Jes . Das katholische Magazin Ausgabe 03/2015 Juni
suchen. fragen. finden.
SO GEHT GLĂœCK Wie unser Leben gelingen kann
LEBENSFRAGE Wahre Freundschaft
RAUSZEIT Perfekte Idylle
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Editorial . Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser, 20 Millionen Bundesbürger spielen Woche für Woche Lotto. Sie sind auf der Suche nach ihrem Glück. Dabei macht Geld selten glücklich und oft steht es dem Glück sogar im Wege. Doch was ist Glück überhaupt? Und kann man ihm jenseits von Lottoannahmestellen auf die Sprünge
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helfen? Damit beschäftigt sich unser Titelthema. Unter anderem stellen wir einen Menschen vor, der von sich sagt, schon mehrfach großes Glück gehabt zu haben. Ein Hirnforscher klärt darüber auf, wie Glücksgefühle entstehen und Papst Franziskus gibt Tipps für ein glückliches Leben. Alles ab Seite 8.
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Zum Glücklichsein tragen menschliche Beziehungen
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bei. Dazu passt unsere Lebensfrage, die sich diesmal mit dem Thema Freundschaft beschäftigt. Ein uraltes Thema übrigens, das auch schon in der Bibel
Titelthema 08 13 14
Was uns glücklich macht 10 Tipps vom Papst Dopamin und Opiate
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Gute Nachrichten Rock den Dom mit Jupiter Jones
Ausgabe die Jes-Gretchenfrage (Seite 25).
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Seele & Leib Buntes Treiben zu Fronleichnam
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
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Lebensfrage Freundschaft – Klasse statt Masse
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Rauszeit Kunst am Teufelsmoor
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Ehrensache Hilfe im Antragsdschungel
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Katholisch kompakt Was ist das Paradies?
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Kolumne Brodowy über Glück
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Termine Internationale Jugendbegegnung
eine Rolle spielt. Mehr darüber ab Seite 20. Dass menschliches Miteinander wichtig ist, weiß auch Claus Hipp. Der Babykost-Hersteller hat fünf Kinder und zwölf Enkel und beantwortet in dieser
FOTO TITEL: PHOTOCASE.COM: MARQS
Volker Röpke, Redaktion Jes
Wenn Sie uns schreiben wollen: Redaktion Jes, Domhof 24, 31134 Hildesheim, redaktion@jes-magazin.de WWW.JES-MAGAZIN.DE
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FOTO: FOTOLIA.COM: EDLER VON RABENSTEIN
Lila-Launefeld Ein leichter Wind weht den aromatischen Duft von Lavendel herüber. Hier und jetzt. Greifbares Glück. Ob an diesem mediterranen Sehnsuchtsort oder irgendwo auf der Welt – das Paradies ist immer dort, wo wir den Augenblick genießen können. Wer seine Augen und alle anderen Sinne auf diese Weise trinken lässt, legt auch gleichzeitig einen farbenfrohen Erinnerungsvorrat für später an: Vielleicht wird er eines Tages im Alltagsgrau gebraucht.
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Gute Nachrichten
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Kilometer beträgt die Strecke des ökumenischen Pilgerwegs für Klimagerechtigkeit. Sie führt von Flensburg zur UN-Klimakonferenz nach Paris. Die Pilger machen sich am 13. September unter dem Motto „Geht doch!“ auf den Weg, um in 12 WochenEtappen an ihr Ziel zu gelangen. Auch Sternwanderungen, die auf den Pilgerweg zulaufen, sind geplant. Der Pilgerweg möchte spirituelle Besinnung mit politischem Engagement verbinden und darauf aufmerksam machen, wo intensive Bemühungen zum Klimaschutz nötig sind. Infos unter WWW.KLIMAPILGERN.DE
Rock den Dom Jugendfestival mit Jupiter Jones Besser können Sommerferien gar nicht starten: Vom 24. bis 26. Juli verwandelt das Jugendfestival „Rock den Dom“ die ehrwürdige Bischofsstadt zur Partymeile für alle Jugendlichen ab 14 Jahren. An diesem ersten Ferienwochenende locken unter anderem Poetry Slam, Tanz- und Musikworkshops, Kunst und Kultur. Außerdem gibt’s Livemusik der Band „Ich Kann Fliegen“ und von TV-Allrounder und Sänger Julian Sengelmann. Höhepunkt im Dom ist der Jugendgottesdienst mit Bischof Norbert Trelle und die „Nacht der Lichter“. Am Samstag wird’s dann extra-rockig: Beim Open-Air-Konzert auf dem Domhof treten „Jupiter Jones“ auf, die mit ihrem Song „Still“ wochenlang die deutschen Charts bevölkerten.
Tickets für das komplette Festivalwochenende kosten 20 Euro. Wer nur zum Jupiter Jones Konzert am Samstag kommen möchte, zahlt 10 Euro Eintritt, zzgl. VVK. Infos und Tickets: WWW.ROCK-DEN-DOM.DE
Gute Seiten im Netz gibt es viele. Bei Kinderseiten wird es schon enger. Sollen dann noch Informationen über Beten und Bibel erklärt werden, wird es schnell zappenduster. Eine absolute Ausnahme ist da Reliki. de. Auf der Webseite des Bistums Osnabrück für ganz Deutschland wird Wissenswertes über Taufe, Schöpfungsgeschichte und Schutzengel, ja sogar ernste Themen wie Tod und Beerdigung, ohne jeden Zeigefinger, dafür jedoch gekonnt multimedial vermittelt. Und weil Religion und Kirche auf Reliki so viel Spaß machen, wurden dort zuletzt auch etliche Erwachsene gesichtet, die sich durch die vielen Fragespiele, bunten Puzzles und lustigen Memorys geklickt haben. WWW.RELIKI.DE
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Angelina Jolie beim Papst Angelina Jolie (39), Regisseurin und Schauspielerin, freute sich über ihren Besuch bei Papst Franziskus. Dabei präsentierte sie ihm das Drama „Unbroken“, das vom Lauftalent und Kriegsveteran Louis Zamperini handelt. „Es ist eine große Ehre ‚Unbroken‘ im Vatikan zeigen zu dürfen und zeugt von großem Respekt für Louis’ Leben und Wirken als Mann des Glaubens.“ Papst Franziskus bedankte sich dafür bei ihr mit einem Rosenkranz.
FOTO: SVEN SINDT; PANORAMA ENTERTAINMENT
Reliki macht Spaß
» Der Glaube hält mich am Boden.« Rihanna (26), Sängerin und Grammy-Gewinnerin aus Barbados, schöpft aus dem christlichen Glauben Kraft und Zuversicht: Weil er sie auf dem Boden hält, kann sie mit den Gefahren des Ruhms gut umgehen. Angst vor dem Unbekannten ist Rihanna jedoch nicht fremd. Sie kennt aber ein Gegenmittel: Wenn man Gott die komplette Kontrolle übergibt, sei es einfacher, furchtlos zu sein, sagte die Sängerin gegenüber dem Magazin „Harper’s Bazaar“.
» Ich bete jeden Tag.« José Mourinho (52), portugiesischer Trainer des FC Chelsea und selbst ehemaliger Fußballspieler, ist nach eigenen Worten sehr gläubig und betet täglich. „Ich bete für meine Familie. Für meine Kinder, für meine Frau, für meine Eltern, für Glück und ein gutes Familienleben,“ Eines aber tue er nie: „Ich bete nie über Fussball zu ihm. Nie!“ Wenn er im Ausland sei, gehe er nicht jede Woche in den Gottesdienst. „Ich gehe dann, wenn ich das Bedürfnis dazu habe. Doch wenn ich in Portugal bin, gehe ich immer,“ sagte der Fußball-Experte im britischen „Telegraph“.
» Ich bin manchmal besorgt,
FOTOS: PICTURE ALLIANCE; KNA-BILD; KIZ/EDMUND DEPPE
wenn ich Äußerungen von Christen höre, die weniger als liebevoll sind ...« Barack Obama (53), US-Präsident, hat das Verhalten mancher Vertreter der christlichen Rechten in seinem Land kritisiert, das aus seiner Sicht wenig christlich sei. Papst Franziskus lobte er: Dessen Beispiel „ermutigt, den Frieden zu suchen, den Menschen an den Rändern zu dienen und gute Statthalter von Gottes Schöpfung zu sein.“
Gott am Flughafen Ab in den Urlaub – da packen viele Reisende am Flughafen Hannover gerne den Segen der ökumenischen Flughafenseelsorge mit ins Handgepäck. Ein sechsköpfiges Seelsorge-Team ist darum mit mobilen Ständen und mehrsprachigen Segensheftchen in den Terminals unterwegs. Und zwischen Terminal A und B steht Besuchern 24 Stunden am Tag eine Kapelle offen fürs Innehalten und Runterkommen. Eine Oase der Stille zwischen Duty-Free und Kofferschleppen, schreiben viele ins Gästebuch. Aber Flughafenseelsorge heißt auch: Im Notfall bereitstehen, Todesnachrichten überbringen, Angehörige betreuen und vor den Medien schützen. Zehn Jahre alt wird die Flughafenseelsorge am Flughafen Hannover dieses Jahr – und sucht junge, offene Ehrenamtliche für eine Verjüngungskur. Kontakt: Pastor Ulrich Krämer, Telefon 0511 1241621 oder ulrich.kraemer@evlka.de
»Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen.« Bernhard von Clairvaux
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WELCH EIN GLÜCK!? Geld macht nicht glücklich – das ist nicht nur ein billiger Trost der Besitzlosen, sondern eine wissenschaftlich festgestellte Tatsache. Doch was macht glücklich? Und kann man überhaupt etwas für sein Glück tun? Eine Glücksbetrachtung.
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Titelthema
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as Königreich Bhutan liegt zwischen China und Indien und hat rund eine Million Einwohner. Es ist ein armes Land, aber ein glückliches. Das „Bruttoinlandsglück“ wird regelmäßig statistisch gemessen, und ein „Minister für Glück“ kümmert sich um das Wohlergehen der Bewohner. In der amerikanischen Verfassung ist das „Streben nach Glück“ als ein unveräußerliches Recht eines jeden Bürgers verankert. Auch einige südamerikanische Länder haben Glück als Staatsziel formuliert. Glücklich sein wollen wir alle, doch Glück ist ein flüchtiges Gut – mit und ohne staatliche Unterstützung. Und vor allem lässt sich Glück nicht zwingen. „Wer unbedingt glücklich sein will, wird es definitiv nicht werden“, sagt Professor Dr. Jürgen Manemann, Direktor des katholischen Forschungsinstituts für Philosophie Hannover. Dennoch kann man etwas für sein Glück tun. Zum Beispiel, eine gelassene Offenheit und Neugierde entwickeln. Und in Kontakt mit anderen Menschen treten. „Tragfähige Beziehungen sind ein Garant für Glückserfahrungen. Auch die Liebe zur Natur und eine relativ gute Gesundheit helfen dabei, Glück zu erleben“, sagt Manemann.
FOTO: FOTOLIA.COM: ALTANAKA
Ungleiche Glücksverteilung Geld hingegen macht nicht glücklich: Wie Forscher herausgefunden haben, steigt das Glücksempfinden ab einem Jahreseinkommen von rund 100.000 Euro nicht mehr. Im Gegenteil: Die Sorge um den Vermögenserhalt frisst einen Teil der Glücksgefühle wieder auf. Allerdings: Ganz ohne Geld geht es auch nicht. Der Mensch braucht finanzielle und gesellschaftliche Voraussetzungen, um ein gutes, gelingendes Leben führen zu können. Und zwar so viel, dass er über seine Grundbedürfnisse hinaus Möglichkeiten zu einer sinnvollen Lebensgestaltung hat. Dass ein vernünftiges Auskommen und eine gute Infrastruktur durchaus bedeutsam sind, zeigt ein Blick auf den Glücksatlas, eine von der Deutschen Post in Auftrag gegebene Studie über Glück und Zufriedenheit in Europa. Während die Dänen auf einer Skala von 0 bis 10 einen Zufriedenheits-Wert von 8,8 erreichen, liegen die Bulgaren nur bei 3,7. Deutschland bewegt sich mit 7,2 Punkten im oberen Mittelfeld. Auch innerhalb der Bundesrepublik ist das Glücksempfinden unterschiedlich verteilt. Die Nordlichter fühlen sich zufriedener als die Ostdeutschen. Das korrespondiert mit den Einkommensund Sozialverhältnissen. Wie die Macher einer anderen Studie herausgefunden haben wollen, ist – statistisch betrachtet – der glücklichste Mensch eine gesunde, berufstätige, verheiratete Frau, die in einer großen Wohnung in Hamburg lebt. Die Frau ist zudem katholisch. Das führt uns zum Thema Religion. „Ein produktiver Glücksfaktor“, wie Professor Manemann weiß. „Religion gibt uns die Zuversicht, dass etwas sinnvoll sein kann, selbst wenn es nicht erfolgreich ist“, sagt er. Religiöse Menschen ha-
Drei Glücksarten Was ist Glück? Der Lottogewinn, die gut überstandene Operation, das Staunen beim Anblick eines Dreitausenders? Glückserfahrungen gibt es viele. Die Wissenschaft unterscheidet drei Arten.
Augenblicksglück Ich fühle mich überwältigt, wenn ich in den Sternenhimmel blicke, es durchströmt mich, wenn ich meinem Hund durchs Fell streichele, ich werde ganz leicht, wenn ich in einer Bergwand hänge und unter mir auf das Tal blicke – es sind tiefe Glücksmomente, die oft nur von ganz kurzer Dauer sind, aber die sich einprägen und uns lange begleiten. Dieses Glück erreicht uns zufällig, es lässt sich nicht „herstellen“ und ist kostenlos. Mancher macht in diesen Momenten regelrecht transzendente Erfahrungen. Diese Erlebnisse lassen sich nur begrenzt weitergeben, beim Erzählen darüber stoßen wir schnell an die Grenzen.
Glück der Fülle Das Glück der Fülle ist die umfassendste Glücksart. Es geht dabei um das gelingende Leben. Welche Ziele habe ich? Welche Person möchte ich sein? Das Glück der Fülle beinhaltet positive wie negative Erfahrungen. Jedes Leben wird von guten und schlechten Dingen geprägt. Die große Frage: Fügt sich trotz mancher Brüche am Ende alles zu einem guten Ganzen zusammen? War nicht alles schlecht? Kann ich eine ausgeglichene Bilanz ziehen? Am Glück der Fülle kann jeder arbeiten, in dem er sich immer wieder neu ausrichtet. Eine Garantie für das Glück der Fülle gibt es aber nicht.
Wohlfühlglück Glücksmomente lassen sich herstellen: ein heißer Espresso, ein Wellness-Wochenende im Luxushotel, ein spannendes Buch, eine Auszeit in der Hängematte, der Kauf einer neuen Hose. Wir können etwas dafür tun, zumindest ein wenig glücklicher zu sein, und eine ganze Industrie bietet ihre Dienste dafür an. Aber Achtung: Das Wohlfühlglück funktioniert nur bei mäßigem Gebrauch. Schnell wird aus dem Wohlfühlen Gewohnheit oder gar Sucht. Und mit der Häufigkeit der selbstgemachten Glücksmomente nimmt der Grad der Zufriedenheit ab. Ist der erste Besuch im Spaßbad noch ein ganz besonderes Erlebnis, lässt uns der zwanzigste Aufenthalt beinahe kalt.
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ben die Hoffnung, dass es Alternativen zum Status quo gibt. Es sind vor allem auch die Begleiterscheinungen der Religion, die für ein Glücklichsein wichtig sind: in einer Gemeinschaft eingebettet sein, Beziehungen pflegen, feiern, miteinander singen. Alles wichtige Glücksfaktoren. Und das lässt sich messen: Christen sind statistisch betrachtet zufriedener als Atheisten, und Katholiken noch ein wenig mehr als Protestanten.
Anleitungen für ein gelingendes Leben Man darf aber Religion nicht einfach mit Glück gleichsetzen. Das zeigt ein Blick in das Neue Testament. Dort kommt das Wort nicht ein einziges Mal vor. Doch auch wenn Glück nicht ausdrücklich in den Geschichten zu finden ist, so liefert die Bibel dennoch Anleitungen für ein glückliches Leben. Es entspannt sich dort zwischen guten und schlechten Erfahrungen. Regeln für ein glückliches Leben im Sinne eines gelingenden Lebens finden sich zum Beispiel in der Bergpredigt. Da ruft Jesus zu Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Friedfertigkeit auf und hält zu einem moralischen Handeln an. „Wir wissen, wenn wir uns moralisch verhalten, löst das ein gutes Gefühl aus“, erläutert Manemann. Selbstlosigkeit als Glücksbringer Nicht nur durch „gutes Handeln“ lassen sich Glücksgefühle wecken, sondern auch dadurch, dass wir uns Wohlfühloasen schaffen. Das Wohlfühlglück kann der Cappuccino oder das Glas Wein auslösen, das Sonnenbad oder der Jogginglauf. Doch das Herbeiführen von Glücksmomenten kann auch danebengehen. Wer sich im Fernsehen das Traumschiff oder Rosamunde Pilcher anguckt, ist vielleicht für eineinhalb oder zwei Stunden vermeintlich glücklich. Wenn er anschließend das Gesehene mit seinem eigenen Leben vergleicht, geht es ihm aber unter Umständen noch elender als zuvor. Mane-
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»Viele Menschen versäumen das
kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten.« Pearl S. Buck
mann: „Ich gönne jedem seine Auszeit und eine kurze Flucht in eine andere Welt. Aber diese Vorspiegelung von Glück macht unglücklich“. Unglücklich wird auch, wer – angeblich – wunschlos glücklich ist. Glück hat auch mit der Erfüllung von Wünschen zu tun. Aber wenn wir keine Wünsche mehr haben, keine Ziele, keine Sehnsucht mehr, dann kann sich auch nichts mehr erfüllen. Und Glück weicht bestenfalls einer Sattheit. „Wir werden immer zufriedener, aber keineswegs glücklicher. In den Studien zum Glück wird Glück mit Zufriedenheit gleichgesetzt, die kann man ja auch messen. Aber Glück ist nicht nur mehr, sondern immer auch etwas anderes als Zufriedenheit. Im Augenblicksglück blitzt davon etwas auf“, so Manemann. Unter den Umständen zufriedener Sattheit wird es schwierig, auch nur das Glück des Augenblicks zu erleben: den Schmetterling auf der Hand, das Lachen des Kindes, den Sonnenuntergang. Manemann: „Große Glückserfahrungen haben oft mit ganz kleinen Dingen zu tun, die uns häufig umsonst gegeben sind“.
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Mehr zum Thema gibt es unter WWW.JES-MAGAZIN.DE
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ehe ruhig und gelassen durch Lärm und Hast und sei des Friedens eingedenk, den die Stille bergen kann. Vertrage dich mit allen Menschen, möglichst ohne dich ihnen auszuliefern. Äußere deine Wahrheit ruhig und klar und höre anderen zu, auch den Geistlosen und Unwissenden, denn auch sie haben ihre Geschichte. Meide laute und aggressive Menschen. Für den Geist sind sie eine Qual. In deinen geschäftlichen Angelegenheiten lasse Vorsicht walten, denn die Welt ist voller Betrug. Doch soll das dich nicht blind machen für vorhandene Rechtschaffenheit. Viele Menschen bemühen sich, hohen Idealen zu folgen und überall ist das Leben voller Heldenmut. Sei du selbst. Vor allem heuchle nicht Zuneigung und sei, was die Liebe anbelangt, nicht zynisch. Denn trotz aller Dürre und Enttäuschung ist sie doch ewig wie das Gras. Nimm freundlich und gelassen den Ratschluss der Jahre an und gib mit Würde die Dinge der Jugend auf. Stärke die Kraft des Geistes, damit er dich bei unvorhergesehenem Unglück schütze, aber quäle dich nicht mit Gedanken. Viele Ängste kommen aus Ermüdung und Einsamkeit. Neben einem gesunden Maß an Selbstdisziplin sei gut zu dir. Du bist nicht weniger ein Kind des Universums, als es die Bäume und die Sterne sind. Du hast ein Recht, hier zu sein. Und, ob dir dies klar ist oder nicht: Kein Zweifel besteht, dass das Universum sich so entfaltet, wie es sich entfalten soll. Darum lebe in Frieden mit Gott, wie auch immer du ihn verstehst. Was auch immer dein Sehnen ist: Halte in der lärmenden Wirrnis des Lebens mit deiner Seele Frieden. Trotz aller Falschheit, trotz aller Mühen und all der zerbrochenen Träume ist es eine schöne Welt.
Sei vorsichtig und strebe danach, glücklich zu sein. Desiderata, Aus der alten St.-Pauls-Kirche, Baltimore 1692 (gekürzt)
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Titelthema
Mitbringsel aus dem Paradies Glücksbringer: Tradition und Aberglaube Vierblättriges Kleeblatt Evas Andenken aus dem Paradies soll ein vierblättriges Kleeblatt gewesen sein. Daher der Aberglaube, dass jeder glückliche Finder dieser Rarität ein Stück vom Paradies in seinen Händen hält.
WWW.MINISTERIUMFUERGLUECK.DE
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Schornsteinfeger
„Schwein gehabt“ hieß es im Mittelalter für den Ritter, der ein Turnier verlor – denn als Trostpreis gab’s ein Schwein. Ferkel gelten bis heute als Glücksbringer, weil sie als Allesfresser nicht wählerisch sind, ihre Genügsamkeit sie aber dennoch fett und wertvoll werden lässt.
Der Schornsteinfeger hat es weit gebracht: Zunächst wegen des rußgeschwärzten Gesichts auf einer Stufe mit dem Teufel stehend, überwog irgendwann sein Nutzen. Ein sauberer Kamin verringerte die Brandgefahr. Dadurch war indirekt der Besitz geschützt. Dies trug zum Glück der Hausbewohner bei.
Marienkäfer Der Name „Marienkäfer“ leitet sich von der Gottesmutter Maria ab. Möglicherweise wegen seiner oftmals sieben schwarzen Punkte auf den roten Flügeln, die mit den sieben Schmerzen der Jungfrau Maria in Verbindung gebracht wurden. Im Volksglauben sandte Maria diese Käfer, um Schädlinge zu vertilgen und die Ernten zu retten. Der Schaden abwendende Marienkäfer wurde zum Glücksbringer. Ältere Sagen sahen im Marienkäfer den Beschützer vor Hexen und Unheil.
Scherben Beim Polterabend oder bei Schiffstaufen gilt: „Scherben bringen Glück.“ Mit dem Lärm sollen böse Geister vertrieben werden, um eine glückliche Zukunft ansteuern zu können. Der Brauch, Porzellan oder Ähnliches zu zerschlagen, geht vermutlich auf alte Opferrituale zurück, bei denen am Ende Opferschalen zerschlagen wurden.
FOTOS: GINA SCHOELER; FOTOLIA.COM: GERTUDDA
Was im Königreich Bhutan Realität ist, existiert hierzulande als Kunstprojekt: das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“. 2012 entwickelten Studenten der Hochschule Mannheim die Idee, ein solches Ministerium ins Leben zu rufen, bis heute betreibt Gina Schöler die Kampagne weiter. Die Kommunikationsdesignerin nennt sich selbst „Glücksministerin“ und ist europaweit unterwegs, um mit Menschen gemeinsam das Glück zu erarbeiten und greifbar zu machen. „Welche Werte zählen wirklich, wie wollen wir leben und was müssen wir dafür ändern?“, fragt sie. In Form von Vorträgen, Workshops oder interaktiven Aktionen zeigt sie auf, wie viel Spaß es machen kann, sich um das gute Leben zu kümmern – eine Idee, die auf ein großes Echo stößt. Unter anderem konnte Schöler ihre Ideen schon Bundestagsmitgliedern vorstellen und auf Kongressen und Messen sprechen.
Glücksschwein
So geht Glück 10 Tipps von Papst Franziskus Was braucht der Mensch für ein glückliches Leben? Diese Frage stellte das argentinische Magazin Viva Papst Franziskus. Jes dokumentiert seine Antworten leicht gekürzt.
1.
Leben und leben lassen. Wer sein Leben selbst in die Hand nimmt, sich weiterentwickelt und anderen dies auch zugesteht, befindet sich auf dem Weg zu Frieden und Glück.
6.
Unterstützen Sie die Jugend. Sorgen Sie
2.
Seien Sie großzügig. Sich selbst und gleich-
7. 8.
Schützen Sie die Natur. Der Respekt vor unserer Umwelt ist vielfach verloren gegangen.
9.
Respektieren Sie andere Religionen. Die
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FOTO: REUTERS/GIAMPERO SPOSITO
4. 5.
zeitig allen Mitmenschen offen und wohlwollend begegnen – das bewahrt vor zu viel eigener Nabelschau und Egozentrik.
Gewinnen Sie Gelassenheit. Besser als gemächlich fließendes Wasser in einen See münden, anstatt ein steinbeladener reißender Strom zu sein: Erst Ruhe und Demut sorgen für die nötige Gelassenheit im Leben.
Gestalten Sie Ihre Freizeit. Nutzen Sie Feierabend, Wochenenden und Urlaube für ein echtes Miteinander: Gespräche, Spiele, gemeinsames Naturerleben, Kunst und Kultur – anstatt Fernseher, Computer oder Handy die Regie zu überlassen.
Arbeiten Sie am Sonntag nicht. Nach Möglichkeit gehört dieser Tag der Familie.
10.
dafür, dass sie würdige Berufe findet. Würde ist dir gegeben, wenn du Essen selbst nach Hause bringen kannst, von deiner eigenen Arbeit.
Denken Sie positiv. Über andere schlecht zu reden zeugt von geringem Selbstwertgefühl: Ich fühle mich so klein, dass ich andere kleinhalten muss, anstatt mich selbst aufzuraffen.
Kirche wächst, indem sie attraktiv ist, nicht bekehrend, Das Schlimmste ist eine religiöse Bekehrung, die meint: Ich rede mit dir, nur um dich zu überreden.
Bleiben Sie friedlich. Wir leben in einer Zeit vieler Kriege. Daher muss der Ruf nach Frieden lauter geschrien werden. Friede ist niemals ruhig. Der Frieden ergreift immer die Initiative und ist dynamisch.
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GLÜCKSBOTEN
FOTO: GETTYIMAGES
Die Frage nach dem Glück treibt auch die moderne Hirnforschung um. Was passiert unter der Schädeldecke, wenn wir glauben, glücklich zu sein? Der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther verweist auf die unterschiedlichen Dimensionen von Glück.
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Titelthema
Herr Professor Hüther, Sie sind dem Glück seit vielen Jahren auf der Spur. Lässt sich Glück überhaupt messen? Die Neurobiologen suchen nach sogenannten Glücksbotenstoffen, nach Dopamin und endogenen Opiaten, die in dem Moment, den wir für Glück halten, im Hirn eines Menschen vermehrt freigesetzt werden. Messbar ist dann eine Aktivierung des sogenannten Belohnungszentrums. Auf den Monitoren lässt sich erkennen, welche Bereiche im Hirn dann genau aktiv werden. Doch man macht es sich als Neurobiologe zu einfach, wenn man meint, man könnte allein anhand von Botenstoffen oder Aktivierungsprozessen, die im Gehirn mit diesem Zustand einhergehen, den wir Glück nennen, das Glück tatsächlich messen. Dabei ist oft noch viel mehr los im Hirn. Wer sich mit dem kleinen Geflacker im Belohnungszentrum nicht zufrieden geben will, wird feststellen, dass bei einem tieferen Glück auch andere Bereiche im Hirn und oft sogar über längere Zeit aktiviert werden, Areale, die bei kurzzeitiger Glücksbefriedigung entweder gar nicht betroffen sind oder schnell wieder erlöschen. Manchmal macht uns doch auch Schokolade glücklich, ein Paar neue Schuhe, ein größeres Auto oder auch ein Lottogewinn? Ja, es gibt tatsächlich tausend verschiedene Dinge, von denen die Menschen glauben, dass sie glücklich machen. Das kann das Paar Schuhe sein, die Briefmarkensammlung, der Sieg des Lieblingsvereins, die Joggingrunde durch den Wald oder auch die Tafel Schokolade. Wir müssten uns also erst einmal darüber verständigen, was wir unter Glück verstehen, bevor wir im Hirn danach suchen, was dort alles passiert.
FOTO: FRNAZISKA HÜTHER
Was genau ließe sich denn als Glück bezeichnen? Ein wichtiger Begriff in der Hirnforschung ist Kohärenz, das ist ein Zustand, in dem alles zusammenpasst und den auch das Gehirn anstrebt. Ein Idealzustand ohne jede Störung, den man im Leben eigentlich nie erreicht – das wäre Glück. Doch so lange wir lebendig sind, kommt es immer wieder zu Störungen. Schon wenn ich morgens die Augen aufmache, gelangen Signale ins Gehirn, die diese sogenannte Kohärenz stören. Jede Störung, jedes Problem veranlasst uns also, die Situation wieder auszugleichen. Gelingt uns das annähernd, wird im Hirn das Belohnungssystem aktiviert und wir fühlen uns gut. Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir immer bessere Strategien, um genau das zu erreichen. Im Grunde ist das oft aber nur eine schnelle Befriedigung, ein billiger Ersatz. Wir gönnen uns etwas – und werden so zu Opfern unserer eigenen Glücksstrategien. Und was könnte uns wirklich glücklich machen? Ich versuche, das an einem sehr einfachen Beispiel deutlich zu machen. Ein kleiner Junge kommt mit seiner Mutter an der Supermarktkasse vorbei, sieht dort ein Überraschungsei und brüllt so lange, bis er die Süßigkeit schließlich be-
»Glücklich ist nicht, wer anderen
so vorkommt, sondern wer sich selbst dafür hält.« Seneca
kommt. Szenenwechsel: Ein anderes kleines Kind steht zum ersten Mal allein auf zwei Beinen, dafür hat es lange geübt. Das Glücksgefühl durchströmt den ganzen Körper, das Kind strahlt die Mutter an. Dieser Glückszustand ist weitaus komplexer. Das ist das Entscheidende: Dem Jungen mit dem Überraschungsei bleibt nur das schnelle Glück, eine Art Triumphgefühl. Ähnlich wie bei einem Lottogewinn oder beim Kauf eines neuen Autos. Das heißt, langfristig und nachhaltig wäre Glück ein Zustand, der dazu führt, dass ich mich selbst weiterentwickele, Stichwort: Selbsterkenntnis, dass es mir gelingt, in der Gemeinschaft mit anderen das Glück zu finden, Stichwort: Nächstenliebe, und wenn ich es erreiche, mich in dieser Welt gehalten und im Einklang zu fühlen, Stichwort: Spiritualität.
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K A RI N D Z I O NA R A
Professor Dr. Gerald Hüther ist Neurobiologe am Zentrum für psychosoziale Medizin an der Psychiatrischen Klinik an der Universität Göttingen. Der prominente Glücksforscher und Autor zahlreicher wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Publikationen plädiert für ein Umdenken in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Jüngst ist sein neues Buch erschienen: „Etwas mehr Hirn, bitte. Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten.“, Vandenhoeck & Ruprecht, 19,99 Euro.
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PILGERREISE
Titelthema
Glück ist kein Zufall Mehr als einmal hat der Braunschweiger Detlef Schötz Glück gehabt – Glück im Unglück. Seitdem weiß er: Vieles ist im Leben gar nicht so wichtig.
Kopfüber auf eine Betonplatte Es war nicht das einzige Mal, dass Detlef Schötz Glück hatte. Schon als Baby überstand er einen Sturz aus dem Arm der Mutter mitten in gesplittertes Glas einer Milchflasche. Eine Narbe an der Stirn zeugt noch davon. 2009 stürzte er mit dem Kopf voraus vom Garagenboden auf eine Betonplatte. Auch dieser Unfall endete glimpflich. Er zog sich nur eine weitere Schnittwunde zwischen den Augenbrauen zu. Er hätte sich auch leicht das Genick brechen können. Für Detlef Schötz ist sein Glück mehr als Zufall. „Es geschieht nichts umsonst. Die Biografie eines Menschen hat einen Sinn“, sagt er. „Ich bin dankbar, dass ich immer wieder eine neue Chance bekommen habe. Ich habe ein tiefes Vertrauen zu Gott entwickelt“, erzählt er. Schötz ist seit seinem 16
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Dreimal Glück im Unglück: Detlef Schötz ist dankbar, dass er immer wieder eine Chance bekommen hat.
Autounfall gelassener geworden: „Man merkt, dass vieles im Leben gar nicht so wichtig ist“. Und er hat ein besonderes Verhältnis zu Engeln entwickelt. „Als wir uns mit dem Auto überschlagen haben, habe ich meinen Schutzengel am Waldrand gesehen“, sagt Schötz. Er weiß, dass sich das für manchen, der das hört oder liest, etwas eigenartig anhören mag. Aber das kümmert ihn nicht. Schötz, Vater von drei Kindern, arbeitet heute als hauptberuflicher Diakon in St. Aegidien in Braunschweig. Er verteilt Lebensmittel an Bedürftige, kümmert sich um eine Kleiderkammer, lädt Obdachlose zum Frühstück ein. Die Menschen, mit denen er zu tun hat, sind häufig drogensüchtig, alkoholkrank, sozial schwach. „Es gibt für jeden eine Hoffnung, ein Licht. Wir Menschen werden Gott nicht los“, sagt er. Eine Erfahrung, die er selbst gemacht hat. Und er ist überzeugt: „Wirkliches Glück erfahren wir nur im Unglück.“
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M AT T H I AS BO D E
FOTO: FOTOLIA.COM: FRIEDBERG; MATTHIAS BODE
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etlef Schötz weiß, wie sich Glück anfühlt. Er war 18, als er sich mit einem Fiat 124 in einer S-Kurve mehrmals überschlug und das Auto schließlich auf dem Dach liegen blieb. Am Steuer des Wagens saß ein Freund, der ihn kurz zuvor an einer Bushaltestelle aufgesammelt hatte. Detlef Schötz erlebte das, was viele Menschen in Todesangst durchmachen: Ein Film seines bisherigen Lebens lief an ihm vorüber. Doch er musste nicht sterben. Es dauerte einige Minuten, bis er seinen Schock überwunden hatte. Dann kletterte er durch die zersplitterte Frontscheibe des Kleinwagens ins Freie. Die einzige Verletzung, die er davontrug, war eine Wunde am linken Handrücken – vermutlich hatte er sich an den Glassplittern geschnitten.
Dieses Angebot schickt der Himmel! HeimSuchungen Die Menschen hungern, leben in Angst, verlieren ihre Heimat. Persönlich und berührend schildern zehn Männer und Frauen, wie sie Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt und im Bistum Hildesheim eine neue Heimat gefunden haben. Ein Zeitzeugen-Projekt im Rahmen des Jubiläums 1200 Jahre Bistum Hildesheim.
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Seele & Leib
Buntes Treiben
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ie Fronleichnamsfeier, an der Katholiken 60 Tage nach dem Ostersonntag die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Brot des Abendmahls feiern, ist auch ein Fest für die Augen. Dies gilt hierzulande sowohl für den Norden, wo Katholiken mit Fahnen durch die Straßen hin zu geschmückten Kirchen prozessieren, als auch für den Südwesten der Republik, wo es wie in Mühlenbach in vielen Gemeinden Brauch ist, Blüten auf den Wiesen zu pflücken und zu Blumenteppichen zu verarbeiten. Eine hohe Symbolkraft haben sie ohnehin. Bereits seit der Antike sind die bunten, zarten Blüten ein Sinnbild von Schönheit und Leben, aber auch von Vergänglichkeit. Und weil sich aus ihnen Früchte entwickeln, stehen sie häufig auch für Hoffnung. In unserer Ernährung haben Blüten lange Zeit eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Immer mehr Köche greifen auf die bunten Pflanzenteile zurück – zum einen als Tellerdekoration, zum anderen aber auch als Zutat in Sommersalaten, Suppen oder Desserts. Als besonderer Hingucker machen sich beispielsweise Veilchen, Gänseblümchen oder Lavendel in
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Eiswürfeln für sommerliche Erfrischungsgetränke. Und wer Kapuzinerkresse mit Butter und etwas Salz vermengt, bekommt eine fruchtig, scharfe Zugabe zum Grillfleisch. Dabei haben viele Blüten nicht nur ein interessantes Aroma, sondern oftmals auch eine heilende Wirkung.
Blüten auf den Teller Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Dabei ist es erstaunlich, wie viele Blüten tatsächlich essbar sind. Neben Löwenzahn, Gänseblümchen oder Schafgarbe können etwa auch Begonien, Dahlien oder Chrysanthemen auf den Teller. Wer sich nicht sicher ist, findet auf Ratgeberseiten im Internet wie zum Beispiel www.bio-gaertner.de oder in Büchern Antworten. Schließlich gibt es auch einige giftige Blüten, die keineswegs gegessen werden sollten – Pfingstrosen zum Beispiel, Fingerhut oder Engelstrompeten. Blüten sind sehr empfindlich. Deshalb sollten sie frisch gepflückt verarbeitet werden – idealerweise sammelt man sie vormittags im eigenen Garten ein, wenn die Knospen gerade aufgehen. Dann kann man sich auch sicher sein, dass die Pflanzen mit keinen Giftstoffen in Berührung gekommen sind. Auch Wiesen, die nicht direkt an größeren Straßen liegen, eignen sich zum Sammeln. Dem farbenfrohen Blütenmenü steht dann nichts mehr im Wege – zum Fronleichnamsfest jedenfalls passt es besonders gut.
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ST E P H A N F U H R ER
FOTO: FOTOLIA.COM: BYGIMMY
In manchen Gegenden gehören Blumenteppiche an Fronleichnam zum festen Brauchtum. Aus den Blüten lässt sich auch ein farbenfrohes Festtagsmenü zaubern.
AU S DEM KLO STER
und der Rauke kurz vor dem Servieren zum Risotto geben. Nochmals abschmecken, in Schälchen geben und nach Wunsch mit Kapuzinerkresseblüten dekorieren. Wer es opulenter mag, kann den Risotto mit Parmesan und Pinienkernen servieren.
Sommerduft im Säckchen Im Klostergarten der Abtei Fulda blüht in diesen Tagen der Lavendel. In kleinen handgenähten, bunten Säckchen abgepackt verschicken die Benediktinerinnen den Blütenduft über ihren Online-Shop in die ganze Republik. 3,80 Euro pro Stück WWW.ABTEI-FULDA.DE/SHOP
Rezept und Bild entnommen aus „Wildkräuter“ von Ralf Hiener und Olaf Schnelle, ISBN: 978-3-7750-0540-1, © Hädecke Verlag
Pure Kraft BLUM IGE S R E ISGE RI C HT
Risotto mit Gurke, Kapern und Kapuzinerkresse
FOTOS: ANNE FREIDANCK „WILDKRÄUTER“, HÄDECKE VERLAG; FOTOLIA.COM: TR3GI, BURIY
Für 4 Personen 350 g Risottoreis (Vialone oder Arborio) 1 fein gewürfelte Zwiebel 4 EL Olivenöl, etwas Butter 200 ml trockener Weißwein 1600 ml heiße, kräftige Gemüsebrühe 1 Salatgurke 2 enthäutete und entkernte Tomaten 60 g Kapern (Nonpareilles) evtl. eine Hand voll Rauke 30 g Kapuzinerkresseblätter einige Kapuzinerkresseblüten 100 ml geschlagene Sahne (Rahm) Salz, weißer Pfeffer aus der Mühle, Muskatnuss So wird’s gemacht: Zwiebelwürfel in Olivenöl und Butter glasig schwitzen, ungewaschenen Risottoreis zugeben und ebenfalls kurz anschwitzen. Salzen, mit Weißwein ablöschen und diesen vollständig einkochen lassen. Die Brühe in kleinen Mengen zum Risotto geben. Im Topf sollte es immer leicht köcheln, die Kochdauer beträgt etwa 20 Minuten. Die Gurke schälen, entkernen und in Würfel bzw. in Scheiben schneiden. Die Tomaten ebenfalls fein würfeln. Kurz bevor der Risotto gar ist, Gurke und Tomaten zugeben und kurz mitkochen. Die Kapuzinerkresseblätter in sehr feine Streifen schneiden, gemeinsam mit der geschlagenen Sahne, den Kapern
Aloe, Zedernholz, Myrrhe, Rose von Jericho – die Hinweise auf Heilpflanzen sind in der Bibel zahlreich vertreten. Um an die Wirkstoffe zu kommen, wurden ätherische Öle gewonnen und anschließend beispielsweise zu Salben weiterverarbeitet. Das historische Wissen hat sich in der Naturmedizin bis heute gehalten. Noch immer setzen wir gerade bei kleineren Wehwehchen auf die Wirkung dieser hochkonzentrierten Essenzen: Eukalyptus zur Schleimlösung, Fenchel-KümmelAnis gegen Blähungen oder Kamille gegen Entzündungen. Einige Duftstoffe finden sich zudem in Parfüm, Badezusätzen oder Massageölen wieder. Eine wichtige Rolle spielen die ätherischen Öle auch bei der Aromatherapie, bei der Therapeuten Empfindungsstörungen behandeln. Gewonnen werden die Öle ähnlich wie beim Schnapsbrennen durch Destillation. Dabei wird den zerkleinerten Pflanzen in einem Brennkessel Wasserdampf zugeführt. Der Dampf treibt die Öle aus der Pflanze. Anschließend werden Wasser und Öl voneinander getrennt. Zurück bleibt die pure Heilkraft der Natur.
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ST E PHA N F U HRE R
AU S DEM NETZ Zu gut für die Tonne Zum Wegwerfen zu schade – aber was soll man bloß mit den ganzen Resten im Kühlschrank anfangen? Die Internetseite WWW.ZUGUTFUERDIETONNE.DE des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft weiß Rat – und hat jede Menge hervorragende Rezeptideen. Die Inhalte gibt es auch als kostenlose App, erhältlich in den App-Stores von Google und Apple.
AU S DEM KA L ENDER Lecker Pfannkuchen! Traditionell am letzten Sonntag im Juli wird in Geeste das Buchweizenblütenfest im Emsland-Moormuseum gefeiert. Bekannt ist die Feier, die in diesem Jahr am 26. Juli von 10 bis 18 Uhr stattfinden wird, für ihre hervorragenden Buchweizenpfannkuchen.
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Lebensfrage
KLASSE STATT MASSE Mit den besten Freunden durch dick und dünn: Freundschaften werden viel beschworen, weil sie unser Leben bereichern. Selbst dann, wenn der Alltag manchmal holprig ist.
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ie tragfähig Freundschaften sind, weiß jeder, der schon einmal umgezogen ist: Im Idealfall ist die Bude voll mit Helfern, und alle packen mit an. Doch tatsächlich findet sich am Umzugsmorgen nur ein Bruchteil der Freunde zum Kistenschleppen ein. Es sind die treuen Seelen, auf die man sich verlassen kann – andere verschlafen oder haben plötzlich „Rücken“. Wenn Not am Mann ist, sind echte Kumpel gegenüber ambivalenten Teilzeitfreunden rar gesät. Und die 287 Facebook-Freunde helfen auch nicht weiter. Enttäuschungen jener Art sind ärgerlich, sollten den eigenen Freundschafts-Blick aber nicht trüben: Mitfeiern können
eben immer viele; da sein, wenn es darauf ankommt, nur wenige. In Sachen echter Freundschaft zählt vor allem Klasse statt Masse. Es geht nicht darum, viele Freunde zu haben, sondern gute. „Ein Freund ist jemand, der deinen kaputten Zaun übersieht und stattdessen die Blumen in deinem Garten bewundert“ heißt es in einem englischen Sprichwort. Dies kann nur ein Mensch leisten, der es trotz seines Wissens um unsere Schattenseite gut mit uns meint. Und mal ehrlich: Möchten wir wirklich, dass die Gruppe der Partyund Teilzeitfreunde über unsere dunklen Ecken so genau Bescheid weiß?
Freunde fangen „Hiobsbotschaften“ auf
»Der beste Weg, einen Freund zu haben,
ist der, selbst einer zu sein.« Ralph Waldo Emmerson
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Wer gibt, der bekommt. Wer sich gegenüber Freunden öffnet, für den springt immer auch etwas heraus: Trost, Mitgefühl oder Anerkennung. Gelegentlich kann und muss ein freundschaftlicher Gedankenaustausch auch kontrovers enden. Ein gewisser Hiob hat genau das erlebt. Bis heute ist er in aller Munde, weil er durch die „Hiobsbotschaften“ traurige Be-
»Facebook hilft, mit Leuten in
Kontakt zu bleiben, die wir auch im echten Leben kennen. Mehr nicht. Wer glaubt, dass jeder FacebookKontakt ein Freund ist, der weiß nicht was Freundschaft bedeutet.« Marc Zuckerberg
rühmtheit erlangte. Weniger bekannt ist jedoch, dass der leidgeprüfte Mann durch Feuer und Sturm um Besitz und Kinder gebracht wurde, Diebe ihm seine Kälber nahmen und er selbst an einem Hautausschlag erkrankte. Geblieben sind ihm jedoch drei Freunde: Elifas, Bildad und Zofar. Sie eilen sofort zu Hiob, setzen sich zu ihm in den Staub und halten sein Schweigen aus. Mehr noch: Sie wollen ihm nah sein und ihre Verbundenheit ausdrücken. Daher schweigen auch sie. Mit ihm. Sieben Tage und Nächte lang. Als Hiob endlich wieder spricht, hören sie zu und geben dadurch seiner Trauer Raum. Gleichzeitig sind sie kritische Gesprächspartner, die ihm nicht nach dem Mund reden. Freunde im besten Sinne also. Dass die Diskussion dieser vier Freunde dann leider doch noch eskaliert, steht dabei auf einem anderen Blatt: nachzulesen im Alten Testament der Bibel im Buch Hiob (oder Ijob). Damals wie heute „menschelt“ es eben selbst unter Freunden gewaltig, wenn Wortgefechte aus dem Ruder laufen, weil jeder dem anderen beweisen will, wie richtig man selbst liegt – und wie falsch der andere.
FOTO: FOTOLIA.COM: SONDERN
Freundschaft belebt Auch, wenn es gelegentlich anstrengend wird: Freundschaft belebt auf vielerlei Art und Weise – sogar wissenschaftlich bestätigt. Einer kanadischen Studie mit rund 25.000 Teilnehmern zufolge fühlen sich Personen mit Freunden weniger gestresst und gesünder als Menschen ohne engere Bezugspersonen. Wer sich regelmäßig mit anderen trifft und sich dabei aufgehoben und geborgen fühlt, hält sein Wohlbefinden und Selbstbewusstsein sogar dauerhaft auf einem höheren Niveau als die zurückgezogener lebende Vergleichsgruppe. Dabei zählt vor allem der persönliche Dialog: Telefon- oder Chatkontakte erzielen weitaus geringere Effekte, fand eine deutsch-niederländische Studie unter Studenten heraus. In Sachen Freundschaft schlägt „real“ also „virtuell“ auf ganzer Linie: Wer seine heimische Komfortzone vor dem Fernseh- oder Computerbildschirm verlässt, wird mehrfach belohnt – mit guten Gesprächen, besserer Gesundheit und einem engeren Draht zu Freunden, der manchmal sogar den Gang zum Therapeuten ersetzen kann.
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ALEXANDRA KAUFHOLD-W I N K LE R
Lourdes
17. bis 21 . Septemb er 2015
Südfrankreich Wallfahrt des Bistums Hildesheim auch für kranke und pflegebedürftige Pilger Flugreise ab Hannover Reisekosten incl. Flug: 849,- Euro Informationen und Anmeldung Telefon 05121 307-810 christiane.wirries@bernward-medien.de
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Rauszeit
PERFEKTE IDYLLE Otto Modersohn, Heuernte im Moor, 1910.
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ine perfekte Idylle im Grünen. Rosenbüsche säumen die elegant geschwungene Freitreppe. Im Garten plaudern die Gäste, eine Gesellschaft aus Künstlern und Literaten, andere musizieren. Eine Dame in grünem Kleid, mit Blüten zart übersät, und kostbarem Spitzenkragen blickt gedankenverloren in die Ferne. Es ist Martha Vogeler, Ehefrau und Muse des Jugendstilkünstlers Heinrich Vogeler. Sein berühmtes großformatiges Gemälde „Sommerabend“ von 1905 gehört zu den zentralen Werken in der „Großen Kunstschau“ im Künstlerdorf Worpswede am Rand des Teufelsmoors, wenige Kilometer nordöstlich von Bremen gelegen. Um 1900 war Worpswede die Wahlheimat bekannter Künstler wie Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Heinrich Vogeler oder Paula Modersohn-Becker. Neben Clara Westhoff, der späteren Frau des Dichters und Gelegenheitsworpsweders Rainer Maria Rilke, oder Ottilie Reylaender gehörte sie zu den ersten „Malweibern“, die sich in der Kunstszene behaupten mussten, bevor den Frauen der Zugang zu staatlichen Kunstakademien gewährt wurde. Die begabte Paula Becker, die in Worpswede den Malerkollegen Otto Modersohn kennenlernte, seine Frau wurde und in Worpswede
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begraben liegt, gilt heute als eine der Wegbereiterinnen der Moderne. Sie lebte zeitweise in Paris, kehrte aber immer wieder zur großen Künstlerfamilie nach Worpswede zurück und verstarb jung, im Alter von 31 Jahren. Kunstpilger kennen ihr Grab hinter der Zionskirche, das der Bildhauer und Architekt Bernhard Hoetger, ebenfalls ein bekannter Vertreter der Worpsweder Künstlerkolonie, gestaltet hat. Wer durch das kleine Künstlerdorf mit seinen vielen Galerien und Cafés flaniert, stößt auf zahlreiche Werke Hoetgers, das Kaffee Worpswede, die benachbarte Große Kunstschau und Skulpturen wie „Die Wut“ oder der „Bonze des Humors“. Kunst und Leben, so die Vision, sollten zu einer Einheit werden. Dieser Traum ist bekanntlich gescheitert. Die Gründe waren vielfältig. Dass sich das Leben nicht in ein Idealbild mit Paradiesgarten zwingen ließ, ahnte Vogeler bereits, als er sein in Schön-
Heinrich Vogeler, Sommerabend, 1902–05.
FOTOS: PICTURE ALLIANCE/AKG-IMAGES; WORPSWEDER MUSEUMSVERBUND
Gartenträume und Visionen. Die Museen im Künstlerdorf Worpswede zeigen die berühmten Meisterwerke aus der Gründerzeit um 1900. In Sonderausstellungen werden auch zeitgenössische Arbeiten präsentiert.
FOTOS: FOTOLIA.COM: KATHRIBA; PICTURE ALLIANCE/AKG-IMAGES; ANDREAS WILHELM, RÜDIGER LUBRICHT/WORPSWEDER MUSEUMSVERBUND
Einzigartig: das Teufelsmoor.
Paula Modersohn-Becker, Selbstbildnis um 1905.
heit erstarrtes Bild vollendete. Heute ist sein weiß getünchtes „Märchenschloss“, der Barkenhoff, ein Museum. Dokumentiert werden Leben und Werk des unermüdlichen Träumers, der seinen erlesen Musenort, einst das Herz der Künstlerkolonie, mit selbst entworfenen Jugendstil-Möbeln ausstattete. Nach den schockierenden Erlebnissen des Ersten Weltkriegs wendete sich Vogeler dem Sozialismus zu und folgte wenig später seiner neuen Partnerin in die damalige Sowjetunion. Seine Frau Martha, die sich von Vogeler getrennt hatte, bezog das Haus im Schluh, heute ebenfalls ein Museum. Ende Juni wird dort eine neue Dauerausstellung eröffnet. Doch das Künstlerdorf ist nicht nur Erinnerungsort. Hier leben rund 140 Künstler und Kunsthandwerker, die regelmäßig ihre Arbeiten präsentieren. „Worpswede muss lebendig bleiben“, betont Susanna Böhme-Netzel, die in dritter Generation die Galerie Netzel, heute die Worpsweder Kunsthalle, leitet. Vor fünf Jahren haben sich hier vier Museen zu einem Verbund zusammengeschlossen. Gemeinsam zeigen sie regelmäßige aufeinander abgestimmte Sonderausstellungen mit zeitgenössischer Kunst, aber auch mit den Klassikern der Moderne. Unter dem Motto „Kunstwege – Lebenszeichen“ stehen in diesem Sommer ab 28. Juni drei Künstlerinnen im Mittelpunkt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mutig eigene Wege gingen: Käthe Kollwitz, Jeanne Mammen und Ottilie Reylaender. Als Weggefährtin von Paula Modersohn-Becker steht auch Ottilie Reylaender für den Aufbruch der Frauen. Ihr Gemälde „Die Geschwister“ zählt mit zu den „Best of“ der „Alten Worpsweder“.
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Große Kunstschau Worpswede: Blick in die von Bernhard Hoetger gestaltete Rotunde von 1927. Der Barkenhoff: heute ein Museum (links).
Worpswede – die Museen Für die Große Kunstschau, den Barkenhoff, die Worpsweder Kunsthalle und das Haus im Schluh gibt es ein Kombi-Ticket für 15 Euro, es ist ein Jahr lang gültig und übertragbar. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt. Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr. WWW.WORPSWEDE-MUSEEN. de. Der Katalog zur Sommerausstellung „KunstwegeLebenszeichen“ über „Ottilie Reylaender. 1882–1965. Unterwegs“, hat 98 Seiten und kostet 12,50 Euro.
KARIN DZ I O N A RA
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Ehrensache
Hilfe im Antragsdschungel Einmal in der Woche hilft die soziale Sprechstunde der Herz-Jesu-Gemeinde Tostedt Ratsuchenden beim Ausfüllen diverser Formulare. Seit zehn Jahren gibt es diese unbürokratische Anlaufstelle.
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enten- und Hartz-IV-Anträge, Wohngeld- oder Schwerbehindertensachen – was den meisten allein beim Hören den Schweiß auf die Stirn treibt, ist für das Team der Sozialen Sprechstunde der Herz-Jesu-Gemeinde in Tostedt Routine. Jeden Donnerstag helfen fünf Ehrenämtler anderen dabei, die Papierflut von Anträgen zu sichten, auszufüllen und abzuschicken. Mehrere Ratsuchende kommen jede Woche, berichtet Anja Kämpker, die die Soziale Sprechstunde mit aufgebaut hat. Im Mai feierte die Sprechstunde ihren zehnten Geburtstag. Ins Leben gerufen hatten die Aktiven sie vor dem Hintergrund der damals erlassenen HartzIV-Gesetze. „Wir wollten eine Anlaufstelle schaffen und Hilfe anbieten“, erinnert sich die Lehrerin. „Die Hartz-IV-Anträge sind teilweise so kompliziert, da braucht man fast ein Studium zum Ausfüllen“, sagt Hans Sendes und lacht. Der Betriebswirt ist seit seinem Renteneintritt vor vier Jahren dabei. Mit Anträgen kennt er sich aus – 35 Jahre hat er im Leistungssport gearbeitet. Förderanträge gehörten da zum Alltag. Heute freut er sich, wenn er mit seinem Wissen anderen helfen kann.
50 Prozent Migranten Gut 50 Prozent der Ratsuchenden haben Migrationshintergrund, andere haben eine geringe Bildung oder sind aus anderen Gründen überfordert. „Es gibt Menschen, die trauen sich einfach an die Behördensachen nicht ran“, sagt Anja Kämpker. Kommen Menschen in die Sprechstunde, die in
einer finanziellen Notlage sind, können die Berater auch mit 25-Euro-Gutscheinen eines örtlichen Einkaufsmarktes weiterhelfen – finanziert durch die Ortscaritas.
Ein Netzwerk hilft In manchen Angelegenheiten kommen die Berater jedoch nicht weiter. Im Zweifelsfall vermitteln sie die Ratsuchenden an andere Stellen weiter, wie zum Beispiel die Schuldnerberatung, oder verweisen in Asylsachen an einen Anwalt. Und wenn die Berater selbst einmal Fachfragen haben, greifen sie dank eines gewachsenen Netzwerkes auf Ansprechpartner bei Jobagentur oder Caritas zurück. „Das meiste ist jedoch machbar und ohne spezielles Fachwissen zu lösen“, sagt Anja Kämpker. Nur einen langen Atem brauchen die Ehrenämtler manchmal. Denn so mancher Fall ist knifflig. Wie der einer älteren Russin, bei der es um die Rente ging. Das Problem: Viele Papiere fehlten, mussten aus Russland beschafft werden. Genau das Richtige für Ernst Firsching. Der Rentner war selbst lange Versicherungsältester, kennt sich mit Rentensachen gut aus. „Da kann ich meinen eigenen Horizont erweitern“, sagt er. Der Lohn für die Mühen: die Zufriedenheit und das Dankeschön der Ratsuchenden. „Das gibt einem sehr viel zurück“, sagt Anja Kämpker. Für sie und ihre Mitstreiter ist die soziale Sprechstunde ein Dienst am Nächsten, wie sie sagt. „Es geht uns auch darum deutlich zu machen, was Teil des christlichen Auftrags ist.“
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FOTO: MARTINA ALBERT
Vier-Augen-Prinzip: Anja Kämpker und Hans Sendes im Beratungseinsatz.
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Gretchenfrage
„Man kann anständig bleiben“ Prof. Dr. Claus Hipp, mehrfach ausgezeichneter Unternehmer und geschäftsführender Gesellschafter des Nahrungsmittel- und Babykostherstellers Hipp über Geld, Glück und Glauben.
FOTO: HIPP
Was bewegt Sie? Es bewegt mich, wenn ich andere Menschen in Not sehe und nicht helfen kann. Nahe geht mir jede Art von Unrecht. Denn ich nehme gerne Partei für den Schwächeren. Spitzengehälter halte ich für übertrieben; man kann auch normal leben und anständig bleiben. Ich schätze Maßhaltung und Verzicht. Mein Namenspatron, der heilige Nikolaus von Flüe, war ebenfalls Bauer und verbrachte sein Leben als Asket. Ein solcher Lebensstil imponiert mir. Es geht im Leben nicht nur darum, möglichst schnell viel Geld zu verdienen.
Was macht Sie glücklich? Es macht mich glücklich, wenn ich meine Familie glücklich sehe: Ich habe fünf Kinder und zwölf Enkel – da geht es immer auch um Verantwortung, Wertschätzung und Interesse. Genauso wie bei meinen 2000 Mitarbeitern. In manchen Dingen ist mir der heilige Augustinus ein guter Ratgeber: Er hat mich gelehrt, dass Gerechtigkeit und Barmherzigkeit auch ihren Platz im Leben haben (müssen); ebenso wie ethisches Handeln und das Schwimmen gegen den Strom. Sicher bin ich mir, dass Vertrauen wächst, je mehr wir es verschenken.
Wie halten Sie’s mit der Religion? Aus meinem Glauben mache ich keinen Hehl: Die Religion ist mir im Leben eine wichtige Stütze, die mir Orientierung und Halt gibt; ich habe die Erfahrung gemacht, dass das die einzige Einstellung ist, die auf Dauer wirklich trägt. In einer kleinen Wallfahrtskirche bin ich Mesner und in München Dom-Ministrant. Als praktizierender Christ ist mir auch die Schöpfung nicht gleichgültig – es ist mir wichtig, das zu erhalten, was Gott uns zur Verfügung gestellt hat. Wenn ich aus meinem Gewissen heraus eine Entscheidung fälle, fühle ich mich stark. Auch, weil ich regelmäßig bete.
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Katholisch kompakt
e d n ä t s u Z e h c s i s Paradie
Wer bei Google „Paradies“ eingibt, bekommt fast 20 Millionen Einträge genannt – darunter unzählige Hotels, die sich mit diesem Wort schmücken und uns das Paradies verheißen. Doch was hat es damit aus biblischer Sicht eigentlich auf sich?
FOTO: PHOTOCASE.COM: KALLEJIPP FOTO: FOTOLIA.COM: ISAINCU
Im „Kinder-Paradies“ von IKEA können Eltern ihre Kleinen abgeben, um ungestört einzukaufen. Sobald ich in diesem Möbelhaus die Lautsprecherdurchsage: „Der kleine Jakob möchte aus dem Kinder-Paradies abgeholt werden,“ höre, bin ich immer wieder erstaunt: Sehr paradiesisch scheint es in diesem Spielraum dann doch nicht zu sein, wenn so manches Kind schnell daraus wieder die Flucht ergreift. Unter „Paradies“ verstehen wir einen idealen Ort, einen Ort voller Glück. Der Ursprung dieser Vorstellung reicht bis in die Antike zurück. Das Wort selbst kommt aus dem Persischen und meinte die „königlichen Gärten“. In vielen orientalischen Religionen finden wir Erzählungen über das Paradies als einen Ort höchster Seligkeit. Die Bibel nimmt im Alten Testament dieses Bild auf und lässt Adam und Eva in einem fruchtbaren Garten in Eden leben. Die Beziehung zwischen den Menschen und Gott ist in diesem Paradies noch ungebrochen. Doch durch den Sündenfall verlieren die Menschen dieses Paradies. Diese Urgeschichten der Bibel wollen nicht historische Berichte überliefern, sondern sie möchten uns vielmehr etwas über uns und unseren derzeitigen menschlichen Zustand bildreich erzählen. Das Paradies zeigt, wie es ohne das von uns Menschen verursachte Böse sein könnte. Der Mensch lebt hier auf Erden nicht im Paradies. Ideologien versprechen zwar oft das „Paradies auf Erden“ schaffen zu wollen – doch jedes Mal, wenn wir Menschen hier das Paradies errichten, kommt dabei meist die Hölle heraus. Da ist das Bild vom Menschen in der
Bibel realistischer: Wir leben „Jenseits von Eden“ (vgl. Gen 4,16). Hier, in diesem Leben, werden wir bei allem Bemühen, die Vollkommenheit nicht erreichen. Das Paradies ist verloren. In der Heiligen Schrift und besonders in der christlichen Tradition werden dann die Vorstellungen vom Paradies auch auf den „Himmel“, also auf das kommende Leben bei Gott übertragen. So kann Jesus am Kreuz zu dem Mitgekreuzigten sagen: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43). Hier verspricht Jesus ein glückvolles Leben bei Gott nach dem Tod. Die Vorstellungen von diesem jenseitigen Paradies werden in der bildenden Kunst auf vielen Gemälden dargestellt: Neben dem Paradies-Garten finden wir musizierende und tanzende Menschen im Paradies. Auch das „Himmlische Jerusalem“, die ideale Stadt – also kein Garten! – wird als Bild verwendet. Jesus spricht vom „himmlischen Hochzeitsmahl“. Dies alles sind Bilder und Bilder sind offener als realistische Beschreibungen. Sie möchten uns eine Vorstellung davon geben, was Gott uns über dieses Leben hinaus versprochen hat. Wir sind zwar „Jenseits von Eden“, doch haben wir das Paradies (noch) vor uns. Noch eine Anmerkung, angesichts der Diskussion um das Kirchenasyl: Der Vorraum („Narthex“) in mittelalterlichen Kathedralen wurde als Paradies bezeichnet. Er galt auch als Ort für Asylsuchende. Wenn wir Verfolgten Asyl gewähren, dann wird etwas vom Paradies hier auf Erden schon erlebbar.
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Ein Video zum Thema gibt es unter WWW.JES-MAGAZIN.DE
Der Dominikanerpater Wolfgang Stickler, Jahrgang 1949, hat Theologie, Philosophie und Pastoralpsychologie studiert. Darüber hinaus verfügt er über eine psychotherapeutische Ausbildung. Er war Krankenhaus-Seelsorger, Studentenpfarrer und arbeitete in der Leitung des Dominikaner-Ordens in Deutschland mit. Heute ist er in der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Braunschweig tätig.
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Gesehen, gelesen, gehört
Literatur
Film
Musik
Die Glücksformel Stefan Klein
HeimSuchungen Zeitzeugen erzählen
Chasing Yesterday Noel Gallagher
Glücksgefühle für die Handtasche: Im praktischen Mini-Format bietet der Sachbuch-Bestseller von Stefan Klein gebündelte Glückbotschaften. Dabei sind die Erkenntnisse aus der Wissenschaft erfreulich gut lesbar und somit für fast jeden LektüreOrt geeignet. Wer wissen will, „wie die guten Gefühle entstehen“, so der gleichnamige Untertitel, kann daher schnell in einzelne Kapitel – beispielsweise über das Gehirn, das Lächeln oder die Liebe – eintauchen und tristem Alltagsgrau die nötige Farbe geben. Wer jedoch einen Zehn-Punkte-Plan nach der Devise: „Tun Sie dies, unterlassen Sie jenes und Sie sind glücklich!“ erwartet, der wird enttäuscht. Dafür erhält der Leser etwas sehr viel Wertvolleres an die Hand: Werkzeuge zur besseren Selbst(er)kenntnis, mit denen Gefühlsfallen in Zukunft vermieden werden können. Nicht zuletzt verspricht der Autor: „Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, wird es in Ihrem Kopf anders aussehen als vorher.“
Ohne sie würde es das Bistum Hildesheim in der heutigen Form nicht geben: Als nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 500.000 katholische Flüchtlinge aus den Ostgebieten kamen, stießen sie zu den damals rund 200.000 Katholiken innerhalb der Bistumsgrenzen. Das Zusammenwachsen der unterschiedlichen Traditionen und Kulturen – unter nicht immer einfachen Bedingungen – hat dem Bistum ein neues Gesicht gegeben. Im Rahmen des Bistumsjubiläums ist unter dem Titel „HeimSuchungen“ eine sehenswerte DVD über die Schicksale der Vertriebenen entstanden, die durch den Verlust der Heimat, die Schrecken der Flucht und die oft schwierige Ankunft in der Fremde mehrfach heimgesucht wurden. In kurzen, durchgängig in schwarz-weiß gehaltenen Filmen schildern zehn Zeitzeugen ihre Erlebnisse: So verkaufte eine Mutter den Wintermantel der Tochter für ein paar Kartoffeln, weil sie glaubte, dass sie alle den nächsten Winter nicht mehr erleben würden. „Kirche war Heimat“, berichtet ein Geistlicher, und sie bot Anknüpfungspunkte an das Vertraute – selbst, wenn das eigentliche Zuhause verloren war. Auch der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Carl Hahn, kommt als Arbeitgeber vieler Flüchtlinge zu Wort.
Die ersten Töne der aktuellen CD von Noel Gallagher wecken sofort Erinnerungen an „Wonderwall“ – den OasisHit aus den 90ern schlechthin. Doch das ist lange her. Nun hat der eine der beiden legendären, leider auch legendär zerstrittenen GallagherBrüder sein zweites Soloalbum veröffentlicht, und das Wort „Britpop“ darf hiermit nun endgültig entstaubt werden: traditionell unverkennbar gitarrenlastig, und rockig, klingt das Album dennoch irgendwie anders. Entstaubter eben. Dies mag an einer Experimentierfreude liegen, die den 47-jährigen Musiker sogar in jazzige Bereiche führte, die er selbst früher nie für möglich gehalten hätte. Alles in allem besticht „Chasing Yesterday“ durch viel Rhythmus, diverse Gitarrensounds, Keyboards, Glocken, Streicher und eben auch – Saxofone. Ein schönes, empfehlenswertes Album für alle, die bereits Oasis mochten. Für alle anderen besteht aber auch kein Grund zur Sorge: Die ersten Töne, die an “Wonderwall“ erinnern, sind schnell verklungen.
Fischer TaschenBibliothek 2014, 12,00 €
Bistum Hildesheim 2015, 9,80 €
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Sour Mash/Indigo 2015, 16,99 €
Kolumne
Brodowy fühlt der Zeit den Puls
Kulturtipp Musiktheater im Garten Kunstfestspiele Herrenhausen Der Garten als Ort der Glückseligkeit, eine grüne Oase für kühne Gedankenexperimente und Visionen. Legendär sind die Gartenspaziergänge in Herrenhausen, der Sommerresidenz der Welfen. In der barocken Gartenanlage entwickelte der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz um 1700 im Dialog mit Kurfürstin Sophie wegweisende Ideen für einen Zusammenklang von Theologie, Wissenschaft und Kunst. Der Christ und geniale Frühaufklärer glaubte fest an „die beste aller möglichen Welten“. An das historische Erbe knüpfen die „Kunstfestspiele Herrenhausen“ mit experimentellen Kunstformen an. Unter dem Motto „Gegen den Strich“ sind bis 14. Juni in Hannovers Orangerie und im Galeriegebäude 22 Produktionen und drei Installationen zu sehen. Mit seinem Lichtkunstwerk „Lyrical Lights“ skizziert der österreichische Künstler Rens Veltman im Foyer der Orangerie Figuren aus Lichtpunkten, sie flanieren durch den Raum und philosophieren über Sein und Zeit, Erinnerung und Vergänglichkeit. Der Klangkunstmarathon „Salto Vocale“ am 5. Juni dauert von 17 Uhr bis Mitternacht. In der Galerie führen der Countertenor Terry Wey und der Bassist Ulfried Staber mit nur zwei Stimmen eine vierzigstimmige Motette aus der Renaissance auf, in der benachbarten Orangerie treten um 19 Uhr weitere „Extremvokalisten“ auf.
FOTO: KUNSTFESTSPIELE HERRENHAUSEN; TOOFAN HASHEMI
Karten unter 01806 570070 WWW.KUNSTFESTSPIELE.DE
Von Glücksschmieden und Lottogewinnern
D
er Schmied gehört zu den aussterbenden Berufen. Logischerweise gibt es heute mehr Autowerkstätten als Hufschmiede, denn die wenigsten von uns sind im Alltag hoch zu Ross unterwegs. Dabei heißt es sprichwörtlich, dass das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde läge. Trotzdem strebt der moderne Mensch nach mehr als einem PS. Ein anderes Sprichwort lautet, jeder sei seines eigenen Glückes Schmied. Da sich nach verschiedensten Erhebungen mehr als 3/4 der Deutschen als glücklich oder sehr glücklich bezeichnen, scheint das Feuer des Schmiedes in uns noch nicht erloschen. Die „gludernde Lot“, wie es Edmund Stoiber mal versprecherisch ausdrückte, für den übrigens ein Transrapid in München zwischen Flughafen und Hauptbahnhof das pure Glück gewesen wäre, weil ähhh, ähhh, aber das führt jetzt zu weit. Vor Kurzem stand in der Zeitung, dass ein britisches Ehepaar zum zweiten Mal einen Millionengewinn im Lotto eingesackt hat. Ein statistisch nahezu unmögliches Glück. Wenn man mathematischen Berechnungen Glauben schenken darf, liegt es bei eins zu 283 Milliarden. 283 Milliarden! Unser Bundeshaushalt für 2015 hat übrigens Ausgaben in Höhe von 299 Milliarden und wenn der Finanzminister weiter Glück hat, steht davor eine schwarze Null. Woran wiederum minimal die deutschen Lottospieler beteiligt sind, die, wenn sie glücklos bleiben, zumindest ordentlich in den Haushalt einzahlen. Im Übrigen ist längst nicht jeder Lottogewinner mit seinen Millionen glücklich geworden und nicht nur deswegen, weil er gelesen hat, es sei vier- bis sechsmal wahrscheinlicher vom Blitz erschlagen zu werden, als sechs Richtige mit Superzahl zu haben. Logischerweise fängt da der Lottomillionär an zu grübeln, ob er bei Gewitter überhaupt aus dem Haus gehen sollte. Das mit der Blitzwahrscheinlichkeit ist übrigens ein Ammenmärchen. Wobei manch ein Lottogewinner aufgrund eines sehr schnellen Autos vielleicht vier- bis sechsmal häufiger geblitzt wird als der normale Autofahrer. Was bleibt? Die Wahrheit des Sprichwortes „Geld allein macht nicht glücklich!“ Wer ist also glücklich? Vielleicht der Lottogewinner, der im Herbst mit dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal eröffnet? Lassen Sie es mich mit Francis Bacon sagen, von dem der Ausspruch stammt: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind!“
Matthias Brodowy ist selbsternannter Vertreter für gehobenen Blödsinn. 2013 wurde er mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet. WWW.BRODOWY.DE
Jes 03 . 2015
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Termine
Internationale Jugendbegegnung in der Südheide Anmeldung bis 1. Juli
KIRsCHtORTE in Hannover Am 4. Juli
Europa hautnah erleben: Vom 22. bis 31. August kommen in der Jugendherberge Müden/Örtze junge Leute im Alter zwischen 16 und 25 Jahren aus Deutschland und diversen osteuropäischen Ländern zusammen, um zehn Tage lang miteinander in die Kulturen einzutauchen. Ob typisch deutsches Frühstück, ukrainische Tänze, ungarische Lieder, gemeinsame Projektarbeit zum Thema „Flüchtlinge“ oder eine Nachtwache in Bergen-Belsen zum Abschluss des Treffens – immer steht das Miteinander im Vordergrund. Teilnahmebeitrag: 120 Euro. Anmeldungen bis 1. Juli im Fachbereich Jugendpastoral unter 05121 307390. Infos: WWW.JUGEND-BISTUM-HILDESHEIM.DE/IYM
Das Tüpfelchen auf dem i, das Salz in der Suppe oder eben die Kirsche auf der Torte: Die katholische Kirche Hannovers hat viel zu bieten. Im Rahmen des Bistumsjubiläums stellen sich diverse Kirchorte der Stadt vor. Neben Informationen, Musik, Bratwurst, Spiel und Spaß bieten sie alle gemeinsam eines an: Kirschtorte. Wer auf den Geschmack kommen will: Groß und Klein sind herzlich zum Mitfeiern vor dem ka:punkt eingeladen. Ort: Grupenstraße 8, Hannover von 11 bis 18 Uhr.
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Oktober Ausgabe 03/2014
finden. suchen. fragen.
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Impressum Jes . Das katholische Magazin WWW.JES-MAGAZIN.DE Herausgeber Hauptabteilung für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Hildesheim Verlag Bernward Mediengesellschaft mbH, Domhof 24, 31134 Hildesheim, Geschäftsführer Thomas Hagenhoff Verantwortlich für den Inhalt Matthias Bode Redaktion Volker Röpke (Leitung) E-Mail an die Redaktion redaktion@jes-magazin.de Ständige Mitarbeit Alexandra Kaufhold-Winkler (Koordination und Leseranfragen), Karin Dzionara, Stephan Fuhrer, Pater Wolfgang Stickler, Propst Reinhard Heine (Theologische Beratung) Autoren dieser Ausgabe Andreas Kaiser, Martina Albert, Ulrike Schwerdtfeger Gestaltung Bettina Höhne Anzeigen Mirco Weiss (verantwortlich), anzeigen@jes-magazin.de Anschrift aller Verantwortlichen Domhof 24, 31134 Hildesheim Druckauflage 390.000 Exemplare Druck Westermann Druck GmbH, 38104 Braunschweig Bezugspreis 3,50 Euro pro Ausgabe; für Katholiken im Bistum Hildesheim kostenlos Adressänderungen Telefon 05121 307-892, info@jes-magazin.de Mit freundlicher Unterstützung von
E GRETCHENFRAG Kind glaubt Woran Martin
RAUSZEIT In die Steinzeit
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Jes 03 . 2015
Jes wird umweltfreundlich auf FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt.
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Das Leben Das Leben ist Schönheit – bewundere sie. Das Leben ist Seligkeit – genieße sie. Das Leben ist ein Traum – mach daraus Wirklichkeit. Das Leben ist Pflicht – erfülle sie. Das Leben ist ein Spiel – spiele es. Das Leben ist kostbar – geh sorgfältig damit um. Das Leben ist Reichtum – bewahre ihn. Das Leben ist Liebe – erfreue dich an ihr. Das Leben ist ein Rätsel – durchdringe es. Das Leben ist ein Versprechen – erfülle es. Das Leben ist Traurigkeit – überwinde sie. Das Leben ist eine Hymne – singe sie. Das Leben ist eine Herausforderung – stelle dich ihr. Das Leben ist ein Kampf – akzeptiere ihn. Das Leben ist eine Tragödie – ringe mit ihr. Das Leben ist ein Abenteuer – wage es.
Das Leben ist Glück – verdiene es. Das Leben ist das Leben – verteidige es.
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Mutter Teresa