Nr.3 2013
Ein Projekt des
Infos und Nachrichten vom Medienprojekt Jugendserver-Saar
In Echt: Facebook Spielen statt Klicken – ein Offline-Spiel Unterhält man sich mit Menschen unterschiedlichsten Alters über das Internet, dann erfährt man dass „Digital Immigrants“, also die ins Netz eingewanderten Benutzer, youtube und Facebook ebenso nutzen wie dies Jugendliche tun. Man wird außerdem unweigerlich mit den in den Medien kursierenden Gerüchten über soziale Netzwerke, insbesondere Facebook, konfrontiert. Facebook ist ein Teil des Internets und wird weltweit von 1 Milliarde Menschen genutzt. Gibt es Facebook nicht mehr, wird etwas anderes neues kommen. Da niemand vorhat das Internet abzuschalten (und sich die Frage stellt, ob das überhaupt möglich ist), wird es auch nicht passieren, dass social communities, die gut besucht sind und ihren Machern Geld bringen, abgeschaltet werden. Es ist also notwendig, dass man sich mit dem Phänomen „social communities“ im Internet auseinandersetzt. Aber was ist an einem Netzwerk, wie Facebook, so faszinierend? Welche Motivation treibt Menschen, sich dort anzumelden, etwas zu posten, Updates von Freunden zu liken oder zu kommentieren Die „analogen“ Profile und dies mehrere Stunden am Tag? Um diese Frage und Effekte zu erklären, reiche es nicht, so der Pädagoge Guido Brombach1, mittels PowerPoint oder Fake-Accounts in Schulungen zu erklären, wie solch ein Netzwerk funktioniere und warum sie einen Reiz auf viele Menschen ausüben.2 Um die Dynamik in sozialen Netzwerken erfahrbar zu machen, entwickelte der Diplom-Pädagoge, im Rahmen eines Projektes an der Universität Duisburg-Essen, mit sechs StudentInnen ein Spiel mit dem Titel: Der Facebook-Effekt.3 Das Spiel wurde auf der Internetseite „www.pb21 de“4 veröffentlicht und vorgestellt. Dort findet sich unter anderem auch ein aufgezeichneter Webtalk5 mit zwei Spielentwicklern. Die Materialien wurden auf dem Blog unter der Creative Commons –Lizenz6 veröffentlicht. Jeder der Interesse am Spiel hat, kann die Materialien herunterladen und diese für eine Durchführung des Spiels nutzen. Dabei ist natürlich die Lizenz, unter der es veröffentlicht wurde, zu beachten. Weiteres findet sich dazu unter dem Artikel auf der PB21-Internetseite. Da die Projektleitung des Jugendserver-Saar gerne neue Metho-
www.jugendserver-saar.de
werden erstellt. den ausprobiert, stieß das Spiel dort schnell auf Zustimmung. Es fehlte lediglich die Gelegenheit das Spiel mit einer Gruppe mal auszuprobieren. Diese bot sich im September diesen Jahres im Rahmen einer Fachtagung. Für diese Tagung, den ersten saarländischen Medientag, organisiert von der Arbeitsgemeinschaft der Medienkompetenzvermittelnden Institutionen im Saarland (AG Medienkompetenz)7, wurde für den Nachmittagsbereich ein kurzweiliger Abschluss-Workshop gesucht. Da bot sich auch rein thematisch (das SchwerpunktThema der Tagung war die Nutzung von Tablets in der Schule und die Vorstellung von Medienbildungsprojekten) das Facebook-Spiel bzw. eine abgewandelte und ebenfalls auf dem pb21-Blog verfügbare Variante „Der Netzwerk-Effekt“ an. 25 interessierte FachtagungsbesucherInnen und ReferentInnen fanden sich am Nachmittag des 18. September in einem Tagungsraum der Herman Neuberger Sportschule in Saarbrücken ein, um den Netzwerk-Effekt selbst zu erleben.
Offline 2
Wie funktioniert aber nun das Spiel? Das Spiel ist unterteilt in vier unterschiedliche Phasen. Was die TeilnehmerInnen dürfen und was nicht, ist anhand von einigen Spielregeln festgelegt. Wie das Spiel abläuft und wann welche Phase des Spiels erreicht ist, erklärt die Spielleitung, die aus einer oder mehreren Personen bestehen kann. In der ersten Phase, der Anmeldephase, müssen die TeilnehmerInnen ein Profilbild auswählen und ein Profil ausfüllen. Konkret sah dies so aus, dass die TeilnehmerInnen (auf Papier ausgedruckte) Profile ausfüllen konnten. Dazu durfte sich jeder Mitspieler ein für sich passendes Profilbild aussuchen und dieses auf das Profilblatt kleben. Anschließend erhielten die Spielenden fünf der eigenen Profilbilder. Mit diesen fünf eigenen Profilbildern sollten die TeilnehmerInnen in der zweiten Phase des Spiels, der Vernetzungsphase, Freunde finden. Die Profile liegen dazu (auch während des gesamten Spiels) auf Tischen aus, daneben befindet sich ein Umschlag; in diesem werden die Bilder/Freundschaften gesammelt. Die TeilnehmerInnen können sich von Profil zu Profil bewegen, um sich diese anzusehen. Besteht Interesse an einem der ausliegenden Profile dann können die Spielenden mit Hilfe des Profilbildes, das sie in den danebenliegenden Umschlag deponieren, Freundschaft mit dem Profilbesitzenden schließen. Das Bild in den Umschlag zu legen bedeutet konkret, dass man mit dieser Person/Profil ab diesem Zeitpunkt befreundet ist. Im Anschluss an diese Phase werden die Spielenden aufgefordert die Profilbilder zu zählen und sich dann in eine Statuspyramide einzusortieren. Diese hängt an einer
Pinnwand aus. Für jede Freundschaft gibt es einen Punkt. Nach Zählung der Punkte verorten sich die TeilnehmerInnen selbst in den unterschiedlichen Stufen der Pyramide. So können die Spielenden nach dieser Runde sein: Neuling (10 Punkte), Fortgeschrittener (20 Punkte), Netzwerker (30 Punkte), Held (40 Punkte) oder soziales Netz-Genie (50 Punkte). In der dritten Phase, der Spielphase, müssen die Spielenden Aktionskarten ausführen. Auf diesen sind Aufgaben notiert, die von den Teilnehmenden erfüllt werden müssen. Nach deren Ausführung erhalten sie entweder ein Profilbild, müssen Freundschaften abgeben, oder sollen eine Gruppe gründen – die Aktivitäten sind vielfältig und ähneln eben den Aktionen, die man in sozialen Netzwerken durchführen kann.
So lauten einige Aufgaben der Aktionskarten zum Beispiel: „Suche 3 Freunde mit ähnlichen Interessen wie deinen und füge sie deinem Profil hinzu“ oder „Kommentiere eine Nachricht eines Freundes auf seiner/ihrer Pinnwand“. Die Kärtchen werden verdeckt gezogen und die darauf befindlichen Aufgaben müssen erledigt werden. Dies sehen die Spielregeln vor. Nach Erfüllung der Aufgabe wird die Aktionskarte gegen ein Profilbild getauscht – entweder ein eigenes, das eines Mitspielenden oder, und dies ist auch möglich, das eines Freundes, weil man die Freundschaft verloren hat. Die Spielleitung überwacht diese Aktionen; sie gibt Bilder heraus oder sammelt die zurückgegebenen ein. Nach ein paar Aktionen werden die Spielenden von der Spielleitung aufgefordert, ihre Stellung in der Statuspyramide zu überprüfen. Denn es gibt nicht nur Punkte für Freundschaften, sondern auch für die Gründung von Gruppen oder durch Zustimmungspunkte (diese sind wie der „Like-Daumen“ bei Facebook zu sehen), die vergeben werden können. In der vierten und letzten Phase, der Reflektierungsphase, wird das Spiel mit der Fragestellung „Was will uns das Spiel sagen?“ von den Spielenden und der Spielleitung gemeinsam reflektiert. Die Rückmeldungen der TeilnehmerInnen waren besonders interessant, denn den Verlust des Zeitgefühls schilderten fast alle, die mitgespielt haben. Einige hätten auch „noch Stunden weiter machen können“. Das Spiel hat allen schnell Spaß gemacht. Besonders spannend fanden es die Spielenden herauszufinden wer wer ist, welches Profil zu wem gehört und wer welche Gruppe gegründet hat. So wurde auch von einem Teilnehmer vorgeschlagen, dass man Buttons mit den Profilbildern machen könnte, die sich die Spielenden anheften können. So wisse man, wer zu welchem Profil gehöre.
Die Statuspyramide hat nicht alle angespornt, sie war jedoch für den Großteil der Spielenden motivierend und weckte den Ehrgeiz. Auf dem ersten Platz der Pyramide (Sozialer Netzwerker) befand sich zum Ende des Spiels eine Spielerin. Auf Nachfrage der Spielleitung stellte sich heraus, dass die „Gewinnerin“ des Spiels die Spielregeln ausgenutzt hatte. Denn die Spielleitung hatte die übrig gebliebenen leeren Profile inklusive der Bilder nach der ersten Phase nicht weggeräumt. So hatte sich die Teilnehmerin die „Freundschaften“ in Form von
Profilbildern erschlichen, da sie diese der noch ausliegenden leeren Profile weggenommen hatte. Die Rolle der Spielleitung hatte die Projektleiterin des Jugendserver-Saar inne. Diese Aufgabe war sehr stressig, vor allem in der zweiten Profilphase, in der die Spielenden die Aktionskarten ziehen mussten und der ein oder andere sie dann gegen Profilbilder tauschen kann. Dabei stellten sich immer wieder Fragen zu den Aktionskarten. Überwacht werden musste auch die Ausgabe der Profilbilder, damit nicht der ein oder andere mehr nimmt als vorgesehen. Sind es mehr als 25 TeilnehmerInnen ist es ratsam mehrere SpielleiterInnen zu haben, die Fragen beantworten und Bilder herausgeben können. Das Spiel hat jedoch sehr viel Spaß gemacht, denn es war spannend zu sehen, wie Menschen, die sich völlig unbekannt sind, beginnen miteinander zu kommunizieren.
Und nach einer Weile sehr viel Freude daran haben sich kennenzulernen, sich schriftlich auszutauschen und gar nicht mehr aufhören möchten. Das Spiel ist definitiv eine tolle Methode um Interessierten den Netzwerk-Effekt einer social community analog und nicht digital näher zu bringen. Für die Projektleitung des Jugendserver-Saar steht fest, dass die erste Probe des Spiels geglückt ist und nicht zum letzten Mal das Spiel eingesetzt wurde, um Menschen den Netzwerk-Effekt näher zu bringen.
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Diplom-Pädagoge und Bildungsreferent des DGB Bildungswerks. 2 Zitat aus einem Mini-Interview mit Guido Brombach. Quelle: http://pb21.de/2013/01/facebook-spiel-download/ 3 Informationen zur Entstehungsgeschichte, Informationen zum Spiel und die Materialen inklusive Anleitungen finden sich auf der Internetseite www.pb21.de 4 www.pb21.de ist ein Kooperationsprojekt der Bundeszentrale für politische Bildung und des DGB-Bildungswerks. 5 http://pb21.de/2013/01/webtalk-facebook-spiel/ 6 www.creativecommons.de Mit der Lizenzierung eines Werkes mit einem der sechs CC-Lizenzverträge ist es einem Urheber selbst möglich, seine Werke und deren Verwendung zu bestimmen. Damit ist die Nutzung, Verbreitung o.ä. der Inhalte für Nutzer, die diese Werke im Internet finden klarer geregelt. 7 Wer ist die AG Medienkompetenz? Ministerium für Bildung und Kultur (MBK) Landesmedienanstalt Saarland (LMS) Landespolizeipräsidium (LPP) Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) Unabhängiges Datenschutzzentrum Saar (UDZ) Europäische EDV-Akademie des Rechts gGmbH (EEAR) Jugendserver-Saar Landesinstitut für präventives Handeln (LPH)
Neues Gesicht beim Landesjugendring Darf ich mich vorstellen...
Ich bin bis Ende Februar 2014 beim Landesjugendring tätig und per Mail erreichbar: buero@jugendserver-saar.de
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...ich bin die Praktikantin beim Landesjugendring-Saar, Maria Shevchenko. Nun etwas über meine Person: Ich studiere Soziale Arbeit an der HTW des Saarlandes und arbeite ehrenamtlich bei dem Jugendclub für russischsprachige Jugendliche "JunOst" in Saarbrücken. Ich bin dort im Vorstand tätig und erfülle Aufgaben eines Schatzmeisters, was mir unheimlich viel Spaß macht und meine ganze freie Zeit in Kauf nimmt. Als ich in diesem Jahr vor dem Dilemma stand, wo ich mein Praxissemester absolvieren muss, dachte ich sofort an den Landesjugendring, da ich mit "JunOst" als Anschlussverband an Projekten und Maßnahmen des Jugendringes aktiv teilnehme. Ich würde mir sehr wünschen, mir in diesen bevorstehenden Monaten mehr Wissen über die Projektabläufe und Mediengestaltung anzueignen. An den Projekten " DingDeinDorf", "Juleica Vielfalt" und "Wahlomat on Tour" werde ich aktiv beschäftigt sein.
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Workshop mit „Social media Pfadfinder“ Sparda-Bank-Stiftung unterstützt Medienkompetenz in der Kinder- und Jugendarbeit. hat uns schon in den letzten Jahren immer wieder geholfen, wenn wir Schulungs-Hard- und Software benötigt haben, betont Georg Vogel, Geschäftsführer des Landesjugendrings. „Jetzt erweitern wir die Kooperation, können solche außergewöhnlichen Workshops realisieren und binden beispielsweise auch Auszubildende der Bank in unsere Schulungsarbeit mit ein. Damit lernen beide Partner voneinander.“ Babette Kuhn von der Unternehmenskommunikation der SpardaBank Südwest eG übernahm gerne die Gastgeberschaft in den Räumen der Filiale in Saarbrücken für dieses Seminar. Die Sparda-Azubis Angelina Sohns und Angela Schoppet überreichten einen Scheck in Höhe von 5.000 Euro aus Mitteln der SpardaBank-Stiftung für den Jugendserver-Saar. „Damit wollen wir das freiwillige Engagement z.B. mit diesem Seminar unterstützen und besonders auch die Kompetenz der jungen Ehrenamtlichen in den digitalen Medien stärken“, so Kuhn.
Claudia Eisenstein (Jugendserver-Saar), Tobias Wolfanger (Vorstand Landesjugendring Saar) sowie Angela Schoppet und Angelina Sohns (Auszubildende der Sparda-Bank)
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Besonders freute den Landesjugendring Saar, der den Jugendserver betreibt, die zu diesem Anlass erneuerte Partnerschaft mit der „Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der SpardaBank Südwest eG“. „Die Sparda-Bank-Stiftung
Infos und Nachrichten vom Medienprojekt Jugendserver-Saar
„Ob wir Facebook und You Tube mögen oder nicht: Jugendarbeiter sind da, wo sich Kids und Jugendliche aufhalten. “ Für Claudia Eisenstein, Projektleiterin des Jugendserver-Saar ist dies Ausgangspunkt moderner Jugendarbeit, die sich für die digitale Welt fit machen muss. „Dazu gehören – genauso wie in der Gruppenstunde oder im Jugendzentrum - soziale Kompetenzen und Regeln, ohne die auch in sozialen Netzwerken nichts geht“, so die Medienpädagogin. „Hinzu kommen Kenntnisse zu den Persönlichkeitsrechten und zum Datenschutz.“ Mit diesen Fragestellungen schult der Jugendserver nun schon seit mehreren Jahren vor allem ehrenamtliche Leitungskräfte in der Jugendarbeit. An diesem Samstag ging das Internet-Projekt in einem Workshop mit 15 MultiplikatorInnen in der Jugendarbeit noch einen Schritt weiter. Der „Social media Pfadfinder“ Peter Scheffler aus Nürnberg trainierte die TeilnehmerInnen in der gezielten Ansprache junger Menschen in sozialen Netzwerken sowie Methoden der Kommunikation und digitalen Jugendarbeit. Scheffler ist sowohl beruflich in einer Social media Agentur als auch als ehrenamtlicher Pfadfinder im VCP (Verband christlicher Pfadfinder) in der Online-Welt aktiv.
Impressum Herausgeber: Jugendserver-Saar Stengelstraße 8 I 66117 Saarbrücken Tel. 0681/7534750 I Fax 0681/63344 email: info@jugendserver-saar.de V.i.S.d.P.: Claudia Eisenstein