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Vom Lachen und Weinen
Der Obersteirer Andi Peichl managt den erfolgreichsten Jungkabarettisten Österreichs, hat den Journalistenberuf an den Nagel gehängt und träumt vom Durchbruch als Schriftsteller.
Es gibt in Österreich einen großen Preis für Nachwuchskabarettisten, den Goldenen Kleinkunstnagel.
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2003 ging dieser an den Leobener Thomas Stipsits, 2004 an Klaus Heckel und 2005 an Stefan Haider. Die drei Herren haben eines gemeinsam: Für ihr jeweils ausgezeichnetes Programm führte jeweils der gleiche Mann Regie –der 31-jährige Andi Peichl aus Bruck/Mur, dem somit ein bemerkenswerter Hattrick gelang. Denn Peichl gehört mittlerweile zu den großen „Hintermännern“ der heimischen Kabarettszene: Er ist der Exklusivmanager von Shootingstar Stipsits (der unlängst ja auch in der ORF-Show „Frischlinge“ zu Lachstürmen hinriss) und dessen Kollegen O. Lendl und betreut dazu die „Lange Nacht des Kabaretts“-Tour quer durch Österreich, bei der neben den beiden genannten auch noch Klaus Eckel und Martin Kosch so lange spielen, wie es das Publikum will. Dabei hatte Peichls Lebensweg nicht von vornherein auf die Unterhaltungsbranche gezielt. Jahrelang hatte er sich in der Obersteiermark einen Namen als umtriebiger Reporter des „neuen Steirers“ gemacht, bis er erkannte, dass sich Journalismus und Kabarett nebeneinander zeitlich einfach nicht mehr ausgehen. Darum warf er kurzerhand seinen Redakteursjob hin und ist seit damals zu hundert Prozent für das Komikfach abgestellt. „Und das bedeutet über 70.000 Kilometer mit dem VW-Bus quer durch das Land in den letzten eineinhalb Jahren – 40-Stunden-Wochen sind ein Fremdwort für mich!“ Freilich: Der Einsatz scheint sich auszuzahlen. Denn sein Schützling Stipsits hat mittlerweile über 160 Auftritte pro Jahr und sich mittlerweile sogar schon auf dem harten Wiener Pflaster einen Namen gemacht. „Im Niedermair sind wir ausverkauft“, so Peichl sichtlich stolz.
v o n B e r n d H a d l e r
Kabarett-Manager und Regisseur Andi Peichl mit seinem Schützling Stefan Haider.
Ein Kopf, drei goldene Nägel: Andi Peichl
„ P a r t n e r s c h a f t n u r d u r c h Ve r t r a u e n m ö g l i c h “
Wer jetzt freilich glaubt, dass Peichl somit das Leben an der Seite eines praktisch täglich bekannter werdenden Kabarettjungstars verbringt und dadurch auch die vermeintlich schönen Seiten des Showbusiness ausufernd genießt, liegt falsch –denn Peichl schafft es auch, daneben noch ein halbwegs geregeltes Familienleben unter den Hut zu bringen. „Bei so einem Beruf gehört viel Vertrauen vom Partner dazu“, gesteht er. „Denn auf Tour könnte man schon, wenn man(n) wollte …“ Doch zu Hause wartet ja nicht nur seine Angelika auf den 31-Jährigen, sondern auch Sohn Noel.
L a c h s a l v e n a u f d e r B ü h n e , Tr ä n e n d a h e i m
Sieht sich Peichl als schlechter Vater, wenn er so selten zu Hause ist? „Väter, die von 8 bis 18 Uhr arbeiten, sehen ihre Kinder noch weniger als ich“, winkt er ab. „In der kabarettistischen ,Hauptsaison’ arbeite ich zwar wirklich quasi rund um die Uhr, dafür haben wir zwei Monate Sommerpause, wo ich die Zeit komplett mit der Familie genießen kann. Außerdem machen wir jeden Montag einen ,Papa und Noel-Tag’, das muss sein.“ Freilich: „Es tut schon weh, wenn der Bub unbedingt mitfahren will und dann weinend an der Balkontür steht …“ Auch andere innerfamiliäre Konflikte sind vorprogrammiert: „An den Wochenenden sind wir halt immer im Einsatz und da kommt es natürlich vor, dass Andi nicht zu Mamas 50. Geburtstag kommen kann – aber das war früher, als ich noch Journalist war, ähnlich. Da haben die Verwandten auch immer gemeint, dass das bisschen Schreiben ja keine richtige Arbeit sein kann …“ Trotz Kabarettjob und Familie – gänzlich ausgelastet scheint Peichl noch immer nicht zu sein. Ein großer Teil seines Herzens gehört der Brucker Theatergruppe „TheATER Direkt“, bei der der emsige „Verschnalzer“ (so lautet auch der Name seiner Firma – siehe auch seine Homepage www.verschnalzer.com) auch Regie führt. Und außerdem träumt er davon, auch noch als Schriftsteller Karriere zu machen –und das ist ihm, wenn man seine Energie und sein Talent kennt, durchaus zuzutrauen. Vorher steht freilich noch vollster Einsatz für Thomas Stipsits am Programm. Denn bereits im Februar beginnt dieser seine neue Tour mit dem verheißungsvollen Titel „Griechenland – die Legende vom heiligen Trinker“. Und dann heißt es für Peichl wieder „I’m on the Road again“ … ■