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Alexa.Jansen.Galerie

NELE WALDERT LORENZO VALVERDE MAX BENZ

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Vernissage: Freitag 10. September 2021 | 18 bis 21 Uhr Konzert: Sonntag 3. Oktober 2021 | 15 bis 18 Uhr Wolfgang Behrendt & friends Restart in der Jazz-Geschichte Finissage: Freitag 29. Oktober 2021 | 18 bis 21 Uhr Öffnungszeiten nach Vereinbarungen

INHALT Kraft der Kunst 3 Splitter 4-5 Gedanken von Astrid Bardenheuer, Henriette Reker, Horst Conen

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NELE WALDERT 8-21 Gedanken von Dr. Johannes Stahl, Peter Pauls Dr. Martell Rotermundt, Wolfgang Behrendt, Dr. Ulrich Soénius

22-23 24-25

LORENZO VALVERDE 27-41 Gedanken von Univ.-Prof. Dr. Tobias Kollmann, Dr. Sabine Schäfer-Wiedenmann Dr. Hermann Hollmann, Jochen Heufelder

42-43 44-45

MAX BENZ 46-59 Konzert Wolfgang Behrendt & friends | Restart 60-61 Ausblick auf REstart 02 62 Impressum 63


Die Kraft der Kunst

REstart 01 • RESTART01.ALEXAJANSEN.COM

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eschlossen“ - ein Wort, das sinnbildlich für das kulturelle Vakuum in der Lockdown-Zeit der Pandemie steht. Verschlossene Ateliertüren, verdunkelte Ausstellungsräume, verstummte Konzertsäle, verlassene Theater und ein verlorenes Publikum. Die absolute Unentbehrlichkeit von Kunst und Kultur für eine demokratische und freiheitsliebende Gesellschaft wurde mit voller Wucht deutlich - und zugleich auch der ungebrochene Zwang und Wille von Künstlern, kreativ tätig zu sein und sich mit dem auseinanderzusetzen, was sie in ihrem Innersten umtreibt. Mit einer Mischung aus Trotz, Optimismus und Kunsthunger entstand mitten in der nur oberflächlich kunstlosen Zeit die Idee zu dem Ausstellungsprojekt „REstart“, um Raum und Perspektiven für Neues zu schaffen, den Künstlern individuelle Chancen und dem Publikum einen Blick hinter die Kulissen zu bieten. Mit der großzügigen Förderung der Stiftung Kunstfonds Bonn kann das Projekt nun verwirklicht und aufgezeigt werden, was in den Ateliers in den vergangenen Monaten geschehen ist, was die Künstler ausmacht und wie sich die Pandemie in ihre Biographie einfügt. Der gesellschaftspolitische Stellenwert von Kunst und Kultur wird dabei in den „Gedanken“ der Vertreter aus Kultur, Wirtschaft und Politik deutlich, die extra für die Ausgabe unseres REstart-Magazins verfasst wurden: - die Kraft der Kunst ist offensichtlich. Alexa Conen-Jansen

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Dynamik des Malprozesses

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lektronische Bildbearbeitungsverfahren über den Computer setzt Max Benz in seiner Kunst schon seit mehr als zwanzig Jahren ein - seit über zehn Jahren auch das iPad. Diese Verfahren spiegeln sich fast immer auf dem Weg zur Bildfindung wider, auch wenn sie - wie in den letzten Jahren üblich - nicht im fertigen Werk direkt hervortreten. Anfang 2021 entstanden Hunderte von „Schwungübungen“ für eine geplante Werkreihe, die sich mit der Sichtbarmachung der Dynamik des Malprozesses beschäftigt, die der Künstler mit selbstgebauten Pinseln auf dem iPad realisierte.

Der Mensch Walter Benjamin

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efördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen arbeitete Lorenzo Valverde in den vergangenen Monaten an dem Werkzyklus und Projekt PORTBOU, in dem er sich mit dem Werk und dem Menschen Walter Benjamin auseinandersetzt. Den ersten Teil, „#1 the arrival“, präsentierte er Ende Juni 2021 in der Gruppenausstellung „Response“ mit zehn Künstlern in der Rufffactory in Köln-Ehrenfeld.


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„Kunst ist, was bleibt“ „So viel Poesie bei so viel Bescheidenheit in der Figur ist selten“, so würdigte Bertram Müller in der Tageszeitung „Rheinische Post“ den Auftritt von Nele Waldert bei der renommierten Ausstellung „Die Grosse“ in Düsseldorf. Im Erdgeschoß des Museum Kunstpalastes zeigte die Künstlerin zwei Skulpturen, die perfekt die Raumsituation aufgriffen. „Die Grosse“ wird seit 119 Jahren von Künstlern für Künstler organisiert und gibt einen Überblick über aufstrebende und arrivierte Künstler in Nordrhein-Westfalen - sie ist die größte und anerkannteste Ausstellung in Deutschland, die von Künstlern organisiert wird. Aus über 1000 Bewerbungen wurden in diesem Jahr 170 Künstler ausgewählt, ihre Arbeiten im Juni und Juli 2021 unter dem Motto „Kunst ist, was bleibt“ zu präsentieren - im Museum Kunstpalast und erstmals auch im NRW Forum. www.diegrosse.de

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Kunst braucht den Dialog

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ovid 19? Corona? Stimmt, das fand ja in den letzten 15 Monaten auch noch statt. Wenn ich an meinem Arbeitsplatz in der artothek war, ließ sich das zeitweise sehr gut ausblenden. Ich saß da, inmitten von Kunst und plante Ausstellungen, fast ungestört. Bildende Kunst lässt sich in der Pandemie gut vorantreiben. Die fehlenden Möglichkeiten sich durch Reize von außen ablenken zu lassen tun der Konzentration gut. Konzepte und Werke entstehen im kreativen Flow. Anträge schreiben für Kulturfördermaßnahmen, die besonders zugeschnitten auf die Coronazeiten ausgelobt wurden, nimmt viel Zeit in Anspruch. Die Ausstellungsplanung, die ja bereits ein Jahr im Voraus feststeht, fordert in unveränderter Taktung die Terminorganisation für Auf- und Abbau, Pressetexte, Plakate, Einladungen. Da es keine langfristigen Prognosen oder Konzepte gibt, besteht jederzeit die Möglichkeit des Regelbetriebs. Kurz vor Eröffnung jeweils ein Zögern, bei der Frage, ob und wie die Ausstellung eröffnet werden könnte: mit oder ohne Publikum, mit oder ohne Künstler*in, analog oder digital. Bier und Wein? - Nein.

Alles lief beinahe wie immer, nur am Schluss fehlte etwas Wesentliches: Das Publikum. Durch die ausfallenden Eröffnungsveranstaltungen wurde für alle Beteiligten spürbar, wie wichtig der Dialog mit dem Publikum tatsächlich ist. Kunst machen, nur um der Kunst willen, bedient das Klischee vom passionierten und damit echten Kunstschaffen. Stehen die Ausstellungsmacher*innen mit den Künstler*innen in der fertigen Präsentation, ist aber alles auf ein Gegenüber ausgerichtet. Die Menschen, denen man die eigenen Ideen zeigen möchte, mit denen man ins Gespräch kommen möchte, diskutieren möchte, eine Auseinandersetzung führen möchte. Die Auseinandersetzung, die Impulse bietet für die weitere Entwicklung unabhängig davon, ob man auf Verständnis oder Unverständnis stößt, durfte nicht stattfinden zum Schutze aller. Das Publikum schafft im Idealfall eine Reibungsfläche, an der man die eigenen Standpunkte überprüfen und schärfen kann. Wenn dessen Rückmeldungen fehlen, sendet man seine Ideen in ein Vakuum. Ein Ausweichen auf digitale Formate beschäftigt die Beteiligten, belässt es aber bei einer einseitigen Kommunikation. Trotzdem wurden sie realisiert mit der winzigen Hoffnung, vielleicht doch eine Brücke zu einem Empfänger zu schlagen und irgendwann wieder in einen Dialog zu münden. Astrid Bardenheuer Leitung artothek – Raum für junge Kunst www.museenkoeln.de/artothek Foto: Lothar Schnepf


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Kultur ist die Seele unserer Stadt

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ultur ist die Seele unserer Stadt. Dass uns die Corona-Krise zu derart starken Einschränkungen des Kulturlebens gezwungen hat, war im Vorfeld schwer vorstellbar und für uns alle eine bedrückende Erfahrung. Umso mehr freuen wir uns nun auf die kommenden Veranstaltungsangebote in Galerien, Ausstellungshäusern und -räumen. Ich bin mir sicher, dass es spannend und auch heilsam für uns alle sein wird, die künstlerischen Projekte, die in den harten Wintermonaten vorbereitet wurden, nun sehen zu können und sich im Gespräch darüber einander wieder annähern zu können. Henriette Reker Oberbürgermeisterin der Stadt Köln

Was will ich verändern? B

ei aller Anerkennung der vielfältigen Hilfen durch das Digitale in diesen Tagen: Es hat sich auch ein Zeitfenster geöffnet – ganz analog. Nutzen wir den Moment der Öffnung, bevor der Alltag es wieder schließt und alle aufkeimenden guten Ideen sich wieder verflüchtigen. Er bietet sich an, um nicht nur als Gesellschaft die Frage nach dem „Wie weiter?“ zu stellen. Es ist auch für uns selbst eine Gelegenheit, Antworten auf Fragen zu finden, wie es Algorithmen nicht können. Nämlich: Wie will ich weiter machen? Was will ich tun? Was gibt mir Sinn und dadurch die Kraft, die ich für mein Leben brauche? Und was will ich dazu verändern? Kurz: Wer will ich sein – morgen und vielleicht für den Rest meiner Tage? Und dann: Nicht bloß drüber reden – „machen“.

Horst Conen Coach und Bestsellerautor - www.conencoaching.com


Email Hallo Alexa, mein Schreibprogramm hat gerade den Titel „restart“ zu „ erstarrt“ korrigiert... ..so komisch... als ob meine digitale Intelligenz mitfühlen könnte, wie es wirklich war :-) Schönen Sonntag noch .. LG Nele

Am 16.05.2021 um 10:46 schrieb Nele Waldert <post@nelewaldert.de>:


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Nele Waldert

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ele Waldert wurde 1964 geboren, sie lebt und arbeitet in Düsseldorf. Von 1986 bis

1994 wurde sie an der Meisterschule für Bildhauerei in Graz, Österreich, und an den Kunstakademien in München und Düsseldorf (Meisterschülerin bei Prof. Fritz Schwegler) ausgebildet. Seit 1997 gewann die Künstlerin verschiedene renommierte Preise und Wettbewerbe, u.a. den Preis der Darmstädter Sezession. Zudem hatte sie Lehraufträge für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf und Universität Paderborn und erhielt Arbeitsstipendien bei Triangel in Marseille, Frankreich, und im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop. 2018 wurde sie für einen Arbeits-

Foto: André Kehrer

aufenthalt in der Cité internationale des arts in Paris, Frankreich, ausgewählt. Seit 1990 ist Nele Waldert in Ausstellungen in Galerien, Museen und Kunstvereinen im In- und Ausland vertreten. www.nelewaldert.de

Ausstellungen (kleine Auswahl) 2019 „Rauschen“ Kunstverein, Worms „verzückt“ Kunstverein Schwetzingen, in der Schlosskapelle „Tarmac Zero“ de Halle, Geel/Belgien 2018 „im Wald“ Kulturforum alte Post, Neuss „Freie Zimmer“ Hugenottenhaus, Kassel 2017 „dreams & fears“ Kunstbezirk, Galerie im Gustav-Siegle-Haus, Stuttgart 2016 „Suezzo“ Kunstverein Schwetzingen, Orangerie Schloss Schwetzingen 2015 „neue enden“ Kasseler Kunstverein, Museum Fridericianum „Kunst aus NRW“ Reichsabtei Kornelimünster, Aachen


Die Monate des Lockdowns D

ie Monate des Lockdowns waren auch für mich eine Herausforderung. Zum einen war es eine Zeit, die es mir ermöglicht hat, die Ruhe wieder zu finden, die ich in der Zeit vor Corona, durch die andauernden Ausstellungen, Unterrichten und Eigen-Vermarktung fast verloren hatte, zum anderen aber auch eine Zeit, in der man viel Frust aushalten musste. Fast alles wurde abgesagt, alle sozialen Kontakte beschränkt, Verdienstmöglichkeiten gestrichen. Aber es war auch erstmal schön die altmodische Langeweile aus der Kindheit wieder zu haben, aus der heraus sich neue Bilder und Ideen entwickeln und die Zeit zu haben, diese mit `try und error` langsam entstehen zu lassen. Der 1. Lockdown fühlte sich fast wie 6 Wochen Sommerferien an, wieder Zeit zu haben für das Betrachten von Fotos, Ausstellungen, Filmen... digitale Bilder im Überfluss …Zeit für Bücher und Spaziergänge. Muße! Das ist das Elixier aus dem Kunst entsteht, die spürbar ist, die berühren kann und nicht nur abbildet. Im Atelier künstlerische Arbeiten beginnen und verwerfen, zerstören, wieder beginnen und auch Zeit zu haben, um auf das eigene Werk zurückzublicken und daraus Neues zu entdecken oder schon Bemerktes heraus zu filtern und daran zu weiter arbeiten. Für mich überraschend entstanden in den vergangenen Monaten nicht nur melancholische Bilder, sondern Arbeitsstudien, die Dinge verknüpften, die schon vorhanden waren und Formen und Farben, die sich neu zusammenfügten und längst gespürte neue Wege, die nur mit viel Zeit erforscht werden konnten. Ich denke dass es vielen Künstler*innen so ergangen ist und freue mich auf diese Renaissance der Kunst, die sicherlich in den kommenden Jahren in Ausstellungen zu sehen sein wird. Nele Waldert


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WARTEN im Atelier, 2021


Gedanken z


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n zum Stillstand „In meinen Plastiken kommen meine Gedanken zum Stillstand. Ich baue daraus begehbare Bilder, in denen Unbewegtes in Bewegung gerät, indem ich Altes mit Neuem und Bekanntes mit Fremdem verbinde. Ich zitiere traditionelle Handwerkstechniken und verbinde sie mit zeitgenössischer Kunst. Ich kombiniere moderne Materialien mit traditioneller Bildhauerei. So verflechte ich Vergangenheit und Gegenwart und rufe ein Repertoire an kulturgeschichtlichem und kollektiven Wissen auf, das für jeden in unserem Kulturkreis lesbar ist.“

Birke, 2021 Holz, Alabastergips und Aquarell, 70 x 70 x 26 cm

Passion, 2020 Keramik und Glas 29 x 14 x 17 cm


kleine Büste (mit Mühlsteinkragen), 2021 Polymergips, 19 x 14 x 12 cm

Traum, 2021 Lindenholz und Zapfen, 8 x 24 x 15 cm


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Venus (auf Vieleck), 2021 Polymer- und Alabaster Gips, 82 x 21 x 13 cm

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thekitchenhappening21

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eit Januar 2021 zeigte Judith Samen wöchentliche virtuelle Einzelausstellungen von Künstlerkolleg*Innen, wie auch von Nele Waldert, in ihrer privaten Küche, um trotz Pandemie die Kunst voranzutreiben. Parallel zu den Präsentationen führte sie als Reaktion auf die jeweilige Arbeit fotografische Inszenierungen oder kleine happenings durch, die auf instagram gezeigt werden. Die private Küche wird damit zum Ort künstlerischen Handelns, wobei die Grenze zwischen Kunst und Leben verschmilzt. www.kulturwest.de/inhalt/kuechenkunst-mit-judith-samen/ www.judithsamen.com

Venus, 2021 Polymergips und Puddingschüssel meiner Großmutter, 61 x 23 x 23 cm


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Wandteller, 2010 Keramik, verschiedene Größen

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Mann (mit Vieleck), 2020 Keramik und Alabaster Gips 55 x 22 x 15 cm

Hände (Dame mit Hermelin), 2021 Polymergips, 14 x 24 x 29 cm


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Mann (mit Folie), 2020 Keramik und Mülltüte 55 x 30 x 25 cm



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Zentauer, 2020 Pappmaché und Polymergips, 160 x 40 x 60 cm

kleine Birke, 2020 Birke, Alabastergips und Aquarell 27 x 15 x 13 cm

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Skizzenbuch / Postkarten

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itten in ein Semester mit amerikanischen Studierenden zum öffentlichen Raum platzte der Lockdown hinein - und diese Situation wurde zum Thema. Da in den Seminaren immer auch das Skizzenbuch beteiligt war, entstanden auch Skizzen dazu.

Dr. Johannes Stahl www.j-stahl.de


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Corona ist ein Katalysator C

orona ist ein Katalysator. Diese Erfahrung habe ich mit der Pandemie gemacht. Im Ergebnis hat Corona mich weitergebracht. Die Distanz- und Hygieneregeln zwangen mich nämlich, mein Leben umzustellen. In den vergangenen Jahren bestand es aus regelmäßigen Reisen in internationale Krisenregionen wie die DR Kongo, den Süd-Sudan, Sierra Leone oder in die Armutsgebiete von Ländern wie Indien, Uganda und Mexiko. Darüber berichtete ich im Anschluss für Tageszeitungen und Magazine. Das war abwechslungsreich, voller Eindrücke und erinnerte mich an meine aufregende Zeit als Afrika-Korrespondent in den 90er Jahren.

zugesprochen. All die Erlebnisse und Erinnerungen aus diesen Jahren schrieb ich auf, während Corona jedermann zwang, in Deutschland zu bleiben. Statt Reisen in die weite Welt entdeckte ich meine Vergangenheit und es gelang mir, in der Erinnerung noch einmal den Menschen zu begegnen, die mir alles bedeuteten, als ich ein kleiner Junge war. So hat Corona - zumindest indirekt ein ganzes Buch, „mein“ Buch, hervorgebracht.

Corona führte dazu, dass ich nicht nur meine Reisetätigkeit einstellen musste. Es interessierte sich auch niemand mehr für meine Themen. Ebola in der DR Kongo? Damit musste ich keiner Redaktion kommen. Es gab ja Corona. Das galt für all die anderen Themen ebenso, die aus dem Ausland kamen. Häuserbau aus einem Abfallstoff wie Reisstroh? Chancen hatte ich damit erst nach Monaten wieder. So zwang Corona mich, neue Betätigungsfelder zu finden - zuhause Hefeteig machen, auf dem Wochenmarkt einkaufen und hinterher Eintöpfe kochen, ein tägliches Sportprogramm absolvieren etwa. Und: Ich schrieb die wilde Geschichte meiner Kindheit auf. Mein Vater hatte mich als Kleinkind aus Sorge um mein Wohl an sich genommen - ohne das Sorgerecht zu haben. Der Gesetzgeber wertete das als „Kindesentziehung“. Ich wurde vom Gerichtsvollzieher gesucht und mein Vater später von der Polizei. Ich war zu klein, um voll zu erfassen, was um mich herum vor sich ging. Nur fiel mir auf, dass meine Tante, der mein Vater mich anvertraut hatte, und ich ständig den Wohnort wechselten. Sie war immer in Angst.

Eine zweite Folge der Pandemie war, dass der „Kölner Presseclub“, dem ich vorstehe, sich digitalisierte. Wir modernisierten uns - gezwungenermaßen, denn Diskussions-Veranstaltungen mit Gästen waren - wie bekannt - nicht mehr möglich. Was konnten wir tun, um für unsere Mitglieder sichtbar zu bleiben? Wir etablierten erfolgreich einen Newsletter, streamten Interviews, platzierten Videos und Podcasts. Sponsoren wie die Kreissparkasse Köln, die RheinEnergie und JTI halfen uns dabei, die Krise zu meistern, die schnell auch unser Ende hätte bedeuten können. Vielen Dank dafür! So wurde Corona auch hier zur Chance. Aus meiner Umgebung weiß ich, was für ein Privileg das ist.

Jahre später, nach einer endlosen Abfolge von Urteilen, Einlassungen und Gerichtsverhandlungen, wurde ich vom Vormundschaftsgericht tatsächlich meinem Vater

Peter Pauls Vorsitzender Kölner Presseclub Foto: Stefan Worring


Neurotischer Aktionismus

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nmittelbar nach Entdeckung des als SARS-CoV-2 bezeichneten Virus beschlich mich das Gefühl, dass es neben dieser biologischen Variante noch ein zweites Virus gibt, welches sich im Unterbewusstsein und in der Seele einnistet und sich vornehmlich soziologisch verbreitet. Dieses „Virus 2“ kommt angetrieben von der Angst vor Krankheit und Sterben langsam in unser Innerstes, weckt bewusst oder unbewusst längst vergessen geglaubte Erlebnisse, offenbart die eigene Unkenntnis nebst Hilflosigkeit und zwingt uns als Verbreitung in eine Art neurotischen Aktionismus. Nichtstun verstärkt die Angstwahrnehmung und käme einer Kapitulation gleich. Der Tatendrang wird von der Vorstellung befeuert, Ansteckendes, Schadhaftes und als Verursacher ausgemachtes zu meiden, ja schlicht zu schließen. Meiden und Schließen, das ist das neue Mantra dieses „Virus 2“ und es macht sich sogleich an den Kern der Gesellschaft: Die Kultur. Theater, Oper, Museum, all

Doppelt leiden

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as vergangene Jahr hat unserer Gesellschaft wieder mal vor Augen geführt, wie unwichtig und verletzlich die Menschheit auf dieser Welt ist. Kulturelle Güter, nette Gewohnheiten und angenehme Dinge, deren Genuss für uns selbstverständlich war, wurden auf einmal unerreichbar. Nur wer die Erkenntnis zeigte, diese Tatsachen anzuerkennen, konnte relativ gelassen diese Zeit ertragen. Die armen Anderen mussten doppelt leiden. Wolfgang Behrendt Unternehmer und Musiker www.juwelier-behrendt.com

das ist nicht systemrelevant und wird geschlossen. Der Austausch von Menschen ist beschränkt. Die Kunst wird stillgelegt in einem Rausch aus Absicht und freiwilliger Aufgabe. Es herrscht kulturelle Stille. Nur der eigene Atem ist noch wahrnehmbar. Ein Leben ohne Kunst atmet, aber lebt es? Kunst spiegelt, zeigt unser Leben wie es ist, sein könnte oder nie war, was richtig, was falsch oder nichts ist. Wenn die Kunst aber keinen Raum mehr hat, die Gesellschaft zu spiegeln, kann die Gesellschaft ihren (Irr-)weg auch nicht mehr wahrnehmen. „Virus 1“ ist gefährlich, mal ungefährlich, es mutiert, ändert sich und lässt sich immer wieder neu entdecken, vielleicht irgendwann beherrschen. „Virus 2“ bleibt immer gleich. Wir sind es selbst. Dr. Martell Rotermundt Rechtsanwalt aus Köln


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Es fehlt so viel, aber es gibt auch Neues

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s fehlt so viel, aber es gibt auch Neues. Jeder Strohhalm wird ergriffen - ein Fotograf bittet um Porträtaufnahmen für eine Ausstellung, seltene Gespräche mit KünstlerInnen greife ich freudig auf, die Kunst an den eigenen Wänden betrachte ich nochmal intensiver und nehme Werke, die zum Rahmen gebracht werden müssen, liebevoll in die Hand. Der Mensch ist ein haptisches Wesen - und dessen besinne ich mich stets gerne. Weniger Abendtermine und keine Reisen - die Zeit habe ich genutzt, in manchem Kunstbuch zu blättern und die eigene Vinyl-/CD-Sammlung, ca.1.500 Stück, von A-Z durchzuhören. Die Bibliothek ist etwas geordneter und manches Buch gelesen - aber es fehlt doch etwas. Seit 14 Monaten keine Ausstellung, kein Kino- und kein Theaterbesuch, keine Liveveranstaltungen in Musik und Literatur und noch vieles mehr. Die Museumsbesuche, die Galerieneinladungen, keine Kunstmessen, das Abwägen vor der Kaufentscheidung, das Wiedersehen mit alten und neuen Freunden bei Kulturveranstaltungen im Verlust wird der Gewinn deutlich. Besonders tragisch das Schicksal derer, die um ihre Existenz bangen müssen oder andere Jobs ergreifen müssen. Es wird zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, dass neben der staatlichen Krisensicherung, die der privaten Förderung stärker gefragt sein wird. Es gibt dazu schon Ansätze, wie die „Kölner Kulturhilfe“ des Kölner Kulturrates, aber es wird noch einiger Anstrengung von Vielen bedürfen, dass wir die Kultur am Leben erhalten. Es gibt auch Positives zu vermelden: Die c/o pop hat zweimal bereits ihr Angebot inklusive Convention virtuell angeboten und dabei vielen Künstlern die Möglichkeit gegeben, aufzutreten und sich zu Wort zu melden. Es

wird in Zukunft ein Mischung von virtuellen Angeboten und realen Begegnungen geben - und das kann mehr Kultur bedeuten, nicht weniger. Die Chance ergreife ich gerne - damit die Lücke des wahrgenommenen Kulturangebots wieder kleiner wird und KünstlerInnen, die Chance erhalten, ihre wertvolle gesellschaftliche Rolle wahrnehmen zu können. Denn ohne Kultur verliert die Gesellschaft Werte und Orientierung. Dr. Ulrich Soénius Geschäftsführer Industrie- und Handelskammer zu Köln Direktor Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln Foto: Roland Keusch


Lorenzo Valverde L

orenzo Valverde wurde 1961 in Barcelona geboren und hat den größten Teil seiner Arbeiten in Köln entwickelt, wo er seit 1996 lebt. Schon zu Beginn seiner künstlerischen Aktivität hat sich seine Malerei anderen Ausdrucksmitteln geöffnet. Dies wird vor allem im Bereich der Installation sichtbar, wo sich sowohl sein Interesse an der Beziehung zwischen dem Werk und dem Publikum, als auch an der Rolle, die der Staat in der Kultur als Legitimator der herrschenden Ideologie spielt, zeigt. In seiner ersten Installation in der Miró-Stiftung in Barcelona 1990, vor allem aber in der Installation „la mina de Sta. Mònica“ im Centre d‘Art Santa Mònica, beginnt Lorenzo Valverde die Linien dessen zu ziehen, was die Grundlage seiner Arbeit sein wird: Die Berücksichtigung von “materiali poveri“, die völlige Freiheit der methodischen, konzeptionellen, formalen und materiellen Wahl, die Abkehr vom Korsett des Stils und sein Interesse an der sozialen Funktion der Kunst - in einem Barcelona, das sich in den 80er Jahren für alle Arten von Kunst, Theater, Performance und zeitgenössischem Tanz öffnete. Ab 1991 präsentiert Lorenzo Valverde in mehreren Ausstellungen in Köln, Barcelona und New York Arbeiten, die sich sehr auf die Ästhetik des Prekären, die Armut der Materialien und die Fragilität der Formen konzentrieren, wie z.B. in der in Madrid und Barcelona gezeigten Ausstellung „Al ras“ oder in der im Oberlandesgericht in Köln gezeigten Videoinstallation „Lager“, in der im Wesentlichen Pappkartons verwendet wurden. Die bewusste Missachtung von Strukturen und ein zweifellos poetischer Charakter drücken eine neue Vitalität seines Werkes in der Konfrontation mit den ästhetischen Herausforderungen aus.

Foto: Moritz Hammerschlag

Material für die Krise 2006 präsentiert er in der Alexa.Jansen.Galerie in Köln die Ausstellung „cut paintings“: Arbeiten aus Stoffresten, Fragmenten, die im Atelier gefunden wurden, Abfälle aus der Produktion selbst, Ausschnitte, die als abstrakte Collagen von Grundformen geklebt werden und eine Konfrontation zwischen dem Idealen und dem Banalen herstellen. Dadurch gelingt es dem Künstler,


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sich vom ästhetischen Beigeschmack des Pinsels zu lösen, das Bild bildhauerisch zu erstellen und neue Wege in seinem Werk zu beschreiten. In dieser Zeit ist Lorenzo Valverde Teil des Clouth Atelier Projekts, einer Kulturinitiative mit Werkstätten und einer großen Ausstellungshalle, die als alternativer Raum in die Stadt Köln integriert war. In seinen letzten Ausstellungen, sei es im Q18 (2014), im Kunstverein Langenfeld (2017) oder in der Alexa.

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Jansen.Galerie (2018), wurden Werke mit einer großen technischen Bandbreite gezeigt. Es sind Arbeiten, die in fast archäologischer Weise sowohl die üblichen Themen des Künstlers als auch die Vielfalt der Techniken zeigen, die ein Markenzeichen des Künstlers sind. In den neuen Arbeiten wird mit Industrielack gemalt, einem sehr harten Material, Material für die Krise... Und um aus ihr herauszukommen. www.lorenzovalverde.com


THAT‘S NOT HOW USELESS MEN USUALLY END UP, 1991. Fernando Alcolea Gallery, New York. SO ENDEN NUTZLOSE MÄNNER ÜBLICHERWEISE NICHT, 1991. Fernando Alcolea Gallery, New York.


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The Mine of Santa Mònica, 1991. Centre d’Art Santa Mònica, Barcelona. Die Mine von Santa Mònica, 1991. Centre d‘Art Santa Mònica, Barcelona.


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“recent paintings”, 1992. Galeria Fernando Alcolea, Barcelona.


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BANG ! Oil on canvas, Plastic. 390 x 210 cm 2009

“Paintings, Torrents and Disturbances”, with Judith Ganz, 2009. HALLE ZEHN, Köln.

The Other Scenario Mixed media on canvas 400 x 300 cm 2009


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Ausstellung „neue Arbeiten“, Alexa.Jansen.Galerie, 2018 „Zelt“ Mischtechnik auf PVC-Plane 110 x 100 cm, 2017

Ausstellung „cut paintings“, Alexa.Jansen.Galerie, 2006 (links + rechts) „cut painting“ Öl auf Leinwand 220 x 210 cm, 2006


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Ausstellung „neue Arbeiten“, Alexa.Jansen.Galerie, 2018

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„Hotel de Francia 7“ Industrielack auf MDF-Platte 84 x 75 cm, 2021

Eine Reflexion in Bildern M

eine erste Begegnung mit dem Werk Walter Benjamins hatte ich als Student der Kunstakademie Barcelona, wo ich sein wohl bekanntestes Buch „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ las. Etwas später folgten „Einbahnstraße“ und „Charles Baudelaire”. Rein zufällig entdeckte ich vor kurzem in dem Gedichtband „Ich selbst, ich tanze“ von Hannah Arendt, ein Gedicht mit dem Titel „W.B.“, welches dem großen deutschen Philosophen und Kulturkritiker gewidmet ist. Durch diese Begebenheit und insbesondere durch den großartigen Dokumentarfilm „Who killed Walter Benjamin“ von David Mauas, der verschiedene Interpretationen zum Tod des Philosophen in Portbou eröffnete, inspiriert, begann ich das Werk und den Menschen Walter Benjamin wieder- bzw neu zu entdecken.

An Portbou, dieses kleine Grenzstädtchen zwischen Spanien und Frankreich, das ab 1940 so schicksalhaft für deutsche und französische Emigranten werden sollte, erinnere ich mich nur noch an die leeren Strände, an denen unsere Gruppe von Jungen und Mädchen im Sommer nackt zu baden pflegte. Plötzlich kam die Pandemie. Und wir waren quasi zu Hause eingesperrt. Zweifellos ist die Situation der Pandemie in keiner Weise vergleichbar mit der Tragödie der faschistischen Diktaturen, die vor 80 Jahren Europa verwüsteten, doch die Ausgrenzung, die Verbote, die plötzliche Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die staatliche Kontrolle, die Angst vor dem Anderen usw. ließen mich nach Parallelen suchen, und vor allem nach der Funktion der Kunst in dieser extremen Lage. Lorenzo Valverde


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„Hotel de Francia 2“ Industrielack auf MDF-Platte 84 x 75 cm, 2021


Hannah Arendt schrieb dieses Gedicht, in Erinnerung an Wa W.B. Einmal dämmert Abend wieder, Nacht fällt nieder von den Sternen, Liegen wir gestreckte Glieder In den Nähen, in den Fernen. Aus den Dunkelheiten tönen Sanfte kleine Melodeien. Lauschen wir uns zu entwöhnen, Lockern endlich wir die Reihen. Ferne Stimmen, naher Kummer –: Jene Stimmen jener Toten, Die wir vorgeschickt als Boten Uns zu leiten in den Schlummer.


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Arrival 1-4 Industrielack auf MDF-Platten 40 x 40 cm 2021

an Walter Benjamin, zwei Jahre nach dessen „Selbstmord“ in PORTBOU: W.B. De nuevo oscurece la tade y de las estellas cae la noche mientras yacemos con los miembos extendidos en las cercanías y en las lejanías. Suenan desde las tinieblas pequeñas y plácidas melodías. Agucemos los oídos para deshabituarnos. Ya es hora de ir desalojando las hileras. Si remotas son las voces, cecana es la congoja: aquellas voces de aquellos muertos que enviamos como anuncios que nos anteceden para escoltarnos hacia el adormecimiento.


Hinter den Kulissen der Startup-Szene B

ei allen schrecklichen Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie für Wirtschaft und Gesellschaft sowie natürlich für die Gesundheit der Betroffenen, war es auch eine Zeit für die Reflektion der eigenen Ziele, Perspektiven und Vorhaben. Ich persönlich habe die geschenkte Zeit, insbesondere aufgrund des Wegfalls von beruflichen Reisezeiten genutzt, um ein besonderes Projekt umzusetzen. Mit „STARTUP.mord – Erfolg kennt keine Grenzen“ habe ich im ersten Lock-Down meinen Gründer- und Lernroman für die Unternehmensgründung zu Ende geschrieben und veröffentlicht. Hintergrund waren folgende Überlegungen: Wie kann man Studenten, Gründern, Investoren, aber auch den Fans von „Die Höhle der Löwen“ und damit einer breiten Öffentlichkeit die Faszination, aber auch die Chancen und Risiken eines Startups vermitteln? Fachbücher und Ratgeber gibt es reichlich, aber mit „STARTUP.mord – Erfolg kennt keine Grenzen“ ist der erste Gründer- und Lernroman auf den Markt gekommen, der den Zugang und das Wissen für eine Unternehmensgründung in eine spannende Geschichte verpackt. Es ist somit der erste innovative Cross-Over-Ansatz von einem Roman, Thriller, Krimi, Lehr- und Fachbuch für den Blick hinter die Kulissen der Startup-Szene. Ich habe den Roman zwar in erster Linie für meine Studenten geschrieben, um ihnen das Thema Startup

mal auf eine ganz andere Art und Weise zu vermitteln. Gründer und Investoren aus der Praxis bekommen jedoch auch wertvolle Hinweise, was bei einem Startup richtig oder falsch laufen kann. Nicht zuletzt bekommt aber jeder Leser einen spannenden Einblick hinter die Kulissen der Startup-Szene. Es ist somit das Ziel, neben einer spannenden Geschichte auch kompaktes Wissen rund um die Gründung eines Online-Startups zu vermitteln. Dies ist unabhängig von dem Schicksal des Startups im Roman als Anregung und Aufforderung zu verstehen, das Abenteuer einer eigenen Unternehmensgründung mit Mut, aber auch Besonnenheit in Angriff zu nehmen. „STARTUP.mord – Erfolg kennt keine Grenzen“ gibt es als Buch, eBook und Hörbuch. Weitere Informationen, Lese- und Hörproben: www.startup-roman.de Univ.-Prof. Dr. Tobias Kollmann Universität Duisburg-Essen Lehrstuhl für Digital Business und Digital Entrepreneurship Universitätsstraße 9 45141 Essen www.netcampus.de


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Corona – ein Brennglas-Szenario Selten so viele Menschen am Limit gesehen Selten so viel Klagende gesehen Selten so viel Egoismus gesehen Noch nie zuvor Impfdrängler gesehen

Selten so viele medizinisch Mitdiskutierende gesehen Selten so viel digitale Kreativität gesehen Selten so viele innovative Konzepte gesehen Noch nie zuvor 2.-Klässler ihre Hausaufgaben auf dem Laptop tippend gesehen Die einen beschreiben: sie können keinen Sport mehr betreiben wegen Corona Die anderen beschreiben: sie haben mehr Sport denn je gemacht wegen Corona Persönlich habe ich die Menschen noch nie zuvor durchschaubarer, gläserner, sensibler und verletzlicher gesehen – und dennoch so sehr BEI SICH SELBST Lasst uns daraus lernen, lasst uns daraus die kostbaren Früchte der Corona-Zeit gedeihen lassen – DIESE Zeit hatte uns so viel zu sagen Dr. Sabine Schäfer-Wiedenmann Ärztin und Mutter von vier schulpflichtigen Kindern www.kardiologie-innere-koeln.de


r a b t h c i Unverz t h c i z r e v n u n i „Kultur ist e r e r e s n u r e l i e f P barer t l e g ü f e b e i S . Gesellschaft e i d t l a f l e i V n e z in ihrer gan o s n e b e n e d n e Kulturschaff , r e g n ä f p m E , r e wie die Nutz n o v r e r ö H d n u Betrachter .“ r u t l u K d n u t s Kun llmann o H n n a m r e H r. D Kulturrats r e ln ö K s e d r e d Vorsitzen


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Die Aura eines Kunstwerkes ist nicht digitalisierbar!

Ein Screen liefert lediglich ein

Abbild. Und das vermag keinesfalls das unmittelbare Erleben mit dem Kunstwerk zu ersetzen. Jochen Heufelder www.fuhrwerkswaage.de


Max Benz

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ax Benz wurde 1968 in Köln geboren. Nach einer plastisch-bildhauerischen Ausbildung bei dem Bildhauer und Keramiker Jo Karl in den Jahren 1983 bis 1992 wurde er 1991 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen. 1992 trat er in die Klasse von Prof. Edgar Callahan ein, 1993 in die Klasse von Prof. Markus Lüpertz. 1996 wurde Max Benz zum Meisterschüler von Prof. Markus Lüpertz ernannt und hatte bis 1998 ein Meisterschüleratelier an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seit 1998 lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler in Köln.

Detail aus

Die Werke von Max Benz wurden seit 1996 in zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen in Galerien, Kunstvereinen und Museen sowie auf Messen präsentiert - z.B. Alexa.Jansen.Galerie, Köln; Galerie Jette Rudolph, Berlin; Galerie Naumann, Stuttgart; Westwendischer Kunstverein, Gorleben, Kölnisches Stadtmuseum, art frankfurt und ART.FAIR, Köln.

„d.ti08 (lost landscape)“

www.maxbenz.com


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Was ist Malerei? U

m das Wesen der Malerei zu erfassen, befinde ich mich auf einer Reise zu ihren Grenzen. Auf diesem Weg begegne ich klassisch-zentralen Fragen wie: Was ist Malerei? Welche ästhetischen Gesetze liegen ihr zugrunde und wie sind diese erweiterbar? Aber auch: Was ist Farbe und wäre ein „achromatisches Bild“ (also ganz ohne Farben) möglich? Welchen Einfluss hat der Zufall innerhalb des Bildfindungsdialoges zwischen Künstler und Werk, und wie nutzt man ihn für sich? Oder eben: Kann man ein Bild innerhalb der Gesetze der Malerei auch wieder „ent-malen“ - den Malprozess also, z.B. durch einen „geführten Zerstörungsprozess“, gleichsam „rückwärts“ ausführen? Auf welchen Ebenen entfaltet sich ein solches Bild und welche Rolle spielt dabei die Vorstellungskraft des Betrachters? In der dinglichen Welt der Malerei ist Farbe immer eine Eigenschaft von Material - d.h. ohne die Berücksichtigung der Materialebene lassen sich viele dieser Fragen nicht in künstlerische Untersuchungsobjekte überführen, so dass die ästhetischen Konzepte und ihre Wahrnehmung automatisch auch auf die räumliche Erscheinungsform des Farbmaterials ausgedehnt werden. Aus diesem Grund werden die von mir entwickelten künstlerischen Behauptungen größtenteils mit und durch das Material erarbeitet, wodurch sich neue und ganz eigene Entwicklungspfade auftun. Max Benz

Detail aus „d.tj07 (lost landscape)“



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dpr.31 (lined) Öl auf Leinwand 150 x 120 cm 2018

dpr.29 (lined) Öl auf Leinwand 220 x 180 cm 2018


Die Chance innerhalb der Krise

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ie Maßnahmen gegen die Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus haben gerade in der sensiblen Kulturbranche und bei vielen ihrer, teilweise in prekären Umständen lebenden, Teilnehmern weitreichende negative Auswirkungen gehabt. Die lebendige, von persönlichem Erleben und künstlerischem Austausch geprägte Kulturszene wurde eingehegt, separiert und isoliert. Hinzu kamen individuelle Belastungen der Kulturschaffenden, wie z.B. das unvermittelt zu bewerkstelligende Homeschooling der Kinder, die neben Verdienstausfall, abgesagten Veranstaltungen und eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten zusätzlich auch noch die eigentliche Kernarbeitszeit der Betroffenen beschnitten. Die Chance innerhalb der Krise Schafft man es aber die unzweifelhaften negativen Auswirkungen ein wenig beiseite zu schieben, zeigen sich mit der Zeit auch positive Aspekte: Beispielsweise war die Zeit im Atelier, durch die plötzlich weggebrochenen Verpflichtungen und beschnittenen Möglichkeiten zum Austausch, intimer und intensiver - wie zuletzt vielleicht kurz nach meinem Akademieabschluss. Die künstlerischen Experimente waren nun plötzlich breiter gefächert und es tauchten unvermittelt ganz neue Fragestellungen, außerhalb meines aktuellen künstlerischen Kernthemas, auf. Vieles davon hätte man sich, eingespannt in tägliche Routine mit ihren Verpflichtungen und dem damit einhergehenden Zeitdruck, unter normalen Umständen so leicht wohl nicht herausgenommen. Genau dieses ungerichtete offene Experimentieren, mit seinen unvermeidlichen

Fehlschlägen, ist aber das Rückgrat eines jeglichen kreativen Prozesses - und so hat man sich durch das Beschneiden der Freiheit an ganz anderer Stelle weitgehend unbemerkt ein Stückchen Freiheit im Schaffensprozess zurück-erobert. Aber auch am Rande entstanden durch die Not geborene Anpassungen, die Methoden und Lösungen zur Folge hatten, welche voraussehbar auch auf die zukünftigen Arbeitsabläufe einen nicht unerheblichen Einfluss haben werden. So habe ich z.B. die Visualisierung bestimmter Zwischenschritte mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen auf dem Tablet weiter vertieft und mir damit die Möglichkeit geschaffen, auch außerhalb des Ateliers den künstlerischen Denkprozess fortzusetzen - sogar so manches Experiment, das ansonsten vor Ort realisiert worden wäre, war ich auf diese Art in der Lage vorwegzunehmen und so den Arbeitsprozess zu verkürzen. Insgesamt erwarte ich deshalb, dass neben mir nicht wenige Kollegen (so sie denn nicht durch die Umstände der Krise in die Knie gezwungen wurden) am Ende mit einer erweiterten Palette, zumindest aber bemerkbaren Veränderungen ihrer künstlerischen Arbeit, aus dieser schwierigen Zeit heraustreten werden. Ich persönlich kann zwar tatsächlich einen insgesamt geringeren Output konstatieren, aber dafür erscheint in der Umsetzung alles etwas „gereinigter“, klarer und kompromissloser bei gleichzeitiger Öffnung hin zu weiteren Möglichkeiten. Max Benz

„dpr.01“ Öl auf Leinwand 180 x 150 cm, 2018


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Ausstellungsansicht Alexa.Jansen.Galerie 2019 vlnr. „chasing_the_white-rabbit B und A“, „dps.17 ‚wave‘“ Öl auf Leinwand, 80 x 80 cm, 2019


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d.ti02 (lost landscape) Öl auf Leinwand 60 x 60 cm 2020


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d.ti08 (lost landscape) Öl auf Leinwand 80 x 80 cm 2020


d.tj07 (lost landscape) Öl auf Leinwand 150 x 200 cm 2020


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d.tg08 (lost landscape) Öl auf Leinwand 150 x 150 cm 2020


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d.ti16 (lost landscape) Öl auf Leinwand 150 x 150 cm 2020


Wolfgang Behrendt & friends | Restart - N

Tobias Stupeler Tobias Stupeler spielt seit seinem 12. Lebensjahr Schlagzeug und studierte Medien- und Musikwissenschaften an der Universität Hildesheim. Als Kind der 70er und 80er Jahre, geprägt von Bands wie Earth, Wind & Fire, gehörte seine musikalische Leidenschaft seit seiner Jugend der Black Music in jeglicher Form – Soul, Funk, R&B. Dazu gesellte sich schon früh der Jazz, bevorzugt aus den 50er und 60er Jahren – Big Band, Hard Bop, Bossa Nova, das „Great American Songbook“. Mit Wolfgang Behrendt musiziert er jetzt seit fast 20 Jahren. Darüber hinaus besuchte er Masterclasses mit legendären Trommlern wie Ndugu Chancler, Sonny Emory, Chester Thompson, René Creemers und Jeff Hamilton.

Konzert Sonntag 3. Oktober 15 bis 18 Uhr bitte nur mit Voranmeldung unter: galerie@alexajansen.com Das Konzert wird mit den geltenden CoronaHygienevorschriften veranstaltet.

Paul G Ulrich Pauk G Ulrich erhielt zunächst Klavierunterricht in der örtlichen Musikschule, bevor er zum Bass wechselte. Als Jugendlicher wirkte er im Jungen Kammerorchester Krefeld unter Leitung von Ralph Schürmanns mit. Mit 16 Jahren begann er, als Bassist in der Combo seines Bruders Jazz zu spielen. Nach dem Abitur studierte er an der Hochschule für Musik und Tanz Köln im Jazzstudiengang bei Jiggs Whigham. Seit Ende der 1980er Jahre gehört er zur Boogie Woogie Company, mit der er drei Alben einspielte. 1996 begann er, im Trio von Paul Kuhn zu arbeiten, mit dem er mehrere Alben veröffentlichte. Weiterhin war er bei der großformatigen Produktion Paul Kuhn and The Best (2006) dabei. Zudem spielte er mit Les Searle, im Oktett von Frank Wunsch, bei Herr Rössler und seinem Tiffany-Ensemble[2] und im Trio von Jörg Hegemann; er ist auch auf CDs von Ilona Haberkamp, Richard Bargel und Tobias Sudhoff zu hören.


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t - Neuanfänge in der Jazzgeschichte

Bernhard Schwanitz Jahrgang 1965, gebürtiger Australier und Wahl-Kölner mit Deutscher Staatsangehörigkeit. Bereits 1984 gründete er in Krefeld zu Schulzeiten seine erste, eigene 6 Mann Jazzband. 1986 bis 2003 absolvierte er das klassische Studium der Trompete an den Musikhochschulen in Köln und Düsseldorf, schloss diese mit der Note „sehr gut“ ab und erhielt das Diplom zum Orchestermusiker sowie die staatlich geprüfte Lehrbefähigung für dieses Instrument. Engagements und Aushilfen in Orchestern wie z.B. des WDR und der Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz und Mitgliedschaft als Blechbläser der Kölner Dommusik Die 35 jährige Bühnenerfahrung als Bandleader ließ eine vielzahl professioneller Besetzungen entstehen. , die sich auf bestimmte Jazz-Stilrichtungen spezialisiert haben. Hierbei entstand sein Konzept „Domjazz.de“ mit Dixieland Marching Band, Französischer Gipsy-Swing Band, klassischer 6 Mann Swing- und Jazzband sowie einer Ballroom-Swing Besetzung als Mini-Big Band mit Sängerin für nostalgische Tanz- und Ball Abende. Aktuell arbeitet B. Schwanitz mit Erfolg an einem Corona-tauglichen Konzert-Konzept : Die Kölner Turmbläser www.koelner-turmblaeser.de

Wolfgang Behrendt Jahrgang 1967, hatte mit 15 Jahren seinen ersten Auftritt mit einer Schülerband. Der damalige Lehrer brachte Ihn in jungen Jahren an den Jazz, den er nie verlassen hat. In den fast 40 Jahren durchlief der viele Bands in den Bereichen Soul, Funk und Pop. Aber immer wieder kehrt er zum traditionellen Trio Jazz in dem Verständnis von Paul Kuhn oder Oscar Peterson zurück. Dadurch, daß er zur ausgefallenden Sorte der FußbassSpieler gehört ist er ein äusserst flexibeler Sideman für Vocalisten und Solisten. Die grosse Anzahl an Mitmusikern erzeugtt eine permanente Abwechslung in den Besetzungen, die unter dem Namen „Wolfgang Behrendt & friends“ agieren. In zunehmenden Maße tritt sein Gesang mit in die Musik ein. www.behrendt-and-friends.de


Alexa.Jansen.Galerie

together 02 • Coming soon

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Künstler in einer Ausstellung: Kooperationen, Austausch, Zusammenarbeit, gemeinsames Arbeiten, kreative Treffen in Ateliers, Gespräche mit Publikum - all dies ist in den vergangenen Monaten garnicht oder nur schwer möglich gewesen. Die Solidarität sowie das freie Denken und Arbeiten der Künstler zu fördern und das Entdecken von neuen Positionen zu ermöglichen, ist das Ziel des großen Ausstellungsprojekts „together“ im Rahmen der Ausstellungsreihe „REstart“ - erneut gefördert von der Stiftung Kunstfonds, Bonn: 20 eingeladene Künstler sind aufgefordert, sich einen künstlerischen Partner zu suchen, mit dem für die Ausstellung ein Gemeinschaftswerk entsteht. Dies kann, muss aber nicht unbedingt ein zu zweit bearbeitetes Werk sein, sondern auch korrespondierende oder sich ergänzende Arbeiten können als Duo präsentiert werden. Voraussetzung: Die Werke werden extra für die Ausstellung erschaffen. Die Ausstellung „together“ in der Alexa.Jansen.Galerie, Köln, wird erneut von einem umfangreichen Katalogmagazin und Veranstaltungen begleitet.

AUSSTELLUNG MAGAZIN VERANSTALTUNGEN November/Dezember 2021


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Impressum REstart Magazin 01 Konzept & Redaktion Alexa.Jansen.Galerie Alexa Conen-Jansen Galerie und Kunstberatung Pantaleonswall 50 | 50676 Köln Mobil: 0177 2338383 galerie@alexajansen.com www.alexajansen.com Instagram: alexa_jansen_galerie Gestaltung, Produktion & Druck Gefördert von

Werbeagentur & Verlag | Ralf Perey Auf der Ruhr 82 | 50999 Köln Telefon: 02236 9699970 info@perey-medien.de www.perey-medien.de


Alexa.Jansen.Galerie


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