MANOS TSANGARIS: Viscum Album VII
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Edition Kaleidos · KAL 6336-2 Executive Producer / Redakteur (WDR): Harry Vogt Recording / Aufnahme: 07/2016 (accordion) & 11/2016 (piano, toy piano), WDR Funkhaus Köln Recording Producer / Tonmeister & Editing / Schnitt: Stephan Cahen Recording engineer / Toningenieur: Katharina Kiefer Piano technician / Klaviertechnik: Paul Müller Liner-Notes / Booklettext: Egbert Hiller · Translations / Übersetzungen: Imke Pinnow Photos / Fotos: Matthias Jung (www.jungfoto.de), Martin Voogd (S. 26/27) Artwork / Cover-Grafik: © Ela Mergels (www.elaela.de) · Booklet- & Text-Layout: Jens F. Meier p Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks Köln, 2017 · Lizenziert durch die WDR mediagroup GmbH c Kaleidos Musikeditionen · www.musikeditionen.de
Producer / Produzent (Kaleidos): Jens F. Meier
f rom i n n e r c i t i es Aktuelle Musik für Klavier, Akkordeon und Toy Piano Contemporary music for piano, accordion and toy piano 1 2
MANOS TSANGARIS (*1956) Beiläufige Miniaturen: Viscum Album (für Akkordeon) Viscum Album I Viscum Album II
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OXANA OMELCHUK (*1975) 5 Widmungen an die verborgenen Empfänger (für Akkordeon und Zuspiel) Widmung 1 2:38 Widmung 2 3:18 Widmung 3 0:51 Widmung 4 1:23 Widmung 5 2:24
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ALVIN CURRAN (*1938) Inner Cities Inner Cities 3 (for toy piano)
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MANOS TSANGARIS Beiläufige Miniaturen: Viscum Album (für Akkordeon) Viscum Album III 2:13 Viscum Album IV 0:58
3:16 2:53
7:33
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ALVIN CURRAN Inner Cities Inner Cities 9 (for piano)
25:18
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MANOS TSANGARIS Beiläufige Miniaturen: Viscum Album (für Akkordeon) Viscum Album V Viscum Album VI
0:57 2:39
SIMON RUMMEL (*1978) 1 4 Melodiestudie (für Akkordeon und Sinustöne) (Simon Rummel: Sinustöne) 15
12:44
ALVIN CURRAN Inner Cities Inner Cities 5 (for piano)
5:07
MANOS TSANGARIS Beiläufige Miniaturen: Viscum Album (für Akkordeon) 16 Viscum Album VII 0:37
DORRIT BAUERECKER piano, accordion, toy piano
„Alles ist in permanentem Übergang“ Notizen zu Dorrit Bauereckers Projekt from INNER CITIES von Egbert Hiller Eine schlichte Melodie gemahnt mit ihren rhythmischen Verschiebungen an Minimal Music – oder an ein ätherisches Glockenspiel, das über den „Dingen“ schwebt. Alvin Currans „Inner Cities 3“ für Toypiano (1999) spricht für sich selbst und weist doch über sich hinaus, nicht nur als Teil eines 1991 begonnenen und 2013 (vorläufig?) vollendeten Zyklus von 14 Kompositionen. Die einzelnen Glieder dieses Zyklus sind im Hinblick auf musikalische Strukturen unabhängig voneinander; die Korrespondenzen zwischen ihnen offenbaren sich in den außermusikalischen Anknüpfungspunkten und Inspirationsquellen, die in die „Kernbezirke“ von Currans schöpferischem Denken hineinreichen. Seine „Inner Cities“ sind charakteristische „Fantasiestücke“, angeregt von Erinnerungen, Visionen, Alltagsphänomenen und (Tag-)Träumen. In der Nr. 3 nahm Curran Bezug auf einen eigenen Song, den er Mitte der 1970er-Jahre für sein Programm „Light Flowers/Dark Flowers“ schrieb. Er setzte das Zitat ans Ende des Stückes, als Coda in einem ebenso spielerischen wie obsessiven Rotieren, das wie ein in sich kreisender Gedanke im Strudel des Vergangenen entschwindet. Curran integrierte die Nr. 3 nachträglich in die „Inner Cities“, deren klangliches Spektrum sich von lyrischen Anwandlungen bis zu schrillen Ausbrüchen erstreckt. Das Tonmaterial ist bewusst einfach gehalten, entfaltet sich aber jeweils mit schneidender Konsequenz.
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Dieser Ansatz Alvin Currans trifft mitten ins Herz von Dorrit Bauereckers Selbstverständnis als Pianistin, Akkordeonistin und Performerin. Ohne Berührungsängste kombiniert sie in ihren Programmen, „Ernstes“ und „Unterhaltendes“, bricht sie Genregrenzen auf, ohne demonstrativ auf Vermischung der Stile und Ästhetiken zu insistieren – so auch und gerade in dem Projekt from INNER CITIES, worin drei Nummern aus Currans „Inner Cities“ das Gerüst bilden, um das sich weitere Stücke zeitgenössischer Tonkünstler gruppieren und auf die „Inner Cities“, direkt oder indirekt, reagieren. Mit diesem Konzept zielt Bauerecker sowohl auf jähe Perspektivwechsel als auch auf Verbindungslinien zwischen verschiedenen Erfahrungs- und Erlebnishorizonten, wobei sich poetische Reflexionen und hintersinniger Humor, latente Melancholie und ungezwungene Virtuosität durchdringen. Trotz Eigenständigkeit der einzelnen Werke beleuchten und bespiegeln sie sich, wodurch sich ihr Kontrast- und Facettenreichtum zu einem schillernden Strom der Farben, Formen und Emotionen, ja, zu einem mosaikartigen Abbild des Lebens selbst verdichtet. Herbes Traumgespinst – derber Tanzboden Dass dieser fruchtbare Prozess auch innerhalb eines – mehrteiligen – Stückes zur Geltung kommen kann, zeigt sich in den „5 Widmungen an die verborgenen Empfänger“ (2013) von Oxana Omelchuk. „Wenn man das Abschreiben als gezielte Methode einsetzt“, konstatiert die 1975 in Weißrussland geborene Komponistin, „dann schlägt man die Diktatur der sich immer wieder neu erfindenden Musikgeschichte mit ihren eigenen Waffen. Das bewusste Abschreiben, man kann es viel eleganter Transformation eines fremden Musikmaterials nennen, ist auch das Hauptthema meines Stückes für Akkordeon solo und Zuspiel. Es sind fünf
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Widmungen an die verborgenen Empfänger, deren Identitäten sich mal deutlicher, mal weniger deutlich aus der Musik herauskristallisieren.“ „Leicht und unbekümmert“ lautet die Vortragsanweisung für die Widmung 1, die sich dann aber doch zu einer Tour de force der Anspielungen und Allusionen steigert. Dagegen entrückt die Widmung 2 in ein herbes Traumgespinst im Spannungsfeld aus zackig-mechanischem Vorwärtsdrang einer „Honky-Tonk-MIDI-Stimme“ und der volksmusikalischen Energie des Akkordeon-Parts, der vor dem geistigen Auge auf den derben Tanzboden einer imaginären ländlichen Gemeinde lockt. Die Widmungen 3-5 sind Miniaturen, die mehr von sich ahnen lassen als preisgeben und als assoziative Gedankenblitze zur Metapher für das Musik-Machen und MusikErfinden selbst geraten – ein Musik-Erfinden, das jenseits vom vermeintlichen Zwang zur Innovation vor scheinbar Banalem, Traditionellem und Klischeehaftem nicht zurückschreckt. Da wundert es nicht, dass Dorrit Bauerecker und Oxana Omelchuk zusammentrafen und in den „5 Widmungen“, im übertragenen Sinne, den „Inner Cities“ ihrer künstlerischen Motivationen und Anliegen nachspürten. „…wie eine musikalische Suchbewegung…“ „Ein Stück für Klavier solo zu schreiben ist heutzutage viel mutiger und schwieriger als ein schon ziemlich gewöhnlich gewordenes Multimedia-Live-Elektronik-Event“, meint Oxana Omelchuk, und diese Bemerkung könnte auch der US-Amerikaner Alvin Curran (*1938) unterstreichen, der sich in seinen „Inner Cities“ voll auf die schwarzen und weißen Tasten konzentrierte. „Inner Cities 9” ist von epischer Ausdehnung und konfrontiert zwei gegensätzliche musikalische Ebenen: die Eine als in diverse Richtungen sich vortastende und ebenso improvisatorisch wie intro-
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vertiert anmutende Selbstreflexionen; die Andere als in abgestuften Graduierungen virtuos inszeniertes wellenartiges Tosen, das sich beinahe drohend aufschwingt und sich schließlich in stoischen Repetitionen verbeißt. Erst am Ende zeigt Curran die gemeinsame Wurzel beider Sphären in Gestalt einer scheu zurückgenommenen „walking-bass“-Passage auf. Scheue Zurückgenommenheit prägt auch die „Melodiestudie“ für Akkordeon (2013) von Simon Rummel (*1978), der darin direkten Bezug auf Currans „Inner Cities“ nahm: „Alvin Currans Klavierzyklus“, so Rummel, „scheint mir der Versuch des Komponisten zu sein, die Vielfalt seines Materials und seiner Arbeitsweisen auf dem Klavier abzubilden. Meine Komposition schließt an den Beginn der ‚Inner Cities 4’ an, der eine einstimmige Melodie vorstellt. Diese Melodie, so kommt es mir vor, entfaltet sich sehr behutsam, wie eine musikalische Suchbewegung, nie ist klar, wie sie weitergehen wird; gleichwohl ist sie zusammenhängend und nachvollziehbar. Eine solche Melodie, die sich der musikalischen Intuition folgend entwickelt, habe ich nun auch komponiert.“ Entstanden ist ein Werk, das jegliche Virtuosität und Dramatik meidet und dabei doch seine eigene Intensität entfacht – eine Musik, die wie eine Insel der Intimität die laute Welt außen vor hält, mit glitzernden fein ausgehörten Akkordeonklängen, flankiert von sachten Sinustönen, die als Kehrseite oder Negation eines Borduns oder Orgelpunkts die gläserne Transparenz dieser „Melodiestudie“ untermauern. Halbschmarotzer und Wunderpflanze In ganz andere Klangwelten entführt Manos Tsangaris (*1956) in „Viscum Album“ für Akkordeon; die Nummern I-IV stammen von 2013, die Nummern V-VII fügte
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er 2015 hinzu. Der Titel bezeichnet die weiße Mistel aus der Familie der Sandelholzgewächse: ein so genannter Halbschmarotzer, der den Tannen, Kiefern oder Laubbäumen, auf denen er sich ansiedelt, Wasser und Nährsalze entzieht. Im Laufe von Jahren verdichten sich die Misteln zu kugelartigen Büschen von bis zu einem Meter Durchmesser. Sie richten zwar Schaden an ihren Wirtsbäumen an, wurden aber dennoch zu allen Zeiten als Wunderpflanzen verehrt; in der germanischen Mythologie galten sie als Gottesgeschenk. Als ein wunderbares „Geschenk“ empfindet auch Dorrit Bauerecker ihr „Viscum Album“, das Tsangaris für sie entwarf. Die beiden verbindet bereits eine längere Zusammenarbeit, die vor dem Hintergrund ihrer Geistesverwandtschaft im Hinblick auf ironische Brechungen, performative Dimensionen und Absage an musikalische Konventionen nur konsequent ist. „Die Grenzen“, erläutert Tsangaris, „sind ohnehin in Bewegung, an bestimmten Stellen lösen sie sich sogar auf. Was innerhalb oder außerhalb dieser Form oder dieses Gefäßes oder Körpers liegt, gilt als Innen oder als Außen und unterliegt (zum Teil) unserer Entscheidung oder Perspektivik: Von wo aus blicken wir? Ansonsten ist alles in permanentem Übergang und wir mit ihm. Aus Erfahrung und aus Gewohnheit respektieren wir auch jene Grenzen, die wir in Frage stellen könnten, denn es scheint für alle von Vorteil zu sein, dass es sie gibt und dass wir uns an sie halten können, auch um sie im passenden Moment zu überschreiten.“ Knisterholz und Vogelmistel Die Tonkunst bietet in Bauereckers und Tsangaris’ Fantasie ungeheures Potenzial für solche „passenden Momente“, was sich in „Viscum Album“ gleichermaßen neckisch
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und aufreizend, betont beiläufig einerseits (zumal in der Rezitation einschlägiger Begriffe wie „Knisterholz“ und „Vogelmistel“) und mit eindringlicher Raffinesse (in den vollmundig auftretenden Akkordeonklängen) andererseits niederschlägt – denn, so der Komponist, „in dem kleinen Zyklus werden Grenzen thematisiert, indem sie oftmals auf eher sanfte Weise überschritten oder unterlaufen werden. Wo ’hier’ ist und wo wir uns gerade befinden, ist in fließendem Übergang. Dazu bedarf es eines ’halb-parasitären’ Stoffwechsels. Unsere Zustände bedienen sich bestimmter nachbarlicher Stoffe und Umstände, ohne sie zu gefährden. Die Kunst des Parasiten (Neben-Sitzers), ist die, seine Nachbarn zu unterhalten – und sie am Leben zu lassen.“ Während die musikalischen Strukturen in „Viscum Album“ präzise vorgegeben sind, geleitet Alvin Currans „Inner Cities 5“ in die Gefilde des Improvisierens. Das Stück ist eine Versuchsanordnung in fünf Sektionen, die einer markanten Steigerungskurve unterworfen sind. Mit fast tonlosem Spiel ruft der Anfang, indem die Finger über die Tasten huschen, ohne die Saiten zum Klingen zu bringen, einen Urgrund der Geräusche – und des Unbewussten – hervor, aus dem allmählich fixe Töne hervorquellen und sich zu Klangkonstellation formieren. Erst der letzte Teil, worin Curran ein Motiv aus „Inner Cities 10“ zur Improvisationsgrundlage erhob, steht im Zeichen von rauschhafter Ekstase, lodernder Explosivität und (seelischer) Entfesselung – Aspekte, die in interpretatorisch extremer Zuspitzung im Kaleidoskop der Stimmungen und Gefühle von Dorrit Bauereckers Projekt from INNER CITIES nicht fehlen dürfen. Egbert Hiller
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orrit Bauerecker, 1973 in Braunschweig geboren, ist Pianistin und Akkordeonistin und lebt in Köln.
Im Feld der zeitgenössischen Musik, dem ein großer Teil ihrer Aktivitäten zugehört, ist die gleichberechtigte Kombination von Klavier und Akkordeon ihr Alleinstellungsmerkmal. Speziell für sie geschriebene Auftragskompositionen verleihen ihren Soloprogrammen eine besondere Note, so auch dem Projekt from INNER CITIES. Charakteristisch für die Inszenierung ihrer Programme sind außerdem ein wachsender Anteil performativer Elemente und der Einsatz von Zusatzinstrumenten, wie sie es auch in ihrem aktuellen Programm onemanband zeigt. Dorrit Bauerecker verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit Manos Tsangaris, in dessen Musiktheaterproduktionen sie vielfach mitgewirkt hat. Sie war u. a. bei den Donaueschinger Musiktagen und den Wittener Tagen für Neue Musik zu hören sowie auf Festivals für zeitgenössische Musik in Luxemburg und Belgien. Auch kammermusikalisch ist sie gefragt: Projekte mit Ensembles wie hand werk, Kammerelektronik und dem C. C. Messner Ensemble führten u. a. zu Auftritten beim Festival Acht Brücken, der Muziekbiennale Niederrhein und der Soundtrack Cologne. Mit der Sängerin und Performerin Barbara Schachtner hat sie 2015 das Ensemble INTERSTELLAR 2 2 7 gegründet und entwickelt mit ihr zusammen choreographierte, interdisziplinäre Musikproduktionen, in denen sich humoristische Ansätze, Überzeichnungen und poetische Momente abwechseln und zu einer ungewöhnlichen Ästhetik führen. Dorrit Bauerecker hat, u. a. mit dem Ensemble Nowist, intermediale Improvisationsprojekte realisiert, mehrfach im Rahmen des Frischzelle Festival sowie dem nxnw festival und beim Frauenfilmfestival Dortmund. In der Theatergruppe Generationenkomplott ist sie als Musikerin und Arrangeurin bereits seit 1999 mit mehreren musikalisch-kabarettistischen Programmen deutschlandweit unterwegs. Sie ist außerdem Gründungsmitglied des Sextetts Die Rheinsirenen. www.dorritbauerecker.de
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lvin Curran wurde 1938 in Providence, Rhode Island in den USA geboren und lebt seit mehreren Jahrzehnten in Rom. Seit den 1960er Jahren gehört er zu den weltweit renommierten Komponisten Elektronischer Musik und Klangkunst. Er hat seine Werke auf den bedeutendsten Festivals präsentiert und ausgestellt, u. a. auf der Ars Electronica Linz, der Tate Gallery, Guggenheim Foundation New York, Centre Pompidou Paris, Donaueschinger Musiktage, als Gastkünstler am ZKM und viele andere mehr. Es gab Zusammenarbeiten und künstlerische Begegnungen u. a. mit Cornelius Cardew, Steve Reich, Michael Nyman, La Monte Young, Trisha Brown, Alvin Lucier, Terry Riley, John Cage, David Tudor und Morton Feldman.
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er Komponist, Musiker, Installations- und Performancekünstler und Lyriker Manos Tsangaris wurde 1956 in Düsseldorf geboren. Er gehört zu den wichtigsten Vertretern eines neuen Musiktheaters – einem neuartigen künstlerischen Format im Zusammenspiel von Klang, Wort und Szene. Er komponierte Werke u. a. im Auftrag des WDR, des Südwestrundfunks, der Bayerischen Staatsoper und der Kölner Philharmonie. Neben seinem kompositorischen Schaffen ist er auch als Schlagzeuger aktiv. 2009 wurde er zum Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Dresden berufen. Seit 2016 ist er künstlerischer Leiter der Münchener Biennale für neues Musiktheater (zusammen mit Daniel Ott), designiert seit 2012.
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xana Omelchuk wurde 1975 in Weißrussland geboren. Sie hat ihr Magisterstudium im Fach Komposition bei Prof. Johannes Fritsch und Studium im Fach Elektronische Komposition bei Prof. Michael Beil absolviert. Sie erhielt Aufträge u. a. vom Deutschen Musikrat, dem Festival Acht Brücken, dem WDR und Südwestrundfunk. Mit den Auszeichnungen des Bernd-Alois-ZimmermannStipendiums der Stadt Köln 2006, eines Aufenthaltstipendiums im Künstlerdorf Schöppingen 2007, dem Baldreit Stipendium der Stadt Baden-Baden 2009 und dem Stipendium des Kölnischen Kunstvereins 2011 zählt Omelchuk zu einer der vielversprechendsten Künstlerinnen im Bereich Neue Musik und Komposition.
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imon Rummel wurde 1978 in Trier geboren. Er hat sein Studium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei dem englischen Jazzpianisten John Taylor absolviert, war außerdem Schüler von Hans Lüdemann, Paulo Alvares, Johannes Fritsch und später Georg Herold an der Kunstakademie Düsseldorf. Die Palette seiner aufgeführten Werke ist breit gefächert: Bearbeitungen von Werken der europäischen Tradition, Volksliedgut, Jazz, Uraufführungen Neuer Musik, Improvisationskonzepte sowie experimentelles Musik- und Tanztheater wurden bisher an unterschiedlichen, teilweise sehr ungewöhnlichen Orten realisiert. 2009 war er Improviser in Residence der Stadt Moers. 2013 erhielt Simon Rummel das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium.
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orrit Bauerecker, born in Braunschweig in 1973, is a pianist and accordionist who lives in Cologne.
Her unique characteristic in the scope of contemporary music, in which she acts as musician predominantly, is the equaled use of piano and accordion. Commissioned pieces that have been written for her, specifically, render a special touch to her solo programs, which is also true for from INNER CITIES. Another distinctive feature of her programs is the increasing amount of performing elements and the use of additional instruments, like, for example, in her latest program onemanband. Since many years, Dorrit Bauerecker cooperates with Manos Tsangaris, in whose music theater productions she has often been involved. She also performed at the Donaueschinger Musiktage, and the Wittener Tage für Neue Musik, as well as at festivals for contemporary music in Luxembourg and Belgium. She also partakes in chamber music projects in which she works together with ensembles like hand werk, Kammerelektronik, and the C. C. Messner Ensemble on variable stages like the Festival Acht Brücken, the Muziekbiennale Niederrhein, and the Soundtrack Cologne. In 2015, she and the singer and performer, Barbara Schachtner, founded the ensemble INTERSTELLAR 2 2 7. Together they develop choreographed, interdisciplinary music productions in which humorous approaches, oversubscriptions, and poetical moments alternate and lead to unusual esthetics. More than once, Dorrit Bauerecker realized intermedial improvisation projects, inter alia with the ensemble Nowist, at the Frischzelle Festival, the nxnw festival, and at the Frauenfilmfestival Dortmund. For the theater group Generationenkomplott she works as musician and arranger. Since 1999 they tour Germany-wide with music-cabaret programs. Moreover, Dorrit Bauerecker is a founding member of the sextet Die Rheinsirenen. www.dorritbauerecker.de
“Everything underlies permanent transition” Notes on Dorrit Bauerecker’s project from INNER CITIES by Egbert Hiller The rhythmically shifting movement of a simple melody reminds of minimal music – or of ethereal chimes that sound high above all kinds of world events. Alvin Curran’s “Inner Cities 3” for toy piano (1999) speaks for itself, but, nevertheless, points beyond itself, as well; having in mind not only the cycle of fourteen compositions (started in 1991 and – temporarily? – completed in 2013) of which it is part. Independent with respect to their musical structures, the relationship of the cycle’s individual parts becomes obvious in their extra-musical links and sources of inspiration, reaching the “core areas” of Curran’s creative imagination. His “Inner Cities” are representative fantasy pieces, inspired by memories, visions, phenomena of everyday’s life, and (day-) dreams. In No. 3 Curran refers to one of his own songs that he wrote in the mid-1970s for his program “Light Flowers/Dark Flowers”. He placed the citation of that song at the end of the new composition. By this it forms a coda in a likewise playful and obsessive rotation that vanishes into the vortex of times past like a thought revolving around itself. Later, Curran integrated No. 3 into “Inner Cities”, the sound spectrum of which ranges from lyrical impulses to jarring outbursts. The sound material is deliberately kept simple. However, it always develops full expression with incisive consequence. Alvin Curran’s approach goes absolutely hand in hand with Dorrit Bauerecker’s self-understanding as pianist, accordionist and performer. She unifies art music 18
and popular music in her program without reserve. Furthermore, she breaks genre boundaries without insisting on ostentatiously mixing styles and esthetics – which is also especially true for her project from INNER CITIES: Three piano pieces of Curran’s “Inner Cities” serve as an outward framework, while contemporary compositions for accordion are arranged next to them, making direct or indirect reference to the original. This concept simultaneously aims at sudden changes of perspective and lines of communication between differing ranges of experience and knowledge. In doing so, poetic reflections and hidden humor, latent melancholy and easy virtuosity intertwine. Despite the autonomy of every single musical piece, they illuminate and mirror each other. By this, their contrastive and multifaceted arrangements condense into a shimmering flow of colors, shapes, and emotions, indeed into a mosaic-like image of life itself. Rough fantasy – rustic dance floor That this fruitful process comes into its own in a single – multi-part – musical piece, becomes apparent in “5 Widmungen an die verborgenen Empfänger” (5 dedications to the hidden receivers) (2013) by Oxana Omelchuk. “If one uses copying as a deliberate method, one can beat dictation of music history that always reinvents itself at his own game” the composer, born in Belarus in 1975, states. “Deliberate copying, much better referred to as transformation of other musical material, also is the main topic of my composition for accordion solo and tape. These are five dedications to the hidden receivers, whose identities extract from the music either to only a little, or to a more tangible extent.” “Simple and easy-going”, is the performance instruction of dedication 1, but that,
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after all, develops into a tour de force of allusions and references. Dedication 2, by contrast, carries the listener away into rough fantasy. The interplay of a briskmechanic, pressing forward “honky-tonk-MIDI-voice” and a folk music-like energy of the accordion part lures the listener onto the rustic dance floor of an imaginary rural community. Dedications 3 to 5 are miniatures that rather stay in the dark than give themselves away. In fact, they turn out to be associative inspirations that form a metaphor for music-making and music-inventing itself – music-inventing that does neither submit to the compulsion of innovation, nor stop at the seemingly banal, traditional or stereotypical. Thus, it’s no wonder that Dorrit Bauerecker and Oxana Omelchuk joined and that in “5 Widmungen” they figuratively tracked down their “Inner-Cities” of artistic motivations and concerns. “… like a musical way of seeking…“ “Writing a piece for solo piano has become much more courageous and more facile than performing a multimedia-live-electronic event, that people has become quite accustomed to, already”, Oxana Omelchuk states. This statement could be underlined by the US-American Alvin Curran (*1938) who, in his “Inner Cities 9”, focused on the white and black keys, only, too. “Inner Cities 9” is of epical expanse and confronts two contrasting musical spheres: the first like an improvisatory and likewise introvert self-reflection that feels it’s way in every direction; the second like a masterly played, finely graduated wave-like thunder, that almost threateningly soars up until getting tangled up in stoic repetitions. Only in the end Curran shows their common root in the shape of a carefully withdrawing walking-bass passage. In attitude of careful restraint is also characteristic for “Melodiestudie” (melody
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study) for accordion (2013) by Simon Rummel (*1978), who directly refers to Currans “Inner Cities” in this composition: “Alvin Curran’s piano cycle” Rummel says, “seems to me to be the attempt to demonstrate the variety of his material and of his working method on the piano. My composition refers to the beginning of ‘Inner Cities 4’ that presents a monadic melody. This melody, so it seems to me, unfolds very cautiously, like a musical way of seeking. It’s never obvious how it moves on; however it is coherent and comprehensible. A melody that develops due to musical intuition is what I wrote myself now.” A musical work has been written that avoids all kinds of virtuosity and dramatics, but which nevertheless unfolds its own intensity – music that, like an island of intimacy, shuts out the outer world; music with glittering delicately developed accordion sounds that stand next to soft pure tones, which, like the reverse or negation of a drone or pedal point, underline the transparent character of this melody study. Semi-parasites and miraculous plant Manos Tsangaris’ (*1956) “viscum album” for accordion takes us into quite different ranges of sound. While he wrote tracks I-IV in 2013, he added on tracks V-VII in 2015. The title refers to the white mistletoe belonging to the family of the sandal wood plants; so-called semi-parasites that extract water and minerals from the firs, pine woods and leaf woods on which they occurs. In the course of time, the mistletoes grow into globelike bushes of up to one meter in diameter. Though they damage their host plants, they have been worshiped all times as a miraculous plant; in Germanic myths they were considered to be a gift of the Gods.
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As a wonderful “present” Dorrit Bauerecker experiences her “viscum album” that Tsangaris wrote for her, too. They both work together since a couple of years. A coherent matter of fact, bearing in mind their shared affinity to ironic arpaggiation, performing dimensions, and their rejection of musical conventions. “Bounds” Tsangaris explains, “are in motion, anyway. Sometimes they even vanish, at all. What lies within or beyond this shape, vessel, or body can be regarded either as inside or as outside and (partly) underlies our decision or perspective. What is our point of view? Apart from that, everything underlies permanent transition and we do, too. We respect those bounds which we could question out of experience and habitualness, because it seems to be of advantage to all of us that they exist and that we adhere to them. If only, to break them down at an opportune moment.” “Knisterholz” and “Vogelmistel” In Bauerecker’s and Tsangaris’ fantasy musical art offers a high potential for those “opportune moments”. This is presented in “viscum album” similarly playfully and in a provocative manner; more or less incidentally on the one hand (especially by reciting pertinent terms like “Knisterholz” and “Vogelmistel”, both terms referring to the family of mistletoe plants), and with vivid sophistication on the other hand (tangible in those grandiose accordion sounds). This is, the composer states, because “in this little cycle bounds are addressed by overstepping or subverting them in a rather soft manner. The “now and then” and where we stand at the moment is of fluent passage. For this, a semi-parasite metabolism is necessary. Our conditions draw on certain neighborly matters and circumstances without endangering them. The skill of the parasite is to provide for their neighbors – and to keep them alive.
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Whereas the musical structures of “viscum album” are precisely predetermined, Alvin Currans “Inner Cities 5” lead us into the domains of improvisation. The musical piece is a test set-up in five sections which underlie prominent progression. The beginning evokes a primary cause of sounds and of the unconscious: in a nearly soundless play the fingers whoosh across the keys without striking the cords. In a further development actual tones emerge and combine to sound set-ups. Only the last part, in which Curran improvises on a motif taken from “Inner Cities 10”, shows an ecstatic character, blazing explosiveness, and (mental) unleashing. Aspects that – in their extreme form of intensification – must not lack in the kaleidoscope of sentiments and emotions of Dorrit Bauerecker’s project from INNER CITIES. Egbert Hiller
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lvin Curran was born at Providence, Rhode Island/USA in 1938 and lives in Rome since a couple of decades. Since the sixties he is one of the most famous composers for electronic music and sound art worldwide. He presented his works at the most popular festivals, like the Ars Electronica Linz, the Tate Gallery, Guggenheim Foundation New York, Centre Pompidou Paris, Donaueschinger Musiktage, ZKM, and many more. He cooperated with other artists like Cornelius Cardew, Steve Reich, Michael Nyman, La Monte Young, Trisha Brown, Alvin Lucier, Terry Riley, John Cage, David Tudor, and Morton Feldman.
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anos Tsangaris, composer, installation artist, performance artist, and lyricist, was born in Düsseldorf in 1956. He is one of the most important representatives of a new kind of music theater – a novel kind of artistic interaction of sound, speech and set. He wrote on behalf of the WDR, the Südwestrundfunk, the Bayerische Staatsoper, and the Kölner Philharmonie. In 2009, he became professor of composition at the Hochschule für Musik Dresden. Since 2016 he is art director of the Münchener Biennale für neues Musiktheater (in cooperation with Daniel Ott), designated since 2012.
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xana Omelchuk was born in Belarus in 1975. She completed her master studies of composition with Johannes Fritsch and of electric composition with Michael Beil. She wrote commissioned pieces for the Deutsche Musikrat, the Festival Acht Brücken, the WDR, the Südwestrundfunk, and others. Oxana Omelchuk is one of the most promising artists in the field of new music and composition. She was winner of the Bernd-Alois-Zimmermann scholarship of Cologne in 2006, and was awarded with a scholarship to stay at the Künstlerdorf Schöppingen (artists’ village) in 2007, with the Baldreit scholarship of the city of Baden-Baden in 2009, and with the scholarship of the Kölnischer Kunstverein in 2011.
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imon Rummel was born in Trier in 1978. He completed his studies at the Hochschule für Musik und Tanz Köln with the English jazz pianist, John Tayler, and was also student of Hans Lüdemann, Paulo Alvares, Johannes Fritsch, and, later, of Georg Herold at the Kunstakademie Düsseldorf. The range of his performed works is diversified: Arrangements of works of old European tradition, folk songs, jazz, world premiers of new music, improvisation concepts, as well as experimental music and dance theater; performed at different, sometimes rather unusual places. In 2009, he was Improviser in Residence of Moers. Simon Rummel was awarded with the Bernd-Alois-Zimmermann scholarship in 2013.
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