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Mit der Legende ins Gelände
Wo die Legende wohnt
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Früher gehörte der Hangar zu einem Fliegerhorst im Süden von Graz. Jetzt beherbergt er die außergewöhnliche Welt der GKlasse von Mercedes Benz in allen Facetten. Man folgt auf der Anfahrt der Beschilderung „Airbase One“. Dann, in der G-Base, dem Sportcenter, erfährt man die Geschichte des Kultwagens – alles über seine Technik. Herzstück der Ausstellung ist der Amber Cube – die weltgrößte Installation aus Kunstharz. Darin eingeschlossen ein G aus dem Jahr 1979. Es ging darum, die DNA dieser Offroad-Legende für die Ewigkeit haltbar zu machen. Das
geheimnisvoll orange leuchtende Sinnbild beeindruckt die Besucher.
Im G-Class Experience Center auf dem weitläufigen, ehemaligen militärischen Gelände erlebt jeder Motorsportfan genau den Nervenkitzel, den er sich wünscht. Jeder kann beim Fahrtraining mit diversen Modellen der G-Klasse-Flotte seine persönlichen Limits ausloten, indem er die Ikone in Extrembereiche bewegt und somit „artgerecht“ fährt. „It was an unforgetable moment“ , zeigt sich ein weiblicher G-Fan aus der Slowakei, noch im „Adrenalinmodus“, fasziniert. Sie hat gerade im Fahrmodul Offroad die Steigfähigkeit des G auf verschiedenen Untergründen wie Fels und Schotter bis zum Gipfel des G-Rock erfahren – mit Steigungen bis zu 80 Prozent! Jetzt in Coronazeiten noch dazu ohne beruhigenden Beifahrer im G sitzend. Mit der Außenwelt, dem Instruktor, nur durch Funk verbunden.
Ein weiteres Highlight ist der „Iron Schöckl“ – eine nach der legendären Teststrecke auf den Grazer Hausberg benannte Stahlkonstruktion, die 100 % Steigung und Gefälle bietet. Wer sich mit dem Himmel arrangieren möchte, für den ist die „Stairway to Heaven“ (Treppe zum Himmel) ein echter Gradmesser. Und dann wieder geht’s durch ein Schlammbad, ohne dass man selbst nasse Füße bekommt. Nicht weil der G wasserdicht ist, sondern weil er problemlos dank einer Wattiefe von 70 Zentimetern diese Prüfung besteht. Schräglagen bis zu 35 Grad zu fahren kostet Überwindung. Begleitet von den Anordnungen der professionellen Instruktoren stellt man sich mit Kribbeln im Bauch dieser Herausforderung.
Spürbar erleichtert reagieren die GFans bei actionreichem Fahrtraining im Experience Center, wenn sie in den Onroad-Modus wechseln dürfen. Das bedeutet, in einen Mercedes-AMG G 63 einzusteigen und zu erfahren, was es bedeutet, mit 585 PS zu beschleunigen. Und was bleibt am Ende? Ein unvergesslicher Tag.
Slowenien – Vielfalt im Kleinen
Die mächtige Burg-Ruine Stain (Grad Kamen) in der Oberkrain.
Koper gehörte 100 Jahre, bis 1918, zur Habsburger-Monarchie. Der Prätorenpalast stammt aus der Zeit, als die Küstenstadt zu Venezien gehörte.
Ein Land, eine Region, eine Stadt beginnt man als Besucher erst richtig zu spüren, wenn es ans Essen und Trinken geht. Mit dabei in einer kleinen Journalistenrunde auf einer mehrtägigen Tour durch den Westen Sloweniens von Jesenice bis an die Küste nach Koper, Piran und Portorož gab es jeden Tag AhaErlebnisse.
Das kleine Slowenien überraschte uns. Unser südlicher Nachbar – mit seinen 20.273 Quadratkilometern und knapp 2 Millionen Einwohnern ist nicht viel größer als die Steiermark und Burgenland zusammen. Es sind die lokalen Spezialitäten, die oft an die altösterreichische Küche erinnern. Wie zum Beispiel die Idrijski Žlikrofi . Das sind Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln, Speck, Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Schnittlauch und Majoran. Der Legende nach sollen sie mit einer deutschen Bergbau-Familie nach Idrija gekommen sein, die Beschäftigung im dortigen Quecksilber-Bergwerk fand. Die Rezeptur ist europaweit geschützt. Ein Žlikrof ist wie das Leben: aus einfachen Dingen muss man etwas Köstliches machen – heißt es in Slowenien. Nur eine Autostunde südlicher gedeiht in der Karstregion der legendäre Rotwein Refosco – kredenzt zu gegrillten Meeresfi schen, zubereitet mit hochwertigem Olivenöl von lokalen Produzenten. Die, wie das Familienunternehmen Lisjak, auch Picknickfahrten in Jugo-Oldtimern in ihre Olivenhaine oder auch nach Lipica zu den weißen Pferden anbieten. Da gibt es aber auch engagierte Gastronomen, die auf Ihrer Speisekarte Gerichte mit Fleisch, Schinken, Wurst, Gemüse, Marmeladen usw. aus ihrer Nachbarschaft anbieten. Zwei Geheimtipps dazu: Das Boutique-Hotel Kendov Dvorec in Idrija oder der hippe GenießerTreff, das Dzungla in Koper mit einheimischen Kreationen.
Von seiner Landschaft her – viel Wald, vor allem im Norden, enge Täler, kurvige Straßen, wo es rauf und runter geht und versteckte, kulturelle Kostbarkeiten, paradiesische Natur wie z.B. im Triglav-Nationalpark – ähnelt Slowenien Österreich. Nur beim Thema Meer müssen wir Österreicher passen. Auch wenn es nur ein 47 Kilometer langer Küstenabschnitt ist, hat dieser aber viel Geschichte und die bekannten Orte Koper, Piran, Portorož und Isola. Zur Zeit der Habsburg-Monarchie gehörten sie zeitweilig „zu uns“. Und vieles erinnert heute noch daran.
Klein zu sein, hat auch Vorteile. Die Bewohner der Region Ljubljana können nach einer guten Stunde Autofahrt Meeresluft atmen oder im Winter zum Sport eines der 15 Skigebiete erreichen. Selbst aus Maribor ist man schon nach zwei Fahrstunden am Meer.
Zigtausende Urlauber zieht es in den Sommermonaten bis in den Spätherbst hinein trotz Coronawar-
47 Kilometer langer Küstenabschnitt – mit dem Touristen-Hotspot Piran Tunnelsystem in Kranj: Von den Nazis für den Krieg in den Felsen gesprengt, auf dem die Stadt steht. Heute gibt‘s dort Kulturevents. Eine touristische Attraktion.
nung von Norden über Kärnten oder Triest kommend oder vom Osten her über Maribor an die Adria. Und ihnen entgehen historische Freizeitperlen des kleinen Slowenien, abseits von Autobahnen und Schnellstraßen. Sie heißen zum Beispiel Trzic, Radovljica, Kranj, Kamnik, Skofja Loka, Idrija. Weil wir das malerische Bled mit seinem See – wohl das europaweit bekannteste slowenische Touristenziel – schon kannten und auch die Höhlen von Postojna, standen diese beiden Attraktionen nicht auf unserer Road-Map. Unser Ziel waren die versteckten, Jahrhunderte alten Kulturstädte in Nord- und Westslowenien.
Das kleine Radovljica – nur 20 Kilo-
Slowenien – Vielfalt im Kleinen
Radovljica: mit einzigartigem Bienen-Museum
Köstliche Nachspeise aus Kamnik
Eine Köstlichkeit: die Idrijski Žlikrofi , Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln, Speck, Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Schnittlauch und Majoran
Handwerkskunst in Kamnik
meter südlich der Kärntner Grenze – mit einer geschmackvoll renovierten Altstadt ist eine solche „antike Perle“. Mit einem großen BienenMuseum, das seinesgleichen sonstwo in Mitteleuropa nicht zu fi nden ist. Im benachbarten Begunje hat „Elan“ seinen Sitz – das bekannteste Unternehmen Sloweniens für vorwiegend Wintersportartikel. Auch das berühmte Oberkrainer Quintett von Slavko Avsenik hat dort sein Zuhause und eroberte die Musikwelt. Nur eine halbe Stunde südlich davon liegt Kranj. Früher einmal Industriestadt, 30 Kilometer von Ljubljana entfernt, daher eine beliebte Wohngegend, punktet Kranj heute bei Besuchern als Kulturhotspot – mit einer belebten Altstadt und einem unterirdischen Tunnelsystem aus der Kriegszeit.
Wer als Gast Thermalwasser aus Wellness- oder gesundheitlichen Gründen sucht – wir machten einen Stopp in der Therme Snovik –, der fi ndet im Binnenland, versteckt zwischen Hügeln und Tälern, eine Vielzahl an Thermen. Covid 19 setzt dem Tourismus Sloweniens arg zu. Doch ein staatliches Hilfspaket – jeder Slowene bekommt einen 250-Euro-Gutschein, Kinder die Hälfte – verhinderte heuer einen Totalausfall.
Auf unserem Streifzug durch das westliche Slowenien besuchten wir auch Kamnik und das dortige jahrhundertealte Franziskanerkloster. Leider fi el das diesjährige internationale Trachtenfest wegen Corona aus. Skofja Loka wird von der Lage seiner Altstadt her und wegen seiner Passionsspiele, die alle vier Jahre stattfi nden, vor allem – wie soll es anders sein? – von US-Touristen besucht. In diesem Jahr allerdings gibt es eine Leermeldung. Der wohl größte Gegensatz begegnet Besuchern in der ehemaligen Bergwerkstadt Idrija. Über Jahrhunderte wurde dort bis in die späten 1980er-Jahre im großen Stil Quecksilber abgebaut. Schaustollen geben noch heute Zeugnis davon. Die Arbeit im Berg war ungesund und schwer, die Winter lang. Die Frauen „nützten“ diese Zeit und entwickelten das Klöppeln zu einem wahren Kunsthandwerk. Beim Klöppeln werden die Fäden von mindestens zwei Paar Klöppeln durch Kreuzen und Drehen der Klöppel miteinander verfl ochten. Dabei entsteht feinste Spitze aus Handarbeit. Und das mit einer Geschicklichkeit und Geschwindigkeit, die fast wie Zauberei aussieht. Ich
Feinste Spitze entsteht durch Klöppeln Passionsspiele im UNESCO-Kulturerbe Skofja Loka
habe das Ganze nicht durchschaut. Auch nicht, warum es bei der diesjährigen Tour de France „slowenische Meisterschaften“ gab. Tadej Pogacar und Primoz Roglic machten beim schwierigsten dreiwöchigen Etappenrennen der Welt den Sieg unter sich aus – versetzten das kleine Land in einen Ausnahmezustand und sind damit zu Sportlegenden geworden. Beim Meer zwar nicht, aber bei den Sportlegenden können wir Österreicher durchaus mithalten. JL
Picknick-Tour im Karst zu OlivenHainen im Oldtimer