2 minute read
gen
ein Atelier in der Bürgergasse 4, im 3. Stock des Palais Lengheim, wirkt wie ein belebtes, chaotisch-kreatives Labor. Vielleicht auch wie eine Art wild wuchernder Garten, in dem Peter Manhal liebevoll geduldig, manchmal auch zögerlich seine Werke heranzüchtet. Aber diese
Von Sobine Rößl-Schogler
Advertisement
Räume scheinen für ihn nicht der richtige Platz für ein Interview
zu sein. Einige Eingänge weiter. durch einen Arkadengang, führt er an den Ort des Geschehens. Drei großzügige Räume, vielleicht weniger inspirierend als sein Atelier, dafür aber mit ,,SaGrafik, Wien, Aufenthalte im Nahen Osten, Australien - fotografische Studien
über Aborigines, 1987 Studien in China - Land-
schaftsdesign. seit 1990 intensive Beschäftigung mit
1997 ,,Cerny collection, Rupertinum, Realisierung samtregie der - GeUrauf-
führung, ,,Der Tod und das Mädchen", Graz, Ausstellung Art Forum Berlin, seither Ausstellungen im InundAusland.) Vor fast einem Jahrzehnt, während eines Aufenthaltes in Marokko, hat Peter Manhal die Farbe Indigo als Mitt-
Peter lUlanhal
Jlarmoni der Em
Peter Monhol
loncharakter" und einem ausgestopften Spaniel - ein
Flohmarktlundstück, das in re-
gungsloser Erstarrung den Ereignissen folgt. Sinnlich poetische Fotos, Bilder voll unwirklicher Stille und eingefrorene Träume bevölkern die Räumlichkeiten, reizvoll kontrastierend mit dem weißgetünchten alten Gemäuer. (Peter Manhal, geb. 1953 in Graz,
1971, Meisterklasse für Grafik, Akademie für angewandte Kunst in Wien, 1982 Magisterium für
ler seiner Botschaften entdeckt, und sie lässt ihn heute noch nicht los. Um die Ursprünglichkeit der Farbe - das Pigment - zu konservieren, es nicht zu verletzen, die Leuchtkraft nicht zu brechen, setzt er das Farbpulver kontrastierend zu traditionell hergestellter Farbe und Grundierung. So erzielt er eineVielfalt an Blautönen, die Assoziationen an Unterwasserlandschaften im Betrachter hervomrfen - nicht im herkömmlichen Sinn: Es sind abstrahierte Sehlandschaften, imaginäre
Handlungsräume. Die Oberfl äche ist strukturiert, lockt zum Angreifen, Schaben und Betasten. Delikate Blauschattierungen bannt er in schwebend amorphen Formen, die ohne Konturen scharfvoneinander abgegrenzt sind, auf die Leinwand. Peter Manhal leistet
sich den,,Luxus des Gefähls" und lebt ihn auch visualisiert in seinen
in blue V 1999, öl ouf Leinwond,
ndungen
.od Akto", Serie,200l
Gemälden und Fotoarbeiten aus. Als notorischer Querdenker
scheut er den Gleichtakt mit gängigen -ismen der Moderne, hält sich von den Ritualen der Szene demonstrativ fern, vermeidet
auch deutlich umschriebene oder zielgerichtete - obwohl ein lustvoll-vitaler Fabulierer - Botschaften über seine Kunst. Es ist ein schmaler Weg zwischen Trivialität und Raffrnesse, auf dem dieser Künstler sich sicher und mit
Erfolg bewegt. Er lebt seine Obsession. Irgendwie würde er von Sprache und Gehabe und seiner äußeren Erscheinung her besser in das Fin de Siöcle des 19. Jahrhunderts passen als in unsere schnelllebige Zeit. Seine Asthetik von
Gleichklang und Harmonie demonstriert Peter Manhal auch in seinen präzisen, technisch makellosen Fotografien: Er durchleuchtet den menschlichen Körper. Formale Perfektion ist für ihn die notwendige Voraussetzung, um den Inhalt seiner Arbeiten
xl00 angemessen zu transpor- .Ileren. ln selnen ausschließlich Schwarz-
weiß-Fotoserien,,Dance macabre" und ,,ad Akta" modelliert er Körper wie lichtdurchflutete Bausteine zu einem lyrischen Ptzzle. Trelbtein poetisch sinnliches Spiel von Intimität und Erhabenheit, Verlorenheit und Zuversicht - über
das platte Abbild hinaus, einem rigorosen Asthetizismus frönend. Er gestattet seinen Figuren
trotz körperlicher Nähe keinen Kontakt und keine Gefühle - der
Mensch ist nur ein Zeichen. Seine Protagonistenhaben weder Gesicht noch Körpersprache, weder Geschichte noch eigene Identität, wirken pathetisch ohne Sentimentalität. Tatsächlich weisen ihn diese Arbeiten als einen einfühlsamen und in der Lichtführung versierten Fotografen aus. Peter Manhals Werk dokumentiert Stationen einer fast 30 Jahre andauernden Expedition in das Universum der Kunst, das er mit gefiihlvoller Leichtigkeit, Experimentierfreudigkeit und taumelnder Sicherheit durchstreift und mit ungebrochener Lust und Neugierde durchquert. I