Alexey Pudinov – NEUE BAHNEN

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NEUE BAHNEN

Alexey Pudinov piano


Supported by Claudia Koppel DuĹĄka Bormann-Erb Alessia und Laurence Dickler Sumiko von Oettingen Kathleen Metcalfe


NEUE BAHNEN

Alexey Pudinov piano

Edition Portrait | KAL 6350-2 Recording / Aufnahme: 07/2020, Festeburgkirche, Frankfurt am Main Recording Producer / Tonmeister: Jens F. Meier Editing / Mastering: Felix Epp, Jens F. Meier Piano technician / Klaviertechnik (Steinway D): Jurjen Munting, Oliver Hoyer CD-Artwork / Cover-Design & Text-Layout: Jens F. Meier Artist Photos / Künstlerfotos: Emil Matveev (Cover, Booklet, Inlaycard p.2), Philipp Gärtner (Booklet p.12, Inlaycard p.1) Liner notes / Booklet-Texte: Arndt Zinkant Translations / Übersetzungen: Anika Mittendorf (Liner notes), Konstantin Soukhovetski (Vita en), Elena Komova, Vera Tymchyshyn (Vita ru) Executive Producer: Jens F. Meier ℗&© 2021 KALEIDOS Musikeditionen | www.musikeditionen.de

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NEUE BAHNEN

Alexey Pudinov piano

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tracks


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JOHANNES BRAHMS (1833–1897) PIANO SONATA NO. 2 IN F-SHARP MINOR, OP. 2 Klaviersonate Nr. 2 fis-Moll op. 2 I. Allegro non troppo ma energico II. Andante con espressione III. Scherzo. Allegro – Trio. Poco più moderato IV. Finale: Introduzione. Sostenuto – Allegro non troppo e rubato

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FRÉDÉRIC CHOPIN (1810–1849) BALLADE NO. 4 IN F MINOR, OP. 52 Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52

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SERGEY RACHMANINOV (1862–1918) MOMENTS MUSICAUX, OP. 16 No. 3 in B minor / h-Moll – Andante cantabile No. 4 in E minor / e-Moll – Presto No. 5 in D-flat major / Des-Dur – Adagio sostenuto

8:44 2:57 4:35

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GEORGE GERSHWIN (1898–1937) / FAZIL SAY (*1970) SUMMERTIME VARIATIONS

7:03

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DENNIS TJIOK (*1994) IMPRESSIONS ON ROTHKO, OP. 23 (FIRST RECORDING) 1. Magic (Impression on picture No. 14) 2. Blue and Grey 3. www (for Alexey Pudinov)

1:40 3:26 2:35

6:04 6:10 4:19 11:48

11:56

J. S. BACH (1685–1750) / ALEXANDER SILOTI (1863–1945) PRELUDE IN B MINOR BWV 855A 3:08 Präludium in h-Moll BWV 855a


NEUE BAHNEN

Alexey Pudinov piano

Es war eine Sternstunde der Musikgeschichte, als der junge Komponist Johannes Brahms im Jahr 1853 dem berühmten Musiker-Ehepaar Robert und Clara Schumann seine Aufwartung machte. Der Zwanzigjährige hatte in jenem Sommer eine Rheinwanderung unternommen und einige musikalische Berühmtheiten in dieser Gegend aufgesucht. Die Schumanns bildeten gleichsam den krönenden Abschluss seiner Reise – und es war Liebe auf den ersten Blick. Robert, der berühmte, um 23 Jahre ältere Komponist, nannte den blonden Feuerkopf aus Hamburg einen „jungen Adler“, und seine als Pianistin berühmte Frau Clara notierte, dieser sei „wie eigens von Gott gesandt“. Unter den Stücken, die der junge Brahms damals im Gepäck hatte, war auch seine zweite Klaviersonate op. 2 – das Hauptwerk der vorliegenden Einspielung, mit welcher Alexey Pudinov die vielen Facetten seines Könnens präsentiert. Ein pianistischer Feuerkopf auch er, der sich mit dieser CD ebenfalls auf eine Wanderschaft begibt. Eine für Brahms wichtige Berühmtheit erlangte damals der musikalische Aufsatz „Neue Bahnen“, den Schumann – passionierter Musikjournalist, der er war – kurz darauf veröffentlichte. Die in der Tat neu, originell und feurig auftrumpfenden Sonaten hatten es dem Älteren besonders angetan, und sie wirkten auf ihn wie „verschleierte Sinfonien“. Schon hier bemerkte Schumann also den häufig ins Sinfonische strebenden Duktus, der Brahms‘ Musik bis zuletzt auszeichnen sollte. Nicht von Ungefähr sind auch seine zwei Klavierkonzerte als ‚Sinfonien mit obligatem Klavier‘ bezeichnet worden. Die fis-Moll-Sonate op. 2 beginnt so stürmisch, wie es sich der späte Brahms kaum mehr erlaubte. „Sturm und Drang“ tönt aus den hochfahrenden Sechzehnteln im Fortissimo. Aber trotz des durchaus rhapsodisch bewegten Gestus spielt sich das Drama in der traditionellen Sonatenhauptsatzform ab – und das mit einer Virtuosität, die sicherlich auch auf die Widmungsträgerin Clara Schumann abzielte.

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Kein Drama ohne Ruhepol. Das Andante con espressione ist verblüffend karg. Nicht etwa die Brahms-typische, beinahe schon sprichwörtliche Herbststimmung bricht hervor – es ist ein veritables „Winterlied“, das explizit auf ein Lied des schweizerischen Minnesängers Kraft von Toggenburg zurückgeht, wenn auch nicht notengetreu, sondern textlich. Kühl und starr tropft die Melodie aus der linken Hand, bevor nach einer Weile akkordische Wärme aus der rechten hinzuströmt, welche den traurigen Gesamteindruck aber nicht aufzulösen vermag, einiger triumphaler Momente zum Trotz. Nicht minder düster schließt sich das Scherzo mit seinen geisterhaften Staccati an; im Übrigen auch mit jener thematischen Verzahnung der zuvor gehörten Motive, welche ebenfalls für Brahms‘ Werk insgesamt typisch ist. Der junge Meister weiß mit Kontrasten zu spielen, und Alexey Pudinov interpretiert diese klangschön und ungemein farbig. Beherrscht auch Düsternis insgesamt das Feld, so wird sie doch im Trio mit tänzerischer D-DurSeligkeit aufgehellt. Im epischen Finalsatz ringt abermals der Neuerer mit dem Traditionalisten Brahms. Wirkt dieser Satz auch zerklüftet wie eine karge Landschaft, so bricht auch hier die Sonne akkordisch immer wieder durch. Und so leicht und schwebend, wie Pudinov am Ende die Triller aus dem Elfenbein kitzelt, ist das versöhnliche Ende auch gemeint. Von deutscher Klavierromantik aus begibt sich der Pianist weiter zu Chopin und Rachmaninov, um am Ende einen jazzigen Blick über den „Großen Teich“ zu wagen. Zunächst aber geht es vom frühen Brahms zum späten Chopin, zu seiner f-Moll-Ballade op. 52. Während heute die Bezeichnung „Balladenton“ etwas Sprichwörtliches hat, so war das in den 1840er Jahren noch anders: Als Balladen wurden damals romantische Gedichte mittelalterlicher Troubadoure bezeichnet – und bereits als Kind war Frédéric Chopin von polnischen Heldensagen begeistert gewesen. Später hatten es ihm die litauischen Balladen des polnischen Romantikers Adam Mickiewicz angetan, dessen Salon in Paris ein Treffpunkt polnischer Emigranten war. So verwundert es nicht, dass Chopin die Gattung der Klavierballade als Erster einführte.


Mag die vierte Ballade auch mit einem schlichten „Es war einmal“ in C-Dur anheben, so führt das romantische Klaviergenie seine Erzählung im Verlauf behände durch Dur-Moll-Wechsel und immer farbigere Modulationen. Der Tonfall ist durchaus volkstümlich, was durch entsprechende Elemente wie Pentatonik unterstrichen wird. Was aber wird in dieser Musik erzählt, welchen „Helden“ umkränzt diese Ballade? Das bleibt unausgesprochen im abstrakten Raum absoluter Musik. Und diesen füllt Chopin mit akkordischer und formaler Freiheit, aber dennoch keineswegs allen Strukturen so abhold wie später die französischen Impressionisten. Alle imaginierten Abenteuer spielen sich innerhalb tradierter Formelemente wie Sonatensatz oder Rondo ab. Mag diese letzte von Chopins Balladen auch insgesamt lyrisch daherkommen, so gibt es doch immer wieder dramatische Ausbrüche, die wie durch verhangene Wolkendecken hindurchbrechen, so auch die virtuose Coda, die das Stück aufbrausend zu Ende führt. Es mag wie ein wohlfeiles Klischee klingen, zu vermuten, dass der gebürtige Russe Pudinov sich auf dem Elfenbein wie in ein vermisstes Zuhause zurücktastet, wenn er an dieser Stelle das dritte der Moments musiceaux von Sergey Rachmaninov anstimmt – und doch klingt es so. Bei aller Weltläufigkeit des Kosmopoliten ist diese Musik russische Seele pur. Jenes Andante cantabile des notorischen Moll-Komponisten Rachmaninov, das wie aus einem wehmütigen Zwischenreich von Lied und Trauermarsch herüberweht, gelingt Pudinov wunderbar stimmig. Nicht nur in der typischen Melodiegebung und den romantischen Akkordschleiern, denen der Pianist im Pedal sinnierend nachlauscht, sondern auch in den markig ausgespielten Bass-Staccati, welche die Melancholie mit trotzigem Stampfen in den Trauermarsch-Rhythmus zwingen. Hier wird emotional das Terrain abgesteckt – und Pudinov hütet sich davor, im folgenden Moment musical diesen Zauber durch allzu schäumenden Furor zu beschädigen. Man hat dem Stück Ähnlichkeit mit Chopins „Revolutions-Etüde“ nachgesagt. Düstere Wolken, grummelnde Läufe und vollgriffige Passagen donnern in Nummer vier vorüber – doch Pudinovs Virtuosität wird hier nicht zum Selbstzweck, sondern kommt ganz organisch daher. Wenn sich dann im Moment musical Nr. 5, das ähnlich einer venezianischen Barcarolle vorüber gleitet – mit wiegender Rhythmik, die zwischen linker und rechter Hand ausbalanciert wird – wärmere und hellere Klänge Bahn brechen, scheint einmal mehr das traditionelle Prinzip „Per aspera ad astra“ musikalisch verwirklicht. Und die drei Stücke des Rachmaninov-Zyklus verschmelzen hier atmosphärisch beinahe wie zu einem Werk.

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Dabei ist die Geschlossenheit ursprünglich den sechs Stücken keineswegs eingewoben, stellen sie doch jeweils einen selbstständigen, typischen Gattungsbeitrag dar, wie Nocturne, Barcarolle oder Etüde. Der Name des sechsteiligen Sets ist vom Moments-musiceaux-Zyklus (1828) Franz Schuberts entlehnt, der Anlass für die Komposition hingegen waren Zeit- und Geldnot. Der seinerzeit 23-jährige Rachmaninov war im Jahr 1896 auf einer Zugreise ausgeraubt worden, was die zügige Fertigstellung des Klavierzyklus zum Ende jenes Jahres beflügelt haben mochte. Der Name Fazil Say verheißt schillernden Tastenzauber – den hat der türkische Pianist und Komponist oft genug entfacht. Und nicht, dass seine Jazz-Fantasie (2005) über George Gershwins legendäres „Summertime“ diese Erwartung gänzlich enttäuschen würde. Aber das Stück beschert Herz und Ohr viel mehr. Dem 1970 geborenen Say, zu dessen Kompositionen auch Orchesterwerke und Oratorien zählen, gelingt es hier auf faszinierende Art, pianistischen Anspruch mit dem „Geist“ dieses zahllose Male gehörten Stückes zu vermählen. Gershwins Geniestreich – nur einer der vielen zeitlosen Songs aus seiner Oper „Porgy and Bess“ – verströmt in dieser Klavierversion so viel bluesiges Sehnen, wie man sich nur wünschen kann. Doch die Sommersonne glüht hier nicht zwischen Streicher-Saiten hervor, vielmehr tönt aus dem Diskant auch die urbane Coolness eines Jazzkellers. Lässig und versonnen schlendert die Musik wie in der Großstadt-Abendsonne umher, gibt sich flüchtigen Eindrücken hin, verliert aber den melodischen Zauber nie aus den Ohren. Hier wird unter Pianistenhänden Ereignis, was für manche Puristen kaum denkbar scheint: Komponierter Jazz. Wie Pudinov das versonnene Innehalten swingen und die Stille zwischen den Noten atmen lässt, schlägt über sieben Minuten unmittelbar in den Bann. Und wenn am Ende diese „Summertime“ mit hingetupftem Diskant-Glitzern förmlich verweht, zaubert das nicht nur den Jazz-Freunden ein Lächeln ins Gesicht. Auch das e-Moll-Präludium Johann Sebastian Bachs, das Pudinov in sein Programm aufnimmt, umweht eine russische Aura. Nicht nur, dass es von Alexander Siloti, einem Liszt-Schüler und Cousin Rachmaninovs, arrangiert wurde – es erlangte auch Berühmtheit durch den legendären russischen Pianisten Emil Gilels, der das Stück gern als Zugabe spielte. Kein Wunder, gilt es doch als gelungenste Bach-Transkription Silotis. Die versonnene Zartheit des Originals wird auf den romantischen Flügel perfekt übertragen, wobei Siloti das ursprüngliche e-Moll nach h-Moll transponiert. Die hypnotischen Sechzehntel-Ostinati verlegte der Arrangeur von der linken in die


rechte Hand. Romantisch wiederum wirkt seine Intention, bei der Wiederholung des Stückes die Melodieführung stärker zu betonen. Siloti selbst führte seine Bearbeitung erstmals im Jahr 1912 öffentlich auf. Auch ein Zeitgenosse kommt musikalisch zu Wort: Der junge Komponist Dennis Tjiok. Er komponierte dem abstrakten Maler Mark Rothko eine Hommage, die in kurzen Stimmungsbildern Stück für Stück dessen Gemälden huldigt. Nicht neutönerisch, sondern so schlicht und klar, wie auch etwa das erste vertonte Rothko-Bild („Number 14“ aus dem Jahr 1960) anmutet. Dieses Bild, das lediglich zwei Farbtöne aufweist – Dunkelblau und Orange –, überführt Tjiok laut eigener Aussage auf die „Farben“ zweier Hexachorde. Ostinati, die wie zwischen Impressionismus und Minimalismus mäandern, streichelt Pudinov hier aus den Tasten: „Magie“ heißt das Stück innerhalb des Zyklus. Ähnlich verfährt der Komponist bei „Blau und Grau“. Um Spannung und Entspannung gehe es da, so Tjiok, der die Einfachheit des Bildes in die Einfachheit einer lyrischen Melodie „übersetzt“. Am Ende kommt Tjiok dann zu einer „www“ betitelten Musik, die Alexey Pudinov gewidmet ist: Noch motorischer, elektronischer und minimalistischer wird hier gleichsam der virtuelle Raum erkundet. Denn so wie die Rothko-Bilder den Zeitgeist der 60er Jahre widerspiegeln, so entspricht dem heutigen Zeitgeist die klangliche Verwandtschaft mit elektronischer Musik und analogen Synthesizern, die hier erfahrbar wird. Der Pianist begibt sich mit seiner Musik auf eine Reise im Digitalen Zeitalter. Denn Klaviermusik muss nicht nur im Konzertsaal erklingen, um genossen zu werden. Sie wird durch vielseitige Künstler wie Alexey Pudinov auf neuen Bahnen den Hörern präsentiert. Arndt Zinkant

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ALEXEY PUDINOV Alexey Pudinov ist ein musikalisches Multitalent. Eine unbändige Energie bestimmt sein Musizieren wie auch seine Projekte. So gründete er etwa „AD Festival Days“, ein Kammermusikfestival in Manchester. Außerdem ist er Mitbegründer mehrerer Kammermusik-Ensembles, u. a. das Klavierduo TWO4PIANO und das Frankfurt Piano Trio. „Neue Bahnen“ ist Alexeys zweite CDEinspielung (und erste Solo-CD) beim Label KALEIDOS nach der von der Kritik gefeierten DebutCD „Evocation of Dance“ (2019) des Klavierduos TWO4PIANO. Alexeys Vielseitigkeit spiegelt sich auch in seiner Ausbildung wider: Mit insgesamt sechs Musikabschlüssen hat der Musiker die Klavierschulen dreier Länder in sich vereint: Deutschland (HfMDK Frankfurt), England (RCM London und RNCM Manchester), und selbstverständlich auch die legendäre russische Klavierschule. Wichtige künstlerische Impulse erhielt er u. a. durch Norma Fisher, Elisabeth Leonskaja, Herbert Seidel, Bernhard Wetz, Angelika Merkle, Leon Fleisher, Paul Schenly, Kelly-Marie Murphy und Jörg Widmann sowie in seiner Funktion als Solist mit Orchestern wie z. B. dem BBC Philharmonic Orchestra, Simfonični Orkester RTV Slovenija und dem Sinfonieorchester Gießen. Zu Alexeys Kammermusikpartnern zählen renommierte Musiker wie Lara Boschkor, Jonathan Crow, Benedict Klöckner, Johannes Moser, Konstantin Soukhovetski und das Eliot Quartett. Alexey ist ein Kosmopolit, der das Reisen schätzt und überall auf der Welt konzertiert. Auf vielen renommierten Festivals war er bereits zu hören, darunter Rheingau Musik Festival, Pianofest in the Hamptons, Toronto Summer Music Festival und Schleswig-Holstein Musik Festival. Auszeichnungen, die er auf Wettbewerben errang, führten ihn nach Kanada, Nordamerika, Finnland, Deutschland, Österreich, Italien und in die Tschechische Republik. So gewann Alexey Pudinov den „Gershwin Best Performance Prize“ 2015 in New York, den Steinway-Preis 2014, den Ersten LMN Menuhin Preis 2016 in Frankfurt und den Ersten Preis beim North West International Ensemble Competition in Vancouver 2018. www.alexey-pudinov.com vita | de 13


“Alexey Pudinov is a wonderful pianist whose playing combines sparkling technique, cultivated sound and expressive depth. He is an exceptionally interesting and accomplished artist.” PAUL SCHENLY

“Considered Alexey Pudinov special on first hearing him, and he has fulfilled all my expectations! An exceptional young artist!” NORMA FISHER

„Für Alexey Pudinov sind das Klavierspielen und die Musik das Natürlichste und Selbstverständlichste der Welt. Er kann den Kosmos völlig durchdringen und ihn in allen Facetten fulminant am Klavier umsetzen.“ BERNHARD WETZ

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NEW PATHS

Alexey Pudinov piano

One of the greatest moments in music history was when the young composer Johannes Brahms paid the famous musician couple Robert and Clara Schumann a courtesy visit in 1853. The twenty-year-old had gone on a walking tour along the river Rhine that summer to visit musical celebrities in the region. The Schumanns were to be the crowning glory of his journey so to speak - and it was love at first sight. The renowned composer Robert, 23 years his senior, called the impulsive blonde youth from Hamburg a „young eagle“ and his wife, the acclaimed pianist Clara, noted that he was „as if especially sent by God“. Among the pieces the young Brahms had with him at the time was his second Piano Sonata, Op. 2 – the main work on this recording, with which Alexey Pudinov presents the many facets of his proficiency: yet another impulsive pianist who sets out on a journey with this CD. Shortly after, Schumann, as the passionate music journalist he was, published the musical essay „Neue Bahnen“ („New Paths“) which, importantly for Brahms, attained prominence. The sonatas, which were indeed new, original and fiery, were particularly appealing to the older composer, and they seemed to him like „veiled symphonies“. Even then Schumann noticed his characteristic symphonic style, which was to distinguish Brahms‘ entire oeuvre. It is no coincidence that his two piano concertos have also been described as „symphonies with piano obbligato“. The F♯minor Sonata, Op. 2, begins much more tempestuously than Brahms allowed for in his later works. „Sturm und Drang“ (storm and stress) resounds from the driving fortissimo semiquavers. Yet despite its thoroughly emotional, rhapsodic spirit, the drama is played out within the traditional sonata form – and with a virtuosity which was certainly also aimed at the dedicatee Clara Schumann. No drama is complete without a contrasting haven of tranquillity. The Andante con espressione is surprisingly austere. It is not a Brahms-typical, almost proverbial autumnal mood that breaks forth but a veritable „winter song“, explicitly harking back to a song by the Swiss Minnesänger Kraft von Toggenburg, not quite note for note but still true to the original score. The chill melody drips unyieldingly in the left hand before chordal warmth finally flows in from the right hand, which does not dispel the sorrowful overall impression, despite some triumphal moments. The ensuing Scherzo, with its ghostly staccati, is just as dark; and its thematic interweaving of the

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motives heard earlier are also typical of Brahms‘ work as a whole. The young maestro knew how to play with contrasts and Alexey Pudinov performs these with a beautiful and exceedingly colourful interpretation. When darkness seems to take over, the dancing D major bliss of the trio brightens the mood. In the epic final movement, Brahms the innovator wrestles with Brahms the traditionalist once more. When this movement also seems as rugged as a barren landscape, the chordal rays of the sun burst through again and again. At the end, a sense of reconciliation is implied by Pudinov‘s fluid trills, so light and free. From German piano Romanticism, the pianist moves on to Chopin and Rachmaninov, and then finally ventures a jazzy glance over the „Big Pond“. First, however, he turns from early Brahms to late Chopin, the Ballade in F minor, Op. 52. Whereas today the term ballad is more widely used, back in the 1840‘s it referred to the romantic poems of medieval troubadours. Frédéric Chopin had already been fascinated by the heroic sagas of Poland as a child. Later he was taken with the Lithuanian ballads of the Polish romantic Adam Mickiewicz, whose Parisian salon was a meeting place of Polish emigrants. It is therefore no surprise that Chopin was the first to introduce the genre of the piano ballade. His fourth ballade uplifts with its modest „once upon a time“ opening in C major, then the Romantic piano genius leads his narrative deftly through shifts between major and minor and increasingly colourful modulations. The tone is quite folkloric, which is emphasised with befitting elements, such as the pentatonic. But what story is this music telling the listener? Which „heroes“ are crowned by this ballad? This remains untold in the abstract space of absolute music. Chopin fills this space with a freedom of harmony and form, yet still not as averse to structure as the French Impressionists later on. His imaginary adventures all play out within traditional forms such as sonata form or rondo. Although this last of Chopin‘s four ballades may seem lyrical on the whole, there are always dramatic outbursts which break through the heavy clouds, like in the virtuosic coda, bringing the piece to a tempestuous conclusion. It may sound like a cheap cliché to presume that the Russian-born Pudinov finds his way back to his homeland on the ivory keys with this next piece, the third of Sergey Rachmaninov‘s Moments


Musiceaux, yet it does sound like it. For all his cosmopolitan spirit, this music is pure Russian soul. Famous for favouring minor keys, Rachmaninov creates with this Andante cantabile a melancholic realm between song and funeral march – a wonderful, harmonious performance by Pudinov. This is heard not only in the formation of the typical melodic lines and the romantic veils of chords with masterful pedal tones, but also in the concise bass staccati compelling the melancholy into the rhythm of a funeral march with defiant stamping. An emotional terrain is outlined here – and Pudinov is careful not to spoil the magic of the ensuing Moment Musical with too much furore. This piece bears similarities to Chopin‘s „Revolutionary Étude“. Dark clouds, rumbling semiquaver sequences and hand-spanning passages thunder across No. 4 – yet Pudinov‘s virtuosity is more organic than an end in itself. Moment Musical No. 5 glides past like a Venetian barcarolle with its gently rocking rhythms balanced between the left and right hands. When warmer and brighter sounds take a new path, the traditional principle „Per aspera ad astra“ seems to embody the music once again. These three pieces from Rachmaninoff‘s cycle all but merge here atmospherically as one. At the same time, unity is by no means woven into the six pieces as they each present a typically stand-alone genre such as nocturne, barcarolle or étude. The title of this six-piece set is borrowed from Franz Schubert‘s Moments Musicaux cycle (1828), whereas the reason for its composition was a lack of time and money. The then 23-year-old Rachmaninov had been robbed on a train journey in 1896, which may have spurred the hasty completion of his piano cycle by the end of the year. The name Fazil Say promises dazzling piano magic - invariably kindled by this Turkish pianist and composer. His Jazz Fantasy (2005) on George Gershwin‘s legendary „Summertime“ does not disappoint. Yet this piece promises much more for both the heart and the ear. Born in 1970, Say, whose compositions include orchestral works and oratorios, fascinatingly succeeds in marrying pianistic demands with the „spirit“ of this piece, which has been heard countless times. Gershwin‘s stroke of genius - just one of the many timeless songs from his opera „Porgy and Bess“ - exudes as much blues yearning in this piano version as one could wish for. The summer sun does not radiate from the mellifluous strings, rather the urban coolness of a jazz club resounds from the treble of the piano. Nonchalant and wistful, the music saunters in the evening sun of a big city, giving in to fleeting impressions but never losing its melodic magic. In the hands of the pianist this becomes what some purists would find almost unthinkable: composed jazz. The way that Pudinov lets the

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pensive pauses swing and the silence between the notes breathe is immediately enthralling for over seven minutes. And when this „Summertime“ fades away with dapples of glittering descant, like a charm it puts smiles not only on the faces of jazz fans. The Prelude in E minor by Johann Sebastian Bach, which Pudinov includes in his programme, also conveys a Russian aura. Not only because it was arranged by Alexander Siloti, a student of Liszt and Rachmaninoff‘s cousin; it also attained fame due to the legendary Russian pianist Emil Gilels who liked to play the piece as an encore. It is no wonder it is considered Silotis‘ most accomplished transcription of Bach. The contemplative tenderness of the original is perfectly transferred to the romantic grand piano, with Siloti transposing it from E to B minor. The hypnotic semiquaver ostinati have been repositioned by the arranger from the left to the right hand. His intention to emphasise the melody line more strongly in the repetition of the piece has a Romantic effect. Siloti himself first performed his arrangement for an audience in 1912. A young contemporary composer also gets to have a say – Dennis Tjiok. He has composed an homage to the abstract painter Mark Rothko, his paintings rendered piece by piece in short atmospheric moods. Unpretentious, clear and simple, like the first Rothko picture („Number 14“ from 1960) set to music. Tjiok conveys this picture, which has only two colours: dark blue and orange, with two hexachords. Pudinov gently caresses the ostinato, meandering between Impressionism and Minimalism, from the piano keys: „Magic“ is the title of this piece from the cycle. The composer similarly proceeds with „Blue and Grey“. It is all about tension and release, says Tjiok, who „translates“ the simplicity of the picture into the simplicity of a lyrical melody. At the end Tjiok comes to a piece entitled „www“ and dedicated to Alexey Pudinov. Even more motoric, electronic and minimalist, the virtual space is explored here, as it were. Just as Rothko‘s paintings reflect the zeitgeist of the 1960‘s, the sonic affinity with electronic music and analogue synthesizers heard here corresponds to today‘s zeitgeist. The pianist takes his music on a journey into the digital age. For piano music does not have to be heard only in a concert hall to be enjoyed. It is presented to the listeners by versatile artists such as Alexey Pudinov on new paths. Arndt Zinkant


ALEXEY PUDINOV Alexey Pudinov is a multi-talented musician whose creative vision encompasses a performance career as well as arts leadership. This is Alexey‘s second release on the KALEIDOS label following critically acclaimed piano duo debut recording “Evocation of Dance” with pianist Katerina Moskaleva. Founder of ‘AD festival Days’, a chamber music festival in Manchester UK, Alexey is also a co-founder of Europe’s leading chamber music initiatives including prizewinning Piano Duo TWO4PIANO and the Frankfurt Piano Trio. Alexey’s commitment to the value of music education is reflected in a number of music degrees he holds: Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (Germany), Royal College of Music London, Royal Northern College of Music Mancheser (UK). He began his early music education in his native Russia. Among his many mentors are Norma Fisher, Elisabeth Leonskaja, Herbert Seidel, Angelika Merkle, Bernhard Wetz, Leon Fleisher, Paul Schenly, Kelly-Marie Murphy and Jörg Widmann. Joining orchestras like the BBC Philharmonic Orchestra, the Simfonični Orkester RTV Slovenija, and the Sinfonie Orchester Gießen, as soloist has been a significant experience for him, too. Alexey has collaborated with world’s leading musicians such as Lara Boschkor, Jonathan Crow, Benedict Klöckner, Johannes Moser, Konstantin Soukhovetski and the Eliot Quartet. Alexey is a cosmopolitan who appreciates traveling. In recent seasons he performed on three continents. Mr. Pudinov attended numerous prominent festivals, like the Rheingau Musik Festival, the Pianofest in the Hamptons, the Toronto Summer Music Festival, and the Schleswig-Holstein Musik Festival. Competition awards led him to Canada, the United States, Finland, Germany, Austria, Italy, and to the Czech Republic. He won the “Gershwin Best Performance Prize” 2015 in New York, the Steinway Prize 2014, the First LMN Menuhin Prize 2016 in Frankfurt and the First Prize of the North West International Piano Ensemble Competition 2018 in Vancouver, Canada. www.alexey-pudinov.com

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АЛЕКСЕЙ ПУДИНОВ Алексей Пудинов – разносторонний и талантливый музыкант, который обладает неиссякаемой энергией и креативностью, что проявляется не только в его игре на фортепиано, но и в создании разнообразных музыкальных проектов. Так, он является основателем и художественным руководителем фестиваля камерной музыки «AD Festival Days» в Манчестере (Великобритания) и соучредителем нескольких камерных ансамблей, в том числе фортепианного дуэта «TWO4PIANO» и фортепианного трио «FRANKFURT PIANO TRIO». Алексей получил музыкальное образование в нескольких престижных учебных заведениях трех стран: Германии (Высшая школа музыки во Франкфурте), Великобритании (Королевский колледж музыки в Лондоне и Королевский северный колледж музыки в Манчестере) и России, где он начал свой музыкальный путь. В его творческом развитии сыграли важнейшую роль Норма Фишер, Ангелика Меркле, Бернхард Ветц, Леон Флейшер, Пауль Шенли, Людмила Смелянская и композиторы Фазиль Сэй, Келли-Мари Мёрфи и Йорг Видман. В качестве солиста Алексей выступал с Филармоническим оркестром ВВС, симфоническим оркестром RTV Словения и симфоническим оркестром города Гиссен, сотрудничал с ведущими музыкантами мира: Ларой Бошкор, Джонатаном Кроу, Бенедиктом Клёкнером, Йоханнесом Мозером, Прасковьей Таниковой, Константином Суховецким и с Элиот-квартетом. Алексей ведет активную концертную деятельность на нескольких континентах, принимает участие в известных фестивалях: Rheingau Music Festival, Pianofest in the Hamptons (США), Toronto Summer Music Festival (Канада), Schleswig-Holstein Music Festival (Германия). Победы на международных конкурсах положили начало его музыкальной карьере в Канаде, США, Австрии, Италии, Чехии. В частности, он стал обладателем «Gershwin Best Performance Prize» в Нью-Йорке (2015), Steinway Prize (2014), первого LMN Menuhin Prize во Франкфурте-наМайне (2016) и первой премии на Международном конкурсе North West International Piano Ensemble Competition в Ванкувере, Канада (2018).

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«Neue Bahnen» (Новые пути) — второй диск Алексея Пудинова на фирме KALEIDOS после высоко оценённого критикой дебютного альбома «Evocation of Dance» (2019) фортепианного дуэта «TWO4PIANO». В этих записях раскрылись многочисленные грани его мастерства и прекрасное владение стилями – от немецкого фортепианного романтизма до произведений современных композиторов. Слушателей завораживает игра Алексея Пудинова и своим проникновенным звучанием, и обилием красок, и фантазией: он как бы приглашает их в увлекательное музыкальное путешествие. www.alexey-pudinov.com



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