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Eisenbahn wie vor 100 Jahren“
„Eisenbahn arbeitet wie vor 100 Jahren“
Grazer Unternehmen PJM entwickelt und forciert digitale Umrüstung im Güterzugverkehr
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Fotos: Manuel Hanschitz Martin Joch und Günter Petschnig: bringen intelligentesten Güterzug Europas auf Schiene
800.000 Güterwaggons im gesamten EU-Raum werden noch so „behandelt“ wie vor 100 Jahren. Mit einem Zughaken und zwei Puffern werden die Waggons an- und entkoppelt. „Eine gefährliche und schwere Arbeit, die seit 100 Jahren so gemacht wird und in keinem Fall mehr zeitgemäß ist“, so Martin Joch, CEO des Grazer Unternehmens PJM. Alle wollen den Verkehr von der Straße auf die Schiene verlegen. Aber wie soll das funktionieren, wenn es kein entsprechendes zeitgemäßes System gibt? Die EU hat sich prinzipiell dazu entschlossen, die Umrüstung vom Zughaken auf eine automatische Kupplung – mechanisch bedient – vorzunehmen. Die Entscheidung fiel auf das System der Firma Voith. „Doch die Umsetzung bedeutet eine gewaltige Kraftanstrengung für die EU.“ Die Güterwaggon-Flotte der einzelnen Eisenbahn-Gesellschaften müsse innerhalb eines Jahres erfolgen und mit Finanzhilfe der EU. Sonst schaffe die Umstellung mehr Probleme als sie löst.
„Wir als PJM sind in diesem Entwicklungsprozess voll dabei“, so Martin Joch. In Nord- und Südamerika ist die automatische Kupplung – „entkuppelt wird mittels Hebel“ – schon seit Generationen Standard. Doch kann diese Umrüstung in Europa nur der erste große Schritt sein. „Worauf es in Zukunft ankommt: Dass man mechanische und elektronische Systeme kombiniert. PJM hat mit seinem digitalen „WaggonTracker“ ein digitales Gesamtsystem entwickelt. Dieses erfüllt wichtige Monitoring-Funktionen und automatisiert aufwändige Prozesse. Der WaggonTracker ist mit einem Radnabengenerator ausgestattet, der Güterwagen ausreichend und autonom mit Strom
Digitales Gesamtsystem WaggonTracker automatsiert aufwändige Prozesse
versorgt. Außerdem gewährleistet ein lokales Funksystem eine sichere Langstreckenkommunikation mit allen Wagen, über eine verschlüsselte, sichere Verbindung.
Smarter Güterzug
Das große Handicap für die Bahn ist das Bremssystem. Die Be- und Entlüftung eines Güterzuges erfolgt noch immer händisch. „Beim LKW setzt sich der Fahrer rein und fährt los. Bei einem Zug ist der Vorgang äußerst umfangreich.“ Auch die Sicherheitsstandards sind extrem herausfordernd. Digitale Systeme müssen gegen Hacker-Angriffe absolut sicher sein. Die Vision von Martin Joch: „Über die Digitalisierung einen automatisierten Verschiebebahnhof realisieren. Schon allein der Zeitgewinn wäre enorm.“ Kürzlich konnte PJM den intelligentesten Güterzug auf Schiene bringen – gemeinsam mit Mercitalia Intermodal, dem größten intermodalen Betreiber in Italien. Dank der umfassenden Funktionen, die das digitale Gesamtsystem „WaggonTracker“ von PJM erfüllt, profitiert Mercitalia Intermodal von kürzeren Lieferzeiten, mehr Effizienz sowie wichtigen Informationen in Echtzeit mittels sogenannten Condition Based Monitoring. „Mit der Realisierung des smarten Güterzugs von Mercitalia Intermodal veranschaulichen wir, dass der ,automatisierte’ Güterzug auf Schiene und mit unserer WaggonTracker-Technologie heute verfügbar ist“, erklären Günter Petschnig und Martin Joch, die beiden Gründer und CEO von PJM.
Fast unglaubhaft Koralmbahn: ab 2025 nur 42 Minuten nach Klagenfurt
Nicht 40, nicht 43, 44 oder gar 45 Minuten beträgt die Fahrzeit mit der Koralmbahn ab dem Jahr 2025 von Graz nach Klagenfurt. Die ÖBB sprechen von exakt 42 Minuten. Bis dahin benötigen Reisen mit der schnellsten Zugverbindung knapp 3 Stunden. Nur der ÖBB-Bus über die Pack schafft es in 2 Stunden. Also schon angenehm, wenn man sich in Graz oder der Weststeiermark für einen Familienausflug und Badetag am Wörthersee entschieden hat. Dazu passt
auch der auffällige Kärnten-Slogan: „It’s my life.“ Auch der Steiermark würde eine so knackige, kurze Botschaft guttun. Mit der Koralmbahn und dem 33 Kilometer langen Tunnel werden die beiden Wirtschaftsräume auf der sogenannten Südachse gehörig wachsen. Logischerweise Foto: ÖBB/3D Schmiede haben die Unternehmen dieses enorme Potential bereits vor Jahren erkannt. Und Hightech- und Logistik-Unternehmen sind eifrig dabei, geeignete Standorte zu suchen und zu entwickeln.