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9h. Ikonen

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9f. Glas

9f. Glas

riefen die Gefäße mit einfachstem Dekor eine starke Konkurrenz im östlichen Mittelmeerraum hervor, vor allem durch Werkstätten auf Zypern und in Kleinasien.

Die Herstellungsweise der nordafrikanischen Tonlampen mit ihren unterschiedlichen dekorativen, figürlichen und symbolischen Darstellungen war so wenig aufwendig, dass sie einen offenbar preisgünstigen Massenexport ermöglichte. Der Ton für die oberen und unteren Hälften der Lampen wurde mit der Hand in Modeln geformt und anschließend wurden beide Teile zusammengefügt und gebrannt. Hier ist ein Beispiel ausgewählt, dessen Darstellung der Himmelfahrt Christi eigenartige Besonderheiten aufweist (Abb.227). Von dieser Lampe, die wohl seit der Mitte des 5. Jhs. hergestellt wurde, ist eine größere Gruppe übereinstimmender Exemplare bekannt, außerdem ein Model zur Prägung von oberen Lampenhälften.

Für die frühen Bilder der Himmelfahrt Christi gibt es biher eine zweigeteilte Typologie. Beim »westlichen« Darstellungstypus, der seit dem späten 4. Jh. belegt ist, schreitet Christus in die Höhe und wird aus dem Himmel von der Hand Gottes am Handgelenk ergriffen (Abb.). Beim »östlichen« Typus sind die Bilder in zwei Zonen geteilt: in der oberen wird der thronende oder stehende Christus in einem Clipeus oder einer Mandorla von zwei oder vier Engeln »getragen«, in der unteren steht die im Text nicht erwähnte Maria in der Mitte der zwölf Apostel (Abb.). Diese Unterscheidung der beiden Typen ist auf der Lampe in München aufgehoben. Unter den Randmotiven hat auf jeder Seite der zweite Doppelkreis ein Christusmonogramm als Füllung. Das Bild im Spiegel ist zweizonig: Oben wird Christus in einem Rundschild von zwei fliegenden Engeln »getragen«. Er ist stehend dargestellt, nimbiert, mit Tunika und Mantel bekleidet und trägt in der linken Hand einen Kreuzstab. Unten sieht man zwei frontal stehende Männer in gegürtetem Gewand, von denen der rechte mit der rechten Hand nach oben weist. Die Frage, ob hier Apostel oder die beiden in der Apostelgeschichte erwähnten himmlischen Boten gemeint sind, muss offen bleiben. Zu diesen »östlichen« Details der Zweizonigkeit und des Clipeus mit Engeln kommt ein typisch »westliches« hinzu: Christus wird am Gelenk der erhobenen rechten Hand von der Hand Gottes ergriffen. Dass Arm und Hand Gottes aus dem Himmel kommen, wird durch die oberhalb des Clipeus und der beiden Einfüllöffnungen für das Öl befindlichen vier apokalyptischen Wesen bestätigt. Aufgrund dieser Gruppe von Lampen wird es möglich, den Beginn zweizoniger Darstellungen der Himmelfahrt Christi bereits im frühen 5. Jh. anzusetzen.

9h. Ikonen

Beim Begriff der Ikone (von griechisch Eikon, Bild) denken wir zunächst an isolierte Bilder von Christus, Maria mit dem Kind und Heiligen, die auf Holztafeln in enkaustischer Malerei dargestellt sind, also mit erhitzten farbigen Wachsen. Diese Bilder sind keine Porträts der dargestellten Personen, und der Grund hierfür war nicht etwa, dass man deren Aussehen gar nicht kennen konnte. Denn gleichzeitig mit den frühesten bekannten Ikonen des 6. Jhs. entstanden auch die ersten Legenden von der wunderbaren Auffindung von Ikonen, die nicht von Menschenhand gemalt sein sollten (griechisch: Acheiropoieta). Außerdem wurde die im 4. Jh. von Eusebius von Caesarea (Kirchengeschichte I 13) und der Pilgerin Egeria (peregrinatio XVII–XIX) erzählte Legende über einen in Edessa aufbewahrten Schriftwechsel zwischen Christus und König Abgar gegen Ende des 6. Jhs. im Sinne eines Acheiropoietons erweitert (Euagrios, Kirchengeschichte IV 27). Jesus sollte Abgar einen Stoff mit dem Abdruck seines Gesichts geschickt haben, und diese Ikone habe die Stadt Edessa im Jahre 544 vor den Persern gerettet. Die Maler der realen Ikonen versuchten überhaupt nicht, den Dargestellten ein natürliches Aussehen zu geben. Vielmehr hoben sie diese durch unbewegte Züge in eine zeitlos überirdische Sphäre, zu der die Gläubigen nur in dankbarer Verehrung aufblicken konnten. Dadurch unterscheiden sich die christlichen Ikonen grundsätzlich von den ägyptischen Mumienporträts, von denen dank der günstigen klimatischen Verhältnisse Hunderte in enkaustischer und in Temperamalerei erhalten blieben und deren Blüte im 3. Jh. zu Ende ging. Bei diesen, die zum Teil zu Lebzeiten der Dargestellten gemalt und erst nach dem Tod ihrer Mumie beigegeben wurden, wurde besonders großer Wert auf die bei den Ikonen vermiedenen natürlichen Porträtzüge gelegt. Die Herstellung der frühen Ikonen wird meist in Konstantinopel lokalisiert. Dies gilt auch für die Vorbilder, nach denen die frühesten römischen Marienikonen des 6. Jhs. kopiert wurden. Auch für das Diptychon in Berlin (Abb.209), das zwei Christus- und Maria-Ikonen wiedergibt, wird eine

Abb.228. Sinai, Katharinenkloster, Inv. B 1. Christusikone, Holz mit enkaustischer Malerei, stark beschnitten, Höhe noch 84 cm, Breite noch 45,5 cm, Herstellung vermutlich in Ägypten.

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