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Beseelt zu helfen

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BALLETTDIREKTOR DARREL TOULON UND DIE KRENTSCHKER-AIDS-GALA „LOVING ANGELS“

BESEELT ZU HELFEN

Ein engagiertes Duo: Darrel Toulon und Mauricio Nobili, musikalischer Leiter bei der Aids-Gala des Bankhauses Krentschker Es gibt Dinge, die sind auch bei Künstlern unbezahlbar: Begeisterung und Engagement. Der Grazer Ballettdirektor Darrel

Toulon und sein Team bringen diese

Voraussetzungen mit. Künstlerisch hat die alljährlich stattfindende Aids-Gala unter der Patronanz des Bankhauses

Krentschker in Graz das Potential, zu dem großen Charity-Event der Steiermark zu werden. Erstmals lud man heuer ins Schauspielhaus.

Mit einer drei Stunden dauernden vitalen, breit angelegten Show bewies Darrel Toulon seine Sensibilität für dieses Thema. Für jede Geschmacksrichtung gab’s ein Gustostückerl – Musik, Tanz, Gesang; der rote Faden des Red-Ribbon-Gedankens ging nie verloren. Erstmalig stellten sich unter den rund 60 Künstlern auch welche aus dem Ausland in den Dienst der Sache und traten ebenfalls wie alle ihre nationalen Kollegen ohne Gage auf. Der von der Karibik-Insel Dominica – sie gehört zum British Commonwealth − stammende Darrel Toulon kam über Wales, Köln letztendlich im Jahre 2001 als Ballettdirektor nach Graz. Er bewies mit seiner Inszenierung viel Sensibilität für das Thema Aids. „Ich hab’ vor 12 Jahren zwei Kollegen verloren, und das ist ein Abend, wo wir auf der Bühne nicht nur für Ablenkung sorgen und uns über den Applaus freuen, sondern für etwas Längerfristiges auftreten und die Menschen zum Nachdenken bringen. Es ist einfach schön, wenn diese Solidarität zwischen Künstlern auf der Bühne und dem Publikum spürbar wird, das ja weiß, worauf es sich an diesem Abend einlässt.“ „Für unser Haus war das eine große Herausforderung“, stellte Georg Wolf-Schönach vom Bankhaus Krentschker nach der gelungenen ersten öffentlichen Aids-Gala erleichtert fest. Weil ja für dieses brisante Thema das Interesse allgemein doch eher gering zu sein scheint. Zu den bisherigen knapp 170.000,– Euro, welche der Steirischen Aids-Hilfe bisher aus den GalaAbenden der Vergangenheit zur Verfügung gestellt werden konnten, sollten etwa weitere 25.000,– an diesem Abend zweckgebunden für die Bereiche Prävention und Aufklärung vom Bankhaus Krentschker übergeben werden können. Vertreter namhafter Firmen, die bereits als Besucher durch den Kauf von Karten an diesem Abend mitwirkten, reagierten beeindruckt auf die dargebotene Show. Darauf gründet Georg Wolf-Schönach den Optimismus, dass es gelingen werde, im kommenden Jahr einen noch breiteren Kreis von Sponsoren anzusprechen. Entsprechende „Absichtserklärungen“ (AVL, Roth usw.) erhielt er bereits an diesem Abend. Letztendlich werde auch überlegt, noch mehr junge Menschen (Studenten und Schüler) für diesen Aids-Abend zu interessieren und anzusprechen, die ja doch die größte Risikogruppe für die Ansteckung oder Übertragung des HI-Virus sind. Leider stimmt in diesem Fall das alte Sprichwort „Einmal ist keinmal“ nicht. Jährlich gibt es auch bei uns hunderte neue HIV-infizierte Menschen. Und die Tendenz ist steigend. Darrel Toulon: „Dieses zeitgenössische Damoklesschwert kann man nicht ignorieren, wir müssen in die Zukunft schauen. Ich hab’ die letzten Tage meiner Freunde miterlebt, und deshalb weiß ich, dass es großen Sinn macht, an diesem Abend auf der Bühne zu stehen und sich für die Aids-Hilfe einzusetzen.“ v

Solistinnen vom Ballett Dortmund: Karin Filipcic und Musical Academy Graz

ERSTER NESTROY FÜR GRAZER SCHAUSPIELHAUS MACHT APPETIT AUF MEHR

Fotos: Peter Manninger Surrealistische Ausstattung brachte Alice aufs Siegerpodest. Hauptdarstellerin Andrea Wenzl war ebenfalls nominiert, diesmal klappte es aber noch nicht ganz.

Graz bringe aufgrund seiner geografischen Lage innerhalb der erweiterten EU die besten Voraussetzungen mit, sich national und international gut zu positionieren. Und sie spüre im Ensemble eine große Begeisterung dafür, äußerte sich Intendantin Anna Badora vor Monaten in einem Klipp-Gespräch zu den Chancen des Grazer Schauspielhauses.

Ein sichtbarer Erfolg ihrer Arbeit war daher vor wenigen Wochen die Verleihung des ersten Nestroy für das Grazer Schauspielhaus. Viktor Bodó bekam den begehrten Wiener Theaterpreis für seine wunderbar surrealistische Ausstattung von Alice. Mit dem Nestroy-Preis werden seit dem Jahr 2000 herausragende Leis tungen an den Wiener und an den anderen österreichischen Bühnen ausgezeichnet. Der Ungar ist die zweite Spielsaison am Grazer Schauspielhaus tätig, war selbst verhindert und für ihn hatte die Intendantin Anna Badora den Preis übernommen. Ein Achtungserfolg war auch die Nominierung von Andrea Wenzl. Diese spielt in der Bühnenversion von Alice die Hauptrolle. Schon die Nominierung als beste Schauspielerin war für sie ein Gewinn. Also weit mehr als ein Achtungserfolg für die Grazer Bühnen. Die deutsch-polnische Regisseurin und Intendantin ist seit 2006 Chefin im Grazer Schauspielhaus und war zuvor zehn Jahre am Düsseldorfer Schauspielhaus in der Intendanz tätig. Sie zeigte sich bei ihrer Übersiedlung klarerweise überrascht von den Grazer Verhältnissen. Was sie sich vom Grazer Publikum wünscht: Dass man mit Kritik offener umgeht, weil die Leute eben auch Kritik als Beleidigung empfinden und diese mit tausend Entschuldigungen versehen, sollte die Streitkultur wachsen. Und das sei gut für ein offenes Haus, so wie sie sich das für Graz vorstellt.

Ausstatter Viktor Bodó und Schauspielhaus-Intendantin Anna Badora sind klarerweise happy über die Auszeichnung. Graz nützt seine Chancen.

Foto: Sonja Rothweiler Mehr Streitkultur wäre gut

Anna Badora war die erste weibliche Kandidatin am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, die den Studiengang Regie dort sogar mit Auszeichnung abschloss. Bereits während ihres Studiums hospitierte Badora bei Giorgio Strehler in Mailand und war anschließend auch Assistentin bei Peter Zadek und Klaus Michael Krüger in Berlin. Graz sollte vor allem im Hinblick auf die Kooperation mit Häusern und Künstlern aus Südosteuropa aufgrund der erweiterten EU die neuen Chancen nützen. Ihr gehe es da um einen Prozess der Öffnung und darum, dass am Schauspielhaus in Graz verschiedene Regie-Handschriften sichtbar werden. Was sie noch immer überrasche: Dass die Wertschätzung der Österreicher für das Theater größer sei, als sie das beispielsweise bei ihrer Tätigkeit in Deutschland erlebt habe, doch die kritische Auseinandersetzung (Streitkultur) zwischen Publikum und Theatermachern allerdings noch weit intensiver und offener sein könnte. v

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