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Weihnachten in verschiedenen Religionen

Über den Tellerrand

Woher kommt das Weihnachtsfest und gibt es vergleichbare Feierlichkeiten in anderen Religionen? Die kulturelle Vielfalt und das Miteinander spielen heuer eine besondere Rolle.

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© M. FREINHOFER

Ob und wie ChristInnen in den ersten Jahrhunderten das Geburtsfest Jesu gefeiert haben, lässt sich historisch nicht genau sagen. Erstmals nachweisen lässt sich das Weihnachtsfest im Jahr 336. Um ihm eine verständliche Symbolik zu geben, hat man sich an den antiken und orientalischen Festen zu Ehren der Sonnengottheiten angelehnt. Das Sonnenlicht und die wieder länger werdenden Tage nach Winterbeginn spielten dabei eine Rolle. Kaiser Aurelian setzte um 272 den Termin am 25. Dezember fest. Mit dem neu eingeführten Weihnachtsfest sollte der in ärmlichen Verhältnissen geborene Jesus von Nazareth anstelle des römischen Kaisers die nie untergehende Sonne darstellen. Das Fest setzte sich durch, weil das Christentum im Jahr 313 offiziell zur römischen Staatsreligion wurde. Seither begehen nicht nur Gläubige weltweit am 25. Dezember Weihnachten.

Warten aufs Christkind

Viele beliebte Weihnachtsbräuche setzten sich aber erst im 19. Jahrhundert durch. Um die Wartezeit bis Heiligabend zu verkürzen, erfand der evangelische Pastor Johann Wichern in Hamburg 1839 ein Wagenrad mit 24 Kerzen, von denen es bei uns aber nur vier auf den Adventkranz geschafft haben. Dank einer Idee des Reformators Martin Luther werden die Weihnachtsgeschenke nicht mehr am Nikolaustag, sondern erst am Heiligen Abend verteilt.

Aufgeputzter Baum

Die Idee, einen Baum als Symbol für Fruchtbarkeit aufzustellen, geht auf biblische Inszenierungen im Mittelalter zu-

© CHRISTIAN FORCHER

„Richard von Weizsäcker hat gesagt: ‚Zu Weihnachten empfinden wir besonders stark, wie eng wir in der Familie zusammengehören und was wir ihr verdanken.' Ich wünsche uns allen, dass dieses

Zusammengehören in den Familien, in der Nachbarschaft und in den Stadtteilen gelingt. Wir brauchen es jetzt ganz besonders. Frohe Weihnachten!“

Bürgermeister Georg Willi rück. Der Paradiesbaum, der zum Nachspielen von Schöpfung und Sündenfall verwendet wurde, bekam eine neue Bedeutung. Mit Äpfeln, Gebäck, Nüssen und Glaskugeln aufgeputzt, sollte der Baum nicht mehr nur an die Geschichte von Adam und Eva erinnern, sondern auch an Weihnachten. Ab dem 17. Jahrhundert trat der Christbaum über den evangelischen Adel deutscher Städte seinen Siegeszug an. In Innsbruck ließ erstmals Clemens Graf von Brandis, Landeshauptmann und Gouverneur von Tirol, 1841 in der Hofburg einen mit Kerzen geschmückten Baum aufstellen.

So feiern andere Religionen Chanukka

Das jüdische Lichterfest dauert acht Tage. Es erinnert an die Wiedereröffnung des zweiten jüdischen Tempels von Jerusalem. An jedem Abend wird eine Kerze des achtarmigen Chanukka-Leuchters entzündet. Familie und Freunde versammeln sich, die Kinder bekommen Geschenke und Süßigkeiten. Gegessen werden vor allem gebackene Speisen wie Krapfen.

Eid al-Adha

Das Opferfest dauert vier Tage und ist neben dem Zuckerfest am Ende des Fastenmonats Ramadan das wichtigste Fest im Islam. Wegen des Mondkalenders gibt es keinen festen Termin, heuer fand es

Der Wichern-Kranz der evangelischen Diakonie wurde auch heuer zum Zeichen der guten Zusammenarbeit an Bürgermeister Georg Willi überreicht.

STIMMEN ZUM WEIHNACHTSFEST „Die Menschwerdung Gottes hat uns alle – unabhängig von Kultur und Hautfarbe – weltweit zu Geschwistern „Ich wünsche allen, dass sie trotz der Pandemie Weihnachten mit ihren Verwandten, Freundinnen und Freunden sowie

gemacht. In diesem Sinne wünsche ich allen ein verbindendes und versöhnendes Weihnachtsfest.“

Bischof Hermann Glettler

„Da, wo Gott am fernsten scheint, mitten in der Krise, ist er ganz Bekannten feiern können.“

Ahmet Demir, Sprecher der Islamischen Religionsgemeinde Tirol

„Viele in Europa lebende Buddhistinnen und Buddhisten feiern Weihnachten als Fest der Familie.“

Gabriele Doppler, Repräsentantin der Österreichischen

„Aufgrund des traditionellen Julianischen Kalenders feiern wir den Heiligen Abend bei uns am 6. Jänner.“

Aleksandar Stolić, Erzpriester der serbischorthodoxen Kirchengemeinde Innsbruck

Buddhistischen Religionsgesellschaft in Tirol

nah, mitten unter uns.“

Oliver Dantine, Superintendent der Evangelischen Superintendentur Tirol-Salzburg

„Ich wünsche allen Innsbruckerinnen und Innsbruckern ein fröhliches Chanukkafest, ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Jahr 2021.“

Günter Lieder, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg

im Sommer statt. Die Familien kommen zur Feier und dem gemeinsamen Festmahl zusammen, die Kinder bekommen Geschenke. Zuvor wird in der Moschee gebetet.

Vesakh

Auch das buddhistische Fest der Geburt, Erleuchtung und des Erlöschens des Religionsstifters Buddha dient der gemeinsamen Feier, Gebet und Meditation. Buddhistinnen und Buddhisten verschiedener Glaubensrichtungen bitten um Vergebung ihrer Fehler und hoffen auf Reinigung und Stärkung des Geistes. Das Fest wird an wechselnden Terminen im Frühling gefeiert.

Wechselseitiger Austausch

Kulturell unterschiedliche Rituale gibt es zu Weihnachten auch bei den verschiedenen christlichen Konfessionen. In der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde – eine von mehreren orthodoxen Gemeinden Innsbrucks – gibt es etwa den Brauch, am Heiligen Abend Badnjak zu verbrennen, einen jungen Eichenbaum oder Eichenzweig. Dieser symbolisiert das Holz, das die Hirten in die Geburtsgrotte von Jesus getragen haben, um ihn zu wärmen. Alle Glaubensgemeinschaften stehen im kontinuierlichen Austausch mit der Stadt, um das Zusammenleben aller Menschen in Innsbruck zu fördern. WG

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