Oberösterreichische Pfadfinderinnen und Pfadfinder
Official member of | WOSM | WAGGGS | PPÖ
1/2020 April
10 S.
ANDERS
55
Die einzige Möglichkeit, dass etwas besser wird als zuvor, ist, es anders zu tun. Das braucht Mut und Konsequenz. Bewerkstelligen lässt sich das auf sehr unterschiedliche Art – darauf liegt der Fokus dieser Ausgabe. … und: 4, 6, 8, 13, 14, 19, 22, 31
wer AnderS denkt und dAnAch hAndelt wird reich belohnt: mit neuen PerSPektiven FürS leben
Österreichische Post AG |
SP 04Z036021 S
|
OÖ Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Brucknerstr. 20, 4020 Linz
IMPRESSUM
Erscheinung: 4 (3+1) mal jährich. Grundlegende Richtung: unabhängige Zeitschrift im Bereich der pfadfinderischen Jugendarbeit, gibt Impulse, regt zu Diskussion von Visionen und möglichen Entwicklungen an. Förderung der Qualität der Kinder- und Jugendarbeit der Oberösterreichischen Pfadfinder und Pfadfinderinnen. Kommunikationsmedium zwischen Verbandsleitung und allen Mitgliedern, FreundInnen und Interessierten. Forum für Erfahrungs- u. Meinungsaustausch. Redaktion Leitung: Martina Bergsleitner und Barbara Schröckenfuchs. AutorInnen und Autoren: Isabella Bachleitner, Katharina Forstner, Klaus Hollinetz, Alexander Maringer, Markus Pichler-Scheder, Markus Prötsch, Wolfram Maria Schröckenfuchs. GastautorInnen Maria Binder, Lisa Falkner, Josef Gruber, Martin Tutschek, Georg Paminger. Gestaltung und Satz Wolfram Maria Schröckenfuchs Hersteller Kontext Druckerei GmbH, Linz Abonnement für Nichtmitglieder: € 12,– / Jahr jam@ooe.pfadfinder.at Anzeigenannahme Andreas Stumpf: 0732/ 66 42 45 Fax: 60 84 59 jam@ooe.pfadfinder.at
~ Wir bedanken uns bei unseren Inserenten und Sponsoren. ~ Sie wollen gerne im JAM inserieren? Bitte eine E-Mail an: jam@ooe.pfadfinder.at JAM online lesen: issuu.com/jam-magazin
Bildnachweis: Seiten 1, 2: © CC ‘Pippi Langkous in Nederland 1.jpg’ Inger Nilsson, 12, RAI Amsterdam, 22.4.1972; aus dem Nationaal Archief, the Dutch National Archives. Quelle: wikimedia.org
‘Nichts ist unmöglich!’
Titel: JAM, Magazin der Oberösterreichischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Offenlegung gem. §25 Mediengesetz: Medieninhaber (Alleininhaber): Verein „Oberösterreichische Pfadfinderinnen und Pfadfinder“ – Brucknerstr. 20, 4020 Linz, Tel. 0732 / 66 42 45, Fax: 60 84 59. | ZVR: 750481321 E-Mail: office@ooe.pfadfinder.at W e b : w w w . o o e . p f a d f i n d e r. a t
Liebe JAM-Leserinnen und Leser! Als wir uns Ende Jänner im Redaktionsteam getroffen haben, um die Inhalte für die kommende Ausgabe festzulegen, haben wir – rückblickend – in einer anderen Welt gelebt. Wir haben wie immer eine bunte Themenvielfalt für euch zusammengetragen, recherchiert und unsere Finger beim Schreiben krachen lassen. Jetzt, kurz bevor das Jam in Druck geht, hat sich vieles verändert. Die Welt steht still. Großartige Pläne für die Zukunft werden auf unbestimmte Zeit verschoben. Es wird im engsten Familienkreis in den Tag hineingelebt und unsere Kontakte zur Außenwelt sind auf ein Minimum reduziert. Doch so tragisch diese ganze Situation ist, hat sie doch für uns und unsere Umwelt viele Vorteile. Nun können alle durchatmen. Satellitenbilder zeigen uns, dass sich die Erde bereits zu erholen beginnt und ich bilde mir ein, die Sterne am Himmel wieder viel klarer zu sehen. Beim Spazieren durch die Natur laufen Rehe auf kurze Entfernung an uns vorbei. Auch sie genießen die Ruhe und wagen sich heraus. Wir Menschen geben uns plötzlich mit sehr wenig zufrieden. Ganz automatisch sind wir zu Nichtbrauchern von Vielem geworden. Wir können nur hoffen, wenn wieder Normalität einkehrt, dass wir uns einiges von dieser Zeit behalten. Wie geht es weiter? Das wissen wir alle nicht. Das Warten hat noch kein Ende, doch mit der aktuellen JAM-Ausgabe können wir euch dieses auf jeden Fall verkürzen. In diesem Sinne wünschen wir euch viele schöne JAM-Lesemomente und viel Gesundheit für euch und eure Familie! Martina & Barbara, und die ganze JAM Redaktion
nachfolgend sind termine angeführt, wie sie ursprüglich geplant waren. Ob sie auch tatsächlich ‘so’ durchgeführt werden können, ist aufgrund der C19-Pandemie zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses JAMs, noch nicht absehbar. Bitte beachtet dazu die jeweils aktuellen Infos. E-Mail, Facebook, u.w.
Termine
2020
18.-19.4. 18.-19.4.
Ausbildung: Stufenmethoden-WE Ausbildung: Erste-Hilfe Kurs für PfadfinderInnen
8.-10.5. 16.5. 6.-7.6. 6.-7.6. 31.-23.8. 26.-27.9.
Vortag & Befreiungsfeier: SCA und Mauthausen Gartenfest Linz 2 Ausbildung: Startveranstaltung Ausbildung: Grundlagen-WE GuSp-BULEILA in Traun Oedt Landestagung in Puchberg *) Ausbildung | WE = Wochenende
55
1/2020 April
Inhalt … noch kurz die Welt retten Scout Leaks Pfaditechnik gesellschaftl. Wandel Die Welt im Wandel WiWöSpecial Supermarkt Natur Scout Leaks Scout Kitchen … ‘einfach leben’ umWELT denker 2020 PfadiTechnik Viel Inhalt – relativ wenig Text … au, weh! Know-how & Infotainment
Greta war nie allein Engagement aus Überzeugung Young Delegates – Act local – think global!
Schätzen & messen Länge, Breite, Höhe / Tiefe
Auf die Plätze, Mädels: Los! Pippi L. als Vorbild dream. fail. repeat. Scheitern als Chance
Abenteuer auf dem Schulweg Trainiere deine Sinne
Frühjahrsblüher Wir sammeln Frühlingskräuter Agnes Baden-Powell – die vergessene Großmutter Frühlingskräuter-Suppe … genau jetzt ‘en vogue’
Wir drei, 1 x um die ganze Welt – kritischer Rückblick
Nichtbrauchen im Alltag – … wem ist was wichtig? Schätzen & messen Dein Körper als Maßstab
JAM Tweets – kurz berichtet: RaRo LAK, CaEx Action Day
‘Aufschieberitis’ morgen fange ich an … eventuell
widerspenstigen Cousinen der Primzahlen
Die
4 6 8 10 13 14 16 19 20 22 24 26 27 28 31
jam@ooe.pfadfinder.at www.ooe.pfadfinder.at
3
… noch kurz die Welt retten!
Greta war nie allein Damals wie heute sparen Pfadfinder*innen kritische Themen nicht aus – und für ‘die eigene’ Sache engagiert man sich mehr als andere. Zwei, die es tun! A l e x a n d e r M a r i n ge r
Zum Thema – ‘für eine Sache eintreten’ – hat JAM Kathi Forstner und Christoph Wurm interviewt. Beide verbindet weit mehr, als auf den ersten Blick offensichtlich ist: dieselbe Pfadfindergruppe :-)
Christoph, wo siehst du Parallelen zwischen Fridays For Future und deinem damaligen Engagement? Christoph: Ich habe 1987 maturiert. Damals waren Themen aktuell, die es heute wieder verstärkt gibt: Umweltverschmutzung, Müll, schlechte Luft und Trinkwasserqualität. Ich habe mit der Rover-Runde Leonding Aluminium recycelt und später bei einer Aubesetzung gegen den Bau des Kraftwerks Lambach-Saag demonstriert. Auch der politische Umbruch in den 1990er Jahren prägte mich. Der Pfadfinder Otto Hirsch initiierte Sozialprojekte für Kinder in Rumänien, die in den dortigen Kinderheimen einfach sich selbst überlassen wurden. Später war ich beim Aufbau des Friedensdorfs „MIR“, ebenfalls ein Heim für Kinder, im ehemaligen Staat Jugoslawien engagiert. Das alles hatte für mich eine sozial-ökologische Komponente. Wie ein Sprichwort sagt: „Wenn du einen Menschen rettest, dann rettest du die ganze Welt.“
Kathi, du kannst noch nicht so weit zurückblicken, aber warum engagierst du dich heute? Kathi: Nachhaltiges Leben ist für mich wichtig und ich kann als Teil einer Bewegung ausdrücken, was mich stört. Vor etwa einem Jahr habe ich die erste Fridays For Future Demo in Linz erlebt, bei der 200 Schüler*innen am Taubenmarkt protestierten. Dann habe ich begonnen, mich an den wöchent-
4
lichen Treffen zu beteiligen. Denn die ganze Orga, die Anmeldungen, Routenplanung und Bewerbung machen wir in unserer Freizeit.
das erlebt. Aber darum bekommt man auch die Aufmerksamkeit, weil es eben nicht alltäglich ist.
Ch: Das ist ja genau die Pfadfinderidee, sich für etwas einsetzen, es zu planen und dann auch zu machen. Nicht nur planen, sondern nachhaltig tun. Diese Kraft war auch bei uns spürbar!
Christoph, du kannst nun schon 30 Jahre zurückblicken. Gibt dir der Erfolg Recht?
Habt bzw. hattet ihr auch Gegenwind? Ch: Am stärksten waren 1993 die Spannungen beim Lichtermeer gegen Fremdenfeindlichkeit. Dort habe ich gemeinsam mit Tarek Leitner organisiert. „Pfadfinder gehen nicht demonstrieren“, hat es damals in meiner Gruppe und sogar im Landesverband geheißen. Es war schwierig, sich gegen etwas zu stellen. Zu demonstrieren, um etwa Ausländerhass anzuprangern, galt nicht als konstruktiver Beitrag. K: Auch wir haben diskutiert, ob wir in Uniform und mit Halstuch auftreten dürfen. Hier waren nicht alle einer Meinung. Dabei liegen doch die kritische Auseinandersetzung mit Themen und nachhaltiges Leben in unseren Pfadfinderschwerpunkten. Es zeigt, dass Pfadfinder*innen Verantwortung übernehmen. Und insbesondre Verantwortung für die Zukunft von Kindern und Jugendlichen. Ch: Und es kann mir keiner erzählen, dass Schule schwänzen bequem ist. Das macht man nicht allein, damit der Unterricht ausfällt. Diese Form des Protests ist unangenehm für Schule und Schüler. Auch ich habe
Ch: Vergangenes Jahr war ich wieder in dem „MIR“-Kinderdorf in Split. Die damalige Leiterin, heute über 70 Jahre alt, hat lange mit mir gesprochen. Sie meinte, dass 150 österreichische Jugendliche damals zeigten, dass Split und ganz Kroatien von Europa nicht alleingelassen werden. Das gab vielen Menschen unglaubliche Kraft.
Kathi, warum demonstriert ihr auf der Straße? K: Es ist unser Sprachrohr, wie wir uns ausdrücken können. Demos sind ein legitimes Mittel in unserer Demokratie. Ich müsste sonst eine politische Laufbahn planen und könnte erst in Jahrzehnten etwas erreichen. Heute glaube ich daran, auch kurzfristig etwas zu verändern. Wir sind eine bunte Mischung, von Schülern bis Senioren. Man kommt auch mit vielen Passanten ins Gespräch. Die Leute haben eine krasse Meinung zum Klimawandel. Sie glauben nicht daran. Oder sie sind zu bequem etwas zu ändern. Ch: Wenn wir so weitermachen, richten wir die Welt zugrunde. Erwachsene werden mit der Zeit bequemer. Darum ist es wichtig,
Es ist gar nicht einfach, den Mut aufzubringen, für eine Sache wirklich einzutreten …
Christoph Wurm (*1968) und Kathi Forstner (*2002), beide Gruppe Linz2
dass auch Kinder und Jugendliche hinterfragen und sagen, dass da etwas nicht passt und dass was getan werden muss. Engagement für die eigene Welt ist wichtig, gerade wenn man noch so viel davon vor sich hat. Provokation ist hier okay und auch als Methode gut eingesetzt, wenn man mobilisieren will. K: Es ergeben sich im Freundeskreis und in der Pfadfindergruppe auch viele positive Gespräche. Wir fahren zum Beispiel auf Maturareise mit dem Zug nach Kroatien. Ich bemühe mich, 2nd-Hand-Einkäufe zu machen und in der Runde geben wir sowas weiter. Niemand von uns will der perfekte Mensch sein. Aber wir bemühen uns, die
Erde besser zu hinterlassen als wir sie vorgefunden haben: das war ja die Idee von B.P.
Gäbe es nicht noch so viele Themen abgesehen vom Klimawandel? Ch: Fridays For Future bringt etwas in Gang. Es braucht fundamentale Änderungen in unserer Gesellschaft. Heute ist eben nur Zeit für kurze, einfache Botschaften. K: Auch Klimaerwärmung ist ein komplexes Thema und es hängen Hungerkatastrophen und Kriege davon ab. Das ist viel weitreichender, als dass wir diesen Winter nicht
genug Schnee zum Schi- und Schlittenfahren hatten. Das alles beschäftigt mich. Wie wird das sein, wenn ich 30 Jahre alt bin, wenn ich selbst Kinder habe?
Christoph, es gibt auch ‘Parents for future’ – würdest du hier mitdemonstrieren? Ch: Ja, das kann ich mir gut vorstellen hier mitzugehen. K: Die nächste große Demo ist am 24. April 2020 und startet am Linzer Bahnhofsvorplatz! Anm. Red: Das war der Plan zum Zeitpunkt als dieser Artikel entstand.
5
Scout Leaks
Act local – think global! Wir sind alle Teil einer weltweiten Bewegung – und können uns darin einbringen. Isabella Bachleitner
Die Pfadfinder- und Pfadfinderinnen sind eine Kinder- und Jugendbewegung. Daher ist es unerlässlich, dass Jugendliche mitbestimmen können … wie sie diese gestalten möchten. In deiner Gruppe gibt es dafür den Gruppenjugendrat, in Oberösterreich den Landesjugendrat. Dessen Leiterin und Leiter sind Teil des Bundesjugendrats, um bei österreichweiten Entscheidungen eingebunden zu sein. Und über Österreich hinaus? Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder Österreichs (PPÖ) sind Mitglied der beiden Weltverbände WAGGGS und WOSM (siehe Infobox). Sie sind zwei separate und unabhängige Bewegungen, teilen aber die gleichen Prinzipien. Entscheidungen über die Zukunft der Weltverbände werden auf internationalen Konferenzen getroffen, wohin Österreich Delegierte entsendet. Unter ihnen sind vier Jugendliche – die Young Delegates. Johannes aus Graz und Ronja aus Baden bei Wien sind zwei der vier und haben in den letzten zwei Jahren Einiges erlebt.
Vom Trupprat zur Europa- … „Es war die beste Entscheidung sich für das Young Delegates Programm zu bewerben“, sagt Ronja gleich zu Beginn unseres Gesprächs. Während Ronja über Bekannte davon erfahren hat, wurde Johannes bei einer Podiumsdiskussion am Roverway neugierig und wollte mehr über die internationale Zusammenarbeit erfahren. Nach ihrer Ernennung waren sie sofort vollwertige Mitglieder des österreichischen Teams. „Wir wurden schnell eingebunden und bekamen viel Vertrauen geschenkt“, somit konnten sich beide von Anfang an gut einbringen. Ein Höhepunkt war die Europakonferenz im vergangenen Sommer. Alle europäischen Pfadfinderverbände trafen sich in Kroatien, um
6
sich abzustimmen. Anträge wurden eingebracht, diskutiert, abgeändert, über die Abänderung diskutiert, wieder abgeändert und zur Abstimmung gebracht. Dabei den Überblick zu bewahren war gar nicht so einfach. Und das alles im feinsten Dokumentenenglisch. Eine große Herausforderung bestand darin, sich „das Energielevel richtig einzuteilen“, wie Johannes es diplomatisch formuliert. Man war neugierig, wollte Leute kennenlernen, führte am Abend bereichernde Gespräche, die vielleicht auch länger dauerten und sollte am nächsten Tag wieder topfit sein. Trotzdem kam der Spaß keinesfalls zu kurz.
… und Weltkonferenz Gerade deshalb freuen sich schon beide auf die Weltkonferenzen, die diesen Sommer stattfinden werden. Johannes fährt zur WOSM Konferenz nach Ägypten, davor hat er noch die Gelegenheit, sich beim World Scout Youth Forum mit anderen Jugendlichen aus aller Welt auszutauschen. Ronja nimmt bei der WAGGGS Konferenz in Uganda teil. Die Vorbereitungen dafür sind schon im vollen Gange: Anträge lesen, Unklarheiten markieren, nachfragen, wieder lesen und im Team diskutieren. Auf der deutschsprachigen Konferenz stimmen sich alle deutschsprachigen Pfadfinderverbände ab, um schon im Vorhinein einen Konsens zu finden. Und mit den Vorbereitungen wächst auch die Vorfreude auf ein unvergessliches Erlebnis. Aber so ein richtiges „Pfadi“-Erlebnis wird es wohl nicht. Genächtigt und getagt wird in schicken Hotels. Den Luxus, den sich hier viele gönnen, sehen beide sehr kritisch. „Das ist unnötige Prahlerei und Luxus, das entspricht nicht dem Pfadi-Spirit. Bilder aus hochgeputzten Lobbys will man gar nicht teilen“, meint Johannes. Bei der Europakonferenz schliefen sie in Studentenheimen auf einem Universitäts-
InfoBox
WAGGGS –
World Association of Girl Guides and Girl Scouts
Die österreichischen Pfadfinderinnen sind bei WAGGGS registriert und mit ihnen 10 Millionen Frauen und Mädchen in 146 Ländern. Das Symbol der WAGGGS ist ein Kleeblatt, das von seinem Stiel umschlossen wird. Die drei Blätter symbolisieren die drei Punkte des Versprechens. Die Kompassnadel im mittlere Blatt soll der Pfadfinderin immer den richtigen Weg weisen. Der Kreis steht für die Zusammengehörigkeit aller Mitglieder der Pfadfinderinnenbewegung. WAGGGS betreibt fünf Weltzentren in Großbritanien, Mexiko, Indien und in der Schweiz. Das afrikanische Weltzentrum wechselt veranstaltungsabhängig den Ort.
WOSM–
World Organization of the Scout Movement
28 Millionen Pfadfinder in 156 Ländern sind bei WOSM registriert, darunter fallen auch alle Männer und Jungen in Österreich, deshalb tragen sie das violette Logo auf der Brusttasche der Uniform. Die silberne Lilie ist das Zeichen aller Pfadfinder, deren Verbände WOSM angehören. Der Weberknoten soll den Zusammenhalt aller Pfadfinder quer über den Erdball symbolisieren. WOSM ging 1920 aus dem gegründeten Boy Scouts International Bureau hervor. 1923 wurde das internationale Pfadfinderzentrum Kandersteg in der Schweiz errichtet.
Campus. Die Konferenzen fanden in Hörsälen statt. Ein eher angemessener Rahmen finden beide. Trotzdem, die Vielfalt der weltweiten Pfadfinderbewegung in Mitgliedern und Projekten an einem Ort zu sehen und zu spüren, wird überwältigend. Wie groß manche Unterschiede auch scheinen, das Verbindende ist noch größer. Alle halten an den gleichen Prinzipien, an der gleichen Motivation fest: Die Aufgabe Jugendliche und Kinder zu befähigen ihr volles Potenzial auszuschöpfen, um verantwortungsbewusste Weltbürgerinnen und -bürger zu werden. Und der Glaube, dass diese Gemeinschaft bei der Entstehung einer besseren Welt beitragen kann.
Lust auf Internationales? Hast du nun selbst Lust internationale Pfadi-Luft zu schnuppern? Die nächste Runde
Die Young Delegates sind jugendliche „Pfadi-Diplomaten“ auf Konferenzen der Weltverbände. Sie erleben weltweite Verbundenheit und könnten nicht mehr ohne sie.
oben | Die vier Young Delegates: Elisabeth, Johannes, Clara und Ronja; die österreichischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder bei der Europakonferenz in Kroatien. unten | Ronja und Johannes vertreten die Anliegen der Jugendlichen bei den Weltverbänden und erzählen von ihren Erlebnissen.
des Young Delegates Programms startet Ende 2021 und dauert zwei Jahre. Ronja wird mithelfen es zu koordinieren. Die klassische internationale Pfadi-Erfahrung erlebst du auf internationalen Lagern. Eine Liste der kommenden internationalen Lager und Wissenswertes findest du auf der Seite der PPÖ unter Internationales. Außerdem bieten die Weltverbände internationale Schulungen und Seminare, zum Beispiel die Scout Academy. In den Weltzentren von WOSM und WAGGGS (siehe Infobox) werden Voluntäre (meist 1 Monat bis 1 Jahr) gesucht, die für Kost und Logis mitarbeiten. Ronja selbst war für vier Monate in Mexiko und sorgte mit anderen Volunteers für einen reibungs-
losen Programmablauf. Eine Erfahrung mehr, die sie nicht missen möchte. „Ich wurde oft gefragt: Hast du nicht Angst, dass du dich mit den Menschen in Mexiko nicht verstehst? Nein, hatte ich nicht, das sind ja alles Pfadis!“ Und damit hatte sie Recht.
Sich trauen! Weltweite Verbundenheit ist nicht nur die Überschrift eines der acht Schwerpunkte. Bei der Pfadfinderbewegung soll sie auch gelebt werden. Natürlich ist es ein Sprung aus der Komfortzone in einem fremden Land, mit fremden Leuten zusammenzuar-
beiten. „Aber man muss sich trauen das zu starten. Das Gefühl der internationalen Zusammengehörigkeit bleibt.“ Hier kann Johannes Ronja nur beipflichten. „Es lässt einen nicht mehr los. Wenn man einmal angefangen hat international unterwegs zu sein, kann man nicht mehr ohne: Das ist wie Zucker, man kriegt immer Lust auf mehr!“ Bist du neugierig geworden und hast Lust auf die weite Pfadi-Welt bekommen? Brauchst du Informationen oder hast du eine Frage? Die Antwort liegt ganz nah: internationales@ooe.pfadfinder.at.
7
Pfadi-Technik
Da habt ihr also den schönsten Lagerplatz der Welt gefunden, aber der Wald für euer Feuerholz liegt auf der anderen Seite eines schäumenden Wildbachs – und die nächste Brücke ist einen halben Kilometer entfernt. Ein Steg muss her, aber wie lange müssen die Stämme dafür sein?
Schätzen & messen B
Teil 2 |
reite –
M a rk u s P r ö t s c h
H
T
öhe –
iefe
Te xt & Bilder
Ohne Hilfsmittel die Höhe, Länge, Breite oder Entfernung einigermaßen genau bestimmen zu können, ist eine Kunst, die jede/r Pfadi beherrschen sollte. In der JAM Ausgabe 54 zeigten wir, wie du deinen eigenen Körper zum Vermessen nutzen kannst. Und hier lernst du nun coole Techniken kennen, wenn ‘Körpereinsatz’ so einfach nicht möglich ist.
T
Wie tief?
Wenn du die Tiefe einer Schlucht, Felswand oder eines Brunnens wissen möchtest, dann versichere dich zuerst, dass unten auch niemand steht. Wirf einen Stein in die Tiefe und zähle (oder stoppe) die Sekunden
B
A
C E AB
D-E
Der Abstand D-E entspricht A-B
8
D
gleich viele Schritte wie rechts vom C
gleich viele Schritte wie links vom C
B
bis zum Aufschlag. Sekunde mal Sekunde mal 5 ergibt die ungefähre Tiefe in Metern. Beispiel: Ein Stein fällt 2 Sekunden lang: 2 x 2 x 5 = 20 Die Tiefe beträgt also ca. 20 Meter.
Wie breit? Mit dieser Methode kannst du die Breite eines Flusses auf den Meter genau bestimmen: Suche dir am gegenüber liegenden Ufer einen markanten Punkt, z.B. einen Baum A und markiere auf deiner Seite die genau gegenüber liegende Stelle B. Nun geh eine bestimmte Anzahl Schritte – z.B. dreißig – am Ufer entlang (genauer gesagt gehst du im rechten Winkel von der Linie AB am Fluss entlang). Nach deinen Schritten markierst du den Punkt C – am besten mit einem Stock und gehst nochmal dreißig Schritte geradeaus weiter, hier ist D. Jetzt drehst du dich vom Fluss weg und marschierst geradewegs landeinwärts. Dabei schaust du über die Schulter zurück. Sobald sich der Markierungstock C und der Baum A auf einer Linie befinden, markierst du deinen Standort E ein letztes Mal. Die Entfernung von D nach E entspricht genau der Breite des Flusses. In diesem Beispiel ist der Bach etwa 5 Schritte breit.
H
1
2
Wie hoch? Um die Höhe eines Baumes für deine Brücke abzuschätzen, gibt es ein paar Methoden. Die einfachste (und ungenaueste) ist die Holzfällermethode: Aus 20-30 Schritt Entfernung stellst du dich vor dem Baum auf und hältst mit gestrecktem Arm einen Holzstab vor dich. Visiere über die Spitze des Stabes den Wipfel des Baumes an. Daumen und Zeigefinger liegen auf Höhe der Baumwurzel – der Baum ist also komplett vom Holzstab bedeckt. Jetzt kippst du den Stab zur Seite, so als würde der Baum umfallen. Die Stabspitze zeigt den Punkt an, wo der Wipfel zu liegen käme. Merke dir diesen Punkt oder bitte ein Patrullenmitglied sich dort hinzustellen. Die Strecke von dem Punkt bis zur Wurzel ist die Höhe des Baumes.
Baum-Höhe
H
Wie hoch? Eine andere Möglichkeit ist die Neunermethode: Gehe neun Schritte vom Baum weg und stecke dort eine gerade Stange in den Boden. Jetzt mach noch einen zehnten Schritt und markiere die Stelle. Auf dem Boden liegend visierst du von dieser Stelle an der Stange vorbei den Wipfel an. Markiere die Stelle, an der deine Visierlinie die Stange schneidet. Miss die Entfernung vom Erdboden bis zu dieser Stelle. Das Ergebnis mal zehn ergibt die Höhe des Baumes. Hier sind es 65 Zentimeter. Die Fichte ist also rund 6,5 Meter hoch.
65 cm ~ 6,5 m
9 Schritte
1
9
gesellschaftlicher Wandel
Auf die Plätze, Mädels: Los! Mal ehrlich: Sind Jungs wirklich besser in Mathe und stärker als Mädchen? Können tatsächlich manche Berufe nur Buben erlernen? Martina Bergsleitner
„Das stimmt sicher nicht, denn ich bin viel besser in Mathe als viele Buben in meiner Klasse. Schön schreiben tu ich nicht, auch wenn ich mich bemühe, schaut es nicht schön aus. Und es freut mich auch gar nicht.“ Mara, eine 10-jährige Pfadfinderin aus der Gruppe Linz 8, hat hier einen klaren Standpunkt.
Keiner will sie, jeder hat sie: Muster und Vorurteile
10
Unser Umfeld und die Art und Weise, wie wir miteinander leben und umgehen, unterliegen einem Zeitwandel. So sind heutzutage viele Dinge, die früher tabu oder nicht typisch waren, ganz normal. Auch eure Eltern sind mit einer anderen Vorstellung von „Normal“ aufgewachsen, sodass in Sachen Erziehung und Vorbildwirkung vieles schon ganz anders ist als in ihrer Kindheit.
Nur für Jungs – sicher nicht!
Doch woher kommen die, diese Vorurteile? Im Laufe eines Lebens hört man viele solcher Geschichten, nach denen wir zu wissen glauben, wie wir uns verhalten sollen, je nach dem ob wir ein Bub oder Mädchen sind. Das fängt schon im Bauch an: „Oh, das Baby strampelt aber wild, das muss ein Bub sein.“ Auch die Diskussionen im Kindergarten, welche Farben nun Jungs gefallen dürfen und welche typische Mädchenfarben sind, kennt ihr sicher recht gut. Doch wer sagt eigentlich, dass das so sein muss? Ist es Fakt, dass gewisse Eigenschaften oder Fähigkeiten darauf zurückzuführen sind, ob wir ein Mädchen oder ein Bub sind? Oder hat man es einfach nur so oft gehört und vorgezeigt bekommen, bis man es am Ende selbst glaubt.
Mädchen gehen gern zum Tanzen, Zeichnen und Basteln viel lieber? Jungs spielen lieber Fußball und Piraten? Diese Grenzen existieren nicht mehr, denn man sieht schon viele Mädchen beim „Jungs-Sport“ und umgekehrt. Dass mittlerweile auch den Mädchen alles offensteht und beide Geschlechter das für selbstverständlich erachten, sieht auch Mara so, denn „beide können dasselbe machen oder in dieselbe Arbeit gehen. Und wenn sie dieselbe Arbeit machen, verdienen beide gleichviel Geld.“ Zumindest sollte es so sein und dieses Selbstverständnis aus so einem jungen Mund zu hören, ist ein positives Zeichen für die Zukunft.
Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass es primär die körperlichen Merkmale sind, die uns unterscheiden. Alle anderen Vorurteile, wie zum Beispiel die typischen Stärken und Schwächen von Mädchen und Jungen, haben sich in unsere Köpfe eingebrannt, weil es immer schon so war. Viele davon sind längst nicht mehr wahr und können sowohl auf Mädchen als auch auf Jungen zutreffen.
Was früher die Ausnahme war, wird immer mehr und mehr zur Regel. So gab es selten Frauen in typischen Männerberufen, wie z.B. die polnische Physikerin Marie Curie, die 1896 die radioaktive Strahlung entdeckte. Heute gibt es immer mehr Vermischung und Vorurteile werden auch in beruflicher Hinsicht aufgeweicht. Ein anders Beispiel ist hier Katherine Johnson. Sie war Mathematikerin (sie verstarb
Sucht euch Vorbilder
im Februar 2020) und afroamerikanischer Abstammung. Sie arbeitete bei der NASA und trug mit ihrem Talent dazu bei, dass die Apollo 11 am Mond landen und die Apollo 13 sicher zurück nach Hause kommen konnte, nachdem sie sich zuvor in einem kritischen Zustand befunden hatte. Dass sie dabei als Frau, mit dunkler Hautfarbe, zu dieser Zeit und noch dazu in einem Beruf, der eigentlich Männern vorbehalten war, trotzdem ihre Ziele verfolgt hat, zeugt von großem Mut und viel Tapferkeit. Sie hat sich getraut, das zu tun, was sie gut konnte und was ihr Spaß gemacht hat, obwohl ihr viele davon abgeraten haben. Die Suche nach weiblichen Vorbildern lässt sich unendlich fortsetzen. Man glaubt gar nicht, wie viele unglaubliche, tapfere, mutige und zielstrebige Frauen es auf der Welt gab und gibt. Sich treu bleiben, neugierig sein und das machen, was Spaß macht und einen Sinn erfüllt, das sind die Zutaten für ein glückliches, erfülltes Leben, bei dem ‘Frau’ ihren Weg findet und so der Welt ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken kann. In der Sidebox haben wir euch einige Buchempfehlungen zusammengestellt. Diese sollen euch Anstoß geben, euch auf die Suche nach großartigen weiblichen Vorbildern zu machen … Wer weiß, vielleicht war auch die eine oder andere Pfadfinderin dabei? Und eines ist auch sicher: Euer wichtigstes Vorbild findet ihr bei euch zu Hause, denn eure Mama leistet jeden Tag herausragende Arbeit, gibt ihr Bestes und verfolgt neben ihrer Rolle als Mutter, auch ihre ganz persönlichen Träume und Ziele. Fragt sie mal!
Macht es wie Pippi – nichts ist unmöglich!
Pippi Langstrumpf – original in schwedisch: ‘Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump’ – Pippi ist die zentrale Figur einer dreibändigen schwedischen Kinderbuch-Reihe, die Astrid Lindgren in den 1960ern schrieb und die in den 1970ern als Fernsehserie verfilmt wurden, mit Inger Nilsson In der Hauptrolle. Pippi, die Heldin alle Kinder in den 1970er Jahren: auf ihrem Pferd ‘Kleiner Onkel’ – ihr Totenkopfäffchen ‘Herr Nilsson’ ist gerade nicht im Bild – bei einer Filmpremiere in Holland, 1972.
SideBox Neben Pippi Langstrumpf, zählt auch – man glaubt es kaum – Walt Disney’s Eiskönigin „Elsa“ zu den Pflichtlektüren für starke Mädchen. Darüber hinaus empfehlen wir euch weitere Bücher, die ihr vielleicht noch nicht kennt:
Good Night Stories for Rebel Girls: 100 außergewöhnliche Frauen
Dieses Buch versammelt 100 inspirierende Geschichten über beeindruckende Frauen, die jedem Mädchen Mut machen, an seine Träume zu glauben.
Janes Traum: vom Dschungel und den Tieren
von Patrick McDonnel Erzählt die Geschichte von Jane Goodall, der bekannten Schimpansenforscherin
Little People, Big Dreams
Diese Bücherreihe porträtiert in Einzelbüchern berühmte Frauen, aber auch Männer.
Prinzessin Rosamund, die Starke
von Martin Waddell, Patrick Benson. Die Geschichte einer Prinzessin, die auf Abenteuer aus ist, sich mit Riesen prügelt und die Geschichte umdreht: denn sie erweckt zu guter Letzt ihren Prinzen mit einem Kuss aus seinem Schlaf.
Käpten Knitterbart und seine Bande
von Cornelia Funke Käpten Knitterbart trifft auf die Wilde Berta und ihre Tochter, ein Buch das Buben und Mädchen nicht mehr weglegen wollen.
11
w w w.toprein.at
QUALITÄT IST UNSER STÄ T RKSTES MITTEL
S e i t ü b e r 4 0 J ah r e n ve r f o l g e n w i r als Familienbetrieb ein Ziel: Mit unseren Reinigungsleistungen und Ser vices To op-Qualität zu liefern und so unsere Kunden optimal zu unterstützen und zu begleiten. Dafür stehen wir!
Die Welt im Wandel
dream. fail. repeat.
Aus Fehlern lernt man mehr als aus jedem Erfolg. Dieser Satz klingt abgedroschen, aber es steckt viel Wahres in ihm. Denn ‘Scheitern’ muss nicht immer etwas Schlechtes sein.
Scheitern ist unangenehm. Und trotzdem ist es wichtig, manchmal auf die Schnauze zu fallen – aber richtig! Katharina Forstner
Niemand macht gerne Fehler. Trotzdem ist Scheitern wichtig, vor allem, wenn man etwas Neues ausprobieren möchte. Nur wer den Mut hat zu scheitern, kann neue Wege gehen. Das kann natürlich schiefgehen, aber das tolle ist: Meistens bekommt man eine zweite Chance und kann es bei dieser Gelegenheit besser machen, ganz nach dem Motto: » dream – fail – repeat «
» Wie man richtig scheitert « … darum ging es auch bei der Y o u T h A c A d e m Y der PPÖ, die Anfang des Jahres in Zellhof stattfand. Für alle Pfadfinder*innen unter 30 Jahren, die im Landesjugendrat oder im Bundesverband mitarbeiten, war das die Gelegenheit, um Scheitern zu lernen, denn im Team fällt das gleich viel leichter. Die nächste Youth Academy wird voraussichtlich im Juni stattfinden. Falls ihr dabei sein wollt – die Infos gibts unter www.ppoe.at/jugendbeteiligung
dream
repeat
Sei mutig, habe Visionen und gib dein Bestes, sie wahr werden zu lassen!
Frage nach Hilfe und probiere es nochmals! Vielleicht bist du dieses Mal erfolgreich – oder scheiterst zumindest ein bisschen weniger. Wenn man etwas verändern will, dann muss man das Risiko zu scheitern in Kauf nehmen.
fail Finde heraus, was schief gelaufen ist und frage andere nach Feedback. Gestehe dir Fehler ein und überlege, was du das nächste Mal besser machen könntest!
Nur wenn man es gar nicht erst versucht, kann man nicht scheitern, aber das wäre nicht im Sinne der Pfadfinder*innen. Also lieber schneller scheitern und dabei viel lernen, auch wenn es unangenehm ist.
Lasst uns mutig, bunt und laut sein!
13
WiWö Trainiere deine Sinne
Abenteuer auf dem Schulweg … uuuuuh! Raus aus dem Haus, rein ins Auto, raus aus dem Auto, rein in die Schule … raus aus der Schule, rein in den Bus, raus aus dem Bus, rein ins Haus. Wie fad ist denn das? B a r b a r a S c h r ö c ke n f u c h s
Erwachsene, die sich wissenschaftlich damit auseinandersetzen, was für Kinder gut und gesund ist, haben etwas Interessantes festgestellt. Nämlich dass Kinder früher, als viele noch zu Fuß in die Schule und wieder nachhause gehen mussten, eigentlich viele Vorteile hatten. Die frische Luft zwischen zuhause und der Schule und ein bisschen Bewegung sind nur die ersten Dinge die uns dazu gleich einmal einfallen. Aber es ist noch viel viel mehr … Wenn du zu Fuß gehst, kannst du deine Umgebung richtig kennenlernen. Du weißt, welche Häuser und Geschäfte entlang des Weges stehen, welche Pflanzen da wachsen, wo Tiere wohnen und welche das genau sind. Und außerdem siehst du mit deinen eigenen Augen, welche Gefahren es gibt und wie du mit ihnen umgehen kannst. Das macht dich sichererer und selbstständiger! Wenn du deinen Schulweg zu Fuß gehst, kannst du dich auch in der Schule besser konzentrieren und – beim Heimgehen den Kopf frei bekommen für den Nachmittag. Gemeinsam mit Schulfreundinnen und Schulfreunden kann das sogar noch lustiger sein. Wir haben ein paar Vorschläge für dich gesammelt, die du einfach ausprobieren kannst. Zwei „Schulweggeschichten“ haben wir ebenfalls für dich – eine schon länger zurückliegende – von unserem PfadfinderPräsidenten Josef, der leider „garnix“ erleben konnte … und die von Lisa, die gerade Wichtel in Braunau ist. Viel Spaß beim Lesen und beim Ausprobieren der JAM-Schulwegerforschungs-Aufträge: Wir sind sicher, dass du nach dem Training mit den JAM-Forscher-Aufträgen
14
deinen Schulweg mit ‘ganz anderen Augen’ siehst … und vielleicht sogar die ganze Welt? (!)
Vorbereitung für alle Aufträge Rüste dich mit einem kleinen Beobachtunsblock oder Heft aus: am besten im Format A6, das ist so groß wie eine Postkarte – du kannst dieses wichtige Beobachterwerkzeug in jede Tasche stecken. Einen spitzen Bleistift und ev. einen Radiergummi oder einen Kuli brauchst du auch. Schneide für die Forschungsaufgabe eines der Kästchen mit 9 Fragen aus und nimm es mit auf deinen Weg. Du kannst es auch in deinen Beobachtungsblock kleben … Das ist alles! Am besten ist, wenn du die Aufträge nacheinander angehst, nicht alle auf einmal! Interessant ist es auch, eine Aufgabe nach einiger Zeit zu wiederholen und nachzuschauen, ob sich etwas verändert hat – und wenn ‘ja’: wie und warum. Du kannst die Aufträge auch gemeinsam mit Freunden erforschen. Vier oder sechs Augen sehen natürlich mehr als zwei! ;-) Und wenn du mit allen JAM-Aufträgen fertig bist, kannst du natürlich auch selbst welche für dich erfinden. Wichtig ist: immer die Augen und Ohren offen zu halten. So kannst du deine Sinne trainieren! Übrigens: ‘Learning by doing!’ heißt auf Deutsch übersetzt: ‘Etwas lernen, indem man es macht’ – das hat der Gründer der Pfadfinderbewegung, Robert Baden Powell, in seinem Buch ‘Aids to Scoutmastership’ schon im Jahr 1920 – vor genau 100 Jahren geschrieben. Das wissen wir aber eigentlich eh alle …
Tipp1
Das ist wichtig!
Wenn du noch nie vorher alleine in die Schule oder von der Schule nachhause gegangen bist, frage deine Eltern, ob sie den Weg einmal mit dir gemeinsam gehen. Dabei könnt ihr Gefahren und vielleicht heikle Stellen gemeinsam herausfinden und besprechen, wie du damit am besten umgehst. Du kannst das!
Tipp2
Es ist ganz egal,
… ob du Wichtel oder Wölfling bist und in die Volksschule gehst, oder ob du schon älter bist und eine Mittelschule, ein Gymnasium oder eine andere höhere Schule besuchst… den Schulweg zu Fuß zu bestreiten ist immer cool. Und mit offenen Augen und Ohren ganz sicher spannend! Du musst dich nur darauf einlassen, wirklich Dinge zu entdecken ;)
Tipp3
Dein
Allesbemerker-Bild:
Zeichne deinen ganzen Schulweg auf einem großen Papierbogen auf. Von deinem Wohnhaus bis zur Schule. Dazu musst du vorher ein wenig überlegen, wie du dir den Platz auf deinem Blatt einteilst. Da hilft dir zum Beispiel eine vorsichtig gemachte Skizze mit dünnem Bleistiftstrich. Wenn dein Plan fertig ist, kannst du darauf alle deine Beobachtungen entlang des Weges eintragen. Immer wenn du später bemerkst, dass sich etwas verändert, kannst du das auch auf deinem Plan vermerken. Z.B. wann welche Wiese gemäht wird, ob wo ein Haus gebaut wird oder Vögel ein Nest bauen. Wann sind die Jungvögel dort geschlüpft? ;)
Hast du schon einmal ausprobiert, deinen Schulweg zu Fuß zu gehen – nicht mit dem Bus oder im Auto mit deinen Eltern? Wenn ja, dann weißt du vielleicht schon, was du da alles erleben kannst, wenn nein: probiere es einfach einmal aus. JAM zeigt dir, warum das richtig spannend sein kann!
Schulweg-Geschichten Lisa Falkner ist 9 Jahre alt und Wichtel in der Pfadfindergruppe Braunau
„Ich habe einen ziemlich langen Schulweg. Er dauert, wenn man schnell geht, 25 Minuten, das habe ich aber noch nie geschafft. In der Früh werde ich deswegen immer ein Stück gefahren, das heißt ich gehe dann nur 5 oder 10 min. Heimgehen tu ich schon sehr häufig, außer wir haben einen Termin. Ich gehe immer mit meinen Freundinnen und Freunden, dann sind wir 5 oder 6 Kinder. Auf unserem Heimweg gibt es einen Bach. Einmal ist meiner Freundin der Regenschirm in den Bach gefallen. Dann haben wir zu sechst versucht ihn mit einem Stecken raus zu holen. Da das nicht funktioniert hat, sind wir zu dritt über das Gitter geklettert und die anderen zwei Mädchen haben uns die Stöcke gegeben. Wir haben es schließlich mit viel Teamwork geschafft den Regenschirm herauszufischen. Ein anderes Mal sind wir zu einem Teil des Baches, der ein bisschen höher liegt, geklettert und anschließend sind wir über den
ist Präsident der OÖ Pfadfinderinnen und Pfadfinder; JAM erzählt er, wie er seinen Schulweg in Erinnerung hat …
drei Viertelstunden, die damals (1959 bis 1963) selbstverständlich zu Fuß zurückgelegt wurden. Und sie haben Tag für Tag begeistert davon erzählt, was sie in der Früh oder am Vortag auf dem Heimweg erlebt hatten. Rehe, Hasen und Fasane kreuzten ihren Weg und im Wald konnten sie Spechte und Eichelhäher hören. Im Frühling kamen sie manchmal mit Blumen in die Schule, die sie unterwegs gepflückt hatten. Und im Winter hatten sie hin und wieder schon in der Früh heftige Schneeballschlachten hinter sich. Alles* das ist mir leider nicht vergönnt gewesen, weil ich ja keinen Schulweg hatte. Ich habe die anderen sehr um Ihre Erlebnisse beneidet. So war ich dann froh, dass ich nach meiner Volksschulzeit den Weg zum Gymnasium in Wels dann jahrelang zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter mit dem Fahrrad bewältigen durfte – so, wie auch Woche für Woche den Weg zu den Pfadfinder-Heimstunden “
„Zu meinem großen Bedauern kann ich über meinen Schulweg zur Volksschule in Puchberg bei Wels nichts berichten, außer dass er extrem kurz war! Von der Haustür meines Elternhauses zum Schultor sind es – schräg über die Straße – höchstens 25 Meter! Meine Mitschülerinnen und Mitschüler aus den Ortschaften Aichberg, Roithen, Oberlaab, Unterleithen, Niederthan und Höllwiesen hatten dagegen Schulwege von ein bis
Nach seiner Schulzeit war Josef: viele Jahre lang Leiter bei der Pfadfindergruppe Wels (als Kind kam er mit 12 zu den Pfadfindern); drei Jahre als ‘Gastleiter’ in Salzburg-Maxglan und er war Gruppenleiter, Landesbeauftragter für Ausbildung und Obmann des Elternrats in Wels. Für seine berufliche Ausbildung wer er zum Studium in Salzburg und Tübingen (in Deutschland), Er hat Rechtswissenschaften, Pädagogik und Psychologie studiert. In seinem Beruf war er bis zur Pensionierung im oberösterreichischen Landesdienst tätig. Unter anderem arbeitete Josef 7 Jahre im Landesjugendreferat und war 22 Jahre lang Bezirkshauptmann von Wels-Land.
Bach gehüpft. Wir haben dann getestet, wie wasserdicht unsere Schuhe sind und sind einmal quer durchgegangen. Ich wurde zum Glück nicht nass! Ich kam zwar 15 min zu spät nach Hause, aber ich finde, das war es wert. Ich hoffe, ich erlebe noch viele solche Abenteuer auf dem Schulweg.“ Lisa geht in die 3. Klasse Volksschule in Laab, Braunau und geht fast jeden Tag zu Fuß von der Schule heim. Sie möchte später einmal Neurochirugin werden.
Josef Gruber
Forschungs-Auftrag 1
Forschungs-Auftrag 2
Forschungs-Auftrag 3
‘Natur-Blick’
‘Allesbemerker-Blick’
‘Menschenkenner-Blick’
Geh deinen Schulweg mit dem Natur-Blick und beobachte dabei alles, was dir begegnet. Natürlich macht es einen Unterschied, ob du in der Stadt oder auf dem Land wohnst. Aber auch in der Stadt kann die Natur sich an vielen Orten bemerkbar machen. Notiere deine Beobachtungen zu folgenden Fragen:
Geh deinen Schulweg mit dem AllesbemerkerBlick und beobachte dabei, was dir begegnet. Notiere deine Beobachtungen zu folgenden Fragen:
Geh deinen Schulweg mit dem MenschenkennerBlick und beobachte dabei, welche Leute du triffst. Notiere deine Beobachtungen zu folgenden Fragen:
a Wo gibt es für dich gefährliche Stellen entlang deines Weges?
a Notiere wie viele Menschen du entlang deines Weges triffst (Hin- und Rückweg extra)
b Welche Gefahren sind das?
b Sind es in der Früh oder nach der Schule mehr Menschen?
a Wie viele und welche Bäume wachsen entlang deines Weges? b Gibt es Wiesen, an denen du vorbeikommst? (auch eine Wiese im Park gilt) c Was wächst dort? d Weißt du wie oft eine bestimmte Wiese gemäht wird?* e Welche Tiere kannst du entdecken und wo leben diese? f
Kannst du Spuren von Tieren finden, am Boden, Biss-Spuren, Kot oder Nester?
c Wie kannst du ihnen begegnen oder ausweichen?
d Siehst du mehr junge oder ältere Menschen?
e Welche Geräusche kannst du hören – woher kommen diese?
e Wie alt schätzt du den jüngsten und wie alt den ältesten Menschen den du triffst?
f
f
Gibt es Geschäfte auf deinem Weg: Welche und was kann man dort kaufen?
g An welchen Firmen gehst du vorbei? Was stellen diese Firmen her / was bieten sie an?
g Entdeckst du Tiere die zusammen wohnen – in Familien oder anderen größeren Gruppen?
h Wie lange bist du auf deinem Schulweg unterwegs wenn du flott gehst und wie lange dauert es gemütlich?
h Gibt es Schwierigkeiten für Pflanzen oder Tiere, die du erkennen kannst?
i
i
Kommst du an einem Gewässer vorbei? Wenn ja, welches Gewässer ist das, kannst du entdecken was darin lebt?
*) natürlich kannst du auch Leute fragen, die dir begegnen.
c Welche Stimmungen kannst du bei den einzelnen Menschen erkennen?
d Welche Gerüche kannst du wahrnehmen – wo riecht es wie?
Wohnt jemand, den du gut kennst, entlang deines Weges?
Kannst du in verschiedenen Szenen beobachten, wie Menschen miteinander umgehen?
g Wie sehen die Wohnhäuser und – falls es welche gibt – die Gärten aus. Sind sie schön, gepflegt oder auch ungepflegt? h Geh ein (ungefährliches) Stück des Weges verkehrt herum (Rückwärtsgehen, natürlich schon mit Schauen) und beobachte, wie die Leute, die du triffst, reagieren. i
Überlege dir eine gute Frage und stelle sie einer Person die du unterwegs triffst. Notiere, welche Antwort du bekommst und auch ‘wie’ sie dir gegeben wird (z.B: freundlich).
15
Frühjahrsblüher Wir sammeln Frühlingskräuter!
M a rk u s P r ö t s c h Bilder: Barbara Schröckenfuchs | ausgenommen ‘Taubnessel’ C C , Pixabay
Kaum ist der letzte Schnee geschmolzen, tauchen in unseren Wäldern die ersten bunten Blüten auf. Und natürlich sind da auch ein paar interessante Kandidaten für unseren Supermarkt Natur dabei.
Zuerst etwas Ökologie … Frühjahrsblüher sind ausgesprochene Spezialisten, die im zeitigen Frühjahr die kurze Zeitspanne zwischen Schneeschmelze und dem Blattaustrieb der Bäume nutzen, um rasch Blüten und Samen zu bilden. Allerdings reichen Licht und Wärme am Waldboden noch nicht aus, um Photosynthese zu betreiben, daher müssen sich die Pflanzen einen Vorrat aus dem letzten Jahr mitnehmen, aus dem sie dann Blätter und Blüten bilden. Wenn sich im Mai die Blätter der Bäume entfalten, sind die Frühjahrsblüher schon längst wieder verschwunden!
Aufgepasst Frühjahrsblüher sind die ersten frischen Pflanzen, die nach dem Winter zu finden sind. Um nicht sofort verspeist zu werden, schützen sie sich mit verschiedenen Stoffen, von denen einige auch für den Menschen extrem gefährlich sind. Manche dieser Gifte werden durch Hitze zerstört, aber nicht alle. Daher gilt wie immer die Regel: Sammle nur
16
InfoBox Pflanzen, die du sicher kennst! Neben den hier vorgestellten Kräutern finden sich im Frühjahr auch ein paar alte Bekannte: Brennessel und Spitzwegerich können natürlich auch in deine nächste Frühlingskräutersuppe wandern.
Zubereitung Die hier vorgestellten Frühlingskräuter können sowohl roh als Salat, als auch gekocht als Gemüse oder Spinat verzehrt werden. Gehackt können sie sortenrein oder gemischt zu Kräuterbutter verarbeitet werden. Mit Topfen verrührt ergeben sie einen gesunden und interessanten Brotaufstrich oder Dip, in Öl eine schmackhafte Marinade. Gehackt und in Wasser aufgekocht ergeben sie die einfachste Form einer Wildkräutersuppe. Ein Rezept für eine Kräutersuppe findest du in diesem JAM, Seiten 21/22! Übrigens: Besonders harte Blätter mit heißem Wasser überbrühen; grobe Blattrippen schneidet man am besten vor der Zubereitung heraus.
Sammelregeln
Sammle nur, was du kennst!
• Die günstigste Tageszeit zum Sammeln ist • • • • • • •
• •
der späte Vormittag eines sonnigen Tages, wenn der Tau bereits abgetrocknet, die Blätter aber noch nicht von der Hitze ausgetrocknet sind. Sammle nur junge und frische Pflanzenteile. Lass gelbe, verwelkte und angefressene Blätter liegen. Die besten Sammelorte sind Feldraine, Waldränder und entlang von Hecken. Sammle immer etwas abseits von beliebten Spazierwegen (Hunde…!). Achtung bei Futterwiesen! Laufe nicht kreuz und quer durch die Wiese, um die eine bestimmte Pflanze zu finden. Ca. 6 Wochen nach dem Mähen kannst du auf Wiesen wieder erfolgreich sammeln. Sammle nicht in Naturschutzgebieten! Nimm nur die Menge, die du tatsächlich brauchst. Achte darauf, dass du keinen Kahlschlag verursachst! Sammle die benötigte Menge an Pflanzen an verschiedenen Stellen und lass immer ein paar Pflanzen pro Standort übrig bzw. rupfe nicht alle Blätter von einer Pflanze. Sammle nicht auf Weiden (Schafe, Kühe) – Gefahr durch Parasiten! Wildgemüse und Wildkräuter zum Kochen solltest du so bald wie möglich verwerten.
1 Der Bärlauch ... ist der Klassiker unter den Frühlingskräutern! Er wächst oft in großen Beständen in Auwäldern und fällt durch seinen intensiven Knoblauchgeruch auf. Der entsteht aber erst bei Verletzung der Blätter. Der Bärlauch wird seit einigen Jahren intensiv geerntet, daher bitte nur so viel pflücken, wie wirklich benötigt wird.
• Verwendung: als Salat, gehackt als Gewürz in Pesto/Dips, gekocht als Gemüse • Verwechslung: Die Blätter des giftigen Maiglöckchen ähneln dem Bärlauch. Bärlauchblätter sind nie glänzend, Maiglöckchen zumindest auf der Unterseite. Achtung! Den oft beschriebenen Geruchstest kann man nur beim ersten Blatt machen, dann klebt der Geruch auf den Fingern …
Das Gänseblümchen
Noch eine Pflanze, die jeder kennt. Das Gänseblümchen ist auf Wiesen und Rasen häufig zu finden. Die blattlosen Blütenstängel können bis zu 20 Zentimeter lang werden.
• Verwendung: Die Blütenköpfchen eignen sich als essbare Dekoration, die jungen Blätter können roh als Salat oder gekocht als Gemüse verwendet werden. • Verwechslung: keine
Die Taubnessel Die Pflanze mit dem auffällig vierkantigen Stängel sieht auf den ersten Blick wie eine Brennnessel aus. Die Blüten in den Blattachseln und die Tatsache, dass die Blätter keine Brennhaare haben – Name!, macht eine Bestimmung einfach. Die Blätter riechen beim Abstreifen etwas muffig, der Geruch verschwindet aber beim Kochen.
• Verwendung: junge Blätter und Triebe als Salat, aber auch gekocht als Gemüse oder Spinat, oder gehackt als Zugabe zu einer Wildkräutersuppe. • Verwechslung: Mit Brennnesseln und anderen Taubnessel-Arten, die du aber genauso verwenden kannst…
Die Schlüsselblume
Die in kleinen Grüppchen wachsenden gelben Blümchen sind wohl jedem Frühjahrsspaziergänger bekannt. Es gibt bei uns verschiedene Arten, die sich jedoch alle als Wildgemüse eignen.
• Verwendung: die jungen Blätter können roh als Salat oder gekocht als Spinat verwendet werden, gehackt auch als Gewürz z.B. in Kräuterbutter • Verwechslung: keine
Das Lungenkraut auch bestens bekannt als „Hänsel und Gretel“. An einer Pflanze können violett und rötlich-lila gefärbte Blüten auftreten, was das Lungenkraut ziemlich eindeutig macht. Es ist im Frühjahr in Laub- und Mischwäldern zu finden.
• Verwendung: die jungen Blätter können roh als Salat oder gekocht als Gemüse verwendet werden. • Verwechslung: keine
Der Huflattich … ist ein Paradebeispiel für einen Frühjahrsblüher. Bereits im Februar kann man die mit gelben Körbchen besetzten Blütenstände auf Uferböschungen oder unbefestigten Wegrändern finden. Die Blätter werden erst nach dem Verblühen gebildet. • Verwendung: die jungen Blätter und die Blütenstände können roh als Salat oder
gekocht als Gemüse verwendet werden. Die Blütenstände und -knospen ergeben gebraten oder frittiert eine sehr schmackhafte Beilage! • Verwechslung: Mit den Blättern der Pestwurz – Huflattichblätter sind an den rot überlaufenen Blattrippen an der Unterseite erkennbar. Pestwurzblätter sind an der Unterseite mit einem weißen Flaum bedeckt und ohne rötliche Blattrippen.
17 17
„Eine Idee muss Wirklichkeit werden können, um wertvoll zu sein.“
WOHNBAU KOMMUNALBAU INDUSTRIEBAU SANIERUNG Auböck Bau GmbH ENNS_WIEN_BUDWEIS www.auboeck-bau.at
BEWERBUNGSSC
WIR
OACH
W i r engagi eren uns sei t vi el en Jahren i nt ensi v i n der Lehrl i ngsausb gsausb i l d u n g u n d ffördern ördern j unge t echni sche Tal al ent e i n unserer eigenen e i g e n e n „Kick-off“-Lehrlingsakademie „ K i c k - o f f “ -Lehrlingsakademie -Lehrlingsakademie. Den Rahm en der 3 1/2-j ähri gen Lehre bi l den prakt i sches Lernen nen i m J o b , u n s e re Lehrl i ngsakadem i e und di e Beruf sschul e. Zur Spezi al i si erung ng kann s t D u a u s 5 Spezi al m odul ul en auswähl en und 1/2 Jahr wei t erl ernen:
WO
LLEN
WER ! DU L DE H EHR LING ! Lehrlingsentschädigung (laut KV 2020): ElektrotechnikerIn im 1. Lehrjahr von mi ndestens € 691,88 brutto/Monat; KonstrukteurIn im 1 Lehrjahr von minde stens € 634 88 brutto/Monat
Erneuerbare Energien GebäudeleittechnikerIn GebäudetechnikerIn detechnikerIn Service Netzwerk- und KommunikationstechnikerIn SicherheitsanlagentechnikerIn anlagentechnikerIn
K o m m zu Komm z u uns u n s und u n d werde w e r d e Elektrotec E lekt rotecchnikerIn! NEU: Lehrberuuf KonstrukteurIn Elektroinstallaationstechnik Lehrzeit 4 Jahre
Mehr Infos zu diesem Lehrberuf findest Du hier:
Bewirb Dich gleich online oder per E-Mail: lehre@kagerer.at Elektro-Kageerer GmbH & CoKG A-4061 Pasching Schärdingerstraße rstraße 15 T +43 7229 51155-205
www w kick-off.cc
scout leaks
hidden figures |
Agnes Baden-Powell
Olave Baden-Powell machte die Pfadfinderinnenbewegung in der ganzen Welt groß. Gegründet hat sie sie aber nicht. Das war das Werk der jüngeren Schwester BiPi’s.
Die vergessene Großmutter der Pfadfinderinnen Isabella Bachleitner
Olave Baden-Powell wurde die schillernde Leitfigur der Pfadfinderinnen und Girl Guides weltweit. Als 25-jährige, zwei Jahre nach ihrer Hochzeit, begann sie sich für die Pfadfinderinnenbewegung zu engagieren und verbreitete die Pfadfinder-Idee quer über den Globus. Olave war jedoch nicht die Gründerin der Girl Guides. Diese Rolle übernahm eine ältere und viel schüchternere Frau. Eine Frau mit vielen Talenten, aber weniger Mitteln – Agnes Baden-Powell.
Agnes wurde als einzige Tochter von ihrem Vater und seiner Frau Henrietta am 16. Dezember 1858 geboren. Ihr Vater war vormals Professor für Geometrie an der Universität Oxford und die Familie gehörte zur englischen Oberschicht. Sie war eineinhalb Jahre jünger als ihr Bruder Robert Baden-Powell. Als Agnes zwei Jahre alt war, starb ihr Vater und hinterließ seine Frau mit acht Kindern. Das Geld war knapp, die Schulgebühren teuer. Die Söhne benötigten eine Ausbildung, um eines Tages heiraten und für ihre eigene Familie sorgen zu können. Als Frau hatte Agnes diese Verpflichtung und Chance nicht. Für Frauen ihres Standes war es ungewöhnlich, ein eigenes Einkommen zu verdienen. Somit wurde sie gewissenhaft von ihrer Mutter und einer Hauslehrerin privat unterrichtet.
Breite Interessen und Talente Agnes erlernte elf Sprachen und war sehr musikalisch. Sie spielte ausgezeichnet Gei-
ge, aber auch Klavier, Orgel und vier weitere Musikinstrumente. Eine besondere Freude hatte sie an der Naturkunde. Sie presste und sammelte Pflanzen und Blumen. Schmetterlinge flatterten und Vögel zirpten in ihrer Wohnung und ein Bienenstock stand auf dem Fensterbrett. Agnes war auch eine geübte Handwerkerin, sie malte, schnitzte, und nähte. Mit ihrem jüngeren Bruder Baden Fletcher Smyth B.-P. teilte sie die Faszination des Fliegens in Flugzeugen und Heißluftballons, die Agnes selbst nähte. Ihre größte Vorliebe aber galt dem Zelten.
Scouting (not only) for Boys Am 04. September 1909 organisierte Robert ein Treffen aller Pfadfinder beim Crystal Palace in London. Zu dieser Zeit war die Jugendbewegung nur für Burschen. Allerdings marschierten hinter 10.000 Jungen auch ein paar hundert Mädchen in Uniform. BiPi wollte Mädchen die Pfadfinderei nicht vorenthalten. Er war sich sicher, dass auch Mädchen gute Pfadfinderinnen sein konnten, ihnen die Gesellschaft aber den nötigen Mut oft nicht zutraute. Allerdings war ihm klar, dass die Aufnahme von Mädchen das Ende der jungen und wachsenden Pfadfinderbewegung bedeuten konnte. Geschlechtergetrennte Ausbildung war üblich und es war undenkbar, dass Mädchen und Jungen die Freizeit miteinander verbrachten. Eltern würden es ihren Töchtern nicht erlauben, bei gefährlichen Unternehmungen in der Natur teilzunehmen. Eine eigene Pfadfinderinnen-
bewegung musste gegründet werden und Robert suchte nach einer geeigneten Leiterin. Bei seiner Schwester Agnes, die schon über 50 war, wurde er fündig. Sie hatte schon durch ihre Arbeit beim Roten Kreuz viel Erfahrung in der Arbeit mit Jugendlichen. Nach kurzem Zögern willigte sie ein und im Mai 1910 wurde die Gründung der Girl Guides verkündet. In Anlehnung an BiPi’s Handbuch „Scouting for Boys“ verfasste Agnes in Absprache mit ihrem Bruder das Handbuch „How Girls can help to build up the Empire“ (Wie Mädchen helfen können das Königreich aufzubauen). Es wurde 1912 veröffentlicht und war der erste Leitfaden der Girl Guides.
Übergabe an Olave Nach einiger Zeit gab es mehr und mehr Uneinigkeiten zwischen Agnes, der Präsidentin, und anderen Mitgliedern der Girl Guides Leitung. 1915 wurde Olave Leiterin der Region Sussex und wurde anschließend zur obersten Guide gewählt. Als Präsidentin bekleidete Agnes für zwei Jahre nur noch ein machtloses, symbolhaftes Amt. Danach zog sich Agnes von den Girl Guides zurück, trug aber bis zuletzt Uniform und besuchte zahlreiche Lager. Bis kurz vor ihrem Tod war sie lebhaft und aktiv. Im April 1945, sie war 86 Jahre alt, stürzte sie und verstarb im Juni kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf dessen Ende hatte sie sich schon sehr gefreut – sie wollte noch lernen, mit einem Helikopter zu fliegen.
Bilder: Agnes beim Campen: www.de.findagrave.com/memorial/178891336/agnes-smythe-baden_powell.jpg | weitere: www.commons.wikimedia.org / und weitere Quellen im Internet.
19
Frühlingskräutersuppe ‘En vogue’ – wenn die ersten Pflanzen sprießen! M a rk u s P i c h l e r- S c h e d e r
Wildkräuter gelten ja als besonders gesund. Und tatsächlich … finden sich in Wildkräutern eine Anzahl an Stoffen und Spurenelementen, die für den Menschen extrem wichtig sind. So enthalten viele Kräuterpflanzen besonders hohe Dosen an Vitamin C. In alter Zeit, als es noch keinen massenhaften Import von Zitrusfrüchten gab, waren die Frühlingskräuter die erste Vitaminspritze nach dem Winter. Das können sie auch heute noch – allerdings nur, wenn man die Kräuter nicht zu lange und vor allem nicht zu heiß (sprudelnd) kocht. Wie dem auch sei, eine Frühlings- oder Wildkräutersuppe ist immer ein geschmackliches Highlight und sollte auf keinem Frühjahrslager auf der Kochstelle fehlen. Ein paar ausgewählte Kräuter und Sammeltipps findest du auf S. 16-17. Wie immer gilt: Sammle wirklich nur, was du ganz sicher kennst! Mahlzeit!
20
Zubereitung
Kräutersuppe
Frühlings-
Zutaten für 4 Personen
• 1 Zwiebel • 2 - 3 Knoblauchzehen – oder eine entsprechende Menge Bärlauchblätter
• Fett oder Butter – Öl tut’s auch • 6 - 8 Kartoffeln • 4 handvoll gehackte Frühlingskräuter (beim Bärlauch zurückhaltend sein)
• • • •
Salz & Pfeffer nach Belieben 1 - 2 handvoll Brennnesselblätter 3 Esslöffel Rahm 1 Esslöffel Mehl
Zutaten für Brennnesselblätter-Chips: Brennnesselblätter – Menge nach Belieben Mehl | Milch | Ei | Salz | Öl
Die rohen Kartoffel schälen und in Würfel schneiden. Die Zwiebel und die Knoblauchzehen ebenfalls schälen (oder den Bärlauch hacken), kleinwürfelig schneiden und in Fett goldgelb anbraten. Mit dem Mehl stauben und mit einem Liter Wasser aufgießen. Die Kartoffelwürfel, die gehackten Frühlingskräuter sowie Salz (sparsam) und Pfeffer zugeben und das Ganze ca. 20 Minuten köcheln lassen. Die Brennnesselblätter mit heißem Wasser überbrühen und fein hacken (dicke Blattrippen vorher entfernen. Die Brennnesselblätter zugeben und mit dem Rahm verfeinern.
Als Suppeneinlage empfehlen sich “Brennnessel-Chips”: Die Blätter gut waschen und trocknen. Aus Ei, Mehl, Salz und Milch zu einen dünnen Teig verrühren. Die Brennnesselblätter in den Teig tauchen und in heißem Öl schwimmend knusprig ausbacken. Salzen nach Geschmack.
21
Einmal um die Welt – in Zeiten von ‘flight shaming’: Von Greta würden wir dafür vermutlich kein ‘Like’ bekommen …
Maria
Binder
Georg
Paminger
Martin
Tutschek
»Bis zur unendlichkeit – und noch viel weiter!«
1
2
3
4
5
6
xxx
Ein kritischer Rückblick Auf eine Insel mitten im Pazifik zu fliegen, auf der die meisten Lebensmittel importiert werden müssen, weil auf der Insel selbst nur Kokosnüsse wachsen? In Asien täglich eine weitere Plastikflasche kaufen, weil man nirgends Trinkwasser auffüllen kann? Klar, man kann unsere Weltreise zu Recht auch sehr kritisch sehen und deshalb erzählen wir hier, wie wir unseren verwirklichten Traum der Langzeitreise jetzt hinterfragen und möchten aufzeigen, was und wie wir jetzt über so manche Dinge denken.
Flüge
Wer einmal um die Welt will und sich dafür ein Jahr – und nicht etwa fünf oder zehn Jahre – vornimmt, der wählt auch das Flugzeug, ganz klar. Und auch wenn wir in Asien viel mit dem Zug gefahren sind, mit Nachtbussen und Booten; längere Strecken quer über den Globus auf einen anderen Kontinent sind per Flugzeug einfach am besten zu bewältigen. Martin hat sich die Mühe ge-
22
macht und sich unseren CO2-Ausstoß durch unsere Flüge ausgerechnet: Mit insgesamt 23 Flügen kommen wir (laut myclimate.org) auf 10,5 Tonnen CO2-Verbrauch pro Person. Auf den ersten Blick richtig viel, deshalb hier ein Vergleich: Wenn du einen Urlaub in Patagonien planst, um Pinguine in freier Wildbahn zu sehen oder Fitz Roy zu erklimmen, verbrauchst du für den Flug von Wien nach Punta Arenas und wieder zurück ca. 5 Tonnen CO2 nur für diese eine Reise – und wenn’s dann nochmal auf Bali gehen soll, wirst du uns bald eingeholt haben. Ja, wir saßen viel im Flugzeug und unsere Fernreiselust ist jetzt definitiv gestillt. Und, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr wir uns jetzt auf einen Wanderurlaub in den Österreichischen Alpen freuen.
Wasser trinken
Hier in Österreich können wir uns wirklich glücklich schätzen: haben wir Durst, spazieren wir einfach zum nächsten Wasserhahn aus dem genüssliches Trinkwasser kommt. Ganz anders ist das in Asien und
Südamerika: In manchen Ländern wurden wir sogar explizit darauf hingewiesen, nicht einmal beim Zähneputzen das Wasser aus der Leitung zu verwenden, vom Trinken ist da gar nicht zu reden. Was bedeutet das? Jeden Tag eine neue Plastikflasche. Und ja, es tat unserem Umweltbewusstsein weh, ins Geschäft zu gehen und eine Wasserflasche zu kaufen, aber in Asien blieb uns einfach oft nichts anderes übrig. Es gibt einfach zu wenige Auffüllstationen, als dass man eine mitgebrachte Mehrweg-Trinkflasche verwenden könnte. Einen Wasserfilter hatten wir mit, doch etwas Ungewissheit bleibt immer. Erstes Aufatmen kam dann in Neuseeland, wo das Wasser aus dem Hahn wieder genießbar war. Trinkwasser und das Schwarzbrot waren die Kleinigkeiten, über die wir uns zuhause am meisten gefreut haben – und so weicht meine Wasserflasche von nun an auch zu Hause nicht mehr von meiner Seite und ich will bewusst den Kauf von Plastikflaschen vermeiden.
zu den Bildern | 1 Cook Islands von oben, Landeanflug auf die Insel Aitutaki | 2 Der Black Dragon Pool Park in Lijiang, China, mit Blick auf den Jade Dragon Snow Mountain | 3 Hong Kong Skyline, hier besuchten wir unseren langjährigen Pfadfinderfreund Tony | 4 Vietnamesische Fans – in Vietnam wurden wir sehr oft vor die Kamera gebeten | 5 Angkor Wat, die berühmteste Tempelanlage Kambodschas, wo wir zum ersten Mal auf unserer Reise auf freilebende Affen stießen | 6 Wandern, Cook Islands: Quer durch die Insel Rarotonga gibt es ein ‘Island-Crossing’, die Wanderung führt durch Dschungel und Flüsse und oben angelangt, hat man einen Wahnsinns Ausblick auf die gesamte Insel | 7 Cook Islands, Kultur: Die Ukulele und tätowierte, singende Männer gehören zum täglichen Erlebnis auf den Cook Islands
… ‘einfach leben’
Wir drei … 1 x um die ganze Welt
| 8 Neuseeland: Ein ganz besonderes Erlebnis war es, mit dem Campervan durch Neuseeland zu fahren und jeden Abend den Sternenhimmel zu genießen | 9 Neuseeland: Die Old Ghost Road ist bei Mountainbikern extrem beliebt – aber auch eine Herausforderung | 10 Fitz Roy, einer von Martins Lebensträumen wurde hier erfüllt: Die Wanderung zum See, von welchem man die Zinnen des Fitz Roys erblicken kann – magisch! | 11 Pfadfinder aus der ganzen Welt treffen: Georgina aus Uruguay und Damian aus Argentinien luden uns zur Geburtstagsfeier einer argentinischen Pfadfindergruppe ein | 12 s. colours: auf über 4000 m über dem Meeresspiegel werden Berge und Landschaften magisch und die Luft immer dünner … | 13 Cocora Valley in Kolumbien: Hier wachsen die bis zu 50 Meter hohe Wachspalmen – imposant!
Essen
Ist man es zu Hause gewöhnt, dass es am billigsten ist, in den eigenen vier Wänden zu kochen, ist es in Asien genau umgekehrt: Die (für europäische Verhältnisse) günstigen Restaurants, Cafés und Bars hielten uns stets davon ab, selbst im Supermarkt und auf den typisch asiatischen Märkten einzukaufen. Zudem stellen hier Hostels ihren Gästen selten eine Küche zur Verfügung und so schwangen wir die Kochlöffel oder eigentlich die Kochstäbchen fast ausschließlich in gebuchten Cooking-Classes. Die meist familiengeführten Restaurants findet man an jeder Ecke, das Essen wird
wusst auf das fleischhaltige Gericht zu ver2 zichten. Wären wir zu Hause geblieben, hätten wir das sicher nicht so sehr zu schätzen gelernt.
Einweggebinde
Sei es der Coffee-to-Go Becher oder die Burgerverpackung, man findet sie überall und damit meine ich neben der Straße genauso wie auf den sonst so paradiesischen Stränden. Besonders beim typisch-südostasiatischen Streetfood hat man nur wenig Chance, der Verpackung auszuweichen, ohne ganz auf den Genuss zu verzichten. Zuhause wäre es so einfach, sich das Essen
wieder Verwenden gebrauchten Gewands so richtig umweltfreundlich! 8 Spricht überhaupt noch etwas dafür, so eine Weltreise anzutreten? Es kann als egoistisch angesehen werden, so viel von ‘seinem CO2’ in einem einzigen Jahr zu verpulvern, doch bietet dir so eine Weltreise auch zahlreiche gute Seiten, die dich etwas öfter über den Tellerrand blicken lassen: Du lernst die Welt, ihre Diversität sowie die Bedürfnisse und Probleme der
7
9
10
11
12
13
frisch zubereitet und dauerte ab und zu auch etwas länger … „Meine Mama ist grade noch am Markt, wenn sie die Shrimps bekommt, dann kann ich dir das Pad Thai mit Shrimps gerne zubereiten.“ – ja solch einen Satz hörten wir nicht nur einmal. Und schon spazierte eine ältere Dame mit einem riesigen Einkaufskorb um die Ecke – mit frischesten Meeresfrüchten, Gemüse und Früchten vom lokalen Markt. Auch wenn es sich jetzt anhört, als ob wir uns hauptsächlich vegetarisch ernährt hätten – nein haben wir nicht. Egal ob in der Mongolei, in China oder Argentinien, auch in Neuseeland und auf den Cook Islands: fleischhaltige Gerichte haben sehr oft Überhand auf den Speisekarten. Hier ein Burger, da eine Empanada und in Argentinien natürlich die berühmten, saftigen Steaks. An den Küsten hingegen überwogen dann immer wieder frischer Fisch oder Meeresfrüchte und herrliches Obst. Was können wir uns also mitnehmen von dieser Reise? Eine Vielzahl an Rezepten, oftmals auch vegetarisch, sowie den Gedanken im Hinterkopf, be-
mit seinem eigenen Mehrweggebinde abzuholen. Schwieriger wird es jedoch, wenn der Rucksack ohnehin schon überquillt und man die kommenden Tage weder Küche noch Geschirrspüler in greifbarer Nähe hat. Wieder zuhause wollen wir deshalb so weit es geht auch komplett auf Einweggebinde verzichten.
Gewand
Wer schon einmal einen Rucksack für ein Pfadi-Lager gepackt hat weiß: irgendwann geht einfach nichts mehr hinein. Zum Glück geht es auch mit weniger, sogar ein ganzes Jahr lang. Wir haben mit Sicherheit auf unserer Reise auch weniger Gewand gebraucht und gekauft als in einem „normalen Jahr“ zu Hause. Zudem hat es Maria in Neuseeland auch zum ersten Mal in einen Second-Hand-Shop gezogen, da konnten wir das Klima schon fast jubeln hören! Wenn man bedenkt, dass es für die Herstellung eines T-Shirts ca. so viel Wasser braucht, wie für 70 x duschen (Quelle FAZ), ist der Verzicht auf neue Shirts und vor allem das
Bewohner dieses Planeten besser zu verstehen. Du wirst nicht nur von den verschieden Landschaften und der Tierwelt, die du sonst nur aus Universum kennst, beeindruckt sein – viel mehr noch vom Guten in den Menschen und den unerwartet freundlichen Bekanntschaften. Du wirst viele neue Freundschaften schließen und lange zurückliegende (Pfadi-)Freundschaften pflegen. Du beginnst zu verstehen: Es braucht oft nicht viel mehr als nette Menschen um dich herum oder ein gutes Buch, um glücklich zu sein. Du lernst zu schätzen, als weiße Frau oder weißer Mann in Zentraleuropa geboren zu sein und dir wird erst dann so richtig bewusst, welches Privileg du damit hast. Was du mit dieser Erkenntnis anstellst, obliegt ganz dir. Unsere Motivation, diese Welt ein Stück besser zu verlassen als wir sie vorgefunden haben, wurde mit dieser Reise klar bestärkt. Denn sie ist zu wunderschön, um sie einfach verkommen zu lassen!
23
Nichtbrauchen im Alltag Wissen wir, was im Alltag junger Leute wichtig oder eigentlich gar nicht so wichtig ist – eine Bestandsaufnahme Klaus Hollinetz
Diese Seite widmet:
Knapp vor Stundenbeginn an einer höheren Schule in Linz. Die Schülerinnen, alle zwischen 16 und 18 Jahre, trudeln gemächlich im Unterrichtsraum ein. Elisa, Pfadfinderin aus Puchenau, ist über mehrere Zettel gebeugt …
… und macht sich mit einer mittleren Sorgenfalte auf der Stirn Notizen. Seit mehreren Wochen führt sie genau Buch über ihre Ausgaben. Nur will sich das mit ihrem Taschengeld einfach nicht ausgehen. Weil mich die Sache interessiert, stelle ich die Frage an die Gruppe, wofür die Schülerinnen ihr Taschengeld ausgeben. Die Anteilnahme ist rege, offenbar trifft dieses alte Thema nach wie vor für viele in der Klasse einen gewissen Nerv. An vorderster Stelle bei den Ausgaben stehen Dinge des täglichen Gebrauchs: Nahrungsmittel, gefolgt von Arbeitsmitteln für die Schule und Kleidung. Vergnügen, Freizeitaktivitäten und Genussmittel rangieren im Mittelfeld. Eine geringere Rolle, was allein den Kostenaufwand betrifft, spielen Mobilität und Medien. Größere Anschaffungen sind meist – wie man sagt – „aus dem Budget ausgegliedert“ und werden durchaus nicht leichtfertig getätigt: „Ich brauch vielleicht alle fünf Jahre ein neues Handy, oder wenn das alte wirklich komplett hin ist.“ Da einmal ein Laptop oder eine teure Konzertkarte – dafür werden in der Regel diverse Geldgeschenke von Nikolaus, Christkind und dem Osterhasen oder auch nahen Verwandten zusammengespart.
24
Wozu sparen? Sicherlich – ein wesentlicher Grund zu sparen ist, dass mehr bleibt vom Taschengeld. Noch bedeutsamer erscheint es den Schülerinnen allerdings, Ressourcen zu sparen, um damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Oft geht das aber auch ganz gut zusammen: Wenn man Ressourcen spart, spart man auch Geld. Es zahlt sich also durchaus aus, hin und wieder das eigene Konsumverhalten zu überdenken. Insofern zeigen sich die Schülerinnen auch durchaus bereit, auf bestimmte Produkte zu verzichten, weil ihnen ein fairer Umgang mit Ressourcen wichtig ist - auch wenn das die eigene Lebensqualität mindert.
‘A-ha’ und ‘Ja-eh’ … Ideen, wie nun im Alltag tatsächlich gespart werden kann, gibt es seitens der FridaysFor-Future-gebrieften Jugendlichen bereits einige. Was die Mobilität betrifft, sind die meisten bereits gut unterwegs. Das heißt, so gut wie alle sind mehr oder weniger überzeugte Öffi-Fahrer und nutzen das für Schülerinnen sehr günstige Angebot. Was diverse Freizeitaktivitäten, Ausgehen oder Genussmittel betrifft, ist das Rezept so einfach wie unter Umständen schmerzhaft: „Na, da muss man halt hin und wieder einfach verzichten…“ Bei der Frage nach den Arbeitsmitteln für die Schule ernte ich nur ein breites Grinsen.
Interessanter wird es beim Thema Kleidung. Modetrends und Markennamen sind für die Schülerinnen weniger bedeutend als von mir erwartet. Ein individueller Stil und Bequemlichkeit haben Vorrang und manchen muss eine neue Jacke oder Hose regelrecht von den Eltern aufgedrängt werden. Erst unlängst gab es an der Schule eine von der Schülervertretung organisierte Kleider-Tausch-Aktion. Und außerdem gibt es immer noch die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen, um abgetragenen Kleidungsstücken wieder neues Leben einzuhauchen. Handy und Internet werden kaum als ökologisches Problem angesehen: „Mein Handy raucht nicht, stinkt nicht und das bisserl Strom, das es braucht, fällt wohl nicht ins Gewicht.“ Auf meine Frage, wer einen Streaming-Account besitzt, schnellen alle Hände in die Höhe: So ein Account kostet nicht viel und wird meist von mehreren Leuten geteilt. Dass die CO2-Bilanz hinter diesen Onlinediensten alles andere als umweltfreundlich ist, weil ja für jeden Film irgendwo ein Server stehen muss, der annähernd so viel Energie verbraucht, wie ein voll aufgedrehter E-Herd, ist für die meisten neu und sorgt für ein größeres A-ha-Erlebnis. Ein wesentliches Problem stellt eine gesunde und idealerweise nachhaltige Ernährung dar. Dass Plastikflaschen aus dem Automaten nicht der Weisheit letzter Schluss sind, zeigen etliche Wasserflaschen aus Glas, die sich stets in Reichweite der Schülerinnen befinden. Energy-Drinks sind kaum ein Thema: „Ich zahl doch nicht doppelt und dreimal so viel, nur weil da irgendein cooler Markenname
draufsteht. Außerdem haben Dosen keine Flügel, sondern landen – wenn nicht in der Landschaft – bestenfalls im Müll.“ Wegen zu hoher Personalkosten musste das Schulbuffet dennoch vor kurzem schließen. Die Preise bei der Bäckerei nebenan sind verhältnismäßig hoch und ständig die Umgebung nach Pizza und Kebap abzugrasen ist auf die Dauer weder lustig noch gesund. Der Einwurf einer Schülerin „Na, dann nim-
mst dir halt a Jause von daheim mit!“ wurde quittiert mit einem resignativen „ja-eh …“
Fazit Aus dem Pausengespräch hat sich schnell eine angeregte Diskussion entwickelt, die mich persönlich zuversichtlich stimmt. Das sage ich den Schülerinnen auch. Sicherlich wird es ihnen nicht immer leicht gemacht,
nachhaltig mit Ressourcen umzugehen. Allein die Tatsache, mit welcher Leidenschaft dieses Gespräch geführt wurde, zeigt, dass ein grundsätzliches Problembewusstsein vorhanden ist, dass es oft individuelle Lösungsansätze braucht und dass man viel voneinander lernen kann, wenn man darüber redet. Anm. Red: Klaus ist Lehrer an einer höheren Schule in Linz, er kommt aus der Pfadfindergruppe Vorchdorf und war viele Jahre lang CaEx-Leiter.
25
FOLGEND DE LEHRLINGE SUCHEN WIR: IN DER REGION WELS (W/M): Hochbauer-Maurer Betonbauer-Schhalungsbauer Betonfertigungstechniker techniker Bautechnischer Assistent B k f Baukaufmann b b l @ tl t
IN DER REGION MÜHLV MÜHLVIERTEL (W/M): (W/ Hochbauer-Maurer Zimmerer Spengler Dachdecker Tiefbauer b b @ b
UNSERE LEHRLINGE L SIND UNS S WICHTIG, DA A AS SIND UNS SERE BENEFITTS:
Attraktiver Kollektivvvertrag Mitfahrgelegenheitt zum Arbeitsplatz Ausbildung in eineem 1921 gegründeten Familienunternehm men Unterstützung der Lehre mit Matura Möglichkeit zur Abbsolvierung einer Doppellehre Förderung von Auss- und Weiterbildung Prämien bei guten und ausgezeichneten Schulerffolgen Prämie zur Führersscheinausbildung nach erfolgreeich abgeschlossener Lehre L Wertschätzender uund persönlicher Umgang ab dem 1. Arbeitstag u.v.m.
b
t
IN DER REGION EFERDING (W/M): Hochbauer-Maurer Tiefbauer Zimmerer b bewerbung@g b @glatzhofer. l t h f .att
IN DER REGION VÖCKLABRUCK (W/M):: Hochbauer H hb -Mau M rer Zimmerer b b @ i hi
b
t
IN DER REGION AMSTETTEN (W/M): Hochbauer-Maurer Betonbauer-Schhalungsbauer b b @h h l b
t
IN DER REGION TULLNERFELD (W/M): Betonbauer-Schhalungsbauer Hochbauer-Maurer bewerbung@ssteiner-bau.at
»Analog krähen«? … nur im JAM! Mailt eure News bitte an:
Von Pfadis – für Pfadis!
jam@ooe.pfadfinder.at
Martina Bergsleitner Fotos & Berichte: Caravelles Vorchdorf | Simone Wagner, Elisabeth Ganhö r
Koid woa’s oba drinnen woa’s woam! #OÖRaRoLandesaktion #2020
60 motivierte Teilnehmer*innen haben heuer das zweite Februar-Wochenende in der verschneiten... ähm... teilweise mit kleinen Schneeflecken bedeckten Mühlviertler Alm verbracht. Bei frühlingshaftem (anstatt eiskaltem) Wetter konnten wir ein geniales Wochenende verbringen, an dem neue Bekanntschaften gemacht und Freundschaften vertieft werden konnten. Am Samstag Vormittag reisten alle möglichst klimaneutral an – um sogar eine vollkommen öffentliche Anreise zu ermöglichen (zu Fuß ist’s doch etwas weit vom Bahnhof Pregarten zum Steinöckerhaus Nähe St. Leonhard bei Freistadt), wartete ein organisiertes Shuttle auf die anreisenden RaRo und Begleiter*innen, das sie zeitgerecht zur offiziellen Eröffnung der Landesaktion zur Location brachte. Oben angekommen ging’s auch schon los mit den
koiden und woamen Workshops. Jede*r konnte je nach Lust und Interesse zwei Workshops aus dem vom Team vorbereiteten Angebot auswählen: Winter-Survival (Was braucht man für eine winterliche BiwakÜbernachtung?), CrossBoccia (Fun & Action in jedem Gelände), Wandern (Die Jagd nach Kraftsteinen und -orten), Medienheld*innen (Umgang mit Fake-News, Internet, Smartphone... – das aktuelle Bundesthema), Häkeln (Man kann wirklich alles häkeln …), Keep Calm & Meditate (… endlich mal wieder ausgeglichen und entspannt sein und die Gedanken Gedanken sein lassen.) und Gruppendynamische Brettspiele (Was passiert, wenn man als Gruppe ein Spiel ohne Regeln spielt? Es passieren Regeln!). Am Nachmittag zwischen den Workshops konnte man sich drinnen bei Tee und großartiger Gemüse-Suppe aufwärmen – also etwas koid woa’s scho … Nach den Workshops
gab’s wieder eine Stärkung mit einem flexitarischen Abendessen aus regionaler und nachhaltiger Erzeugung. Dann startete das analoge und chillige Abend-Programm: OutdoorLagerfeuer und Indoor-Games. Und natürlich darf auf einer RaRo-LAK die Bar nicht fehlen – die wurde natürlich auch mit regionalen Getränken bestückt und es gab erstmals coole RaRo-Drinks (alko-free Longdrinks), die das Angebot abrundeten. Wie man sich vorstellen kann, wurde es dann noch etwas länger … bis es wieder viel zu früh hell wurde und die ersten Sonnenstrahlen
zärtlich die Gesichter manch müder RaRo streichelten. Offenbar wollten dann sogar fast 1/4 der Teilnehmer*innen die Sonne zurückgrüßen – also wurde vor dem Brunch der Tag mit einem Yoga-Sonnengruß begonnen. Obwohl der Brunch jedes RaRo-Herz vor Freude zum Hüpfen brachte, war es gleichzeitig ein trauriges Zeichen für das nahende Ende der Landesaktion. Gegen Mittag wurden die RaRo wieder aus der unverschneiten Mühlviertler Alm klimafreundlich mit den Shuttles in Richtung nachhause gebracht … Fortsetzung folgt – wahrscheinlich 2021!
Kitchen Impossible
neues Erlebnis, bei dem man viele neue Bekanntschaften machen konnte.“
kanntschaften machen. Abschließend kann man sagen, dass es das total wert war, diese Erfahrungen zu sammeln. Wer die Chance hat,
bei so etwas mitzumachen, sollte das definitiv tun!“ Pauline, Selina, Lilly, Mia, Verena und Laura
#CaExActionDay #2020
Unter dem Motto „Kitchen Impossible“ durften wir in 7 Gruppen auf verschiedenen Stationen Wels kennen lernen. Von Rätseln bis zu unterschiedlichen Geschmäckern und Gewürzen erkennen, war alles mit dabei. Mit Rätselraten und Stationenralley quer durch Wels: „Der Action Day war auch dieses Jahr wieder ein tolles,
„Der heutige Tag zeigte mal wieder, wie verbunden die Pfadfinder sind. Unter dem Thema „Kitchen Impossible“ fand der erste Action Day 2020 in Wels statt. Sieben CaExGruppen machten mit. Gehirnzellen und Geschmacksknospen wurden bei dem Stationsbetrieb beansprucht.“
Pfadfindergruppe Vorchdorf
„Wie im letzten Jahr war der Action Day sehr lustig und man konnte viele neue Be-
27
“ … ge, heid moch i goa nix mea … ”
OBERÖSTERREICH BAUT AUF
Ihr regionaler Baupartner: ZNL Oberösterreich Edlbacherstraße 10 A-4020 Linz www.swietelsky.com
11
‌ au, we’
Aufschieberitis. Morgen – fange ich damit an – wirklich! đ&#x;˜‰ ‌ glaub ich halt ‌ (hoffentlich!) Martina Bergsleitner G r a f i k  C
C
|  d e . m . w i k i p e d i a . o r g / w i k i / P r o k r a s t i n a t i o n
Erklärung: Prokrastination
Prokrastination – (lateinisch procrastinare „vertagen“; Zusammensetzung aus pro „fĂźr“ und crastinum „Morgen“), auch „extremes Aufschieben“, ist eine pathologische StĂśrung, die durch ein unnĂśtiges Vertagen des Beginns oder durch Unterbrechen von Aufgaben gekennzeichnet ist, sodass ein Fertigstellen nicht oder nur unter Druck zustande kommt. Das Gegenteil dazu ist: Präkrastination.
Jetzt ist es mir schon wieder passiert. Ich habe es wieder getan. Eine Situation komplett falsch eingeschätzt. Nämlich: meine eigene. Gepackt von angeblicher Motivation, dem Vorsatz und dem Herzenswunsch, es dieses Mal besser zu machen, war ich davon Ăźberzeugt, dass ich es hinbekomme. Nämlich meine Artikel fĂźr diese JAM-Ausgabe vor Redaktionsschluss abzugeben. Aber: Fehlanzeige! Es kam mir ‘etwas’ dazwischen. Wieder einmal. Zunächst einmal glaube ich jedes Mal wieder nicht, wie schnell 5 Wochen vergehen kĂśnnen. „5 Wochen sind eine lange Zeit fĂźr die Vorbereitungen eines Artikels“, denk ich mir. Ăœbers Knie brechen soll man bekanntlich nichts, schlieĂ&#x;lich braucht ein kreativer Kopf auch genĂźgend Freiraum.
Deutet einem nach einiger Zeit der „Innere Schweinehund“ an, doch einmal aktiv zu werden, kommen plĂśtzlich zahlreiche andere wichtige Dinge dazwischen. Die Urlaubsplanung fĂźr die nächsten 10 Jahre zum Beispiel, oder der Langzeit-Ferienplan meiner Kinder, denn eine gute Planung ist bekanntlich das halbe Leben. Ein weiteres AblenkungsmanĂśver ist die Hausarbeit, fĂźr die ich in solchen Situationen plĂśtzlich unheimliche, nie dagewesene Motivation verspĂźre. Selbst der Stapel mit knopflosem und lĂśchrigem Gewand meiner Kinder reduziert sich in dieser Zeit massiv und meine Familie profitiert immens davon. (Jeder, der mich kennt, weiĂ&#x; was es bedeutet, wenn ich eine Nähnadel in die Hand nehme ‌ đ&#x;˜‰)
Doch vielleicht sollte ich es endlich akzeptieren, dass es bei mir anders läuft. Dass ich dieses ständige Aufschieben und Abdriften brauche, um meine Kreativität anzuregen. Denn im letzten Moment spĂźre ich sie auf einmal, die sogenannte „Last-Minute-Panik“, in der ich dann so richtig in Fahrt komme, alles aus mir raushole und wirklich gute Ergebnisse abliefere, auch wenn ich den Redaktionsschluss das eine oder andere Mal dabei schon Ăźberstrapaziere. Jeder Mensch hat andere Motivatoren, bei mir ist es offensichtlich ein Termin, ein Abgabezeitpunkt oder in diesem Fall ein Redaktionsschluss, den ich fĂźr diese JAM-Ausgabe wieder bis zum Ende ausgenĂźtzt habe.
Und schon ist es wieder passiert: In Tagen ist Redaktionsschluss und mein Artikel hat sich wieder nicht von selbst geschrieben.
29
Die widerspenstigen Cousinen der Primzahlen Wie bei uns Menschen: Das, was praktisch für alle gilt, interessiert manche einfach überhaupt nicht …
10.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000
Wo l f r a m M a r i a S c h r ö c ke n f u c h s
30
Exponent |
23 = 8
| Basis
=2x2x2
| Potenzwert
Regeln für’s Potenzieren mit 1 und 0 x1 = x | x0 = 1 Zahl mit ungerader Ziffernanzahl: nimm 1 als letzten Exponenten. Potenz-Rechner im Internet www.derdualstudent.de/onlinepotenzrechner.html POWERTRAIN
| Wolframs Geburtsdatum: 481965
– 4. August 1965
481965 fi 48 x 19 x 65 = 65536 x 1 x 7776 = 509607936 fi 50 x 96 x 07 x 93 x 61 = 1 x 531441 x 0* x 729 x 6 = 0
*) zur Demonstration: vor der Multiplikation mit 0 wäre die Summe: 2.324.522.934 (2 Milliarden…)
POWERTRAIN
| Geburtsjahr von John Conway: 1937
1937 fi 19 x 37 = 1 x 2187 = 2187 fi 21 x 87 = 2 x 2097152 fi 20 x 97 x 15 x 21 = 1 x 4782969 x 1 x 2 = 9565938 fi 95 x 65 x 93 x 81 = 7737809375 x 7776 x 729 x 8 = 3,509068076424E17* fi 35 x 09… = 243 x 0… = 0
*) E17: Das ist der Hinweis auf meinem Taschenrechner, dass er nicht genug Stellen anzeigen kann, um die Zahl korrekt darzustellen; bedeutet 1017 und heißt nichts anderes, als dass das Komma um 17 Stellen nach rechts rutschen muss. Die eigentlich richtige Zahl ist also: 350.906.807.642.400.000
t n n ö k ~Ihr
~ . e. l uns
” ist “Interesstseam Schlau-Sein! die Lu
POWERTRAINS
| ganz einfache, zum ‘Kennenlernen’
32 fi 32 = 3 x 3 = 9 33 fi 33 = 3 x 3 x 3 = 27 fi 27 = 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 = 128 fi 12 x 81 = 1 x 8 = 8 34 fi 34 = 3 x 3 x 3 x 3 = 81 fi 81 = 8 POWERTRAINS
| noch ein paar einfache: Jahreszahlen
2019 fi 20 x 19 = 1 x 1 = 1 2020 fi 20 x 20 = 1 x 1 = 1 2021 fi 20 x 21 = 1 x 2 = 2
Wissen – mit Unterhaltungswert
John Horton Conway (*1937), einer der wohl kreativsten Mathematiker unserer Zeit hat folgende einfache Formel entwickelt:
n = abcd… fi n' = abcd…
n = eine beliebige natürliche Zahl, die durch die Ziffern a, b, c, d … dargestellt ist. Die Zahl n' berechnet man nun so, indem man alle Ziffern an gerader Stelle (also: b, d, …) als Exponenten ihres Vorgängers nimmt und die Ergebnisse multipliziert.
~ Zwei m!~
Dieses Prozedere mit dem Ergebnis fortan wiederholen und schauen was dann passiert. Und das passiert generell: Der Zahlenzug – Powertrain – wird kleiner! Oftmals aber erst nach einigen Durchgängen, dann kann’s aber rapide gehen, denn sind erst einmal Nullen im Spiel, nimmt die rasante Zugfahrt ein schnelles Ende:
Was gerade noch in’s Unermessliche gewachsen ist, wird im nächsten Durchgang mit 0 in Grund und Boden multipliziert!
Sehr schön zu sehen an den Beispielen auf der linken Seite: Mit meinem Geburtsdatum 4.8.1965; und noch besser mit dem Geburtsjahr John Conways, 1937: Diese Zahl wächst auf »350 Billiarden, 906 Billionen, 807 Milliarden, 642 Millionen, 400 Tausend« – eine Zahl mit 18 Stellen – bevor sie ‘Nullverisiert’ wird; tusch, finito und weg ist sie!
Und das ist jetzt bei allen Zahlen so – außer: 2592.
Die macht nicht mit, sowas interessiert doch die nicht! Lässt sich nicht verbiegen und fährt auch nirgendwo hin, denn: aus 25 x 92 (= 32 x 81) wird wieder 2592. Die bockige Zahl ist also nicht von der Stelle zu bewegen – ein Fixpunkt. Und es gibt nur diese zwei Möglichkeiten: Entweder der Powertrain reduziert eine Zahl auf nur eine Ziffer oder sie ist ein Fixpunkt. Conway dachte lange, 2592 wäre der einzige Fixpunkt im PowertrainUniversum. Bis ihm eines Tages sein Kollege Neil Sloane freudestrahlend mitteilte, er hätte nun doch eine weitere Zahl ausfindig machen können – sie hat 26 (!) Stellen: 24.547.284.284.866.560.000.000.000
Die beiden ‘Cousinen der Primzahlen’ –
… so genannt, wegen der seltenen Eigenschaft ein ‘Powertrain-Fixpunkt’ zu sein; sie scheinen auch keine weiteren nahen Verwandten zu haben. Untersucht sind immerhin alle Zahlen bis 10100 – eine 1 mit 100 Nullen; in voller Pracht zu bewundern: linke Seite, Seitenrand links außen. So gesehen, gibt es Primzahlen wie Sand am Meer!
| Artikel-Basis, Quelle: » Spektrum der Wissenschaft « (de) 18.9.2019 | www.spektrum.de/artikel/1669402 Florian Freistetter, Astronom, Autor und Wissenschafts-Kabarettist bei ‘Science Busters’
31
Gscheiit G KOM OMBINI MBINI RT. Strom, o Gas, Internet. K bi i en Kombinier e Si Sie, wie i Si Sie wollen w ll und d holen Sie sich einen Kombi--Bonus schon ab zwei Angeboteen.
Jetzt auf
Basis /
Entgeltliche Einschaltung
s zu i b t z t Je * – , 3 € s9 paren.