SPIRIT – Das SCB-Fanmagazin zum Saisonauftakt 2021/22

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20 | SPIRIT | Ramon Untersander

«ES IST JEDER SOFORT INS BOOT EINGESTIEGEN» Ramon Untersander gehört zur Leadergruppe des Teams und ist mit 30 Jahren reich an Erfahrung, auch bezüglich schwieriger Situationen. Der Verteidiger freut sich sehr auf die Rückkehr des Publikums und ist begeistert von der neuen Trainercrew um Johan Lundskog. 21. Januar 1991

Die Pause war kurz, wie gross ist die Belastung? Die Belastung an sich war nicht grösser als sonst. Da wir einige Spiele weniger hatten als sonst und die Playoffs auch bereits nach neun Spielen beendet waren. Aber die ständigen Unterbrüche und Änderungen, die uns das Leben aufgrund der Pandemie erschwerten, waren eine enorme Belastung – auch weil es für uns alle eine neue Situation war. Trotzdem waren wir immer froh und dankbar, unseren Sport ausüben zu können. Auch die Weltmeisterschaft war sehr speziell. Drei Wochen vor dem Start bereits in einer Bubble zu leben und danach in Riga nochmals fast drei Wochen nur im Hotel und in der Eishalle zu sein, war eine mentale Belastung. Anderseits ist man sehr privilegiert, sein Land an einer Weltmeisterschaft vertreten zu dürfen. Ich habe die Zeit trotz allem genossen und auch sehr viele neue Erfahrungen gemacht, was mir sicher irgendwann im Leben helfen wird. Der Druck auf Spitzensportler ist hoch. Es gibt beispielsweise Topathleten wie den 23-fachen Schwimm-Olympiasieger Michael Phelps, der unter starken Depressionen litt, oder die Turnerin Simone Biles, die in Tokio dem Druck nicht mehr standgehalten und den Wettkampf aufgegeben hat. Und in der Schweiz hat sich kürzlich mit Perttu Lindgren ein Berufskollege von dir über seine Depressionen geäussert. Wie reagierst du auf solche Meldungen?

Ich finde es sehr stark, dass sich diese Athleten offen aussprechen und sagen, wie es ihnen geht. Insbesondere hat mich beeindruckt, dass sich mit Perttu Lindgren einer aus unserer Liga zu seinen Problemen geäussert hat. Wir sind alle nur Menschen, und es wird sehr viel erwartet. Von diesen Topathleten wird erwartet, dass sie immer wieder neue Rekorde aufstellen und Medaillen gewinnen. Aber irgendwann kommt jeder an seine Grenzen. Sich dann hinzustellen und zu sagen, man sei nicht in der Lage zu performen, braucht ganz viel Mut. Genau das zeigt mir, wie stark diese Athleten wirklich sind. Es geht nicht immer nur um das rein sportliche, sondern auch um ganz viele andere Dinge wie beispielsweise die Gesundheit. Vor allem die mentale Gesundheit ist enorm wichtig. Wenn es im Kopf nicht stimmt, ist man nicht fähig, eine gute Leistung zu zeigen.

Ist das in erster Linie ein Problem von Einzelsportlern oder gibt es das auch im Teamsport? Ich denke, das gibt es in jedem Sport. Auch das Niveau spielt dabei keine Rolle. Jeder Mensch kann sich selbst diesen Druck aufsetzen. Auch ausserhalb der Sportwelt, z.B. in der Privatwirtschaft, kann das genauso passieren. Unsere Gesellschaft wird immer schneller, alles muss stets jetzt sofort sein. Das ist aus meiner Sicht nicht gut. Du hast selbst vor bald drei Jahren eine sehr schwierige Situation mit einer langwierigen Verletzung erlebt und musstest auf dem Weg

Beim SCB seit 2015/16 291 Spiele, 55 Tore, 117 Assists Vierfacher Schweizer Meister (3 x SCB, 1 x HCD) Swiss Cup Sieger 2021 WM-Silbermedaille 2018 80 Länderspiele, 10 Tore, 27 Assists

zurück eine Pause einlegen. Hast du dich rückblickend damals selbst unter zu viel Druck gesetzt? Bestimmt. Ich versuchte zwei Mal zurückzukommen, obwohl ich noch nicht bereit war. Aber in mir drin sagte eine Stimme, du musst jetzt zurück, deine Teamkollegen brauchen dich. Man lügt sich selbst an und blendet einfach gewisse Dinge aus. Aber die holen dich immer wieder ein. Das Problem ist nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Auf diese Weise wird es immer schwieriger. Und der Preis, den man später dafür zahlen muss, wird grösser. In den beiden letzten Jahren warst du dann der Spieler mit der meisten Eiszeit beim SCB. Was bedeutet dir das? Es freut mich, dass unsere Coaches immer sehr auf mich setzen. Es ist einfacher selbst zu spielen, als von der Bank aus zuzuschauen. Es braucht viel mehr Nerven, wenn man das Heft nicht selbst in die Hand nehmen kann.


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