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Ich muss einfach malen

Erika Johannson ist trotz aller Hürden bei ihrer „brotlosen Kunst“ geblieben Ich muss einfach malen

Erika Johannson ist freischaffende Malerin und das seit vielen Jahren, wie sie sagt. Es ist ihr dabei nicht immer gut gegangen. Brotlose Kunst – das hat sich oft bitter bestätigt. Aber Erika ist trotz allem bei ihrer Staffelei geblieben. Heute geht es ihr gut. Sie wohnt mit ihrem Mann Leo, ebenfalls ein Künstler, in Stainz. Leo Johannson kommt aus Island. Sie haben einander bei einem internationalen Künstlertreffen kennen gelernt und bald darauf geheiratet. Zuerst verbrachte Erika mit ihm einige Jahre auf Island. Leo Johannson verließ 1992 seine Heimat und nun leben sie in Österreich.

Erika Johannson ist Autodidaktin, und seit sie mit Pinsel und Farbe umgehen kann, nimmt die Malerei eine sehr zentrale Stelle in ihrem

v o n V e r a L e o n

Leben ein. „Meine Bilder sind nicht schön im Sinne der Schulmalerei, aber ich muss immer malen. Ohne Malerei kann ich nicht leben.“ Wenn man in Stainz auf der Straße nach dem Haus von Erika und Leo Johannson fragt, bekommt man sofort die Auskunft im Sinne von „Ach, die Frage ist leicht“. Der Weg bis zum Haus und das Haus selbst werden offensichtlich gern beschrieben mit dem Schlusssatz: „Es ist ein großes weißes Haus mit Säulen, sie können es gar nicht verfehlen.“ Und das stimmt. Schnell ist man in der Sauerbrunnstraße und bald ist auch das Haus mit der Nummer 22 zu sehen. Es ist anders als alle Häuser hier. Es steht etwas abseits der Straße auf einem leichten Hang, allein, weiß gekleidet, elegant wie eine junge Braut. Beim Eingang sieht man die Hausnummer und das Wort „Galerie“ in Goldfarbe. Ich denke, dass es praktisch und zeitsparend ist, alles unter einem Dach zu haben. Der Hausherr macht die Tür auf und begrüßt mich freundlich, gleich nach ihm erscheint die Künstlerin. Ihr ganzes Gesicht lächelt offen und ungezwungen. Nach kurzem Begrüßen einigen wir uns darauf, gleich einen Galerie-Rundgang zu machen. Im Haus gibt es viele großflächige Wände und sie sind mit vielen Bildern behängt. Diese werden wenig kommentiert. Es sind starke Pinselstriche und kräftige Farben, hie und da sind Menschengestalten zu erkennen oder Vögel. „Der Rabe ist mein

„Die Unruhe ist immer da, oft passieren dann wahre Wunder.“

Plötzlich hängt da ein Bild, das ganz anders ist: ruhig, durchdacht, nüchtern, genau, perfekt in der Strichführung, sehr realistisch und ich bin verblüfft. „Dieses Bild hat mein Mann gemacht.

Kräftige Farben sind ein Merkmal von Erika Johannsons Arbeiten.

Lieblingstier“, erzählt die Künstlerin, während wir vor einem Bild stehen, in dem ein Rabe zu erkennen ist, schwarz wie die Nacht und rundherum blau, türkis, grün – der Glanz seiner Federn in der Sonne. Die Bilder von Erika Johannson sind impulsiv, expressiv, kräftig, unruhig, engagiert, auch politisch engagiert, kritisch. „So wie meine Bilder, so bin ich auch. Ja, das bin ich.“ Er malt ganz anders. Leo kommt von der Fotografie, seine Arbeiten sehen sie dann auch.“ Also in diesem Haus leben zwei Künstler und sie sind so unterschiedlich in ihrer Ausdrucksweise wie Tag und Nacht, wie Himmel und Erde. Als wir zu später Stunde noch immer zusammensitzen und miteinander plaudern, wird klar, dass dieser Unterschied sehr fruchtbar ist. „Leo und ich haben uns bei einem internationalen Künstlertreffen kennen gelernt. Kurz danach haben wir geheiratet. Ich habe eine Zeit lang in Island gelebt, aber ich konnte nicht mehr dort bleiben. Ich habe zwei

Kinder, aber meine Tochter hat noch bei mir gelebt und ich habe sie in Österreich gelassen und bin nach Island zu Leo gezogen. Sie hat mir gefehlt.

Außerdem gibt es in Island keine Bäume.“

Heute ist so vieles in ihrem

Leben geregelt und klar. Nur die Unruhe, die sie in sich trägt, ist immer da. Aber diese kann sie, zumindest zum Teil, auf Leinwand bringen. Oft passieren dann wahre Wunder. In diesen Augenblicken der Kommunikation mit Farbe und Leinwand entstehen Geschichten, Seelenlandschaften mit ganz neunen Perspektiven, welche jeder Betrachter durch sein eigenes Prisma ein wenig anders sieht und erlebt. Als wir uns verabschieden, ist fast Mitternacht. Die ganzen sechs Stunden sind mit dem Künstlerpaar angenehm und wie im Nu vergangen. Bilder, Gespräche, Gesichter von Erika und Leo Johannson möchte ich lange in Erinnerung behalten. ■

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