Jes 7/2012: Wenn das Leben vorbei ist - Wie wir mit unserer Trauer umgehen können

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Jes . Das katholische Magazin fĂźr Braunschweig

November 07 . 2012

Rubriktitel

suchen. fragen. finden.

wenn das leben vorbei ist Wie wir mit unserer Trauer umgehen kĂśnnen Jes 07 . 2012

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Steinweg 4 38100 Braunschweig Tel. 0531 / 70214250 Andreaspassage 1 31134 Hildesheim Tel. 05121 / 166766

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Editorial . Inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser, nichts ist älter als die Zeitung von gestern, heißt es. Angesichts der Schnelligkeit, in der wir heutzutage mit Neuigkeiten versorgt werden, könnte man auch sagen: Nichts ist älter als die Nachricht von gestern. Trotzdem gibt es immer wieder Nachrichten, die hängen bleiben. Viel zu oft sind es Meldungen von schrecklichen Ereignissen, die in besonderer Weise unser Mitgefühl und Entsetzen aus-

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lösen – und uns die Frage nach dem Warum ins Gedächtnis rufen. Sicher erinnern Sie sich an die Katastrophe, die sich im März dieses Jahres in der Schweiz ereignet hat: Ein Reisebus mit Schülern aus Belgien prallt in einem Tunnel gegen eine Wand, 28 Menschen sterben, unter ihnen 22 Kinder. Wo war Gott, als der Bus auf die Wand zuraste? Warum hat er das Unglück nicht verhindert? Diese Fragen drängen sich angesichts einer solchen Horror-Meldung auf, und sie

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werden stets aufs Neue an Gott gerichtet werden, wenn Menschen Schlimmes widerfährt. Wie kann man mit dem Widerspruch zwischen der Liebe und Allmacht Gottes und dem Leid in der Welt umgehen? Wir haben Antwortversuche von Wissenschaftlern und Geistlichen zusammengetragen (Seite 12). Wie Trost im Angesicht von Tod und Verlust gelingen kann, darüber haben wir mit Pater Wolfgang Stickler gesprochen. Das Interview mit dem

Eingesammelt Ein nackter Papst im Fegefeuer S. 7 Nah dran Ein Mann in der Frauenwelt Kita S. 8

Trauerbegleiter lesen Sie auf Seite 18.

Gesprächsstoff Warum lässt Gott Leid zu? S. 12

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Leib und Seele Die Heilkraft des Gebets S. 17 Im Fokus Begleiter in schweren Stunden S. 18 Entdeckt Das Kloster St. Marienberg S. 22

Volker Röpke, Redaktion Jes

Engagiert Wie ein Kirchenmusiker aus der Pfalz in Braunschweig heimisch wurde S. 25

titelfOTO: Photocase

Jes Junior Was es mit den Sakramenten auf sich hat, Teil 2 S. 26 Wenn Sie uns schreiben wollen: Redaktion Jes, Propsteipfarramt St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig, info@jes-braunschweig.de, www.jes-braunschweig.de

Erlebenswert Filmfest Braunschweig S. 29 Termine Laternenumzug rund ums Schloss S. 30

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Ein Superlativ der Malerei feiert 500. Geburtstag Die Sixtinische Kapelle in Rom ist die Hofkapelle des Vatikans – und das Zuhause einiger der berühmtesten Gemälde der Welt. Verschiedene Maler der Renaissance schufen Wandgemälde mit Szenen aus dem Leben Jesu und Mose. Am bekanntesten sind zwei Werke Michelangelos: das Altarfresko „Das Jüngste Gericht“ und das Deckengemälde, das auf einer Fläche von 520 Quadratmetern Szenen aus der Schöpfungsgeschichte zeigt. Am 1. November 1512 – vor genau 500 Jahren – wurde das Deckenfresko enthüllt. Einen interaktiven 360-Grad-Blick in die Sixtinische Kapelle bieten die Vatikanischen Museen im Internet:

FOTO: WWW.PIcTURE ALLIANcE / TPG IMAGES

www.vatican.va/VARIOUS/cAPPELLE/SISTINA_VR/INDEX.HTML

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Eingesammelt

Deutsche zwischen 14 und 64 Jahren sind nach einer Studie der Bundesregierung internetabhängig. Zudem nutzen 2,5 Millionen Menschen dieser Altersgruppe das Internet „auf problematische Weise“. Besonders ist die Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen betroffen. Vor allem Männer, Ledige, Arbeitslose und Migranten haben ein erhöhtes Risiko, internetsüchtig zu werden. Sie vernachlässigen soziale Kontakte, Schule oder Beruf. Es gibt auch Fälle von Verwahrlosung bei den Abhängigen.

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ie hat die Zukunft fest im Blick: Die Erzieherin und Sozialarbeiterin Margarete Ciolek soll den Weg dafür ebnen, dass die Caritas-Kita St. Nikolaus in der Böcklerstraße zu einem Familienzentrum ausgebaut werden kann. Als Koordinatorin des Vorhabens hat die 29-Jährige im September ihren Dienst aufgenommen, zunächst auf ein Jahr befristet. „Ihre Aufgabe ist, ein Konzept für den Ausbau zu entwickeln und diesen maßgeblich zu betreuen“, sagt Damian Knoppik, der Leiter von St. Nikolaus. Die Stadt Braunschweig fördert die Schaffung des Familienzentrums mit 40.000 Euro pro Jahr. Mit dem Ausbau der Kindertagesstätte verfolge man das Ziel, die Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder mit Beratungs- und Hilfsangeboten für Familien zu verknüpfen, so Knoppik. „Wir wollen die ganze Familie mit ihren Bedürfnissen in den Blick bekommen und Eltern Möglichkeiten zum Austausch bieten.“ Um Familien mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können, möchte die Kita, zu der auch die Kinderkrippe am Aegidienmarkt gehört, mit sozialen Institutionen vor Ort kooperieren, etwa mit der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung sowie der katholischen Erwachsenenbildung. Margarete Ciolek soll sich um die Schaffung eines solchen Netzwerkes kümmern.

www.caritas-bs.de

Katholisch für Anfänger Das Bistum Hildesheim klärt auf in Sachen Glauben. Auf dem Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland, „katholisch.de“, finden sich zehn animierte Videoclips, die unter dem Titel „Katholisch für Anfänger“ christliche Begriffe beschreiben und damit leicht verständlich in den Glauben einführen. Die Bernward Mediengesellschaft, eine Tochter des Bistums, hat die Clips gemeinsam mit dem Hildesheimer Unternehmen media.plus X produziert. Was ist ein Sakrament? Was geschieht bei der Beichte, und wie muss ich mir die Auferstehung vorstellen? Solche Begriffe gehören zum Kernbestand der katholischen Kirche und werden doch von vielen Menschen nicht mehr verstanden. Die Macher der Videoclips haben die Begriffe mithilfe kleiner Zeichentrickfilme in eine zeitgemäße Sprache übersetzt. Das geschieht mit einem gewissen Augenzwinkern, ist oft humorvoll, aber niemals unernst. www.katholisch.de

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FOTOS: Volker Röpke, Media.Plus X Gmbh, Sarah Wiener GmbH, BDKJ-Bundesstelle/Udo Geisler, EV. Propstei Braunschweig

560.000

Kita St. Nikolaus soll Familienzentrum werden


Eingesammelt

» Es gibt mehr,

als wir verstehen können.« Nach Auffassung der Starköchin Sarah Wiener (50) gibt es zwischen Himmel und Erde „mehr, als wir verstehen können“. „Das Leben ist mehr als ein funktionierender Körper“, sagte Wiener der Bremer Kirchenzeitung. Etwas zu glauben, heiße auch zu akzeptieren, dass das eigene Wissen begrenzt sei. Kritisch sieht die Ernährungsexpertin religiöse Fanatiker. Menschen, die aus religiösen Überzeugungen andere bedrängten oder bekämpften, seien ihr suspekt und zuwider.

» Wir bringen als Kirche die Leute zusammen.«

Der Wolfenbütteler Pfarrer Matthias Eggers (42) freut sich, dass viele Menschen in seiner Stadt mit neuen Augen auf die Kirche schauen. Der Katholik gehört zu den Initiatoren eines ökumenischen Stadtteilnetzwerkes, das den Nordosten Wolfenbüttels bunter und lebendiger machen möchte. „Das Besondere ist, dass wir als Kirchen viele gesellschaftliche Gruppen an einen Tisch gebracht haben. Wir übernehmen Verantwortung und werden plötzlich ganz anders wahrgenommen – als Kirche in der Welt, die die Leute zusammenbringt.“

» Die Kirche sollte unterschiedliche Lebensentwürfe akzeptieren.«

Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, Dirk Tänzler (43), hat die katholische Kirche aufgefordert, unterschiedliche Lebensentwürfe zu akzeptieren. „Geschiedene und wiederverheiratete Menschen sowie Partner in homosexuellen Lebensgemeinschaften müssen die gleichen Rechte in der Kirche haben wie andere Katholiken auch“, forderte Tänzler im Deutschlandradio Kultur.

»Ohne Glauben an ihre Dauer wäre die Liebe nichts, nur Beständigkeit macht sie groß.« Honoré de Balzac

Der nackte Papst im Fegefeuer Eine lang verschollene papstkritische Gedenktafel sorgt für Aufsehen in der Braunschweiger Kunstszene. Nach mehreren Jahrzehnten kehrt das Ölgemälde aus dem „ElerdtsEpitaph“ von 1559 an seinen ursprünglichen Ort in der Braunschweiger St.-Andreaskirche zurück. Die evangelische Gemeinde erwarb das Bild aus dem Kunsthandel. Gezeigt wird der nackte Papst mit Krone im Höllenfeuer, vor dessen Augen sich das Himmelreich auftut. Die despektierliche Darstellung des höchsten katholischen Würdenträgers verrate einen protestantischen Auftraggeber, teilte die Kulturstiftung der Länder mit, die den Kauf finanziell unterstützte. Das wertvolle Epitaph, eine Schnitzerei mit Bild, hing jahrhundertelang in der St.-Andreaskirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es gestohlen und galt als verloren. Nun vervollständigt das restaurierte Bild wieder eine Reihe von drei Darstellungen des „Jüngsten Gerichts“ in der Kirche. Die dazugehörende Schnitzerei bleibt weiter verschollen. Der katholische Propst von Braunschweig, Reinhard Heine, stört sich übrigens nicht an der Papst-Darstellung: „Das ist ein historisches Dokument. Es zeigt, dass damals mit harten Bandagen gekämpft wurde. Mit dem Abstand von mehr als 450 Jahren lässt sich das gelassen sehen.“

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N E U A R F R E T allein UN N R E D N I K D UN änner tätig, in dem M f ru e B m e in e ist in Jahren Johann Radisic Seit mehr als 30 . d n si it e rh e d n Min ls er in der absolute agesstätten. A rt e d in K in r e h Erzie tzdem arbeitet er als n kämpfen. Tro e il e rt ru o V it m er rden. anfing, musste g für ihn gewo n fu ru e B r zu gst ist sein Job län

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ohann Radisic ist eigentlich nie zu fassen. „Rufen Sie bitte später noch mal, er ist gerade im Gespräch.“ Wer ihn sprechen möchte, muss geduldig sein. Er hat eine Menge zu tun in seinem Job, er trägt viel Verantwortung. Nur seine Kleidung ist ungezwungen: Jeans, Buttondown-Hemd, darüber ein Pullover, schwarze Freizeitschuhe. Er trägt eine Brille und hat braune Haare. Johann Radisic ist Chef von 21 Mitarbeiterinnen und einem Mitarbeiter. Dass ein Mann das Sagen hat, ist in der Berufswelt nichts Ungewöhnliches. Etwas anderes dagegen schon: Radisic ist Erzieher und leitet die Caritas-Kindertagesstätten St. Kjeld und St. Joseph im westlichen Ringgebiet Braunschweigs. Der 56-Jährige arbeitet in einer von Frauen dominierten Arbeitswelt. Laut Statistischem Bundesamt kommen auf einen männlichen Erzieher neun Frauen. Wie die Behörde ermittelt hat, war 2009 fast jeder zweite Mann und mehr als jede dritte Frau in einer Berufsgruppe mit einem jeweiligen Geschlechteranteil von über 80 Prozent tätig. Nur jede fünfte Frau und jeder fünfte Mann übte einen Beruf aus, in dem das Geschlechterverhältnis ungefähr ausgeglichen war.

Ein Kerl, der die Kleinen erzieht, wie soll das bloß gehen? Wieso wurde aus Johann Radisic kein Pilot, Feuerwehrmann oder Lokführer? Warum landete er nicht in einem klassischen Männerberuf? Der Zufall war schuld, sagt er: „Als Schüler habe ich einen Bericht gesehen über das Berufsbild des Erziehers. Das hat mir gefallen. Also habe ich mich nach der mittleren Reife entschieden, das zu machen.“ Als er Ende der 70er-Jahre seine Ausbildung absolviert, sind Stellen für Erzieher – ganz anders als heute – rar gesät. Doch der gebürtige Braunschweiger hat Erfolg. Nach dem Wehrdienst wird er 1980 vom Caritasverband Braunschweig eingestellt. Dass er mit seiner Berufswahl ein Exot ist, merkt er wenig später.

Er ist noch ganz frisch im Job, da versucht eine Mutter, ihm Ratschläge im Umgang mit den Kindern zu geben – ein Kerl, der die Kleinen erzieht, wie soll das bloß gehen? „Das war natürlich Quatsch, ich wusste schließlich, was ich tun musste. Das zeigt, wie das Rollenbild damals war“, sagt Radisic. Ansonsten habe er aber nie Akzeptanzprobleme erlebt. „Die Eltern haben mich immer gut angenommen.“

„Wir erleben manchmal Dinge, die sehen andere nur im Fernsehen.“ Seit 32 Jahren sind Kitas sein Arbeitsplatz. „Ich mache es gerne, nach wie vor. Erzieher zu sein, das ist eine Berufung für mich“, sagt er und schaut aus dem Fenster auf die parkähnlichen Außenanlagen der Kita: viel Rasen, Büsche, ein großer Kastanienbaum, Klettergerüste, eine rote Rutsche. Ein Junge auf einem Bobbycar und ein Mädchen auf einem Dreirad liefern sich ein Wettrennen um die Sandkiste. Eine Kollegin tröstet ein Kind, das hingefallen ist. Seit vier Jahrzehnten gibt es die Kita St. Kjeld schon, ein Flachbau aus Dänemark, der in mehreren Teilen von Tiefladern gebracht und dann wie ein Bausatz zusammengesetzt wurde. Die Erzieher nennen ihn liebevoll den „Schuhkarton“. Er gehört zu den ältesten Einrichtungen im westlichen Ringgebiet. Hierher bringen Eltern ihre Kinder, die früher selbst ihre ersten Lebensjahre in der Kita verbracht haben. Es gibt auch Eltern, die über die Kita ihren christlichen Glauben wiederentdeckt haben. In der katholischen Einrichtung feiern die Kinder die christlichen Feste, sie lernen, was es mit Weihnachten, Ostern oder Pfingsten auf sich hat und was christliche Werte wie Nächstenliebe bedeuten. Es ist ein Ort, an dem soziale Grenzen hin und wieder verwischen. „Viele unserer Eltern gehen unkompliziert miteinander um, völlig unabhängig von ihrer Herkunft“, sagt Radisic. In St. Kjeld und St. Joseph werden knapp 100 Jungen und Mädchen zwischen null und zehn Jahren Tag für Tag in Kita, Krippe und Hort betreut. Sie kommen aus unterschiedlichs-

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ten Schichten, Familienverhältnissen und Konfessionen. Unter ihnen sind auch Kinder, deren Eltern mit der Erziehung überfordert sind. „Wir erleben manchmal Dinge, die sehen andere nur im Fernsehen“, sagt Radisic. Es sind soziale oder familiäre Dramen, mit denen seine Kolleginnen und er konfrontiert werden. Ein geschiedener Vater, der sein Kind sehen möchte, obwohl es ihm gerichtlich untersagt ist; eine Mutter, der die Probleme zu Hause über den Kopf wachsen; eingewanderte Eltern, die nicht wissen, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. „Es kommt vor, dass wir in Konfliktfällen moderieren müssen. In der Regel versuchen wir aber, uns da strikt herauszuhalten. Wir vermitteln Hilfsangebote.“ Radisics Kita-Team ist gut vernetzt. Es arbeitet mit dem Bezirkssozialarbeiter zusammen, mit Familienberatungsstellen und Behörden. Die Eingangstür des „Schuhkartons“ öffnet sich. Junge Eltern treten ein, sie tragen Jeans, Turnschuhe, Outdoor-Jacken. Es könnten Studenten sein. In einem Tragekorb haben sie ihr Baby mitgebracht. Johann Radisic zeigt ihnen die Kita: den großen Raum in der Mitte des Gebäudes, in dem Gymnastikbälle, Trampoline und ein Schaukelpferd zum Spielen einladen, die Gruppenräume mit Bastelarbeiten an den Wänden, mit Stühlen und Tischen, die halb so groß sind wie normale Möbel, mit Kisten voller Spielzeug. Dann folgen die Schlafplätze. „Erstkontakt“

nennt er den Rundgang mit seinen Gästen, das Kennenlernen. „Wir sind ja zunächst völlig fremd für die Eltern. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen. Manchmal müssen wir Eltern trösten, wenn sie ihr Kind zum ersten Mal bei uns abgeben und sich von ihm trennen müssen.“ Wie Eltern sich fühlen, weiß er aus eigener Erfahrung. Er ist verheiratet, seine beiden Töchter sind inzwischen erwachsen.

„Eltern wollen, dass wir ihre Kinder fit machen für die Schule.“ Radisic hat in seiner beruflichen Laufbahn unzählige Gespräche mit Eltern geführt – und dabei eine wesentliche Veränderung ausgemacht: „Der Druck, dass beide Partner berufstätig sein müssen, ist gewachsen. Das klassische Modell mit dem Vater als Ernährer und der Mutter als Hausfrau wird weniger.“ Das zeige sich auch in der Kinder-Betreuung: Halbtagesplätze gebe es kaum noch, gewünscht werde fast immer die Ganztagsbetreuung. Und noch etwas ist anders geworden, betont der Erziehungsprofi: die Erwartungshaltung der Eltern. „Auf uns werden viel mehr Bildungs- und Erziehungsaufgaben übertragen als früher. Der Anspruch der Eltern ist, dass wir ihre Kinder fit machen für die Schule.“ Gleichzeitig erlebe er es, dass Eltern mit ihren Lebensumständen so stark beschäftigt sind, dass ihnen für die Erziehungsbelange ihres Kindes mitunter die notwendige Aufmerksamkeit fehlt. Dass die Beschäftigung mit dem eigenen Kind an den Fernseher oder Computer delegiert werde, sei keine Seltenheit. „Kinder sind ein Spiegel ihrer Familiensituation. Das merken wir schon daran, wie sie mit anderen umgehen.“ Die Defizite der Kinder ausgleichen, ihre Begabungen aufdecken, ihren Gemeinschaftssinn fördern, ihnen Wissen vermitteln, mit ihnen spielen und lachen, sie trösten und aufmuntern, sie erziehen und beaufsichtigen – das ist montags bis freitags die Aufgabe der Erzieher. Von ihnen werden Einfühlungsvermögen, pädagogische Kompetenz und starke Nerven erwartet. Wer den Beruf ausüben möchte, muss in Niedersachsen vier Jahre Ausbildung hinter sich bringen.„Fachlich ist viel zu leisten. Wir erziehen ja nicht nur, sondern haben auch einen Bildungsauftrag und sind in der Jugendhilfe tätig“, stellt Radisic klar. Deshalb hat ihn der Vorschlag Ursula von der Leyens geärgert. Die Bundesarbeitsministerin hatte im Sommer angeregt, Verkäuferinnen der insolventen Drogeriemarkt-Kette Schlecker zu Erzieherinnen umzuschulen, um den Fachkräftemangel in deutschen Kitas zu lindern. „Ich bezweifele, dass man dem Beruf damit einen Gefallen tut. Damit wird man der täglichen Leistung von Erzieherinnen und Erziehern nicht gerecht. Es wird der Eindruck erweckt, dass jeder den Beruf ausüben kann, aber nicht jeder bringt die Voraussetzungen dafür mit.“ Johann Radisic wünscht sich mehr Anerkennung von der Politik. Die Wertschätzung der Eltern dagegen hat er sicher. Sie vertrauen ihm und seinen Kolleginnen Tag für Tag ihr Bestes an: ihre Kinder. J text: Volker Rö pke F otos: peter sierigk

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Mittwoch, 10. Oktober 2012 11:39:52

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Nah dran

Die Außenanlagen der Kita St. Kjeld ähneln einem Park. Johann Radisic und seine Kolleginnen betreuen Tag für Tag rund 50 Kinder.

Katholische Kindertagesstätten in Trägerschaft des Caritasverbandes Braunschweig:

Kindertagesstätte St. Maximilian Kolbe Donaustr. 11, 38120 Braunschweig Telefon 0531 842332

Kindertagesstätte St. Bernward Stettinstr. 2, 38124 Braunschweig Telefon 0531 63515

Kindertagesstätte St. Nikolaus Böcklerstr. 230, 38102 Braunschweig Telefon 0531 7999422

Kindertagesstätte St. Marien Köterei 4, 38108 Braunschweig Telefon 0531 371825 www.st-marien-braunschweig.de

Kindertagesstätte St. Joseph (mit Hort) Goslarsche Str. 7, 38118 Braunschweig Telefon 0531 12974815

Kindertagesstätte St. Nikolaus – Außenstelle Auctorhaus Ägidienmarkt 11, 38100 Braunschweig Telefon 0531 7999422

Kindergarten St. Albertus Magnus Brucknerstraße 1, 38106 Braunschweig Telefon 0531 3313 10 www.kindergarten-braunschweig.de

Kindertagesstätte St. Kjeld Pfingststr. 1a, 38118 Braunschweig Telefon 0531 82694

Katholische Kindertagesstätten in Gemeinde-Trägerschaft:

Kindertagesstätte St. Martin Am Kamp 11, 38173 Sickte Telefon 05305 3131 Die Kitas sind im Internet zu finden unter www.caritas-bs.de

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Gesprächsstoff

mein gott, WO WARST DU? Naturkatastrophen, Unfälle, Kriege oder schlimme Krankheiten – immer wieder müssen Menschen unermessliches Leid erdulden. Warum schreitet Gott nicht ein? Wie vertragen sich diese Katastrophen mit unserem Bild vom gütigen Gott?

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FOTOS: KNA-BILD, EPD, FOTOLIA

ass Blut und Tränen fließen, dass Menschen unter Schmerz, Trauer und Verzweiflung zusammenbrechen, lässt viele an der Menschenliebe Gottes zweifeln. Sieht Gott etwa weg, wenn etwas Schlimmes passiert? Die Frage, wie die Allmacht Gottes und das Leid zusammen gedacht werden können, haben sich die Menschen in der Geschichte immer wieder gestellt. Atheisten nehmen das Fehlen einer vernünftigen Antwort darauf als Beweis dafür, dass es Gott nicht gibt. Der evangelische Bischof Wolfgang Huber widerspricht einer solchen Deutung. Nach der Tsunami-Katastrophe 2004 mit hunderttausenden Toten in Südostasien schrieb er in einem Essay, durch ein solches Ereignis werde nicht die Allmacht Gottes, sondern die Allmachtsvorstellung des modernen Menschen in ihre Schranken gewiesen. „Gottes Allmacht kann man sich nicht so vorstellen, dass Gott alles Böse und Unbegreifliche im Vorhinein aus dem Lauf der Dinge herausschneidet. Gottes Allmacht zeigt sich in der Liebe, mit der er sich uns Menschen zuwendet, damit wir uns auch angesichts des Unbegreiflichen an ihr orientieren.“ In der Theologie wird der Versuch, die Allmacht und Güte Gottes angesichts unschuldigen Leidens in der Welt zu rechtfertigen, als Theodizee bezeichnet. Der Begriff leitet

»gottes allmacht kann man sich nicht so vorstellen, dass gott alles böse und unbegreifliche im vorhinein aus dem lauf der dinge herausschneidet.«

sich vom griechischen „theos“ (Gott) und „dike“ (Gerechtigkeit) ab und stammt vom deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716). Der TV-Journalist Peter Hahne hat über die TheodizeeFrage einen Bestseller geschrieben („Leid – warum lässt Gott das zu?“). Für den studierten Theologen verbirgt sich hinter der Frage, warum Gott das Leid zulässt, auch eine Ausrede des Menschen, der sich aus seiner Verantwortung stehlen möchte. Ihn ärgere, wie schnell die Menschen Gott zum Sündenbock machten, ohne nach menschlicher Schuld zu fragen. „Oft tun das gerade die Menschen, die sonst wenig von Gott halten, die ihn für ihr Leben nicht zu brauchen glauben. Nur, wenn etwas schiefgeht, suchen sie sich den aus, der sich am allerwenigsten wehren kann, wenn man ihm die Schuld in die Schuhe schiebt.“

„Die Frage nach dem Leid ist ein Stachel in unserer Gottesvorstellung“ In der Bibel beschäftigt sich ein ganzes Buch mit der Frage des Leides. Hiob ist die Hauptgestalt des gleichnamigen alttestamentlichen Buches: ein Gottesgläubiger, dessen Frömmigkeit und Gerechtigkeitsempfinden durch furchtbare Leiden hart geprüft werden. Er verliert seine Familie und sein Hab und Gut. Hiob empfindet so tiefes Leid, dass jeglicher Versuch, dem einen Sinn beizugeben, nicht funktioniert. Also klagt er Gott an und bekennt sich gleichzeitig gläubig zu ihm. Am Ende stellt Gott ihm seine Familie und seinen Besitz wieder her. Ungeklärt bleibt allerdings, woher das Leid kommt, worin es seine Ursache hat. Das zeige, dass wir als Menschen in den göttlichen Ratschluss letztlich keine Einsicht haben, dieser Gott aber trotzdem der Einzige ist, von dem die Gerechtigkeit kommen kann und in den wir unsere Hoffnung setzen können, ar-

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Gesprächsstoff

Die Theologin und Philosophin Marie Kajewski (im Gespräch mit Redakteur Matthias Bode) hat sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, warum Gott Leid zulässt.

hadern und zu ringen, wie es in den Psalmen des Alten Testaments zum Ausdruck komme, betonte Spaemann. „Oft macht der Psalmist, der Gott anruft, Gott gegenüber Gott geltend. Er sagt: Du bist Gott, das impliziert Verpflichtungen. Wir können zwar nicht genau sagen welche, aber wir müssen vertrauen, dass er auch tun wird, was er sich selbst schuldig ist.“ J

Fukushima als Mahnung: Menschen protestieren vor dem Bundeskanzleramt in Berlin gegen Atomkraft. Die Tsunami-Katastrophe im März vorigen Jahres in Japan kostete nicht nur rund 19.000 Menschen das Leben, sondern löste auch in drei Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima eine Kernschmelze aus.

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text: M atthias Bode , volker rö pke

FOTOs: bernward medien GmbH, DPA

gumentiert Marie Kajewski. Die für das Bistum Hildesheim tätige Theologin und Philosophin hat sich intensiv mit der Theodizee-Problematik auseinandergesetzt. Die Frage nach dem Leid sei ein Stachel in unserer Gottesvorstellung, die keine eindeutige Antwort zulasse und eine offene Wunde in der Gottesfrage bleibe. „Die Antwort liegt zum gewissen Maße im Aspekt menschlicher Freiheit. Gott hat uns als freie Wesen erschaffen. Wir dürfen tun, was wir möchten, und sind befähigt zum Guten wie zum Bösen. Zum gewissen Teil ist Leid also menschliches Ausnutzen von Freiheit hin zum Bösen“, sagt Kajewski. Das treffe allerdings nicht auf alles Leid zu. Eine Naturkatastrophe etwa könne auch ohne menschliches Zutun entstehen. Marie Kajewski empfiehlt, weniger nach dem Sinn im Leiden zu fragen als vielmehr danach, wie man sich im Angesicht des Leides am besten verhält. Eine Antwort darauf bietet der Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, an. Am Karfreitag vergangenen Jahres predigte er: „Wir können – traurig und getrost zugleich – miteinander weinen und uns gegenseitig trösten. Wir können uns an unsere Brust schlagen und in unserer Alltagswelt das uns Menschen Mögliche tun, um neues Leiden und neue Kreuze zu verhindern.“ Der katholische Theologe Robert Spaemann rät Christen, Gott auch in der größten Not zu vertrauen. „Vertrauen – das ist das A und O des Glaubens“, sagte er in einem Gespräch mit einer Wochenzeitung. Es sei auch erlaubt, mit Gott zu


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Auch ohne Brille scharf sehen Mit modernster Technik und langjähriger Erfahrung zum Erfolg Seit rund 30 Jahren arbeitet Dr. Heinrich Kaune als Augenarzt in Hildesheim. Neben den konservativen Untersuchungen und Behandlungsmethoden wie Brillenbestimmungen oder Gesichtsfeldmessung, sind komplizierte chirurgische Eingriffe am Auge sein Spezialgebiet. „Bei uns in der Praxis haben wir eine enge Bindung zwischen Patient und Arzt. Das basiert auf langjährigem Vertrauen“, erzählt Dr. Heinrich Kaune. 1983 gründete der Augenarzt seine Praxis in Hildesheim. Schon seit seiner Zeit in Hamburg am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und der Augenklinik in Barmbek gehört die Augenchirurgie zum Spezialgebiet des Facharztes. Einen Namen in Hildesheim hat er sich bereits in den frühen 80er-Jahren als niedergelassener Arzt und als Leitender Arzt der Augenabteilung des Hildesheimer St. Bernward Krankenhauses gemacht. Als Erster in Hildesheim hat er Hinterkammerlinsenimplantationen bei der Operation des Grauen Stars und Glaukomoperationen durchgeführt und einen Argon-Laser für Netzhautbehandlungen bei drohenden Netzhautablösungen und diabetischer Retinopathie, einer durch Zuckererkrankung hervorgerufene Netzhautblutung, eingesetzt. Immer den Fortschritt im Blick Wichtig ist Kaune bei seiner Arbeit, immer auf dem neuesten Stand der Augenheilkunde zu sein. „Ich nehme jedes Jahr an Ärztekongressen unter anderem in Nordamerika teil, um mich mit modernsten Methoden der Augenchirurgie vertraut zu machen“, erklärt der Mediziner. Ein Blick in die Praxis des Augenarztes zeigt Behandlungsräume, die mit modernsten Untersuchungsgeräten ausgestattet sind. „Wir haben hier mehrere verschiedene Laser, die wir zur Behandlung von Grünem Star oder Netzhautproblemen einsetzen.

Fast täglich steht Dr. Heinrich Kaune im OP. Über 30.000 chirurgische Eingriffe am Auge hat der Facharzt für Augenheilkunde bislang vorgenommen. Und wir können mithilfe eines OCT, eines Optischen Kohärenztomografen, eine sehr genaue Analyse der Netzhaut und des Sehnervkopfes durchführen“, sagt Kaune. So ein Gerät ist nicht in vielen Augenarztpraxen zu finden. Brille/Kontaktlinsen war gestern, heute ist Cachet Der fortschrittliche Mediziner hat seit Kurzem eine neue Operationsmethode in seiner Praxis eingeführt, die gerade für extrem Kurzsichtige eine enorme Erleichterung bringt. „Statt Glasbausteinen vor den Augen tragen zu müssen, setze ich mit einem minimalen Schnitt von knapp 2,5 Millimetern eine sogenannte Cachet-Linse vor die körpereigene Linse. Diese Linse ersetzt die Brille komplett. Sie wird extra angefertigt und auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt“, erklärt Kaune. Neben der Sehschwäche können auch andere Sehfehler korrigiert werden. Im Gegensatz zur Lasik-Methode, in der mit einem Laser ein Teil der körpereigene Hornhaut abgetragen und umgeformt wird, wird bei der Cachet-Methode nichts am eigenen Auge verändert. „Dies lässt auch für spätere Augenerkrankungen alle Möglichkeiten der Heilung offen“, so Kaune. Dagegen wisse man bei der Lasik-Methode nicht, wie sie sich auf altersbedingte Krankheiten auswirken kann. Cachet – eine sehr verträgliche Methode

Das Praxisteam.

Langzeitstudien haben ergeben, dass die Cachet-Linsen sehr verträglich sind. „Und die Patientenzufriedenheit mit diesen Lin-

sen liegt bei knapp 97 Prozent. Die Linsen bestehen aus einem flexiblen Kunststoff und wurden bereits über 45 Millionen mal bei der Operation des Grauen Stars implantiert“, berichtet Kaune und weist darauf hin, dass die Operation ambulant durchgeführt wird, dass das chirurgische Verfahren sehr schonend für den Patienten ist und sich der Seherfolg direkt nach dem Eingriff einstellt. „Viele, die vorher aufgrund der Sehschwäche ihre Hobbies einschränken mussten oder in der Sauna wie blind waren, haben jetzt wieder eine ganz neue Seh- und Lebensqualität. Sie brauchen keine Brille und auch keine Kontaktlinsen mehr.“ Man merkt dem Augenarzt an, dass er mit Leib und Seele in seinem Beruf arbeitet, dass es ihm Spaß und Freude macht, seinen Patienten zu helfen. Lächelnd sagt er: „Deswegen bin ich ja schließlich auch Arzt geworden.“

Die künstliche CachetLinse wird in die Vorderkammer des Auges eingesetzt. Mit ihr können Fehlsichtigkeiten von - 6 bis -16,5 Dioptrien korrigiert werden.


Leib und Seele

Gänsekeulen mit Maronen und Äpfeln Für 4 Portionen 4 Gänsekeulen (à ca. 400 g) Salz, Pfeffer, 2 kleine Zwiebeln 400 ml lieblicher Cidre 4 säuerliche Äpfel (z. B. Elstar) 250 g gegarte Maronen 8 Stiele Thymian, 6–8 Wacholderbeeren 2 Tl Zucker S o w i r d ´s g e m a c h t 1. Gänsekeulen mit Salz und Pfeffer würzen. Im Bräter auf der Hautseite bei mittlerer Hitze 8–10 Min. anbraten, damit das Fett austreten kann. Keulen wenden und von der anderen Seite ebenso anbraten. 2. Zwiebeln schälen, längs vierteln, zu den Gänsekeulen geben und 1 Min. mitbraten. Fett abgießen, 200 ml Cidre zu den Keulen gießen. Im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad auf einem Rost auf der 2. Schiene von unten 50 Min. braten. 3. Kerngehäuse der Äpfel ausstechen und Thymianstiele in die Äpfel stecken. Wacholderbeeren mit einer großen Messerklinge andrücken. Nach 50 Min. Garzeit Äpfel in den Bräter setzen und Zucker darüber streuen. Maronen dazugeben, 200 ml Cidre und die Wacholderbeeren und weitere 20–25 Min. mitbraten. Sofort servieren.

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Die Gans, die ihn verriet

m 11. November 397 wurde in Tours im heutigen Frankreich Bischof Martin bestattet, der drei Tage zuvor gestorben war. Tausende Menschen säumten den Weg: Martin war schon zu Lebzeiten eine „Legende”. Seine bis heute nachhaltigste Tat vollbrachte er dabei als junger Soldat: Auf einer Wachpatrouille beschenkte er einen frierenden Bettler mit einem Teil seines Soldatenumhangs. Bis heute wird diese Szene immer wieder nachgespielt – dabei hat der spätere Bischof mehr als das geleistet. Sein langes Leben ist geprägt von einer geradezu neuzeitlich anmutenden Mobilität: Geboren in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts im heutigen Ungarn, aufgewachsen in Norditalien, wo sein Vater als Militärtribun tätig war; als Soldat stationiert (unter anderem) in Nordfrankreich; Einsiedler auf einer Insel in der Bucht von Genua, Klostergründer in der Nähe von Poitiers und dann noch einmal in Tours;

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als Bischof, Missionar und Wundertäter im ganzen Gebiet der Loire unterwegs. Zwischenzeitlich sehen wir ihn auch in Trier beim Kaiser, dann wieder in Mailand; in den Alpen wird er einmal überfallen. Martin ist – nicht nur wegen dieser Reisen, die er wohl meistens zu Fuß oder auf einem Esel reitend unternommen hat – ein europäischer Heiliger, ein Mann von außergewöhnlichem Format. Doch was hat Martin mit der Martinsgans zu tun, die jetzt überall verspeist wird? Als er zum Bischof gewählt werden sollte, fühlte er sich der Aufgabe nicht gewachsen und versteckte sich in einem Gänsestall. Doch eine Gans verriet seinen Unterschlupf durch ihr lautes Schnattern. Dass ihre Artgenossen Jahrhunderte später dafür auf dem Teller landen würden, war ihr sicher nicht bewusst. G uido F u c hs


Leib und Seele

Beten macht gesund

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tellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Garten. Sie beobachten ein Eichhörnchen, das flink umher rennt. Mal taucht es an einem Baumstamm auf, mal mitten im Staudenbeet. Ihr Blick folgt gebannt dem Tier. Schließlich sitzt es minutenlang vor den lilafarbenen Herbstastern und dem gelben Laub in der warmen Herbstsonne. Das rot-braune Fell glänzt in der Sonne. Dann verschwindet es so plötzlich, wie es aufgetaucht ist – Sie schauen auf die Uhr: Eine halbe Stunde ist vergangen, während Sie nichts anderes getan haben, als die Natur auf sich wirken zu lassen. Pater Anselm Grün schreibt dazu: „Wenn ich ganz im Schauen bin, dann kann ich mich selbst vergessen. Ich schaue und werde eins mit dem Geschauten. In diesem Augenblick bin ich ganz still.“ Der Benediktinermönch gilt als zeitgenössischer Vertreter dieser Form von Meditation, die auch kontemplatives Gebet genannt wird. Eine Blütezeit erlebte es vor allem durch die frühen Zisterzienser, aber auch Teresa von Avila hat dazu verschiedene Texte geschrieben. Ziel ist es, durch die Konzentration auf die Natur oder auch ein Kunstwerk still zu werden und die Gegenwart Gottes zu spüren. Für Menschen von heute kann es eine große Kraft entwickeln: In Momenten, in denen sie die Schöpfung bewusst wahrnehmen, sind sie mitten im Alltag und gleichzeitig ganz bei sich. Und sie gehen daraus hervor mit neuer Energie für die Anforderungen des täglichen Lebens.

Absichtslos schlendern Es geht um den Entschluss, einfach die Existenz der uns umgebenden Natur zur Kenntnis zu nehmen. Schlendern ist absichts- und zielloses Gehen in der Natur, unterbrochen vom Innehalten, wobei Anregungen aus der Natur aufgegriffen werden. Dazu gehört, das Schritttempo zu verlangsamen und die 1000 Gedanken an die Probleme des Alltags zu Hause zu lassen. Sehr geeignet sind Botanische Gärten, weil sie zu jeder Jahreszeit auf beschränktem Raum sehr viel Betrachtenswertes bieten und nicht dazu verführen, schnell von A nach B zu rasen.

FOTOs: Stockfood, photocase

silke städing

Weiterführende Informationen: Kari Joller: Naturerfahrung mit allen Sinnen Anselm Grün/Helge Burggrabe: Zeiten der Stille www.tu-braunschweig.de/ifp/garten

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Im Fokus

Der seelentröster Zu Pater Wolfgang Stickler kommen Menschen, die einen geliebten Angehörigen oder Freund verloren haben. Im Gespräch sagt der Dominikanermönch aus Braunschweig, warum das Sterben in unserer Gesellschaft nicht mehr zum Alltag gehört, wie Trauernde Halt finden können und was falscher Trost ist.

Warum ist der Tod für viele ein Tabuthema? Das Sterben und der Tod werden seltener erlebt. Früher wurde der Sarg offen in die Scheune gestellt, man ging vorbei und sah den Toten, das habe ich während meiner Kindheit in den 1950er-Jahren noch erlebt. Heute sieht man keine Toten mehr. Früher starb man meist im Haus mit der ganzen Familie um sich, heute überwiegend in einem Krankenhaus oder einem Altenheim. Allenfalls sind dann die engsten Angehörigen dabei, Kinder und Jugendliche werden davor meist abgeschirmt. Als normaler Mensch machen Sie also selten die Erfahrung, dass das Sterben zum Alltag gehört. Das tabuisiert. Hinzu kommt, dass es zunehmend weniger gemeinsame Traditionen gibt, wie man mit dem Tod umgeht. Früher haben die Kirchen gesagt, wie man sich bei einem Trauerfall zu verhalten hatte. Es gab das Sechswochenamt, es gab das Jahresgedächtnisamt, man hatte bestimmte Kleidung zu tragen. Es war klar, was zu tun ist, wenn jemand gestorben ist. Heute muss jeder das selbst entscheiden, es gibt zunehmend weniger Traditionen, und das macht es für den Einzelnen zunehmend schwieriger.

Welchen Sinn hat das Ganze? Wenn zum Beispiel eine Frau ihren Mann jahrelang gepflegt hat und der dann stirbt, sagt sie sich: Wir haben alles zusammen gemacht, jetzt muss ich mein Leben neu orientieren, es fehlt ein Stück von mir, was soll ich jetzt bloß machen?

Wie verändert die Trauer Menschen, die einen nahen Angehörigen verloren haben? Oft ziehen sich Menschen, die einen nahen Angehörigen verloren haben, zurück, gehen ein Stück weit auf Distanz zu ihren Mitmenschen. Und es stellt sich die Sinnfrage:

Was meinen Sie damit? Wenn beispielsweise jemand religiös ist und das lebt, dann bekommt er vielfältige Hilfe, wie er mit dem Trauerfall umgehen kann. Das sind uralte Rituale und Traditionen, die Halt geben, die ich nicht erfinden muss, in die ich mich rein-

Pater Wolfgang Stickler, Jahrgang 1949, geboren und aufgewachsen in Worms. Nach einer Lehre zum Maschinenschlosser holt er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach und tritt 1971 in den Dominikaner-Orden ein. Studium der Theologie und Philosophie in Bonn und Bochum sowie der Pastoralpsychologie in Innsbruck, 1979 Weihe zum Priester. Anschließend arbeitet er als KrankenhausSeelsorger in Neuwied und absolviert parallel dazu eine psychotheraupeutische Ausbildung. Von 1985 bis 1992 ist

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Welche Formen der Trauer gibt es? Es gibt Traurigkeit, depressives Verhalten im ganz normalen Bereich, aber auch tiefe Depressionen, aus denen Menschen manchmal nicht mehr herauskommen. Es gibt körperliche Reaktionen bis hin zur Krankheit. Oder es wird jemand wütend auf den verstorbenen Lebenspartner, der einen verlassen hat – was eigentlich schon ein gutes Zeichen ist, weil es aus der Depression ein Stück herausführt. Das Gegenteil gibt es auch: Verklärung, wenn der Partner zum Heiligen erhoben wird. Und es gibt Verdrängung, wenn jemand gar keine Trauer zeigt. Welche Form der Trauer eine Person erfährt, hängt von ihren Erfahrungen ab, die sie bisher mit tragischen Ereignissen, mit Krisen, mit Traumata gesammelt hat. Und es ist auch eine Frage, welche Traditionen mich tragen.

er Studentenpfarrer an der TU Braunschweig, ehe er bis zum Jahr 2000 in der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Braunschweig tätig ist. Anschließend arbeitet er zehn Jahre in Köln in der Provinzleitung des Dominikaner-Ordens mit. 2010 kehrt er an seine alte Wirkungsstätte in der Braunschweiger Beratungseinrichtung zurück. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Trauerbegleitung, zudem ist er in der ambulanten Palliativarbeit tätig. www.trauerbegleitung-braunschweig.de


„Der Trost ist das Zuhören.“ – Pater Wolfgang Stickler ist für Menschen da, die trauern.

hängen kann. Da die Kirche zunehmend ihr Sinn- und Traditionsmonopol verliert, ist es aber inzwischen schwieriger für Menschen, da Halt zu finden. Wenn ich keine kirchliche Bindung habe, sind diese Rituale und Traditionen vielleicht nicht mehr so tragfähig. Sicherlich waren kirchliche Rituale früher auch sehr einengend, weil sie verpflichtend waren. Wie finden Menschen ohne kirchliche Bindung Halt? Es gibt auch säkulare Rituale. Mir fällt auf, wie viele Engelsfiguren auf Gräbern stehen, das ist eine säkulare Form von Trauer. Viele machen etwas mit Blumen, oder es werden Särge bemalt. Es gibt Bestattungen im Wald, in der Natur. Es kann sein, dass mich solche Rituale tragen, es kann aber auch sein, dass ich sie als hohl empfinde. Das Problem ist, dass jeder selbst diese Rituale finden und gestalten muss, es wird mir nicht mehr selbstverständlich angeboten. Wie gelingt Hilfe in schwerer Zeit? Was können Sie als Trauerbegleiter tun? Ich biete dem Trauernden an, dass er alle Gefühle zulassen und mir sagen kann, was er an Leid erlebt. Es kommt auch vor, dass ich mit ihm auf den Friedhof gehe und ihn auf seinem schweren Gang begleite. Wichtig ist, dass ich schaue: Was braucht er oder sie? Wir sprechen dann darüber, was der

Tod, der Verlust ausgelöst hat. Ich versuche zu helfen, indem ich zuhöre – und nicht, indem ich mit Phrasen komme wie „Das Leben geht weiter“. Das stimmt zwar, aber es ist in dieser Situation alles andere als hilfreich. Wie wecken Sie dann Lebensmut? Indem ich erst einmal die Depression zulasse und sage: „Es ist ganz, ganz schlimm, was Sie da gerade erleben.“ Dass das Leben irgendwie weitergeht, da kommen die trauernden Menschen irgendwann selber drauf, dann ist es keine Phrase mehr, dann sind sie einen Schritt weiter. Ich kann das aber nicht sagen, das müssen die Menschen selber sagen. Ich lasse mir von Trauernden oft die Geschichte des Verstorbenen erzählen. Sie können mir auch Fotos zeigen, wenn sie das wollen. Bilder erzählen Geschichten. Indem die Menschen von dem Angehörigen berichten, den sie verloren haben, finden sie einen Weg, sich mit der bitteren Realität vertraut zu machen, dass es vorbei ist. Wie können Freunde einem trauernden Menschen helfen, und was sollten sie im Umgang mit dem Trauernden vermeiden? Man sollte Plattitüden vermeiden. Sprüche wie „Du wirst schon wieder einen neuen Mann finden“ oder „Ihr könnt ja noch mal ein neues Kind kriegen“ sind furchtbar, das ist

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falscher Trost. Trost besteht darin, dass ich mir das Leid des anderen anschaue und zulasse. Als Freund oder Bekannter kann ich das Leid nicht aufheben. Aber ich kann zuhören und Geduld haben, mir unter Umständen die gleiche Geschichte immer wieder anhören, auch wenn es schwerfällt. Trauern ist kein gerader Prozess, sondern ein Auf und Ab. Es gibt Rückschläge. Der Trauernde kann auch mal aggressiv sein und vorwurfsvoll, das sollte man aushalten können. Wie geht man mit Kindern um, die einen Elternteil verloren haben? Das ist eine ganz schwierige Sache. Wenn zum Beispiel der Vater gestorben ist, trauern die Mutter und das Kind auf ganz unterschiedliche Weise. Wichtig ist, dass die Mutter auch ihre Trauer zeigen kann und vor dem Kind nicht die Tapfere spielt. Das Kind spürt ja, dass die Mutter traurig ist. Wenn das aber nicht zur Sprache kommt, verwirrt es das Kind. Die Mutter sollte das Kind sicher nicht komplett überschütten mit der eigenen Trauer, aber es kann ja auch erleichtern, wenn beide mal gemeinsam weinen. Man sollte das Kind auch erzählen lassen, es malen lassen, es Rituale finden lassen, mit seiner Trauer umzugehen. Man sollte es nicht abschirmen, mit ihm auf den Friedhof gehen und es unter Umständen auch zulassen, wenn das Kind den Toten noch mal sehen will. Das erfordert aber sehr viel Fingerspitzengefühl. Wie verhält man sich gegenüber trauernden Menschen angemessen, die einem nicht so nahe stehen, beispielsweise gegenüber dem Arbeitskollegen, der seine Frau verloren hat? Ansprechen. Wenn jemand ein Auto gewonnen hat, sage ich ja auch etwas und nehme Anteil am Glück. Das tut gut. Genauso gut tut Zuspruch im Trauerfall. Da gilt die goldene Regel: Was du willst, dass man dir tue, das tue anderen. Was hindert Sie am Ansprechen, außer dass es Ihnen schwerfällt? Fragen Sie: Wie geht es Ihnen? Lassen Sie den Trauernden

erzählen, und fragen Sie nach einer gewissen Zeit immer wieder mal nach, wie es geht. Keine Phrasen, kein Trost. Der Trost ist das Zuhören! In Zeitungen finden sich Anzeigen wie diese: „Heiner Meier, gestorben 2007, Ich vermisse Dich noch immer, Deine Maus.“ Ist das gute Erinnerung, oder hat da jemand den Tod fünf Jahre später noch nicht verkraftet? Formulierungen wie „Deine Maus“ waren früher in Todesanzeigen unmöglich, da gab es bestimmte Konventionen, die man einzuhalten hatte. Heute bricht da etwas Neues durch. Wenn das ehrlich gemeint ist, habe ich das zu respektieren, da vermisst jemand noch nach fünf Jahren. Warum auch nicht? Wie lange soll man denn trauern? Früher gab es das Trauerjahr. Früher habe ich im Psychologie-Studium gelernt: Wenn das Trauern länger als ein Jahr dauert, ist es neurotisch. Das sieht man heute nicht mehr so. Es gibt Leute, die brauchen ein Jahr, es gibt Leute, die brauchen Jahre. Manch einer verliert den Schmerz nie. Man kann und darf solange trauern, wie man Trauer hat. Was sagen Sie Menschen, denen der Verlust ihres Partners den Glauben an Gott genommen hat? Das Leid kann manchmal so schlimm sein, dass Menschen an der Güte Gottes zweifeln. Das kann ich verstehen und akzeptieren. Da kann ich dann auch nicht hingehen und sagen: Da sehen Sie aber etwas falsch. Gibt es in der Trauerbegleitung Situationen, in denen Sie denken: Lieber Gott, wie kann es sein, dass du solches Leid zulässt? Das gibt es, besonders wenn es junge Menschen sind, die sterben mussten. Als Seelsorger im Krankenhaus habe ich es mal erlebt, dass morgens ein dreijähriges Kind eingeliefert wurde – und abends war es tot. Das sind Situationen, die so schlimm sind, dass ich mich frage: Warum? Die einzige Antwort, die mir einfällt, ist: Unser Glaube hat das Leiden im Zentrum, und das ist nicht das Letzte. Wir fallen nicht in den Tod, sondern es gibt da noch etwas anderes. Das sagt mir mein Glaube. Es wäre aber falscher religiöser Trost, zu schnell von der Auferstehung zu sprechen. Zu runde Antworten machen mich skeptisch. Kann die Religion Trauernden Trost spenden? Ja, wenn ich es ernst nehme, dass mein Leben von Gott getragen ist. Dann finde ich es sehr tröstlich, dann können christliche Rituale und Sinnangebote sehr helfen. Im Gebet kann jemand, der glaubt, all das vor Gott zur Sprache bringen, was ihn in seiner Situation bewegt: das Leid, die Trauer, die Verzweiflung und vielleicht auch die Wut über Gott. Wichtig ist, dass ich mich der Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod nicht entziehe, dass ich meine Scheu überwinde. Dann kann es auch etwas sehr Beeindruckendes sein, wenn ich mich vom Toten verabschiede. Jedes Ausweichen macht J das Problem dagegen nur noch schlimmer.

Ort des Gedenkens: ein liebevoll gestaltetes Grab auf dem katholischen Friedhof in Braunschweig.

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text: Volker Rö pke F otos: peter sierigk


Im Fokus

Allerheiligen und Allerseelen Im Heiligenkalender der katholischen Kirche steht am 1. November „Allerheiligen“. An diesem Tag gedenkt die Kirche aller Männer und Frauen, die für ihren Glauben leiden mussten oder gestorben sind, die sich ganz selbstverständlich für ihre Mitmenschen eingesetzt haben, teilweise mit ihrem eigenen Leben, oder ein frommes Leben geführt haben. Aber im Gegensatz zu den bekannten Heiligen sind ihre Namen unbekannt. Für sie wurde auch nie ein Heiligsprechungsverfahren eingeleitet. Mit in diesen Gedenktag eingeschlossen sind auch die Heiligen unseres Alltags, die sich um andere kümmern und den Heiligen – manchmal auch unbewusst – nacheifern. Gefeiert wird das Fest Allerheiligen schon seit dem frühen Mittelalter. Eingeführt hat es Papst Gregor IV. (827–844). In einigen Bundesländern ist Allerheiligen ein Feiertag – in Niedersachsen allerdings nicht. Während Allerheiligen ein Freudentag ist, ist der 2. November mit dem Gedenktag „Allerseelen“ eher ein Trauertag. Abt Odilo von Cluny hat diesen Tag bereits zum Ende des ersten Jahrtausends als besonderen Tag des Gedenkens an die Verstorbenen eingeführt, besonders für die sogenannten „armen Seelen“, die im Fegefeuer noch einen Teil der irdischen Schulden abbüßen mussten. Heute ist Allerseelen ein Tag, an dem aller Toten gedacht wird. Ein äußeres Zeichen ist dabei die Gräbersegnung auf den

Friedhöfen. Die lieben Verstorbenen werden noch einmal in die Mitte der Gottesdienstgemeinschaft gestellt. In vielen Gemeinden werden die Namen der im letzten Jahr verstorbenen Gemeindemitglieder verlesen und eine Kerze wird für sie entzündet, die dann auf das Grab gestellt wird. Als Zeichen dafür, dass die Verstorbenen von den Lebenden nicht vergessen werden, werden die Gräber der Verstorbenen auf den Friedhöfen mit Blumen oder Kränzen und mit Grablichtern geschmückt. Da der Allerseelentag ein Werktag ist, finden die Gräbersegnungen oft am Sonntag vor oder nach dem Allerseelentag statt. In den Bundesländern, an denen Allerheiligen frei ist, wird die Gräbersegnung oft auch an diesem Tag abgehalten. Rund um die Tage Allerheiligen und Allerseelen haben sich verschiedene Bräuche gebildet. Am Vorabend von Allerheiligen wird vielerorts „Halloween“, der „Abend vor Allerheiligen“ gefeiert. Halloween stammt ursprünglich aus Irland und ist über Nordamerika mit dem Brauch des Süßigkeitenbettelns der Kinder und dem Ausruf „Süßes oder Saures“ zurück nach Europa gekommen. Am Allerseelentag werden in verschiedenen Regionen Deutschlands Seelenbrezeln oder Seelenwecken gebacken.

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stoFF FÜR GLAUBENSGEScHIcHTEN im Kloster st. marienberg in helmstedt wird die vergangenheit lebendig. in der klösterlichen schatzkammer hüten die stiftsdamen das vermächtnis des mittelalters, und in der paramentenwerkstatt werden taufkleidchen, talare oder chorhemden für Kirchen hergestellt oder repariert.

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Gegründet wurde das Kloster St. Marienberg zwischen 1176 und 1181 als Augustiner Chorfrauenstift von dem Grafen Wolfram von Kirchberg.

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osenstöcke an dicken Mauern, ein schattiger Kreuzgang und verwitterte Grabsteine im Innenhof – das 800 Jahre alte Kloster St. Marienberg in Helmstedt kommt dem Idealbild eines beschaulichen Ortes der Kontemplation und Abgeschiedenheit sehr nahe. Doch der erste Eindruck trügt. Eine zeitgemäße Klosterordnung für die Stiftsdamen, eine Ausbildungsstätte für Lehrkräfte und internationale Aufträge für die angesehene Paramentenwerkstatt bringen frischen Wind in das alte Gemäuer.

Der Duft des Mittelalters In der klösterlichen Schatzkammer hüten die Konventualinnen aber noch immer das Vermächtnis des Mittelalters. Ein eigenartiger Geruch wie nach Menthol, Eukalyptus und Petroleum steigt den Besuchern in die Nase. „Das ist Kampfer, der die empfindlichen Gewebe vor Motten schützen soll“, erklärt die Stiftsdame, die eine Besuchergruppe in den einstigen Kapitelsaal des Klosters führt. Hier werden elf der kostbarsten mittelalterlichen Textilien präsentiert; insgesamt besitzt St. Marienberg noch etwa 20 der unschätzbar wertvollen Handarbeiten, die zum größten Teil in der zum Kloster gehörenden Werkstatt angefertigt worden sind. Staunend stehen die Besucher vor dem Elisabeth-Teppich, der etwa 1450 entstanden ist. Ein großer Wandbehang aus farbiger Wolle auf grünem Grund und mit rotem Rankenschmuck stellt das Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen in 19 gestickten Bildern dar. Ein Margareten-Behang aus feinem Leinen wurde mit farbiger Seide auf Nessel gestickt und aus quadratischen Feldern zusammengesetzt, die jeweils von einer anderen Stickerin hergestellt wurden. Zu den ältesten Stücken gehören zwei Teile einer Stola von 1250. Das größere zeigt den thronenden Christus mit dem Buch des Lebens in der linken Hand.

St. Marienberg kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Gegründet wurde es zwischen 1176 und 1181 als Augustiner Chorfrauenstift von dem Grafen Wolfram von Kirchberg, der zugleich Stadtherr von Helmstedt und Abt des benachbarten Benediktinerklosters St. Ludgeri war. Die ersten Konventualinnen kamen aus Steterburg bei Salzgitter. Familien aus dem niederen Adel und später auch aus dem wohlhabenden Bürgertum schickten ihre unverheirateten Töchter in das Kloster, wo sie ein standesgemäßes Auskommen und gehobene Bildung fanden. Eine entscheidende Veränderung brachte die Einführung der Reformation im Jahr 1569 durch den Landesherrn, Herzog Julius. Der enge klösterliche Zusammenhalt löste sich auf und die Gemeinschaft wurde mit sieben Klosterstellen zum evangelischen Konvent, das den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel unterstellt war. Heute ist die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz mit dem Vereinigten Kloster- und Studienfonds Trägerin des Konvents.

Auch verheiratete Frauen dürfen Konventualinnen werden Ein Besuch im Paramenten-Saal ist wie eine Zeitreise. Dicke Balken stützen die niedrige Holzdecke der Werkstatt, in der große Webstühle, massive Eichenholztische und eine Wandtäfelung aus dem 19. Jahrhundert die Vergangenheit lebendig werden lassen. Aber hier werden nicht nur wertvolle historische Stücke restauriert. Alte Taufkleidchen, moderne Talare, Chorhemden oder liturgische Textilien für Kirchen werden repariert oder individuell angefertigt. Es entstehen auch moderne textile Kunstwerke nach eigenen Entwürfen der Werkstatt oder zeitgenössischer Künstler. Mit Motiven des weit über das Bistum Hildesheim hinaus bekannten Künstlers Gerd Winner werden Altardecken in den liturgi-

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schen Farben gestaltet. Hannes Käfer von der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste hat den Wandteppich für die Expo in Hannover entworfen, der jetzt im Niedersächsischen Landtag hängt. Führungen durch das Kloster beginnen in der romanischen Stiftskirche, die wie eine Trutzburg auf dem Hügel über Helmstedt thront. Der mächtige Kirchenbau wurde im ausgehenden 12. Jahrhundert als flachgedeckte, dreischiffige Pfeilerbasilika mit Kreuzgang und wuchtiger Turmanlage errichtet. Die Kirche ist im Lauf der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet und restauriert worden. Der im Braunschweiger Land unermüdlich tätige Hofmaler Adolf Quensen hat um 1881 im Stil des Historismus die Seitenkapellen und die Jochbögen im Langhaus ausgemalt. Bedeutende Kunstwerke wie ein Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert, ein beeindrucken-

In der Paramentenwerkstatt entstehen auch moderne textile Kunstwerke nach eigenen Entwürfen oder denen zeitgenössischer Künstler.

der dreiflügeliger Hochaltar mit einem reichen Figurenprogramm und drei farbenprächtige Glasfenster im Hohen Chor schmücken die Stiftskirche. Nicht nur die meisten katholischen Klöster, sondern auch die evangelischen Damenstifte, haben heute Nachwuchsprobleme. Auch der Konvent von St. Marienberg konnte nur durch eine Reform vor dem Aussterben durch Überalterung bewahrt werden. Nach einer fünf Jahre dauernden Vakanz wurde 1989 ein neuer Konvent mit Mechthild von Veltheim als Kloster-Vorsteherin (Domina) gegründet, die die Klosterordnung änderte. Seitdem ist die Residenzpflicht aufgehoben und die Konventualinnen dürfen verheiratet sein – ein Abschied von den ursprünglichen Regeln klösterlichen Lebens. Der Konvent war zwar bald wieder komplett besetzt, aber statt Lob gab es anfangs Kritik, erinnert sich von Veltheim. Die ausgebildete Fotografin übernahm 40-jährig das Amt der Domina und suchte sich gleichgesinnte Mitstreiterinnen. „Die tragen Jeans, Schmuck und schminken sich“, wurden die Frauen bestaunt, wenn sie Besuchergruppen führten. Ihre marineblauen Chorhemden mit großem Kragen tragen die Konventualinnen nur bei besonderen Gottesdiensten und offiziellen Anlässen. Der Einsatz für die Werkstatt und die Paramentik gehört wie eh und je zu den Aufgaben des Konvents, außerdem werden Gottesdienste, Ausstellungen und Seminare angeboten. Durch den ständigen Kontakt und regelmäßige Treffen des Konvents, die monatlichen spirituellen Einkehrtage und eine gemeinsame Fahrt mit dem Klosterpropst Pfarrer Christoph Holstein sei eine starke Zusammengehörigkeit gewachsen, unterstreicht Mechthild von Veltheim. Nach dem Tod einer Konventualin wird zurzeit Ausschau nach einer Nachfolgerin gehalten. J text: I lona S ourell F otos: A ndreas Greiner -Na P P

Informationen zum Kloster St. Marienberg Die Paramentenwerkstatt, die aus dem alten Konvent hervorgegangen ist, befindet sich heute in der Trägerschaft der von Veltheim Stiftung und ist wirtschaftlich selbstständig. Gegründet wurde sie 1862 von der Domina Charlotte von Veltheim. Eine Ausstellung im Kreuzgang würdigt Leben und Werk der tatkräftigen Frau (1832 bis 1911), die neben der Gründung eines Krankenhauses und einer Internatsschule die Weiterentwicklung der evangelischen Paramentik zu ihrem Hauptanliegen gemacht hatte. Heute arbeiten bis zu 25 Handstickerinnen und Weberinnen, darunter zwei Meisterinnen und sieben fest angestellte Mitarbeiterinnen, für die Werkstatt. Paramente sind Textilien, die im Gottesdienst oder in der Liturgie verwendet werden wie Altardecken, Pultdecken, Bildteppiche oder Talare und Messgewänder. Gemäß dem Motto „ora et labora“ (bete und arbeite) gehörte die Herstellung von Paramenten neben dem Gebet von Anfang

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an zu den wichtigsten Aufgabe der Chorfrauen des Klosters St. Marienberg. Der Konvent des Klosters St. Marienberg ist eine evangelisch-lutherische Gemeinschaft, die zu gemeinsamer Arbeit und Gebet in das Kloster kommt. Nach der Einführung der Reformation wurde festgelegt und ist bis heute gültig, dass dem Konvent eine Domina (Äbtissin) als Klostervorsteherin und sechs Konventualinnen angehören. Durch einen Tauschvertrag von 1754 mit dem Herzog Carl I. von Braunschweig erhielt die Familie von Veltheim auf ewig das Recht, die Domina des Klosters vorzuschlagen. Führungen in der Paramentenwerkstatt, Kirche, Kloster und Schatzkammer werden Montag bis Freitag nach vorheriger Vereinbarung mit dem Konvent angeboten. Der Eintritt kostet 3,00 Euro. Kloster St. Marienberg, Klosterstraße 14, 38350 Helmstedt, Telefon 05351 6769, KlosterMarienberg@gmx.de www.parament.de


Engagiert

Dass Andreas Kling einen Gottesdienst besucht, ohne Musik zu machen, kommt fast nie vor. Meist spielt er die Orgel von St. Marien.

Immer da, wo die Musik spielt

FOTO: Andreas greiner-naPP

Dass aus Leidenschaft jede Menge Lebensglück werden kann, weiß Andreas Kling ganz genau. Weil sein Herz für die Kirchenmusik schlägt, lernte der Pfälzer in Braunschweig seine Frau kennen und fand viele Freunde in seiner neuen Heimat. Der Ingenieur Andreas Kling ist erst 39 Jahre alt – und trotzdem schon seit zwei Jahrzehnten nebenberuflicher Organist und Chorleiter in der katholischen Gemeinde St. Marien in Braunschweig-Querum. Aufgewachsen ist er in RheinlandPfalz. Er kommt aus einer musikbegeisterten Familie und lernt bereits im Kindesalter Klavier, Geige und Querflöte zu spielen. Als Teenager macht er neben der Schule eine dreijährige Ausbildung zum Kirchenmusiker. Anschließend spielt er in einer Pfarrkirche und einer Krankenhauskapelle regelmäßig Orgel, ehe er im Herbst 1992 seine Heimatstadt Rodalben verlässt, um in Braunschweig an der Technischen Universität Maschinenbau zu studieren. Seiner Leidenschaft für die Kirchenmusik bleibt er dennoch treu. Einer seiner Lehrer vermittelt ihm den Kontakt zum Braunschweiger Regionalkantor Bernhard Schneider.

Von Schneider erhält Kling den Tipp, dass in St. Marien ein Chorleiter gesucht wird. Als er sich vorstellt, hat er Erfolg und wird genommen. „Meine neue Gemeinde hat mich damals auch bei der Wohnungssuche unterstützt. Gerade über den Kirchenchor habe ich viele soziale Kontakte knüpfen können, das hat mir das Einleben sehr erleichtert“, sagt Kling. Zu einem noch größeren Glück für ihn wird, dass er als Student im Vokalensemble des Braunschweiger Doms mitsingt. Musikalisch ist Andreas Kling, der sich auch im Pfarrgemeinderat engagiert, unermüdlich. Die Mitglieder seines Chores seien engagiert und zuverlässig, die Arbeit mit ihnen mache viel Freude, sagt er. Dass der Pfälzer einen Gottesdienst besucht, ohne währenddessen ein Instrument zu spielen, kommt fast nie vor. „Während der Erstkommunion meines Neffen vor zwei Jahren habe ich nicht gespielt, das war ein komisches Gefühl.“ Kein Wunder also, dass Andreas Kling auch nach 20 Jahren als Kirchenmusiker in St. Marien noch längst nicht ans Aufhören denkt. Sein Jubiläum in St. Marien wird die Gemeinde mit einem Festgottesdienst am 17. November um 18.00 Uhr feiern.

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Sakramente sind Zeichen, mit denen Gott mit den Menschen in Verbindung tritt. Sie drücken die Begegnung mit Gott aus. Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente. Taufe, Eucharistie und Firmung haben wir bereits vorgestellt. Hier erklären wir Ehe, Priesterweihe, Krankensalbung und Buße.

Ehe

Weihe

Für Christen ist es wichtig, ihre Liebe unter den Segen Gottes zu stellen und zu wissen, dass sie auf ihrem gemeinsamen Lebensweg von Gott begleitet werden. Bei der Ehe verspricht sich das Brautpaar „Treue in guten und in schlechten Tagen“, bis der Tod sie scheidet. Mann und Frau spenden sich vor einem Priester oder Diakon und zwei Trauzeugen gegenseitig das Sakrament der Ehe. Da die Ehe in der katholischen Kirche als eine lebenslange Gemeinschaft verstanden wird, gibt es auch keine kirchliche Ehescheidung.

Mit der Spendung des Sakraments der Weihe wird einem Gläubigen ein Amt in der Kirche übertragen. Das Sakrament gliedert sich in drei Stufen: die Diakonenweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe. In allen drei Weihestufen wird das Sakrament durch das schweigende Handauflegen und das Weihegebet gespendet. Spender des Weihesakraments ist ein Bischof. Der Geweihte soll die christliche Botschaft weitergeben und ein vorbildliches christliches Leben führen. Entsprechend seinem Weihegrad darf der Geweihte Sakramente spenden. In der katholischen Kirche ist die Priesterweihe mit der Verpflichtung zum Zölibat verbunden, also mit der Pflicht, ehelos zu leben.

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Krankensalbung Eine wichtige Aufgabe der Kirche ist die Begleitung kranker und sterbender Menschen. Dazu gehört auch das Sakrament der Krankensalbung. Dieses Sakrament ist ein Stärkungssakrament. Die Krankensalbung soll den Kranken in ihren Leiden Kraft, Mut und Hoffnung geben. Und sie ist ein Zeichen dafür, dass Gott niemanden in den schweren Stunden des Lebens allein lässt. Schwerstkranken oder Sterbenden will dies Sakrament die Zuversicht vermitteln, dass, so wie es Jesus versprochen hat, nach dem irdischen Tod das ewige Leben bei Gott kommt. Bei der Krankensalbung werden dem Kranken die Hände aufgelegt, und er wird mit dem „Oleum Infirmorum“, dem „Öl für die Schwachen und Kranken“ gesalbt. Der Priester spricht dabei die Worte: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes.“

Buße Wer etwas Schlechtes getan hat, darf darauf hoffen, dass Gott ihm verzeiht. Dafür muss der schuldig gewordene Mensch seine Schuld eingestehen. In der Beichte, dem Gespräch mit dem Priester, macht er deutlich, dass er den Weg des Bösen verlassen will. Er bereut, wendet sich Gott zu und bittet ihn um Vergebung. Zur Beichte gehört untrennbar die Buße, die Wiedergutmachung. Auch wenn der Priester im Sakrament der Buße den Beichtenden von seinen Sünden „losspricht“, ist das Sakrament nur dann gültig, wenn es seine feste Absicht ist, sich zu bessern, und zu versuchen, das, was er Falsches getan hat, so weit wie möglich wiedergutzumachen. Der Priester spricht den Gläubigen in der Beichte von seinen Sünden frei. Die Beichte ist ein Zeichen dafür, dass Gott auch den, der vom Weg abgekommen ist, nicht fallen lässt. Auch wer Fehler macht, bekommt eine zweite Chance.

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Gesehen, gelesen, gehört

Literatur Matthias Viertel Warum wir scheitern

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Das Scheitern gehört nach Ansicht des Kieler Theologen Matthias Viertel zur menschlichen Natur. „Wer in eine Krise gerät oder einen Misserfolg erlebt, sollte sich vor Augen halten, dass Niederlagen normal sind, weil sie der menschlichen Norm entsprechen“, schreibt der evangelische Pastor und Philosoph. Auf 155 Seiten analysiert Viertel alltägliche Situationen, in denen Menschen scheitern. Viele Beispiele fänden sich auch in biblischen Texten wieder. Für den Autor ist Scheitern mehr als nur ein misslungener Versuch: „Es hält uns vor Augen, dass das Leben noch andere Möglichkeiten bereithält.“ Viertels Fazit lautet, dass es allemal besser sei, nach den Gründen des Scheiterns zu suchen, als bloß die Niederlagen zu beklagen. Das gelte nicht nur für den Einzelnen, sondern für die ganze Gesellschaft. Deshalb bildeten soziale Maßnahmen ein Auffangnetz für die Gestrandeten, und in der Religion seien Gnade und Nächstenliebe fest verankert: „Die Bedeutung des Scheiterns für das Miteinander der Menschen zu unterschätzen, hieße letztlich auch, das wärmende Netz der sozialen Bindung und Verpflichtungen für unser Leben zu verkennen.“ 2012, Lutherisches Verlagshaus Hannover, 18,90 €

Nancy Huston Infrarot

Ro man

Sommer 2005: Als die Journalistin Rena Greenblatt ihrem Vater zum 70. Geburtstag eine kunstgeschichtliche Reise durch die Toskana mit ihr und ihrer Stiefmutter schenkt, weiß sie noch nicht, dass diese Reise ihr Leben verändern wird. Während ihr Vater, ein ehemaliger Kunsthistoriker, im Genuss der berühmtesten Gemälde der Renaissance schwelgt, kommuniziert Rena per SMS mit ihrem arabischen Liebhaber Aziz in Paris. Dann ruft Aziz an und bittet Rena, nach Paris zurückzukehren. Doch sie bleibt in Italien bei ihrem Vater, bei dem nach einem kleinen Unfall eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird. Rena verliert Partner und Arbeitsstelle, in absehbarer Zeit auch ihren Vater. Aber sie findet Zugang zu ihrer Stiefmutter und letztendlich auch zu sich selbst und ihren ureigenen Wünschen und Vorstellungen vom Leben. – Nancy Huston ist eine der renommiertesten kanadischen Autorinnen. Ihre atmosphärisch dichte Story, gut modellierte Charaktere und ein fesselnder Stil machen die Lektüre des Romans zum Vergnügen. 2012, Rowohlt, 19,95 €.

Der Borromäusverein e.V. aus Bonn unterstützt uns bei der Bücherempfehlung. Weitere Informationen: www.BORROMAEUSVEREIN.de

Hörbuch Wolfgang Herrndorf Tschick Maik Klingenberg hat Sommerferien und hängt gelangweilt am Pool der elterlichen Villa herum. Seine Mutter versucht wieder einmal in einer teuren Privatklinik ihre Alkoholsucht zu überwinden und sein Vater ist mit der hübschen Assistentin auf Geschäftsreise. Da taucht wie gerufen Tschick auf. Dieser hat es auf das Gymnasium geschafft, dennoch ist er nicht gerade ein Musterbeispiel gelungener Integration. Denn Tschick hat einen geklauten Wagen und gemeinsam machen sich Tschick und Maik auf den Weg in die Walachei. Einen Plan haben die beiden nicht, sie wissen nur, dass die Walachei irgendwo im Osten liegt. Auf ihrer Odyssee durch das sommerlich-heiße Deutschland entwickelt sich zwischen den so unterschiedlichen Protagonisten eine tiefe Freundschaft. Als ihre Reise wegen des gestohlenen Autos vor dem Jugendrichter endet, versuchen beide die Verantwortung zu übernehmen. Die aufwendige Produktion trifft die ironischen Töne ebenso wie die tragisch-nachdenklichen Momente und empfiehlt sich für viele Hörer. 2011, Argon Verlag, 2 Audio-CDs, 16.95 €

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Erlebenswert

Die Dokumentation „Der Pfandleiher“ wirft einen filmischen Blick auf deutsche Befindlichkeiten während der Finanzkrise.

Event

FOTO: Filmfest Braunschweig

Das 26. Internationale Filmfest Braunschweig vom 6. bis 11. November Das Kino als „Sinnsuchmaschine“ in einer bildersüchtigen Welt? Auch Theologen denken über die Faszination der Bilder aus der Traumfabrik nach – und fragen nach möglichen Schnittstellen zwischen Kino und Religion in der modernen säkularen Gesellschaft. Kultort Kino: Der amerikanische Bildtheoretiker W.J.T Mitchell spricht dabei von einer Wechselbeziehung zu den Bildmedien: „Wir erschaffen sie, und sie erschaffen uns.“ Beim 26. Internationalen Filmfestival Braunschweig werden rund 160 aktuelle Filme gezeigt – Komödien und Dramen, Romanzen, Thriller, Dokumentationen und Biografien. Eine Reihe dieser Filme beschäftigt sich mit sozialen und gesellschaftlichen Themen. So stellte sich Regisseur Stanislaw Mucha für seine Dokumentation „Der Pfandleiher“ selbst hinter die Tresen von drei Leihhäusern und wirft so einen Blick auf deutsche Befindlichkeiten während der Finanzkrise. Der Film „Die feinen Unterschiede“ begleitet einen wohlhabenden Arzt und seine Putzfrau: Beide machen sich gemeinsam auf die Suche nach ihren Kindern und merken dabei, dass ihre Welten sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. In „Vergiss mein nicht“ dokumentiert Regisseur David Sieveking das Leben seiner schwer an Demenz erkrankten Mutter. Um seinen Vater zu entlasten, zieht der Dokumentarfilmer für ein paar Wochen bei seinen Eltern ein und übernimmt die Pflege.

In Zusammenarbeit mit dem Staatsorchester Braunschweig präsentiert das Filmfest den Soundtrack des vielfach ausgezeichneten Stummfilms „The Artist“ mit dem Komponisten und Oscar-Preisträger Ludovic Bource. Ein weiteres Filmkonzert widmet sich dem Ehrengast der Reihe „Musik und Film“, Philippe Sarde. Der Künstler hat mehr als 200 Filmmusiken komponiert, darunter für Roman Polanskis Kinoklassiker „Tess“ mit Nastassja Kinski. Um den mit 10.000 Euro dotierten Publikumspreis „Heinrich“ konkurrieren unter anderem das Drama „Verity´s Summer“, eine Geschichte über die Tochter eines aus dem Krieg heimgekehrten britischen Polizisten, und die tschechische tragikomische Weihnachtsgeschichte „Flower Buds“. Dass Braunschweigs renommierte Hochschule für Bildende Künste Kooperationspartner ist, gehört zur Tradition des ambitionierten Festivals: Regelmäßig präsentiert die Filmklasse der HBK ihre aktuellen Arbeiten beim Internationalen Filmfest Braunschweig.

K arin D zionara

Filmfest-Treffs: abspann, Neue Straße 8, im Universum Filmtheater. Foyer 61, Lange Straße 61, nebem dem C1 Cinema. Weitere Informationen unter www.filmfest-braunschweig.de, Telefon 0531 7022020

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Termine

Fair reden 16. bis 18. November

sankt-martins-umzug 13. November

Meinungsverschiedenheiten fair klären, wirklich verstehen, was der Partner meint – EPL ist ein Gesprächstraining, bei dem Paare lernen, wie sie ihre Kommunikation verbessern können. Das Bildungswerk Braunschweig der Katholischen Erwachsenenbildung bietet Paaren an, dieses Gesprächstraining während eines Wochenendseminars zu erlernen. Veranstaltungsort sind die Räume der Katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Aegidienmarkt 11, 38100 Braunschweig. Die Kosten pro Paar betragen 150,00 Euro. Kontakt unter Telefon 0531 126934.

Am Dienstag, 13. November, werden viele Kinder mit selbst gebastelten Laternen die Braunschweiger Innenstadt erleuchten. Sie nehmen anlässlich des Martinstages am 11. November am Sankt-Martins-Umzug der Gemeinde St. Aegidien und der katholischen Grundschule Edith Stein teil. 300 bis 400 Menschen werden erwartet. Um 17.00 Uhr findet in der Aegidienkirche eine Andacht mit Propst Reinhard Heine statt. Edith-Stein-Grundschüler spielen die berühmteste Szene aus dem Leben des Heiligen nach: Der Legende nach zückte Martin als römischer Soldat sein Schwert, um seinen Mantel mit einem frierenden Bettler zu teilen. Nach der Andacht startet der Umzug. Er führt über Waisenhausdamm und Bohlweg bis zur Grundschule Edith Stein.

Impressum Jes . Das katholische Magazin für Braunschweig Verlag Bernward Medien GmbH, Domhof 24, 31134 Hildesheim Verantwortlich für den Inhalt: Matthias Bode, Domhof 24, 31134 Hildesheim

Jes wird umweltfreundlich auf FSc®-zertifiziertem Papier und co2-kompensiert gedruckt.

www.jes-braunschweig.de

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Print

kompensiert Id-Nr. 1223702 www.bvdm-online.de

FOTOS: FOTOLIA, PHOTOcASE

Redaktion Volker Röpke, Propsteipfarramt St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig, Telefon 0531 24490-25, info@jes-braunschweig.de, www.jes-braunschweig.de Mitarbeiter dieser Ausgabe: Karin Dzionara, Ilona Sourell, Silke Städing, Edmund Deppe, Guido Fuchs Gestaltung Bettina Höhne, Bernward Medien GmbH Anzeigen Mirco Weiss (verantwortlich), Domhof 24, 31134 Hildesheim, Telefon 05121 307-858 Druck Westermann Druck GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig


Ordnungsliebe Immer wenn ich mich vereinnahmt fühle mich verloren hab in meinen Pflichten und den Erwartungen der anderen setze ich mich an den Schreibtisch schaue aus dem Fenster spiele mit den Büroklammern und male Blümchen aufs Papier entziehe ich mich dem Zwang etwas Nützliches zu tun, bin bei mir selbst zu Besuch. Manchmal entsteht dabei ein Gedicht ein bisschen Ordnung in meinen Gedanken und manchmal ist anschließend nur das Durcheinander auf dem Schreibtisch geordnet. Anne Steinwart



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