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Nie ans Aufgeben gedacht“

„Nein. Ans Aufgeben habe ich nie gedacht.“

Selbst durch Corona und Lockdowns nicht. Die Grazerin Brigitte Stajan kreiert seit 35 Jahren ihre exklusive Mode. Und die Ideen gehen ihr nicht aus.

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Brigitte Stajan in ihrem Atelier

Die Werkstätte und der Verkaufsraum liegen etwas versteckt am Fuße des Grazer Schlossbergs. Man könnte sagen, stilgerecht an einem historischen Platz. Im ersten Stock eines jahrhundertealten Eckhauses am Schlossbergplatz in der Sackstraße 22.

Beim KLIPP-Gespräch versucht sie nichts schönzureden: „Corona und die Lockdowns haben der Modebranche, aber auch uns, ganz stark zugesetzt. Es war eine schwere Zeit.“ Die Kunden sind ausgeblieben und für den Online-Verkauf ... am Fuße des Schlossbergs

waren wir noch nicht vorbereitet. Auch wenn die Manufaktur von Lieferketten-Problemen nicht wirklich betroffen war. „Weil mein Mann und ich Stoffe einfach lieben und 500 lagernd haben.“ Beim KLIPP-Gespräch sind die Stajans gerade dabei, die Modelle aus ihrer umfangreichen Kollektion für die erste Mode-Ausstellung nach Corona in Salzburg auszuwählen. Die Traditionsshow „Tracht und Country“ gibt’s noch nicht, daher präsentieren sie ihre Mode erstmals im Gusswerk, einer zu einem Ausstellungszentrum umgebauten, alten Fabrik. „Wir waren dort noch nie und wissen nicht, wie es laufen wird.“ Da der Platz dort sehr beengt ist, fällt Brigitte Stajan die Auswahl noch schwerer als sonst.

Doch Corona hat ihr auch die Zeit gegeben, Neues zu entwerfen. Und einige Kunden haben bereits begeistert darauf reagiert. So lieferte sie eine kleine Kollektion ihrer Jacken nach Rom. Beim Besuch in Graz hatten die Italiener die Jacken ausgesucht. Der Versand erfolgte kurz vor Weihnachten, weil die Boutique, in unmittelbarer Nähe eines Luxushotels gelegen, zu diesem Zeitpunkt eröffnet hätte werden sollen. Corona hat leider auch den Italienern da einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Aber jetzt wird‘s schon wieder“, zeigt sich Brigitte Stajan wie immer optimistisch.

„Stajan Kunst & Mode“ feiert heuer das 35. Firmenjubiläum. „Ich habe so viel Freude und so viel positive Kunden-Erlebnisse, die mich immer wieder motivieren. Wenn ich nachdenke, wie schnell die Zeit verfl ogen ist, dann kommt es mir einerseits vor wie gestern. Und wenn ich überlege, wie viel mein Mann und ich gemacht haben, dann scheint es so wie vor 100 Jahren passiert zu sein.“

„Nie hätte ich mir gedacht, dass wir einmal auf solche Klassiker zurückblicken können“, ist Brigitte Stajan auf ein Highlight besonders stolz. Gekürt vom Top-Mode-Magazin „Vogue“ schaffte es ihre Anna-

Plochl-Jacke auf den Modemessen in Düsseldorf und München zwei Mal zur „Jacke des Jahres“. Und das in einem Abstand von zehn Jahren von zwei völlig verschiedenen Experten-Teams.

Brigitte Stajan hat in Graz die Ortweinschule besucht und wurde dort in dekorativer Gestaltung und Malerei ausgebildet. Mehrere Jahre arbeitete sie nach der Ausbildung für das Modehaus Brühl als ChefDekorateurin. „Das Nähen und Schnittzeichnen habe ich mir selbst beigebracht.“ Alle ihre Modelle, Kreationen, aber auch die Kollektionen werden bis zum letzten Knopf in der eigenen Werkstätte gefertigt. Von Beginn an entschied sie sich für eine unverwechselbare Linie. „Ich wollte etwas ganz Extravagantes machen, also etwas Anderes als alle anderen.“ Und das gelingt ihr mit selbst entworfenen, geschneiderten und von ihr auch handbemalten Unikaten.

Und während Corona hat sie die Zeit genutzt, eine eigene kleine Schal-Kollektion zu kreieren. Natürlich aus dem „Material der Materialien“ – feinster Seide. Und das Echo der Kunden zeigt, dass sie da offensichtlich in eine Nische am Markt gestoßen ist. Die Tücher und Schals – „kosten so um die 200 Euro“ – eigenen sich als kleine, exklusive Geschenke. Es wird viele individuelle Motive geben. Und Stajan: „Speziell Hotels, Golfclubs, aber auch Unternehmen können die gewünschten Motive selbst bestimmen. Und das sind dann unverwechselbare Erinnerungen für die Gäste und Kunden.“ Sohn Paul – bis vor drei Jahren fix im Family Business dabei – steht der Mutter noch immer mit guten Tipps und Ideen zur Seite, hat sich aber mittlerweile als Fotograf selbstständig gemacht. Er ist dort mit seinen Schwerpunkten Food und Architektur glücklich, wie die Mutter erzählt. Für die KLIPP-Reportage hat natürlich er fotografiert. Und diese sind nun auch ein zusätzlicher Anreiz für den neuen Online-Shop, initiiert von einer bewährten Mitarbeiterin. „Immer mehr Spontan-Käufer entdecken uns.“

Und wie lief der Ausflug nach Salzburg? „Da war Putins Krieg gegen die Ukraine noch kein beherrschendes Thema. Die Reaktionen waren für uns toll und erfreulich. Wir haben wirklich gut verkauft. Es gab kaum neue Kunden, aber unsere Stammkunden haben gut bestellt. In den kommenden Wochen gibt’s viel, viel Arbeit, damit wir die Bestellungen rechtzeitig bis um Ostern liefern können. Aber was gibt es Schöneres als viel Arbeit“, so Brigitte Stajan. Auch für Herren wird gearbeitet

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