CHRISTINE NÖSTLINGER – Papas sind sehr unterschiedlich

Page 1

CHRISTINE NÖSTLINGER

Papas sind sehr unterschiedlich Erzählungen und Gedichte in Wort und Musik

Mit Musik von Gerhard Gemke, Stefan Esser, Dominik J. Dieterle und Andreas Gömmel

duo pianoworte Mitglieder des Knabenchores Hannover


Besonderer Dank gilt den Förderern dieses CD-Projekts: musica varia e.V.

Musik: Gerhard Gemke, Stefan Esser, Dominik J. Dieterle, Andreas Gömmel. Verlage: Manuskript Erzählungen aus: Das große Nöstlinger Lesebuch © 1996 Beltz Verlag, Weinheim und Basel Gedichte aus: Achtung, Kinder! © G&G Verlag, Wien Aufnahme: 18.–20. Juni 2016, Fattoria Musica, Osnabrück Tonmeister (Aufnahme, Mischung & Schnitt): Jens F. Meier Tontechnik / Assistenz: Jan-Hendrik Kramer Interview-Aufnahme (Track 14): DeutschlandRadio Kultur Illustration (Cover): © Arndt Zinkant, Münster Foto Ch. Nöstlinger: uk.wikipedia.org (Creative Commons-Lizenz) Cover-Design & Text-Layout: Jens F. Meier (Kaleidos media & arts) Idee & Konzept: duo pianoworte (www.pianoworte.de) Produzent: Jens F. Meier c& p 2016 Kaleidos Musikeditionen www.musikeditionen.de


1 2 3 4 5 6 7

8 9

GERHARD GEMKE

Papas sind sehr unterschiedlich * Die Kummerdose Tomas Der schwarze Mann und der große Hund Ob ich meinen kleinen Bruder lieb habe * Verliebt, verlobt, verheiratet * Abstehende Henkelohren *

2‘02 10‘42 3‘48 13‘45 2‘20 1‘19 2‘15

STEFAN ESSER Henri traurig

6‘05 6‘10

Ein neues Gesetz

10 11

DOMINIK J. DIETERLE

12

ANDREAS GÖMMEL

13

GERHARD GEMKE

14

INTERVIEW

Das Glück ist ein Vogerl Mein Großvater

8‘05 3‘44

Der Wolf und die sieben Geißlein

6‘00

Peter Perl *

1‘21

Kinder fragen – Christine Nöstlinger antwortet

6‘32

(Mit freundlicher Genehmigung von DeutschlandRadio Kultur)

duo pianoworte Helmut Thiele, Sprecher Bernd-Christian Schulze, Klavier * Mitglieder des Knabenchores Hannover (Leitung: Michael Jäckel)

TRACKS


CHRISTINE NÖSTLINGER Erzählungen und Gedichte in Wort und Musik Die Wienerin Christine Nöstlinger, die mit über 100 Büchern zu den bekanntesten und einflussreichsten deutschsprachigen Kinderund Jugendbuchautorinnen gehört, feiert in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag – Grund genug, das facettenreiche Werk der Autorin einmal ganz anders in den Blick zu nehmen. Eine kreative Hommage an Christine Nöstlinger und ihr Werk, das Jung und Alt seit so vielen Jahrzehnten begeistert, ist diese CD des Schauspielers Helmut Thiele und des Pianisten Bernd-Christian Schulze, die sich gemeinsam als duo pianoworte einen Namen gemacht haben. Seit Jahren in persönlichem Kontakt zur Autorin stehend, ist damit ein lang gehegter Wunsch der beiden Künstler wahr geworden. Ein Querschnitt der Texte Christine Nöstlingers wird hier in einer höchst spannenden

ERZÄHLUNGEN UND GEDICHTE ...

Melange aus Wort und Musik präsentiert. Dabei wurden sämtliche auf dieser CD eingespielten Werke eigens für das duo pianoworte komponiert. Die Texte werden durch die abwechslungsreiche Kombination von Wort und Musik künstlerisch zum Leben erweckt und so ganz neu erlebbar. Dadurch eignen sich die Vertonungen auch ideal dazu, um in Bildungsprojekten und besonders in der Schule fächerübergreifend eingesetzt zu werden, da sie eine Fülle an Inspiration zum kreativen Umgang mit Literatur im Unterricht bieten. Seit 1970 ihr erstes Kinderbuch „Die feuerrote Friederike“ erschien, ist Christine Nöstlingers Produktivität ungebrochen. In einer Arbeiterfamilie der Wiener Vorstadt aufgewachsen und geprägt durch ihre Kindheit während des Zweiten Weltkriegs, brach


sie in den 1970er Jahren mit Tabus der etablierten Kinder- und Jugendliteratur, indem sie gesellschaftskritische Themen wie den Widerstand gegen Anmaßung, Unterdrückung und Ungerechtigkeit oder auch Sexualität und Probleme in der Familie offen und ungeniert ansprach – und zwar mit Worten, die realitätsnah dem Milieu ihrer Figuren entstammen. Der für ihre Bücher mehrfach ausgezeichneten Autorin gelingt es jedoch immer wieder, die dunkleren Seiten des Alltagsgeschehens offen anzusprechen, ohne dabei auf lyrisch-märchenhafte Elemente und eine Prise Humor zu verzichten. Denn nach eigener Aussage ist es der Autorin, die sich kürzlich in einem Zeitungsinterview selbst als „heitere Pessimistin“ bezeichnet hat, bei aller Ernsthaftigkeit wichtig, dass die Kinder beim Lesen lachen können.

Christine Nöstlinger, 1936 in Wien geboren, ist eine der profiliertesten Kinderund Jugendbuchautorinnen des deutschen Sprachraums. Ihr Werk umfasst Bilderbücher, Erzählungen und Romane für Kinder und Jugendliche und Kinderlyrik. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem deutschen Jugendliteraturpreis (1973), dem Österreichischen Jugendbuchpreis (1979), dem Holländischen Jugendbuchpreis „Der goldene Griffel“ (1982), dem Hans-Christian-Andersen-Preis für ihr Gesamtwerk (1984), dem Züricher Kinderbuchpreis „La Vache qui lit“ (1990) und dem Ersten Preis der Stiftung Buchkunst (1993).


Die hier präsentierte Textauswahl erlaubt vielfältige Zugänge zur Sprache und Gedankenwelt Christine Nöstlingers und bringt bei aller Realitätsnähe der Texte das Märchenhafte in ihnen zum Klingen. Dabei vermittelt die Sprechweise des ebenfalls in Wien geborenen Helmut Thiele treffend das für Christine Nöstlingers Figuren typische und von der Autorin bewusst als literarisches Ausdrucksmedium gewählte Wiener Idiom. Der Pianist Bernd-Christian Schulze liefert dazu in stilistischer Vielfalt ein klingendes Bühnenbild, bei dem an vielen Stellen auch der Flügelinnenraum mit seinen überraschenden Klangmöglichkeiten zur Spannung mit beiträgt. Diese Mittel werden z. B. in Henri traurig eingesetzt: Die Mutter verliert den kleinen Henri, weil die von ihr nicht ernst genommene Traurigkeit ihn mitsamt seinen Tränen in den Abfluss spült. Dagegen wirkt die musikalische Idylle am Ende von Ein neues Gesetz fast wie eine Ironisierung der nun angeblich so heilen Welt. ... IN WORT UND MUSIK

Wenn in Das Glück ist ein Vogerl der kleine Enkel aktiv wird und einem Wellensittich die Freiheit schenkt, um so auch seine Großmutter von ihrem Unglücklichsein zu befreien, kommen ebenso wie in Mein Großvater nostalgische, ja fast sentimentale Klänge ins Spiel. In Der Wolf und die sieben Geißlein zeigt sich der Humor Christine Nöstlingers durch eine unerwartete Wendung im Verlauf des Märchens, die musikalisch in parodistischer Weise überhöht wird. In Die Kummerdose lässt die Nachbarin den kleinen Jo seine Sorgen einfach in eine (natürlich höchst geheime) „Kummerdose“ hineinhusten und darin einsperren und wenn der kleine Junge am Ende mit der Kummerdose in der linken Hosentasche ein Liedchen pfeift – „Ein schönes, langes Lied. Eines mit dreizehn Strophen“ – dann keimt viel Hoffnung aus der melancholisch angehauchten Grundstimmung der Musik.


Das Stück Der schwarze Mann und der große Hund ähnelt mit den charakteristischen Klaviermotiven einem großen musikalischen Bilderbuch. Und in Tomas entlädt sich der spielerische Übermut eines fünf Jahre alten Kindes in allerhand perkussiven Zusatzaktivitäten des Pianisten. Bei den fünf Gedichten, die allesamt Familien-, Mobbing- und Kummer-Themen aus Kindersicht zum Inhalt haben, lag es nahe, die Texte von Kindern vortragen zu lassen. Mit großem Einsatz und ebenso viel Spaß waren fünfzehn Mitglieder des Knabenchores Hannover mit ihrem Leiter Michael Jäckel sowohl bei der Vorbereitung als auch bei den Aufnahmen dabei. Sogar ein persönliches Interview durften drei der Jungen mit der Autorin führen, das als Bonustrack in Ausschnitten ebenfalls auf dieser CD vorliegt und den Hörern auf unterhaltsame Art einen Eindruck vom Wesen Christine Nöstlingers vermittelt.

Das Ziel dieses Projektes ist es, Literatur zu vermitteln und durch Musik in anderer Weise erlebbar zu machen, wobei gerade die Texte Christine Nöstlingers für Kinder auch eine emotionale Brücke zum bewussten Hören von Musik bauen können. Möge diese Verbindung von Literatur und Musik ganz viele weit geöffnete Ohren finden – kleine und große! Beatrice le Coutre-Bick Literaturbüro Westniedersachsen & duo pianoworte


Seit 1994 widmet sich das duo pianoworte – der in Kiel geborene Pianist Bernd-Christian Schulze und der aus Wien stammende Schauspieler Helmut Thiele – einer in der heutigen Zeit selten zu hörenden Musikform: Ihr Markenzeichen sind Werke für Sprecher und Klavier, in denen Wort und Musik unmittelbar miteinander verschmelzen. Dieses Genre eignet sich geradezu ideal zur Vermittlung von Musik und so machen vor allem Konzerte für Kinder einen Schwerpunkt ihrer Arbeit aus. Das duo pianoworte möchte dazu beitragen, die Tradition des bewussteren Zuhörens weiterzuführen und ein Konzertpublikum von Morgen heranzubilden, welches den vielfältigen Musikformen der heutigen Zeit mit Aufgeschlossenheit und offenen Ohren begegnet. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Komponistinnen und Komponisten der Gegenwart entstand eine große Anzahl von Werken, die hervorragend für die Vermittlung von Musik geeignet sind. So wurden auch sämtliche Werke auf dieser CD eigens für das duo pianoworte komponiert. Die beiden Künstler finden in ihren Konzerten immer wieder ganz persönliche und unverwechselbare Wege der Musikvermittlung. Konzertmoderationen und interaktive Beteiligungsmöglichkeiten bauen

duo pianoworte

eine kommunikative Brücke zum Publikum. Das gesprochene Wort verbindet sich mit ungewöhnlichen Klangwelten wie dem Flügelinnenraum oder mit einem vom Pianisten gleichzeitig gespielten Schlagwerk. Auch die aktive Mitwirkung von Kindern spielt häufig eine Rolle. Mittlerweile hat sich das duo pianoworte auf dem Gebiet der Konzertpädagogik einen Namen gemacht: Bei zahlreichen Workshops mit Kindern in Schulen oder unmittelbar vor Konzerten steht der spielerische Umgang mit zeitgenössischer Musik im Mittelpunkt. Der Erfolg des Ensembles dokumentiert sich neben einer umfangreichen Konzerttätigkeit u. a. bei Musikfestspielen wie den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker, den Niedersächsischen Musiktagen, den Wiener Festwochen und dem Grafenegg Festival, durch zahlreiche CD-Veröffentlichungen und Auszeichnungen wie z.  B. dem Niedersächsischen Förderpreis im Bereich Musik 2001 und dem LEOPOLD 2007. Ein weiterer Höhepunkt ist die Verleihung des deutschen Schallplattenpreises ECHO 2002 in der Sparte „Klassik für Kinder“ für die Einspielung „Ophelias Schattentheater“ von Michael Ende mit dem ausdrücklichen Urteil der Jury: „... in besonderer Weise geeignet, die kindliche Fantasie an die Ausdrucksmöglichkeiten der Musik heranzuführen“. www.duo-pianoworte.de



KNABENCHOR HANNOVER Der Knabenchor Hannover zählt seit Jahrzehnten zu den herausragenden Chören seines Genres und führt gleichzeitig eine alte hannoversche Chortradition fort, die bis zum Knabenchor der spätgotischen Marktkirche zurückreicht. Im Jahr 2002 übernahm Prof. Jörg Breiding die Leitung des Chores von seinem Vorgänger Prof. Heinz Hennig, der den Chor im Jahr 1950 gegründet hatte. Das umfangreiche Repertoire des Knabenchores Hannover reicht von Werken der venezianischen Mehrchörigkeit bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Dabei stehen besonders Kompositionen des 17. und 18. Jahrhunderts, vor allem die Werke von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach im Zentrum der Arbeit. Konzerte im In- und Ausland, mit renommierten musikalischen Partnern, Gastspiele in großen Konzerthäusern und bei bedeutenden Musikfestivals sowie preisgekrönte CD-Einspielungen gehören zum Wirkungsbereich des Chores. Seit seiner Gründung hat der Chor mehr als 80 Konzerttourneen in über 45 Länder unternommen, darunter fast alle Länder Europas, die Russische Föderation, Israel, Japan, Kuba, Mittel- und Südamerika, die USA, Südafrika und China.

DER CHOR

AUF DIESER CD WIRKEN MIT: Raphael Bilo, William Busch, Leif Dennhardt, Moritz Görsmann, Mats Harden, Jost von Horn, Josh Konvisser, Bruno Kössler, Leander Lang, Jannis Lohse, Philipp Melk, Yosyf Mykhailiuk, August Petry, Bela Schürmann, Jonathan Weitz MICHAEL JÄCKEL Michael Jäckel sang bereits als Kind im Knabenchor Hannover und studierte Schulmusik in Hannover mit den künstlerischen Hauptfächern Gesang und Klavier. Er leitet seit 2005 den Nachwuchschor des Knabenchores Hannover und unterstützt Jörg Breiding als Assistent bei den Projekten des Konzertchores. Er ist neben seinen Tätigkeiten als Chorleiter, Konzertsänger und Gesangspädagoge auch Mitglied im Vokalensemble „Hannover Harmonists“.


Erzählungen

Die Kummerdose Tomas Der schwarze Mann und der große Hund Gedichte

Papas sind sehr unterschiedlich Ob ich meinen kleinen Bruder lieb habe Verliebt, verlobt, verheiratet Abstehende Henkelohren Peter Perl Bei all diesen Stücken steht der Text im Vordergrund; die Musik unterstreicht ihn, hebt Wichtiges heraus und verstärkt Stimmungen, sie ist nie Selbstzweck. Es ist keine Musik für den Kopf, sondern zu allererst für den Bauch, für das Herz. Selbstverständlich bedient sie sich der Klänge der Moderne, wozu unbedingt auch Blues, Jazz und rockige Elemente gehören, sowie häufig ein treibender Rhythmus, der in die Füße geht, der Spaß und Lust auf Bewegung macht, auf Mitmachen. Die Musik versucht nicht, „kindlich“ zu sein, sondern die Sinne der (jungen) Zuhörenden über die Kraft des Rhythmus‘ und die Malerei der Klänge zu erreichen.

Bei der Vertonung der Gedichte ging es darum, einen auch für Kinder mit nur geringer musikalischer Vorbildung geeigneten stimmlichen Part zu schreiben. Die zum Teil sprechrap-artigen Mitwirkungen führen zu einem bewussteren Umgang mit Sprache und Metrum und sollen dem Chor in Verbindung mit den peppigen Klavierklängen gleichzeitig auch einfach Spaß machen. Abstehende Henkelohren und all die anderen Dinge, vor denen ein Kind „sich hüten“ sollte, werden in einem skurrilen Walzer mit sehr farbiger Harmonik beschrieben – eine „ausweglose“ Situation, für die Musik wie für die Kinder. GERHARD GEMKE


Ob ich meinen kleinen Bruder lieb habe, fragt auch der groovige musikalische Teppich, der sich von einer Quengelei zur anderen vorkämpft, bis endlich Stille herrscht – oder doch nicht?

Die Kummerdose verbindet Elemente des Blues (im Intro und Extro) mit funkigen „E-Gitarren“-Grooves sowie mit romantischen und impressionistischen Passagen, wenn Jos Kummer „eingefangen“ ist.

Papas sind sehr unterschiedlich, können aber ein Kind mindestens ebenso nerven, wie ein kleiner Bruder! Der dauerpräsente Rhythmus wird unterbrochen von einem spöttisch-resignierten Kinderlied: „So ist das angeblich seit eh und je gewesen.“ Aber warum ausgerechnet bei mir?

Der schwarze Mann und der große Hund beginnt mit einem fröhlichen Motiv, das dem Jungen „Willi“ gehört. Es wird konterkariert vom hektischen Schimpfen der Mutter, dem „Bellen“ des großen Hundes und den schweren Schritten des schwarzen Mannes. Der „Showdown“ gewinnt seine Kraft aus der treibenden Energie eines Boogie-Basses – und endet versöhnlich, wenn Willi seine Unbeschwertheit wieder findet.

Peter Perl ist kein Umgang für ihren Sohn, sagt die Mutter, denn seine gesamte Verwandtschaft ist furchtbar! Aber die Musik weiß es besser und endet in einem rapartigen Höhepunkt. Eigentlich ist der Peter Perl nämlich ein toller Kerl! Verliebt, verlobt, verheiratet … ach ja! Und danach der Streit. Die Musik begleitet auf kürzestem Raum mit schillernder Harmonik und variablem Rhythmus durch das „ewige“ Wechselbad der Gefühle – bis endlich ein Kind „Stopp!“ ruft. Das Aufbegehren wird rockig, was sonst?

Tomas ist wie Willi eigentlich ein fröhliches Kind, auch wenn „seine“ Musik „den Blues hat“. Kein Wunder, denn er hat mit einem steten Strom von erwachsenen Kommentaren und schwesterlichen Meckereien zu kämpfen, die ihm jazzig-funkig reinreden. Gerhard Gemke


GERHARD GEMKE, geboren 1962, studierte Klavier an der Musikhochschule Detmold, unternahm Ausflüge ins Kabarett und lebte seine Leidenschaft für Jazz und Improvisation in verschiedenen Bandformationen aus. Er arrangierte und komponierte Musik zu zahlreichen Theaterstücken, schreibt für seine Schüler regelmäßig Klaviermusik und versorgt kleinere und größere Besetzungen mit Tönen; außerdem arbeitet er mit Begeisterung als Chanson-Begleiter. Zur Jahrtausendwende entdeckte er seine zweite Leidenschaft, das Schreiben. Zwei seiner Jugendkrimis sind im UeberreuterVerlag, Wien erschienen und weitere im Selbstverlag. 2015 veröffentlichte er unter dem Pseudonym T. S. Freytag den Thriller „Goodbye Ruby Tuesday“ im bookspotVerlag, München – und steht gern für Lesungen zur Verfügung. www.gerhardgemke.de

GERHARD GEMKE


STEFAN ESSER, geboren 1966 in Leverkusen, studierte Sonderpädagogik und Musik in Köln. Abschlüsse in Chor- und Orchesterleitung sowie Klavier und Gesang. Er schrieb u. a. Orchesterwerke (z. B. die sinfonischen Impressionen „Sarnia“ und das Concertino für Alt-Saxophon und Orchester), Kammer- und Klaviermusik (Sonate für Violoncello und Klavier) sowie Lieder. Außerdem komponierte Stefan Esser für das Junge Theater Leverkusen mehrere Bühnenmusiken. Sein Kompositionsstil ist geprägt durch tradierte Formstrukturen, Themenentwicklung aus Kernmotiven sowie die Verwendung freier Tonalität. Preise und Auszeichnungen: WalterHaas-Preis 1985, Kurt-Lorenz-Preis 2013, Finalist beim 1. Diabelli-Wettbewerb 2015 mit der Klavierkomposition „Irini – ein Friedensgebet“. Stefan Esser ist 2. Vizepräsident der Joseph-Marx-Gesellschaft (Wien) und im Hauptberuf als Konrektor an der HugoKükelhaus-Schule (Förderschule, Förderschwerpunkt geistige Entwicklung) in Leverkusen tätig. Seit 2004 verbindet Stefan Esser eine enge Zusammenarbeit mit dem duo pianoworte.

STEFAN ESSER


Erzählungen

Henri traurig Ein neues Gesetz In Henri traurig stehen sehr melancholische Klavierklänge für den traurigen Protagonisten, im Gegensatz dazu kurze, abgehackte Akkordfolgen für die Mutter. In Ein neues Gesetz wird der gute König durch ein ausschweifendes, edel anmutendes Klavierthema charakterisiert, die realistische Betrachtungsweise seines Sohnes durch verschiedenartige Klangeffekte im Flügelinnenraum. Gerade das eigentlich unerwartete Aufeinandertreffen von romantischen Klavierklängen und perkussiven Passagen im Klavierinnenraum schafft Fallhöhen, die bei Zuhörern jeden Alters für Spannung sorgen. Bei der Vertonung der beiden Texte Christine Nöstlingers wurden in Absprache mit den Künstlern Freiräume für die Nutzung des Flügelinnenraumes in der Partitur geschaffen – als kreative Herausforderung für die Interpreten, hier klangspielerisch mit den Textvorlagen umzugehen.

Stefan Esser


Erzählungen

Das Glück ist ein Vogerl Mein Großvater „Das Glück is a Vogerl, gar liab aber scheu, es laßt si‘ schwer fangen, aber fortg‘flog‘n is glei.“ So beginnt der Text eines bekannten Wienerliedes, das augenzwinkernd das flüchtige Glück der Menschen besingt. Wie ein quirliges Vöglein fliegt das Glück umher und lässt sich doch kaum in einen Käfig sperren. Als kompositorische Grundlage bildet dieses Lied sozusagen den Kern der Geschichte von Christine Nöstlinger, wobei das klassische Repertoire immer wieder durch Jazzharmonien erweitert wird. Die vielfältigen Aktionen und Gefühle der Figuren werden dabei an vielen Stellen des Stückes durch besondere musikalische Effekte wie z. B. mit den Fingernägeln gestrichene Saiten im Flügelinneren oder das Spiel mit einem Paukenschlägel auf den Klaviersaiten dargestellt. Zuletzt klingt das Stück in einem skurrilen Schlusswalzer mit sehr vielen „falschen“ Tönen aus.

In Mein Großvater, der zweiten Vogelgeschichte, springt nicht nur ein einziges „Vogerl“, sondern ein ganzer Schwarm in einem städtischen Hinterhof wild durcheinander. Die Spatzen flattern aufgeregt umher, die Tauben gurren. Bis die Vögel, durch einen vom Großvater geschossenen Kirschkern aufgescheucht, vor lauter Schreck in den Himmel entfliehen. Musikalisch werden die verschiedenen Vögel durch mehrere kleine Motive charakterisiert. Dabei wird der Konzertflügel immer wieder so gespielt, dass die Vogelstimmen im Flügelinneren, wie in einem Hinterhof, nachhallen. Der Großvater bekommt – im Gegensatz zu den quirligen Vögeln – eine eher ruhige und melancholische Musik zugewiesen. Die einzige Freude, die der einsame Mann noch hat, sind die Spatzen. Dominik J. Dieterle


DOMINIK JOHANNES DIETERLE, geboren 1989 in Heidelberg, studiert zurzeit Schulmusik mit Leistungsfach Musiktheorie und Schwerpunkt Ensemblearbeit an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Außerdem erhielt er Unterricht in Instrumentation bei Andreas N. Tarkmann und in Komposition bei Sidney Corbett sowie im Rahmen eines Auslandssemesters am Det Jyske Musikkonservatorium, Aarhus (DK) bei Simon Steen-Andersen und Nils Rønsholdt; Meisterkurse bei John Høybye, Nikolaus Brass und Alexander Müllenbach. 2015 erhielt er ein Stipendium der Austrian Arts Sessions sowie im Jahre 2016 vom europäischen Chorforum für junge Komponisten. Seit 2013 ist er als freischaffender Komponist und Bearbeiter von Chor- und Instrumentalmusik tätig.

DOMINIK J. DIETERLE


ANDREAS GÖMMEL, geboren 1978, hat quasi auf dem zweiten Bildungsweg zur Komposition gefunden und verfestigte seine autodidaktischen Grundlagen erst im Alter von über 30 Jahren durch Unterricht bei C. J. Walter und vor allem bei A. N. Tarkmann. Er schrieb Werke für verschiedenste Blasorchester-Besetzungen über Solokonzerte („4|5|6“ für SoloBlockflöte(n), Klavier und Streicher) bis zum sinfonischen Orchester („Zaide“). Seine (sehr freie) Bearbeitung „Flosshilde, Mon Amour – Der Ring und vier weitere, beliebte Opern in sechs Minuten“ für Horn-Oktett wurde im August 2016 von den Hornisten des Bayreuther Festspielorchesters uraufgeführt. In seinem Parallelberuf beschäftigt er sich mit den physikalischen Aspekten von Schallund Schwingungsphänomenen.

ANDREAS GÖMMEL


Erzählung

Der Wolf und die sieben Geißlein Die Komposition zum Text Der Wolf und die sieben Geißlein nimmt Bezug auf den subversiven, fast anarchischen Unterton des Nöstlinger-Texts. Dabei werden sowohl offensichtliche Analogien gezogen (das Hauptthema steht im 7/8-Takt, später, nach der Abreise des 7. Geißleins, im 6/8-Takt), als auch subtilere MontageTechniken zur Anwendung gebracht. Zitiert werden u. a. „Stille Nacht“, das „Eurovisions-Te-Deum“ von Charpentier und ein Motiv aus der Haydn-Sinfonie „Der Philosoph“. Auch die zahlreichen ironischen Momente der Geschichte finden ihre musikalische Entsprechung, beispielsweise durch Klopfen mit verschiedenen Schlägeln auf den Flügelrahmen oder durch das Entlangstreichen mit dem Daumennagel an den Bassseiten. Andreas Gömmel


Weitere Titel in der Edition KinderKlassik Grimms Märchen Erzählt in Wort und Musik für kleine und große Ohren Grimms M ärchen erzählt in Wort und Musik für kleine und große Ohren

duo pi a noworte Bernd-Christian Schulze, Klavier · Helmut Thiele, Erzähler

Das tapfere Schneiderlein · Frau Holle · Die Sterntaler · Der Bauer und der Teufel u.a.

Das mehrfach preisgekrönte duo pianoworte präsentiert neue Vertonungen von ausgewählten Märchen der Brüder Grimm. Dabei verschmelzen Worte und Musik zu einem poetischen Klangabenteuer, das zum Teil gemeinsam mit Kindern im Grundschulalter spielerisch gestaltet wurde. (Empfohlen für Kinder ab 8 Jahren) Pressestimmen: „… originell, ansprechend und extrem gut gemacht“ – „Die erstklassigen, einfühlsamen und abwechslungsreichen Interpretationen sind beeindruckend“ – „Eine Art Gesamtkunstwerk“ CD-Audio, DigiPac, Booklet (deutsch) Edition KinderKlassik | KAL 6323-2

9 Mit KlavierMusiK von J. s. Bach, W. a. Mozart, r. schuMann, c. DeBussy unD P. tschaiKoWsKy

Weihnachtsmann, mach du das mal! Kinderbriefe an den Weihnachtsmann „Weihnachtsmann, mach du das mal...“ ist der Titel eines kleinen Büchleins mit Briefen italienischer Kinder an den Weihnachtsmann. Die kurzen, zutiefst ehrlichen, anrührend naiven, witzigen und traurigen Briefe geben mit entwaffnender Offenheit Einblick in die Kinderseelen. Dramaturgisch einfühlsam stellt die Pianistin Isabel Gabbe den Briefen (gelesen von Helmut Thiele) ausgewählte Klaviermusik zur Seite. Ein Hörerlebnis aus Wort und Musik für die ganze Familie – rührend, musikalisch, weihnachtlich!

isaBel GaBBe Klavier helMut thiele rezitation

CD-Audio, DigiPac (deutsch) Edition KinderKlassik | KAL 6330-2

WWW.MUSIKEDITIONEN.DE


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.