medizin“, 1901 J.M. Auchentaller, Fabrik Scheid in Budapest, um 1903, Öl auf Leinwand, 75 x 92, Sammlung Victor & Martha Thonet, Galerie punkt12, Wien J.M. Auchentaller, Elfe am Bach (für das Musikzimmer Scheid), 1898-99, Öl auf Leinwand, 175 x 73, Sammlung Victor & Martha Thonet, Galerie punkt12, Wien 4 J.M. Auchentaller, Elfenreigen (für das Musikzimmer Scheid), 1898-99, Öl auf Leinwand, 229 x 185, Sammlung Victor & Martha Thonet, Galerie punkt12, Wien 5 Das Musikzimmer in der Villa Scheid in Wien, Reproduktion aus „Ver Sacrum“, IV. Heft 8, 1901 6 Andreas Maleta im Museum von Gorizia, Italien, 2008 7 J.M. Auchentaller für Georg Adam Scheid, Anhänger, Silber vergoldet, Achat, um 1900, 4 x 2.5, Galerie punklt12, Wien

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Ernst Müller wurde 1951 in Schlanders, im Vinschgau, in Südtirol geboren und ist seiner Heimat immer sehr verbunden geblieben. Seine zehn Geschwister und er wurden den Sommer über auf Bergbauernhöfe geschickt, um zu arbeiten. In diesen langen Sommermonaten begriff Müller wohl zum ersten Mal, was Heimweh bedeutet. Und dieses Heimweh kommt in seinen Bildern immer wieder zum Ausdruck. Schon im jugendlichen Alter offenbarte sich sein außergewöhnliches malerisches Talent, das er dank der Hilfe eines älteren Nachbarn, der ihm seine Ölfarben zur Verfügung stellte, mit Wissensdurst, unermüdlichem Fleiß und eisernem Willen – ganz auf sich alleine gestellt - akribisch förderte. Mit 14 Jahren malte er bereits beachtliche Landschaften. Ernst Müller entzog sich allen fremden Einflüssen, das heißt allen Stilrichtungen und Techniken. Nie ließ er sich von anderen Künstlern leiten. Er verwirklichte immer nur seine persönlichen Intentionen und Visionen. Stets blieb und bleibt er sich treu. Malen ist für ihn nicht nur Berufung, sondern Passion, und er wird nach seinen eigenen Worten bis zum letzten Atemzug malen, vorausgesetzt Gott schenkt ihm lange Gesundheit. Die Mehrzahl seiner Landschaften spiegelt seine geliebte Heimat, den Vinschgau, und das bäuerliche Ambiente wider. Sie sind heute schon Zeitdokumente von kulturhistorischer Bedeutung, da viele Häuser und Gehöfte entweder völlig verfallen oder nicht mehr vorhanden sind und auf diese Weise in den Gemälden Müllers weiter existieren. Neben heimatlichen Landschaften entstanden Griechenlandserien, südliche Küstenstreifen, Holzschnitte und Bühnenbilder gigantischen Ausmaßes. Mit einem äußeren und einem inneren Auge sieht der Künstler die Landschaft und es gelingt ihm, das Lebendige, Majestätische und Einmalige der Schöpfung in seine Werke zu transponieren und festzuhalten. Da fast alles Figürliche vermieden wird, verstärkt sich das Heroische der Landschaft, der Blick auf die Natur wird nicht abgelenkt. Müller lässt das Psychische, ich nenne es seine vierte Dimension, in das Bildhafte herein, was zu einer Verschmelzung zwischen Gesehenem und Gefühltem führt, den Bildern Leben einhaucht und seine Werke an Ausstrahlung und Dynamik einzigartig macht.

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Auf den unterschiedlichsten Formaten spannt Müller eine perfekte Brücke zwischen architektonischen Bauten und pulsierender Landschaft. Seine Bilder vibrieren, sie strotzen vor Kraft und manche Exponate finden selbst am Bildrand keinen Halt. Sie drohen auch noch den Raum außerhalb des Rahmens für sich zu beanspruchen. Die Leuchtkraft der Farben – Ernst Müller verwendet nur die besten Farben mit den reinsten Pigmenten – hypnotisiert den Betrachter, der Mühe hat zu verstehen, dass die Farben, durch keine künstliche Lichtquelle gespeist, zum Glühen gebracht werden. Die spannungsgeladenen Farbmelodien vereinigen und verdichten sich zu einer betörenden Natursinfonie. Auch die genialen Hell-Dunkel-Kontraste in Verbindung mit dem virtuos applizierten, pastosen Farbauftrag mit unterschiedlichen Palettmessern verstärken die Plastizität der Motive. Ernst Müllers Überzeugung ist: „Kunst entsteht im Betrachten“.

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INFO & CONTACT Die Autorin Isabelle Mereb erwarb nach dem Studium der Kunstgeschichte, Romanistik und Ägyptologie den Auktionator. Seit über einer Dekade arbeitet sie selbstständig für diverse Galerien, Auktionshäuser, Stiftungen und ist als Kuratorin für MilionArt tätig. Mehr Information zum Künstler: www.muellerernst.com

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1 „GANDHOF TAUFERS IM MÜNSTER“ 2014, Öl auf Leinwand, 100 x 150 x 4cm 2 „GEISLERSPITZEN“ in SÜDTIROL, 2015, 66 x 120 x 4 cm 3 „HOF IM WIPPTAL“ , 2014, 83 x 193 x 4 cm 4 Isabelle Mereb, Kuratorin


ireth MENSCHENB UND KOPFAR ILDER BEITEN MARG Elisabeth Ma

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OT STÖCKL

Das früh ausgeprägte Interesse, Werkder eigentlichen Porträtkunst, die den Eindruck einer personalen Gegenzeug und Werkmaterialien des elterliwärtigkeit evoziert, lenkt von der Wiedergabe des reinen Vorbildes ab, chen Tischlereibetriebes mit altersgemäwobei sie auf ihrem Weg zu einer neu gewonnenen Freiheit der bildnerißem Spielzeug zu tauschen bestimmten, schen Mittel findet, die es ihr ermöglicht, ein modernes, gleichzeitig ein neben Begabung, Freude, Kreativität allgemein gültigeres Bild vom Menschen zu zeichnen. Der eingeschlazeigen zu können, den später eingeschlagene Weg ermöglicht es ihr Eindrücke ihres täglichen Umfeldes genauso genen Weg, in Innsbruck an der Höheren wie jene ihrer weiten Reisen bildhaft zu machen. Technischen Lehranstalt die TischlerlehIm Bewusstsein, vor allem im Ausloten aller Möglichkeiten des Grundre zu absolvieren. Im Abseits des dörfliwerkstoffes TON – alternierend verwendet sie auch PLASTILIN – gelingt chen Lebens in ihrer Heimat im Zillertal es Margot Stöckl im abwechslungsreichen Arbeiten durch Material Aufgelang es Margot Stöckl, Möglichkeiund Abbau, dem anfänglich fügigen Medium, Ausdrucksenergien beeinten einer künstlerischen Weiterbildung druckenden Ausmaßes abzuringen und aufzuerlegen. auszuloten und sich mit zeitgemäßen Der Freude am Gestalten werden durch die „KOPFARBEIT“ d.h. durch gegebenenfalls auch mit tradierten Tenihre klare konzeptionelle Denkarbeit gewisse Schranken auferlegt. Jedem denzen der Kunst und ihrer Geschichte noch so kleinen Detail – sei es geistiger, technischer wie künstlerischer Natur – wird volle Aufmerksamkeit gezollt, Elemente bedingen sich geauseinanderzusetzen. In und mit ihrer(en) „KOPFARBEIT(EN)“ genseitig und steigern sich zu einem vollkommenen Ganzen. In den Arbeiten, in denen sie sich mit der menschlichen Gestalt in ihrer Gesamtheit – so bezeichnet sie selbst den eigenen unmittelbaren Zugang zu IHREM künstauseinander setzt und sich thematisch und motivisch unterschiedlichsten lerischen Schaffen – bewegt sich die Vorwürfen stellt, ist diesem Kunstwollen besondere Aufmerksamkeit geKünstlerin auf einem sehr speziellen schenkt. Der klar strukturierte Aufbau, das sich stets wiederholende und Terrain bildhauerischen Schaffens. Der ausgewogene Spiel zwischen Linie und Fläche, Bewegung und ZurückFokus in der plastischen Gestaltung ist haltung, hauchen ihren Arbeiten Leben ein. unmissverständlich auf die menschliche Mit der intensiven geistig-philosophischen Auseinandersetzung, die beFigur gerichtet, wobei ein auffallend stimmte Themen fordern, gelingt es ihr, dem Anforderungsprofil und konsequent praktizierter Sicht- und Geder hohen Erwartungshaltung ihrer Auftraggeber zu entsprechen. Mit staltungswillen Richtung „MENSCHLIkonsequent eingesetzten, oft verklausulierten Stilmitteln, versucht sie dem Thema gerecht zu werden, setzt mit wohl bedachten Bildtiteln CHEM KOPF“ zu konstatieren ist. Im Aufeinandertreffen unterschiedlicher Denkanstöße und baut Brücken zwischen sich und dem Betrachter, Positionen beweist sie viel Gespür für dabei stets darauf bedacht, der Interpretation genügend Freiraum zu lassen. feinsinnige, ausdrucksstarke Gestaltungsweisen, die sie in der Kombination mit tendenziell witzigen bis völlig INFO & CONTACT ungewohnten, aus ihrem eigentlichen Zur Autorin Elisabeth Maireth: Studium der Kunstgeschichte in Aufgabenbereich requirierten Beigaben Innsbruck. Philosophische Dissertation über die Geschichte der und Attributen, zu faszinierender EigenTiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt – und deren Mosaike willigkeit steigern vermag, die sich auch im Stadtgebiet von Innsbruck. Kurzzeitige Mitarbeit am in den Bildtiteln wie „Der Aggressor“, Tiroler Kunstkataster. Als Ausstellungskuratorin und Autorin „Der Alchemist“, „Erntedank“, „Irokevon Kunstmonografien und zahlreichen kunstpublizistischen se“ u.a.m. widerspiegeln. Beiträgen u.a. für Ausstellungskataloge tätig. Der Gang durch die Reihe ihrer „PersönMehr Informationen zur Künstlerin: lichkeiten“ fordert dem Betrachter viel Konzentration und Schaulust ab, www.margot-stoeckl.at um den Charakteren ihrer „Menschentypen“, die mit einer sehr individuellen, von höchster Kreativität getragenen Ausdruckskraft ausgestattet 1 Der Fahnenträger, 2006, Aluminium sind, nachspüren zu können. Ihre meist in Aluminium – alternativ auch in und Bronze, 38 cm Bronze - gegossenen Köpfe bestechen durch eine eigenständige Bildspra2 Der Alchemist, 2007, Aluminium und Messing, 52 cm che, deren Vokabular auf die Einbeziehung und Kombination von Linien 3 Der Denker, 2008, Bronze, 30 cm 4 Elisabeth Maireth und Flächen, Graten und Höhlungen aufgebaut ist. Im eher ungewöhnlichen Medium des Aluminiums hat Margot Stöckl jenes Material gefunden, das für sie und ihre Gestaltungsweise die bestmöglichen Voraussetzungen für eine lebendige Bildpräsenz schafft. Sich der Werkstoff-Immanenz der Materialien stets bewusst, kalkuliert sie die Möglichkeiten eines sich verändernden Licht-Schattenspiels in ihre Konzepte mit ein, das spontan an ein dem Landschaftsbild ähnelndes Phänomen erinnert. Das Naturvorbild nie gänzlich außer Acht gelassen, scheint sie mit einem fast impulsiv-gestisch wirkenden Formaufbau, der manchmal auch den Eindruck einer suggestiv herbeigesehnten Übersteigerung hervorruft, zu 4 Bildaussagen besonderer Qualität zu gelangen. Die bewusste Abkehr von


IL SORRISO DELLA RAGI ONE ORLANDO D

ONADI

Andrea Rudatis

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L‘arte di Orlando Donadi è metafisica e, a patto d’intendere correttamente il concetto, quest’affermazione può senz‘altro essere considerata corretta. Il termine “metafisica”, infatti, parlando di Donadi, va inteso con quell’alto senso di ricerca della verità o, per meglio dire, dell’Essere in senso assoluto che la parola ha finito con l’acquisire nella tradizione filosofica occidentale. Ancora più precisamente, osservando le opere di Donadi, viene in mente l’intuizione heideggeriana dell’uomo come “pastore dell’Essere”, di un’esistenza autentica vissuta attendendo un’epifania della realtà, considerata come base per la Verità, in quel rovesciamento di rapporto che costituisce l’approdo maturo della filosofia di Heidegger stesso. La pittura di Donadi sembra rappresentare proprio questo. L’analisi dell’esistenza dell’uomo gli fornisce alcuni suggerimenti per cercare di cogliere elementi archetipi, rapporti ontologici, condizioni dell’esperienza. Forse per questo, nei quadri di Donadi si osservano così spesso le maschere e gli specchi, segni di una realtà che si vela (ma può essere svelata... anche se, con una certa frequenza, al di sotto emergono altre maschere: a volte, l‘inseguimento dell‘Essere è senza fine...) e che può essere osservata diretta-mente solo attraverso un rimando, che si rivolge allo spazio, al tempo o (e forse è la stessa cosa) all’intimo dell‘uomo. La pittura di Donadi mostra una via personale, 2 percorsa per rivelare qualche aspetto della realtà, una via che la perfetta padronanza dei linguaggi pittorici rende universale nella sua comunicabilità. Kant parlerebbe, in questo caso, di un giudizio riflettente. Se l’arte si misura dalla capacità di creare questo tipo di espressioni di pensiero nel fruitore, allora le opere di Donadi sono per certo una grande espressione artistica. Artistica, si diceva, non in senso lato: l’aspetto metafisico del tentativo di esprimere un senso a quella che è la vita, è il tratto dominante dell’intenzione comunicativa di Donadi. Si tratta, però, di una metafisica che rimanda più al Sant‘Agostino delle Confessioni che al Tommaso d’Aquino della Summa theologiae. Lo scopo di Donadi, infatti, non è quello di sistematizzare un nucleo di conoscenze o di verità, ma di aprirsi a quanto ci viene suggerito dall’esterno. Il suo percorso creativo non nasce da connessioni necessarie, ma dalla meraviglia del quotidiano, dal dettaglio forse rivelatore. La sua arte si sviluppa dall’osservazione di un fiore, di un angolo poco noto di una città che lo affascina o dall’apparizione, in un angolo noto, di un’immagine quotidiana, normale, trasfigurata in arte dalla sua attività creativa. L’amore per il dettaglio, la ricchezza di composizione e di linee che caratterizzano le sue opere sono come un dito che indica la varietà infinita del reale, la passione dell’autore per l’esplorazione, il suo desiderio di condivisione della ricerca. Ecco una delle linee che spiega la profonda carica emotiva 3 nelle opere di Donadi: l’intimo desiderio di comunicare, la serenità che nasce dalla comprensione della propria intenzione e dalla fiducia nella capacità di realizzarla. Donadi rappresenta un raro (perlomeno nell’immaginario comune) caso di INFO & CONTACT filosofo sorridente. Richiama alla mente i ritratti di Voltaire e il suo sorriso Nato nel 1943 a Treviso, Donadi ha alle spalle una lunga e della ragione... ma, nella fattispecie, non è la ragione che sorride: la sua importante carriera. Interessatosi alle possibilità espressive visione dell’uomo e dell’artista è più olistica e più chiaramente solidale con della pittura, della grafica e della scultura, è in grado di pregli altri, di quanto non sia la concezione dell’Illuminismo. Nell’opera di sentare la sua prima mostra personale già nel 1965. Da allora, Donadi traspare una simpatia nei confronti dell’Altro, un’insaziata curiosità un’incessante e metodica attività artistica, accompagnata da che lo spinge a cercare una relazione, ponendosi di fronte allo spettatore viaggi in Europa, Africa e America, segna la sua continua manon come un maestro, ma come un testimone. In questo senso, la sua arte turazione di pittore. appare quasi maieutica, come avrebbe potuto essere un Socrate se fosse www.orlandodonadi.com stato allievo e non maestro di Platone. Il sorriso di Donadi può essere a volte beffardo, ma è sempre seguito da un ammiccare che affratella. Voltaire 1 “La nave dei folli” Tempere all‘uovo su tavola, 125 x 125 cm sosteneva il valore della tolleranza, Donadi sembra andare oltre e parlare 2 “L‘attesa”, Tempere all‘uovo su tavola, 100 x 150 cm di condivisione. Un autore profondo, che unisce capacità tecnica e vena 3 “Leda e il cigno”, Tempera all‘uovo su tavola, 90 x 125 cm espressiva originale. Se scrivesse, forse lo ricorderemmo nei libri di filosofia.

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THE THINGS

FRED HÜNIN

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Der bislang im deutschsprachigen Raum wohl nur einer Handvoll Insidern bekannte Berliner Fotokünstler Fred Hüning, stellte schon in so hehren Kunsttempeln, wie der Londoner Photographers Gallery oder dem MoCP Chicago - zusammen mit etablierten Größen der Kunstwelt wie Elina Brotherus, Elinor Carucci oder Leigh Ledare aus. Seine 5 Monografien wurden von einem namhaften Fotokunstbuchverlag neben Stars wie Thomas Hoepker, Michael Wolf oder Gerry Badger verlegt. Nicht nur wir finden, dass dieser Künstler eine Entdeckung wert ist, sondern auch andere Stimmen der Kunstszene, wie die nachfolgenden Zitate beweisen:

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Susan Bright, Curator and Writer, in Home Truths: Photography and Motherhood, ART/BOOKS London, Oktober 2013: The series is a rare glimpse into a family’s life and their relationship with photography in order to capture things that are not usually made public. The journey that the books reveal – of the intensity of the cycles of birth and death - resonates way beyond the personal to be something universal. The Telegraph - „Inspirational photography books for 2014 - Ten photography books exploring personal journeys to inspire you in the new year“, London, Dezember 2013: One Circle is in fact the complete narrative of Hüning’s trilogy previously published individually in small editions. The first chapter Einer (One) concerns death, the pain and strife required to overcome the loss of a loved one, a stillborn baby. In Zwei (Two) a couple learn about each other, rediscovering love, happiness and sex. A man succumbs to his partner’s desire to become a mother again, leading to the third book, Drei (Three). This chapter reveals an idyllic childhood, the magical world of a child unearthing life and illuminating those around him. With non-linear photographs of his own family Hüning managed to tell perhaps not a personal but a universal tale of parenthood.

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Fotohistoriker Enno Kaufhold in PHOTONEWS 11/07:

 Die Farbserie einer von Fred Hüning kommt einem Essay gleich. ... Er erzählt in mehr oder minder konkreten Bildern von der Angst seiner Lebensgefährtin, noch einmal eine Totgeburt zu erleben. Kreatürlichkeit schlechthin ist sein Thema, das Nachdenken über den nur schmalen Grat zwischen Leben und Tod. So folgt er in Bildern, die unmittelbar Assoziationen evozieren, Aspekten der Partnerschaft wie der Erotik, zeigt Tierkadaver, die als Sinnbilder der Sterblichkeit gesehen werden können, um zum Ende von der schmerzhaften, aber glücklichen Geburt eines gesunden Kindes zu berichten. Es ist die Ambivalenz seiner Bilder, die berührt und nachdenklich macht. Petra Schröck, Kuratorin Brotfabrik Galerie Berlin: Angesichts der allgegenwärtigen medialen Transparenz von scheinbarer Privatheit setzen Hünings Bilder und Publikationen symbolhafte und poetische Augenblicke von subtiler Intimität ohne künstliche Effekte. Berührend schmerzvoll und berührend schön.

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1 untitled (Couch II), 2009, from the book one circle, Peperoni Books 2 untitled (Arms), 2009, from the book one circle, Peperoni Books 3 untitled (Adelaide), 2013, from the series „Lonely Hotel Bogota“ 4 untitled (Mother and Child), 2007, from the book one circle, Peperoni Books 5 untitled (Bathtub II), 2011, from the book one circle, Peperoni Books

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INFO & CONTACT Fred Hüning’s (born 1966, Germany) work has been shown at photography festivals in Leipzig, Lodz, Kaunas and Arles. Exhibitions include Gallery Brotfabrik, Berlin (2011); Museum Dieselkraftwerk, Cottbus (2011) and Art Museum Wuhan, China (2009). Awards include the Art Prize for Photography from the Lotto-Foundation Berlin-Brandenburg (2007). 2013 his monograph “one circle” was published by Peperoni Books. He was part of “Home Truth: Photography and Motherhood”, curated by Susan Bright, shown at the Photographers´Gallery London, MoCP Chicago and Belfast Exposed. www.fredhuening.de


WELCOME TO THE EXCLUSIVE SIDE OF

IFE…

G R A N D H OT E L L I E N Z , FA N N Y-W I B M E R- P E D I T S T R A S S E 2, A - 9900 L I E N Z - T I R O L - Ö S T E R R E I C H T E L .: +43 ( 0 ) 4852/64070, I N F O @ G R A N D H OT E L - L I E N Z . C O M , W W W. G R A N D H OT E L - L I E N Z . C O M


13 FRAGEN A

N JULIA BLA

Wo ich mich zuhause fühle ...

Am liebsten arbeite ich ...

in einer zwischenmenschlich entspannten Atmosphäre, mit einem vertrauten und eingespielten Fototeam.

Meine Fotografie ist Ausdruck von ...

den Bilderwelten in meinem Kopf.

Das perfekte Foto muss ...

eine Verbindung zum Betrachter herstellen.

Das Besondere an meinem Stil ist ...

das Spiel mit Licht, Purheit, Zeitlosigkeit und Irritation.

Meine Vorbilder sind ...

Kunst ist für mich ...

Mein nächstes großes Ziel ist ... Glücksmomente sind für mich ...

dass ich ein großes Einfühlungsvermögen habe und begeisterungsfähig sowie offen für eigenwillige Ideen bin.

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Unehrlichkeit, Arroganz, Ignoranz und Oberflächlichkeit.

der Ursprung jeglicher Kreativität.

meine erste Fotoausstellung.

Zeit mit meiner Familie und guten Freunden zu verbringen, Kunstwerke in Form von gelungenen Fotos, Gelassenheit zu erleben, Urlaub im Kopf.

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INFO & CONTACT based in Stuttgart, germany, freelancer since 2004, digital workflow, specialized in beauty, fashion, people www.juliablank.com

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ich bewundere die Arbeiten von Henri Cartier-Bresson.

eine niemals endende wundervolle Inspirationsquelle.

Meine Freunde sagen über mich ...

Inspiration ist für mich ...

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bei meiner Familie. die Fotografie und die besonderen Zwischenmomente, die sich dabei ergeben.

Ich brenne für ...

Was ich nicht ausstehen kann ...

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SPRING AWAKENING Fotografie: Julia Blank Model: Laura @ placemodels Makeup/Hair: Suzana Santalab Styling: Irmela Schwengler ARTIFACIAL Fotografie: Julia Blank Model: Jessica @ brodybookings Makeup-Artist: Sabine Nania Post Produktion: Irma Retouche 3 LUMART Fotografie: Julia Blank Model: Jula @ brodybookings Makeup/Hair: Sabine Nania

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DIE MARKE A RT INNSBRU CK AUF EXPANS IONSKURS JOHA NNA PENZ

VOR DEM ZWANZIGJÄHRIGEN JUBILÄUM DER ART INNSBRUCK IM JÄNNER 2016 WILL ES MESSEGRÜNDERIN JOHANNA PENZ NOCH EINMAL WISSEN. MILIONART LIESS GEMEINSAM MIT IHR DIE AUFREGENDEN ANFÄNGE UND VIELSCHICHTIGEN ERFAHRUNGEN MIT IHREM ERFOLGSPROJEKT REVUE PASSIEREN. Vor zwanzig Jahren setzten sich zwei geeichte Business-Menschen in den Kopf, eine internationale Kunstmesse in Innsbruck zu gründen. „Nachdem wir damals schon ziemlich „kunst-verrückt“ waren, und es hierzulande ja nur die klassischen alteingesessenen Galeriestrukturen gab, war uns schon bald klar, wohin die Reise konsequenterweise gehen musste“ so Johanna Penz, die dieses anfänglich durchaus verwegene Projekt ART Innsbruck schon bald ganz allein managen sollte. Sie waren jung, motiviert, engagiert und sicher auch etwas blauäugig. Was nichts daran hinderte, dass die damalige Vision mittlerweile längst Realität geworden ist. „ART Innsbruck ist jetzt fast zwanzig Jahre alt, also bei Gott kein Start-up mehr, auch wenn es manche noch gerne so sehen würden. Denn dann könnte ich ja immer noch scheitern“ meint Penz und lächelt gelassen. Schon die allererste ART Innsbruck im Jahr 1997, damals noch „editions of Art“, weil vorerst mit limitierten Editionen und Multiples der Boden bereitet werden sollte, wurde regelrecht überrannt. Penz hatte mit Ihrem damals kalkuliert niederschwelligen Ansatz „Kunst für Liebhaber und Sammler“ offensichtlich einen Nerv getroffen und die ART zu einem sozialen Ereignis gemacht. In dem Punkt war die Messe ihrer Zeit ganz klar voraus. Ob sie dieses Projekt mit den heutigen Erfahrungswerten noch mal wagen würde? „Was für eine Frage. Natürlich. Und wahrscheinlich sogar noch rotziger und frecher als damals.“ Wie bei jedem Projekt, das sich über 20 Jahre erstreckt, gab es natürlich auch hier Höhen und Tiefen. Aber letztlich sei es ihr Lebensprojekt. Und von notorischen Kleingeistern dürfe man sich ohnehin nicht einbremsen lassen.

90 Galerien aus 10 Nationen - zeitgenössische Kunst & Antiquitäten des 19., 20. und 21. Jhdts. – Bilder/Gemälde, Originalgraphik, Skulpturen, Fotografie, Neue Medien, antike Möbel und weitere Kostbarkeiten. Hochkarätige Sonderschau! office@art-innsbruck.com • www.art-innsbruck.com

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INFO & CONTACT 20. Jubiläum! ART Innsbruck internationale Messe für zeitgenössische Kunst & Antiquitäten 28. – 31. Jänner 2016 Do. – Sa.: 11 – 19 Uhr, So.: 11 – 17 Uhr Messe Innsbruck, Haupthalle A

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Stolz kann Johanna Penz auf die stetige Entwicklung der ART Innsbruck definitiv sein: Mit dem Wechsel in die Haupthalle und der Programmergänzung durch hochkarätige Antiquitäten hat die ART Innsbruck ihr Jubiläum in gewisser Weise schon vorgefeiert. In diesem Jahr wollte Penz auch ein kraftvolles Zeichen für den Relaunch und die Weiterentwicklung der Marke ART Innsbruck setzen. Denn ab dem Jubiläumsjahr 2016 wird es eine zweite ART Innsbruck geben, also eine große ART-Messe im Jänner und ergänzend dazu die kompakte ART-Complementary-Messe im Herbst. „Ich bin weder ART- noch messemüde. Die Kunstmesse soll im Gegenteil noch weiterwachsen, auch über Innsbruck hinaus“ so Penz. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen noch etliche ART-Töchter im In- und Ausland initiiert werden, was ihr der erfolgreichen Entwicklung in den letzten 20 Jahren nach zu urteilen auch zweifellos gelingen wird.

Bilder: © Die Fotografen

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Die ganz persönlichen Highlights sind für die Messegründerin alle Jahre wieder die faszinierenden Sonderschauen, ob nun von Le Corbusier, Bacon, Nitsch oder Warhol, zumal sie jedes Mal aufs Neue aus dem Nichts entstehen: „Genau so soll es sein“, sagt sie selbstbewusst und meint weiter: „Es wäre mir ein Gräuel, wenn ich am letzten Messetag schon wüsste, was wir bei der nächsten ART zeigen werden.“


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1 Autorin Dagmar Neubronner, www.genius-verlag.de 2 Russell illustrierte auch seine naturwissenschaftlichen Werke selbst (Geheimnis des Lichtes). Er stellte der allgegenwärtigen Polarität unseres „sexuellen Universums“ die all-eine Quelle jenseits jeder Dualität gegenüber. 3 Das kosmische Pendel: Russell sah im ausgewogenen rhythmischen Austausch gleichwertiger, entgegengesetzer Pole das sexuelle Grundprinzip des materiellen Universums. 4 Walter Russell mit seiner Büste seines Freundes Mark Twain weltberühmter Autor von Huckleberry Finn. 5 Russells Porträt des US-Präsidenten Theodor D. Roosevelt. 6 Darstellung der Vier Freiheiten: Freiheit der Rede, der Religion, Freiheit von Angst und Mangel. 7 Universalgenie Walter Russell, 1871-1963

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Walter Russell (1871-1963) wurde zu seiner Zeit als der „neue Leonardo da Vinci“ und „vielseitigster Mann Amerikas“ bezeichnet. Russell erwarb sich nicht nur hohe Anerkennung als Physiker und Philosoph, sondern schuf bedeutende Werke auch in den Bereichen Musik, Literatur, Bildhauerei, Malerei, Architektur. An seinem faszinierenden Leben wird deutlich, was ein Mensch leisten kann, der sich seiner umfassenden Schöpferkraft nicht nur theoretisch bewusst ist, sondern dieses Wissen konkret in die Tat umsetzt. KURZE KINDHEIT Walter Russell wurde am 19. Mai 1871 in Boston, Massachusetts geboren. Er besuchte die Dorfschule nur bis zu seinem zehnten Lebensjahr und wurde dann aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in seiner Familie zum Arbeiten geschickt. Er musizierte von früher Kindheit an und verdiente bereits mit dreizehn Jahren genug Geld als Organist, um die Kunstschule zu besuchen. Von diesem Zeitpunkt an hat Walter Russell sich Lebensunterhalt und weitere Ausbildungen selbst finanziert. DER ILLUSTRATOR, PORTRÄTMALER UND ARCHITEKT Von 1897 bis 1898 war Russell Art Director bei der renommierten amerikanischen Zeitschrift Collier’s Weekly und wurde dann während des Spanisch-Amerikanischen Krieges Auslandskorrespondent in Spanien für Collier’s und Century, der seine Eindrücke nicht nur in Reportagen, sondern auch in Bildern festhielt. Er wirkte als Porträtmaler für viele Prominente, und sein ganzes Leben lang schuf Walter Russell darüber hinaus leuchtende abstrakte Gemälde und künstlerisch

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gestaltete Diagramme zur Veranschaulichung seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse. Über Jahrzehnte hin entwarf, finanzierte und baute Walter Russell ab 1900 viele außergewöhnliche Gebäude vor allem in New York und Miami. DER BILDHAUER Erst mit 56 Jahren begann Russell als Bildhauer zu arbeiten. In der Folge entstanden zahlreiche Büsten und Monumente bedeutender Menschen. Berühmt ist seine Statue der Vier Freiheiten, Teil des Peace Memorials in Madison, Florida. Diese Skulptur stellt allegorisch die Freiheit von Mangel, Freiheit der Religion, Freiheit von Furcht und Freiheit der Rede dar. DER FORSCHER Seine erstmals zwischen 1926 und 1929 veröffentliche neue Kosmogonie (Lehre vom Aufbau des Universums) stellt eine radikale Abkehr von etablierten Vorstellungen dar. Erst heute wird die ganze Tragweite seiner Entdeckungen in Umrissen deutlich, wenn auch die Empfehlung des weltberühmten Erfinders Nikola Tesla, Russell solle seine Ergebnisse für tausend Jahre in einen Safe legen, bis die Menschheit dafür reif sei, sich glücklicherweise als zu pessimistisch erweist.

DER PHILOSOPH, REDNER UND AUTOR Viele Jahre lang hielt Walter Russell in ganz Amerika an Universitäten, für Firmen, vor Organisationen und Gruppen Vorträge über die kreative Lebensphilosophie, die er selbst nach dem Motto Das Genie steckt in


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LITERATUR UND WEBSITES: www.genius-verlag.de Der nach Russells Werk „Genius Inherent in Everyone“ benannte Genius Verlag macht seit 1997 das Werk des Universalgenies zugänglich. www. walter-russell.org Die umfangreiche Website der Autorin zum Thema Walter Russell. www.philosophy.org Die Homepage der von Walter und Lao Russell gegründeten Fernuniversität.

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DER NATURFORSCHER Russell besitzt die unschätzbare Fähigkeit, komplexe Sachverhalte auch aus dem Bereich von Physik und Chemie anhand einfacher Bilder und Beispiele allgemeinverständlich darzustellen (Abb. 2, Geheimnis des Lichtes). Russell verglich die Welt oft mit einem Kaleidoskop, das letztlich „nur aus drei Spiegeln und ein paar bunten Glasscherben“ besteht – die Einfachheit der Ursachen. (Abb. 3, Das Eine) Wenn wir hindurchschauen, leuchtet vor unseren Augen eine faszinierende, rhythmisch schwingende, scheinbar hochkomplexe Vielfalt von Formen auf – die Kompliziertheit der Wirkungen, die uns von der Einfachheit und Nachvollziehbarkeit der Ursachen ablenkt.

INFO & CONTACT Dipl.Biol. Dagmar Neubronner übersetzt und verlegt seit 1997 das umfangreiche Werk Walter Russells und seiner kongenialen Frau Lao (www.genius-verlag.de). Sie gilt als eine der besten Russell-Kennerinnen und steht in engem Kontakt mit der „University of Science and Philosophy“. Dagmar Neubronner wurde außerdem bekannt durch ihre publizistische Arbeit für bewusst.tv und andere freie Medien, die erfolgreiche Schulverweigerung ihrer Söhne und die Leitung der deutschsprachigen Neufeld-Ausbildung, die kindliche Entfaltung auf entwicklungspsychologischer Grundlage von innen heraus verständlich macht (www.neufeldinstitute.de). Sie bietet auf ihrem youtubeKanal Videos und Live-Veranstaltungen auch zum Thema Walter Russell an.

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jedem so erfolgreich vorlebte (Genius Verlag, ISBN 978-3980610608). In den fünfziger Jahren gab er dann seine regelmäßigen Sommerkurse zum Kurs in kosmischem Bewusstsein (Genius, ISBN 978-3-934719-088). Russell stand mit zahlreichen Geistesgrößen aus allen Bereichen von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft in Kontakt. Seine Bücher über universale Gesetzmäßigkeiten, natürliche Wissenschaft und lebendige Philosophie haben im Original und in mehreren Übersetzungen weltweite Verbreitung gefunden. In seiner Freizeit brachte Russell den Eiskunstlauf nach Amerika und ritt Araberhengste in der Hohen Schule zu – Glenn Clark schildert die beeindruckende Vielseitigkeit und Lebensfreude dieses Menschen in seiner Biographie Walter Russell – Vielfalt im Einklang (Genius, ISBN 978-3-9806106-6-7).

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Das barocke Schloss Ehrenburg mit seinen romanischen Wurzeln wurde im 12. Jahrhundert im gleichnamigen Ort Ehrenburg im Pustertal / Südtirol erbaut. Schloss Ehrenburg war das ländliche Wohnschloss der Herren von Ehrenburg, die späteren Grafen von Künigl. Sie wurden erstmals 1198 erwähnt. Sebastian Johann Georg Graf von Künigl zu Ehrenburg war, wie bereits sein Vater vor ihm, von 1695 bis 1739 Landeshauptmann und kaiserlicher Gouverneur von Tirol. Sein Bruder, Kaspar Ignaz Graf von Künigl zu Ehrenburg, war Fürstbischof des Bistums Brixen und hatte von 1702 bis 1747 die längste bekannte Amtszeit aller dortigen Bischöfe. Die Grafen Künigl vereinten zu Beginn des 18. Jahrhunderts die geistliche und weltliche Macht in Tirol, was diesem Adelsgeschlecht beste Beziehungen zum damaligen Hochadel ermöglichte. Aus dieser Zeit stammen auch sehr viele architektonische Besonderheiten, sowie Kunst- und Literaturschätze, die heute auf der Renaissanceanlage zu bewundern sind. Im Jahr 2010 wurde Schloss Ehrenburg nach über 800 Jahren Besitzerkontinuität von der Familie Künigl verkauft. EIN KULTURELLES ERBE ERWACHT AUS DEM DORNRÖSCHENSCHLAF Der neue Schlossherr ist Ingemar Gatterer, ein angesehener Unternehmer aus dem Pustertal, der uns auf Schloss Ehrenburg empfängt. Er führt uns durch die 65 eindrucksvollen Räumlichkeiten des Schlosses und zeigt seine private, geschichtsträchtige Sammlung, die weit über 200 einmalige Kunstschätze, 1400 Bücher, sowie zahlreiche Urkunden und Briefe birgt. Schon beim Betreten des Schlossgartens und des prächtigen Arkadenhofs mit seinen Granitsäulen und filigranen Kapitellen wird uns bewusst, welch - damals noch ungeschliffenes - Juwel sich Gatterer hier zu eigen gemacht hat und mit wie viel Liebe zum Detail und Sinn für Ästhetik er die Anlage renoviert hat. Während seiner Führung durch die penibel gepflegten Prunkräume und den Audienzsaal des Fürstbischofs begreifen wir, wie viel Tiroler Geschichte in diesen herrschaftlichen Mauern steckt. Seine Leidenschaft und Begeisterung zu Kunst und Geschichte und jene zu erforschen, was hinter jedem einzelnen Stück der Sammlung steckt, springt durch seine lebendigen Erzählungen förmlich auf uns über. Damals, als er Schloss Ehrenburg kauft, weiß Gatterer noch nicht, was ihn im Einzelnen erwartet, denn die Sammlung befand sich in einem Dornröschenschlaf. Gemeinsam mit Kunsthistorikern, Experten und Wissenschaftlern beginnt er, ein Archiv anzulegen und alle Urkunden, Bücher, Gemälde, Briefe und Möbel zuzuordnen und Schritt für Schritt zu restaurieren. Hier, so meint er, liege noch einiges an Arbeit vor ihm und seinem Team, da viele Gemälde noch nicht einem Künstler zugeschrieben werden konnten. Es steht jedoch fest, dass so einige Museen ihn um diesen Schatz beneiden: Gemälde von den deutschen Malern Jakob Seissenegger (1505 - 1567), Anton Raphael Mengs (1728 - 1779) und Bernhard Strigel (um 14601528), vom flämischen Maler Jacob Jordaens (1593 - 1678), dem kaiserlichen Hofmaler Martin van Meytens (1695 - 1770), sowie vom Genre- und Historienmaler Franz Defregger (1835 - 1921) und der schweizerisch-österreichischen Malerin Angelika Kauffmann (1741 1807); originale Landkarten vom Kartografen Peter Anich (1723 1766), von Kaiser Wilhelm II. signierte Bilder, sowie Briefe von Andreas Hofer. Durch die aufwendige Archivierung und Restaurierung dieser geschichtsträchtigen Sammlung erarbeitet Ingemar Gatterer mit privaten Ressourcen ein kulturelles Erbe für die nächsten Generationen. Diese Tatsache weckt unser Interesse, mehr über sei2 ne ganz persönlichen Beweggründe für dieses Vorhaben zu erfahren.

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MEHR ALS EIN UNTERNEHMER IM KLASSISCHEN SINNE Gatterer studierte Politik- und Wirtschaftswissenschaften und bekam seine Leidenschaft fürs Unternehmertum in die Wiege gelegt. Als Autounternehmer mit zahlreichen Beteiligungen hat er mit seinen 40 Jahren eine beachtliche Karriere zurückgelegt. Was ihn anspornt ist nicht DIE eine Vision, sondern der Prozess sich immer wieder auf neues Terrain zu bewegen, neue Märkte zu erschließen, um Wachstum zu fördern und damit sein Unternehmen für die Zukunft zu sichern. Er verkörpert mehr als einen Unternehmer im klassischen Sinne. Der Begriff Entrepreneur, der eine besondere Geisteshaltung beinhaltet, die hilft, außergewöhnlich gut mit Unsicherheit und Risiken umzugehen und die Fähigkeit sein Unternehmen nachhaltig auf mehreren Ebenen zum Erfolg zu führen, trifft auf Ingemar Gatterer wesentlich besser zu. Klare Ziele zu haben ist für Gatterer, als ein im Zeichen des Steinbocks Geborener, essenziell. Mit fundiertem Wissen will er nicht nur Unternehmer, sondern vor allem auch Gestalter sein. Das politische Engagement, von dem er lange Zeit sehr angetan war, hat er vorübergehend auf Eis gelegt. Er selbst findet, dass die politischen Rahmenbedingungen in Südtirol optimaler sein könnten, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell und gesellschaftlich. Als Chance für die Zukunft sieht der Entrepreneur ein weitgehend unabhängigeres Handeln Südtirols von Italien mit sinnvollerer Bürokratie und einem systematischeren Steuersystem. Die Tiroler Geschichte ist für Gatterer von Kindesbeinen an eine Herzensangelegenheit. Den Tiroler an sich beschreibt er als ehrlich, arbeitswillig, seinem Land gegenüber treu und bereit, diese Werte nach außen hin zu vertreten, um etwas zu bewegen. Als Gatterer selbst in der Grundschule mehr zur Geschichte Tirols und zum Freiheitskämpfer Andreas Hofer erfahren hat, war er begeistert davon, wie die Menschen damals für ihre Ideale eingestanden sind, wie wichtig ihnen der Schutz der Heimat und der Schutz des eigenen Volkes waren. Heute, in Zeiten der Globalisierung, sieht Gatterer es als Aufgabe eines verantwortungsvollen Unternehmers, die Kultur und Werte des eigenen Landes zu vertreten und dafür einzustehen. Mit dem Kauf von Schloss Ehrenburg hat sich der Südtiroler einen Kindheitstraum erfüllt und zugleich eine ideale Wertanlage gefunden. Dass Schloss Ehrenburg eine Kunstsammlung birgt, trug wesentlich 4 zur Kaufentscheidung bei, aber auch die Tatsache, dass Gatterer selbst sich in den Schlossmauern wohl fühlt und hier seine Leidenschaft für Kunst und Geschichte ausleben kann. Er interessiert sich vorwiegend für Kunst aus vergangenen Epochen, denn zeitgenössische Kunst reizt ihn weniger. Die Faszination an einem Kunstwerk sieht er in der detailgetreuen Darstellung und im nachvollziehbaren Mehrwert durch das wesentliche Schaffen eines Künstlers. Beim Ankauf neuer Werke verlässt sich Gatterer gerne auf seinen eigenen Instinkt, da er sich mittlerweile selbst Fachwissen angeeignet hat. Somit erweitert er seine bestehende Sammlung laufend nach höchsten Qualitätsstandards. Er hegt Interesse an Gemälden von Rubens und Canaletto, wobei es vordergründig nicht um den Preis, sondern viel mehr um die Qualität und die einwandfreie Expertise des Kunstwerks geht. DIE GIER NACH WACHSTUM BEDINGT DEN ERFOLG DER NEUEN GENERATION Ingemar Gatterer hat bisher mindestens 12 Unternehmen gekauft. Bei den Kaufverhandlungen ist für ihn die Meinung Dritter nicht ausschlaggebend und auch nicht, wie sein Gegenüber denkt. Er konzentriert sich darauf, seine eigenen Vorstellungen prägnant zum Ausdruck zu bringen und sein Ziel zu erreichen. Den Südtiroler Jungunternehmern rät Gatterer auf Basis seiner Erfahrungen, nicht zu verlernen „gierig zu sein, denn eine Erbgesellschaft kann sich leicht dazu verleiten lassen, sich auf den Lorbeeren vorheriger Generationen auszuruhen.“ Damit würde Südtirol international den Anschluss verlieren und das darf nicht passieren. Der Entrepreneur Ingemar Gatterer stellt über die Grenzen hinaus ein Vorbild für die junge Unternehmergeneration dar. Durch sein mehrdimensionales Wirken und aktives Gestalten beweist er, dass der Mut „groß“ zu denken zum Erfolg führt.

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1 Ingemar Gatterer im Schlossgarten 2 Schloss Ehrenburg bei Nacht 3 Dreistöckiger Renaissanceinnenhof – 1522 vom Architekten Luzio de Spazio erbaut 4 Sommerzimmer der Prinzessin Emma Reuss 5 Der gelbe Salon 6 Audienzsaal von Schloss Ehrenburg

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VON KUNST

UND MOTOR HELMUT MA

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Wenn man den Namen Helmut Marko hört, schießt vielen sofort eines in den Kopf: schnelle Autos. Als Motorsport-Berater von Red Bull Racing geht es bei ihm um jede hundertstel Sekunde und Arbeitstage mit zwölf Stunden sind keine Seltenheit. Doch sein Alltag hat auch eine ganz andere Seite. So ganz nebenbei gehören ihm zwei Hotels und ein Restaurant. Alle drei natürlich nur von bester Qualität, denn etwas anderes gibt es bei ihm nicht. Hier wird Zeit in einem ganz anderen Licht gesehen, denn für die Gäste nimmt man sich diese gerne. Seine Hotels sind der Ort an dem Helmut Marko auch eine seiner größten Leidenschaften offenbart: die Kunst. Denn wenn man über die Schwelle des „Schlossberghotel – Das Kunsthotel“ oder des „augarten – arthotel“ tritt, so erwartet den Gast eine der interessantesten privaten Kunstsammlungen Österreichs. Als wohne man in einem Museum. Nicht selten findet man Gäste, die die Treppen dem Aufzug vorziehen, um vor den einzelnen Wer-

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ken zu verharren und um diese zu bestaunen. Etwa 900 Werke sind den Gästen – und solche die es werden wollen – in beiden Häusern zugänglich. Ganz ohne Ticketkontrolle und Wartezeiten. Als Marko Ende der 60er Jahre nach einem persönlichen Treffen mit Hans Staudacher sein erstes Kunstwerk, ein Gemälde von diesem, erwirbt, weiß er noch nicht, dass damit der Grundstein für eine beeindruckende Sammlung gelegt wird. Seine Leidenschaft für die Kunstsammlung nimmt weiter zu. Kriterien oder Vorbilder hat er in Bezug auf seine Sammlung keine, denn: „Wenn es mich fasziniert, dann passt es. Das ist eine reine Bauchentscheidung.“

Und vor allem die moderne Kunst hat es ihm angetan: So wurde sein Interesse dafür bereits während seines Studium geweckt und es hat sich durch viele Reisen und viele Bücher weiter vertieft. Ein vielgereister Mann ist Helmut Marko ohne Frage. Gerade von diesen lässt er sich immer wieder aufs Neue inspirieren und besucht Galerien und Künstler in den verschiedensten Winkeln der Erde. Oft erwirbt er dabei ein neues Werk für sich selbst oder für eines seiner beiden Hotels in Graz. Denn für ihn war schon immer klar – Kunst sollte gesehen werden und was liegt dabei näher als sie in seinen Hotels auszustellen. Die etwa 900 Werke sind auf die insgesamt 118 Zimmer und Suiten des Schlossberghotels und des Augartenhotels verteilt und tragen zu dem ganz einzigartigen Charme der beiden Hotels bei. Und so ist, was in den 60er Jahren begann, heute – 50 Jahre später – eine Kunstsammlung der anderen Art. Hier finden sich die Highlights der Sammlung nicht versteckt hinter Panzerglas, sondern in jedem Gang, in jedem Zimmer - sogar auf den Dachterrassen und in den Fitnessräumen.

Das Schlossberghotel mitten in der Grazer Altstadt ist nur drei Gehminuten vom Rathaus entfernt und bietet eine charmante Symbiose von Tradition und Moderne. In der Lobby des Schlossberghotels trifft man auf Werke von Maria Lassnig, Max Weiler, Josef Mickl und Hermann Nitsch. Für den internationalen Touch sorgt unter anderem Frank Stella. Jedes einzelne der 61 Zimmer ist absolut einzigartig und wird mit viel Liebe zum Detail zusammengestellt. Die Möbel kommen nicht von einer standardisierten Hotellinie, sondern jedes Stück wird mit Sorgfalt ausgewählt und bei Auktionen oder Antiquitätenhändlern erstanden. Um das Ergebnis zu vollenden, wird aus unzähligen Stoffen der gesucht, der am besten den Charakter des Zimmers widerspiegelt und mit den Antiquitäten harmoniert. Nichts wird dem Zufall überlassen. Keine Kompromisse werden geschlossen. Der auf fünf Ebenen angelegte Kunstgarten, der neben einem atemberaubenden Blick auf Graz und einem Outdoor-Pool auch zahlreiche Skulpturen, unter anderem die weltgrößte Colour-Rendition Chart von Michael Schuster beinhaltet, ist ein absolutes Must-See in Graz. Auf der anderen Seite des Grazer Zentrums, nur etwa 10 Minuten vom Schlossberghotel entfernt, findet man im Augartenhotel den absoluten Kontrast hierzu. Während sich das Schlossberghotel in einem Altstadthaus aus dem 16. Jahrhundert befindet, ist im Augartenhotel, entworfen vom bekannten österreichischen Architekten Günther Domenig, dessen offene und geradlinige Architektur unverkennbar. In der lichtdurchfluteten Lobby ringen dann auch gleich Werke von großen Namen wie Martin Kippenberger, Wolfgang Hollegha und


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1 Spielberg, Helmut Marko, Carlos Sainz Jr., © Red Bull 2 Hangar-7-Sport und Talk Helmut Marko, © Red Bull 3 Penthouse im Schlossberghotel – Das Kunsthotel 4 Penthouse im Augarten – Art Hotel 5 Suite im Schlossberghotel – Das Kunsthotel 6 Pool im Augarten – Art Hotel

Franz West um die Aufmerksamkeit der Gäste. Im Freizeitbereich mit Indoor-Pool, Fitnessraum und Sauna wartet „Der Schwimmbadgrabscher“ von Isa Schmidlehner auf die besonders Motivierten. Den darf man natürlich auch ohne körperliche Ertüchtigung genießen, einfach nur wenn man die Ruhe und Entspannung sucht und findet. In jedem einzelnen der 57 Zimmer kann man Werke verschiedenster nationaler und internationaler Künstler bestaunen und so erhält jedes seine ganz eigene Persönlichkeit.

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Das Schönste daran ist jedoch: Helmut Marko wird und wird der Sammelleidenschaft nicht müde und viele seiner zahlreichen Reisen ziehen große „Umhängeaktionen“ nach sich, bei der die neuen Werke nahtlos eingefügt und bestehende Werke ausgetauscht werden. Damit wird den Zimmern und öffentlichen Bereichen der Hotels immer wieder ein ganz neues Gesicht gegeben. Ein Verkauf seiner Eroberungen kommt für Helmut Marko jedoch nicht in Frage, obwohl es an Interessenten nicht mangelt, denn die Vermögenssteigerung ist nicht der Grund für seine Sammlung. Die Sammlung erweckt auch großes öffentliches Interesse und Gemälde werden immer wieder für Ausstellungen an Museen und an Galerien verliehen. So vor einiger Zeit der „Katamaran“ an das Bank Austria Kunstforum für die Messensee Ausstellung und – ganz aktuell – die „Skyline von Tihuana“ von Hans Weigand im Rahmen der Einzelausstellung „Surfing“ ans 21er Haus – Museum für zeitgenössische Kunst in Wien. Wenn man Helmut Marko trifft, ist man sich jedoch einer Sache sicher – er sprüht auch mit über 70 Jahren noch vor Energie und denkt noch lange nicht an den Ruhestand. Gut, dass er nun ein neues Hotelprojekt in Angriff nimmt, denn der Platz in seinen bestehenden Hotels ist begrenzt. Zeit also für viele neue leere Wände, die es mit spannenden und inspirierenden Werken zu füllen gilt.

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INFO & CONTACT Helmut Marko gewann 1971 das prestigeträchtige 24Stunden-Rennen von Le Mans und startete von 1971 bis 1972 bei neun Formel-1-Rennen. Seit 2005 fungiert Marko als Motorsport-Chef beim Red Bull Racing-Team. Neben dem Motorsport ist er in Hotellerie & Gastronomie, sowie im Immobiliengewerbe tätig. Der Kunstsinn spiegelt sich in seinen beiden Grazer Hotels wider, die Gäste können dort die umfangreiche Sammlung zeitgenössischer und moderner Werke bewundern.

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Mehr Informationen: www.schlossberg-hotel.at www.augarten-hotel.at


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1 Karl Heinz Nuber – Gründer und Herausgeber 2 Urban Jürgensen – Ewiger Kalender, © Jürgen Schmidt

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Das TOURBILLON Magazin feiert 2015 das zehnjährige Bestehen und ist zwischenzeitlich selbst zu einer wertvollen Luxusmarke geworden. Karl Heinz Nuber ist der Gründer und Markenbotschafter. Er ist seit 45 Jahren weltweit der beste Kenner der Uhrenbranche und ist bekannt dafür, dass er die Dinge beim Namen nennt. Nuber hat das Ticken im Blut. In seinem Elternhaus wurden in dritter Generation Armbanduhren gesammelt. Ewige Kalender und unterschiedliche Weltzeituhren waren das Sammlungsgebiet. Auslöser für seine Uhren Laufbahn war ein guter Freund, bei dem er die meiste Zeit im Uhren-Atelier verbringen durfte. 2005 lanciert der Berater der größten Uhrensammler das TOURBILLON – das Schweizer Magazin für Uhren, Menschen, Life & Style. Stolz kann Nuber vor allem darauf sein, dass er ohne Bank und ohne Investoren, sondern nur mit Eigenkapital arbeitet. Zudem war er der erste Journalist in der Schweiz, der sich dem Thema Uhren widmete. Die Nachfrage nach außergewöhnlichen Uhren ist immer noch ungebremst, das Magazin leistet einen Beitrag dazu, dass es so bleibt. Die Leser sind bestens informiert und das Magazin häufig der Entscheidungsträger, dass die anvisierte Uhr gekauft wird. Geographisch hat sich das Geschäft in die BRICH Staaten verschoben, wobei Russland und China zurzeit schwächelt. Die großen privaten Uhrensammlungen befinden sich alle in Asien, was deshalb seit 30 Jahren zu Nubers zweiter Heimat geworden ist. Karl Heinz Nuber wählt von Anfang an mit TOURBILLON einen anderen Ansatz als viele andere Medien: „wir sind nicht käuflich und generieren unsere Inhalte alle selbst. Das ist zwar sehr zeitintensiv und kommt extrem teuer, aber unsere Leser – ausschließlich Superreiche UHNTI Ultra High Networth Individuals mit einem Haushaltseinkommen von 1,5 Mio. Schweizer Franken aufwärts, die jährlich im Durchschnitt 600‘000 Schweizer Franken in Luxusgüter investieren - wissen dies zu schätzen.“ Er bleibt somit dem anfänglichen mission statement «to show the faces behind the brand» treu und der Erfolg gibt ihm recht. Während von der Thematik ähnlich gelagerte Medien mit überdimensionalen Uhren covern, covert TOURBILLON nur mit cleveren Köpfen. Laut Nuber gibt es nur zwei Uhrenmarken, die einen seriösen Werterhalt respektive eine vielversprechende Wertvermehrung gewährleisten Patek Philippe und Rolex: „Die Krux ist jedoch die, dass dies von allen Fachleuten kommuniziert wird und somit jeder instrumentalisiert wird, der dies kommuniziert. Dadurch entsteht eine künstliche Blase, die von beiden Marken bewusst gesteuert wird, die eines Tages platzt. Deshalb rate ich den großen privaten Sammlern ihr Uhren Portfolio mit anderen Marken zu gestalten und habe in den letzten 10 Jahren bei allen Sammlern eine Performance von 30 Prozent im Jahr erreicht.“

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INFO & CONTACT TOURBILLON – Das Magazin für Uhren, Menschen, Life & Style, Gründungsjahr: 2005 Alleiniger Gründer & Herausgeber: Karl Heinz Nuber Erscheinungsweise vierteljährlich Auflage 40.000, 20.000 Abonnenten, Distribution weltweit, TOURBILLON ist erhältlich in den 70 besten Top-Uhren und Schmuckfachgeschäften der Schweiz, den 40 Besten in Österreich und den 120 Besten in Deutschland, in exklusiven Boutiquen, Reisebüros, Luxus-Hotels (Leading Hotels of the World) und Gourmet Restaurants, Airlines sowie weltweit im Jahres-Abonnement zu beziehen bei abo@tourbillon-magazin.ch Copy Preis 40 €, Abo-Preis regulär 160 € plus Versandkosten www.tourbillon-magazin.ch, info@tourbillon-magazin.ch

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PRIVATE WIT FRANCIS BA H CON CRISTIANO LOVATELLI RAVARINO

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Many years have passed since the death of our beloved Francis Bacon. He was so special, as a person as much as an artist, that many of us suspected, as in all mythologies, that he would never die. As a matter of fact he didn’t, really. He lives on in the imagination and discussions of millions of people. He had a tragic, cheerful, simple life, but in his simplicity he was quite unapproachable and this is the reason why he was perceived as a person of mystery, like the great Italian master Giorgio Morandi who spent all of his life painting at home, only going out, as accurately as a Swiss clock, once a month to a brothel. Francis was not so cynical: maybe sometimes he could have procured the services of a rent-boy or two, but essentially he loved people, he loved men, he loved women. This is the secret root explaining many unforeseeable, indeed bizarre gestures made by him, the many drawings and oil pastels he gave to people, me included. As maintained by the prestigious modern art historian Edward LucieSmith, “life for him was more important than art.”

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However, I am not an art critic, nor indeed a novelist. I remain a journalist, so the best thing that I can do is try to explain why he bequeathed to me such a clandestine treasure, which should in fact be a glorious mystery, but for many (above all the unscrupulous jackals who surrounded him for most of his life) is an incomprehensible enigma.

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Portrait Cristiano Lovatelli Ravarino when met Bacon in 1976 Francis Bacon 1982 photographed by Mario Dondero Francis Bacon “Series of Popes” Drawing donated to Cristiano Lovatelli Ravarino Francis Bacon “Head” Drawing donated to Cristiano Lovatelli Ravarino

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INFO & CONTACT Cristiano Lovatelli Ravarino is an Italo-American journalist who writes for many Italian and American journals. Francis Bacon hasn’t been the only “scoop” in his life. He succeeded in interviewing other unapproachable personages such as historical KGB leader Yuri Andropov, godfather Salvatore Riina and top managers Armand Hammer and Lee Iacocca, who gave him an exclusive interview whilst in Italy. He divides his time between Bologna, Rome, Venice and London.

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Against his relatives, who threw him out of his home when he was a boy just because he didn’t want to become a horse jockey. Against the principal boyfriend of his life John Edwards, who never actually left his own life-companion, the handsome and clever but also “rough” and wily Phil Morgue (not for nothing nicknamed “Phil the Till”!). Together, Edwards and Morgue would disappear for weeks on luxurious holidays, thanks to Francis’s money, without even calling to let him know of their whereabouts, as told to me (in a taped interview) by the famous jazz musician Eddie Gray, a man so trusted by the artist that he would leave Gray the keys to all his properties when he was away from London or indeed the UK. Against Marlborough, the famous London gallery, which had, up to a point, been skilful and genial in creating the Bacon Myth, but which was able to blackmail him when he tried to leave the gallery in the Eighties for the American Pace gallery. Against me because I refused to go and live with him and sometimes broke our pact not to reveal that he had given me all his drawings and oil pastels.

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Well, I have no desire to bore readers about his romantic side, that he was evidently “fond” of me except for the fact that I refused to go and live with him after we first met at Balthus’s farewell party in Villa Medici in Rome. On the one hand this bewildered him, yet on the other really fascinated him. After all, he was a person who, like all generous persons, was very aware of being exploited. Drawing (indeed, starting to draw again) was a way for Francis to feel linked to those Renaissance masters he believed to be the last, truly great painters and for whom the act of drawing was so crucial (one of my few merits is to have made him aware of that fact). Also, surprisingly, drawing was employed by Francis as a sharp and ruthless revenge! Against whom? Against ALL, including myself (if this sounds paradoxical, I will try to explain).


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Joachim Kra NACHHALTI nzler ÜBERZEUGT GES HANDELN IM BANKWE S EN TIROLER S

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Die speziell ausgebildeten Private-Banking-Berater der Tiroler Sparkasse verfolgen das ehrgeizige Ziel, die beste Lösung für ihre Kunden und deren Wertanlagen zu erarbeiten. Vom zertifizierten Anlageberater (BAK) bin hin zum Certified Financial Planner (CFP) und Certified Portfolio Manager (CPM) besteht das handverlesene Team Kranzlers aus sechs TopBeratern. Mit 33 Jahren Tätigkeit zählt die Tiroler Sparkasse außerdem zu den ersten Private-Banking-Instituten Österreichs überhaupt. „Wir setzen auf Tiroler Werte und schaffen mit nachhaltigen Investments vertrauensvolle Beziehungen zu unseren Kunden“. Joachim Kranzler. Joachim Kranzler, neuer Leiter des Private Banking der Tiroler Sparkasse, ist überzeugt: „Wir Tiroler sind seit Jahrzehnten von einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen geprägt. Deshalb erwarten sich die Tiroler auch ein entsprechend nachhaltiges und ethisch korrektes Handeln von ihrem Geldinstitut.“

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Nachhaltige Investments erfreuen sich in Tirol wachsender Popularität. Angeregt von Diskussionen über Klimawandel, Umweltschutz und der Schonung natürlicher Ressourcen steigt die Nachfrage kontinuierlich. Einen zusätzlichen Impuls zum Umdenken lieferte die Pleite der Lehman Brothers 2008. Seit Zuversicht und Erholung an den internationalen Märkten wieder Einkehr hielten, sind Geldanleger vermehrt auf der Suche nach mehr Verlässlichkeit in ihren Investments. Die Tiroler Sparkasse erweitert mit nachhaltig orientierten Alternativen ihr reiches Angebot an unterschiedlichen Investmentlösungen. Von der maßgeschneiderten Vermögensverwaltung, über eine Fondspalette mit speziellen Schwerpunktthemen bis hin zu Microfinance Produkten, Immobilienlösungen und Alternative Investments bietet die österreichische Sparkassengruppe alle Kombinationsmöglichkeiten. „Unser Private Banking will mit sozialer und ökologischer Verantwortung zur Förderung der Grundwerte beitragen“, bekräftigt Kranzler, „ganzheitliche Beratungskonzepte sehen nicht nur Rendite, Performance und Ertrag, sondern auch soziale Verpflichtungen, Stabilität und Regenerationsfähigkeit.“ Dazu kommen für den Profi mit nahezu 20 Jahren Erfahrung in der Finanzbranche Loyalität und eine ehrliche, offene Beziehung zum Kunden. „Private Banking bedeutet, langjährige, vertrauensvolle Partnerschaften aufzubauen.“

INTERNATIONALES NETZWERK ALS STÄRKE Die Bodenständigkeit der Tiroler Sparkasse bildet das Fundament des erfolgreichen Private Bankings. Nähe, Flexibilität, Beratungsqualität, und Service sind geschätzte Qualitäten, gerade in Zeiten des stetigen Wandels in der Finanzbranche. Die notwendige Stärke erhält die Tiroler Sparkasse dazu durch ihre Einbettung in die Erste Group. „Dank unserer Mutterbank sind wir in der Lage, unseren Kunden eine maßgeschneiderte Produktpalette und einen direkten Zugang zu den globalen Märkte anzubieten“, so Kranzler, der selbst in seinem Postgraduate Studium in Management and Science an der Birmingham City University in Großbritannien sich akademisch mit diesen Möglichkeiten auseinandersetzte. „Private Banking der Tiroler Sparkasse bedeutet, ein bodenständiges Wertebewusstsein mit zukunftsorientiertem und fachlich höchstwertigen Wissen zu kombinieren. Ich lade Sie ein, prüfen Sie unsere Private-Banking-Berater und erleben Sie den Unterschied, der die Erste Group mit der Tiroler Sparkasse zur Best Austrian Private Bank 2014 gemacht hat, persönlich.“

INFO & CONTACT Geb. 30.05.1974 in Linz; 20 Jahre Erfahrung in der internationalen Finanzbranche; Berufsbegleitendes Studium in Wirtschaft und Management in Innsbruck; Postgraduate Studium in Management and Finance in Großbritannien; Master of Science in Finance and Management – mit Auszeichnung; Bachelor of Arts in Business and Management; Zahlreiche Bankfachausbildungen; Zertifiziert in den Bereichen Anlageberatung und Kommerzgeschäft. Seit 2015 Leiter des Private Banking der Tiroler Sparkasse. Glücklich verheiratet „Überzeugen Sie sich persönlich von unseren Leistungen!“ – E-Mail: joachim.kranzler@tirolersparkasse.at oder Tel. 05 0100-70370


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DIE KUNST DER BEGEHU NG CHRISTOPH

HAINZ ALPINIST

Es spielt keine Rolle, ob ich mit wichtigen Persönlichkeiten unterwegs bin oder mit Bergliebhabern ohne klingende Namen. Die Kunst ist es, sich auf den Einzelnen einzustellen, und ihn an seine Grenzen zu führen, ohne ihn zu überfordern. Jeder Kunde ist sozusagen ein VIP, wenn er an mein Seil geknüpft ist. Natürlich führe ich immer wieder auch bekannte Menschen in die Berge, wie z.B. Frank Walter Steinmeier. Für meine Arbeit und meine Aufgabe als Bergführer macht dies jedoch keinen Unterschied. Du hast eine Familie mit zwei Kindern und sehr viele Freunde; wie gehst du mit den Themen Risiko, Angst und persönliche Grenzen um? In meinen wilden Jahren war ich mit sehr viel Risiko unterwegs - vogelfrei, ohne Zwang und ohne Furcht, da ich nur für mich allein die Verantwortung zu tragen hatte. Ich war ohne Bedenken bereit, mich in der Grenzregion zwischen dem gerade noch Machbaren und dem Unmöglichen zu bewegen. Heute ist mir bewusst, dass ich in dieser Zeit nicht nur körperlich und mental topfit war, sondern jeden Tag aufs Neue auch das notwendige Glück auf meiner Seite hatte! Aus dieser

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Was hat dich als lustigen Menschen in die Einsamkeit der Berge getrieben und weshalb hast du schließlich den Beruf des „Extrembergsteigers“ gewählt? Ich wurde sozusagen in die Natur hineingeboren und wuchs in einer rauen Umgebung, in sehr einfachen Verhältnissen auf - mit viel Freiheit und Freiraum und wenig Kontrolle. Das hatte Vor- und Nachteile. Damals war es normal, dass man sich in den Jahreslauf einordnete und sich den jeweiligen Bedingungen anpasste. So durchlebte man harte Winter und arbeitsreiche Sommer. Niemand dachte darüber nach, weil es eben nichts Außergewöhnliches war! Als Hütbub war ich in steilstem, unwegsamem Gelände unterwegs und trug nicht nur die Verantwortung für mich selbst, sondern auch für das Wohlergehen der Kühe. Wenn etwas schief ging, gab es Ärger. Damals musste man sich schon im Kindesalter seinen zugeteilten Aufgaben ernsthaft stellen. Das wäre heute in unseren Breiten nicht mehr vorstellbar. Dadurch lernte ich jedoch früh, mich mit der Natur auseinanderzusetzen, sie sehr genau zu beobachten, Warnsignale wie z. B. die Vorzeichen herannahender Gewitter, zu erkennen und richtig zu lesen. Da ich vielfach auf mich alleine gestellt war, übte ich mich schon als Bub darin, die Lage einzuschätzen und eigenständig Entscheidungen zu treffen. Diese Erfahrungen und die Selbstverständlichkeit, sich den Gegebenheiten der Natur anzupassen, kommen mir heute eindeutig zugute. Wenn man die Natur von jeher so lebt, kann man es spüren, dass man ein Teil von ihr ist. Sie ist einem vertraut und man steht mit ihr im ständigen Zwiegespräch. Da bleibt kein Raum für ein Gefühl von Einsamkeit! Obwohl ich in meinem Herzen Extrembergsteiger bin, traf ich irgendwann die Entscheidung in erster Linie als Bergführer meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Mich als Profibergsteiger „vermarkten“ zu lassen, wäre sehr wohl möglich gewesen und die Idee an sich war verführerisch …! Letztendlich entschied ich mich für den Bergführerberuf und bewahrte mir das, was mir unbeschreiblich wertvoll ist, meine Freiheit. Somit bin ich nach wie vor Herr meines eigenen Terminkalenders … und das tut gut! Du bist weltweit bekannt für deine Erstbegehungen – welche davon hat dich am meisten fasziniert? Erstbegehungen sind immer spannend! Eine Idee entsteht und wächst im Verborgenen bis sie ausgereift ist. Die Faszination beginnt mit dem 4 Tüfteln in der Vorbereitung, zieht sich weiter im „fighten“ bei der Umsetzung und hält dich in Spannung bis zum erfolgreichen Abschluss des Projektes. Das ist ein Spiel, das sich immer wieder und mit großer Zeit stammen die meisten meiner wilden Touren, Routen, die bis heute Intensität wiederholt. Darum ist jeweils das aktuelle Vorhaben sozusakeine Wiederholung haben wie z.B. der „Hexnbeißer“ am Hohen Zwölgen mein liebstes Kind, dem meine ganze Aufmerksamkeit gilt. Ist ein fer in den Sextner Dolomiten. Mit der Geburt meiner Kinder hat sich Projekt abgeschlossen, freut man sich daran, aber es ist umgesetzt und einiges geändert. Man spürt doch die Verantwortung und tendiert dann somit erledigt. Bald schon schweifen die Gedanken weiter und sind zu mehr Sicherheit. Schwierige Touren waren weiterhin auf meiner auf der Suche nach neuen Herausforderungen und so werden wiederum Wunschliste, jedoch mit weit weniger Risikobereitschaft meinerseits. spannende Ideen geboren…! Müsste ich mich auf eine bestimmte RouDas Bergsteigen ist vielschichtig und das Thema „eigene Grenzen“ te festlegen, die mir besonders viel bedeutet, dann wäre es vielleicht und der Umgang mit Angst sehr komplex, da viele Faktoren eine Rolle „das Phantom der Zinne“, ganz einfach darum, weil es meine allererste spielen und der Berg stets eine zusätzliche Unbekannte auf Lager hat. Erstbegehung in den Drei Zinnen war. Voraussetzung für einen Profibergsteiger ist es, sich selbst sehr gut zu kennen, in körperlich optimaler Verfassung zu sein und über ein gutes Südtirol ist bekannt für Alpinismus und zieht viele Bergsteiger in Bauchgefühl zu verfügen…! Ohne die Bereitschaft die Komfortzone seinen Bann. Welche Persönlichkeiten hast du bereits zum Gipfel zu verlassen und bis an seine Grenzen zu gehen, wird man am Berg geführt und worin siehst du als Bergführer deine Stärken? keine Erfolge feiern können. Im Grenzgang ist natürlich immer auch Die größte Herausforderung an mich als Bergführer ist es, jeden Tag die Komponente Angst ein Stück weit vorhanden. Niemand klettert im die wechselnden Bedingungen am Berg und jeden Gast hinsichtlich Extrembereich ohne das Bewusstsein der objektiv vorhandenen Geseiner Möglichkeiten und seiner Verfassung richtig einzuschätzen, um fahr, in der er sich bewegt. Angst ist jedoch nicht gleich Angst! Angst so bestmöglich für seine Sicherheit und den Genuss am Berg zu sorgen! kann auch die notwendige Stimulierung sein, eine brenzlige Situation

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genau zu analysieren und in Folge eine Entscheidung zu treffen. Die Kunst am Berg ist es, sich bei diesem Grenzgang auf dem schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg in Balance zu halten und im entscheidenden Moment die richtige Entscheidung zu treffen. Künstler stoßen in ihrem Schaffensprozess immer wieder an ihre Grenzen und erst deren Überschreitung führt sie zu neuer Inspiration und einem „fast“ vollendeten Kunstwerk – ist das im Alpinismus ähnlich? Der Berg an sich ist immer schon eine Grenze. Das Spannende daran ist, in wie weit kann ich sie mit meinen Fähigkeiten und meinen Möglichkeiten überwinden. Manche Touren erschließen sich fast von alleine und der Berg ergibt sich, während andere Wände oder Berge im wahrsten Sinne der Wortes „bezwungen“ werden müssen. Da beginnt die Kunst am Berg. Er verlangt vom Bergsteiger, dass er sich intensiv mit ihm auseinandersetzt mit Technik, Ausdauer und Kreativität, Schritt für Schritt den Weg zum Gipfel erobert. Somit ist das Erreichen des Gipfels die vollendete Kunst der Begehung im Wechselspiel zwischen Anpassung und Unterwerfung.

Berges, wie für den Kletterer das Erklimmen einer steilen Wand, oder das Bezwingen eines Achttausenders für den Höhenbergsteiger. Die überwältigende Ästhetik der Natur in ihrem facettenreichen, jahreszeitenbedingtem Erscheinungsbild begleitet den Grenzgang des Menschen in den Bergen hautnah. Aus Eindrücken, Emotionen, Farben, Gerüchen, Temperaturen, …, entstehen Stimmungsbilder, sozusagen Kunstwerke des Augenblickes, die in ihrer Ganzheitlichkeit und Intensität vom Bergsteiger nur für kurze Zeit gelebt werden, aber niemals vollständig festgehalten werden können. In Zusammenspiel dieser beiden Momente wird vermutlich die magische Wirkung der Berge auf uns Menschen zu finden sein. Du hast in deinem Leben als Alpinist schon sehr viel erreicht. Gibt es konkrete Pläne für neue Abenteuer bzw. auf welche Schlagezeile dürfen wir uns freuen? Wie oben bereits erwähnt, wachsen die besten Ideen im Verborgenen, bis sie für die Umsetzung reif sind. Ich halte es damit gerne wie ein Künstler. Meine Werke präsentiere ich erst wenn sie vollendet sind…!

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1 Christoph Hainz 2 Route „Pressknödel XI“ Westliche Zinne; Foto: Claudia Ziegler 3 Route „Wave up X-“ Südafrika; Foto: Frank Kretschmann 4 Archiv Christoph Hainz; Filmaufnahmen an der Rotwand im Rosengarten 5 Weißkugel 3.739 m mit dem Deutschen Außenminister Frank Walter Steinmeier; Foto: Stefan Kohler 6 Südafrika; Foto: Frank Kretschmann

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INFO & CONTACT Christoph Hainz ist geprüfter Berg- und Skiführer, Sportkletterlehrer und Canyoningführer. Sein Tourenbuch umfasst rund 2500 gekletterte alpine Routen, darunter auch etwa 60 Solobegehungen vom VI. – VIII. Grad. Er kletterte über 100 Eisfälle, vom II. bis zum VII. Schwierigkeitsgrad und Mixed Routen bis M13. Als „Fun-Kletterer“ war er in Australien, den USA, Grönland, Südamerika, Garwhal Himal/Indien, Kanada, der Schweiz, Frankreich, Spanien, Italien, Jordanien, Südafrika, Marokko, Österreich und Slowenien unterwegs, wo er mehrere neue Routen bis zum Schwierigkeitsgrad 10- eröffnete. www.christoph-hainz.com

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Die Faszination „Berg“ zieht sich durch viele Epochen der Menschheit – du bist dem Berg wesentlich näher gekommen als viele andere Menschen. Warum denkst du haben Berge auf uns eine magische Wirkung? Als Junge im Alter von 12 Jahren erlebte ich die umliegenden Berge als Einengung, als Einschränkung meines Blickfeldes. Die Neugier, was wohl hinter diesen Bergen liegen mochte, war damals die Triebfeder für viele meiner spontanen und teils waghalsigen Kletteraktionen. Der Berg an sich ist eine natürliche Grenze. Grenzen zu überschreiten übt auf die Menschen von jeher eine Faszination aus. Als Extrembergsteiger geht es mir darum, räumliche und persönliche, damit meine ich sowohl physische als auch psychische Grenzen, zu begehen und diese, auf gehobenem Niveau, zu verschieben. Denn jeder Gipfel, jede neue Herausforderung am Berg eröffnet wiederum neue Weiten, neue Dimensionen und neue Perspektiven. Ich denke, dass dies für den einfachen Wanderer gleichermaßen gilt, wie für den Profibergsteiger. Für den unerfahrenen Stadtmenschen ist eine Wanderung im Mittelgebirge genauso ein Erschließen der eigenen Grenzen und der Grenzen des

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Jeder freut sich, wenn bei uns in Südtirol Musikkapellen oder Schützenkompanien in ihren farbenprächtigen Trachten aufmarschieren oder Chöre und Volkstanzgruppen in ihren ortsüblichen Trachten auftreten. Wir nehmen das als etwas ganz Selbstverständliches hin. Es gehört zur Verschönerung unserer kirchlichen und weltlichen Feiern ganz einfach dazu! Und doch ist es noch keine 100 Jahre her, als zur Zeit des Faschismus das deutsche Vereinswesen und das Tragen der Tracht für uns Südtiroler verboten war. Wir waren nahe daran, uraltes Kulturgut zu verlieren! Erst nach dem 2. Weltkrieg konnten mit größter Mühe die Vereine wieder gegründet und damit verbunden die Tracht zu neuem Leben erweckt werden. Kein leichtes Unterfangen, war doch in der Zwischenzeit in der Bevölkerung der natürliche Bezug zur Tracht vielfach verloren gegangen. Es bedurfte sogar einer Anlaufstelle, wo Vereine und Privatpersonen sich Informationen zur Tracht einholen konnten. So kam es im Jahre 1980 zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Lebendige Tracht“ im Heimatpflegeverband Südtirol. Als dann vonseiten der Südtiroler 1 Landesregierung großzügig Fördergelder ausgeschüttet wurden, kam es zu einem wahren Trachtenboom in unserem Land. Die Materialbeschaffung stellte noch kein Problem dar und, was die Anfertigung der Trachten betraf, konnte man auf Handwerker zurückgreifen, die noch altüberliefertes Fachwissen hatten. So wurde im Laufe der Jahre in Südtirol wieder eine blühende Trachtenlandschaft aufgebaut, die sich sehen lassen kann. Lebendige Tracht pur! Was ist dran an der Tracht, dass sich nicht nur Vereine, sondern auch viele Privatpersonen vom Tragen der Tracht begeistern lassen? Die Tracht hat nicht nur einen kulturellen Wert, sie hat auch eine soziale Botschaft. Heute mehr denn je hat der Mensch das Bedürfnis, in dieser globalisierten Welt nicht alleine dazustehen. Tracht schafft Gemeinschaft und gibt Zusammengehörigkeitsgefühl. Nicht nur für Vereine. Sie ist mehr als nur ein Gewand! Damit man das Phänomen Tracht versteht, muss man sich eingehend mit ihr auseinandersetzen. Und je mehr man sich mit ihr auseinandersetzt, umso interessanter wird sie. Jeder einzelne Teil hat seine eigene Geschichte. Die Tracht ist etwas unheimlich Komplexes. Man kann sie von vielen Seiten her beleuchten: Geschichte, Politik, Ideologie, Religion, Wirtschaft, Handwerk, Mythos, Volkskunde, Brauchtum, Kunst ... all dies findet in der Tracht seinen Niederschlag. Und das ist das Faszinierende an der Tracht. Jedes Mal, wenn man eine Tracht anzieht, ist es wie das Eintauchen in eine längst vergangene Zeit, als die Tracht ganz selbstverständlich zum Alltag unserer bäuerlichen Bevölkerung gehört hat. Das Wort Tracht kommt ja von „tragen“. Zum Arbeiten trug man eine einfache Werktagstracht. Aber an Feiertagen holte man die schönste von allen aus der Truhe: die prunkvolle Festtagstracht. Ihren Höhepunkt erreichte die Tracht zur Zeit des Barock. Und genau auf diese Trachten gehen in ihrem Ursprung unsere heutigen Trachten zurück. Zur Zeit des Biedermeier kamen dann noch die sogenannten Tüchltrachten dazu. Trachtengeschichte war immer auch Kleidergeschichte. Eine Tracht sollte man sich immer ganz von der Nähe aus ansehen. Erst dann erkennt man, wie viel fachliches Können und Handarbeit da drinnen stecken. Die kleinen, feinen Details voll Symbolik und Mythologie sind es, die ihre Einmaligkeit ausmachen. Nichts wird dem Zufall überlassen, alles hat seinen tieferen Sinn. Da ein gestickter Lebensbaum als Wunsch für Fruchtbarkeit, dort ein springender Hirsch als Zeichen der Manneskraft. Auf dem Rücken des Mieders trägt die Frau „Himmelsleitern“ und die magischen sieben Paar Schnürhaken


1 Agnes Egger Andergassen 2 Brustlatz mit Lebensbaum aus dem Wipptal 3 Federkielstickerei auf Trachtengürtel 4 Bollenhut aus dem Pustertal 5 Marketenderinnentracht der Möltner Schützenkompanie 6 Tracht der Musikkapelle Katharinaberg-Schnalstal

am Mieder sollen in ihrer Schlangenform Unheil abwehren. Durch die Tracht werden auch Signale ausgesandt. Rote Schnüre auf dem Hut zeigen an, dass der Bursche noch zu haben ist. Die verheirateten Männer tragen grüne Schnüre. Überhaupt ist die Kopfbedeckung sowohl bei den Männer- als auch bei den Frauentrachten das markanteste Zeichen, das über Herkunft, Familienstand und Anlass Auskunft gibt. Bei den Männern ist es zudem die Joppe und bei den Frauen das Mieder, das uns sofort erkennen lässt, aus welcher Gegend ein Trachtenträger kommt. Die Tracht ist uns vertraut wie kaum etwas. Sie gehört einfach zu uns, wie unsere Landschaft, unser Dialekt, unsere Traditionen. Sie ist etwas Besonderes, etwas Einmaliges, Unverwechselbares, etwas, das nur uns gehört, uns von den anderen unterscheidet. Wer heute eine Tracht trägt und um ihren geschichtlichen Hintergrund weiß, der trägt sie mit Stolz und Würde. Doch: Ohne Handwerk, keine Tracht! Es ist interessant einmal aufzuzählen, wie viele Handwerksberufe es für die Herstellung der Trachten braucht: Weber, Trachtenschneider und Trachtenschneiderinnen, Federkielsticker, Lederhosenschneider, Schuhmacher, Hutmacher, Silberschmiede für Schnallen, Haken, Ringe, Haarnadeln und Silbergürtel, Riemer für Zinnstiftranzen, Knopfmacher, Spitzen-Klöpplerinnen, Strickerinnen für Strümpfe, Tatzlen und Wollhauben, Fransenknüpferinnen, Kunsthandwerker für Klosterarbeiten und Myrtenkränze, dazu noch Goldschmiede für das nötige Schmuckwerk: Ohrringe, Broschen und Ketten. Südtirol besitzt eine große Trachtenvielfalt und unzählige Trachtenträger. Damit diese auch morgen noch zu ihren Trachten kommen, müssen wir heute etwas dafür tun. Als Teil unserer Volkskultur sind die Trachten immer auch ein Spiegel der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung unseres Landes. Heute sind vor allem die schwierige Materialbeschaffung, die Gefahr des Aussterbens alten Handwerks sowie der massive Druck der billigen Konfektionstrachten auf den Markt die großen Herausforderungen für die Arbeitsgemeinschaft „Lebendige Tracht“. Wo Tracht draufsteht, sollte auch in Zukunft Tracht drinnen sein. Nur so hat die Tracht eine Überlebenschance. Doch dürfen wir dabei eines nicht vergessen: die Bewusstseinsbildung. Nur was man gut kennt, dafür kann man sich auch begeistern. Kritisch, ehrlich und authentisch müssen wir unser Wissen an die nächste Generation weitergeben. Die Arbeitsgemeinschaft ist auf dem richtigen Weg. Ihre Zusammensetzung ist eine gesunde Mischung aus Jung und Alt, wobei die Jugend sich besonders stark engagiert. Letztendlich ist sie die Hoffnung für eine lebendige Tracht mit Nachhaltigkeit!

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Agnes Egger Andergassen ist die Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht“ im Heimatpflegeverband Südtirol. Das Gremium besteht seit 1980. Es setzt sich aus Trachtenforschern, Volkskundlern, Historikern und Fachleuten aus dem Museumswesen zusammen. Auch die bäuerlichen und alle Trachten tragenden Verbände sowie verschiedenste Handwerker aus dem Trachtenbereich sind darin vertreten. Alle arbeiten ehrenamtlich. Die Arbeitsgemeinschaft steht Vereinen und Privatpersonen beratend zur Seite und setzt sich vor allem für die Pflege und den Erhalt der Tracht sowie für die Förderung des heimischen Handwerks ein. Kontakt: andergassen.agnes@brennercom.net


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DROIT DE SU iner ITE DAS FOLGER BILDENDEN ECHT DES KÜNSTLERS WAS IST DAS „DROIT DE SUITE“? 0,5% von den weiteren € 150.000 und Für bildende Künstler stellt der Verkauf 0,25% von allen weiteren Beträgen. ihrer Originale oft die einzige EinnahmeDie gesetzliche Regelung lässt ihrem Wortlaut nach keinen Abzug der quelle dar. Skulpturen, Plastiken aber auch Anschaffungskosten zu. Kauft also etwa ein Kunsthändler ein Bild um Bilder, gibt es eben oft nur ein einziges Mal € 100.000 und verkauft es um € 150.000, bemisst sich die Folgerechtsoder in limitierter Auflage. Im Vergleich vergütung am vollen Verkaufspreis von € 150.000 und nicht an der Diffedazu erzielen Schriftsteller und Komponisrenz zwischen Anschaffungskosten und Verkaufspreis (das wären in dieten mit dem Verkauf von Vervielfältigunsem Beispiel € 50.000). gen (Bücher, CDs, etc), Aufführungen oder Die Folgerechtsvergütung ist mit maximal € 12.500 nach oben hin beSendungen ihrer Werke laufende Einnahgrenzt. Um diesen Betrag überhaupt zu erreichen, bedarf es schon eines men. Das Folgerecht („droit de suite“) soll Verkaufspreises von € 2 Mio. Bei einem Verkaufspreis von € 1 Mio behier einen Ausgleich schaffen und auch den trägt sie € 10.000, also genau 1%. Diese Beispiele zeigen, wie bescheiden bildenden Künstlern einen Anteil am wirtder Folgerechtsanspruch in Österreich ausgestaltet ist. Ein Grund dafür schaftlichen Erfolg ihrer Werke sichern. ist, dass man eine Umgehung des Folgerechts durch Verlegung von VerIn Österreich wurde das Folgerecht erst am käufen in Länder ohne Folgerecht, z.B. in die Schweiz, vermeiden wollte. 1.1.2006 aufgrund zwingender EU-VorgaIn Österreich steht die Folgerechtsvergütung erst ab einem Verkaufspreis ben eingeführt. Neben Österreich kannten von € 2.500 zu. Hat der Verkäufer das Werk allerdings vor weniger als drei von den damaligen 15 EU-Mitgliedstaaten Jahren vom Urheber erworben und beträgt der Verkaufspreis nicht mehr nur Großbritannien, Irland und die Niederals € 10.000, besteht kein Anspruch auf Folgerechtsvergütung. lande kein gesetzliches Folgerecht. Österreich hat lediglich die MindestanforderunWER ZAHLT DIE FOLGERECHTSVERGÜTUNG? gen des EU-Rechts umgesetzt, weshalb das Hauptschuldner der Folgerechtsvergütung ist der Veräußerer. Das ist in Schutzniveau für Künstler nicht besonders der Regel der bisherige Eigentümer. In Ausnahmefällen kann auch der hoch ist. Kunsthändler Hauptschuldner sein, etwa wenn er als sogenannter indirekBeim Folgerecht handelt es sich um einen „Anspruch des Urhebers auf ter Stellvertreter seine Vermittlerfunktion nicht offen legt. Beteiligung an den Erlösen, die bei der Weiterveräußerung von Originalen In Österreich haften neben dem Veräußerer auch der Erwerber und der seiner Werke erzielt werden“. Der Folgerechtsanspruch ist unveräußerlich Vermittler als Bürge und Zahler. Zahlt der Veräußerer die Folgerechtsverund unverzichtbar. In Österreich haben seit dem 1.1.2012 auch die Erben gütung nicht, kann der Künstler daher auch vom Erwerber oder Kunstdes Künstlers Anspruch auf die Folgerechtsvergütung. Dieser Anspruch händler den Anspruch einfordern. endet 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers. Zur Folgerechtsvergütung erging jüngst am 26.2.2015 eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH). Christie’s France sah in seinen WANN STEHT DER FOLGERECHTSANSPRUCH ZU? Bedingungen eine Klausel vor, wonach Christie’s France vom Erwerber Der Folgerechtsanspruch steht lediglich bei der Weiterveräußerung eines die Folgerechtsvergütung einhebt (und dann an den Künstler weiterOriginals zu. Als Originale gelten Werke, (i) die vom Künstler selbst gereicht). Der EuGH sah diese Klausel als zulässig an, sofern eine solche schaffen wurden, (ii) die von ihm selbst oder unter seiner Leitung in bevertragliche Vereinbarung die Pflichten und die Haftung des Veräußerers grenzter Auflage hergestellt und in der Regel nummeriert sowie signiert gegenüber dem Urheber unberührt lässt. Erwerber und Veräußerer können oder autorisiert worden sind, oder (iii) die sonst als Originale angesehen also frei vereinbaren, wer von ihnen die Folgerechtsvergütung bezahlt. werden. Originale sind somit z.B. Bilder, Collagen, Zeichnungen, Stiche, Gegenüber dem Künstler bleibt aber unabhängig davon immer auch der Bilddrucke, Lithographien, Plastiken, Tapisserien, Keramiken, GlasobVeräußerer haftbar. jekte und Lichtbildwerke. RA Dr. Georg Huber, LL.M. (Univ. of Chicago) Außerdem hat der Künstler nur dann einen Folgerechtsanspruch, wenn MMag. Barbara Rainer „an der Veräußerung ein Vertreter des Kunstmarkts – wie ein Auktionshaus, eine Kunstgalerie oder ein sonstiger Kunsthändler – als Verkäufer, Käufer oder Vermittler beteiligt ist“. Zu Vertretern des „Kunstmarkts“ zählen auch private Kunstsammler, deren Sammlertätigkeit auf Erwerb INFO & CONTACT gerichtet ist. Auf Geschäfte zwischen Privaten findet die FolgerechtsregeDr. Georg Huber, LL.M. ist Partner der Innsbrucker Rechtsanlung keine Anwendung. Auch Weiterveräußerungen von Privatpersonen waltskanzlei Greiter Pegger Kofler & Partner. Er hat in Innsbruck an nicht gewinnorientierte öffentlich zugängliche Museen fallen nicht unund Chicago studiert und ist sowohl in Österreich als auch ter die Folgerechtsregelung. New York als Rechtsanwalt zugelassen. Zu seinen bevorzugten WIE HOCH IST DIE FOLGERECHTSVERGÜTUNG? Die Folgerechtsvergütung ist abhängig vom Verkaufspreis. Sie ist degressiv gestaffelt und beträgt, gemessen am Verkaufspreis (ohne Steuern), 4% von den ersten € 50.000, 3% von den weiteren € 150.000, 1% von den weiteren € 150.000,

Tätigkeitsgebieten zählen unter anderem IT- und IP-Recht, wobei er sich auch immer wieder mit urheberrechtlichen Fragen befasst. MMag. Barbara Rainer ist juristische Mitarbeiterin bei Greiter Pegger Kofler & Partner. Email: georg.huber@lawfirm.at Web: www.lawfirm.at


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