KANAREN
Nr. 104
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12. – 25. November 2010 5. Jahrgang Verkaufspreis 1,50 €
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Hai-Tötung als Volksbelustigung
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Foto: La Opinion
Zu ihrer eigenen Überraschung fingen die Teilnehmer einen Sandhai, Odontaspis ferox, der nur sehr selten in Küstennähe anzutreffen ist. Das circa 200 Kilo schwere Tier hatte in etwa 800 Meter Tiefe angebissen. Die Fischer zogen ihn an Land, wo sie ihn stolz der Öffentlichkeit präsentierten. Vor den Augen von Einheimischen, Seeleuten, Besuchern, Erwachsenen und Kindern schnitten sie dem lebenden Tier Flossen und den Kiefer ab. Dann warfen sie den grausam verendeten Hai achtlos wieder zurück ins Meer. Hobbyfotographen hielten dieses grausige Gemetzel fest und stellten es ins Netz. „Es war fürchterlich, wie sich die Fischer mit dem Fang brüsteten und das Tier dann verstümmelt in den Atlantik zurück warfen“, entrüstete sich ein einheimischer Zuschauer. Er informierte die kanarische Tageszeitung „La Opinion“, die den Vorfall aufgriff und an den Pranger stellte. Auch andere Augenzeugen stellten Beiträge dazu ins Netz. Seitdem kursieren Fotos und Texte in zahlreichen Blogs und Foren. Vor allem aus Taucherkreisen ist heftige Kritik zu hören. Dort sind Kommentare zu lesen, wie: „Welch eine Schande, so
Foto: Esther Torrent – eltamboril.com
Wie weit darf ein Sport-Fischer bei seinem Hobby gehen? Diese Frage hat beim Fischerwettbewerb im Club Náutico La Bajita in Puerto de la Cruz eine ganz neue Brisanz bekommen. Die Veranstaltung mutierte zu einem grausigen Spektakel, das seither im Internet kursiert.
mit einem Tier umzugehen. Welches Bild hinterlässt das bei den Touristen?“, „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun – aber diese Ignoranz befreit sie nicht von Schuld“, „Wer hat die mordende Bestie Mensch entfesselt?“ oder Poetisches wie „Es muss etwas seltsam Heiliges im Salz sein. Es ist in unseren Tränen und im Ozean (von Khalil Gibran) – aber davon scheinen diese Barbaren noch
nichts gehört zu haben“. Der Club Náutico sieht den Vorfall als völlig überspitzt dargestellt. Die Tötung des Tieres gehört ihrer Meinung nach zum Fischen. Aber so? Taucher verschiedener Tauchclubs trafen sich Mitte Oktober am Strand von Las Eras in Fasnia um gemeinsam gegen diesen speziellen Fall und gegen die Barbarei gegenüber der Unterwasserwelt im Allgemei-
nen zu protestieren. Der langsam schwimmende Schildzahn-Hai lebt normalerweise in tropischen und gemäßigten Teilen des Atlantiks, Pazifiks und des Indischen Ozeans. Er hält sich in Meeresbodennähe auf und kann bis zu vier Meter lang werden. Nur selten trifft er auf den Menschen. Er gilt im Gegensatz zu der sehr ähnlich aussehenden Spezies, dem Tigerhai, nicht als aggressiv. In Küstennähe kom-
men diese Haie nur, um ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen oder um in den brechenden Wellen Sauerstoff zu tanken. Sie haben nur selten, etwa alle zwei Jahre, Nachwuchs. Eigentlich werden sie in den meisten Teilen der Erde, außer in Japan, nicht gezielt gejagt, aber viele Exemplare verenden als Beifang in den Fischernetzen. In manchen Ozeanteilen gelten sie deshalb sogar als vom Aussterben
bedroht. Seit 1994 werden sie deshalb auch in der Liste der bedrohten Tierarten geführt. Insgesamt leben rund 350 verschiedene Haiarten in den kanarischen Gewässern. Dass die Begegnung mit einem Hai weder in Panik, noch in solche Grausamkeit ausarten muss, bewies man unlängst auf El Hierro. Dort wurden im Meeresreservat Mar de Las Calmas ebenfalls mehrere trächtige Weibchen entdeckt. Sie lösten aber kein Schreckensszenario aus, sondern Freude und Begeisterung. Im Rahmen des 14. Wasserfotowettbewerbs Open Fotosub war man dort im Oktober auch auf der Jagd – dieses Mal aber nach den besten Fotos. Gerade weil diese Tiere nur selten in Küstennähe anzutreffen sind, sprangen die Taucher der 16 Teams freudig ins Wasser, um vorsichtig die besten Schnappschüsse zu machen. „Wenn du diesem beeindruckenden Hai, der bis zu vier Meter lang und 300 Kilo schwer wird, unter Wasser begegnest, ist dein erster Impuls, zu fliehen. Aber dann wird dir bewusst, wie selten man dieses Tier zu Gesicht bekommt. Du versuchst dich zu beruhigen und diesen Moment mit der Kamera einzufangen. Man darf sie nur nicht stressen und sollte sich ihnen mit Respekt nähern. Der Sandhai ist wirklich nicht aggressiv“ erzählt Esther Torret vom Tauchclub El Tamboril in La Restringa von ihren unvergesslichen Augenblicken mit der „Bestie“, die gar keine n ist.
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