Jes . Das katholische Magazin Ausgabe 05/2015 November
suchen. fragen. finden.
ALLES SCHICKSAL ODER WAS? Unser Leben in guten und schlechten Zeiten RAUSZEIT Madonna ist Kult
GRETCHENFRAGE Wingenfelder 端ber den Glauben
1200 Jahre Bistum Hildesheim: Das Jubiläumsjahr geht zu Ende – wir halten die Erinnerungen für Sie wach!
ls Ideal a tsach n h i e W k! n e h c s ge
1200 JAHRE FÜR 1200 CENT Bildband zum Bistumsjubiläum
DIE DOKUMENTATION
1200 Jahre Bistum Hildesheim
Ein Jubiläumsjahr voller Ereignisse: Licht und Klang, Begegnung und Gottesdienst, Kultur und Musik, ausgelassene Feier und kritische Rückschau – für Sie festgehalten in großartigen Bildern. Erinnerungen an ein bewegendes Jahr im Bistum Hildesheim auf 188 DIN-A-4-Seiten. Zum sagenhaften Preis von nur 1200 Cent oder 12 Euro! Der Bildband erscheint Anfang Dezember. Jetzt vorbestellen!
erinnern, erkunden, feiern
TORTE FÜR ALLE Die Geburtstagstorte ist 1,45 Meter hoch und besteht aus exakt 1200 Stückchen Kuchen – für jedes Jahr des Bistums Hildesheim eins. Beim Tag der Engagierten finden sie schnell ihre Abnehmer. Über 2000 Besucher erleben auf dem Hildesheimer Domhof Zauberei, Musik und Puppentheater. Beim Freiluftgottesdienst dankt Bischof Norbert Trelle den Ehrenamtlichen: „Ihr seid der Schatz der Kirche, wie kostbare Perlen“. Helfer verteilen anschließend als Geschenk echte Perlen an die Besucher. Am Abend begeistern drei Bands die Gäste. Die Gruppe „Strom und Wasser“ tritt mit Musikern aus Flüchtlingsheimen auf.
EIN HEILIGES
EXPERIMENT
1.200 Jahre Bistum Hildesheim Strickaktion St.-Clemens-Kirche Hannover
6. Oktober 2014
Tag der Engagierten
9. Mai 2015
Komposition zum Jubiläum 1200 Jahre Bistum Hildesheim
LUX IN TENEBRIS Oratorium aus Klang, Text und Licht Ein Kunstwerk zum 1200sten Geburtstag: Der Komponist Helge Burggrabe hat für das Bistumsjubiläum das Oratorium LUX IN TENEBRIS (Licht in der Finsternis) geschrieben. Die Hildesheimer Dommusik, die Schauspielerin Martina Gedeck und weitere Künstler sorgten für eine grandiose Uraufführung. Zum Nachhören und Anschauen gibt es LUX IN TENEBRIS nun auf zwei CDs und einer DVD zum Preis von 24,90 Euro.
Helge Burggrabe
LUX IN TENEBRIS Oratorium aus Klang, Text und Licht
Komposition zum Jubiläum 1200 Jahre Bistum Hildesheim
Erhältlich bei Bernward Medien GmbH, Domhof 24, 31134 Hildesheim, Telefon 05121 307-883, medienservice@bistum-hildesheim.de, im Domfoyer sowie unter www.domshop-hildesheim.de
Editorial . Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser, Sie halten das letzte Heft von Jes in den Händen. Das Erscheinen war auf die Dauer des Jubiläums „1200 Jahre Bistum Hildesheim“ begrenzt, das in diesen Tagen endet. Alle, die an der Produktion des Magazins beteiligt waren, sagen Ihnen sehr herzlich Danke für Ihr großes Interesse an Jes,
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für Ihr Lob, Ihre Kritik und Ihre Anregungen. Insgesamt waren die Rückmeldungen so überwältigend ermutigend, dass wir aktuell überlegen, ob und wie wir die Idee von Jes, den regelmäßigen Kontakt mit Ihnen zu pflegen, auch über das Jubiläumsjahr hinaus realisieren können. Wenn Sie auf
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dem Laufenden bleiben möchten, was in Zukunft
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aus Jes wird, dann abonnieren Sie bitte unseren kostenlosen E-Mail-Newsletter. Dazu genügt eine kurze Nachricht an redaktion@jes-magazin.de oder an unsere Postanschrift (siehe unten). Um die Zukunft geht es auch beim Titelthema. Es dreht sich darum, ob es das Schicksal gibt, ob wir den Lauf der Dinge beeinflussen können und wie Menschen mit Momenten umgegangen sind, die
Titelthema 08 11 14
Schicksal ist nicht alles Ein Unglück, das alles verändert Ein Organ, das alles rettet
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Gute Nachrichten Geschichte mal ganz anders
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Seele & Leib Klassiker der Köstlichkeiten
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Lebensfrage Anders, als gedacht
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Rauszeit Besuch einer Kultfigur
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Ehrensache Hilfe für Flüchtlinge
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Katholisch kompakt Wer ist Maria?
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Kolumne Brodowy über Sprache, die bewegt
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Termine Die Sternsinger kommen
ihr Leben von jetzt auf gleich verändert haben. Es sind Geschichten, die nicht jedem von uns passieren, aber die jedem von uns passieren könnten. Viel Freude beim Lesen und auf Wiedersehen
TITEL: FOTOLIA.COM: PEKCHAR
Volker Bauerfeld, Redaktion Jes
Wenn Sie uns schreiben wollen: Redaktion Jes, Domhof 24, 31134 Hildesheim, redaktion@jes-magazin.de WWW.JES-MAGAZIN.DE
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Einzigartig 125 Jahre ist die Kirche Maria Verkündigung in Germershausen alt. So hat man sie in ihrer langen Geschichte noch nicht gesehen: Tücher und schrille Farben verleihen ihr ein völlig neues Gesicht. Die weißen Wände werden mit bunten Bildern angestrahlt. Die Licht- und Klanginstallationen sind ein Projekt zum 1200-jährigen Bestehen des Bistums Hildesheim – eines von vielen. Außergewöhnliche Aktionen gab es während des Jubiläumsjahres an zahlreichen Orten. Eine Dokumentation mit einzigartigen Bildern erinnert an die wichtigsten Ereignisse der letzten 15 Monate. Zu haben ist sie – passend zum Jubiläumsjahr – für 1200 Cent.
FOTO: PETER-PAUL KÖNIG / PETER KÜCKING
WWW.DOMSHOP-HILDESHEIM.DE
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Gute Nachrichten
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Ehrenamtliche im Bistum Hildesheim engagieren sich in Hilfsinitiativen zu Gunsten von Flüchtlingen, an denen Pfarrgemeinden oder Caritas-Verbände beteiligt sind. Die Helferdienste reichen von Kleidersammlungen und Möbelspenden über die Begleitung von Behördengängen und Arztbesuchen bis hin zu Deutschstunden für die Neuankömmlinge. Zuweilen setzen sich dabei Katholiken, Protestanten, Gläubige anderer Religionen und nicht gläubige Menschen gemeinsam für ein Vorhaben ein.
Religion, was ist das? Kindern Glaube und Religion zu erklären, ist manchmal gar nicht so leicht. Und dann gibt es neben Christentum, Islam und Judentum auch noch diverse andere Religionen. Auskunft über alle Fragen dieser Art gibt die gut umgesetzte Kinder-Webseite religionenentdecken.de. Informativ, fundiert und kindgerecht bietet sie Quizfragen, Spiele und Mitmach-Aktionen zu allen religiösen Themen und Symbolen. Und wer sich auch als Erwachsener fragt, was sich beispielsweise hinter der Bahai-Religion verbirgt, wird hier ebenfalls schnell fündig. Alles in allem liefern die Seiten interessante Entdeckungsreisen in die oft fremde Welt der Religionen unserer Erde. WWW.RELIGIONEN-ENTDECKEN.DE
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Blubber, funkel! Geschichte als Comic Zum Abschluss des Bistumsjubiläums gibt’s jetzt noch ein weiteres ungewöhnliches Experiment aus der Hildesheimer Versuchsküche: den Comic zu 1200 Jahren Bistumsgeschichte, druckfrisch aufgetischt. Dafür haben sich gleich mehrere renommierte Comiczeichner und -autoren, die sonst beispielsweise für „Perry Rhodan“ oder für Serien wie „Lucky Luke“ arbeiten, ins historische Getümmel gestürzt und fast vergessene Begebenheiten aus grauer Vorzeit in bunte Farben getaucht. Lebhafte Geschichten, die Geschichte schrieben. Geschichte ist nämlich alles andere als langweilig. Bistumsgeschichte allemal. Falls sich an dieser Stelle dezenter Widerstand regt oder ungläubiges Kopfschütteln durch die Leserschaft wogt: – Ist etwa bekannt, dass auch das Bistum Hildesheim über ein besonderes (fast gallisches) Dorf verfügt, das sich beispielsweise der Einführung eines neuen Liederbuches handfest widersetzte? Dass seit 1367 die Fanzahlen von Eintracht Braunschweig aus bestimmten Gründen womöglich und unwiederbringlich verringert sind? Oder dass am Ende eines ewig aktuellen VaterSohn-Disputs zur Abwechslung mal eine ganze Bistumsgründung stand? Wenn angesichts dieser Fragen – um in der bildhaften Comicsprache zu bleiben – nur eine ahnungslose weiße Wolke über dem Kopf schwebt, ist „Ein heiliges Experiment“ genau die Lektüre, die im heimischen Bücherregal noch fehlt. Ein heiliges Experiment: eine andere Hildesheimer Bistumsgeschichte. Schnell & Steiner 2015. 9,80 €, ISBN 978-3-7954-3000-9. Erhältlich im Buchhandel und unter WWW.DOMSHOP-HILDESHEIM.DE
» Ich glaube nicht, dass ein Musiker, der seinen Job ernst nimmt, Atheist sein kann.«
Heinz Rudolf Kunze (58), Musiker, findet, dass sich Musik und Glaube gegenseitig bedingen. Als Atheist habe man nicht den Wahnsinn für den Musikerberuf, sagte er dem Magazin „Cicero“. Dem Sänger, der früher mit dem Gedanken spielte, Theologie zu studieren, ist die Vorstellung wichtig, „dass nach dem Tod etwas ist und dass man in irgendeiner Form bleibt.“
» Glaube? Das ist für uns was ganz Normales, das gehört einfach dazu.«
FOTOS: UDO GRIMBERG (KUNZE); BLU-NEWS.ORG (WILLEMSEN); BARBARA WUSSOW; FOTOLIA.COM: WILLIAM87
Barbara Wussow (54), Schauspielerin, lebt ihren Glauben sowohl bei großen Anlässen wie Weihnachten und Ostern als auch alltäglich im Kreis ihrer Familie. Für die Katholikin ist er eine große Kraftquelle. Daher findet sie es auch wichtig, Kinder taufen zu lassen: „Wir legen das Fundament. Was sie später einmal daraus machen, das müssen sie dann allerdings selbst entscheiden.“
» Ich würde gerne glauben, aber ich kann nicht.«
Roger Willemsen (59), Autor und langjähriger TV-Moderator, bezeichnet sich selbst als „nicht gläubigen Protestanten“. Allerdings schätzt er Papst Franziskus sehr: „Er wirkt barmherzig, empathisch, humorvoll. Es ist eine Wohltat, dass er sich traut, politisch Stellung zu nehmen – und zwar entschiedener, als es die Vorgänger getan haben“, sagte er gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur.
Weltjugendtag in Polen 2016 Jetzt noch schnell anmelden und gemeinsam mit tausenden Jugendlichen den Glauben feiern. 2016 ist es wieder soweit. Nach dem Weltjugendtag vor zwei Jahren in Rio de Janeiro sowie 2010 in Köln geht es im kommenden Jahr nach Krakau. Unter dem Motto „Selig, die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt. 5,7) hat Papst Franziskus eingeladen – und neben Millionen anderer Jugendlicher aus aller Welt wird sich auch eine Gruppe aus unserem Bistum auf den Weg machen. Wer zwischen 14 und 35 Jahre alt ist und vom 20. Juli bis 1. August 2016 Zeit hat, kann dabei sein. Organisiert wird die Fahrt vom Fachbereich Jugendpastoral und dem BDKJ Diözesanverband Hildesheim. Die Kosten für die Reise betragen 490 Euro. Eine Anmeldung ist über die Jugend-Website möglich. Aber Achtung: Anmeldeschluss ist bereits am 1. Dezember 2015 – daher jetzt noch fix Plätze sichern. Programmpunkte, Termine für Vortreffen und vieles mehr gibt’s dann nach und nach ebenfalls auf der Website. Weitere Infos und Anmeldung unter WWW.JUGEND-BISTUM-HILDESHEIM.DE/WJT2016.
»Das Gefühl versteht, was der Verstand nicht begreift.« Bonaventura
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Wer oder was kommt als Nächstes um die Ecke? Das wissen wir nicht, das kÜnnen wir nur erahnen.
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Titelthema
ZEIT SCHLÄGT FÜGUNG Wer zieht im Lostopf des Lebens den Hauptgewinn, wer die Nieten? Wenn wir diese Frage allein dem Schicksal oder Zufall überlassen, unterschätzen wir unsere Möglichkeiten.
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ie Würfel sind gefallen. Sieg oder Niederlage. Alles oder nichts. Unser Leben ist gepflastert mit Anlässen, die uns Freude schenken, aber auch mit denen, die Wut, Angst oder Trauer mit sich bringen. Doch ist es klar, dass wir glücklich sein dürfen wie Gustav Gans? Steht es fest, dass uns das Unglück an den Schuhen klebt wie ein ausgespucktes Kaugummi? Wer davon ausgeht, dass das eine oder andere so kommen muss, wie es kommen wird, glaubt an das Schicksal. Er rechnet damit, dass sich im Leben ein vorherbestimmtes Ereignis an das nächste reiht, wie ein Puzzleteil an sein passendes Gegenstück. Alles gelenkt von einer übernatürlichen Kraft. Andere sehen den Zufall am Werk oder die menschliche Freiheit, die uns erlaubt, etwas zu tun oder zu lassen, und dadurch unserem Leben eine bestimmte Richtung zu verleihen. Auch Christen glauben an die Selbstbestimmung des Einzelnen – und außerdem daran, dass ihre Zukunft nicht einfach dem Schicksal überlassen ist, sondern letztlich in Gottes Hand liegt. Ihr Glaube baut darauf, dass Gott am Ende für eine gute Zukunft sorgen wird.
FOTO: GHISLAIN & MARIE DAVID DE LOSSY / GETTY IMAGES
Zukunft ist erst bekannt, wenn sie Gegenwart ist Christen gehen davon aus, dass Beten allein nicht reicht, um Herausforderungen zu bewältigen, sondern dass neben Gottvertrauen auch das eigene Handeln notwendig ist, um den Lauf der Dinge zu beeinflussen. Zugleich sind sie der Auffassung, dass die Freiheit des Menschen ihre Grenzen hat. Dass wir nicht die Macht haben, alles zu regeln und zu lenken. Dass trotz aller erdachten Szenarien, Pläne und Risiko-Abwägungen immer ein Rest Ungewissheit und Unsicherheit bestehen bleibt. Das eint Christen mit allen anderen Menschen, denn niemand weiß in jeder Situation, was kommt und ob es gut oder schlecht ist. Die Zukunft lässt sich nicht wahrsagen, sondern nur erahnen. Wie sie genau aussieht, wissen wir erst, wenn sie zur Gegenwart geworden ist.
»Wenn du eine Garantie haben willst, kauf dir einen Toaster.«
Clint Eastwood
Im Jetzt geschehen die Momente, die unser Leben bereichern. Der Zeitpunkt, in dem der Partner fürs Leben um die Ecke kommt. Die Minute, in der das eigene Kind geboren wird. Die Versöhnung nach langer Zeit. Oder die Rettung in höchster Not. Auf solchen Augenblicken bauen wir unser Leben auf. Manchmal platzt ins Jetzt aber auch eine schlimme Nachricht, eine Katastrophe, die vom Leben, das wir vorher gelebt haben, nicht viel übrig lässt. Ob schicksalsgläubig oder nicht, davor ist niemand gefeit. Deshalb sollten wir aufmerksam sein für alles Schöne im Leben. Wir sollten die Feste feiern, wie sie kommen, die besonderen Momente auskosten und wach sein für das Glück, das ja nicht nur im feierlichen Format einer Hochzeit daherkommt, sondern viel öfter in den kleinen Dingen liegt, die uns ebenso froh und dankbar machen können. Davon zehren wir, wenn ein schweres Los auf unserem Lebensweg liegt. Es wäre tragisch, wenn wir erst angesichts einer Krise, einer bedrohlichen Erkrankung etwa, erkennen, dass wir unser Leben zu wenig gelebt haben, dass wir uns für die guten Zeiten nicht genug Zeit genommen haben. Denn auch wenn wir nicht wissen, was als Nächstes kommt, so wissen wir doch, dass unsere Zeit vergeht. Wie wir sie nutzen, liegt an uns, nicht am Schicksal.
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VO LK E R BAU ER F EL D
Mehr zum Thema gibt es unter WWW.JES-MAGAZIN.DE
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Liebevolle Betreuung: Die Fischs sind fast t채glich bei ihrem Sohn.
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Titelthema
IN EINE ANDERE WELT GESTÜRZT Warum? Diese Frage stellen sich Robert und Marita Fisch immer wieder. Vor fünf Jahren ist ihr Sohn Immo verunglückt – seitdem liegt er im Wachkoma. Der Unfall hat auch ihr Leben verändert. Fast täglich sind sie bei ihrem Sohn – und versuchen mit dem Schicksalsschlag umzugehen.
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mmo Fisch hatte noch viel vor. Er war lebenslustig, hatte Humor, scharrte Freunde um sich, arbeitete in seiner Kirchengemeinde mit. Der Bankkaufmann und Jurist plante, seinen Fachanwalt für Insolvenzrecht und Wirtschaftssachen zu machen. Und er suchte eine Partnerin. Doch aus all dem wird nichts. Der Abend des 21. August 2010 verändert sein Leben ein für alle Mal. Gemeinsam mit einem Freund besucht der 38-Jährige ein großes Kino in Hannover. Dort stürzt er eine Treppe hinunter – vollkommen nüchtern, wie spätere Untersuchungen ergeben. Während andere sich bei einem solchen Unfall ein Bein oder einen Arm brechen, zieht sich Immo bei dem Sturz schwerste Kopfverletzungen zu. Als der Rettungswagen kommt, ist er noch ansprechbar, kurz darauf fällt er ins Koma. Bis heute ist Immo daraus nicht wieder aufgewacht. „Die Ärzte haben uns von Anfang an keine Hoffnung gemacht“, sagt Marita Fisch, Immos Mutter. Vater Robert streichelt seinem Sohn zärtlich das Gesicht.
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FOTOS: JENS SCHULZE
Vorlesen und Musik spielen
Immo Fisch, inzwischen 43 Jahre alt, lebt heute in einem Alten- und Pflegeheim in Nienburg. Mit Flüssignahrung wird er über eine Magensonde ernährt, ein Blasenkatheter sorgt dafür, dass die Nahrung seinen Körper wieder verlassen kann. Fast täglich besuchen ihn seine Eltern, in aller Regel rund drei Stunden lang. Immo sitzt im Rollstuhl, das strengt ihn an. Seine linke Hand zittert. „Heute wurde er schon gebadet und hatte Krankengymnastik. Das macht ihn müde“, erklärt sein Vater. Immos Blick geht an die Decke, mal hustet er, dann stöhnt er leise. Dann wiederum meint man, er hat einen wachen Moment. „Wir wissen nicht, ob und was er mitbekommt“, sagt Marita Fisch, „manchmal hat man das Gefühl, er reagiert auf etwas. Ich glaube, er erkennt Stimmen. Aber vielleicht bilden wir uns das auch nur ein.“ Obwohl völlig ungewiss ist, was Immo aufnimmt, behandeln ihn seine Eltern, als ob er alles, oder doch immerhin manches, verstehen kann. Mutter Marita liest ihm vor: Briefe von Freunden, die bis heute an
ihn denken, Zeitungsartikel über das aktuelle Weltgeschehen, Kapitel aus Büchern, die ihn früher begeistert haben. Vor seinem Unfall hat Immo Taizé-Musik gemocht, die wird auf einem CD-Player abgespielt. Immer wieder spricht Vater Robert zu ihm. Bei schönem Wetter gehen sie mit Immo vor die Tür des Heimes. „Es ist wichtig, dass wir hier sind“, meinen beide, „das Pflegepersonal ist knapp, und wer sich nicht selbst melden kann, bleibt auf der Strecke.“ Das soll kein Angriff auf die Pfleger sein, doch die Fischs wissen, was die Mitarbeiter des Hauses leisten können und was nicht. Immos Zimmer erinnert noch an sein Leben vor dem Sturz. Ein 96-Wimpel belegt seine Anhängerschaft zu dem hannoverschen Fußballklub, an der Wand hängen Fotos von zwei Israelreisen. Unter einer selbstgebastelten gelben Sonne, die sein vier Jahre alter Neffe Benedikt im Kindergottesdienst für seinen Onkel Immo gebastelt hat, steht der Spruch: „Gottes Liebe ist immer und überall da“. Viele Jahre saß Immos Vater Robert Fisch im Kirchenvorstand seiner evangelischen Gemeinde in Nienburg. Er ist ein Mann, den man wohl als überzeugten Christen bezeichnen würde. Doch nicht immer fällt es dem 75-Jährigen leicht, sich
Da sein, berühren, miterleben: „Wir wissen nicht, was Immo mitbekommt.“
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Titelthema
Kaffeetrinken im Pflegeheim: Die Fischs bemühen sich um weitgehende Normalität.
den Spruch von der Liebe Gottes zu vergegenwärtigen. „Ich hadere schon manchmal. Warum ist das passiert, wenn der Herrgott doch schützend seine Hand über uns hält?“, sagt er. Endgültige Antworten darauf hat er in den mehr als fünf Jahren, die seit dem Unfall vergangen sind, nicht gefunden. Aber weder er noch seine Frau haben über das Geschehene ihren Glauben verloren. Sie beten für ihren Sohn, auch dafür, dass er vor ihnen sterben kann. „Vielleicht müssen wir sehr alt werden. Ich weiß nicht, ob der Herr Immo erlöst, bevor wir sterben. Aber ich hoffe darauf“, sagt Robert Fisch. Ob es so kommen wird – niemand weiß es. Immos Körper ist stark: Einen Herzstillstand und eine Lungenentzündung hat er bereits überlebt. Alle Stationen in Immos Pflegeheim haben eigene Namen. Immo lebt auf der Station „Düne“. Seeluft hat auch das Ehepaar Fisch vor einigen Monaten geschnuppert. Vier Tage waren die beiden auf Sylt. „Doch dann hatte ich gleich ein schlechtes Gewissen“, sagt die Mutter. Dabei weiß sie, dass es wichtig ist, auch noch ein eigenes Leben zu leben. Nur so
Ein Bild aus glücklichen Tagen: Immo Fisch vor seinem Unfall.
kann sie Kraft schöpfen, auch für die Betreuung von Immo. Immerhin geht Marita Fisch jetzt wieder regelmäßig zum Sport. Noch eines ist den Fischs wichtig: dass bei all der Sorge um den verunglückten Immo ihr zweiter Sohn Thilo mit seiner Familie nicht zu kurz kommt. Thilo, vier Jahre jünger als Immo, lebt mit seiner Frau und seinem vierjährigen Sohn in Dinslaken. Alle vier Wochen kommt er nach Nienburg, um Immo zu besuchen. Wenn es passt auch mit seiner Familie. Und er kümmert sich für seinen Bruder um die Bank- und Rechtsgeschäfte. „Das ist eine große Erleichterung für uns“, sagen die Fischs. Wenn sie Zeit finden, besuchen sie Thilo in dessen Zuhause. Eigentlich hatte das Ehepaar geplant, im Ruhestand einige Auslandsreisen zu machen. Doch davon haben sich die Fischs komplett verabschiedet. „Wir bewegen uns nur noch in Gefilden, aus denen wir kurzfristig wieder zurückkommen und bei Immo sein können“, sagt Robert Fisch.
Morgen kommen seine Eltern wieder Außer von seinen Eltern und seinem Bruder bekommt Immo nur wenig Besuch. Alle paar Monate schaut noch eine Freundin aus Studienzeiten vorbei, manchmal kommen auch Bekannte der Eltern ins Heim. Der Freund, mit dem Immo damals im Kino war, zählt nicht zu den Besuchern. Die Evangelische Studentinnen & Studenten Gemeinde Konstanz hat Immo nicht vergessen. Sie berichtet über Geschehnisse aus der Gemeinde und schickt ihm eine CD mit Andachten, die sie in ihrer Gemeinde gehalten hat. Aus dieser Gemeinschaft besuchen ihn hin und wieder auch einige. Immos Zeit im Rollstuhl geht für heute zu Ende. Seine Eltern werden noch dabei sein, wenn die Pfleger ihn wieder ins Bett legen. Da hat er es bequemer. Dann haben die Fischs frei. Morgen werden sie wiederkommen.
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sprachreisen
Schüler und Erwachsene
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Israel – Palästina gehört zu den faszinierenden Regionen dieser Erde. Wir laden Sie ein, dieses Land mit uns zu erleben - mit dem Bus und auch zu Fuß. Orte, die Sie aus dem Neuen Testament kennen, aber auch jüdische und muslimische Stätten werden wir besuchen. Spirituelle Impulse, Gebet und Gottesdienst gehören für uns dazu.
Leitung: Thomas Hoffmann, Dechant, Wolfsburg Heiner J. Willen, Akademiedirektor, Goslar Kosten: 1.668,- €; 230,- € Einzelzimmerzuschlag Reußstraße 4 | 38640 Goslar Tel. 05321 3426-0 Fax 05321 3426-26 info@jakobushaus.de www. jakobushaus de
Impulse, spannende Angebote, Begegnung und Gedankenaustausch zum Jahreswechsel. Workshops zu den Themen: Literatur gemeinsam lesen / Was glaubst Du? / Diashow - die schönste Art, sich zu erinnern. Jahresschlussgottesdienst, unentdeckte Schätze Goslars, großes Silvesterbuffet mit Zaubershow Referent_innen: Elke Brummer, Elisabeth Keil, Heiner J. Willen Leitung: Elisabeth Keil, St. Jakobushaus Kosten: 215,- € p.P./DZ, 255,- p.P./EZ
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Lebt seit vier Jahren mit einer Spenderleber: Guido Hoffmann aus Bad Münder.
LEBEN MIT NEUER LEBER 2002 bekommt Guido Hoffmann eine deprimierende Diagnose: Er leidet an der seltenen Leberkrankheit PCS. Sein Arzt stellt ihm eine Lebenserwartung von fünf Jahren in Aussicht. Doch es kommt anders.
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Neun Jahre leben Guido Hoffmann und seine Familie zwar in Ungewissheit, aber relativer Entspanntheit. Das ändert sich 2011 schlagartig: Innerhalb von nur drei Monaten nimmt Guido mehr als zehn Kilo ab, muss sich erbrechen, ist ständig müde. Neue Untersuchungen zeigen: Seine Leberwerte sind überhöht, seine Gallengänge vernarben. Mittelfristig führt das zu Krebs.
Wettlauf mit der Zeit Hoffmann braucht eine neue Leber. Möglichst bald. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: Doch gerade das ist das Problem. Zweieinhalb Jahre beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf eine neue Leber. Diese Zeit hat Guido Hoffmann nicht. Erschwerend kommt hinzu: In Deutschland gibt es gerade einen Organspendeskandal. Die Spendenbereitschaft der Bürger ist am Tiefpunkt. Guido Hoffmann hat Glück. Obwohl seine Leistungsfähigkeit mittlerweile eingeschränkt ist,
FOTO: STEFAN BRANAHL
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m Juni 2002 geht Guido Hoffmann zum Blutspenden. Er macht das seit vielen Jahren, weil er weiß, dass das eine gute Sache ist. Was er nicht ahnt: Kurze Zeit später findet er einen Brief vom DRK in seinem Briefkasten. Die Botschaft des Schreibens: Er möchte doch bitte seine Leberwerte überprüfen lassen, irgendetwas sei nicht in Ordnung. Hoffmann geht zum Arzt, glaubt zunächst an einen Irrtum. Doch bald steht fest: Er leidet an der seltenen Erkrankung PCS, einer schweren Leberkrankheit. Die Nachricht kommt zur Unzeit. Die Hoffmanns haben gerade ein Haus in Bad Münder am Deister gekauft und Guidos Frau erwartet das dritte Kind. In einer ersten Diagnose stellt ihm sein Arzt noch eine Lebenserwartung von fünf Jahren in Aussicht. Was folgt, ist ein Untersuchungsmarathon. Hoffmann geht von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik. Ihm kann besser geholfen werden, als er und sein Umfeld zunächst befürchtet hatten. Ein hochwertiges Medikament verhindert den Ausbruch der Krankheit.
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Der Tag, der mir wie ein Film vorkam Früher als gedacht bekommt Guido Hoffmann im November 2011 eine neue Leber. Der Eingriff und die plötzliche Operation stellen ihn auch vor psychische Herausforderungen. Seine Erfahrungen hat er in einem kleinen Buch zusammengefasst. Ein Auszug. Es war ein Freitag und ich hatte einen normalen Arbeitstag hinter mir, an dessen Ende ich endlich mal wieder mein Büro auf Vordermann gebracht hatte. Seit Monaten schickte ich meinem Kollegen regelmäßig eine selbst entworfene To-do-Liste für den Fall der Fälle. Ich weiß, dass ich an diesem Tag einiges von der Liste wieder abgearbeitet, ihm dieses aber nicht gemailt hatte, da ich ja eh noch nicht dran war. Im Großen und Ganzen sah mein Schreibtisch ausnahmsweise mal übersichtlich aus, nur noch ein paar Unterlagen mussten zur Zentrale geschickt werden. Zum Glück, denn wie sich später zeigte, konnte ich im Krankenhaus erst richtig entspannen, als ich wusste: Alles ist vernünftig übergeben und wird erledigt. Schon bescheuert, dass man selbst auf der Intensivstation noch an die Arbeit denkt und sich Gedanken macht, wer was zu tun hat. Ich fuhr meine Frau gegen 18 Uhr zur Weihnachtsfeier in den Nachbarort und wollte meinen großen Sohn von seinem Freund abholen, als um 18.25 Uhr das Telefon klingelte und mein Display im Auto LTX-HANNOVER anzeigte. Ich dachte nur: Wie, jetzt schon? Man hatte mir doch gesagt, es dauerte noch mindestens ein Jahr. Ich bin doch erst seit acht Monaten auf der Liste! Ich spürte mein Herz rasen und bekam einen dicken Kloß im Hals. Ich weiß, dass ich für einen Bruchteil einer Sekunde dachte: „Vielleicht falsch verbunden?“ Außerdem dachte ich an einen anderen PSCler, der seinerzeit in einer ähnlichen Situation das Organ abgelehnt hatte mit der Begründung, er sei noch nicht so weit. Aber war ich schon so weit? Sollte ich auch ablehnen? Es passte doch heute gar nicht und ich war nicht vorbereitet. Aber kann man darauf überhaupt vorbereitet sein? Wie sieht denn der passende Moment aus? All dies ging mir während zwei Klingelzeichen durch den Kopf. Ich: Hoffmann, schönen guten Abend. Büro: Hier ist das LTX-Büro aus Hannover, wie geht es Ihnen, Herr Hoffmann? Ich: Noch ganz gut. Büro: Ich höre, Sie sind im Auto, können Sie rechts ranfahren oder sollen wir in zwei Minuten nochmal anrufen? Ich: Nein, nein, alles gut, ich stehe schon mehr oder weniger, kein Problem. Büro: Bleiben Sie bitte ruhig und parken bitte erst mal. Ich: Schon passiert. Büro: Wir haben ein Organangebot für Sie. Fühlen Sie sich fit oder sind Sie krank, sprich: Haben Sie Fieber oder Erkältung? Ich: Mir geht es gut.
Büro: Wo sind Sie denn gerade? Ich: Fünf Minuten von zu Hause entfernt. Büro: Dann würde Sie in 30 Minuten ein Krankenwagen abholen, und bleiben Sie bitte nüchtern. Ich: Alles klar, das schaffe ich, und wie geht es dann weiter? Büro: Sie kommen über die Notaufnahme rein und dann bringt man Sie zur Station 85, dort gibt es dann weitere Informationen. Ich: O.K., vielen Dank. Büro: Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Ich: Schauen wir mal, ob er schön wird, und danke nochmal. Meine Gedanken dabei waren: Oh mein Gott, doch offensichtlich nicht falsch verbunden! Die meinen das ernst. Und ich weiß, dass ich ihn, als er meinte, er hätte ein Organangebot für mich, fragen wollte, was ich denn dafür bieten müsste. Denn irgendwie klang Organangebot in diesem Moment für mich nach Basar. Ich habe mir meine Frage aber verkniffen, da sie sicher nicht angebracht gewesen wäre und ich auch viel zu aufgeregt war. Des Weiteren fiel mir auf, dass ich gar nicht angehalten hatte, sondern die ganze Zeit weiter gefahren bin. Beim Thema „nüchtern bleiben“ dachte ich nur: „So ein Mist, ich habe doch einen Riesenhunger und gerade leckere Pizza gekauft.“ O.K., es geht los, also konzentriere dich! Was muss ich alles erledigen? Vielleicht sollte ich als Erstes meinen Sohn ins Auto laden, da ich mittlerweile vor der Haustür des Freundes angekommen war. Ich klingelte einmal und nach gefühlten drei Sekunden klingelte ich Sturm, da es mir zu langsam ging. Ich weiß genau, dass ich meinen Herzschlag bis in den Hals gespürt habe. Die Schwester des Freundes öffnete und ich fragte nach meinem Sohn. Er kam schlurfend um die Ecke und ich sagte ihm nur: „Mach hin, beeil dich! Ich bekomme eine neue Leber.“
In sechs Monaten zurück ins Leben. Darüber berichtet Guido Hoffmann in seinem Buch „Lebertransplantation“.
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steht sein Arbeitgeber voll hinter ihm. Hoffmann ist Bezirksleiter einer Einzelhandeskette und Jahr für Jahr zigtausend Kilometer in ganz Norddeutschland unterwegs. Wenn er längere Pausen als zuvor braucht oder sein Pensum nicht hundertprozentig erfüllt, zeigt sein Chef Verständnis. „Werden Sie gesund und kommen Sie wieder“, erklärt er. Im Oktober 2012 rechnet Guido Hoffman fest damit, dass er noch zwei Jahre durchstehen muss, erst dann ist er statistisch gesehen mit einem neuen Organ an der Reihe. Doch es geht viel schneller, als er denkt. Am Nachmittag des 30. November bekommt er einen Anruf: Für ihn steht ein Organ bereit. Hoffmann ist geschockt, nur eine halbe Stunde später holt ihn ein Krankenwagen ab. Seine Frau befindet sich gerade auf einer Weihnachtsfeier. „Es gibt Menschen, die sind plötzlich so überfordert, dass sie die Transplantation ablehnen“, sagt Hoffmann heute. Er entscheidet sich trotz des Schocks dafür. Guido Hoffmann weiß nicht, warum er viel früher als gedacht eine neue Leber bekommen hat. Vielleicht hängt es mit seiner seltenen Blutgruppe zusammen, vielleicht mit seiner guten Erreichbarkeit. Am 30. November fällt in Süddeutschland der erste Schnee. Wahrscheinlich ist jemand verunglückt.
Kloster Marienrode Benediktinerinnen-Priorat
Wir heißen Sie herzlich willkommen! Sie suchen einen Ort der Sammlung und des Gebetes? Zeiten der Stille? Gute Literatur oder religiöse Kunst? Sie finden bei uns • eine offene Kirche • ein Gäste- und Exerzitienhaus • einen Klosterladen: Buch & Kunst und vieles mehr Schauen Sie einfach bei uns persönlich vorbei oder informieren Sie sich auf unserer Internetseite über uns und unsere Angebote. www.kloster-marienrode.de Kloster Marienrode, Auf dem Gutshof, 31139 Hildesheim-Marienrode Kloster Tel. 05121 930 41 -0, Gästehaus Tel. 930 41-40, Buchhandlung Tel. 930 41-32
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»Die Organspende ist ein Akt der christlichen Nächstenliebe. Sprecht mit euren Angehörigen darüber.«
„Man sollte sich freuen, aber man weiß: Anderswo sitzt eine Familie, die trauert“, sagt Guido Hoffmann. Ein Gedanke, der ihn im Moment der Nachricht beschäftigt, ihn aber nicht dauernd verfolgt. Jahre später schreibt Hoffmann der Familie des Unfallopfers einen Dankesbrief, Organspender- und empfänger bleiben anonym. In den ersten Wochen nach der Operation hat Guido starke Schmerzen und es kommt immer wieder zu Rückschlägen. Doch seine Reha verläuft insgesamt erfolgreich. Er entschließt sich, ein Buch zu schreiben: „Meine sechs Monate zurück ins Leben“.
Der Spender blickt von oben zu Guido Hoffmann sagt von sich selbst, er sei zwar ein gläubiger Mensch, aber mit der Kirche habe er nicht viel am Hut. Dass Freunde für ihn während seiner Erkrankung Kerzen angezündet haben, beeindruckt ihn aber: „Zu wissen, dass Menschen so etwas machen, tut gut.“ Schlimmer als ihn, so sagt er, habe seine Erkrankung seine Frau getroffen. Die habe sich gleichzeitig um ihre Arbeit, um die Kinder und um ihn kümmern müssen. „Die Angehörigen haben viel mehr Leid zu tragen als man selbst“, sagt Hoffmann. Hoffmans OP liegt heute mehr als drei Jahre zurück. Und er engagiert sich für das Thema Organspende, unter anderem hält er darüber Vorträge am Gymnasium Springe. „Die Organspende ist ein Akt der christlichen Nächstenliebe“, sagt er. Und er fordert: „Sprecht mit euren Angehörigen darüber!“ Guido Hoffmanns Leben verläuft heute in völlig normalen Bahnen. Aber er weiß, dass es auch anders hätte kommen können: „Mir ist bewusst, was ich für ein Glück hatte“, sagt er. Wenn er heute eine Kirche betritt, wird er nachdenklich: „Manchmal hab’ ich das Gefühl, der Organspender blickt von oben zu.“
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M AT T H I AS BO D E
In Deutschland brauchen 12.000 Menschen ein neues Organ, tatsächlich finden pro Jahr aber nur 2.800 Organtransplantationen statt. Schätzungen gehen davon aus, dass täglich drei Menschen in Deutschland sterben, weil sie nicht rechtzeitig ein neues Organ erhalten haben.
Gretchenfrage
Torsten Wingenfelder (rechts) während eines Auftritts in Hildesheim.
Balance macht glücklich Thorsten Wingenfelder (49, verheiratet, drei Kinder) war früher Musiker und Sänger bei „Fury in the Slaughterhouse“. Nun bildet er zusammen mit seinem Bruder Kai die Band „Wingenfelder“. Was bewegt Sie? Das ist eine große Frage. Manchmal frage ich mich, ob man nicht selber bewegt wird. Das Leben bewegt mich und ich bewege das Leben. Musik bewegt mich, das Leben mit meiner Familie bewegt mich, meine Kinder bewegen mich. Und da ich auch U9 Fußballtrainer bin, bewege ich auch manchmal meine Kinder. Eigentlich bewegt mich auch die permanente Lust zu lernen, noch etwas zu erfahren und immer wieder nach einem Berg zu merken, den man mit Spaß und Leidenschaft bestiegen hat, dass es da noch ein Ziel gibt, das man entdeckt, das spannend ist – sei es in der Musik oder auch im Privatleben. Klar bewegt mich auch das, was aktuell um mich herum geschieht. Aber zur Zeit passiert so viel, dass ich mir wünschen würde, es wäre weniger.
FOTO: EDMUND DEPPE
Was macht Sie glücklich? Das große Wort unserer Zeit ist Balance. Wenn ich im Gleichgewicht bin mit den Dingen, ein schönes Gleichgewicht habe zwischen dem, was ich brauche und dem, was ich anderen geben kann, was ich meiner Familie geben kann, dann bin ich glücklich. Das ist ganz unabhängig von dem, was ich tue. Manchmal bin ich auf der Bühne sehr glücklich. Aber wenn ich immer nur auf der Bühne bin, dann macht mich das wahnsinnig. Ich freue mich auch darüber, wenn die Jungs toll spielen und gewinnen und glücklich sind, happy sind. Ich habe das Gefühl, wenn die Welt mehr in Balance wäre, wären wir alle viel glücklicher. Wie halten Sie es mit der Religion? Ich bin eigentlich ein sehr esoterischer Mensch und bediene mich für meinen Glauben bei allen möglichen Religionen und Anschauungen. Ich habe mir da etwas zusammengestellt, das
ohne Feindbild auskommt, was aber auch nie still steht. Ich habe zwar so meine Probleme mit dem katholischen Glauben und seiner Ausführung, bin aber ein Fan von Papst Franziskus, weil er dahin voranreitet, wo ich gar nicht so schnell hinkomme. Er lebt seine Position in einer Art und Weise, wo ich denke, das sagt mir was. Das wäre eine Variante, ein Teil des christlichen Glaubens, den ich unterschreiben kann: Da bin ich dabei, da gehe ich mit. Also, der Franziskus hat für mich eine Führungsrolle, auch eine inhaltliche. Da denke ich, wow, da werden sich noch einige Geister dran scheiden – an dem Herrn – und tun es ja jetzt schon. Ich glaube, dass wir das Glaube-Liebe-Hoffnung-Prinzip als Lebensinhalt für uns entwickeln müssen und brauchen. Und man sieht ja bei der aktuellen Flüchtlingsproblematik, dass vielen Menschen gewisse Grundwerte abgehen – aus Angst, aus Panik, aus Unwissenheit. Ich stehe da auf dem Standpunkt, dass man mit Wissen wieder eine Balance für sich herstellen kann, sich eine Meinung bilden kann, die profund ist. Wie wird im Hause Wingenfelder Weihnachten gefeiert? Wir legen sehr großen Wert darauf, dass es nicht in einen vollkommenen Geschenkewahnsinn ausartet. Aber bei drei Kindern und Opa und Oma ist das ab und an nicht ganz leicht. Wir versuchen, es zumindest in Grenzen zu halten. Die Zeiten haben sich da gewaltig verändert. Früher hat man sich über einen Fußball und ein paar Walnüsse gefreut hat. Heute sieht das anders aus. Daran kann man aber auch gut erkennen, wie reich wir in diesem Land sind, wie gut wir es eigentlich haben. Meine Frau und ich versuchen jedenfalls eine weihnachtliche, besinnliche Stimmung aufzubauen und allen, die mit uns feiern, klar zu machen, was Weihnachten bedeutet.
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E DMU ND D EP P E
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Seele & Leib
Süßes Fest Erlesenes Gebäck und köstliche Desserts gehören zur Weihnachtszeit einfach dazu – und das nicht nur in Deutschland, wo in der Adventszeit in vielen Familien gemeinsam Plätzchen und Stollen gebacken werden. Auch in zahlreichen anderen Ländern werden Teige geknetet, Lebkuchen ausgestochen und weitere Köstlichkeiten zum Fest vorbereitet. Dabei schwört jede Nation auf ihre eigenen althergebrachten Klassiker. Doch eines ist allen gemein: Süß muss es sein!
Dekorativ und lecker: Gingerbread-People gehören in Großbritannien und den USA zur Weihnachtszeit dazu Zutaten für 20 bis 40 Stück (je nach Größe) 350 g Mehl 125 g Butter 175 g brauner Zucker 1 Ei 2 Tl gemahlener Ingwer 1 Tl Zimt 1 Tl Natron 4 El heller Sirup (z. B. Zuckerrübensirup) Eiweißspritzglasur, silberne Zuckerperlen etc. zum Dekorieren Gingerman-Figurenausstecher oder andere weihnachtliche Ausstecher
FOTOS: STOCKFOOD/PSE, FOTOLIA.COM: CHRIS LEACHMAN
So wird’s gemacht: Mehl, Ingwer, Zimt und Natron in eine Küchenmaschine geben und vermengen. Butter dazugeben und mischen, bis die Mischung aussieht wie Brotkrümel. Den Zucker dazugeben und einrühren. Ei mit Sirup vermengen und in die Schüssel dazugeben. Weiterrühren, bis eine zusammenhängende Masse entsteht. Den Teig herausnehmen und mit den Händen weichkneten. In Frischaltefolie wickeln und 20 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen. Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Nach der Ruhezeit den Teig auf einer bemehlten Fläche etwa 0,5 cm dick ausrollen und anschließend die Gingerbread-People ausstechen. Auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech circa 12 bis 15 Min. backen, bis die Männchen goldbraun sind. Nach dem Auskühlen nach Belieben verzieren.
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AU S DEM KLO STER
Süßer Weizenbrei: In Ostpolen und Litauen wird an Heiligabend Kutia kredenzt.
Dolce Vita in der Weihnachtszeit: Panettone – die italienische Variante des Christstollens.
FOTOS: FOTOLIA.COM: SATTRIANI, AFRICA STUDIO, AKOVA
Zutaten 500 g Mehl 150 ml Milch 50 g Butter 80 g Zucker ½ Tl Salz 1 Päckchen Vanillezucker 1 Hefewürfel (42 g) 6 bis 7 Eier 100 g Sultaninen 50 g kleingehacktes Zitronat 50 g kleingehacktes Orangeat Butter zum Einfetten Panettone-Backform oder kleine Springform und Backpapier
So wird’s gemacht: Für den Teig Mehl und Salz in eine Schüssel geben. Milch mit Butter leicht erwärmen, bis die Butter flüssig ist und mit Hefe, Zucker, Vanillezucker und Eiern gut verschlagen und zu den anderen Zutaten in die Schüssel geben. Mit dem Knethaken zu einem geschmeidigen Hefeteig verarbeiten. Anschließend an einem warmen Ort zugedeckt 40 bis 60 Min. gehen lassen, bis sich die Teigmenge verdoppelt hat. Eine Panettone-Spezialform einfetten. Alternativ kann auch eine kleine Springform innen mit einem etwa 20 Zentimeter hohen, doppelt gefalteten Streifen Backpapier ausgekleidet werden. Den Teig nochmals gut durchkneten, Sultaninen, Zitronat und Orangeat untermengen und in die Form geben. Weitere 20 Min. gehen lassen und danach auf der unteren Schiene im Backofen bei 180 bis 200 Grad Celsius 45 bis 60 Min. backen. Zum Auskühlen aus der Backform auf ein Kuchengitter stürzen.
Der etwas andere Urlaub Einfach mal in sich kehren: Armin Strohmeyrs Klosterführer „Urlaub im Kloster“ (22,90 Euro, 384 Seiten, Patmos Verlag) bietet einen umfassenden Überblick über das Freizeit- und Erholungsangebot aus den mehr als 280 geistlichen Gemeinschaften in Deutschland – inklusive Kontaktdaten und Internetverweise.
Zutaten für 4 Personen 200 g geschälter Weizen 150 g Mohn 50 g fein gehackte Mandeln 50 g fein gehackte Wal- oder Haselnüsse 100 g Rosinen 4 El Honig 100 g Zucker 70 ml Rum ½ gehackte Vanilleschote
So wird’s gemacht: Die Weizenkörner über Nacht in einer Schüssel mit Wasser einweichen und am nächsten Tag circa eine Stunde weichkochen. Abgießen und etwas abkühlen lassen. Danach die weiteren Zutaten dazugeben und vermengen. Wer es etwas cremiger mag, kann nach Geschmack Sahne oder Crème Fraîche untermischen.
AU S DEM NETZ Grüne Kohloquien Winter ist Kohlzeit: Die Stadt Oldenburg bietet auf der Seite WWW.GRUENKOHLAKADEMIE.DE die nicht ganz ernst gemeinte Möglichkeit eines Kohlstudiums über das Internet.
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ST E PHA N F U HRE R
Vegane Weihnachten Es muss nicht immer die fette Bratwurst sein: Auf dem 6. Veganen Weihnachtsmarkt am 5. und 6. Dezember auf Hannovers Steintorplatz gibt es jeweils von 12 bis 18 Uhr an rund 30 Ständen jede Menge fleischlose Köstlichkeiten ohne tierische Zutaten und viele Infos.
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Was können wir hinter der nächsten Tür erwarten? Diese Frage wirft ein Adventskalender aus Schlüsseln auf.
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Lebensfrage
GROSSE ERWARTUNGEN Sie spornen uns zu Höchstleistungen an. Sie setzen uns gelegentlich unter Druck. Manchmal lähmen sie uns sogar. Vermutlich hätten wir ohne sie ein entspannteres Leben. Doch wer kann schon von sich behaupten, frei von Erwartungen zu sein?
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lle Jahre wieder reiht sich das bevorstehende Weihnachtsfest in die Riege der erwartungsgeladenen Feste ein. Bereits Wochen zuvor, im besinnlich gemeinten Advent, tönt die „fröh-hö-liche Weihnacht überall“ durch die Lautsprecher der Kaufhäuser und Lokale. Die Werbung zeigt glückliche Familien, feingemacht vorm Tannenbaum. Doch selbst der schneeweiße Zuckerguss kann die Tatsache nicht kaschieren, dass der Kreis der heimischen Lieben nun einmal immer derselbe ist. Alle Jahre wieder kommt da etwas auf uns zu. Im Guten. Und manchmal auch im weniger Guten. Dieselben Charaktere, Erfahrungen und Erwartungen. Prima, wenn dann jeder weiß, welche Rolle er in diesen Momenten zu übernehmen hat, um den diversen Anforderungen gerecht zu werden. Nachvollziehbar sind sie alle: Die Gastgeber erwarten aus ihrer Sicht nicht viel. Etwas Anerkennung vielleicht, für ihren Einsatz im Sinne der Familie oder ein kleines Lob für die mühevollen Vorbereitungen am Herd. Der feinfühlende Gast ahnt das und weiß, wie er sich zu verhalten hat. Er erfüllt die Erwartungen, indem er Stollen oder Früchtebrot lobt, auch dann, wenn er es wegen des Trockenobstes darin noch nie mochte. Und wenn die Enkel von Onkel Helmut, zur Begeisterung aller und zur noch größeren Begeisterung der ehrgeizigen Eltern, Flöte und Trompete erschallen lassen, ist das weihnachtliche Idyll fast perfekt. Schade nur, dass Tante Hildes Enkeltrupp die Erwartungen enttäuscht: Die drei können noch nicht einmal ein kurzes Gedicht aufsagen. Ein überspitzt gezeichneter Weihnachtsabend der stellvertretend für so viele Erwartungen steht, denen wir ein Leben lang begegnen: Während sich unser Kopfkino Festlichkeiten, Urlaube oder auch mögliche Lebenspartner wunderbar bunt ausmalt, bleibt dem echten Leben im Gegenzug meist nichts anderes übrig, als schwerfällig hinterherzuhinken. Neben aller Enttäuschung bewirkt unsere hohe Erwartungshaltung nämlich vor allem eines: Sie bremst uns aus – indem sie unser Leben oft schwerer macht als nötig.
FOTO: DPA/GIANNA SCHADE
„Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen“ „Mögest du nie von anderen erwarten, was du selbst zu geben nicht bereit bist“, heißt es in einem altirischen Segenswunsch. Auch in der Bibel steht ein ähnlicher Satz, nur positiver formuliert: „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.“ (Lukas 6,31) Was erwarten wir von anderen? Wie gehen wir damit um, wenn jene nicht in unser Bild passen und unsere Vorstellungen nicht erfüllen – sind sie dann
»Fortwährend hinter angenehmen Erwartungen schleichen die unangenehmen Möglichkeiten.«
Wilhelm Busch
egoistisch oder wir? Und welches Spiel spielen wir selbst? Welche Rolle nehmen wir ein? Sind wir aktiver Spieler oder passiver Mitspieler? Beides sein zu können ist gut, solange unsere Waagschale zwischen Nehmen und Geben, freiwilligem oder unfreiwilligem Einsatz ausgeglichen ist. Schwierig wird es, wenn wir uns komplett verbiegen, um anderen vermeintlich gerecht zu werden. Wenn wir von uns selbst Perfektion erwarten und uns damit unter Druck setzen. Statt zu motivieren, blockieren wir uns damit manchmal eher – und anstatt einfach anzufangen, brechen wir unter unserer eigenen Erwartungslast zusammen. Dennoch: Wir werden auch weiterhin Erwartungen erfüllen, weil sie uns anspornen, unseren Ehrgeiz wecken und Anerkennung verschaffen. In der Familie genauso wie im Beruf oder Freundeskreis. Unser Leben ist das, wozu unsere Gedanken es machen. Wie wäre es also, wenn wir uns, statt mit zu vielen Erwartungsgedanken zu belasten, einfach öfter mal gelassen überraschen lassen würden? Von anderen, aber auch von uns selbst.
Überraschung! Wer sich in dieser erwartungsreichen Zeit trotzdem noch immer ein bisschen wie im Hamsterrad aus eigenem Anspruch und äußerer Erwartung fühlt, der könnte zur Abwechslung einen Blick auf das Kind werfen, das derzeit wieder freudig erwartet wird: Jesus. Einer wie wir. Mit einem Vater, der unmissverständlich klarstellt: „Du bist mein geliebtes Kind.“ Dies gilt auch für uns. Ohne etwas Besonderes dafür leisten zu müssen und egal, ob wir ein Gedicht aufsagen können oder nicht. Zwischen Geschenkerausch und Weihnachtsstress entspannt die Erkenntnis: Jesus erwartet nichts von uns. Wir müssen nicht perfekt funktionieren, brauchen keine Rolle zu spielen, sondern dürfen so sein, wie wir sind. Ein tolles Weihnachtsgeschenk, mit dem er da Jahr für Jahr auf uns wartet. Und wer’s lieber wieder von Wilhelm Busch hört: „Stets findet Überraschung statt. Da, wo man’s nicht erwartet hat.“
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Julia Krahn, Mutter, 2009, Courtesy The Artist.
Von der Muttergöttin zur Pop-Ikone. Bis 14. Februar 2016 präsentiert das Landesmuseum Hannover die Sonderausstellung „Madonna. Frau – Mutter – Kultfigur“. Und zeichnet den Weg der Gottesmutter Maria von der Antike bis in die Gegenwartskunst nach.
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ls Mitglied der Heiligen Familie in der Bibel steht sie im Schatten ihres Sohnes Jesus Christus. Und doch hat sie die Kunst, die Musik, die Literatur und Poesie immer wieder inspiriert – Maria. Das Bild der Gottesmutter und die Stationen ihres Lebens prägen das Christentum bis heute, Maria stieg zum beliebtesten Motiv der europäischen Kunstgeschichte auf: von Mariä Verkündigung zur Geburt Christi, von der Flucht nach Ägypten bis zu ihrer Himmel-
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fahrt. In der katholischen Kirche wird sie als Jungfrau, Gottesmutter und Himmelskönigin verehrt, evangelische Christen sind berührt von ihrer Menschlichkeit, Frömmigkeit und Mutterliebe. Maria verbindet. Mit ihrem Hit und dem Kult-Video „Like a virgin“ katapultierte Madonna, die Queen of Pop aus katholischem Elternhaus, die Marienfigur provokativ in das schillernde Imperium des Show-Business, drei Jahrzehnte später eroberte die singende Nonne Sister Cristina das Publikum und wurde 2014 „The Voice of Italy“. Mit ihren Auftritten will die junge Ordensfrau und ausgebildete Musical-Sängerin in strenger Ordenstracht die christliche Botschaft weitergeben. So wurde ihre Interpretation von „Like a virgin“ zu einer Art Glaubensbekenntnis des 21. Jahrhunderts. Mit den Videos in beiden Varianten stimmt das Landesmuseum Hannover die Besucher auf ein facettenreiches Thema ein: „Madonna. Frau – Mutter – Kultfigur“. Im Zentrum steht die atemberaubende Karriere der Göttin und
FOTO: JULIA KRAHN
KULTFIGUR MADONNA
Rauszeit
Himmelskönigin, Belege dafür finden sich in zahlreichen Exponaten aus internationalen Museen, Kunstwerken aus eigenen Beständen und Leihgaben aus dem benachbarten Sprengel Museum. Die Spurensuche beginnt mit einer Figur aus der Steinzeit um 9000 v. Chr., die 2011 in Verden gefunden wurde. Museumsdirektorin Katja Lembke nennt sie „die älteste Niedersächsin“, ihr „Body“ ist nicht perfekt, doch sind weibliche Züge als Gravur schemenhaft erkennbar. Als frühe Vorläuferin der Maria ließe sie sich sicher nur schwer einordnen, bemerkenswert aber ist, wie früh das Urbild der Frau in der Kunst Gestalt annahm. „Uns interessiert die Frage, ab wann eine Frau als Göttin verehrt wurde“, betont die Klassische Archäologin und Ägyptologin Katja Lembke. „Geht es um Fruchtbarkeit oder um Schönheit, muss sie Kinder haben oder bleibt sie als Göttin schlechthin kinderlos?“ In der Antike entwickelten sich unterschiedliche Vorstellungen von Muttergöttinnen. Zu den bekanntesten Motiven gehört die altägyptische Göttin Isis, die den Horusknaben stillt.
Als Skulptur erobert Maria die Klöster und Kirchen
aus dem Leben Marias. Gezeigt werden auch moderne Kunstwerke. „Das Cross-Over der Stile und Aspekte ist uns sehr wichtig.“ Museumsdirektorin Katja Lembke verweist auf Arbeiten von Käthe Kollwitz oder Paula Modersohn-Becker sowie auf die Gegenüberstellung von Peter Paul Rubens „Madonna mit dem stehenden Kind“ mit dem Porträt „Ottchen mit Mutter“ von Lovis Corinth. Die „Madonna Mercedes“ von Thomas Bayrle setzt sich aus kleinen Auto-Bildern zusammen. Wird hier der Kommerz geheiligt oder wird das Sakrale kommerzialisiert? In der zeitgenössischen Kunst wirft das Modell Maria viele Fragen auf. In ihrem Selbstporträt als Madonna ohne Kind etwa setzt sich die Gegenwartskünstlerin Julia Krahn mit Problemen der Familienplanung und der Kinderlosigkeit auseinander. In der aktuellen Foto-Serie „Muttergedenken“ richtet die hannoversche Künstlerin Joanna Schulte ihren Blick auf die Arrangements persönlicher Erinnerungsstücke an die eigene Mutter. Gut, dass es Maria gibt. Wer genau hinschaut, entdeckt unter den Andenken auch eine kleine Madonnenfigur.
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K A RI N D Z I O NA R A
FOTOS: JÜRGEN LIEPE; VG BILDKUNST, BONN 2015
Eine der frühen Göttinnen stammt aus Zentralanatolien, dort wurde sie unter verschiedenen Namen verehrt, meist aber als „Matar“, also Mutter. Eine der ältesten griechischen Darstellungen zeigt die thronende Göttin Kybele in einem kleinen Tempel, sie ist kinderlos und gilt daher als „Übermutter“ der Götter. In der frühchristlichen Welt wurden offenbar einige ihrer Attribute auf das Bild der Gottesmutter Maria übertragen. Auch die zyprische Aphrodite, die Schönheitskönigin unter den antiken Muttergottheiten, beeinflusste die christliche Vorstellung von der Madonnenfigur – Schönheit wurde zum Ausdruck von Göttlichkeit. Im Mittelalter begann der Siegeszug der Maria. Als Skulptur der thronenden Madonna eroberte sie Klöster und Kirchen, auf Gemälden wurde sie idealisiert – Maria als keusche Braut Christi ebenso wie als leidende Muttergottes, als Pietà. Zu den bekanntesten Bildfolgen an der Schwelle zur Neuzeit gehören die 20 Holzschnitte von Albrecht Dürer mit Szenen
Thomas Bayrle, Madonna Mercedes, Städel Museum, Frankfurt am Main, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V.
Statuette (Mutter mit Kind), Staatliche Museen zu Berlin – Ägyptisches Museum und Papyrussammlung.
Die Ausstellung im Landesmuseum Hannover ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. Heiligabend und Silvester geschlossen. Angeboten werden spezielle Themenführungen, Vorträge, Konzerte und Lesungen. Der umfangreiche Katalog kostet 24,90 Euro. WWW.LANDESMUSEUM-HANNOVER.DE.
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REISEN 2016
Rom
15. bis 22. April
Pilgerreise, 8-tägige Flugreise
FOTO: FOTOLIA.COM: FABIOMAX
Lange war Rom das Zentrum der bekannten Welt, heute ist die Ewige Stadt Mittelpunkt der katholischen Kirche. Nirgendwo sonst begegnen sich so prägnant Antike und Christentum. Inklusiv-Leistungen: • Flug ab Hannover (oder einem anderen deutschen Flughafen, dann mit Bustransfer) • 7 Übernachtungen in Rom in einer kirchlichen Unterkunft • Halbpension • Führungen und Eintritte • Rom-Reiseführer
ab 1095 Euro
Lourdes
26. bis 30. Mai
Pilgerreise, 5-tägige Flugreise
Inklusiv-Leistungen: • Flug von Hannover nach Lourdes und zurück • 4 Übernachtungen im ***Hotel in der Nachbarschaft des Heiligtums • 5 x Vollpension
ab 849 Euro Schwerkranke und pflegebedürftige Pilger wenden sich bitte an den Malteser Lourdes-Krankendienst, boeselager.eldagsen@t-online.de
Schottland
22. bis 29. Juni
8-tägige Busrundfahrt Dunkle Seen, heideüberzogene Hügel, sagenumwobene Lochs in den Highlands und raue Küsten prägen die Landschaft Schottlands. Prunkvolle Schlösser und Burgen, eindrucksvolle Kathedralen und Abteien bilden den kulturellen Hintergrund. Inklusiv-Leistungen: • Busfahrt ab/bis Hildesheim/Hannover • 2 x Übernachtung in Zweibettinnenkabinen auf der Fähre • 5 x Übernachtung in guten Mittelklassehotels • Halbpension • Rundreise • Eintrittsgelder • Schottland-Reiseführer
ab 1499 Euro
Swinemünde
19. bis 28. September
10-tägige Busreise Swinemünde ist eine der attraktivsten Städte an der polnischen Küste und das erste Seebad, das auf der Insel Usedom entstand. Sie liegt am nordwestlichen Rand Polens auf mehreren Dutzend Inseln verteilt. Inklusiv-Leistungen: • Busfahrt ab Hildesheim, Braunschweig, Hannover, Göttingen nach Swinemünde • 9 x Übernachtung/Frühstücksbüfett im Hotel Hampton by Hilton in Swinemünde • 1 x Fahrt mit der Bimmelbahn in Swinemünde • 1 x Abendessen im Schloss Mellenthin
ab 699 Euro
www.kiz-online.de/leserreisen 24
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KirchenZeitung – Reisedienst, Domhof 24, 31134 Hildesheim, Telefon 05121 307-810, Fax 05121 307-811
FOTO: FOTOLIA.COM: OSCITY
Vierzehn Jahre alt war das Mädchen Bernadette, als ihm 1858 die Gottesmutter erschien. Unzählige Pilger aus aller Welt besuchen inzwischen den Ort in den Pyrenäen, der zu den beliebtesten Wallfahrtsstätten der Christenheit zählt.
Ehrensache
Starthilfe für Flüchtlinge Sie kommen aus Syrien, Mazedonien und anderen Ländern, in denen Krieg, Armut oder andere Katastrophen das Leben bestimmen. Hilfe bietet seit Anfang des Jahres die Ökumenische Starthilfe Grohn: Sie versorgt die Flüchtlinge mit Kleidung, Haushaltsgegenständen und anderen Dingen des täglichen Bedarfs.
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n manchen Tagen sammelt sich schon eine halbe Stunde vor der Öffnung eine Traube aus 30 bis 40 Menschen vor dem Ladengeschäft der Ökumenischen Starthilfe in Bremen-Grohn. Es sind Flüchtlinge aus der nahe gelegenen Gemeinschaftsunterkunft, genannt das „blaue Dorf“, weil es aus lauter blauen Containern besteht und in dem weit über hundert Menschen wohnen. „Wir wollten mehr tun, als nur reden und die Flüchtlinge willkommen zu heißen“, beschreibt Sybille Vollmer die Motivation der kleinen Gruppe, die sich aus Christen beider Konfessionen zusammensetzt. Sie und ihre Mitstreiter hatten das Gefühl, nicht die Hilfe leisten zu können, die die Flüchtlinge brauchen. „Wir können weder Wohnungen bereitstellen noch bei der Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse helfen“, sagt sie. „Was wir aber tun können ist, den Menschen den Start hier durch materielle Hilfe zu erleichtern.“ Gesagt, getan. Ein Mitstreiter stellte ein kleines leerstehendes Ladenlokal kostenfrei zur Verfügung, ein Spendenaufruf wurde gestartet. Mit überwältigendem Ergebnis. „Wir wurden regelrecht überrannt mit Spenden“, erinnert sich auch Walter Seipel. Kleidung, Elektro-Kleingeräte, Kinderspielzeug und auch Möbel für die erste eigene Wohnung der Flüchtlinge wurden gespendet. Bis heute ist die Hilfsbereitschaft der Bremer nicht abgerissen. Die Regale und Tische biegen sich förmlich unter der Last der Spenden – „viele sind froh, etwas tun zu können“, sagt Sybille Vollmer. Ungebrochen ist auch der Bedarf seitens der Flüchtlinge. Nach wie vor
kommen sie zahlreich, um sich mit dem Allernotwendigsten zu versorgen. „Es berührt uns sehr, wenn wir sehen, wie sich die Menschen über die einfachsten Dinge freuen – gerade Kinder“, sagt Walter Seipel.
Chance auf ein besseres Leben Viele der Flüchtlinge seien Männer zwischen 30 und 40 Jahren, die die gefährliche Flucht allein angetreten haben und nun hoffen, ihre Familien nachholen zu können. „Da ist viel Traurigkeit in ihren Augen“, sagt der Rentner. Umso schöner sei es, wenigstens etwas tun zu können für die Menschen, die sich in Deutschland die Chance auf ein besseres und vor allem sicheres Leben erhoffen. Sybille Vollmer, Walter Seipel und die anderen Ehrenämtler von der Ökumenischen Starthilfe sehen es als ihre moralische Verpflichtung, etwas zu tun. „Wenn wir Christen da nicht hingucken, haben wir es nicht verdient, uns Christen zu nennen“, fasst Sybille Vollmer ihr Gefühl in Worte. Sie wünscht sich, dass die Spendenbereitschaft der Bremer nicht nachlässt und vor allen Dingen Haushaltsgegenstände wie Kochtöpfe, Elektro-Kleingeräte oder Lampen weiter zahlreich gespendet werden. Der größte Wunsch, den die Bremer haben ist jedoch, dass sich ihre Idee multipliziert und sich auch in anderen Städten und Gemeinden Initiativen wie die ihre gründen, um Flüchtlingen zu helfen. Ganz direkt und von Mensch zu Mensch.
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FOTO: MARTINA ALBERT
Alle Hände voll zu tun haben Sybille Vollmer und Walter Seipel von der Ökumenischen Starthilfe in Bremen-Grohn.
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Katholisch kompakt
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Hätten Sie’s gewusst? Die Europaflagge mit ihren 12 gelben Sternen auf blauem Grund geht auf die katholische Mariensymbolik zurück. Als Paul Lévy auf eine Statue der Mutter Gottes mit 12 goldenen Sternen um ihr Haupt vor blauen Himmel blickte, hatte er die Idee für seinen Entwurf. Doch wer war Maria eigentlich?
Im Neuen Testament finden wir Maria in den Erzählungen über die Geburt und die Kindheit Jesu. Im Johannesevangelium steht sie unter dem Kreuz Jesu. Sonst wird Maria in den Evangelien ganz selten erwähnt. Der Name Maria, hebräisch Mirjam, heißt übersetzt: „die von Gott Geliebte“. Maria kommt aus Nazareth, einem Dorf in Galiläa. Sie ist die Mutter Jesu und mit dem Zimmermann Josef verlobt und später verheiratet.
FOTOS: DPA / PETER ENDING: FOTOLIA.COM: SOMARTIN
Bei genauerem Lesen der Bibel ist auffallend, dass Jesus ein sehr distanziertes Verhältnis zu seiner Familie und zu seiner Mutter hatte. Jesus nennt Maria nie „Mutter“ sondern, nur „Frau“. Maria gehört zu Lebzeiten Jesu nicht zum Kreis seiner Anhänger. Erst nach seiner Auferstehung finden wir dann Maria unter den Jüngern. Über ihr weiteres Leben erzählt das Neue Testament nichts. In der Frömmigkeit der katholischen wie auch der orthodoxen Kirche spielt Maria jedoch eine ganz wichtige Rolle. Das zeigt sich schon in der Malerei oder in Skulpturen. Darin ist Maria allgegenwärtig. Die Künstler haben bei ihren Bildern auf Legenden über ihr Leben zurückgegriffen. Legenden sind nicht historisch, aber sie haben ihre eigene, poetische und oft tiefe Wahrheit. So sind die unterschiedlichsten Bilder von Maria Ausdruck des Glaubens: etwa Maria, die auf dem Thron sitzt und uns den Jesusknaben, den Gottessohn zeigt.
Ganz anders dagegen die „Pietà“: Maria hält weinend den toten Sohn in ihren Armen. Wie viele Mütter – und auch Väter – , die ihr Kind verloren haben, sahen sich in dieser Darstellung wieder und fanden bei Maria Trost? Es gibt Darstellungen, die Maria auf der Flucht nach Ägypten zeigen: wie aktuell! Es gibt sehr viele Zugänge zu Maria. Wir werden nicht auf ein Bild festgelegt. Das macht ja gerade den Reichtum und die Schönheit der katholischen Tradition aus. Diese Vielfalt ist auch ein Kennzeichen der Marienverehrung in der katholischen Volksfrömmigkeit: von Wallfahrten, Litaneien und Gebeten, vom meditativen Rosenkranz bis zur Maiandacht. Keine der katholischen Frömmigkeitsformen ist so sehr mit Gefühlen behaftet wie die Marienverehrung. Und keine ist so weiblich geprägt wie sie! Dies war und ist ein guter Gegenpol zur männlich dominierten Theologie. Maria ist nach Jesus in der katholischen Religiosität die bedeutendste Person. Ihr Ja-Wort bei der Ankündigung ihrer Schwangerschaft macht erst die
Menschwerdung Gottes in Jesus möglich. Sie hält die Unbegreiflichkeit Gottes aus: bei der Empfängnis ohne Mann, die Unbegreiflichkeit, dass ihr Sohn auf so brutale Weise ums Leben gebracht wird, die Unbegreiflichkeit der Auferstehung und des neuen Lebens. Maria wird so zum Beispiel des glaubenden Menschen. Bei allen Aussagen über Maria in der Bibel und der Tradition jedoch ist wichtig zu bedenken: Immer geht es um Jesus Christus. Maria ist die Mittlerin zwischen ihm und uns.
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WO LF GA N G ST I C K L ER
Zum Nachlesen in der Bibel: Mt 1-2; Lk 1-2 (Kindheitsgeschichten), Mt 12,46-50; Mk 3,20-21. 31-35 (Jesus und seine Familie), Offb 12,1-6
Ein Video zum Thema gibt es unter WWW.JES-MAGAZIN.DE
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Gesehen, gelesen, gehört
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Literatur
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Musik
sic
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Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der an eine bessere, friedvollere Welt glaubt. Der biographische Roman erzählt die Geschichte des Bergsteigers Greg Mortenson, der am zweithöchsten Berg der Welt, dem K2 in Pakistan, scheitert. Gerettet wird er von den Einwohnern eines abgelegenen, fast von der Welt vergessenen Dorfes. Als Dank möchte Mortenson in dem Dorf eine Schule bauen. Diese Idee krempelt sein ganzes Leben um. Er erfährt große Ablehnung, aber ebenso viel Unterstützung von Menschen in Pakistan, die nach Bildung hungern und ihn zum Weitermachen bewegen. Inzwischen gibt es in Pakistan und Afghanistan über hundert Schulen, die Mortenson errichtet hat. Das Buch erzählt über unkonventionelle, respektvolle Völkerverständigung, über die Liebe zu fremden Kulturen und über die Hoffnung auf ein besseres Leben durch Bildung. Mit Hilfe des Autors und seines Co-Autors David Oliver Relin wird das Verständnis für die Menschen und ihr Leben in diesem Teil der Erde geweckt. Der Leser taucht ein in eine spannende, neue Kultur, die dem Westen oft unbekannt ist. Diese wahre Geschichte stärkt den Glauben daran, dass jeder etwas bewegen kann, wenn er es mit ganzem Willen möchte. Piper-Verlag 2011, 12,99 €
Lux in tenebris Helge Burggrabe Ein Oratorium aus Klang, Text und Licht. Eigens komponiert zum 1200-jährigen Bistumsjubiläum. Eine Hommage an den Hildesheimer Dom, aufwendig umgesetzt mit 120 Mitwirkenden – darunter Chöre der Hildesheimer Dommusik, Solisten, Streicher, Bläser, Percussion sowie der aus Film und Fernsehen bekannten Schauspielerin Martina Gedeck als Rezitatorin. Nach der gefeierten Uraufführung sowie weiteren Aufführungen im Mai dieses Jahres ist das Oratorium von Helge Burggrabe nun als Doppel-CD mit DVD und ausführlichem Booklet erhältlich. Dreh- und Angelpunkt der Komposition sind dabei einerseits die Bernwardstür mit ihren ausdrucksstarken biblischen Figuren, die den Bogen auch über die bewegte Geschichte des Domes spannen, und andererseits der Heziloleuchter, der am Ende zum „Licht in der Finsternis“ – lux in tenebris – wird. Unter der Leitung von Thomas Viezens und Dr. Stefan Mahr ist ein überaus gelungenes, überraschendes und bewegendes (Hör-) Erlebnis entstanden, das auch Raum für eigene Assoziationen lässt. Bernward Mediengesellschaft mbH 2015, Doppel-CD mit DVD, 24,90 €
Mehr zum Thema gibt es unter WWW.JES-MAGAZIN.DE
Kolumne
Brodowy fühlt der Zeit den Puls
Kulturtipp
FOTO: HISTORISCHES MUSEUM DER PFALZ/ PETER HAAG-KIRCHNER; TOOFAN HASHEMI
Kultspielzeug in Braunschweig Die bunten Spielfiguren verbinden mittlerweile Generationen. Eltern geben ihren Schatz an Playmobil-Männchen weiter an die Kinder – und ergänzen das Spielzeuguniversum um neue Szenarien: Vom Busterminal zum Bauernhof, vom Hubschrauber zum Kaufmannsladen – das Repertoire ist geradezu grenzenlos, sogar Miniaturkirchen mit dem entsprechenden Personal vom Ordensmann über den Reformator Martin Luther bis zum Pfarrer gehören ins Programm. Playmobil ist Kult. Bei Kindern und bei Sammlern. 1974 kamen die ersten drei Figuren vom Fließband – ein Ritter, ein Indianer und ein Bauarbeiter. Die erste Dame folgte 1976, gut ein Jahrzehnt später gab es das erste Puppenhaus. Rund 11 000 Einzelfiguren versammeln sich vom 21. November bis 21. Februar 2016 im Braunschweigischen Landesmuseum, dort ist die große Sonderausstellung „40 Jahre PLAYMOBIL. Eine Abenteuerreise durch die Zeit“ zu sehen. Eine Schau für die ganze Familie, die vom Historischen Museum der Pfalz in Speyer konzipiert wurde und nun auf Tournee geht. Im Braunschweigischen Landesmuseum machen die Spielfiguren eine kulturhistorische Entdeckungstour von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Für Kinder gibt es verschiedene Spielinseln, jeden Sonntag um 11.30 Uhr starten die Familienführungen. Im Advent lohnt im Anschluss an den Museumsrundgang ein Bummel über den Braunschweiger Weihnachtsmarkt, er gehört zu den ältesten und schönsten in Deutschland. Mehr zum Begleitprogramm unter WWW.LANDESMUSEUM-BRAUNSCHWEIG.DE
Efftlstift und Hagl
K
ürzlich fragte mich meine kleine Tochter beim Abendessen: „Papa, was ist ein Efftlstift?“ „Ein was?“ „Ein Efftlstift!“ Ich muss gestehen, ich kenne durchaus einige Schreibutensilien, aber von einem Efftlstift hatte ich noch nie etwas gehört. Der moderne Papa von heute schaut natürlich sofort in sein Smartphone und googelt nach der Lösung. Diese schien auch recht nah, denn Google korrigierte ‚Efftlstift’ automatisch in ‚Fettstift‘: „Meinst Du Fettstift?“ „Nein, Papa! Efftlstift!“ Wieso glaube ich Google eigentlich mehr als meiner Tochter? Wenn sie Efftlstift sagt, dann meint sie den auch. Ich erkundigte mich bei ihr, wie sie denn davon gehört habe. Sie holte eine Kinderzeitschrift, schlug sie auf und reichte sie mir mit den Worten: „Da steht das alles. Dann kannst Du mir auch gleich erklären, was Hagl ist!“ „Hagel? Ja, das ist, ähmm, wenn der Regen oben am Himmel gefriert und dann in kleinen Bällen auf die Erde prasselt.“ „Echt? Und Hagl soll ich mir in die Haare machen?“ „Wieso in die Haare? Zeig mir mal den Artikel.“ Dort las ich nun also, wie man sich eine bestimmte Prinzessinnenfrisur macht. Dafür benötigte man Haargel. Nicht Hagl! Und zum Aufrollen des Haars ‚evtl. Stift’. Wenn man aber in der ersten Klasse ist, dann ist das völlig korrekterweise ein Efftlstift. Mit Kindern erlebt man diesbezüglich ja die tollsten Dinge. Als z.B. mein Patenkind drei Jahre alt war, waren wir einmal irgendwo, wo es erbärmlich stank. Mein Patenkind allerdings drückte es so aus: „Hier riecht es anders!“ Die Queen hätte es nicht vornehmer formulieren können. Auch bei Vätern gibt es manchmal Sprachveränderungen. Und zwar aus Gründen pädagogischer Korrektheit. Allerdings können diese Sprachveränderungen fürchterliche Konsequenzen haben. Da singe ich kürzlich meiner Tochter als Schlaflied „Gute Nacht, Freunde“ von Reinhard Mey vor, finde aber den Glimmstengel in der Textzeile „Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette“ im Refrain irgendwie nicht sinnvoll. Also habe ich mir schnell etwas ausgedacht. Nur war „Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Pirouette“ eine ziemlich blöde Idee, denn es war doch klar, dass die Frage kommen musste: „Was ist eine Pirouette?“ Ich erklärte es ihr und natürlich bat sie mich gleich: „Mach mal vor!“ Und nach ihrem ersten Lachanfall: „Noch mal!“ und „Noch mal!“ und „Noch mal!“. Ich drehte mich wie ein Derwisch und mir war schließlich furchtbar übel. Ich trank dann noch „Ein letztes Glas im Dreh’n.“ Das ist wieder einmal der Beweis: Sprache bewegt!
Matthias Brodowy ist selbsternannter Vertreter für gehobenen Blödsinn. 2013 wurde er mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet. WWW.BRODOWY.DE
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Termine
NDR 1 Weihnachtstelefon 24. Dezember, 18 bis 22 Uhr
Singen, Segen bringen, sammeln 6. Januar 2016
Für viele Menschen ist Heiligabend nicht nur eine „stille Nacht“, sondern auch eine einsame Nacht. Für diese Menschen gibt es das „NDR 1 Weihnachtstelefon“, einen besonderen Service der beiden großen Kirchen und des Norddeutschen Rundfunks: Evangelische und katholische Christen haben an Heiligabend ein offenes Ohr für Menschen, die sich allein fühlen und die gern mit jemandem sprechen möchten. Das „NDR 1 Weihnachtstelefon“ ist am 24. Dezember zwischen 18 und 22 Uhr unter der kostenlosen Rufnummer 0 8000 - 60 70 80 erreichbar. Mehr als 30 Ehrenamtliche, darunter katholische Ordensleute, evangelische Pastorinnen und Pastoren, Lebensberater und ehrenamtliche Seelsorgerinnen, sind per Telefon erreichbar.
Rund um das Dreikönigsfest am 6. Januar sind in den Pfarrgemeinden des Bistums Hildesheim die Sternsinger unterwegs. Mädchen und Jungen kommen als die Heiligen Drei Könige zu den Menschen, um Geld für Gleichaltrige in Not zu sammeln. Die Aktion Dreikönigssingen steht diesmal unter dem Motto „Segen bringen, Segen sein. Respekt für dich, für mich, für andere – in Bolivienund weltweit!“ Bei ihrem Besuch bitten die Sternsinger um Unterstützung für mehr als 1.600 Kinderhilfsprojekte in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und Osteuropa. Die Sternsinger wünschen Gottes Segen zum neuen Jahr. Auf Wunsch schreiben sie nach altem Brauch den Segensspruch an die Tür: Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus.
Impressum Herausgeber Hauptabteilung für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Hildesheim Verlag Bernward Mediengesellschaft mbH, Domhof 24, 31134 Hildesheim, Geschäftsführer Thomas Hagenhoff Verantwortlich für den Inhalt Matthias Bode Redaktion Volker Bauerfeld (Leitung) E-Mail an die Redaktion redaktion@jes-magazin.de Ständige Mitarbeit Alexandra Kaufhold-Winkler (Koordination und Leseranfragen), Karin Dzionara, Stephan Fuhrer, Pater Wolfgang Stickler, Propst Reinhard Heine (Theologische Beratung) Autoren dieser Ausgabe Martina Albert, Edmund Deppe, Petra Meschede Gestaltung Bettina Höhne Anzeigen Mirco Weiss (verantwortlich), anzeigen@jes-magazin.de Anschrift aller Verantwortlichen Domhof 24, 31134 Hildesheim Druckauflage 390.000 Exemplare Druck Westermann Druck GmbH, 38104 Braunschweig Bezugspreis 3,50 Euro pro Ausgabe; für Katholiken im Bistum Hildesheim kostenlos Adressänderungen Telefon 05121 307-892, info@jes-magazin.de
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