Jes 8/2013: Unvorstellbar? Was der Welt ohne Kirche fehlen würde

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Jes . Das katholische magazin für Braunschweig € 1,50 Nr. 08/2013 Oktober

suchen. fragen. finden.

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E i n R i t te r zum Verlieben


Editorial . inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Jes“ wächst. Ab mitte kommenden Jahres wird das magazin nicht mehr nur die Katholiken in Braunschweig erreichen, sondern als sechsmal jährlich erscheinende mitgliederzeitschrift allen 400.000 katholischen Haushalten im Bistum Hildesheim kostenlos per Post zugestellt. Wir freuen uns über diese Entwicklung. Nachdem wir im April vorigen Jahres mit „Jes“ als ein auf Braunschweig begrenztes Zeitschriften-Pilotprojekt gestartet sind, freuen wir

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uns sehr über die Ausweitung unseres Erscheinungsgebietes. Daran haben Sie als leserinnen und leser einen großen Anteil. Wir danken ihnen, dass Sie uns so viele positive rückmeldungen zu inhalt und Gestaltung der Braunschweiger Ausgaben gegeben haben. Das hat dazu beigetragen, dass die Bistumsleitung entschieden hat, „Jes“ in den kommenden zwei Jahren überall zwischen Göttingen und Cuxhaven erscheinen zu lassen. Jede Ausgabe ist eine Einladung, das vielfältige katholische leben kennenzulernen. Das magazin soll der Kirche mehr Präsenz verleihen in einer Zeit,

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in der die Kirchenbindung vielerorts zurückgeht. Und es soll den Einsatz aller jener würdigen, die aus ihrem christlichen Glauben heraus für andere da sind. Ohne engagierte Christen wäre die Welt von heute ganz sicher ärmer. Das machen auch zwei Beiträge in diesem Heft deutlich: eine Geschichte über Braunschweig und seine Kirchen (Seite 8) sowie ein interview mit dem ehemaligen Verfassungsrichter Ernst Gottfried mahrenholz über die rolle von Kirche in unserer Gesellschaft (Seite 10). Viele Freude beim lesen wünscht ihnen

eingesammelt Ein Bus mit Namen St. Aegidien 6 im fokus Gott im Grundgesetz 10 nah dran Seelsorge im Krankenhaus 14 gesprächsstoff über den Wert von Fußballspielern 17 Leib und Seele laufend meditieren 19

Volker röpke, redaktion Jes

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P.S.: Das nächste magazin erscheint zum Dezember, das übernächste zum Februar. Dann macht „Jes“ eine kleine Pause. Ab mitte 2014 werden alle Haushalte im Bistum Hildesheim mit „Jes“ beliefert. Wenn Sie uns schreiben wollen: redaktion Jes, Propsteipfarramt St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig, info@jes-braunschweig.de, www.JeS-braunScHweig.de

engagiert Aus indien nach Braunschweig 21 entdeckt Wo Otto der Große wurde 22 Jes Junior Was ist die Schöpfung? 26 erlebenswert Kloster Brunshausen 29 termine St.-martins-Umzug 30 Jes 08 . 2013

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Ein Papst im Kornfeld

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Der italiener Dario Gambarin ist ein landwirt mit einem ungewöhnlichen Hobby: Er verwandelt seine Felder gern in Bilder. Dafür benutzt er seinen Traktor wie einen Pinsel. Anfang September „malte“ er das Abbild von Papst Franziskus auf ein 25.000 Quadratmeter großes Weizenfeld, daneben setzte er den Schriftzug „love liberates“ – liebe erlöst. Eine Botschaft, die der Pontifex mit Sicherheit sofort unterschreiben würde.

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Eingesammelt

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Prozent der Deutschen glauben einer Studie zufolge an Jesus als den Sohn Gottes. Dass Jesus gelebt hat, steht für rund 80 Prozent der Befragten außer Frage, wie eine repräsentative Emnid-Umfrage ergab. Der Studie zufolge überwiegen bei den Deutschen jedoch die Zweifel an den Wundern Jesu. Dass Jesus Blinde und Gelähmte geheilt habe, glauben den Angaben zufolge 39 Prozent der Befragten. 43 Prozent halten für zutreffend, dass Jesus von den Toten auferstanden sei.

Hildesheimer Kostbarkeiten in New York: das Bernward-Evangeliar.

Frohe Botschaft als App „Tagesevangelium“ heißt die neue Smartphone-App des katholischen Nachrichtenportals Domradio. de. Sie bietet täglich die Botschaft aus dem Neuen Testament, die jeweils von wöchentlich wechselnden Gesprächspartnern ausgelegt wird. Das Tagesevangelium kann in gesprochener Form gehört und als Textversion gelesen werden. Entwickelt wurde das kostenlose Angebot vom Bildungswerk der Erzdiözese Köln. Die App kann über iTunes und im GooglePlay-Store heruntergeladen werden. www.domradio.de

Der Hildesheimer Domschatz gehört zu den weltweit bedeutendsten und besterhaltenen mittelalterlichen Schatzsammlungen. Deshalb ist er nun auch in einem der größten und meistbesuchten Museen der Welt zu sehen: im Metropolitan Museum of Art (Met) in New York. Von der Schönheit der Gold- und Silberschmiedewerke, der Handschriften und anderer Kostbarkeiten können sich dort bis zum 5. Januar die Besucher überzeugen. Rund 50 ausgewählte Exponate sind im Met zu sehen. Im Mittelpunkt der Schau steht der heilige Bischof Bernward von Hildesheim (960–1022), der eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Bistums, seines Domes und des Domschatzes spielte. Auf die Reise nach New York gingen einige der wertvollsten Objekte des Domschatzes, darunter das Bernward-Kreuz und das Kleine Bernward-Evangeliar, das Oswald-Reliquiar, die Goldene Madonna, das Ringelheimer Kruzifix und das Taufbecken aus dem Dom. Der Domschatz ist Teil des UNESCO-Welterbes. Seine Heimat ist das Dommuseum in Hildesheim. Im Zuge der Sanierung des Hildesheimer Domes zum 1200-jährigen Bistumsjubiläum 2015 wird auch das Museum umgebaut und neu gestaltet. Die Eröffnung ist für Frühjahr 2015 geplant. www.domsanierung.de, www.metmuseum.org

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FOTOS: dommuseum Hildesheim; Wikipedia: Tsui, Kassandro; Volker Röpke; Andreas Greiner-Napp

Hildesheimer Schätze in New York

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Eingesammelt

» Der Papst spricht

Gläubige direkt an.«

Schauspielerin Martina Gedeck (51) findet, Papst Franziskus verdiene die Unterstützung der Gläubigen in aller Welt. Wenn Franziskus die Strukturen des Vatikans verändern wolle, „braucht er die Liebe und das Vertrauen der Weltgemeinschaft der Gläubigen“, sagte Gedeck, die selbst evangelisch ist, dem Magazin „Cicero“. Der Papst sei ein akribischer Kirchenmann. „Er tritt in einen sehr offenen Dialog mit den Gläubigen und spricht sie direkt an, herzlich und unverstellt“, sagte sie.

» Gemeinsam wohnen

mit Christus im Zentrum.«

FOTOS: dommuseum Hildesheim; Wikipedia: Tsui, Kassandro; Volker Röpke; Andreas Greiner-Napp

Ein Mehr-Generationen-Haus speziell für Christen – geht das? Hedwig Beuke (59), Mitglied der Gemeinde St. Albertus Magnus, und ihr Lebensgefährte Hans-Jörg Seifert meinen: Das geht. „Wir haben den Glauben, dass gemeinschaftliches Wohnen und Leben mit Christus im Zentrum auch in Braunschweig möglich ist – generationsübergreifend, im gegenseitigen Geben und Nehmen.“ Um ihren Wohntraum verwirklichen zu können, suchen sie Gleichgesinnte. Wer Interesse an der Planung und Realisierung eines solchen Wohnprojektes hat, kann sich unter Telefon 0531 508288 bei ihr melden.

» Die Zehn Gebote

habe ich stets dabei.« Der Country-Sänger Gunter Gabriel (71) hat die Zehn Gebote immer in seinem Notizbuch dabei. Im Kopf habe er sie allerdings nur „meistens“, gestand er der Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“. Er sei sicher, „da oben sei irgendwas“, den direkten Weg zu einem Gott habe er aber noch nicht gefunden. Sehr beeindruckt habe ihn, dass er bei seinem inzwischen verstorbenen Idol Johnny Cash bei einem Treffen eine auf jeder Seite mit Notizen versehene Bibel entdeckt habe.

Propst Reinhard Heine segnet den Bus.

Wie der Bus zur Kirche wurde Sekt floss nicht, als die Braunschweiger Verkehrs-AG kürzlich einen ihrer neuen Busse taufen ließ. Stattdessen tropfte Weihwasser auf den Personentransporter, erhielt er doch den Namen der katholischen Hauptkirche St. Aegidien. Propst Reinhard Heine segnete den Bus und bat Gott darum, allen Schaden von Fahrzeug, Fahrgästen und Fahrern abzuwehren. Die Initiative, das Vehikel nach der größten Kirche Braunschweigs zu benennen, kam vom Wirtschaftsdezernenten der Stadt, Joachim Roth. Seit etwa sechs Jahren werden neue Straßenbahnwagen und Busse nach Stadtteilen, bedeutenden Haltestellen, Weichbilden oder Pfarrkirchen benannt. Verkehrs-AG-Vorstand Georg Hohmann sprach während des Festakts über die ereignisreiche Geschichte der Kirche. Im Jahr 1115 entstanden, war St. Aegidien das spirituelle Zentrum des Benediktinerklosters in der Stadt. Das änderte sich mit der Reformation. Die Kirche wurde zu einem evangelischen Gotteshaus, ehe sie im 19. Jahrhundert weltlichen Zwecken diente. Seit 1945 ist St. Aegidien wieder eine katholische Kirche.

»Gott nimmt nicht die Lasten, sondern stärkt die Schultern.« Franz Grillparzer

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Ein Quadratkilometer, zwölf kirchtürme Braunschweig ohne Kirchen? Da wären nicht nur die Postkarten um einige schöne Motive ärmer. Ohne seine imposanten Gotteshäuser wäre Braunschweig nicht geworden, wie es ist. Sie geben der Stadt ein Gesicht – und das schon seit Jahrhunderten.

Zwölf Kirchen auf einem Quadratkilometer Auf gut einem Quadratkilometer stehen in Braunschweig zwölf Kirchen, die ihre Ursprünge vom 11. bis ins 15. Jahrhundert haben. Braunschweig gliederte sich im Mittelalter in fünf sogenannte Weichbilde. Darunter sind Teilstädte zu verstehen, mit eigenem Rat, eigenem Markt und – eigener Kirche. Beim Bau der Pfarrkirchen traten die einzelnen Weichbilde regelrecht in einen Wettbewerb und bauten immer größer, schöner und höher. Mit 93 Metern ist der Turm der St.-Andreas-Kirche in der Neustadt heute der höchste der Stadt. Viele Turmbauten blieben unvollendet, häufig wurde

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nur ein Turmwerk fertig, das zweite blieb auf halber Höhe stecken. Mit der Reformation kam der Kirchbau für Jahrhunderte zum Erliegen. Erst in der Gründerzeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden in der wachsenden Stadt wieder Kirchen gebaut, weitere folgten nach dem Zweiten Weltkrieg in den Außenbezirken.

Kirche und Stadt befruchten sich gegenseitig „Die großen Kirchbauten sind Ausdruck für den Bürgerstolz“, sagt Hans-Jürgen Derda. Stadtentwicklung und Kirchbau haben sich im Mittelalter gegenseitig befruchtet. Große Bauvorhaben brauchten Handwerker, große Kirchen zogen Menschen an, um die Kirchen herum wuchsen Siedlungen, in ihrem Schatten trieben die Menschen Handel. Wenn eine Kirche bedeutende Reliquien hatte, kamen Pilger zur Verehrung derselben. Die ersten Kirchen Braunschweigs, St. Martini, St. Ulrici und St. Magni, liegen aufgereiht am alten Hellweg, der Verbindungsstraße von West nach Ost. Drumherum wuchsen die Altstadt im Westen und die Altewiek im Osten. Die St.Katharinen-Kirche im Norden geht auf Heinrich den Löwen zurück. Er gründete mit dem Hagen einen neuen Stadtteil,

FOTOS: Kotyrba-Verlag

Natürlich könnten dort, wo heute Kirchtürme in die Höhe ragen, Hochhäuser stehen, Einkaufszentren, Versicherungszentralen, Banken. Niemand weiß, wie sich Stadt entwickelt hätte ohne Kirche. Tatsache aber ist: Die Kirchen prägen die Stadt. „Sie sind ein identitätsstiftendes Element für Braunschweig“, sagt Klaus Hornung, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung und Umweltschutz. Und Dr. Hans-Jürgen Derda, Leiter der Abteilung Mittelalter und Frühe Neuzeit im Braunschweigischen Landesmuseum, erklärt: „Die Kirchen sind bis heute wichtige Orientierungspunkte.“

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Gesprächsstoff

Braunschweig von Westen, mal mit, mal ohne Kirchen.

veranlasste den Bau der Kirche, versah sie mit Einkünften. Um den Baugrund der Oker-Niederung trockenzulegen, hatte man Fachleute aus den Niederlanden gewonnen. Heute steht das Gotteshaus an einer belebten Straßenkreuzung – und überragt nach wie vor seine profane Umgebung. „Der mittelalterliche Mensch war von der Idee durchdrungen, sich selbst zu rechtfertigen. Er baute Kirchen, um sein Seelenheil zu retten, aber auch, um als Stifter in Erinnerung zu bleiben“, erläutert Derda. Und so wurden nicht nur Gemeinde-Kirchen gebaut, sondern auch Klöster und Stiftskirchen. Architekten, Handwerker und Künstler waren nicht nur mit dem eigentlichen Kirchbau beschäftigt. Immer wieder mussten sie Kirchen nach Bränden wiederaufbauen, andere umbauen, dem Zeitgeschmack anpassen und schließlich für eine repräsentative Innenausstattung sorgen. So war die Kirche wichtiger und dauerhafter Arbeitgeber für die Städter des Mittelalters.

FOTOS: Kotyrba-Verlag

Merkpunkte in der zerstörten Stadt Die mittelalterlichen Kirchen und Kirchtürme haben Konkurrenz bekommen: Bauten einer Sparkasse und der Technischen Universität haben heute etwa die gleiche Höhe wie die Gotteshäuser. Allerdings: Die Neubauten stehen am Rande des Zentrums und stören das mittelalterliche Bild kaum. Mehr als die Neubauten der 60er- und 70er-Jahre hat der Zweite Weltkrieg den Kirchbauten zugesetzt. Beinahe wären einige von ihnen den Nachkriegsplanungen zum Opfer gefallen. „Braunschweig sollte eine autogerechte Stadt werden. Da mussten breite Straßen her, und viele Kirchen waren zumindest teilweise zerstört“, erläutert Heinz Kudalla von der Denkmalpflege der Stadt. Doch letztlich war es keine Frage: Die Kirchen wurden wieder aufgebaut, als „Merkpunkte in der zerstörten Stadt“, wie Kudalla sagt. Mittlerweile ist beim Thema Kirchbau völlige Ruhe eingekehrt. Klaus Hornung plant seit 15 Jahren die Entwicklung der Stadt. „Bei der Planung eines neuen Viertels war das in der ganzen Zeit kein Thema“, sagt er. J

Braunschweig mit seinen Teilstädten, den sogenannten Weichbilden, im 13. Jahrhundert.

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F체r Christen fast so bindend wie ein Gesetz: das Gebot der N채chstenliebe.


Im Fokus

»die kirche muss für die grundrechte eintreten«

FOTO: Fotolia.com: midosemsem

Der ehemalige Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Professor Ernst Gottfried Mahrenholz, über Gott im Grundgesetz und die Frage, wie sich die Kirche für das gesellschaftliche Miteinander einsetzen sollte.

Professor Mahrenholz, in der Präambel des Grundgesetzes heißt es: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen ...“ Was bedeutet dieser Gottesbezug? Der Gottesbezug stellt den Menschen in eine doppelte Verantwortung, eben in die Verantwortung vor Gott und vor den Menschen. Das darf Christen nicht zu der leichtfertigen Vorstellung verführen, sie meinten auch die Verantwortung doppelt so ernst wie die Nichtchristen.

die Kirche heute, gelegentlich sogar leidenschaftlich, für die Grundrechte der einzelnen Menschen gegenüber staatlichen Anordnungen eintritt. Ich nenne das Kirchenasyl, das aus einer lebendigen christlichen Gemeinde an der Basis heraus erwachsen ist und bis heute gegen grobe Ungerechtigkeiten des Staates, insbesondere bei der Abschiebung, eine Rolle spielt. Ganz generell aber gilt, dass die Kirche vor allem dem Liebesgebot verpflichtet ist.

Inwieweit verdanken wir das Grundgesetz dem christlichen Menschenbild? Ein christliches Menschenbild kann man in dem Fundamentalsatz der Verfassung sehen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Aber streng genommen war die Aufklärung für die Durchsetzung eines solchen Verfassungssatzes noch entscheidender, hat das unmenschliche NS-Regime zu dieser Formulierung am meisten genötigt. Sie hat ihre erste Ausprägung in der Kant'schen Philosophie gefunden, also in der Aufklärung überhaupt. Kant sprach von der gleichen Würde der Menschen, als das normale gesellschaftliche Leben von sehr unterschiedlichen „Würdenträgern“ ausging. Und die Grundrechte selbst sind ihrem Ursprung nach gleichfalls Kinder der Aufklärung und gegen Einsprüche der Kirche erstritten. Herausragend ist hier die berühmte Enzyklika „Mirari Vos“ von Papst Gregor XVI., die anlässlich der freiheitlichen belgischen Verfassung von 1832 geschrieben wurde.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst ... … das ist nun wirklich authentisch christliche Botschaft im Neuen Testament und ebenso die Botschaft des Alten Testamentes. In der Übersetzung von Buber/Rosenzweig heißt es: „Du soll deinen Nächsten lieben wie dich selbst, denn er ist wie du.“ Ich nenne nur: Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Man muss dieses Gleichnis von Jesus einmal wirklich Zeile für Zeile lesen und sich einprägen, dass Jesus dem von den Juden damals verachteten Samariter die Liebestat zubilligt, die er den höheren Würdenträgern nicht zugetraut hat. Und dann Matthäus 24, auch hier wäre es gut, einmal zu lesen: „Ich war hungrig gewesen und ihr habt mich gespeist, ich war durstig gewesen und ihr habt mich getränkt“ und so weiter bis zu dem Schluss von Jesus: „Was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan.“

Trotzdem betonen Theologen wie der evangelische Bischof Huber, wie sehr unser Werte- und Rechtssystem christlich geprägt ist. Teilen Sie das? Sind etwa die Zehn Gebote grundlegend für die Ausprägung der Gesetze, die den Umgang mit anderen Menschen regeln? Für alle Rechtsgenossen geltend muss das Achte Gebot angeführt werden: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten.“ Dieses Gebot ist sinngemäß in allen Strafgesetzbüchern des Abendlandes enthalten. Im Übrigen muss man nicht alles für die Kirche vereinnahmen, auch nicht unser Werte- und Rechtssystem. Viel wichtiger ist, dass

Zurück zum Grundgesetz: In Artikel 4 heißt es, niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst gezwungen werden. Was ist das Gewissen? Steckt darin nicht die Bindung an eine religiöse Instanz? Das Gewissen ist etwas höchst Eigentümliches für jeden Menschen. Es mag bei dem einen ein christliches Gewissen

»Man muss nicht alles für die Kirche vereinnahmen.«

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sein, es kann aber auch ein Gewissen sein, das einfach der Moral verpflichtet ist. Die Gegner aus Gewissen unter Hitlers Regime waren nicht nur Christen. Man denke auch daran, dass die christliche Kirche in der Frage der Atombewaffnung, schon zuvor der Wiederbewaffnung in der Bundesrepublik, gespalten war. So eindeutig sind christliche Gewissensanordnungen eben nicht. – Aber im Blick auf die Kriegsdienstverweigerung war die Kirche die Säule in der Unterstützung derer, die den Kriegsdienst verweigerten. Und ohne sie wäre, wenn ich recht sehe, das Gesetz selbst, das sich auf dieses Problem bezogen hat, nicht so rücksichtsvoll gegenüber den Kriegsdienstgegnern ausgefallen, wie es geschah. Der Amtseid des Bundespräsidenten endet mit den Worten: „So wahr mir Gott helfe.“ Auf die religiöse Beteuerung darf verzichtet werden, aber sie ist da. Was soll mit ihr ausgedrückt werden? Mit der Anrufung „So wahr mir Gott helfe“ ist die christliche Bindung an einen persönlichen Gott gemeint. Das mag für einen jüdischen Mensch das Gleiche sein; und in Niedersachsen hat auch die islamische Ministerin ihren Eid unter Bezugnahme auf Gott geschworen. Wer ihn aber fortlässt, hat deswegen kein Gewissen zweiter Klasse, sondern er ist, wie Jürgen Habermas es ausgedrückt hat, „religiös unmusikalisch“. Hier sollte man ruhig einmal sagen: Hüten wir uns vor einem christlichen Hochmut, der, ohne es laut zu sagen, für den Schwörenden verpflichtender ist als ein Eid, der ohne diese Anrufung geleistet wird. Ein solcher Hochmut wäre strikt gegen die Verfassung, die beide Eide in ihrer Verpflichtung gleichstellt. Bleiben wir in einer Kirche, die demütig in der Gegenwart ist, auch mit Blick auf viele Versäumnisse ihrer Vergangenheit.

Wie sollte sich die Kirche in Zukunft für das Miteinander in unserer Gesellschaft einsetzen? Die Kirche muss vor allem sehen, dass wir in einem säkularen Staat leben. Dieses Miteinander ist verschiedenen Gefährdungen ausgesetzt. Es wird nicht alles akzeptiert, was geschieht. Zum Beispiel hat die katholische Kirche, weit besser als die evangelische, dem Kopftuch einer Erzieherin im konfessionellen Kindergarten keinen prinzipiellen Widerstand entgegengesetzt, was immerhin die frühere Bischöfin Käsmann für die Hannoversche Landeskirche getan hat, anders als Bischof Weber in Braunschweig. Die katholische Kirche hat Zumutungen für die säkulare Gesellschaft verteidigt, wenn es dafür Gewissensgründe oder jedenfalls doch grundsätzliche Entscheidungen gab. Woran denken Sie zum Beispiel? Ich denke an ihr Eintreten zugunsten der Roma und Sinti, die ja in der Regel katholisch sind. Sie hat die Homo-Ehe nicht verteidigt. Das musste sie auch nicht von ihrem Selbstverständnis der Ehe her. Aber sie hat diese Entwicklung toleriert. Die evangelische Kirche hat in ihrer neuesten Familiendenkschrift in einigen Wendungen eine übergroße Anpassung an den Zeitgeist vollzogen. Da hätte man etwas klüger, gleichsam politischer, darauf achten müssen, dass man die eigenen Mitglieder „mitnimmt“. Eines allerdings ist hervorzuheben, weil die Kirchen es gern in den Hintergrund drängen: Wo sie den Staat kritisieren, müssen sie dies öffentlich und wiederholt tun. Tun sie das denn nicht? In Niedersachsen zum Beispiel war die Kirche mit den Abschiebungspraktiken der vorigen Regierung in seltenen Fällen

Professor Ernst Gottfried Mahrenholz, Jahrgang 1929, war Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts. Der gebürtige Göttinger studierte zunächst Theologie und Philosophie in seiner Heimatstadt, anschließend Rechtswissenschaften an den Universitäten Tübingen und Göttingen. Nach seiner Promotion war der Protestant ab 1959 in der Kommunal- und Staatsverwaltung tätig und gehörte zur Verhandlungsdelegation zum Konkordat zwischen Niedersachsen und dem Vatikan. Für sein Mitwirken an dem Staatskirchenvertrag wurde er von Papst Paul VI. in den Orden des hl. Silvester (Komtur mit Stern) aufgenommen. Diese Auszeichnung wird vom Kirchenoberhaupt für besondere Verdienste um die katholische Kirche verliehen. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Direktor des Funkhaus Hannover im NDR war das SPD-Mitglied Mahrenholz von 1970 bis 1974 Staatssekretär und Leiter der Staatskanzlei des Landes Niedersachsen, anschließend bis 1976 Niedersächsischer Kultusminister, bis 1981 Abgeordneter des Niedersächsischen Landtags sowie Rechtsanwalt. 1981 wurde Mahrenholz zum Richter des Bundesverfassungsgerichts berufen; dieses Amt behielt er bis zum Ruhestand 1994. Er wirkte an zahlreichen bedeutsamen Urteilen und Beschlüssen des Zweiten Senats, u.a. zum Urteil über ein gerechtes Wahlrecht für Ost und West bei der Wahl zum ersten Deutschen Bundestag mit; ebenso bei dem Urteil zum Schwangerschaftsabbruch (einstimmige Annahme der Beratungslösung durch den Senat). Mahrenholz war Präsident der Deutsch-Israelischen Juristenvereinigung, deren Ehrenpräsident er heute ist. Er lebt in Hannover.

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Im Fokus

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Sabaa Mathilde Damit die von einer Abschiebung bedrohte Freundin bleiben darf, schreibt eine Grundschülerin im Jahr 2010 an den niedersächsischen Ministerpräsidenten. Der Brief ist echt, wir haben nur die Namen verändert.

nicht einverstanden. Sie hat dann verschwiegen dem Staat gegenüber Kritik geäußert. Immer ohne Erfolg. Was den Staat nicht öffentlich zur Rechtfertigung zwingt, schiebt er beiseite. Die besondere Qualität der politischen Öffentlichkeit haben beide Kirchen zwar fallweise in Anspruch genommen, aber in ihrem Wesen noch nicht erkannt und gewürdigt. Das spezifische Element des Politischen ist, dass es wirkungsmächtig in der Resonanz sein kann, wie sie die Medien herstellen. Wofür sollte sich die Kirche besonders stark machen? Von Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft habe ich gesprochen. Mir scheint seit langem, dass im Vordergrund steht, dass die Kirchen Europas – und die deutschen Kirchen könnten damit anfangen – zur Vorbedingung weiterer Verhandlungen mit der Türkei die Frage der Durchsetzung der Gewissensfreiheit machen. Es geht nicht nur um die Demonstrationsfreiheit, deren Durchsetzung hoffentlich die weiteren Verhandlungen mit der Türkei durchziehen wird. Sondern es geht ganz präzise und ausdrücklich um die Freiheit der Religion für alle Religionen. Die in der Türkei nicht garantiert ist ... Hier sind die Christen benachteiligt; die Juden, wenn ich das richtig weiß, weniger. Vielleicht auch deshalb, weil die Juden nicht missionieren. Wie sich die Kirche als missionarische Kirche in der Türkei verhalten sollte, dazu habe ich kein Urteil. Aber der prinzipielle Anspruch, dass das Urgrundrecht für das gesamte Europa, nämlich die Religionsfreiheit, maß-

gebend sein muss für die innere Gestaltung einer jeden Gesellschaft, dafür sind die Kirchen mitverantwortlich. Es ist ihre grundlegende Verantwortung für das menschliche Europa. Je mehr sich Brüssel im Detail einzelner Verhandlungen und einzelner Abschnitte in der Materie verliert, umso gewisser geht das grundsätzlich menschliche Element, das in der Religionsfreiheit liegt, verloren. Aber die Kirchen haben auch eine Verantwortung für die Christen in der Türkei selbst. Ihr können sie sich nicht entziehen. Als ich dies vor Jahren hochmögenden Geistlichen beider Konfessionen schrieb, wurde ich einer Antwort nicht gewürdigt. Heißt dies, dass die Kirchen dieses Thema ad acta gelegt haben? Wie schätzen Sie den gesellschaftlichen Stellenwert der Kirche ein? Es könnte sein, dass die Kirche ihren Stellenwert eher unterschätzt. Die Kirche muss in der Nachfolge Jesu leben. Dann braucht sie sich um ihren „Stellenwert“ nicht zu sorgen. Die Kirche hat mit den Leipziger Montagsdemonstrationen in der DDR den Anstoß zur Wiedervereinigung gegeben. Woher hatte sie, nach 40 Jahren Feindschaft des kommunistischen Staates zur Kirche, diese Orientierungsfunktion für die Bevölkerung? Wir sollten darüber nicht grübeln, sondern vor allem das Vertrauen sehen, das der Kirche offenbar in Krisenzeiten entgegengebracht wird. Sie muss ihren unvertretbaren Dienst an den Menschen tun wie ihr Herr; unscheinbar oder nicht. Nachfolge mehrt Vertrauen. J i nterv i ew : Vo l ker Rö pke

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viel einfühlungsvermögen null berührungsängste Die Braunschweiger Klinik-Seelsorgerin Martina Nowak-Rohlfing geht dahin, wo Menschen leiden. Sie hilft ihnen, mit schweren Krankheiten oder dem Verlust eines Angehörigen umzugehen.

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Nah dran Sie ist für Menschen da, denen es schlecht geht: Martina Nowak-Rohlfing.

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artina Nowak-Rohlfing arbeitet da, wo die Hoffnung schon oft gestorben ist. An einem Ort, an dem bittere Nachrichten selten ausbleiben. Menschliche Dramen gehören hier zum Alltag, und sie ist oft mittendrin – als Seelsorgerin im Krankenhaus. „Was Sie machen, das könnte ich nicht.“ Menschen, denen die 56-Jährige im Braunschweiger Klinikum an der Celler Straße begegnet, sagen das oft zu ihr. Sie können sich nicht vorstellen, die Sorgen, Nöte und Ängste anderer aufzunehmen wie ein Schwamm. Genau das tut Martina Nowak-Rohlfing, und sie tut es gern, Berührungsängste hat sie nicht. Sie ist ein fröhlicher Mensch, und das hilft ihr im Umgang mit allen, denen es schlecht geht. Sie versucht, Patienten und Angehörige mit ihrer Freude anzustecken: „Freude ist verbunden mit Hoffnung. Wer lacht, schafft sich Abstand zu den Sorgen, die ihn gerade beschäftigten.“

Sie wird Zeugin von Trauer und Tod Meist kommen diese Sorgen überraschend, ungeplant. Menschen strömen ins Krankenhaus, aus ihrem Alltag gerissen, auf der Suche nach einem Angehörigen, der wegen eines Unfalls zum Notfall geworden oder schwer erkrankt ist. Sie fragen sich: Wie geht es ihm? Konnten die Ärzte helfen? Die Erleichterung ist riesig, wenn sich herausstellt: Es ist alles gar nicht so schlimm. Mein Mann, meine Frau, mein Kind wird wieder gesund. Es kann aber auch anders sein, es kann eine Botschaft sein, die auf Menschen niedersaust wie ein Knüppel, eine Krebs-Diagnose zum Beispiel. Martina Nowak-Rohlfing trifft Patienten, die Schmerzen haben, die körperlich beeinträchtigt sind, die sich fürchten vor einer Operation oder vor dem Tod. Viele werden wieder gesund, aber manche von ihnen verlassen das Krankenhaus auch gelähmt, und manche sterben hier. Die Seelsorgerin kommt immer wieder in eine Atmosphäre hinein, in der sich für Kranke und deren Angehörige das ganze Leben verdichtet auf wenige Stunden oder Tage, in denen sich entscheidet, ob nichts mehr bleibt, wie es mal war. Sie wird Zeugin, wenn Existenzen auf dem Spiel stehen: das Leben des Leidenden und das derjenigen, die zurückbleiben, wenn er stirbt. Sie erlebt Angehörige, denen die Qualen ihres Liebsten vorkommt wie der Dauerlauf auf einem Nagelbrett, denen sich das Sterben, das sie hilflos mit ansehen müssen, unvergesslich ins Gedächtnis einbrennt, die fassungslos vor der riesigen Leere stehen, die der Tod des Partners gerade hinterlassen hat. „Das sind trostlose Situationen, in denen ich mit Worten nichts auffangen kann.“ Ihr Angebot ist dann, einfach da zu

Klinikseelsorge Kommt ein Mensch ins Krankenhaus, befindet er sich in einer besonderen Lebenssituation. Oft bedeutet eine Krankheit für den Patienten gleichzeitig eine Lebenskrise. In dieser Lage steht die Krankenhausseelsorge allen Kranken, Angehörigen und Krankenhaus-Angestellten für persönliche Gespräche, Beratung und Begleitung zur Verfügung. Die Seelsorger unterliegen der Schweigepflicht. Zum Angebot gehören auch Gebete, Gottesdienste und die Spendung von Sakramenten. In Braunschweig betreuen katholische Seelsorger das städtische Klinikum mit den Standorten Salzdahlumer Straße und Celler Straße sowie das Herzogin-Elisabeth-Hospital, das Krankenhaus St. Vinzenz und das Marienstift.

Kontakt: Gemeindereferentin Ulrike Krupp, Telefon 0531 5952427, Gemeindereferentin Martina Nowak-Rohlfing, Telefon 0531 5953218, Pater Johannes Witte OP, Telefon 0531 343932.

Die Seelsorgerin hört zu, wenn Patienten über ihre Nöte und Sorgen sprechen. Sie unterliegt der Schweigepflicht.

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Nah dran

Ort der Besinnung: Martina Nowak-Rohlfing im Andachtsraum des Klinikums Celler Straße.

sein, die Hinterbliebenen nicht allein zu lassen mit ihrem Schmerz. Weil sie nicht zum Kreis der Trauernden gehört, nicht aufgeregt oder in Tränen aufgelöst ist, sondern von außen kommt, kann sie wie ein Ruhepol wirken. Sie nimmt die Gestik der Menschen wahr, deren Worte, erspürt, wie sie ihnen begegnen kann. Dazu gehört auch zu gehen, wenn die Trauernden sie als störend empfinden. Wenn nicht, hört sie zu, gibt ihnen Raum, um von dem Verstorbenen zu erzählen, davon, wie wichtig er gewesen ist. Hin und wieder bringen dann Anekdoten für einen Moment ein Lächeln zum Vorschein. Und manchmal verschafft auch der Gedanke daran, dass das gemeinsame Leben viel mehr war als der schreckliche Abschied am Ende, ein paar Augenblicke Linderung.

Manchmal hat Trost keine Chance Martina Nowak-Rohlfing hat aber auch Situationen erlebt, in denen der Trost keine Chance hatte, sich auch nur für eine einzige Sekunde blicken zu lassen. Sie erinnert sich an die Trauer eines Mannes, der auf einen Schlag zwei geliebte Menschen verlor: seine schwangere Frau und das ungeborene Kind. Den Tod der zuvor kerngesunden Frau verursachte eine plötzliche Hirnblutung. „Ihr Mann war ein gebrochener Mensch, als er das Krankenhaus verließ. Das werde ich nie vergessen“, sagt die Seelsorgerin. Yoga und Spaziergänge in der Natur helfen ihr, den seelischen Ballast abzuschütteln, den sie Tag für Tag im Krankenhaus aufnimmt. Gelegentlich spricht sie mit ihrem Mann, mit dem sie einen erwachsenen Sohn hat, über ihre Arbeit. Auch der kollegiale Austausch mit den beiden weiteren katholischen Klinikseelsorgern in Braunschweig, Ulrike Krupp und Pater Johannes Witte, tue ihr gut, sagt sie. Und sie betet jeden Tag: „Was mich belastet, kann ich in Gottes Hand legen.“ Martina Nowak Rohlfing hat Menschen kennengelernt, die durch den Glauben Hoffnung schöpften oder ihre Krankheit

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annahmen im Vertrauen darauf, Gott werde ihnen nicht mehr zumuten, als sie tragen können. Ebenso hat sie im Klinikum mit Menschen zu tun, die auf Gott wütend sind, weil sie leiden müssen und dessen Hilfe vermissen. „Häufig sagen Leute zu mir, dass sie nicht an einen lieben, gerechten Gott glauben können. Ich kann das verstehen. Würde ich denen antworten, dass es ihn doch gibt, schmeißen die mich zu recht raus“, sagt sie. Für ihre Arbeit ist es unerheblich, ob ein Patient gläubig ist oder nicht. „Der Mensch und sein Leid stehen im Mittelpunkt, nicht dessen Religion oder Weltanschauung.“ Sie hilft jedem, der ihre Hilfe wünscht, der sie fragt, ob sie Zeit hat für ein vertrauliches Gespräch. Sie ist keine Ärztin, sie heilt keine Menschen, aber sie begleitet sie in einer Phase ihres Lebens, die gepflastert ist mit Schmerz, Furcht, Zorn, Verzweiflung. Schreit deren Unglück zum Himmel, hört sie hin. Bei ihr dürfen sich Kranke ihren Frust von der Seele reden. Bei ihr darf jeder Schwäche zeigen. Oft merken Menschen erst im Krankenhaus, wie zerbrechlich das Leben ist. Wenn sich die Gesundheit nicht mehr mit ein paar Tabletten ins Lot bringen lässt, sondern viel ernsthafter und folgenreicher bedroht ist. Wenn auf einmal nichts mehr geht, nachdem man ständig darauf konditioniert war, wie ein Uhrwerk zu funktionieren. Wenn die Gedanken an die eigene Endlichkeit wiederkehren, nachdem man sie lange Zeit beiseitegeschoben hat. „Es gibt Menschen, die immer alles für andere gemacht haben, ohne zu registrieren, was sie selber brauchen. Das ist ihnen erst durch ihre Erkrankung bewusst geworden.“ Sie stellen fest, dass sie ihr Leben zu wenig gelebt, dass sie zu viel aufgeschoben und ihre Prioritäten falsch gesetzt haben. „Vielleicht haben diese Menschen gedacht: Wenn ich im Ruhestand bin, kann ich anfangen zu leben“, sagt Martina NowakRohlfing, „aber das Leben ist jetzt, das Leben ist heute.“ J te x t : Vo l ker Rö pke fotos : P ete r s i e r i gk

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Engagiert

Erst Führerschein, dann Seelsorge Der indische Priester Pater Jacob Thaile ist neu in der Gemeinde Heilig Geist. Ehe er die Gemeinde kennenlernte, besuchte er eine deutsche Fahrschule. Aus seinem Heimatland war er das Linksfahren gewohnt. Außerdem kannte er viele Verkehrsschilder nicht.

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igentlich heißt es ja: deutsche Sprache, schwere Sprache. Doch für Pater Jacob Thaile aus Indien war die Sprache nicht die größte Herausforderung, als er hierher kam. Der katholische Priester machte eher die Erfahrung: deutsche Straßen, schwere Straßen. „Ich bin manchmal verrückt geworden“, stöhnt er. Pater Jacob wurde von seiner Ordensgemeinschaft, den Missionaren des heiligen Franz von Sales, für fünf Jahre ins Bistum Hildesheim entsandt, um den hiesigen Pfarrern in der Seelsorge zu helfen. Seine erste Station nach einer sechsmonatigen Vorbereitungszeit im Hildesheimer Priesterseminar ist seit Anfang Juli die Gemeinde Heilig Geist mit ihren drei Kirchorten in Braunschweig-Lehndorf, Vechelde und Wendeburg.

Deutsch pauken und fahren lernen Ehe er im Sommer mit seiner neuen Gemeinde die ersten Gottesdienste feiern konnte, paukte er nicht nur ein halbes Jahr lang in Hildesheim intensiv Deutsch, sondern lernte auch, wie man in Deutschland Auto fährt – nämlich auf der rechten Seite. „In Indien ist der Straßenverkehr ganz anders. Wir fahren links, es gibt viel weniger Schilder, und es wird viel mehr gehupt. Wer hupt, signalisiert, dass er überholen will“, erzählt Pater Jacob. Seine indische Fahrerlaubnis wäre hier lediglich vorübergehend gültig gewesen, also machte er den deutschen Führerschein.

Einige Mühe habe das gekostet, gibt er zu. Inzwischen gewöhne er sich aber immer besser ans Fahren auf den deutschen Straßen. Das Bistum hat ihm einen Dienstwagen zur Verfügung gestellt, mit dem er nun zwischen den Kirchorten der Gemeinde hin und her pendelt, um den Pfarrer von Heilig Geist zu unterstützen: Pater Sabukuttan Francis, der ebenfalls aus Indien stammt. Von der Gemeinde fühlt sich der 33-Jährige gut aufgenommen: „Die Leute sind sehr freundlich und immer bereit, mir zu helfen. Dafür bin ich dankbar.“ Er spricht bereits überwiegend flüssig in der neuen Sprache. Fällt ihm eine Vokabel nicht ein, hilft ihm sein indischer Mitbruder Pater Sabu. Wenn Pater Jacob während der heiligen Messe predigen soll, prüft ein Gemeindemitglied seinen Text vorher in punkto Grammatik und Verständlichkeit. Dass die Menschen in Deutschland Brot zum Frühstück essen, ist ihm neu. In seiner Herkunftsregion ist Reis die erste Mahlzeit des Tages, und Brot wird dort zum Tee serviert. Er stammt aus dem Bundesstaat Manipur im Nordosten Indiens. Seine Eltern, seine sechs Brüder und seine beiden Schwestern leben dort. Er telefoniert ein bis zweimal pro Woche mit seiner Familie. Nachdem er in Indien bereits in drei Bundesstaaten als Priester gearbeitet habe, sei er es gewohnt, fern der Heimat tätig zu sein. „Heimweh habe ich J nicht“, sagt er. Vo l ker Rö pke

FOTO: Volker röpke

Unterwegs im Namen des Herrn: Pater Jacob Thaile aus Indien arbeitet als Priester in der Gemeinde Heilig Geist mit seinen drei Kirchorten in Braunschweig-Lehndorf, Vechelde (Kirche St. Gereon im Bild) und Wendeburg.

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Ein leckerer Salat zum Erntedankfest Kürbisse, Gurken, Tomaten, Karotten, äpfel und noch vieles mehr – wenn im Herbst die Altäre in den Kirchen mit den Gaben der Natur reichlich geschmückt werden, ist klar: Hier wird das Erntedankfest gefeiert. in katholischen Gemeinden ist das meist am ersten Sonntag im Oktober der Fall. Christen danken Gott an diesem Tag für die eingebrachte Ernte. Das Erntedankfest ist besonders auf dem land mit zahlreichen Bräuchen verbunden. Welche Speise zur Feier unbedingt auf den Tisch kommen sollte, ist allerdings nicht überliefert.

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Sie macht nicht nur sauber, sondern duftet auch noch toll: die handgefertigte Seife aus pflanzlichen, reinen ätherischen ölen. Sie enthält Wildrosenöl, rosenholz und Kakaobutter. Ein Paket der Seife „rosenwunder“ (Gewicht 80 Gramm) kostet 6,90 Euro. Der Erlös kommt der Sanierung des Hildesheimer Domes zu Gute. Zu beziehen über: www.domSanierung-SHoP.de

Kostenlos Obst finden Die neue internetplattform mundraub.org veröffentlicht landkarten, auf denen Obstbäume, Sträucher und Kräuter eingetragen sind, von denen man sich kostenlos bedienen kann. Andere Nutzer und öffentliche Verwaltungen tragen diese Daten nach bestem Wissen und Gewissen ein. www.mundraub.org

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FOTOS: FOTOliA.COm: DUDArEV miKHAil, DrUBiG-PHOTO

Zutaten für 4 Personen 300 g Knollensellerie, 3 El Zitronensaft, 2 El Honig, 2 El Walnuss- oder Haselnussöl, Salz, weißer Pfeffer, 80 g Feldsalat, 40 g Walnusskerne, 4 Williams Christ Birnen, 4 Rosmarinzweige (in je 4 Stücke gezupft), 12 Scheiben Tiroler Speck, 6 El Öl, 30 g Pecorino

Hildesheimer Seifentraum

FOTO: STOCKFOOD.COm: WOlFGANG SCHArDT

Unser Vorschlag: Birnen im Speckmantel mit Sellerie- und Feldsalat. Dazu Sellerie putzen, schälen, in feine Streifen schneiden und mit Zitronensaft, Honig, Nussöl, Olivenöl, Salz und Pfeffer mischen. 30 min. marinieren lassen. Feldsalat putzen, waschen und gut abtropfen lassen. Walnüsse grob hacken und in einer Pfanne ohne Fett goldbraun rösten. inzwischen Birnen schälen, längs vierteln und entkernen. Birnenviertel jeweils mit 1 rosmarinstück belegen und mit 1 Scheibe Speck umwickeln. mit Zahnstochern feststecken. öl in einer Pfanne erhitzen. Birnen darin rundherum bei mittlerer Hitze braten, bis der Speck leicht knusprig wird. Auf Küchenpapier abtropfen lassen und Zahnstocher entfernen. Selleriesalat, Walnüsse und Feldsalat locker mischen und mit den Birnen anrichten. mit gehobeltem Pecorino bestreuen. Guten Appetit!


Leib und Seele

Laufen für die Seele Warum gehen Menschen joggen? Für die meisten steht Fitness im Vordergrund. Manche Menschen wollen vom Arbeitsalltag abschalten. Aber laufen, um zu meditieren? Das klingt nach einem Widerspruch in sich.

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er Benediktinermönch Michael Bauer ist passionierter Läufer und hat das Zusammenspiel von Laufen und Spiritualität zu seinem persönlichen Anliegen gemacht. Er sagt: „Wenn die Seele mitläuft, ändern sich die Vorzeichen. Das meditative Laufen wendet sich dem vernachlässigten Innenleben zu – der Seele – und hat dort seinen Schwerpunkt.“ Er hat diese Art der Bewegung nicht neu erfunden, sondern aus dem „Lung Gom Pa“ tibetischer Mönche entwickelt, die tagelang, scheinbar mühelos und ohne Unterbrechung, laufen. Doch Läufer sollen nicht vom Extrem des Marathontrainings in ein anderes verfallen – im Gegenteil. Beim meditativen Laufen geht es darum, das eigene Tempo zu drosseln. Außerdem gilt – wie bei der Sitzmeditation auch – dem Atem besondere Aufmerksamkeit. Der Läufer soll bewusst durch die Nase tief ein- und ausatmen. Durch die Konzentration auf das Luftholen kommen die Gedanken zur Ruhe. Wem es nicht gelingt, durchgehend mit der Achtsamkeit bei Bewegung und Atem zu bleiben, kann einen kurzen, inspirierenden Satz oder ein Gebet im Atemrhythmus innerlich wiederholen. Und das Wichtigste: auf Beschallung durch tragbare Musikspieler verzichten und nur die Geräusche der Natur wahrnehmen. J s i lke stä d i ng

FOTOs: Fotolia.com: Dudarev Mikhail, drubig-photo

FOTO: stockfood.com: wolfgang schardt

Bucchtipps: Frater Michael Bauer: Die Seele läuft mit; Dr. Frank Hoffmann: Marathon zu Gott – ein spiritueller Trainingsplan

Nackenentspannung beim Joggen Viele Jogger laufen mit hochgezogenen Schultern und verstärken damit Nackenverspannungen, die durch Stress oder eine einseitige Körperhaltung entstanden sind. Das lässt sich vermeiden: Stellen Sie sich beim Laufen immer wieder vor, ihr Kopf hinge an einem goldenen Faden, der am Himmel befestigt ist. Dabei fallen fast automatisch die Schultern nach unten, und es entsteht das Gefühl, fest in der Erde verwurzelt und doch leicht und nach oben hin frei zu sein. Gerade am Anfang sollte man sich dieses Bild immer wieder ins Bewusstsein rufen und so die Haltung kontrollieren.

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»ein mensch ist unbezahlbar«

Ist ein Mensch 100 Millionen Euro wert? Johannes Rau hat einmal die Sorge geäußert, dass die Menschen heute von allem den Preis und von nichts den Wert kennen. 100 Millionen sind der Preis für geschicktes Marketing, hohes Talent, ein einzigartiges Angebot und eine erhebliche Nachfrage. Welchen Wert dieser Spieler als Spieler hat, ist nicht leicht zu beziffern: Wie viel Freude macht es, ihm zuzusehen? Zu welchen Erfolgen wird er beitragen? Wie hilft er der Mannschaft? Dass das Ganze nichts über den Wert von Gareth Bale als Menschen sagt, ist eine Binsenweisheit. Und natürlich ist ein Mensch nicht 100 Millionen Euro wert. Er ist unbezahlbar. „Das ist Marktwirtschaft, und in diesen Markt können wir nicht eingreifen“ – so hat Joseph Blatter, der Präsident des Weltfußballverbandes FIFA, den Rekordtransfer von Gareth

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Bale kommentiert. Für ihn sind Fußballprofis also offenbar eine Ware, für deren Kauf keine Grenzen gesetzt werden können. Wie sehen Sie das? Dass die FIFA, die Milliarden in diesem Geschäft verdient, in bestimmte Preisgestaltungen nicht eingreifen will, überrascht nicht. Aber diese Art der Marktwirtschaft ist eine große Bedrohung für den Fußball. Sie verbreitet gähnende Langeweile, wenn die Frage nur noch lautet: Wird Barcelona Meister oder Madrid? Oder Bayern oder Dortmund? Interessant wird es doch, wenn die Schale plötzlich nach Wolfsburg geht oder Kaiserslautern als Aufsteiger alle hinter sich lässt … Ich bin froh, dass es bei dieser zum Teil obszönen Kommerzialisierung Teams wie Freiburg oder Union Berlin gibt. Dass die Letzten die Ersten werden können, das klingt auch im Fußball wie eine Verheißung. Neuzugänge wie Gareth Bale werden wie Heilsbringer präsentiert. Bezeichnenderweise hat Real-Präsident Florentino Perez bei der Präsentation des Superstars gesagt: „Wir glauben an dich.“ Taugt ein Fußballer als Messias? Ich habe nichts dagegen, religiöse Begriffe im Bereich des Fußballs zu erproben. Natürlich gibt es immer etwas, was daran nicht stimmt. Aber sie geben doch oft neue Aufschlüsse über den Fußball – und die Religion. In einem Interview mit „Jes“ hat der Geschäftsführer von Eintracht Braunschweig sinnge-

FOTO: Photocase.com: ruewi

Thomas Harling ist nicht nur Projektleiter für das 1.200-jährige Jubiläum des Bistums Hildesheim, sondern auch ein großer Fußballfan. Wir haben ihn gefragt, was er davon hält, dass Real Madrid 100 Millionen Euro für einen einzigen Spieler ausgegeben hat. Außerdem verrät er, ob ein Kicker als Messias taugt.

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Gesprächsstoff

mäß gesagt, dass es im Fußball sehr wohl auf Glaube, Liebe und Hoffnung ankäme. Das sind ja offensichtlich religiöse Begriffe. Aber es leuchtet sofort ein, dass sie etwas beschreiben, was den Fußball im Innersten zusammenhält. Und ich glaube schon, dass es außergewöhnliche Spieler gibt, die mit ihrer Präsenz, mit ihrer Genialität, mit ihrer Eleganz einen besonderen Eindruck auf ihre Mitspieler und das Publikum haben können. Das sind oft ganz kurze Momente des Staunens und Schweigens. Wenn ich mir vorzustellen versuche, warum so ein einfacher Mann wie Jesus solche Ausstrahlung hatte, dann bekomme ich im Stadion vielleicht einen Hinweis. Zur Faszination des Profifußballs gehört es, dass Vereine vor jeder Saison Spieler aussortieren und neue holen, die meist noch teurer sind. Spiegelt das unsere Konsummentalität wider, nach der das Alte schnell seinen Wert verliert und rasch ersetzt werden muss? Ja, das glaube ich schon. Der Profifußball ist in dieser Hinsicht sicher so etwas wie ein Brennglas für gesellschaftliche Tendenzen. Aber auch in alle Richtungen. Auf der einen Seite werden

immer schneller neue und großartige Spieler eingekauft. Und auf der anderen Seite gibt es bei Fans oft ein starkes Gefühl des Bedauerns oder Mitleids, wenn ehemalige Leistungsträger und Identifikationsfiguren in die dritte Liga verkauft werden. Und ich persönlich finde das Experiment viel spannender, wenn eine Mannschaft mit langjährigen Zweit- und Drittligaspielern versucht, in der Bundesliga zu bestehen, als zu beobachten, ob die millionenschweren Neueinkäufe eines Champions-League-Gewinners die Mannschaft noch makelloser machen. J Interv i ew : Vo l ker Rö pke

Der Pastoralreferent Thomas Harling (50) ist Projektleiter für das 1.200-jährige Jubiläum des Bistums Hildesheim, das 2015 gefeiert wird. Der Theologe und Germanist ist in der Nähe von Braunschweig aufgewachsen. www.bistumsjubilaeum-hildesheim.de

A N Z E I GE

Zum Inhalt: Das Leben der Kriminalschriftstellerin Lisa Sander könnte wirklich besser laufen. Anstatt weiterhin erfolgreiche Kriminalromane zu schreiben, hat sie sich dazu überreden lassen, es mit einem neuen Genre – einem historischen Roman – zu versuchen. Doch das will nicht so recht klappen und so kommt es, wie es kommen muss.

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„Ein Ritter zum Verlieben“ Komödie am Altstadtmarkt in Braunschweig, September 2013 Florian Battermann, Theaterchef der Komödie am Altstadtmarkt, hat Volksschauspielerin Heidi Mahler die Rolle der Kriminalschriftstellerin Lisa Sander „auf den Leib geschrieben“. Es war der Wunsch der Tochter von Hamburgs SchauspielLegende Heidi Kabel, einmal mit Battermann zusammen zu arbeiten. Und so entstand die schwungvolle Komödie. Bereits im vergangenen Jahr wurde „Ein Ritter zum Verlieben“ mit großem Erfolg in Bonn uraufgeführt und vor voll besetzten Rängen gespielt. Auch als Tourneestück wusste die Produktion aus Braunschweig zu überzeugen.

Sie kriegt eine ausgewachsene Schreibblockade. Zu allem Überfluss sitzt ihr auch noch ihr Verleger Dr. Bauer im Nacken und drängt sie zur Fertigstellung. Auch der sympathische Polizist Jens Jensen, der heimlich in Lisa verliebt ist, kann sie nicht aufmuntern. Dass ihr erwachsener Sohn Felix – Langzeitstudent der Physik – die Semesterferien bei ihr verbringt, ist auch eher hinderlich als nützlich. Doch dann entwickelt Felix eine Zeitmaschine und plötzlich steht der waschechte Ritter Volkwin leibhaftig vor ihnen. Kann es das wirklich geben? Und wenn – kann er Lisa nicht gleich bei der Fertigstellung ihres Romans helfen? Oder verbirgt sich hinter dem charmanten Ritter doch jemand ganz anderes? Heidi Mahler erlebt in dieser romantischen, aber dennoch äußerst pointenreichen neuen Komödie den zweiten Frühling! In der Komödie am Altstadtmarkt wird das Stück vom 12. Oktober bis zum 24. November (allerdings nicht täglich) gespielt. Karten gibt es unter 0531 – 121 86 80 oder online unter www.komoedie-am-altstadtmarkt.de

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Zeitreise nach magdeburg

Das Wahrzeichen Magdeburgs: der Dom.

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Entdeckt

Hinter den Mauern des tausend Jahre alten Klosters Unser Lieben Frauen gehen Romanik und Moderne eine glückliche Verbindung ein. Zwischen Rundbögen stellt das Kunstmuseum Gegenwartskunst aus. Im gotischen Dom, Grabstätte des ersten deutschen Kaisers Otto I., stockt der Atem beim Anblick der himmelstürmenden Sakral-Architektur des Mittelalters, ausgestattet mit Kunstwerken aus zwei Jahrtausenden.

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rün, gelb und rot bemalte Wände und Treppen, die in verwirrenden Winkeln über zwei Stockwerke gehen, stimmen Besucher des ehemaligen Prämonstratenser-Klosters Unser Lieben Frauen auf das moderne Innenleben des romanischen Gebäudekomplexes ein, dem „wichtigsten Ausstellungort für Gegenwartskunst in SachsenAnhalt“, wie der Museumsführer bekräftigt. Das Foyer des französischen Künstlers Christoph Cuzin verbindet den zweigeschossigen Kreuzgang mit dem Nordflügel des Klosters. Dort werden im ehemaligen Refektorium Exponate aus der Sammlung des Museums präsentiert, die in den Kunstzentren Europas erworben wurden. Wo einst Mönche an

langen Tischen schweigend ihre Speisen löffelten, lässt nun eine junge Frau in der Video-Endlosschleife einen HulaHoop-Reifen um die Hüften kreisen, bis der Holz-Ring zum Dornenkranz wird, der blutige Wunden reißt.

Religiöse Plastiken im Tonnengewölbe Im unteren Tonnengewölbe stehen die überraschten Besucher vor einer Vitrine mit dem „Haupt des Johannes“. Der Kopf mit leeren Augenhöhlen und aufgerissenem Mund wurde von Auguste Rodin geschaffen und ist eine der Skulpturen der klassischen Moderne, die das Museum erwerben konnte, ebenso die kleinformatigen Plastiken „Mutter und Kind“ von Henry Moore oder „Die Bettlerin“ von Ernst Barlach. Religiöse Plastiken aus dem 12. bis 18. Jahrhundert sind im mittleren Tonnengewölbe ausgestellt. In dem zweigeschossigen Kreuzgang sind mehrere Galerieräume für Wechselausstellungen entstanden. Der Magdeburger Erzbischof Gero hatte 1017 das der Gottesmutter geweihte Kollegiatstift Unser Lieben Frauen gegründet, das von den Prämonstratenser-Mönchen übernommen und fertiggestellt wurde. Romanische Rundbögen, gotische Pfeiler, moderne An- und Umbauten spiegeln die wechselvolle Geschichte des Klosters wider, das mehrfach zerstört und wieder aufgebaut worden war, bis 1960 der Rat der Stadt Magdeburg beschloss, die im romanischen Stil rekonstruierte Klausur als Museum und die Kirche als Konzerthalle zu nutzen. Durch den Skulpturenpark, der 1989 zum 40. Jahrestag der DDR mit 50 Großplastiken eingeweiht

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Das Kloster Unser Lieben Frauen ist zur Ausstellungsstätte für Gegenwartskunst geworden.

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Entdeckt

Ausstellungen im Kunstmuseum „Unser Lieben Frau“ Vom 1. Oktober bis 9. Februar werden Arbeiten von Frieder Heinze unter dem Motto „Zeichen und Wunder“ ausgestellt. Ausgehend von dem in über 35 Jahren entstandenen Gesamtwerk wird der Schwerpunkt auf die in den letzten zwei Jahren entstandenen Gemälde und Grafiken des Künstlers gelegt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Jovis Verlag, Berlin. Vom 9. Oktober bis 5. Januar 2014 zeigt der Fotograf Jim Rakete seine Porträtreihe „Stand der Dinge“. In den Jahren 2009 bis 2011 hat Jim Rakete (geb. 1951 in Berlin) exklusiv Legenden, Macher und Talente des deutschsprachigen Kinos fotografiert. Entstanden ist die Porträtreihe, die ursprünglich als überschaubare Hall of Fame geplant war, sich dann aber zu einer umfangreichen Schau für die neuen Ausstellungsräume des Deutschen Filmmuseums entwickelte. Das Kunstmuseum ist geöffnet von Dienstag bis Freitag von 10.00 bis 17.00 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt 4 und 2 Euro. Anmeldung und Information zu Führungen bei Dr. Uwe Förster, Telefon: 0391 5650217, presse@kunstmuseum-magdeburg.de, www.kunstmuseum-magdeburg.de Infos rund um den Dom Führungen im Magdeburger Dom veranstaltet die Dom-Gemeinde. Öffentliche Führungen finden täglich um 14 Uhr statt. Sie dauern eine Stunde und kosten 3,50 € pro Teilnehmer. Gruppen-Führungen ab 10 Teilnehmern können zu beliebigen Zeiten angemeldet werden und kosten ebenfalls 3,50 Euro je Teilnehmer. Der Dom ist geöffnet von Mai bis September von 10.00 bis 18.00 Uhr, im Oktober und April von 10.00 bis 17.00 Uhr und von November bis März von 10.00 bis 16.00 Uhr.

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Sehenswürdigkeiten rund um den Dom Das Magdeburger Bürgerdenkmal „Wir sind das Volk“ wurde 2003 gegenüber dem Westportal errichtet. Es wurde aus Spenden der Bevölkerung von SachsenAnhalt finanziert. Die grüne Zitadelle von Magdeburg steht unübersehbar am Domplatz. Der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser hat hier sein größtes und letztes Architekturprojekt angesiedelt. Hinter einer rosa Fassade mit den für Hundertwasser typischen „tanzenden Fenstern“ und begrünten Terrassen verbergen sich Wohnungen, Arztpraxen, Innenhöfe, ein Hotel und ein Theater. Informationen und Führungen: Telefon 0391 62086 55, info@gruene-zitadelle.de, www.gruene-zitadelle.de. Zur katholischen Bischofskirche St. Sebastian führt ein kurzer Spaziergang über den Domplatz und am Hundertwasserhaus vorbei. Als 1994 das Bistum Magdeburg mit Bischof Gerhard Feige an der Spitze gegründet wurde, wurde die Propsteikirche zur Bischofskirche erhoben. Die Basilika St. Sebastian und St. Johannes war 1169 nach der Fertigstellung geweiht worden. Das mächtige Westwerk mit zwei Türmen wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet und ist heute von Häusern eingefasst. Zahlreiche Um- und Anbauten veränderten in den folgenden Jahrhunderten den Kirchenbau. Vor rund zehn Jahren wurde ein moderner Erweiterungsbau an die Sakristei angefügt. In dem u-förmig umbauten Innenhof befindet sich der Friedhof des Domkapitels. Über Geschichte und Kunstwerke des Baus gibt ein Heft aus der Serie „Straße der Romanik“ Auskunft.

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Tipps

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Entdeckt Die grüne Zitadelle in Magdeburg war das größte und letzte Architekturprojekt des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser.

worden war, sind es nur wenige Schritte zum Magdeburger Dom. Obwohl heute nur zwölf Prozent der Magdeburger Kirchenmitglieder sind, wird die Stiftskirche mit großem finanziellem Einsatz umfassend restauriert, denn jährlich besuchen bis zu 190.000 Touristen die Grabstätte von Kaiser Otto I. und seiner ersten Gemahlin Editha. Im Hohen Chor steht vor dem Altar der Kaiser-Sarkophag mit antiker Marmorplatte. „Otto Magnus Imperator“ steht in goldener Schrift auf dem Schmuckband. Otto, Herzog der Sachsen, König des Ostfrankenreichs, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, war im 10. Jahrhundert der mächtigste Mann in Mitteleuropa. Als er im Jahr 929 die englische Prinzessin Editha heiratete und ihr Magdeburg als „Morgengabe“ schenkte, war das für den Grenzort an der Elbe wie ein Hauptgewinn. Als Ottos Stammsitz wurde die Stadt zum Mittelpunkt des neu errichteten Erzbistums Magdeburg, der ottonische Dom dessen Zentrum.

Eine Kathedrale als Gleichnis für den Weg des Glaubens

ILona S ou r e l l

FOTO: fotolia.com: Bea Busse

Nachdem ein Großfeuer im Jahr 1207 Ottos Stiftskirche zerstört hatte, ließ Erzbischof Albrecht II. auf deren Grund den ersten gotischen Kirchenbau auf deutschem Boden errichten. Die Kathedrale sollte ein Gleichnis für den Weg des Glaubens sein und das Universum in seiner überwältigenden Größe abbilden. Vom Westportal aus führt das schwindelerregend hohe Mittelschiff, das über eine Länge von 120 Metern von aufragenden Pfeilern und Arkaden gesäumt wird, zum Lettner, hinter dem der Hochaltar verborgen ist. Kaiser Otto I. hatte seine Stiftskirche reich mit Reliquien, Gold, Edelsteinen und kostbaren antiken Marmor- und Por-

phyrsäulen beschenkt, von denen einige Teile in den gotischen Nachfolgebau übernommen wurden. Zu den ältesten erhaltenen Kunstwerken gehört der Taufstein. Wahrscheinlich hat das Becken im Rom des 2. Jahrhunderts umgedreht als Unterteil einer größeren Brunnenschale gedient. Seit über 1000 Jahren und auch heute noch wird es bei Taufen im Gottesdienst genutzt, sagt Domführer Armin Winkler. Im südlichen Seitenschiff steht das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, das Ernst Barlach 1929 aus drei Eichenstämmen geschaffen hatte. Bereits bei der Aufstellung war das Kunstwerk umstritten, denn Barlach hatte keine Helden, sondern vom Krieg gezeichnete Soldaten abgebildet. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das Mahnmal aus dem Dom entfernt und kehrte erst 1955 an seinen Platz zurück. Seit 1983 wurden vor dem Ehrenmal unzählige Friedenskerzen entzündet, und von hier nahmen die Magdeburger Montagsdemonstrationen ihren Ausgang. Umstritten war auch das Lebensbaumkruzifix des aus Braunschweig stammenden Bildhauers Jürgen Weber. Es wurde 1989 als Geschenk an die Partnerstadt Magdeburg übergeben und sollte nach dem Willen des Künstlers im Altarraum stehen. Doch die Darstellung des schmerzgepeinigten sterbenden Christus führte zu Irritationen und der Entscheidung, die Bronzeskulptur in die Tonsurkapelle zu bringen. Obwohl Weber mehrfach juristisch Widerspruch einlegte, steht sie dort noch immer. Auch nach der Reformation blieben im Magdeburger Dom viele katholische Elemente wie der Lettner oder die wundertätige Schwarze Madonna erhalten. „Ein Zugeständnis an die Volksfrömmigkeit“ sei das gewesen, sagt Winkler. J

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Jes Junior

? n e d n a t s t n e t l e W Wie ist die In einer Woche – wie es die Bibel erzählt, oder in vielen Millionen Jahren – wie es die Wissenschaft erklärt? Ein unauflösbarer Widerspruch? Keineswegs!

Das Buch Genesis „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Mit diesen Worten beginnt das Buch Genesis, das in der Bibel an erster Stelle kommt. Es erzählt, wie sich die Juden vor mehr als 2500 Jahren die Entstehung der Welt vorstellten. Die Christen haben diese Geschichte später übernommen. Das Buch erzählt davon, wie Gott zuerst Licht und Dunkelheit entstehen ließ, anschließend den Himmel und die Erde mit Land und Meer. Wie er alle Arten von Pflanzen und Tieren schuf. Am Himmel ließ er Sonne, Mond und Sterne aufleuchten. Dann folgte der Mensch als Hauptwerk und Krönung göttlicher Schöpfung. Für sein ganzes Werk benötigte Gott sechs Tage, am siebten ruhte er.

FOTO: Fotolia.com: determined

Die moderne Wissenschaft Nahezu alle anerkannten Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass das Leben auf der Erde im Laufe von vielen Millionen Jahren entstanden ist und sich Lebewesen in aufeinanderfolgenden Schritten bis zu ihren heutigen Formen entwickelt haben. Diese allmähliche Entwicklung von Arten wird als Evolution bezeichnet und ist eng mit dem Namen Charles Darwin

verbunden. Der britische Naturforscher hat vor mehr als 150 Jahren als Erster eine ausführliche Erklärung für die Vielfalt des Lebens auf der Erde vorgelegt. Seitdem hat die Naturwissenschaft unzählige Beweise für die Evolution gesammelt und die Erkenntnisse Darwins erweitert, verfeinert und zum Teil auch berichtigt.

Der Widerspruch Lassen sich die biblischen Erzählungen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenbringen? Tatsächlich geht das einfacher als gedacht. Die biblischen Erzählungen der Urgeschichte sind weder als naturwissenschaftliche Aussagen noch als Geschichtsdarstellungen zu deuten. Sie sind als etwas ganz anderes zu verstehen: Als Glaubensaussagen über das Wesen der Welt und die Beziehung der Menschen zu Gott. Sie machen deutlich: Gott ist der Ursprung allen Lebens. Er ist ein Gott, der den Menschen zugewandt ist und sie auf ihrem Weg begleitet. Mehr sagen sie nicht. Längst haben Theologen und alle Päpste der jüngeren Vergangenheit die Evolutionslehre anerkannt und sie sogar gegen Gruppen, die Wort für Wort an dem Schöpfungsbericht festhalten, verteidigt.

Dass es sich bei den biblischen Berichten nicht um Tatsachenberichte, sondern um Glaubenszeugnisse und Dokumente der Zeit handelt, wird jedem deutlich, der im Buch Genesis etwas weiter liest: Schon im zweiten Kapitel findet man eine weitere Schöpfungsgeschichte, die die Erschaffung des Menschen in die Zeit vor die Erschaffung der Tiere legt.

Die Schöpfung „Bevölkert die Erde, unterwerft sie euch“, heißt es im Buch Genesis. Das heißt nicht, dass die Menschen die Erde gnadenlos ausbeuten sollen. Der Papst und viele Bischöfe rufen zu Recht immer wieder zum verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung auf. Die Menschen sollen die Erde nutzen und gestalten – von einem Raubbau und einer Zerstörung von Natur und Landschaft ist in der Bibel keine Rede. Die ganze christliche Lehre ist eine Lehre der Verantwortung – und diese gilt besonders für kommende Generationen. Der Schutz und Erhalt der Welt ist ein J urchristliches Anliegen. matth i as bode

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Gesehen, gelesen, gehört

Literatur Petra Bahr Haltung bitte! In der Beilage „Christ & Welt“ der Wochenzeitung „Die Zeit“ schreibt die evangelische Pastorin Petra Bahr seit 2010 eine Leserbrief-Kolumne, „Haltung bitte!“, in der sich Leser mit ihren Fragen an sie wenden können. Diese Fragen drehen sich um das Leben in seinen vielfältigen Ausprägungen: Familie und Erziehung, Alltag und Beruf, Religion und Kirche, Politik und Gesellschaft. Bahr gelingt es, auf frische und überraschende Weise Weisheit, Menschenkenntnis, Schlagfertigkeit und die wesentlichen Züge des christlichen Glaubens in ihre Antworten auf die Alltagsfragen zu bringen – und das in kürzester Form. Dabei moralisiert sie nicht, sondern nimmt die Fragesteller ernst. Und immer bezieht sie einen eindeutigen Standpunkt, der den Fragenden aber die Freiheit lässt, selbst zu entscheiden, wie er mit seinen alltäglichen Herausforderungen umgehen möchte. Sehr zu empfehlen. S achb uch

2013, Hansisches Druck- und Verlagshaus, 14,90 €

Dave Eggers Ein Hologramm für den König

Roman

Alan Clay, einst erfolgreicher Manager, mittlerweile desillusionierter Mittfünfziger, befindet sich nach beruflichen und privaten Misserfolgen auf der Verliererstraße: Seine Frau hat ihn verlassen, sein Vater verachtet ihn, außerdem drücken ihn Schulden. Und die Studiengebühren seiner Tochter kann er nur bezahlen, wenn er seine letzte Chance nutzt: Er wird von seiner Firma nach Saudi-Arabien geschickt, um König Abdullah die hochentwickelte IT-Technik zur Ausstattung einer Phantom-Wüstenstadt schmackhaft zu machen. Sein Auftrag scheitert auf geradezu groteske Weise, ebenso wie in Trostlosigkeit versickernde Frauenbekanntschaften. – Dem amerikanischen Autor gelingt es auf faszinierend unangestrengte Weise die verschiedenen Ebenen seines vielschichtigen Romans zu einer komplexen, oft symbolisch grandios verknüpften Einheit zu verbinden. Das zu Herzen gehende und beinahe unverschuldete Scheitern des Protagonisten, der am Ende allen Glauben an sich verloren hat, ist auch eine Konsequenz der gnadenlosen Globalisierung. Ein beeindruckender Roman! 2013, Kiepenheuer & Witsch, 19,99 €

Der Borromäusverein e.V. aus Bonn unterstützt uns bei der Bücherempfehlung. Weitere Informationen: www.BORROMAEUSVEREIN.de

Film Ein altes Ehepaar aus Paris ist sich auch nach vielen Jahrzehnten noch in Liebe zugetan. Als die Frau einen Schlaganfall erleidet, beginnt sich ihr gemeinsames Leben entscheidend zu ändern. Das meisterlich inszenierte Kammerspiel fasst nüchtern die Unausweichlichkeit des Todes ins Auge, ohne die Grenze zur Sentimentalität zu überschreiten. Eine von großartigen Darstellern getragene, radikale Verteidigung der Empathie, überraschend altersmilde, kämpferisch und zurückhaltend zugleich. Der tief berührende Film über die Liebe und die Vergänglichkeit der menschlichen Natur ist eine für viele Auslegungen offene Meditation über das Ende, bar aller Illusionen, gleichwohl getragen von einer Würde, die auch das provokante Finale trägt. Das Werk des österreichischen Regisseurs Michael Haneke wurde vielfach ausgezeichnet: mit dem Oscar 2013, mit dem Golden Globe 2013, mit dem Bayerischen Filmpreis 2013, mit der Goldenen Palme 2012 bei den Filmfestspielen Cannes und mit dem Europäischen Filmpreis 2012. Frankreich 2012, Regie: Michael Haneke, als DVD im Handel erhältlich, 9,99 €

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Michael Haneke Liebe

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Erlebenswert

Ausstellung

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Kicker, Kult & Co. Museum bringt Fußball und Religion zusammen Samstags um halb vier in Deutschland: Millionen Gläubige in bunten Kutten huldigen im Stadion-Tempel oder vor dem Radio ihren Göttern. Menschen heiraten in der Arena ihres Lieblingsvereins oder lassen sich im Schatten des Stadions beerdigen. Spätestens seit Gründung der Bundesliga vor 50 Jahren nimmt die Fußballverrücktheit in Deutschland quasireligiöse Züge an, wie auch die Ausstellung „Kicker, Kult & Co.“ im Diözesanmuseum Osnabrück zeigt. Die Kirche kann nach Ansicht des Historikers Hermann Queckenstedt in Sachen Inszenierung vom Fußball lernen. „Emotion, Leidenschaft bis zur Hingabe, Spontaneität, Gemeinschaftsgefühl, wertgeschätzte Kreativität, Lebensbezug, Unvorhersehbares, manchmal auch Ekstase“ zögen die Zuschauer jedes Wochenende in die Stadien. Wo diese Eigenschaften in den Pfarreien Raum finden, gebe es auch ein lebendiges Gemeindeleben, so der Direktor des Diözesanmuseums Osnabrück. Zwischen Gottesdienst und Stadiongeschehen mit seinen zahlreichen Anleihen an die Welt des Glaubens gebe es viele rituelle Parallelen, sagte Queckenstedt. „Da hat zunächst der Sport eher von den Kirchen gelernt.“ Allerdings entwickelten sich Rituale wie Gesänge und Choreografien im Stadion dynamisch, während erstarrte Rituale von den Menschen oft nicht verstanden würden. „Über Jahrhunderte waren die Kirchen Meister hervorragender eingängiger Inszenierungen. Heute braucht unsere frohe Botschaft mit ihren Erzählungen von Siegen und Niederlagen vielleicht dringender denn je

eine gute Inszenierung: sinnlich, emotional, leidenschaftlich und nicht zuletzt fröhlich“, forderte der Ausstellungskurator. Die Schau im Osnabrücker Diözesanmuseum, die unter anderem von der DFB-Kulturstiftung Theo Zwanziger gefördert wird, geht vor allem auf die Geschichte des Fußballs vor Gründung der Bundesliga vor 50 Jahren ein. „Zwischen 1900 und 1920 war Fußball in der Kirche sehr umstritten“, sagte Queckenstedt. Mit Gründung des katholischen Dachverbands „Deutsche Jugendkraft“ (DJK) hätten die Bischöfe die Kirche für den Sport geöffnet. „Auch heute steht die Kirche immer wieder vor der Grundsatzfrage, Zeitströmungen produktiv aufzugreifen oder auszugrenzen.“ Zudem beleuchtet die Ausstellung die verschiedenen Strategien von Vereinen, Funktionären und Spielern gegen Repressalien der Nationalsozialisten. Die Bandbreite reiche von kreativem Überlebenswillen bis zu Anpassung und ReJ signation, hieß es. Sabi ne K l eybol dt, kna

Die Ausstellung im Diözesanmuseum Osnabrück (Domhof 12, 49074 Osnabrück) ist bis 3. November dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr zu sehen. Eintritt: Erwachsene: 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Kinder und Jugendliche/Schulklassen sind frei. Gruppenermäßigungen ab 8 Personen. Näheres unter 0541 318481, museum@bistum-os.de. www.fussballhimmel-osnabrueck.de

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Termine

Fair reden 8. bis 10. November meinungsverschiedenheiten fair klären, wirklich verstehen, was der Partner meint - EPl ist ein Gesprächstraining, bei dem Paare lernen, wie sie ihre Kommunikation verbessern können. Das Bildungswerk Braunschweig der Katholischen Erwachsenenbildung bietet Paaren an, dieses Gesprächstraining während eines Wochenendseminars in den räumen der Katholischen Ehe-, Familien- und lebensberatung, Aegidienmarkt 11, 38100 Braunschweig zu erlernen. Die Kosten pro Paar betragen 150,00 Euro. Weitere informationen und Anmeldung bis zum 29. Oktober unter Telefon 0531 126934. www.eHeberatung-braunScHweig.de

Sankt-martins-umzug 11. November, 17.oo Uhr Viele Kinder mit selbst gebastelten laternen werden am martinstag die Braunschweiger innenstadt erleuchten. Sie nehmen am Sankt-martins-Umzug der Gemeinde St. Aegidien und der katholischen Grundschule Edith Stein teil. Um 17.00 Uhr findet in der Aegidienkirche eine Andacht mit Propst reinhard Heine statt. Schüler spielen die berühmteste Szene aus dem leben des Heiligen nach: Der legende nach zückte martin als römischer Soldat sein Schwert, um seinen mantel mit einem frierenden Bettler zu teilen. Nach der Andacht startet der Umzug. Er führt über Waisenhausdamm und Bohlweg bis zur Grundschule Edith Stein.

impressum Jes . Das katholische magazin für Braunschweig www.JeS-braunScHweig.de Verlag Bernward medien GmbH, Domhof 24, 31134 Hildesheim Verantwortlich für den inhalt: matthias Bode, Domhof 24, 31134 Hildesheim Redaktion Volker röpke, Propsteipfarramt St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig, Telefon 0531 24490-25, info@jes-braunschweig.de, mitarbeiter dieser Ausgabe: Karin Dzionara, Silke Städing, ilona Sourell Gestaltung Bettina Höhne, Bernward medien GmbH Anzeigen mirco Weiss (verantwortlich), Domhof 24, 31134 Hildesheim, Telefon 05121 307-858 Druck Westermann Druck GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig monatlicher Preis € 1,50, für mitglieder der Kath. Kirchengemeinden Braunschweigs kostenlos

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bin ich dabei?

erinnern, erkunden, feiern: August 2014 bis November 2015

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