Kanarenexpress 109

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KANAREN

Nr. 109

Auflagenkontrolle durch

21. Januar – 3. Februar 2011 5. Jahrgang Verkaufspreis 1,50 €

www.kanarenexpress.com Aktuelle Nachrichten

Die auflagenstärkste deutschsprachige Zeitung auf den Kanarischen Inseln Im Brennpunkt

Gesundheit

Sport

Rettung des Castillo von La Gomera

Das Anti-TabakGesetz

Winterdepression und Neurodermitis

Wandern zwischen Mandelblüten

Seite 3

Seiten 6-7

Seiten 20-21

Seite 23

Zuzugsbeschränkung für die Kanaren

Kommentar

In Brüssel kämpft Rivero für seine Zuzugsbeschränkungen.

Ein Thema, das dem konservativen Präsidenten schon lange auf den Nägeln brennt und das immer wieder von ihm aufgegriffen wird. Er ist davon überzeugt, dass die Bevölkerungsexplosion in den letzten Jahrzehnten den Archipel an die Grenze seiner Aufnahmekapazität gebracht hat. „Betrachtet man das natürliche Wachstum der kanarischen Bevölkerung, dann wuchs die Gesellschaft zwischen 1997 und 2007 um 85.000 Personen. Tatsächlich aber lebten rund 600.000 Menschen mehr auf den Inseln. Inzwischen ist die Bevölkerungszahl von 1,4 Millionen auf derzeit 2,1 Millionen

hochgeschnellt“, betonte der oberste Staatsmann der Kanaren. Bereits in der Vergangenheit hatte er mehrmals betont, dass das demografische Wachstum der Inseln im Auge behalten werden müsse, weil die Provinzregierung sonst die Lebensqualität der Menschen nicht mehr gewährleisten könne. Er bezog sich dabei besonders auf die Bereiche Ausbildung, Gesundheitsfürsorge und Arbeitslosigkeit. „Ich bin davon überzeugt, dass die Grenze unserer Kapazität erreicht ist und wir dem ungebremsten Zuzug Einhalt gebieten müssen: Eine Insel ist nun mal ein begrenztes Territorium, das nicht überstrapaziert werden darf“, so Rivero. Die Legitimation seines Vorstoßes sieht er in der Zustimmung der Europäischen Kommission bestätigt, die eine umfangreiche Studie zum Thema

Bevölkerungswachstum und Kapazität in ultraperipheren Gegenden in Auftrag gegeben hat. In Bezug auf die Kanaren soll für jede Insel ein eigenes Profil erstellt werden. „Es ist durchaus möglich, dass man den Randregionen der EU, die nur ein begrenztes Inselterritorium zur Verfügung haben, Sonderregelungen und verschärfte Auflagen für den Zuzug zugestehen wird“, betonte der Präsident. Darin würde er seine seit Jahren verfolgte Politik bestätigt sehen. Eine These, die im Wahljahr auch als schlagkräftige Parole bei den rechts gerichteten kanarischen Wählern für Stimmen sorgen soll. Gegen Ausländer als Urlauber hat der kanarische Präsident allerdings nichts. Im Gegenteil – man habe derzeit eine Kapazität erreicht, die bis zu elf Millionen Urlauber im Jahr auf-

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Das Boot ist voll...

Selbst auf der Gorilla-Preisverleihung des Loro Parques schnitt Paulino Rivero das Thema während seiner Rede an.

„Urlauber erwünscht – Residente nur bedingt“, mit diesem Reizthema eröffnete Kanarenpräsident Paulino Rivero das Jahr 2011.

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nehmen könne. Zwar müsse man an verschiedenen Stellen Qualitätsverbesserungen vornehmen, aber grundsätzlich seien die Hotels- und Ferienanlagen bereit, ein Millionenvolumen zu empfangen. Das Fazit: „Ausländer sind erwünscht, wenn sie wieder gehen. Bleiben sollen sie nur bedingt“. Auch wenn so mancher Nationalist sich von dieser Aussage angezogen fühlt und auf einer Insel tatsächlich andere Maßstäbe angesetzt werden müssen, so macht sich der Kanarenpräsident bei den europäischen Einwohnern mit derartigen Statements nicht gerade beliebt. Wenn Sie eine Meinung dazu haben, dann teilen Sie uns diese bitte über die Umfrage in unserer OnlineAusgabe unter www.kanarenexpress. n com mit.

Mit solchen Sprüchen gehen nicht nur in Mitteleuropa rechtskonservative Politiker auf Stimmenfang. So tönt es jetzt erneut auch von der Spitze der kanarischen Regierung. Und das in einer Region, deren Bevölkerung sich seit der Eroberung durch Spanien im 15. Jahrhundert fast ausschließlich aus Zuwanderern zusammensetzt. Welches „natürliche Wachstum der kanarischen Bevölkerung“ meint der kanarische Regierungschef? Bisher haben die Kanarischen Inseln immer an Bevölkerung verloren, wenn die Bedingungen auf den Inseln sehr schwierig waren, und sie haben an Bevölkerung gewonnen, wenn sich die Bedingungen positiv entwickelt hatten. Damit ist eine multikulturelle Region entstanden, die man eigentlich zum Vorzeigeobjekt machen könnte. Das traditionelle Auswanderungs- und Zuwanderungsgebiet ist Lateinamerika. Aber auch Mitteleuropa hat sich im vergangenen Jahrhundert dazu entwickelt. Und die Bevölkerungsdichte von etwa 279 Einwohnern pro Quadratkilometern liegt knapp unter der der Insel Großbritannien mit rund 280 Einwohnern pro Quadratkilometern. Aber das scheint ja auch nicht wirklich das Problem zu sein, denn man möchte noch wesentlich mehr Touristen auf die Inseln holen, und auch dafür benötigt man Platz und Ressourcen. Vielleicht sind die Probleme aber mehr in der derzeitigen Wirtschaftsstruktur zu suchen. Denn bei einer weltweiten Krise, wie der momentanen, rächt es sich, wenn der überwiegende Teil der Wirtschaft ausschließlich auf den Tourismus ausgelegt ist. Hier könnte man einen Denkansatz finden, wenn man sich um die Lebensqualität der Menschen sorgt. Und wenn man über die Einschränkung des Zuzugs aus den Ländern der Europäischen Union nachdenkt, dann sollte man vorher seine Hausaufgaben ganz gründlich machen. Denn wenn man wirklich die mehrheitlich aus Rentnern und Pensionären bestehenden Zuwanderungen einschränkt, dann verzichtet man zugleich auf das Geld, das diese aus ihren Heimatländern mitbringen. Und hier sprechen wir von weit mehr als einer Milliarde jährlich, die auf den Kanaren ausgegeben und in die Wirtschaft investiert werden. Auch ein leeres Boot kann untergehen, wenn es leckgeschlagen ist. (dah) n

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