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Die seltsame Reise einer 2-Euro-Münze
Geboren bzw. geprägt wurde ich am 7.7.2003 im Hauptmünzamt in Wien. Mit unbeschreiblichem Glanz und Schönheit hat man mich in den Kreislauf des Geldverkehrs gebracht und da kann man allerhand erleben. Von dieser Reise durch so viele Portemonnaies möchte ich euch erzählen. Die erste Station meiner Geldreise war die Raiffeisenbank Wien. Mit einem gepanzerten Auto wurden neue Münzen und Banknoten von der Nationalbank zur Raiffeisenbank gebracht. Dort angekommen bin ich einem Kassier zugeteilt worden, der mich mit meinen Geschwistern in das 2-Euro-Fach einsortierte. Kaum einsortiert, wurde ich bei
einer Sparbuchbehebung schon ausbezahlt und wanderte in die Geldbörse eines Pensionisten. Dieser ging zum Naschmarkt und kaufte Orangen und schon war ich in der Geldlade eines türkischen Obsthändlers. Nach kurzem Aufenthalt in dieser Lade wurde ich als Retourgeld an eine Hausfrau ausgefolgt, die mich schnurstracks zum Billa brachte und dort zahlreiche Lebensmittel kaufte. Auch in der Kassierlade bei Billa war mein Aufenthalt nur ein kurzer Zwischenstopp. Jetzt wanderte ich in die Geldbörse eines Beamten. Dieser wiederum kaufte in einer Fischhandlung ein. Da roch alles nach Fisch – auch die Finger der Verkäuferin, die mich in die Geldlade steckte. Und weiter ging die Reise. Als Retourgeld landete ich im Portemonnaie eines Studenten, der mich in der nächsten Kneipe für ein Bier opferte. Der Kellner steckte mich in eine Ledertasche, und kaum hatte ich ein wenig verschnauft, war ich schon wieder unterwegs. Nun im Besitz eines Arztes, mit dem ich in sein wunderschönes Haus fuhr. Dieser entleerte seine Geldbörse und warf mich in ein Sparschwein, in dem es sehr dunkel war. Dieser Aufenthalt war wohl das Fadeste, was einer Münze, die eine Umlauffunktion erfüllen soll, passieren kann. Hin und wieder wurden auf mich weitere Münzen geworfen. Es wurde enger und ungemütlicher in diesem Sparschwein, bis endlich der Sohn des Herrn Doktor am Weltspartag mit mir zur Bank ging und das voll gestopfte Sparschwein entleert wurde. Ich landete interessanterweise wieder bei meinem Kassier, meinem ursprünglichen Ausgangspunkt, in dessen 2-EuroStapelbox. Ich bekam heimatliche Gefühle und fühlte mich erstmals geborgen. Doch die Freude dauerte nicht lang und schon landete ich im Zuge einer Girokontoabhebung in der Geldbörse eines Lehrers. Weihnachten war nicht mehr weit. Am Christkindlmarkt standen viele Fichten und Tannen und warteten sehnsüchtig auf ihre Käufer. Mein Lehrer steuerte nun auf einen Christbaumverkäufer zu und wählte eine wunderschöne, große Silbertanne aus. Ich war ein Teil des Kaufpreises und wanderte in die große Brieftasche des Christbaumverkäufers. Nachdem der letzte Christbaum verkauft war, fuhren wir in das niederösterreichische Heimatdorf des Landwirtes, der unter anderem eine Christbaumkultur betreute. Es war Heiliger Abend und ich durfte mit der Familie auf dem Bauernhof Weihnachten feiern. Der Christbaum wurde geschmückt –alles in Silber und neben silbernen Kugeln, Kerzen und Lametta wurden als Überraschung für die vier Kinder viele 2-Euro-Silbermünzen in Silberpapier eingewickelt, so auch ich, und auf den Baum gehängt. Die Kerzen wurden entzündet, das war ein Strahlen und Leuchten und „Stille Nacht“ wurde gesungen. Geschenke wurden verteilt und alle riefen: „Frohe Weihnachten“ und ein Festmahl mit einem Truthahn beschloss den Heiligen Abend. Neugierig fieberte ich da am Christbaum eingewickelt und hängend den kommenden Tagen entgegen, wo mich meine Reise ins nächste Portemonnaie wohl hinführen wird. ■
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