Jes. Das Katholische Magazin

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Jes . Das katholische Magazin Ausgabe 02/2015 April

suchen. fragen. finden.

im zweifel vertrauen Was wir glauben kรถnnen

ehrensache Begegnung beim Mittagstisch

katholisch kompakt Das wichtigste Fest


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Editorial . Inhalt

Liebe Leserin, lieber Leser, zweifeln Sie manchmal am Glauben? Dann befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Schon der heilige Thomas war ein großer Zweifler. Auch Mutter Teresa, die nicht nur Christen als Vorbild dient, hat Jahrzehnte lang gezweifelt. Die Ordensfrau fühlte sich lange von Gott verlassen. Zwei Beispiele, die

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zeigen, dass der Glaube selten ohne Zweifel auskommt. Unser Titelthema ab Seite 8. Ihr Gottvertrauen nicht verloren hat Anne Katrin Buchholz. Sie hat vor einem Jahr Zwillinge zur Welt gebracht, Rick und Elli. Rick leidet am Down-Syndrom. Anne Katrin Buchholz sagt:

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„Gott hat Rick genau so gewollt“. Die Geschichte

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der Familie finden Sie ab Seite 14. Um ein sehr irdisches Thema, nämlich Neid, geht es auf Seite 20. Er kann Menschen zerfressen, aber

Titelthema 08 10 14

Im Zweifel vertrauen Helmut Hafner – ein Suchender Rick ist, wie er ist

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Gute Nachrichten 1200 Läufer gesucht

das Magazin. Alles Weitere dazu auf Seite 24.

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Seele & Leib Eier – ein lebendiges Symbol

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

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Lebensfrage Neid – Ansporn oder Seelenqual?

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Rauszeit Das neue Dommuseum

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Ehrensache Begegnung beim Mittagstisch

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Katholisch kompakt Ostern – das wichtigste Fest

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Kolumne Brodowy über Zweifel

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Termine Ein Fest für alle

auch Ansporn sein, meint Schwester Birgit Stollhoff. Ein Wort in eigener Sache: Sie erhalten Jes alle zwei Monate kostenlos. Dies soll auch so bleiben. Dennoch bitten wir Sie heute um eine Spende für

fOTO titel: Getty Images: izabela habur

Volker Röpke, Redaktion Jes

Wenn Sie uns schreiben wollen: Redaktion Jes, Domhof 24, 31134 Hildesheim, redaktion@jes-magazin.de www.jes-magazin.de

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fOTO: reuters

Der Riesen-Ostereierbaum 18 Plastikeier hingen 1965 am Baum der Familie Kraft im thüringischen Saalfeld, heute sind es 10.000. Aus Plastik ist dabei keins mehr. Alle Eier sind echt, wurden ausgepustet, bunt bemalt, behäkelt oder besprüht. Der RiesenOstereierbaum zog in den letzten Jahren immer mehr Besucher an – zeitweise wurde schon der Parkraum knapp. Wem der Weg nach Saalfeld zu weit ist, kann sich trotzdem an den kleinen Kunstwerken erfreuen und sie zudem aus der Nähe betrachten: www.eierbaum-saalfeld.de

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Gute Nachrichten

800.000 Euro stellt das Bistum Hildesheim für die Flüchtlingshilfe der Caritas sowie ehrenamtlich getragene Hilfsvorhaben von Pfarrgemeinden und Initiativen zur Verfügung. Der Nothilfe-Fonds des Bistums ist auf zwei Jahre ausgelegt und soll „die Aufnahme und Unterstützung der Flüchtlinge verbessern“, so Bischof Norbert Trelle. Die Niedersächsische Landesbauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, lobt das Engagement der Kirche für Flüchtlinge. Sie sieht darin ein deutliches Signal gegen Fremdenfeindlichkeit.

1200 Läufer für 1200 Jahre Seit 1200 Jahren ist das Bistum Hildesheim unterwegs – jetzt sollen 1200 Läufer für das Bistum an den Start gehen. Unter dem Motto „Aufgeschlossen, authentisch, lebendig“ werden Männer und Frauen, Jungen und Mädchen gesucht, die sich am 7. Juni am Lauf der Krankenkasse KKH am hannoverschen Maschsee beteiligen – und dort das Bistum Hildesheim repräsentieren. Mitmachen kann praktisch jeder: Je nach Alter und Fitness können Strecken zwischen 400 Metern und 6 Kilometern zurückgelegt werden. Wem es im Laufschritt zu schnell vorwärts geht, der kann auch walken. Das Startgeld für die Läufer aus dem Team des Bistums übernimmt die Diözese. Der Veranstalter wird das Geld später der Aktion „Ein Herz für Kinder“ spenden. www.bistumsjubilaeum-hildesheim.de/bistumslauf

Die Kirchenbänke leeren sich, gleichzeitig sind Einkehrtage und Klosteraufenthalte angesagt wie nie zuvor. Da passt es nur allzu gut, dass Papst Franziskus 2015 zum Jahr der Orden erklärt hat. Mit einer Reihe spannender Geschichten – etwa jener von Sebastian Piotrowski, der vom Profifußballer zum Mönch wurde – versuchen nun gleich zwei katholische Portale Interesse für diese besondere Lebensform – „abseits von Sex, Macht und Geld“, wie es an einer Stelle augenzwinkernd heißt – zu wecken. Deutsche Ordensobernkonferenz: www.orden.de, Katholisch.de: www.j.mp/ jahr-der-orden

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Kreuzzüge, Hexenprozesse, Nazizeit, Missbrauchsfälle – in der 1200-jährigen Geschichte des Bistums Hildesheims hat es neben vielem Guten auch manches Schreckliche gegeben. Bischof Norbert Trelle hat sich jetzt in einem Schuldbekenntnis zu den Verfehlungen der Vergangenheit bekannt. Zwölfhundert Jahre seien zwar ein Grund zum Feiern, aber auch ein Grund, „uns die Sünden unserer Geschichte bewusst zu machen“, sagte er mit Blick auf das Bistumsjubiläum. Er bat die Opfer um Vergebung, „denen durch die Kirche Leid widerfahren ist.“ Immer wieder seien die Zeichen der Zeit nicht richtig gedeutet worden, erklärte der Bischof. „Wir haben nicht erkannt, dass unser Platz bei den Opfern von Gewalt und Missbrauch ist,“, sagte Trelle.

FOTO: fotolia.com: maridav

Abseits von Sex, Macht, Geld

Bischof bittet um Vergebung


» Glaube ist wie Fahrradfahren.« Christian Bale (40), britischer Schauspieler und Hauptdarsteller im Film „Exodus“, vergleicht Glaube gern mit dem Fahrradfahren. Beides könne man nicht verlernen, wenn man es als Kind erlernt habe. Für ihn seien Gott und Glaube eine „unerschütterliche Wahrheit“. Vor allem seine Kinder würden ihn daran erinnern: „Ich weiß, es gibt wissenschaftliche Erklärungen für ihre Existenz, aber für mich bleibt es ein Wunder.“

» Jeder Mensch hat

eine Ahnung von Gott« Pater Anselm Grün (70), Mönch, Meditationsleiter und Bestseller-Autor, glaubt daran, dass jeder Mensch eine innere Ahnung von gelingendem Leben, von Gott und auch vom Geheimnis des Glaubens hat. Mit seinen Büchern verfolgt er daher das Ziel, möglichst nah am Leben jedes Einzelnen zu sein: „Ich möchte die christliche Botschaft in einer so offenen Sprache verkünden, dass die Menschen spüren, das ist ja alles gar nicht so weit weg von mir.“

» Ich mag es nicht, wenn man sich

FOTOS: wikipedia / asim Bharwani; KNA; Reuters

über Religionen lustig macht.«

Bianca Jagger (69) Schauspielerin und Menschenrechtsaktivistin, hat Verständnis für Muslime, die sich durch Mohammed-Karikaturen verletzt fühlen. Sie selbst mag es als Katholikin auch nicht, wenn sich jemand über ihre Religion lustig macht. Dennoch gelte für sie der Satz von Voltaire: „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst“, sagte die frühere Frau des Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger.

»Karfreitag geht zu Ende. Ostern dauert an.«

Lux in tenebris – ein Oratorium zum Bistumsjubiläum Adam und Eva im sonnendurchfluteten Paradies. Der dunkle Brudermord von Kain an Abel. Ausgehend von Darstellungen und Themen der berühmten Bernwardstür im Hildesheimer Dom, die Szenen des Alten und Neuen Testaments eindrucksvoll-plastisch darstellt, begibt sich das Oratorium von Helge Burggrebe auf die Suche nach dem Licht in der Finsternis: Lux in tenebris. Der Flötist und Komponist hat anlässlich des 1200-jährigen Bistumsjubiläums ein eindrucksvolles Werk verfasst, das die biblischen Geschichten mit der wechselvollen Vergangenheit des Domes sowie der Stadt Hildesheim verbindet. Chöre der Hildesheimer Dommusik, Solisten, Streicher, Bläser, Percussion, beide Domorgeln sowie Licht- und Videokunst setzen das Oratorium effektvoll in Szene. Die Schauspielerin Martina Gedeck sorgt fürs prägnant gesprochene Wort.

Uraufführung am 14. Mai um 20 Uhr im Mariendom Hildesheim. Weitere Termine am 15., 16. und 17.5. Der Vorverkauf läuft auf Hochtouren, letzte Tickets ab 15 Euro. Infos unter: www.bistum-hildesheim.de/dommusik

Ernst R. Hauschka

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Im Zweifel vertrauen Wer zweifelt, der möge doch – bitteschön – ganz einfach vertrauen. Das klingt leicht. Doch mit dem Vertrauen ist es so eine Sache: Es fällt selten vom Himmel. Leider.

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Titelthema

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edewendungen weisen die Richtung, wie der Hase hier läuft: Man kann jemandem sein Vertrauen schenken, Vertrauen erarbeiten oder sich des Vertrauens anderer würdig erweisen. Andererseits ist Vertrauen schnell dahin, sobald es enttäuscht wird. Vertrauen ist ein Drahtseilakt: Trotz vieler Abstürze und blutiger Nasen, die wir uns zuziehen, wenn wir ins Trudeln geraten, geben wir die Hoffnung nicht auf. Klettern – die alten Wunden notdürftig versorgt – wieder zurück aufs wacklige Seil, mit der Zuversicht, dass von nun an alles besser wird. Unser Wunsch nach bedingungslosem Vertrauen, einem Urvertrauen wie gegenüber Vater und Mutter, ist grenzenlos und soll unter allen Umständen befriedigt werden. Möglichst ein Leben lang, da sind wir hartnäckig, wie Zahlen des statistischen Bundesamts nahelegen: In der Hoffnung, einen Vertrauten an seiner Seite zu wissen, wurden im Jahr 2013 fast 375.000 Ehen geschlossen. Der Wunsch nach einem Partner fürs Leben scheint ungebrochen. Selbst dann, wenn es der zweite oder dritte Versuch ist. Irgendwo muss es doch den einen oder die eine geben, die sich unseres Vertrauens würdig erweist. Den Kollegen, der nicht hinter unserem Rücken intrigiert. Den Chef, der zu seinem Wort steht. Den Mitarbeiter, der nach Ladenschluss nicht in die Kasse greift. Ohne Vertrauen in unsere Umwelt könnten wir unseren Alltag nur schwer bewältigen: Im Straßenverkehr gehen wir davon aus, dass andere Autofahrer die Rechts-vor-links-Regel genauso gut kennen wie wir. Wir vertrauen unserer Familie und auch unseren Ärzten. Und gerade, weil hier unser Vertrauen so vollkommen ist, schmerzen Enttäuschungen und Versagen an dieser Stelle umso mehr. Vertrauen ist gut, Kontrolle deshalb aber immer besser? Wie passt da der Glaube ins Bild? Der, krisengeschüttelt, so viele Zweifel für uns parat hält? Und dann ist da ein Gott, der angesichts der aktuellen Probleme in der Welt oft sehr fern scheint. Für dessen Existenz es keine Garantie gibt, die doch so prima vertrauensbildend wäre.

Im Zweifel für den Angeklagten

Glauben heißt, auf etwas vertrauen. Als Christen vertrauen wir darauf, ➜ dass Gott der Schöpfer der Welt ist. Weder Urknall noch Evolution stehen dem entgegen. ➜ dass Gott diese Welt in seinen Händen hält – trotz Leid, Katastrophen und Ungerechtigkeiten. ➜ dass Gott uns Menschen liebt und sich in Jesus, seinem Sohn, uns zuwendet. ➜ dass Gott uns immer wieder einen Neuanfang ermöglicht. Wenn wir unsere Sünden bereuen, werden sie uns vergeben. ➜ dass der Tod nicht das letzte Wort hat. So wie Jesus von den Toten auferstanden ist, wird Gott auch uns ein ewiges Leben schenken.

Aufruf, öfter mal die Seite zu wechseln. Sich in die Lage des anderen zu versetzen. Vertrauen und Zweifel haben viel mit eigener Verantwortung zu tun. Dies scheint auch Gottes Plan für uns zu sein: Wir sind nicht seine Marionetten. Wir haben einen freien Willen, sollen selbst entscheiden und für uns und unser Handeln die Verantwortung übernehmen. Im Guten wie im Schlechten. Vielleicht gelingt es uns ja beim nächsten Mal, anstatt an anderen zu (ver)zweifeln, uns selbst die Frage zu stellen: Wie vertrauenswürdig bin ich eigentlich? Oder bin ich über alle Zweifel erhaben? „Im Zweifel für den Angeklagten“ zu sein fällt uns leicht, wenn wir selbst auf der Anklagebank sitzen. Schwieriger wird es, auch dem anderen Angeklagten, menschlichen oder göttlichen Ursprungs, trotz aller Zweifel zu vertrauen – oder? Im Zweifelsfall: Einfach demnächst mal ausprobieren.

fOTO: getty images: lawren

J Thomas hatte es da seinerzeit besser. Thomas, der zweifelnde Jünger, der Ungläubige. Er, der nicht vertraute, durfte seine Hand in die Wundmale des auferstandenen Jesus legen. Den Glauben hautnah be-greifen. Beneidenswert. Das würden wir vermutlich genauso machen. Obwohl auch Jesus dieses Verhalten menschlich nachvollziehen konnte, hatte er dennoch seine Probleme damit. Warum nur? Hier sitzt – weil bald Ostern ist – mal wieder ein Hase im Pfeffer. Denn, Hand aufs Herz: Wären wir nicht auch maßlos enttäuscht und gekränkt, wenn einer unserer besten Freunde uns keinen Glauben schenken, unsere Worte anzweifeln und Beweise verlangen würde? Ein großer Vertrauensverlust – wobei wir erneut bei der blutigen Nase und dem Drahtseilakt des Vertrauens angelangt wären. Daher an dieser Stelle der

A Le x andra kaufhold -winkler

Zum Nachlesen in der Bibel: die Geschichte eines Zweiflers, des ungläubigen Thomas, Joh 20,24–29.

Mehr zum Thema gibt es unter www.jes-magazin.de

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Titelthema

„Ohne Zweifel wär’ ich schon längst weg!“ Wie viel Zweifel verträgt der Glaube? Sehr viel, meint Dr. Helmut Hafner. Der Theologe arbeitet seit über 30 Jahren für Bremer Bürgermeister und ist zuständig für „kirchliche Angelegenheiten, politische Philosophie, Erinnerungskultur und zivilgesellschaftliche Projekte“. Er erzählt, warum er sein Leben lang ein Suchender im Glauben geblieben ist.

Sie sehen sich selbst als Zweifler. Was heißt das? Aus meiner Sicht sind Zweifel ein starker Teil des Glaubens und die Voraussetzung von kritischem Denken. Ohne Zweifel wär’ ich schon längst von der Kirche weg. Wir haben einen Kopf zum Denken, und wenn das Zweifeln nicht erlaubt wäre, gäbe es nur ja oder nein. Selbst Jesus hat ja gezweifelt, als er rief „mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Menschen, die nicht zweifeln, die auf ihrer Wahrheit sitzen – mit denen möchte ich nichts zu tun haben. Trotz meiner Zweifel bezeichne ich mich als Christ. Ich trete als Christ auf und verstecke das nicht. Wenn ich mich im interreligiösen Dialog bewege, argumentiere ich auch als Christ. Mit starren Lehrsätzen kann ich jedoch nicht viel anfangen.

Dr. Helmut Hafner, 69, nimmt in der Bremer Senatskanzlei eine Sonderstellung ein: ohne konkrete Machtbefugnisse ausgestattet, aber mit direktem Draht zum Bürgermeister. In Bremen ist er als Erfinder und Organisator diverser Projekte bekannt: Hierzu zählt der „Stadtplan der Religionen“, der auf religiöse Orte innerhalb Bremens aufmerksam macht und Jugendliche unterschiedlicher Religion zusammenführt; oder die „Nacht der Jugend“, eine Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht am 9. November, die jährlich im Bremer Rathaus stattfindet. Hafner leidet seit seinem 14. Lebensjahr an Kinderlähmung, die ihn heute immer häufiger in den Rollstuhl zwingt. Er hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Partnerin in Bremen.

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Waren Sie schon immer so kritisch? Das kann ich nicht sagen. Ich stamme aus einer katholischen Familie, habe den Glauben aber nicht vererbt bekommen. Mit zehn Jahren wollte ich unbedingt Missionar werden, wusste aber nicht, dass man dafür zölibatär leben muss. Daher war dieser Traum schnell ausgeträumt – schon als Kind stand für mich fest, dass ich eine Familie haben wollte. Dann habe ich in beiden katholischen Internaten, die ich besuchte, sowohl Gutes als auch heftige Ungerechtigkeiten erlebt. Doch mein Glaube wurde dadurch weder gefestigt noch erschüttert: Ich hatte einfach irgendwann gänzlich das Interesse an Religion verloren. Daran änderte sich auch nichts, als ich mit 14 Jahren an Kinderlähmung erkrankte. So schrecklich diese Erfahrung auch für mich war, es standen andere Dinge im Vordergrund. Das erste Verliebtsein zum Beispiel, wie bei so vielen Jugendlichen. Glaube war da kein Thema. Das sollte sich aber noch ändern … Ja, und zwar durch eine Lebenskrise. Ich ließ mich mit 30 Jahren, kurz vor Abschluss meines Studiums, scheiden. Dadurch kam ich in enorme seelische Not. Ich zog nach Norddeutschland, verlor fast alle meine Freunde, auch meinen damaligen Doktorvater. Mein Studium betreffend war ich ziemlich verzweifelt. In meiner Not erinnerte ich mich an einen katholischen Theologieprofessor und bat ihn um ein Gespräch. Er hörte mir zu und bot mir schließlich an, ka-


Titelthema

tholische Theologie bei ihm zu studieren. Neben Geschichte und Philosophie studierte ich dann auch noch evangelische Theologie, und zwar mit immer größerer Freude, sodass ich am Ende bei jenem Professor auch promovierte.

fOTOs: jan rathke

Und dann haben Sie zum Glauben zurückgefunden? Ein gläubiger Mensch im engen Sinne bin ich sicher nicht. Aber in Momenten großer Verzweiflung und großen Glücks habe ich mich immer wieder nach jemandem gesehnt, an den ich mich wenden konnte. Und diese Sehnsucht hat sich dann auch ein Stück weit erfüllt. Es gab da tatsächlich eine Instanz, bei der ich das Gefühl hatte, dass sie meine innere Not verstand. Und die würde ich wirklich mit „Jesus“ bezeichnen. Trotzdem habe ich mir immer gewünscht, ich wäre so ein gläubiger Mensch wie manche, die ich kannte. Die so selbstverständlich glaubten. Oft dachte ich dann: Ach, haben die es gut. Es macht alles einfacher. Man wird freier. In diesem Zusammenhang fällt mir immer das Wort „Gnade“ ein – dieses Glück habe ich bisher noch nicht gefunden. Dennoch sind Sie bis heute katholisch geblieben. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens meine Mutter, der ich einen Kirchenaustritt nie antun wollte, weil ich sie liebte. Aber der wichtigere Grund war, dass ich immer katholische Freundinnen und Freunde hatte. Ich stehe der Theologie der Befreiung nahe und habe einige Vertreter wie Dom Helder Camara oder Leonardo Boff persönlich kennengelernt. Auch andere, die mich sehr beeindruckt haben und deren Engagement ich kannte. Wenn ich aus der katholischen Kirche ausgetreten wäre, hätte ich das als Verrat empfunden. Der Gegenwind aus Rom stärkte die Solidarität.

Was würden Sie der Institution Kirche raten? Ratschläge sind auch Schläge. Die möchte ich nicht erteilen. Aber ich wünsche mir eine Kirche, die bescheiden ist und mutig und nicht mitschwimmt im sogenannten Mainstream. Eine Kirche, die die Wirklichkeit benennt und den Finger in die Wunden legt. Dabei sollte sie sich nicht nur auf Werte berufen. Das machen andere auch. Sie sollte stattdessen den Glauben auf konkrete Weise sichtbar machen, sodass jeder merkt: Kirche ist mitten im Leben und wirksam. Ich denke an den Einsatz für die Schwachen, für die Mühseligen und Beladenen, für die Erniedrigten und Beleidigten, für die Einsamen und Verlassenen. Das bedingungslose „für andere da sein“ – gleichgültig, woher man kommt und wie man aussieht – das ist doch der Kern der christlichen Botschaft und damit das ganz Eigene der Kirche. Und das gibt es doch auch schon an ganz vielen Orten. Man muss es nur sehen, finden und zeigen. Sie haben Hoffnung? Ja, ich habe Hoffnung. Weil ich die christliche Botschaft weiterhin für etwas Überzeugendes halte. Der Mensch ist danach ein Ort der Gottesbegegnung: wenn ich jemandem etwas zu trinken oder zu essen gebe, dann gebe ich Jesus etwas zu trinken und zu essen. Diese Botschaft ist etwas Wunderbares und zutiefst menschenfreundlich. Und sie kann gelebt werden. Es gibt eine Sehnsucht nach Persönlichkeiten, die authentisch sind und glaubwürdig. Und in den Kirchen finden sich immer wieder Menschen, die etwas anderes verkörpern als den Zeitgeist. Ja, ich bin zuversichtlich, dass in unserer glaubensfernen Gesellschaft die christliche Botschaft eine Zukunft hat.

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A le x andra K aufhold -winkler

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Titelthema

Hundertprozentiges Vertrauen Ohne Vertrauen geht es nicht: Meist genügt nur ein Blick, um zu wissen: der andere ist bereit für den Sprung. Lisa Rinne und Andreas Bartl vom Circus unARTiq können sich hundertprozentig aufeinander verlassen. „Die Vertrautheit zwischen uns hat sich durch die gemeinsame Arbeit entwickelt. Sie ist das Ergebnis intensiver Vorbereitungen und professionellen Trainings.“ Über mögliche Risiken denken die beiden nicht nach, im Fokus steht der perfekte Auftritt – an der Strickleiter, am Boden, am Gerüst oder Trapez. Bis heute gab es für beide keinen Grund, an den Fähigkeiten des anderen zu zweifeln. Im Gegenteil: Ihr Glaube aneinander hat beide auch im Privatleben zusammengeführt.

Der Himmel – ein leerer Platz?

Zehn Jahre nach ihrem Tod wurden Tagebücher und Briefe der Ordensfrau veröffentlicht. Daraus geht hervor: Mutter Teresa fühlte sich über Jahrzehnte hinweg von Gott verlassen. „In meinem Innern ist es eiskalt“, schreibt sie. „Der Himmel bedeutet mir nichts mehr – für mich schaut er wie ein leerer Platz aus“, heißt es anderer Stelle. Sie bittet andere darum, für sie zu beten, damit „Gott die Dunkelheit von meiner Seele fortnimmt – und sei es nur für ein paar Tage“. In der heiligen Messe leiert sie die Gebete herunter, die Kommunion empfängt sie ohne Andacht, in der Beichte bringt sie kein Wort heraus. Schließlich zweifelt sie daran, dass sie überhaupt eine Seele hat. Nachdem sie ihr Lebenswerk – die Gründung der Missionarinnen der Nächstenliebe – vollbracht hat, fällt sie in ein tiefes Loch. Es folgt eine lange Zeit großer seelischer Einsamkeit. Die persönliche Nähe Jesu, die ihr Wirken in den Anfangsjahren geprägt hat, findet sie bis zu ihrem Tod 1997 nicht wieder. Dennoch bleibt sie überzeugt, dass Gott ihre Arbeit trägt – auch wenn sie keinen Zugang mehr zu ihm finden kann. Und sie lässt bei all dem nicht nach in ihrer Arbeit für die Armen. Nur sechs Jahre nach ihrem Tod wird Mutter Teresa seliggesprochen – trotz ihrer Zweifel und inneren Kämpfe. Eine menschliche und glaubwürdige Selige.

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Gestärkt aus der Krise Der Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck war 38, als er an Krebs erkrankte. Dem Gottesmann ging es wie vielen Menschen in dieser Situation: Ihn befielen Glaubenszweifel – doch letztlich ging er gestärkt aus der Krise hervor. „Einige Zeit konnte ich nicht wirklich beten. Sogar nach der Genesung hatte ich noch Schwierigkeiten damit. Da war ich froh, dass ich mich vom Gebet anderer getragen wusste“, erzählt der Bischof. „Meine Erkrankung bedeutete einen tiefen Einschnitt. Mit der relativen Unbesorgt- und Unbeschwertheit war es vorbei. Die Zerbrechlichkeit des Lebens, das Sterben und der Tod standen und stehen seitdem deutlich vor meinen Augen.“ Der Bischof blieb aber nicht in der Verzweiflung stecken. „Letztlich bin ich Schritt für Schritt weitergegangen. Die Krise hat mich verändert und reifer gemacht.“, sagt der Essener Bischof. Heute weiß er: „Echtes Vertrauen lebt von einer Sicherheit, die vom Herzen kommt und unglaublich viel Geduld und Treue braucht.“

fOTOs: circus unartig; KNA; nicola cronauge/Adveniat

In den Slums von Kalkutta begleitete sie tausende Sterbende, kümmerte sich um Kranke und Obdachlose: Mutter Teresa. Sie galt als Engel der Armen, war die christliche Ikone schlechthin und erhielt den Friedensnobelpreis. Die kleine Frau mit dem blau-weißen Baumwollsari war für Menschen in aller Welt ein strahlendes Vorbild. Was niemand ahnte: Die Ordensfrau quälten tiefe Glaubenszweifel.


Armut: häufigste Ursache von Behinderungen* * in Entwicklungsländern

Retten Sie Kinder! In armen Ländern werden behinderte Kinder nicht nur ausgeschlossen. Für sie geht es täglich ums Überleben. In Entwicklungsländern sterben bis zu 80 Prozent aller Kinder mit Behinderungen vor ihrem fünften Lebensjahr. Weltweit sind Millionen Kinder betroffen. Dabei müssten die meisten von ihnen gar nicht behindert sein. Ihnen fehlt nur der Zugang zu medizinischer Hilfe!

Esther aus Uganda hatte einen Klumpfuß, der bei jedem Schritt sehr weh tat.

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Rick ist, wie er ist Als die Hannoveranerin Anne Katrin Buchholz von ihrer Frauen채rztin erf채hrt, dass sie nicht nur ein Kind, sondern Zwillinge bekommt, ist sie erfreut und geschockt zugleich. Ein Gef체hl, das sie auch sp채ter begleiten wird: Bei der Geburt von Rick und Elli stellt sich heraus, dass eines der Kinder behindert ist. Der kleine Rick hat das Down-Syndrom.

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fOTOs: Jens Schulze

ir nehmen nur Glückwünsche entgegen. Mitleidsbekundungen sind nicht notwendig.“ Elf Tage nach der Geburt des Pärchens schreiben Anne Katrin Buchholz und ihr Mann Sebastian Harfst diesen Satz in einer E-Mail an Freunde und Verwandte. Die Klarstellung scheint nötig. „Einige Leute haben uns nicht gratuliert, sie wussten nicht mit der Situation umzugehen“, berichtet der 35-Jährige. Die Unsicherheit, wie auf die Geburt eines behinderten Kindes zu reagieren ist, bekommt das Ehepaar schon im Krankenhaus zu spüren. „Die Ärzte konnten mir gar nicht in die Augen schauen“, berichtet der Vater. Dass das Klinikpersonal unbeholfen und überfordert ist, hat seinen Grund. Geburten von Kindern mit Trisomie 21 sind heute selten. Rund 90 Prozent aller Kinder mit dieser Chromosomen-Abweichung werden abgetrieben. Und bei den restlichen zehn Prozent wissen die Eltern fast ausnahmslos, dass ihr Kind behindert ist. Bei Familie Harfst ist das anders. „Wir haben bewusst auf vorgeburtliche Untersuchungen verzichtet“, sagt Anne Katrin Buchholz, „wir wollten die Kinder so, wie sie kommen“. Bei ihrer Frauenärztin stößt diese Entscheidung auf Unverständnis. Die bietet ihr diverse Tests an und erklärt lapidar: „Da draußen laufen doch schon genug Mongos herum“. Zwei Arztwechsel sind nötig, damit Anne Katrin Buchholz ihre Zwillinge ohne Pränataldiagnostik zur Welt bringen kann. Mit einer Behinderung rechnet das Ehepaar nicht. Doch es kommt anders. Rick leidet am Downsyndrom. Bei aller Freude über die Geburt ein Schock. „Das hat uns völlig überrascht und anfangs auch geplättet. Plötzlich müssen wir damit leben, unser Leben mit einem behinderten Kind zu teilen. Krass! Aber, und das ist das Schöne, ziemlich schnell hat sich bei uns eine Erkenntnis durchgesetzt: Rick ist einfach, wie er

ist. Eine kleine Laune der Natur. Da kann keiner etwas für. Hadern hilft nichts!“, schreiben die Harfsts in der Mail an ihre Bekannten. Während das Ehepaar versucht, die Lage zu meistern, rollt von außen eine Welle der Dramatisierung auf die beiden zu. „Das muss ja schrecklich für eine Mutter sein“, „Wenn ihr das vorher gewusst hättet, hättet ihr doch bestimmt abgetrieben“ – Sätze wie diese müssen sich die Harfst in den Wochen nach der Geburt immer wieder anhören. Ihre Antwort: Es ist nicht schrecklich und wir hätten auch nicht abgetrieben. „Wir erfahren nicht unfassbares Leid, das man nicht aushalten könnte“, sagt der Vater. Früher habe er sich gefragt, ob er ein Leben mit einem behinderten Kind aushalten könne. Heute sei ihm klar, dass es schwierig sei, mit einer Abtreibung zu leben. „Es gibt einen regelrechten Abtreibungswahn. Hebammen haben die Aufgabe, Leben auf die Welt zu bringen, und jetzt sollen sie massenhaft helfen, Leben zu töten“, sagt er.

Das Glück nicht verloren Eine Arbeitskollegin von Sebastian Harfst hat eine erwachsene Tochter mit Down-Syndrom. Seine Frau hat schon manches über Kinder mit Trisomie 21 gelesen. „Wir wussten gleich, was los ist“, sagt die Mutter. In der Verwandtschaft und Bekanntschaft der Familie ist das Wissen um die Behinderung weit weniger vorhanden. „Die haben im Volkslexikon von 1974 nachgeschlagen und dann über ‚mongoloiden Schwachsinn‘ räsoniert“, erzählt Harms. Die Großmutter des kleinen Rick wird von ihrer Kollegin sogar gefragt: „Hast du dir getraut, den anzufassen?“ Die Harfst ertragen das, gehen durch Höhen und Tiefen. „Wir ziehen uns immer wieder gegenseitig hoch. Wir haben das Glück nicht verloren“, sagen beide. Hilfe findet das Paar auch bei Katrin Sommerfeld. Sie ist selbst Mutter eines behinderten Kindes und leitet im hannoverschen Annastift eine Anlaufstelle für Eltern, die ein behindertes Kind erwarten oder ein behindertes Kind bekommen haben. Hilfe

Lieben beide KInder: Sebatian Harfst und Anne Katrin Buchholz mit Rick und Elli.

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Voll eingespannt: Anne Katrin Buchholz muss nicht nur Rick füttern, sondern sich auch um den 3-jährigen Tom kümmern.

erfahren die Harfst aber auch bei Großeltern, Tanten, Freunden. Es entsteht ein regelrechtes Netzwerk. „Allein könnten wir das gar nicht schaffen“, sagt Anne Katrin Buchholz. Mittlerweile sind die Zwillinge ein Jahr alt. Während Elli durch das Wohnzimmer robbt, sitzt Rick auf Mutters Schoß und schneidet Grimassen. Die Entwicklung der beiden verläuft bereits sehr unterschiedlich. Elli hat acht Zähne, Rick noch keinen einzigen. Elli kann bereits stehen, Rick fängt gerade einmal an zu krabbeln. Elli versucht sich an den ersten Worten, Rick

Down-Syndrom Das Down-Syndrom beruht auf einer Genmutation. Das 21. Chromosom ist – statt wie üblich zweifach – dreifach vorhanden. Daher lautet eine weitere Bezeichnung Trisomie 21 (von Tri=Drei). Menschen mit Down-Syndrom weisen in der Regel typische körperliche Merkmale auf und sind in ihren geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt. Der Grad der Behinderung ist dabei sehr unterschiedlich. Der Name Down-Syndrom geht auf den englischen Arzt John Longdon Down zurück, der im Jahre 1866 erstmals Personen mit den spezifischen Merkmalen einer Trisomie 21 beschrieb.

Behinderung – und jetzt? Hier gibt es Hilfe für Paare, die ein behindertes Kinder erwarten oder bereits ein behindertes Kind bekommen haben: Annastift Leben und Lernen gGmbH, Wülfeler Straße 60, 30539 Hannover, Telefon 0152 58800529, Katrin Sommerfeld (Dipl. Sozialpädagogin), katrin.sommerfeld@ ddh-gruppe.de, www.annastift-elternberatung.de

nimmt mit Staunen die Geräusche seiner Umwelt wahr, die für ihn noch neu sind. Er ist hochgradig schwerhörig zur Welt gekommen und hat erst vor wenigen Wochen ein Hörgerät bekommen. Doch Rick hat schon seine Fans gefunden: „Er ist kein perfektes Kind, das entspannt die Menschen. Sie müssen dann selbst auch nicht perfekt sein“, meint seine Mutter. Zweimal in der Woche erhält Rick motorische Frühförderung. Eine Heilerzieherin kommt ins Haus, macht mit dem Jungen Bewegungsübungen. „Man könnte noch viel mehr machen, aber wir wollen so weit wie möglich ein normales Leben führen“, meint Harfst. Weitgehende Normalität ist auch wichtig, da Elli und Rick noch einen Bruder haben, den fast dreijährigen Tom. „Wir müssen aufpassen, dass er nicht zu kurz kommt“, sagen die Eltern.

Gott hat sich Rick genau so gedacht Anne Katrin Buchholz und Sebastian Harfst kommen beide aus katholischen Haushalten. Während sich Sebastian schon mit 15 entscheidet, der Kirche den Rücken zu kehren, bleibt Anne Katrin gläubige Katholikin. Sie sagt: „Gott hat sich Rick genau so gedacht, wie er auf die Welt gekommen ist. Ich habe mich manchmal gefragt, warum macht Gott so etwas? Ich weiß es nicht, aber er hat Kinder mit Behinderung genauso lieb wie ohne.“ Ganz ähnlich sieht man es auch im Familienzentrum St. Maria. „Vor Gott sind alle Menschen gleich … Jedes Kind ist ein von Gott gewolltes Individuum, das immer unseren Respekt verdient“, hießt es im Leitbild des Zentrums. Im Sommer werden Rick und Elli dort in die Krippe gehen. Rick ist das erste behinderte Kind, das im Familienzentrum aufgenommen wird. „Wir mussten eine Menge Fragen klären und manche Hürde überwinden“, erzählt Marianne Brodmann, Leiterin der Einrichtung. „Aber wir haben uns von Anfang an auf die beiden gefreut.“

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matthias bode


Gretchenfrage

Gute Zahlen Stephan Weil, niedersächsischer Ministerpräsident, sieht Zeichen der Hoffnung im Engagement gegen Ausgrenzung.

fOTO: reuters

Über welche Nachricht haben Sie sich zuletzt gefreut? Darüber, dass der Arbeitsmarkt in Niedersachsen sich so positiv entwickelt wie zuletzt 1991. Die Arbeitsagentur hat kürzlich mitgeteilt, dass Niedersachsen mit rund 256 000 Arbeitslosen den besten Dezemberwert seit dem Jahr 1991 zu verzeichnen hatte. Über das Schlechte der Welt wird ständig berichtet. Was schenkt Ihnen Hoffnung? Die doch deutlichen Zeichen von Solidarität und Nächstenliebe in unserer Gesellschaft – wie beispielsweise das große ehrenamtliche Engagement vieler Menschen in Deutschland für die zu uns kommenden Flüchtlinge oder die beeindruckenden Demonstrationen gegen Pegida und damit gegen Ausgrenzung und Ausländerfeindlichkeit in den vergangenen Monaten. Glauben Sie an Gott? Ja, das tue ich.

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Rüdiger wala

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Der echte Norden


Seele & Leib

Ein lebendiges Symbol

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oher kommt das Osterei? Eindeutig beantworten können Historiker und Theologen diese Frage nicht. Womöglich ist der Brauch, Eier zu färben, eine jahrtausendealte Tradition aus den heute kurdischen und armenischen Gebieten. Zur Auferstehungsfeier passt das Ei jedenfalls perfekt: Es scheint von außen tot und kühl, doch im Inneren wächst neues Leben. Daher steht es im Christentum stellvertretend für die Auferstehung Jesu aus seinem Grab in Jerusalem. Das Brauchtum, Eier zum Osterfest zu bemalen, ist weitverbreitet – von Russland und Armenien ausgehend bis nach Mitteleuropa. Die Farben haben dabei eigene Bedeutungen: Rot steht etwa für das Blut, das Jesus bei seinem Opfertod vergoss, Gelb für den Wunsch nach Erleuchtung, Grün für die Jugend und die Unschuld. Dass das Ei gekocht wird, hatte zumindest im Mittelalter wohl praktische Gründe. In der Fastenzeit vor Ostern verzichteten viele Katholiken und Orthodoxe neben Fleisch- und Milchspeisen auch auf Eier. Doch gerade zum Frühlingsbeginn nimmt die Legefreudigkeit der Hühner zu. Damit nichts verdarb, wurden die Eier gekocht – und nach der langen Abstinenz zu Ostern verziert, in der Kirche geweiht und anschließend verschenkt und gegessen.

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In manchen Regionen hat sich das Verzieren sogar zu einem Handwerk entwickelt. Mithilfe verschiedenster Techniken stellen die slawischstämmigen Sorben in der Oberlausitz aus den zerbrechlichen Schalen sensible Kunstwerke her. Sie sind zu schön, als dass sie nur zu Ostern auf den Tisch kommen. Die Eier werden in dem kleinen Brandenburger Landstrich auch zu Taufen oder Hochzeiten verschenkt. Kunstvoll bemalt werden die Eier auch in einigen Regionen Russlands und der Ukraine.

Auch Fuchs und Storch brachten Eier Zum „Aneinandertitschen“, wie es in vielen Familien hierzulande am Ostersonntag Brauch ist, wären diese Exemplare sicherlich zu schade. Bei diesem Wettstreit werden zwei Eier aneinandergeschlagen. Derjenige, dessen Schale heil geblieben ist, gewinnt das Ei des anderen. In manchen Regionen werden die Ostereier auch durch die Luft geschleudert oder in einem Wettlauf eingesammelt. In Südtirol wirft man sie über das eigene Haus und gräbt sie anschließend ein – das soll Glück bringen. Dass ausgerechnet der Hase als Überbringer der Ostereier gilt, ist eine Entwicklung der neueren Zeit. Im Westfälischen wurde lange dem Fuchs diese Aufgabe zuteil, in Thüringen dem Storch und in Teilen der Schweiz dem Kuckuck. Durch die kommerzielle Verbreitung konnte Meister Lampe seine tierischen Mitbewerber aber nach und nach verdrängen.

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Stephan F uhrer

FOTO: photocase.com: beornbjorn

Ostereier sind bunt, müssen in guter alter Tradition erst mal gefunden werden und gehören zum Osterfest zweifellos dazu. Dabei ist nicht ganz klar, woher der Brauch eigentlich kommt.


Aus dem Kloster

Müde? Dann ab ins Freie! Endlich: Die Tage sind wieder länger und die Natur ist nach den kalten Wintermonaten zu neuem Leben erwacht. Nur wir sind trotz normalen Schlafzeiten müde und antrieblos – die Frühjahrsmüdigkeit ist da. Neben der Schlappheit bringt sie gelegentlich auch noch Wetterfühligkeit, Kreislaufschwäche und Kopfschmerzen mit sich. Aber was kann man dagegen tun?

der osterklassiker

Soleier 10 Eier 60 g Salz 1 EL Zucker 1 TL Kümmel 1 TL ganze Pfefferkörner 1 TL Senfkörner 4 Pimentkörner 2 Lorbeerblätter Schale von 2 Zwiebeln

FOTOs: stockfood/PSE; kloster plankstetten; Fotolia.com: blas, africa studio

Zum Servieren: Öl, Essig, Pfeffer, Senf So wird’s gemacht: Die Eier in Wasser 8 bis 10 Minuten hart kochen, kalt abschrecken und anschließend rundherum leicht anschlagen, damit die Schale kleine Risse bekommt. Die restlichen Zutaten in einem Liter Wasser aufkochen, bis sich das Salz vollständig aufgelöst hat. Die Eier in ein großes, verschließbares Glas geben und mit der noch lauwarmen Sole übergießen, bis alles bedeckt ist. Wer die Eier zusätzlich färben möchte, kann noch etwas Rote-Beete-Saft oder Rotkohlblätter hinzugeben. Das verschlossene Glas zwei bis drei Tage in den Kühlschrank stellen. Zur Mahlzeit die Eierschale entfernen, die Eier halbieren und mit einem Löffel vorsichtig den Dotter herausnehmen. In die Mulde etwas Essig, Öl und Pfeffer geben, das Eigelb darauf betten, mit etwas Senf bestreichen und das halbe Ei mit einem Bissen verspeisen.

Woher die Müdigkeit kommt, ist nicht ganz klar. Experten gehen davon aus, dass sie mit unserem Blutdruck und dem Hormonhaushalt zusammenhängt. Nach den langen, dunklen Wochen fällt es unserem Körper schwer, sich auf das längere Tageslicht und die wärmeren Temperaturen umzustellen. Der Müdigkeit nachzugeben, ist allerdings keine Lösung. Vielmehr sollten wir uns viel im Freien aufhalten und Sport treiben, damit sich unser Körper schneller an den Frühling gewöhnen kann. Gehen die Symptome trotzdem nicht weg, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Denn Müdigkeit und Kreislaufschwäche können nicht nur Anzeichen für die alljährlichen Startschwierigkeiten in die wärmen Monate sein, sondern auch für eine Vielzahl ernst zu nehmender Krankheiten.

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Ausgezeichneter Schinken Hochwertig und schmackhaft: Auf der Grünen Woche in Berlin wurde der luftgetrocknete Schinken aus der Klostermetzgerei Plankstetten als eines der zehn besten Bio-Produkte Bayerns ausgezeichnet. Erhältlich ist er geschnitten oder portioniert ab 5,90 Euro pro 100 Gramm im Online-Shop des Klosters. www.einkaufen-im-kloster.de

Aus dem Netz Frisches von Zuhause Kann Dill auf meinem Balkon wachsen? Welchen Boden brauche ich für Artischocken? Die sehr schön gemachte und übersichtliche App „Der Gemüse Gärtner“ hilft beim Säen, Gießen und Ernten mit jeder Menge wertvoller Hinweise. Die Basis-App für iPhone, iPad und iPod touch gibt es gratis im App-Store. Tipps für weitere Gemüsearten (einmalig 2,99 Euro) oder Kräuter (0,99 Euro) können dazu gekauft werden.

Stephan F uhrer

Aus dem Kalender Olivenöl direkt vom Erzeuger Informationen aus erster Hand: Bei den mittlerweile 17. Olivenöl-Abholtagen in Wilstedt bei Bremen können Verbraucher am 25. und 26. April von 10 bis 18 Uhr ihr Öl direkt beim Erzeuger testen und einkaufen.

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Lebensfrage

das muss der Neid uns lassen Auf den ersten Blick ist Neid weder schön noch erstrebenswert. Auf den zweiten auch. Erst der dritte Blick offenbart: Neid bietet eine Menge unterschätztes Potenzial.

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ein Haus, mein Auto, mein Boot: Ich habe etwas, was du nicht hast! Statussymbole, mit denen die Werbung Neid schon lange für sich entdeckt hat. Nur wer sie hat, gehört dazu. „Mitleid gibt es gratis, Neid muss man sich verdienen“, resümierte schon der Fernsehmoderator Robert Lembke. Der Karikaturist Wilhelm Busch formuliert es so: „Neid ist die ehrlichste Form der Anerkennung.“ Neid – oder genauer – beneidet werden ist in unserer Leistungsgesellschaft inzwischen etwas Positives. Wer beneidet wird, hat Erfolg, Vermögen, ein gutes Aussehen. Nur eines hat er vielleicht nicht: gute Freunde.

Neid kennt oft zwei Verlierer Neid kennt oft zwei Verlierer. Das wissen schon Unternehmen und verbieten ihren Mitarbeitern, über das eigene Gehalt zu reden. Denn: „Entweder kommt beim Gespräch über das Gehalt heraus, dass wir zu viel verdienen – oder zu wenig. Beides kann unangenehm sein. Wer zu viel verdient, zieht

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den Neid der Kollegen auf sich, wer zu wenig verdient, steht als der Dumme da.“ beschreibt der Wirtschaftspsychologe Prof. Karsten Müller in der Süddeutschen Zeitung das ungute Ergebnis. Konkurrenz belebt das Geschäft, aber Neid ist schlecht für das Betriebsklima – das klingt nach einer echten Zwickmühle. Und nachgewiesenermaßen ist für die Zufriedenheit weniger entscheidend, wie viel ein Mensch in Euro und Cent verdient – solange er nur mehr hat als die anderen um ihn herum. Die Freude über die Gehaltserhöhung kann schnell in Bitterkeit umschlagen, wenn man erfährt: Der Kollege kriegt eine höhere. Geld allein macht nicht glücklich – „mehr Geld als der Kollege“ dagegen schon. Neid reduziert dabei den Mitmenschen auf eine Äußerlichkeit und sieht den Menschen und seine Geschichte insgesamt nicht mehr. Schade, denn aus Neid kann ich sehr viel machen. Im Neid steckt Beobachtung, steckt Erkenntnis, steckt Energie! Ein ehrlicher Blick auf den Neid zeigt mir nicht die andere, beneidete Person sondern vor allem mich


Direktor/in des Dommuseums (m/w) »Vergleichst du dich mit anderen, kannst du hochmütig oder verbittert werden, denn immer wird es Menschen geben, die bedeutender oder schwächer sind als du. Erfreue dich am Erreichten und an deinen Plänen. Bemühe dich um deinen eigenen Werdegang, wie bescheiden er auch sein mag; er ist ein fester Besitz im Wandel der Zeit.« Desiderata, von Max Ehrmann

selbst: Mich, mit meinen Grenzen, meinen unerfüllten Wünschen und meinen Vorwürfen an mich. Neid kann eine Chance sein, mit sich selber ins Reine zu kommen, großzügig mit sich zu werden. Neid kann auch Ansporn sein: Was der kann, das kann ich auch! Oder: Das schaffe ich zwar nicht, aber ich kann andere Dinge besser. Neid zeigt mir meine Möglichkeiten. Ein Beispiel für ein Happy-End in Sachen Neid gibt es in der Bibel: Die Zwillingsbrüder Esau und Jakob kämpfen schon im Mutterleib um die rechtlich begünstigte Position als Erstgeborener. Später betrügt der zweitgeborene Jakob Esau und muss fliehen. Im Ausland gründet er eine Familie und wird reich. Und als er – ängstlich vor dem Zorn seines Bruders – zurückkommt, hat der Bruder ihm schon längst verziehen: Es ist genug Land für uns beide da, lass uns gemeinsam die Wüste besiedeln.

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www.stellenangebote.bistum-hildesheim.de Für das Dommuseum Hildesheim, welches zugleich Schatzkammer für den Mariendom und Diözesan­museum für das Bistum Hildesheim ist und Kunstwerke aus allen Epochen umfasst, sucht das Bischöfliche Generalvikariat im Rahmen einer Wiederbesetzung der Stelle wegen Eintritts des Stellen­inhabers in den Ruhestand zum 1. November 2015 einen Direktor (m/w). > Ihre Bewerbung erbitten wir bis zum 30. April 2015 an: Bischöfliches Generalvikariat, Herrn Generalvikar Prälat Dr. Werner Schreer, Domhof 18–21, 31134 Hildesheim, generalvikar@bistum-hildesheim.de > Eine Stellenbeschreibung mit Anforderungen, Erwartungen und Tätigkeitsfeldern finden Sie auf unserer Website.

Sr. birgit stollhoff

FOTO: Fotolia.com: mdbrockmann82

Neid zum Nachdenken ➜ Worum geht’s bei meinem Neid? ➜ Spornt mich der Neid an oder frisst er mich auf? ➜ Kenne ich den Preis, den der Beneidete vielleicht für den Erfolg zahlt? ➜ Was sind meine Stärken? Was ist mir schon gelungen? ➜ Wozu könnte mich der Neid anspornen?

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Begegnung: Moderne und Mittelalter stoßen im neuen Dommuseum aufeinander – wer sich eingehender mit den Exponaten beschäftigt, erkennt tiefe Bezüge.

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Rauszeit

kunst und glaube Mehr Platz für die Kunstschätze: Das Hildesheimer Dommuseum wird nach fünf Jahren Bauzeit wieder eröffnet. Die neue Dauerausstellung verbindet Mittelalter und Moderne.

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er Mensch, der zweifelt und hofft, der Gott sucht und zugleich Momente größter Verlorenheit durchleidet: Thomas Lehnerers zeitgenössische Bronzeskulptur „Methusalem“ empfängt den Besucher im neuen Dommuseum. Der kleinen Skulptur gegenüber hängt ein Bild von Johannes dem Täufer, ein glaubensstarkes Gemälde aus der frühen Barockzeit. Die beiden scheinbar gegensätzlichen Ausstellungsstücke stimmen auf das anspruchsvolle Konzept dieser Kunst-Schau ein. Hier treten jahrhundertealte Kunstschätze in den Dialog mit Objekten der Moderne, sie bezeugen, wie viele Berührungen es auch heute zwischen Kunst und Glauben geben kann. Der Weg in das neue Museum neben dem generalsanierten Dom führt durch das Foyer über den doppelstöckigen Kreuzgang aus dem späten 12. Jahrhundert, eine architektonische Rarität nördlich der Alpen. Es gibt wohl keinen schöneren Blick auf den legendären 1000-jährigen Rosenstock an der Apsis der mittelalterlichen Bischofskirche. Dom und Museum bilden nun auch baulich eine Einheit.

Fotos: Dommuseum hildesheim, Florian Monheim

Stahlkreuz mit 1000 Jahre altem Kruzifix Hier oben, am Südflügel des Kreuzgangs, in der profanierten Antoniuskirche, öffnen sich vier große Ausstellungsräume, sie sind durch eine Sichtachse miteinander verbunden. Über einen gläsernen Balkon ist der obere Teil des neun Meter hohen Renaissance-Lettners zu sehen, einer Chorschranke, die einst Volk und Klerus voneinander trennte. Am anderen Ende der oberen Raumflucht gliedert ein riesiges Stahlkreuz den früheren Rittersaal. Und dient zugleich symbolträchtig als Träger für das berühmte, lebensgroße Ringelheimer Kruzifix, eine Stiftung des Hildesheimer Bischofs und Kunstexperten Bernward aus der Zeit um 1000. Das neue Dommuseum ist deutlich gewachsen, die Ausstellungsfläche hat sich vervielfacht. Nun können auch die sechs prachtvollen Gobelins aus der Barockzeit gezeigt wer-

Das neue Dommuseum Das neue Dommuseum feiert die Wiederöffnung am 18. und 19. April – an beiden Tagen bei freiem Eintritt für die Besucher. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Eintritt: sechs Euro, freier Eintritt für Kinder bis 18 Jahren. Sonderaktion im Jubiläumsjahr 2015: Jeden 1. Dienstag im Monat freier Eintritt für Einzelbesucher. An 1200 Jahre Stadt- und Bistumsgeschichte erinnert das benachbarte Roemer- und Pelizaeus-Museum vom 21. März bis 4. Oktober 2015 mit der Sonderausstellung „Die Wurzeln der Rose. Hildesheim im Mittelalter“. WWW.DOMMUSEUM-HILDESHEIM.DE

den, großformatige Wandteppiche, die in den vergangenen 30 Jahren aufwendig restauriert wurden. Sie erinnern an jene Zeit, als Hildesheim von mächtigen Fürstbischöfen regiert wurde. Doch es dreht sich nicht nur um Herrschaft und Macht. Wie eng Kirche und Bildung zusammengehören, zeigt etwa eine von Bischof Bernward gestiftete prächtige Bibel aus dem Bestand der Dombibliothek, gegenüber hängen die Wrisbergschen Tafeln aus der Zeit der Gegenreformation – eine bildreiche Verteidigung der römischen Kirche gegenüber ihren Kritikern. Neben den historischen Zeugnissen geht es in der Ausstellung immer auch um Zeitgenossenschaft. Die Auftragsarbeit von Gerd Finkel mit dem Titel „Engel der Zeit“ nimmt eines der ältesten christlichen Gedichte in deutscher Sprache auf, als Ausdruck der Verbundenheit katholischer und evangelischer Christen. Das gemeinsame Erbe Bischof Bernwards ist heute Weltkulturerbe der UNESCO, 1985 wurden die evangelische Michaeliskirche, Bernwards Grablege, und der katholische Dom mit seinen mittelalterlichen Kostbarkeiten mit diesem Gütesiegel ausgezeichnet. Zu den Prunkstücken gehört die Goldene Madonna, eine der ältesten Marienfiguren abendländischer Kunst. Der Rundgang in der oberen Etage führt zum Kern der Dauerausstellung, hier finden sich auch die weltberühmten Exponate aus der Schatzkammer Bischof Bernwards und weitere kostbare Altargeräte – im Zentrum steht die Liturgie. Im Erdgeschoss geht es um Fragen nach Endlichkeit und Ewigkeit; kostbare historische Reliquienbehälter neben einer zeitgenössischen Arbeit von Gerd Winner mit dem Titel „End“ dokumentieren, dass jede Epoche darauf ihre eigenen Antworten finden muss. Im Untergeschoss sind Reste der Bernwardmauer zu sehen, die während der Domsanierung entdeckt wurden. Archäologische Funde verweisen auch auf die Geschichte der Stadt, die ihre Anfänge der Gründung des Bistums verdankt.

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karin dzionara

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Jes freut sich über Ihre Unterstützung!

Wenn Sie uns unterstützen möchten und hier den Jes Spenden-Flyer nicht mehr vorfinden:

Unser Spendenkonto Bistum Hildesheim Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE50 2512 0510 0001 4040 01 Stichwort: Spende für das Magazin Jes

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Ehrensache

Man bekommt so viel zurück In Buchholz in der Nordheide lädt die Pfarrgemeinde wöchentlich zum Mittagessen ein. Das entlastet nicht nur den Geldbeutel der Teilnehmer, sondern schafft auch eine Plattform für Begegnungen. Vor der Tür steigt einem der Geruch von Schnitzel in die Nase. Im Pfarrheim von St. Petrus kommt der Duft von frisch gebackenem Apfelkuchen hinzu. Es ist 12 Uhr. In einer halben Stunde werden hier 60 Menschen zum Mittagessen erwartet. Wie jeden Freitag hat der Tag für Regina Voßberg und ihr Team früh begonnen. Um 8 Uhr ist Treffpunkt für die Küchenfeen von St. Petrus. Kiloweise Kartoffeln müssen geschält, Schnitzel geklopft, Tische gedeckt und ein Kuchenbüfett vorbereitet werden – bis 16 Uhr werden die Frauen zu tun haben.

Nicht nur für Bedürftige Monika Sänger gehört seit fünf Jahren fest zum Mittagstisch-Team. „Es ist ein guter Dienst am Nächsten und man bekommt so viel Dankbarkeit zurück“, sagt die 62-Jährige. Regina Voßberg, die die Frauen koordiniert, nickt. „Uns liegt daran, anderen Menschen zu helfen.“ Seit mehr als 15 Jahren lädt die St.-Petrus-Gemeinde zum Mittagstisch ein. Gedacht ist er auch – aber nicht nur – für Bedürftige. So kommen viele Alleinstehende seit Jahren. Wer kann, wirft einen kleinen Obolus in eine Spendendose. Man trifft sich, klönt und kann lecker essen. Auch für Kaffee und Kuchen ist gesorgt. Ermöglicht wird das Ganze durch die Lebensmittelspenden

von Supermärkten und Bäckereien. Was nicht zum Kochen benötigt wird, wird hinterher verteilt. Frischer Salat, Joghurt, Toastbrot, Brötchen – fein säuberlich ist der „Laden“ schon vor dem Ansturm der Gäste aufgebaut. Wer zuerst „einkaufen“ darf, entscheidet das Los. „So können alle in Ruhe essen und müssen nicht schlingen, damit sie am Ende noch etwas mitnehmen können“, erklärt Regina Voßberg das Prinzip. Die 70-Jährige ist mit Leidenschaft dabei. Acht bis neun Frauen sind nötig, um einen Freitag zu stemmen – zwölf sind sie insgesamt. „Trotzdem schaffen wir es bis auf ein-, zweimal im Jahr jede Woche den Mittagstisch anzubieten“, betont die Rentnerin. „Wir sind eine gute Truppe – jeder hat so sein Spezialgebiet“, sagt Regina Voßberg. Das von Astrid Saß ist der Nachtisch. Heute hat sie vier Bleche Apfelkuchen vorbereitet. Seit mehr als zehn Jahren sorgt sie für die Leckerei zum Abschluss. „Irgendwann habe ich mir gesagt, dass ich was für andere machen möchte“, erinnert sie sich an ihre Motivation. Die anderen, das sind Menschen wie Marie-Luise Sorgenfrei. Die 65-Jährige ist Hartz-IV-Empfängerin und nutzt das Angebot der Pfarrgemeinde regelmäßig. Denn vor allem am Monatsende ist das Geld knapp. „Es bringt ein bisschen Entlastung für mich und man kommt miteinander ins Gespräch“, sagt sie. Genau wie ihre 75-jährige Tischnachbarin schätzt sie die Gemeinschaft. Die Alleinstehende genießt es, ein bisschen zu klönen und nicht selbst kochen zu müssen. Auch Marie-Luise Sorgenfrei liebt diesen Luxus. „Und schmecken tut es hier auch immer wunderbar.“

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martina albert

FOTO: martina albert

Meist für den Nachtisch zuständig: Astrid Saß. Sie ist eine von zwölf Frauen, die Freitag für Freitag ein Gemeindemittagessen anbieten.

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Katholisch kompakt

t s e F e t s g i t h c i w s a D

Ohne Ostern kein Christentum – die Botschaft, die sich hinter Ostern verbirgt, ist bahnbrechend: Jesus Christus ist auferstanden, der Tod ist nicht das Ende! Diese Überzeugung macht das älteste Fest der Christenheit gleichzeitig auch zu ihrem bedeutsamsten.

Ereignisreiche Tage. Im Guten wie im Schlechten. Die letzten Geschehnisse im Leben Jesu lassen sich der Reihe nach zurückverfolgen: In Jerusalem hält er am Abend vor seiner Festnahme mit den Jüngern sein Abschiedsessen, das „letzte Abendmahl“. Noch in derselben Nacht wird Jesus verhaftet und nach einem kurzen Prozess am folgenden Tag ans Kreuz geschlagen. Kurz darauf stirbt er qualvoll, es ist Karfreitag. Mit diesem brutalen Ende scheint für alle klar zu sein, dass Jesus mit seiner Botschaft gescheitert ist. Daraufhin zerstreut sich die kleine Schar seiner Anhänger verzweifelt in alle Himmelsrichtungen. Lediglich einige Frauen bleiben in Jerusalem und gehen drei Tage später, „am ersten Tag der Woche“ in aller Frühe zum Grab. Hier werden sie vollkommen überrascht: Sie erfahren, dass Jesus lebt. Er ist von den Toten auferstanden. Einige Zeit später erscheint Jesus seinen Jüngern. Auch diese Begegnung überzeugt: Jesus ist nicht im Tod geblieben, er lebt. Den Männern und Frauen, die ihm gefolgt waren, wird jetzt auch deutlich, dass Jesus der von den Juden erwartete und von Gott auserwählte Messias ist, der auf Griechisch christos, „der Gesalbte“, heißt.

innerung an Jesu Geburt, kam dagegen erst im 4. Jahrhundert hinzu. Der Gottesdienst in der Osternacht ist der wichtigste im Jahresablauf der Kirche. Und dass sich Christen am Sonntag zum Gottesdienst versammeln – nicht wie Juden am Sabbat, dem Samstag – hat in Ostern seinen Ursprung: Der Tag der Auferstehung Jesu ist der erste Tag der Woche, ein Sonntag. Interessant ist auch die Bedeutung des deutschen Wortes „Ostern“. Es stammt vom altgermanischen „Austro“ ab und bedeutet „Morgenröte“. Damit weist es auf die Auferstehungserzählung im Evangelium hin: „Am ersten Tag der Woche kamen die Frauen in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging.“ Die Morgenröte ist im Christentum das Symbol für die Auferstehung. Ist die Gewalt, ist das Scheitern, ist der Tod das letzte Wort? Oder glauben wir, dass Gott stärker ist? Die Osterbotschaft sagt, dass Gott Jesus nicht im Grab lässt und der Tod überwunden ist. Ostern wird so zum großen Fest der Hoffnung für uns alle: dass auch unser Tod nicht unser Ende ist.

FOTO: photocase.com: kallejipp

J Die Auferstehung Jesu wird zur Geburtsstunde des Christentums. Ohne den Glauben an die Auferstehung wird der Glaube der Christen sinnlos. Ostern ist dieses zentrale, dieses wichtigste Fest der Christen. Bereits in den Anfängen des Christentums wurde es jährlich gefeiert. Daher ist es auch das älteste christliche Fest. Weihnachten, als Er-

Wolfgang Stickler

Zum Nachlesen in der Bibel: Mk 16,1–6; Lk 24, 13–35; Joh 20f; Der älteste Bericht über die Auferstehung: 1 Kor 15,1–6; Die zentrale Bedeutung von Ostern: 1 Kor 15,14

Ein Video zum Thema gibt es unter www.jes-magazin.de

Der Dominikanerpater Wolfgang Stickler, Jahrgang 1949, hat Theologie, Philosophie und Pastoralpsychologie studiert. Darüber hinaus verfügt er über eine psychotherapeutische Ausbildung. Er war Krankenhaus-Seelsorger, Studentenpfarrer und arbeitete in der Leitung des Dominikaner-Ordens in Deutschland mit. Heute ist er in der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Braunschweig tätig.

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Gute Nachrichten.

Gesehen, gelesen, gehört

Literatur

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Zweifel hat Gründe. Glaube auch. Alexander Garth

Die Ostergeschichte Anselm Grün

Glaubenszweifel auf den Punkt gebracht. Auf seine Umfrage „Was ist Ihr Hauptzweifel am Christentum?“ erhielt der Autor und evangelische Pastor Alexander Garth überraschend viele Antworten. In seinem Buch fasst er diese Zweifel vieler moderner Menschen zusammen – ebenso wie die guten Gründe, warum man trotzdem an Gott glauben kann. Dabei gibt er sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Auch wenn sich nicht jeder in allen Aspekten wiederfindet: alles in Allem ein lebendiges und teilweise auch humorvoll geschriebenes Buch, das sich an generelle Zweifler richtet, aber auch für zweifelnde Christen geeignet ist. Dabei lässt er gleichermaßen die Bibel sowie wissenschaftliche Quellen zu Wort kommen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregen, provozieren und dennoch ermutigen will, das Wagnis des Glaubens, trotz aller Zweifel, einzugehen.

Wie war das noch mal mit Ostern? Warum feiern wir das eigentlich? Wer Kindern erklärt, merkt meist schnell, dass die genaue Abfolge des Ostergeschehens nicht so leicht erzählt ist wie etwa die Weihnachtsgeschichte. Pater Anselm Grün, Meditationsleiter und weltweit populärster christlicher Autor unserer Tage, hat sich daher mit diesem Thema befasst und die biblische Ostergeschichte in kindgerechte Sprache gebracht: Vom Einzug Jesu in Jerusalem, dem letzten Abendmahl bis zu seiner Kreuzigung und Auferstehung vereint sie das komplette Ostergeschehen. Zusätzlich runden die ansprechenden Illustrationen des preisgekrönten italienischen Künstlers Giuliano Ferri die Handlung so ausdrucksstark ab, dass sich selbst die Allerkleinsten ohne Worte allein darin vertiefen können. Ansonsten zum Vorlesen für Kindergartenkinder sowie für kleine Selbstleser im Grundschulalter bestens geeignet.

SCM Hänssler, 2014, 14,95 €

Herder, 2012, 12,95 €


Kolumne

Brodowy fühlt der Zeit den Puls

Kulturtipp 70-mal Frieden Movimentos Festwochen „Frieden“ – das Thema der 13. Movimentos Festwochen auf verschiedenen Bühnen in Wolfsburg und Braunschweig ist äußerst anspruchsvoll: Menschheitstraum, göttliches Gebot, Auftrag und politische Vision, der das Scheitern ebenso innewohnt wie die Hoffnung. Vom 10. April bis 17. Mai geht es in knapp 70 Veranstaltungen um unterschiedliche Aspekte des Friedens. Auf ein Künstler-Wort zum Frieden laden auch die Kirchen ein. „Stimmen zum Ewigen Frieden aus Vergangenheit und Gegenwart“ präsentieren Suzanne von Borsody, Ulrich Noethen und Peter Simonischek am 19. April, 18 Uhr, im Braunschweiger Dom mit ihrem Leseabend „Frieden ist der Zweck des Krieges“. Einen Tag zuvor, am 18. April, 18 Uhr, lesen Alexander Scheer und Robert Stadlober in der Wolfsburger Heilig-Geist-Kirche aus Agota Kristofs bewegendem Antikriegsroman „Das große Heft“. Am 16. Mai, 18 Uhr, tritt Klaus Maria Brandauer mit seiner szenisch-musikalischen Lesung aus Herman Melvilles symbolhaft aufgeladenem Romanklassiker „Moby Dick“ in der Wolfsburger Christuskirche auf. Und in der Michaeliskirche zu Fallersleben beweist das Klenke Quartett in einer Soirée am 7. Mai, 20 Uhr, wie wunderbar friedvoll vier höchst eigenwillige Künstlerinnen miteinander musizieren können.

FOTO: künstler; Toofan Hashemi

Telefonische Kartenreservierung unter 0800 288 678 238. www.movimentos.de

Lob des Zweifels

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assen Sie doch Ihr Geld für sich arbeiten!“ Der Bankberater, der mir gerade ein sorgenfreies Leben verkaufen wollte, lächelte mich an. Nun bin ich von Natur aus eher skeptisch. Wie sollte mein Geld für mich arbeiten? Also machte ich ein kleines Experiment. Ich schüttete abends mein Portemonnaie auf den Küchentisch aus, feuerte die Münzen mit einem fröhlichen „So, Jungs, dann macht mal!“ an und ging entspannt zu Bett. Was soll ich sagen? Am nächsten Morgen war die Küche noch genauso dreckig. Mein Geld arbeitet also nicht für mich und ich teilte dem Bankberater mit, dass ich auf die angebotenen Hochrisikoanlagen verzichte und mein Geld lieber mit vollen Händen ausgebe. Hin und wieder zu zweifeln, das scheint mir doch im alltäglichen Leben angebracht. Nicht nur dann, wenn mir jemand am Telefon mitteilt, ich hätte gerade eine Kreuzfahrt gewonnen. Auch die Anzahl geschenkter Programme für unsere Handys ist erstaunlich. Schaut man sich aber die Nutzungsbedingungen an, dann stellt man fest, wie man zwar nicht seine Seele, aber fast alle eigenen Daten verkauft. Das gilt nicht nur für Handys. Ein koreanischer TV-Hersteller hat vor Kurzem darauf hingewiesen, dass der Fernseher, wenn eine bestimmte Funktion nicht deaktiviert ist, Gespräche im Zimmer mitschneidet und an Drittanbieter weiterverkauft. Der Produzent rät seinen Kunden: „Seien Sie vorsichtig bei privaten Gesprächen im eigenen Wohnzimmer und verlassen Sie besser den Raum, denn das Gerät hört mit, was in dem Raum geschieht.“ Ich muss da an Loriot denken, der sich von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben lassen wollte, wo er hinzusehen habe. Jetzt soll ich also mein Zimmer verlassen, wenn ich mich unterhalten will, weil mein Fernseher lauscht und die Gespräche verkauft? Es macht mir Angst, wenn technische Geräte mich in meinen eigenen vier Wänden ausspionieren. Ich habe mich neulich mal mit meinem Bügeleisen darüber unterhalten und das hat mir dann gesteckt, dass der Staubsauger auch längst sämtliche Krümeldaten von mir auswertet und an Drittanbieter verkauft. Manchmal sollte man einfach ohne technische Hilfsmittel mit dem Fahrrad, also ganz analog, raus ins Grüne fahren und dann das Geld statt in Aktien in einen leckeren Kaffee investieren.

Zusammen mit dem Bassisten Carsten Hormes und dem Gitarrenspieler Wolfgang Stute tourt Matthias Brodowy ab 14. April durch das Bistum Hildesheim. Stationen sind Göttingen, Bremen-Nord, Stadthagen, Gifhorn, Lüneburg, Bremerhaven, Verden und Hannover. Alle Termine: www.bistumsjubilaeum-hildesheim.de

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Termine

Mit dem Rad ums Bistum Bis zum 7. April noch Plätze sichern Sportliche Herausforderung mit spirituellem Hintergrund: Anlässlich des Bistumsjubiläums umrunden Pilger vom 23. Juli bis zum 7. August das Bistum Hildesheim – mit dem Fahrrad. Die Radpilgertour startet in Hameln. Entlang der Weser geht es über Loccum, Verden und Brake nach Cuxhaven. Die weitere Richtung über Stade, Winsen, Bleckede und Schnackenburg gibt die Elbe vor. Weiter geht es über Wittingen, Helmstedt und Vienenburg in den Harz, das einzige Teilstück mit nennenswerten Steigungen. Insgesamt ist die Strecke 1400 Kilometer lang, Kontakt: 05121 307842. www.kiz-online.de/Leserreisen

Feiern am Dom Ein Fest der Engagierten. Ein Fest für alle. Am 9. Mai. Große Geburtstagsparty zum 1200. Bestehen des Bistums am Hildesheimer Domhof. Mit Festgottesdienst, Bands, Walkacts, Zauberei und Performance. Eine Feier, in der sich die ganze Bandbreite des Bistums spiegelt – mit Spezialitäten von der Nordsee bis zum Eichsfeld, von der Heide bis zur Weser. Um einen zahlenmäßigen Überblick der Mitfeiernden zu erhalten, ist eine persönliche Anmeldung erwünscht. Beginn 14.30 Uhr, Infos unter 05121 307227 oder www.bistumsjubilaeum-hildesheim.de/engagiertenfest

che Magazin Jes . Das katholis

Oktober Ausgabe 03/2014

finden. suchen. fragen.

? FÜR IMMER DU er Was Paare üb Treue denken

E GRETCHENFRAG Kind glaubt Woran Martin

Herausgeber Hauptabteilung für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Hildesheim Verlag Bernward Mediengesellschaft mbH, Domhof 24, 31134 Hildesheim, Geschäftsführer Thomas Hagenhoff Verantwortlich für den Inhalt Matthias Bode Redaktion Volker Röpke (Leitung) E-Mail an die Redaktion redaktion@jes-magazin.de Ständige Mitarbeit Alexandra Kaufhold-Winkler, Karin Dzionara, Stephan Fuhrer, Pater Wolfgang Stickler Autoren dieser Ausgabe Andreas Kaiser, Rüdiger Wala, Sr. Birgit Stollhoff, Martina Albert Gestaltung Bettina Höhne Anzeigen Mirco Weiss (verantwortlich), anzeigen@jes-magazin.de Anschrift aller Verantwortlichen Domhof 24, 31134 Hildesheim Druckauflage 390.000 Exemplare Druck Westermann Druck GmbH, 38104 Braunschweig Bezugspreis 1,50 Euro pro Ausgabe; für Katholiken im Bistum Hildesheim kostenlos

RAUSZEIT In die Steinzeit

www.jes-magazin.de

Jes 02 . 2015

Jes . Das katholische Magazin www.jes-magazin.de

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Impressum

Jes wird umweltfreundlich auf FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt.

FOTOs: Ina Funk; Fotolia.com: petair, ana gram

Sie sind kein Mitglied der katholischen Kirche im Bistum Hildesheim, möchten Jes aber trotzdem bekommen? Für nur 1,50 Euro pro Ausgabe senden wir Ihnen Jes alle zwei Monate zu.


Ein Hase sitzt auf einer Wiese, des Glaubens, niemand sähe diese. Doch, im Besitze eines Zeißes, betrachtet voll gehaltnen Fleißes vom vis-a-vis gelegnen Berg ein Mensch den kleinen Löffelzwerg. Ihn aber blickt hinwiederum ein Gott von fern an, mild und stumm. Christian Morgenstern, 1871–1914


JES!

Unser Dankeschön für die Leser von Ei n e d er b el i eb t este n S tudie nre ise n de r D e utsche n ! Izmir

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Ihre Inklusivleistungen:

Studienreise Türkei & Rhodos/Griechenland

Hin- und Rückflug mit renommierter 206,– € Fluggesellschaft nach Izmir, inkl. Transfer zu Ihrem Hotel und zurück & Willkommensgetränk Panorama-Überfahrt mit einem modernen 52,– € Katamaran nach Rhodos/Griechenland und zurück (ca. 1 Stunde Fahrzeit) 7 Übernachtungen in ausgewählten 385,– € 4- und 5-Sterne-Hotels (jeweils Landeskategorie) – 5 Nächte Türkei – 2 Nächte Rhodos/Griechenland 7x reichhaltiges Frühstücksbuffet 98,– € Rundreise in unseren modernen und 108,– € klimatisierten Reisebussen mit fachausgebildeter, Deutsch sprechender Reiseleitung Exklusive Gedenk-Prägung 50,– € „Pamukkale Weltkultur- und Naturerbe“ veredelt mit 24-Karat-Gold 24 Stunden ärztliche Rufbereitschaft

Die faszinierendsten UNESCO-Schätze und Weltwunder der Antike

Lesen & Reisen: 8 Tage | inkl. Hin- und Rückflug | 4- und 5-Sterne-Hotels 1. Tag: Anreise nach Izmir und Transfer zum Hotel

Kalksteinterrassen, welche 1988 von der UNESCO als Weltkulturund Naturerbe ausgezeichnet wurden. Ebenfalls ausgezeichnet ist die Ausgrabung der antiken Stadt Hierapolis, welche zu den archäologischen Höhepunkten unserer Reise gehört. 6. Tag: Aphrodisias – Juwel der Antike Heute führt uns unsere Reise zur antiken Stadt Aphrodisias, auch Juwel der Antike genannt. Im Anschluss erleben wir in einer traditionellen Knüpferei auf 1.300 m Höhe das faszinierende, jahrhundertealte Kunsthandwerk der Teppichherstellung. Weiterfahrt und Übernachtung im Raum Kusadasi.

2. Tag: Arcadiapolis – Selcuk – Johannes Basilika Am Vormittag entdecken wir die einst weltbekannte, antike Siedlung Arcadiapolis – das heutige Tire. Nach einem Spaziergang durch das griechische Weindorf Sirince, begeben wir uns zu der imposanten Festung von Selcuk. Von der ringsum begehbaren Burgmauer hat man einen atemberaubenden Ausblick. Ein weiteres Highlight ist die beeindruckende Johannes Basilika, welche über dem vermuteten Grab des Apostel Johannes errichtet wurde. 3. Tag: Rhodos (UNESCO-Weltkulturerbe) – Weltwunder Koloss von Rhodos Am Morgen begeben wir uns nach Marmaris. Unterwegs besuchen wir die antike Stadt Lagina. Nach der Mittagspause erleben wir eine herrliche Panoramafahrt zur griechischen Insel Rhodos. Zu Beginn gewinnen wir bei einer Orientierungsfahrt erste Eindrücke der Hauptstadt der Insel, deren Altstadt 1988 als UNESCOWeltkulturerbe ausgezeichnet wurde. Dabei können wir auch bereits den ehemaligen Platz des Koloss von Rhodos (eines der 7 Weltwunder der Antike) bewundern. Übernachtung auf Rhodos. 4. Tag: Rhodos (UNESCO-Weltkulturerbe) – Tag zur freien Verfügung Der heutige Tag gibt Ihnen die Gelegenheit zur Entspannung. Sie können die Annehmlichkeiten Ihres Hotels genießen und eine Pause am Pool einlegen. Neben einem entspannten Spaziergang am Meer haben Sie außerdem die Möglichkeit weitere Naturund Kulturschätze Ihrer Umgebung zu entdecken. 5. Tag: Rhodos – Pamukkale (UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe) Nach dem Frühstück, Panoramarückfahrt mit einem modernen Katamaran von Rhodos nach Marmaris/Türkei. Anschließend Weiterfahrt nach Pamukkale zu den einzigartigen Reisemonate Saisonzuschläge p.P.:

Oktober '15 130,– €

Abflugtage

Berlin 40,– €

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129,– €*

Ihre Ersparnis p. P. 7. Tag: Ephesus – Weltwunder Artemis-Tempel – Marienkirche Wir besuchen in den Morgenstunden die Ausgrabungen von Ephesus. Zu einem unvergleichlichen Erlebnis wird der Spaziergang inmitten der gut erhaltenen monumentalen Bauten aus dem goldenen Zeitalter der Römer. Anschließend besichtigen wir die Überreste des Artemis Tempels, der zu den 7 Weltwundern der Antike zählt. Die große Handwerkstradition der Türkei führt uns anschließend in eine Schmuck- und in eine Ledermanufaktur. Neben Informationen über die manuelle Herstellung bekommen Sie auch Gelegenheit, ein persönliches Urlaubs-Souvenir zu erwerben. Übernachtung im Raum Kusadasi.

770 €

als Leser von JES

Auf Wunsch profitieren Sie als Leser von JES bei unseren Zusatzleistungen von sehr günstigen Vorzugskonditionen:

Kultur- & Genusspaket: Das Paket beinhaltet alle Eintrittsgelder und Führungen für die Sehenswürdigkeiten lt. Programm sowie komfortable Halbpension, d.h. täglich reichhaltiges Buffet am Abend mit internationalen Spezialitäten: nur 129,– € pro Person statt 199,– €* (buchbar vor Ort) Einzelzimmerzuschlag: 149,– € pro Person (nach Verfügbarkeit)

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November '15

November '15

(01. – 15.11.15)

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100,– €

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Düsseldorf 50,– € 0,– So

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Dezember '15 –

Lesen & Reisen: Unser Vorzugspreis für Sie als Leser von JES ab nur Flughafen Flughafenzuschläge p.P.:

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Januar '16

Februar '16

März '16

März '16

(15. – 29.02.16)

(01. – 14.03.16)

(15. – 31.03.16)

40,– €

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100,– €

130,– €

129,–

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Frankfurt 50,– € 0,– Mi

Februar '16 (01. – 14.02.16)

pro Person

Hamburg

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Hannover

* Mit Erhalt der schriftlichen Reservierungsbestätigung und des Reisepreissicherungsscheins wird eine Von uns für Sie geprüft! Anzahlung in Höhe von 20 % des Reisepreises fällig. Die Restzahlung ist 28 Tage vor Abreise zu Kundenzufriedenheit leisten. Preis gilt vom 01.12. bis 13.12.2015 und vom 18.01. bis 28.01.2016. Bei anderen Reiseterminen fallen die in der Tabelle angegebenen Saisonzuschläge an. Die Reise gilt nur für den Angebotsempfänger und volljährige Begleitpersonen. RSD Reise Service Deutschland GmbH Zuverlässigkeit | Freundlichkeit | Kompetenz 14.719 Befragte getestet 03/2014 bietet den Preisvorteil im Vergleich zum Normalpreis von 849,– € auf www.rsd-reisen.de Kundenumfrage durch zzgl. Gedenk-Prägung „Pamukkale-Weltkultur- und Naturerbe“ im Wert von 50,– €. Für das RSD Reise Service Deutschland Kultur- und Genusspaket gilt der Vergleichspreis von 199,– € auf www.rsd-reisen.de. Es gelten Gesamt-Note: 1,45 die Reisebedingungen der RSD Reise Service Deutschland GmbH, die bei der Reisehotline angefordert oder unter www.rsd-reisen.de abgerufen werden können. Ferienaufpreis 49, – € p. P.: Berlin 16.10.15, 23.10.15, 29.01.16, 18.03.16, 25.03.16; Düsseldorf 20.03.16, 27.03.16; Frankfurt 21.10.15, 30.03.16; Hamburg 22.10.15, 10.03.16; Hannover 20.10.15, 22.03.16; München 21.03.16. Hinweis: Bitte beachten Sie, dass sich der Reiseverlauf aus organisatorischen Gründen ändern kann.

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