Die IPPNW in Österreich Ein Interview mit ihrem Präsidenten Dr. Klaus Renoldner Die OMEGA ist die österreichische Sektion der IPPNW und wurde 1983 vom Wiener Kinderarzt Univ.-Prof. Dr. Walter Swoboda in Wien gegründet. Das Akronym „OMEGA” steht für „Österreichische Mediziner*innen gegen Gewalt und Atomgefahren“. Dr. Klaus Renoldner wurde kurz nach der Gründung im Jahr 1983 Mitglied und ist nun seit 1996 Präsident der OMEGA. Amatom: Sehr geehrter Herr Dr. Renoldner, wie wird man Präsident der österreichischen IPPNW? Erzählen Sie mir doch am Anfang einmal ein bisschen von Ihrem persönlichen Werdegang in dieser Organisation. Dr. Klaus Renoldner: Ja das war so, ich habe in Wien Medizin und Völkerkunde als zweites Studium studiert und arbeitete nach Forschungsarbeiten in Afrika von 1977 bis 1982 in einem sehr interessanten Entwicklungsprojekt in Paraguay. Dabei ging es um die Grundrechte indianischer Minderheiten und ich baute dort ein Gesundheitsprojekt auf, in dem ich mit meiner Frau arbeitete. Als wir 1982 zurückkamen, stellten sich mir die Fragen: „Wie geht’s weiter?“ „Will ich weiter international arbeiten?“ Und ich habe mich dann aus familiären Gründen für die Arbeit als Landarzt in Österreich entschieden […]. So war ich weit weg von den globalen Fragen und sehr lokal orientiert. Aber das, was mich in Lateinamerika bewegt hat und was ich dort gelernt hatte, ging mir natürlich nicht aus dem Kopf: Die globale Ungerechtigkeit, das Landgrabbing und viele andere globale Zusammenhänge. Und dann lese ich eines Tages in der Ärztezeitung, dass in Wien eine Sektion der IPPNW von dem österreichischen Kinderarzt Prof. Swoboda gegründet wurde, den ich zufälligerweise kannte, da ich bei ihm die KinderheilkundeGrundausbildung im Rahmen des Turnus1 gemacht hatte. So habe ich mich dieser Bewegung angeschlossen und habe an verschiedenen Kongressen und Veranstaltungen teilgenommen. Es war dann eine große Freude, als wir 1985 den Friedensnobelpreis für unsere Aktivitäten bekamen, übrigens ein Jahr vorher auch den UNESCO-Friedenspreis. Dieser wird ja heute auch manchmal vergessen, obwohl er, da es dabei auch um Friedenserziehung geht, schon eine große Rolle spielte. Als dann im Jahr 1996 mein Vorgänger den Vorsitz zurücklegte, wurde ich von den Kolleginnen und Kollegen ersucht, diesen zu übernehmen. Somit […] bin ich nun seit 1996 Präsident, hoffe aber doch, dass ich das in den nächsten Jahren an eine jüngere Kollegin oder einen jüngeren Kollegen übergeben kann.
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Vielleicht noch kurz zum Verständnis meiner Motivation: Wenn man wie ich längere Zeit in wirklich armen Gegenden lebte, und sah, wie Menschen glücklich sein können, auch mit den wenigen Dingen, die man wirklich zum Leben braucht, solange sie diese nur haben, dann findet man es umso erschütternder, wenn man nach Europa zurückkehrt und sieht, wie viel Geld global in die Rüstung gesteckt wird. Die damaligen 80er-Jahre waren zudem auch der Gipfelpunkt der atomaren Hochrüstung vor den Reduzierungsabkommen. Es gab damals über 60.000 atomare Sprengköpfe. Und da war ich einfach motiviert, mich mit dieser Bewegung für ein Atomwaffenverbot einzusetzen. Amatom: Gibt es bezüglich Ihrer Nachfolge schon konkrete Aussichten? Renoldner: Ja, mein Stellvertreter wird das glaube ich übernehmen. Ein junger Kollege, seit wenigen Jahren in der Praxis. Aber das muss natürlich ganz offiziell durch eine Wahl geschehen. Amatom: Wieso ist es wichtig, dass es auch in Österreich eine IPPNW gibt? In Österreich ist ja sowohl die militärische als auch die zivile Nutzung von Atomkraft dank des Bundesverfassungsgesetzes für ein atomfreies Österreich von 1999 verboten. Renoldner: Ja das ist richtig, wir sind stolz, dass wir dieses Gesetz damals mit der Unterstützung aller politischen Parteien durchgebracht haben. Die IPPNW hat natürlich schon vorher in Österreich existiert und dazu beigetragen. Somit ist Ihre Frage berechtigt – hat sich dadurch die Notwendigkeit der IPPNW in Österreich erübrigt? Interessanterweise ist das Gegenteil der Fall, denn die 90er-Jahre waren eine Zeit, in der wir sehr intensiv versucht hatten, international Kampagne zu machen und Österreich hat sich in dieser Zeit auch als federführendes Land in der Kampagne für ein Landminenverbot eingesetzt. Dabei lernte das österreichische Außenministerium auch, dass man sich hier international engagieren kann, und dass man dann auch weitere Staaten dafür gewinnen, kann sobald es zum Durchbruch kommt. So wurde das Landminen-Verbotsgesetz auch zu einem