KUNSTINVESTOR - AUSGABE FEBRUAR 2017

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FEBRUAR 2017

Albertina- Egon Schieles Meisterwerke "Selected by Philip Hohenlohe"- „Tribal Art Auktion“- „Kostbarkeiten" "Die Stunde der Wahrheit"- Die Qualität der Kunst- Daniel Richter Sammlung Klewan- Art Cologne Preis 2017- Die Tierwelt in der Art Brut






KUNST.INVESTOR Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

So spannend war der Kunstmarkt noch nie- besonders dieser Monat wird turbulent: Die Kalender der Sammler und Kunstinvestoren sind voll. Auktionen, Ausstellungen und Previews, ein Termin jagt den nächsten. Und dem Geschäft mit den schönen Dingen mangelt es keineswegs an Härte, ganz im Gegenteil, auf der Suche nach neuen Kunden und Märkten bedarf es Flexibilität und Wandlungsfähigkeit. Der österreichische Kunstmarkt mit seiner prosperierenden Galerieszene boomt und Österreichs Auktionshäuser legen an Internationalität kräftig zu. Die Wirtschaftskrise verunsichert den Geldmarkt, doch die Kunst behält ihren Wert, ist nicht vom Ölpreis und taumelnden

Finanzmärkten abhängig. Und so steigt auch das Ansehen der Sammler: Wer heute Kunst sammelt, wird nicht mehr wie Orchideenzüchter belächelt. Kunstsammler sind kluge Menschen, die ihre lieb gewordene Gewohnheit pflegen wie eine kostbare Orchidee- sie sind eigene Spezies. Ihre Leidenschaft wird zur Obsession, um die sich das ganze Leben dreht. Die meisten tragen zuerst wahllos, dann gezielt ihre Schätze zum Sammeln. Lesen Sie den aktuellen KUNSTINVESTOR, wo Sie sich ein aktuelles Bild über den Kunstmarkt verschaffen können- eine wirklich gute Investition.

Viel Spaß wünscht Ihnen Michael Ruben Minassian

IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian. Mail: michael.minassian@kunstinvestor.at , Telefon: +43 1/ 236 53.1318 Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH, 1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 91920- 9045, Fax: + 43 1/29 81 298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto: © Albertina, Egon Schiele, Kind mit Nimbus auf einer Blumenwiese, um 1909, Bleistift, Tusche laviert, auf Zeichenpapier



KUNST.INVESTOR Kommentar

Die Qualität der Kunst Von Otto Hans Ressler Auktionator und Geschäftsführer der „Ressler Kunst Auktionen“

Foto: © Ressler Kunst Auktionen GmbH

Kunsthändler, Galeristen, Auktionatoren, Kuratoren, Sammler, ja praktisch alle, die mit Kunst zu tun haben, betonen gerne, dass es bei Kunst vor allem auf die Qualität ankomme. Aber worin besteht diese Qualität eines Kunstwerks eigentlich? Das Problem fängt schon damit an, dass es keine allgemein gültige Definition gibt, was Kunst überhaupt ist. Kunst kann alles sein: ein Bild, eine Skulptur, ein Autowrack, eine Ansammlung von Steinen, eine halbverkohlte Geige, eine schmutzige Badewanne, eine auf einen Zettel gekritzelte Notiz. Aber es gibt andererseits unzählige Bilder, die nicht Kunst sind. Und ein Autowrack ist meist nur das Ergebnis eines Zusammenstoßes, eine schmutzige Badewanne nichts anderes als ein Versäumnis, und eine halbverkohlte Geige der Rest dessen, was aus einem Feuer geborgen wurde. Wenn aber nicht einmal eindeutig gesagt werden kann, ob etwas Kunst ist oder nicht, wie soll es dann ein gesichertes Wissen über die Qualität dieses Gegenstandes geben? Das Autowrack im

Museum unterscheidet sich möglicherweise nur durch die Signatur des Künstlers vom Autowrack am Straßenrand. Seine „Qualität“ besteht also in der Idee, das Wrack im Museum zu präsentieren. Wie sollen in diesem Fall Qualitätsunterschiede diskutiert werden? Aber selbst der Versuch, den qualitativen Unterschied eines Schüttbildes von Hermann Nitsch und eines Fat Car von Erwin Wurm herauszuarbeiten, muss misslingen. Diese Unmöglichkeit bedeutet freilich nicht, dass die Beurteilung von Kunst auf purer Subjektivität beruhte und jeder Deutungsversuch von Anfang an zum Scheitern verurteilt wäre. Man sollte sich aber immer bewusst sein, dass sich unsere Vorstellungen darüber, was Kunst ist und welche Bedeutung sie für uns hat, verändern. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts galt die Malerei Rembrandts als eher schwach – heute würde kein Mensch es wagen, auch nur so darüber zu denken. In der Mitte des 20. Jahrhunderts war „Picasso“ geradezu ein Schimpfwort – heute wird er als einer der Größten der Kunst gefeiert. Die Beispiele ließen sich endlos fortsetzen.


KUNST.INVESTOR KOMMENTAR

Obwohl es also keine objektiven Kriterien zu geben scheint, für sich selbst kann man jedenfalls Anhaltspunkte finden, die eine Orientierung ermöglichen. Und da wir soziale Lebewesen sind, ließen sich im Meinungsaustausch mit anderen, an Kunst interessierten Menschen fraglos übereinstimmende Überzeugungen finden. Das passiert auch permanent. Im Grunde ist der Kunstmarkt nichts anderes als ein Ort des ständigen Austauschs von Argumenten und Einschätzungen. Für mich ist beispielsweise die ästhetische Qualität eines Kunstwerks von großer Bedeutung. Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass die Vorstellung, dass ein Kunstwerk schön sein müsse, von vielen Kunstinsidern zurückgewiesen oder zumindest gemieden wird, so als würde es sich dabei um etwas Anstößiges, um etwas Peinliches handeln: Schönheit, meinen sie, stehe für Kitsch, nicht für Kunst. Aber für mich ist die ästhetische Qualität eines Kunstwerks wichtig. Schönheit – und damit meine ich nicht das oberflächlich Schöne (das sehr wohl fragwürdig sein kann), nicht das Schöne der Farben und Formen allein, sondern das Schöne, das in die Tiefe geht und aus der Tiefe kommt, das Schöne, bei dem man spürt, dass es uns betrifft, unser Leben, unsere Hoffnungen und Ängste, unsere Leidenschaften und unsere Urteilskraft, diese Schönheit ist nach meiner Überzeugung eine Grundbedingung der Kunst. Fehlt sie einem Werk, handelt es sich in meinen Augen gar nicht um Kunst. Ich finde es nicht zuletzt deshalb so schade, dass die ästhetische Qualität aus dem Diskurs über Kunst ausgeklammert wird, weil sich darüber wunderbar streiten ließe. Denn was schön ist, darüber gab es schon immer sehr unterschiedliche Auffassungen. Ebenfalls sehr wichtig ist mir, dass ein Kunstwerk authentisch ist. Darunter verstehe ich nicht nur, dass es echt sein muss, also von dem Künstler geschaffen, dem es zugeordnet wird: Ich verstehe darunter die unverwechselbare Handschrift des Künstlers. Auf Authentizität fußt letzten Endes das Vertrauen aller Beteiligten am Kunstmarkt und ist damit die Voraussetzung für sein Funktionieren. Der Künstler

muss etwas Neues, Unverwechselbares, Einmaliges schaffen. Er muss an sich glauben (anders steht er die zumeist in Jahrzehnten zu messende Durststrecke, bis er Anerkennung findet, gar nicht durch). Der Galerist wieder muss an den Künstler glauben (und diese Überzeugung vermitteln können, sonst überlebt auch er nicht). Denn der Sammler kauft letztlich im Vertrauen auf die Glaubwürdigkeit des Künstlers, des Galeristen, der Kuratoren, der Kritiker und nicht zuletzt im Vertrauen auf all die anderen Sammler, die ebenfalls Werke dieses Künstlers erwerben. Dieses Vertrauen kann sich nur entwickeln, wenn das, was der Künstler macht, in Einklang steht mit dem, wie er denkt und fühlt. Und es muss auch im Einklang stehen mit dem Geist der Zeit, in der es entsteht. Wer heute impressionistisch malt und dem Impressionismus nichts Neues hinzufügt, produziert keine Kunst, sondern ist im Grunde nur ein Kopist. Im Grunde sind, was er malt, Fälschungen. Eine weitere, für mich wesentliche Voraussetzung ist für mich handwerkliche Perfektion. Sorgfältige, fachgerechte Ausführung, die Verwendung der besten Materialien, Dauerhaftigkeit, all das scheint für viele Künstler kein Thema mehr zu sein. Aber Kunst ist Handwerk, ihr Inhalt ist, wie es Josef Mikl einmal ausgedrückt hat, bloß der Auftrag für den jeweiligen Ausführenden. Ob daraus Kunst werde, hänge von dessen Charakter und Begabung ab. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich auch hier auf glattes Parkett begebe: Denn auch das Handwerkliche steht heutzutage nicht sehr hoch im Kurs. Aber für mich ist die Beherrschung des Handwerks eine Grundvoraussetzung. Ich will Malerei sehen, keine Schmiererei. Ich will eine gediegene Ausführung, keinen Wegwerfmüll. Kunst, das ist für mich vollendete Individualität, aber auch Handwerkerfleiß, Konzentration und Qualitätsgefühl. Übrigens: Auch über das Handwerkliche ließe sich herrlich streiten. Und auch hier ließen sich nachvollziehbare Qualitätskriterien herausarbeiten – zumindest im Rahmen vergleichbarer Kategorien. Ein Kunstwerk muss in meinen Augen innovativ sein. Das heißt: Der Künstler muss einen originären Stil finden, eine eigene Formensprache entwickeln.


KUNST.INVESTOR KOMMENTAR Erst Form und Gestaltung machen eine Thematik zum Kunstwerk. Das Thema und der Inhalt, von vielen Kunstinsidern zum wichtigsten Kriterium ernannt, sind in meinen Augen sekundär. Denn die Vermittlung des bloßen Inhalts ist noch kein Kunst-Ereignis, sondern kann genauso gut eine Sache der Wissenschaft sein, eine Reportage, pure Information oder eine Dokumentation. Bei der Kunst kommt es nicht so sehr auf das Was an, sondern auf das Wie. Und nicht zuletzt: Ein Kunstwerk, für das ich mich begeistere, ist immer widersprüchlich. Ohne zwiespältige Emotionen gibt es keine nachhaltige Wirkung. Kitsch, und daran kann man ihn relativ leicht erkennen, ist hingegen immer eindeutig. Es gibt keine Herausforderung, Kitsch zu hinterfragen. Kitsch bestätigt gemütvoll das bis zum Überdruss Bekannte. Es braucht also eine ganze Menge, um in meinen Augen als Kunstwerk zu gelten, mit dem ich mich auseinandersetzen will. Und wenn Sie für sich einen Kriterienkatalog aufstellen, werden Sie schnell entdecken, dass auch Ihre Anforderungsliste recht umfangreich ist. Und Sie werden feststellen, dass das, was Sie suchen, wenn Sie in eine Ausstellung gehen, nicht sehr oft erfüllt wird. Mir passiert es jedenfalls immer wieder, dass ich enttäuscht werde, wenn ich eine Galerie besuche. Ich vermisse etwas, und ich vermisse es schmerzlich. Wie alle anderen Menschen auch bin ich von meinen ganz persönlichen Erfahrungen, Vorbildungen und Vorlieben geprägt. Wenn ich in ein Museum gehe, in eine Galerie, suche ich ein sinnliches Erlebnis – und bin frustriert, wenn ich mit etwas Sprödem, Indifferentem konfrontiert werde, das mich ratlos zurücklässt. Ich suche noch immer die alten Ideale und meine ganz private, persönliche Vorstellung von Schönheit – und ich finde sie viel zu selten. Mag sein, dass ich schon zu alt bin, um mich dem Neuen noch stellen zu können. Aber allzu oft stehe ich vor Werken, die ich für belanglos und unausgegoren halte. Allzu oft ärgere ich mich über die wenig überzeugende Inszenierung einer Ausstellung, allzu oft über Kuratoren, deren akrobatische Interpretationen etwas versprechen, das die präsentierten Werke nicht halten. Allzu oft ziehe ich ein ernüchterndes Resümee nach der Begegnung mit Kunst. Allzu oft vermisse ich, so richtig gepackt,

ergriffen, berührt zu werden – etwas, das mir unverzichtbar scheint. Allzu oft vermisse ich das Erlebnis, etwas wirklich Neues, Überraschendes, Mitreißendes zu entdecken. Allzu oft vermisse ich, mit einem Wort, die Kraft der Kunst. Und darauf kommt es mir an: Ich will, dass mir ein Kunstwerk unter die Haut geht, dass es mich dazu bringt, über etwas intensiver nachzudenken. Ich schaue mir Kunstwerke, die mich begeistern, immer mehrmals an und beobachte die sich verändernde Wirkung, die sie auf mich haben. Ja, ich will, dass ein Kunstwerk schön und sinnlich ist. Ich will, dass es authentisch ist, also echt in jedem Wortsinn. Aber um die Handschrift eines bestimmten Künstlers von der jedes anderen unterscheiden zu können, muss ich einiges von diesem Künstler gesehen haben. Ich halte deshalb überhaupt nichts davon, wenn jemand ein Werk betrachtet und nach zwei Minuten ein Urteil fällt. Ich bin überzeugt, dass eine schnelle Bewertung seriöser Weise gar nicht möglich ist, wenn man dem Künstler halbwegs gerecht werden will. Und ja, ich schätze das Handwerkliche eines Kunstwerks. Ich will die Ernsthaftigkeit nachvollziehen können, mit der der Künstler vorgegangen ist. Ich will noch immer glauben, dass die Kunst über uns hinausweist, dass sie für die Ewigkeit gemacht ist. Ich will die Chance haben, mich lange genug mit dem Kunstwerk beschäftigen zu können, um irgendwann zu verstehen, worum es dem Künstler ging. Ich will keine Wegwerf-Kunst, die nach der Ausstellung schnurstracks auf den Müll geworfen wird. Und ich will, dass der Künstler etwas macht, das neu ist, das innovativ ist, das mich herausfordert. Es ist zwar immer schön, in eine Ausstellung zu gehen, in der die Werke der Impressionisten, der Fauves, der ersten Abstrakten oder der Neuen Wilden aus den 1980er Jahren präsentiert werden. Es ist, als würde man alten Freunden begegnen. Aber von einem Künstler, der heute lebt, erwarte ich mir etwas ganz anderes: Von ihm will ich überrascht werden. Ich will verblüfft werden. Ich will irritiert werden. Ich will spüren, dass da etwas im Entstehen ist, das es bis dahin noch nicht gegeben hat. Und ich will durchaus auch aus meinem privaten Dornröschenschlaf herausgerissen werden durch Kunst. (Otto Hans Ressler)





KUNST.INVESTOR News

Eine Frage der Zusammenstellung, 2016, © Max Böhme, Ronald Kodritsch, Franziska Maderthaner - Foto: Peter Kainz

Treffen sich eine Malerin und zwei Maler ... Die Künstlerin Franziska Maderthaner sowie die Künstler Max Böhme und Ronald Kodritsch arbeiten seit Jahren sporadisch immer wieder freundschaftlich miteinander. Nun haben sie ihre malerische Zusammenarbeit mit Spielsinn und humorvollem Respekt zu einer Ausstellung gebündelt. Das Resultat sind Gemälde und Zeichnungen, an denen alle drei – hintereinander oder gleichzeitig – gearbeitet haben und dabei die malerischen Spuren der Vorgänger kommentiert, erweitert oder übermalt haben. Das Projekt ist ein Wagnis und eine Provokation. Es geht dabei um gezielte Angriffe auf jeweils egomane

Positionen und solitäre Praxen. Jedoch ist nicht das „Auslöschen“ der malerischen Geste des anderen das Ziel, sondern ein sensibles und oft auch freches Reagieren auf die vorgefundenen malerischen Outputs der Kollegen. Die so entstandenen Bilder sind unverkennbar geprägt von drei verschiedenen Handschriften, die sich gegenseitig anstacheln und gemeinsam etwas darstellen, das die Beteiligten als „trialogisch“ bezeichnen, als alogischen Dialog zu dritt. [Kunstraum Nestroyhof. Ausstellungsdauer 26. Jänner 2017 bis 22. Februar 2017 – Foto: © Kunstraum Nestroyhof]


KUNST.INVESTOR News

Die Malerei des brasilianischen Artist in Residency Fábio Baroli ist durch eine poetische Bildsprache geprägt, die sich mit den Themen Voyeurismus, Erotik, Vernakularismus und der imaginären Welt der Kinder auseinandersetzt. Auch wenn seine Arbeiten Szenen von Einwohnern des brasilianischen Staates Minas Gerais abbilden, sind diese Themen universell und omnipräsent. Während seines Aufenthaltes in Wien im Februar 2017, ermöglicht durch das Q21 Artists-inResidence Programms im MuseumsQuartier, werden Arbeiten von Fábio Baroli in zwei Einzelausstellungen im MuseumsQuartier zu sehen sein. Mit der Eröffnung der Ausstellung ‚Goliath’ am 9. Februar um 19 Uhr wird

erstmals in Europa die zwischen 2013 und 2016 entstandene Serie von Ölgemälden ‚vendeta‘ und ‚intifada’ gezeigt, welche bewaffnete Kinder in städtischen Kriegssituationen darstellt, allerdings Spielzeugpistolen reale Waffen ersetzen. Das erklärte Ziel der von Pedro Henrique de Melo in Zusammenarbeit mit der Jan Arnold Gallery kuratierten Ausstellung im frei_raum Q21 ist es die Diskussion über die Not von Kindern in gewaltbereiten Milieus anzuregen. Ein unfairer, von Kindern ausgetragener Kampf als Analogie zur Erzählung von David und Goliath. [frei_raum Q21 exhibition space – MQ. Dauer bis 28. Februar 2017 – Foto: © Jan Arnold Gallery]



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FotoCredit: Stephanie Klaura, On radar? hocus pocus - dazzle - GO!, 2016 Siebdruck auf Textil, Wandinstallation und Overalls – Foto: © Stephanie Klaura

„White Cube – Black Box“ - „collected #6“ Highlights aus der Bank Austria Kunstsammlung

Unter dem Titel „White Cube – Black Box“ zeigt die sechste Auflage der Ausstellungsreihe im tresor im Bank Austria Kunstforum Wien bis 26. März 2017 Werke von sechs jungen Künstlern. Der White Cube und die Black Box bilden ein fundamentales Gegensatzpaar: Der White Cube meint die demokratische, weiße Rahmenbedingung, die der Ausstellungsraum für Kunst bietet. Das Publikum wandert durch einen gleißend hellen, nüchternen Raum, in dem nichts ablenkt oder unterbricht – dessen Architektur in ihrer vornehmen Zurückgenommenheit alle Aufmerksamkeit der Kunst an den Wänden zuteilwerden lässt. Dem gegenüber steht die Black Box – der dunkle Filmkobel, die magische Welt des Kinos, in dem das Publikum auf der Leinwand in sämtliche

reale und virtuelle Welten eintauchen kann. Die Arbeiten der sechs Künstlerinnen und Künstler, die in der Ausstellung „White Cube – Black Box“, der sechsten Ausgabe des Bank Austria Kunstsammlungsformats „collected“, gezeigt werden, eint, dass sie allesamt die Frage nach der Ausstellungsbedingung und dem Ausstellungsraum der Gegenwart in ihrer Kunst stellen. In der von Lisa Ortner-Kreil kuratierten Ausstellung im tresor im Bank Austria Kunstforum sind bei freiem Eintritt Werke von Carola Dertnig, Stephanie Klaura (Gewinnerin des Bank Austria Kunstpreis Kärnten 2016), Dorit Margreiter, Florian Pumhösl, Markus Schinwald und Nadim Vardag zu sehen. (Foto: © Bank Austria Kunstforum)



KUNST.INVESTOR News

Xenia, April 1932 © Alfons Walde / Bildrecht 2016

ALFONS WALDE - WINTERTRÄUME

Die Fotografien des Malers Alfons Walde (1891–1958) aus dem Nachlass des Künstlers, die über Jahrzehnte unbeachtet in einer Kiste schlummerten, wurden im Dezember 2014 erstmals im Fotomuseum WestLicht gezeigt. Zur diesjährigen Wintersaison präsentiert die Galerie OstLicht in der Leica Galerie Wien eine Auswahl von Aufnahmen aus dieser spektakulären Entdeckung. Der weltberühmte Landschaftsmaler Walde entpuppt sich darin auch als Meister der Fotografie – mit Fokus auf den weiblichen Akt. Seine Inszenierungen reichen von klassischen Posen aus der kunsthistorischen Tradition bis hin zu erotisch aufgeladenen, teils pornografischen Szenen.

Während seine Schwarz-Weiß-Fotografien in den frühen 20er Jahren noch an Egon Schiele und Koloman Moser erinnern, ist ab den 1930ern seine Rolle als Vorreiter der Farbfotografie bemerkenswert. Walde benutzte seine Leica mit dem gerade erfundenen Farbfilm und fertigte Diapositive an, die in ihrer malerischen Anmutung faszinieren. Neben dem erotischen Werk entstanden Landschafts-, Porträt- und Architekturaufnahmen. Die Fotografien dienten dem Künstler auch als Anregung und Vorlage für seine Malerei. [Leica Galerie Wien, Ausstellungsdauer bis 8. April 2017 – Foto: © Galerie OstLicht, Leica Galerie]


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ART COLOGNE-Preis 2017 geht an Günter Herzog

(Foto: Markus Hoffmann, Cologne 2017)

Köln- 2017 feiert das Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels (ZADIK) sein 25- jähriges Jubiläum. Prof. Günter Herzog, seit 2002 wissenschaftlicher Leiter des Instituts, erhält in diesem Jahr den Preis der ART COLOGNE. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis würdigt herausragende Leistungen der Kunstvermittlung und wird vom Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) gemeinsam mit der Koelnmesse jährlich anlässlich der ART COLOGNE vergeben. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, den 26. April 2017 im Historischen Rathaus zu Köln statt. Seit 15 Jahren wird das ZADIK – Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels entscheidend von Günter Herzog geprägt. Er hat es zu einem offenen, vitalen „Speicher für die meist im Verborgenen wirkenden Kräfte derjenigen entwickelt, die den Werken der Künstler ihren Platz in der modernen Gesellschaft geben“ (Klaus Honnef). Kräfte, die sich in den Vor- und Nachlässen bedeutender Unternehmen und Persönlichkeiten des Kunstbetriebs erhalten haben. Diese werden im ZADIK nicht nur inventarisiert, sondern durch Digitalisierung, Ausstellungen und Publikationen zur Erforschung und

für Interessenten zugänglich gemacht. Günter Herzog promovierte und habilitierte an der Universität zu Köln, wo er seit 1998 Kultur- und Sozialgeschichte der Kunst sowie Geschichte des Kunsthandels lehrt und 2008 zum außerplan-mäßigen Professor ernannt wurde. Vor zwei Jahren gelang die Anbindung des ZADIK als sogenanntes An-Institut an den Fachbereich Kunstgeschichte der Kölner Universität – die perfekte Grundlage für den Masterstudiengang Kunstmarkt, der hier 2014 neu eingerichtet worden ist. Das ZADIK wurde 1992 vom BVDG gegründet und war bis 2001 der Bonner Bundeskunsthalle angeschlossen. 2001 zog es nach Köln in eine ehemalige Filiale der Sparkasse KölnBonn, deren SK Stiftung Kultur seitdem als Hauptsponsor des ZADIK wirkt. 2007 folgte der Umzug in den Mediapark, wo es ein großes Magazin, Büros und einen Showroom unterhält. Die regelmäßig von Günter Herzog anlässlich der ART COLOGNE konzipierten originellen Ausstellungen sind sowohl auf der Messe als auch in den Räumen des ZADIK zu sehen. (Foto: © Cologne 2017)


KUNST.INVESTOR News

ART VIENNA 2017 International Art Fair

Die ART Vienna tritt von 23. bis 26. Februar zum ersten Mal an, um diesen Anspruch einzulösen. Aber auch, um neben dem Schwerpunkt mit Zeitgenössischem der Klassischen Moderne einen Platz zu geben. Das wichtigste Kriterium ist in jedem Fall die Qualität. Und das Spannungsfeld, das bei einer entsprechenden Durchmischung seine Wirkung für den Besucher entfaltet. Korrespondierend zum künstlerischen Konzept des Veranstaltungsortes, dem Leopold

Museum, wo man ausgehend vom zentralen Sammlungsbestand, der österreichischen Klassischen Moderne, den Brückenschlag zur avancierten Moderne und Gegenwart unternimmt. Die ART Vienna versammelt hervorragende österreichischen Galeristen und Händler, bereichert durch ausgesuchte internationale Aussteller. [Leopold Museum von 23. bis 26. Februar 2017]




UNST.INVESTOR Dorotheum

Foto:©Dorotheum


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Marcel Kammerer-Schrank, Wien um 1910 (Schätzwert € 4.000-5.500 Lounge Sessel im Bauhaus-Stil (€ 1.200-1.600) - Art Déco Tischlampe (€ 1.200-1.600)

"SELECTED BY PHILIP HOHENLOHE" Interieur-Spezialist Hohenlohe arrangiert Bilder, Möbel, Dekor im Dorotheum Blick zurück nach vorne: „Klassisches Design, klassische Architektur, Studium der Geisteswissen-schaften: Vielleicht müssen wir wieder den Blick zurückwerfen, uns auf unsere Wurzeln besinnen“, sagt Designer Philip Hohenlohe in seinem Katalogvorwort zur Auktion „selected by Philip Hohenlohe“ am 2. März 2017 im Dorotheum. Gute Proportionen: Symmetrie, Harmonie – überhaupt: gute Proportionen, eine Gemütlichkeit jenseits des reinen Biedermeier propagiert der Interieur-Profi, dem der landläufige PurismusKonformismus ein Gräuel ist. Vielmehr schafft er mittels Licht und Farbe behagliche Stimmungswelten, die er mit Dorotheum-Auktionsangebot aus dem Historismus des 19. Jahrhunderts, Entwürfen des Bauhaus‘ und Art Déco sowie Dekorationsgegenständen zu einem neuen Ganzen zusammenfügt. Dieser Eklektizismus wird etwa mittels Bakelitmodellen von Kristallen oder - nach der ersten vergleichbaren Auktion 2011 eine Novität - mit eigenen Hohenlohe-Entwürfen von Lampen, Sesseln und Tischen gemischt.

Stimmungswelten: Salons a la Visconti schweben dem ehemaligen Filmstudenten und production designer vor. Und diese Einrichtungen seien nicht an großes Budget gebunden, darauf legt Stilexperte Philip Hohenlohe wert. Die Schätzwerte der rund 200 Auktionsobjekte liegen zwischen 300 und 20.000 Euro.„Wieso ist etwas vulgär oder elegant? Warum empfinden wir etwas als schön oder hässlich? Was ist Kitsch, und warum?“ Fragen, die Philip Hohenlohe sein ganzes Leben lang begleitet haben. Anhand von Hohenlohes Raumkonzeptionen kann man Grundfragen der Ästhetik wieder überprüfen, sich inspirieren lassen– und mitsteigern. (Foto:©Dorotheum)


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Tribal Art Auktion

Eine Auswahl an zeremoniellem und rituellem Schmuck bei der Auktion am 20. Februar 2017 im Dorotheum

Baule, Elfenbeinküste: Ein oval-runder Anhänger aus Gold, mit der Darstellung eines Gesichtes.Provenienz: Österreichische Privatsammlung. Rufpreis € 1.200

Die Auktion mit außergewöhnliche Schmuckstücken, „Tribal Art/Stammeskunst“, am 20. Februar 2017 im Palais Dorotheum bietet diesmal eine besonders schöne Auswahl an Hals-, Fuß- oder Ohrschmuck oder sogar Kronen – unterschiedlichster Ethnien und Stämme, u. a. aus Ghana, Elfenbeinküste, Sansibar, Turkmenistan oder Indonesien. Gold spielt hier eine große Rolle, Silber, Edelsteine, Korallen – so vielfältig wie die Materialien und die Ausführungen so vielschichtig sind auch die Träger: Adelsfamilien, Jäger, Krieger. Die Auktion bietet insgesamt rund 300 Figuren, Masken, Alltags- und rituelle Gegenstände aus Afrika, dem Orient, aus Asien, Indonesien und Ozeanien. Ein äußerst fein gearbeiteter, rund-ovaler Anhänger aus purem Gold. Das zentrale, erhaben hervortretende Gesicht (oder die Maske) ist in typischem Baule-Stil

dargestellt. Mit weit ausladenen Augenbrauen-Bögen, langer, flacher Nase und stammestypischen NarbenTätowierungen an der Nasenwurzel und auf beiden Wangen. Mit einem durchbrochenen Kreis-Dekor und äußeren Bändern umgeben. In einem Stück ‘in verlorener Form’ aus Gold gegossen. Ein kleiner Ausbruch auf der Stirn. Mit zwei Aufhänge-Ösen oben (eine gebrochen). Sonst keine Schäden. Ein sehr fein gearbeiteter, runder Anhänger aus purem Gold. Mit einer zentralen, leicht erhabenen und stilisierten Darstellung eines liegenden Krokodils (von oben). Mit Kreis- und durchbrochenem Zick-Zack-Dekor (außen). In einem Stück ‘in verlorener Form’ aus Gold gegossen. Mit zwei Ösen auf der Rückseite (oben und unten). Ein minimaler Ausbruch am äußeren Rand links. Sonst keine Schäden.


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Aschanti, Ghana: Ein runder Anhänger aus Gold, mit der Darstellung eines Krokodils DM: 7,5 cm x 8 cm. 1. Hälfte 20. Jh.. (ME), Provenienz: Österreichische Privatsammlung. Rufpreis € 1.200

Ein usbekischer Anhänger, ursprünglich als Stirnschmuck getragen. Aus Silber in drei BotehFormen kastenförmig gefertigt und an der Vorderseite feuervergoldet. Mit 18 Anhängern aus Silber, ebenfalls vergoldet, sowie mit großen und kleinen KorallenPerlen und kleinen Türkisen dekoriert. Ein prachtvolles, sehr aufwändig gestaltetes Schmuckstück mit guten, alten Tragespuren. Ohne wesentliche Schäden. H: ca. 18 cm (mit Behang); 11 cm (ohne Behang); B: ca. 11 cm. 19. Jh. oder Früher. (ME) Das Besondere: Alle äußeren Flächen tragen einen durchbrochenen Dekor. Sehr selten: Ein ungewöhnlich schönes Paar silberner ‘Sansibar-Fußreifen’. Aus bestem Silber gearbeitet. Jeweils aus zwei Teilen mit Scharnieren und Steck-Verschlüssen hergestellt (Stifte

Usbekistan, Buchara oder Oase Khiva: aus Silber, vergoldet, mit Türkisen, Korallen, Granat. 19. Jh. H: ca. 18 cm B: ca. 11 cm. 19.Jh.(ME), Provenienz: Wiener Privatsammlung. Rufpreis € 500

vorhanden). Die Innenseiten der Reifen sind glatt. Das Besondere an diesen Stücken: Alle äußeren Flächen beider Reifen sind reich mit Blüten- und Blattranken, sowie mit geometrischen und glatten Bändern verziert und dieser aufwändige Dekor ist überall durchbrochen gearbeitet. Ein Meisterwerk. Wohl hergestellt von einem Silberschmiede-Meister aus der Oase Nizwa, dem alten, früheren Schmuck-Zentrum im zentralen Oman. ‘Sansibar-Reifen’ nennt man deshalb diesen Schmuck, weil die Insel Sansibar, vor der ostafrikanischen Küste, von 1698 bis 1861 vom Sultanat Oman beherrscht worden ist und die Europäer diesen, an sich rein omanischen Schmuck-Typ, wahr-scheinlich zuerst auf Sansibar kennengelernt haben. Beide wertvollen SilberReifen sind alt, zeigen gute Trage-Spuren, aber keine Schäden!


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Indonesien, Insel Flores, Stamm: Nage: Eine Äußerst seltene ‘Krone’, genannt ‘Lado’. Von der Insel Flores, einer der Kleinen Sundainseln in Indonesien. Aus purem Gold, mit sieben ‘Federn’ gefertigt. H: ca. 33 cm; B: ca. 27 cm. Ende 19. Jh.. (ME), Provenienz: Österreichische Privatsammlung, Rufpreis € 12.000

Afghanistan, Iran, Turkmenistan: Stamm: Tekke-Turkmenen: Ein ungewöhnlich großer, alter Amulett-Anhänger der Tekke-Turkmenen, ‘Tumar’ genannt. Silber, zum Teil vergoldet, mit 32 Karneolen, H: 32 cm (mit Ketten und Schellen); B: 26 cm; Gewicht: 900 Gramm. 19. Jh.. (ME), Provenienz: Wiener Privatsammlung. Rufpreis € 600

Indonesien, Insel Sumba: Ein Anhänger aus schwerem Gold, genannt ‘Mamuli’. Mit zwei Reiter-Kriegern aus Gold, mit Schild, Helm und Lanze H: ca. 10 cm; B: ca.9,5 cm. Um 1900 bis 1. Drittel 20. Jh.. (ME) Provenienz: Österreichische Privatsammlung. Rufpreis € 2.000

Oman, Sansibar: Ein außergewöhnlich schönes Paar silberner Fußreifen für Frauen, auch ‘Sansibar-Reifen’ genannt. H: je 8 cm (vorne), 4,5 cm (hinten); DM: je 11 cm x 12 cm (außen); 6,5 cm x 7 cm (ME) Provenienz: Wiener Privatsammlung. Rufpreis € 1.500


KUNST.INVESTOR Dorotheum

Ein besonders schöner, großer Amulett-Anhänger der Tekke-Turkmenen, ‘Tumar’ genannt. Ganz aus gutem Silber gearbeitet und zum Teil feuer-vergoldet. Mit einer quer liegenden, sechskantig gearbeiteten Amulett-Box für Schrift-Amulette. Mit Halbkugel-Enden (links zu öffnen!). Darüber befindet sich ein dreieckiger Aufsatz, mit Widderkopf-Motiven an beiden oberen Rändern und an zwei seitlichen, kleinen Aufsätzen. Unter der Amulett-Box verläuft ein durchbrochen gearbeitetes Quer-Band. Die offenen Stellen sind mit rotem Stoff unterlegt. Seitlich befinden sich wieder zwei Widderkopf-Anhänger. An diesem unteren Teil sind an Silberketten viele Kugel-Schellen aus Silber angehängt (mit Steinen im Innern). Alle Flächen an der Vorderseite dieses Amulett-Anhängers ‘Tumar’ sind mit typischen Kurven-Ornamenten der Tekke-Turkmenen graviert und teils feuer-vergoldet! Die Rückseite ist blank und glatt. Dieser höchst eindrucksvolle ‘Tumar’ ist mit 26 glatten und sechs gewölbten, im Cabochon-Schliff, geschliffenen und gefassten Karneol-Steinen besetzt. Mit einem alten, hellbraun gewebten Trageband. Ein prachtvolles, großes, altes Stück, komplett erhalten (selten!) und ohne wesentliche Schäden. Solche ‘Mamuli’ aus Gold oder Silber waren auf Sumba, einer Insel der Kleinen Sundainseln in Indonesien, nicht nur Schmuck. Als Schmuck wurden ‘Mamuli-Anhänger’ von den Adeligen auf Sumba um den Hals, an den Ohren oder an goldenen Stirn-Zierden in Form von Büffelhörnern getragen, um ihren sozialen Rang öffentlich zu zeigen. Darüber hinaus hatten ‘Mamuli’ auf Sumba jedoch noch ganz andere Bedeutungen: Sie waren Bestandteil sakral-religiöser Riten, waren wichtiger Teil des traditionellen Brautpreises und gehörten zum ‘Erb-Schatz’ großer Adels-Familien! Die Grundform der ‘Mamuli’ soll sich aus der Darstellung des weiblichen Geschlechts entwickelt haben. Und das Gold, aus dem ‘Mamulis’ hergestellt wurden, soll von holländischen GoldMünzen stammen (8 bis 12 Karat). Das vorliegende ‘Mamuli’ aus Gold, in ganz typischer, traditioneller Form, ist besonders groß, schwer und eine erstklassige

Arbeit eines Goldschmiedes auf Sumba: Auf den beiden unteren, links und rechts auskragenden Fortsätzen steht jeweils ein Reiter-Krieger aus Gold, auf ihren goldenen Pferden sitzend, mit rundem Schild und Lanze. Die Köpfe, Arme, Lanzen und Schilde der goldenen Reiter sind beweglich gearbeitet! Ganz ohne Schäden. Ein Stück von erstaunlicher Qualität! Diese goldenen ‘Kronen’, genannt ‘Lado’, hatten bei den Nage in Zentral-Flores mehrfache Bedeutungen: Sie zeigten den hohen Rang ihres adeligen Trägers an, spielten in rituellen Zeremonien eine Rolle, sie sicherten symbolisch das Wohlergehen und den Wohlstand der Gemeinschaft und sie gehörten zum ‘Schatz’ adeliger Familien. Früher wurden die ‘LadoKronen’ mit ihrem Besitzer begraben, später wurden sie vom Vater auf den Sohn vererbt. Das Gold der ‘LadoKronen’ stammt von holländischen Gold-Münzen aus der Kolonialzeit (8 bis 12 Karat). Vorliegende, goldene ‘Lado- oder Flores-Krone’ besteht aus dünnem Goldblech und fein gearbeitetem Golddraht. Der quer liegende, untere Teil ist halbmondförmig und trägt an beiden Seiten nach oben eingerollte Vogel-Köpfe als Abschluss. Dieser untere Teil wird vor der Stirn getragen und mit hinten angehängten Streifen aus Goldblech am Kopf des Trägers befestigt. In den Quer-Teil werden die ‘Federn’, ebenfalls aus Goldblech, eingesteckt (ursprünglich, vor der Einführung des Goldes, wurden für solche AdelsKronen richtige Vogel-Federn verwendet). Die ‘Federn’ - in diesem Fall sieben als Zeichen für ‘hohen Adel’ sind mit zartem, linear getriebenem, geometrischem Dekor verziert und tragen oben und unten jeweils zwei Anhänger aus geraden und dreieckigen Gold-Plättchen. Viele solcher Anhänger befinden sich auch an der Unterkante des unteren Halbmondes, sowie an den zwei filigranen Kugeln, die diese Kante an beiden äußeren Seiten begrenzen. Ein ungewöhnlich komplettes, altes und ‘museales’ Stück. Nur einige Anhänger fehlen gebrauchs- und altersbedingt. Höchst selten! (Foto; © Dorotheum)




KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘

Friedrich Frank, Blick auf Florenz, Aquarell auf Papier; 55 × 95 cm (Passep.-Ausschnitt); Rufpreis € 3.000

115. KINSKY-AUKTION - „KOSTBARKEITEN“ Alte Meister, Bilder des 19. Jahrhunderts, Klassische Moderne, Zeitgenössische Kunst, Antiquitäten und Jugendstil & Design 28. Februar bis 1. März 2017

Das Jahr beginnt im Kinsky schon traditionell mit einer Auktion der Kostbarkeiten und wirft den Blick auf Kunstwerke, deren Qualität überzeugt, die aber dennoch im Preis günstig sind. Alle sechs Sparten des Hauses, von den Alten Meistern bis zu den Zeitgenossen sind vertreten und bieten mit über 900 Objekten eine umfangreiche und vielseitige Auswahl für jeden Sammler. Bei den Alten Meistern kann man durch die Jahrhunderte streifen und sich zwischen ländlichen Idyllen, schönen Frauen und aufregenden Szenen aus Mythologie und Historie entscheiden. In der Sparte des 19. Jahrhundert begeistern zwei

ungewöhnliche Stadtprospekte: Einmal der Blick auf Florenz von Friedrich Frank bei herrlichem Sonnenlicht und atmender Luft und einmal der Blick auf Landeck in Tirol von Hubert Sattler. Letzterer war ja für seine Reisen und aufregenden Städtebilder besonders berühmt, seine nüchterne Klarheit mit großer Raumtiefe wirkt wie eine Vorwegnahme des zeitgenössischen Photorealismus. Marie Egners reizvolle Aufnahme der Lagune von Grado oder Friedrich Gauermanns schnelle Skizze eines Hirschen im kalten Gebirgssee bieten Kostbarkeiten der spontanen Studie vor Ort. Gewohnt vielseitig ist das Angebot der Antiquitäten.


KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘

Norbertine Bresslern-Roth, Tukanjäger, 1943, Öl auf Jute; 90 × 70 cm; Schätzpreis € 20.000-40.000


KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘

Helmut Leherb, Ma vie phantastique (Das Manifest der inneren Unruhe), 1963 Öl auf Leinwand gerahmt; 85,5 × 65,5 cm; Schätzpreis € 40.000 – 80.000


KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘

Paar seltene Vasen, Florenz oder Pisa, um 1575, dunkelgrünes Glas Bronze, vergoldet; H. 15 cm; Rufpreis € 6.000

Tafelbesteck von Josef Karl Klinkosch stellt mit € 15.000 den höchsten Schätzpreis dar, Glassammler werden mit einem Paar seltener Vasen aus Italien ihre Freude haben und die Auswahl der Möbel reicht von gotischer Giebeltruhe bis hin zu einem barocken Nasenschrank. Otto Prutscher, Josef Hoffmann, Dagobert Peche, Franz Hagenauer oder Eduard Klablena sind klingende Namen in der Sparte des Jugendstil, Silbertabletts, Vasen, Keramikfiguren, Kerzenleuchter stehen zur Auswahl. In der Klassischen Moderne reicht die Bandbreite des Angebots von Zeichnungen Gustav Klimts über die suggestiven Landschaften von Josef Stoitzner, zu den klappernden

Tukanen von Norbertine Bresslern-Roth und den Bergbauernhöfen von Oskar Mulley. Und passend zur Jahreszeit werden Schneelandschaften von Wilhelm Thöny und Hans Weber-Tyrol angeboten. Farbkräftig und phantastisch präsentieren sich die Zeitgenossen: Ernst Fuchs großformatige Lady Gainsborough und Helmut Leherbs Triumph des Jean Jacob entführen in Traum- und Phantasie-welten während Gunter Damisch gewohnt in Gefilde jenseits unserer sichtbaren Welt führt. Ein besonderes Angebot bietet die Sammlung von Werken des früh verstorbenen, genialen Wiener Malers Alfred Kornberger. (Foto:© ‚im Kinsky)




KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Gottfried Helnwein, Ein Schrei (Selbstporträt 8), Öl und Acrylfarben auf Leinwand, 201 x 150 cm, 1986, Rufpreis € 35.000


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Franz West, ohne Titel, Mischtechnik auf Papier, 15 x 21 cm, 1972, Rufpreis € 8.000

Die Stunde der Wahrheit Auktion am 20. Februar 2017 Die Preise, die bei Auktionen erzielt werden, sind die einzigen, die allgemein zugänglich sind. In den Auktions-datenbanken Artprice und Artnet wird penibel jedes hoch gesteigerte, zum Schätzpreis verkaufte oder auch unverkauft gebliebene Kunstobjekt erfasst. Jedermann kann sich darüber kundig machen, wie die aktuellen Preise der Künstler sind, die er erwerben möchte. Deshalb spricht man bei Auktionen auch gerne von der „Stunde der Wahrheit“, weil sich hier wirklich erweist, was die Bilder, Plastiken, Fotos und Grafiken auf dem Markt wert sind. Eigentlich müsste man ja eher von einer Sekunde der Wahrheit sprechen, denn die Zeitspanne, die ein Interessent hat, sich zu entscheiden, ob er bietet oder nicht, ist tatsächlich sehr, sehr kurz bemessen. Das ist es, was Auktionen so spannend macht. Darin besteht aber auch die große Verantwortung der Auktionshäuser: Denn wenn ein Werk unverkauft bleibt, kann sich das durchaus auf die Nachfrage nach Werken des Künstlers auswirken. Die Auktion Künstlerinnen der RESSLER KUNST AUKTIONEN war so eine Stunde der Wahrheit – und

die meisten österreichischen Künstlerinnen, die bei der Auktion vertreten waren, haben diesen Markttest bravourös bestanden. Allen voran Maria Lassnig: Für Ihren „Korkenziehermann“ wurde von € 160.000 bis € 280.000 geboten, der Kaufpreis für das Bild beträgt demnach € 350.000 (inklusive Aufgeld und Umsatzsteuer). Noch aufregender wurde es bei „Die Büglerin“, um die sich sieben Telefonbieter, Bieter um Saal und mehrere Interessenten, die schriftliche Kaufangebote abgegeben hatten, bemühten. Vom Rufpreis von € 70.000 ging es bis € 170.000, ehe der Zuschlag erteilt werden konnte. Nach dieser Auktion bei der RESSLER KUNST AUKTIONEN, bei der ausschließlich Werke weiblicher Künstler offeriert wurden, übrigens die erste diesbezügliche Auktion im gesamten deutschen Sprachraum, findet bereits am 20. Februar 2017 die nächste Auktion der RESSLER KUNST AUKTIONEN in der Galerie OstLicht in der ehemaligen Anker Brotfabrik in 1100 Wien statt. 225 Werke mit einer Rufpreissumme von 1,5 Millionen Euro werden offeriert.


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Arnulf Rainer, Ohne Titel, Öl auf Platte (Ton?), 25,8 x 37,3 cm, 1964 Vorderseite: Schwarze Übermalung Rückseite: Rosa übermalte, gravierte Zentralgestaltung, Rufpreis € 18.000

Günter Brus, Die Wahrscheinlichkeit spricht dagegen, Mischtechnik auf Karton, 44 x 56 cm, 1988, Rufpreis € 9.000


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Erwin Wurm, Mind-Bubble, Styropor, Acryl und Wolle, Höhe ca. 110 cm (Durchmesser ca. 160 cm), um 2007, Rufpreis € 35.000

Arnulf Rainer ist in dieser Auktion gleich mit sechs Arbeiten vertreten. Zur Auswahl stehen, eingeliefert von einer institutionellen Sammlung, eine „Graubraune Übermalung“ aus 1962, die der Künstler 1973 überarbeitet hat (Rufpreis € 45.000), bzw. eine Übermalung aus 1964, bei der sich auf der Rückseite eine rosa übermalte, gravierte Zentral-gestaltung befindet (€ 18.000). Arnulf Rainer hat sie als Entwurf für ein Glasfenster bezeichnet, wahrscheinlich für die von Karl Schwanzer errichtete neue Pfarrkirche Pötzleinsdorf; realisiert wurde allerdings ein anderer Entwurf Rainers. Von Günter Brus werden sogar neun Werke angeboten, darunter eine ganz frühe (1958) Gouache (Rufpreis € 25.000). Gespannt sein darf man aber auch, wie viel „Der Blaue Wald“, ein Buch mit sieben Buntstiftzeichnungen (€ 7.000) einspielen wird. Großes Interesse sollte auch der „Schrei“ von Gottfried Helnwein (€ 35.000) finden. Das vielfach publizierte Bild war Cover des Katalogs zur Ausstellung "Gottfried Helnwein" 1986/87 im Mittelrhein Museum Koblenz, in der Galerie Würthle in Wien und im Leopold Hoesch Museum Düren. Klaus Albrecht Schröder hat es im Buch zur Ausstellung im Musée d'Ixelles und im Kunstforum Länderbank Wien 1987 sehr prominent

präsentiert. "Mind bubbles" nennt Erwin Wurm die kartoffelförmigen, plump wirkenden, aufgeblasenen Ungetüme, die er in biedere Pullover gesteckt hat: Symbole gemütlicher Dümmlichkeit. Die Auktion bietet solch ein Mind bubble zum Rufpreis von € 35.000. Interessant wird auch sein, ob der lebensgroße Pigment Print von Chuck Close, darstellend die nackte Kate Moss (€ 30.000), vom internationalen Publikum entdeckt wird. Wer den größten Zuschlag erhält, diese Frage wird erst die Auktion beantworten. Wer das größte Werk der Auktion ist, ist schon jetzt unübersehbar: Gottfried Mairwögers „Aurora“ aus 1985 misst stolze 250 x 520 cm (€ 18.000) und wird die Hauptwand des Auktionshauses in der Galerie OstLicht füllen. Die Vorbesichtigung ist ab 16. Februar 2017, jeweils 12.00 – 18.00 Uhr (auch am Samstag und Sonntag) möglich. Die Vernissage findet am Mittwoch, 15. Februar 2017 statt. Bei der Vernissage wird übrigens unter den Gästen auch eine Originallithographie von Hans Staudacher verlost. [Auktion: 20. Februar 2017, Beginn 18.30 Uhr in der Galerie OstLicht, Absberggasse 27 in der ehemaligen Anker Brotfabrik – Foto: © Ressler Kunst Auktionen www.resslerkunst.com]


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Die Auktion Künstlerinnen war ein großer Erfolg……

Maria Lassnig, Korkenziehermann (Tod), 1986-1987 Rufpreis € 160.000, Meistbot € 280.000, Verkaufspreis € 350.000

Am Abend des 23. Januar 2017 wurde für ausschließlich von weiblichen Künstlern stammenden Werken ein Umsatz von fast 1,1 Millionen Euro erzielt. Vor allem die beiden Ölgemälde von Maria Lassnig reüssierten. „Korkenziehermann (Tod)“ wurde von sieben telefonischen Mitbietern, mehreren schriftlichen Kaufaufträgen und Saalbietern von € 160.000 auf € 280.000 (Kaufpreis 350.000) gesteigert. Noch erfolgreicher war „Hausfrau / Die Büglerin“, die bei € 70.000 startete. Auch hier gab es sieben Bieter am Telefon. Der Zuschlag erfolgte erst bei € 170.000

(Kaufpreis € 212.000). Maria Lassnigs Bleistiftzeichnung „Selbstporträt als Ohr“ wurde von € 12.000 auf € 22.000 gehoben. Valie Exports „Zug“ wurde um € 20.000 (€ 25.000) verkauft, Karen Kilimniks Triptychon reüssierte um € 38.000 (€ 47.500). Louise Bourgeois‘ Mappe ging um € 15.000 (€ 19.350) weg, die beiden Grafiken von Sybil Andrews erzielten € 29.000 bzw. € 15.000. Derselbe Betrag wurde für die Arbeit von Birgit Jürgenssen geboten. Sehr erfreulich auch das Meistbot von € 13.500 (€ 17.400) für Brigitte Kowanz‘ „Rometeness“. (Foto: © Ressler Kunst Auktionen)

VALIE EXPORT, Zug, Konzeptuelle Fotografie, Foto-Objekt, 9 Vintage-Silbergelantine-Abzüge Unikat, 34,2 x 103 cm, 1972, Rufpreis € 16.000, Meistbot € 20.000, Verkaufspreis € 25.000


KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen

Maria Lassnig, Hausfrau/Die Büglerin, Öl auf Leinwand, 65 x 75 cm, 1984 Rufpreis € 70.000, Meistbot € 170.000, Verkaufspreis € 212.000

Elke Krystufek, Selbstporträt, Öl auf Baumwollstoff, 70 x 60 cm, Rufpreis € 5.500, Meistbot € 8.500, Verkaufspreis € 11.000


KUNST.INVESTOR Albertina

Anton Josef Trcka, Egon Schiele, 1914 Bromรถldruck auf Untersatzkarton


KUNST.INVESTOR Albertina

Egon Schiele, Alte Häuser in Krumau, 1914, Bleistift und Deckfarben auf Japanpapier

Egon Schiele Sie sind leidenschaftlich und höchst subjektiv, schonungslos und zugleich allegorisch: die Meisterwerke Egon Schieles. Zum Auftakt des Gedenkens an seinen 100. Todestag leitet die Albertina schon 2017 den Reigen der großen Jubiläumsausstellungen zu Schiele ein: 180 seiner schönsten und bedeutendsten Gouachen & Zeichnungen führen in ein künstlerisches Werk ein, das sein großes Thema in der existenziellen Einsamkeit des Menschen findet. Egon Schiele ist nicht nur Mitbegründer des Expressionismus und neben Klimt eine der beiden Schlüsselfiguren der Wiener Jahrhundertwende, er ist vor allem der größte Zeichner des 20. Jahrhunderts. Zwölf Jahre nach der letzten großen SchieleAusstellung zeigt die Albertina das grafische Werk des Künstlers, das in seinem Schaffen als autonome Gattung einen spezifisch hohen Rang einnimmt. Unmittelbar nach seinem Studium an der Akademie, bei dem er vor allem Studien nach den strengen Vorschriften des dortigen Lehrbetriebs anfertigt, wendet sich der junge Schiele zunächst dem Jugendstil zu, wobei er vor allem in Klimt sein Vorbild findet. Doch im Gegensatz zu Klimt, dessen Zeichnungen als Ideen, Entwürfe oder Skizzen für seine Gemälde dienen, betrachtet Egon Schiele seine Arbeiten auf Papier

bald als eigenständige, als autonome Kunstwerke. Um 1910 findet er als kaum Zwanzigjähriger zu einem ganz unverwechselbaren, eigenem Stil– dies vor allem in seiner Zeichenkunst. Mit sicherer, kräftiger Linienführung umschreibt er seinen Bildgegenstand, der meist der menschliche Körper ist. Einerseits charakterisiert er ihn durch treffsichere Konturierung, andererseits verfremdet er ihn durch gewagte Perspektiven, durch überspitzte Gestik und Mimik und durch dessen Fragmentierung. Gerade in seinen präzise kalkulierten Zeichnungen erschließt er in Bezug auf Ikonographie und Farbgebung neues Terrain. Nicht zufällig wird das zeichnerische Œuvre des Künstlers als seiner Malerei mindestens ebenbürtig geschätzt - der Zeichner Schiele ist dem Maler Schiele sogar weit überlegen.


KUNST.INVESTOR Albertina

Egon Schiele, Felderlandschaft (Kreuzberg bei Krumau), 1910 Schwarze Kreide, Aquarell, Deckfarben auf braunem Packpapier

Obwohl Schiele die internationalen Kunstströmungen seiner Zeit interessiert verfolgt und auch Werke der Kubisten wie Pablo Picasso, der Futuristen, der Expressionisten und der frühen Abstrakten kennt, bleibt er doch immer der Gegenständlichkeit verpflichtet und schlägt nie den Weg zur Abstraktion ein. Nicht zuletzt aufgrund der expressiven Qualitäten seiner Arbeiten auf Papier wird er neben Oskar Kokoschka als der bedeutendste österreichische „Expressionist“ betrachtet. Im Gegensatz zu den deutschen Expressionisten, die den Schwerpunkt auf die Eigenständigkeit der Formen legen und folgerichtig auch zur Abstraktion gelangen, kann und will Schiele den Gegenstand nicht verlassen, denn ihm geht es letztlich immer um eine konkrete, inhaltliche Aussage, eine Botschaft, die in der Abstraktion verloren gehen würde. Vielleicht ist es aber gerade dieser leidenschaftliche Versuch des Künstlers, etwas über unsere Welt und über die existentielle Befindlichkeit des Menschen mitzuteilen, die uns noch heute so direkt anspricht, und uns so in den Bann zieht. Trotz seiner kurzen Lebensspanne (1890–1918) und einer kaum mehr als zehn Jahre währenden Phase künstlerischen Schaffens hinterließ Egon Schiele ein umfangreiches Werk. Es umfasst, seine Skizzenbücher nicht mitgerechnet, über 330 Gemälde und über 2500 Zeichnungen. Die Albertina besitzt mit 180 Arbeiten

Werke aus jeder Phase des so kurzen Schaffens des jung verstorbenen Genies: Die Sammlung beinhaltet 160 Zeichnungen sowie 13 Skizzenbücher und darüber hinaus viele wertvolle Dokumente und Erinnerungen an sein Leben. Die Ausstellung in der Albertina veranschaulicht nicht nur die Dynamik der wechselnden Perspektiven – die Nähe und Ferne zu den Porträtierten, zum Aktmodell oder zum Landschaftsmotiv – in Schieles Zeichenprozess. Vielmehr wird der Versuch unternommen, die vielfältigen Inspirationsquellen des Künstlers aufzuzeigen, um einen neuen Zugang zur Entschlüsselung seines oft so rätselhaft-allegorischen Werks zu bekommen. Aus dieser Perspektive erweist sich Schiele nicht nur als Künstler von größtmöglicher Freiheit und ästhetischer Autonomie, sondern zugleich auch als ein Verfechter hoher Ethik und leidenschaftlicher Spiritualität. Die umfangreiche Kollektion der Albertina bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung, die um einzelne, bedeutende Leihgaben aus nationalen und internationalen Sammlungen und Museen ergänzt wird. So richtet die Schau einen einzigartigen Blick auf die künstlerische Entwicklung Schieles, die sein plötzlicher Tod im Alter von nur 28 Jahren so jäh beenden sollte. [Albertina. Ausstellungsdauer: 22. Februar bis 18. Juni 2017 – Foto: © Albertina]


KUNST.INVESTOR Albertina

Egon Schiele, Sonnenblumen, 1911. Bleistift, Aquarell


KUNST.INVESTOR Albertina

Egon Schiele, Adele Harms, die Schwägerin des Künstlers, 1917


KUNST.INVESTOR Albertina

Egon Schiele, Selbstbildnis mit herabgezogenem Augenlid, 1910


KUNST.INVESTOR Albertina

Egon Schiele, Grimassierendes Aktselbstbildnis, 1910, Bleistift, Kohle, Pinsel, Deckfarben mit proteinhaltigen Bindemitteln, DeckweiĂ&#x; auf Packpapier


KUNST.INVESTOR Albertina

Egon Schiele, Der Maler Max Oppenheimer, 1910 Schwarze Kreide, Tusche, Aquarell auf braunem Packpapier


KUNST.INVESTOR Albertina

Egon Schiele, Zwei kauernde Mädchen, 1911 Bleistift, Aquarell und Deckweiß auf Japanpapier


KUNST.INVESTOR Albertina

Egon Schiele, Halbwüchsiges Bauernmädchen, 1912 Aquarell, Deckfarben, Bleistift auf Strathmore Japanpapier


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Michael Vonbank, 2004, Ohne Titel, Ölkreide, 21 x 29,7 cm, Courtesy galerie gugging

Franz Kamlander & Co: „viechereien“ Die Tierwelt, in allen ihren Facetten, ist faszinierend und wird auch in der Art Brut immer wieder als Thema gewählt. Der Gugginger Künstler Franz Kamlander ist mit seinen Zeichnungen und Gemälden von Tieren berühmt geworden. Von einem Bauernhof in Niederösterreich stammend, war sein eindeutiges Lieblingsthema die Darstellung von Kühen. Das liebe „Vieh" - das ist die Bezeichnung von zumeist domestizierten Nutztieren in der Landwirtschaft - wurde von ihm als Symbol seiner Jugend, die er zu Hause verbracht hat, in unzähligen Varianten gezeichnet und auch gemalt. Es geht bei ihm und all seinen Künstlerkollegen nicht um ein möglichst naturgetreues Abbild eines Tieres, sondern darum, die Emotionen dieses Tieres zu vermitteln. Es sind Empfindungen von Tieren, die dargestellt werden und die Wahrnehmung dieser Gefühle durch den Künstler. Erlebnisse und Erinnerungen finden ihren Ausdruck in Zeichnungen,

Gemälden und Objekten. Rund um Franz Kamlanders Werk vermitteln weitere 25 KünstlerInnen, von Laila Bachtiar bis zu August Walla, einen Einblick in die „brute" Tierwelt. Dichte, archaische Arbeiten von Michel Nedjar, feine Zeichnungen von Oswald Tschirtner sowie farbintensive Werke von August Walla veranschaulichen, wie unterschiedlich die Herangehensweise an dieses Thema ist. Wir zeigen Raritäten von Anton Dobay und Ernst Herbeck und erstmals auch Objekte von Jens Mohr, Gemälde von Ernst Schär und Zeichnungen von Michael Vonbank. Begleitend zur Ausstellung wurde ein Katalog produziert, der mit Texten von Ernst Herbeck und Michael Vonbank einen kleinen Einblick in die „Viechereien" der Art Brut gewährt. [Galerie Gugging, Vernissage: Mittwoch, 15. Februar 2017, 19 Uhr. Ausstellungsdauer: 16. Februar bis 9. Mai 2017 – Foto: © Galerie Gugging]


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Philipp Schöpke, 1977, Ferht Schimel, Bleistift, Farbstifte, 22,1 x 30,2 cm, © Privatstiftung - Künstler aus Gugging

Michel Nedjar, 2001, untitled / Paris St.-Martin 2001, Mischtechnik auf Kuvert 23 x32,5 cm, © Michel Nedjar


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

2000, Kat.Nr. 2000-135, HORNESS IM TELLER, Bleistift, Farbstifte 14,7 x 10,4 cm, © Art Brut KG


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging

Ernst Herbeck, 1973, Ein Hahn von mir, Bleistift, Farbstifte, 9,2 x 14,2 cm, © Privatstiftung – Künstler aus Gugging

Anton Dobay, 1976, Elefant Bleistift, Wachskreiden, 20,9 x 29,7 cm, © Privatstiftung – Künstler aus Gugging


KUNST.INVESTOR 21er Haus

Daniel Richter, Bill, 2015, Privatsammlung, Rotterdam, Courtesy Galerie Thaddeus Ropac London – Paris – Salzburg, © Jens Ziehe Photographie / © Bildrecht, Wien, 2017

Daniel Richter - Lonely Old Slogans Daniel Richter ist einer der wichtigsten Maler seiner Generation und für Wien nicht zuletzt aufgrund seiner Professur an der Akademie der bildenden Künste von großer Bedeutung. Mit der Ausstellung Daniel Richter – Lonely Old Slogans zeigt das 21er Haus erstmals eine umfassende Werkschau des Künstlers in Wien (Österreich). Die als Wanderausstellung konzipierte Schau wird zunächst im Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk gezeigt, macht dann von 3. Februar bis 5. Juni 2017 Station im 21er Haus und wird danach in das Camden Arts Centre in London weiterreisen. Die Ausstellung ist als Retrospektive angelegt und soll Richters Entwicklung von den frühesten Arbeiten bis heute dokumentieren. Gezeigt werden die unruhigen, expressiven Abstraktionen der 1990er-Jahre, die an seine damalige Tätigkeit als Gestalter von Plattencovers verschiedener Punkrock-Bands denken

lässt, bis hin zu theatralischen figurativen Szenen. Die jüngste Werkserie in der Ausstellung aus dem Jahre 2015 widmet sich vor allem der menschlichen Figur und der erotischen Körperlichkeit. Richter, der immer auch ein politisch motivierter Maler war und ist, beschrieb seine theatralischen Arbeiten als eine Art Historienmalerei im neuen Stil. Wobei die Repräsentation eines konkreten historischen Ereignisses im Bild allerdings abhandengekommen ist. Die Bilder versuchen vielmehr einen bestimmten Geist, eine bestimmte Stimmung der zeitgenössischen Geschichte einzufangen, die vom Verschwinden der großen politischen Utopien gekennzeichnet ist. Kuratiert von Axel Köhne [21er Haus. Ausstellungsdauer: 3. Februar 2017 bis 5. Juni 2017 – Foto: © 21er Haus]


KUNST.INVESTOR 21er Haus

Daniel Richter, Zwiesprache mit der Natur (beim Baden), 1996 Privatsammlung, Courtesy Jennifer VORBACH LLC, © Bildrecht, Wien, 2017

Daniel Richter, Tuanus, 2000, Deichtorhallen Hamburg / Falckenberg Collection, © Bildrecht, Wien, 2017


KUNST.INVESTOR 21er Haus

Daniel Richter, Erinnerungen an S.O.36, 2009 Igal Ahouvi Art Collection, © Jochen Littkemann, Berlin / © Bildrecht, Wien 2017

Daniel Richter, Das Recht, 2001, Olbricht Collection, © Jochen Littkemann, Berlin / © Bildrecht, Wien 2017


KUNST.INVESTOR 21er Haus

Daniel Richter, Halber Akt, 2013, Privatsammlung, Deutschland, © Ulrich Gheezzi / © Bildrecht, Wien 2017


UNST.INVESTOR Belvedere

Sammlung Klewan Porträt(s) der Moderne

Giorgio de Chirico, Autoritratto, 1954 Sammlung Klewan, © VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Der leidenschaftliche Kunstkenner Helmut Klewan (geb. 1943) war als Galerist in Wien und München tätig. Er hat in den vergangenen vier Jahrzehnten eine beachtliche Sammlung zusammengetragen, die bedeutende Werke der internationalen klassischen Moderne bis hin zu zentralen Positionen der Nachkriegskunst umfasst. In der Orangerie im Unteren Belvedere werden vom 17. Februar bis 11. Juni 2017 insgesamt 193 Werke von mehr als fünfzig Künstlerinnen und Künstlern aus dieser Sammlung gezeigt. Der Hauptfokus liegt dabei auf Porträtdarstellungen der unterschiedlichsten Künstler, etwa von Francis Bacon oder dem nahezu unbekannten Armand François Henrion. Im übertragenen Sinn wird es dadurch möglich, der

Moderne in ihrer Vielfalt ein Gesicht zu geben. Die Sammlung Klewan zeichnet sich nicht nur durch die Vielgestaltigkeit der gesammelten Positionen aus, sondern auch durch eine selbstbestimmte Rezeption. So haben auch ausgefallene Werke der Kitschrezeption darin ihren Platz. Eine Besonderheit stellt außerdem die Sammlung von Schlüsselwerken der österreichischen Kunst seit 1945 dar. Helmut Klewan pflegte Kontakt mit bedeutenden österreichischen Künstlerinnen und Künstlern, darunter Arnulf Rainer, Maria Lassnig oder Friedensreich Hundertwasser. Als Galerist agierte er als wichtiger Vermittler der österreichischen Kunstproduktion im Ausland. [Belvedere. Ausstellungsdauer: 17. Februar 2017 bis 11. Juni 2017 – Foto: © Belvedere]


KUNST.INVESTOR Belvedere

Francis Bacon, Portrait Michel Leiris, 1990, Sammlung Klewan, Š The Estate of Francis Bacon All rights reserved / VG Bild-Kunst, Bonn 2016


KUNST.INVESTOR Belvedere

Arnulf Rainer, Drap (Selbstübermalung), 1970/1971, Sammlung Klewan, Arnulf Rainer © Atelier Arnulf Rainer, 2016


KUNST.INVESTOR Belvedere

Maria Lassnig, Traum 1964, Sammlung Klewan


UNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Marcel Odenbach, Köln, 2014, © Albrecht Fuchs, Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Marcel Odenbach, Im Schiffbruch nicht schwimmen können (Video Still), 2011 © Marcel Odenbach & BILDRECHT GmbH, 2017, Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln

Marcel Odenbach - Beweis zu nichts Beweis zu nichts ist der Titel eines Gedichtes von Ingeborg Bachmann, in dem sie den Fortbestand der Opfer-TäterStruktur in der deutschen Nachkriegsgesellschaft thematisiert. Mit Beweis zu nichts überschreibt Marcel Odenbach seine große Personale in der Kunsthalle Wien ebenso wie eine jüngst fertiggestellte Filmarbeit, die im Rahmen der Ausstellung ihre Premiere hat.

Marcel Odenbach nimmt sich in diesem Film des Mahnmals im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald an, das, entworfen von Bertolt Brecht und Fritz Cremer, als Symbol für die Überwindung des Nationalsozialismus durch den Kommunismus steht. Odenbach geht der Frage nach, wie Erinnerung und Geschichte visualisiert, umgedeutet oder ideologisiert werden können. Der Film gleicht einer endlosen Fahrt ohne Anfang und Ende, die in Kreisbewegungen die Skulptur abtastet und in immer tiefere Ebenen vordringt, wobei Schichten von Dokumenten freigelegt werden und – assoziativ – das Innere nach außen gekehrt, die Vergangenheit mit der Gegenwart verwoben und der Blick gleichermaßen auf das große Ganze wie auf Teilaspekte geheftet wird. Bereits in seinem Film Im Kreise drehen hat sich Odenbach mit einer Gedenkstätte beschäftigt, dem Mahnmal des

ehemaligen Konzentrationslagers Majdanek im polnischen Lublin. Auch hier geht es um die Frage, wie das kollektive Gedächtnis materialisiert und dem Angedenken an die Opfer generationenübergreifend Ausdruck verliehen werden kann. In ihrer intensiven Auseinandersetzung mit der Problematik der Vergangenheitsbewältigung spiegeln Marcel Odenbachs Arbeiten den Nachhall des Nationalsozialismus bis in die Gegenwart hinein, öffnen zugleich jedoch die spezifisch deutsche Fragestellung auf eine allgemeingültige Perspektive hin. Odenbach beobachtet unterschiedliche Kulturen und politische Konstellationen und lässt sie in sein Werk einfließen. Auch die Reflexion über das Vertraute und Fremde, die eigene Biografie und jene anderer sind wichtige Motive seines Werks, das gleichermaßen ästhetisch wie politisch argumentiert.


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Marcel Odenbach, Im Kreise drehen (Video Still), 2009, © Marcel Odenbach & BILDRECHT GmbH, 2017 Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln

Marcel Odenbach, Im Kreise drehen (Video Still), 2009, © Marcel Odenbach & BILDRECHT GmbH, 2017 Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Die Aktualität von Themen wie Vergangenheitsbewältigung, Genozid und den Folgen von Kolonialismus unterstreichen weitere Arbeiten der Ausstellung: So zeigt die Videoinstallation In stillen Teichen lauern Krokodile, die den Genozid in Ruanda 1994 thematisiert, historisches Dokumentationsmaterial und Ausschnitte aus dem Filmarchiv der UNO, aber keine direkten Bilder des Verbrechens. Die Annäherung an ein Land, das einerseits die Mörder verurteilen, andererseits die Völker versöhnen muss, geschieht über alltägliche Szenen, die die Schönheit Ruandas zeigen: Bauern auf Bananenfeldern, Kühe auf grünen Wiesen, Regen, der auf paradiesische Hügellandschaften fällt. Allein auf der Tonspur ist die Hetzpropaganda aus dem Radio zu hören, die die Hutu aufforderte, die Tutsi zu ermorden. Die Videoinstallation selbst gibt kein Urteil zu dem Geschehen ab und liefert auch keinen Erklärungsversuch. Die stark suggestiven Bilder fordern den Beobachter vielmehr dazu auf, sich selbst eine Meinung zu bilden. Im Schiffbruch nicht schwimmen können thematisiert Migration und Flucht und die Motive, die hinter solch weitreichenden Entscheidungen stehen. Die Interviews, die diesem Film zugrunde liegen, erzählen von Heimweh, von Ängsten und den Erwartungen an die Zukunft. Die visuelle Ebene zeigt drei in Frankreich lebende Migranten im Louvre bei der Betrachtung des Gemäldes Das Floß der Medusa von Théodore Géricault. Das monumentale Gemälde symbolisiert ein Stück französischer Kolonialgeschichte und deren Scheitern. Die Fregatte Medusa war 1816 nach den Napoleonischen Kriegen von Frankreich entsandt

worden um die Kolonie Senegal von den Briten zu übernehmen. Nachdem sie Schiffbruch erlitten hatte, brach unter der Besatzung ein unerbittlicher Kampf ums Überleben aus. Die Ausstellung in der Kunsthalle Wien stellt Videofilme und -installationen neben Collagen, in denen Odenbach das Montageprinzip des Films aufgreift und Mikro- und Makroansicht aufeinandertreffen lässt. Während die Makroansicht ein klar erkennbares Motiv präsentiert, zeigt die Detailansicht unzählige Einzelbilder, aus denen sich das Motiv wie bei einem Puzzle zusammenfügt. Das große, leicht zu erkennende Bild zeigt sich zuerst. Bei näherer Betrachtung zerfällt es jedoch in Fragmente, die dem großen Ganzen untergeordnet scheinen, letztlich jedoch eine eigenständige Erzählung entfalten. Aus der Spannung dieser beiden, häufig gegenläufigen Bilder entsteht ein Zwischenraum, der vom Publikum selbst mit seiner Sicht der Dinge gefüllt werden muss. Die fast 15 Meter lange Collage Durchblicke zeigt auf den ersten Blick einen dichten tropischen Dschungel. In der Nahsicht setzt sich dieser aus unzähligen Fotos zusammen, in denen sich die Kolonialgeschichte Afrikas spiegelt. Die der unmittelbaren Wahrnehmung entzogene zweite Ebene erfordert eine intensive Betrachtung aus der Nähe, die offen ist für komplexe Verweisstrukturen. In diesem Sinne plädiert das gesamte Œuvre Odenbachs für einen emanzipierten Betrachter, der sich zur Gegenwart und ihrer Verstrickung mit der Vergangenheit positioniert. [Kunsthalle Wien. Ausstellungsdauer: 5. Februar bis 30. April 2017 – Foto: © Kunsthalle Wien]

Marcel Odenbach, *1953 in Köln; 1974–79 Studium der Architektur, Kunstgeschichte und Semiotik an der Technischen Hochschule, Aachen; seit 1976 Arbeit mit Video in Performances, Installationen und Tapes; seit 1992 Professuren an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe und der Kunsthochschule für Medien, Köln; seit 2010 Professor an der Kunsthochschule Düsseldorf. Einzelausstellungen u. a.: Tel Aviv Museum of Art; Kunstmuseum Bonn; Frankfurter Kunstverein; Museo de Arte Contemporáneo de Caracas; internationale Wanderausstellung organisiert vom Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa), Stuttgart; Sammlung Friedrichshof, Zurndor; Freud Museum, London; Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin.


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Ausstellungsansicht: Babette Mangolte. I = Eye, Kunsthalle Wien 2016, Foto: Stephan Wyckoff

Babette Mangolte. I = Eye Babette Mangolte ist eine ikonische Figur des internationalen Experimentalfilms. Seit Dezember präsentiert sie in der Kunsthalle Wien ihre erste Einzelausstellung in Österreich. Mangoltes Interesse galt zunächst der Performance und dabei insbesondere der Dokumentation der Kunst-, Tanz- und Theaterszene der 1970er Jahre. Ab Ende der 1970er Jahre konzentrierte sie sich auf das urbane Feld und die ausgedehnten Landschaften der Westküste der USA. I = Eye zeigt zahlreiche Film- und Fotoarbeiten von Mangolte, darunter auch jüngst entstandene Projekte, die einen neuen Blick auf die mediale Transkription und Historisierung der Performancekunst werfen. Sie alle verbindet eine einzigartige visuelle Form, die Einflüsse des Stummfilms, des amerikanischen Experimentalfilms und der feministischen Filmtheorie aufgreift und daraus einen singulären Stil entwickelt. In Anlehnung an Mangoltes

elementares Interesse an der Inszenierung der subjektiven Kamera ist die Ausstellung in der Kunsthalle Wien experimentell angelegt und macht sich Raum und Zeit als Medien zu eigen. Den Mittelpunkt der Mise-en-scéne von I = Eye bilden Filmsequenzen, die von akustischen Interventionen unterbrochen, auf vier separate Leinwände projiziert werden. So entsteht eine immersive Installation als cineastisches wie choreographisches Erlebnis. I = Eye vermittelt Mangoltes Beschäftigung mit der Wahrnehmung von Performance und der Auseinandersetzung mit deren medialer Spezifizität, sowie die Art und Weise, wie sich das Ich der Performer/innen auf der Bühne in die ihrerseits subjektive Kamerasicht einschreibt. Die Ausstellung spannt einen großen Bogen, angefangen bei Werken, die sich dem frühen Kino und dem Experimentalfilm widmen, bis hin zu Dokumentarfotografien


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Babette Mangolte, The Camera: Je or La Camera: I (Still), 1977, 16mm, 88 min., © Babette Mangolte, Courtesy die Künstlerin und BROADWAY 1602 UPTOWN & HARLEM, New York


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

Ausstellungsansicht: Babette Mangolte. I = Eye, Kunsthalle Wien 2016, Foto: Stephan Wyckoff

Ausstellungsansicht: Babette Mangolte. I = Eye, Kunsthalle Wien 2016, Foto: Stephan Wyckoff


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien

der Theater-, Tanz- und Performanceszene im New York der 1970er Jahre. Darüber hinaus werden zwei überarbeitete historische ortsspezifische Installationen, sowie aktuelle Projekte gezeigt. Dreizehn Filme, sowie Standbilder aus diesen Werken vermitteln einen breit angelegten Einblick in Babette Mangoltes filmische Praxis. Ihre Experimentalfilme brechen mit Sehgewohnheiten und untergraben die aus dem klassischen Kino bekannte Identifikation mit den Schauspielern. Diese Herangehensweise wird besonders deutlich in The Camera: Je or La Camera: I, einem ihrer ersten Filme. Der fotografische Blick wird hier auf die Menschen und auf New York – die Stadt in der Mangolte lebt – filmisch übertragen. Die verwendete subjektive Kamera vermittelt einen konkreten Eindruck von der Beziehung zwischen der Person hinter der Kamera und ihrem Motiv, also zwischen Filmerin und Gefilmtem. In ihren Installationen entwickelt Mangolte anhand spezieller Präsentationsformen neue Möglichkeiten „der Betrachtung dessen, was Betrachten heißt“. In der Kunsthalle Wien zeigt sie auch eine neue Version der Installation Touching mit einer Auswahl von Bildern aus ihrem Archiv historischer Theaterund Performancefotografien. Diese interaktive Arbeit lädt dazu ein, die Ausdrucke auf dem Tisch zu berühren und umzuordnen, ein Bild in verschiedenen Größen zu vergleichen und es auf den Kontaktabzügen zu betrachten. Weiters zeigt die Ausstellung die bahnbrechenden Fotos, die die Künstlerin 1973 von Trisha Browns Performancestück Roof Piece gemacht hat, sowie einige aus historischen Fotografien zusammengesetzte Diptychen, die Mangoltes Interesse an einer Neubewertung der Geschichte und einer Hinterfragung der Zeit belegen. Babette Mangolte (USAmerikanerin, *1941 in Frankreich) entdeckte 1960 mit der Nouvelle Vague das Kino für sich. 1964 wurde sie als erste Frau in die von Louis Lumière gegründete „École Nationale de la Photographie et de la Cinématographie“ aufgenommen. Ihr Interesse an experimentellen Werken führt sie 1970 auf eine Reise

in die USA und in die New Yorker Filmszene, wo sie mit Tanz, Performance und Theater vertraut und Teil der vitalen Kunstszene wurde. Auf die Frage, welche Filme den größten Einfluss auf sie hatten, nennt sie Dziga Vertovs Der Mann mit der Kamera (1929) und Michael Snows Wavelength (1967): „Diese beiden Filme haben buchstäblich mein Leben verändert. Wegen des ersten wollte ich Kamerafrau werden, und der Wunsch, den zweiten zu sehen, führte mich nach New York, wo ich mich niederließ und später meine Filme machte.“ Babette Mangolte war die Kamerafrau für Chantal Akermans Jeanne Dielman (1975) und News From Home (1976), wie auch für Yvonne Rainers Lives of Performers (1972) und Film about a Woman who… (1973). Über ihre Zusammenarbeit mit Chantal Akerman sagt Mangolte: „In den 70ern Feministin zu sein bedeutete nicht ‚Wir sind Frauen! Wir sind hier!‘ zu rufen. Vielmehr ging es uns darum zu zeigen, dass die Perspektive der Frau sich von der des Mannes unterscheidet. Als Frauen wollten wir andere Geschichten schreiben als die, die die jungen Männer unserer Generation interessierten, wie zum Beispiel die Nouvelle Vague Filmemacher, die Buddy-Filme und Krimis der Hollywood-Ära vor einer Pariser Kulisse nacherzählten.“ 1975 vollendet Mangolte ihren ersten Film What Maisie Knew, der im selben Jahr beim Toulon Filmfestival mit dem „Prix de la Lumière“ ausgezeichnet wurde. Danach entstanden weitere wichtige Filme wie The Camera: Je or La Camera: I (1977), The Cold Eye (1980), The Sky on Location (1982), Visible Cities (1991) und Four Pieces by Morris (1993). Einer ihrer jüngsten Filme ist Seven Easy Pieces (2007), eine Dokumentation über Marina Abramovićs Neuinszenierung bedeutender Werke aus den 1970er Jahren im New Yorker Guggenheim Museum. Über ihr künstlerisches Werk hinaus ist Babette Mangolte als renommierte Essayistin bekannt. Sie veröffentlichte zahlreiche Texte, die ihre fotografische Praxis der Dokumentation von Performances analysieren. [Kunsthalle Wie. Ausstellungsdauer bis 12. Februar 2017]


KUNST.INVESTOR Belvedere

Tina Blau, Aus den Tuilerien – Grauer Tag, 1883 © Belvedere, Wien

Tina Blau - Meisterwerke im Fokus Einhundert Jahre nach ihrem Tod ehrt das Belvedere die Malerin Tina Blau mit einer Ausstellung im Rahmen der Reihe Meisterwerke im Fokus. Die Ausstellung zeigt Hauptwerke aus allen Phasen von Tina Blaus Laufbahn neben bisher kaum bekannten Werken, die im Zuge der Recherchen zum neuen Werkverzeichnis der Künstlerin wiedergefunden werden konnten. Die 1845 als Tochter eines jüdischen Arztes geborene Wienerin ist zu den erfolgreichsten Landschaftsmalerinnen ihrer Zeit zu zählen. Schon als 15-Jährige erhielt sie privaten Malunterricht, mit 16 unternahm sie ihre erste Studienreise nach Siebenbürgen. Nach ihrer Studienzeit in Wien und München war sie ab 1870 maßgeblich an der Entwicklung des sogenannten

„österreichischen Stimmungsimpressionismus“ beteiligt. Ausgedehnte Aufenthalte in Ungarn, Holland, Italien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz erschlossen ihr die aktuellsten Anregungen der europäischen Malerei ebenso wie die unzähligen Motive, an denen sie ihr Können schulte. So ergibt sich das Bild einer erstaunlich modern denkenden Malerin, die nicht nur als Mitbegründerin und Lehrerin der Kunstschule für Frauen und Mädchen, sondern vor allem als mutige und unabhängige Persönlichkeit eine enorme Vorbildwirkung für die nächsten Generationen junger Künstlerinnen entfaltete. [Belvedere. Ausstellungsdauer bis 09.April 2017 – Foto: © Belvedere]


KUNST.INVESTOR Kunsthaus Bregenz

Rachel Rose, Everything and More, 2015 Filmstill, © Courtesy of Rachel Rose, Pilar Corrias Gallery, London und Gavin Brown's enterprise, New York

Rachel Rose Rachel Rose (*1986, New York) ist der Shootingstar der gegenwärtigen US-amerikanischen Kunstszene. Ausgangs-punkt für ihre präzisen Videos ist ein konkreter räumlicher Bezug, eine Reverenz an modernes oder zeitgenössisches Bauen. Die Beschäftigung mit Architektur wird zu einem fluidalen Erleben. So ließ sie sich von dem berühmten 1949 gebauten Glass House von Philip Johnson in New Canaan, Connecticut, inspirieren oder in einer ihrer jüngsten Arbeiten, die im Neubau des Whitney Museum of American Art in New York zu sehen war, von den Erleb-nissen eines Astronauten, der im Weltraum spazieren geht. In A Minute Ago (2014) spiegelt sich Licht auf einem Gemälde von Nicolas Poussin. Dieses Gemälde hängt im Glass House, wo Rose den Architekten des Gebäudes als dunstigen Schatten wiederauferstehen lässt und seinen Spuren auf einer seiner Führungen durch das Haus folgt. In diesem Video, wie auch in anderen Werken Roses, wird Zeit gedehnt, um scheinbar disparate Ereignisse, hier einen Hagelsturm und das Haus, miteinander zu verbinden. In Palisades in Palisades (2014) befindet sich eine junge Frau in einem oberhalb einer vulkanischen Felswand über dem Hudson River angelegten Park aus dem 19. Jahrhundert. Dies war der Ort, an dem im Amerikanischen Revolutionskrieg viele Soldaten

starben. An genau diesem Platz steht nun die junge Frau. Unterschiedliche Geschichten und Zeiten greifen ineinander und überlagern sich. Es ist eine romantische Reminiszenz an Caspar David Friedrich, die dennoch politisch geladen ist, während der Trompe-l’œil-Schnitt den physischen Aspekt betont. Durch all ihre Werke zieht sich eine elegische Suche nach Bedeutung, wobei Rose unter anderem sinnliche Ansätze verfolgt. Aus diesem Grund ist der Videoschnitt ihr wichtigstes gestalterisches Mittel. Rachel Rose ist die jüngste Künstlerin, die jemals in das Kunsthaus Bregenz eingeladen wurde. Doch ihre Wahl ist nicht unbegründet. Nicht nur das Whitney Museum, New York, die Serpentine Gallery, London, das Museo Serralves in Porto, das Castello di Rivoli in Turin oder die Biennale in São Paulo feiern sie. Bregenz ist für ihre Kunst ein ideales Umfeld: Ort und Geschichte, Architektur und Natur, Sein und Sehen am See bieten die für ihr Werk maßgebliche Inspiration. Speziell für ihre Ausstellung im Kunsthaus Bregenz arbeitet Rachel Rose mit dem New Yorker Architekturbüro MOS zusammen, die die USA neben anderen auf der Architekturbiennale 2016 in Venedig vertreten haben. [Kunsthaus Bregenz. Ausstellungsdauer: 4. Februar 2017 bis 17. April 2017 – Foto: © Kunsthaus Bregenz]


Grand Piano 214VC Klängliche Brillanz in seiner elegantesten Form

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Vienna Concert , der für großes Aufsehen auf vielen namhaften Bühnen sorgte, präsentiert Bösendorfer nun auch die einzigartigen Qualitäten VC Technologie auf

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verkörpert das musikalische Erbe Bösendorfer in zeitgemäßer Perfektion. Ein Klangerlebnis purer Emotion.


KUNST.INVESTOR Buchtipp

Michael Schultz

(Un)zensiert

Edition Braus 629 Seiten 48,00 € ISBN 978-3-86228-155-8

(Un)zensiert - die Bekenntnisse über Kunst, Künstler. Über Gott. Den Islam. Über Sex, Fußball und die Tragödien unserer Zeit. Zusammengestellt in Tagesbriefen, die als Daily News vier Jahre lang einen ausgewählten Kreis von Empfängern erreichte. Von montags bis freitags, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Dazu gehörte viel Durchhaltevermögen, aber auch Verzicht. Auf Alkohol am Abend und Zärtlichkeit am Morgen. Immer on duty. Geschrieben von, erschienen in der Edition Braus.


KUNST.INVESTOR Buchtipp

Alfred Zellinger

Flash Poetry

Karl Kraus: Die letzten Tage in 100 tweets Arnold Schönberg im Café Museum Doktor Faustus in London James Joyce in Triest

Unsere Zeit bedarf schneller Kommunikation, ihre Kunst sollte dabei vorangehen. Postings, Slams, Jazz Slams – die Zeiteinheiten werden immer kürzer; alles lässt sich heute twittern, sogar "Die letzten Tage der Menschheit" und wie Kraus auch Joyce, ein neuer Faust oder Börsenstrategien – wofür in diesem Buch der Beweis angetreten wird. Das neue Jahrtausend begann mit der 5-Minuten-Regel für Poetry Slams ebenso wie für die Pitches von Start-ups und beschleunigte indessen zum "Elevator Pitch": 30 Sekunden, die Dauer einer Aufzugsfahrt. Alfred Zellinger beschleunigt seine Prosa, rhythmisch und minimalistisch, in Blitzlichtern fragmentiert zur "Flash Poetry", zu interpretieren wie ein Blues oder eine Ballade – vom Elevator-Pitch zur Minimal Prose. Karl Kraus: Die letzten Tage in 100 tweets / Arnold Schönberg im Café Museum / Giacomo Casanova auf dem Wiener Graben / Doktor Faustus in London / James Joyce in Triest /City Boys /Droge-Leben / BörsenBeben Alfred Zellinger, geb. 1945, lebt als Schriftsteller in Wien und Gmunden. Während seiner, wie er es nennt, "40 Jahre im Auge des Kapitalismus" arbeitete er für Konzerne wie Unilever und Procter & Gamble, für die englische Werbeagentur Masius, war Marketingleiter bei Philips, Professor an der Kunstuniversität Linz; Werbechef und Bankdirektor der BAWAG-PSK und CEO von Bösendorfer

edition pen Bd. 45 12,5 x 20,5 cm | Broschur © 2016 Löcker Verlag Ca. 200 Seiten | € 19,80 ISBN 978-3-85409-816-4


KUNST.INVESTOR Buchtipp

Otto Hans Ressler

Soshana

Als Susanne Schüller, wie Soshana eigentlich hieß, elf Jahre alt war, musste sie mit ihrer Familie aus Österreich flüchten. Über Paris und London gelangte sie nach New York. Sie war siebzehn, als sie die Schule verließ und mit ihrem Lebensgefährten, dem Maler und Bildhauer Beys Afroyim, durch Amerika zog und mit Porträts prominenter Emigranten erste Lorbeeren als Künstlerin erwarb. In New York verkehrte sie mit den (damals noch unbekannten, mittlerweile weltberühmten) Künstlern des Abstrakten Expressionismus und der Pop Art. Sie ging nach Paris und schloss Freundschaft mit Constantin Brancusi, Frantisek Kupka, Yves Klein, Jean Paul Sartre und vor allem mit Alberto Giacometti. 1953 lud Pablo Picasso sie nach Vallauris ein, die beiden hatten eine kurze, heftige Affäre, aus der Soshana floh, weil sie befürchtete, von Picasso völlig vereinnahmt und erdrückt zu werden. Sie bereiste, längst eine etablierte Künstlerin, die ganze Welt. 1999 hatte sie ihre letzte große Ausstellung im Musée Matisse in Nizza. Soshana starb im Dezember 2015 in Wien. „Wie in meinen letzten Büchern habe ich Soshanas Lebensgeschichte aus der Sicht der Künstlerin aufgezeichnet. Dabei konnte ich mich auf tausende Tagebuchseiten stützen, die sich in der Österreichischen Nationalbibliothek befinden. Trotzdem ist Soshana keine Biografie, sondern ein Künstlerroman.“ Otto Hans Ressler

Edition Va Bene (Verlag) 2016 Buch | Hardcover Preis: 21,90 Euro 304 Seiten ISBN 978-3-85167-302-9


KUNST.INVESTOR Buchtipp

Adolf Krischanitz

Das Inventar ist das Ergebnis der Inventur

Basierend auf den Entwürfen für zahlreiche Gebäude aus den Bereichen Kultur, Wohnen, Gewerbe, Bildung etc. hat Adolf Krischanitz Innenausstattungen entworfen, die sich mit wenigen Ausnahmen jeweils aus den laufenden Bauaufgaben entwickelt haben. Die im Zuge der architektonischen Arbeit entstandenen Interieurs sind in der Regel nicht nur Sessel, Tisch, Liege und Lichtobjekte, sondern sind konstitutiver Teil des räumlichen Aufbaus und der Gestion des integralen architektonischen Raumes. Alles in allem liefert er durch sein Werk einen bemerkenswerten Beitrag zu einem wichtigen Aspekt der jüngeren österreichischen Architekturgeschichte. Die Entwicklung dieser Arbeiten ist anfänglich durch historisierende postmoderne Tendenzen gekennzeichnet, um schließlich in radikalere direkte Versuche zur Anknüpfung an die inzwischen fast verloren gegangene Entwurfstradition des regionalspezifischen Ausstattungshandwerks in Wien zu münden. Außerdem werden Kooperationen mit anderen Architekten (Otto Kapfinger, Hermann Czech), mit Künstlern (Oskar Putz, Gilbert Bretterbauer, Helmut Federle, Gerwald Rockenschaub) gesucht und zu spezifischen Entwurfsergebnissen gebracht, die sich jenseits aller modischen Tendenzen trotz oder gerade wegen ihrer zeithältigen Materialität heute wie zeitlos gerieren. Adolf Krischanitz, * 1946 in Schwarzach / Pongau gründete 1970, gegen Ende seines Studiums an der Technischen Universität Wien, zusammen mit Angela Hareiter und Otto Kapfinger die Architektengruppe Missing Link. 1979 zählte er zu den Begründern der Zeitschrift UmBau der Österreichischen Gesellschaft für Architektur und übernahm 1982 den Vorsitz dieser Gesellschaft. Als Mitglied und schließlich Präsident der Wiener Secession (1991–1995) verantwortete er die Gestaltung und Organisation zahlreicher Ausstellungen zeitgenössischerKunst. Als Gastprofessor war er 1989 an der Technischen Universität München sowie an den Sommerakademien in Karlsruhe (1990), Neapel (1994/95) und Wien (1996) tätig. 1992–2011 war er Professor für Stadterneuerung und Entwerfen an der Universität der Künste Berlin. Seit 1979 arbeitet Krischanitz als freischaffender Architekt mit Ateliers in Wien und Zürich.

Herausgeber: Edelbert Köb Texte: Sebastian Hackenschmidt, Otto Kapfinger, Adolf Krischanitz und Marcel Meili ALBUM VERLAG, Wien 2016- Auflage: 1.000 Stück 224 Seiten, 210 x 260 mm, Preis: 46,- Euro ISBN: 978-3-85164-196-7


KUNST.INVESTOR Buchtipp

Heinz Adamek „KUNSTAKKORDE – diagonal“ Essays zu Kunst, Architektur Literatur und Gesellschaft

Heinz P. Adamek stellt mit diesem Essay-Band beispielhaft „Kunstschritte vom 19. ins 21. Jahrhundert“ vor: Er beleuchtet Persönlichkeiten aus bildender und angewandter Kunst, Architektur, Literatur, Theater und Film. Als vormaliger Universitätsdirektor der Universität für angewandte Kunst Wien gewährt er in Beiträgen über Hermann Heller, Anton Kenner, Bertold Löffler, Otto Niedermoser, Michael Powolny, Grete Rader-Soulek, Elli Rolf und Heinrich von Tessenow - durchwegs prägenden Gestalten der „Angewandten“ - profunde Einblicke in deren Schaffen, anderseits gilt sein Engagement als jahrelangem Initiator bzw. Kurator von Ausstellungen dem Oeuvre Giovanni Segantinis ebenso wie Arbeiten internationaler Künstler der Gegenwart zum Thema Rezeption des Werkes von Gustav Klimt. Sein Interesse für das Fin de Siècle und die frühe Moderne drückt sich auch in der Stückwahl für die Theateraufführungen des Wiener European Studies Program der Central University of Iowa aus, für die der Autor als Dramaturg und Regisseur eineinhalb Jahrzehnte verantwortlich zeichnete. Nicht zuletzt durchleuchtet der Arthur Schnitzler-Kenner Adamek in zwei Essays wenig bekannte Seiten des prominenten Dichters. Heinz Adamek „KUNSTAKKORDE – diagonal“ 250 Seiten, 107 Abbildungen Hardcover, Schutzumschlag Preis 30,- Euro Verlag Böhlau Wien, Köln, Weimar ISBN 978-3-205-20250-9


KUNST.INVESTOR Genusskunst

Aux Gazelles – Savoir Vivre in Wien Le Restaurant, Le Club, Le Design Mit "mehr Funktion und weniger Folklore" ist das gemeinsam entwickelte Design-Konzept von Christine Ruckendorfer und Architekt Alberto Bach perfekt definiert. Bach zeichnet mit seinem Büro Albertoni für viele internationale Prestigebauten verantwortlich und hält Nichts von unnötigem Chi Chi, lauten Farben und orientalischen Klischees. Beide wollten dem Aux Gazelles mehr Spielraum und Bewegung geben. Das Licht wird durch die Neugestaltung tief in den Raum geholt. Auch die Séparées wurden neu interpretiert. "Ich wollte zwei unterschiedliche, elegante Welten kreieren, das Restaurant mit dem großzügigen Gastgarten ist eine helle frische Sommerwelt von großer Klarheit", erklärt Bach. "Verbindend dazu finden sich Designelemente, die klar und schwungvoll sind, mit klassisch marokkanischen Elementen." Eine Formsprache, die in Abwandlungen immer wieder zum Einsatz kommt. Ruckendorfer Für Ruckendorfer ist das Ergebnis "ein zeitgemäßes Lokal auf internationalem Niveau, ohne folkloristisch zu sein." Auf 2000 Quadratmeter wird "Savoir Vivre in Wien" geboten:

Essen, Trinken, Tanzen, Verwöhnen, Entspannen & Genießen. Neue Features, wie "Lunch Bazaar", "Signature Drinks", "After Work-Shower" und anderes mehr erwarten den Gast. "Orient Light" nennt sich das frische Food-Konzept, vielfältig, spannend und ideal für die heißen Sommermonate in der City. Im "Lunch Bazaar" werden mittags feine Variationen in Form von libanesischen Mezze-Gerichten und marokkanischen Vorspeisen das Aux in Form eines All You Can EatBuffets angeboten. Abends können diese auch à la Carte bestellt werden. Als Mittagsmenü gibt es Rindsbrochettes mit gratinierten Zucchini, Lammköfte im Tomaten-Zimtfonds mit Dijon Senf und gegrillte Calamari & Garnelen mit Spargel-Fenchel-Salat. Abends kommt regional-österreichisches zum Einsatz, wie bei der Tajine mit Mariazeller Saibling, knusprigem Rinderprosciutto und Granatapfel, einem zarten Kalbsgulasch, Couscous und Kichererbsen. Vegetarier werden mit Gemüse-Tajine oder gebackenen Kartoffeln mit Arganöl, Koriander mit Limetten-Sauerrahmdip verwöhnt.


KUNST.INVESTOR Genusskunst

Wüstentee on the Rocks meets Bloody Mary Eine schöne Bar braucht exzellente Drinks! Daher hat sich das Aux Gazelles-Team gleich mehrere feine Signature-Drinks überlegt. So wird der berühmte marokkanische Minztee, an dem bereits Winston Churchill im La Mamounia schlürfte, im Sommer "on the rocks" serviert. Zum Feierabend gibt es eine alkoholische Version des Traditionsgetränks aus der Sahara, gemixt mit Gin. Oder ein Gimlet, das berühmt, berüchtigte Getränk der Britischen Navy, favorisiert von Ernest Hemingway und bekannt aus den Philip Marlowe-Krimis. Apropos Hemingway: Zu Beginn einer heißen Bar-Nacht darf ein perfekter Bloody Mary nicht fehlen. Dieser Klassiker wird im Aux Gazelles nach einer klandestinen Rezeptur eines jamaikanischen Barmans gemixt. After Work-Shower Raus aus dem Job und rein in den Feierabend! Doch wo bitte, machen Mann und Frau sich nach einem anstrengenden Arbeitstag frisch und fein? Nicht jeder

wohnt im City-Loft um die Ecke. Hammam und Salon de Beauté schaffen Abhilfe. Für 15,- Euro können sich Aux Gazelles-Gäste von 17 bis 20 Uhr duschen, entspannen und für den Abend zu Recht machen. Im Preis inkludiert sind: Handtuch, Erfrischungsgetränk (hausgemachte Limonaden und Eistees). Verwöhnprogramm für Body & Soul Eine alte Hammam-Tradition besagt: Politik, Geld und Sorgen bleiben draußen! Insofern sind Hammam & Salon de Beauté nicht gerade der geeignete Ort für das nächste Business Meeting, wohl aber um sich von Kopf bis Fuß verwöhnen zu lassen und zu entspannen. Auf 500 Quadratmetern befinden sich ein klassisches Dampfbad, Behandlungsund Entspannungsräumlichkeiten in bester Orient-Manier. Hammamcis verwöhnen mit Waschungen, Peelings, wohlriechenden Salben und einer Haarwäsche – falls gewünscht. Mehr Info unter www.auxgazelles.at















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