Der Moderne Staat - wichtige Ansätze

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ORGANISATIONSENTWICKLUNG

Dynamik von Gemeindeverwaltungen Wie historisch mitgewachsene Strukturen auf neue Beine gestellt werden kĂśnnen. von Wolfgang Oberascher und Alexander Maimer

I

Wolfgang Oberascher

n den letzten Jahrzehnten wurde in den Gemeinden eine enorme Dynamik an Aufgaben und Leistungen freigesetzt, die mit veralteten Strukturen zurechtkommen musste. Ă–sterreich wächst seit den 1990er Jahren um rund elf Prozent an BevĂślkerung.1 FĂźr Gemeinden bedeutet das einen rasanten Anstieg der zu betreuenden BĂźrgerInnen. Betrachtet man ausgewählte Gemeinden in Wachstumszonen sind BevĂślkerungszunahmen von bis zu 40 Prozent seit den 1980er Jahren nicht unĂźblich.2 Es werden aber auch die von den Gemeinden wahrgenommenen Leistungen mehr. Sei es durch ein allgemein breiteres Serviceangebot oder durch eine gänzliche Ăœbertragung von Aufgaben an die Gemeinden (z. B. wanderte das Fundservice von der Bundespolizei zu den Gemeinden).

Alexander Maimer

Gemeinden sind zunehmend gefordert, ihre Leistungsqualität sowohl gegenĂźber ihren Kunden zu professionalisieren, als auch gegenĂźber den Ländern ihr Handeln zu legitimieren und transparenter zu gestalten. Zuletzt erfordern immer komplexer werdende Governance Strukturen das Zusammenwirken zahlreicher Akteure, Ăźber formelle Ebenen und Strukturen hinausgehend. In LKUHP (LQĂ€XVVEHUHLFK DJLHUHQ *HPHLQGHQ KLHU KlXÂżJ DOV NRRUGLQLHUHQGH 6WHOOH HLQH „informelle“, wenn auch heutzutage wichtige Aufgabe, die zusätzliche Transaktionskosten verursacht. Jahrelang mussten die Gemeinden, die zusätzlichen Aufgaben und 1 Vgl. Statistik Austria 2 Vgl. Statistik Austria – „Ein Blick auf die Gemeinde“

Leistungsmengen in ihrem Tagesgeschäft XQWHUEULQJHQ +lXÂżJ HUIROJWH GLH =XWHLOXQJ anlassbezogen: Jene MitarbeiterInnen die gerade Kapazitäten frei hatte, erhielt die neue Aufgabe. Eine themenorientierte, strukturierte Zuteilung erfolgte in vielen )lOOHQ QLFKW +lXÂżJ ZXUGH OHGLJOLFK DXI YRQ auĂ&#x;en determinierte Faktoren reagiert.

Der kritische Punkt Eine Gemeinde der GrĂśĂ&#x;enordnung 5.000 bis 15.000 EinwohnerInnen – mit engagierten MitarbeiterInnen – schafft es nur mehr schwer ihre Agenden zu bewältigen. Die MitarbeiterInnen der Verwaltung sehen ihren Arbeitsalltag als „tägliches Rennen gegen die Zeit“. Ein Dauerzustand, der solange gut geht, bis keine Sonderfälle eintreten. An einzelnen Personen der Gemeindeverwaltung hängt ein hohes MaĂ&#x; an Verantwortung. Damit verbunden ist ein entsprechender Leistungsdruck, der – nicht selten – auch zulasten der Freizeit und der Erholungsphasen geht. Denn neben FĂźhrungsagenden mĂźssen noch Projekte entwickelt, fachliche Entscheidungen getroffen und eigene inhaltliche Agenden bearbeitet werden. Die Arbeit wird zu einem Balanceakt, wo auf einem schmalem Grat jongliert wird. Das Ergebnis ist, dass fĂźr die wichtige FĂźhrungsarbeit zu wenig Zeit bleibt. Oft werden Aufgaben auch an sich selbst delegiert, aufgrund mangelnder Ressourcen. Solange bis es nicht mehr geht.

Was kann man tun? Erster Schritt ist zu erkennen, dass das Bild einer starren Verwaltungsorganisation veraltet ist. Vielmehr sind Verwaltungen >

#1 2016 KDZ FORUM PUBLIC MANAGEMENT

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