Nr.1/2 2015
Ein Projekt des
Infos und Nachrichten vom Medienprojekt Jugendserver-Saar
„Facebook ist out“ – da ist nur noch meine Oma drin Der Jugendserver zu Besuch bei der aej saar „Facebook ist out“, das war der Standardsatz der Jugendlichen im Workshop des Jugendserver-Saar „Facebook – Freundschaften im Netz“. Das versprach, spannend zu werden am Projekttag „Freundschaften“ am 28.02.2015 in Heusweiler. Der Projekttag wurde organisiert von Rainer Trappmann, Leiter der Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft der aej saar. Neben dem Workshop „Facebook – Freundschaften im Netz“ des Jugendserver-Saar wurden noch weitere angeboten, wie z.B. „Mädchenfreundschaften“. Die Workshops liefen parallel, dreimal hintereinander – mit Pausen natürlich -, sodass die Jugendlichen die Workshops ihrer Wahl belegen konnten. Der „Facebook“ - Workshop begann mit einem Spiel, „Facebook Offline“, zur Heranführung an das Thema Freundschaften. Offline bedeutet hier: alles auf dem Papier! In diesem Spiel kreierten die Jugendlichen nun ihr eigenes Profil und stellten dann Freundschaftsanfragen an für sie ansprechende Profile. Profilbilder wurden gestellt und die Jugendlichen blieben dadurch anonym. Im weiteren Verlauf bekamen sie Aufträge, welche sie auf Ereigniskarten erhielten. Die Aufträge lauteten z.B. andere Profile zu kommentieren (z.B. auch, dass das Profilbild nicht gefällt), neue Freundschaftsanfragen zu stellen, auf ihrem eigenen Profil auf sich aufmerksam zu machen, Geburtstage anzukündigen usw. Aber sie konnten auch Freundschaften verlieren. Ziel war es, die meisten Freundschaftsanfragen zu erhalten. Nach Ende des Spiels wurden das Spiel und die gestellten Aufgaben kritisch reflektiert mit Fragen wie „Wie ging es dir, wenn du negative Kritik bekommen hast?“ oder „Hat es dich verärgert oder verletzt, wenn du keine Freundschaftsanfrage erhalten hast?“ Das Spiel sollte dazu anregen, über die Freundschaften im Netz nachzudenken und auch darüber, warum man eigentlich so viele Freundschaften im Netz sammelt: „Um vielleicht auch mit FreundInnen zu konkurrieren? Aufmerksamkeit? Identitätsmanagement? Up to date sein?“ Abschließend diskutierten die Jugendlichen darüber, was denn die Freunde im Netz und was Freunde im wahren Leben für einen Menschen letztendlich bedeuten - und wodurch sich diese Freundschaften unterscheiden. Zum Schluss des Workshops wurden am Beispiel eines Facebook-Accounts vorgeführt, wie bei Facebook die „Freunde“ in verschiedene Listen eingeteilt werden können, sodass nicht alle „Freunde“ alle Posts zu sehen bekommen und damit die Posts nicht mehr öffentlich sind. Weitere Privatsphäre-Einstellungen wurden individuell besprochen. Gefahren, Risiken und Chancen von Social Media wurden hierbei thematisiert. Eine Erkenntnis, die der Jugendserver-Saar aus diesen drei Workshops mitnehmen konnte, ist die Tatsache, dass nur noch wenige Jugendliche bei Facebook angemeldet sind. Diejenigen, die ange-
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meldet sind, sind aber kaum noch aktiv. Das haben auch verschiedene Studien ergeben wie die Jim-Studie 2014 (einige wichtige Ergebnisse hier im Offline), denn die Jugendlichen wollen nicht mehr dort sein, wo ihre Eltern oder Lehrer sind. WhatsApp und Instagram sind die neuen Kommunikationsformen der Jugendlichen. Auf WhatsApp sind sie in Gruppen aktiv, diese bestehen aber dann aus für sie „wahren Freunden“ oder Vereinsmitgliedern (hier haben die Vereine dann eigene Gruppen). Auf Instagram sind die meisten mit ihrem ‚Profil‘ öffentlich und erfreuen sich hier sehr vieler „Follower“. Die drei Gruppen haben sich sehr unterschieden in ihrer Zusammensetzung, dennoch war das Phänomen „Facebook ist out“ überall vorhanden. Als Einstieg war das Spiel aber geeignet, denn so konnte an das Thema „Freundschaften im Netz“ - unabhängig von einzelnen Netzwerken oder Messangern und unabhängig davon, wie man sie benennt (Freunde oder Follower) - herangeführt werden und diese Freundschaften kritisch reflektiert werden. Zukünftig wird man wohl umdenken müssen, wenn man Work-
shops für Jugendliche im Bereich Social Media anbietet, denn Facebook spricht sie nicht mehr an. Und wenn man sie da abholen will, wo sie stehen bzw. kommunizieren, dann ist das bei WhatsApp, Instagram, YouTube, aber nicht mehr bei Facebook. Wie sich das neue Phänomen der YouNow-App und -Webseite