KUNSTINVESTOR AUSGABE NOVEMBER 2018

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NOVEMBER 2018

Auktionen im November Millionenpreise im Dorotheum- Cologne Fine Art- Vienna Art Week 2018 Sagmeister & Walsh- Tacita Dean- Vienna Art Week 2018 Helen Levitt- Niko Pirosmani- Lichtbilder







Bösendorfer Flügel – Modell 200 „Dragonfly“ Prachtvolle Gärten – Perfektes Handwerk Die Verwendung von verschiedenen Holzarten zur Gestaltung von Ornamenten, Blumen- und Tiermotiven sind seit jeher ein Symbol für Extravaganz und Luxus. Dies zeigt die Vielzahl der historischen Möbel und Klaviere die mit kostbaren Intarsien verziert sind. Kaiserin Maria Theresia und ihr Mann Franz I. Stephan sammelten leidenschaftlich gerne Pflanzen für ihre prachtvollen Gärten und monumentalen Glashäuser. Die Kaiserin machte Schloss Schönbrunn zu einer imperialen Sommerresidenz und zum glanzvollen Mittelpunkt höfischen Lebens. Führende Staatsmänner und große Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur waren hier zu Gast. Der barocke Garten Schönbrunns diente der herrschaftlichen Repräsentation und war Fortsetzung der imposanten Innenräume nach außen. Der im 18. Jahrhundert berühmte Maler Johann Wenzel Bergl schmückte einige Innenräume im Erdgeschoss mit detailverliebten Pflanzen- und Tiermotiven. Auch die naturverbundene Kaiserin Elisabeth (Sissi) erfreute sich in späteren Jahren an den prachtvollen Gärten und Wandmalereien. Die von Bergl gestalteten Räume zählen bis heute zu den drei kostbarsten Raumensembles des Schlosses. Dieses Instrument ist eine Hommage an die prachtvollen Gärten und Wandmalereien des Imperialen Luxus und eine verzaubernde Momentaufnahme der Natur. Limitiert auf 18 Flügel in der Größe 200 schwarz poliert, ist jedes Instrument dieser Serie mit einer individuell nummerierten Messingplakette versehen.

Features Intarsien in traditioneller Sandschattierungstechnik Bösendorfer Grand Piano 200 Limitiert auf 18 Flügel Konzertflügel Mechanikgeometrie gewährleistet optimale Spielart & Kontrollierbarkeit Feinste Verarbeitung wertvoller Furniere und Materialien Resonanzboden aus österreichischem Fichtenklangholz Handgesponnene Bösendorfer Bass Saiten Einzelsaitenaufhängung Handgefertigt in Österreich


KUNST.INVESTOR Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

Heute halten Sie die aktuelle Ausgabe des e-Magazin KUNSTINVESTOR in „Händen“. Innovativ, exklusiv und stets mit dem richtigen Riecher für aktuelle Entwicklungen informieren wir Sie rund um alle wichtigen Themen, die nationalen und internationalen Kunstmärkte betreffend. So spannend war der Kunstmarkt noch nie- besonders dieser Monat wird turbulent: Die Kalender der Sammler und Kunstinvestoren sind voll. Auktionen, Ausstellungen und Previews, ein Termin jagt den nächsten. Und dem Geschäft mit den schönen Dingen mangelt es keineswegs an Härte, ganz im Gegenteil, auf der Suche nach neuen Kunden und Märkten bedarf es Flexibilität und Wandlungsfähigkeit. Der österreichische Kunstmarkt mit seiner prosperierenden Galerieszene boomt und Österreichs Auktionshäuser legen an Internationalität kräftig zu. Kunst ist ein interessantes Portfolio und unbestritten die schönste Beimischung für Ihr Investment. Inspirierend, nicht allein in ideeller Hinsicht. Auch

der ganz „normale“ Kunstliebhaber, der ein Bild bei sich zuhause an die Wand hängt, wird damit zu einem Überzeugungstäter. Er kultiviert später einen sehr selektiven Blick. Er wird daran gemessen; es ist seine ganz persönliche Visitenkarte. Mit diesem Bild zeigt er ein Stück von sich, ein Stück von dem, woran er glaubt, ein Stück von seinen Gefühlen, Hoffnungen, Ängsten. Eine intensive Auseinandersetzung mit Kunst ist ohne emotionale Beteiligung nicht möglich…….. Weil es bei allen Dingen des Lebens immer auf den richtigen Mix ankommt, wollen wir Sie nicht nur mit fundierten Hintergrundberichten, präzise recherchierten Topstories, wichtigen Nachrichten und aktuellen Themen sowie SonderBeilage ‚myArtMagzine Nr. 12‘ begeistern. Lesen Sie die aktuelle Ausgabe KUNSTINVESTOR, wo Sie sich ein aktuelles Bild über den Kunst- & Geldmarkt verschaffen können- eine wirklich gute Investition.

Viel Lesespaß wünscht Ihnen

Michael Ruben Minassian IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian, Mail: michael.minassian@kunstinvestor.at , Telefon: +43 1/ 236 53.1312 Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH, 1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 919209045 DW, Fax: +43 1/2981298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto: © Dorotheum, Sam Francis, "Red Again", 1972, Siebdruck in Farbe auf Velin, Dorotheum-Auktion Druckgrafik und Multiples am 07.11.2018.



KUNST.INVESTOR News

COLOGNE FINE ART 2018 Dialog der Epochen und Genres auf höchstem Niveau, präsentiert von Galerien und Händlern aus neun Ländern Die COLOGNE FINE ART zeigt vom 22. bis 25. November 2018 erneut außergewöhnliche Exponate aus aller Welt – und spannt dabei einen Bogen über drei Jahrtausende der Kunst- und Kulturgeschichte. Von fernöstlichen Skulpturen und Exotika der Vergangenheit und Gegenwart bis hin zu amerikanischen Designklassikern und jungen zeitgenössischen Positionen aus Malerei und Fotografie: Die COLOGNE FINE ART entspinnt einen kaleidoskopischen Dialog, der sich aus verschiedensten Kunstgattungen, Epochen und Stilen speist – und zum Entdecken einlädt. Keine andere deutsche Messe präsentiert Kunst- und Kunsthandwerk in dieser Vielschichtigkeit und Tiefe, und gibt sich dank des lebendigen Ausstellungskonzepts zugleich nahbar und spannend. So spricht die COLOGNE FINE ART sowohl arrivierte Kunstkenner als auch Sammler in spe an. Und ist gleichzeitig Ausstellung, Wunderkammer und Erlebnisparcours, präsentiert von ausgewählten, hochkarätigen Galerien und Händlern aus neun Ländern.

Moderne Klassiker und spannende neue Positionen: Die klassische bildende Kunst auf der COLOGNE FINE ART ist einen wichtiger Schwerpunkt und ist prominent bestückt. Eine regelrechte Sensation hat dabei die Galerie Ludorff (Düsseldorf) aufzubieten: Zum ersten Mal seit 50 Jahren ist Otto Muellers „Russisches Mädchenpaar“ von 1919 wieder einem öffentlichen Publikum zugänglich. Ein Ausnahmewerk des deutschen Expressionisten, das seine Frau Maschka und – so vermuten renommierte Mueller-Forscher – seine zweite große Liebe Irene Altmann vereint auf der Leinwand zeigt. „Ich bewerte dieses Bild durchaus als kleine Attraktion, weil Mueller sich selten so wie hier einer ähnlich leidenschaftlichen Farbgebung hingegeben hat wie seine Mitstreiter der Brückegruppe“, sagt Manuel Ludorff. So seien auch die Autoren des anstehenden Mueller-Werkverzeichnisses, das Ende des Jahres erscheinen soll, „entzückt gewesen, dieses aus amerikanischem Privatbesitz stammende Hauptwerk nun zum ersten Mal überhaupt im Original sehen zu dürfen.“ (Foto ©:Cologne Fine Art)


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FOTO & VIDEO REPORTAGE

Blickfang 2018 – Die internationale Designmesse in Wien

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FOTO & VIDEO REPORTAGE Galerie Gugging – „living a dream…“

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Hartinger Fine Arts – ‚VOKA – Farbwelten‘

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FOTO & VIDEO REPORTAGE viennacontemporary 2018

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Parallel Vienna 2018

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Fritz Steinkellner Was kommt

Was kommt ist nicht nur der Titel eines der Bilder, die in der Ausstellung zu sehen sind, sondern formuliert zugleich die Grundeinstellung des Künstlers, denn für Fritz Steinkellner ist Kunst ein offenes Experimentierfeld, in dem er in immer neuen Versuchsanordnungen Bedingungen und Möglichkeiten seines künstlerischen Tuns auslotet. Bei der Schaffung der in der Ausstellung gezeigten großformatigen Bilder geht Steinkellner sehr planmäßig vor, er baut, wie er selbst sagt, seine Bilder wie der Architekt ein Haus. Der Entwurf ist jeweils eine kleinformatige Collage, deren Versatzstücke er sorgfältig aus Zeitschriften und ähnlichem Fotomaterial auswählt und zu Szenen zusammenstellt. Damit ist der narrative Teil der Bildfindung abgeschlossen und der Künstler konzentriert sich nun auf die visuelle Umsetzung, die für ihn oberste Priorität hat. Die Collage wird in Aquarelltechnik auf einen großformatigen Papieruntergrund übertragen – quasi als gemalte Collage. Auf dieses Aquarellbild werden seine „Fingerprints“ appliziert: kleine Papierstücke, die mit Farbstiften gefertigte Abstraktionen aufweisen und dem Bild durch Verdecken und Hinweisen auch einen verstörenden Charakter verleihen können. Auf dem Bild Schauen, schweben hat der Künstler seine Fingerprints in Form eines Organigramms miteinander verbunden und somit deren Ambivalenz zwischen Exaktheit und

Unbestimmtheit noch stärker akzentuiert. Als letzte Schicht werden große Teile des Bildes mit Ölfarben weiterentwickelt. Aquarell und Ölmalerei bilden ein homogenes Zusammenspiel und sind kaum voneinander zu unterscheiden. Fritz Steinkellners Bildkompositionen haben zumeist etwas Geheimnisvolles – ein Eindruck, der nicht zuletzt auf die Verrätselung der räumlichen Strukturen und der sich darin bewegenden Personen zurückzuführen ist. Dem Betrachter/der Betrachterin wird viel Raum gelassen für eigene Assoziationen. Im Gegensatz zu den großformatigen Bildern sind die Collagen der Werkgruppe Neue Überlegungen – variabel ungegenständlich und, wie der Titel schon besagt, im Unterschied zu einem statischen Bild auch beweglich. Sie bestehen aus gezeichneten und bemalten Papieren, die durch aufgeklebte Fingerprints miteinander verbunden sind und mittels Magneten auf einem bemalten Jute-Untergrund befestigt werden. Durch die Anordnung der einzelnen Elemente bewirkt der Künstler den Eindruck des Hineinschauens in einen weiten Raum – wie überhaupt für Fritz Steinkellner die Beschäftigung mit dem Raum eine Konstante in seinem vielschichtigen Schaffen ist. [Kunstraum Nestroyhof. Dauer: 15. November 2018 bis 5. Jänner 2019 Foto: - © Jutta M. Pichler]



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The Montafon Letter, 2017, Kreide auf Schiefer, 9 Tafeln, 366 x 732 cm, Foto: Fredrik Nilsen Studio, Courtesy of the artist, Glenstone Museum, Potomac, Maryland, Marian Goodman Gallery, New York / Paris, und Frith Street Gallery, London, © Tacita Dean

Tacita Dean Geschichte, Erinnerung und Einfühlung, Naturgewalten und Menschenspuren sind die Themen im Werk Tacita Deans, eine der wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. Ihr Werk umfasst eine Vielzahl von Medien, am bekanntesten ist sie jedoch für ihre Auseinandersetzung mit dem photochemischen Film. Als Teil der Gruppenausstellung Remind... mit Eija-Liisa Ahtila, Anri Sala sowie Jane und Louise Wilson war sie bereits 2003/2004 im Kunsthaus Bregenz zu sehen. Verteilt auf alle vier Stockwerke zeigt die umfangreiche Ausstellung im Kunsthaus Bregenz drei ihrer wichtigsten Filmarbeiten sowie zwei monumentale Zeichnungen in Kreide. Mit Kreide auf schwarzen Tafeln gemalt, zeigt das Werk Chalk Fall (2018) den Einsturz einer Kreideklippe. Die Weißtöne der Kreide spiegeln den Lawinendunst im zweiten Werk The Montafon Letter (2017). Für diese Arbeit ließ sich Tacita

Dean von einer historischen Geschichte inspirieren: Ein Lawinenabgang im 17. Jahrhundert erschüttert das Montafon, ein Bergtal im Süden Vorarlbergs. Der Legende zufolge wird der Geistliche, der die Toten segnet, von einer zweiten Lawine verschüttet und von einer dritten wieder freigelegt. Jedes der drei Obergeschosse im Kunsthaus Bregenz ist einer großen Filmarbeit Tacita Deans gewidmet. Antigone (2018) ist Deans aktuellstes und aufwendigstes Filmprojekt. Das erste Mal wurde sie im Frühjahr 2018 in der Royal Academy in London der Öffentlichkeit präsentiert. Sie war eine von drei Ausstellungen, die gleichzeitig auch in der National Gallery und in der National Portrait Gallery zu sehen waren – ein beispielloser Zusammenschluss der Londoner Institutionen. Ausstellungsdauer: [KUB. 20. November bis 6 Jänner 2019 – Foto Kunsthaus Bregenz]



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Foto: © Robin Consult

„Die großen Meister“ Die bekanntesten Kunstwerke der Menschheit in einer Ausstellung Kunstvolles Vergnügen. Nicht weniger als die „53 bedeutendsten Kunstwerke der Menschheit in einer Ausstellung” verspricht das Kunsterlebnis-Event „Die Großen Meister“ bis 2. Dezember in der Votivkirche. Neben den Prunkstücken der Schau, dem mehr als 5 Meter hohen David in Originalgröße, Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ und dem weltberühmten Fresko „Das Abendmahl“ werden 50 weitere berühmte Kunstwerke für jeden und in allen Facetten erlebbar macht. „Die großen Meister“ ist eine Weiterentwicklung der „Sixtinischen Kapelle“, die 2016 schon mehr als 80.000 Besucher in die Votivkirche lockte. „Die großen

Meister“ gehen aber noch einen Schritt weiter. Unter den gezeigten Schau-Objekten der Früh- und Hochrenaissance finden sich u.a. das 4 Meter breite Wandfresko „Jüngstes Gericht“ von Michelangelo, Botticellis „Geburt der Venus“, sowie die berühmten Fresken aus den Stanzen (Gemächern) des Vatikans, wie etwa„Die Schule von Athen“ (6 Meter breit/4 Meter hoch). Eingebettet sind die Kunstwerke in einem sakralen Raum, der wie eine Bühne aufgebaut ist und mit Nischen und Erkern ein vollständiges Eintauchen in diese Kunstwelt möglich macht.



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Foto: © Friedrich Erhart

NATUR :: STRUKTUR - Friedrich Erhart Die Arbeiten von Friedrich Erhart, ausgestattet mit großem stilistischen Wiedererkennungswert, sind von Einflüssen der klassischen Fine Art Fotografie als auch der abstrahierenden Malerei geprägt. Nicht die naturgetreue Wiedergabe ist für Erharts Fotoarbeiten ausschlaggebend, sondern er interpretiert das Gesehene mit seiner Kamera, indem er sie wie einen Lichtpinsel verwendet. Unschärfe, Schatten,

Abstraktionen und vor allem flüchtige, oft chaotisch wirkende Bewegung sind seine unverwechselbaren Stilmerkmale. Auf der Suche nach wiederkehrenden Mustern und Strukturen ist Friedrich Erhart für diesen jüngsten Bilderzyklus zuletzt in der Natur fündig geworden. [‚Pool7-Galerie‘. Dauer: 18. Oktober bis 30. November 2018 - Foto: © Erhart]


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VIENNA ART WEEK 2018 PROMISING PARADISE

Von 19. bis 25. November 2018 dreht sich in Wien wieder alles um die Kunst: Promising Paradise lautet das vielversprechende Motto der diesjährigen VIENNA ART WEEK, die mit ihrem hochkarätigen Programm zwischen Klassik und Avantgarde die Kunststadt Wien ins Zentrum rückt. Ein dichter Veranstaltungsreigen mit rund 200 Veranstaltungen von 70 Programmpartnern laden einmal mehr ein, das reichhaltige Kunstgeschehen der Stadt zu entdecken. Die Doppeldeutigkeit des Begriffs Promising Paradise ist im programmatischen Titel der VIENNA ART WEEK Konzept: Geht es um ein vielversprechendes Paradies oder vielmehr um ein Paradies, das versprochen wird? Um ein „Paradise found“ oder ein „Paradise lost“? „Wir stellen die Frage, in welcher Weise sich die Kunst mit dem mythenumrankten Paradies-Begriff auseinandersetzt und welche Bilder mit dem Paradies verbunden werden, die letztendlich oft nur in der Abwesenheit eines existierenden Ortes zu bestehen scheinen“, so der künstlerische Leiter der VIENNA ART WEEK Robert Punkenhofer zur Idee der heurigen Kunstwoche. Die VIENNA ART WEEK wartet mit zahlreichen Programm-Highlights auf: Darunter der performative Interview-Marathon im MAK, Ausstellungseröffnungen, Performances, Sonderführungen, Talks und Diskussionen. Der mit großem Erfolg eingeführte Alternative Space Open House wird ebenso wieder Teil des Festivals sein wie der beim Publikum beliebte Open Studio Day, an dem rund 100 Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers

öffnen. Zahlreiche Touren durch die Künstlerateliers, Artist-in-Residence-Studios, Galerien sowie zu Kunstprojekten im öffentlichen Raum laden Besucherinnen und Besucher hinter die Kulissen der Kunstproduktion ein. Zu den spannendsten Gästen der VIENNA ART WEEK zählen u.a. die renommierte New Yorker Performance-Spezialistin RoseLee Goldberg (USA), der Künstler Joep van Lieshout (NL), die Künstlerin Kaucyila Brook (USA) oder der Komponist und Schauspieler Christopher Chaplin (CH), der im Rahmen des performativen Interview-Marathons auftreten wird. Die VIENNA ART WEEK wird gemeinsam von den wichtigsten Ausstellungshäusern, Kunsträumen, Ausbildungsinstitutionen und Galerien der Stadt veranstaltet. Mit ihren hochqualitativen Programmen und Ideen tragen sie wesentlich zum Erfolg der Kunstwoche bei, die sich seit 2004 zu einem Fixpunkt im Kulturherbst der Stadt entwickelt hat und mit ihren rund 30.000 Gästen aus dem In- und Ausland die Bedeutung Wiens als Kunststadt hervorhebt. „Wir freuen uns jedes Jahr aufs Neue über die enorme Vielfalt an künstlerischen Beiträgen, die während der VIENNA ART WEEK geboten wird – ein Ereignis, das Wien zu einem idealen Ort für nationale und internationale Fachleute und Kunstinteressierte macht, sich zu treffen, auszutauschen und die unverwechselbare Atmosphäre der Stadt zu erleben“. so Martin Böhm, Präsident des Trägervereins Art Cluster Vienna.



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Eisenhaus Maik Wolf

MAIK WOLF, HM ARROWHEAD 1, 2017, ÖL AUF LEINWAND, 200 X 140 cm

Essenheim- Seit nunmehr rund zehn Jahren malt Maik Wolf (geb. 1964 in Pirna/Sachsen) Architekturen und Landschaften. Seine menschenleeren Bilder zeichnen sich durch utopisch-fantastische Darstellungen, Komplexität und bühnenhafte Kompositionen aus. Bei Wolfs Architekturen handelt es sich keineswegs um real existierende Gebäude, sondern um nichtfunktionale Fantasiegebilde, die er bis zum Absurden führt. Er führt keine Renaissance der Architekturmalerei an, sondern erforscht Allegorien wie „Haus“ im Kontext „Landschaft“ und deren Deutungspotenzial. Auch seine Landschaften wirken nicht real, sondern eher postapokalyptisch: karge oder gar keine Vegetation,

dazwischen verirrte Gegenstände, die dort nicht hingehören. Sein Schaffensprozess verlangt es, Fragmente auszuwählen, sie zu kombinieren, arrangieren und zu verfremden. Als Bildskizzen für seine Malereien dienen ihm digitale Bildmontagen aus Medienbildern und eigenen Fotografien – teilweise hunderte Einzelelemente, die wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Wolfs Bilder als Ganzes sind somit reine Fiktion, jeder einzelne Bestandteil aber existiert in der realen Welt. [Essenheimer Kunstverein Ausstellungsdauer bis 18. November - Foto: Michael Schultz Gallery berlin Berlin]



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Foto: Lola Gonzàlez, Videostill aus "Veridis Quo", 2016 Courtesy Lola Gonzàlez und Galerie Marcelle Alix, Paris

Der Wert der Freiheit Welchen Stellenwert hat die Freiheit in unserer Gesellschaft heute? Werke von über fünfzig Künstlerinnen und Künstlern beleuchten dieses komplexe Thema aus psychologischer, sozialer, kultureller, religiöser, politischer und rechtlicher Perspektive. Die Schau zeigt mit überlappenden Themenbereichen und Querverbindungen ein Geflecht aus Abhängigkeiten und Wechselwirkungen: zwischen Mensch und Gesellschaft, Demokratie und Ökonomie, Arbeit und Freizeit, Körper und Geist, Natur und Kultur. Freiheit steht immer im Verhältnis zu anderen Faktoren und muss daher ständig neu verhandelt werden. Dabei wird deutlich, dass individuelle Selbstbestimmung stets auch mit sozialer Verantwortung verbunden ist. Mit Arbeiten von Zbynĕk Baladrán, Dara Birnbaum, The Centre for Postnormal Policy & Future Studies, Jordi Colomer, Carola Dertnig, Simon Dybbroe Møller, Harun

Farocki, Karin Ferrari, Forensic Oceanography, John Gerrard, Johannes Gierlinger, Lola Gonzàlez, Johan Grimonprez, Igor Grubić, Eva Grubinger, Marlene Haring, Hiwa K, Leon Kahane, Šejla Kamerić, Alexander Kluge, Nina Könnemann, Laibach, Lars Laumann, Luiza Margan, Teresa Margolles, Isabella Celeste Maund, Anna Meyer, Aernout Mik, Matthias Noggler, Josip Novosel, Julian Oliver, Trevor Paglen, Christodoulos Panayiotou, Ivan Pardo, Oliver Ressler, Lili Reynaud-Dewar, Ashley Hans Scheirl, Christoph Schlingensief, Andreas Siekmann, Eva Stefani, Superflex, Pilvi Takala, Philipp Timischl, Milica Tomić, Betty Tompkins, Amalia Ulman, Kostis Velonis, Kara Walker, Stephen Willats, Anna Witt, Hannes Zebedin, Zentrum für politische Schönheit, Tobias Zielony und Artur Żmijeweski. Die Ausstellung ist bis 10. Februar 2019 zu sehen. (Foto: © Belvedere 21)




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Niko Pirosmani | Tatarischer Obsthändler | Georgisches Nationalmuseum © Infinitart Foundation

Niko Pirosmani Wanderer zwischen den Welten Die ALBERTINA widmet dem georgischen Maler Niko Pirosmani (1862–1918) eine umfassende Personale. Der Autodidakt, dessen leuchtende, eindringliche Werke häufig Tiere oder Szenen aus dem Leben des alten Georgiens und seiner Menschen zeigen, ist heute ein Held der Avantgarde, den es zu entdecken gilt. Kunst ist für Niko Pirosmani ein weites, offenes Feld, er selbst ein Vagabund, der das Herumziehen bewusst als Lebensform gewählt hat. Ein Wanderer zwischen Stadt

und Land, Gaststuben und Tierställen, der sich gleichzeitig im Zentrum der Gemeinschaft aufhält. Seine im Auftrag entstandenen Werke werden nicht in Galerien und Museen präsentiert, sondern in Gasthöfen, Tavernen und Läden. Niko Pirosmani verkörpert die Vision des Künstlers als hellsichtigem Außenseiter. Albertina: Ausstellungsdauer bis 27. Jänner 2019 – Foto: © Albertina]


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Foto: © Mihai M. Mitrea

Bieten für den guten Zweck Mehr als 60.000 Euro bei der 17. ICEP Charity Kunstauktion zugunsten der Berufsbildung in Afrika und Zentralamerika

Bei der diesjährigen ICEP Charity Auktion im Bank Austria Kunstforum wurden 86 Werke nationaler und internationaler Künstler für den guten Zweck versteigert. Der Erlös in der Höhe von mehr als 60.000 Euro fließt zur Gänze in die ICEP Berufsbildung in Afrika und Zentralamerika. ICEP fördert Berufsbildung in Entwicklungsländern, die am Bedarf der lokalen Wirtschaft orientiert ist und die Chancen von Menschen, insbesondere Jugendlichen, am Arbeitsmarkt verbessert. „Wir sind überzeugt, dass eine gute Ausbildung der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und nachhaltiges Empowerment ist. „ICEP will dazu beitragen, jene Voraussetzungen zu schaffen, die es Menschen in Entwicklungsländern ermöglichen, ihre Talente und Fähigkeiten zu entdecken und sich in die Arbeitswelt einzugliedern”, führte ICEP-Präsident, Stephan Chavanne, aus. Die Auktion fand heuer

gemeinsam mit dem langjährigen Partner Sotheby’s im Bank Austria Kunstforum statt. 86 Kunstwerke renommierter Künstler – unter anderem von Herbert Brandl, Gunter Damisch, Andy Warhol und Christina Gschwantner – wurden ersteigert. Sotheby’sÖsterreich-Geschäftsführerin und ICEP-Vorstand Andrea Jungmann führte als Auktionatorin durch den Abend und motivierte das zahlreich erschienene Publikum zum Mitsteigern. Das Werk „Hamlet“ von Hannes Mlenek erzielte mit 3.300,- Euro den höchsten Zuschlag dieses Abends. „Marylin“ von Andy Warhol erzielte mit EUR 1.600,- das Dreifache seines Ausrufpreises. „Wir freuen uns sehr über dieses sehr gute Ergebnis der Auktion für unsere Berufsbildung“, freute sich ICEP-Geschäftsführer Bernhard Weber. (Foto: ICEP)


KUNST.INVESTOR

RÉPERTOIRE 1060 Wien, Otto-Bauer-Gasse 9 - Telefon: +43 1 943.84.33 www.repertoire.at


KUNST.INVESTOR

RÉPERTOIRE schräge schöne Sachen zum Verschenken! Wer auf der Suche nach schrägen und schönen Sachen ist, für den gibt’s nur eine Adresse in Wien: Das Répertoire in der Otto-Bauer-Gasse 9, und das mittlerweile seit 5 Jahren. „Als wir vor einigen Jahren gemeinsam in Paris in zahlreichen Designläden unterwegs waren, entschieden wir, Wien braucht das auch“, Erkören die Gründerinnen Ellen Hofmann und Angelika Harrer. Die beiden Besitzerinnen sind seit Kindertagen ein eingespieltes Team und ergänzen sich perfekt. Während es Ellen Hofmann zu hochwertigen Designobjekten zieht, hat Angelika Harrer ein Faible für gepflegten Designer-Kitsch. So entsteht eine einzigartige Mischung, die das Repertoire so spannend

macht. Neben Trendmarken wie Seletti, Uashmama und Design Letters sowie humorvollen Mitbringseln und Geschenkideen, findet man hier auch ausgewählte Produkte österreichischer DesignerInnen, wie beispielsweise Vasen von frauklarer und Taschen des Wiener Labels Kontiki. „Bei uns gibt es eine breite Palette an Produkten und Geschmacksvorlieben. So ist für jeden etwas dabei“, erklärt Angelika Harrer. Auch in Sachen Weihnachtsgeschenke wird man im Répertoire fündig. Angelika Harrer und Ellen Hofmann haben nämlich die perfekten Geschenkideen für Designliebhaber und -Genießer. www.repertoire.at


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RÉPERTOIRE 1060 Wien, Otto-Bauer-Gasse 9 - Telefon: +43 1 943.84.33 www.repertoire.at


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RÉPERTOIRE 1060 Wien, Otto-Bauer-Gasse 9 - Telefon: +43 1 943.84.33 www.repertoire.at


KUNST.INVESTOR Dorotheum

MILLIONENPREISE IM DOROTHEUM Gemälde von Artemisia Gentileschi und Anthonis van Dyck bei Auktion "Alte Meister" im Dorotheum erfolgreich versteigert Für einen Sensationspreis von 1,885 Millionen Euro wurde am 23. Oktober 2018 eines der extrem seltenen Gemälde der italienischen Barockmalerin Artemisia Gentileschi (1593 – 1654), „Lucretia“, im Dorotheum versteigert. Ein Saalbieter konnte sich unter Applaus gegen mehrere Interessenten am Telefon durchsetzen. Das begehrte Bild kommt in eine australische

Sammlung. Ein weiterer Millionenpreis von 1,425 Millionen Euro wurde einem Porträt von Anthonis van Dyck (1599 – 1641) zugesprochen. Ein Telefonbieter ersteigerte das „Bildnis einer Adeligen mit einem Papagei“, einen bis dato nicht dokumentierten Neuzugang zum Werkkorpus des zu Lebzeiten berühmtesten und gefragtesten Porträtmaler Europas. (Foto: © Dorotheum)


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Artemisia Gentileschi (1593 - 1654) Lucretia, Öl auf auf Leinwand, 133 x 106 cm, erzielter Preis € 1.885.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Anthonis van Dyck (1599 - 1641) Bildnis einer Dame mit einem Papagei, Öl auf Holz, 121 x 88 cm, erzielter Preis € 1.425.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum

John William Godward (1862 - 1922) Süße Träume, 1904, Öl auf Leinwand, 56 x 42,5 cm, erzielter Preis € 259.200

Gefragte Damen Beste Dorotheum-Herbstauktion für Gemälde des 19. Jahrhunderts Porträts von jungen Frauen belegten die Spitzenplätze bei der bis dato besten Herbstauktion des Dorotheum auf dem Gebiet der Gemälde des 19. Jahrhunderts. Am 24. Oktober 2018 war Abram Jefimovich Arkhipovs Porträt einer jungen Bäuerin in geblümtem Kleid mit einem Preis von 442.200 Euro, weit über den Erwartungen, besonders erfolgreich. Ebenfalls über dem Schätzwert, mit 259.200 Euro, wurde das

Gemälde „Süße Träume“ von John William Godward versteigert. „Dis mois tout!“, ein weiteres prächtiges Bild der Belle Epoque von Vittorio Corcos, erreichte 222.600 Euro. Die Nachfrage für Italien-Motive war traditionell hoch. Auch österreichischen Stimmungsimpressionisten, wie Emil Jakob Schindler, Olga Wisinger-Florian oder Marie Egner, reüssierten mit guten Preisen. (Foto: © Dorotheum)


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Abram Efrimovich Arkhipov (1862 - 1930) Junge Bäuerin in geblümten Kleid, Öl auf Leinwand, 103 x 82 cm, erzielter Preis € 442.200


KUNST.INVESTOR Dorotheum

A. E. Köchert, Kaiserliches Hochzeitsdiadem mit Diamanten, zusammen ca. 40 ct., Anfertigung im Auftrag der Erzherzogin Marie Valerie von Österreich anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Erzherzogin Hedwig mit Bernhard Graf zu Stolberg-Stolberg, Arbeit um 1918, das Diadem ist auch in 7 Broschen teilbar, dazu 3 handschriftliche Karten, signiert Hedwig Gräfin zu Stolberg-Stolberg, erzielter Preis € 186.000

GLÄNZENDER PREIS FÜR HABSBURG-DIADEM Juwelen-Auktion im Dorotheum: 186.000 Euro für Hochzeitsschmuck von Sisi-Enkelin Ein Diadem aus dem Hause Habsburg, ein Hochzeitsgeschenk von Kaiserin Sisis Lieblingstochter Marie Valerie an ihre Tochter Hedwig, erreichte hervorragende 186.000 Euro bei der Juwelen-Auktion des Dorotheum am 24. Oktober 2018. Dieses mit ca. 40 ct. Diamanten besetzte, in sieben einzelne Broschen

aufteilbare absolute Spitzenstück von A. E. Köchert, Hof- und Kammerjuwelier des österreichischen Kaiserhauses, wurde 100 Jahre nach der Hochzeit Hedwigs mit Bernhard Graf zu Stolberg-Stolberg versteigert. Siegreich war ein Bieter am Telefon. (Foto:© Dorotheum)






KUNST.INVESTOR Dorotheum

Foto ©: Dorotheum)

DESIGN-ZEITREISE Vom Bauhaus bis zu Zeitgenossen: Design-Auktion am 7. November 2018 im Dorotheum Begrifflichkeiten hin oder her, „Design“ beginnt bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Dort setzt die DesignAuktion des Dorotheum am 7. November 2018 an und lädt zu einer Zeitreise quer durch die Geschichte der Formgebung bis in die Gegenwart. Neben dem Fokus Bauhaus steht die Auktion stark im Zeichen von Ron Arad. Der 1951 in Tel Aviv geborene Entwerfer gründete zusammen mit Caroline Thormann im Jahre 1981 das Design- und Produktionsstudio One Off und 1989 Ron Arad Associates. Aus der recht frühen Zeit eines der maßgeblichsten Designer des 20. Jahrhunderts stammt der Prototyp des Bücherregals „This Mortal Coil“. Das zwischen 100.000 und 150.000 Euro geschätzte Regal aus deutschem Privatbesitz besteht aus einem gebogenem Streifen aus Stahl in Spulenform. An diesem sind Trennwände montiert, die die einzelnen Regaleinteilungen markieren. Zum Schätzwert von 40.000 bis 60.000 Euro wird zudem ein Exemplar aus der limitierten Edition des Sessels „Big Easy“ angeboten. Neben der Schaffung von limitierten Editionen im Rahmen seiner Studioarbeiten sowie Skulpturen im öffentlichen Raum, entwarf und entwirft

Ron Arad zudem für weltbekannte Unternehmen wie Vitra, Fiam, Moroso, Alessi, Cappellini, Cassina, Magis, Kartell und WMF. Aus einer dieser frühen Serienproduktionen kommt auch der „Well Tempered Chair“ für Vitra (€ 9.000 – 12.000). Im Segment Bauhaus sticht der seltene, frühe Stuhl "Beugel Stoel" hervor, 1927 von Gerrit Thomas Rietveld entworfen. Das in der Auktion angebotene Exemplar wurde in den 1930er Jahren von der Firma Metz & Co ausgeführt und stammt aus der Sammlung Frank Müsers, der zusammen mit Alexander von Vegesack das Grundlagenwerk „Deutsche Stahlrohrmöbel“ schrieb (€ 12.000 – 15.000). Ebenfalls vertreten sind Objekte aus der Sammlung des namhaften Wiener DesignhändlerPioniers Peter Teichgräber. Der zweite Teil der Kollektion umfasst Werke von Massimo Iosa Ghini, George J. Sowden, Andrea Branzi, Anna Anselmi und Mario Terzic. Im Bereich des zeitgenössischen Designs finden sich unter anderem Arbeiten von Gilbert Bretterbauer, Oskar Zieta, Luigi Colani, Patrick Rampelotto, Bernhard Hausegger, Eva Renée Nele Bode und Alfonzo Conzeta. (Foto: © Dorotheum)


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Prototyp Bücherregal "This Mortal Coil", Entwurf Ron Arad 1993, Konstruktion aus patiniertem Stahl, Schätzwert € 100.000 - 150.000, Auktion 7. November 2018


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Sessel "Big Easy", Entwurf Ron Arad 1988, Ausführung im Ron Arad Studio in Italien 1994 - 1998, skulpturale Konstruktion aus Weichstahl (mild steel), Schätzwert € 40.000 - 60.000, Auktion 7. November 2018


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Seltener früher Stuhl Mod. "Beugel Stoel"/"BEUGELSTOEL", Entwurf Gerrit Thomas Rietveld 1927, Ausführung Metz & Co, Niederlande um 1930, reduzierte Konstruktion aus formgebogenem Sperrholz, beige lackiert, Gestell aus Stahlrohr, lackiert, Schätzwert € 12.000 - 15.000, Auktion 7. November 2018


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Josef Hoffmann Brotkorb, Wiener Werkstätte, vor 1909, Silber, Dekor: Efeu gebuckelt, Griff zum Teil aus Elfenbein, Schätzwert € 25.000 – 40.000

Schritt in die Moderne Wiener Werkstätte-Arbeiten von Josef Hoffmann & Co bei Jugendstil-Auktion am 12. Dezember 2018 im Dorotheum Die Auktion „Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts“ am 12. Dezember 2018 im Dorotheum bietet neben internationalen Objekten sehr schöne Beispiele von Wiener-Werkstätte-Arbeiten. Josef Hoffmann und Koloman Moser gründeten im Jahr 1903 die Wiener Werkstätte mit dem Impetus das Kunstgewerbe grundsätzlich zu erneuern. Wien sollte zu einem Zentrum des Kunsthandwerkes werden. Alltagsgegenstände, Schmuck und Möbel wurden mit der Prämisse höchster Qualität in exquisiter handwerklicher Verarbeitung hergestellt. Dafür garantierten eine Reihe namhafter Persönlichkeiten der Jahrhundertwende. Neben Josef Hoffmann und Koloman Moser waren es unter anderem Otto

Prutscher, Dagobert Peche oder die Keramikerinnen Gudrun Baudisch und Vally Wieselthier. Mit der Verwendung geometrisch-abstrakter Linien war der Schritt in die Moderne vollzogen. Josef Hoffmann zeichnet für den Entwurf von zwei Broschen verantwortlich. Um ein Einzelstück handelt es sich bei einer runden Brosche mit Schmucksteingirlanden von 1908 (Schätzwert € 60.000 – 80.000). Eine weitere Hoffmann-Brosche aus dem Jahr 1911 in rechteckiger Form mit Malachit stammt aus der Familie des Wiener Bildhauers Anton Sinn, der gute Kontakte zu Hoffmann aber auch zu Gustav Klimt pflegte (€ 15.000 – 30.000). Mit 30.000 bis 50.000 Euro bewertet ist eine JosefHoffmann-Tischuhr mit Hammerschlagdekor.


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Josef Hoffmann, Brosche in originaler Schmuckschatulle, Wiener Werkstätte, 1911, Silber, Malachit, 4,8 x 3,9 cm Provenienz: Familie des Bildhauers Anton Sinn, Schätzwert € 15.000 – 30.000

Josef Hoffmann, Brosche in originaler Lederschatulle, Wiener Werkstätte, 1908, Silber, vergoldet, 15 originale Schmucksteine, runde Form mit Schmucksteingirlanden, Durchmesser 3,6 cm Diese Brosche ist nur einmal ausgeführt worden.Schätzwert € 60.000 – 80.000


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Otto Prutscher, achtteiliges Toiletteset, Wiener Werkstätte um 1920, Silber, reliefiert, geschnitztes Elfenbein Schätzwert € 50.000 – 80.000

Angeboten wird auch ein silberner Brotkorb aus 1909 (€ 25.000 – 40.000), oder ein silbernes HoffmannTeeservice aus der Zeit vor 1910, mit dem Dekor von Eduard Josef Wimmer-Wisgrill (€ 20.000 – 30.000). Otto Prutscher war Schüler von Josef Hoffmann an der Kunstgewerbeschule. Mit ihm zieht ein dekorativer Stil in die Wiener Werkstätte ein. Beispiel dafür ist sein achtteiliges, silbernes Toiletteset aus der Zeit um 1920 (€ 50.000 – 80.000). Dagobert Peche zeigt mit seinem Spiegel aus geschnitztem Lindenholz, ausgeführt von der Firma Max Welz für die Wiener Werkstätte 1922, sein Talent für prächtige Gestaltung (€ 30.000 – 50.000). Koloman Moser, der auch als Maler und Graphiker reüssierte, ist mit einem silbernen Bonbonkörbchen aus 1906 in der Auktion vertreten (€ 12.000 – 20.000). Fast einen Meter misst die Großplastik des Glücksdrachen „Gute Zeiten“. Es handelt sich dabei um die Figur der Ausstattung des Leipziger Porzellan-Palais, das zur Frühjahrsmesse 1921 eröffnet wurde. Für den Entwurf zeichnet Hugo Meisel verantwortlich, ausgeführt wurde dieser Drachen, einer von fünf bekannten aus dem Leipziger Porzellan-Palais, von der Aeltesten Volksteder Porzellanmanfaktur (€ 35.000 – 45.000). Zwei der

weiteren Figuren gehören zu den Beständen des Hetjens Museums in Düsseldorf, ein "Glücksdrache" befindet sich in japanischem Privatbesitz und ein weiterer ebenso in Privatbesitz. Emile Gallé ist in der Auktion neben seinen bekannten mehrfach überfangenen Glasvasen diesmal mit einem Paar außergewöhnlichen Nussholz-Stühlen „Ombelles“ vertreten. Die Stuhlbeine erinnern an Blütenstängel, während die Rückenlehne als Dolde geschnitzt ist (€ 22.000 – 30.000). Demetre Chiparus ist für seine Bronzen bekannt und beliebt bei Sammlern. Mit seiner „Ayouta“, einer Tanzenden, verweist der Künstler ins Art déco. 18.000 bis 25.000 Euro erwartet sich das Dorotheum für diese Figur aus Bronze mit Elfenbein. Das „Frankreich“-Angebot bietet auch Möbel von Leleu oder Majorelle. Glaskunst in höchster Vollendung präsentiert die Auktion mit einer Anzahl von Gläsern, beispielsweise mit einem Paar Rheinweingläsern, entworfen und ausgeführt von Karl Massanetz für Lobmeyr Wien 1914 (€ 5.000 – 7.000), oder mit zwei Kelchgläsern, entworfen um 1907 von Otto Prutscher, ausgeführt von Meyr’s Neffe (€ 14.000 – 20.000). (Foto: © Dorotheum)


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Hugo Meisel (1887 – 1966) Großplastik Glücksdrache „Gute Zeiten“, Figur der Ausstattung des Leipziger „Porzellan Palais“, die zur Frühjahrsmesse 1921 eröffnet wurde. Ausführung: Aelteste Volkstedter Porzellanmanufaktur, Höhe 99,3 cm, Schätzwert € 35.000 – 45.000


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Die 8. Kunstauktion der ‚Ressler Kunst Auktionen‘ ist geschlagen!

Bei der Versteigerung am Abend des 24. September 2018 in der Galerie OstLicht wurde eine gute Verkaufsrate von 55 % erzielt. Ein Wermutstropfen war, dass einige der mit höchsten Erwartungen verbundenen Werke unverkauft geblieben sind, wie etwa Max Weilers „Chromoxydgrün“ aus 1977. Auf der anderen Seite gab es einige wirklich überraschende Zuschläge: Hubert Scheibls „Imbat“ wurde auf € 35.000 (Kaufpreis € 45.000) gesteigert, Martha Jungwirths frühe Papierarbeit ging nach einem intensiven Bietgefecht zwischen mehreren Telefonen und dem Saal von € 6.500 auf € 21.000 (26.000). Ähnlich dramatisch ging es bei Hermann Nitschs „Herodiade“ zu. Das Schüttbild aus dem Bühnenbild der Staatsoper wurde von € 4.000 auf 11.000 (14.000) gesteigert. Die Werke von Hermann Nitsch waren ganz generell sehr gut nachgefragt. Ein Schüttbild erzielte € 32.000 (41.000), die dreiteilige, überarbeitete Grafik „Grablegung“ wurde auf € 16.000 (22.500) gesteigert. Auch Hans Staudacher war einmal öfter sehr gut nachgefragt: Alle seine Bilder fanden Käufer, teils klar über den Ausrufpreisen. Auch der „Flughafen“ von Carl Unger fand einen Liebhaber: Er reüssierte um € 23.000 (29.500). Auch das Fensterbild von Roland Goeschl wird künftig an einer neuen Adresse hängen, der Zuschlag erfolgte bei € 14.000 (18.000). Lange wurden die frühen, aktionistischen Bilder von Adolf Frohner vom Markt verschmäht. Das ist jetzt endlich anders: Die beiden Arbeiten in der Auktion erzielten € 10.000 (13.000) und 18.000 (23.000). Die „Rote Hose“ von Erwin Wurm wurde auf € 17.000 (21.500) gesteigert, ebenfalls ein vergleichsweise sehr hoher Wert. Eine kleine frühe Zeichnung von Franz West verdoppelte ihre Vorgabe von € 8.000 auf € 15.000 (19.500). (Foto: © Ressler kunst Auktionen) Erwin Wurm, ohne Titel (Rote Hose), Stoffhose über Stahlblechröhre, MDF Sockel, Plexiglas-Haube, H: 185 cm hoch, 1993, verkauft um € 21.590

Carl Unger, Flughafen, Öl auf Leinwand, 85 x 195 cm, 1977, verkauft um € 29.670


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Hubert Scheibl, Imbat, Öl auf Leinwand, 195,5 x 140,5 cm, 1996, verkauft um € 45.150


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Hermann Nitsch, Schüttbild mit Malhemd, Acryl auf Jute, 201 x 300 cm, 1990, verkauft um € 41.280


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Franz West, ohne Titel, Mischtechnik auf Papier, 14,8 x 21 cm, 1972, verkauft um € 19.530


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Adolf Frohner, ohne Titel, Öl auf Leinwand, 159 x 133 cm, 1960/61, verkauft um € 23.220


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Martha Jungwirth, ohne Titel, Mischtechnik auf Karton, 72 x 102 cm, 1975, verkauft um € 26.250


KUNST.INVESTOR Belvedere

Portrait Donna Huanca, © Adrian Parvulescu


KUNST.INVESTOR Belvedere

Donna Huanca EPITHELIAL ECHO, 2016, © Julia Stoschek Collection

DONNA HUANCA. PIEDRA QUEMADA Mit Donna Huanca lädt das Belvedere eine aufstrebende Künstlerin ein, in den historischen Räumen des Hauses einen multisensorischen Kosmos aus Skulptur, Malerei, Videoarbeiten, Klangund Geruchselementen, sowie Liveperformances zu erschaffen. Die bolivianisch-amerikanische Künstlerin führt Besucherinnen und Besucher vom artifiziellen Licht hin zur Dunkelheit. In ihrer Inszenierung stellt Donna Huanca im ehemaligen Privatbereich des Prinzen Eugen von Savoyen der selbstbewussten Zurschaustellung männlicher Macht und Potenz ein weibliches Universum gegenüber. Das barocke Schloss wird Schauplatz einer Reise, die als Weg vom Hellen ins Dunkle symbolisch für die Bewegung von oberflächlicher Wahrnehmung zu Einsicht und Erkenntnis führt. Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere und Kuratorin der Ausstellung, über ihre Beweggründe, dieses innovative Projekt zu zeigen: „Das Renommee und die Anziehungskraft des Belvedere sehen wir auch als Auftrag, experimentellen Künstlerinnen und Künstlern am Anfang ihrer Karriere

eine große Bühne zu geben. Es ist gerade das Flüchtige in Donna Huancas Arbeit, das Vergängliche, das ich mit dem historischen Bauwerk in einen spannenden Kontrast setzen wollte. In einer Zeit, in der darstellende Mittel in der bildenden Kunst große Bedeutung haben, ist Huanca aktuell ebenso radikal und wegweisend wie Tino Sehgal in den Nullerjahren.“ Modelle, deren Körper mit Farben und textilen Elementen gestaltet sind, bewegen sich, lebenden Bildern gleich, konzentriert und meditativ durch die Ausstellung. Sie werden mit historischen Pendants in Form von lebensgroßen weißen weiblichen Skulpturen konfrontiert. Ein Klangteppich unterstreicht den meditativen Charakter der multisensorischen Szenerien. Der ephemere Charakter der Performances steht im unmittelbaren Dialog mit den Gemälden und Plastiken, die konstanter Bestandteil der Schau sind. Diese Gegenüberstellung von klassischer Skulptur und Liveperformance erzeugt ein Spannungsfeld zwischen Statik und Bewegung, Vergangenheit und Gegenwart.


KUNST.INVESTOR Belvedere

Die an den Wänden hinterlassenen Farbspuren der Modelle machen Zeit sichtbar und sorgen für eine kontinuierliche Transformation des Raums. „Raum ist aktivierbare Vergänglichkeit. Darin sehe ich die Bedeutung der Modelle: Sie sind Vermittler eines flüchtigen Prozesses, bei dem Raum gemorpht und entwickelt wird. Für die Dauer der Ausstellung existieren die Modelle als ein Atmungssystem, das sich um Zeitlichkeit und Dekonstruktion dreht. Sie vernarben den Raum und lassen danach die Umgebung verändert zurück“, so Donna Huanca. Modelle als „Originalgemälde“: Die Künstlerin bezeichnet ihre Modelle als „Originalgemälde“. Sie fertigt von ihnen Fotografien an und überträgt diese auf Leinwandbilder, die sie im Anschluss nochmals mit Farbe überarbeitet. Dabei greift Huanca jene Farben und Formen wieder auf, die sie auf die nackten Körper der Performerinnen gemalt hat. So entsteht eine tatsächliche Verbindung zwischen Bildern und Performerinnen. Die menschliche Gestalt kehrt auch in ihren Plastiken und Assemblagen wieder. In der Wahl ihrer Materialien, wie Samt, Latex oder Leder, verweist Huanca auf die Vergänglichkeit körperhafter Existenz. Ihre Videoarbeiten lenken die Aufmerksamkeit auf die menschliche Haut als vielschichtige Oberfläche, durch die wir die Welt erfahren. Durch das Verschmelzen von Modell, Farbe und Materialien in Nahaufnahmen entstehen sich bewegende Bilder. Der Titel Piedra Quemada, frei übersetzt mit „brennender oder verbrannter Stein“, verweist auf Huancas Auseinandersetzung mit ihrer bolivianischen Herkunft und den Weltvorstellungen der Inka. Die widersprüchliche Kombination der beiden Begriffe „piedra“ und „quemada“ thematisiert die Dualität, die sich durch das gesamte Ausstellungskonzept zieht: Helligkeit versus Dunkelheit, Unwissenheit versus Weisheit, Jugend versus Alter. Diese Gegensätze sind wichtige Aspekte ihrer Arbeit. Sie finden sich auch in den Fresken des

Belvedere wieder. Huanca bezieht sich in ihrer Arbeit in vielerlei Hinsicht auf das Gebäude. So entdeckt man etwa Szenen und Motive von Übergang und Wandel in Huancas Arbeiten ebenso wie in den Räumlichkeiten des ehemaligen Lustschlosses. Ausgehend von den Besonderheiten der barocken Architektur gestaltet die Künstlerin die Abfolge ihrer Arbeiten analog zum spiegelgleichen Grundriss des Gebäudes symmetrisch vom Marmorsaal aus. Donna Huanca, 1980 in Chicago geboren, studierte Malerei an der Städelschule in Frankfurt am Main, der Skowhegan School of Painting and Sculpture in Maine und der University of Houston in Texas. Piedra Quemada ist Donna Huancas erste große Einzelpräsentation in Österreich, bisherige Museumsausstellungen fanden etwa 2016 in der Zabludowicz Collection in London oder 2018 im Yuz Museum in Schanghai statt. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin. Ihr multidisziplinäres Schaffen verbindet Elemente aus Musik, Performance oder Malerei und umkreist die Themen Weiblichkeit und Geschlechteridentitäten sowie die damit verbundenen Stereotype und Vorurteile. Die Beschäftigung mit dem menschlichen Körper, seiner Präsenz im Raum, sowie sein Einsatz als Material und Medium der Kunst sind zentrale Aspekte in Huancas multidisziplinären Werken. Wiederkehrend in ihren Arbeiten ist auch der Bezug auf ihre bolivianischen Wurzeln, den sie unter anderem über Elemente wie Wall Rubbing oder die Körperbemalung herstellt. „Was ich an meinen Arbeiten besonders mag, ist das Erleben der Performance, diesen Augenblick, in dem man noch nicht weiß, wo die Grenzen liegen, wo sich alles abspielen wird, ob man den Performerinnen nahekommen kann oder nicht. Ich mag diese unangenehme Spannung, die aus der Situation des Live Events entsteht.“ (Donna Huanca) – [ Belvedere. Dauer 6. Jänner 2019 – Foto: © Belvedere]


KUNST.INVESTOR Belvedere

Ausstellungsansicht Donna Huanca. Piedra Quemada, Foto: Johannes Stoll Š Belvedere, Wien


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Lichtbilder 3 variationen Lejo / Leopold Strobl / August Walla

Das „Lichtbild“ steht im Fokus dieser Ausstellung und so können Werkgruppen von drei Künstlern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, in anregender Weise zusammenfinden. Collagen von Lejo, Überzeichnungen von Leopold Strobl und Vintage Fotografien sowie Dokumentarfotos von August Walla werden gemeinsam präsentiert und zeigen drei verschiedene Zugangsweisen zum „Lichtbild“ auf. Zum ersten Mal gezeigt werden die eigenwilligen, neuen Collagen von Lejo. Bereits voriges Jahr entstand die Serie „Zirpe“, die, wie die heuer entstandene Serie „aufeinander“, auf besondere Weise gefertigt wurde; zwei großartige Triptychons, denen ein System zugrunde liegt. „aufeinander 1“ besteht aus acht, „aufeinander 2 & 3“ aus neun, etwa vier Millimeter breiten Fotostreifen, die sich von links oben nach rechts unten auf einer Aluplatte Streifen für Streifen

aneinanderreihen. Jeder achte bzw. neunte in gleicher Höhe geklebte Streifen entstand aus demselben Foto und so kann man diese mit geübtem Blick wieder zusammenfügen bzw. als Ganzes erkennen. Diese beiden Serien, deren Betrachtung sehr herausfordernd für das Auge sind, stehen den ruhigeren, „weißen“ Arbeiten zur Seite. Dafür verwendet Lejo die Ränder von alten Vintage Fotografien. Es ist faszinierend, wie vielseitig das Medium Fotografie ist, und diese drei Künstler stehen exemplarisch für den vielseitigen, teilweise überraschenden Umgang damit. Es ist faszinierend, wie vielseitig das Medium Fotografie ist, und diese drei Künstler stehen exemplarisch für den vielseitigen, teilweise überraschenden Umgang damit. Vernissage: Mittwoch, 21. November 2018 um 19:00 Uhr. [Galerie Gugging. Ausstellungsdauer: 22. November 2018 bis 17. Februar 2019]


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Lejo, aufeinander 1, 2018, Fotocollage auf Aluplatte, 120,1 x 75,1 cm, Courtesy galerie gugging


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Leopold Strobl, Ohne Titel, 2018, Bleistift, Farbstifte, 9,7 x 16,6 cm, Courtesy galerie gugging

Leopold Strobl, dessen Werke mittlerweile weltweit auf Messen und in privaten und öffentlichen Sammlungen, wie zB dem MoMA in New York zu finden sind, überzeichnet Fotografien. Vor ungefähr dreieinhalb Jahren, begann er diese aus Zeitungen auszuwählen, auszuschneiden und sie zu überarbeiten. Dazu verwendet er Stifte in den Farben Schwarz, Grün und in drei verschiedenen Gelbtönen – die Farbe Rot nur für

eine Uhr, falls eine solche auf dem Foto vorkommt. Leopold Strobl ist ein Meister darin, Gegenstände und Personen durch seine schwarzen Formen „unsichtbar“ zu machen und Licht ins Bild zu bringen. Verschiedenste Formen dienen ihm dazu, „Störendes“ verschwinden zu lassen. Mit dem Licht „spielt“ Strobl auf gekonnte Art und Weise und nicht nur deshalb sind seine Werke voller Magie.


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

August Walla, Tafel ASAP RUGI, undatiert, Fotografie, 30 x 40 cm, © Art Brut KG

August Walla, der als einer der vielseitigsten Art Brut Künstler weltweit gilt, liebte es, selbst zu fotografieren. Ihm diente die Fotografie unter anderem auch dazu, seine eigenen Werke in Szene gesetzt zu dokumentieren. Wohl überlegt positionierte er seine Werke. Viele seiner Fotografien zeigen die alte Schrebergartenhütte, in der er in seiner Kindheit lebte und die es schon lange nicht mehr gibt. Die Fotos von August Walla ermöglichen einen kleinen Einblick in die äußerst vielseitige Welt des Künstlers, der seiner Zeit

mit seinem Schaffen weit voraus war. Wallas Fotografiekunst ist von einem eigenen Stil gekennzeichnet, der weit über die Dokumentation hinausgeht. Sein fotografisches Werk ist hoch angesehen, überzeugend durch die dem gesamten Œuvre innewohnende absolute Eigenständigkeit. 2019 widmet das museum gugging dem Künstler eine Ausstellung, in der bisher nicht gezeigte und publizierte Fotografien, Schriften und Stoffarbeiten gezeigt werden.


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Badrinath Pandit, undatiert, Kat.Nr. 1-0015, Shaligram, Natürliche Pigmente auf Papier/natural pigments on paper, 11,2 x 14 cm, © Alexander Gorlizki

Alexander Gorlizki, 2018, Kat.Nr. 2018-008, A Change of Fortunes, Pigment und Gold auf Papier/pigment and gold on paper, 37,6 x 39 cm, © Alexander Gorlizki


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

“living a dream...” Alexander Gorlizki/ magic markings/ Gugging artists

„Als produktiver Tagträumer, der medienübergreifend arbeitet, beziehe ich die meisten meiner eigenen kreativen Arbeiten auf die eine oder andere Weise auf die Zeichnung. Es ist eine eigentümliche Tätigkeit, die im Entdecken und Nachdenken über die materielle Welt verwurzelt ist, aber auch unbewusste Impulse, Formen und Muster an die Oberfläche sprudeln lässt.“ (Alexander Gorlizki) Die Ausstellung “living a dream…” ist an sich schon ein Traum, in dem Grenzen verschwimmen und überraschende, neue Verbindungen entstehen. Alexander Gorlizki präsentiert neben Elementen aus seiner eigenen Arbeit und einer Gruppe der „Magic Markings“ – seine Sammlung frühindischer mystischer und volkstümlicher Zeichnungen – auch eine Auswahl an Kunstwerken der Gugginger Künstler. Diese drei unterschiedlichen Werkgruppen lassen kreative Beziehungen erkennen, die über Geschichte, Geographie, Glaubenssysteme und Ästhetik hinausgehen. Alexander Gorlizki ist vor allem für seine Arbeiten, die auf traditionellen indischen Miniaturmalereien basieren, bekannt. Seine Faszination für diese 700 Jahre alte Tradition liegt zum Teil in der Ambivalenz zwischen der Darstellung des Alltäglichen und des Mythischen und Wundersamen. Das

Miteinander von Erhabenem und Prosaischem wird oft mit einer schelmischen Verspieltheit, aber immer mit einer makellosen, rigorosen Technik erreicht. Seit 1996 arbeitet Gorlizki mit Riyaz Uddin, einem der bedeutendsten Miniaturmaler seiner Generation, in einem von ihm gegründeten Atelier in Jaipur, Indien. Seit 1996 arbeitet er zusammen mit Riyaz Uddin, einem der bedeutendsten Maler seiner Generation, in einem Atelier in Jaipur, Indien. Während Gorlizki die Bilder konzipiert und entwirft, geben Riyaz und seine Assistenten die Werke mit erstaunlichem Geschick wieder und lassen ihm die Freiheit, Erzählungen, Bilder und Formen zu schaffen, die in die jahrhundertealte Tradition integriert sind. Die Werke der „Magic Markings“-Kollektion bestehen aus Diagrammen, Gebeten und Entwürfen, die auf Hindu, Jain und tantrischer Kosmologie basieren. Obwohl das Thema in vielen Fällen esoterisch und mystisch ist, ist die Bildsprache überraschend vertraut und überzeugend, da sie Eigenschaften von westlichen Traditionen teilt, von der Arbeit von Paul Klee über Cartoons bis hin zu visionärer Kunst und Minimalismus. [Galerie Gugging, Ausstellungsdauer bis 12. November 2018] (Foto © Galerie Gugging)


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Indian Art, undatiert, Kat.Nr. 1-0037, Jain cosmological drawing of Mount Meru, Pigment auf Papier/pigment on paper, 29 x 13,1 cm, Š Alexander Gorlizki


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Alexander Gorlizki, 2017, Kat.Nr. 2017-002, Goldenboy, Pigment und Gold auf Papier/pigment and gold on paper, 28,8 x 15,2 cm, © Alexander Gorlizki


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Indian Art, undatiert, Kat.Nr. 1-0042, Merging of Shiva and Shakti, Pigment auf Papier/pigment on paper, 24,8 x 12 cm, © Alexander Gorlizki


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Johann Hauser, undatiert, Kat.Nr. 1-0233, Rakete/rocket, Bleistift, Farbstifte/pencil colour pencils, 20,9 x 14,7cm, © Privatstiftung –Künstler aus Gugging


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Laila Bachtiar, 2017, Kat.Nr. 2017-014, Zebra/Zebra, Bleistift, Farbstifte, Tusche/pencil colouredpencils, indian ink,29,7 x 42 cm, Courtesy galerie gugging


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

August Walla, 1993, Kat.Nr. 93-007, WALLA AUGUSTINS BILD/WALLA AUGUSTINS DRAWING, Bleistift, Farbstifte/pencil colour pencils, 44 x 62,6 cm, © Art Brut KG


KUNST.INVESTOR MAK

MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Sagmeister & Walsh, Color Room, 2018 In Kooperation mit Backhausen, MAK DESIGN LABOR, © MAK/Aslan Kudrnofsky

SAGMEISTER & WALSH: Beauty Mit ihrem faszinierenden Ausstellungsprojekt Beauty liefern Stefan Sagmeister und Jessica Walsh ein multimediales, höchst sinnliches Plädoyer für die Lust am Schönen. Nahezu im gesamten 20. und 21. Jahrhundert war und ist Schönheit im Designdiskurs eher negativ besetzt. Dieser Antipathie setzen Sagmeister & Walsh beeindruckende Argumente entgegen und machen Schönheit als einen zentralen, funktionalen Aspekt ansprechender Gestaltung erlebbar. Die das gesamte MAK am Stubenring durchfluten- de Ausstellung spielt mit allen Sinnen der BesucherInnen und zeigt deutlich auf: Schönheit ist mehr als eine rein oberflächliche Strategie. Ein Mix aus eigens für die Ausstellung produzierten Installationen und Beispielen aus Produktdesign, Stadtplanung, Architektur und Grafikdesign animiert in der MAKSäulenhalle, im MAK DESIGN LABOR, in der MAK GALERIE, im MAK- Kunstblättersaal und in der MAKSchausammlung Gegenwartskunst zum Sehen, Riechen und Fühlen. Unterstützt von Erkenntnissen aus der psychologischen Ästhetik treten Sagmeister &

Walsh den Beweis an, dass schön gestaltete Arbeiten die menschliche Wahrnehmung stimulieren und damit besser funktionieren. Gegliedert in sechs Ausstellungsthemen – „Was ist Schönheit?“, „Die Geschichte der Schönheit“, „Im Auge des Betrachters“, „Schönheit erleben“, „Transformierende Schönheit“ und „Das Schönheitsarchiv“ – entfachen rund 70 Objektgruppen einen ästhetischen Diskurs zur Schönheit als Paradigma für hochwertige Gestaltung. Als ein Herzstück der Ausstellung spielt der gemeinsam mit Swarovski gestaltete Sensory Room mit allen Sinnen der BesucherInnen. Ein sinnlich inszenierter White Cube lädt zum Betreten ein. In enger Zusammenarbeit mit dem Kreativteam von Swarovski entstand die Außenhülle dieser Installation im MAK DESIGN LABOR: Tau- sende Swarovski-Kristalle funkeln in einem von Sagmeister & Walsh entworfenen Or- nament und verleihen dem Raum einen besonderen Zauber. Im Inneren treffen die BesucherInnen – in Nebel gehüllt – auf ständig wechselnde Farben des Sonnenuntergangs.


KUNST.INVESTOR MAK

MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Bildmitte: Nils Völker, Two Hundert and Seventy, 2018 MAK-Säulenhalle, © MAK/Aslan Kudrnofsky


KUNST.INVESTOR MAK

Als „schön“ empfundene Gerüche wie Zitrusduft und ein Klangteppich von Ge- sängen des Malaysischen Sumpffrosches ermöglichen ein unvergleichliches Erleben von Schönheit. Wer diesen Raum der Ausstellung verlässt, fühlt sich wohl und gut. Der spektakuläre, mit Projektionen bespielte Nebelvorhang Fog Screen inszeniert den MAK-Haupteingang am Stubenring und führt schon beim Betreten des Museums zur zentralen Frage: „Was ist Schönheit?“. Die von unzähligen PhilosophInnen und WissenschaftlerInnen diskutierte Frage, was Schönheit ausmacht, beantworten Sagmeister & Walsh mit Fakten: Schönes wirkt unmittelbar auf die Dopaminrezeptoren und auf das Empfinden, somit kann schöne Gestaltung als funktionell verstanden werden. Symmetrie definieren Sagmeister & Walsh als universelle Komponente des Schönheits- empfindens. Diese These untermauern sie mit mehreren Installationen: Unter anderem können BesucherInnen mit einer interaktiven App symmetrische Strukturen generie- ren und via App eine damit bedruckte Tote Bag bestellen. Ein auf eine Großleinwand projizierter Vogelschwarm, der sich in seiner Dichte und Geschwindigkeit kontrollieren lässt, belegt, dass ausbalancierte Muster tendenziell bevorzugt werden. Schönheit ist seit jeher ein bestimmendes Moment für die PartnerInnenwahl, die Re- produktion und die Evolution. Wir empfinden positive Emotionen, wenn wir Schönes sehen. Beispiele aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte lassen im Ausstellungsbereich „Die Geschichte der Schönheit“ keinen Zweifel am Begehren nach Schönheit. Sexuell anziehend ist nicht nur physische Schönheit, sondern auch die Fähigkeit, schöne Dinge zu kreieren. Das war schon in der Prähistorie so: Für den symmetrischen Schliff von Steinäxten gab es keine Begründung, allerdings gewannen die Hersteller dieser Werkzeuge mit ihrem

Gefühl für symmetrische Gestaltung feinmotorischem Können an Attraktivität.

und

mit

Auch das Negieren von Schönheit wird im Rahmen dieses Ausstellungsbereichs umfassend thematisiert. Das ästhetische Empfinden ist weniger subjektiv als gemeinhin angenommen. Im Kapitel „Im Auge des Betrachters“ werden bemerkenswerte Ähnlichkeiten in verschiedenen Kulturen und Zeitepochen aufgespürt. Wie universell das Schönheitsempfinden ist, verdeutlicht unter anderem die Visualisierung von Untersuchungen von Chris McManus, Psychologe am University College London: 85 Prozent der ProbandInnen können auf Anhieb ein Werk von Piet Mondrian von der leicht abgeänderten Fälschung unterscheiden. Einmal mehr laden Sagmeister & Walsh hier zur Interaktion: Die Eintrittskarte ist mit geprägten Münzen versehen, die auch zum Abstimmen über Lieblingsformen eingesetzt werden können. Um Farbwahrnehmung geht es in The Color Room. Der mit intensiven, blau- rosafarbenen Mustern überzogene Raum wird regelmäßig mit einem speziellen Licht beleuchtet, das bestimmte Farbtöne grau erscheinen lässt. Farbigkeit wird gemeinhin als schöner empfunden. Schönheit hat das transformatorische Potenzial, die Welt zu verbessern, wie im Ausstellungsbereich „Transformierende Schönheit“ deutlich wird. Unter anderem zeigt die Installation From Garbage to Functional Beauty, wie der unkonventionelle französische Designer Thierry Jeannot gemeinsam mit mexikanischen Müllsammlerinnen einen wunderschönen Kronleuchter aus Plastikmüll schafft. Beauty schließt mit einem von Sagmeister & Walsh kuratierten „Schönheitsarchiv“ mit den formal schönsten Exponaten des MAK: ein Best-of von museal als schön bewerteten Objekten. Ausstellungsdauer bis 31. März 2019 (Foto: MAK)


KUNST.INVESTOR MAK

MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Sagmeister & Walsh, Fog Screen, 2018, Die Installation wurde in Kooperation mit der ERSTE Stiftung produziert. MAK-Säulenhalle, © MAK/Aslan Kudrnofsky

MAK-Ausstellungsansicht, 2018, SAGMEISTER & WALSH: Beauty, Sagmeister & Walsh, Sensory Room, 2018, In Kooperation mit Swarovski, MAK DESIGN LABOR, © MAK/Aslan Kudrnofsky


KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstforum

Emil Orlik, Japanisches Mädchen unterm Weidenbaum, 1901, Farbholzschnitt auf Japanpaier, 18,5 x 35,9 cm, Sammlung Dr. E. Otto, Wien

„Faszination Japan“ Die Herbstausstellung des Bank Austria Kunstforum Wien widmet sich der „Japomanie“ – der Begeisterung der westlichen Welt für die Ästhetik und die Bilderwelt des Fernen Ostens. Sie verfolgt die Entwicklung von der Faszination für das Fremdartige, Neue, von den Anfängen in den 1860er-Jahren bis weit nach der Jahrhundertwende, bis zu dessen Amalgamation in das Formenvokabular der westlichen Malerei, den Einfluss seiner Ästhetik auf die Entwicklung der Moderne um 1900. Nach der Öffnung Japans zum Westen 1854 erobern die fernöstliche Objekte mit ihrer elegantexotischen Ästhetik und die phantasievollen und erzählfreudigen Ukiyo-e – die leuchtend bunten Farbholzschnitte – den europäischen Markt und erfüllen die Sehnsüchte des Publikums nach einer unbekannten und geheimnisvoll-fremden Kultur. Vor allem Künstler beginnen zu sammeln und die neuartige Bildsprache der Ukiyo-e in ihre eigene Malerei zu integrieren. Monet, Manet, Van Gogh und Degas sind die ersten, ihnen folgen die jüngeren – Toulouse-Lautrec, Bonnard,

Vuillard, Vallotton oder Franz Marc und Wassily Kandinsky, um nur die Wichtigsten zu nennen. Von Paris aus verbreitet sich die Japomanie in ganz Europa und auch in Österreich entwickelt sich ein regelrechter Hype um die Schätze des Fernen Ostens, an denen sich auch Künstler wie Gustav Klimt oder Josef Hoffmann inspirieren. In mehr als 150 Exponaten illustriert „Faszination Japan“, wie die Anregungen aus dem Fernen Osten zu einer neuartigen Formensprache umgesetzt werden, in der die Tendenzen zur Abstraktion, zur Überwindung des traditionellen Bildraumes und der unkonventionellen Figurenauffassung eigenständig weiterentwickelt werden. Aktuelle, eigens entwickelte Reflexionen zum Motiv des Teehauses der österreichischen Künstlerinnen Margot Pilz, Eva Schlegel und Stephanie Pflaum konterkarieren in der Ausstellung die patriarchalisch geprägte Kultur des historischen Japans. [Dauer 10. Oktober 2018 bis 20. Jänner 2019 Foto: Bank Austria Kunstforum]


KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstforum

Katsushika Hokusai, Seltene Ansichten berühmter Brücken in verschiedenen Provinzen: Die achtteilige Brücke bei Mikawa, um 1831/32, Farbholzschnitt, 23 x 34,5 cm, Privatsammlung, Wien

Kasushika Hokusai, 36 Ansichten des Berges Fuji: Unter der Welle bei Kanagawa, um 1830, Farbholzschnitt, 25,3 x 37,5 cm MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien, © MAK/Georg Mayer


KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstforum

Kasushika Hokusai, 100 Erzählungen: Frau Oiwa, um 1830, Farbholzschnitt, 24,6 x 18,5 cm MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien, © MAK/Georg Mayer


KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstforum

Alfred Stevens, Die japanische Pariserin, 1872, Öl auf Leinwand, 150 x 105 cm Musée des Beaux-Arts de La Boverie, Lüttich, © Musée des Beaux-Arts de La Boverie, Lüttich


KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstforum

Vincent van Gogh, Schmetterlinge und Mohnblumen, 1889, Öl auf Leinwand, 35 x 25,5 cm Van Gogh Museum, Amsterdam (Vincent van Gogh Foundation)


KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstforum

Gustav Klimt, Nixen – Silberfische, um 1902/03, Öl auf Leinwand, 82 x 52 cm, Bank Austria Kunstsammlung, Wien


KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstforum

Franz Marc, Die weiße Katze, 1912, Öl auf Karton, 48,8 x 60 cm, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, © Foto: Punctum/Bertram Kober


KUNST.INVESTOR Bank Austria Kunstforum

Edgar Degas, Der Tanzunterricht, um 1873, Öl auf Leinwand, 47,6 x 62,2 cm National Gallery of Art, Washington, Corcoran Collection (William A. Clark Collection)


KUNST.INVESTOR Kunsthistorisches Museum Wien

Pieter Bruegel d. Ä., Turmbau zu Babel 1563, Öl auf Holz, 114 x 155 cm Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband

PIETER BRUEGEL Das Kunsthistorische Museum Wien zeigt die weltweit erste große monografische Ausstellung zum Werk des bedeutendsten niederländischen Malers des 16. Jahrhunderts: Pieter Bruegel der Ältere (1525/30– 1569). Anlass dafür ist der 450. Todestag des Künstlers. Pieter Bruegel der Ältere war schon zu seinen Lebzeiten einer der begehrtesten Künstler, weshalb seine Werke bereits damals ungewöhnlich hohe Preise erzielten. Nur knapp über vierzig Gemälde und sechzig Grafiken haben sich überhaupt von der Hand des Meisters erhalten. Mit 12 Tafelbildern besitzt das Kunsthistorische Museum die weltweit größte Sammlung an Bruegel-Gemälden. Dies liegt

darin begründet, dass Habsburger Sammler schon im 16. Jahrhundert die außerordentliche Qualität und Originalität der Bildwelten Bruegels zu schätzen wussten und sich bemühten, prestigeträchtige Werke des Künstlers zu erwerben. Das Werk Pieter Bruegels des Älteren, der die Landschafts- und Genremalerei revolutionierte, ruft immer noch vielfältige und kontroverse Deutungen hervor. Der Reichtum seiner Bilderwelt sowie seine scharfsinnige Beobachtungsgabe der menschlichen Spezies üben bis heute eine besondere Faszination auf die BetrachterInnen aus.


KUNST.INVESTOR Kunsthistorisches Museum Wien

Pieter Bruegel d. Ä., Die Anbetung der Könige, 1564, Eichenholz, 112,1 × 83,9 cm, National Gallery, London, U.K. © The National Gallery, London 2018


KUNST.INVESTOR Kunsthistorisches Museum Wien

Die Ausstellung – once in a lifetime: In Museen und Privatsammlungen zählen die Werke Bruegels zu den kostbarsten und fragilsten Beständen. Die meisten Holztafeln sind bislang noch nie verliehen worden. Mit rund 90 seiner Werke zeigt die Ausstellung in Wien nun zum ersten Mal einen Überblick über das Gesamtwerk von Pieter Bruegel dem Älteren: Mit fast 30 Gemälden (das sind drei Viertel des erhaltenen malerischen Œuvres) sowie der Hälfte der erhaltenen Zeichnungen und Grafiken bietet die Schau eine Jahrhundertchance, in die komplexe Bildwelt des Künstlers einzutauchen, seine stilistische Entwicklung und seinen kreativen Schaffensprozess nachzuvollziehen sowie seine Arbeitsmethoden, seinen Bildwitz und seine einzigartige Erzählgabe kennenzulernen. Unter den Highlights, die in der Ausstellung zu sehen sein werden, sind etwa der Hafen von Neapel aus der Galleria Doria Pamphilj in Rom, Zwei angekettete Affen aus den staatlichen Museen zu Berlin, der Triumph des Todes aus dem Prado in Madrid, die Dulle Griet aus dem Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen, der Turmbau zu Babel aus dem Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam, die Anbetung der Könige im Schnee aus der Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“ in Winterthur, die Anbetung der Könige aus der National Gallery in London, die Zeichnungen Die Imker aus den Staatlichen Museen, Berlin, und Maler und Kenner aus der Albertina in Wien. Durch die Kombination einer sowohl chronologischen als auch thematischen Präsentation von Bruegels Kunst wird das Publikum die stilistische Entwicklung und Vielseitigkeit seines Werkes nachvollziehen können. Die großen Galeriesäle werden die Meisterwerke Bruegels zeigen, sowie Serien und Gruppen wieder zusammenführen, die über Jahrhunderte getrennt waren, während die daran anschließenden Kabinetträume die Ergebnisse

der neuesten umfangreichen technologischen Untersuchungen präsentieren und tiefe Einblicke in den Schaffensprozess der Werke ermöglichen. Die Anfänge von Bruegels Karriere als Zeichner und Grafiker werden ebenso nachvollziehbar sein wie seine Innovationen für die Landschaftsmalerei. Ein weiterer Teil der Schau ist seinen religiösen Werken gewidmet, mit einer Fülle an Meisterwerken wie Triumph des Todes und Dulle Griet, die eigens in Hinblick auf die Ausstellung restauriert wurden. Als Besonderheit wird Kreuztragung Christi als größte und im Format unveränderte Tafel Bruegels ohne Rahmen und beidseitig sichtbar ausgestellt, als würden die BetrachterInnen dem Maler über die Schulter schauen und sich von der Fragilität und Beschaffenheit der Holztafel und der Qualität der Malschicht, deren Perfektion auch für den Erhaltungszustand der Bilder über die letzten 450 Jahre eine grundlegende Rolle spielt, überzeugen zu können. In einem intimeren Raum werden die Gemälde mit Miniatur- Charakter ausgestellt und Bruegels Ausbildung als Miniaturmaler thematisiert, wobei das Zentrum der Präsentation von der einzigartigen Zusammenführung beider TurmbauGemälde gebildet wird, die einst in der Sammlung Rudolfs II. vereint waren. Eine Auswahl von Objekten aus der Zeit Bruegels, die im Kampf zwischen Fasching und Fasten dargestellt sind, soll die BetrachterInnen dazu animieren, die Detailvielfalt dieses sogenannten Wimmelbildes wahrzunehmen. Die Bedeutung der einzelnen Szenen sowie Bruegels unübertroffene Gabe, die Materialität der Objekte malerisch festzuhalten, wird für den Betrachter so unmittelbar erfahrbar. Die traditionell moralistisch geprägte Interpretation des Gemäldes wird hinterfragt und Bruegels scharfer Blick als Gesellschaftskritiker herausgestellt. [Kunsthistorisches Museum Wien, Dauer bis 13. JÄNNER 2019 -- Foto: © KHM]


KUNST.INVESTOR Kunsthistorisches Museum Wien

Pieter Bruegel d. Ä., Zwei angekettete Affen, 1562, Eichenholz, 19,8 × 23,3 cm, Staatliche Museen zu Berlin Gemäldegalerie, © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt


KUNST.INVESTOR Kunsthistorisches Museum Wien

Pieter Bruegel d. Ä., Die Heuernte 1565, Eichenholz, 114 × 158 cm Prag, The Lobkowicz Collections Palais Lobkowicz, Prager Burg © Prag, The Lobkowicz Collections


KUNST.INVESTOR Kunsthistorisches Museum Wien

Pieter Bruegel d. Ä., Dulle Griet 1562 (?), 117,4 x 162 cm Museum Mayer van den Bergh Antwerpen, Belgien © Museum Mayer van den Bergh


KUNST.INVESTOR Albertina

Claude Monet - Die Welt im Fluss Im Herbst zeigt die ALBERTINA die erste umfassende Präsentation von Claude Monet (1840–1926) seit über 20 Jahren in Österreich. Unter den 100 Gemälden finden sich bedeutende Leihgaben aus über 40 internationalen Museen und Privatsammlungen wie dem Musée d’Orsay Paris, dem Museum of Fine Arts Boston, der National Gallery London, dem National Museum of Western Art Tokyo oder dem Pushkin Museum Moskau. Monet steht wie kein anderer für die Malerei des Impressionismus. Der französische „Meister des Lichts“ war ein zentraler Wegbereiter der Malerei im 20. Jahrhundert. Er malte am Meer, an der Steilküste der Normandie und an den Ufern der Seine. Die Wasseroberflächen seiner Bilder reflektieren die leuchtenden Farben üppiger Vegetation im Sommer und den geheimnisvoll grau und blau gefrierenden Dunst seiner Landschaften im Winter. Monets Licht und Farben wechseln auf der Leinwand mit der sich stets verändernden Natur und mit der Vielfalt an atmosphärischen Eindrücken, die der Maler vor den Motiven empfindet. Um sie in ihrer Erscheinungsvielfalt zu erfassen, malt er viele seiner Motive in Serien. Die Ausstellung spannt einen Bogen von Monets ersten vorimpressionistischen Werken bis hin zu seinen allerletzten Gemälden, die im Garten in Giverny entstanden sind. Monet eröffnet mit seiner Malerei den Blick auf eine Welt, die sich durch die Kraft der Natur, das Wetter und den Kreislauf der Jahreszeiten ständig im Fluss befindet. Das Element Wasser zieht sich durch sein gesamtes Schaffen. Sei es an der Seine oder der Creuse, am Atlantik oder im Wassergarten mit den ikonischen Seerosen: Die Veränderlichkeit der Natur, die Auflösung der Landschaft in Nebel, Schnee oder Meereswogen ist das zentrale Thema dieser Ausstellung. Mit großzügiger Unterstützung des Musée Marmottan Monet, Paris realisiert, beleuchtet die Retrospektive Monets Werdegang vom Realismus über den Impressionismus bis hin zu einer Malweise, bei der sich die Farben und das Licht allmählich vom

Gegenstand lösen und das Motiv von der Naturbeobachtung unabhängig wird. Mit seinem Spätwerk bereitet Monet der Malerei des abstrakten Expressionismus den Boden. Plakatsujet ist das monumentale Gemälde „Junge Mädchen in einem Boot“, das Monet 1887 auf dem Wasser malt – die Leihgabe stammt vom National Museum of Western Art in Tokyo. Aus dem Moskauer Pushkin Museum kommt eine der beiden Fassungen des „Boulevard des Capucines“ (1873), eine extreme Perspektive von oben auf das belebteste Geschäftsviertel von Paris, die das Großstadt-Gewimmel, das Flirren und die Bewegung der Stadt nachvollziehen lässt. Genau wie die Natur in Monets Landschaften ist auch die Straße ständig in Bewegung und verändert sich je nach Tageszeit, Stimmung und Wetterlage. Unter den beeindruckenden, oft großformatigen Leihgaben befinden sich außerdem der „Getreideschober in der Sonne“ (1891, Kunsthaus Zürich), den Kandinsky in einer Ausstellung über den französischen Impressionismus in Moskau bewundert. Kandinsky hat trotz seiner Begeisterung für das Gemälde Schwierigkeiten, das Motiv zu erkennen und ahnt so Monets Emanzipation der Farben und die abstrakte Malerei voraus. Weitere Highlights sind die frühen Winterbilder, darunter das Porträt „Madame Monet mit rotem Kopftuch“ (1873, Cleveland Museum of Art, Ohio/USA), zwei Kathedralen aus einer umfangreichen Serie, die er in Rouen von diesem gotischen Nationaldenkmal anfertigt, und die selbst zur impressionistischen Ikone werden und mehrere Gemälde des Flusses Creuse, die unter widrigsten Wetterbedingungen im Massif Central entstehen und kompositorisch und in ihrer Farbigkeit wegweisend sind. Am Ende seines Lebens, als er mit starken Sehschwierigkeiten kämpft, beschäftigt Monet sich in seinem Garten in Giverny mit der „Japanischen Brücke“ (1918–1924) und seinem „Haus in den Rosen“. [Albertina. Dauer bis 6. Jänner 2019] (Foto: © Albertina)


KUNST.INVESTOR Albertina

Claude Monet- Seerosen, 1916-1919, Öl auf Leinwand Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler © Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler; Foto: Robert Bayer


KUNST.INVESTOR Albertina

Claude Monet- Camille Monet mit Kind im Garten, 1875, Öl auf Leinwand Museum of Fine Arts, Boston, anonyme Schenkung im Andenken an Mr. und Mrs. Edwin S. Webster © Museum of Fine Arts, Boston


KUNST.INVESTOR Albertina

Claude Monet- Der Boulevard des Capucines, 1873 Öl auf Leinwand Staatliches Museum für bildende Künste A. S. Puschkin, Moskau © Photo Scala, Florence 2017


KUNST.INVESTOR Forum Frohner

Fritz Simak, Gelatinsilbermalerei Nr. 3, 1975 © Landessammlungen Niederösterreich, Foto Christoph Fuchs

Fotografie+Malerei! im Werk von Adolf Frohner Die Ausstellung Fotografie+Malerei! im Werk von Adolf Frohner zeigt mit 50 Werken erstmals einen Querschnitt aus der fotografischen Bilderwelt Adolf Frohners, die Strukturen und Muster im Alltäglichen entdeckt. Im Dialog mit Adolf Frohners fotografischem Blick stehen aktuelle Interpretationen, die mit der materiellen Qualität im Grenzbereich von Fotografie und Malerei experimentieren. Seit der Erfindung des fotografischen Mediums stehen Fotografie und Malerei in reger Wechselwirkung. Orientierte sich die Fotografie zunächst an der Malerei und ihrer atmosphärischen Wirkung, so nutzte die Malerei umgekehrt fotografische Motive als Vorbild. Im 20. Jahrhundert wurde das Ende der Malerei heraufbeschworen und mit der zunehmenden Bedeutung des Mediums Fotografie begründet. Doch brachen die Grenzen zwischen den Kunstdisziplinen immer mehr auf und das fotografische Bild wurde Teil malerischer Strategien und vice versa. Heute bedient man sich selbstverständlich am Repertoire aller Medien: Bild, Fotografie, digitales Bild.

Dass auch Adolf Frohner wesentliche Impulse seines Werkes der Auseinandersetzung mit dem fotografischen Medium verdankt, wurde durch die Aufarbeitung seines Archives sichtbar. Die Ausstellung zeigt erstmals den Zusammenhang zwischen Adolf Frohners Fotografie und seiner Malerei auf. Frohner begab sich seit den 1960er-Jahren mit seinem Fotoapparat – einer Kiev 88 – auf Spurensuche und interessierte sich für Strukturen und Zeichen an Wänden ebenso wie für Unscheinbares und Zufälliges. Frohners kaleidoskopische Sammlung an fotografischen Studien von Oberflächenstrukturen – Wänden, Ritzungen, Zeichnungen, Farbverläufen, Rissen, Sprüngen und Figuren – belegen seine andauernde Suche. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Unbemerktes und erfasste die ästhetische Qualität des Allgegenwärtigen. Viele seiner Fotografien bildeten die Grundlage für eine Überarbeitung mit Farbe, Sand und Grafit zum Bildobjekt. Andere bestanden als autonome fotografische Werke.


KUNST.INVESTOR Forum Frohner

Adolf Frohner, Tag und Nacht, 1984, Foto_ Christian Redtenbacher


KUNST.INVESTOR Forum Frohner

Zu Frohners Hauptwerken in diesem Zusammenhang zählen die in der Ausstellung gezeigten Werke Wandbild bei der Arena (1965) und Epitaph (1963) sowie eine Reihe von fotografischen „Mauerbildern“. Die Konzentration auf die sinnliche Qualität des Materials bildet bei dieser Werkphase einen entscheidenden Zugang. Die haptische Qualität der Oberflächen stand zunächst im Zentrum. „Zum Hingreifen“ dem Abbild nahe verschwimmen Grenzen zwischen Realem und Bild. Frohner leistete mit dieser Integration des fotografischen Bildes einen entscheidenden Beitrag zur Erweiterung des Tafelbildes und den Diskurs um Abbild und Realität, der in den 1960er-Jahren die Kunstwelt bestimmte und heute durch den Einbruch des fotografischen Bildes in aktuelle Formen der Kommunikation allgegenwärtig ist. Frohners Interesse am Material begründet sich auch aus seiner Vorgeschichte im Wiener Aktionismus. In dieser Hinsicht zeigt sich eine Verwandtschaft zu Heinz Cibulkas Rosenbild (1976), das in der Tradition seiner Teilnahme an vielen Aktionen mit Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler steht, benützt es doch als Malgrund ein im Format gleiches Leinen. Subtil spielt Cibulka mit dem Moment von Körperlichkeit sowie mit der Erotik des Materials und Sujets. Bei den Arbeiten Reaktion a (1978) und Reaktion b (1978) aus der Serie „Verletzungen“ experimentiert Gerhard Kaiser mit der

Dekonstruktion von Material und Form. Schneiden, Brechen und Reißen, Kratzen und Störung sind wesentliche Aspekte dieses sehr sinnlichen Zuganges zu Bild und Fotografie. Das Malerische am fotografischen Material thematisiert hingegen die Serie Gelatinsilbermalerei (1975) von Fritz Simak. Wie die Qualität der Oberfläche, das Spiel mit Täuschung und materiellen Aspekten in der Gegenwart interpretiert wird, zeigen signifikante Statements von Michael Part, Wolfgang Raffesberger und Andreas Dworak, deren divergenter Ansatz im Spannungsfeld von Immaterialität, Transzendenz und Romantik steht. Die Fotografie blieb für Adolf Frohner bis in die späten 1980er-Jahre maßgebend. So entsteht in späteren Werken durch die Integration von Abbildungen, Fotografien, Kopien und Bildfragmenten eine vielschichtige Narration wie etwa bei der Arbeit Tag und Nacht (1984), die gleichsam als eine thematische Reise durch den Kosmos Adolf Frohners lesbar ist. Anders als bei Arnulf Rainers Übermalungen von Fotografien, der die Auslöschung herkömmlicher Bildformen avisiert, entwickelt Frohner eine vielschichtige Ebene des Erzählens. Die Ausstellung vollzieht einen Perspektivenwechsel in der Betrachtung von Adolf Frohners Schaffen und stellt seinen fotografischen Blick ins Zentrum. [Forum Frohner. Dauer: 21. Oktober 2018 bis 7. April 2019 – Foto: © Forum Frohner]

Mit Werken von Heinz Cibulka (*1943 in Wien), Andreas Dworak (*1957 in Wien), Adolf Frohner (*1934 in Großinzersdorf; †2007 in Wien), Gerhard Kaiser (*1955 in Bad Vöslau), Michael Part (*1979 in Wien), Wolfgang Raffesberg (*1957 in Wien), Arnulf Rainer (*1929 in Baden), Fritz Simak (*1955 in Wien). Kuratorin: Elisabeth Voggeneder


KUNST.INVESTOR Forum Frohner

Adolf Frohner, Wandstrukturen, frühe 1960er Jahre © Landessammlungen Niederösterreich, Foto Christoph Fuchs


KUNST.INVESTOR Forum Frohner

Wolfgang Raffesberg, SOME SERIOUS STUDIES ON CULTURAL IDENTITY, 1993


KUNST.INVESTOR Forum Frohner

Adolf Frohner, Ohne Titel, o. D., Foto_ Adolf Frohner


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Andrzej Steinbach, ohne Titel (aus der Serie Gesellschaft beginnt mit drei), 2017, Courtesy der KĂźnstler & Galerie Conradi Hamburg, BrĂźssel


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Ingel Vaikla, Roosenberg (Video Still), 2017, Courtesy die Künstlerin

Antarktika. Eine Ausstellung über Entfremdung

Am Anfang stand eine kurze Skizze zu einem möglichen Film. „Die Gletscher der Antarktis rücken jährlich drei Millimeter auf uns zu“, notierte der Regisseur Michelangelo Antonio in den 1960er Jahren. „Ausrechnen, wann sie ankommen. In einem Film vorhersehen, was dann passieren wird.“ Das von Antonioni in der Antarktis konzentrierte Bild der vergletscherten Gesellschaft, der Gefühle in Konventionen erstarren lassenden sozialen Kälte, prägt das europäische Filmschaffen von der Nachkriegszeit bis in Teile der Gegenwart hinein. Auch die bildende Kunst als Barometer zeithistorischer Empfindung hat die Abkühlung der Affekte in einer konsumistisch ausgerichteten Gesellschaft immer wieder eindrücklich beschrieben.

Der moderne Entfremdungsbegriff: Wenn in diesem Zusammenhang, metaphorisch verdichtet, von Entfremdung die Rede ist, handelt es sich dennoch um eine paradoxe Kategorie. In der Erfahrung von Entfremdung spiegeln sich gravierende historische Veränderungen – von der Säkularisierung über die Industrialisierung und Technisierung bis zur heutigen radikalen Individualisierung. Zugleich steht sie für eine grundsätzliche Abkühlung im Verhältnis des Subjekts zu seiner Umwelt wie seinem Selbst. Entfremdung zählt zu den prägnanten Signaturen der Moderne und beschreibt eine geradezu systemische Störung im Verhältnis des Menschen zu dem, was ihn umgibt, woran er glaubt, wonach er strebt.


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Buck Ellison, Untitled (Christmas Card #6), 2018, Private collection, Courtesy der Künstler

Ian Wallace, At the Crosswalk VI, 2008, Courtesy Hauser & Wirth, Zürich, Foto: Kunsthalle Zürich


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Eine Beziehung der Beziehungslosigkeit: Auf eine einfache Formel gebracht, beschreibt Entfremdung einen paradoxen Zustand gleichzeitigen Beteiligt- und Unbeteiligtseins. Beziehungen, Institutionen, Arbeitsprozesse treten dem Subjekt plötzlich als etwas Fremdes entgegen, dem es sich selbst nicht mehr zurechnet. Entfremdung ist somit eine besondere Form der Beziehung. Keine Nicht-Beziehung, sondern „eine Beziehung der Beziehungslosigkeit“, wie die Philosophin Rahel Jaeggi es formuliert: eine Getrenntheit im Modus der Untrennbarkeit. Schon Éduard Manet, für Baudelaire „der Maler des modernen Lebens“, skizzierte in seinen Werken die Singularisierung des Einzelnen innerhalb einer sich immer stärker fragmentierenden Gesellschaft. Kompositorisch zur Gruppe vereint, steht Manets Bildpersonal häufig in einer vertraut wirkenden, aber seltsam distanziert anmutenden Umgebung unvermittelt für sich allein. Im Hochkapitalismus, wie er das ausgehende 19. Jahrhundert Manets prägte, drifteten tradierte Verhältnisse auseinander, ohne sich vollständig aufzulösen. Wie uneinlösbare Wunschszenarien geistern sie bis heute fort als Motoren einer unsteten Suche nach der (real vermutlich nie existenten) unmittelbaren Einheit mit der Umwelt und sich selbst. Die Ausstellung Antarktika: Die Ausstellung Antarktika denkt die Konfiguration des gleichzeitigen Beteiligt- und Unbeteiligtseins weiter und versammelt insbesondere jüngere Positionen der Gegenwartskunst. Diese beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Identität und Disidentität, der Entzweiung von Person und Rolle im Bewusstsein einer Selbstentfremdung in der Moderne bis zur (nur vorgeblichen) Abwesenheit von Entfremdung in den „neuen Arbeitswelten“. Studien von Verhaltensformen der Kälte stehen dabei Werken gegenüber, in denen eine intensive Ich-Bezogenheit überhitzt wirkt – und am Ende doch nur eine andere

Facette zeitgenössischer markiert.

Entfremdungserfahrung

Gesellschaft beginnt mit drei: In der Auswahl der Werke wurde der Schwerpunkt auf Fotografie und Film gelegt, die als Repräsentationsmedien ein scheinbar privilegiertes Verhältnis zur Wirklichkeit besitzen. Im zeitgenössischen Porträt zeigt sich indessen weniger die Individualität der Dargestellten als das Verhältnis von Subjekt und Rolle: die Adaption präfigurierter Muster als Blaupause gesellschaftlichen Miteinanders. Andrzej Steinbachs Fotoserie Gesellschaft beginnt mit drei zum Beispiel zeigt drei Personen in einem Raum, deren Kleidungsstücke und Accessoires immer wieder ausgetauscht werden. Jeweils eine Person befindet sich im Bildzentrum, während die anderen beiden nur teilweise oder gar nicht im Bild zu sehen sind. Die Modelle wechseln ihre Position, variieren ihre Gestik und ihren Habitus und lassen uns im Unklaren darüber, welche Konstellation ihrer tatsächlichen Beziehung untereinander entspricht. In prägnantem Schwarzweiß aufgenommen, erinnert die Ästhetik von Steinbachs Fotografien an avancierte Modekampagnen und daran, wie ehemals subkulturelle Chiffren in massentaugliche Lifestyle-Optionen übersetzt werden. Im Rekurs auf den gleichnamigen Essay des Soziologen Ulrich Bröckling deutet Gesellschaft beginnt mit drei aber auch eine positiver gestimmte Lesart an: Während die Rationalisierungstendenzen der Moderne, quasi die Beschleuniger allgemeiner Entfremdungserfahrung, auf binären Ordnungsschemata beruhten, bringen die fluiden, beschleunigten Sozialverhältnisse der Gegenwart durchaus ambivalent besetzte „Dritte“ hervor, die den Homogenisierungsdruck mit ihren unscharfen oder wechselnden Positionierungen vielleicht zu unterlaufen in der Lage sind. [Kunsthalle Wien. Dauer: 25. Oktober 2018 bis 17. Februar 2019 – Foto: © Kunsthalle Wien]


KUNST.INVESTOR Fotografie

Helen Levitt

DieAlbertina widmet der amerikanischen Fotografin Helen Levitt eine Retrospektive und führt rund 130 ihrer ikonischen Werke zusammen. Vertreten sind Werke von ihren frühen vom Surrealismus beeinflussten Fotografien von Kreidezeichnungen, über ihre 1941 entstandenen Aufnahmen aus Mexiko bis hin zu den 1938 von Walker Evans angeregten, heimlich aufgenommenen Porträts von Passagieren in der New Yorker U-Bahn. Helen Levitt (1913–2009) ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der Street-Photography. Als leidenschaftliche Beobachterin und Chronistin des New Yorker Straßenlebens fotografiert sie ab den 1930erJahren die Bewohner_innen der armen Stadtviertel, wie etwa Lower East Side, Bronx und Harlem. Mit einem

Blick für surreale und ironische Details hält sie über viele Jahrzehnte die Menschen in dynamischen Kompositionen fest: Spielende Kinder, posierende Passant_innen und diskutierende Paare. Ihre unsentimentale Bildsprache eröffnet ein humorvolles und theatralisches Schauspiel abseits moralischer und sozial-dokumentarischer Klischees. Revolutionär ist Helen Levitt auch in ihrer Farbfotografie. Bereits 1959 etabliert sie Farbe als künstlerisches Ausdrucksmittel und zählt somit zu den frühesten Vertretern der New Color Photography. Levitt war 1974 die erste Farbfotografin, die im Museum of Modern Art eine Ausstellung erhielt. Dauer bis 27. Jänner 2019. (Foto: © Albertina)


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Helen Levitt | New York, 1940 | Dauerleihgabe der Österreichischen Ludwig-Stiftung für Kunst und Wissenschaft © Film Documents LLC

Helen Levitt | New York, 1940 | Dauerleihgabe der Österreichischen Ludwig-Stiftung für Kunst und Wissenschaft © Film Documents LLC


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Sarah Parks & Katie Parks, 2011, aus der Serie »Identical« © Martin Schoeller

Martin Schoeller Up Close

Er hatte sie alle vor der Linse: von Cate Blanchett, Christopher Walken, Dolly Parton und George Clooney über Rihanna und Willem Dafoe bis Barack Obama und Donald Trump. Martin Schoeller, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Porträtfotografen, fertigt seit über zwanzig Jahren unverwechselbare Nahaufnahmen von Ikonen aus Politik, Sport, Film und Musik – in Szene gesetzt in hellem, erbarmungslosem Licht. Mit den Serien »Close Up«, »Portraits«, »Identical«, »Transgender« und »Female Bodybuilder« präsentiert die Galerie Ostlichtdas Werk von Martin Schoeller erstmals in Österreich. In der international gefeierten Serie »Close Up« stehen uns die Porträts bekannter Persönlichkeiten,

gleichsam intim und ungeschützt, Auge in Auge als überdimensionale Blow-ups unmittelbar gegenüber. Martin Schoeller inszeniert seit den 1990er-Jahren die Gesichter seiner Modelle als spektakuläre Nahaufnahmen in stets identer Weise: Er misst die Augenhöhe und positioniert die Kameralinse auf selber Höhe; statt eines Blitzgeräts verwendet er weiches Neonlicht und erzeugt so die für seine Porträts charakteristischen »Katzenaugen«. Durch die bedingungslose Regie des Künstlers geben die Porträtierten das Zepter der Selbst-inszenierung aus der Hand. Nichts bleibt im Verborgenen: Jede Falte, jedes Muttermal steht frei zur Betrachtung, individuelle Charakteristika werden bis zur Hyperrealität überspitzt.


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George Clooney mit Maske, Brooklyn, 2008, aus der Serie »Portraits«

Dennoch gibt es kaum Stars, die nicht bereits vor Schoellers Kamera Platz genommen haben. Von Angela Merkel über Valentino bis zu Paris Hilton akzeptieren sie alle die kompromisslosen Regeln, die Schoellers Stil einzigartig machen. Mit dem minimal erlaubten Einsatz von Make-up und der Vereinheitlichung von Kameraperspektive und Lichtsetzung kennzeichnet seine Praxis zudem eine nivellierende und demokratische Geste: Es gelten gleiche Regeln für alle. Schoeller fotografiert nicht ausschließlich Celebreties. Mit klarer und schnörkelloser Ästhetik porträtiert er in »Transgender« Menschen, die sich im Stadium der Geschlechtsumwandlung befinden, oder in »Female

Rihanna, 2007, aus der Serie »Close Up« © Martin Schoeller

Bodybuilder« Wettkämpferinnen, die mit ihren stählernen Muskeln nahezu büstenhaft anmuten. Die Werkgruppe »Identical« zeigt Porträts von Zwillingspaaren und setzt eine faszinierende Auseinandersetzung mit der Frage nach Einzigartigkeit in Gang. Die farbintensiven Szenerien der Serie »Portraits« spielen wiederum mit dem Image und anhaftenden Klischees von Berühmtheiten und positionieren diese in einem bis ins kleinste Detail geplanten Setting: Bill Murray beim Golf spielen in einem Hotelzimmer, Elon Musk mit seinen fünf Söhnen in einer Autowerkstatt oder Marina Abramović in der UBahn inmitten nackter Passagiere. Dauer bis 22. Dezember 2018. (Foto: Ostlicht © Martin Schoeller)

Biografie: Martin Schoeller wurde 1968 in München geboren und studierte Fotografie am Lette-Verein in Berlin und Hamburg. Seine Arbeit ist beeinflusst von der deutschen Fotografietradition von August Sander und Bernd & Hilla Becher. Nach dem Beginn seiner Karriere in seinem Heimatland zog er 1993 nach New York, wo er mehrere Jahre als Assistent von Annie Leibovitz arbeitete. 1996 ging er seiner freiberuflichen Karriere nach und wurde bald berühmt für die Porträts von Menschen, denen er auf der Straße begegnete und seit 1998 sind seine Fotografien neben anderen Publikationen etwa in TIME, GQ, Rolling Stone, Esquire und VOGUE erschienen. Seit 1999 arbeitet Schoeller für The New Yorker und ist dort, wie Richard Avedon vor ihm, der redaktionelle Fotograf. Seine Titelseiten brachten ihm zahlreiche internationale Auszeichnungen. Schoellers großformatige Nahaufnahmen wurden weltweit in Museen und Galerien ausgestellt und sind in permanenten Sammlung vertreten, wie der Smithsonian National Portrait Gallery in Washington, D.C., und brachten ihm internationale Fotografiepreise. Martin Schoeller lebt und arbeitet in New York.


KUNST.INVESTOR Genusskunst


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Genussvoller Winter bei Meinl am Graben Meinl am Graben Catering – zu jedem Anlass das passende Brötchen! Vom Brötchen bis zum Schnitzel, von Petit Fours bis Torte – wer das perfekte Essen für sich und seine Gäste sucht, ist bei Julius Meinl am Graben gut beraten. Auf Wunsch werden Speis und Trank natürlich auch direkt nach Hause geliefert. Es ist eine gewaltige Auswahl an liebevoll dekorierten Brötchen, die das Meinl 2 You Catering seinen Kunden anbieten kann. Das Angebot reicht von bodenständigen Brötchen mit Beinschinken und Kren über exklusive Canapés mit Beef Tatar bis hin zu warmen Schmankerln wie Schnitzelsemmel und Mini-Burger. Die Fäden in der Catering-Abteilung zieht René Bizour. Der Mann hat ein Händchen für die Vorlieben seiner Kunden und passt das Sortiment an ihre Wünsche an. Bizour: „Es gibt keinen Wunsch, den ich meinen Kunden nicht erfüllen kann, keine Bestellung, die nicht über meinen Tisch läuft. Mir ist diese Kundenbindung extrem wichtig und das wird auch geschätzt“, verrät der Gourmet mit französischen Wurzeln. Natürlich gibt es eine CateringListe mit den klassischen Produkten, das heißt aber nicht, dass nicht auch individuelle Wünsche erfüllt

werden können. „Es gibt immer wieder Anfragen nach Speisen, die wir nicht auf unserer Karte haben. Das ist aber kein Problem für uns. Was geordert wird, kann auch geliefert werden. Unser Catering ähnelt einem Baukastensystem. Alles ist individuell zusammenstellbar“, unterstreicht René Bizour. Kein Wunder, dass Julius Meinl am Graben hier im Vergleich zur Konkurrenz die Nase vorne hat. Die Gastronomie des Hauses kann auf ein ausgezeichnet sortiertes Angebot des Handels zurückgreifen. Und noch ein weiteres Service bietet das Meinl-Catering: BrötchenBestellungen werden in jeglicher Größenordnung entgegengenommen – auch hier gilt, dass 24 Stunden Vorlaufzeit für die Produktion genügen. Geliefert wird innerhalb von Wien und zu den Öffnungszeiten des Hauses. Events werden aber, außer an Sonn- und Feiertagen, auch außerhalb dieser Zeiten ausgerichtet – wahlweise auch mit Service. Der Kunde ist König. Bestellt wird einfach über die Homepage unter dem Link: Meinl 2 You Catering oder direkt bei der Information von Julius Meinl am Graben.


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Immer frisch: Die Produktion von Brötchen, Canapés, Jourgebäck & Co ist eine kleine Wissenschaft für sich. René Bizour: „Bei uns wird alles frisch gemacht – von den Brötchen selbst bis hin zur Mayonnaise. Wir kaufen keine vorgefertigten Produkte zu und verzichten auch auf jegliche Art von Chemie.“ Für die Küchenbesatzung bedeutet das Arbeit in Akkordzeit. Allein das Anrühren der Mayonnaise – täglich werden rund zehn Liter gebraucht – nimmt jede Menge Zeit in Anspruch. Auch die Tramezzini werden nach einer ganz eigenen Rezeptur gemacht. Für jede Sorte wird eine eigene Creme angefertigt, damit die kleinen Happen einerseits an Geschmack gewinnen und andererseits nicht ihre Form verlieren. Das heißt, in jedem Tramezzini befindet sich neben dem eigentlichen Produkt wie Thunfisch, Lachs oder Schinken zusätzlich noch eine geschmacklich angepasste Creme. Neu im Sortiment sind neben den besagten Tramezzini auch kleine Burger und Schnitzelsemmeln. Auch hier gilt es nur die beste Qualität zu verarbeiten und sich von der Konkurrenz klar abzuheben. So wird für die panierte Leibspeise der Wiener beispielsweise nur traditionellerweise Kalbfleisch und nicht – wie sonst üblich – Schweinefleisch verwendet.

Winter: Advent & Weihnachten: Der Winter ist die Genusszeit schlechthin bei Meinl am Graben. Es ist die Adventzeit, in der sich die Tische bei Meinl am Graben sprichwörtlich biegen. Panettone in einer Auswahl die österreichweit ihres gleichen sucht: von den bekannten Varianten mit Arancini und Rosinen bis hin zu mit Schokolade-, Pistazien oder Vanillecreme gefüllten, mit Olivenöl zubereiteten oder veganen – jeder Liebhaber der italienischen Spezialität wird hier fündig werden. Adventkalender bringen nicht nur Kinderaugen zum Leuchten. Die exklusive Auswahl bei Meinl am Graben lässt auch Erwachsene gerne zu dieser vorweihnachtlichen Nascherei greifen. Lebkuchen in Hülle und Fülle und allen erdenklichen Varianten erwarten die Kunden. Und was eignet sich besser als ein Geschenkkorb von Meinl am Graben, um den Gourmets unter den Freunden eine besondere Freude zu machen. Gewählt werden. kann aus dem großen Sortiment, der bereits fertig zusammengestellten Körbe, oder man lässt sich von den versierten Meinl Mitarbeitern in der Zusammenstellung beraten. www.meinlamgraben.at/geschenke




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Aux Gazelles – Savoir Vivre in Wien Le Restaurant, Le Club, Le Design Mit "mehr Funktion und weniger Folklore" ist das gemeinsam entwickelte Design-Konzept von Christine Ruckendorfer und Architekt Alberto Bach perfekt definiert. Bach zeichnet mit seinem Büro Albertoni für viele internationale Prestigebauten verantwortlich und hält Nichts von unnötigem Chi Chi, lauten Farben und orientalischen Klischees. Beide wollten dem Aux Gazelles mehr Spielraum und Bewegung geben. Das Licht wird durch die Neugestaltung tief in den Raum geholt. Auch die Séparées wurden neu interpretiert. "Ich wollte zwei unterschiedliche, elegante Welten kreieren, das Restaurant mit dem großzügigen Gastgarten ist eine helle frische Sommerwelt von großer Klarheit", erklärt Bach. "Verbindend dazu finden sich Designelemente, die klar und schwungvoll sind, mit klassisch marokkanischen Elementen." Eine Formsprache, die in Abwandlungen immer wieder zum Einsatz kommt. Ruckendorfer Für Ruckendorfer ist das Ergebnis "ein zeitgemäßes Lokal auf internationalem Niveau, ohne folkloristisch zu sein." Auf 2000 Quadratmeter wird "Savoir Vivre in Wien" geboten: Essen, Trinken, Tanzen, Verwöhnen, Entspannen & Genießen. Neue Features, wie "Lunch Bazaar", "Signature Drinks", "After Work-Shower" und anderes mehr erwarten den Gast. "Orient Light" nennt sich das frische Food-Konzept, vielfältig, spannend und ideal für die heißen Sommermonate in der City. Im "Lunch Bazaar" werden mittags feine Variationen in Form von libanesischen MezzeGerichten und marokkanischen Vorspeisen das Aux in Form eines All You Can Eat-Buffets angeboten. Abends können diese auch à la Carte bestellt werden. Als Mittagsmenü gibt es Rindsbrochettes mit gratinierten Zucchini, Lammköfte im Tomaten-Zimtfonds mit Dijon Senf und gegrillte Calamari & Garnelen mit Spargel-Fenchel-Salat. Abends kommt regional-österreichisches zum Einsatz, wie bei der Tajine mit Mariazeller Saibling, knusprigem Rinderprosciutto und Granatapfel, einem zarten Kalbsgulasch, Couscous und Kichererbsen. Vegetarier werden mit Gemüse-Tajine oder gebackenen Kartoffeln mit Arganöl, Koriander mit Limetten-Sauerrahmdip verwöhnt.


KUNST.INVESTOR Genusskunst

Wüstentee on the Rocks meets Bloody Mary Eine schöne Bar braucht exzellente Drinks! Daher hat sich das Aux Gazelles-Team gleich mehrere feine SignatureDrinks überlegt. So wird der berühmte marokkanische Minztee, an dem bereits Winston Churchill im La Mamounia schlürfte, im Sommer "on the rocks" serviert. Zum Feierabend gibt es eine alkoholische Version des Traditionsgetränks aus der Sahara, gemixt mit Gin. Oder ein Gimlet, das berühmt, berüchtigte Getränk der Britischen Navy, favorisiert von Ernest Hemingway und bekannt aus den Philip Marlowe-Krimis. Apropos Hemingway: Zu Beginn einer heißen BarNacht darf ein perfekter Bloody Mary nicht fehlen. Dieser Klassiker wird im Aux Gazelles nach einer klandestinen Rezeptur eines jamaikanischen Barmans gemixt. After Work-Shower Raus aus dem Job und rein in den Feierabend! Doch wo bitte, machen Mann und Frau sich nach einem anstrengenden Arbeitstag frisch und fein? Nicht jeder wohnt im City-Loft um die Ecke. Hammam und Salon de Beauté schaffen Abhilfe. Für 15,- Euro können sich Aux Gazelles-Gäste von 17 bis 20 Uhr duschen, entspannen und für den Abend zu Recht machen. Im Preis inkludiert sind: Handtuch, Erfrischungsgetränk (hausgemachte Limonaden und Eistees). Verwöhnprogramm für Body & Soul Eine alte Hammam-Tradition besagt: Politik, Geld und Sorgen bleiben draußen! Insofern sind Hammam & Salon de Beauté nicht gerade der geeignete Ort für das nächste Business Meeting, wohl aber um sich von Kopf bis Fuß verwöhnen zu lassen und zu entspannen. Auf 500 Quadratmetern befinden sich ein klassisches Dampfbad, Behandlungs- und Entspannungsräumlich-keiten in bester Orient-Manier. Hammamcis verwöhnen mit Waschungen, Peelings, wohlriechenden Salben und einer Haarwäsche – falls gewünscht. Mehr Info unter www.auxgazelles.at



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Foto: CC0-TeroVesalainen

Österreich ist doch nicht das bessere Deutschland

Platz 22, einen schlechter als im Vorjahr, gibt’s für Österreich im neuen Global Compatitive Index 4.0 des Weltwirtschaftsforrums - siehe hier. Anhand von 12 Kriterien wird die globale Wettbewerbsfähigkeit errechnet, etwa Innovationskraft, Stärke des Finanzsystems, Infrastruktur, Bildung und Gesundheitswesens. Über alle Kriterien hinweg halten die USA die Spitzenposition, gefolgt von Singapur und Deutschland.

Roadshow-Sonderteil ab Seite 13: Die Zusammenfassung der Vorträge der Roadshow 52 von Börse Express (und dem Partner FinanzAdmin) in der Wiener Börse


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BRANCHE IMMOBILIEN IMMOBILIEN ÖSTERREICH

Gewerbeimmobilien gerankt nach Kurspotenzial

Ein Blick auf den Wiener Büromarkt

Name

A

ktuell gibt es in Wien 11,23 Millionen m² Büroflächen, von denen rund 30 Prozent der Klasse A, 21 Prozent der Klasse B und 49 Prozent der Klasse C zuzuordnen sind. 2018 werden und wurden rund 270.000m² neue Büroflächen in Wien fertig gestellt. Darunter große Projekte wie der Austria Campus, THE ICON oder VIE Erdberger Lände. Rund 165.000m² Büroflächen wurden in den ersten drei Quartalen 2018 in Wien vermietet. Im dritten Quartal, dem bisher schwächsten, waren es ca. 43.000m², allerdings um rund 30 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2017. Klarer Marktführer bei den Vermietungen mit einem Anteil von 62 Prozent war einmal mehr CBRE, es folgen Otto und EHL mit 16 bzw. 11 Prozent Marktanteil - bei der Örag waren es 6 Prozent. Die Zahlen für die ersten drei Quartale in Summe: CBRE 43%, Otto 19%, EHL 18%, Örag 9 Prozent. Ein großer Teil der Vermietungen entfiel im 3. Quartal mit rund 34 Prozent auf die Innere Stadt. Im Norden Wiens wurden ca. 19 Prozent der Vermietungen abgeschlossen, Erdberg war mit rund 18 Prozent der Vermietungen die drittstärkste Bürolage Wiens. Die Innere Stadt war im dritten Quartal 2018 nicht nur der beliebteste Bürostandort für Neuanmietungen, sondern ist nach wie vor auch jene Bürolage, wo die höchste Spitzenmiete von 25,50 Euro/m²/Monat erzielt wird und wo der Leerstand mit 2,7 Prozent sehr niedrig ist. Durchschnittlich liegt die Leerstandsrate in Wien zurzeit bei rund 5 Prozent. Immer mehr Büroflächen werden dabei als flexible CoWorking Konzepte oder Business Center genutzt. Der Anteil der Vermietungsleistung dieser servicierten Büroflächen lag im 3. Quartal 2018 bei 18 Prozent, im ersten Halbjahr waren es 15 Prozent.< %

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BRITISH LAND CO PLC

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UBM DEVELOPMENT AG

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ATRIUM EUROPEAN REAL ESTATE

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CA IMMOBILIEN ANLAGEN AG

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BRITISH LAND CO PLC

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TAG COLONIA-IMMOBILIEN AG

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UBM DEVELOPMENT AG

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ATRIUM EUROPEAN REAL ESTATE

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UNIBAIL-RODAMCO-WESTFIELD

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FABEGE AB

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PATRIZIA IMMOBILIEN AG

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Gewerbeimmobilien gerankt nach Kurs/Buchwert

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PATRIZIA IMMOBILIEN AG

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(Quelle: CBRE)

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Wiener Büromarkt im Q3

Kurspotenzial (%)*

WARIMPEX

Quelle: Bloomberg; Stand 15. Oktober 2018

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* Durchschnittliches Kurspotenzial der Analysten im Bloombergkonsens (in %) ** das für das laufende Geschäftsjahr erwartete Kurs-Buchwert-Verhältnis

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BÖRSE EXPRESS

INTERVIEW UWE KOLAR

Vola erhöht die Kupons Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Im September wurde ein Expresszertifikat der Erste Group auf die Aktie der voestalpine zum Produkt des Monats gewählt. Uwe Kolar, Head of Fixed Income and Certificate Sales der Erste Group, im Interview. BÖRSE EXPRESS: Sie holten sich mit der Erste Group Fix Kupon Express-Anleihe auf voestalpine den Sieg bei der Wahl zum Zertifikat des Monats (September). Wie schwer ist es derzeit eigentlich, ein Produkt auf einen österreichischen Basiswert aufzulegen und warum fiel die Wahl auf die voestalpine? UWE KOLAR: Österreichische Werte sind bei unseren Kunden naturgemäß sehr beliebt. Darauf Produkte aufzulegen, ist jedoch immer eine gewisse Herausforderung. Vor allem das Thema der Liquidität spielt hier eine entscheidende Rolle. Unser Anspruch ist es nicht immer dieselben österreichischen Basiswerte zu wählen, sprich OMV, voestalpine, Raiffeisen Bank International und uns selbst. Aus diesem Grund haben wir heuer, unter anderem auch schon Produkte auf Andritz, Vienna Insurance Group Uniqa, Lenzing, DAX und EuroStoxx 50-Werte Uwe Kolar über aufgelegt.

das Konzept, Chancen und Risiken des Zertifikats des Monats.

Im Vergleich zu einem klassischen Express-Zertifikat gibt es bei diesem Produkt keinen bedingten, sondern einen fixen Zinskupon. Gibt es eine weitere Besonderheit anzumerken? Zusätzlich zum fixen jährlichen Kupon zeichnet sich das Produkt durch eine finale Rückzahlungsbarriere von 50 Prozent aus. Der Sicherheitspuffer des Kunden beträgt somit am Laufzeitende 50 Prozent. Im Falle einer negative Wertentwicklung kommt es zu physischen Lieferung der voestalpineAktien und nicht zu einem Barausgleich.

Trügt der Eindruck, dass die Erste Group bei der Abwicklung im ‚Misserfolgsfall‘ zumeist die Aktienlieferung statt einer Cashrückzahlung anbietet? Und warum, weil es die Kunden so präferieren? Der Eindruck trügt nicht. Wann immer es möglich ist, versuchen wir unsere Produkte so zu gestalten, dass es im „Misserfolgsfall“ zu einer Aktienlieferung kommt. Um unseren Kunden ein noch größeres Spektrum hinsichtlich physischer Lieferung anbieten zu können, sind wir gerade dabei unseren Emissionsprospekt dementsprechend zu erweitern. Beispiel: ein in Euro denominiertes Produkt auf US-Basiswerte. Per heute liegt das vor rund einem Monat emittierte Produkt – bedingt durch die jüngsten Kursturbulenzen an den Märkten und auch der voestalpine-Aktie - rund vier Prozent im Minus. Für aktuelle Käufer heißt

Uwe Kolar, Erste Group

Foto:beigestellt

das, dass Ihre Verzinsung zu Laufzeitende aufgrund des Kupons eigentlich bei rund 4,5 statt der ausgewiesenen 4,25 Prozent liegt. Wie stark nutzen Anleger an sich die Möglichkeiten des Sekundärmarktes? Der Sekundärmarkt wird eher für Rückgaben verwendet und weniger für Käufe. Was wäre denn sonst so eine mögliche Perle am Sekundärmarkt, die Anleger entdecken können? Diese „Perlen“ findet der Kunde ganz einfach auf unserer Website. Wenn sich, so wie zuletzt, die Volatilitäten deutlich erhöhen, welche Produkt-Emissionen müssten für Anleger damit attraktiver gepreist sein als zuvor? Vor allem bei Teilschutzprodukten wirkt sich die höhere Volatilität positiv auf die Kupons aus: Expressanleihen, Aktienanleihen und Bonuszertifikate. Wie entwickelte sich die Stimmung der Anleger in den vergangenen Wochen – gab es einen auffälligen Switch etwa zu vermehrten Absicherungsstrategien? Oder wird versucht, per Hebel von jetzt wieder günstigeren Einkaufskursen auf dem Weg nach oben zu profitieren? Wir sehen keinen vermehrten Switch zu Absicherungsstrategien. Kapitalschutzprodukte - Garantieanleihen - und Teilschutzprodukte - Express- und Aktienanleihen - sind nach wie vor die beliebtesten Produktkategorien unseret Kunden. Bastel Dir Dein Zertifikat selbst, ist ein Branchentrend, den immer mehr Emittenten anbieten. Was halten Sie davon und wird die Erste Group da nachziehen? Wir beobachten diesen Trend auch und „basteln“ gerne für unsere Filialen und Sparkassen ihre eigenen Produkte mit speziellen Ausstattungen und ihrer gewünschten Auswahl an Basiswerten. Eine Vollautomatisierung ab zum Beispiel 10.000 Euro Emissionsvolumen ist aktuell nicht angedacht.< Mehr zum Zertifikat des Monats September siehe nächste Seite


BÖRSE EXPRESS

ZERTIFIKATE ZERTIFIKAT DES MONATS SEPTEMBER

Halbiertes Risiko Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Erste Group stülpt über die als sehr chancenreich geltende voestalpine-Aktie ein Express-Zertifikat; halbiert dabei die Risken und bietet fixe 4,25 Prozent.

D

ie voestalpine darf mit Fug und Recht ein österreichischer Paradebetrieb genannt werden. Nicht viele Europäer haben es geschafft, sich in einem Commodity-Geschäft erfolgreich am Markt zu etablieren. Wobei das Wort Commodity bei der voestalpine kaum mehr passt. Der Rohstoff ist zwar Stahl und wird in eigenen Hütten erzeugt, aber auch innerhalb des Konzern hochwertig weiterverarbeitet. Heute ist die voestalpine ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Technologie- und Industriegüterkonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Und zählt mit seinen qualitativ hochwertigen Produkt- und Systemlösungen aus Stahl und anderen Metallen zu den gefragten Partnern der europäischen Automobil- und Hausgeräteindustrie, sowie weltweit der Luftfahrt-, Öl- und Gasindustrie. Was sich in den Vorjahreszahlen (per Ende März) zeigte: Das Ergebnis nach Steuern legte gegenüber dem Jahr davor um 55 Prozent auf 817,9 Mio. Euro zu, der Umsatz erhöhte sich um 14 Prozent auf 12,9 Mrd. Euro. Im gerade erst angelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 will die voestalpine ihr operatives Ergebnis „in etwa auf dem Niveau des Vorjahres” halten. Dies, obwohl heuer ein Jahrzehnteereignis ansteht: eine turnusmäßig Hochofen-Großreparatur, die etwa alle 14 Jahre fällig ist und normalerweise 100 bis 110 Tage dauert. Der Eingriff verschlingt Investitionen in Höhe von 180 bis 185 Mio. Euro und drückt den Gewinn um 150 Mio. Euro. Trotzdem zählt die voestalpine heuer bis dato zu den schlechtesten Aktien des Wiener Marktes. Die Aktie verlor ein knappes Viertel an Wert, was Analysten auch auf Gewinnmitnahmen nach den starken Jahren zuvor zurückführen von Anfang 2016 bis Ende 2017 legte die Aktie knapp 150 Prozent zu; und auf die Verunsicherung des Marktes rund um den Zollstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt. Wobei Analysten mittlerweile der Überzeugung sind, dass hier vom Markt eindeutig überreagiert wurde (der aktuelle Kurs liegt unter allen Kurszielen). Dies auch, nachdem die letzte Großinvestition der voestalpine, als ob sie’s geahnt hätte, in den USA (Texas) vonstatten ging - womit die direkten Auswirkungen eines eventuell eskalierenden Zollstreits über-

Foto: Pixabay/skeeze

schaubar sein sollten. Von einer globalen Abschwächung als Folge könnte sich die voestalpine natürlich trotzdem nicht vollends abkoppeln. Heißt, die Chance auf steigende Kurse ist vorhanden, es gibt aber auch Risken. Anleger, die diese Risken gern abfedern würden, bietet die Erste Group ein Produkt zur Zeichnung an - eine teilgeschützte Express-Anleihe mit fixer Verzinsung. So funktioniert’s. Bei diesem Express-Zertifikat tauschen Anleger die theoretische Möglichkeit auf Kursgewinne gegen einen fixen Zinskupon in Höhe von 4,25 Prozent pro Jahr. Die Laufzeit des Produkt liegt bei maximal vier Jahren. Maximal, da am jährlichen Bewertungstag immer der dann aktuelle Kurs der voestalpine-Aktie mit ihrem Startkurs (Basispreis) verglichen wird. Liegt der Kurs gleich oder darüber, endet die Laufzeit automatisch und Anleger bekommen neben dem Zinskupon auch die Nominale zu 100 Prozent retourniert. Andernfalls, egal wo der Aktienkurs steht, verlängert sich die Laufzeit um ein Jahr. Nach diesem Jahr wird wieder verglichen. Das geht maximal bis 2022, dann gilt all das auch, wenn der Aktienkurs bei mehr als der Hälfte seines Startwerts notiert. Wenn nicht, gibt’s zwar weiter den Zinskupon, doch statt der Nominale wird die zwischenzeitlich (deutlich) gefallene Aktie ins Depot geliefert. Dann kann der Verlust realisiert, oder auf bessere Zeiten gehofft werden...<

INFO ERSTE GROUP FIX KUPON EXPRESS ANLEIHE AUF VOESTALPINE AG ISIN: AT0000A230R9

Kupon: 4,25%

Emittentin: Erste Group

Basispreis: 100%

Produkt: Express-Anleihe

Rückzahlungsbarriere: 100%

Nominale: 1000 Euro

finale Rückzahlungsbarriere: 50%

Basiswerte: voestalpine Kursfixierung: 27.09.2018 Fälligkeit: 28.09.2022

Abwicklung (bei ‘Misserfolg’): Aktienlieferung mehr zum Produkt


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GEDANKEN ZU OMV VON NICOLAS KNEIP ANALYST WIENER PRIVATBANK

Ein Freund, ein guter Freund ... …das ist das Beste, was es gibt auf der Welt. So, oder so ähnlich werden auch die Gedanken des OMV-Managements gewesen sein, als sie letzte Woche eine strategische Partnerschaft mit dem Öl-Giganten Gazprom bekanntgaben. Neben der strategischen Partnerschaft wurde ebenfalls ein Basic Sale Agreement unterzeichnet nach dem die OMV 24,98% an den Blöcken IV und V der Achimov-Formation des großen Urengoy-Gasfeldes in Westsibirien übernimmt. Diese Übereinkunft ersetzte den ursprünglichen Plan, nachdem im Gegenzug zur Beteiligung in Westsibirien die OMV 38,5% der OMV Norge an das Gazprom abgegeben hätte. Nun wird also eine finanzielle Lösung angestrebt. Grundsätzlich ist so ein Basic Sale Agreement ja schön und gut, jedoch deckt es den substantiell wichtigsten Teil eines Kaufvertrages nicht ab, nämlich den Kaufpreis. In der von der OMV getätigten Presseaussendung zu diesem Thema war von einem „in guter Absicht zu verhandelnden Kaufpreis“ die Rede mit einer anvisierten Übereinkunft im ersten Quartal 2019. Prinzipiell kann es definitiv nicht von Nachteil sein wenn man eines der mächtigsten staatlich geführten Öl- und Gasunternehmen der Welt als Geschäftspartner auf seiner Seite hat. Jedoch sollte man tunlichst darauf achten dieses nicht zu vergraulen, oder im schlimmsten Fall gegen sich zu haben. Insbesondere wenn man sich die europäische Abhängigkeit von russischem Gas vor Augen führt, die in Zukunft wohl eher steigen als sinken wird. Die OMV-Aktie durchlebt seit Beginn des Jahres, nach einer hervorragenden Entwicklung in 2017, ein Wechselbad der Gefühle. Hierfür waren mehrere - teils unerfreuliche - Faktoren verantwortlich. Einerseits wurde ein großer Teil des Ölpreises gehedged, weshalb das Unternehmen nicht im gewünschten Ausmaß vom steigenden Ölpreis profitieren konnte. Andererseits befindet man sich bis heute in einem Konflikt mit der rumänischen Regierung, die dem Unternehmen untersagt das geförderte Gas aus einem der größten Gasfelder Europas (im Schwarzen Meer!) zu exportieren. Im 5-Jahreschart schafft es die OMV auf einen Gesamtertrag (mit Dividenden) von rund 69%. Neben dem steigenden Ölpreis der vergangenen Jahre, konnte die OMV kontinuierlich ihre Produktionszahlen in die Höhe schrauben und ihre Kosten senken. Dies machte sich besonders im Jahr 2017 bemerkbar, als die Aktie um 61% zulegen konnte. Ein Punkt der bei der OMV hingegen für manche Investoren

Foto: OMV

möglicherweise abschreckend wirkt, ist das hohe Russland-Exposure des Unternehmens, besonders im Gasbereich. Politisch gesehen trat die OMV in den letzten Jahren vor allem bei der Diskussion zum Thema Nord Stream 2 als starker Befürworter des Projekts in Erscheinung. Da die EU laut Prognosen bis 2030 rund 80% des benötigten Erdgases importieren muss (wohl mehrheitlich aus Russland), wird Nord Stream 2 nicht nur von der OMV als strategisch äußerst wichtiges Projekt betrachtet. Die Konkurrenz der OMV am europäischen Öl- und Gasmarkt ist relativ groß und es gibt einige durchaus wirtschaftlich potente Mitbewerber wie Eni, Total, BP oder RoyalDutch Shell. In den vergangen 5 Jahren konnte jedoch keines der Konkurrenzunternehmen den Investorenertrag der OMV schlagen. Bis auf ENI kamen alle Unternehmen jedoch nahe an die OMV heran und lagen in einer Range von 55% und 63%. Insbesondere seit 2016 konnten die Unternehmen vom steigenden Ölpreis profitieren und fuhren entsprechend hohe Gewinne ein. ENI, das zu 30% in öffentlicher Hand liegt, konnte im Betrachtungszeitraum gerade einmal einen Gesamtertrag von 16% für seine Investoren generieren (reine Kursentwicklung sogar -13%). Neben dem Standort Italien, der von einigen Investoren als Risiko betrachtet wird, musste das Unternehmen im Zuge des niedrigen Ölpreises im Geschäftsjahr 2016 rote Zahlen schreiben (als einziges in der Peer Group). Erschwerend hinzu kamen noch die kleiner werdenden Dividendenzahlungen seit 2015 (im Gegensatz zu einigen Konkurrenten), was möglicherweise einige Investoren zu einem Verkauf/Switch bewegte. Man muss nicht Albert Einstein sein um den wichtigsten Rohstoff für die Öl- und Gasfirmen auszumachen. Wenn wir den Ölpreis (Brent) näher betrachten, dann ist zweifellos sofort die hohe Korrelation zu den Aktienkursen der Ölfirmen erkennbar. Der Rohölpreis fiel im vierten Quartal 2014 stark, da die robuste Weltproduktion


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GEDANKEN ZU OMV die Nachfrage überstieg, während sich die OPEC nicht auf eine Produktionskürzung einigen konnte. Nach einer kurzen Stabilisierung Anfang 2015 erreichte der Ölpreis dann zu Beginn 2016 den niedrigsten Stand seit 11 Jahren ($27,1/Barrel), da die Rohstoffmärkte auf die Anzeichen einer Vertiefung der globalen Ölschwemme im Jahr 2016 reagierten. Der Markt war bereits von den beiden größten Anbietern (Saudi-Arabien und Russland) überlastet, als die Bedenken hinsichtlich einer zusätzlichen Versorgung durch die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran aufkamen. Ende 2016 einigten sich die OPEC und die Nicht-OPEC-Verbündeten auf eine Begrenzung der Rohölproduktion, was den Preis nur geringfügig unterstützte. Im Juli 2017 waren die Märkte jedoch unbeeindruckt von der Entscheidung der OPEC, die Produktionsmengen auf dem derzeitigen Niveau zu halten und stattdessen den Produktionsvertrag bis März 2018 zu verlängern. In weiterer Folge erreichte der Ölpreis im März dieses Jahres mit $86/Barrel seinen höchsten Stand seit November 2014, da geopolitische Befürchtungen Anlass zur Sorge über mögliche Versorgungsunterbrechungen gaben. Nun gehen manche davon aus, dass das Öl bald die $100/Barrel Marke knacken könnte, was vor wenigen Jahren noch unmöglich schien. Der Hauptgrund dafür ist die Versorgungslücke des Marktes, zu der auch drohende iranische Sanktionen im November, Lieferprobleme in den USA und weniger freie Kapazitäten der OPEC beitragen. Investmentstrategie. Wir denken, dass die in den letzten Wochen beobachtete Rückkehr der Volatilität in den Markt nur normal ist und sich dadurch an der langfristig ausgezeichneten Investmentperspektive der Assetklasse „Aktie“ nichts geändert hat. Wir glauben nicht an eine unmittelbar bevorstehende globale Rezession und lassen uns deshalb nicht von den Kursschwankungen verunsichern: Aktien gefallen uns nach wie vor bewertungstechnisch deutlich besser als Anleihen! Auf der Equity-Seite sind wir – verglichen mit dem MSCI World – in Europa übergewichtet, in Nordamerika hingegen vergleichsweise unterinvestiert und in Schwellenländern kaum allokiert. Auf der Bond-Seite gefallen uns flexible „Total Return“-Produkte, die sich auf dynamische Art und Weise verschiedensten Marktgegebenheiten anpassen können, am besten. In klassischen Staatsanleihen von Industrienationen sind wir hingegen schon seit geraumer Zeit deutlich untergewichtet, das Risiko-/Ertragsprofil erscheint uns hier nur äußerst begrenzt attraktiv. Wenn wir in diesem Marktsegment investiert sein müssen, dann bevorzugen wir inflationsindexierte Bonds, diese erscheinen uns vor dem Szenario einer potentiell steigenden Inflation auf relativer Basis noch einigermaßen attraktiv.<

OMV

Ein Blick auf die Bewertung (im Vergleich) OMV in der Peergroup (Gewinnrendite vs. EV/Umsatz)

Das sagen die Analysten Empfehlungen

Quelle: (Bloomberg 5x/BE)

Kaufen

Halten

Verkaufen

15

5

1

Kurspotenzial

+20%

Konsensrating*: 4,33 Kursziel

58,9 Euro

Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser

OMV seit 2016

OMV vs. BE Branchenindex (in %)


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KOMMENTAR VON WOLFGANG MATEJKA MATEJKA & PARTNER AM

Willkommen im Ga-Ga-Land

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ntsetzen und Verwirrung überall. Kopfkratzen im globalen Dorf. Die Märkte bekommen Adjektive sehr persönlicher Natur. Höflichkeiten dabei Mangelware. Jeder gegen Jeden. Die pauschale Vermutung wer denn der oder die Schuldigen sind, treibt ganze Analysten- und Brokerhorden umher. Nichts ist mehr scheinbar wie es vorher war. Die Aktienmärkte Europas sind nunmehr im neunten Monat unter Druck. Jene der USA scheinen stark zu sein, sind es aber nicht. Manche Sub-Indices liegen teilweise noch ärger als Europa oder gar Asien am Boden. Der Spalt zwischen Growth und Value auf historisch ungesehenem Terrain, so groß. Jener zwischen Small-Caps und Large Caps in USA „normal“, in Euroland auf Adjektiv „fassungslos“ reduziert. Die Börsen tendieren alle zu einer individuellen Erklärung, in Europa der Brexit oder Italien, in Asien der Handelskrieg (weil Streit ist „Wir haben es in eine Zeit geschafft, das mittlerweile keiner mehr) und in den USA übt in der der man sich, der FED die dümmste Politiker Schuld zu geben. Alles richtig und doch völlig die größte falsch. Aufmerksamkeit Es ist in Wirklichkeit bekommt. In der der Anleger und Investor der das Sentiment entder aggressivste scheidet, nicht ein AnaSatz, so blöd und lyst oder Volkswirt, falsch er auch ist, Notenbanker oder Lokaldie weitesten politiker. Und diese Anleger haben eines Kreise in den gemeinsam: sie wollen Märkten zieht.” endlich Ruhe haben. Nicht immer wieder durch Politik ins Straucheln gestoßen zu werden, durch damit verbundene Assetklassen wie Währungen oder auch Kreditratings andauernd die Allokationsentscheidungen abändern zu müssen. Nicht permanent mit einem Ohr auf populistische Interpretationen zu hören, das lange geübte Vertrauen in die Politik zerbröseln zu fühlen. Let’s face it, wir haben es in eine Zeit geschafft, in der der dümmste Politiker die größte Aufmerksamkeit bekommt. In der der aggressivste Satz, so blöd und falsch er auch ist, die weitesten Kreise in den Märkten zieht. Bis noch vor einigen Monaten, exakt bis Jänner, waren solche Politmanöver gerade

Foto: Pixabay/Lucky2013

ein mildes Lächeln wert. Doch das hat sich mittlerweile geändert. Und es wäre angebracht darüber nachzudenken ob sich das nicht schleunigst ändern sollte (und auch wird). Das Timing liegt auf der Hand. Mit dem „America First“-Slogan. Jenes „Emoticon“ das quasi wie der geistige Notausgang eines ob seiner eigenen Glaubwürdigkeit in Bedrängnis geratenen US-Präsidenten in unsere Wahrnehmung gepresst wurde, hat eine Türe an den Kapitalmärkten aufgestoßen die sich seither nicht mehr geschlossen hat. Der Dummheit und der Schlagzeile gehört mittlerweile die Welt. Die Claqueure eines Donald Trump reihen sich mittlerweile nahtlos in die dumpfen Wähler einer AfD und ähnlicher Parteien in Europa ein. All jenen ist der Ruf nach „Gerechtigkeit“ anheim. All jene haben keine Ahnung was das wirklich ist, aber alle wollen es an der Spitze der jeweiligen Machtstruktur selbst und für andere bestimmen. Das Problem dabei ist, dass die Kapitalmärkte viel schneller und auch viel intelligenter sind als so mancher Bauer aus Apulien, der Puszta, Wales, Texas oder dem Marchfeld. Sie sind darauf trainiert, quasi verdammt dazu, alle Möglichkeiten und Varianten vorab auf deren Wahrscheinlichkeit zu prüfen und entsprechend danach zu gewichten. Kennen wir. Sind selbst darin geübt. An Fundamentaldaten groß geworden kratzen wir uns am Kopf. An der Politik gescheitert? So wie ein Supercomputer nicht den Idioten erahnen kann, wir als Autofahrer den Vertrauensgrundsatz haben müssen, weil es sonst nicht funktioniert, und auch in der Finanzmathematik mit Annahmen leben müssen, die die Planbarkeit unterstellen ohne planbar zu sein sind wir hilflos, wenn logische und vernünftige Schlussfolgerungen nicht und nicht in der Politik ankommen. Und mit jedem frenetischen Jubel für jene, die so offensichtlich wie nur geht, lügen, beschimpfen und tricksen werden unsere so logisch und vernünftig ausgerichteten Kapitalmärkte immer volatiler und erratischer. Am Ende, und da dürften wir inzwischen angekommen


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KOMMENTAR sein, werfen etliche das Handtuch und seilen sich ab. Insbesondere jene, die die „intellektuelle Speerspitze“ unserer Märkte darstellen. Die Hedgefunds. Das sind nicht unbedingt diese „Spezialisten“ die ziemlich ungeniert noch fest in all das Gemetzel hineinshorten um nur ja die Nerven der „dummen“ Long only Investoren (die innerhalb der EU gar nicht anders dürfen als „Long only“ zu sein) zu strapazieren, nein, es sind die großen Global Macro Fonds, die ihre Wetten gegen ganze Nationen oder Währungen richten. Diese Fonds sind in einer ganz anderen Liga. Sie spielen die Welt. Und ob man es glaubt oder nicht, sie spielen diese Welt gegeneinander aus. Basierend auf Kalkulationen, wie weit oder wie rational Politik agiert, werden Trends investiert oder Märkte gehandelt. Das Problem potenziert sich aber, wenn genau diese Politik nicht mehr planbar wird. Weil natürlich gesetzte Grenzen der Logik, des Verantwortungsbewusstseins und auch der reinen Strafgesetzgebung einfach übergangen werden. Wenn ein US Präsident mit seinen nachweislich dummen und nahezu faschistoiden Behauptungen bezüglich Handelsbedrohungen den Globus, samt und paradoxerweise insbesondere die USA, in eine wirtschaftliche Schlechterstellung drängt, wenn europäische Politiker die Instrumenta„Viele Börsenlisierung von Minderheisprichworte ten zum Vorwand für die verwenden die Umgehung wirtschaftliAlgorithmen des cher Gesetzesvorgaben erklärt, wenn die EU sich Krieges: Front, im Windschatten von BreKanonendonner, xit mit opportunistischen Kampf sind so Störenfrieden im eigenen Lager auseinandersetzen einige davon. muss, wenn inmitten der Kaum jemand Kern-EU sich nahezu 8 spricht aber vom Millionen Menschen lautDavid gegen stark an „das gute Alte“ Goliath in diesem erinnern, wenn Zäune gebaut werden und man Zusammenhang.” dabei riesen Applaus bekommt, wenn man nichts macht und dies als Intellekt verkauft, wenn man volksschulartige Budgetpläne als genial präsentiert und trotz Kritik stur dabei bleibt, dann und nur dann geben die Superstars auf. Dann wird die Berechenbarkeit, die man in seinem Geschäftsauftrag innehat, obsolet. Dann verkaufen diese Global Macros. Sie sind fertig, geschlagen. Das Ga-Ga-Land hat gewonnen. Nun, für uns, die wir als hartgesottene Investor(inn)en ja schon des Längeren so manche Politik verarbeiten durften ist dies alles genauso wenig angenehm. Wir habe nur einen Vorteil, wir sind nicht so gierig wie die

Foto: freeGrafikToday

anderen, die „G´scheiten“, die Superstars, die mit den Millionen-Boni und der Titelseite am Times Magazine, wir haben keinen Leverage. Wir sind als so oft belächelte „long-only“ Investor(inn)en in der glücklichen Lage exakt jene Aktien vor uns zu sehen, die wir auch verantworten. Sie zu analysieren und mit den CEOs zu sprechen im gegenseitigen Vertrauen. Wir wissen daher welche Firma wie tickt. Was wahr ist und was der Markt übertrieben oder einseitig interpretiert. Klar leiden wir „wie Sau“ wenn genau diese Werte, die wir hundert Mal besprochen, analysiert, auf Bewertung geprüft, dem Management in die Augen gesehen und „in guten wie in schlechten Zeiten“ zugehört haben, plötzlich aus dem Nichts fallen - aber uns bleibt die Basis der Investition, nicht ein zusätzlich aus Profitmaximierung gehebeltes Risiko. Wir werden daher wieder diejenigen sein, die dann, wenn die Großen und genialen Superstars ihre Investments heruntergefahren haben (so wie sie es die letzten Tage und Wochen getan haben) mit den guten alten Hausaufgaben genau diese „Masters of the Universe“ in den Schatten stellen. Diese Tage sind es, die uns stark machen. Wenn sich die Bewertung der Börse als richtig und die Wachstumsannahmen als valide herausstellen. Viele Börsensprichworte verwenden die Algorithmen des Krieges: Front, Kanonendonner, Kampf sind so einige davon. Kaum jemand spricht aber vom David gegen Goliath in diesem Zusammenhang. Vielleicht weil David hier gar nicht so selten gewinnt … In all dem Chaos lichtet sich der Nebel an den Märkten bereits und dahinter sieht es dann wieder richtig, richtig gut aus.<

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KOMMENTAR VON LARS BRANDAU GESCHÄFTSFÜHRER DEUTSCHER DERIVATE VERBAND

Renditeorientierung und Depotabsicherung

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ie Suche nach Renditen gestaltet sich für Anleger ausgesprochen schwierig. Einerseits scheint nach dem jahrelangen Aufwärtstrend an den Märkten nun eine Korrektur bevorzustehen, andererseits bewegen wir uns in Europa weiterhin mitten im Niedrigzinsumfeld. Von der Hausse haben nur die wenigsten Privatanleger profitiert, denn die Deutschen sind bekanntlich Aktienmuffel und trauen der Direktanlage nicht. Das mühsam Ersparte bleibt lieber ohne Verzinsung auf den Konten liegen, statt es an den Kapitalmärkten zu investieren. Wer im Neuen Markt oder der Finanzkrise Verluste erlitten hat, der will sich nicht ein weiteres Mal die Finger verbrennen. Dennoch: Um keine rea„Von der Hausse len Vermögensverluste zu erleiden, müssen Anleger haben nur die werden und zuminwenigsten Privat- aktiv dest etwas mehr ins Risiko anleger profigehen. Mit strukturierten Wertpapieren, als Brücke tiert, denn die zwischen dem klassischen Deutschen sind Sparbuch und der Direktanbekanntlich lage Aktie, lassen sich einAktienmuffel trägliche Renditen bei angemessenem Risiko realiund trauen der sieren. Direktanlage In der aktuellen Trendnicht.” Umfrage wollte der Deutsche Derivate Verband wissen, warum Anleger strukturierte Wertpapiere kaufen? Die Antworten dazu fielen ziemlich eindeutig aus. Für mehr als die Hälfte der Teilnehmer waren die zu erwartenden Renditen das ausschlaggebende Kriterium. Mit einigem Abstand gaben noch knapp 18 Prozent der Befragten an, dass sie in Zertifikaten ein geeignetes Anlagevehikel zur Depotabsicherung sehen. Weitere 14 Prozent führten als Grund die Handelbarkeit von Zertifikaten an. Die große Auswahl an verfügbaren Basiswerten und Anlageklassen war für 10 Prozent das entscheidende Argument für den Erwerb von strukturierten Wertpapieren.

Foto: Pixabay kalhh

Die Online-Umfrage wurde gemeinsam mit mehreren großen Finanzportalen durchgeführt, knapp 1300 Personen beteiligten sich daran. In aller Regel handelt es sich dabei um gut informierte Anleger, die als Selbstentscheider ohne Berater investieren. Die Ergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass Zertifikate-Anleger die Vorteile strukturierter Wertpapiere verstanden haben und sie auch entsprechend nutzen. Die Suche nach Renditequellen im zinsschwachen Umfeld zwingt Privatanleger zum Umsteuern; das Denken in Alternativen ist ein Motto der Stunde. Zertifikate bieten sich da zwangsläufig an. Darüber hinaus sind Investoren weiterhin gut beraten, ihre Depots vor dem Hintergrund der schwankungsreicheren Kapitalmärkte auch entsprechend abzusichern. Angesichts des Produktangebots und der Informationsvielfalt stehen strukturierte Wertpapiere völlig zu Recht als sinnvolles Finanzprodukt im Fokus vieler Anleger. <

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BÖRSE EXPRESS ROADSHOW 52 MIT DEM PARTNER FINANZADMIN

Heuer zum bereits vierten Mal machte die BE-Roadshow in Wien Halt.

Börse Express & Partner zu Gast in der Wiener Börse

Foto: Börse Wien

Gemeinsam mit dem Wertpapierdienstleister und Haftungsdach FinanzAdmin luden wir zum Experten-Talk in die Wiener Börse. Neben einer Leistungsschau der FinanzAdmin nutzte etwa noch Nova Funds die Gelegenheit, sich erstmals in Österreich mit seinem etwas anderen Zugang zum Anlagethema Gesundheit zu präsentieren - HSBC präsentierte das maßgeschneiderte ‘RoboZertifikat’ ... die Zusammenfassung der Vorträge als Sonderteil.

Die aktuellen News des Tages rund um die Themen Börse, Finanzen & Geldanlage gibt’s 07/24 auf www.boerse-express.com


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ROADSHOW 52 C-QUADRAT

„Wer rechtzeitig streut, rutscht nicht so leicht aus” Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Gunther Pahl, Head of Sales bei C-Quadrat, fürchtet beim Blick in die Vergangenheit die Folgen für die Zukunft: zu hohes Risiko aus Anlegersicht? Seine Antwort darauf: größtmögliche Flexibilität.

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uch wenn die vergangenen Tage an den Aktienborsen unruhiger waren, im längerfristigen Chart ist’s ein kleiner Hacker nach unten. Börse also doch eine Einbahnstraße nach oben? Genau diese Einstellung fürchtet CQuadrat-Head of Sales Gunther Pahl verstärkt auf seine Branche aus Kundensicht zukommen. Und dass diese - Anleger dadurch verleitet sein könnten, deutlich mehr Risiko zu nehmen, als sie eigentlich bereit sind zu tragen, beziehungsweise vernünftig wäre. Pahl zeigt in seinem Vortrag anhand diverser Charts, wie sehr sich das Auge trügen lässt, wenn man nur die entsprechenden Zeitraume richtig wählt - quasi ein ‘traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefalscht hast’. Der Zeitpunkt dafur ist gunstig, denn derzeit fallt sukzessive der durch Lehman Brothers ausgeloste Crash 2008/09 aus den Chartbildern heraus, der am 9. Marz 2009 seinen Tiefpunkt erlebte. „Wir wissen nicht, was hintendran kommt, aber allein wenn’s nicht so schlimm ‘runter geht wie ‘08, werden die 10-Jahresergebnisse standig besser – das Risiko-Ertragsverhaltnis dreht sich im Kopf”, sagt Pahl. Die ersten Vorboten sieht Pahl mit am Verkaufserfolg der (passiv veranlagenden) ETF-Branche der vergangenen Jahre: mitgeschuldet dem Umstand, dass die meisten Online erhaltlichen Charts Zehnjahreszeitraume nicht einmal anbieten - gerade junge Anleger also uberhaupt nur den Weg nach oben kennen. Und etwas ausloste - die Frage, ob ein starres Investment, wie bei einem ETF, nicht doch die bessere Anlage sei. Fur Pahl gibt es hierbei aber einen entscheidenden Nachteil, den er mit Buy and Hope statt Buy and Hold zum Ausdruck bringt - und die Zeitachse seiner gezeigten Charts verlangert: „Die Abwartsphase verschwindet aus den Charts, das Risiko aber nicht - wir sehen es nur nicht mehr” - der Chart zeigt etwa den EuroStoxx50 bis 2000 zuruck: „Wir haben bis zu 66% verloren und nach 18 Jahren - die Erholungsphase ist somit volljahrig geworden - liegen wir immer noch bei einem Minus von mehr als 30% und mussen noch 60% bis zum Hoch steigen - und haben dann noch immer nichts verdient, vor allem wenn diverse Spesen eingerechnet werden, egal wie niedrig diese sind.” Die Antwort auf all das ist fur Pahl die Flexibilitat in der Veranlagung, was etwa auf der Aktienseite gleich doppelt gilt

Gunther Pahl, C-Quadrat

Foto: BE / Yan

flexibel in der Quote - auch innerhalb der Quote gilt absolute Flexibilitat im Investitionsobjekt. „Ziel ist, gemeinsam mit dem Kunden den Marathon Geldanlage zu Ende zu bringen und nicht knapp vor dem Ziel abzusturzen, weil der Markt einbricht”, beschreibt Pahl den Gedanken dahinter. So eine Strategie muss nicht zwingend Geld kosten. Im Langfristvergleich erzielte der Arts Total Return seit Auflage ziemlich genau die Wertentwicklung des weltweiten Aktienindex von MSCI. Was Ziel ist: „Wir wollen aktienähnliche Ertrage bei deutlich reduziertem Risiko erwirtschaften”, sagt Pahl. Und das sogar im Vergleich mit einer derzeit nur schwer zu schlagenden Benchmark - denn der Weltaktienindex ist zu mehr als 50 Prozent von US-Werten dominiert - „ein Einzelmarktrisiko, das nicht viele tragen können”, sagt Pahl. Aber ausgerechnet die US-Börsen hatten zuletzt einen Erfolgslauf. Pahl weiter: „Diversifikation bedeutet immer, dass ich Performancechancen liegen lasse - aber im Gegenzug auch das Risiko reduziere. Da gilt passend zum nahenden Winter: Wer streut, rutscht nicht so leicht aus.” Denn eines ist für Pahl klar: „Wir müssen uns davon verabschieden, dass man Geld auf die Seite legt und mit Investmentfonds reich wird. Die Aufgabe ist, das Kapital, die Kaufkraft zu erhalten. Das ist im Niedrigzinsumfeld ohnehin schon schwierig genug.” Die Flexibilität mahnt Pahl im aktuellen Umfeld gerade auch für Anleiheinvestments ein. Im Total Return Bond etwa gibt’s die Flexibilitat in der Hohe der Anleihenquote. Aber auch zwischen Regionen und den Schuldnerklassen. C-Quadrat baut um. Bereits vorbereitet - es fehlt nur noch das endgultige OK der Aufsichtsbehorden - ist die Vereinfachung der Konzernstruktur der C-Quadrat Investment Group. Der ordentliche Geschaftsbetrieb der C QUADRAT Wealth Management (CWM) GmbH wird nun in die ARTS Asset Management GmbH abgespalten. ARTS tritt damit kunftig auch im Vertrieb - mit den bisherigen CWM-Mitarbeitern - als eigene Marke auf. Die Charakteristik des Management-Ansatzes und der ARTS Produkte wird dadurch noch starker hervorgehoben. < Mehr zu C-Quadrat finden Sie hier - die Präsentation (nur für qualifizierte Anleger) hier.


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ROADSHOW 52 MATTHIAS HÜPPE

Robo-Zertifikate sorgen für maßgeschneiderte Anlagelösungen Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Matthias Hüppe, Director bei HSBC, versucht Anleger nicht mit einem seiner Produkte zu überzeugen. Überzeugen möchte er mit einem Produkt seines Anlegers. Von der Idee zum Börselistung dauert’s keine halbe Stunde.

I

ndividualität wird dieser Tage Groß geschrieben. Sei’s das Auto mit diversen Zusatzausstattungsmöglichkeiten, das individuelle Outfit mittels Online-Schneiderei, ja selbst die ganz individuelle Frühstücksmüsli-Mischung lässt sich mittlerweile per Online-Klick auf den Tisch zaubern. Nun hält dieser Trend auch in der Finanzindustrie verstärkt Einzug. Der Kunde soll sagen was er will - und bekommt’s. Ganz einfach per Online-Klick ... möglich gemacht durch das Aufkommen der Robo-Advisors (laut Wikipedia ein Kofferwort, zusammengesetzt aus den englischen Wörtern Robot (Roboter) und Advisor (Berater); dementsprechend haben Robo-Advisors das Ziel, die Dienstleistungen eines traditionellen Finanzberaters zu digitalisieren und zu automatisieren). Im Zeitalter des Web 2.0 lassen sich viele Produkte am eigenen Rechner nach den eigenen Wünschen selbst zusammenstellen. Das gilt mittlerweile eben auch für Finanzprodukte. „Maßgeschneiderte Anlageinstrumente“ sind der wahrscheinlich wichtigste neue Trend in der Zertifikatebranche. An dieser Stelle kommt Matthias Hüppe, Director HSBC, und das „HSBC-Emissionstool“ ins Spiel, das sowohl für Privatanleger als auch Anlage-/Vermögensberater nutzbar ist (hier ein Beispiel für die Funktionalität - qualifizierte Anleger können bei HSBC einen Spezialzugang erhalten). Und somit jenen Service öffnet, der bisher der individuellen Kontohöhe weniger vorbehalten war: Die Digitalisierung mit ihren Vorzügen hält aber auch im Bankgeschäft Einzug - IT-gestützte Tools um das maßgeschneiderte Zertifikat zu emittieren. Für Matthias Hüppe ist das ein Paradigmenwechsel in der Branche, nachdem diese in den vergangenen Jahren ihre Innovationskraft darauf richtete, mit einer immer größeren Menge an Produkten ein möglichst gut passendes Produkt zur Verfügung stellen, was die Anzahl an verfügbaren Produkten binnen zehn Jahren von 200.000 auf 1,4 Millionen ansteigen ließ. Zum ‘möglichst gut’ kommt mittlerweile das (zeitaufwändige) Problem für den Kunden, unter all den Möglichkeiten sein möglichst passendes Produkt über diverse

Matthias Hüppe, HSBC Trinkaus & Burkhardt

Foto: BE / Yan

Suchmasken zu finden. Warum diese Zeit dann nicht gleich in ein zu 100 Prozent passendes Produkt investieren? „Wir können auf Verdacht emittieren, oder Anlegern die Möglichkeit geben zu emittieren, was diese wollen”, beschreibt das Hüppe. Und das zu Null Kosten. Egal ob das selbst emittierte Zertifikat später gekauft wird oder nicht. Es gibt auch kein Mindestabnahmevolumen. Mit wenigen Mausklicks können Anleger/Berater ihr Wunschprodukt, z.B Discount-Zertifikate, Index- und Aktienanleihen oder Bonus- und Capped-Bonus-Zertifikate, online nach den eigenen Parametern konfigurieren und berechnen lassen. Die so bestellten Produkte sind bereits nach spätestens 30 Minuten an der Börse handelbar. Wichtig vor allem für Berater: Das Produktinformationsblatt mit allen für die Beratung notwendigen Informationen steht elektronisch sofort zur Verfügung. Einige Berater setzen das Tool daher gezielt im Beratungsprozess in Anwesenheit des Kunden ein, um gemeinsam zum Wunschprodukt zu kommen, erzählt Hüppe - Und: Diese Erfahrung stärkt die Kundenbeziehung und schafft gleichzeitig beim Kunden ein besseres Produktverständnis - und eignet sich für Hüppe vor allem für Anleger, die der momentanen Zinssituation entfliehen wollen, aber ein direktes Exposure am Aktienmarkt scheuen. Für diese können Anlage-Zertifikate die Brücke zwischen beiden Welten sein – „ein Kompromiss, der Ertragsziele und Risikoaspekte ausreichend würdigt.” In der Onlinemaske geben Sie die Wunschparameter des Produkts wie z.B. Cap, Bewertungstag, Zinskupon (wobei das eine das andere jeweils beeinflusst) oder Provisionshöhe ein. Sind Sie mit dem Produkt zufrieden, wird per Mausklick die Emission unverbindlich ausgelöst. An dieser Stelle findet noch kein Handel statt und Sie gehen auch keine Verpflichtung zum Kauf ein, sondern entscheiden in Ruhe später. Haben Sie Ihren Emissionswunsch weitergegeben, erhalten Sie binnen weniger Minuten eine Bestätigung per E-Mail mit WKN und PIB. Der Handel ist zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Emittenten möglich. Die Notierung und Handelbarkeit über die Börse Stuttgart erfolgt rund 15 Minuten später.< Mehr zu HSBC finden Sie hier


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ROADSHOW 52 ROBERT BEER INVESTMENTS

Entspannte Kunden und Behavioral Finance Ramin Monajemi

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Matthias Herold leitet den Vertrieb bei Robert Beer Investments und vertritt mit einem ganz klaren Ansatz drei Fonds: Lux Topic Aktien Europa, Systematic Return und den Flex. Seine Leitsätze: die Strategie macht’s und Psychologie hilft auch am Finanzmarkt.

A

m Beginn ein Spiel mit einer optischen Täuschung, als Einstimmung für das Thema „Behavioral Finance“, nach einem Bericht von Robert Schiller aus dem Jahr 2009/10. Somit aus einer Zeit nach der Krise von 2008. Die Frage ans Publikum: „Welche Seite ist länger?“ Es gibt kein Lineal mit dem genau die Linie vermessen werden kann - nur vergleichen bzw. in Relation setzten. Wir sehen und nehmen wahr, aber mit einem limitierten Blick. Diese Aussage umgelegt auf die Situation der Finanzmärkte nach 2008, führt zur Kernaussage, dass sich die Krise im Gehirn eingeprägt hat. Denn es gibt keine gesicherte Skala für künftige Ereignisse. Ein langfristiges Vergleichen oder in Relation setzten, Optische Täuschung? kann zu fehlerhaften Prognosen führen. Aber auch die Selbstüberschätzung kann zum Problem werden, wenn man vergangene, später eingetroffene Prognose überbewertet. Das mehrmalige Eintreffen von erstellten Prognosen führt nämlich zu der Situation, dass man falsche Schlüsse zieht, unvorsichtig wird und sich selbst überschätzt bei wichtigen Entscheidungen. Ein psychologisches Phänomen. Viel Psychologie kann auch auf dem Finanzmarkt beobachtet werden, wie jene Dynamik, die in der Psychologie Gruppendynamik genannt wird: Wenn viele Anleger aufgrund positiv gemachter Erfahrungen anderer, versuchen einfach das Gleiche zu machen. Ohne das Gesamtbild zu kennen, werden Trugschlüsse gezogen. Dieses gegenseitige Beeinflussen von Meinungen

gleicht Modewellen. In der Psychologie wird dies Herdeneffekt genannt. Ein aktuelles Beispiel aus dem Aktienbereich? Wer hat denn Siemens-Aktien? Keiner! Wer jedoch eine Amazon-Aktie hat, der wird nicht müde seine derzeitigen Gewinne zu errechnen. Amazon ist im ständigen steigen. Diese Gewinne, basieren auf der persönlichen Entscheidung, dass IT-Aktien derzeit eine Matthias Herold Foto: BE / Yan gute Performance haben, also dass auch Amazon Aktien gut laufen. Der Investor fühlt sich bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Der hohe Gewinn mit Amazon führt möglicherweise bei anderen Entscheidungen zu einer irrationalen Selbstüberschätzung. Dann ist der Investor ganz schnell auf dünnem Eis mit seinen Entscheidungen. Ein konkretes aktuelles Beispiel: Ein Hedgefonds-Manager, hat in diesem Jahr seit Jahresbeginn bis zu 25% Performance gemacht Wie macht er das? Er shortet überbewertete Technologieaktien, wie Tesla, und kauft günstig bewertete Value-Titel, wie GM – General Motor. Sein Argument: General Motors erhält Milliarden von Honda für ein autonomes Fahrprogramm, während Tesla alleine ist und extreme Probleme hat. Dieser Manager macht gute Gewinne mit seinem Hedgefonds, aber viele andere Hedgefonds schließen reihenweise. Ähnliches war zu beobachten kurz vor der Immobilienkrise. Ein Zeichen für eine bevorstehende Korrektur? Doch zurück zum Herdenverhalten in der Behavioral Finance. Der Online-Broker hat derzeit Kunden, die so viel wie noch nie investiert haben und der Cash-Anteil dieser Investoren ist auf Alltime High, d.h. mehr Kunden wollen jetzt in diese Aktien investieren. Sagt jedoch der Finanzberater zum Kunden: „Vorsicht bei Investitionen in amerikanische IT-Firmen. Besser wäre es in Firmen wie Siemens zu investieren”. Doch wenn Siemens nach einem Jahr keine Gewinne gebracht hat, Amazon jedoch 25%, so kommt der Kunde im zweiten Jahr, wenn das gleiche passiert, irgendwann und sagt „jetzt machen wir Amazon sonst bin ich weg.” Der Berater wird dann den Wünschen des Kunden entsprechen. Dies führt zu Herdenverhalten. Wenn wir uns dies, als Finanzberater, nicht bewusst machen, können wir unsere Kunden nicht überzeugen, sagt Matthias Herold von Robert Beer Investments. „Beer Management GmbH ist ein Vertreter der Theorie eines prognosefreien Ansatzes mit einer risikoadjustierten Aktienanlage auf einen längeren Zeitraum”, sagt Herold. Daher werden die Portfolio-Positionen mit Put-Option, als eine Art Versicherung, teils nach unten abgesichert. „Das macht langfristig Sinn.” < Hier geht’s zur Präsentation (für qualifizierte Anleger)


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ROADSHOW 52 NOVA FUNDS

Überrendite durch Langweiler Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Andreas Bischof, Geschäftsführer bei nova funds managt den Publikumsfonds nova Steady HealthCare und setzt dabei auf jene Werte, die seine Kollegen in der Regel links liegen lassen. Denn die Benchmark kümmert Bischof nicht weiter.

Ü

berdurchschnittliches Wachstum bei unterdurchschnittlichem Risiko? Pharma-Aktien gelten seit je als eher defensive Investments mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Laut einer Prognose der OECD wird sich das weltweite BIP bis 2060 mit dem Faktor 2,7 erhöhen. Für die Gesundheitskosten gibt es zwei Szenarien: ohne, dass die Staaten bei den Gesundheitsausgaben auf die Kostenbremse treten wird mit einem Faktor von knapp 6 gerechnet, aber auch mit Sparmaßnahmen soll es immer noch mal 4,2 sein. Und woher kommt dieses Wachstum? Treiber des Sektors sind das Wachstum und die zunehmende Alterung der Bevölkerung; der Aufbau der Gesundheitssysteme in den Schwellenländern; die Verwestlichung des Lebensstils – auch in Schwellenländern werden immer mehr Kalorien zu sich genommen. Der Kalorienverbrauch wird aber nicht erhöht, was zu den bekannten Problemen rund um den Herzkreislauf führt, Diabetes etc. Es gibt laufend medizinische Innovationen, die mit höheren Preisen vermarktet werden können als ältere Produkte. Und trotzdem gibt es weiter einen Mangel an Therapien – noch immer sind viele Krankheiten nicht ursächlich behandelbar, sondern nur über die Symptome. „Die Gesundheitsausgaben wachsen schneller als das BIP – und wenn es so ist, dass sich an der Börse die Realität zumindest langfristig widerspiegelt, dann sollte sich der Gesundheitssektor auch an der Börse besser entwickeln als der Gesamtmarkt”, schlussfolgert Andreas Bischof, Geschäftsführer der rein auf den Gesundheitssektor spezialisierten Investmentboutique nova funds. Der auch erstmals in Österreich den Fonds nova steady healthcare präsentiert. Ein Fonds, der die ohnehin vorhandenen Vorteile der Pharma/Gesundheitsbranche nochmals toppen soll - also nochmals eine Überrendite zur Überrendite; Und eine noch größere Risikoaversion. Ersteres wurde bei einem Blick auf die Charts zuletzt klar erreicht: seit Anfang 2017 liegt der globale MSCI-Branchenindex rund 20% im Plus, 41% sind es beim nova Fonds. Und: Diese Überrendite geht nicht mit höherer Volatilität einher, diese ist

Andreas Bischof, nova funds

Foto: BE / Yan

sogar absolut geringer als bei den Sektor-Indizes”, legt Bischof weitere Charts während seines Roadshowauftritts vor. Der nova steady healthcare investiert in maximal 30 Aktien, Biotechnologie ist ebenso wenig dabei wie Emerging Markets. Und höchstens ein kleiner Teil Pharma, während klassische Gesundheitsfonds mehrheitlich in die Pfizers und Roches dieser Welt investiert sind. Womit wesentliche Teile des Gesundheitssektors - Bischof zählt rund 1700 Unternehmen - bei den Investments außen vor bleiben. Genau in diesem Teich fischt Bischof - von Medientechnikfirmen, Krankenhäuser und -versicherer bis zu IT-Zulieferern reicht das Engagement. „Segmente, die von klassischen Gesundheitsfonds zu Unrecht nicht beachtet werden”, sagt Bischof. Und sucht vor allem schwankungsarme, sprich stetige, Geschäftsmodelle - daher auch das steady im Fondsnamen. „Wer seine Insulinspritze jeden Tag braucht, dem ist es egal, ob die Wirtschaft gerade zwei Prozent wächst oder schrumpft”, sagt Bischof. Ähnlich ist es bei den Ausnahmen innerhalb des Subsektors Pharma, der eher gering gehalten wird. Denn Anbieter von Tier-Arzneien, Generika und Hersteller von Ästhetik und LifestyleProdukten wie z.B. Haarwuchsmittel, Botox… finden durchaus Eingang ins Portfolio. sofern - so eine Fondsvorgabe - zumindest 90% der Gelder in Aktien mit einer Marktkapitalisierung größer einer Milliarden Euro liegen. Und es muss jedenfalls aus Diversifikationsgründen in zumindest sechs der zehn MSCI-Gesundheitssubindizes investiert werden - Biotech als Möglichkeit fällt aber aus. „Viel benchmarkferner kann man schon kaum mehr investieren”, sagt Bischof. Sein Fazit: „Gesundheit wird immer gebraucht – ist unverzichtbar – das gilt nicht für alle Branchen”, sagt der Fondsmanager der so ein Investment daher als prädestiniert für langfristige und gleichzeitig risikoaverse Veranlagungen sieht.< Mehr zu nova funds finden Sie hier - und die Präsentationsunterlagen hier


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ROADSHOW 52 - FOTOS

v.l.: Matthias Herold (Robert Beer), Reinhard Magg (Finanzadmin), Andreas Bischof (Nova Funds), Ramin Monajemi (Börse Express), Gregor Nadlinger (Advisory Invest), Gerald Siegmund (Fame Investments), Matthias Hüppe (HSBC) Foto: BEX/Yan3x


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Was bewegt Menschen dazu, Kunst zu sammeln? Unser Dorotheum myART MAGAZINE widmet sich immer wieder den spannenden und vielfältigen Aspekten des Sammelns. Diesmal gibt der Brite Joe Fournier Auskunft, ein außergewöhnlicher Unternehmer u n d B o x e r, v o r a l l e m a b e r i n t e r e s s a n t e r K u n s t s a m m l e r. Starke Frauen stehen ebenso im Fokus – allen voran Artemisia Gentileschi, die wohl erste Malerin, die in die Kunstgeschichtsschreibung eingegangen ist. Über sie haben wir mit der Feminismus-Pionierin und Intellektuellen Germaine Greer gesprochen. RoseLee Goldberg, Gast der kommenden VIENNA ART WEEK, finden Sie ebenso im Heft wie Marina Abramović – und natürlich viele der Herbst-Highlights aus unseren Auktionen. Viel Freude beim Lesen und auf Wiedersehen im Dorotheum oder auf dorotheum.com! MARTIN BÖHM Geschäftsführender Gesellschafter


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18 CARLA ACCARDI Umkehrschluss

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Rhythmus im Einklang

22 MERCEDES-SAMMLUNG WIESENTHAL

Vers ammelte Größen

2 4 V I T T O R I O M AT T E O C O R C O S Gesprächsstoff

28 FERDINAND GEORG WA L D M Ü L L E R

Gute Nachrichten

3 2 M A R I O S C H I FA N O

Starke Stimme der 1960er

Lieblingsobjekte der Experten

70 TIPPS

Dorotheum-Kooperationen

7 1 KOL OMAN MOSER Werkverzeichnis

7 2 AUGARTEN NEU INTERPRETIERT Kunstporzellankunst

74 DAMIEN HIRST

Ein Ausstellungsrückblick

76 FRANZ WEST

Ausstellung im Centre Pompidou

78 MARINA ABRAMOVIĆ B FA M I - P re i s t r ä g e r i n

3 6 A N T H O N Y VA N D Y C K

EVENTS

80 VIENNA ART WEEK

Dame mit Geheimnis

38 DAS BAUHAUS & RON ARAD

Promising Paradise

Design-Zeitreise

STORY

40 PIERRE-AUGUSTE RENOIR

82 KARL HOHENLOHE

Lebensfreude

4 2 JA N B RU E G H E L I I .

Botanisch unmöglich

Vorsehentlich bevor zug t

CONTACTS

44 FERNANDO BOTERO

DOROTHEUM

A d r e s s e n & Te r m i n e

Im Farbrausch

DOROTHEUM 46 JOE FOURNIER

Herzensangelegenheit

4


AUCTION 6

DIE FRIEDLICHE EROBERUNG D E R Günther Uecker, Johannes, 6-teilig, 1995 Asche, Leim auf Papier, Graphit auf Papier, Nägel, Latex-Farbe, Leinwand über Holz, je 60 x 40 cm, Gesamtgröße 60 x 240 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000


AUCTION 7

Die Werke, die Günther Uecker seit mehr als 60 Jahren schafft, bewegen sich in ihrer Gestaltung zwischen kraftvollem Ausdruck, politischem Statement und zarter Geste. Mit seinem großen Œuvre zählt Günther Uecker zu den vielseitig sten Ver tretern der deutschen N a c h k r i e g s k u n s t . D a s N a g e l ­o b j e k t „ J o h a n n e s “ d e s K ü n s t l e r s k o m m t a m 2 7. N o v e m b e r 2 0 1 8 im Dorotheum zur Auktion. VON PETRA SCHÄPERS UND SUSANNE ZIMMERMANN

G

emeinsam mit Heinz Mack und Otto Piene begründete Günther Uecker 1958 in Düsseldorf die Künstlerbewegung ZERO. Die „angestrebte Tendenz war die Reinigung der Farbe von den Spuren des Informel und des Neo-Expressionismus, die friedliche Eroberung der Seele durch Sensibilisierung. […] ZERO ist eine unmessbare Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht“, sagte Otto Piene über die Entstehung von ZERO. Günther Ueckers Werk „Johannes“ von 1995, das im Dorotheum zur Auktion gelangt, zählt zu seinen bibliophilen Werken. Diese Werkgruppe umfasst über 200 Arbeiten, darunter zahlreiche Mappenwerke, Bücher, große Objektinstallationen und Multiples, die sich mit der Sprache, mit politischen, religiösen und auch fiktiven Texten auseinandersetzen. Sie bilden das Werk oder sind fest darin eingebunden.

SEELE AUKTION Zeitgenössische Kunst 2 7. N o v e m b e r 2 0 1 8

In „Johannes“ sind dem Text der Verse 1 bis 9 aus Kapitel 1 des Johannes-Evangeliums ein Asche- und ein Nagelbild beiseitegestellt. Der Text ist integrativer Bestandteil des Gesamtwerkes und wird neben den flankierenden Arbeiten zum Kunstwerk erhoben. „Wenn man die Wörter abschreibt, erfolgt so etwas wie eine Verinnerlichung im Sinne eines Gebetes. Und wenn ich mich diesen Wörtern zuwende, dann ist bildnerisch Handeln und lesbar Schreiben ein ganz wichtiger Prozess, um auf die Ursprünglichkeit und auch auf den ethischen Ausdruck der Schrift zu kommen. Es muss auf mich übergehen, sonst würde ich nur wie ein Schreiberling abschreiben und nicht verstehen, was ich schreibe“, so Uecker. Die Worte sind mit dem Kunstwerk verbunden und als komplementärer Kommentar zu den begleitenden bildnerischen Arbeiten zu verstehen. Mit den Aschebildern, die vor allem in der Zeit nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 entstanden, setzt Günther Uecker ein politisches Statement. Er kritisiert


AUCTION 8

die Zerstörung der Umwelt und des Menschen durch den Menschen. Zugleich sieht er die Asche nicht nur als Hinterlassenschaft der Vernichtung, sondern auch als Symbol des Neuanfangs, das gleichsam für Zerstörung und Heilung wie auch für Ende und Anfang steht. Uecker stellt den Beginn des Johannes-Evangeliums „Im Anfang war das Wort …“ somit in einen direkten Bezug zu dem Aschebild, das in seinem Werk „Johannes“ den Anfang symbolisiert. Die seit Mitte der 1960er-Jahre entstehenden Nagelfelder mit ihrer starken optischen Wirkung sind auf positive Erfahrungen Ueckers zurückzuführen. Er verarbeitet darin seine Erinnerungen an die Kindheit an der Ostsee, als er mit großem Vergnügen und überaus akribisch die Felder bestellen durfte. So suggerieren die in einem freien Rhythmus eingeschlagenen Nägel dem Betrachter, auf ein sich im Wind wiegendes Kornfeld zu blicken. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die changierende Oberfläche, die sich aus den nur an den Köpfen weiß getünchten Nägeln ergibt.

Die künstlerische Handlung des Nagel-Einschlagens, mit der die Textblätter mittels großer Nägel an der Wand angebracht werden, enthält eine derartige sprachliche Mitteilung, die so in den Gesamtkontext des Werkes eingebracht wird. Die Asche und die Nägel werden zu chiffrenartigen Informationsträgern, die mit der zum Kunstwerk erhobenen Schrift zum bibliophilen Gesamtwerk zusammenfließen.

© Oliver Wolleh

Mit dem Nagel markiert Günther Uecker einen Punkt zwischen den polaren Prinzipien von Licht und Schatten, die für permanente Heilung, Neuschöpfung und Reinheit, aber auch für Vernichtung, Tod und Dunkelheit stehen. Als letztes Element des bibliophilen Werkes „Johannes“ nimmt das Nagelbild die Worte von Vers 9, Kapitel 1 des Evangeliums nach Johannes auf. Uecker verdeutlicht Licht und Schatten als sich bewegendes Feld und als immer unterschiedlichen Schatten der Nägel auf Wand und Blättern.

Petra Schäpers ist Expertin für Zeitgenössische Kunst sowie Leiterin der Dorotheum Repräsentanz in Düsseldorf, Susanne Zimmermann arbeitet dort als Kunsthistorikerin. Günther Uecker porträtiert von Lothar Wolleh


AUCTION 9

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AUCTION 10

S TA R K E FRAUEN Zwei Künstlerinnen, zwei Gemälde der Lucretia. Das ist Frauenpower: Artemisia Gentileschi und Diana De Rosa setzten sich gegen ihre Künstlerkollegen durch. Zu ihren bevorzugten Motiven zählte die mutige Lucretia, ein Symbol des Widerstandes gegen männliche Gewalt.

DIANA D E ROSA

Diana De Rosa, gen. Annella di Massimo (1613–1649) Lucretia Öl auf Leinwand, 129 x 103 cm Schätzwert € 80.000 – 120.000

W

ie keine andere Heldin verkörpert Lucretia die vollkommene, über alle Familienbande hinausgehende Tugendhaftigkeit. Von Livius ist überliefert, wie ihre Redlichkeit das wilde Verlangen des Sextus Tarquinius entfachte und er sie unter Todesdrohung vergewaltigte. Der Ehre beraubt, nahm Lucretia ihrem Vater und ihrem Gemahl das Versprechen ab, sich am Schänder zu rächen, und stieß sich ein Messer ins Herz.

Auch im 17. Jahrhundert galt Lucretia aufgrund ihres exemplarischen Handelns als tragische Ikone im positiven Sinn. Aus Gründen, die unbekannt bleiben, gehörten zwei Interpretationen der Heroine Lucretia zur gleichen historischen Sammlung. Dank Dorotheum sind sie heute wieder gemeinsam zu sehen: Die erste Interpretation stammt von der besten weiblichen Künstlerin des 17. Jahrhunderts in Neapel Diana De Rosa, die zweite von ihrer in ganz Italien bekannten Malerkollegin Artemisia Gentileschi.


ARTEMISIA GENTILESCHI

Artemisia Gentileschi (1593–1654) Lucretia Öl auf Leinwand, 133 x 106 cm Schätzwert € 500.000 – 700.000


AUCTION

Über Diana De Rosa, auch Annella di Massimo genannt, ist wenig bekannt. So viel steht fest: Sie war die Schwester des Pacecco De Rosa und brachte es als eine der wenigen neapolitanischen Malerinnen zu beachtlichem Ruhm. Einer düsteren Legende zufolge starb sie durch die Hand ihres Künstlergatten Agostino Beltrano, der angetrieben war von Eifersucht auf ihre enge, obgleich platonische Beziehung zu Massimo Stanzione, dem führenden Vertreter des neapolitanischen Klassizismus. Heute wissen wir: Als sie 1643 mit 41 Jahren starb, war sie vermögend und ein herausragendes Mitglied des Zirkels um Stanzione. In der Tat weist ihre im Dorotheum befindliche „Lucretia“ stilistische und kompositorische Ähnlichkeiten mit Stanziones Gemälde „Kleopatra“ in der Genueser Sammlung Durazzo Pallavicini auf, das auch als Grundlage für Francesco Guarinos „Heilige Agathe“ im neapolitanischen Museo Capodimonte diente. Dianas künstlerische Handschrift zeigt sich in der einzigartigen Komposition der offenen Bluse über der Brust der dargestellten Heldin, im Schimmer ihrer tiefblauen Robe und in den wogenden Falten des dunklen Vorhangs im Hintergrund. Am Handgelenk und im Haar trägt sie den prächtigen Schmuck einer römischen Edeldame; ihr entrückter Ausdruck zeugt von Entschlossenheit, das größte aller Opfer zu bringen. Schon hat die Spitze des Langdolchs die Haut durchdrungen, als ihre Lippen die berühmten letzten Worte flüstern: „Es ist an euch, [Sextus Tarquinius] widerfahren zu lassen, was er verdient. Was mich betrifft, so bin ich zwar frei von Sünde, aber nicht frei von Sühne, damit vom heutigen Tage keine schändliche Frau sich je auf Lucretia berufe!“

Inv. 305 / Sculture © Dipartimento fotografico delle Gallerie degli Uffizi

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VORBILD ANTIKE Artemisia Gentileschis „Lucretia“ war nur wenige Jahre davor entstanden. Darin spiegelt sich Artemisias eigenes Leben wider, war sie doch als junge Frau missbraucht worden und in einem aufsehenerregenden Prozess in Rom gegen ihren Peiniger aufgetreten, was für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war. Doch ihr Ruf war beschädigt, sie musste die Stadt verlassen und erkämpfte sich in der Folge mit Mühe hohes Ansehen als Künstlerin. Die geballte Kraft des Bildes ist charakteristisch für Artemisias frühe Schaffensperiode in Neapel um 1630. Der starke Kontrast des chiaroscuro in den strahlenden Hauttönen und im Weiß, Gelbgold und Tiefblau der Stoffe zeigt, welche Faszination der künstlerische Erfindungsgeist ihres neapolitanischen Mentors – Kein Geringerer als Massimo Stanzione – auf sie ausgeübt haben muss.

Römische Kunst, Psyche oder Niobide Galleria degli Uffizi, Florenz

Als Betrachter vermeint man nach der leibhaftigen Lucretia greifen zu können, so dynamisch wie sie sich auf das rechte Ende der Bildbühne zubewegt. Nach ihrer Ankunft in Neapel arbeitete Artemisia unter dem Schutzschirm Stanziones, der sie zu Beginn ihres Aufenthalts in die südliche Hauptstadt einführte und ihr zur Gunst bedeutender Mäzene am spanischen Hof verhalf. Artemisia wiederum führte die Neapolitaner mit der „Lucretia“ an eine neue Motivik heran: Die Darstellung der römischen Edeldame in diagonaler Pose erinnert an Simon Vouets Komposition der „Lucretia“ in der Nationalgalerie Prag, und tatsächlich waren Artemisia und Stanzione mit Vouet befreundet. Spätestens im Jahr 1630 wurde Stanzione von den Neapolitanern ob seiner stilistischen Nähe zu Guido Reni auch „Guido partenopeo“ genannt;


AUCTION 13

ihrem Aufenthalt in der südlichen Hauptstadt wohl Anregungen bei Stanzione, brachte aber auch römische Einflüsse und ihre starke künstlerische Persönlichkeit ein. Lucretia darzustellen bedeutet bis heute, sich mit der Gewalt an Frauen und dem Triumph über die erlittene Pein auseinanderzusetzen. Wer wäre dazu eher berufen gewesen als Artemisia, deren kraftvolles Bild uns bis heute den Atem raubt!

AUKTION Alte Meister 23. Oktober 2018

Information: Mark MacDonnell und Maria Cristina Paoluzzi, Experten für Alte Meister

Von wem stammt nun die Idee zu dieser spezifischen Komposition des Sujets? Wie so oft bei Arbeiten des römischen Barock dürfte der Ursprung in der antiken Bildhauerkunst zu finden sein. In der Gartenanlage der Villa Medici in Rom befand sich eine der berühmtesten Skulpturengruppen der „Niobiden“. Diese römische Nachbildung des griechischen Originals war seit dem späten Cinquecento den meisten italienischen Künstlern bekannt; sie wurde 1770 in die Uffizien von Florenz überführt. Auch die „Niobide Chiaramonti“ in den Vatikanischen Museen war im 17. Jahrhundert dank etlicher antiker Vorbilder weithin bekannt; sie diente Artemisia bei der Darstellung der „Lucretia“ ebenfalls als Inspirationsquelle. Ganz bestimmt trugen diese Skulpturen dazu bei, dass Vouet, Reni, Artemisia und Stanzione ihre Protagonistin in dramatisch geneigter Pose zeigten. Eine der Niobiden versucht sich vergebens gegen die Pfeile des Apoll zu schützen. Bei den hier beschriebenen Gemälden nimmt die römische Edeldame Lucretia ebendiese Pose ein. Allerdings war in Neapel um 1630 die Verwendung antiker Vorbilder unüblich. Artemisia fand bei

SIMON VOUET

Inv. N. o 1416 © sbirky.ngprague.cz

in der Tat verschmelzen bei seiner Version der „Lucretia“ – sie befindet sich heute im Museo Capodimonte – die spätcaravaggistischen Elemente eines Vouet, der damals in Italien weilte, mit den klassizistischen Zügen eines Reni. Artemisias Bild im Dorotheum ähnelt jenem Stanziones im Capodimonte sowohl in kompositorischer Hinsicht als auch in der Darstellung des prachtvollen Gewands der Lucretia. Zwischen 1635 und 1640, also wenige Jahre nach Artemisia, malte Stanzione eine weitere Version nach dem Vorbild ihrer „Lucretia“. Diese Arbeit für die Genueser Sammlung Durazzo Pallavicini war als Gegenstück seiner bereits erwähnten „Kleopatra“ konzipiert.

Simon Vouet Selbstmord der Lucretia, ca. 1625 Öl auf Leinwand, 197 x 148 cm Nationalgalerie in Prag, Sternberg Palais


GERMAINE GREER IM IN TE RVIE W


AUCTION 15

Sie holte die Renaissance-Malerin Artemisia G e n t i l e s c h i i n d e n 1 9 7 0 e r n a u s d e r Ve r ge s s e n h e i t : G e r m a i n e G r e e r, V o r d e n k e r i n , I n t e l l e k t u e l l e und weltbekannte feministische Autorin, über das Dilemma autobiografischer Interpretationen, Tr a d i t i o n s - u n d W u t ( a u s ) b r ü c h e . VON DORIS KRUMPL

D

ie in Großbritannien lebende australische Autorin und Journalistin Germaine Greer schrieb 1970 mit „Der weibliche Eunuch“ feministische Geschichte. Im Oktober wird im Dorotheum ein Gemälde von Artemisia Gentileschi angeboten – ein perfekter Anlass, die ebenso kontroverse wie scharfzüngige Literatur- und Kunstgeschichte-Expertin zum Gespräch mit Dorotheum myART MAGAZINE zu bitten.

D o r o t h e u m m y A RT M AG A Z I N E : I n I h r e m B u c h „T h e O b s t a c l e R a c e“ h a b e n S i e a l s e i n e d e r E r s t e n über Artemisia Gentileschi und eine Reihe anderer w e i t g e h e n d i n Ve r g e s s e n h e i t g e r a t e n e r M a l e r i n n e n geschrieben. Darin zeigen Sie, wie tiefgreifend d i e w e c h s e l n d e n A r b e i t s b e d i n g u n g e n vo n d e r Re n ai s s an c e b i s i n s 19. J ah r h un d e r t d as s c h ö pfe r i s c h e Le b e n vo n Kün s tl e r i n n e n ge p räg t h ab e n . Wo h e r d a s I n t e r e s s e a n ve r g e s s e n e n Kü n s t l e r i n n e n ? Germaine Greer: Nach meinem Buch „Der weibliche Eunuch“, das die Kastration von Frauen behandelt, wollte ich über die Unterdrückung weiblicher Kreativität schreiben. Dass Frauen meinten, keine Kreativität zu besitzen, war für mich ein unerträglicher Gedanke. Als ich das Weltbild von Frauen und ihre Bilder beschrieb, stellte ich fest, dass viele der von mir erwähnten Künstlerinnen weitgehend unbekannt waren. Also beschloss ich, mich auf eine Reise zu begeben, um Kunst von Frauen zu suchen, und einen Führer mit vielen Bildern wenig bekannter Arbeiten von Künstlerinnen herauszubringen. Wie sind Sie auf Artemisia Gentileschis Gemälde gestoßen? Bei meinen Recherchen fiel mir auf, dass viele Künstlerinnen kleine Arbeiten angefertigt hatten – klein im Sinne der Größe und der Konzeption. Ich suchte eine Künstlerin, die in Lebens- und Monumentalgröße gearbeitet hatte. Eines Tages fand ich diese Künstlerin in den Collezioni Comunali d’Arte in Bologna: Artemisia Gentileschi. Bei dem Bild handelte es sich um ein lebensgroßes Porträt eines Mannes, der heute meist „Gonfaloniere“ genannt wird; es war von Artemisia signiert und auf das Jahr 1622 datiert. Ich war hin und weg von der Bravura! Gentileschi hatte es verstanden, den Bildraum perfekt zu nutzen und die Aufmerksamkeit des Betrachters auf jeden Aspekt ihres suggestiven Bildnisses zu lenken.


AUCTION 16

Jedes Detail ist voller Leben und Information. Die Galerie aber schien wenig interessiert, Aufmerksamkeit auf das Bild zu lenken; es war nicht einmal entsprechend beleuchtet. Ich dachte mir: You can do it, girls! So groß zu denken, mit solcher Entschlossenheit zu konzipieren – you can do it! We n n man bedenkt , wie wenig Bea chtu ng Ar te m i s i a ge sc h e n kt worden wa r, mu ss es schwer gewe s e n s e i n , üb e rh aup t Qu ellen u nd For schu ng sma ter ia l z u f i n d e n . Ich wollte keine Lücke mit Vermutungen füllen, sondern die Wahrheit über Artemisia herausfinden. Heute wird ihr auf Tausenden von Seiten eine Verbindung mit jedem Maler nachgesagt, der je in Italien gelebt hat. Ich machte in Bologna ein Polaroid-Foto, aber es war zu dunkel, um die Details erkennen zu können. Also fertigte ich eine Skizze in meinem Notizbuch an. Mir war nie zuvor eine Nachbildung des Gemäldes untergekommen. Ich stellte in Rom Nachforschungen an und studierte die Dokumentation des Prozesses gegen ihren Lehrer Agostino Tassi, den man beschuldigt hatte, Artemisia vergewaltigt und zwei Werke ihres Vaters Orazio Gentileschi gestohlen zu haben. Es war frustrierend, weil so viel Material fehlte; ich musste mir alles zusammensuchen. Zu welcher Erkenntnis sind Sie gekommen? Ich begriff, dass ihr Vater den Prozess angestrengt hatte, um die Bilder zurückzubekommen, die Tassi möglicherweise als Vorschuss auf ihre Mitgift an sich genommen hatte. Ihr Vater hatte den Fehler gemacht, sie von Tassi unterrichten zu lassen, von dem sie betrogen wurde. Obwohl sie im Zuge des Prozesses gefoltert wurde, verlor sie nie den Mut. Als man ihr die Finger quetschte, ertrug sie die Qualen, zeigte ihre Hände und sagte wieder und wieder zu Tassi: „Diese Ringe sind das Versprechen, das Ihr mir gegeben habt.“ Sie stand jedoch in der Gunst der Großherzogin der Toskana, die ihr meines Wissens eine Mitgift zukommen ließ, damit sie heiraten konnte. Ihr Leben war also nicht zu vergleichen

mit dem eines männlichen Künstlers. Artemisia hatte weder Schüler noch ein Atelier. Sie hätte als Malerin eine der Größten werden können. Heißt das, dass sie in ihren Werken nur zehn Prozent ihrer Möglichkeiten ausschöpf te? Wenn überhaupt. Ihre Schaffensperiode umfasst fünf Jahrzehnte. Nach bisheriger Einschätzung hätte sie weniger als ein Bild pro Jahr gemalt. Seit Ihr Buch veröffentlicht wurde, herrscht immer mehr Rummel um Artemisia. Was macht sie aus heutiger Sicht so faszinierend? Ein Teil ihrer Aktualität rührt daher, dass sie eine Feministin gewesen sein soll. Für mich ergibt das keinen Sinn. Artemisia musste hart arbeiten, wurde ständig ausgebeutet und brachte ihren Zorn zum Ausdruck. Was ihr tatsächlich gelang – und das macht sie bis heute so aktuell –, war, mit den Codes, Konventionen und der Ästhetik der Maltradition zu brechen. Nicht in allen Arbeiten, ganz sicher aber bei „Judith enthauptet Holofernes“, um ein Beispiel zu nennen.


AUCTION 17

A r t e m i s i a z o g a l l e R e g i s te r vo m M a s o c h i s m u s ü b e r S e l b s t m o r d b i s h i n z u r Kö p f u n g vo n M ä n n e r n . We r d e n w i r j e e r f a h r e n , wa s d avo n vo n i h r k a m u n d w a s d i e A u f t r a g g e b e r s o h a b e n wo l l te n ? Das Schlimme ist, dass keine Skizzen von Artemisia erhalten sind, sonst könnten wir ihre „Handschrift“ lesen und wüssten mehr. I n I h r e m B u c h „T h e O b s t a c l e R a c e “ b e s c h r e i b e n Sie Artemisia Gentileschi als „magnificent e x c e p t i o n “, a l s „ b r i l l a n t e A u s n a h m e f r a u “. S e h e n Sie in ihr eine Ausnahmepersönlichkeit, ein b e d e u t e n d e s h i s t o r i s c h e s Vo r b i l d f ü r a l l e Frauen, nicht nur für Künstlerinnen? In Hinblick auf ihre Rezeption über die Jahrhunderte kann man das so nicht sagen. Eine ihrer frühesten Arbeiten, „Susanna und die Ältesten“ – sie malte sie mit 17 Jahren –, ist eine wunderbare Studie eines jugendlichen Frauenkörpers. Handelt es sich hier tatsächlich um ihren Körper? Es ärgert mich, dass ständig über Artemisia geschrieben wird, ihre Arbeiten seien autobiografisch. Dieses Verbrechen wird immer und immer wieder an Frauen begangen – ihnen zu unterstellen, sie seien ihr eigenes Motiv. Simone de Beauvoir meinte, Künstlerinnen seien durch die Konzentration auf ihr eigenes Bewusstsein verblendet und würden sich dadurch vom Gegenstand der Kunst entfernen.

D i e Ve r g e w a l t i g u n g w u r d e g e w i s s e r m a ß e n z u i h r e r Lebensgeschichte … … und jedes Mal, wenn sie einen Pinsel in die Hand nahm, war sie Opfer einer Vergewaltigung … Ich bitte Sie! Sie hatte vier Entbindungen und einen Nichtsnutz zum Mann, wegen dem sie verschuldet war und den sie schließlich verließ … Ich kann die offizielle Interpretation des von der National Gallery in London angekauften „Selbstporträts als heilige Katharina von Alexandrien“ nicht nachvollziehen. Da heißt es, das Rad sei eine Anspielung auf Artemisias Vergewaltigung. Nein, ist es nicht! Es ist ein Attribut der heiligen Katharina. Warum sollte Artemisia sich als Märtyrerin darstellen? Natürlich war sie voller Zorn, und gerade das macht ja ihre Bilder so aufregend – der geballte Zorn darin. Als Betrachter bekommt man regelrecht einen Schlag versetzt. Aber das Bild stellt weder sie dar noch handelt es von ihr. Angelika Kaufmann verbrannte alles, was ihr Leben dokumentierte, weil sie nicht zu ihrer eigenen Biografie werden wollte. Sie wusste sich vom Gossip zu befreien und es zu vermeiden, zu einer Legende zu werden. Jetzt müssen wir auch unsere Artemisia vom Gossip befreien, indem wir ihr Werk neu beleuchten. Die Fragen stellte Doris Krumpl, Pressesprecherin des Dorotheum.


AUCTION 18

Carla Accardis Malerei ist von Kontrasten und Umkehrungen geprägt, von Bewegung, die darauf abzielt, die Hierarchie der Formen und der Farben zu wenden. Der Weg führt hierbei gezielt über die Z e r s t ö r u n g d e r Tr a d i t i o n . M i t d e r A r b e i t „ I n t e g r a z i o n e o v a l e “ v o n 1 9 5 8 g e l a n g t a m 2 7. N o v e m b e r 2 0 1 8 d i e zum Bild gewordene Auflösung der Form zur Auktion. V O N A L E S S A N D R O R I Z Z I U N D A N S P E R TO R A D I C E F O S S AT I

AUKTION Zeitgenössische Kunst 2 7. N o v e m b e r 2 0 1 8

C

arla Accardi, geboren am 9. Oktober 1924 in Trapani, beendete ihr Studi­ um im sizilianischen Palermo, wo sie bis 1947 auch blieb, um ihre Fertig­ keiten an der Akademie der Schönen Künste zu perfektionieren. 1947 hielt sie sich in Rom auf, wo die Idee zur Künstlergruppe Forma 1 Gestalt annahm. Deren Name war jenem der Zeitschrift „Forma“ entnommen, die im März 1947 auf Initi­ ative einer Gruppe gleichgesinnter italienischer Künstler – unter ihnen auch Accardi – erschien. In dieser einzigen „Forma“-Ausgabe publizierte man das „Manifest des Formalismus“.


Carla Accardi Integrazione ovale, 1958 Kasein auf Leinwand, 131 x 197 cm Schätzwert € 160.000 – 260.000

AUCTION 19

„ I c h s e h e d a s M a l e n n i c h t a l s A r b e i t a n , s o n d e r n a l s Ve r g n ü ge n . Es ist für mich das Leben. Ich glaube an die Gabe des Instinkts, der im magischen Sinn des Werks seinen Ausdruck findet. Mir gefällt es, das Leben zum Thema meiner Arbeiten zu machen. Ich mag Gefühle, die nicht ideologisch gefärbt sind. Ich mag die ungezwungene Wärme in menschlichen Beziehungen und b e g e g n e d e n b e d e u t s a m e n D i n g e n z u r ü c k h a l t e n d .“ C A R L A A C C A R D I Von starken kosmopolitischen Impulsen getrie­ ben, erklärten die Künstler darin ihre Absichten: „Die Notwendigkeit, die italienische Kunst auf das Niveau der zeitgenössischen europäischen Strö­ mungen zu bringen, zwingt uns zu einer klaren Haltung gegen jegliche dumme und engstirnige nationalistische Bestrebungen und gegen die nutzlose, klatschsüchtige Provinz, als die sich die italienische Kultur heute darstellt.“

Courtesy Archivio Accardi Sanfilippo

Die jungen Forma-1-Künstler waren Verfechter einer strukturierten, aber nicht gegenständ­ lichen Kunst. Sie legten Wert auf Form und Zeichen in deren essenzieller, grundlegender Bedeutung, verzichteten in ihren Werken auf jeglichen symbolistischen oder psychologischen Anspruch und bezeichneten sich selbst als „Formalisten und Marxisten, die überzeugt sind, dass die Begriffe Marxismus und Forma­ lismus nicht unvereinbar sind“.

Interessanterweise kehrten die meisten von ihnen zu einer bild­ haften Formensprache zurück und suchten den inneren Dis­ kurs mit sich selbst. Von den Künstlern der Gruppe vertrat Carla Accardi die abstrakte Ausdrucksform in diesem inneren Diskurs am vehementesten. Sie war stets auf der Suche nach einer möglichst intimen, nicht gegenständlichen Ausdrucksweise. In den frühen 1950er-Jahren wurde eine tief greifende Internatio­ nalisierung der italienischen Kunstszene offenkundig, die Impulse sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland aufnahm: Die italienischen Galeristen gewannen zunehmend Ausstellungen aus Übersee für sich, Venturi hielt Vorträge über die New Yorker Avantgarde, und Schriftsteller wie Flaiano, Moravia oder Elsa Morante intensivierten vorhandene Tendenzen zur Derealisierung des Erzählens zugunsten einer imaginären Sprache. 1951 kamen immer mehr Fotografien von Namuth in Umlauf, die Pollock im Schaffensprozess seiner Dripping-Werke zeigten, die auf dem Boden ausgelegten leeren Leinwände mit Tanzschritten umkreisend. So entstand die Idee der „Weiß auf Schwarz“-Kompositionen. Carla Accardi: „Es war ein Krisenjahr, ich war entmutigt und meinte, mit der Malerei nichts mehr anfangen zu können. In dieser Isoliertheit begann ich, direkt am Boden zu malen und Zeichen zu skizzieren. Ich verwendete jedoch Weiß auf Schwarz, da mich Schwarz auf Weiß nicht reizte – wegen seiner Durchschaubarkeit und weil der Künstler in diesem besonderen Moment ein Gefühl der Einzigar­ tigkeit, der Neuheit haben muss, das ihn antreibt.“ Zwischen den Linien taucht eine Anti-Malerei auf, bestehend aus Kontrasten und Umkehrungen, aus einer Bewegung, die darauf abzielt, die Hierarchie der Formen, der Farben und der Beziehun­ gen zwischen der absoluten und der individuellen Vision umzu­ kehren, wobei der Weg über die Auflösung und Zerstörung der Tradition führt. Genau das sucht Accardi in ihrer Malerei, wo ein Zeichen nicht allein für sich existieren kann, sondern in Bezug zu anderen Zeichen steht, mit diesen eine Struktur bildet und darin zum künstlerischen Ausdruck wird. Das magische und kluge Gan­ ze erlangt die Bedeutung einer rigorosen Notwendigkeit, bleibt zugleich aber ein unberechenbares Spiel. Alessandro Rizzi ist Experte für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst im Dorotheum. Ansperto Radice Fossati ist Student der Kunstgeschichte in Mailand.

Rom, „Premio di Pittura, Sorelle Fontana”, 1959


AUCTION 20

Rhythmus im Einklang Ernst Wilhelm Nay gehört zu den wichtig sten deutschen Ver tretern der Nachkriegskunst. Seine „Rhythmischen Bilder“ bedeuten die endgültige Abkehr des Künstlers von der gegenständlichen Kunst – so auch das zur Auktion kommende Werk „Einklang“ von 1953. VON PETRA SCHÄPERS UND SUSANNE ZIMMERMANN

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rnst Wilhelm Nay (1902–1968) gehört jener Künstlergeneration an, deren Œuvre sich von der Gegenständlichkeit vor dem Zweiten Weltkrieg, in dem es zu einer Verfemung ihres Werkes kam, hin zur abstrakten Kunst entwickelte. Er verstand es, seine durchkonstruierte Theorie der Malerei in eine meisterhaft freie Setzung der Farbe umzuwandeln. Für Nay war die schöpferische Theorie niemals eine Fessel, sondern ein Regulativ für das „Machen“ des Bildes – „Bilder kommen aus Bildern“ (Nay 1962). Im Nationalsozialismus als „entartet“ diffamiert, verbrachte Nay Zeit im Ausland, auf den norwegischen Lofoten. Mit den frühen Lofoten- und HekateBildern, benannt nach einem mythologisch geprägten Bild des Künstlers, bewegte sich Ernst Wilhelm Nay in den 1940er- und 1950er-Jahren noch im expressio­ nistisch-surrealistischen Bereich der Malerei, wobei das Figürliche zugunsten des Ausdrucks der reinen Farbe immer weiter in den Hintergrund drängte. Der Umzug 1951 aus dem ländlichen Taunus in das in Wiederaufbau- und Aufbruchstimmung befindliche Köln bewirkte bei Nay die endgültige Befreiung von allen gegenständlichen Bildformen.

Das Werk „Einklang“ von 1953 ist in der Phase der „Rhythmischen Bilder“ zuzuordnen. Das kompositorische Prinzip steht bei dieser Serie ab 1952 im Vordergrund. Der bewegte Rhythmus der Serie drückt sich in kleineren, vereinzelt und in Relation gesetzten elementaren Farbformen aus, die von den schwarzen Linienstrukturen taktgebend umspielt werden. Die Primärfarben Blau, Gelb und Rot bilden bei „Einklang“ den Auftakt im oberen linken Bilddrittel. Die auf die Fläche getupften roten ovalen Formen treffen auf ein kaltes Grün, das durch den schwarzen Tupfen mittig wiederum in Verbindung mit den zwei dunkelblauen Farbformen steht. Unterstrichen wird die Verbindung durch das durchlaufende schwarze Liniengefüge. Das Goldocker ist das verbindende Element der kalten und warmen Farben und verknüpft die einzelnen Form- und Farbelemente miteinander. Die auf die schwarzen Flächen aufgelegten kleinteiligen weißen Strichformen führen zu einer flüchtigen Beunruhigung der Komposition, ähnlich einem Staccato in der Musik. Durch die intensive Auseinandersetzung mit klassischer, aber auch mit progressiver Musik tritt das improvisatorische Element immer weiter in den Hintergrund, aus der strengen Komposition ergibt sich eine Staffelung des Flächenreliefs. Der Gestaltwert der Farbe – so auch der Titel von Nays theoretischem Manifest von 1955 – spielt in seinen „Rhythmischen Bildern“ eine ausschlaggebende Rolle. Der erste Farbtupfen, den Nay setzt, macht aus der Fläche einen Grund; kommt ein zweiter hinzu, wird der Illusionswert der Farbe sichtbar. Über seine Arbeiten zu Beginn der 1950er schreibt Nay 1955 in seinem Manifest: „Warm und Kalt stehen sich im Verhältnis 3:2 gegenüber. […] die Balance der gesamten Farbfläche entwickelt sich durch Greifen und Hinübergreifen der Farben zu einander. Eine Farbkomposition entsteht.“ Petra Schäpers ist Expertin für Zeitgenössische Kunst sowie Leiterin der Dorotheum Repräsentanz in Düsseldorf, Susanne Zimmermann arbeitet dort als Kunsthistorikerin.

AUKTION Zeitgenössische Kunst 2 7. N o v e m b e r 2 0 1 8


AUCTION 21

Ernst-Wilhelm Nay Einklang , 1953 Öl auf Leinwand, 100 x 120 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000

„Das Bild muss Figur haben. Figur ist Sache der Erfindung, erfundene Gestalt der Fläche. Figur erfinden ist die Freiheit des Künstlers, sie z u g e n i e ß e n i s t d i e F r e i h e i t d e s B e t r a c h t e r s .“ N A Y, 1 9 5 4


AUCTION 22

VERSAMMELTE GRÖSSEN

Das Beste von Mercedes-Benz vereint die Sammlung Wiesenthal. 13 Spitzenkarossen der traditionsreichen Wiener Autohändlerdynastie werden in der November-Auktionswoche des Dorotheum versteigert. VON WOLFGANG HUMER

W

105, W119, W2008, W7990 etc., kleine, alte, schwarze Wiener Kennzeichen. Man sah sie zuletzt nur noch selten auf Wiens Straßen, doch wo sie auftauchten, sorgten sie stets für Aufsehen, ob der Nummern, viel mehr aber noch ob der Automobile, an denen sie montiert sind. Die Rede ist von den Fahrzeugen aus dem Hause Wiesenthal, einer Sammlung, die über ein halbes Jahrhundert gewachsen ist, einer Sammlung, die nicht nur hierzulande ihresgleichen sucht. Dies ist ihre Geschichte: Sie beginnt schon in den 1920er-Jahren, als Günther Wiesenthal zunächst Teilhaber der Mercedes-Benz-Vertretungen in Prag und Wien wird, später die Motor Import Gesellschaft in Wien grün-

det und weitere Filialen in der damaligen Tschechoslowakei eröffnet. 1932 wird er zum Geschäftsführer der österreichischen Vertriebsgesellschaft ernannt, drei Jahre später geht der Aufstieg rasant weiter, als ihn die Mercedes-Benz AG als Exportleiter nach Stuttgart holt.

Troststraße im 10. Gemeindebezirk. Noch im selben Jahr stirbt er an Leukämie und vererbt 50 Prozent des Salzburger Zentralbüros an Georg Pappas. Seither ist MercedesBenz in Österreich in Ost und West geteilt. Die Geschäfte im Osten führt nach seinem Tod seine Frau Hilde weiter.

Nach dem Krieg kehrt Günther Wiesenthal nach Österreich zurück, gründet 1955 in Salzburg das Mercedes-Benz Zentralbüro, doch nur drei Jahre später folgt er wieder dem Ruf aus der Ferne. 1958 wird er erster Präsident von Mercedes-Benz of North America und macht seinen Mitarbeiter Georg Pappas zum Geschäftsführer in Salzburg.

Ab 1972 leiten Tochter Susanne SulkeWiesenthal und Patrick Graf Douglas die Geschicke des Unternehmens und wagen ebenfalls den Schritt in die Neue Welt. Mit dem Erfolg von EuroMotorcars wird aus dem Familienbetrieb in Wien ein Weltkonzern. Auf der Leidenschaft der beiden gründet auch die Sammlung, wie wir sie heute vorfinden. In den ausgehenden 1970er-Jahren gesellen sich zu den Fahrzeugen aus dem Familienbestand zusehends Neuanschaffungen. Zu Ponton- und

1960 übernimmt Günther Wiesenthal die Wiener Niederlassung F. K. Wittke und legt den Grundstein für das Stammhaus in der


1952

Mercedes-Benz 300 S Roadster

1954

Mercedes-Benz 300 b Cabriolet D

1954

Mercedes-Benz 220 Cabriolet A

1955

Mercedes-Benz 300 SL Coupé

1957

Mercedes-Benz 300 SL Roadster

1957

Mercedes-Benz 220 S Cabriolet

1958 Mercedes-Benz 220 SE Cabriolet 1964 Mercedes-Benz 600 Pullman 1965

Mercedes-Benz 230 SL

1970

Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Cabriolet

1977

M e rc e d e s - B e n z 4 5 0 S LC

1979

Mercedes-Benz 450 SEL 6.9

1986 Mercedes-Benz 560 SEL

Heckflossen-Coupés kommen jene Stücke, die stets die Speerspitze der Marke waren: ein 300 S, seinerzeit das teuerste Auto der Welt, ein 600 Pullman, mit dem Kennzeichen W1000 zehn Jahre lang der erste Wagen im Lande, bis hin zu zwei 300 SL, dem elften gebauten Roadster und einem Coupé, dem legendären Flügeltürer. Bis zu ihrem Tod haben Susanne SulkeWiesenthal und Patrick Graf Douglas die Sammlung Wiesenthal erweitert. Heute bietet sie einen Querschnitt durch die Nachkriegsmodellgeschichte von Mercedes-Benz: 13 Fahrzeuge, stets die Topmodelle, nur das Beste vom Besten, manche wunderschön restauriert, andere gänzlich original, alle von bester Provenienz. Wolfgang Humer ist Oldtimer-Experte im Dorotheum.


AUCTION 24

GESPRÄCHS STOFF Vittorio Matteo Corcos ist bekannt für seine Porträts eleganter D a m e n d e r P a r i s e r G e s e l l s c h a f t d e s 1 9. J a h r h u n d e r t s , d e re n Schönheit er bis ins kleinste Detail festhielt. Das Gemälde, das am 24. Oktober 2018 im Dorotheum versteigert wird, begründete seinen Ruhm über Europas Grenzen hinaus und insbesondere in amerikanischen Sammlerkreisen. VON GAUTIER GENDEBIEN

A

ls das Gemälde „Dis-moi tout!“ (Erzähl mir alles!) im Jahr 1883 entstand, arbeitete Vittorio Matteo Corcos (1859–1933) für den Kunsthändler Adolphe Goupil: Das Unternehmen Goupil & Cie war 1861 gegründet und später nach Goupils Schwiegersöhnen Boussod und Valadon umbenannt worden. Vincent van Goghs Bruder Theo erwarb das Bild und das gleich große Zwillingsbild „Nous verrons“ (Wir werden sehen) für die Galerie Goupil. Die Werke gingen anschließend an den amerikanischen Kunsthändler Charles Field Haseltine. 1884 ließ die Galerie Boussod, Valadon & Cie Farbkopien der beiden Bilder anfertigen, um ein größeres Publikum zu erreichen. Bald darauf war Corcos international bekannt, insbesondere im rasch wachsenden Kreis wohlhabender amerikanischer Sammler, die Paris besuchten. Corcos studierte an der Accademia di Belle Arti in Florenz und unter Domenico Morelli in Neapel. Von 1880 bis 1886 lebte er in Paris und traf dort auf Édouard Manet, Edgar Degas und die Italiener Giuseppe De Nittis und Giovanni Boldini, die seine Arbeit nachhaltig beeinflussten. Corcos wurde auch vom bekannten Porträtmaler der Pariser Gesellschaft Léon Bonnat inspiriert und genoss alsbald selbst den Ruf eines führenden Künstlers, er galt als „Maler anmutiger Damen“. Er unterzeichnete einen 15-JahresVertrag mit Goupil, der viele seiner Bilder an europäische und amerikanische Sammler verkaufte. Die Pariser Zeit gilt als seine stärkste Schaffensperiode. Damals waren Corcos’ Arbeiten dank ihrer kompositorischen Finesse und technischen Vollendung heiß begehrt.

AUKTION Gemälde des 1 9. J a h r h u n d e r t s 24. Oktober 2018

Vittorio Matteo Corcos Dis-moi tout!, 1883 Öl auf Leinwand, 93 x 60 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000


AUCTION 25


Vittorio Matteo Corcos Porträt von Diane de la Bouchère, 1903 Öl auf Leinwand, 225 x 148 cm erzielter Preis € 186.000

Vittorio Matteo Corcos Unterhaltung im Jardin du Luxembourg, 1892 Öl auf Leinwand, 171 x 140 cm erzielter Preis € 191.300

Das angebotene Bild zeigt zwei junge Schönheiten in eleganten BelleÉpoque-Kleidern und emotionaler Ergriffenheit. Eine der beiden Damen auf der Meeresterrasse wirft ihren Blick einem Dampfer am Horizont nach, auf dem sich wohl ihr Liebster befindet; ihre Freundin hält ihr zum Trost die Hände; die volle Aufmerksamkeit des Künstlers gilt aber den prächtigen Satinkleidern. Bei seiner Rückkehr nach Italien im Jahr 1886 genoss Corcos den Ruf eines großen Künstlers. 1887 heiratete er Emma Ciabatti, verwitwete Rotigliano, und kam dadurch mit Intellektuellen wie Gabriele D’Annunzio in Kontakt. Seine Porträts erfreuten sich in der Florentiner feinen Gesellschaft und Aristokratie großer Beliebtheit, wo der Künstler zahlreiche Aufträge lukrierte. Vittorio Corcos gilt als einer der führenden italienischen Maler der Jahrhundertwende. Gautier Gendebien ist Experte für Gemälde des 19. Jahrhunderts im Dorotheum.


AUCTION 27

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AUCTION 28

GUTE NACHRICHTEN

Ferdinand Georg Waldmüller Die Briefleserin, 1860 Öl auf Holz, 51 x 45 cm Schätzwert € 280.000 – 350.000

Die intimen Alltagsszenen und Gemütsstimmungen, die Ferdinand G e o r g Wa l d m ü l l e r i n s e i n e r K u n s t e r z e u g t , p rä g e n d a s Ve r s t ä n d n i s d e r Biedermeierzeit bis heute. Zwei späte Arbeiten des Künstlers, die nun z u r A u k t i o n g e l a n g e n , s i n d r e p r ä s e n t a t i v e B e i s p i e l e d a f ü r. V O N K AT H A R I N A N O R D H O F E N

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ute Nachrichten für Liebhaber der Kunst des Wiener Biedermeiers: Die beiden bekanntesten Maler dieser Zeit, Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865) und Friedrich von Amerling (1803–1887), sind in der kommenden Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts mit insgesamt fünf Werken stark vertreten. Mit der „Briefleserin“ lässt uns Waldmüller in ein kostbares großbürgerliches Interieur blicken. In meisterhafter Lichtregie bringt er die verschiedenen Stoffe zum Leuchten: Samtige Teppiche und üppige Blumenbouquets schaffen eine großzügige Atmosphäre. Der malerische Fokus des Bildes liegt jedoch auf dem strahlenden Seidenkleid der jungen Dame, in dessen tiefen Rockfalten sich das Licht fängt und die Farben des umgebenden Raumes reflektiert werden. Emotional dreht sich alles um den Brief: Das Gesicht der Empfängerin ist vor Freude und Aufregung gerötet, ihre Augen strahlen. Der Brief scheint wohl gute Nachricht zu überbringen. Angesichts der freudigen Reaktion der Dame lächelt die Dienerin im Hintergrund verschmitzt.

Das einfachere Interieur des Gemäldes „Kinderzärtlichkeit“ von 1863 gibt Waldmüller mit ebenso großer Beobachtungsgabe wieder wie den Salon der Brief­leserin. Den simplen Dielenboden und die schlichte Kleidung der Familie fängt er mit flüssigem Pinselstrich ein. Im Zentrum des Bildes steht ein alltäglicher liebevoller Moment zwischen einer Mutter und ihren zwei Kindern. Stürmisch schmiegt sich der ältere Bruder an sein Geschwisterchen, das die Mutter auf dem Schoß hält. Ein kleiner Veilchenstrauß steht in einem Wasserglas auf dem Tisch, vielleicht ein Geschenk des Knaben an seine Mutter. Bei diesem Gemälde handelt es sich um eine Variation des Sujets, das sein beliebtes Bild „Mutterglück“ zum Inhalt hat. Alle Werke Waldmüllers in der Auktion gehören seinem Spätwerk an, sie stammen aus der Phase nach seinem Konflikt 1857 mit der Wiener Akademie. In mehreren mutigen Veröffentlichungen hatte er sich für Reformen und mehr Mitbestimmung der Künstler im akademischen Betrieb ausgesprochen. Dabei war er wohl zu weit gegangen, er wurde „zwangspensioniert“. Daraufhin


AUCTION 29


AUCTION 30

Ferdinand Georg Waldmüller Kinderzärtlichkeit, 1863 Öl auf Holz, 47,5 x 38 cm Schätzwert € 140.000 – 180.000

AUKTION Gemälde des 1 9. J a h r h u n d e r t s 24. Oktober 2018

Information: Dimitra Reimüller und Christl Wolf Expertinnen für Gemälde des 19. Jahrhunder ts

zog sich Waldmüller nach Hinterbrühl bei Mödling zurück und wandte sich wieder verstärkt Genrebildern zu. Bildthemen des häuslichen Glücks und der Mutterliebe bildeten nun einen deutlichen Schwerpunkt seines Schaffens. In diesen überaus positiven Werken ist von seinen Schwierigkeiten nichts zu erahnen. 1864, ein Jahr vor seinem Tode, wurde er schließlich von Kaiser Franz Joseph I. rehabilitiert. Katharina Nordhofen ist Kunsthistorikerin in der Abteilung Gemälde des 19. Jahrhunderts im Dorotheum.


AUCTION

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I D E E N B R A U C H E N R A U M www.bai.at

Künstler zu „Ideen brauchen Raum” / Michail Michailov, Untitled#33 (from the series chameleon), 2017


Schifano gehörte mit Künstlern wie Franco Angeli und Tano Festa der „Scuola Romana“ an, die sich ganz der Kunst des Informel und damit dem Expressionismus verschrieben hatte. Schifanos Malweise wurde damit in Richtung des französischen Nouveau Réalisme gelenkt. Ab 1959 waren Werke Schifanos in Einzel- und Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt vertreten. Ein Highlight und einen Meilenstein in seiner Karriere stellte sicherlich die Teilnahme an der „New Realists“-Schau in der Sidney Janis Gallery in New York 1962 dar, wo seine Werke neben jenen internationaler Größen wie Andy Warhol oder Roy Lichtenstein präsentiert wurden. „ P o p A r t k a m s p ä t e r, m i t S i d n e y J a n i s ’ A u s s t e l l u n g ‚T h e N e w R e a l i s t s ‘ i m J a h r 1962 . Da waren Warhol, Rosenquist, Segal, Wesselmann und Lichtenstein vertreten, a b e r a u c h E u r o p ä e r w i e T i n g u e l y. U n d dann war da Mario Schifano, ein junger I t a l i e n e r a u s R o m , Tr a s t e v e r e , k e i n e 3 0 Jahre alt. Er repräsentierte die Avantgarde d e r z e i t g e n ö s s i s c h e n M a l e r e i .“ Plinio de Martis, römischer Galerist und Fotograf

AUKTION Zeitgenössische Kunst 2 7. N o v e m b e r 2 0 1 8

DER 1960ER

S

ein Lebensweg sollte Mario Schifano von Libyen bis nach New York führen, immer wieder aber stand Rom im Mittelpunkt, die „ewige Stadt“: 1934 im Nordwesten Libyens geboren, wurde Rom bereits in jungen Jahren zu Mario Schifanos neuer Heimat, der er bis zu seinem Tod 1998 treu blieb.

S TA R K E S T I M M E

Mario Schifano gilt als wichtiger Ver treter der it alienischen Pop Ar t und steht zweifellos repräsentativ für die Malerei der Avantgarde in den 1960er-Jahren. Für Werke des Künstlers kann das Dorotheum regelmäßig hohe Preise erzielen. Nun gelangt wieder e i n e A r b e i t a u s d e n 1960ern im Dorotheum zur Auktion.

Mario Schifano A la Balla (Diptychon), 1965 Emailfarbe und Graphit auf Leinwand, 152,5 x 203,5 cm Schätzwert € 150.000 – 250.000


AUCTION 33

„ M a r i o s H a u s w a r v o l l e r B ü c h e r, e r m o c h t e B ü c h e r. Er kaufte sie oder ließ sie sich schenken. Er hatte viele illustrierte Bücher über den Futurismus, daraus sind auch die Bilder mit den bewegten Schablonen nach der Art Ballas entstanden. Giacomo Balla war einige Jahre davor verstorben; er hatte in der V i a O s l a v i a i m r ö m i s c h e n S t a d t v i e r t e l P r a t i g e l e b t .“ M e m m o M a n c i n i , „ M e i s t e r d e r F a r b e n “. E r s c h u f d a s M a t e r i a l f ü r B a l t h u s , G i o r g i o d e C h i r i c o , R o b e r t R a u s c h e n b e r g , C y Tw o m b l y , Franco Angeli und Renato Guttuso.


AUCTION 34

Der Aufenthalt in New York und die Wirkung der amerikanischen Pop Art gingen nicht spurlos an Mario Schifano vorüber. Von da an verwendete er in seinen Arbeiten unter anderem Motive aus der Werbeindustrie und Elemente, die auf die Technisierung der Zivilisation anspielten. Zugleich erinnert sein Werk an Größen der Kunstgeschichte wie Piero della Francesca und Kasimir Malevich, Marcel Duchamp und Francis Picabia, Giacomo Balla und die Futuristen. „Mario sprach dauernd von Rauschenberg, Jasper Johns … Er träumte von Amerika. E i n e s Ta g e s s a g t e i c h z u i h m : ‚ M e i n e C o u s i n e l e b t i n N e w Yo r k …‘ W i r b e s c h l o s s e n h i n z u fahren. Das war im Dezember 1963; Präsident Kennedy war gerade erschossen worden. N a c h s e i n e r R ü c k k e h r a u s N e w Yo r k w u r d e Schifano in Rom zu einem zentralen Pol des mondänen Stadtlebens. Die mittleren Sechzigerjahre waren eine extrem kreative P h a s e . E r f e r t i g te A r b e i te n a n , d i e a l s Vo r reiter einer eigenständigen römischen oder gar europäischen Pop Art gelten konnten: Leonardo, die Hommagen an Giacomo Balla, die Peasaggi anemici, der Futurismo rivisitato wurden zu Paradigmen eines italienischen Zugangs zur neuen urbanen Landschaft. In jenen Jahren stand Schifano beim Galeristen Giorgio Marconi u n t e r V e r t r a g .“ Anita Pallenberg, Model, Schauspielerin und Modedesignerin aus Deutschland

Mario Schifano Incidente (Diptychon), 1963 Emailfarbe auf Papier auf Leinwand, 200 x 200 cm erzielter Preis € 446.800 (Rekordpreis, 2013)

Mario Schifano New York City, 1965 Mischtechnik mit Emailmalerei auf Leinwand (zweiteilig), 220 x 300 cm erzielter Preis € 360.000 (Rekordpreis, 2005)

Information: Alessandro Rizzi Experte für Moderne und Zeitgenössische Kunst


AUCTION

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DAME MIT GEHEIMNIS Anthonis van Dyck gilt als der bekannteste und einflussreichste Porträtmaler seiner Zeit. Sein „Bildnis einer Dame mit Papagei“ ist einer der Höhepunkte der Dorotheum-Auktion Alte Meister im Oktober und als Neuentdeckung eine kunsthistorische Sensation. Wer die Dargestellte tatsächlich ist, darüber lässt sich nur spekulieren.

D

as „Bildnis einer Dame mit Papagei“ stellt einen wichtigen Neuzugang zum Werkkorpus Anthonis van Dycks dar und ist auch wegen seiner Entstehungszeit von großer Bedeutung: Es wurde während des ersten Antwerpen-Aufenthalts van Dycks von etwa 1615 bis 1621 geschaffen. In dieser wichtigen künstlerischen Entwicklungsphase machte van Dyck sich mit einer auf Porträts spezialisierten Werkstatt selbstständig und arbeitete nebenbei für das Atelier des bedeutendsten europäischen Vertreters großformatiger Historienmalerei, Peter Paul Rubens. Möglicherweise erkannte der Meister Peter Paul Rubens das große Talent van Dycks und legte seinem Schützling das Genre Porträtmalerei ans Herz. Vermutlich öffnete Rubens dem aufstrebenden Künstler auch Zutritt zu seinem eigenen Netz potenter Kunden und ermöglichte ihm auf diese Weise, als Porträtist zu reüssieren. Zu van Dycks Auftraggebern zählten bald Königs- und Adelshäuser sowie betuchte Bürger von Rang und Namen aus Kontinentaleuropa und England. Bereits 1620 wurde er nach England eingeladen und war dort am Hof König Jakobs I. tätig. Von Oktober 1620 bis Februar 1621 blieb van Dyck in England, Ende 1621 brach er nach Italien auf, um sich dort sechs Jahre lang als Porträtmaler zu betätigen. Nach seiner Rückkehr nach Antwerpen im Juli 1627 wurde er Hofmaler in Brüssel und Den Haag. 1631 begab sich van Dyck auf Einladung König Karls I. abermals nach England, wo er bis zu seinem Tod in London überaus produktiv arbeitete. Im Jahr 1641 starb er als berühmtester und einflussreichster Porträtmaler seiner Zeit.

Information: Mark MacDonnell, Experte für Alte Meister

Das prächtige Gemälde „Bildnis einer Dame mit Papagei“ zeigt stilistisch eine große Nähe zu van Dycks Porträts der Isabella Brant und der Susanna Fourment mit Tochter. Auch in anderen Werken findet sich die für die Mode der 1620er-Jahre charakteristische Kombination von „Mühlsteinkrause“, Spitzenmanschetten, perlenbesetzter Kopfbedeckung und goldbesticktem Korsett, wie es die Dargestellte trägt. Bislang ist die Identität der Porträtierten mit Augen von unterschiedlicher Farbe ungeklärt. Die Ringe an den Händen lassen auf einen Gemahl schließen, von dem vermutlich ein Pendant existiert. Vielleicht ist das Gegenstück mit dem Gemahl auch zerstört worden oder verschollen. Das „Bildnis einer Dame mit Papagei“ stand einst im Besitz der historischen Arenberg-Sammlung; danach verliert sich seine Spur. Möglicherweise gehörte die Porträtierte dem Haus Arenberg an. Wir wissen, dass Anthonis van Dyck – wie sein Mentor Peter Paul Rubens – für die Familie Arbeiten anfertigte, allen voran für Albert de Ligne, Fürst von Arenberg und Barbançon. Rubens war als Knabe Page der Herzogin Margaretha de Ligne-Arenberg gewesen und pflog 1616, als der junge van Dyck bereits in seinen Diensten stand, engen Kontakt zu Philipp-Karl von Arenberg, Herzog von Aarschot. Derselbe Philipp-Karl von Arenberg heiratete 1620, fünf Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau, ein zweites Mal, und zwar Isabelle Claire de Berlaymont, Comtesse de Lalaing. Vielleicht gab er ja anlässlich dieser Verbindung dieses Bildnis beim jungen Anthonis van Dyck in Auftrag. Handelt es sich bei der Porträtierten um die frisch vermählte Comtesse? Wir können nur spekulieren …


AUCTION 37

AUKTION Alte Meister 23. Oktober 2018

Anthonis van Dyck Bildnis einer Dame mit einem Papagei Öl auf Holz, 121 x 88 cm Schätzwert € 400.000 – 600.000


DESIGNZEITREISE Wollte man eine Zeitreise durch die Designgeschichte seit Anfang des 20. Jahrhunderts machen, das Dorotheum wäre der r i c h t i g e O r t d a f ü r. I n s e i n e r H e r b s t - D e s i g n a u k t i o n w a r t e t e s m i t a u s g e wä h l t e n O b j e k t e n a u s v e r s c h i e d e n e n S a m m l u n g e n a u f. V O N M AT H I A S H A R N I S C H

om Bauhaus bis zu den Zeitgenossen: Die Dorotheum-Designauktion am 7. November 2018 präsentiert ein Panoptikum des modernen und aktuellen Designs.

V

Bestandteil der Auktion wird unter anderem der aus deutschem Privatbesitz stammende Prototyp des Bücherregals „This Mortal Coil“ von 1993 sein, das von Ron Arad Associates in limitierter Serie produziert wurde.

Da wären einmal Objekte Ron Arads, des 1951 in Tel Aviv geborenen Designers und Architekten. Er studierte an der staatlichen Bezalel Academy of Arts and Design und besuchte später die Architectural Association School of Architecture (AA) in London, die älteste unabhängige Architekturschule Großbritanniens. 1981 gründete er gemeinsam mit Caroline Thormann das Design- und Produktionsstudio One Off und 1989 Ron Arad Associates.

Das Bücherregal besteht aus einem gebogenen Stahlband, das schneckenförmig aufgerollt und mit Querverbindungen als Buchstützen versehen ist. „This Mortal Coil“ stammt aus jener Schaffensperiode Ron Arads, in der er vermehrt Beobachtungen und Erkenntnisse aus der Natur in seine Entwürfe einfließen ließ. In dieser Zeit entstanden auch die Chaiselongue „Beware of the Dog” und das Wandregal „Bookworm“. In ihrer Silhouette nehmen sie einen ähnlichen

Well Tempered Chair Entwurf Ron Arad, 1986 für Vitra Edition 1986–1993 Stahlblechbahnen, Flügelschrauben, Gummileisten ca. 80 x 98,5 x 80 x 48 cm Schätzwert € 9.000 – 12.000


AUCTION 39

Seltener, früher Stuhl Mod. Beugel Stoel / BEUGELSTOEL Entwurf Gerrit Thomas Rietveld, 1927 Ausführung Metz & Co Niederlande, um 1930 Schätzwert € 12.000 – 15.000

Grundgedanken auf, ohne dass dabei der Unikatcharakter von Arads Arbeiten verloren geht. Neben limitierten Editionen im Rahmen seiner Studioarbeiten sowie Skulpturen für den öffentlichen Raum entwarf und entwirft Ron Arad für weltbekannte Unternehmen wie Vitra, Fiam, Moroso, Alessi, Cappellini, Cassina, Magis, Kartell und WMF. Einer seiner frühen Serienproduktionen gehört auch der „Well Tempered Chair“ für Vitra an.

This Mortal Coil, Prototyp Bücherregal Entwurf Ron Arad, 1993 Konstruktion aus patiniertem Stahl ca. 260 x 170 x 33 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000

Im Segment Bauhaus sticht das seltene frühe Sitzmöbel „Beugel Stoel“ hervor, 1927 von Gerrit Thomas Rietveld entworfen. Das zur Auktion kommende Exemplar, in den 1930er-Jahren von der Firma Metz & Co ausgeführt, entstammt der Sammlung von Frank Müsers, der eine der ersten Galerien für Bauhaus-Objekte führte. Mit Alexander von Vegesack verfasste er das Standardwerk „Deutsche Stahlrohrmöbel“ (1993).

Weiters werden in der Designauktion im November Objekte aus der Sammlung des namhaften Wiener DesignhändlerPioniers Peter Teichgräber vertreten sein. Im Juni 2018 kam bereits der erste Teil der Kollektion mit Werken von Matteo Thun, Javier Mariscal und Ettore Sottsass als Vertretern der Gruppe Memphis Milano, mit Objektmöbeln von Wolfgang Laubersheimer und Werken von Paul Etienne Lincoln, Helmut Palla sowie Peter Weibel zur Versteigerung. Nun folgt Teil zwei der Teichgräber-Sammlung mit Objekten von Massimo Iosa Ghini, George J. Sowden, Andrea Branzi, Anna Anselmi und Mario Terzic. Krönenden Abschluss der November-Auktion bildet schließlich zeitgenössisches Design. Vertreten sind unter anderem Arbeiten von Gilbert Bretterbauer, Oskar Zieta, Luigi Colani, Patrick Rampelotto, Bernhard Hausegger, Eva Renée Nele Bode und Alfonzo Conzeta. Mathias Harnisch ist Design-Experte im Dorotheum.

AUKTION Design 7. N o v e m b e r 2 0 1 8


AUKTION Klassische Moderne 28. November 2018

Information: Alessandro Rizzi Experte für Moderne und Zeitgenössische Kunst

Pierre-Auguste Renoir Femme nue assise vue de trois-quarts, 1915–1919 Öl auf Leinwand, 31 x 26 cm Schätzwert € 170.000 – 220.000


AUCTION 41

LEBENS F RE UD E

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irft man den Blick auf Renoirs (1841–1919) Kunst, so spürt man deutlich den Esprit der Zeit, das Savoir-vivre, den Chic und Charme der französischen Damen und die Empfehlung Gustave Courbets, nach dem Leben und dem bewegten Modell zu malen. Renoir rückt das Private ins Öffentliche, macht persönliche Beziehungen, Begegnungen für den Betrachter erlebbar.

1841 wird Renoir in Limoges geboren, drei Jahre später zieht die Familie nach Paris, wo sein Sein als Künstler mit der Lehre zum Porzellanmaler seinen Anfang nimmt. Renoir wird als Kopist im Louvre zugelassen, studiert Fragonard, Boucher und Rubens – Glaubt man nicht den großen Maler in Renoirs Aktdarstellungen

Pierre-Auguste Renoir steht für Frankreich und dessen Kunst; seine Darstellungen, sein Blick und seine Bildauswahl prägen das Bild, das man heute vom Frankreich E n d e d e s 1 9. , A n fa n g d e s 2 0 . J a h r h u n d e r t s hat. Zwei Arbeiten Renoirs kommen am 28. November 2018 nun zur Auktion.

auch viel später immer wieder zu erkennen? – und wird schließlich in die École des Beaux-Arts aufgenommen, wo er Monet, Sisley und Bazille kennenlernt. Diese Freundschaften prägen die Kunst Pierre-Auguste Renoirs, die Freilichtmalerei im Wald von Fontainebleau, die Auswahl der Sujets, die Kunst, das Licht einzufangen, machen ihn zu einem Maler des Impressionismus. Die Bilder, die am 28. November 2018 zur Auktion gelangen, entstammen dem Spätwerk des Künstlers. Seine Kunst findet damals bereits allgemein Anerkennung, die Suche nach dem Paradies abseits des Alltags führt ihn in idyllische Landschaften. Die Schönheit dieser späten Gemälde ist von der Kraft der Farben geprägt; locker und offen führt er den Pinsel, lässt das Bild

VON MARIE-SOPHIE ENGEL im Licht erstrahlen. Die Arbeit „Golfe, mer, falaises vertes“ aus 1895 ist ein schönes Beispiel hierfür. Renoirs Aktdarstellungen bestechen durch ihre Natürlichkeit. Er lässt die Figur und ihre Umwelt eins werden, der aufgelöste Raum unterstreicht das Träumerische der Porträtierten. Die üppigen weiblichen Figuren, die an Göttinnen der Antike denken lassen, scheinen wie Traumbilder des von rheumatischen Gelenksentzündungen geplagten Künstlers, der versucht, abgemagert und mit verkrümmter Hand, das Leben in seiner Fülle bis zuletzt einzufangen. Marie-Sophie Engel ist Kunsthistorikerin im Dorotheum. Pierre-Auguste Renoir Golfe, mer, falaises vertes, 1895 Öl auf Leinwand, 27 x 40 cm Schätzwert € 120.000 – 160.000


39 Blumen, verschieden in Farbe, Größe und Form. Der wesentlichste Unterschied liegt aber im Zeitpunkt ihrer Blüte. Jan Brueghel II. fasst sie alle in einem Arrangement zusammen, das es so nicht geben kann … und das an Schönheit nicht zu überbieten ist. VON DAMIAN BRENNINKMEYER

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as Gemälde Jan Brueghels II. (1601–1678) zeigt ein Bouquet aus rund 40 verschiedenen prachtvollen Blumen. Ihre natürlich scheinende Zusammenstellung täuscht und muss auf den flämischen Betrachter des 17. Jahrhunderts befremdlich gewirkt haben, da die dargestellten Blumen nicht zur selben Zeit in Blüte standen. Vielmehr dürfte der Künstler sie aus etlichen im Jahresverlauf angefertigten Skizzen zum Abbild einer Wirklichkeit zusammengetragen haben, die so nicht existiert. Sie zusammen in einem Bouquet zu sehen, war aus botanischer Sicht unmöglich. Blumenstillleben dieser Art erfreuten sich im 17. Jahrhundert großer Beliebtheit, zeugen sie doch vom Anliegen der Botaniker, den schier unersättlichen Bedarf an neuen, farbenfrohen Blumenkombinationen durch den regen Handel mit Samen und Knollen zu stillen. In den 1630erJahren wurden für bestimmte Blumenarten Unsummen bezahlt; nicht selten kostete eine Tulpenzwiebel so viel wie ein herrschaftliches Haus in Amsterdam. Der glückliche Besitzer dieses Brueghel’schen Stilllebens sollte sich das ganze Jahr über am Anblick der Farbenpracht erfreuen, während die echten Blumen längst verwelkt waren. Damian Brenninkmeyer ist Experte für Alte Meister im Dorotheum.

Jan Brueghel II. Blumenarrangement in einem Korb mit Tazza Öl auf Holz, 59 x 86,5 cm Schätzwert € 180.000 – 250.000

AUKTION Alte Meister 23. Oktober 2018


UNMÖGLICH

1 ROTE GARTENNELKE 2 ZWEIFARBIGE GARTENNELKE 3 ZWEIFARBIGE GARTENNELKE 4 APOTHEKER-ROSE 5 WEISSE PARKROSE 6 MAIGLÖCKCHEN 7 GELBE ROSE 8 PFEIFENSTRAUCH 9 STERN-ANEMONE 10 GEMEINE WEGWARTE 11 RINGELBLUME 12 ALBA-ROSE 13 ECHTER JASMIN 14 BLAUSTERN 15 STERNANEMONE 16 ACKER-GLADIOLE 17 KLEINES IMMERGRÜN 18 ARMENISCHE TULPE 19 KRONEN-ANEMONE 20 ORANGENB LÜ T E 2 1 KO R N B LU M E 2 2 F E U E R L I L I E 2 3 G A R T E N N E L K E 24 SILBERBLÄTTER 25 ROSE 26 BARTNELKE 27 SOMMERKNOTEN-BLUME 28 FLIEDER 29 SCHWARZKÜMMEL 30 ROSMARIN 31 BORAGE 32 WILDES STIEFMÜTTERCHEN 33 BRENNENDE LIEBE 34 ROTE GARTENNELKE 35 LEVKOJE 36 VERGISSMEINNICHT 3 7 K A R TÄ U S E R N E L K E 38 WEINROSE 39 FRANZÖSISCHES LEIMKRAUT 40 MOSCHUSBOCK

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AUCTION 44

Fernando Botero Stillleben, 1998 Öl auf Leinwand, 36,5 x 49,5 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000

I M FA R B R AU S C H Die Materie ausweiten, sich aus dem eigenen inneren Drang heraus einer Vorstellung nähern – so lässt sich das Werk Fernando Boteros beschreiben. Die Arbeiten des Künstlers muten monumental in Form und Farbigkeit an. Drei davon kommen im November zur Auktion.

AUKTION Klassische Moderne 28. November 2018

VON ALESSANDRO RIZZI UND A N S P E R TO R A D I C E F O S S AT I


AUCTION 45

Fernando Botero Rauchender Mann, 1998 Öl auf Leinwand, 39,5 x 31 cm Schätzwert € 70.000 – 100.000

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as Werk des Malers Fernando Botero (* 1932) packt uns im wahrsten Sinne mit seinen feisten Händen und nimmt uns auf eine Reise mit, die den intimsten Bereich der buchstäblich keine Grenzen kennenden Farbe offenbart. Er gibt damit seine Prägung durch die venezianische RenaissanceMalerei preis, die den jungen Künstler auf seiner ersten Reise durch Europa – als er die Kunst der Antike erstmals mit eigenen Augen erblickte – tief beeindruckt hat. Gerade in Italien finden sich jene Einflüsse, die Boteros grundlegende Abstraktion wesentlich bestimmen: klare, leicht zu ergründende Kompositionen, die sich möglicherweise von Piero ableiten; zarte, zurückhaltende Farbtöne; Paletten mit wenigen Farben, die einheitliche Felder ohne Konturen ausfüllen … alles Ingredienzen einer monumental anmutenden Malerei mit intensiver visueller Wirkkraft.

In Mexiko hingegen beginnt der Künstler mit der Ausdehnung der Formen und Volumen in seinen Gemälden (und schließlich in seinen Skulpturen) zu experimentieren. Er entwickelt jenen unverwechselbaren Stil, der die – oft direkt dem klassischen Repertoire entnommenen – Figuren verzerrt, und spielt mit den Formveränderungen der Welt, wie Kinder sie sehen: groß, distanziert, plump. Die beiden Porträts, die am 27. November 2018 zur Versteigerung gelangen, lassen vor allem Monumentalität und emotionale Distanz erkennen, eine tranceartige Entrückung, frei von Gedanken, benommen und verwirrt, wie sich die Figuren des Künstlers stets zeigen. Ein wiederkehrendes Thema in Boteros Poetik ist auch das Stillleben, wie er selbst 2010 nach einer der Bildhauerei und den Aquarellen gewidmeten Phase erklärte: „Nach all dem komme ich immer wieder auf die einfachsten Dinge zurück: Stillleben.“ Selbige erweisen sich als Schlüssel für den Künstler, der sich selbst als „den kolumbianischsten der kolumbianischen Künstler“ bezeichnete. Die Farbpalette gibt indes die Richtung für eine bevorzugte Ausdrucksweise an, während die Proportionen neue Wege der Verzerrung und Wiederentdeckung zulassen.

Fernando Botero Society Lady, 2000 Öl auf Leinwand, 33 x 28,5 cm Schätzwert € 70.000 – 100.000

Alessandro Rizzi ist Experte für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst im Dorotheum. Ansperto Radice Fossati ist Student der Kunstgeschichte in Mailand.


DOROTHEUM 46

Ob Fitness-Studios oder In-Lokale, Basketball oder Boxen, London oder Miami: Joe Fournier legt in a l l e m u n t e r n e h m e r i s c h e L e i d e n s c h a f t a n d e n Ta g – auch als Sammler zeitgenössischer Kunst. V O N C O N S TA N Z E W E R N E R

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Foto: Dan Fontanelli

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HERZENSANGELEGENHEIT Blick vom Balkon auf „seine“ Stadt: Selfmade-Multimillionär Joe Fournier vor der Skyline von London


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o r o t h e u m my A RT M AG A Z I N E : Sie haben immer wieder das Metier ge we c h s e l t u n d s i n d s te t s i n k ü r z e s te r Ze i t z u m E r f o l g ge ko m m e n . W i e w u r d e n S i e Ku n s t s a m m l e r ? Joe Fournier: Meine Ex-Freundin liebt Kunst und hat sich selbst als Künstlerin versucht. Einmal ist sie vorbeigekommen und hat mir ein Bild gemalt. Ich fand das super, weil ich noch nie von jemandem ein Bild bekommen hatte. Das Ergebnis war richtig gut. Vielleicht nicht Spitzenklasse, aber es hat sich fein an der Wand gemacht. Ein paar Jahre später sind wir nach Venedig und haben dort auch das Guggenheim besucht. Ich dachte immer, Kunst kostet Fantastillionen und ich würde nie in der Kunst-Liga spielen. Aber ich fand Gefallen an den Bildern und hab mir insgeheim eines ausgesucht, dann noch eines … Dann hab ich die Künstler gegoogelt, mir die Preise angesehen, und da wurde mir klar: Moment mal, da geht was!

Wa r u m a u s g e r e c h n e t A i We i w e i ? Mir gefällt an Ai Weiwei seine eigene Geschichte: dass er verfolgt wurde, dass ihm seine Arbeit möglichst schwer gemacht wurde und er trotzdem, nein, gerade deshalb seine Ziele erreicht hat. Man wird ein Leben lang aus der Bahn geworfen – von Menschen, Gefühlen, gewissen Substanzen, von allem Möglichen. Aber wenn du mental und physisch stark bleibst, schaffst du es trotzdem. Ich hab meine Ziele immer erreicht, und das sicher nicht, weil ich so talentiert bin. Ich hab ein wenig Glück gehabt –

© Getty Images Sport

Wann haben Sie beschlossen, eine Sammlung daraus zu machen? Irgendwann hab ich in Großbritannien bei einem Deal viel Geld gemacht und überlegt, wie ich sie investieren soll. Hotels und Grundstücke hatte ich schon, Immobilien waren also uninteressant. Da fragte mich ein Freund: Warum nicht in Kunst investieren? Wir kannten uns seit fünf Jahren, ich

wusste auch, dass er Kunsthändler war, aber wir hatten nie über Kunst gesprochen; ich hatte mich nicht dafür interessiert. Er schlug vor, zum Einstieg ein paar Arbeiten für mich auszusuchen. Er bekam ein Budget von mir und hat es verwendet – für einen Ai Weiwei, um genau zu sein, mit dem ich sehr happy war. Damals lief es gerade nicht so gut mit der Freundin, die mich zur Kunst gebracht hatte. Ich kaufte das große Herz von Damien Hirst, das mit den Schmetterlingen, und schenkte es ihr, nach dem Motto: Gib jemandem ein Bild um eine Million Pfund und du wirst geliebt. Falsch gedacht. Diese Lektion hat mich eine Million gekostet, aber wenigstens hat sie das Bild dagelassen. Ich habe es übrigens noch. Jedenfalls war Kunst für mich auch eine Herzensangelegenheit. Seit damals wird nach jedem Geschäftsdeal meine Sammlung vergrößert.

Wenn er etwas anpackt, dann zu 100 Prozent: Joe Fournier in einem Boxkampf, Gewichtsklasse Halbschwergewicht

Ein Favorit aus Fourniers Sammlung von dessen Lieblingskünstler Ai Weiwei: „Überwachungskamera“ aus Marmor, 2015


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Reproduktion, produktiv: Andy Warhols „Marilyn“

S i e b e s i t z e n We r ke vo n Kü n s t l e r n e r s t e n R a n ge s . N e n n e n S i e u n s e i n p a a r ? Ich habe Arbeiten von Damien Hirst, ein paar Warhols … aber die Ai Weiweis sind mir die liebsten. Seine „Überwachungskamera“ aus Marmor ist großartig! Irgendwie hab ich einen Bezug zu seinen Sachen – anders, als wenn ich etwa ins Van Gogh Museum gehe: Ja, es war toll, Van Gogh war sicher unglaublich begabt, ein Ausnahmekünstler, aber ich bin mir nicht sicher, ob seine Arbeiten zur heutigen Zeit passen. Ich brauche etwas, mit dem ich mich identifizieren kann. Das war auch der Grund, warum ich mich überhaupt für Kunst interessiert habe. Ich muss nicht um jeden Preis Kunst kaufen. Wenn es passt, dann passt es. Ich verkaufe auch nur, wenn

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dafür danke ich Gott –, aber ich arbeite auch hart, verdammt hart. Ich schlafe nur vier Stunden. Keines meiner Projekte ist auf Anhieb rund gelaufen. Ich feile immer weiter daran, bis es klappt. Das verbindet mich mit Ai Weiwei.

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Eine „Ein-Million-Pfund-Lektion“, sagt Joe Fournier: „Edith“ von Damien Hirst, 2008/2009 (Detail)

der Preis stimmt. Ich bin und bleibe Unternehmer. Ich kaufe Sachen und sammle sie. Das meiste davon sollen meine Kinder bekommen, wenn ich einmal welche habe. Schließlich soll etwas von mir bleiben. S e h e n S i e d a s S a m m e l n vo n Ku n s t a u c h a l s I n ve s t i t i o n ? Nein, mir ist es nie darum gegangen, Geld damit zu machen; ich weiß auch nicht, ob das geht. Kunst ist mir zu wenig liquid, um als Anlage zu taugen.


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H a b e n S i e s c h o n e i n i ge d e r Kü n s t l e r p e r s ö n l i c h ge t r o f f e n ? Ich habe Ai Weiwei kennengelernt. Ein tolles Treffen, aber leider nur sehr kurz. Ich lebe das halbe Jahr über in Miami und bin dort mit vielen interessanten Künstlern befreundet. Ich besitze zwar keine Werke von ihnen, habe aber großen Respekt vor ihrer Arbeit. Ich lasse die Dinge einfach auf mich zukommen, wie es meine Art ist. Wann immer ich etwas erzwingen wollte, ist es in die Hose gegangen, ob privat oder geschäftlich. Wa s i s t d e r z e i t I h r e g r ö ßte Le i d e n s c h a f t ? Im Moment wahrscheinlich die Familie. Ich bin Single, aber die Familiengründung steht ganz oben auf meiner Liste. Wenn du von deinem 13. Lebensjahr an nur rackerst wie ich, nimmt die Arbeit irgendwann überhand. Im Geschäftsleben gibt es nur ein Ziel: noch mehr Geld scheffeln. Aber Geld wird nie glücklich machen. Wenn ich heute 100.000 Pfund in den Sand setze, ist das kein großes Drama, und doch wär’ ich am Boden zerstört. So ist es immer, wenn ich Geld verliere. Letzte Woche zum Beispiel hab ich 10.000 beim Pokern verbraten. Wenn ich bei einem Deal eine Million verdiene, bin ich happy, aber bei Weitem nicht so happy, wie ich sauer bin, wenn ich zehn Riesen verliere. Alles ist relativ: Du verlierst ein wenig Kohle und bist fix und fertig; du verdienst ein Vermögen und bringst es vielleicht zur Bank. Du kaufst Autos, ein Haus, und was dann? Eine Familie relativiert das alles, und das steht bei mir als nächstes auf dem Plan.

S i e a r b e i t e n s o l a n g e i n te n s i v a n I h r e n P r o j e k t e n , b i s S i e E r f o l g h a b e n . Wa s i s t Ihr Geheimnis? Ich sage immer, dass ich nicht der Talentierteste bin, und das stimmt auch. Es ist ein bisschen wie mit dem Kunstsammeln – auch das ist mir eher in den Schoß gefallen. Überhaupt scheint mir meine Ausstrahlung Glück zu bringen. Ich mache zehn und geb’ drei davon her; anderen helfe ich dabei, zehn einzufahren. Ich war schon als Kind so. Ich bin immer mehr als spendabel zu anderen, deshalb umgibt mich ein super Karma – und das hat mir wiederum viel Glück gebracht (klopf auf Holz!). Aber ich arbeite auch extrem viel. Ich hasse es zu verlieren; ich brauche den Wettkampf. Wie läuft das Sammeln bei Ihnen ab? Ich kaufe sukzessive. Wenn mich etwas anspricht – zum Beispiel im Dorotheum –, kann es leicht sein, dass ich es für die Sammlung haben will. Aber alles zu seiner Zeit. Ich erzwinge nichts, fliege nicht extra nach China oder Tokio, um bei einer Veranstaltung eine Arbeit zu kaufen. Sie muss mich anspringen, wenn ich daran vorbeigehe. S i n d S i e i n d e r Ku n s t s z e n e a k t i v, g e h e n S i e z u Ve r a n s t a l t u n g e n , Ve r n i s s a g e n o d e r Ku n s t p a r t y s ? Lassen Sie mich ein Beispiel geben, das nichts mit Kunst zu tun hat: Ich konnte Yoga nie leiden – und das wegen der Leute, die sich Yogis nennen, nur weil sie einmal die Woche Yoga machen. Ich steh auf Yoga als Workout, aber ich will nicht dauernd „ommmmm“ brummen und so tun, als wär ich Yoga-Buddhist. Mit der Kunst ist es ähnlich: Wenn man in Galerien geht oder zu Auktionen, muss man auf Künstler machen. Das liegt mir nicht. Ich bin Sportler und Geschäftsmann. Ich bin ungehobelt und martialisch, das Gegenteil eines Kunstmenschen. Deshalb bin ich bei solchen Veranstaltungen auch immer fehl am Platz und nach fünf Minuten gelangweilt. Sie sollten als nächstes ein Buch schreiben … Das haben schon viele zu mir gesagt. Aber das Buch gilt es vorher zu füllen. Ich werde entweder Premierminister oder gehe bankrott; wir werden’s bald wissen. Für Kompromisse bin ich jedenfalls nicht zu haben.

„Kunst muss mich anspringen, wenn ich daran vorbeigehe“: „It’s Not A Laptop“ von Keith Haring, 1985, aus der Sammlung von Joe Fournier

Constanze Werner ist Leiterin des International Client Advisory Service des Dorotheum.


DOROTHEUM 51

Joe Fournier i s t e i n b r i t i s c h e r G e s c h ä f t s m a n n u n d M u l t i m i l l i o n ä r, p r o f e s s i o n e l l e r B o x e r, T V - S t a r, I n h a b e r v o n S z e n e l o k a l e n – u n d a u c h K u n s t s a m m l e r. G e b o r e n i n L o n d o n , ü b e r s i e d e l t e e r m i t s e i n e n Eltern später für einige prägende Jahre nach Monaco. Nach

Mit Messer auf Leder geritzt: Mark Evans, „100 Yen“, 2016

deren Scheidung lebte Fournier mit seiner Mutter in überaus b e s c h e i d e n e n V e r h ä l t n i s s e n i m L o n d o n e r S t a d t t e i l H o u n s l o w. Schon früh begeisterte er sich für Sport. In der Schule begann er mit Basketball, wurde in das englische Nationalteam berufen, das er 43 Mal als Kapitän anführte. In Hounslow eröffnete Fournier ein Fitnessstudio, mit dem er ebenso Furore machte w i e m i t d e m B u c h „T h e R e d C a r p e t W o r k o u t “. C e l e b r i t i e s w i e Gwyneth Paltrow und Paris Hilton zählten zu seinen Kunden. 2012 verkaufte Fournier seine Firma. Er eröffnete Clublokale, unter anderem The Rose Club, Streaky Gin, Bonbonniere London und jüngst Bonbonniere Mykonos. 2015 startete Fournier eine professionelle Boxerkarriere. Laut WBA ist er aktuell der elftbeste Sportler der Gewichtsklasse Halbschwergewicht.

betreibt, steht vielfach im Rampenlicht, unter anderem als

Foto: Dan Fontanelli

G a s t g e b e r i m b r i t i s c h e n T V.

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tigkeitsvereine unterstützt und die Joe Fournier Foundation

FOURNIER

Der auf Social Media hochaktive 35-Jährige, der viele Wohltä-


FAVOURITE 52

BILDSCHÖN FAVOURITE Schon immer galt es sich zu schmücken: Schmuck als Zeichen der Stellung und des Ranges, Schmuck zur Dekoration, als Wertanlage, als Erinnerung. Im Bild festgehalten, lässt sich seine symbolische Bedeutung vermitteln und bleibt so erhalten. Gewähren uns heute Hochglanzmagazine und T V-Reportagen Einblick in die Schmuckkästchen der Reichen und Schönen, tat das über Jahrhunderte die Porträtmalerei. Juwelen-Expertin Astrid Fialka-Herics und Alexander Strasoldo, Experte für G e m ä l d e A l t e r M e i s t e r, b e l e u c h t e n g e m e i n s a m B i l d e r u n d d a z u passende Juwelen, die im Herbst zur Auktion kommen. VON ASTRID FIALKA-HERICS UND ALEXANDER STRASOLDO

Brillant-KulturperlenOhrclipgehänge Schätzwert € 4.500 – 5.500 Auktion Juwelen 24. Oktober 2018

A U F G E P E R LT

AUKTION Juwelen 24. Oktober 2018 2 9. N ove m b e r 2 0 1 8 Pietro Antonio Rotari Porträt einer jungen Dame Öl auf Leinwand auf Panel, 45 x 35 cm erzielter Preis € 62.500

ALEXANDER STRASOLDO: Der St. Petersburger Hofmaler Pietro Antonio Rotari (1707–1762), bekannt für seine Serien von Darstellungen sehr junger attraktiver Frauen, schmückte seine tief dekolletierte, lasziv blickende Schöne mit einem matt schimmernden und mit einem Glanzlicht versehenen tropfenförmigen Perlohrring. Dessen Kostbarkeit setzt einen starken Akzent neben dem porzellanhaft glatten Kolorit von Gesicht und Büste. Eine rote, diamantbesetzte Masche wird zu einem wichtigen Bestandteil der Komposition.

ASTRID FIALKA-HERICS: In kunstvolle Juwelen gefasste Steine zieren das Antlitz adeliger Damen oder umschmeicheln als Symbol ewiger Jugend und Schönheit die Trägerin. Insbesondere Perlen gelten seit der Antike als Inbegriff weiblicher Anmut und Vollkommenheit. Nicht zuletzt wegen ihres zauberhaften Glanzes ist die Perle Gegenstand unzähliger Mythen und Legenden, die Kleopatra und die Königin von Saba mit realen Königinnen der Geschichte und deren Liebe zu Perlen verbinden. Ob in Tropfenform zu prächtigen Ohrgehängen verarbeitet oder zu einem schlichten Collier geknüpft: Perlen sind absolute Klassiker!


Philibert Torret, gen. Il Narcisso Porträt der Kurfürstin Henriette Adelheid von Savoyen Öl auf Leinwand, 96 x 77 cm erzielter Preis € 23.213

ALEXANDER STRASOLDO: Auf Philibert Torrets (1600–1669) elegantem Bildnis Prinzessin Henriette Adelaides von Savoyen (1636–1676), der späteren Kurfürstin von Bayern, trägt die Dargestellte ihrem Rang entsprechend Haarschmuck, eine Perlenkette, kostbare Ohrgehänge und einen Brustschmuck aus Perlen und Diamanten. Der Schmuck und emblematische Elemente wie die Rose sind feste Bestandteile barocker Porträtkunst, die von den Hofmalern immer wieder eingesetzt wurden. ASTRID FIALKA-HERICS: Mag es ihr kalter Glanz, das besonders harte Material oder die schwierige Förderung aus den Tiefen der Erde sein: Diamanten faszinieren! Bis ins 19. Jahrhundert wurden kleinere Steine vorwiegend zu schlichten Rauten und Rosetten geschliffen. Mit den technischen Möglichkeiten änderten sich auch die Schliffarten: Unterschiedliche Formen mit immer mehr Facetten rückten die wahre Stärke des Diamanten in den Vordergrund – sein intensives Leuchten! Über alle Stilepochen hinweg erfreuten sich vor allem Ohrringe mit Diamanten großer Beliebtheit. Funkelnder Höhepunkt sind die, ab dem 18. Jahrhundert modernen, Chandelier- oder GirandoleOhrgehänge, die an mehrarmige Kronleuchter erinnern. Bis heute werden sie gerne bei festlichen Veranstaltungen getragen, bringt doch das einfallende Licht durch die Bewegung der Trägerin die Facetten des Diamanten besonders zum Glitzern. Silber-, später Platin- und Weißgoldfassungen unterstreichen den Farbglanz. Diamanten demonstrieren aber auch Reichtum und Macht: Keine herrschaftliche Insignie kommt ohne sie aus!

AltschliffbrillantOhrringe zus. ca. 10 ct Schätzwert € 30.000 – 40.000 Auktion Juwelen 24. Oktober 2018

ZURECHT GESCHLIFFEN Ravasco-Diamantohrringe zus. ca. 12 ct Schätzwert € 30.000 – 50.000 Auktion Juwelen 24. Oktober 2018


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Peter Krafft Porträt der Anna Obermayer, um 1819 Öl auf Leinwand, 81,5 x 65,5 cm erzielter Preis € 4.445

ALEXANDER STRASOLDO: Peter Krafft (1780–1856) porträtierte hier eine Dame aus gehobenen bürgerlichen Kreisen namens Anna Obermayer. Sie ist reich gekleidet, trägt dezenten, aber kostbaren Schmuck und gehört ganz offenbar zu einer wohlhabenden Familie. Goldschmuck war in dieser Zeit nicht mehr nur dem Adel vorbehalten, auch nichtadelige Damen trugen ihn, ihrer gesellschaftlichen und finanziellen Position entsprechend. Beliebt waren Halsketten mit angehängten Kreuzen, mehr und mehr ein modisches Accessoire. ASTRID FIALKA-HERICS: Ab dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts griff man bei der Schmuckherstellung nicht nur auf alte Goldschmiedetechniken wie die Filigranarbeit zurück, sondern auch auf seit der Antike bekannte Steine, die dem Diamanten im Wert deutlich unterlegen sind. Lapislazuli findet sich neben Perlen, Topas, Smaragd oder Rubin neben Amethyst und Peridot. Mittels feinen Golddrahtes (Cantille-Technik) wurden die oft dünnen, gepressten Schmuckstücke spielerisch verziert oder leicht und luftig verarbeitet. Sie wirken besonders dekorativ und sind dank ihres geringen Gewichtes angenehm zu tragen.

GAR NICHT BIEDER

Topas-Kreuzanhänger Schätzwert € 1.000 – 1.400 Auktion Juwelen 24. Oktober 2018


FAVOURITE 55

PerlenAltschliffdiamant-Brosche Schätzwert € 2.000 – 3.000 Auktion Juwelen 29. November 2018 A. E. Köchert Teile / Broschen eines kaiserlichen Hochzeitsdiadems Diamanten zus. ca. 40 ct Schätzwert € 60.000 – 120.000 Auktion Juwelen 24. Oktober 2018

BROSCHEN UND SCHLEIFEN ALEXANDER STRASOLDO: Das Porträt der Königin Maria Anna von Spanien (1634–1696) zeigt, dass auch die Darstellung fürstlicher Damen im Jagdkostüm nicht ohne reichen Schmuck auskam. Sie trägt kostbaren Brust- und Armschmuck, der offenbar zur Darstellung ihres Status unverzichtbar war. Die Jagd war in allen europäischen Residenzen wichtiger Bestandteil des höfischen Lebens und vor allem am spanischen Hof höchst zeremoniell durchorganisiert.

Spanischer Hofmaler, 17. Jh. Porträt von Maria Anna von Spanien im Jagdkostüm, um 1656 Öl auf Leinwand, 206 x 108 cm erzielter Preis € 16.800

ASTRID FIALKA-HERICS: Diamanten zieren nicht nur Kronen und einfache Diademe. Oft lassen sich diese mit einigen Handgriffen zu Broschen oder Colliers umarbeiten und eröffnen so mehrere Tragemöglichkeiten. Als Motive sind dabei Schleifen und Maschen besonders beliebt. Astrid Fialka-Herics ist Leiterin der Abteilung Uhren und Juwelen, Expertin für Juwelen, Juristin und gelernte Goldschmiedin. Alexander Strasoldo ist Experte für Gemälde Alter Meister im Dorotheum.


MY CHOICE Dorotheum-Experten über ihre Lieblingsobjekte aus kommenden Auktionen

Theaster Gates Conqueror, 2015 Holz, glasierter Ton und Metall 258,5 x 27 x 27 Schätzwert € 60.000 – 80.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 27. November 2018

H A LT U N G „T h e a s t e r G a t e s g e h ö r t m i t s e i n e r g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e n k ü n s t l e r i s c h e n Praxis zu den wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Kunst. Er arbeitet in unterschiedlichsten Disziplinen von Raumentwicklung, Objektkunst, Skulptur und Malerei, Performance und Musik, wobei es ihm stets um die Verbindung von Kunst und Gesellschaf t und die kritische Inter vention und Veränderung derselben geht . In dieser mehr als zweieinhalb Meter hohen Arbeit, die ebenfalls aus der Ausstellung in der White Cube Gallery stammt, nimmt Gates Bezug auf Constantin Brâncuși, der mit seiner Endlosen Säule reine Formen, totemistische Stammeskunst und symbolische Zentralität beschwörte - und mit einem Werk der Freiheit und Hoffnung eine spirituelle Wiederbelebung, eine Rückkehr zu höheren metaphysischen Kategorien andeutete. Wichtig sind diese Themen auch für Gates, der die modulare Wiederholung der Form mit seinem Conqueror - einem primitiven und neutralen Gipfel der m e n s c h l i c h e n F i g u r - a b s c h l i e ß t .“ A L E S S A N D R O R I Z Z I


CHOICE 57

Maria Lassnig „Blasse Hockende“, 1972 Öl auf Leinwand, 130 x 112 cm Schätzwert € 130.000 – 250.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 27. November 2018


CHOICE 58

Karl Hagenauer großer Spiegel mit figural durchbrochenem Rahmen Entwurf: um 1930 Ausführung: Werkstätten Hagenauer Wien bis Mitte der 1970er Jahre, Messing, 59,3 x 47,9 cm Schätzwert € 12.000 – 15.000 Auktion Jugendstil, 12. Dezember 2018

Wenn der Kunsthistoriker Otto Breicha über die Brüder Franz und Karl Hagenauer 1974 r e s ü m i e r t : „ S i e w a r e n D e s i g n e r, e h e n o c h d i e s e r B e g r i f f e r f u n d e n w o r d e n w a r “, e r k e n n t er den enorm avancierten Anspruch und die künstlerischen Umsetzungen der Werkstätte Hagenauer in ihrer frühen Zeit. Der figural und ornamental durchbrochene Spiegel von K a r l H a g e n a u e r, d e r a b d e n f r ü h e n 1 9 3 0 e r Jahren bis Mitte der 1970er ausgeführt wurde, überzeugt nicht nur durch seine sorgfältige Ausführung in vernickeltem Messing, auch verführt er sowohl zum optischen „ Abtasten“ a l s a u c h z u m h a p t i s c h e n „ A n f a s s e n “.

Caspar Gras (1585–1674) zugeschrieben Reiterstatuette Kaiser Leopold I. Bronze, Gesamthöhe 47,5 cm, 2. H. 17. Jh. Schätzwert € 70.000 – 140.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

Die moderne Formensprache der Motive ist enorm: Elegante Figuren bewegen sich in gewollter Asymmetrie zwischen geometrischen Naturmotiven und stilisierten Tieren. E i n l e b h a f te s D u rc h d r i n ge n u n d Ve r s c h m e l z e n von Art-déco-Formen und New Modernism entlässt den Rahmen in den Wohnbereich. Nicht zu vergessen: In der Mitte, im strengen Rechteck des Spiegels, können wir alles im Auge behalten … M AG DA P FA B I G A N


CHOICE 59

Agostino Bonalumi Rosso (Red), 1973 Geformte Leinwand und Vinyl Tempera, 151,5 x 114 cm Schätzwert € 90.000 – 120.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 27. November 2018

DRITTE DIMENSION

Alberto Burri Nero Cellotex, 1991 Acryl und Vinavil auf Cellotex 54 x 74 cm Schätzwert € 150.000 – 200.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 27. November 2018


CHOICE 60

Otto Friedrich „Tänzerin“, 1908 Öl auf Leinwand, 180 x 140 cm Schätzwert EUR 40.000 – 60.000 Auktion Klassische Moderne, 28. November 2018

Giorgio de Chirico Oreste e Pilade, 1966 Öl auf Leinwand, 40 x 30 cm Schätzwert € 140.000 – 180.000 Auktion Klassische Moderne 28. November 2018

Bernard Buffet Annabel en torero assise, 1986 Öl auf Leinwand, 130 x 90 cm Schätzwert € 130.000 – 180.000 Auktion Klassische Moderne 28. November 2018


CHOICE 61

Alexej von Jawlensky Oliven, Mauer, Wind, 1907 Öl auf Leinwand 49,7 x 52,7 cm Schätzwert € 180.000 – 250.000 Auktion Klassische Moderne 28. November 2018

BILD W E LT E N

Henri Rousseau Paysage Champêtre avec Cours d’Eau Pêcheur et Promeneurs, ca. 1875-1880 Öl auf Leinwand, 37,9 x 45,8 cm Schätzwert € 120.000 – 180.000 Auktion Klassische Moderne 28. November 2018


CHOICE 62

Anselm Kiefer Nascita di Venere, 2012 Aquarell, Bleistift auf Velinpapier (in 2 Teilen), 61 x 50 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 27. November 2018

Hans Hartung T1989-U22, 1989 Acryl auf Leinwand 162 x 130 cm Schätzwert € 85.000 – 125.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 27. November 2018

Heimo Zobernig Ohne Titel, 2001, Acryl auf Leinwand, 100 x 89,2 cm, Schätzwert € 30.000 – 45.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 27. November 2018


CHOICE 63

Otto Muehl „Stilleben“, 1987 Acryl auf Leinwand, 90 x 90 cm Schätzwert € 25.000 – 35.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 27. November 2018

Markus Lüpertz Der heilige Franziskus verhindert die Vernichtung der Ratten 1987, Öl, Gips, Kreide auf Wellpappe auf Holz, 241 x 157 cm Schätzwert € 40.000 – 60.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 27. November 2018

Bernar Venet 84 Arcs/ Disorder (12 Elemente), 2013 Walzstahl, jedes ca. 28 x 33,5 x 13 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 27. November 2018


CHOICE 6 4 Kippenberger Martin ohne Titel, 1987 Collage, Acryl, Plexiglas, Karton auf Holz, 80 x 40 cm Schätzwert € 90.000 – 150.000 Auktion Zeitgenössiche Kunst 27. November 2018

Alex Katz Peonie Incarnation II, Peony Incarnation II, Pansy with Aqua, Pansies (3 Teile), Öl auf Karton, je 22,9 x 30,5 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 27. November 2018

1965 Lancia Flaminia Super Sport Zagato Schätzwert € 340.000 – 420.000 Auktion Klassische Fahrzeuge 20. Oktober 2018


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Günther Uecker Poesie der Destruktion, 1984 Holz, Leinwand, Nägel, Farbe 61 x 61 x 14 cm Schätzwert € 160.000 – 240.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 27. November 2018

AUF DER SPUR


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ROMANZEN

Das Diadem wurde im Auftrag der Erzherzogin M a r i e Va l e r i e vo n Ö s te r re i c h a n l ä s s l i c h d e r H o c h z e i t i h r e r To c h t e r E r z h e r z o g i n H e d w i g m i t Bernhard Graf zu Stolberg-Stolberg angefertigt. E s i s t i n s i e b e n B r o s c h e n t e i l b a r.

A. E. Köchert Kaiserliches Hochzeitsdiadem Diamanten zus. ca. 40 ct Schätzwert € 60.000 – 120.000 Auktion Juwelen, 24. Oktober 2018

Altschliffbrillant-Collier zus. ca. 19 ct, Arbeit um 1900 Schätzwert € 15.000 – 20.000 Auktion Juwelen, 24. Oktober 2018

Altschliffbrillant-Ohrringe zus. ca. 10 ct, Arbeit 1. Drittel 20. Jh. Schätzwert € 30.000 – 40.000 Auktion Juwelen, 24. Oktober 2018

Altschliffdiamant-Armband zus. ca. 14 ct, Arbeit 1. Hälfte 20. Jh. Schätzwert € 10.000 – 13.000 Auktion Juwelen, 24. Oktober 2018


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John William Godward Sweet dreams, 1904 Öl auf Leinwand, 56 x 42,5 cm Schätzwert € 160.000 – 180.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts 24. Oktober 2018

Carl Moll Stillleben mit Rosen, ca. 1927 Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm Schätzwert € 120.000 – 180.000 Auktion Klassische Moderne 28. November 2018

P. Miethe Deckelvase mit Weichmalerei, 1900 für die Weltausstellung Paris 1900, Höhe 125 cm KPM-Berlin Schätzwert € 70.000 – 120.000 Auktion Antiquitäten 25. Oktober 2018


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GLÄSERNE SCHÄTZE „Glaskunst in seiner enormen Vielfalt zu zeigen, mit musealen Gläsern und seltenen Stücken, ist mir eine besondere Freude. In der Auktion im Oktober dürfen wir eine noch nie da gewesene Auswahl präsentieren, darunter Glasarbeiten aus allen Epochen, von Renaissance und Barock über b e s o n d e r s s c h ö n e A r b e i t e n v o n M i l d n e r, M o h n u n d K o t h g a s s e r b i s z u a u s g e f a l l e n e n G l ä s e r n m i t j ü d i s c h e n I n s c h r i f t e n u n d G l a s s e r v i c e n v o n S a i n t - L o u i s u n d L o b m e y r.“ U R S U L A R O H R I N G E R 1

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Musealer Pokal mit Diamantriss und Kaltmalerei Glas, Höhe 17,8 cm, Hofglashütte Innsbruck 1570–1591 Schätzwert € 25.000 – 40.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

3 Russischer Pokal mit dem Porträt Zarin Elisabeth Glas, Höhe 25,4 cm, St. Petersburg 1741–1762 Schätzwert € 2.600 – 4.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

Becher mit Hochzeits-Zeremonie im Schtetl Glas, Höhe 15,5 cm, Deutschland 1863 Schätzwert € 1.200 – 2.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

5 Kothgasser-Ranftbecher mit „Stephansdom“ und Monogramm FJN Glas, Anton Kothgasser, Wien 1823 Schätzwert € 10.000 – 15.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

6 „Roßbach fecit“ Pokal, Glas, Höhe 18,2 cm, Berlin oder Potsdam um 1710 Schätzwert € 4.000 – 6.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

Samuel Mohn-Becher Glas, Höhe 10 cm, Dresden 1810 Schätzwert € 10.000 – 15.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

9 Goldrubin-Flasche mit Vermeilmontierung Glas, Höhe 28,5 cm, Potsdam oder Süddeutschland, Ende 17. Jh. Schätzwert € 5.000 – 9.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

Johann Josef Mildner-Becher Glas, Höhe 11 cm, Gutenbrunn, Niederösterreich 1789 Schätzwert € 3.000 – 5.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

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7 Museales Passglas mit vier Ringen Höhe 19,5 cm, Ø 10 cm, Deutschland, Mitte 17. Jh. Schätzwert € 10.000 – 15.000 Auktion Antiquitäten, 25. Oktober 2018

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VON MÜNZE ÖSTERREICH UND DOROTHEUM JUWELIER Exklusiv im Münze Österreich-Shop Wien, in den Filialen des Dorotheums sowie unter www.wachgekuesst.at.


© Belvedere, Wien

Martin Johann Schmidt Anbetung der Heiligen Drei Könige, 1784

PASSION KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN

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BELVEDERE

IM BLICK: MARTIN JOHANN SCHMIDT (1718–1801), GENANNT KREMSER SCHMIDT

Das Kunsthistorische Museum Wien widmet Pieter Bruegel dem Älteren (um 1525/30–1569), dessen Todestag sich 2019 zum 450. Mal jährt, die weltweit erste große monografische Ausstellung. Im Rahmen der vom Dorotheum unterstützten Vortragsreihe „Alte Meister im Gespräch“ spricht Daniela HammerTugendhat über Bruegels Haltung zur Welt. In dem Vortrag werden exemplarisch drei sehr unterschiedliche Werke Pieter Bruegels d. Ä. analysiert: „Der Bauer und der Vogeldieb“, „Die Bekehrung Pauli“ und „Der Triumph des Todes“. Dennoch eint die Bilder eine tiefe Gemeinsamkeit: Das Verbindende ist Bruegels Verfahren der Auseinandersetzung, seine Haltung, die keine Lösungen präsentiert, sondern Fragen stellt.

25. Oktober 2018 – 3. Februar 2019

Daniela Hammer-Tugendhat: „Kein Weg-Weiser, nicht im Leben, nicht im Tod: Bruegels Haltung zur Welt“ Mo., 29. Oktober 2018 Anmeldung unter: altemeister@khm.at KHM, Treffpunkt 19.00 Uhr, Kuppelhalle www.khm.at

DOROTHEUM ALS KUNSTFÖRDERER

Die vom Dorotheum unterstützte Ausstellungsreihe „Meisterwerke im Fokus“ hat einen neuen Namen: IM BLICK. In den Blick rückt diesmal Martin Johann Schmidt, besser bekannt als Kremser Schmidt. Er wird mitunter als letzter großer Maler seiner Zeit angesehen, und doch reichen seine Einflüsse weit in die nächste Künstlergeneration hinein. Martin Johann Schmidt zählt bis heute zu den populärsten mitteleuropäischen Barockmalern. Er genoss überregionale Bekanntheit, führte seine Aufträge aber von Stein bei Krems aus, das er als Lebensmittelpunkt wählte. Niemand Geringerer als Kaiser Joseph II. besuchte ihn in seinem Haus dort. Im Oberen Belvedere ist dem Künstler ab 25. Oktober 2018 eine Ausstellung IM BLICK gewidmet. Ausgehend von den Werken Schmidts, die sich im Belvedere befinden, wird in der Ausstellung sein umfangreiches Œuvre in allen wichtigen Facetten umrissen. www.belvedere.at

STILLLEBEN. EIGENSINN DER DINGE 1 3 . S e p t e m b e r 2 0 1 8 – 1 7. F e b r u a r 2 0 1 9 Das Stillleben als Genre wird von der zeitgenössischen Kunst derzeit immer wieder neu aufgegriffen und diskutiert. Künstlerinnen und Künstler hinterfragen in der Fotografie das Stillleben radikal als Ausdrucksmöglichkeit. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten knüpfen oft an spezifische Bildtraditionen an, die in der Geschichte der Malerei ebenso wie in jener der modernen Fotografie zu finden sind.

Expertengespräch Vom historischen Stillleben zur aktuellen Fotografie Mi., 14. November 2018, 18.00 Uhr Mit: Martin Prinzhorn (Linguist und Kunstkritiker), Alexander Strasoldo (Experte für Gemälde Alter Meister im Dorotheum), Bettina Leidl (Direktorin des KUNST HAUS WIEN) Anmeldung: anmeldung@kunsthauswien.com www.kunsthauswien.com

Elad Lassry, Tomatillos, 2010

© Elad Lassry. Courtesy Pomeranz Collection, Wien

KUNST HAUS WIEN


PASSION 71

WERKVERZEICHNIS MULTITALENT DER WIENER MODERNE

KOLOMAN MOSER 1868 – 1918

Koloman Moser Männlicher Akt (gelb und blau) um 1913, Öl auf Leinwand Belvedere Wien Lg 1891

Koloman Moser Illustration „Vorfrühling“ von Rainer Maria Rilke „Ver Sacrum“, 1901, Jg. IV, H. 21, S. 356 Buchdruck in Farbe Belvedere Wien

Online-Werkverzeichnis Koloman Moser betreut von Gerd Pichler und Stefan Üner

Präsentiert wird das Œuvre Koloman Mosers auf der frei zugänglichen Forschungsplattform für Werkverzeichnisse des Belvedere.

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n der Reihe „Belvedere Werkverzeichnisse“ erscheint anlässlich des 100. Todestages von Koloman Moser das Werkverzeichnis seiner Malerei und Druckgrafik.

Nach jahrelanger Forschungsarbeit eines Expertenteams ermöglicht das Dorotheum durch die Förderung der Reihe die Publikation des Online-Werkverzeichnisses zu Koloman Mosers Malerei und Druckgrafik. 2019 soll es durch die Veröffentlichung der Zeichnungen ergänzt und abgeschlossen werden.

Die Idee des Gesamtkunstwerks als Ausdruck modernen Lebens in Wien um 1900 hätte ohne Mosers Beitrag nicht Umsetzung gefunden. Mit der Transformation des floralen Jugendstils zur geometrischen Stilisierung im Gesamtkunstwerk definierten Josef Hoffmann und Koloman Moser nicht nur die Wiener Moderne in Buchdesign und Einrichtungsstil – heute eine Weltmarke –, sondern ebneten in der Secession zusammen mit ihren Freunden den Weg in die geometrische Abstraktion bis hin zum Neo-Geo. Seine experimentelle Haltung motivierte Moser, auch in seiner Malerei koloristisch neue Wege zu gehen. Er nutzte optische Erkenntnisse des Postimpressionismus und die Farbenlehre Goethes als Inspirationsquellen.


PASSION 72

1 Dorothee Golz, „Alleinerziehend mit Zwillingen“ 2 Andreas Fogarasi, „Roof Study I (Augarten)“ 3 Peter Kogler, „Mokkaservice“ 4 Hubert Scheibl, „Aug“ 5 Christian Eisenberger, „Splitter Movie“, Scribble 6 Hans Kupelwieser, „Pferdeschwanzvase“ 7 Michael Kienzer / Otto Zitko, „Balance“ 8 Plamen Dejanoff, „Trophy I“ 9 Thomas Stimm, „Vier Pflaumen“ 10 Rita Nowak, „Yet Luminous“, Triptychon

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nen, mit unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen und medialen Schwerpunkten. Dazu kamen später noch Rita Nowak und Christian Eisenberger mit reinen Foto- und Videobeiträgen. Die für die Herstellung von Porzellan erforderliche hochkomplexe Technologie hat Künstler wie Andreas Fogarasi, Thomas Stimm, Michael Kienzer und Otto Zitko keineswegs gehindert, sondern inspiriert, ungewöhnliche Wege

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lf Künstlerinnen und Künstler haben sich der Aufgabe gestellt, über ihre Beziehung zu einem faszinierenden Material nachzudenken und Gestaltungsideen zu entwickeln – nicht als Designer oder Produktgestalter, sondern ausschließlich im und aus dem Kontext ihres bisherigen Werks. Eingeladen wurden bewusst Vertreterinnen und Vertreter mehrerer Generatio-

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Ein Projekt zeitgenössischer Kunst der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten und des Dorotheum mit österreichischen Künstlerinnen und Künstlern anlässlich des Jubiläums 300 Jahre Wiener Porzellan– kuratiert von Edelbert Köb.

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zu gehen. Andere wie Dorothee Golz, Plamen Dejanoff, Peter Kogler, Hans Kupelwieser und Hubert Scheibl suchten von Anfang an einen direkten Zugang zum Thema, indem sie die aktuelle Produktpalette historischer und moderner Formen zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen machten oder sich von Produktionsprozessen (etwa dem Garnieren) inspirieren ließen. So unterschiedlich wie


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Von 26. September bis 6. Oktober 2018 sind die Porzellanobjekte im Dorotheum zu besichtigen.

die Biografien der Künstler sind erwartungsgemäß auch die Ergebnisse ihrer individuellen Auseinandersetzung mit der Thematik. Die in den vergangenen zwei Jahren entstandenen Werke zeigen ein durchaus repräsentatives Bild der Komplexität und Vielfalt heutigen Kunstschaffens, das ja weniger medial als vielmehr konzeptuell und interdiszipli­ när geprägt ist. Wie auch im Titel zum

Ausdruck gebracht, evoziert das Thema Porzellan in besonderem Maße die heute zentrale, aber weitgehend wertfrei gestellte Frage nach dem Wesen der Kunst und ihrer Abgrenzung zu anderen Disziplinen – hier zu Kunsthandwerk und Design. Edelbert Köb, ehemaliger Präsident der Wiener Secession und Direktor des mumok, ist Kurator des Projektes.

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DAMIEN H I RST IN H O U G H TO N

Alle Fotos © Damien Hirst and Science Ltd. All Rights Reserved, DACS 2018 Photo by Pete Huggins


PASSION 75

Damien Hirst, Sensation, bei St. Martin’s Church in Houghton Hall, Norfolk

Damien Hirst, Colour Space series, im Salon von Houghton Hall, Norfolk

Von 25. März bis 15. Juli 2018 war im englischen Landsitz Houghton Hall die Damien-Hirst-Ausstellung „Colour Space Paintings and Outdoor Sculptures“ mit dem Dorotheum als Hauptsponsor zu sehen. Das Schloss und der Garten bildeten die Kulisse für etliche berühmte Plastiken und 46 bislang nicht öffentlich gezeig te Bilder aus der neuen Serie „Colour Space“ des Künstlers. V O N M A R T I N A B ATO V I C

Damien Hirst, Charity, bei den Ställen in Houghton Hall, Norfolk

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Martina Batovic ist Leiterin der Dorotheum-Repräsentanz in London.

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Als eines der ältesten Auktionshäuser Kontinentaleuropas legt das Dorotheum großen Wert auf Tradition und Geschichte, durch die Förderung und den Verkauf moderner und zeitgenössischer Kunst ist es aber auch offen für alles Neue. In Zusammenarbeit mit Houghton Hall eine Hirst-Ausstellung auszurichten war die perfekte Gelegenheit, das Historische mit dem Zeitgenössischen zu verbinden, aber auch die Unterstützung von Kultureinrichtungen und gemein­ nützigen Organisationen zu intensivieren.

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Houghton war von den Architekten Colen Campell und James Gibbs geplant und 1722 vom ersten britischen Premierminister Sir Robert Walpole errichtet worden. Es ist eines der bedeutendsten Beispiele palladianischer Architektur im Vereinigten Königreich. 1797 wechselte das Schloss durch Heirat in den Besitz der Familie Cholmondeley, die es bis heute bewohnt und in den Sommermonaten regelmäßig für Besucher öffnet. Im Lauf der Zeit trug man eine eindrucksvolle Sammlung ortsspezifischer zeitge-

Damien Hirst, Temple, im Garten von Houghton Hall, Norfolk

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nössischer Kunstwerke, etwa von James Turrell, Rachel Whiteread und Richard Long, zusammen – ein ideales Setting für die Arbeiten Hirsts. Bei der jüngsten Ausstellung waren erstmals zahlreiche Werke des gefeierten Turner-Preisträgers im historischen Rahmen eines klassischen englischen Landsitzes zu sehen, dessen Ambiente eine wunderbare Kulisse für Hirsts große Themen Kunst, Schönheit, Religion, Wissenschaft, Leben und Tod bildete.

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urator Mario Codognato inszenierte die Ausstellung mit viel Gespür in den Prunkräumen des Schlosses aus dem 18. Jahrhundert, wo Hirsts Bilder den angestammten Platz der Alten Meister einnahmen. Ein besonderes ästhetisches Erlebnis bot der Kontrast zwischen den opulenten, in Gold getauchten Prunkräumen und den bunten „Punktebildern“, hauchte er doch der beschaulich-altehrwürdigen palladianischen Architektur neues Leben ein.


PASSION 76

Das Centre Pompidou in Paris zeigt bis 10. Dezember 2018 die bisher größte Retrospektive von Franz West (1947–2012), dem im Ausland wohl bekanntesten zeitgenössischen österreichis c h e n K ü n s t l e r. D i e A u s s t e l l u n g in Paris wird vo m D o rot h e u m gesponsert.

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einahe 200 Werke geben Einblick in 40 Schaffensjahre des Künstlers. Selten zu sehende Zeichnungen aus den frühen 1970er-Jahren finden sich ebenso wie die Serie der Passstücke, performative Skulpturen, Papiermaché-Arbeiten oder Werke aus Kollaborationen mit Kollegen wie Herbert Brandl, Heimo Zobernig und Albert Oehlen. Freiluft-Installationen werden im Forum des Centre Pompidou und in anderen Museen sowie Institutionen im Stadtviertel Marais, etwa dem Musée national Picasso, dem Musée Cognacq-Jay und der Historischen Bibliothek der Stadt Paris, gezeigt.

Franz Wests Arbeiten sind von Kontroversen geprägt, kreierten eine neue Form von Ästhetik. Neben seinem Werk versucht die Ausstellung den Blick auf Wests Leidenschaft für Musik, Philosophie und Psychologie zu lenken, den Einfluss von Ludwig Wittgenstein und Sigmund Freud, ebenso aber auch von anderen zeitgenössischen Künstlern. Die 1992 für die documenta 9 in Kassel geplante Installation „Auditorium“, eine Anspielung auf Sigmund Freuds Sofa, wird Plattform für begleitende Performances und Diskussionsrunden sein.

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Von 20. Februar bis 12. Mai 2019 ist die Ausstellung in der Tate Modern in London zu sehen.

Franz West 12. September – 10. Dezember 2018 Centre Pompidou Paris Öffnungszeiten: täglich außer Dienstag 11 bis 21 Uhr

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AUDITORIUM, PERFORMANCE-PROGRAMM UND VERSAMMLUNGEN Die Vorträge und Gesprächsrunden werden durch die Unterstützung des Dorotheum ermöglicht, sie alle finden in englischer Sprache statt. 2 4 . O kto b e r 20 1 8 An d rea Üb e rb a ch e r u n d In e s Tur i an geb en E i n b l i ck i n d e n Allt a g von F ra nz West s S tud i o . 3 1 . O kto b e r 20 1 8 E va B a d u ra -Trisk a , mu mok W i e n un d D i rek to r i n d es Fra n z We st Arch ivs, u n d Peter Pakesch , eh em a lige r G a le ri st d e s K ü n st ler s, üb er F ran z We st in d e n 1 970 e r u n d 8 0er J ah ren .

7. November 2 01 8 Kasper König , Di re ctor d e s Ludwig Museum Köl n, ü b e r d a s Frü hwerk vo n Franz West . 14 . Novembe r 2 01 8 Andreas Reiter Ra a b e , K ü n stl er, über seine Z us am me n a rb e i t mit Franz West vo n 2000 bis 2010. 28 . Novembe r 2 01 8 Christine Mac el , Ce n tre Pompidou, und Mark Godfrey, Ta te Mod e rn , Kurato ren der Ausstel lu n g ü b e r d i e kurato risc hen Herausford e ru n ge n der Ausstel l ung .

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1 Friedl Kubelka, Graf Zokan (Franz West), 1969. Video still von Graf Zokan (Franz West) [S&W, 3 min] Foto Courtesy sixpackfilm 2 Franz West, Viennoiserie (Rooseum, Malmö, Suède), 1998. Sofa, Tisch, Skulpturen, Panel, Arbeiten auf Papier (Seamus Farrell, Richard Jackson, Roland Kollnitz, Paul McCarthy, Otto Muhl, Raymond Pettibon), Variable Dimensionen, Tate Modern, London, Foto © Tate, London, Dist. RMN – Grand Palais/Tate Photography 3 Franz West, Plakatentwurf (Die Aluskulptur), 2000. Collage und Gouache auf Papier, 86 x 61,5 cm, Franz West Privatstiftung, Wien 4 Franz West, Plakatentwurf (Gagosian Gallery, New York), 2001. Acryl und Collage auf Karton, 104 x 152 cm, Private Collection, Gernot Schauer, Foto © Markus Schauer 5 Franz West, Rrose/Drama, 2001. Aluminium und Autolack, 210 x 540 x 240 cm, Telenor Art Collection, Foto © DR / All rights reserved

FRANZ WEST I M C E N T R E PO 6 Franz West, Knotzen, 2002, lackiertes Aluminum, rote Sculptur 60 x 110 x 106 cm, grüne Sculptur 68 x 113 x 106 cm, gelbe Sculptur 58 x 109 x 105 cm, Collection Maja Hoffmann / LUMA Foundation, Foto Courtesy Galerie Eva Presenhuber, Zürich / New York 7 Franz West, Kugel, 2006. Lackiertes Aluminum, Ø 180 cm, Selvaag Art Collection, Courtesy Peder Lund, Foto © Jon Benjamin Talleras 8 Franz West, Plakatentwurf (Passstücke, Gagosian Gallery N. Y.) 2008. Collage auf Karton, 114 x 133 cm, Franz West Privatstiftung, Foto © Birgit und Peter Kainz, Franz West Privatstiftung 9 Franz West, Sex Trivial, 1972. Gouache auf Papier, 14,3 x 21 cm, Privatsammlung, Courtesy David Zwirner, New York / London / Hong Kong Photo © Auktionshaus lm Kinsky GmbH 10 Franz West, Ohne Titel (Zeichnung im Aktionismusgeschmack), um 1974. Stift, selbstklebendes Papier auf Papier, 21 x 15 cm, Franz West Privatstiftung, Foto © DR / All rights reserved 11 Franz West, Erstes Passtück, 1978/ 1994. Gips, Stahl, Farbe, 23,6 x 29,7 X102 cm, Hauser & Wirth Collection, Switzerland, Foto © Stefan Altenburger Photography Zürich


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12. SEPTEMBER – 10. DEZEMBER 2018

12 Franz West, Römische Allüre, 1985. Metall, Gips, Gaze, Papier-Maché, Drei Objekte, 122 x 49,5 x 31 cm, 186 x 50 x 25 cm, 200 x 50 x 25 cm, Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof, Berlin, Foto © Stefan Altenburger Photography Zürich 13 Franz West, Heimo Zobernig, Herbert Brandl, Otto Zitko, Ohne Titel, 1988. Holz, Papier-maché, Farbe, variable Dimensionen, Hauser & Wirth Collection, Switzerland, Foto © Stefan Altenburger Photography Zürich 14 Franz West, Ohne Titel, 1990. Papier-maché, Stahl, Installation mit Relief 176 x 201 x12 cm, Sitz, 75 x 164 x 57 cm, Filiep & Mimi Libeert Collection, Foto © Michaela Obermair 15 Lemurenköpfe (Studio Franz West, Wien) 1992. Gips, Gaze, Karton, Eisen, Acryl, Schaumstoff, Gummi, Vier Objekte, 243,8 x 127 x 121,9 cm / 243,8 x 137,2 x 76,2 cm / 218,4 x 124,5 x 53,3 cm / 221 x 109,2 x 73,7 cm, Pinault Collection, Foto © Harald Schönfellinger 16 Franz West, Plural, 1995. Eisen, Holz, Farbe, Linoleum, 387 x 396 cm, Museum Ludwig, Cologne, Foto © Rheinisches Bildarchiv, Marion Mennicken


© Marina Abramović; Courtesy Lisson Gallery

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P E R F O R M A N C E © Marina Abramovic, Courtesy Lisson Gallery, Photographer Dawn Blackman

Marina Abramović, Porträt mit schwarzem Lamm, 2010

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GUTE PERFORMANCE Marina Abramović, The Cleaner, 2017


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Haben nicht doch auch die Männer Schuld? Gehören sie erzogen? Nein, sie sind schuldlos. Wir Frauen haben sie zu ihren Fehlern erzogen. Sehen Sie sich doch an, wie Italiener mit ihren Kindern umgehen: Die Frauen sind Sklavinnen ihrer Söhne, verehren sie wie Götter. Das Muster wiederholt sich, wenn Mädchen heiraten, und so perpetuiert sich ihre Kultur immerfort.

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Maïa Morgensztern, Leiterin des BFAMIKulturprogramms und Chefredakteurin von CULTURE ALT.com, sprach mit Marina Abramovi ć über Performancekunst, den Mangel an Künstlerinnen und über Projekte, für die Abramović in Erinnerung bleiben will.

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Vor dem „Women in Art Lunch“ besuchten die 350 geladenen Gäste eine Pop-up-Ausstellung ausgewählter Werke Abramovićs im Hotel The Dorchester. Die Schau und der Lunch wurden von 45 Park Lane, Wedgwood, der Lisson Gallery und dem venezianischen Luxury Collection Hotel Danieli unterstützt.

Maïa Morgensztern: In vielen Ihrer Arbeiten setzen Sie sich mit d e r R o l l e d e r F r a u a u s e i n a n d e r. So haben Sie in „Art Is Beautiful, Artist Must Be Beautiful“ ebendiese titelgebende Phrase skandiert und sich dabei energisch das Haar gekämmt. Dass Sie immer wieder als Feministin bezeichnet werden, stört Sie dennoch. Warum? Marina Abramović: Mir ist es sehr wichtig zu zeigen, dass ich zwar – jawohl – eine Frau, vor allem aber Künstlerin bin. Mein Frau-Sein spielt für meine Kunst keine Rolle, weil Kunst kein Geschlecht hat. Genau das ist der Punkt an Kunst: dass sie geschlechtsneutral ist. Ob trans­ gender, lesbisch, schwul oder afroamerikanisch … all das ist irrelevant. Es zählt nur, ob Kunst gut oder schlecht ist. Natürlich bleibe ich auch als Künstlerin Frau; natürlich ist die weibliche Energie unglaublich wichtig. Aber man muss keine Feministin sein, um für etwas einzustehen. Wir Frauen sind von Natur aus mächtig. Wir können in unserem Körper neues Leben schaffen – gibt es Kraftvolleres? Wir dürfen bloß nicht schwach sein oder den Männern erlauben, uns zu beherrschen. Wir sind die Stärkeren, und wenn wir uns diese Rolle nehmen lassen, sind wir selbst schuld.

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m Juni 2018 wurde die international gefeierte Performance-Künstlerin Marina Abramovi ć beim 18. BFAMI „Women in Art Lunch“ im Londoner Dorchester Hotel geehrt. Dieses 2001 von den British Friends of the Art Museums of Israel (BFAMI) ins Leben gerufene Fundraising-Event würdigt alljährlich bedeutende Künstlerinnen für ihr Werk. In London ansässig, unterstützt die NonProfit- Organisation die Schulungs­ programme des Art Museum of Israel mit Spenden. Das Dorotheum London unter der Leitung von Martina Batovic hatte bereits im vergangenen Jahr die Veranstaltung zu Ehren von Jenny Holzer unterstützt; 2018 trat man zum zweiten Mal als Hauptsponsor auf.

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Bereits zum zweiten Mal unterstützte das D o ro t h e u m h e u e r d e n „Wo m e n i n A r t L u n c h“ – ein von den British Friends of the Art Museums of Israel initiiertes Fundraising-Projekt in London. Diesjähriger Ehrengast war Performance-Pionierin Marina Abramović.

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G i b t e s H o f f n u n g a u f e i n e n Wa n d e l ? Kö n n e n w i r u n s e r e n S ö h n e n beibringen, anders zu sein? Nein, es sei denn, wir ändern uns selbst. Das Problem sind wir. Wir Frauen sind stärker als alle Männer dieser Welt. Wir sind es, die die Welt beherrschen – wir haben es bloß vergessen. Wenn wir die Männer ändern wollen, müssen wir uns wieder unserer eigenen Kraft besinnen. Gibt es eine bestimmte Arbeit, für d i e S i e i n E r i n n e r u n g b l e i b e n wo l l e n ? Ich möchte doch sehr hoffen, dass man mich für vieles in Erinnerung behalten wird! (Lacht.) Ich war es, die Performancekunst vor den Vorhang geholt und sie breitenwirksam gemacht hat. Dafür habe ich 50 Jahre gebraucht. Die Performancekünstler meiner Generation treten nicht mehr auf; die meisten von ihnen haben schon in den 1970ern aufgegeben. Die zweite Sache, für die ich im Gedächtnis bleiben will, ist meine LangzeitPerformance „The Artist Is Present“. Und schließlich die „Re-Performance“. Nur diese drei Dinge, das wär’s.


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DIE VIENNA ART WEEK V E R S P R I C H T DA S PA R A D I E S Ist es nun ein viel versprechendes Paradies oder ein Paradies, das versprochen wird? Vo n 1 9. b i s 2 5 . N ove m b e r 2 0 1 8 f i n d e t h e u e r d i e V I E N N A A R T W E E K u n te r d e m M ot to „Promising Paradise“ statt.

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und 200 Veranstaltungen wie der performative Interview-Marathon im MAK, Ausstellungseröffnungen, Performances, Sonderführungen, Talks und Diskussionen behandeln die Frage. Zu den spannendsten Gästen der VIENNA ART WEEK zählt die renommierte New Yorker PerformanceSpezialistin RoseLee Goldberg, die mit ihren Publikationen die Sicht von Performance-Kunst maßgeblich prägte. Robert Punkenhofer, Künstlerischer Leiter der VIENNA ART WEEK, traf sie vorab zum Gespräch über Performance-Kunst und die Suche nach dem Paradies. Ro b e r t P u n ke n h o f e r : W i e k a m e s d a z u , d a s s S i e a l s Ku ra to r i n u n d W i s s e n s c h a f t l e r i n I h r e n S c h we r p u n k t a u f Pe r f o r m a n c e - Ku n s t s e t z te n ? H a t e i n b e s t i m m te r M o m e n t , e i n e w i c h t i g e p e r s ö n l i c h e B e ge g n u n g d e n A u s s c h l a g d a f ü r ge ge b e n ? RoseLee Goldberg: In Südafrika, wo ich aufwuchs, war der Alltag sehr stark von Musik, vom Körper, von Politik und Gesellschaft geprägt. Ich habe schon sehr früh zu tanzen begonnen, mich auch mit Malerei auseinandergesetzt und war im Zwiespalt: Tanz oder Malerei? Als ich das Thema meiner Dissertation am Courtauld

Institute of Art festlegen musste, entdeckte ich Oskar Schlemmers Arbeiten über Performance – und fand vollkommene Übereinstimmung. In den 1970ern kam ich nach New York und begann über die Tanzszene zu schreiben. Von da an ergab eins das andere. Vor 40 Jahren erschien Ihr bahnbrechendes Buch über Performance. Wie weit hat sich die Performance-Kunst seither veränder t? Und f inden sich aktuell Strömungen, die richtung weisend sein könnten? Das Buch, das den Bogen von der Performance des beginnenden 20. Jahrhunderts weg spannt, spiegelt den Wandel des kulturellen und politischen Klimas wider. Die Kunst des 20. Jahrhunderts dreht sich weitgehend um Live-Performance. Nehmen wir als Beispiel den Dadaismus, in dem es stets um Sprache und Handlung geht. Performance ist fixer Bestandteil der Geschichte der Kunst; seit der Renaissance haben Künstler live performt. Mein neues Buch über Performance seit der Jahrtausendwende richtet den Blick auf die Szene in Indien und Südafrika. An jedem Ort unterliegen Kunst, Performance, Musik und Klang ganz eigenen Regeln. Die VIEN N A A RT W E E K s te h t h e ue r un te r dem Motto „ P ro m i s i n g Parad i s e“. A s s o ziieren Sie e twas d am i t – p e r s ö n l i c h , kü nstler isc h , i n B ez ug auf Pe r fo r m an c e ?

Das Paradies erscheint mir als Bruegel’sche oder Bosch’sche Parodie, als fantastische Vision. Obwohl Utopie, kann es doch auch dystopische Wesenszüge tragen. Nichts davon ist statisch, die Vorstellung des Versprechens ist eine immerwährende. Das Paradies steht wohl auch für die Wirklichkeit, in der wir uns tagtäglich wiederfinden. Wir sehnen uns nach mehr Menschlichkeit. Wir schlagen morgens die Augen auf und versuchen, die Welt zu einem empfindsameren, einfühlsameren Ort zu machen. In der Entwicklung der österreichischen Nachkriegskunst spielte der Wiener Aktionismus eine gewichtige Rolle. Welcher Einf luss kam und kommt dem Aktionismus international zu? Der Wiener Aktionismus hat eine bedeutende Stellung in der Geschichte der Kunst und der Politik. Er bringt die Beklommenheit und das große Leid dieser Zeit zum Ausdruck und wird sowohl in der zeitgenössischen Kunst als auch generell stets beispielhaft für ein Werk von besonders starker Symbolkraft stehen. Robert Punkenhofer ist künstlerischer Leiter der VIENNA ART WEEK, RoseLee Goldberg ist Expertin für PerformanceKunst, Gründungsdirektorin und Chefkuratorin von Performa.

PODIUMSDISKUSSIONEN IM DOROTHEUM „DAS MUSEUM HEUTE – EIN INTERNATIONALER KONZERN?“ Do., 22. November 2018, 17.00 – 18.00 Uhr | In englischer Sprache „LEARNING THROUGH ART. KÜNSTLERISCHE AKTIVITÄT FÖRDERT FANTASIE UND KREATIVITÄT“ Do., 22. November 2018, 18.30 – 19.30 Uhr | In deutscher und englischer Sprache „FASZINATION KUNST – DER ANTRIEB DES SAMMELNS. WELCHE PERSÖNLICHKEITEN STEHEN HINTER PRIVATSAMMLUNGEN UND WESHALB SAMMELN SIE KUNST?“ Fr., 23. November 2018, 16.30 – 17.30 Uhr| In deutscher Sprache „KUNSTMARKT GLOBAL – ÜBER DIE ZUKUNFT VON KUNSTKAUF, KUNSTVERMITTLUNG UND KUNSTMESSEN IM DIGITALEN ZEITALTER“ Fr., 23. November 2018, 18.00 – 19.00 Uhr | In englischer Sprache

RoseLee Goldberg, Performa 17 Biennial Hub, 2018

Robert Punkenhofer

Foto Paula Court, Courtesy Performa

© Florian Rainer


EVENTS 81


STORY 82

STORY

Foto: ORF

VORSEHENTLICH BEVORZUGT VON KARL HOHENLOHE

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rnst Ingenham war ein Einzelkind. Seine Eltern hatten wenig Geld, aber umso mehr Zuneigung, mit der sie ihn zeitlebens unter sich begruben. Schon in jungen Jahren drängten sie ihn in alle möglichen Museen, die er zuerst hasste und dann als Orte der Befreiung empfand. Nach der Schule studierte er Bildnerische Erziehung, weniger weil er sein Wissen an Jüngere weitergeben wollte, sondern weil er Gefallen an der Betitelung „Herr Professor“ gefunden hatte. In Wahrheit war ihm seine Profession zutiefst zuwider, alleine der Begriff „Bildnerische Erziehung“, den er umgehend mit dem Bild stupide vor sich hin stierender Pubertierender verband, löste bei ihm eine leichte Form der Wut aus, die sich erst nach ein, zwei Gläsern Wein verflüchtigte. Mehr trank Professor Ingenham nicht, er war auch in seinen Unzulänglichkeiten diszipliniert, und so wartete er Jahrzehnte auf ein Ereignis, das ihn dauerhaft positiv stimmen würde. Als seine Eltern starben, hinterließen sie dem Unverheirateten eine kleine Barschaft, die er in eine atypische Schiele-Skizze investierte, als man Schiele-Skizzen noch um ein paar hundert Schilling kaufen konnte. Wobei „kaufen“ nicht ganz der Wahrheit entsprach, er

ersteigerte den Schiele, und endlich hatte Ernst Ingenham einen Zeitvertreib gefunden, der ihn das nächste halbe Jahrhundert seines Zornes berauben würde. So vergingen die Jahre, mit bescheidenen Mitteln kaufte und verkaufte er, Ingenham erwarb keine Reichtümer, sammelte jedoch enormes Wissen, was ihm aber nicht sonderlich wertvoll erschien. Er liebte die Auktionshäuser, wie Mädchen ihre Puppenhäuser lieben und Axel Munthe San Michele. Immer öfter nickte er bei den Auktionen ein, und als er dann aufwachte, fühlte er sich erfrischt und von der Vorsehung bevorzugt. Als man die atypische Schiele-Skizze, die er vor Jahren verkauft hatte, erneut versteigerte, war er als Erster im Auktionssaal, nicht, weil er sie erwerben, nein, weil er sie begleiten wollte. Vier Minuten, bevor man die Schiele-Skizze verkaufte, schlief Herr Professor Ingenham ein. Er wachte nie wieder auf. Alle, die ihn gekannt hatten, sprachen von einem glücklichen Tod und davon, dass ihn die Vorsehung wohl bevorzugt behandelt habe. Karl Hohenlohe ist Moderator, TVGestalter, Kolumnist und Herausgeber des Restaurantführers „Gault Millau“. Für ORF III moderiert Hohenlohe unter anderem die Sendung „Was schätzen Sie?“.


CONTACTS 83

CONTACTS

DOROTHEUM

TERMINE

AUSGEWÄHLTE AUKTIONEN 2. Oktober 2018

Meisterzeichnungen, Druckgraphik bis 1900, Aquarelle und Miniaturen

20. Oktober 2018

Klassische Fahrzeuge

23. Oktober 2018

Alte Meister

24. Oktober 2018

Juwelen

24. Oktober 2018

Gemälde des 19. Jahrhunderts

25. Oktober 2018

Antiquitäten – Möbel, Skulpturen, Glas und Porzellan

30. Oktober 2018

Briefmarken

7. November 2018

Design

7. November 2018

Druckgrafik und Multiples

8. November 2018

27. November 2018

Zeitgenössische Kunst I

28. November 2018

Juwelen

28. November 2018

Klassische Moderne

29. November 2018

Zeitgenössische Kunst II

30. November 2018

Armband- und Taschenuhren

4. Dezember 2018

Stammeskunst

5. Dezember 2018

Bücher und dekorative Grafik

10. Dezember 2018

Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts

11. Dezember 2018

Alte Meister

12. Dezember 2018

Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts

Historische Waffen, Uniformen, Militaria

13. Dezember 2018

Silber und Russisches Silber

10. November 2018

Jagd-, Sport- und Sammlerwaffen

18. Dezember 2018

Briefmarken

14./15. November 2018

Münzen, Medaillen und Papiergeld

19. Dezember 2018

Moderne und Zeitgenössische Kunst

16. November 2018

Orden und Auszeichungen

19. Dezember 2018

Möbel und dekorative Kunst

26. November 2018

Autographen

20. Dezember 2018

Glas und Porzellan

20. Dezember 2018

Spielzeug

PA L A I S

DOROTHEUM

Dorotheergasse 17, 1010 Wien, Österreich Tel. +43-1-515 60-570, client.services@dorotheum.at

I N T E R N AT I O N A L

DÜSSELDORF Dr. Petra Schäpers Südstraße 5, 40213 Düsseldorf, Deutschland Tel. +49-211-210 77-47 duesseldorf@dorotheum.de

MÜNCHEN Franz Freiherr von Rassler Galeriestraße 2, 80539 München, Deutschland Tel. +49-89-244 434 73-0 muenchen@dorotheum.de

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BRÜSSEL

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URBINO Dott.ssa Maria Guidarelli Mobil +39-329-167 52 73 maria.guidarelli@dorotheum.it

TURIN Consolata Carnaroli Mobil +39-348-7081301 consolata.carnaroli@dorotheum.it

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