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Official member of | WOSM | WAGGGS | PPÖ
3/2015 Dezember
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© Originalbilder Fledermäuse: Dietmar Nill
ab Seite 7
THEMEN-FOKUS IN DIESEM HEFT:
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| Was uns bewegt: Flüchtlinge – Menschen auf der Flucht
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| Free Being Me – Sein können wie man ist
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| Herz Hirn Hand Es geht weiter: Das Hilfsprojekt in Nepal Oesterr. Post AG / Sponsoring Post, GZ 04Z036021 S, Benachrichtigungspostamt 4020
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DVR-Nr.: 0977861
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P.b.b.
Entgeltliche Einschaltung
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Mein sauberer Strom von der Sonne. Für Oberösterreichs Zukunft. Erneuerbare Energien zu nutzen ist ein Gebot der Stunde – und die Energie AG gehört dabei von Anfang an zu den Vorreitern: zum Beispiel mit dem SolarCampus in Eberstalzell, den Bürgerkraftwerken und dem Sonnenstrom-Speicherpaket. Auch bei der Nutzung der Windkraft engagiert sich die Energie AG an mehreren Standorten. Für eine sichere Stromversorgung. Und für eine saubere Umwelt. Mehr erfahren Sie unter www.energieag.at
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Liebe jam-Leserinnen und Leser! Schön, wenn sich was tut, worüber man schreiben kann. Vor allem das erste große Thema macht richtig Laune: Die umWELTdenker stehen unter einem neuen Stern. Weg vom Wettbewerb, hin zu einer Mitmachaktion, bei der wir – mit einfachen Mitteln – wirklich etwas bewegen können. Hinter dem Projekt steht viel Leidenschaft und die Vision, die heimischen Fledermausarten vor dem Aussterben zu bewahren. Auch das jam möchte eure Faszination für diese Tiere wecken, um die sich so viele Gerüchte und Mythen ranken. Macht mit, damit das Projekt ein echter Erfolg wird. Doch dann ist da noch eine andere Geschichte, die nicht nur uns, sondern das ganze Land, ganz Europa und die ganze Welt angeht. Es ist die Geschichte von jenen Menschen, die aus ihren Ländern flüchten und bei uns in Mitteleuropa Schutz, Sicherheit und ein Stück Heimat suchen. Das jam versucht, einige Dinge klarzustellen, mit so manchen Unwahrheiten aufzuräumen und darüber zu berichten, was man tun kann und wie schon geholfen wurde – auch von euch. Dafür ein herzliches Dankeschön, aber auch eine eindringliche Bitte, nicht nachzulassen. So wie es aussieht, gibt es noch lange was zu tun. Das ist die letzte jam-Ausgabe, die unter meiner Redaktionsverantwortung in Druck geht. Die Arbeit daran ist mit viel Mühe und Engagement verbunden, für alle Redakteure. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Es hat Spaß gemacht. Noch mehr Freude macht es mir, dass es mit dem jam unter der Leitung von Martina Bergsleitner und Barbara Schröckenfuchs vielversprechend weitergehen wird. Als Leser bleibe ich dem jam natürlich treu. Ich freu mich auf alles was da kommt.
Inhalt Kinder
Nachrichten
umWELTdenker
Paulas Rätselseite, Unplug! – reviewed
Seite
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Save The Bats
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umWELTdenker
Die Fledermäuse – Herrscher der Nacht
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umWELTdenker
Bauanleitung: Fledermauskasten
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umWELTdenker
Fledermäuse retten – so geht das
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Igor in Not
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umWELTdenker
Professioneller Fledermausschutz in Oberösterreich
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Flüchtlinge
Menschen auf der Flucht …
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Flüchtlinge
Zeit, unser Versprechen einzulösen
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Flüchtlinge
Einfach – auch was tun!
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umWELTdenker
umWELTdenker
In diesem Sinne: Viel Spaß mit dieser jam Ausgabe und: Auf Wiederlesen. Uli, und die ganze jam-Redaktion
3/2015 Dezember
Falafel & Hummus
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Free Being Me
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Lieb’ doch, wen du willst
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Rookie’s Scout Kitchen
Bundesthema
Termine 2016
Sexualität
2015 2016
Supermarkt Natur
In der Abteilung Zahnhygiene
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HHH-Projekt
Das Nepal Hilfsprojekt – verlängert um 1 Jahr
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1m2
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Buch-Tipps
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Wer hätte damit gerechnet? Die Römer!
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n n n n n n n n n n nn n n n
12.12. 16.1. 23.1. 22./23.1. 30.1. 6.3. 12.3. 22.2. 15.-17.4. 22.-24.4. 14./15.5. 15.5. 14./16.5. 21.5. 21.5. 3.-5.6. 4.6. 4./5.6. 4./5.6. 11.6.
Friedenslichtfeier Wien Pfadfinderball Wels PfarrFinderGschnas Langholzfeld Aufbauseminar ER/GL Pfadfinderball Freistadt „bAllzeit bereit" Landesjugendrat Landespfadfinderrat World Thinking Day Grundlagenseminar RaRo Landesaktion RaRo-Bundespfingsttreffen Befreiungsfeier Mauthausen 2016 ” Pfingst’l e r e it d t z e it b e is ta “ b A ll e r b a ll F r t Linz 2 Gartenfest tad fi n d P fa d alzhof Freis ss: 19:30 1 S la Spezialsemiar Spiel | Ein 0 0 8 -1 6 1 0 , 2/ 73 30.1.2 ru n g : 0 7 9 4piel, Tombola Beltup (CaEx) ie s , v tz e r ä g e inla re s Sch Tis c h nspende, ternachtse :) Landesjugendrat Dame xtion, Mit s mehr CaE d viele n u Einstiegs-Seminar … Methoden-Seminar Wiesenfest Gruppe Puchenau
n WiWö | n GuSp | n CaEx | n RaRo | n PWA | n oöPP Ausbildung | n oöPP Veranstaltung | n High Kix
Natur erforschen
Lesen
InfoTainment
jam@ooe.pfadfinder.at www.ooe.pfadfinder.at
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Unplug! – reviewed
Ein Rückblick auf die umWELTdenker 2014/15: “Unplug! Energie gibt es nicht nur aus der Steckdose”. Wir haben uns die eingereichten Projekte genau angesehen und bei der diesjährigen Landestagung in Puchberg entsprechend gewürdigt.
ENERGIE GIBT ES NICHT NUR AUS U DER STECKDOSE!
Martina Bergsleitner
Platz eins für die Gruppe Linz 8: „Work out, join in, save energy!“ … mit diesem Titel gingen die Linz 8er der Frage nach, wie schwer es ist, Strom zu erzeugen. Hauptattraktion dabei war eine Kleinanlage, die Körperkraft in Energie umwandelt. Die Basis dafür: mehrere Fahrräder, die gemeinsam über zwei Achsen eine Lichtmaschine antreiben. In den Heimstunden wurde fleißig gebastelt und recherchiert, und unter Mithilfe von allen ein Kleinkinoabend am Tag der „Earth Hour“ vorbereitet und durchgeführt.
umWELTdenker – aus Alt mach NEU! Der Projektwettbewerb, so wie ihr ihn kennt, ist nun Geschichte. Zehn lange Jahre habt ihr euch zu neun verschiedenen Projektthemen mit unserer Umwelt beschäftigt und dabei bewiesen, dass wir PfadfinderInnen
UmweltexpertInnen sind. Mit der Summe von 109 eingereichten Projekten ist spätestens jetzt klar, dass Kreativität, Einfallsreichtum und der Sinn für Nachhaltigkeit für PfadfinderInnen keine Fremdwörter sind. Vielen, vielen Dank für euer Engagement! So sehen Sieger aus, von oben nach unten: 1. Platz, Linz 8 / 2. Platz, Freistadt / 3. Platz, Leonding.
Die Gruppe Freistadt „Liefert Energie“ und schafft es damit auf den zweiten Platz. Wie man Energiegewinnung und Ernährung perfekt miteinander verbindet, haben uns die Freistädter bewiesen. Kern der Aktion: der Bau eines mobilen Wasserrades, das am Aktionstag präsentiert wurde. Zusätzlich luden sie zu einem Dinner ohne Strom ein, bei dem zahlreiche Leckereien verkostet werden konnten.
Platz drei für die Leondinger Sommergaudi – das Pfadifest „Unplugged“. Die Leondinger zeigten uns, dass man bei einem Sommerfest auf einiges verzichten kann, z.B. auf Strom und Müll. Bereits bei den Einladungen wurde dieses Motto umgesetzt, in dem die Einladungen mittels Siebdruck gestaltet wurden. Highlight des Abends war die umplugged-Jukebox. Dabei konnte man sich mittels Geldspende ein Lied bei den Gitarristen wünschen und gleichzeitig für einen guten Zweck spenden. Essen und Trinken wurde selbstverständlich auch ohne Strom erzeugt und verkauft.
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Save The Bats Das neue umWELTdenker-Projekt
Ulrich Schueler
Wenn du mitmachst, kann es gelingen! „Ich träume davon, dass wir bis zum Ende des Projekts tausende neue Ersatzquartiere für Oberösterreichs Fledermäuse hängen haben, dass wir von vielen alten Fledermausquartieren in Dachböden, Schuppen, auf Kirchtürmen, in Höhlen und Kellern erfahren, denn das sind die natürlichen Lebensräume der flatternden Tiere“, so beschreibt Markus Prötsch das Ziel des heurigen umWELTdenker-Projekts. Er ist Mitinitiator von SAVE THE BATS, oö. Pfadfinder und Biologe im Haus der Natur in Salzburg. Und er legt gleich noch eins drauf: „Vielleicht können wir auch noch mithelfen, jene drei Fledermausarten zu finden, die bisher in Oberösterreich vermutet aber noch nicht nachgewiesen wurden. Damit wären es 24 Arten.“
Was ist zu tun? Die Fledermäuse kommen im Frühjahr aus ihren Winterquartieren zurück und suchen sich ein Plätzchen, um sich tagsüber von der Jagd zu erholen und um ihre Jungen aufzuziehen. Diese Sommerquartiere werden aber immer weniger, daran sind in erster Linie wir Menschen schuld. Der wichtigste Teil von SAVE THE BATS ist also, Fledermauskästen zu bauen. Und das ist wesentlich einfacher als man denken möchte. Es dau-
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ert etwas mehr als zwei Stunden und du brauchst nur wenig Material und Werkzeug. Spätestens im März solltet ihr die Fledermauskästen auf Bäumen und Hauswänden montiert haben.
Für WiWö, GuSp, CaEx, RaRo, für erwachsene PfadfinderInnen, für eure ganze Schulklasse, für jedermann. Anfang Dezember kommen die SAVE THE BATS-Toolboxen in eure Gruppe (eine für jede Stufe). In dieser Schachtel findet ihr wertvolles Infomaterial über Fledermäuse, Bauanleitungen für Ersatzquartiere, andere Bastelanleitungen und viele Ideen, wie ihr euch mit Fledermäusen eingehender beschäftigen könnt. Damit könnt ihr
ganz locker eure Heimstunden bestreiten. Aber nicht nur euch als Pfadfindergruppe senden wir diese Boxen. Zwei Boxen gehen auch an jede oberösterreichische Schule mit Unterstufe – an eure Werk- und BiologielehrerInnen. Du kannst natürlich deine LehrerInnen darauf ansprechen und fragen, ob ihr euch mit eurer ganzen Klasse daran beteiligen könnt.
Die SAVE THE BATS To o l b o x e n t h ä l t : Infobroschüre über Fledermäuse, Bauanleitungen für Ersatzquartiere, Bastelanleitung für eine Riesen-Fledermaus, Bastelanleitungen für Kleineres, Spielideen, Aufkleber, Badges und auch 1 T-Shirt!
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Zuerst das allerwichtigste: Es geht um die Fledermäuse! Manche finden die Tiere eklig, manche interessant, alle kennen unheimliche Geschichten, aber kaum jemand die Wahrheit über die nachtaktiven Tiere aus unserer Nachbarschaft. Eines ist gewiss: Je mehr du über diese Tiere weißt, desto mehr werden sie dich faszinieren und umso eher wirst du dich daran beteiligen wollen, sie vor dem Aussterben zu bewahren, denn Fledermäuse gehören zu den am stärksten bedrohten Tierarten des Landes.
KOMMUNIZIEREN
BAT NEWS are GOOD NEWS
Begeisterung kann ansteckend sein. Mit unserer Leidenschaft haben wir Profis angesteckt, die mit uns kooperieren und dem umWELTdenker-Projekt SAVE THE BATS auf die Beine helfen. Die Biologin Isabel Schmotzer (siehe Interview auf den Folgeseiten) steht uns als wissenschaftliche Beraterin zur Seite. Sie ist Biologin in der KFFÖ (Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich). Außerdem haben wir die „Oberösterreichischen Nachrichten“ und die „Welt der Kindernachrichten“ mit unserer Idee infiziert.
Beide Medien wollen uns redaktionell dabei unterstützen, das Thema und unser Engagement redaktionell zu begleiten und vielleicht noch mehr Menschen auch außerhalb unseres Vereins zum Mitmachen zu motivieren.
Genug geredet, genug geschrieben, jetzt geht’s los. An SAVE THE BATS kannst du dich mit deinen Freunden, deiner Familie oder auch alleine ganz einfach beteiligen.
Wenn Fragen offen bleiben, dann löchere das SAVE THE BATS Team damit. Wir freuen uns, wenn wir mit euch intensiven Kontakt zum Projekt haben und mit euch diskutieren können bzw. euch mit unserem professionellen Rat zur Seite stehen können. Außerdem bitten wir euch, uns im ersten Schritt über eure Teilnahme am Projekt zu informieren und dann eure Aktivitäten in Wort und Bild zu dokumentieren und uns eure Bat-Geschichten zu schicken, damit wir sie für die Medienarbeit nutzen können: batnews@savethebats.at
W E B S I T E , FA C E B O O K , I N S TA G R A M
SAVE THE BATS online Auf der Projekt-Website findest du jede Information, die wir euch zur Verfügung stellen können. Wissenswertes, Unterhaltsames, Neuigkeiten (auch über euer eigenes Engagement) … und vor allem auch alle Inhalte der Toolbox zum Downloaden für alle. Außerdem begleiten wir auf Facebook und auf Instagram das Projekt. www.savethebats.at facebook.com/savethebats.at instagram.com/savethebats_at #savethebats #ppooe
NACHBESTELLEN
Solange DER VORRAT REICHT Mit deinem Engagement trägst du dazu bei, unserem Land ein Stück Natur und Artenreichtum zu erhalten. Dafür danken wir dir schon vorab und wünschen dir viel Erfolg und gutes Gelingen. Wann immer du Fragen zum Projekt oder zu Fledermäusen hast, kannst du das SAVE THE BATS-Team jederzeit kontaktieren.
Von den Unterlagen aus der Toolbox haben wir noch ein paar Restexemplare auf Lager. Solange der Vorrat reicht könnt ihr noch Boxen oder Einzelteile daraus bestellen – zum Selbstkostenpreis. Außerdem kannst du mit Aufklebern auf deinem Auto für SAVE THE BATS Werbung machen. Die Pickerl gibt’s in zwei Größen: ca 20 cm | 50 cm. umWELTdenker@ooe.pfadfinder.at
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Die Fledermäuse – Herrscher der Nacht
Te xt :
Martina Bergsleitner |
© Foto Halbpräparat:
M a rk u s P r ö t s c h
Die Flügelspannweite bei den ‘Großen Hufeisennasen’ misst mitunter über 40 cm.
Kein Wirbelsturm sondern Fledermäuse, Mulu Nationalpark, Malaysia.
Ernährung Fledermäuse sind Säugetiere Trotz ihrer Fähigkeit zu fliegen sind Fledermäuse keine Vögel. Tatsächlich gehören sie in die Gruppe der Säugetiere und damit sind sie näher mit uns Menschen als mit Vögeln verwandt. Und, sie sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können. Ihre Flügel sind eigentlich verlängerte Unterarme und Finger. Diese spannen die Flughaut auf, die mit Nerven und Blutgefäßen durchzogen ist. Mit ein bisschen Vorstellungskraft kann man die Ähnlichkeit zum menschlichen Arm durchaus erkennen …
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Artenreichtum Weltweit sind rund 1200 Arten von Fledertieren bekannt, zu denen auch die Flughunde zählen. In Oberösterreich wurden bisher 21 Fledermausarten nachgewiesen. In ganz Österreich kommen derzeit 28 Arten vor. Die kleinste Fledermaus ist die Hummelfledermaus mit gerade mal 3 cm Körperlänge und 15 cm Flügelspannweite.
In unseren Breitengraden ernähren sich Fledermäuse ausschließlich von Insekten. Je größer die Fledermaus umso größer ist ihr bevorzugtes Mahl. Die Ernährungsgewohnheiten ändern sich aber auch international: So gibt es zum Beispiel Fledermaus-Arten, die auch kleine Wirbeltiere wie Frösche oder Mäuse erbeuten. Daneben gibt es Fruchtfresser, Nektarfresser und natürlich auch die berüchtigten Blutfresser, letztere allerdings nur in Mittel- und Südamerika: Blutfresser saugen nicht, sondern sie beißen ihre Nahrungsquelle und schlecken das herauslaufende Blut auf.
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Sie werden in Mittelxxx und Südamerika als Todesgötter und Herrscher der Unterwelt verehrt, auf Kuba gelten sie als Hüter der Kultur und in Asien genießen sie hohes Ansehen. Der Aberglaube um die Fledermäuse hält sich hartnäckig. Und obwohl es einem die Nackenhaare aufstellt, wenn sie über uns hinweg flattern, sind sie trotzdem ganz putzige Tiere. © Bilder auf dieser Doppelseite: D. Nill, W. Forstmeier, M. Prötsch / hausdernatur.at, Shutterstock
‘Wochenstube’ bei den MausohrFledermäusen – das sieht doch kuschelig aus!
Quartiersuche Alle heimischen Fledermäuse halten einen Winterschlaf, da sich die Nahrungsquelle in der kalten Jahreszeit erheblich reduziert. Dabei schaltet der Fledermauskörper auf Minimalbetrieb um. Um den monatelangen Winterschlaf zu überstehen, fressen sich Fledermäuse im Herbst einen Fettvorrat an. Weil auch das Aufwachen viel Energie kostet, soll man sie beim Winterschlaf auf keinen Fall stören. Bevorzugt benutzen sie im Sommer Dachböden, Spalten oder Baumhöhlen, um den Tag zu verbringen. Im Winter ziehen sie sich dann in Höhlen, aber auch in Stollen, Holzstapel oder Gebäude zurück.
Fortpflanzung Die Paarung findet bei den Fledermäusen meist im Herbst statt. Spannend ist, dass aber erst im Frühjahr die Eizelle befruchtet wird. Bis dahin speichern die Weibchen die Spermien in ihrem Körper. Ab April bringen sie dann in der sogenannten Wochenstube ihr Junges – meistens nur eines – zur Welt. Dabei wollen sie natürlich nicht gestört werden. Siehst du in der Zeit der Wochenstube eine einzelne Fledermaus fliegen, handelt es sich definitiv um ein Männchen.
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So baust du einen Fledermauskasten Du brauchst: sägeraue Bretter (ca. 20 cm breit, 2 cm dick, in Summe ca. 2,5 m lang), Schrauben (35 mm, ca 20 Stk.), Säge Raspel und Akkuschrauber.
Der Fledermauskasten ist die Wochenstube für unsere kleinen flatternden Freunde. Das heißt, hier ziehen die Fledermäuse im Frühjahr ihre Jungen auf.
16 cm
16 cm
48 cm
Montageleiste
Fledermäuse halten sich an kleinsten Ritzen fest. So auch an den kleinen Spänen von sägerauen Brettern. Komme also nicht in Versuchung, die Bretter zu hobeln oder zu schleifen.
S Seitenwand
18 cm 15 cm
D
E Einstiegsblende
4 cm
3 cm
8 cm
H
16 cm
Die Rückwand
Seitenwand Halteleiste 16 cm
Tür zu, es zieht!
M D
H
F
S
S
Fledermäuse hassen es, wenn es im Schlafzimmer zieht. Arbeite so, dass möglichst keine Fugen entstehen. Dort wo die Einzelteile nicht im rechten Winkel zusammentreffen, kannst du mit einer Raspel nacharbeiten und die Bretter im passenden Winkel abschrägen.
32 cm
Dach
28 cm
R Rückwand
22 cm
65 cm
M
28 cm
F Front
32 cm
24 cm
Warum sägeraue Bretter?
Als weitere Maßnahme, um den Fledermäusen beim Klettern und Festhalten zu helfen, schneidest du bei beiden Modellen die Rückwände auf der ganzen Länge quer ein (im Abstand von ca 2 cm., ca. 5 mm tief).
15 cm
ZIMMER FÜR GROSSFAMILIE
x3
IN RUHIGER LAGE MIT GARTENBENÜTZUNG.
Kein Fledermauskasten sollte allein sein. Hänge zumindest drei (besser fünf) Kästen nebeneinander auf.
E Wenn’s regnet… cm a 2,5
c
R
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Ersatzquartiere für Fledermäuse sollten trocken sein. Wenn du deinen Fledermauskasten nicht unter einem Dachvorsprung aufhängen kannst, solltest du das Dach mit Dachpappe verkleiden. Dachpappe und passende Nägel findest du im Baumarkt.
Hinweise zur richtigen Montage und Pflege von Fledermauskästen und mehr Bau- und Bastelanleitungen findest du auf der Website:
WWW.SAVETHEBATS.AT
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Fledermäuse retten – so geht das:
Am meisten hilfst du mit, wenn du selbst einen – oder noch besser: gleich mehrere – Fledermauskästen bastelst und aufhängst.
e
Ulrich Schueler
en on in zu
Benjamin, Niklas, Florian und Leonie sind schon gespannt, ob die Tiere ihr Quartier heuer schon in Beschlag nehmen.
un, kb-
Aber sie wissen auch, dass man dabei Geduld haben muss. Es kann unter Umständen Jahre dauern, bis sich die ersten Fledermäuse einnisten. Wenn sie aber einmal da sind, dann kommen sie immer wieder. Ihr könnt euch den Bau eines Fledermauskastens zum Heimstunden-Programm machen, denn zum einen geht es im Team leichter und zum anderen muss man immer mehrere Kästen nebeneinander aufhängen. Bis zum März sollte alles erledigt sein. Dann erwachen die Fledermäuse aus ihrem Winterschlaf und suchen eine Herberge für den Sommer.
NG.
alei n-
ge seer
AT
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Igor in Not
Die PfadfinderInnen aus dem Sauwald haben sich auf
schon einmal richtig eingestimmt.
Andreas Protil
In sechs spannenden Stationen konnten die Kids ihr Geschick, ihren Mut und ihren Teamgeist unter Beweis stellen. Sie flogen mit einer Astgabel an einem Seil den Hang hinunter, verjagten die Feinde der Fledermaus und hingen kopfüber an einem Ast, den sie fachmännisch an zwei Bäumen befestigten. Nachdem die Teams ihr Ziel erfolgreich erreicht hatten, wurden fünf jungen PfadfinderInnen noch die ersehnten Gruppenhalstücher überreicht. Im Anschluss ließen sie den aufregenden Nachmittag am Lagerfeuer mit Steckerlbrot und Würstchen gemütlich ausklingen. Geschafft: Für ihre Fledermaus Igor haben die Sauwald Scouts einen ganzen Schwarm gerettet!
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Professioneller Fledermausschutz in Oberösterreich Fledermäuse zählen zu den bedrohten Arten – doch wer kümmert sich darum, dass unsere Flatterfreunde geschützt werden? Martina Bergsleitner |
Foto:
Es ist der gemeinnützige Verein mit dem komplizierten Namen “KFFÖ” – Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich. Die Aufgaben und Ziele sind aber einfach erklärt. Wir haben mit der Länderkoordinatorin für Oberösterreich, Maga Isabel Schmotzer, gesprochen: Welches Ziel verfolgt ihr bei der KFFÖ mit eurer Arbeit?
”
Wir setzen uns ganz allgemein für den Schutz der Fledermäuse in Österreich ein. Das heißt, wir schützen Tiere und Quartiere direkt, versuchen aber auch, die Menschen über den Nutzen und die Wichtigkeit dieser Tierart aufzuklären.
KFFÖ
Oberösterreich, wobei ich nur in Kellern und leicht zugänglichen Höhlen oder Stollen Kontrollen mache. Ich bin nicht sooo der Höhlenfreak. Die schwierigeren Höhlen machen meine Kollegen. Bei den Winterquartierkontrollen ist es ganz wichtig, dass man die Tiere nicht stört – also nur ganz kurz anleuchtet und schnell wieder weggeht, damit sie nicht aufwachen. Ich kümmere mich um sog. „Problemquartiere“. Das sind Quartiere wo die Menschen nicht so begeistert sind, dass Fledermäuse bei ihnen wohnen. Ich versuche dabei einen Weg zu finden, das Quartier für die Fledermäuse zu erhalten. Ich kümmere mich um Renovierungen, bei denen Fledermausquartiere betroffen sind bzw. zerstört werden könnten.
Welche Aufgaben liegen in deinem Bereich als Fledermausforscherin in Oberösterreich?
Was fasziniert dich an den Fledertieren ganz besonders?
”
Hm, schwierig, ich glaube, ich finde so gut wie alle Tiere faszinierend und je mehr man über eine Tierart lernt desto faszinierender wird sie. Bei Fledermäusen weiß man einfach noch nicht alles, das heißt, man kann auch immer wieder neue Sachen herausfinden und erforschen.
Ich bin für alle Anfragen über Fledermäuse in Oberösterreich zuständig. Sprich, ich kläre Menschen am Telefon über Fledermäuse auf, kümmere mich um ihre Anfragen und Sorgen. Im Sommer kontrolliere ich innerhalb von 4-5 Wochen alle Dachbodenquartiere in Oberösterreich, die wir bisher kennen. Dabei zähle ich die Muttertiere und schaue, ob im Quartier alles passt bzw. die Ein- und Ausflugsöffnungen noch vorhanden und nutzbar sind. Im Winter kontrolliere wir – das machen wir immer zu zweit – bekannte Winterquartiere in
Mag. Isabel Schmotzer KFFÖ, Länderkoordinatorin für Oberösterreich
”
Mit welchen Vorurteilen gegenüber Fledermäusen wirst du am häufigsten konfrontiert?
”
Manche Leute glauben noch immer, dass Fledermäuse absichtlich in unsere Ha-
Aktivitäten und Aktionen Aktivitäten und Aktionen fürund Kinder und Jugendliche bei der KFFÖ für Kinder Jugendliche bei der KFFÖ
• • • •
Bei Aktionen mit Schulen werden in Klassen Workshops zum Thema Fledermäuse abgehalten Batnights mit Vortrag, Basteln und Fledermausbeobachtungen – für Alt und Jung. Abendliche Exkursionen „hoffentlich“ mit Fledermausbeobachtungen. Naturschauspiel Oberösterreich – da können uns die Leute bei der Arbeit zusehen bzw. erklären wir die verschiedenen Methoden, mit denen man Fledermäuse erforschen kann.
»
Hinweis bei Beobachtungen
Hat man ein bis dato unbekanntes Fledermausquartier beobachtet (z.B. am eigenen Dachboden), ist es ganz wichtig, dieses zu melden. Je mehr Quartiere bekannt sind und erhalten werden können, umso besser für die Fledermäuse. In diesem Fall sofort mit Isabel Kontakt aufnehmen, sie erklärt dir dann, was weiter zu tun ist. Kontakt: Mag. Isabel Schmotzer +43 680/ 146 07 19 | isabel.schmotzer@fledermausschutz.at | www.fledermausschutz.at
are fliegen. Stimmt nicht. Menschen, die Quartiere im oder am eigenen Haus haben, haben Angst, dass der Kot giftig ist. Das stimmt auch nicht. Fledermauskot ist ein teurer Dünger für den Garten und wird sogar verkauft (allerdings nicht von uns). Menschen, die Quartiere im oder am eigenen Haus haben, haben Angst, dass die Fledermäuse ihr Haus zerstörten. Auch das stimmt nicht, da Fledermäuse nicht wie Vögel ihre Quartiere mit Nistmaterial bestücken bzw. das Quartier aktiv erweitern. Fledermäuse hängen sich einfach nur in das Quartier und verweilen dort tagsüber. Muss man vor Fledermäusen Angst haben?
”
Nein, aber wenn man eine Fledermaus findet, der es offensichtlich nicht so gut geht, muss man sie jedenfalls mit Handschuhen oder einem Tuch anfassen, denn Fledermäuse bekommen natürlich Angst, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Für sie sind wir ja „Riesen“, die sie einfach angreifen. Sie wissen ja nicht, dass wir ihnen helfen wollen und können ver-
suchen, sich zu wehren und zu beißen. Da Fledermäuse Wildtiere sind, können sie natürlich im blödesten Fall durch Bisse und Kratzer Krankheiten übertragen. Kann man als Jugendliche/Jugendlicher im Verein mithelfen?
”
Ja, natürlich. Man kann Quartierbetreuer werden. Das funktioniert so, dass man sich entweder selber ein Fledermausquartier in der Umgebung sucht, indem man herumfragt, oder wir können ein Quartier, das in der Nähe liegt, vorschlagen. Bei dem Quartier ist es dann ganz wichtig herauszufinden, wo die Ein- und Ausflugsöffnungen sind, damit man einerseits die Fledermäuse vielleicht beim Ausflug zählen kann und andererseits immer wieder kontrollieren kann, ob die Fledermäuse in das Quartier hinein und wieder hinaus können. Wichtig ist dabei natürlich auch der Kontakt mit den Quartierbesitzern, also zum Beispiel den Hausbesitzern. Je mehr Quartiere wir kennen und für die Fledis erhalten können umso besser! n
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Wie war und ist das in Österreich? Hintergründe, Fakten, Organisationen. B a r b a r a S c h r ö c ke n f u c h s
Mehrere tausend Flüchtlinge kommen in diesen Wochen fast täglich in unsere Grenzorte. Die meisten möchten weiter nach Deutschland oder in andere europäische Länder. Hinter all diesen Zahlen stecken Menschen. Viele Männer, die alleine ihre Heimat verlassen haben, um in Europa für sich selbst oder ihre Familie ein neues Zuhause zu finden, Familien mit Kindern und Großeltern, Frauen mit ihren Kindern ohne Vater.
für österreichische Verhältnisse aber immer noch wenig! In den 1990er Jahren, während des Bosnien-Krieges wurden zum Beispiel 90.000 Vertriebene in Österreich aufgenommen, im Jahr 1956 waren es während einer großen Krise in Ungarn sogar über 170.000 Menschen. Seit 1945 sind mehr als 2 Mio. Flüchtlinge nach Österreich gekommen, fast 700.000 Menschen sind geblieben.
Überall kannst du Berichte über diese große Bewegung so vieler Menschen sehen und lesen. Überall wird darüber gesprochen und diskutiert.
Im Wien Museum kann man jetzt gerade eine interessante Ausstellung zum Thema Flüchtlinge in Österreich besuchen. Weil wir es leider nicht alle schaffen werden nach Wien zu fahren, stellt uns das Wien Museum diese Informationen für die Leserinnen und Leser von JAM zur Verfügung, vielen Dank!
Bei manchen Leuten ist die Angst groß, dass zu viele Flüchtlinge zu uns kommen und bleiben wollen. In jedem Medium kann man jeden Tag andere Zahlen lesen. Ganz schön verwirrend ist das. Aber womit könnte man das vergleichen, was sich gerade ereignet? Und wie kannst du dir das überhaupt vorstellen?
Vergleichszahlen In der Geschichte Österreichs haben schon viele Flüchtlinge eine neue Heimat gefunden: In den vergangenen fünf Jahren haben jedes Jahr zwischen 11.000 und 17.500 Menschen um Asyl in Österreich angesucht. Die Anzahl der Anträge ist in den letzten Jahren wieder angestiegen. Im Vergleich zu den Jahrzehnten davor sind es
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(Quellen: UNHCR Österreich, BFA)
vor allem sogenannte Volksdeutsche, werden in Österreich eingebürgert.
1956/57 flüchten etwa 200.000 UngarInnen nach Österreich. Grund ist die blutige Niederschlagung der Revolution durch sowjetische Truppen. Den UngarInnen wird im Kollektiv, d. h. ohne Einzelprüfung, der Flüchtlingsstatus zuerkannt. Der Großteil wandert in andere europäische Länder und nach Übersee weiter, nur etwa 18.000 bleiben dauerhaft in Österreich. Die anfänglich hohe Solidarität mit den Flüchtlingen schlägt nach einigen Monaten teilweise in Feindseligkeit um: „Unser ganzes Bestreben geht dahin, die Leute außer Landes zu bringen.“ (Innenminister Oskar Helmer im Ministerrat, 5. März 1957)
1945 und in den ersten Nachkriegsjahren halten sich in Österreich rund 1,6 Millionen Menschen auf, deren rechtlicher Status ungeklärt ist: Unter ihnen zu Zwangsarbeit Verschleppte, Überlebende der Konzentrationslager, Kriegsflüchtlinge sowie Vertriebene aus vormals deutschsprachigen Gebieten. Sie leben in mehr als 100 Lagern in ganz Österreich und werden von den Besatzungsmächten und internationalen Hilfsorganisationen versorgt. Bis Ende 1947 kehren etwa 1,1 Millionen Menschen in ihre Herkunftsländer zurück, 300.000,
1968 flüchten 162.000 ČSSR-BürgerInnen nach der Niederschlagung des Prager Frühlings, einer reformkommunistischen Bewegung, nach Österreich. Ihnen wird Asyl zugesichert. 12.000 nehmen das in Anspruch, längerfristig bleiben aber nur 3.000 TschechInnen und SlowakInnen, vor allem in Wien. Ein Teil wandert weiter, der Großteil kehrt in die ČSSR zurück.
1970er Jahre Österreich nimmt auf Ersuchen int. Organisationen und Staaten
Flüchtlinge aus nichteuropäischen Ländern auf: 1.500 Menschen aus Uganda, die ab 1972 wegen ihrer asiatischen Herkunft vertrieben werden, rund 200 ChilenInnen, die ab 1973 vor der Militärdiktatur flüchten, 250 ArgentinierInnen (1977), 200 ChinesInnen aus Kuba (in den Jahren 1973/74), rund 100 KurdInnen aus dem Irak (1976) sowie zwischen 1975 und 1983 rund 2.000 Flüchtlinge aus Vietnam und Kambodscha. Für ihre Versorgung erhält Österreich großzügige Unterstützung durch den Flüchtlingsfonds der Vereinten Nationen. Die meisten Flüchtlinge bleiben nur vorübergehend in Österreich. Zwischen 1976 und 1989 ist Österreich als neutraler Staat für rund 250.000 jüdische Menschen aus der Sowjetunion Transitland. Der Großteil emigriert in die USA und nach Israel, nur wenige bleiben in Österreich. 1977 wird den Unterzeichnenden der Charta 77, der Bürgerrechtsbewegung in der ČSSR, Asyl in Österreich zugesichert. Das kommunistische Regime in Prag nützt dieses Angebot auch dazu, DissidentInnen zwangsweise auszubürgern.
1980/81 kommen 150.000 Menschen aus Polen nach Österreich. Hintergrund sind die sich zuspitzenden Konflikte zwischen der polnischen Demokratiebewegung Solidarność und dem kommunistischen Regime. Rund 33.000 Menschen aus Polen suchen um
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1989/90 in der schwierigen und konfliktreichen Übergangsperiode nach dem Ende der kommunistischen Diktatur suchen vermehrt rumänische StaatsbürgerInnen in Österreich um Asyl an. Sie stoßen auf teils starke Ablehnung. Die Zuschreibung „Wirtschaftsflüchtling“ dominiert seither den medialen Diskurs. Österreich führt die Visumspflicht ein und lässt die Grenzen im Burgenland durch das Bundesheer bewachen. „Der Winter 1989/90 und die Flüchtlinge aus Rumänien wurden zum Symbol für Österreichs Bruch mit seiner bisherigen Flüchtlingspolitik. Seither ist Asylpolitik Teil der Migrationspolitik und damit Teil einer umfassenden Restriktion gegenüber Neuzuwanderung.“ (Patrik-Paul Volf, Historiker, 1995)
ab 1992 90.000 BosnierInnen flüchten vor dem Krieg nach Österreich. Sie erhalten einen befristeten, rechtlich und sozial relativ schlecht abgesicherten Aufenthaltsstatus, sind sogenannte De-facto-Flüchtlinge. Der Großteil kommt bei Verwandten und Freunden unter. Das lange, ungeklärte Schicksal im „Warteraum“ Österreich verursacht große soziale und psychische Belastungen, dennoch bleiben viele dauerhaft in Österreich.
1998/99 fliehen rund 800.000 Menschen während des Kosovo-Krieges außer Landes, überwiegend in die Nachbarstaaten. Österreich nimmt ca. 5.000 Flüchtlinge auf.
1999–2015 Von den Millionen Menschen, die vor den zahlreichen Kriegen
der letzten beiden Jahrzehnte auf der Flucht sind (in Tschetschenien seit 1999, in Afghanistan seit 2001, im Irak seit 2003 und in Syrien seit 2011), kommen nur wenige nach Österreich. Der Großteil lebt in den Lagern der jeweiligen Nachbarländer, nicht zuletzt weil sich die Europäische Union durch ein rigoroses Grenzregime abschottet. Auf legalem Weg ist eine Flucht nach Europa kaum mehr möglich.
UNO und UNHCR Ständig sind Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Zurzeit sind es etwa 60 Millionen (!) … Sie werden aus ihren Heimatländern vertrieben oder dort bedroht und müssen fliehen, um wenigstens ihr Leben retten zu können. UNHCR ist jene UNO-Organisation, die sich weltweit für Flüchtlinge einsetzt. Das Amt des United Nations High Commissioner for Refugees wurde nach dem 2. Weltkrieg, im Dezember 1950 eingerichtet. Seit damals hat UNHCR über 50 Millionen Flüchtlingen geholfen. Mittlerweile arbeiten mehr als 9.000 Menschen in über 100 Ländern für UNHCR. Der Hauptsitz der Organisation ist in der Schweizer Stadt Genf.
BFA – Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Das BFA ist eine dem Bundesministerium für Inneres nachgeordnete Behörde. Seine Zentrale ist in Wien, in jedem Bundesland gibt es eine Regionaldirektion. Zum BFA gehören auch die ‘Erstaufnahmestellen’ wie Traiskirchen in Niederösterreich oder Thalham bei St. Georgen in Oberösterreich, von denen du oft in den Medienberichten hörst. Die wichtigste Aufgabe dieser Behörde ist die Durchführung von (erstinstanzlichen) Verfahren aus dem Asyl- und Fremdenwesen. Das heißt die Beamtinnen und Beamten des BFA entscheiden über: Die Zuerkennung oder Aberkennung des Status’ des Asylberechtigten und des subsidiär Schutzberechtigten für asylsu-
chende Personen, Mehr als 46.000 Asylanträge die Erlassung von haben Menschen aus Ländern, verschiedenen Maßin denen sie sich mit ihrer nahmen wie einer Familie nicht mehr sicher Aufnahme unter vergefü̈hlt haben, bis zum Somschiedenen Vorausmer dieses Jahres gestellt. setzungen oder einer Abschiebung. Die meisten kommen aus Auch die Erteilung Syrien, Afghanistan, dem Irak von Aufenthaltstiteln und Pakistan. Fast 5.600 und Dokumenten im davon sind unbegleitete junge Asylverfahren wie Menschen unter 18 Jahren. zum Beispiel dem Das sagen die Statistiken – KonventionsreiseZahlen, aus dem österreipass gehört dazu. chischen Innenministerium. Darüberhinaus übernimmt das BFA die Kompetenz der staatlichen auch die Pflichten, die FlüchtGrundversorgungsbehörde. Auf linge dem Gastland gegenüber der Website wird umfangreich erfüllen müssen und schließt und sachlich über alles inforbestimmte Gruppen – wie z.B. miert, was zum Thema Asyl von Kriegsverbrecher – vom Flüchtstaatlicher Seite her wichtig ist: lingsstatus aus. www.bfa.gv.at
Genfer Flüchtlingsabkommen Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Völkerbund, die Vorgängerorganisation der Vereinten Nationen, mit der Entwicklung einer international gültigen Rechtsgrundlage zum Schutz von Flüchtlingen begonnen. Das ‘Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge’ – wie der eigentliche Titel der Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) lautet – wurde am 28. Juli 1951 verabschiedet. Bis heute ist die GFK das wichtigste internationale Dokument für den Flüchtlingsschutz. Die Konvention legt klar fest, wer als Flüchtling gilt, welchen rechtlichen Schutz, welche Hilfe und welche sozialen Rechte sie oder er von den Unterzeichnerstaaten erhalten sollte. Aber sie definiert
FAQs* zum Thema Flucht und Asyl werden zum Beispiel auch auf der Website der Caritas Flüchtlingshilfe detailliert erklärt – wer gut informiert ist, kann besser mitreden, besser mitdenken und sich besser engagieren! www.caritas.at/hilfe-beratung/ migrantinnen-fluechtlinge Auf der Facebook-Webseite der Caritas Oberösterreich kannst du dich immer über ganz aktuelle Aktivitäten in Oberösterreich informieren. Hier findest du auch viele Möglichkeiten, aktiv mitzumachen – zum Beispiel: Bei einem Einsatz in der Versorgung von durchreisenden Flüchtlingen am Hauptbahnhof in Linz. Eine Doodle-Liste für freiwillige Helferinnen und Helfer wird hier ebenfalls bereitgestellt.
Tipp: Eine besondere Empfehlung für CaEx und Raro !
Asyl an, längerfristig jedoch bleiben weniger als die Hälfte. Erstmals in Österreich sind Flüchtlinge mit massiver Ablehnung konfrontiert. Noch vor der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen führt Österreich im Dezember 1981 die Visumspflicht ein.
*) FAQ = “häufig gestellte Fragen” englisch, Abk. für »frequently asked questions«
Organisationen, die sich in Österreich und international engagieren: Caritas Young Caritas Rotes Kreuz Volkshilfe SOS Mitmensch SOS Menschenrechte Diakonie Flüchtlingsdienst Amnesty International Human Rights Watch
www.caritas.at www.youngcaritas.at www.roteskreuz.at www.volkshilfe-ooe.at www.sosmitmensch.at www.sos.at www.fluechtlingsdienst.diakonie.at www.amnesty.at www.hrw.org/de
Alle diese Organisationen stellen viele interessante Informationen online zur Verfügung: Hinschauen, reinlesen und schlauer werden!
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“Wir achten alle Menschen und versuchen, sie zu verstehen”, “Wir helfen, wo wir können und so gut wir können” …
Wolfgang Voglmayr ist Pfadfinder bei Linz 2 und war lange Jahre als RaRo-Leiter bei der Gruppe Puchenau aktiv.
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JAM hat bei jenem Team nachgefragt, das sich in unserem Landesverband damit auseinandersetzt, wie wir Pfadfinderinnen und Pfadfinder Menschen, die in unser Land geflüchtet sind, langfristig und richtig gut bei uns aufnehmen können. Ein Interview mit Wolfgang Voglmayr, dem Leiter des Teams.
Was gab den Anstoß dazu, sich im oö Landesverband mit dem Thema Asyl und Flüchtlinge auseinanderzusetzen?
”
Mitten in den letzten Sommerferien kam der Aufruf aus dem Bundesverband „Es ist Zeit unser Versprechen einzulösen“. Das ist ein Satz der uns alle nur aufrütteln kann… Relativ kurzfristig vor der Landestagung (Info: Tagung aller Leiterinnen und Leiter der oö Gruppen gemeinsam mit dem Landesleitungs-Team) hat der Landesverband den Arbeitskreis „Integration“ ins Leben gerufen und zu einem ersten Themenabend eingeladen.
Das Thema ist ja zurzeit überall gegenwärtig – womit habt ihr da begonnen?
”
Mit unserer eigenen Betroffenheit. In den letzten Wo-
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chen und Monaten gab es kaum einen Tag, an dem nicht über die Situation von Flüchtlingen in Österreich, unseren Nachbarstaaten und vor den Grenzen Europas berichtet wurde. Was wir sehen und hören, macht uns betroffen, traurig und auch wütend. Es ist Anlass für uns, als Pfadfinderinnen und Pfadfinder aktiv werden zu wollen! Besonders berührt haben uns die Bilder der vielen Kinder und Jugendlichen, die in ihren jungen Jahren schon so viel mitmachen mussten – und jetzt einfach das Recht haben, in Ruhe und Frieden aufwachsen zu können. Leider ist das aber nicht einmal für alle möglich, denn nicht alle überleben die gefährliche Flucht. Warum sind wir als Pfadfinder vielleicht mehr gefordert, etwas zu unternehmen?
”
Wir sind der Überzeugung, dass uns unsere Gesetze und Schwerpunkte dazu verpflichten, in dieser Situation etwas AKTIV zu TUN. Im Sinn von “Wir achten alle Menschen und versuchen, sie zu verstehen” und “Wir helfen, wo wir können und so gut wir können” ist das eigentlich ganz klar, vielleicht ist es einfach nicht allen so bewusst. Aber jetzt ist der Zeitpunkt da zu zeigen, was uns als Pfadfinderinnen und Pfadfinder wichtig ist! Wir möchten deshalb auch in Oberösterreich dem Aufruf unseres Bundesverbandes fol-
gen und uns engagieren – und mehr als nur Spenden für ein Projekt sammeln. Wir möchten Taten setzen und handeln! Wie kann man bei euch mittun: Können das alle, die interessiert sind mehr zu bewirken als in ihrem ganz persönlichen Umfeld möglich ist?
”
Jede Pfadfinderin und jeder Pfadfinder aus OÖ kann mitarbeiten. Am 6. Oktober fand im Landesverbandsbüro in Linz ein erstes Treffen Interessierter unter dem Motto „Themenabend Integration“ statt. Insgesamt 12 Pfadfinderinnen und Pfadfinder waren bei einem ersten Austausch von Gedanken und Ideen schon dabei. Wir haben dabei erste Schritte geplant und freuen uns sehr über die Unterstützung, die aus den Gruppen im ganzen Land kommt. In der aktuellen Situation gibt es jetzt aus unserer Sicht zwei verschiedene Schwerpunkte, die wir weiter verfolgen möchten.
Welche Schwerpunkte sind das?
”
Zum einen ist das die Soforthilfe, das heißt punktuelle Aktionen, wo PfadfinderInnen in den einzelnen Gruppen aktiv werden müssen. Bei Aufrufen von Hilfsorganisationen zu notwendigen Unterstützungen ist es wichtig, als PfadfinderInnen einfach vor Ort zu sein und mit-
zuhelfen. Zum Beispiel auch, um gemeinsam mit Asylsuchenden und Migranten etwas zu unternehmen, sie in Aktionen von Gruppen und auch bei Heimstunden einzubinden. Gibt es schon Bespiele von Gruppenaktivitäten?
”
Ja, der Landesverband freut sich schon jetzt über viele Rückmeldungen zu diesem Thema! Diese sammeln wir und veröffentlichen sie auf der Webseite. Ebenso finden sich dort dann auch Links zum Thema seitens anderer (Pfadfinder-) Organisationen. Einiges davon ist auch hier in diesem JAM zu lesen. Wir werden auch versuchen, für die Heimstunden in den verschiedenen Altersstufen eine Unterstützung in Form von Materalien bzw. Links zu entsprechenden Seiten zu bieten.
Und wie lautet der zweite Schwerpunkt?
”
Dabei geht es um längerfristige Möglichkeiten, die Menschen, die zu uns kommen, in unser tägliches Leben hier einzubinden. Da reden wir vom oft gehörten Wort ‘Integration’. Es ist uns auch ein Anliegen, in Richtung Langfristigkeit zu denken. Wie können Asylsuchende und Migranten längerfristig in einen Heimstunden-Betrieb eingebunden werden, wie können in einer Gruppe soziale Kontakte geknüpft werden? Das
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sind Fragen, die wir uns stellen und gleich auch beantworten müssen: Wie können Kinder und Jugendliche und auch deren Eltern in unseren Gruppen integriert werden und wie können wir sie bei der Integration in unsere Gesellschaft unterstützen? Jeder einzelne Pfadfinder – jede Pfadfinderin, egal wie alt, kann eigentlich sofort loslegen.
”
Ja und das passiert auch schon wirklich. Dabei werden sich die „punktuellen Aktionen“ und die „längerfristige Integration“ gerade zu Beginn wohl oft überschneiden. Eines soll dabei ins andere übergehen! Erste Kontaktaufnahmen werden wie zuerst beschrieben wahrscheinlich als „punktuelle Aktionen“ ablaufen, wie zum Beispiel eine Einladung zu einer Aktivität einer Heimstunde oder Gruppe und der Versuch, dabei Flüchtlinge gleich richtig einzubinden. Dabei geht es auch um den Abbau allfälliger vorhandener Vorurteile oder falscher Bilder. Das sind die besten Gelegenheiten zu sehen, dass die Menschen – die man sonst nur im Fernsehen und in der Zeitung sieht – letztlich genau so sind wie du und ich und dass sie alle, jede/jeder einzelne, eine besondere Geschichte haben.
Und dann geht es weiter – nach den ersten gemeinsamen Aktivitäten – was kommt dann?
”
Ein Ziel wäre: Ein regelmäßiger Besuch von Heimstunden. Da gibt es natürlich dann auch schon einmal eine gewisse Verbindlichkeit. Die Kinder und Jugendlichen werden von ‘jemandem’ – nämlich von einer Gruppe Gleichaltriger erwartet. Hier wird es Fingerspitzengefühl benötigen, um das dazu notwendige Vertrauen aufbauen zu können. Eine Tatsache, an die wir dabei denken müssen, ist manchmal leider auch, dass manche der Asylsuchenden und Migranten nach einigen Monaten ihren Wohnort wechseln oder wech-
seln müssen. Wenn aber einmal ein guter Kontakt innerhalb einer Pfadfindergruppe besteht, ist die Chance groß, dass am neuen Ort in anderen Gruppen wieder angeknüpft werden kann. Das kann dann eine gute Hilfe am neuen Wohnort sein – neue Freunde können schneller gefunden werden. Darauf müssen wir einfach auch schauen und Informationen von einer Gruppe zur anderen weitertransportieren! Ob eine Gruppe sich für das Ziel einer längerfristigen Integration von Flüchtlingskindern entscheidet, bleibt letztlich jeder selbst überlassen: Wir freuen uns über möglichst viele – hoffentlich – erfolgreiche Versuche!
“In den letzten Wochen und Monaten gibt es kaum einen Tag, an dem nicht über die Situation von Flüchtlingen in Österreich, unseren Nachbarstaaten und vor den Grenzen Europas berichtet wird. Was wir sehen und hören, macht uns betroffen, traurig und auch wütend. Es ist Anlass für uns, als Pfadfinderinn und als Pfadfinder aktiv werden zu wollen!”
unterstützenden Organisationen und Asylsuchende und Migranten selbst. Infos dazu werden rechtzeitig über die Homepage des oö Landesverbandes und über die Facebook Seite „Oberösterreichische Pfadfinderinnen und Pfadfinder“ zu finden sein.
Ein gutes Abschlusswort …
”
Am ersten ThemenAbend haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesagt:
„Tun wir’s!“
n
Ist auch eine größere gemeinsame Aktivität geplant – eine breiter angelegte Aktion?
”
Ein gemeinsamer Aktionstag schwebt uns derzeit erst einmal nur vor. Damit befassen wir uns in kommenden Themenabenden näher. Eine Idee ist, dass es uns gelingen könnte, dass möglichst viele der oö Pfadfindergruppen an einem noch festzulegenden Tag gemeinsam mit Asylsuchenden und Migranten dieselbe Aktion veranstalten. Wann und wo arbeitet dein Team weiter, Wolferl?
”
Der nächste Themenabend wird voraussichtlich in der zweiten Novemberhälfte stattfinden. Wir möchten dann einmal unseren Standpunkt und unseren Blickwinkel wechseln und dabei u.a. folgende Fragen beleuchten: „Werden wir als Pfadfinder von asylsuchenden Menschen, Migrantinnen und Migranten überhaupt wahrgenommen?“ und „Wenn ja, wie werden wir wahrgenommen?“. Eine Übersetzung unserer InfoFolder ins Arabische wird sicher zu wenig sein! Was es sonst noch braucht, möchten wir herausfinden. Dazu laden wir Gäste ein, die den arabischen Raum gut kennen, Vertreter von
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Beispiele von bisherigen Aktivitäten mit Asylsuchenden in den oberösterreichischen Pfadfindergruppen
Viele Pfadfindergruppen in Oberösterreich und viele einzelne Pfadfinderinnen und Pfadfinder engagieren sich schon seit einem Jahr und besonders in den letzten Wochen für Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer, die in unser schönes Land kommen.
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Eine kleine Auswahl, die auch als Anregung für Aktionen in der eigenen Gruppen dienen kann:
Leonding
Die Pfadfinder und Pfadfinderinnen Leonding unterstützen unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, also Kinder, die ohne Eltern in unser Land gekomFreistadt men waren. ‘Ein Nachmittag mit FlüchtDie Volkshilfe und die Organilingen’ – im September sation SOS Menschenrechte stelschon haben die Pfadfinder len diesen Kindern und Jugendder Gruppe Freistadt Flüchtlichen Wohngemeinschaften zur linge aus den FlüchtlingsVerfügung und die PfadfinderInquartieren in Wullowitz und nen haben diese Organisationen Freistadt ins Pfadfindermit dem Erlös aus Kuchenverhaus eingeladen. kauf und Spenden am LeondinMit ca. 50 Gästen sind sie dabei ger Bauernmarkt unterstützt. beim Essen und einem kurzweiDamit auch alle WiWö, GuSp, CaEx und RaRo mit dem Thema vertraut werden, wurden in jeder Stufe Heimstunden zum Thema Flücht linge geplant. So erfuhren die Wichtel und Wölflinge, Pfadfindergruppe Freistadt was man bei einer Flucht mitnehmen soll und ligen Nachmittag rasch ins Gewelche Gegenstände man hinspräch gekommen. Sie konnten ter sich lassen muss. Die GuiKontakte knüpfen zu Menschen aus Afghanistan, Syrien, Libyen, Irak, Georgien und dem Kosovo. Zum Flüchtlingsthema Menschen kennenzulernen, die allzu oft nur anonym als „Flüchtlingsproblem“ wahrgenommen Pfadfindergruppe Leonding werden, war das des und Späher erlebten eine Allerwichtigste – das Motto laubesondere Outdoor-Aktion. Intete „Gebt den Flüchtlingen ein nerhalb von einer Minute mussGesicht!“
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ten sie entscheiden, was sie alles in ihren Rucksack packen würden, wenn sie von zu Hause flüchten müssten. Dann ging es darum, bei Grenzkontrollen vorbei über die „Grenze“ zu kommen. Dort sprachen die LeiterInnen dann eine andere Sprache (in unserem Fall Englisch), um den Kindern klar zu machen, dass sich Flüchtlingskinder in anderen Ländern nicht mehr gut verständigen können. Die CaEx und RaRo machten sich Gedanken über die ganz persönlichen Situationen der Flüchtlinge und welche Konsequenzen es mit sich bringt, wenn man sein Zuhause und seine vertraute Umgebung verlassen muss, damit man in Frieden weiter leben kann. Auch weitere kreative Ideen haben die Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Leonding und sie planen schon ihre nächsten Aktivitäten – sie lassen nicht locker!
Ried im Innkreis Frühlingsfest in Ried – einmal anders und (vor allem) für Andere! Das Frühlingsfest der Pfadfindergruppe Ried wurde heuer durch kulinarische Kostproben aus anderen Kontinenten bereichert. Die im Kapuzinerkloster wohnenden Flüchtlinge kochten dabei Gerichte aus ihrer Heimat. Ein Gaumengenuss der beson-
deren Art. Mit Spielen und einem Lagerfeuer, bei dem natürlich auch gemeinsam gesungen wurde, klang der Abend ge-
Pfadfindergruppe Ried im Innkreis
meinsam mit den Bewohnern des Klosters aus. Es war eine Bereicherung für alle: die Pfadfinderinnen und Pfadfinder und ihre neuen Freunde!
Wels Einfach mitnehmen! Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Wels laden seit kurzem in der Stadt untergebrachte, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein, gemeinsam etwas zu unternehmen. Die Jugendlichen sollen so gut wie möglich auch längerfristig in die Gruppe integriert werden. Die jungen Asylwerber sind zwischen 15 und 18 Jahre alt und kommen fast alle aus Afghanistan. Sie werden in die CaExund RaRo Heimstunden eingeladen, damit sich alle erst einmal kennen lernen können. All jene, denen es gut gefällt, werden dann auch jede Woche kommen können und wir diese in unserer Gruppe integrieren können. Gestartet hat eine Ranger der Gruppe, die ganz einfach gleich
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Die Pfadfinder sind ein Fahrsicherheitstraining für Demokratie. Die Kinder und Jugendlichen lernen, wie der Meinungsbildungsprozess abläuft und dass es spannend ist, Verantwortung für die Gesellschaft, die Mitmenschen oder auch die Umwelt zu übernehmen und Geplantes in die Tat umzusetzen. Tarek Leitner ZIB Moderator, Journalist, Autor und Pfadfinder
der zum Thema Flüchtlinge machen. Diese Heimstunden führten wir unter dem Schwerpunkt Weltweite Verbundenheit“, erzählen die beiden. Sauwald „Beim Verkauf der Taschen Die Sauwald Scouts unterkonnten wir einen Reinerlös von stützen Flüchtlinge im Innknapp 200 Euro erwirtschaften. viertel. „Wie können wir den Wir haben im Zuge dieser AktiFlüchtlingen in unserer Region Kontakt zur Caritas aufgeon ein bisschen helfen und nommen und planen nun mit ihr gleichzeitig mit unseren eine gemeinsame Veranstaltung WiWö und GuSp das aktuelle mit Flüchtlingen und den SauThema diskutieren?“ wald Scouts zur Weihnachtszeit. Wir möchten damit den Flüchtlingskindern und ihren Eltern eine kleine Freude bereiten und unseren Kindern die Möglichkeit geben, sich selbst Pfadfindergruppe Sauwald ein Bild zu machen und eventuelle Ängste zu Darüber machten sich die beinehmen.“ den Leiterinnen Maria und Sabine viele Gedanken. Bei einem Gruppenrat kamen sie auf die Idee, mit den Kindern Taschen Kremstal zu bemalen, die dann verkauft ‘Über den Tellerrand’ zu werden könnten, um den Reinschauen, war das Ziel der erlös an Flüchtlinge in unserer Gruppe Kremstal, die in Region spenden zu können. Kirchdorf gerade neu angeIn zwei Heimstunden haben kommene Flüchtlinge die Kinder rund 70 Stofftaschen eingeladen hat, aktiv an mit vielen schönen und lustigen ihrem Herbst-Gartenfest Motiven bemalt. „Wir haben auch teilzunehmen. gleichzeitig versucht, Bewusstsein zu schaffen: Wir sprachen über die Herkunftsländer der Flüchtlinge, von ihrer gefährlichen Reise und wie es den Menschen wohl gehen mag. Und Pfadfindergruppe Kremstal auch darüber, welche Gedanken sich unsere KinDie Männer aus Afghanistan, 4 Flüchtlinge aus Syrien mit in die Heimstunde gebracht hat!
dem Irak und aus Syrien haben dabei spannende und köstliche Spezialitäten aus ihren Heimatländern gekocht, die von allen Gästen gekostet werden konnten. Die Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen hat dabei beim Aufbau begonnen und mit dem gemeinsamen Zusammenräumen geendet. Eine gute Gelegenheit, mit Worten in verschiedenen Sprachen oder mit Händen und Füßen ins Gespräch zu kommen.
Gilde Schückbauer-Urfahr Die Gilde SchückbauerUrfahr ist schon seit drei Jahren in Kontakt mit den Betreuern der Flüchtlinge im Flüchtlingsheim der Caritas in Dornach. Da wurde schon gemeinsam mit den Familien ein österreichisches Weihnachtsfest gefeiert, bei dem Wünsche der Kinder erfüllt wurden. In diesem Herbst waren Schultaschen Mangelware im Flüchtlingsheim, also initiierte die Gilde gemeinsam mit den WiWö-Leitern flugs eine Facebook-Aktion, über die Schultaschenspenden gesammelt wurden: 10 Schultaschen, 2 Schulrucksäcke, Handarbeitskoffer und Federschachteln konnten die Pfadis und die Gildemitglieder ins Flüchtlings-
Weg. Gewusst wie – bei der neu entstandenen Zeltstadt in Linz waren die Mitglieder der Gilde sofort aktiv und besorgten Mangelwaren wie Unterwäsche, T-Shirts und Handtücher. Vieles davon konnten sie dann gleich beim Flohmarkt der Pfarre Hl. Geist ‘ergattern’ und sofort übergeben. Die neueste Projektidee: Handarbeitsvormittage mit Frauen, die dabei das Stricken erlernen und Handwerker-Nachmittage für Männer, an denen Holzgegenstände wie einfache Spielsachen angefertigt werden. Diese Aktivitäten sollen den gegenseitigen Kontakt vertiefen.
LV Oberösterreich „Wir bringen uns ins Spiel!“ hieß die Idee und Aktion, die direkt vom Team des Landesverbandes ausging, bei der es ganz einfach darum ging, gemeinsam mit Flüchtlingen Zeit zu verbringen und verschiedene Spiele zu spielen.
Team des oö Landesverbandes
Auf jemanden zugehen erfordert Mut. Gerade dann, wenn wir nicht wissen, ob sie oder er unsere Sprache kennt. „Wir stehen für eine bunte Gemeinschaft; egal welcher Herkunft und egal welcher Haut farbe. Und wir möchten uns lautstark dafür Gilde Schückbauer-Urfahr einsetzen, dass heim bringen. Besonders die es Flüchtlingen besser geht und kleine Iman freute sich über eine wir ihnen ein bisschen Ablenrosa Schmetterlingsschultasche, kung, Spiel und Spaß ermöglieinen rosa Handarbeitskoffer chen können“, erklären Betty und eine Federschachtel. Einem und Michael (Landesleiter/in) die guten Start am Montag in der spontan gestartete Aktion. Vorschule stand nichts mehr im n
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G
Zubereitung 1 • Weiche die Kichererbsen einen Tag lang in Wasser ein und koche sie anschließend noch in Wasser weich. 2 • Püriere alle Zutaten zu einer homogenen Masse. Das Öl dabei langsam zugeben, sodass die Konsistenz püreeartig wird.
Hummus Zutaten
ca.
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3 • Schmecke die Masse nach Belieben mit den Gewürzen ab.
MINUTEN
• 250g Kichererbsen eingeweicht und gekocht
• • • • • • •
*ohne
Einweichen
1 Karotte der Kicher1-2 Knoblauchzehen erbsen 2-3 EL Sesampaste (Tahin) Zitronensaft (nicht viel bzw. nach belieben) Olivenöl Salz Gewürze: Pfeffer, Salz, Cumin, Knoblauch granuliert, Zwiebel granuliert, ev. etwas Nelkenpulver, Minze, Muskatblüte
Ausrüstung – Schüsseln – Kochtopf – Pürierstab
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Wenn die Falafel etwas abgekühlt sind, kann man sie direkt mit den Fingern in Hummus tauchen und genießen. Falafel und Hummus kann aber auch als Füllung für Fladenbrot verwendet werden.
! s t n e
Ein einfaches, schmackhaftes und nahrhaftes Gericht, das nicht nur in Afrika und dem arabischen Raum gerne gegessen wird. Falafel sind frittierte Bällchen aus pürierten Kichererbsen, die gerne gemeinsam mit Hummus (Kichererbsenmus) als Imbiss gegessen werden. Das Gericht stammt ursprünglich aus der arabischen Küche und ist heute in weiten Teilen des Nahen und Mittleren Ostens sowie in Nordafrika verbreitet. Auch hierzulande kann man Falafel immer häufiger als schnellen und schmackhaften Imbiss kaufen. Kichererbsen als Hauptbestandteil sind sehr eiweißreich und dienen deshalb auch als Nährstoffersatz für Fleisch. Für ein völkerverständigendes Kochen mit in der Gemeinde untergebrachten Flüchtlingen unter dem Namen „Tafel der Nationen“ haben CaEx und RaRo aus Langholzfeld dieses Gericht zubereitet.
Hummus
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Fingerfood – wahrhaft nahrhaft!
Falafel & Hummus „Tafel der Nationen“ – kulturverbindendes Kochen mit Flüchtlingen Te x t & F o t o s :
M a rk u s P i c h l e r,
Rezept: historisch D I E Fotos: Markus Pichler
Rezept:
C h r i s t i a n T i c hy
KÖCHINNEN UND KÖCHE:
ISABELLA, REGINA, VALENTINA , CHRIS TIAN, MICHAEL, RAPHAEL
Zubereitung 1 • Weiche die Kichererbsen einen Tag lang in kaltem Wasser ein. 2 • Nach Abgießen des Wassers zerkleinere die Kichererbsen gemeinsam mit Karotten, Petersilie und Koriander mit dem Fleischwolf zu einem körnigen Püree.
Falafel Zutaten
30
3 • Schneide die Zwiebel kleinwürfelig und mische sie unter die Masse.
*ohne
4 • Schmecke die Masse mit den Gewürzen ab. Für den originalen Geschmack sollte hier nicht gespart werden!
ca.
MINUTEN
• 250g Kichererbsen in Wasser eingeweicht (od. Dose)
• • • • •
Einweichen
1 Karotte der Kicher1 Zwiebel erbsen Petersilie Blattkoriander Gewürze: Pfeffer, Salz, Cumin, Knoblauch, Zimt, Paprika, ev. etwas Nelkenpulver, Piment,
Falafel
Muskatblüte, Beizkraut, Sternanis
• 2 EL Mehl • 1 EL Semmelbrösel • Öl – reichlich, zum Herausbacken
Ausrüstung – – – – –
Schüsseln Fleischwolf Pfanne mit hohem Rand Siebschöpfer, o.ä. Küchenrolle
5 • Zum Binden mische Mehl und Semmelbrösel unter die Masse und knete sie gut durch. Wenn der Teig zu flüssig ist, kann man etwas mehr Brösel verwenden. 6 • Forme mit nassen Händen kleine Bällchen. 7 • Erhitze reichlich Öl in einer Pfanne, lege die Bällchen ein und wende sie während des Backens mehrmals, bis sie rundum goldbraun sind. 8 • Nimm die Bällchen mit einem Siebschöpfer aus der Pfanne und lasse sie ev. auf einer Küchenrolle abtropfen.
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Free being me – Vielfalt ist Schönheit
M a rk u s P i c h l e r
In Umfragen zeigt sich immer wieder, dass viele Jugendliche (aber auch Erwachsene) mit ihrem eigenen Aussehen unzufrieden sind, sich selbst nicht als schön einschätzen und gerne an ihrem Körper etwas ändern würden, wenn sie könnten. Bilder in Medien aller Art, speziell auch in Model-Shows und Werbung, geben uns heute einen immer engeren Begriff von Schönheit vor, in dem sich zwangsläufig immer weniger Menschen selbst wiederfinden. Nicht zuletzt tragen auch soziale Netzwerke bei vielen zu einem Gefühl bei, einem bestimmten äußerlichen Bild entsprechen zu müssen, um genügend Likes oder Komplimente in den Kommentaren zu einem Foto zu bekommen. Abweichungen des eigenen Körpers von
diesen gewünschten Bildern werden als Makel gesehen, erzeugen Unzufriedenheit und können Essstörungen und andere psychische Probleme nach sich ziehen. Wozu ein allzu fanatisches Streben nach uniformer Schönheit führen kann, sieht man beispielsweise in der Gesellschaft Südkoreas, in der sich Schätzungen zufolge mittlerweile rund jede zweite Frau zwischen 20 und 30 bereits einer Schönheitsoperation unterzogen hat. Völlig außer Acht bleibt dabei, dass die wahre Schönheit der Menschheit vor allem auch in ihrer Unterschiedlichkeit liegt und dass es aufgrund der naturgegebenen Vielfalt menschlichen Aussehens weder möglich noch erstrebenswert sein kann, dass alle demselben Ideal nacheifern.
„Free being me“ Die Weltpfadfinderinnen-Organisation WAGGGS hat eine Initiative des Kosmetikherstellers Dove unter dem Titel „Free being me“ aufgegriffen, die von den Pfadfindern und Pfadfinderinnen Österreichs als diesjähriges Bundesthema übernommen wurde und für alle Altersstufen in Form von Behelfen, Methoden und Workshops aufbereitet wird. Damit sind sie Teil einer weltweiten Kampagne, die darauf abzielt, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, den eigenen Körper bewusst als schön zu erleben und trotz des allgegenwärtigen Drucks immer noch „sie selbst sein zu können“, statt einem fiktiven Idealbild hinterherlaufen zu wollen. Durch vielfältige Aktionen sollen dadurch Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gestärkt und damit
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Im Jahr 2016 ist ‘Free being me’ das Bundesthema der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs. Hier erfahrt ihr, worum es genau geht und welche Arbeitsunterlagen bereit stehen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines „Free being me“-Workshops auf der oö Landestagung hatten Gelegenheit, einige Methoden aus dem „Free being me“-Programm selbst auszuprobieren.
auch einem Trend bei Kindern und Jugendlichen entgegengewirkt werden, aus Unsicherheit und Schamgefühl nicht an Aktionen wie Sport, Schwimmen usw. teilzunehmen, in denen körperliche Aspekte und Aussehen eine Rolle spielen können. Als pädagogische Organisation sehen sich die PPÖ hier in der Pflicht, im Rahmen des 8. Schwerpunkts „Körperbewusstsein und gesundes Leben“ frühzeitig den Grundstein für ein positives Körperbild zu legen, das keinen Grund für Selbstzweifel liefert, sondern Kinder und Jugendliche motiviert, sich kritisch mit dem Umgang mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen und für sich selbst eine in jeder Hinsicht gesunde Lebensweise zu finden.
Arbeitsbehelfe Die Arbeitsbehelfe von WAGGGS zum Thema „free being me“, die sich ursprünglich hauptsächlich an Mädchen richten, wurden von den PPÖ übersetzt und auf Burschen erweitert. Für WiWö bis CaEx, sowie für Leiterinnen und Leiter gibt es die Methodenhefte auf https://www.ppoe.at/aktionen/bundesthema/bundesthema_15_16 zum Download, wo sich auch weiterführende Informationen rund um das Bundesthema finden. Die Unterlagen für RaRo sind derzeit in Arbeit und folgen demnächst. Alle Behelfe bieten eine altersgemäße, ausführliche und schrittweise Einführung in das Thema und sind in vielfältige und kurzweilige Aktivitäten untergliedert. Die Methodenhefte umfassen detaillierte Material- und Durchführungsbeschreibungen, sowie Hilfestellungen für die Leiterinnen und Leiter in möglicherweise auftretenden sensiblen Situationen.
Arbeitsbehelfe für WiWö bis CaEx, sowie Leiterinnen und Leiter
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Lieb’ doch, wen du willst …
M a rk u s P i c h l e r
Was als Ahnung begonnen hat und irgendwann Gewissheit wurde, erzeugt Angst vor den Konsequenzen: Kann und will ich meine Gefühle vor anderen geheim halten? Was werden Freunde und Familie sagen? Werde ich Probleme in der Schule bekommen? Wie kann ich jemals einen Partner oder eine Partnerin finden? Quälende Fragen, die es für lesbische, schwule, bisexuelle und transgender – LGBT* – Jugendliche ungleich schwerer machen, die Tür in ihre eigene Lebens- und Liebeswelt zu durchschreiten. Objektiv und historisch betrachtet gab es in Österreich wie generell in Mittelund Westeuropa noch nie so eine offene Atmosphäre gegenüber unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten. Homosexualität ist heute in der Gesellschaft weitgehend akzeptiert, die große Mehrheit der Bevölkerung ist der Meinung, dass alle Menschen ein gleichberechtigtes Leben führen können sollen, unabhängig davon, wen sie lieben. In Österreich drückt sich das auch durch eine fortschreitende rechtliche Gleichstellung in vielen Bereichen aus, ab Anfang 2016 ist es gleichgeschlechtlichen Paaren etwa auch erlaubt, Kinder zu adoptieren.
Thema im familiären wie auch im schulischen Umfeld oftmals zu kurz kommt oder gar nicht angesprochen wird, fühlen sich betroffene Jugendliche mit ihren Gefühlen und Problemen allein gelassen. Durch gelebte Akzeptanz und thematisches Aufgreifen des Themas können die Pfadfinderinnen und Pfadfinder hier eine bedeutende Rolle übernehmen. Einerseits ist es generell wichtig, Kinder und Jugendliche dafür zu sensibilisieren, dass es Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender überall und mitten unter uns gibt, und ihnen einen vorurteilsfreien Zugang zu vermitteln. Andererseits haben die PPÖ im gerade beschlossenen neuen pädagogischen Konzept die Entdeckung und Entwicklung der eigenen Geschlechtsidentität explizit als Entwicklungsaufgabe definiert. Das bedeutet, dass wir LGBT-Jugendlichen signalisieren sollten: Lieb’ doch, wen du willst, wir unterstützen dich dabei.
Rainbow Scouting Austria ist eine Initiative für lesbische, schwule, bisexuelle und transgender Pfadfinderinnen und Pfadfinder … … und setzt sich für einen respektvollen Umgang mit dem Thema sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität und die Schaffung eines freundlichen, offenen und toleranten Umfeldes ein. Um Leiterinnen und Leiter dabei zu unterstützen, das Thema LGBT auch in Heimstunden aufzugreifen, wird in Kürze eine Methodenbox mit Programmideen und Anleitungen für alle Altersstufen verfügbar sein. Mehr Informationen dazu gibt es auf: www.rainbowscouting.at www.facebook.com/RainbowScoutingAustria *) ‘LGBT’ kommt aus dem Englischen und ist eine Abkürzung für: “Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender”
Trotzdem ist das „Coming Out“, bei dem man sich seiner eigenen Gefühle bewusst wird, immer noch ein schwieriger persönlicher Prozess. Es erfordert viel Mut, dann zunächst nahestehende Menschen miteinzubeziehen und später auch öffentlich zu seiner Identität stehen zu können. LGBT-Jugendliche sind dadurch wesentlich häufiger von Depressionen betroffen, die Selbstmordrate liegt beim 3- bis 6-fachen. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene in ihrem Umfeld eine Atmosphäre vorfinden, in der sie sich gut aufgehoben und verstanden fühlen. Da das
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Homosexualität als Grund zur Flucht In vielen Ländern der Erde ist Homosexualität immer noch verboten und wird besonders im arabischen Raum und in Teilen Afrikas mit strengen Strafen verfolgt, die von langen Haftstrafen – orange – bis hin zur Todesstrafe – dunkelrot – reichen können. Auch im Verbreitungsgebiet des IS (Islamischer Staat) finden häufig grausame Hinrichtungen von Homosexuellen
statt. Menschen flüchten aus diesen Gegenden, oft nachdem sie und ihre Partnerinnen oder Partner Demütigungen und brutaler Gewalt ausgesetzt waren. Sie haben in Österreich Anrecht auf Asyl, weil Menschen nicht in Länder zurückgeschickt werden dürfen, in denen sie verfolgt werden und so ihre Homosexualität nicht offen leben können. Während sich in vielen
westlichen Ländern die rechtliche Lage in den letzten Jahren zum Teil stark gebessert hat, gibt es selbst in Europa mancherorts auch Rückschritte. In Russland wäre derzeit etwa die Veröffentlichung dieses Artikels illegal, weil er Homosexualität in einem Medium, das auch von Jugendlichen gelesen werden kann, in einem positiven Licht darstellt.
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Für viele Jugendliche beginnt das Erwachsenwerden damit, sich auf einmal etwas stärker für das andere Geschlecht zu interessieren. Die Tür zur Liebe mit all ihren Nebenwirkungen öffnet sich und eine neue Welt wartet darauf, entdeckt zu werden. Einige merken aber teilweise schon sehr bald in der Pubertät, dass bei ihnen etwas anders ist. Manche fühlen sich stärker zum eigenen Geschlecht hingezogen, manche fühlen sich auch überhaupt in ihrer eigenen Geschlechterrolle nicht wohl.
Hand in Hand – ein Experiment:
Österreich ist fortschrittlich. Hier kann man mittlerweile überall offen dazu stehen, wen man liebt. Oder doch nicht? Mach doch einmal das folgende Experiment: Wenn du das nächste Mal in einer belebten Gegend unterwegs bist – in einer Einkaufsstraße oder an einem anderen Platz mit vielen Menschen – dann zählst du die Paare, die miteinander Hand in Hand gehen. Paare aus Frau und Mann zählst du dabei getrennt von Paaren, bei denen beide Partner dasselbe Geschlecht haben: Statistisch müssten mindestens 5 % aller Paare gleichgeschlechtlich sein. Wenn dies bei deinem Experiment der Fall ist: Gratulation! Du bist in einer Gegend unterwegs, in der Menschen nicht das Gefühl haben, sich in der Öffentlichkeit verstecken zu müssen. Wenn es aber viel weniger als 5 % sind, dann können wir uns die Frage stellen, weshalb das so sein könnte. Ist es vielleicht so, dass es für viele auch heute noch eine große Überwindung ist, öffentlich zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen? Hat man vielleicht Angst davor, angeglotzt zu werden, blöde Sprüche nachgerufen zu bekommen oder vielleicht sogar Opfer von Gewalttaten zu werden? Möchte man vermeiden, Familienmitglieder oder Bekannte zu treffen und in eine peinliche Situation zu geraten? Wenn das die Probleme sind, vor denen man steht, wenn man einfach nur Hand in Hand gehen möchte, dann sind wir vielleicht doch noch nicht ganz dort, wo wir hinwollen.
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In der Abteilung Zahnhygiene
M a rk u s P r ö t s c h
Nun ja – eine Nacht kann man wohl schon mal aufs Zähneputzen verzichten. Trotzdem solltest du darauf achten, deine Zähne regelmäßig zu pflegen. Gesunde Zähne beugen Krankheiten vor und sie sind wichtige Werkzeuge, mit denen uns die Natur ausgestattet hat.
Für alle, die sich auch ohne Schwingkopfbürste und Super-weiß-Antiplaque die Zähne sauber halten wollen!
Die Zahnbürste Die Fortgeschrittenen-Version! Du brauchst ein Ästchen – nicht dicker als dein kleiner Finger – mit einer Verzweigung im 90°-Winkel. Schneide ihn auf ca. 2 cm Länge ab. Den Knick schnitzt du so rund wie möglich und entfernst die Rinde. Diesen „Bürstenkopf“ faserst du mit dem Messer auf und kaust ihn anschließend gut durch. Beachte! Diese Zahnbürste hat keinen Schwingkopf – also vorsichtig putzen und immer vom Zahnfleisch weg bürsten (wie man es mit den gekauften auch macht!)
Für den Geschmack Zahnpasta Am einfachsten nimmst du fein zerstoßene Holzkohle (keine Asche!). Kohlenstoff bindet den Zucker im Zahnbelag, aus denen Bakterien Säuren herstellen, die den Zahnschmelz angreifen. Für eine wirkungsvollere Zahnpasta such dir ein paar alte, weiße
Der Zahnspatel Die einfachste Möglichkeit (abgesehen vom Abreiben der Zähne mit dem Finger) ist der Einsatz eines Holzspatels. Besonders gut geeignet ist die Weide, weil dieser Baum eine Reihe von Stoffen enthält, die die Mundhygiene unterstützen. Sonst nimm das Holz von Buche oder Birke (notfalls Eiche – aber die ist hart). Vermeide Nadelhölzer und verwende nur Holz von Bäumen, die du sicher erkennst und von denen du weißt, dass sie ungiftig sind. Ein dünnes Ästchen, etwa halb so dick wie deine Zähne breit und ca. fingerlang, wird an einem Ende meisselförmig zugeschnitten. Mit der breiten Seite reibst du damit vorsichtig deine Zähne vom Zahnfleisch weg ab. Mit dieser Methode haben vermutlich schon die Neandertaler ihre Zähne gepflegt …
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Schneckenhäuser. Diese werden gereinigt und nach dem Trocknen zerbrochen und anschließend fein zerstoßen. Du willst bestimmt keine groben Schalenstückchen im Mund haben (die sind auch wirkungslos!). Also: fein zerreiben – bis es aussieht wie Staubzucker. Diesem Pulver fügst du noch Holzkohle im Verhältnis 1:4 hinzu (1 Teil Kohle auf 4 Teile Kalk) und verrührst das Ganze mit Wasser oder Speichel zu einem Brei. Voilá: fertig ist die Zahnpasta.
kannst du noch zermahlene Minze oder Thymian dazu mischen. Ideal ist »Salbei«, weil der auch noch antibakteriell wirkt. n
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Schneckengehäuse werden – ganz fein zerstoßen – zu Zahnpasta verarbeitet.
Zahnspatel
Zahnbürste
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Das Nepal Hilfsprojekt – verlängert um 1 Jahr
Te x t : C a r o O c k s , F o t o s : C h a y -Ya
Im April 2015 traf Nepal einer der schwersten Schicksalsschläge der letzten 80 Jahre! Ein Erdbeben der Stärke 7,8 zerstörte zahlreiche Städte, Dörfer und vor allem Existenzen. Nach einer Schätzung sollen ca. 3,9 Millionen Menschen obdachlos sein, aber viele Regionen sind von der Außenwelt abgeschnitten – somit könnten weit mehr davon betroffen sein.
Unsere Projektregion Tsum Valley blieb auch nicht verschont – im Gegenteil! Sehr nahe am Epizentrum gelegen, müssen sich die bereits sehr verarmten Menschen nun mit der gewaltigen Zerstörung und zahlreichen (vor allem menschlichen) Verlusten konfrontiert sehen. Zudem gab es seit dem ersten Beben über 300 Nachbeben, die das Leben nicht leichter machen. Der im Frühjahr geplante Bau der Krankenstation (obwohl ausfinanziert) ist unter diesen Umständen ein Ding der Unmöglichkeit. Zuallererst benötigen diese Menschen ein Dach über den Kopf. Daher entschlossen wir uns, das “Helfen mit Herz und Hand”-Projekt Nepal noch um ein zusätzliches Jahr zu verlängern und den
Menschen im Tsum Valley die notwendige Unterstützung zu ermöglichen. Mit euren Spenden werden Wellblechdächer angekauft, die einerseits zuerst als Notunterkunft dienen und im Weiteren beim langfristigen Wiederaufbau der Häuser als Dächer eingesetzt werden. Besonders in einem Gebiet wie im Tsum Valley, wo die Menschen andauernd extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt sind, ist ein Dach über dem Kopf eines der wichtigsten Dinge, um überleben zu können. Es schützt Menschen, Tier und vor allem auch die überlebensnotwendigen Erntevorräte vor Kälte, Schnee und dem wochenlangen Monsun-Regen. Da es uns aber
nicht nur um die Spenden geht, sondern auch der pädagogische Input für unsere Kinder und Jugendlichen ganz wichtig ist, haben wir auch dieses Mal wieder eine Erweiterung zu unserem HHH-Nepal Toolkit für euch vorbereitet. Ihr findet dieses sowie die anderen beiden Toolkits auf der PPÖ-Homepage unter HHHNepal. Ebenso werdet ihr dort in regelmäßigen Abständen Updates zu unserem Projekt erhalten.
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Österreich
Nepal
Bitte unterstützt unser Projekt auch dieses Jahr wieder so tatkräftig! Die Menschen im Tsum-Valley sind euch unendlich dankbar dafür! Spenden-Konto “Nothilfe Nepal + ›dein Gruppen-Name‹” Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs Erste Bank AG IBAN: AT35 2011 1000 0007 5582 BIC: GIBAATWWXXX
Aktuelle Infos
wieder zuhause angekommen sind. wenn diese nicht vor Ort waren. Im Chay-Ya ist mittlerweile schon mit Web: http://yonsed.org.np • 800 Wellblechdächer konnten be- zahlreichen NGO’s gut vernetzt, um • CYF – Children Youth First – reits mit Hubschraubern in das den Menschen in Nepal bestmögliche Patenkinder von Chay-Ya sind im Unterstützung bieten zu können: Tsum-Valley geliefert werden. CYF-Heim und werden von ChayYa, so gut es geht, unterstützt. • Seit Mitte September ist nun das Team von Chay-Ya wieder in Nepal. • PHASE Nepal – hat Zeltplanen und • Medihimal – sind deutsche Ärzte, Ein Monat lang wird es im Tsum- Reis in großen Mengen zur Verfüdie Chay-Ya zur medizinischen BeValley und Rasuwa Gebiet (Langgung gestellt, während Chay-Ya Heratung zur Seite stehen. tang-Tal) mit ihren mobilen Health- likopter zum Anliefern des Materials • Ingenieure ohne Grenzen – überPosts unterwegs sein. Das Team ins Tsum bezahlte. Eine ihrer Kranprüfen die Baupläne auf Erdbebenwird auch von Karin Mayrhuber, kenschwestern wird auch in unsesicherheit. Pfadfinderin aus Wien / Schwanenrem Healthpost arbeiten. Eine Zu- • Friends for Nepal aus Salzburg – stadt und Dipl. Krankenschwester, sammenarbeit wird in Zukunft noch viel Kontakt und Informationsbegleitet. Wir wünschen dem Team ausgebaut. austausch seit dem Erdbeben, sie alles Gute und freuen uns auf ihre • YONSED – hat Chay-Yas Projekte haben Chay-Ya Schlafsäcke und Berichte, wenn sie wohlbehalten geleitet, ‘monitort’ und evaluiert Zelte fürs Tsum gesponsort. Chay-ya ist der Verein, den wir PfadfinderInnen mit unseren Spenden unterstützen.
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“
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1m
… Schließlich wurde noch ein zerbrochenes Schneckenhaus gefunden …
Was findet man am Boden auf der Fläche von einem Quadratmeter? Ke r s t i n M a y r
So wie es schwierig bis fast unmöglich ist, zwei Menschen zu finden, die ganz genau gleich aussehen – außer eineiige Zwillinge natürlich – so wird man wohl auch nie zwei Quadratmeter Boden in der freien Natur finden, die sich gleichen. Im letzten Jam haben zwei Wölflinge aus Leonding einen Quadratmeter Wiese hinter ihrem Pfadfinderheim inspiziert, diesmal waren Jessica, Judith, Lukas und Nick von den Guides und Spähern der Pfadfindergruppe Linz 5 unterwegs, um einen Quadratmeter in der Nähe ihres Pfadfinderheimes am Weidinger Bach zu untersuchen.
ten ohne sie nicht leben. Sicherlich kennt Ihr das Tagpfauenauge oder auch den Kleinen Fuchs, einen orangefarbenen Schmetterling mit blitzblauen Flügelrändern – ihre Raupen fressen ausschließlich Brennnesseln. Deshalb kann es gut sein, dass sich diese bunten Falter im nächsten Sommer im untersuchten Quadratmeter blicken lassen, um ihre Eier auf die Brennnesseln zu legen. Der Herbst hat schon Spuren in unserem Quadratmeter hinterlassen, und zwar in Form von roten, braunen und gelben Blät-
Sie haben sich das Stückchen Boden in ihrer abendlichen Heimstunde angesehen, daher war es auch schon etwas dunkel – dennoch haben sie allerhand finden bzw. feststellen können.
bunten Falter im
Auf der regennassen Erde wuchsen große und kleine Brennnesseln, die das Erforschen des Quadratmeters etwas erschwert haben. Brennnesseln sind ganz typische Pflanzen für nasse Böden in der Nähe von Bächen und Flüssen, denn sie brauchen sehr viele Nährstoffe zum Wachsen, vor allem Stickstoff. Und genau diesen Stickstoff bekommen sie in großen Mengen, wenn ein Hochwasser den Bach übergehen lässt und das Wasser die Au überschwemmt. Brennnesseln sind wegen ihrer Brennhaare recht unbeliebt, unangenehm und können ganz schön wehtun – aber viele Schmetterlinge könn-
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… dass sich diese
nächsten Sommer im untersuchten Quadratmeter blicken lassen, um ihre Eier auf die Brennnesseln zu legen. tern, die auf der Erde lagen. Neben ganz vielen kleinen Kieselsteinen fand sich auch ein Kirschkern – die Vogelkirsche, also die Wildform unserer Kulturkirsche, wächst gerne entlang von Bachufern. Schließlich wurde noch ein zerbrochenes Schneckenhaus gefunden. Zwischen den Grashalmen ent-
deckten die vier Jungforscher ein glitschiges Blatt, auf dem eine Schnecke ihre Spur hinterlassen hat. Leider macht auch am Bachrand die Verschmutzung durch uns Menschen nicht Halt: Ein Plastikteil, eine Tonscherbe und ein Stück Plastikfolie wurden aufgeklaubt und in eine Mülltonne geworfen.
Und was hat 1 m2 Boden in der Nähe Eures Pfadfinderheims so zu bieten? Wachsen auch dort Pflanzen, die ganz bestimmte Tiere zum Leben brauchen? Könnt Ihr die Tiere selbst vielleicht entdecken, oder zumindest Spuren oder Überreste von ihnen?
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Titel: JAM, Magazin der OberĂśsterreichischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Offenlegung gem. §25 Mediengesetz: Medieninhaber (Alleininhaber): Verein „OberĂśsterreichische Pfadfinderinnen und Pfadfinder“ – Brucknerstr. 20, 4020 Linz, Tel. 0732 / 66 42 45, Fax:  60  84  59.  |  ZVR:  750481321 E-Mail:  office@ooe.pfadfinder.at W e b :   w w w . o o e . p f a d f i n d e r. a t Erscheinung: 4 mal jährich. Grundlegende Richtung: unabhängige Zeitschrift im Bereich der pfadfinderischen Jugendarbeit, gibt Impulse, regt zu Diskussion von Visionen und mĂśglichen Entwicklungen an. FĂśrderung der Qualität der Kinder- und Jugendarbeit der OberĂśsterreichischen Pfadfinder und Pfadfinderinnen. Kommunikationsmedium zwischen Verbandsleitung und allen Mitgliedern, FreundInnen und Interessierten. Forum fĂźr Erfahrungs- u. Meinungsaustausch. Redaktion: Ulrich Schueler (Koordination), Martina Bergsleitner, Klemens Gansinger, Andreas Hofinger, Alexander Maringer, Markus Pichler, Christian Scheder, Markus PrĂśtsch, Birgit Sedlmayer-Gansinger, Barbara & Wolfram SchrĂśckenfuchs. Gestaltung und Satz: Wolfram Maria SchrĂśckenfuchs c/o SchrĂśckenfuchs Projekt-Agentur; Mitarbeit bei dieser Ausgabe: Chantal Kranzl und Stefan Kronegger. Hersteller: Trauner Druck GmbH & Co KG, Linz Abonnement fuĚˆr Nichtmitglieder: â‚Ź 12,– / Jahr jam@ooe.pfadfinder.at Anzeigenannahme Andreas Stumpf: 0732/ 66 42 45 Fax: 60 84 59 jam@ooe.pfadfinder.at
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»Flucht« – ein Thema, das uns alle seit Wochen in den Medien und auch im echten Leben begleitet und betrifft: Wir erleben Menschen, Kinder, Familien auf der Flucht hautnah, vor unseren Haustüren, auf unseren Bahnhöfen und in Notunterkünften direkt ums Eck.
B i r g i t S e d l m a y e r- G a n s i n ge r
Menschen auf der Flucht werden uns in den nächsten Jahren immer wieder begegnen, und die uns anvertrauten Kinder werden viele Fragen dazu haben. Als JugendleiterInnen sollten wir darauf reagieren und auch uns selbst mit dem Thema Flucht beschäftigen – dazu habe ich ein paar Buchtipps recherchiert, die ich uns allen ans Herz lege – zum selber Lesen und zum Besprechen mit unseren Kids. Auf dass wir im Entferntesten nachfühlen können, wie es den Kindern auf der Flucht und dann in einem fremden Land gehen kann.
Das Schicksal der Sterne Daniel Höra » Für 14-17-jährige LeserInnen
Das Buch schildert die besonderen Freundschaft zwischen zwei Menschen, die ein gemeinsames Schicksal teilen: Adib, ein junger Flüchtling aus Afghanistan, und Karl, ein alter Mann, der in seiner Jugend aus seiner schlesischen Heimat vertrieben wurde. In Berlin kreuzen sich die Wege von den beiden. Die Erlebnisse ihrer Flucht prägen ihre Gedanken und ihren Alltag. Beide mussten Ver-
lust, Angst und Verfolgung kennenlernen – und trotzdem hat keiner von beiden aufgegeben.
Nuri und der Geschichtenteppich
Die PfadfinderInnen beteiligten sich als Teil der Zivilgesellschaft an deren Betreuung und finden Nischen, wo Hilfe notwendig ist und wo wir diese bestmöglich leisten können …
Auf der Flucht Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers Karim El-Gawhary, Mathilde Schwabeneder
Kollektion Österr. Kinder- und Jugendbuchpreis
Schicksalen zu bekommen, die uns nun täglich begegnen.
Und hier noch eine kleine Liste weiterer Buch-Empfehlungen – ‘Vielen Dank!’ an das Social Media Team der » Büchereien Wien « für diese Auswahl:
Andrea Karimé » Für 7-10-jährige LeserInnen
Erzählungen für Kinder •
Irgendwo-Nirgendwo
•
… und dann war alles anders
•
70 Meilen zum Paradies
•
Flieger am Himmel
Sigrid Heuck
Luitgard Distel (Hg)
Sechs Jahre alt ist Nuri, ein aufgewecktes aber trauriges Mädchen, das mit ihren Eltern aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet ist. In der Schule ist Nuri eine Außenseiterin, die Kinder nennen sie ‘Stinkprinzessin’ und werfen ihr Pausenbrot in den Müll. In zahlreichen Briefen vertraut Nuri ihrer Tante Marwa ihre Ängste und Sorgen, aber auch ihre Geheimnisse an. Mit Hilfe eines Geschichtenteppichs, so wie ihn früher ihre Tanta hatte, kann sie nun die Kinder in der Schule auch mit ihren Erzählungen verzaubern und bald die ganze Klasse damit begeistern. Und dann bekommt Nuri endlich einen Brief von ihrer Tante Marwa … | Andrea Karimé erzählt einfühlsam die Geschichte der nicht immer einfachen Integration eines kleinen Mädchens in einem fremden Land.
Das derzeit aktuellste Buch über die schwierigen Wege der Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Nordafrika nach Europa: Schicksale bekommen ein Gesicht, Menschen erzählen ihre Geschichten, wie sie mit ihren Kindern und auch Babies den Weg durch die Wüste und über das Meer suchen. Im Gespräch mit den beiden Reportern schildern sie eindrücklich ihre Beweggründe für die Flucht und deren Schicksalsschläge am Weg. Beirut, Palermo, die libanesische BekaaEbene, Damas-kus, Lampedusa, Großraming: An all diesen Orten haben Flüchtlinge den beiden Autoren ihre Geschichten erzählt. Geschichten voller Tragik und auch voller Hoffnung, Geschichten von Träumen, die zerstört wurden, im Meer versunken sind oder am Ende doch noch erfüllt werden. | Fazit: Nichts für LeserInnen, die nah am Wasser gebaut sind, keine leichte Kost, aber auf jeden Fall lesenswert, um einen emotionalen Eindruck von
Robert Klement Anette Herzog
Jugendbücher •
Die andere Wahrheit
•
Das Schweigen des Windes
•
Den Taliban entkommen
•
Hesmats Flucht
•
Der Glücksfinder
Anoush Elman
•
Trainkids
Dirk Reinhardt
•
Die Sterne über Peschawar
•
Die Geschichte von Ismael
•
Vielleicht dürfen wir bleiben
•
Die Zeit der Wunder
•
Krieg
Beverly Naidoo
André Boesberg Wolfgang Böhmer
Suzanne Fisher Staples
Francesco D’Adamo
Ingeborg Kringeland Hald
Anne-Laure Bondoux Janne Teller
Für Erwachsene •
Das fremde Kind N.
•
Der lange Weg
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Zuhause kann überall sein
Angelika Kaufmann Pierre Bourgeot
Irena Kobol www.facebook.com/buechereien.wien
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Know-how & Infotainment Wissen – mit Unterhaltungswert
Wer hätte damit gerechnet? Die Römer!
Wo l f r a m M a r i a S c h r ö c ke n f u c h s
Man kommt ja eigentlich gar nicht drum herum: Wir alle haben dann und wann mit dem römischen Ziffern- und Zahlensystem zu tun – im Unterrichtsgegenstand Geschichte (zB: Jahreszahlen auf alten Inschriften) vielleicht sogar mehr als in Mathematik. Die guten alten Bekannten: Buchstaben als römische Ziffern
Die gute alte Unbekannte: 4-stufige römische Multiplikations-Methode Wir machen es uns ein bisschen leichter und schreiben unsere arabischen Ziffern – die ihren Ursprung übrigens in Indien haben – anstatt der röm. Buchstabenziffern; das röm. Multiplizieren geht jetzt so:
est »1 R
?
s’es! Vergis« ? st ! R e s’es
» 1 gis r «
Die römischen Ziffern und Zahlen richtig zu lesen setzt ja schon ein bisschen Wissen (und Übung) voraus, ist aber nicht wirklich schwer, wenn man es übersichtlich erklärt bekommt. (s. Info-Box links unten) Die Art und Weise, wie die alten Römer multipliziert haben, ist aber vielen unbekannt, denn in der Schule lernt man es nicht. Leider, denn römisch zu multiplizieren ist wirklich kurios und lustig zugleich! Fast hat man den Eindruck, es ist ein bisschen Hokuspokus dabei – weil man dabei so schlampig sein darf und trotzdem das richtige Ergebnis herauskommt!
1
) Die zu multiplizierenden Zahlen nebeneinander aufschreiben. (Spalten A,B)
2
) Eine Zahl (A) durch 2 dividieren, die andere (B) mit 2 multipliziren; die Ergebnisse unter die jeweils entsprechende Zahl auf gleicher Zeile schreiben. Welche Zahl man wofür nimmt ist vollkommen egal – man rechnet so lange, bis in der Divisionsliste (A) die Ziffer 1 steht.
ÜBER RÖMISCHE
Zahlen
Die Römer hatten keine Ziffern – so wie wir – sondern Großbuchstaben:
I=1 V=5 X=10 L=50 C=100 D=500 M=1000 Die Jahreszahl ‘1867’ schrieben sie so: » MDCCCLXVII « – sie beginnen mit der größten Zahl und addieren die immer kleiner werdenden hinzu. In unserer Schreibweise wäre das dann so: 1000 + 500 + 100 + 100 + 100 + 50 + 10 + 5 + 1 + 1 Das sieht ja sehr mühsam aus. Es gab aber noch eine andere – eine Kurzschreibweise für große Zahlen, zum Beispiel: ‘VM’ für 5.000 und ‘XM’ für 10.000 … DAS LÄSST DANN EHER UNSER ZAHLENSYSTEM ZIEMLICH ‘ALT’ (– UMSTÄNDLICH –) AUSSEHEN!
Ve
4
) Alle nicht-durchgestrichenen Zahlen der Multiplikations-Liste (B, grün) werden jetzt addiert (siehe Spalte C): Fertig!
*) “… eine Methode, die sie selbst nicht verstanden” – damit ist gemeint, dass es kein antikes Fundstück gibt, das Aufschlüsse darüber geben würde, wann und von wem diese Art zu multiplizieren entwickelt wurde. Gerechnet haben praktisch alle damit – aber es dürfte nur ganz wenigen Rechenmeistern klar gewesen sein, weshalb sie funktionierte.
B
C
:2
x2
+
14 7 3 1
5 10 20 40
10 20 40 ——— 70
8 x 13
EXEMPEL
) ‘Zahlen ausscheiden’: Du gehst jetzt Zeile für Zeile durch: Steht in der Divisionsliste (A) eine gerade Zahl, streichst du in der selben Zeile die entsprechende Zahl in der Multiplikations-Liste (B) durch; alle anderen bleiben stehen.
‘Die spinnen, die Römer!’ … möchte man jetzt vielleicht gerne einen gut bekannten gallischen Helden zitieren. Aber das ist ja angesichts ihrer großartigen bautechnischen Leistungen – und für diese mussten sie sehr viel und genau rechnen – vollkommen ausgeschlossen: Beim Jupiter!
A
Die beiden nachfolgenden Beispiele zeigen, dass es wirklich vollkommen egal ist, welche Zahl du mit 2 multiplizierst und welche du durch 2 dividierst:
Wichtiger Hinweis: Schlampig dividieren! Sollte einmal wo ein Rest von ‘1’ bleiben: Vergiss’ es – interessiert niemanden. 3
14 x 5
EXEMPEL
A
B
C
:2
x2
+
8 4 2 1
13 26 52 104
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