KANAREN
Nr. 98
Auflagenkontrolle durch
20. August – 2. September 2010 4. Jahrgang Verkaufspreis 1,50 €
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Die auflagenstärkste deutschsprachige Zeitung auf den Kanarischen Inseln Geschichte der Kanaren
Sommer Spezial
Gesundheit
Gemeinsam aus der Krise
Spuren von Thor Heyerdahl
Golfen auf den Kanaren
Gefährliche Flieger
Seite 2
Seiten 6-7
Seiten 15-18
Seiten 20-21
Sechs Tage lang saßen rund 10.000 Menschen im Stadtkern von Granadilla de Abona und in den sieben umliegenden Bergdörfern Chimiche, Las Vegas, Las Rosas, La Higuera, Los Blanquitos, Cruz de las Ánimas und El Desierto buchstäblich auf dem Trockenen. Der Grund: Das Wassernetz, das aus dem Canal del Sur gespeist wird, war mit der Bakterie Clostridium perfringens in hohem Maße verseucht. Dieses Bakterium gilt unter anderem als einer der häufigsten Auslöser der gefährlichen Infektionskrankheit Gasbrand.
Wasserskandal in Granadilla de Abona
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Das Wasser konnte weder getrunken noch zum Kochen verwendet werden. Eine aufwändige Säuberungsaktion für den Wassertank sowie das Durchspülen der Leitungen mit hoch konzentrierten Chlorlösungen wurde in Angriff genommen. Dennoch dauerte es im Stadtkern sechs, in den betroffenen Berggebieten sieben Tage, ehe die Normalität zurückkehrte und die Menschen wieder zum Wasserhahn greifen konnten.
Heftige Kritik im Rückblick Nicht nur die Opposition, sondern auch die betroffenen Bürger kritisierten die Reaktion der Stadt als katastrophal. Heftigster Kritikpunkt: Die Bevölkerung wurde lediglich per Megaphon darüber informiert, dass das Leitungswasser derzeit weder zum Trinken noch zum Kochen geeignet sei. Viele Menschen hätten die Warnung deshalb überhaupt nicht registriert. „Die Bürgermeisterin und der zuständige Stadtbeauftragte für das Gesundheitswesen hätten die Bürger mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auf das Desaster aufmerksam machen
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Solche Staubecken befinden sich an vielen Orten der Insel und müssen wegen ihrer ständigen Gefährdung regelmäßig überprüft werden.
müssen. Viele hören gar nicht hin, wenn ein Auto mit Megaphon durch die Gegend fährt oder verstehen akustisch nicht, was dort verkündet wird“, bemängelte Pedro Cruz, Präsident der Nachbarschaftsvereinigung Enrique Sáenz Marrero. „Ich habe erst am Samstag von
einem Nachbarn erfahren, dass das Trinkwasser nicht genießbar ist. Zuvor hatte ich am Freitagabend Leitungswasser getrunken und prompt heftige Magenbeschwerden verspürt“, erzählt Eduardo Ramos, der sich von der Stadt im Stich gelassen fühlt. Hinzu kam die Kritik an
der Alternativversorgung. Gerade in den Bergdörfern leben viele ältere Menschen, die erstens nichts von der Wasserverseuchung mitbekommen hatten, zweitens kein Geld für teures Flaschenwasser haben und drittens den zum Teil weiten Weg zu den provisorischen „Wasser-
Tankstellen“ nicht zurücklegen konnten.
Vogel-Strauß-Politik im Bürgermeisteramt Der Stadtbeauftragte José Antonio González Cejas kritisierte heftig, dass weder die
zuständigen Personen aus dem Gesundheits- und Bauamt, noch die Bürgermeisterin Carmen Nieves Gaspar Rivero selbst es für nötig befunden hätten, ihren Urlaub abzubrechen und sich persönlich um das Wohl ihrer Bürger zu kümmern. Man habe den Kopf unter die Flügel gesteckt und das Problem anderen überlassen. Dass es dennoch in relativ kurzer Zeit gelöst werden konnte, sei allein dem beherzten Vorgehen anderer Gemeindemitarbeiter und vor allem dem vorbildlichen Verhalten des Wassernetzbetreibers Entermaser zu verdanken. Nun sei es an der Zeit, über möglich Veränderungen im gesamten Netz und eventuell nötige Umbauarbeiten nachzudenken. Schon 2006 sei es zu einem ähnlichen Vorfall gekommen. „Wir können uns nicht erlauben, dass dieses noch einmal passiert und es ist höchste Zeit grundlegende Veränderungen vorzunehmen“, so González. Spätestens nach der Sommerpause dürfte dieser Punkt ganz oben auf der Liste der zu bewältigenden Aufgaben der Stadt stehen. Auf Anfrage des Kanaren Express war bis Redaktionsschluss leider keine Stellungnahme der Stadtverwaltung Gran nadillas zu erhalten.
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