Kirchen und Kapellen Linz Land

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Bezirk Linz-Land

Die älteste Stadt Oberösterreichs liegt südlich der Einmündung des gleichnamigen Flusses in die Donau, an der Grenze zu Niederösterreich, in 281 m Seehöhe. Die mittelalterliche Altstadt, das Schloss und der alles überragende, 60 m hohe Stadtturm aus dem 16. Jahrhundert sind Zeugen einer langen Vergangenheit. Enns zählt heute 10.952 Einwohner.

Stadtpfarrkirche

Stadtgemeinde Enns

Blick auf die Stadtpfarrkirche St. Marien

Lage: Neben dem ehemaligen Franziskanerkloster. Geschichte: Die Anfänge des Gotteshauses liegen im Dunkel der Geschichte. Im Jahr 1276 beschwerte sich der Abt vom Stift Garsten über die Minoriten in Enns. Demnach ist anzunehmen, dass diese damals bereits einige Zeit in Enns waren und ein Kloster, vermutlich mit Klosterkirche, errichtet hatten. Der erste schriftliche Nachweis der Kirche, eine der ältesten Bettelordenskirchen Österreichs, reicht in das Jahr 1308 zurück. In einer Urkunde aus dem darauf folgenden Jahr ist von einem Chorraum die Rede. Vermutlich handelte es sich hierbei bereits um den heutigen, um 1300 datierten Langchor, der einen kleineren Vorgängerbau verdrängt hatte. Die ursprünglich wohl als adelige Grabstätte gedachte Wallseerkapelle wurde zwischen 1340 und 1345 im Norden des Gotteshauses angebaut. Das Langhaus der Kirche, das zunächst mit einer flachen Holzdecke versehen war, wurde im späten 15. Jahrhundert mit einem Kreuzrippengewölbe versehen und durch die Säulenstellung zu einer zweischiffigen Halle umgebaut. Aufgrund des damaligen Armutsideals des Bettelordens wurde auf

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die Errichtung eines reicheren Netzrippengewölbes verzichtet. Im Zuge der Rekatholisierung wurde der Sakralbau barock eingerichtet, die Chorfenster hinter dem Altar vermauerte man. Ende des 19. Jahrhunderts entschloss man sich zur Entfernung der gesamten Barockeinrichtung und ersetzte sie nach dem Kunstverständnis der Zeit durch neugotische Altäre. Wände, Säulen und Rippen wurden be- bzw. übermalt. In Folge der Pfarrteilung im Jahr 1968 wurde der Bau mit Hilfe des Bundesdenkmalamtes und der Diözese auf den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Die Bemalung der Wände und die Vermauerung der Fenster wurden ebenso wie die neugotische Ausstattung wieder entfernt. Den Tauf- und den Altarraum gestaltete man daraufhin nach den liturgischen Erfordernissen des Zweiten Vatikanischen Konzils neu und stattete ihn mit Altar, Sakramentssäule und Taufbecken des Linzers Peter Dimmel aus. Äußeres: Die Stadtpfarrkirche St. Marien ist außen sehr schlicht gehalten. Die Mauern werden durch einfach abgetreppte Strebepfeiler gestützt. Die Architektur der Wallseerkapelle mit dem imposanten Schaugiebel ist hingegen deutlich reicher gestaltet, was die kunsthistorische Bedeutung dieses Baus und die damalige Machtposition der Wallseer im Land ob der Enns dokumentiert. Der Kapellenbau hat im Vergleich zur Kirche mehrfach abgetreppte, sich verjüngende Strebepfeiler, die zarte Fialen zieren. Die Portalwinkel des Kapelleneinganges zeigen die Wappen der Gebrüder Heinrich und Friedrich von Wallsee. Mehrbahnige Fenster und Strebepfeiler gliedern den mächtigen Giebel. Die strengen Ordensregeln untersagten einst den Bettelordenkirchen die Errichtung eines Turmes. Seit 1553 den Status einer Pfarrkirche, erhielt das Gotteshaus zur Zeit des Barock einen Turm, der auf-


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Stadtgemeinde Enns grund des Platzmangels sehr schmal ausfiel. Das Kriegerdenkmal vor der Kirche wurde im Jahr 1964 geschaffen. Das bemerkenswerte Bronzerelief des apokalyptischen Reiters zählt zu den Schöpfungen des oberösterreichischen Bildhauers Peter Dimmel. Innenraum: Der enge, eingezogene Triumphbogen trennt den zweischiffigen Kirchenraum vom einschiffigen, dreijochigen Langchor mit querrechteckigen, kreuzrippengewölbten Jochen und 5/8-Abschluss. Die Fenster, die nach Entwürfen des Künstlers Markus Prachensky gefertigt wurden und dem Raum einen besonderen Farbakzent verleihen, wurden im Jahr 1975 eingesetzt. An der Stelle, wo sich früher der Hochaltar befand, steht heute das Taufbecken aus Donau-Muschel-Kalk-stein des bekannten Linzer Künstlers Peter Dimmel, der zahlreiche Kirchen Oberösterreichs ausschmückte. Die barocke Christusplastik ist vom Schalldeckel der ehemaligen Kanzel erhalten. Links und rechts in der Wand ist je ein Epitaph (1577, 1688) eingelassen. Das Mauerwerk oberhalb des Triumphbogens zeigt deutlich, dass dieser ehemals höher und breiter ausgeführt war als heute. Der jetzige Altarraum bildet den östlichen

Blick vom Langhaus Richtung Chor und Wallseerkapelle

Abschluss des Langhauses. Altar und Sakramentssäule zählen wie das Taufbecken zu den Schöpfungen des ober-österreichischen Künstlers Peter Dimmel. Das erst im 15. Jahrhundert eingezogene Kreuzrippengewölbe weist links vorne eine deutlich sichtbare Asymmetrie auf. Die Nordwand der Kirche wurde beim Bau der Wallseerkapelle, die durch drei Arkaden betreten wird, geöffnet. Die schlanken Bündelpfeiler und die Rippenführung verleihen dem Raum eine besonders zarte Note. Erstmals in einem gotischen Sakralbau Österreichs verband man ein zweischiffiges Langhaus, ohne Veränderung der Breite, mit einem dreischiffigen Chorraum. Die Südseite der Kapelle ist mit bemerkenswerten Malereien in Secco-Technik ausgestattet, die im Jahr 1625 geschaffen worden sind. Das rechte Bild zeigt eine Ansicht von Enns, darüber sind Stadtheilige und Gottvater zu erkennen. Im unteren Teil ist in Fragmenten der Text der Bauinschrift vom Stadtturm erhalten. Das linke Fresko stellt 22 Porträts von Bischöfen dar. Die bemerkenswerte sitzende Madonna, eine Steinplastik um 1300, ist aus zwei Blöcken Sandstein gehauen. Sie wurde im Laufe der Jahre durch 17 Übermalungen dem Geschmack der jeweiligen Zeit angepasst und erhielt erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ihr ursprüngliches Aussehen zurück. Kopf, Arme und Beine des Jesuskindes sind jedoch nicht mehr original.

Sitzende Madonna aus der Zeit um 1300

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Niederneukirchen, im hügeligen Traunviertel gelegen, kann durch seine steinzeitlichen Funde auf eine sehr frühe Besiedelung verweisen. Zwischen zwei bedeutenden Klöstern, Kremsmünster im Südwesten und St. Florian im Norden, gelegen, gehörte Niederneukirchen in seiner über 1200-jährigen, urkundlich belegbaren Geschichte nur 200 Jahre zur Herrschaft Kremsmünster. Es wurde dann eine Weltpfarre, die bis 1602 direkt der Diözese Passau unterstand und seither zu Linz gehört.

Wallfahrtskirche

Gemeinde Niederneukirchen

Hll. Petrus Die Seitenwände sind durch Pilaster gegliedert. 1998 wurden im unteren Bereich des Langhauses Reste einer alten Malerei, eines Apostelkreuzes, freigelegt. Im rückwärtigen Teil des Langhauses befindet sich die Holzempore, die auf zwei gedrechselten Holzsäulen ruht. Der niedrige, einschiffige Chor weist einen geraden Schluss auf. Von hier führt eine eisenbeschlagene Türe in die Sakristei. Der aus der Rokokozeit stammende Hochaltar mit Marmorimitation nimmt die gesamte Breite des Altarraumes ein. Die barocken Figuren von Petrus und Paulus bewachen die gotische Madonna, den eigentlichen Kultgegenstand der Wallfahrtskirche. Die Wallfahrtskirche Hll. Petrus und Paulus in Ruprechtshofen

Geschichte: Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche von Ruprechtshofen reicht in das Jahr 1075 zurück, wo eine „ecclesia Rutprehteshouen“ genannt wird. Zur Zeit der Gotik wurde ein Neubau errichtet. Im 17. Jahrhundert kam es zu baulichen Veränderungen. Das Gotteshaus wurde 1754 bis 1758 erweitert und der damaligen Zeit angepasst. Die letzte Renovierung erfolgte 1997. Äußeres: Das äußere Erscheinungsbild der Kirche entstand in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurde auch die Sakristei angebaut. Die dreifach gestaffelten Dächer der Wallfahrtskirche sind mit sog. „Wiener Taschen“ gedeckt. Der hinter dem Westgiebel aufgesetzte Dachreiter trägt einen roten Zwiebelhelm. Die Westseite weist ein schießschartenförmiges Fenster auf, das sich über einem interessanten Anbau befindet. Das Fenster ist von zwei Strebepfeilern flankiert, von denen die Schrägflächen bis zum Boden mit Holzschindeln gedeckt sind. Der Raum birgt zwei Reihen Kniebänke. Von diesem unbequemen Betplatz aus war es auch Geächteten möglich, am Gottesdienst teilzunehmen. Ein Fenster an der Südseite und ein abgeschrägtes Fenster über der Eingangstür im Osten spenden dem 1760 als Opfer- oder „Feilhabkämmerl“ vom Maurermeister Stainersdorfer erbauten Raum, der zur Brotausgabe an die Wallfahrer diente, Licht. Die Wallfahrt in Ruprechtshofen nahm vermutlich zur selben Zeit ihren Anfang, als dieser Zubau errichtet wurde. Innenraum: Das zweijochige, einschiffige Langhaus ist mit stuckrahmenverzierten böhmischen Kappen gewölbt.

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Blick auf den Hochaltar mit gotischer Madonna


Der 5.600 Einwohner große Markt mit reichem Kulturleben liegt 15 km südöstlich von Linz an der Romantikstraße. Besonders sehenswert sind neben dem AugustinerChorherrenstift mit Brucknerorgel und Brucknergrab die zahlreichen Museen der Gemeinde. Die Bezeichnung „St. Florian“ verdanken Markt und Stift dem ersten namentlich bekannten Heiligen des Ortes, dem hl. Florianus. Er war ein hoher römischer Zivilbeamter, der im Jahre 304 aufgrund seines christlichen Glaubens zum Tode verurteilt und im nahen Ennsfluss ertränkt wurde. Sein Leichnam wurde schließlich an jenem Ort begraben, an dem sich heute das Stift St. Florian erhebt.

Marktgemeinde St. Florian

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Stiftsbasilika

St. Florian Lage der Kirche: Die Stiftsbasilika bildet den imposanten Abschluss der StiftsWestfront. Geschichte: Über dem Grab des Märtyrers Florian dürfte aus einer Wallfahrtsstätte allmählich eine klosterähnliche Niederlassung entstanden sein. Ein Kloster wurde erstmals als solches im Jahre 888 urkundlich erwähnt und 1071 von Bischof Altmann von Passau den Chorherren nach der Regel des hl. Augustinus überantwortet. Aus dieser Zeit stammen die Reste der romanischen Kirche. Von den Vorgängerbauten, die bis in das 4. Jahrhundert zurückreichen, sind Westfront des Stiftes St. Florian mit Basilika Mauerreste unter der Stiftsbasilika erhalten. Ausgra84 m Höhe überragen die gesamte Klosteranlage und bungen lassen auf eine ununterbrochene Baufolge seit beherbergen wohl den bedeutendsten und zugleich der Römerzeit schließen. Nach der Zerstörung der umfangreichsten Bestand an historischen Glocken in romanischen Kirche durch einen Brand im Jahre 1235 Österreich; sechs Glocken sind noch aus der Zeit um wurde ein gotischer Neubau errichtet, der 1291 fertig 1300 erhalten. Obwohl von verschiedenen Gießern gestellt wurde. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde die und in unterschiedlicher Konstruktion geschaffen, bilgotische Anlage mehrmals umgebaut, bis sie durch den die Glocken eine unverwechselbare Klangsilhoueinen barocken Neubau ersetzt wurde. Die Grundette. Ebenfalls eine Seltenheit ist das, im August 2000 steinlegung für die neue Stiftskirche, eine der eingeweihte, achtstimmige Chorgeläute neben dem Oradrucksvollsten Raumschöpfungen des österreichischen torium der Chorherren, an der Südseite der Basilika. Barock, erfolgte 1686 unter dem Mailänder Baumeister Innenraum: In der Vorhalle der Stiftsbasilika tragen vier Carlo Antonio Carlone, von dem der Gesamtplan schlanke Säulen die Orgelempore. Die Bilder an der stammt. Im Jahr 1715 wurde die Stiftskirche, das Decke stellen Szenen zum Thema Gebet aus der Hl. Hauptwerk Carlones, geweiht. In der Zeit von 1992 bis Schrift dar. In der Mitte der Vorhalle weist ein Stein auf 1996 wurden die bisher umfangreichsten Renoviedie darunter liegende Grabstätte Anton Bruckners rungsmaßnahmen durchgeführt. Im Jahr 1999 wurde die hin. Rechts führt ein Gang in die Marienkapelle. Stiftskirche durch Papst Johannes Paul II. in den Rang Links, unter dem Nordturm, befindet sich die Elisaeiner Basilika minor erhoben. bethkapelle. Der Saalraum wird durch Seitenkapellen Äußeres: Die 204 m lange Westfront des Stiftes münund Emporen, die 36 m hohe Kuppel und das Presdet in die Basilika, die ihren krönenden Abschluss byterium mit Apsis gegliedert. Die reich mit Stuckatur bildet. Die beiden Kirchtürme mit je ausgestatteten Wände des Langhauses öffnen sich

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links und rechts in je vier Kapellen, welche die bemerkenswerten barocken Seitenaltäre aus Marmor bergen und von Emporen überdacht sind. Zu den bedeutendsten Altarblättern der Seitenaltäre zählen jene in der Augustinuskapelle (von Michael Rottmayr; 1719) und der Kreuzkapelle (von Peter Strudel; 1699). Die Fresken in den vier böhmischen Kuppeln des Langschiffes zeigen das Martyrium des Kirchenpatrons, des hl. Florian. Die Münchener Maler Johann Anton Gumpp und Melchior Steidl gestalteten hier erstmals eine Decke nicht mit Stuck, sondern ausschließlich mit Freskenmalerei. In der Kuppel ist die Krönung Mariens dargestellt, gleichsam in Fortsetzung des Altarblattes, welches das Patrozinium der Kirche – Mariä Himmelfahrt – zeigt. Der mächtige, über 20 m hohe, marmorne Hochaltar fügt sich wunderbar in das Bildkonzept der barocken Kirche, obwohl er ursprünglich für eine Barockisierung der gotischen Stiftskirche geplant war. Das prächtig geschnitzte und mit den Statuen der vier lateinischen Kirchenväter verzierte Chorgestühl, ein Gemeinschaftswerk des Linzer Bildhauers Adam Franz und des Bozners Jakob Auer (1702), bildet mit den reich an musizierenden Putten geschmückten Chororgeln eine harmonische Einheit. Die Kanzel aus schwarzem Lilienfelder Marmor (1755) und der aus Lindenholz geschnitzte Schalldeckel stammen vom Wiener Hofbildhauer Josef Ressler. Die alten Kirchenbänke aus dem frühen 18. Jahrhundert zählen zu den bemerkenswerten Schöpfungen des Stiftstischlers Stefan Jegg (1701–1703). Das Langhaus wird mit einem hervorragenden Werk der Schmiedekunst abgeschlossen, das der Passauer Meister Hans Messner 1698/99 fertigte. Das Papst-Wappen von

Blick auf die Empore mit der Brucknerorgel

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Foto: M. Oberer

Marktgemeinde St. Florian

Im Innenraum der Stiftskirche mit Blick auf den Hochaltar

Klaus Wedenig (1999) links hinter dem Abschlussgitter erinnert an die Erhebung zur Basilika minor durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999. Die Westempore beherbergt die berühmte Brucknerorgel, die in den Jahren 1770 bis 1774 vom slowenischen Orgelbauer Franz Xaver Krismann erbaut wurde und bis 1886 als größte Orgel der Monarchie galt. Heute zählt die Orgel 103 Register und 7386 Pfeifen, verteilt auf vier Manuale und Pedale. Ihren Namen verdankt sie dem berühmten österreichischen Komponisten Anton Bruckner (1824-1896), der von 1850 bis 1855 Organist in der Stiftskirche war und nach seinem Tode – gemäß seinem letzten Willen – in der Gruft unter dieser Orgel bestattet wurde.


Traun liegt nahe der Landeshauptstadt, am gleichnamigen Fluss zwischen Wels und Linz, in 275 m Seehöhe. Die Stadtgemeinde zählt auf einer Fläche von 15,4 km2 rund 24.662 Einwohner.

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Stadtgemeinde Traun

Stadtpfarrkirche

Traun Geschichte: 1825 erwarb der damalige Pfarrer Jakob Witzelsteiner privat das sog. „Scherzer Gütl“ mit dem dazugehörigen Grund. Als er 1851 in den Ruhestand ging, verkaufte er seinen Besitz der Pfarrgemeinde, der dadurch im Anschluss an den Pfarrhof ein großes Baugrundstück zur Verfügung stand. Auf diesem Grund, der sich an der nördlichen Grenze des damals bebauten Gebietes von Traun befand, sollte ein neues Gotteshaus entstehen. 1880 wurde der Kirchenbauverein gegründet. Den Plan für die neugotische Hallenkirche entwarf der Dombaumeister Otto Schirmer aus Linz. Die Baumaßnahmen wurden 1881 ohne Genehmigung begonnen. Es folgte die behördliche Einstellung des Baus. Die Pläne Schirmers wurden verworfen, das Projekt als zu aufwendig beurteilt. Für die Neuplanung wurde der damals junge Architekt Raymund Jeblinger, später Dombaumeister in Freiburg, gewonnen. Da der Bau bereits bis zur Sockelhöhe errichtet war, war Jeblinger an die vorgegebene Grundrissgestaltung seines Vorgängers gebunden. Am 6. 8. 1882 erfolgte die Grundsteinlegung durch Bischof Franz Josef Rudigier. Am 24. 8. 1890 wurde der Neubau durch Bischof Franz Maria Doppelbauer geweiht. Äußeres: An das Langhaus der Kirche ist der Chor angefügt, der mit fünf Seiten eines Achteckes schließt. Der quadratische 50 m hohe Turm ist von einem vierseitigen Faltdach bekrönt, das in eine achtseitige Pyramide übergeht. An den Turm sind nord- und südseitig in Verlängerung der beiden Seitenschiffe zwei Kapellen angefügt, die – wie der Chor – einen 5/8-Schluss aufweisen. Die Querbalken der im Grundriss sichtbaren Kreuzform stellen die ehemalige Beichtkapelle und die Sakristei des Gotteshauses dar. Innenraum: Das Innere des Gotteshauses wird bestimmt durch zwei mächtige runde Steinpfeiler auf jeder Seite des Hauptschiffes, die auf achteckigen Sockeln ruhen und in spitzbogige Arkaden übergehen. Diese bilden den Übergang zu den Seitenschiffen. Über den Pfeilern führen schlanke Halbsäulen zu den Rippen des schmucklosen vierteiligen Kreuzrippengewölbes. Schlichte Schlusssteine bilden die Schnittpunkte der Rippen. Die Pläne für die Ausstattung des Gotteshauses stammen aus der Feder des Architekten Jeblinger. Die Schnitzarbeiten zählen zum überwiegenden Teil zu den Werken des Bildhauers Josef

Außenansicht der Stadtpfarrkirche Traun

Kepplinger aus Ottensheim. Der Aufbau des Hochaltares erinnert mit seinem dachähnlichen Aufsatz an eine Kirche. Die Reliefdarstellungen neben dem Tabernakel stellen Szenen aus dem Alten Testament dar. Im Aufsatz ist die Hl. Dreifaltigkeit zu erkennen. Die ursprünglich geplante Höhe des Altars wurde nicht verwirklicht. Im Gesprenge war ein Kreuz mit Maria und Johannes vorgesehen. Darunter sollten ursprünglich jene bemerkenswerten Heiligenfiguren von Dionysius, Wolfgang, Ulrich (jeweils um 1480) und Ottilie (16. Jahrhundert) stehen, die heute die Mittelpfeiler der Pfarrkirche zieren. Seitlich des Hochaltares ist das aus Stein gefertigte Sakramentshäuschen der alten Kirche von St. Dionysen eingemauert. Der Josefsaltar trägt die 1893 geschaffene Statue des Nährvaters mit dem Kind am Arm. Die Reli-

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Stadtgemeinde Traun eftafeln haben die hl. Familie und den Tod des hl. Josef zum Inhalt. Im Marienaltar auf der linken Seite wird jeweils die Weihnachtskrippe aufgestellt und das hl. Grab mit der lebensgroßen Christusdarstellung – ein bemerkenswertes Werk Kepplingers – eingerichtet. In der Taufkapelle an der Nordseite unter der Empore steht der Rosenkranzaltar aus dem Jahr 1894. Die Kreuzwegbilder zählen zu den Schöpfungen des Malermeisters Scherfler aus Mauerkirchen, dem – nach detaillierten Anweisungen Jeblingers – auch die Ausmalung des Kirchenraumes übertragen worden war. Die Orgel, ein Werk des Orgelbaumeisters Leopold Breinbauer aus Ottensheim, wurde 1989 umfassend renoviert. Sie steht heute unter Denkmalschutz.

Blick auf den Hochaltar der Stadtpfarrkirche Traun

Geschichte: Eine Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1376 nennt erstmals den Bau der Kapelle. Die damaligen Schlossherren waren Hanns von Traun und seine Gemahlin Dorothea. Im späten 17. Jahrhundert entschloss man sich zum Anbau einer Sakristei. Infolge eines Schlossbrandes erhielt das Gotteshaus 1680 eine vom Langhaus zugängliche Empore. Nach Beseitigung des gotischen Rippengewölbes wurden Decken eingezogen. Dem Bau wurde mit einem kleinen Turm bekrönt. Zur selben Zeit ersetz-

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te man die alten gotischen Fenster durch barocke. Nach der Pfarrgründung 1788 wurde die Schlosskapelle anstatt der dafür vorgesehenen Kirche St. Dionysen zur ersten Pfarrkirche von Traun erhoben. Aufgrund des Platzmangels musste das Langhaus erweitert werden. Der Turm der aufgelassenen Kirche St. Dionysen wurde im Anschluss an das Langhaus der Schlosskapelle wiedererrichtet. Nach Fertigstellung der neuen Trauner Pfarrkirche verlor die Schlosskirche ihre Bedeutung. Sie wurde 1893 vom Besitzer des Schlosses zurückgekauft und als Wohnbereich zweckentfremdet. 1996 begann der Verein „Schlosskapelle Traun“ mit der Revitalisierung der Kapelle, die 2001 erfolg-reich beendet werden konnte. Sie ist heute als ökumenische Kapelle für alle Pfarren von Traun in Verwendung. Innenraum: Der Vorraum der kleinen Kirche birgt noch einen Teil des alten, aus der Kirche St. Dionysen stammenden Turmes. Die Heiligenfiguren sowie das Kruzifix, barocke Werke, wurden von der Stadtgemeinde Traun angekauft.


Bereits Römer und Kelten erkannten die Bedeutung von Wilhering. Die strategisch wichtige Lage an der römischen Durchzugsstraße „via augusta“, das fruchtbare Land und der Kürnbergerwald, auf dessen Gipfel eine Wallanlage einer keltischen Fliehburg steht, waren für eine Besiedelung ideal. Der Markt Wilhering mit seinen 5.400 Einwohnern liegt am Übergang vom Alpenvorland zur Böhmischen Masse, westlich von Linz.

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Marktgemeinde Wilhering

Stiftskirche

Mariä Himmelfahrt Unter weitgehender Verwendung der Mauerreste wurde das Gotteshaus zunächst auf billigste Weise neu errichtet. Die Kirche, die heute als eigentliche Sehenswürdigkeit des Stiftes Wilhering gilt, wurde in den Jahren bis 1750 vom Linzer Baumeister Johann Haslinger erbaut und dann von verschiedenen Künstlern prachtvollst ausgestaltet. Hier wurde das strenge zisterziensische Gebot der Schlichtheit übergangen. Die letzte und bisher umfassendste Generalrestaurierung der Stiftskirche Wilhering erfolgte 1971 bis 1977. Äußeres: Der Bau verfügt über eine imposante, reich gegliederte und figural geschmückte barocke Turmfassade mit einem vergleichsweise schlichten Eingangsbereich. Dieses romanische Portal (13. Jahrhundert) ist der letzte Rest der ursprünglichen Kirche, die 1733 durch einen Brand zerstört wurde. Dass beim Wiederaufbau im prunkvollen Spätbarock das geplante pompöse Portal nicht zur Ausführung kam, wird heute von Kunsthistorikern als Glücksfall bezeichnet. Innenraum: Betritt man durch das schlichte romanische Portal das Kircheninnere, ist man von der Harmonie der überaus prunkvoll gestalteten, farbenprächtigen malerischen, figurativen und ornamenta-

Außenansicht der Stiftskirche Mariä Himmelfahrt

Geschichte: Stift Wilhering wurde von den Herren von Wilhering, einer Adelsfamilie gegründet. Als Gründer gelten die Brüder Ulrich und Cholo von Wilhering-Waxenberg, welche die Stiftung in Folge einer letztwilligen Verfügung ihres Vaters vollzogen. 1146 kamen die ersten Zisterziensermönche aus Rein nach Wilhering. Die ursprüngliche Klosterkirche, über deren Aussehen wenig bekannt ist, war dem Volk nicht zugänglich, was dem Wunsch der Zisterzienser nach Abgeschiedenheit entsprach. Für die Untertanen bauten sie eine eigene Kirche, die sog. „Leutekirche“. 1733 wurden Kloster und Kirche von Wilhering aufgrund von Brandlegung ein Raub der Flammen. Die Brandruine wurde nicht abgerissen.

Blick in den Altarraum

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Marktgemeinde Wilhering kierung der Deckengewölbe. Das Hauptfresko zeigt Maria als Königin aller Heiligen. Die Fresken im Querschiff haben das Lob Mariens zum Inhalt. Die Darstellung in der Vierungskuppel ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Altomonte und Francesco Messenta. Die Fresken im Presbyterium, deutlich wirkungsvoller als die Kuppelfreskierung, zeigen musizierende Engel, die zu Ehren der Himmelskönigin spielen. Rechts und links des Einganges erinnern zwei Grabdenkmäler der Schaunberger (14., 15. Jahrhundert) an die Anfangszeit des Klosters. Die Stiftskirche wird von zahlreichen Kunstkennern als schönste Rokokokirche Österreichs bezeichnet.

Maria, Teil der Kreuzgruppe (im Kreuzgang)

len Ausschmückung des Raumes überwältigt. In dem relativ kleinen Raum mit weniger als 200 Sitzplätzen stehen insgesamt sieben Altäre mit großen Altarblättern. Berühmte Künstler wie die Mitglieder der Familie Altomonte oder die Wessobrunner Stuckateure waren an der Ausgestaltung des Raumes beteiligt. Martino Altomonte schuf im Laufe von sechs Jahren alle Wilheringer Altargemälde. Das Hochaltarbild stellt die Himmelfahrt Mariens dar. Die beiden vorderen, dem Hochaltar nächstgelegenen Altarbilder nehmen auf das Wirken der Gottesmutter im Zisterzienserorden bzw. auf die Marienverehrung des Ordens Bezug. Die Gemälde der beiden mittleren Altäre haben das Wirken des Schutzengels im Leben des Menschen und den Tod des hl. Josef zum Thema. Die beiden rückwärtigen Bilder beziehen sich auf die täglichen Nöte der Menschen, sie sind den Nothelfern gewidmet. Bartolomeo Altomonte schuf die Fres-

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Der Gekreuzigte (im Kreuzgang)


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