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ANDREA CHÉNIER Der Stoff der Revolution

Die Französische Revolution war eine turbulente und von grossem sozialem Gefälle geprägte Zeit. Das schlägt sich auch in den Kostümen der Festspieloper Andrea Chénier nieder. Vom Bettler bis zu den Aristokraten: Allein für die Chorleute sind über hundert Kostüme vonnöten. Und die müssen auch noch Spuren der gewalttätigen Wirren zeigen. «Ein Aufwand wie noch nie», sagt Christine Krug, die Leiterin der Kostümabteilung.

Ende Juni bricht mit Umberto Giordanos Verismo-Oper Andrea Chénier die Französische Revolution über den St.Galler Stiftsbezirk herein. In Sachen Kostüme tobt der Kampf jedoch schon seit Monaten. Neben den Solist*innen um die Titelfigur, einen von der Revo lution enttäuschten und schliesslich zum Tode verurteilten Schriftsteller, sind auch die Chöre und die Statisterie einzukleiden. Allein für die Mitglieder der Chöre sind über hundert Kostüme notwendig, die zur Hälfte aus dem eigenen Theaterfundus stammen, zur Hälfte neu ange fertigt werden. Sie repräsentieren die ganze Breite der Gesellschaft, von Bettlern über Diener, Revolutionäre, Milizen und Aristokraten bis zu den Incroyables, einer Klasse von Neureichen, die gegen das Ende des 18. Jahrhunderts durch besonders auffällige Kleidung in Erscheinung traten. Entwürfe und Inspiration für die Kostüme stammen vom grie -

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Giordano

Premiere Freitag, 23. Juni 2023

20.30 Uhr, Klosterhof

Leitung

Musikalische Leitung: Modestas Pitrenas

Inszenierung: Rodula Gaitanou

Ausstattung: takis

Weitere Vorstellungen

24./27./30. Juni 2023

1./5./7. Juli 2023 chisch-britischen Designer takis. Bereits Ende des letzten Jahres wurden erste Prototypen hergestellt, seit Januar läuft die Produktion. «In der zweiten Aprilhälfte sollten diese Kostüme fertig sein, sodass wir mit den Anproben beginnen können, noch bevor die Proben zur Oper starten», sagt Christine Krug.

aus Mailand

Prêt-à-couper

Der Aufwand für die Herstellung der Kostüme, die historisch und gleichzeitig modern wirken sollen, ist enorm – und die Herausforderung wächst noch wegen eines weiteren Aspekts: Die Kostüme der Aristokraten müssen Brand- und Verwüstungsspuren von der Verfolgung durch die Revolutionäre tragen. «Den Stoff so zu bearbeiten, dass er wie versengt und mit Brandlöchern durchsetzt aussieht, das ist eine aufwendige Sache», so die Kostümleiterin. Bei dieser Herausforderung kann sich das Theater St.Gallen auch dieses Jahr wieder auf die Casa d’Arte Fiore in Mailand verlassen. Das Unternehmen, das aus dem Aus stattungsatelier und den Werkstätten des staatlichen italienischen Fernsehens hervorgegangen ist, rühmt sich eines riesigen Kostümfundus und hat sich daneben unter dem Label Prêt-àcouper auf die CAD-basierte Herstellung theatertauglicher, änderungsfreundlicher und auch noch erschwinglicher Kostüme spezialisiert. Dort entstehen die Kostüme für die Chorleute; jene für die Solist*innen werden in den nächsten Wochen in der gleichen ästhetischen Opulenz in der Schneiderei des Theaters St.Gallen angefertigt. «Es gibt noch sehr viel zu tun», sagt Christine Krug. (bh)

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