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GRAN PARTITA Mozart und Schubert
Für einmal stehen in diesem Tonhallekonzert Streicher- und Bläserregister des Sinfonieorchesters einzeln im Fokus. Für diese Besetzungen gibt es nämlich so ausgezeichnete Werke wie Mozarts Gran Partita für Bläser und Mahlers Arrangement von Schuberts Streichquartett Der Tod und das Mädchen.
Wolfgang Amadeus Mozart hat sich neben «ernsten» Kompositionen für Kirche, Konzertsaal oder Theater auch der Unterhaltungsmusik in Form von Serenaden oder Divertimenti gewidmet. In die vor allem im süddeutschen Raum und Österreich gepflegte Tradition wurde Mozart in Salzburg geradezu hineingeboren. Bläser-Ensembles, sogenannte «Harmonien», waren aufgrund ihres schlanken Umfangs und der grösseren Mobilität im Gegensatz zu ganzen Orchestern beliebt an kleineren Höfen. Die zu Mozarts Zeit grosse technische Verbesserung der Blasinstrumente und die Erfindung der Klarinette verliehen dieser Beliebtheit noch zusätzlichen
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Schub. Und seit Kaiser Joseph II. 1782 ein Bläseroktett an seinem Hof hatte, war die Mode auch in Wien endgültig angekommen. Bläserserenaden zu komponieren, war also ein durchaus lohnenswertes Metier. In diesen Wiener Kontext sind auch Mozarts drei grosse Bläserserenaden Es-Dur KV 375, c-Moll KV 388 und B-Dur KV 361 einzureihen. Aber Mozart wäre nicht Mozart, hätte er diese Tradition nicht auch weitergedacht und -entwickelt und auf ein neues qualitatives Niveau gehoben. In der unter dem Titel Gran Partita bekannt gewordenen Bläserserenade B-Dur KV 361 zeigt er sich einmal mehr als genialer Komponist. In dieser «grossen bla - senden Musik von ganz besonderer Art» für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Bassetthörner, vier Hörner, zwei Fagotte und Kontrabass mischen sich Festliches und Unterhaltsames auf unverkennbar mozartische Art und Weise mit einer Vielfalt an Ausdrucksbereichen, klanglicher Fantasie und sinfonischer Tiefe.
Der Tod und das Mädchen
Gran Partita
Der Tod und das Mädchen | Tonhallekonzert
Freitag, 14. April 2023, 19.30 Uhr, Tonhalle
Stefan Schilli, Leitung Mozart
Igor Keller, Leitung Schubert/Mahler
Wolfgang Amadeus Mozart Serenade
Werke der beiden früh verstorbenen Komponisten Schubert und Mozart bilden das Programm des Tonhallekonzerts im April.
Die Streicherregister des Sinfonieorchesters präsentieren in diesem Tonhallekonzert ihrerseits ein Werk, das ohne Bläser auskommt: Franz Schuberts Streichquartett d-Moll D 810 Der Tod und das Mädchen. «Ich componirte 2 Quartetten für Violinen, Viola u. Violoncello u. ein Octett, u. will noch ein Quartetto schreiben, überhaupt will ich mir auf diese Art den Weg zur grossen Sinfonie bahnen.» Diese Briefzeilen Schuberts aus dem Jahr 1824 sind berühmt geworden. Und tatsächlich komponierte Schubert nach dem a-MollQuartett Rosamunde und dem d-Moll-Quartett Der Tod und das Mädchen erfolgreich seine sogenannte «grosse» C-Dur-Sinfonie. Der sinfonische Charakter des d-Moll-Quartetts war also beabsichtigt, ihn zum Erblühen brachte genau siebzig Jahre später dann kein Geringerer als Gustav Mahler mit seinem Arrangement für Streichorchester. Mahler war von der Qualität des Quartetts überzeugt, komponierte keinen einzigen Ton hinzu, ergänzte die vier Streicherstimmen jedoch um eine zusätzliche für Kontrabass, was dem Klang mehr Volumen und Fundament verleiht. Namensgebendes Herzstück des Quartetts ist der zweite Satz mit den Variationen über das Schubert-Lied Der Tod und das Mädchen. Heute gehört es zu den grossen Werken des Repertoires und ist gerade wegen dieses emotionalen Liedsatzes, in dem der romantischen Idee des zugleich bedrohlichen und sehnsuchtsvoll-erlösenden Todes musikalisch nachgespürt wird , so ungemein populär. Den späteren Erfolg konnte Schubert nicht geniessen, er hat sein Streichquartett
B-Dur für Bläser und Kontrabass KV 361
Gran Partita
Franz Schubert Streichquartett d-Moll
D 810 Der Tod und das Mädchen (arr. für Streichorchester von Gustav Mahler)
«Gib deine Hand, du schön und zart Gebild! Bin Freund, und komme nicht zu strafen. Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild, Sollst sanft in meinen Armen schlafen!» zu seinen kurzen Lebzeiten nicht einmal erklingen gehört.
Aus: Der Tod und das Mädchen von Matthias Claudius. Das Gedicht vertonte Schubert 1817 zu einem Klavierlied.
Für die Einstudierung dieser zwei Werke mit dem «geteilten» Sinfonieorchester sind ebenfalls zwei Musiker verantwortlich: für die musikalisch wie spieltechnisch gehaltvolle Bläserserenade Stefan Schilli, Solo-Oboist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, für das sinfonisch-umfangreiche Schubert-Quartett in Mahlers Gewand Igor Keller, der 1. Konzertmeister unseres Sinfonieorchesters. (ff)