Jes . Das katholische magazin für Braunschweig € 1,50 nr. 09/2013 Dezember
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sTunde nuLL in beThLehem wie alles begann
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TASCHEN – MARKEN – KOMPETENZ
K o h l m a r k t 17 Schloss Arkaden
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Zwei mal in Braunschweig …
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Editorial . Inhalt
Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Stunde Null bezeichnet ein ganz bestimmes Datum: den 8. Mai 1945. Es ist der Tag, der für die Befreiung von Krieg und Nationalsozialismus steht, für den Beginn einer neuen Zeit in Deutschland. Auf unserem Titelblatt haben wir den Begriff der Stunde Null in einen anderen Kontext gerückt – hier markiert er den Start einer neuen Zeitrechnung. Die Geburt des Kindes, das Maria in einem Stall zur Welt ge-
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bracht hat, ist eine Stunde Null in doppelter Weise: Sie führte nicht nur zur Entstehung einer Weltreligion mit heute mehr als zwei Milliarden Gläubigen, sondern ordnete auch die Jahreszählung neu. Seit der Mönch Dionysius Exiguus aus Rom Anfang des 6. Jahrhunderts die Menschwerdung Gottes zum festen Bezugspunkt machte, sortieren wir die Weltgeschichte in die Zeit vor und nach Christi Geburt. Wie sich die Stunde Null des Christentums zugetragen haben soll, hören wir zu Weihnachten in einer der schönsten biblischen
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Erzählungen. Was die Schilderung so gut macht, haben wir einen Fachmann für das Inszenieren von Geschichten gefragt: Joachim Klement, den Generalintendanten des Staatstheaters Braunschweig (Seite 12). Wie es in der Bibel heißt, ist Jesus Christus in Bethlehem zur Welt gekommen. Mehr als 2000 Jahre später ist der Geburtsort von Gottes Sohn einer der Schauplätze des Streits zwischen Juden und Palästinensern. Die in Israel lebende Journalistin Andrea Krogmann beschreibt eine Stadt in der Spannung zwischen Idylle und Nahostkonflikt (Seite 8). Ihre Reportage zeigt: Im heiligen Land lässt der Friede auf Erden noch auf sich warten. Wir sind da besser dran – 68 Jahre nach der Stunde Null in Deutschland. Einen schöne Adventszeit und ein friedliches Weihnachtsfest
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wünscht Ihnen
Eingesammelt Künstler gestalten Kirche um 6 Nah dran Reportage aus Bethlehem 8 Im Fokus Interview über die Weihnachtsgeschichte 12 Leib und Seele Adventskalender zum Selbermachen 15 Gesprächsstoff Wie das Bistum Hildesheim mit Geld umgeht 16 Engagiert Malteser kochen für Bedürftige 21 Entdeckt Neue Kunstausstellung in Wolfsburg 22
Volker Röpke, Redaktion Jes
Wenn Sie uns schreiben wollen: Redaktion Jes, Propsteipfarramt St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig, info@jes-braunschweig.de, www.jes-braunschweig.de
Jes Junior Die Heiligen Drei Könige 26 Erlebenswert Wechselnde Weihnachtsszenen in Göttingen 29 Termine Besinnliche Texte und Musik 30 Jes 09 . 2013
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Wo gott mensch wurde
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Wer auf den Spuren christi wandeln möchte, kommt an diesem Ort nicht vorbei. Die geburtskirche Jesu in Bethlehem ist fast 1500 Jahre alt und gehört zum Weltkulturerbe der unesco. Der überlieferung nach befindet sich in einer grotte unter dem chor die geburtsstätte von gottes Sohn. ein silberner Stern symbolisiert jene Stelle, an der einst die Krippe gestanden haben soll. Wer zum Kind will, muss sich übrigens kleinmachen: Der eingang zur geburtskirche misst gerade 1,20 meter.
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Eingesammelt
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Jahre lang hatten sich die Braunschweiger Kolpingfamilien unter Federführung von Barbara Linz darum bemüht, dass eine Straße in der Stadt nach dem katholischen Priester und Sozialreformer Adolph Kolping benannt wird. Diese Geduld hat sich nun ausgezahlt: Seit Kurzem gibt es im Stadtteil Heidberg, in direkter Nachbarschaft zur Caritas-Kita St. Bernward an der Stettinstraße, den Kolpingweg – in Erinnerung an den 1865 verstorbenen Gründer des Sozialverbandes Kolpingwerk.
Das Modell im Original: Die Gemeinde St. Marien möchte den Innenraum ihrer Pfarrkirche neu gestalten lassen.
Künstlerin soll Kirchenraum kreieren
Kirchen und Moscheen als Internet-Fotostrecke Können Fotos Brücken bauen zwischen Religionen? Der Braunschweiger Katholik und Hobbyfotograf Michael Welling meint: Das geht. In der Internet-Community „Panoramio“, in der Fotografen ihre Bilder einstellen können, hat er deshalb die Gruppe „Kirchen und Moscheen/Respekt und Toleranz“ gegründet. Dort haben inzwischen rund 30 Menschen aus ganz unterschiedlichen Regionen der Welt mehr als 150 Bilder von Kirchen und Moscheen abwechselnd hochgeladen – sodass die Gotteshäuser wie Glieder einer langen, miteinander verbundenen Kette wirken. Die Gruppe möchte so ein Zeichen setzen für Respekt und Toleranz zwischen Christentum und Islam. www.panoramio.com/group/respect-and-tolerance
www.st-marien-braunschweig.de
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FOTOS: Andreas Greiner-Napp; Wikipedia: Florian K., Chester100/Udo Grimberg; Volker Röpke; Henrik Bode
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s gibt viele Wege, um aus alt neu zu machen. Besonders, wenn es um das Innere eines Gebäudes geht. Nun ist St. Marien in Braunschweig-Querum aber nicht irgendein Gebäude: Es ist eine Kirche. Wer hier aus alt neu macht, sollte das berücksichtigen. Es reicht nicht, zu wissen, dass dies der Ort ist, an dem sich die Gemeinde zum Gebet versammelt, zum Hören auf Gottes Wort, zur Feier der Eucharistie. Wer in dem Gotteshaus etwas ändert, muss selbst eine innige Beziehung zum Glauben haben – das jedenfalls wünscht sich die Gemeinde St. Marien, deren Pfarrkirche im Innenraum bald eine Frischzellenkur erhalten soll. Die spirituelle Aura soll dabei nicht verschluckt werden von einer zeitgemäßen und schicken, möglicherweise aber zu sterilen und kühlen Ästhetik. „Ein Kirchenraum ist ja nicht nur ein Zweckbau. Als sakraler Raum soll er eine besondere Atmosphäre ausstrahlen, die den Besucher empfängt, ihm etwas von Wärme und Geborgenheit und auch ein Gespür für die Gegenwart des Heiligen vermittelt“, sagt Pfarrer Bernward Mnich. Der Pfarrer und die Gemeindegremien haben sich deshalb nicht im ersten Schritt an einen Architekten gewandt, sondern zunächst eine katholische Künstkerin aus Augsburg gebeten, Entwürfe für eine Neugestaltung des renovierungsbedürftigen Innenraumes vorzulegen: Lilian Moreno Sánchez. Ihr Konzept soll anschließend gemeinsam mit der Bauabteilung des Bistums realisiert werden.
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Eingesammelt
» Ich sehe mir gern
Sonntagspredigten an.« Uwe Seeler (77), ehemaliger HSV-Stürmer und Nationalspieler, geht nur selten zum Gottesdienst in die Kirche. Er sehe sich aber gern Sonntagspredigten im Fernsehen an, sagte der evangelische Christ. „Ich denke, dass ich ohne Kirchgang mehr fürs Allgemeinwohl tue als mancher, der nur zum Gottesdienst geht, um gesehen zu werden.“ Und er sei dem lieben Gott sehr dankbar, dass er ihm seine Frau Ilka geschenkt habe, mit der er seit 54 Jahren verheiratet ist.
» Der Glaube stärkt mich,
Widerstand zu entwickeln.« Der Glaube hilft Maite Kelly (33), den Menschen an die erste Stelle zu setzen. Das sagte die Sängerin der KirchenZeitung: „Zuerst kommen mein Mann und meine Kinder, dann die Arbeit. Gerade heute lassen sich viele von der Leistungsgesellschaft dazu bringen, den Beruf an die erste Stelle zu setzen. Den Mut zu haben, Nein zu sagen, zu vertrauen, Stärke und Widerstand zu entwickeln, darin stärkt mich der Glaube.“
» Es gibt auch im Gefängnis Bedürftigkeit.«
Geschenke für Knackis: Auch in diesem Jahr möchte die Gemeinde St. Aegidien Inhaftierten eine Freude machen, die in Braunschweig in Untersuchungshaft sitzen. Die Gemeinde ruft zu Spenden von 15 bis 20 Euro auf. Mit dem Geld kauft Diakon Detlef Schötz (54) löslichen Kaffee, Tabak und Süßigkeiten ein und verpackt die Waren als Weihnachtspakete für Häftlinge, die keine Angehörigen haben, die sie unterstützen. Schötz sagt, er könne es verstehen, wenn Menschen für mutmaßliche Straftäter nicht spenden möchten. Zum christlichen Auftrag gehöre es aber, sich um Gefangene zu kümmern: „Es gibt auch im Gefängnis Bedürftigkeit.“ Spenden für die Weihnachtspakete können bis zum 20. Dezember auf folgendes Konto überwiesen werden: pfarramt St. Aegidien, Kontonummer 23 839 301, Bankleitzahl 250 100 30, postbank Hannover, Verwendungszweck: Gemeindecaritas-Aktion JVA.
Adolf Bialas und Pater Sabu freuen sich über die hohe Spendensumme.
23.000 Euro für ein Internat in Indien Für Adolf Bialas ist Nächstenliebe mehr als nur ein Wort. Der Katholik aus Vechelde hatte jahrelang um Spenden geworben, mit denen arme Menschen im Südost-Ural unterstützt werden konnten. rund 90.000 Euro waren so zusammengekommen. Doch damit nicht genug: Der 74-Jährige hat inzwischen eine neue Hilfsaktion ins Laufen gebracht – diesmal für Kinder im Nordosten Indiens. Unter Mithilfe einiger Mitglieder seiner Kirchengemeinde Heilig Geist hat er bereits 23.000 Euro für den guten Zweck eingesammelt. Er hofft, dass sich die Summe auf bis zu 30.000 Euro erhöhen lässt, und ruft weiterhin zu Spenden auf. Mit dem Geld wird der Bau eines Internats in Nordostindien finanziert, der Grundstein ist bereits gelegt. Das Gebäude soll 80 bis 100 Jungs eine Unterkunft bieten. Die Kinder müssen dann keinen langen, beschwerlichen Schulweg mehr auf sich nehmen. Der indische pfarrer von Heilig Geist, pater Sabukuttan Francis, war in dieser region als Seelsorger tätig. Seine Ordensgemeinschaft betreibt die Schule, die nun dank der Spenden um das Internat erweitert werden kann. „Die Unterstützung soll weitergehen, auch wenn der Bau fertig ist. Wir können an vielen Stellen helfen“, sagt Bialas. Spendenkonto „Hilfsaktion Nordostindien“, Kontonummer 2 004 200 005, Bankleitzahl 250 693 70, Volksbank Vechelde/Wendeburg. Weitere Infos bei Adolf Bialas unter Telefon 05302 1388.
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bethlehem ist Weihnachten Die Wiege des Christentums wird heute nicht nur von Kirchen geprägt, sondern auch von einer Mauer, die Israel vor Terror aus den Palästinensergebieten schützen soll. Eindrücke aus einer Stadt, in der der Nahostkonflikt allgegenwärtig ist – das Fest von Christi Geburt aber auch.
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Nah dran
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mmer nachmittags, wenn die palästinensischen Bauarbeiter von ihren israelischen Baustellen zurück nach Bethlehem wollen, ist es voll in der kleinen Grenzanlage, die die Geburtsstadt Jesu von den Vororten Jerusalems trennt. Noch längere Schlangen bilden sich aber jeden Werktagmorgen auf der anderen, der Bethlehemer Seite. In viehgitterähnlichen Gängen stehen die Männer und warten auf Einlass. Manchmal schon ab morgens um vier Uhr, um pünktlich um acht bei der Arbeit zu sein. Die Männer kennen den Ablauf im Schlaf. Gürtel aus, Telefon, Schlüssel und andere Habseligkeiten auf das Kontrollband. Zwei Drehkreuze und einen Metalldetektor weiter folgt die Personenkontrolle. Papiere und Handabdrücke gilt es vorzuzeigen. Hochglanzfotos an den Wänden der nüchternen Checkpointanlage preisen die Glorie der Heiligen Stadt Jerusalem. Es ist „alles andere als idyllisch“, heute nach Bethlehem zu kommen. Doch gerade das ist „eigentlich ein stimmiges Symbol“, findet die deutsche Theologiestudentin Christina beim Fußweg durch den Militärcheckpoint. Denn auch damals, als Jesus geboren wurde, „war nicht alles perfekt – wir idealisieren vieles". Wer das Tagesgeschehen in den Medien verfolgt, hat mehrheitlich das Bild einer konfliktreichen Region vor Augen. Doch wer als mehr oder weniger frommer Pilger nach Bethlehem kommt, denkt an Hirten auf dem Feld, an idyllische Szenen mit Kind in der Krippe. Beides, Idylle und Konflikt, gibt es. Und doch ist die Kleinstadt mehr – und gerade an Weihnachten ist Bethlehem anders, als viele sich vorstellen.
Wie viele Christen in Bethlehem leben, lässt sich schwer sagen Einst war Bethlehem in deutlicher Mehrheit christlich. Wie viele Christen es in der Stadt heute noch gibt, will keiner so genau sagen. Die Mehrheit, heißt es in der Stadtverwaltung, stellen die Christen nur noch in den Nachbarorten Beit Sahour und Beit Jala. Im weiteren Umkreis der Geburtsstadt Jesu sind die Hälfte der 61.000 Einwohner christlich. Schaut man auf den gesamten Distrikt und seine 140.000 Bewohner, sinkt der Christenanteil gar auf 28 Prozent. Doch auch wenn am zentralen Krippenplatz das Minarett der Omar-Moschee hoch in den Himmel ragt: Das Stadtbild Bethlehems machen die vielen Kirchen und Klöster aus. Seit 2003 allerdings prägt ein weiterer imposanter Bau die Kulisse der Stadt und das Leben ihrer Bewohner: Eine rund acht Meter hohe Mauer soll Israel gegen Terror aus den Palästinensergebieten schützen. Für die meisten Besuchergruppen
Trotz Minarett am Krippenplatz prägen immer noch Kirchen und Klöster das Stadtbild Bethlehems. Auf dem unteren Bild ist die israelische Sperrmauer zu sehen, auf der Künstler und Aktivisten ihrem Frust über die Besatzung kreativen Lauf gelassen haben.
Eine Palästinenserin durchquert den Checkpoint, der Bethlehem von Jerusalem trennt.
im Reisebus – je nach Naturell – eine lästige oder aufregende Angelegenheit, stellt die Sperranlage für viele Einheimische ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg nach Jerusalem dar. Dabei liegt Bethlehem kaum mehr als einen Steinwurf südlich von ihrer großen Schwester. Nicht wenige Familien schneidet die Mauer von ihren Olivenhainen ab. Wie misst man „gut“ und „schlecht“ unter diesen Umständen? Schlecht sei die Situation, sagen Sabri und seine Taxifahrerkollegen, die am Checkpoint, „unserem zweiten Zuhause“, auf Kundschaft warten. Erst nach gezielterem Nachfragen geben sie zu, dieses Jahr sei besser als manch anderes. Es ist mehr die allgemeine Lage, die schlecht ist, sagen sie, und meinen die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und die anhaltende israelische Besatzung: „Keiner von uns bekommt eine Einreisegenehmigung für Israel. Zudem ist es politisch gerade mal wieder angespannt, die Zahl der Militärkontrollen ist entsprechend hoch.“ Vieles in Bethlehem hängt vom Tourismus ab – und der wiederum von der politischen Großwetterlage. Dieses Jahr ist es gerade noch mal gut gegangen. Die Syrienkrise und die Angst vor einem amerikanischen Militärschlag haben der Region im Herbst zwar einen leichten Dämpfer verpasst, aber ganz abgesagt haben nur die wenigsten Gruppen. Die Hotel-
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Der Stern in der Grotte der Geburtskirche ist das Ziel zahlreicher Pilger auf ihrem Weg durchs heilige Land.
besitzer sprechen einhellig von einem Rekordjahr. Mehr als 5.000 Betten zählt der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Stadt. Zu Weihnachten werden sie wieder alle ausgebucht sein. „Die Gruppen, die im Herbst nicht gekommen sind, kommen jetzt – wir haben alle Hände voll zu tun“, sagt Reiseleiter Kamal. Zufrieden ist auch sein Kollege Muhannad, der sich auf politische Touren spezialisiert hat: „Die Lage wird eigentlich von Jahr zu Jahr besser, weil immer mehr Menschen sich für unsere Situation interessieren.“ Vor allem junge Europäer wollen mehr über die israelische Besatzung erfahren. Sie laufen entlang der mit Graffiti überzogenen Mauer, wollen mit ihrem Besuch Solidarität zeigen. Daneben gibt es Menschen wie Gil und Sula, die „die Ruhe in Bethlehem“ genießen und im 5-Sterne-Hotel Komfort suchen. Und die zur wachsenden Zahl jüdischer Gäste gehören, die neugierig sind auf die andere Seite. Die Freude darüber ist nicht ungeteilt. Viele jüdische Besucher, sagt Taxifahrer Usama, ließen bei ihrem Besuch kein Geld da, was schlecht für den Arbeitsmarkt sei. Noch immer liegt die Arbeitslosigkeit in Palästina bei knapp 30 Prozent, verglichen mit fünf Prozent auf der anderen Seite der Sperranlage. Dass die Einnahmen der Souvenirhändler trotz entspannter Lage und steigender Besucherzahlen zurückgehen, meint die alteingesessene Familie Giacaman, liege aber auch an der wachsenden Konkurrenz: Immer mehr Läden werben mit traditionellen Olivenholzschnitzereien und billigeren Chinaimporten um die Gunst von Pilgern und Touristen. Bethlehem ist eine arabische Stadt. Geschäftig wuselt es tagsüber in ihren engen Altstadtgassen, wenn Einheimische ihre Markteinkäufe erledigen und ausländische Besucher vor allem ein Ziel haben: die berühmte Geburtskirche.
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Kaum nach Sonnenuntergang werden in der Innenstadt die Bürgersteige hochgeklappt. Und das, obwohl die Stadt jung ist: Rund 47 Prozent der palästinensischen Bevölkerung sind nach offiziellen Angaben unter 15 Jahre alt. Davon macht auch Bethlehem keine Ausnahme, aber das Nachtleben spielt sich andernorts ab. In Beit Jala zum Beispiel, dessen einzige Disco legendär ist in der Westbank.
Ein digitaler Countdown zählt die Tage und Stunden bis Weihnachten Bethlehem ist auch eine fortschrittliche Stadt. Seit einem Jahr hat sie mit der Christin Vera Baboun eine energische Frau an ihrer Spitze – die zweite Bürgermeisterin in der Geschichte Palästinas. Vor allem aber ist Bethlehem Weihnachten – wenn auch nicht so, wie der Durchschnittseuropäer es sich vorstellt. Ein digitaler Countdown auf der Seite der Bethlehemer Stadtverwaltung zählt die verbleibenden Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zum feierlichen Anzünden der Lichter am zentralen Weihnachtsbaum auf dem berühmten Krippenplatz. Spätestens am Nachmittag des 24. Dezember, dem ersten von drei Weihnachtsfesten in Bethlehem, herrscht volksfestartiger Ausnahmezustand. Ob Muslime oder Christen, Weihnachten feiern in Bethlehem alle, und zwar auf durch und durch orientalische Weise: Laut und mit großer Herzlichkeit. Oder, wie es ein einheimischer Besucher formuliert: "Heute vergessen wir die Besatzung, heute ist Party für jederJ mann!" Auf dem Krippenplatz. Nicht in der Disco. t ex t & Fotos: A ndrea kro g m a nn
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Nah dran
Olivenholzschnitzereien gehören zum traditionellen Handwerk in Bethlehem, das zu Weihnachten von vielen Pilgern (Bild unten) besucht wird. Einheimische wie dieses Mädchen feiern das Fest in traditioneller Tracht.
Worüber streiten sich Israelis und Palästinenser?
LIBANON Mittelmeer
Nazareth
SYRIEN See Genezareth Jordan
Ein weltpolitischer Dauerbrenner ist der seit Jahrzehnten ungelöste Nahostkonflikt. In dessen Mittelpunkt steht der Streit um das Gebiet zwischen Jordan und Mittelmeer, auf das sowohl die Israelis als auch die Palästinenser Ansprüche erheben. Der 1948 gegründete Staat Israel bedeckt mehr als drei Viertel dieses Gebietes, das für die Juden heiliges Land ist. Die Palästinenser wiederum streben einen eigenen Staat an, der das Westjordanland und den Gazastreifen mit Ostjerusalem als Hauptstadt umfasst. Israel hat diese Gebiete während des Sechs-Tage-Krieges 1967 besetzt. Im Zuge des 1993 gestarteten Oslo-Friedensprozesses hat sich Israel teilweise aus den besetzten Gebieten zurückgezogen. Teile des Westjordanlandes, zu dem auch Bethlehem gehört, und der Gazastreifen stehen seitdem unter palästinensischer Autonomie. Vor zehn Jahren begann die israelische Regierung mit dem Bau einer 750 Kilometer langen, aus Sicherheitszäunen und Mauern bestehenden Sperranlage um das Westjordanland. Sie reagierte damit auf Anschläge in Israel, die von radikalen palästinensischen Gruppen verübt worden waren. Von vielen Seiten, auch von Vertretern der Kirche, hat es immer wieder Proteste gegen die Barriere gegeben. In Israel hält man dagegen: Was beklemmend wirkt, sorgt für Sicherheit. Im Ringen um eine Lösung des Nahostkonfliktes gilt eine Zwei-Staaten-Lösung international als tragfähigste Variante, einen möglichst dauerhaften Frieden zu erreichen. Sie sieht einen unabhängigen Palästinenser-
staat neben Israel vor. Doch um die Grenzen eines solchen Territoriums gibt es Streit. Die Palästinenser fordern, dass ihr Staat die 1967 besetzten Gebiete komplett umfasst. Israel dagegen beansprucht Teile des Westjordanlandes und Ostjerusalems für sich, in denen mehr als 100 jüdische Siedlungen errichtet worden sind. Weitere Streitpunkte sind der Status von Jerusalem, das Rückkehrrecht für palästinensische Flüchtlinge nach Israel, der Zugang zu den knappen Wasserressourcen und die Frage, wie die Sicherheit für beide Seiten gewährleistet werden kann.
Tel Aviv GAZASTREIFEN
WESTJORDANLAND
Jerusalem
Bethlehem
Gaza
Totes Meer
JORDANIEN ISRAEL
ÄGYPTEN
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In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe / und auf Erden ist Friede / bei den Menschen seiner Gnade. Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
Im Fokus
Asyl im STall Die wundersame Menschwerdung Gottes sorgt jedes Jahr für volle Kirchen. Was die Faszination der Weihnachtsgeschichte ausmacht und wie aktuell sie heute ist, verrät Joachim Klement, der Generalintendant des Staatstheaters Braunschweig, im Interview.
FOTOs: Photocase.com: designritter; Peter Sierigk
Herr Klement, mit der Inszenierung von Geschichten kennen Sie sich aus. Was gefällt Ihnen an der Weihnachtsgeschichte? Mir haben an der Weihnachtsgeschichte immer mehrere Sachen gut gefallen. Das eine ist, dass da jemand geboren wird, der bei Menschen kein Obdach findet, sondern kurioserweise bei Tieren im Stall. Das zweite ist, dass die Menschen unterwegs sind – wegen einer Volkszählung, wie es ja im LukasEvangelium heißt. Und drittens finde ich bemerkenswert, dass da Gott als Mensch zur Welt kommt, um dafür zu sorgen, dass die Schuld von uns allen genommen wird. Das sind drei unglaubliche Punkte, von denen – um das mal aus literarischer Sicht zu beschreiben – jeder einzelne schon reichen würde, um ein Super-Geschichte abzugeben. Wohin diese Geschichte, die mit der Geburt beginnt, führt, ist allen unklar. Es wird nur gesagt, dass da jemand kommt, der Heiland. Es gibt Hirten, die diese Nachricht verbreiten. Es braucht keine zusätzliche dramatische Struktur, sondern es ist schön, wenn dieser Gestus – einer erzählt es dem anderen weiter – einen an der Begeisterung über diese frohe Botschaft teilhaben lässt. Und die Kirchen sind voll, weil viele Menschen diese Geschichte hören möchten. Das Zusammenkommen im Gottesdienst lässt einen ja miteinander empfinden, dass Gemeinschaft Sinn macht. In den Weihnachtstagen kann man oft eine besondere Form von Rücksichtnahme erleben. Wenn ich mir allerdings angucke, wie wir mit Asylbewerbern oder anderen Hilfsbedürftigen umgehen, dann ist Rücksichtnahme etwas, von dem man an anderen Tagen als Weihnachten mehr gebrauchen könnte. Da sind wir wieder bei der Weihnachtsgeschichte, die davon handelt, wie Bedürftige keine Herberge finden. Da sollten wir viel offenere Arme haben und ein viel größeres Bewusstsein dafür, was der jeweils andere benötigt oder benötigen könnte. Das sollten wir uns vornehmen in einer Welt, in der sich die Lebensbedingungen verschärfen. Die Weihnachtsgeschichte wird jedes Jahr aufs Neue erzählt. Was macht sie so faszinierend, dass wir sie immer wieder gern hören? Man hört sie ja nicht immer gleich. Es sind ja immer wieder neue Konstellationen, in denen sie erzählt wird, da sitzen ja nicht immer dieselben Menschen auf denselben Plätzen. Außerdem ist das ein Wiederherstellen von Übereinkunft, wenn die Geschichte im Gottesdienst erzählt wird. Ich denke, dass
Joachim Klement wurde 1961 in Düsseldorf geboren. In Köln und München studierte er Germanistik sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. Als Dramaturg arbeitete er unter anderem am Theater Graz und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Leitender Schauspieldramaturg war er am Nationaltheater Mannheim. 1999 wurde er Chefdramaturg und Stellvertreter des Generalintendanten am Bremer Theater, ehe er ab der Spielzeit 2006/2007 in gleicher Funktion am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert war. Seit der Spielzeit 2010/2011 ist Joachim Klement Generalintendant am Staatstheater Braunschweig. Der Protestant ist verheiratet und hat eine Tochter. www.staatstheater-braunschweig.de
Menschen jenseits aller Aufregung, die das Leben bietet, auch Sicherheit suchen. Dabei spielt ein rituelles Sich-Vergewissern eine Rolle. Es ist ein Ritual, immer dorthin zu gehen, wo man sich angebunden fühlt. Wo fühlen Sie sich angebunden? Bei mir ist das der Braunschweiger Dom, früher war es die Friedenskirche in Bremen. Das Bedürfnis, in der Kirche zum Gottesdienst zusammenzukommen und zu feiern, verbinde
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Im Fokus
»Die Weihnachtsgeschichte gehört in die Kirche.«
ich auch mit einer Zeit der Ruhe. Wir leben ja in einer mobilen Gesellschaft, in der wir möglichst immer erreichbar sein sollen. Da bekommen Besinnungsinseln noch einmal eine andere Bedeutung. Solche Einschnitte wie die Weihnachtstage gibt es, abgesehen von Ostern, im Laufe des Jahres ja sonst kaum. Mit der Geburt des Kindes, die im Lukas-Evangelium geschildert wird, fängt ja nicht nur eine Geschichte an, die Verheißung ist. Sie bewahrt einen auf der anderen Seite auch vor gar nichts. Sie müssen sich immer wieder neu zu ihr verhalten, als Christ in Ihrer Lebenswirklichkeit. Die Erinnerung daran, was der Ursprung ist, ist gut, damit man sich immer wieder mit neuen Kräften dem jeweils Unbekannten – und das ist ja dann der nächste Tag – aussetzen kann. Wie würden Sie die Weihnachtsgeschichte inszenieren? Gar nicht. Ich finde, sie gehört in die Kirche. Als wir in Bremen gelebt haben, war meine Tochter über viele Jahre sehr engagiertes Mitglied eines Kirchenchores, und die haben immer wieder tolle Mittel und Wege gefunden, diese Geschichte aus einem jeweils anderen Aspekt heraus neu zu erzählen. Ich fand das jedes Mal ganz großartig, weil das stets auch von einer großen Begeisterung für Musik getragen war. Der Sänger Udo Lindenberg hat eine eigene Version der Weihnachtsgeschichte für einen guten Zweck gelesen und veröffentlicht – in dem für ihn typischen sprachlichen Ausdruck. Was halten Sie von solchen Versuchen, den Text neu zu interpretieren? Ich persönlich habe nichts gegen jedwede Form von Aneignung, bin aber auch gern Purist. Ich habe es gern so, dass ich mir als Zuhörer und dann sozusagen Co-Produzent der Geschichte die eigenen Bilder im Kopf zusammenbaue und für mich plastisch werden lasse. Das Unglaubliche ist ja, dass da ein Kind ist, was keinen Platz hat, seinen Platz erst finden muss und das dann auf ganz beachtliche Art und Weise tut. Diese Geschichte ist so gut, die würde sich im Kern trotzdem vermitteln – egal, was Herr Lindenberg oder ein anderer daraus macht. War das eigentlich eine Super-Idee von Gott, als Baby auf die Welt zu kommen? Im christlichen Glauben geht es ja um eine persönliche Beziehung, die man zu Gott ausprägen muss. Diese Beziehung vermittelt sich in der Bibel über die Art und Weise, wie Geschichten erzählt werden. Und es ist ganz klug im LukasEvangelium erzählt, dass da jemand kommt, der ein Gleicher unter Gleichen ist, auch wenn er sich ein bisschen unterscheidet. Insofern ist das nichts Abstraktes mehr und wird greifbarer für die Menschen. Auch das Motiv, dass jemand Hilfe dort findet, wo er sie nicht erwarten würde, ist ein ganz großer literarischer Topos, der bei Goethe und vielen ande14
ren vorkommt – unter anderem deshalb, weil es diese Weihnachtsgeschichte gibt. Kann der Kitsch rund ums Fest der Weihnachtsgeschichte etwas anhaben? Nein, das glaube ich nicht. Die Kapitalisierung von Weihnachten hat an Bedeutung gewonnen, das ist ein Markt, aber solange über diesem Markt Weihnachten und seine Geschichte nicht verloren geht, ist das gut. Man muss sich allerdings darum kümmern, sonst ist auch die beste Geschichte nicht davor gefeit, abhanden zu kommen. Das Kind in der Krippe muss also gegen den Weihnachtsmann ankämpfen. Das glaube ich nicht, aber der Weihnachtsmann gehört schon so in die Ecke gestellt, damit er weiß, wo sein Platz ist. Weihnachten ist ja auch die Zeit, sich eine ganze Reihe von Dingen noch einmal bewusst zu machen. Obwohl Deutschland ein reiches Land ist, geht die soziale Schere weit auseinander. Wir haben perspektivisch ein großes Problem, wenn ein Viertel oder ein Fünftel der Bevölkerung an der Armutsgrenze lebt. Da muss man sich als Christ sehr wohl Gedanken darüber machen, wer da gesellschaftlich ausgeschlossen wird und wer noch einen Platz hat. Die Erzählung ist mehr als 2000 Jahre alt. Wenn sie sich heute ereignen würde, wo würde sie spielen? Bestünde die heilige Familie aus Flüchtlingen, die auf Lampedusa stranden? Möglicherweise spielt das in einer Favela in Südamerika, vielleicht aber auch in einem Flüchtlingslager auf Lampedusa. Das ist für uns gerade so plastisch, weil es aus den Nachrichten kommt. Dabei ist diese Flüchtlingsbewegung nicht überraschend gekommen. Bereits Mitte der 1960er-Jahre hat Pier Paolo Pasolini in einem Gedicht beschrieben, wie Brüder aus Afrika übersetzen. Welche Stücke gehören für Sie in die Weihnachtszeit? Der Klassiker ist ja von Charles Dickens ... Das ist wirklich eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte, die Charles Dickens da aufgeschrieben hat. Ich freue mich auch immer, wenn eine Verfilmung von Dickens’ Geschichte im Fernsehen kommt. Im Staatstheater Braunschweig haben wir in diesem Jahr als Familienstück Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren im Programm. Außerdem nutzen wir den Dezember immer, um Eltern und Kindern bis zum Heiligen Abend 24 Geschichten zur Weihnachtszeit vorzulesen, in diesem Jahr kommen sie aus dem nordischen Kulturkreis. Das machen nicht nur die Schauspieler und Sänger, sondern auch andere Mitarbeiter des Theaters, ich gehöre ebenfalls J zu den Vorlesern. Vo l k er Rö pk e
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leib und Seele
schneiden, kleben, nähen Der inhalt schmeckt süß, aber eigentlich ist er eher langweilig: der Schokoadventskalender. Wer seinen liebsten dagegen eine besondere freude machen möchte, bastelt ihnen einen Kalender. hier ein paar ideen zum Selbermachen.
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Wer seinen Kaffee gern „to go“ bestellt, kann die Pappbecher sammeln, mit geschenkpapier bekleben, die Zahlen eins bis 24 darauf schreiben – fertig sind die Verpackungen. Wem es etwas kleiner reicht, der nimmt Klopapierrollen oder Streichholzschachteln anstelle der Kaffeebecher. Geschenke-Säckchen lassen sich gut aus filz herstellen, indem sie per hand oder mit der maschine zusammengenäht werden. mit bunten Bändern
werden sie zugebunden, ein knorriger ast fungiert als aufhängung. alternativ kann aber auch eine feste, mit Tonpapier beklebte Pappe als unterlage dienen. Oder die geschenke-Säckchen werden in einem weihnachtlich verzierten Korb drapiert. Wer in punkto Basteln zwei linke hände hat, greift zur Wäscheleine, an der dann 24 mit Präsenten vollgestopfte Socken aufgereiht werden. ganz gleich, wie der adventskalender gestaltet
wurde: Die hübsche Verpackung allein reicht nicht aus, auch die auswahl des inhalts will gut überlegt sein. Dabei zählen erstens die Vorlieben desjenigen, der beschenkt wird. Zweitens dürfen die geschenke das durch den jeweiligen adventskalender vorgegebene format nicht sprengen. gutscheine zum Beispiel sind meist klein und handlich, ebenso Süßigkeiten, Drogerie-artikel und viele Spielzeuge. J VO l K eR Rö P K e
Bretonisches gewürzbrot
Das zündet
im norden frankreichs hat es nicht nur zu Weihnachten Saison – das ganze Jahr über backen Schwestern diese saftigen Brote mit einem honiganteil von 30 Prozent und fein aufeinander abgestimmten gewürzen. mit den hierzulande massenhaft hergestellten honigkuchen ist dieses typisch ländliche gebäck nicht zu vergleichen.
Wenn die Tage kürzer werden, dann machen wir es uns so richtig gemütlich. in diesem Jahr können Sie ihre Kerzen mit den exklusiven, schwarz-roten hildesheimer Dom-Streichhölzern entzünden. auf den Schachteln sind die hildesheimer Rose oder der albani-Psalter abgebildet.
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Die kirche und das liebe Geld Die Ereignisse im Bistum Limburg um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst haben hohe Wellen geschlagen. Vor allem die ausufernden Kosten für den Bau seiner Residenz sorgten für Unmut. Doch wie transparent geht eigentlich das Bistum Hildesheim – zu dem auch Braunschweig gehört – mit Geld um? Woher kommt es? Und wie wird es verwendet?
Haupteinnahmequelle ist die Kirchensteuer „Wir wollten uns bewusst vergleichbar machen mit den Standards, die in der Öffentlichkeit gelten. Um damit auch klar zu sagen, wir wollen verantwortlich umgehen mit den finanziellen Mitteln, die wir haben“, erklärt Schreer. Es gibt in Hildesheim einen Bischöflichen Stuhl, dem einige Gebäude und Grundstücke gehören. Obwohl der Bischöfliche Stuhl und das Bistum Hildesheim jeweils eigenständige Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, wird im Jahresabschluss des Bistums nicht zwischen ihnen
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unterschieden. Das Bistum stellt für beide Körperschaften einen zusammenfassenden Jahresabschluss auf und lässt ihn durch eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft prüfen. Der Jahresabschluss taucht im Geschäftsbericht auf, die kirchlichen Grundstücke dagegen bisher noch nicht. Das Bistum arbeitet gerade an einer ordnungsgemäßen Bilanzierung seiner Immobilien. Sobald sie vorliegt, soll der Geschäftsbericht auch den Immobilienbesitz ausweisen. Haupteinnahmequelle des Bistums ist die Kirchensteuer, also der Mitgliedsbeitrag der Kirchenmitglieder. 2012 belief sich die Kirchensteuer nach Abzug der Einzugsgebühr von 5,5 Millionen Euro an das Land Niedersachen und Verrechnungen mit anderen Bistümern auf 123,3 Millionen Euro. Das sind gut 80 Prozent der Gesamterträge des Bistums. Ebenfalls auf der Einnahmeseite stehen rund 3,5 Millionen Euro, die das Land Niedersachsen als sogenannte Staatsleistungen an das Bistum zahlt (siehe Extra-Text). Daneben erhält das Bistum
»Wir wollen uns bewusst vergleichbar machen.«
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as Bistum Hildesheim veröffentlicht seit 2004 einen ausführlichen Geschäftsbericht und unterwirft sich freiwillig der Buchführung für große Kapitalgesellschaften, wie sie im Handelsgesetzbuch geregelt ist. „Diese Regeln sind erprobt und für uns auch hilfreich. Darum haben wir sie eins zu eins übernommen“, sagt der Verwaltungschef des Bistums, Generalvikar Werner Schreer. Nach diesen Vorgaben werde der Haushalt geplant, geführt, abgerechnet und geprüft. Dazu gehört unter anderem, dass eine Bilanz, eine Gewinn- und Verlustrechnung und eine mittelfristige Finanzplanung vorgelegt werden.
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Hörfunkredakteur (m/w) istum Das B eim sh Hilde n und hle in Za kten Fa GESC
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ICHT
Die Bernward Mediengesellschaft mbH in Hildesheim sucht einen Redakteur (m/w), der mit halber Stelle die Redaktion unterstützt. Wir erwarten ein abgeschlossenes Volontariat und Radioerfahrung sowie eine engagierte Persönlichkeit mit breit gefächertem Allgemeinwissen. Für die Privatsender ffn, Hitradio Antenne sowie Radio 21 produzieren wir im Auftrag der katholischen Kirche in Niedersachsen kirchliche Nachrichten, Beiträge und Magazine. Wir erreichen damit täglich über 500 000 vor allem junge Hörerinnen und Hörer.
> Ihr Bewerbungsschreiben mit Lebenslauf und Arbeitsproben senden Sie bitte bis zum 15. Dezember 2013 ausschließlich per E-Mail an Bernhard Tups (bernhard.tups@bernward-medien.de) > Nähere Informationen unter www.kiz-online.de
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Den aktuellen geschäftsbericht des Bistums hildesheim finden Sie im internet: www.bisTum-hiLdesheim.de in deutlich geringerem Umfang Spenden, Gelder aus Stiftungen und Kollekten sowie Erträge aus dem Kirchenvermögen, aus Mieten und Pachten. Mit den Einnahmen aus der Kirchensteuer bezahlt das Bistum seine hauptamtlichen Mitarbeiter sowie die Kosten für den Betrieb und Erhalt seiner zahlreichen Kirchen und Gemeindezentren. Auch bildet die Diözese Rücklagen, um etwa Versorgungsverpflichtungen für Priester und kirchliche Beamte nachkommen zu können. Darüber hinaus beteiligt sich das Bistum an den Kosten für Schulen und Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft. 152 Kindertagesstätten gibt es im Bistum, über 13.000 Kinder werden betreut. Die überwiegende Zahl ist in der Trägerschaft von Pfarrgemeinden. Jede Kita schließt einen eigenständigen Vertrag mit dem Staat, dessen konkrete Ausgestaltung unterschiedlich ist. So liegt der Eigenanteil, der vom Träger zu erbringen ist, je nach Kommune zwischen null und 15 Prozent. Um die Lücke zwischen staatlicher Finanzhilfe, Elternbeiträgen und dem Bedarf der Kita zu schließen, unterstützt das Bistum die Einrichtungen mit 5,3 Millionen Euro. Mehr als 8.000 Schüler werden an den elf katholischen Schulen im Bistum unterrichtet. Zu unterscheiden sind „Konkordatsschulen“ (für sie gelten besondere Regelungen
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Schulen, Kitas, Seniorenpflege – die Kirche unterstützt die Bildung junger und die Versorgung alter Menschen.
des Niedersachsenkonkordates, siehe Extra-Text) und Schulen in freier Trägerschaft. Bei Konkordatsschulen übernimmt das Land die gesamten Lehrergehälter und einen Großteil der Sachkosten. Bei Schulen in freier Trägerschaft werden nur 80 Prozent der Kosten vom Land übernommen. Insgesamt beträgt das Finanzvolumen rund 40,5 Millionen Euro. Davon kommen etwa 74 Prozent aus der Finanzierung des Landes und aus Zuschüssen von Kommunen. Sieben Prozent sind Elternbeiträge, drei Prozent sonstige Erträge (zum Beispiel Stiftungs- oder Projektmittel). 16 Prozent, also rund 6,5 Millionen Euro, kommen als Zuschuss aus der Bistumskasse. Darüber hinaus stellt das Bistum Geld für die Versorgung alter Menschen bereit. Eigentlich werden Einrichtungen der stationären Altenhilfe entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen von den Kostenträgern über Pflegesätze finanziert. Diese liegen in Niedersachsen jedoch 20 Prozent unter dem Niveau anderer westdeutscher Flächenstaaten.
Daher unterstützt das Bistum Altenheime, die aufgrund der mangelnden Refinanzierung in wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommen sind. Dazu wurden seit 2008 3,37 Millionen Euro zur Verfügung gestellt – verbunden mit einer Bestandsgarantie der Altenheime. Diese Mittel reichen noch für 2014. Ab 2015 plant das Bistum, die Altenhilfe mit jährlichen Zuwendungen in die mittelfristige Finanzplanung aufzunehmen. Voraussetzung der Hilfe ist, dass auch die Altenheime einen finanziellen Beitrag leisten. Die Diözese unterstützt außerdem die Caritas mit 5,4 Millionen Euro aus Kirchensteuern. Den weitaus größten Teil seiner Arbeit finanziert der katholische Wohlfahrtsverband allerdings – wie andere Wohlfahrtsverbände und private Anbieter auch – durch Mittel aus den Sozialsystemen und aus öffentlichen Kassen. Mehrheitlich handelt es sich dabei um Leistungsentgelte (zum Beispiel aus der Pflegeversicherung), teilweise gibt es aber auch pauschale Zuschüsse. J
Warum gibt es Staatsleistungen und die Kirchensteuer?
entschlossen sich die meisten deutschen Fürsten, diese Pflicht auch auf die Kirchenmitglieder zu übertragen. So entstand die Kirchensteuer nicht als Privileg für die Kirchen, vielmehr entlasteten sich die Länder, indem sie die Kirchenmitglieder belasteten. 1919 wird das Recht der Kirchen, Steuern zu erheben, in der Weimarer Verfassung verankert. Die Staatsleistungen sollten durch eine Ausgleichszahlung abgelöst werden. Das Konkordat zwischen dem Vatikan und dem Freistaat Preußen regelte eine Neufestsetzung der Dotationen: 2,8 Millionen Reichsmark wurden nach einem bestimmten Schlüssel auf die Diözesen verteilt – darunter das Bistum Hildesheim. Mit dem Niedersachsenkonkordat von 1965 tritt eine neue Regelung in Kraft: Das Land zahlt an die drei niedersächsischen Diözesen jährlich 3,35 Millionen D-Mark als Dotation und Zuschuss für die Pfarrerbesoldung. Der Betrag ist in seiner Höhe jeweils den Veränderungen der Besoldung der Landesbeamten anzupassen. Im Jahr 2013 betragen die Staatsleistungen an das Bistum Hildesheim knapp 3,62 Millionen Euro. Sie dienen auch der Finanzierung der Personalkosten der Priester. J Rü d i g er wa l a
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3. August 1802: Preußische Truppen besetzen den Hildesheimer Domhof. Fürstbischof Franz Egon von Fürstenberg wird seiner weltlichen Zuständigkeiten enthoben, behält aber sein geistliches Amt. Zuvor hatten die Truppen des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Franz II., vernichtende Niederlagen gegen die französische Revolutionsarmee unter Napoleon erlitten. Deutsche Fürstentümer, darunter Preußen, müssen 1801 ihre Gebiete links des Rheins an Napoleon abtreten – und wollen dafür entschädigt werden: mit den rechtsrheinischen geistlichen Territorien, zu denen auch Hildesheim gehört. Kurz nach der Besetzung fällt der Reichstag zu Regensburg am 25. Februar 1803 den „Reichsdeputationshauptschluss“: Die geistlichen Kurfüstentümer werden enteignet, im Gegenzug erhalten die bischöflichen Stühle und Domkapitel eine finanzielle Unterstützung vom Staat – der Ursprung der Dotationen (Staatsleistungen). Im Laufe des 19. Jahrhunderts
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„Das Bistum hildesheim ist nicht reich“ Der Braunschweiger Propst Reinhard heine ist als Domkapitular einer der engsten Berater des hildesheimer Bischofs norbert Trelle. als mitglied des Vermögensverwaltungsrates und des Kirchensteuerrates gehört er zu denen, die über die Verwendung des geldes im Bistum entscheiden. Wir haben ihn zur aktuellen Diskussion um Kirchenfinanzen befragt. Können Sie den Unmut vieler Menschen über den Bischof von Limburg und die Kostenexplosion beim Bau seiner Residenz verstehen? Ja, das kann ich – vor allem, wenn ich daran denke, dass offensichtlich Ausgabensteigerungen mit ganz persönlichen Wünschen des Bischofs verbunden waren. Halten Sie es für möglich, dass im Bistum Hildesheim viel Geld unkontrolliert in fragwürdige Bauprojekte fließen kann? Nein, das halte ich nicht für möglich, weil es in unserem Bistum seit vielen Jahren ein großes Bemühen um Transparenz gibt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kompetente Menschen in den zuständigen Kontrollgremien auch sehr kompetent ihrer Verantwortung und Aufsichtspflicht nachkommen.
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Wie lässt sich der Vertrauensverlust beheben, der der katholischen Kirche durch die Vorgänge in Limburg entstanden ist? Das geht nur über größtmögliche Transparenz und das Ernstnehmen von zuständigen Gremien wie dem Vermögensverwaltungsrat und dem Kirchensteuerrat. Sie wachen darüber, wie Kirchensteuermittel verwendet werden. Ist die katholische Kirche im Bistum Hildesheim reich? Sicher sind wir – etwa durch die Kirchensteuer – in der günstigen Situation, viele Aufgaben wahrnehmen zu können, die sich aus der Sorge für eine lebendige Kirche ergeben. Gleichwohl würde ich das Bistum Hildesheim nicht reich nennen, weil es sich als Kirche in einer Diasporasituation befindet. Ich kann mir vorstellen, dass es Bistümer gibt, die in einem größeren Maße über Grundbesitz und Immobilien verfügen, die auch Gewinne einbringen. Dies sehe ich in dieser Form in unserem Bistum nicht. Hier sehe ich vor allem Kirchen, deren Unterhalt sehr viel Geld kostet und die sich meist nicht ohne weiteres verkaufen ließen.
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Wofür benötigt das Bistum Hildesheim das Geld? Etwa zwei Drittel an Kirchensteuermittel fließen in Personalkosten. Auch der Erhalt von Gebäuden und die anteilige Finanzierung von Kitas und Schulen sowie von Beratungs- und J Hilfseinrichtungen kosten viel Geld. VO lK e R Rö PK e
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Heimstatt Röderhof
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Engagiert
Sie kochen, um zu helfen (von links): die Malteser Benjamin Voigt, Isabell Engel und Silke Bartels.
Mittagstisch für einen Euro Lecker, aber günstig: Im Gemeindezentrum St. Joseph servieren die Malteser einmal im Monat warme Mahlzeiten für Menschen, die mit wenig Geld auskommen müssen. Weil sie das Essen frisch zubereiten, stehen die Helfer schon morgens in der Küche.
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hili con Carne, Schnitzel mit Beilage oder eine Kohlroulade. Dazu Obstsalat, rote Grütze mit Vanillesoße oder Wackelpudding. Wenn die ehrenamtlichen Helfer des Maltester Hilfsdienstes auftischen, gibt es frisch zubereitete Hausmannskost. Menschen, die nicht viel zum Leben haben, können an jedem ersten Sonntag im Monat um 13 Uhr ins Gemeindezentrum von St. Joseph in der Goslarschen Straße kommen. Dort erhalten sie für einen Euro eine vollwertige Mahlzeit. Dafür stehen die sechs bis acht Ehrenamtlichen schon morgens am Herd. In der Großküche im Katastrophenschutzzentrum an der Eisenbütteler Straße bereiten sie das Essen zu, füllen es in Warmhalte-Behälter, packen Geschirr ein und bringen alles mit einem Transporter nach St. Joseph. Dort helfen ihnen mehrere Gemeindemitglieder beim Auftischen. „Wir servieren meist 40 bis 50 Portionen. Im Winter ist es etwas mehr“, sagt der Malteser-Stadtbeauftragte Frank Stautmeister. Nach dem Essen decken die Helfer ab, fahren zurück und räumen die Küche auf. Seit fast fünf Jahren geht das schon so. Die Lebensmittelkosten von bis zu 200 Euro pro Monat bezahlt die katholische Hilfsorganisation aus ihrem Etat, mit dem noch weitere wohltätige Aktionen bestritten werden. „Deshalb wären wir sehr dankbar, wenn uns Sponsoren finanziell unterstützen könnten“, so Stautmeister. Vom Engagement der ehrenamtlichen Köche und Tischdecker profitieren Langzeitarbeitslose, Suchtkranke, Allein-
erziehende, Familien mit wenig Geld und alte Menschen, deren Rente kaum zum Leben reicht. Die Malteser bereiten ihren Gästen aber nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern setzen sich auch zu ihnen, hören zu, nehmen Anteil an den Sorgen der Menschen. „Das ist wichtig, weil viele einsam oder auf sich allein gestellt sind. Hier erleben sie Gemeinschaft. Auch die alleinerziehende Mutter kann sagen: Heute koche ich mal nicht, sondern lasse mich bekochen“, sagt Diakon Detlef Schötz von der Gemeinde St. Aegidien, zu der St. Joseph gehört. Er packt als Ortsseelsorger der Malteser mit an, wenn die Helfer den Tisch decken. Und er steht den Menschen mit Rat, manchmal auch mit Tat zur Seite. „Bei familiären Problemen oder finanziellen Nöten verweise ich auf Institutionen, die weiterhelfen können. Ist zum Beispiel ein Küchengerät kaputt, gucke ich selbst, ob sich ein gebrauchter Kühlschrank auftreiben lässt“, erzählt Schötz. Er erfährt am Mittagstisch aber nicht nur Alltagssorgen und traurige Lebensgeschichten. Manchmal gibt es auch Erfreuliches. So erzählte ihm kürzlich eine junge Frau voller J Glück von ihrem Baby. Vo l k er Rö pk e
Weitere Informationen zum Mittagstisch: frank.stautmeister@malteser.org, www.malteser-braunschweig.de
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gut vernetzt Multimedial, interdisziplinär und interkulturell: Mit der großen Sonderausstellung „Kunst & Textil. Stoff als Material und Idee in der Moderne von Klimt bis heute“ präsentiert das Kunstmuseum Wolfsburg ein faszinierendes Geflecht aus Stoffen, Gemälden, Skulpturen, mittelalterlichen Tapisserien, modernen Strickbildern, Faden-Installationen und digitalen Ausflügen ins World Wide Web. Gezeigt werden rund 200 Exponate, darunter Werke von Joseph Beuys, Paul Klee oder Gerhard Richter - im Dialog mit Exponaten aus Afrika, Asien oder dem Orient. seelenloser Massenkommunikation und von der Renaissance des Handwerks als Antwort auf gesichtslose Massenproduktion. Mit der aktuellen Ausstellung „Kunst & Textil“ setzt das Kunstmuseum Wolfsburg seine Spurensuche nach der „Moderne im 21. Jahrhundert“ fort.
Kunstwerke aus unterschiedlichen Zeiten im Dialog
Gustav Klimt, Bildnis Marie Henneberg, 1901/02, Öl auf Leinwand, 140 cm × 140 cm, Stiftung Moritzburg, Halle (Saale) - Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt; Abb. rechts: Installationsansicht, Peter Kogler, Ohne Titel, 2008.
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Der Stoff also verknüpft die Werke von Klimt und Kogler über einen Zeitraum von hundert Jahren hinweg, die Gegenüberstellung beider Künstler zeigt aber auch, wie Bild und Stoff ineinander übergehen: Mit den Reformbewegungen des Jugendstil verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst und Kunstgewerbe – ein neues Lebensgefühl entwickelt sich, heute hieße das eher Ganzheitlichkeit oder auch Nachhaltigkeit. In insgesamt elf Kapiteln werden verschiedene Kunststile und Stoffe miteinander verwoben, in chronologischer Reihenfolge über die feministische Aufbruchs-Kunst unter dem Motto „Spiderwomen“ mit Arbeiten von Rosemarie Trockel oder Louise Bourgeois bis zu aktuellen multimedia-
Fotos: Klaus E. Göltz, Halle; mumok/Lisa Rastl
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er Stoff, aus dem die Bilder sind, ähnelt sich stärker als auf den ersten Blick vermutet. Was verbindet das Bildnis Gustav Klimts von der mondänen Marie Henneberg aus dem Jahr 1901/1902 mit den coolen Netzstrukturen des zeitgenössischen österreichischen Medienkünstlers Peter Kogler? Hier die überbordende Stofffülle der eleganten Abendrobe einer Dame aus der Wiener Gesellschaft, dort ein grafisch-anonymes Raster – diese zunächst verstörende Eingangsszenerie der Mega-Schau im Wolfsburger Kunstmuseum ist Programm: Denn dem Ausstellungsteam um Museumsdirektor Markus Brüderlin geht es um eine „Neulesung der Kunstgeschichte“. Ein kühnes und bisweilen auch gewagtes Unterfangen in einem Labyrinth aus rund 200 Objekten, die äußerst eigenwillig miteinander verknüpft werden und auf diese Weise ungewohnte Perspektiven eröffnen: Die Rede ist von „verblüffenden Dialogen“ zwischen Kunstwerken aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturräumen, von der „Universalität der Textilien“ als einer Art „Weltsprache im globalen Kontext“, von einer neuen Sehnsucht nach Sinnlichkeit in Zeiten
Entdeckt
Love Letters – eine begehbare Installation der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota.
len Arbeiten aus den digitalen Weiten des World Wide Web. Darüber hinaus sorgen thematische Bezüge – etwa die Bedeutung textiler Grundmuster für die Entwicklung geometrischer und auch abstrakter Formen in der Malerei – für bis dahin ungeahnte Verflechtungen in diesem dichten Ausstellungsgewebe. Schnell wird deutlich, dass sich textile Kunst nicht als „Frauenkram“ abtun lässt, obwohl Spinnen, Weben, Nähen und Sticken traditionell Frauen zugeschrieben wird, auch in der Mythologie bleiben diese Fertigkeiten eng mit dem Weiblichen verknüpft.
Foto: Marek Kruszewski
Fotos: Klaus E. Göltz, Halle; mumok/Lisa Rastl
Arbeiten von Paul Klee stehen koptischen Stoffen gegenüber „Am Anfang war die textile Kunst“ – so jedenfalls lautete das Credo des Architekten Gottfried Semper Mitte des vergangenen Jahrhunderts in Anspielung auf die ersten Worte des Johannes-Evangeliums. Dabei dachte Semper an die frühesten Kulturtechniken der Menschen. Der Kulturtheoretiker und Transformationsexperte Hartmut Böhme spricht heute von der „Urverkettung der Dinge“ und erinnert an die poetische Wirkkraft des Stoffes, die Wolfsburger Ausstellung nimmt beide Gedankenfäden auf und entwickelt daraus ein komplexes ästhetisches Geflecht mit philosophischem Tiefgang. Die
Arbeiten von Paul Klee oder Sophie Taeuber-Arp werden koptischen Stoffen oder einem formstrengen Poncho aus Peru gegenübergestellt, der legendäre Filz-Anzug von Joseph Beuys ist neben einem Hirtenmantel aus der Türkei zu sehen. „Die Büglerin“ des Impressionisten Edgar Degas aus der Zeit um 1869 wird mit Arbeiten der sogenannten Minimal Art und des Postminimalismus der 1960er- und 1970er-Jahre in einem Kapitel zusammengefasst, Leitfaden ist hier „Die Oberfläche des Raumes“. Geradezu atemberaubend ist die Zusammenschau von Michelangelo Pistolettos berühmter „Venere degli stracci“, einer Ikone der „Arte Povera“, mit einem reich dekorierten Brüsseler Gobelin aus dem 18. Jahrhundert und der Darstellung von Amor und Psyche im Schlafgemach. Während der üppige Baldachin mit seinem überaus reichen Faltenwurf auf dem Wandteppich die beiden Liebenden wärmend umfängt, steht daneben Pistolettos nackte Venus vor einem bunten Altkleiderberg – als Mahnmal in der prosperierenden Nachkriegsgesellschaft der 1960er-Jahre. Noch überraschender ist der Kunstdialog im Obergeschoss unter der Überschrift „Der Stoff zwischen Geist und Materie“ – und damit vielleicht auch als Mittler zwischen Himmel und Erde. „Es geht um die Qualität des Textilen als Medium, das die Präsenz der Seele speichert, auch wenn sie
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Entdeckt
dem Körper nach dem Tod längst entwichen ist“, betont Museumsdirektor Markus Brüderlin und verweist dabei auch auf christliche Rituale. Gezeigt wird etwa „Das Schweißtuch der Veronika“, ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert von Philippe de Champaigne, – komponiert als Bild im Bild mit den Blutstropfen Jesu, der auf seinem Kreuzweg zusammenbrach und auf dem Tuch, das ihm die Heilige Veronika gereicht haben soll, sein Antlitz hinterließ. Zu sehen ist auch ein liturgisches Gewand aus dem 15. Jahrhundert, aus edlem Damast mit Granatapfelmuster, einem gestickten Kaselkreuz und bischöflichem Wappen, gegenüber hängt das Acryl-Bild „Tree of Life“, ein ironisierter Lebensbaum auf kitschigem Blümchenstoff anstelle einer Leinwand von Sigmar Polke, der, so Brüderlin, als „aufgeklärter Mystiker“ christliche Motive ins Säkulare „übersetzt“ hat.
Mehrere Exponate kommen aus Afrika, Südamerika und Asien In die Reihe dieser Gegenüberstellungen von Materiellem und Transzendentem gehört neben Arbeiten von Imi Knoebel („Heiliger Rock“ von 1969) oder dem vernähten Stoffbild „schwarz/braun“ des Kunstrebellen und Wahrheitssuchers Blinky Palermo auch das Gemälde „Christus im Grabe“ von Heinrich Wilhelm Trübner aus dem späten 19. Jahrhundert; es zeigt den geschundenen Leib Christi eingehüllt in ein Leichentuch – und wird mit den zerrissenen und zusammengenähten Leinwandbildern des Dänen Sergej Jensen, Jahrgang 1973, konfrontiert. „Textilien begleiten uns das ganze Leben, sprichwörtlich von den Windeln bis zum Leichentuch“, verkünden die Ausstellungsmacher. Auch so lässt sich Stoff in einen „Allzusammenhang“ einflechten. Gleich mehrere Kabinette sind dem interkulturellen Dialog gewidmet – mit Exponaten aus Afrika, Südamerika, Asien und dem Orient, dazu gehören Kriegs- und Gebetsteppiche
ebenso wie Arbeiten postkolonialer Künstler, die mit eigenen ästhetischen Positionen ihren Beitrag zu einer neuen „Weltkunst“ leisten und sich nicht mehr am westlich geprägten Kunstbegriff der Moderne orientieren. „Global Art“ heißt die Zukunftsformel, und Wolfsburg schlägt hier ein mögliches Präsentationsmodell vor. Zu den eindrucksvollsten Arbeiten dieser ungewöhnlichen „Kunst & Textil“-Schau gehört wohl das kunstvolle Fadengeflecht, das die japanische Künstlerin Chiharu Shiota eigens für das Kunstmuseum Wolfsburg geschaffen hat: „Love Letters“ ist ein Netz aus schwarzen Fäden mit darin eingewobenen Liebesbriefen. Eine begehbare Installation, irritierend und verwirrend, aber zugleich auch ein Schutzraum im Dickicht dieser überbordenden Kunstwelten und textilen Kunsttheorien. Wer die „Love Letters“ durchwandelt, fühlt sich wie in Jackson Pollocks „Watery Paths“, einem Gemälde von 1947, mit seinen verschlungenen, kaum zu entwirrenden Wegen. Zugleich wird man auf halber Strecke schon einmal eingestimmt auf das fulminante Finale in den digitalen Netzwerken. Auch am Ende der Kunstexpedition durch den textilen Kosmos führt der Parcours von einem ältägyptischen Mumiennetz über die raumgreifende Bodenarbeit „Undercurrent“ von Mona Hatoum – eine Installation aus umwickelten Elektrokabeln, an deren Enden computergedimmte Glühlampen aufleuchten – zu den flirrenden Netzgittern der Videoinstallation von Peter Kogler. In einem eigenen Raum schafft Kogler, dessen starres Gitterwerk den Besucher empfängt, hier nun ein bewegliches System aus Längs- und Querfäden, eine Gitternetzvariante, die an neuronale Vernetzungen im Gehirn anknüpft und sich in ein strenges Röhrenraster verwandelt. Die imposante Beamer-Projektion setzt den Schlusspunkt in dieser reichen Textur aus Textilien und virtuellen Welten. Und lässt zugleich Raum für neue Dimensionen, schreibt die junge Kunstwissenschaftlerin Laura Breede: „Durch die Illusion und Bewegungen – zwischen klaren Linien und Auflösung wabernd – kann der Eindruck der Auflösung des eigenen Ichs in der digitalen Netzwelt entstehen.“ J Das wiederum bleibt eine Frage der Perspektive. k a r i n dz i o na r a
Die Ausstellung „Kunst & Textil“ ist bis 2. März 2014 im Kunstmuseum Wolfsburg zu sehen, dienstags bis sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr (montags geschlossen). Öffentliche Führungen sonnabends um 13.30 Uhr, sonntags um 11.30 und 13.30 Uhr (plus drei Euro). Karten und Infos unter 05361 26690 und www.kunstmuseum-wolfsburg.de
Birgit Dieker, Hirnschnitt 25/25, 2012, Collage: Kleidung, Stecknadeln, Karton 29 x 29 x 3 cm, Privatsammlung.
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h c a n n r e t S m e d r Imme Sie nahmen einen weiten Weg auf sich, um das Christuskind zu sehen: die drei Weisen aus dem Morgenland. In Deutschland verkleiden sich jedes Jahr rund um den 6. Januar Hundertausende Kinder als Caspar, Melchior und Balthasar. Singend ziehen sie von Tür zu Tür und sammeln Spenden für Kinder in Not.
Wer sind die Heiligen Drei Könige? Im Matthäus-Evangelium der Bibel steht, drei Weise aus dem Osten – oder (je nach Übersetzung) Sterndeuter aus dem Morgenland – hätten aufgrund einer bestimmten Stellung der Sterne die Geburt eines Königs erwartet. Sie entschlossen sich, ihn zu suchen. Ein besonders hell leuchtender Stern wies ihnen den Weg und führte sie nach Bethlehem. Dort fanden sie das Jesuskind in der Krippe, schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe und beteten es an. Im dem Evangelium ist nicht davon die Rede, dass die Reisenden drei Personen waren. Auch dass es sich um Könige gehandelt hat, wird nicht erwähnt. Weil es drei (noch dazu besonders kostbare) Geschenke waren, schloss man später daraus, dass die Schenkenden drei Könige gewesen sein müssen.
FOTO: KNA
Was wird am 6. Januar gefeiert? An diesem Tag feiert die katholische Kirche das Fest der Erscheinung des Herrn, auch als Epiphanias oder Epiphanie bezeichnet – abgeleitet aus dem
griechischen Wort „epiphaneia“ für Erscheinung. Das Fest erinnert an die menschliche Erscheinung Gottes in der Person von Jesus Christus. Die Gläubigen gedenken an diesem Tag vor allem der Geburt Jesu. Ab dem frühen Mittelalter wurde Epiphanias im Volksmund auch als Dreikönigsfest bekannt und zum Gedenktag für die Heiligen Drei Könige. In Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt ist der 6. Januar gesetzlicher Feiertag.
Was machen die Sternsinger? Während der katholischen SternsingerAktion zu Beginn jedes Jahres ziehen in Deutschland Hunderttausende Kinder als Heilige Drei Könige verkleidet von Haus zu Haus und sammeln Spenden für Hilfsprojekte in den armen Ländern der Erde. Zu Beginn des Jahres 2013 kamen so bundesweit knapp 44 Millionen Euro zusammen. Damit hat sich die Aktion Dreikönigssingen des Kindermissionswerks und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend seit ihrem Beginn 1959 zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. „Segen bringen, Segen sein. Hoffnung
für Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit!“, heißt im Januar 2014 das Leitwort der Sternsinger, die auch in Braunschweig für den guten Zweck unterwegs sein werden. Die als die Heiligen Drei Könige verkleideten Jungen und Mädchen sammeln aber nicht nur Spenden für Gleichaltrige in Not, sondern verkünden außerdem mit Liedern die frohe Botschaft von der Geburt Jesu Christi und bringen mit dem Kreidezeichen „C+M+B“ den Segen „Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“ zu den Menschen. Volkstümlich werden die drei Buchstaben als die Anfangsbuchstaben der drei Weisen (oder Könige) verstanden: Caspar, Melchior, Balthasar. J Vo l k er Rö pk e
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Gesehen, gelesen, gehört
Literatur Paola Zannoner Ausgewechselt
Roman
Fußball ist die große Leidenschaft des 15-jährigen Leo. Auf dem Heimweg von einem Spiel überschlägt er sich mit seinem Roller, Diagnose Querschnittslähmung. In den nächsten Monaten steht Leo Hürde über Hürde bevor, vom Akzeptieren des Endes seiner Fußballkarriere über die enttäuschte Abwendung des Vaters von seinem einst so vielversprechenden sportlichen Sohn bis hin zur gluckenhaften, einengenden Fürsorge seiner Mutter. Auf der anderen Seite aber entwickelt Leo langsam, aber stetig eine neue Persönlichkeit, erkennt, wie vielen Menschen er etwas bedeutet, entdeckt den Sport im Basketball neu und baut eine echte Freundschaft und später Beziehung mit Viola auf. Viola entspricht nicht den eher oberflächlichen Mädchen, für die sich Leo vor seinem Unfall interessiert hat, sondern ist ein tiefer Charakter und misst ihrem Leistungssport ebenfalls eine große persönliche Bedeutung bei. Gemeinsam finden Leo und Viola neue Perspektiven – Nicht ohne Grund wurde der Jugendroman in Italien bereits als Schullektüre verwendet. Es handelt sich um ein ungemein ausdrucksstarkes Buch. Sehr zu empfehlen. 2012, Boje Verlag, 10,99 €
Jesper Juul Das Familienhaus Dieses Buch für Eltern und Stiefeltern, entstanden aus der Zusammenarbeit zwischen dem dänischen Familientherapeuten und der norwegischen Journalistin Monica Oien, enthält konkrete Anregungen für das Zusammenleben zwischen Eltern und Kindern von der Geburt bis zur Pubertät. Die einzelnen Zimmer des „Familienhauses“ sind dabei Symbole für wichtige Bereiche des Miteinanders. Sie stehen für Partnerschaft (Schlafzimmer), Nähe und Gefühle (Babyzimmer), Selbstständigkeit (Kinderzimmer), Verantwortung (Jugendzimmer), Gesundheit (Bad), Kommunikation (Küche) und Gemeinschaft (Wohnzimmer). Entscheidend für den Autor ist es, dass Eltern, ohne sich von Meinungen beeinflussen zu lassen, ihren eigenen Weg in Erziehungsfragen finden und für eine konflikt- und stressarme Familienatmosphäre Sorge tragen. Wie das möglich ist, dazu liefert das sehr empfehlenswerte Buch viele unterstützende Gedanken. Sachb uch
2012, Kösel, 16,99 €
Der Borromäusverein e.V. aus Bonn unterstützt uns bei der Bücherempfehlung. Weitere Informationen: www.BORROMAEUSVEREIN.de
Hörbuch Iain Levison Hoffnung ist Gift
FOTO: Kirchenzeitung
Jeff Sutton ist Taxifahrer. Eines Tages klopfen Polizisten an seiner Tür und führen ihn als Verdächtigen im Entführungsfall eines jungen Mädchens ab. Einzige Hinweise auf seine Täterschaft sind Fingerabdrücke auf dem Fenster des Zimmers der Entführten sowie die Tatsache, dass er sein Taxi gründlich gereinigt hatte. Um ihn vor Übergriffen zu schützen, wird Sutton in den Todestrakt gebracht, wo er monatelang auf seinen Prozess wartet. Einziger menschlicher Kontakt ist während der täglichen Stunde des Freigangs ein psychopathischer, zum Tode verurteilter Mörder. Die Grausamkeit des Gefängnisalltags, die Monotonie der Zelle und die Gleichförmigkeit seines eingesperrten Lebens rauben Sutton seine Identität und seine Hoffnung. Es kommt der Tag des Prozesses. Wird Sutton die Jury von seiner Unschuld überzeugen können? Durch die konsequente Erzählung aus der Sicht des Taxifahrers wird der Hörer in die Geschichte hineingezogen, leidet und hofft mit ihm. Thomas M. Meinhardt ist hierfür die perfekte Besetzung und liest die Leidensgeschichte Suttons einfühlsam und überzeugend. 2012, Audio Media Verlag, 5 Audio-CDs, 16,99 €
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erlebenswert
Die Darstellungen der Weihnachtskrippe in St. Michael wechseln ständig. Hier: die Volkszählung.
ausstellung weihnachtsgeschehen in etappen Die Krippe der citykirche St. michael in göttingen
fOTO: KiRchenZeiTung
Sie gehört zu den größten und schönsten Weihnachtskrippen in und um Göttingen: die Krippe der Citykirche St. Michael. Das Besondere: Die Krippe zeigt im Verlauf der Weihnachtszeit verschiedene Szenen. „Es lohnt sich mehrmals zu kommen“, sagt Pater Manfred Hösl, Pfarrer der Michaelsgemeinde. Denn die Krippe, die den ganzen Altarraum einnimmt, verändert sich mehrfach in diesen Wochen. Die Besucher können dabei beispielsweise die „Volkszählung“ betrachten: Jene Szene, von der es im biblischen Lukasevangelium heißt: „In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. (…) Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.“ In Kürze wird das Bild wieder wechseln: Dann erzählt die Krippe in Etappen das Weihnachtsgeschehen. „Die ersten Krippen stammen aus einer Zeit, wo die Menschen nicht lesen konnten“, weiß Pater Hösl. „Und da diente die Krippe einfach als Bilderevangelium.“ Diese Funktion, den Menschen das Geheimnis von Weihnachten durch eine szenische Darstellung sichtbar zu machen, habe sich bis heute erhalten, wenn auch aus anderen Gründen. „Maria, Josef und das Jesuskind erkennen sicher 98 Prozent der Menschen, aber bei den anderen Figuren wird das schon schwieriger. “ In Details unterscheiden sich die Krippen vom biblischen Geschehen. „Die meisten Krippen haben Lokalkolorit“, so Hösl. So seien bayerische Krippen oft von einer Winterlandschaft umgeben, die Figuren asiatischer Krippen seien entsprechend ihres Kulturkreises gestaltet. J
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Termine
besinnliche Texte und musik 22. Dezember, 16.00 uhr literatur trifft Töne: Besinnliche Texte und Werke bekannter Komponisten auf der Querflöte sind am vierten advent in der Kirche St. Bernward im Braunschweiger Stadtteil heidberg (Stettinstraße 2a) zu hören. gestaltet wird die kirchenmusikalische andacht von Kantor Thomas mühlenbroich (im Bild) und gemeindereferentin christine Petrowski. im anschluss gibt es warme getränke und gebäck im Pfarrheim. Der eintritt ist frei.
weihnachtsbäckerei im Leisewitzhaus 11. Dezember, 18.30 uhr erwachsene zwischen 20 und 40 Jahren nimmt das neue Veranstaltungsprogramm „cajos“ in der gemeinde St. aegidien in den Blick. „Wir machen ein abwechslungsreiches Programm mit Veranstaltungen, die mit dem christlichen glauben zu tun haben. Jeder kann sich genau das aussuchen, was ihn anspricht. Wir sind offen für alle – auch über die grenzen der gemeinde hinaus“, sagt anna-Katharina Stiffel. Die 29-Jährige hat mit Karin lödige (30), Patricia Sperlik (28) und Johannes Pietsch (22, nicht im Bild) das Programm ins leben gerufen. Die nächste Veranstaltung ist am 11. Dezember (18.30 uhr, leisewitzhaus). Dann treffen sich die jungen erwachsenen, um Weihnachtsplätzchen zu backen. Weitere Veranstaltungstermine unter www.sanKTaegidien.de (menüpunkt „gruppen der gemeinde“) und www.Face-booK.com/ cajosBraunschweig. e-mail: cajos@staegidien.de
SARG-MÜLLER Otto Müller
Ach, die liebe Wintersonne! Sie ist traurig wie eine glückliche Erinnerung. Gustave Flaubert
impressum Jes . Das katholische magazin für Braunschweig www.Jes-braunschweig.de Verlag Bernward medien gmbh, Domhof 24, 31134 hildesheim Verantwortlich für den inhalt: matthias Bode, Domhof 24, 31134 hildesheim Redaktion Volker Röpke, Propsteipfarramt St. aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig, Telefon 0531 24490-25, info@jes-braunschweig.de, mitarbeiter dieser ausgabe: andrea Krogmann, Karin Dzionara, Stefanie Behnke, Rüdiger Wala, Thomas Pohlmann Gestaltung Bettina höhne, Bernward medien gmbh Anzeigen mirco Weiss (verantwortlich), Domhof 24, 31134 hildesheim, Telefon 05121 307-858 Druck Westermann Druck gmbh, georg-Westermann-allee 66, 38104 Braunschweig Monatlicher Preis 1,50 Euro, für Mitglieder der Kath. Kirchengemeinden Braunschweigs kostenlos.
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