Unterwegs
ensemble vinorosso
impressum Artistic Producer: Florian Stubenvoll Live-Recording: 28.08.2016, Kulturkneipe Dalborn; 24.09.2016, Stadthalle Detmold Studio-Recording: 12.03.2016, Johannes-Brahms-Musikschule Detmold; 25.09.2016, Stadthalle Detmold Recording Producer / Tonmeister: Piotr Furmanczyk / www.piotr-furmanczyk.com Artwork (Cover- & Text-Layout): Jens F. Meier, Kaleidos media & arts Cover-Photo: Andreas Zachhuber / photocase.de Photo (reverse side): Andreas Zachhuber / www.ausloesungserscheinungen.de Photos (artists & instruments): „LaLona Ceremonia“ by Alona Weber Liner-Notes: Dr. Vladimir Ivanoff Translation: Imke Pinnow Executive Producer: Jens F. Meier edition del mondo | KAL 6335-2 p& c 2016 Kaleidos Musikeditionen ∙ www.musikeditionen.de
tracks 1
Rumba für Olinka
2
Albanian Waltz Romanian Swing
4
Old Bulgar
6 7 8
2:41
trad. / arranged by Hunziker, Grahovac, Stubenvoll, Turnbull, Valeva, Varbanova
3 5
7:30
trad. / Florian Stubenvoll
2:46
trad. / arranged by Hunziker, Grahovac, Stubenvoll, Turnbull, Valeva, Varbanova
3:18
trad. / arranged by Hunziker, Grahovac, Stubenvoll, Turnbull, Valeva, Varbanova
Dragan Zlatkovićevo Oro (für Lino, Aleks & Enzo) 5:09 Florian Stubenvoll
Dobriden 4:25 trad. / arranged by Hunziker, Grahovac, Turnbull, Valeva, Varbanova
Cu ti lu dissi
2:46
Rosa Balistreri / arr. by Hunziker, Grahovac, Stubenvoll, Turnbull, Valeva, Varbanova
Srpska duša trad. / arranged by Stubenvoll
7:38
Unterwegs
ensemble vinorosso 9
Arunachala (in memoriam Sri Ramana Maharshi) 4:37
10
Lisboa 7:20
Florian Stubenvoll / arranged by Hattori, Schüttler, Stubenvoll Peter Ludwig
11
Garden of Gethsemane
12
Romance 4:15
13
Alter jiddisher Tantz
14
Bessarabian Freylekhs (für Karo und Lennart) 1:37
15
Vittina Bedda
16
Dvaispetorka 6:17
5:07
Vitalij Engbrecht, Olga Minskaya Franck Angelis
3:30
trad. / arranged by Schüttler, Stubenvoll Florian Stubenvoll
3:10
Rosa Balistreri / arranged by Stubenvoll trad. / arranged by Stubenvoll
Daniel Reichert, Jonas Heinzelmann – Trompete / trumpet Fernando Cienfuegos Pérez, Svetoslav Donev – Horn / french horn Lennart Rübke – Posaune / trombone Kalin Hadjipopov – Helikontuba / helicon Eva Schüttler – Klavier / piano Miroslav Grahovac, Claudia Iserloh (Track 10) – Bajan / button accordion Sebastian Flaig, Mike Turnbull, Yoana Varbanova Percussion
ensemble vinorosso
Yuko Hattori – Querflöte, Piccolo, Altflöte (Track 9) / flutes Masako Kozuki – Oboe / oboe Beate Müller – Klarinette / clarinet Merve Kazokoğlu – Bassklarinette / bass clarinet
Maja Hunziker, Martin Ihle, Franco Lari Palácios – Violine / violin Maja Hunziker – Stroh-Violine / Stroh-violin (Track 6) Lilit Mkhitaryan, Zeynep Tamay – Viola / viola Zeynep Akdil, Anne-Lise Cassonnet, Olga Minskaya (Track 1 & 11) – Violoncello / cello Lachezara Valchanova, Rayna Valeva – Kontrabass / double bass Vitalij Engbrecht – Gitarre (Track 11) & E-Bass (Track 1 & 5) / guitar & e-bass Florian Stubenvoll Leitung, Klarinette, Metallklarinette (Track 1) & Clariney (Track 16) artistic leader, clarinet, metal clarinet & clariney
Unterwegs
… und auf der Reise – warum tritt man die Reise an, was nimmt man mit, was lässt man zurück? Musik auf der Reise von Musikanten auf der Reise: seit biblischen Zeiten waren das die Klezmorim. Diese fahrenden jüdischen Musiker begleiten die Reise ihres Volkes, dessen Menschen „unter den Völkern verstreut leben“ müssen, mit Klängen, die gleichzeitig klagen und Hoffnung geben. Klezmer-Melodien oder deren Abwandlungen (Tracks 3, 4, 6, 13, 14), aber auch Melodien aus der vielfältigen, reichen Tradition der Roma-Volksmusik (Tracks 1, 2, 8), begegnen uns immer wieder in den Stücken, die Vinorosso für diese vom Reisen erzählende CD zusammenstellte.
reise-notizen
„Weltmusik“ ist ein Hybrid aus musikalischen Elementen, die kulturell eigentlich nicht „zusammen gehören“, in der kreativen Absicht, neue Synthesen zu schaffen. Die „Rumba für Olinka“ (Track 1) ist „Weltmusik“ pur. Nach einer – vom legendären Violin-Virtuosen Pablo Sarasate gerne gespielten – einleitenden „Zigeuner-Melodie“ beginnt der Hauptteil mit einem in der heutigen Balkanmusik gerne adaptierten Latin-Rumba-Groove. Dieser wird zunächst von einer außergewöhnlichen Instrumentenkombination aus E-Bass, Streichern, Cajón, Darabouka und Metallklarinette in G vorgetragen. Im Mittelteil wird das Hauptthema mit einem lyrischmelancholischen Orchesterklang weiterentwickelt. „Srpska duša“ (Track 8, „Serbische Seele“) vereint traditionelle Melodien des Balkan mit Melodien der serbischen Musiker Boban Marković und Dejan Petrović, eingeleitet von der siebenbürgischen Melodie „Es saß ein klein wild Vögelein“, zu einem wilden operettenbeseelten Tanz der Kulturen: disparate Elemente werden in einem reizvoll hybridisierenden Rahmen präsentiert. Dagegen spielte ein albanischer Klarinettist den volkstümlichen Walzer aus Albanien (Track 2 „Albanian Waltz“) Florian Stubenvoll unterwegs auf einem Workshop in Tirana vor: die älteste und traditionellste Weise, Musik zu vermitteln. Folgerichtig erklingt hier der Tanz auch in ganz traditioneller Weise. Ein ruhig pendelnder „Romanian Swing“ (Track 3), wieder eine bekannte Klezmer-Melodie, führt uns zum „Old Bulgar“ (Track 4), bei dem es sich nicht um einen bulgarischen Alten handelt, denn der „Bulgar“ ist ein extatischer Reigentanz, den die aschkenasischen Juden nach ihrem beschwerlichen Exodus in Amerika entwickelten, um in Erinnerungen an die alte osteuropäische Heimat schwelgen zu können.
unterwegs
„... könnte der Soundtrack zu einem von der Absurdität des Balkans handelnden Film von Emir Kusturica sein.“
„Dragan Zlatkovićevo Oro“ (Track 5) könnte dagegen der Soundtrack zu einem von der Absurdität des Balkans handelnden Film von Emir Kusturica sein. Die bunte Lebenskultur des Balkan wird in sinfonischem Breitwandformat auf die akustische Leinwand projiziert. „Dobriden“ (Track 6) sagen sich Reisende auch auf dem Balkan. Sie sehen sich an, grüßen sich und schaffen damit einen Moment der Ruhe bevor die Fahrt weitergeht und ihre Wege (im Stück die von Stroh-Geige und Akkordeon) sich trennen. Vom Balkan führt die Reise weiter nach Sizilien: Die legendäre sizilianische Volkssängerin Rosa Balistreri (Track 7 „Cu ti lu dissi“ / „Wer hat Dir das gesagt?“ & Track 15 „Vittina Bedda“) wuchs als Tochter eines fahrenden Händlers „immer unterwegs“ auf. Viele ihrer Lieder sind deshalb wohl von einer treibenden, gleichzeitig in sich kreisenden Unruhe geprägt. Peter Ludwigs „Lisboa“ (Track 10) ist ein nächtlicher Gang durch das alte Lissabon, die nächste Station der musikalischen Weltenbummler. Das Stück beginnt als Fado Vadio („herumstreunender“ Fado), wie ihn noch heute die Besucher der Kneipen in der Altstadt Lissabons spontan gemeinsam singen, um ihrer Saudade („Weltschmerz“, „Fernweh“) Ausdruck zu geben. Nach kurzer Zeit kommt das Stück in Fahrt, wird zu einem erbarmungslos vorantreibenden Tango, der von der Klarinette erst ganz zum Schluss gebremst und in die verstummende Saudade zurückgeführt wird. „Dvaispetorka“ (Track 16 „Die Fünfundzwanzigerin“) ist ein „Krivo Horo“ („Krummer Tanz“) im 25/8-Metrum. Die Tänze im Balkan (vor allem in Bulgarien) sind für ihre asymmetrischen Metren (9/8tel, 11/8tel, 13/8tel) bekannt. 25/8tel treiben das Stück voran – und dennoch: ein dem Motto der musikalischen Reise entsprechendes „Sich-Treiben-Lassen“ erfüllt auch diesen „krummen Tanz“. Das Intro zum Stück wird von der Clariney vorgetragen: eine Klarinette (Rohrblattinstrument), die durch Wechsel des Mundstücks zur endgeblasenen Rohrflöte wird (türkisch: Ney, bulgarisch: Kaval) und damit ein instrumentales Gleichnis der in der Weltmusik üblichen Hybridisierung unterschiedlicher Elemente ist. So kann man auf der Klarinette Flöte spielen, ähnlich, wie das ensemble vinorosso Hochzeitsmusik aus dem Balkan spielen kann – instrumentale wie musikalische Grenzüberschreitung. Der „Weltmusik“, die uns heute auf globaler Ebene unterhält, gelingt die Überschreitung der Grenzen aktuell leichter als den Menschen, aus deren lebendigen Musikkulturen sie ihre Kraft schöpft … Vladimir Ivanoff
On the way … and on the road – why do we travel, what do we take with us, what do we leave behind? Music on the road by musicians on the road: since biblical times this is closely connected to the klezmorims. These Jewish travelling musicians accompany the journey of their people – who have “to live scattered among other people” – with songs that both mourn, but give hope, too. The titles Vinorosso chose for this record are full of klezmer melodies and its variations (tracks 3, 4, 6, 13, 14), but also include rich and manifold melodies traditional Roma music.
liner-notes
“World Music” is a hybrid of musical elements that usually do not go together culturally but which have been arranged next to each other in order to form a new kind of creative syntheses. “Rumba für Olinka“ (track 1) is “World Music” in its purest sense. After an introductory “gypsy melody” – also most readily played by famous violin virtuoso Pablo Sarasate – the main part starts with a Latin-Rumba groove that often is adapted in nowadays Balkan music. Initially, this is performed by a rather untypical group of instruments including e-bass, strings, cajón and metal clarinet in G. In the middle section the principal theme is further developed in form of a lyric-melancholic orchestra sound. “Srpska duša“ (track 8 “Serbian soul“) combines traditional melodies of the Balkans with melodies of the Serbian musicians Boban Marković and Dejan Petrović. Introduced by the Transylvanian melody of “Es saß ein klein wild Vögelein“, it develops into an operetta inspired dance of the cultures: disparate elements are interestingly presented in a hybrid kind of way. In contrast, the traditional waltz from Albania (track 2 “Albanian Waltz“) has been played to Florian Stubenvoll by an Albanian clarinetist during a workshop in Tirana: the oldest and most traditional way to impart music. Consequently this dance is played in a very traditional kind of way. A slowly swinging “Romanian Swing“ (track 3), a popular klezmer melody again, leads us to “Old Bulgar“ (track 4), which, in fact, is not an old Bulgarian man, but an ecstatic round dance, developed by Ashkenazic Jews after their troublesome exodus to America to remind themselves of their old East European homeland.
“Dragan Zlatkovićevo Oro“ (track 5), in contrast, could also be the soundtrack of a movie by Emir Kusturica, dealing with the absurdities of the Balkans. The colorful life culture of the Balkans that is virtually preserved in symphonic wide screen on acoustic celluloid. “Dobriden“ (track 6) is what people say to each other in the Balkans, too. They see each other, greet one another und thereby create a moment of peace before they journey on and part once again (illustrated by Stroh violin and accordion). From the Balkans the journey goes on to Sicily: The legendary traditional Sicilian singer Rosa Balistreri (track 7 “Cu ti lu dissi“ / “Who said that to you?” & track 15 “Vittina Bedda“) was brought up as a daughter of a travelling merchant – “always on the way”. This might be the reason why many of her songs are characterized by a driving, though in itself rotating, uneasiness. Peter Ludwigs “Lisboa“ (track 10) is a nocturne stride through old Lisbon, which is the next stop on our globetrotter tour. The song begins as a Fado Vadio (“straying” Fado), like those musical pieces spontaneously sung by pub guests in Lisbon’s old town still nowadays to express their Saudade („world-weariness, “wanderlust”). After a short while the song gets going and develops into a tango that pushes forward mercilessly until it is slowed down by a clarinet and then lead back into the fading Saudade. “Dvaispetorka“ (track 16 „The Twenty-Five-Year-Old“) is a „Krivo Horo“ (“twisted dance”) in the measure of 25/8th. The dances of the Balkans (mostly Bulgarian) are well known for their irregular measures (9/8th, 11/8th, 13/8th). 25/8th pushes the music forward – but nevertheless: this “twisted dance” is filled with that certain kind of “drifting along” that contributes to the motto of the “musical journey”. The intro is performed by the clariney: a clarinet (reed instrument), that, by changing its mouthpiece, becomes a reed pipe (Turkish: ney, Bulgarian: kaval) and thus in itself corresponds to the hybridization of different elements in world music. That is how one can play flute on a clarinet, like the ensemble vinorosso can play wedding music of the Balkans – an instrumental, as well as musical border crossing. In the case of “World Music“, that we nowadays globally enjoy, it is much easier to cross boundaries as in the case of the people of whose musical cultures the music draws its energy … Vladimir Ivanoff
Mit freundlicher UnterstĂźtzung von: LaLonaCeremonia IHK Lippe zu Detmold Ecclesia Holding
sponsoring
von Hagen Design
WIRBEL Klanglich faszinierend und rhythmisch mitreißend präsentiert sich das international besetzte Weltmusik-Orchester ensemble vinorosso mit Klängen vom Balkan, orientalischer Musik und anderen Einflüssen. Ein großartiger „Wirbel“ durch die Weltmusik! Live-Mitschnitt vom 24.05.08 im HR-Sendesaal (Frankfurt/Main).
Mit „Global Players“ zeigt sich das ensemble vinorosso in neuem Gewand: Ein um mehrere Instrumente ergänztes und damit in seiner Klangvielfalt reich erweitertes Orchester fasziniert mit traditionellen Melodien vom Balkan und dem orientalischen Raum. Ein besonderes Highlight dieser CD sind die beiden „Special Guests“ Hassan Yükselir (vocals) und Ardiana Bytyqi (vocals), die mit ihren Beiträgen stimmungsvolle Balladen aus der Türkei und Griechenland zelebrieren. edition del mondo | KAL 6314-2
Global Players
GLOBAL PLAYERS
ensemble vinorosso
edition del mondo | KAL6305-2
SHORT STORIES Mit „Short Stories“ präsentiert das ensemble vinorosso ein farbiges Programm voller Gegensätze und Überraschungen. Satte Orchesterklänge, deftiger Balkanbrass und filigrane Kammermusik-Arrangements erzählen Geschichten aus dem menschlichen Leben – Geschichten vom Feiern, Lieben, und Trauern; von Kuriositäten und Traumwelten… Auf einer Reise durch die reichhaltige Musikkultur Osteuropas begegnet dem Hörer Expressives und Kontemplatives – und wieder einmal fasziniert vinorosso mit „klassischer“ Folklore in neuem Gewand! edition del mondo | KAL 6321-2
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