APRIL 2015
www.kunstinvestor.at
Meister und Gem채lde des 19. Jahrhunderts kunstvoll handeln-Birdman Hans langner Die 80er Jahre- Destination Wien 2015-Pipilotti Rist
06 | KUNST.INVESTOR Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
So spannend war der Kunstmarkt noch nie: Die Kalender der Sammler und Kunstinvestoren sind voll. Auktionen, Ausstellungen und Previews, ein Termin jagt den nächsten. Und dem Geschäft mit den schönen Dingen mangelt es keineswegs an Härte, ganz im Gegenteil, auf der Suche nach neuen Kunden und Märkten bedarf es Flexibilität und Wandlungsfähigkeit. Der österreichische Kunstmarkt mit seiner prosperierenden Galerieszene boomt und Österreichs Auktionshäuser legen an Internationalität kräftig zu. Die allgemeine Wirtschaftssituation verunsichert den Geldmarkt, doch die Kunst behält ihren Wert, ist nicht vom Ölpreis und taumelnden Finanzmärkten abhängig. Ist nachhaltiges Kunstsammeln Luxus? Etwas Kostspieliges, Verschwenderisches, das man sich, wenn überhaupt, nur zum Vergnügen leisten kann? In der Kunstbranche sind die Fachleute der Überzeugung, dass dem nicht so ist. Vielleicht gerade in der Luxusbranche, die vom Image lebt, ist das Einhalten von diesen Kriterien kein Luxus, sondern beinharte Notwendigkeit. Der Inbegriff des Luxus ist offensichtlich nicht mehr das, was er einmal war. Das sind meine Gedanken, als ich mich mit dem Thema auseinander setzte. Was aber ist dann Luxus? Luxus kommt aus
dem Lateinischen und bedeutet „verrenkt“ bzw. im übertragenen Sinn, abweichend vom Normalen. Heute steht es laut Duden für einen kostspieligen, verschwenderischen, den normalen Rahmen der Lebenshaltung übersteigenden, nicht notwendigen und nur zum Vergnügen betriebenen Aufwand. Wer heute Kunst sammelt, wird nicht mehr wie Orchideenzüchter belächelt. Kunstsammler sind kluge Menschen- halt „Verrenkte“ Weltbürger. Weil es bei allen Dingen des Lebens immer auf den richtigen Mix ankommt, wollen wir Sie nicht nur mit fundierten Hintergrundberichten, präzise recherchierten Topstorys, wichtigen Nachrichten und aktuellen Interviews begeistern. Zusätzlich wollen wir dieses Magazin auch mit dem Sonderteil Geld & AnlageInvestor, „be INVESTOR“- ein Styria BörseExpressMedienprodukt- als moderne Plattform zum Austausch wichtiger Investitionsinformationen anbieten. Die aktuelle Ausgabe des „be INVESTOR“ widmet sich dem Thema; „Finanzierung“. Viel Spaß Wünscht Ihnen Michael Ruben Minassian Chefredakteur & Herausgeber
IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian. Mail:michael.minassian@kunstinvestor.at , Telefon: +43 1/ 236531318 Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH, 1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 91920- 9045, Fax: + 43 1/29 81 298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto: © Dorotheum | Federico Barocci (1535 - 1612) Bildnis der Lavinia della Rovere (?) Öl auf Leinwand
08 | KUNST.INVESTOR Galerie Gugging
© Courtesy Galerie Gugging, Privatweg, 2014, Holzkasten, Mischtechnik
Birdman Hans langner - privat „Künstlername und Motiv bekam ich 1997 von den Chinesen in Hongkong geschenkt.Sie sind mir im wahrsten Sinne zugeflogen.“ Zitat Birdman Der mit zwei Kulturpreisen* ausgezeichnete Multimediakünstler Birdman Hans Langner, geb. 1964 in Karlsruhe, begann mit 25 Jahren künstlerisch zu arbeiten und stellt seit 1994 seine Werke in zahlreichen Ausstellungen in Europa, Taiwan, Japan und China aus. Seit einer Performance 1996 in Hongkong, wobei er sich binnen kürzester Zeit in einen Vogel verwandelte, wird Langner Birdman genannt und widmet sich seither immer wieder der „Vogelperformance“. Die Darstellung von Vögeln mit verschiedensten Medien wurde zu seinem Hauptthema. 2000 vermachte er seine raumfüllende Installation „Forever Friends“ an das Museum de Stadshof in
Zwolle, NL, die nun permanent im Museum Dr. Guislain in Gent, Belgien, ausgestellt wird. Die Installation seiner Bad Tölzer Hausfassade ist bis 2017 vor der villa gugging zu bestaunen. " Kunst ist mein Lebenselixier. Der tägliche Schaffensdrang erfüllt & befriedet mich." so Birdman. Hans Langners Oeuvre ist vielseitig und geprägt von einer einfachen, einzigartigen Formensprache, welche er stets weiterentwickelt. Die Vögel des Birdman entstehen oftmals durch seine erfrischend andere Sicht auf ein Objekt und werden mit wenigen Pinselstrichen kreiert. Sie leben von der Klarheit und Einfachheit: zumeist ein Dreieck für den Schnabel, ein Kreis für den Körper, ein Punkt für die
09 | KUNST.INVESTOR Galerie Gugging
© Courtesy Galerie Gugging, Verliebt ins eigene Spiegelbild, Tusche auf chinesischem Papier
© Courtesy Galerie Gugging, Kuchensucher, Acryl auf Papierkuchenteller
10 | KUNST.INVESTOR Galerie Gugging
© Courtesy Galerie Gugging, Erfüllung, Acryl auf Landkarte
11 | KUNST.INVESTOR Galerie Gugging
© Courtesy Galerie Gugging, First Kiss, Acryl
Pupille und ein paar Striche für die Beine. So entstehen mit Acryl bemalte Leinwände, zarte Tuschezeichnungen auf Papieren verschiedenster Art, Edding und Acryl verwendet er auf Holz. Er betrachtet sich als Jäger und Sammler und findet seine Materialien auf Flohmärkten, auf E-Bay, im Sperrmüll, in ntiquitätengeschäften, Flüssen und diversen Kellern. Jeglicher Gegenstand ist für Hans Langner potentielles Material. " birdman hans langner - privat" zeigt einen Querschnitt seines Oeuvres der letzten 15 Jahre und gibt einen Überblick über die Vielseitigkeit seines Schaffens. Seit 2 Jahren bringt Hans Langner immer wieder Werke, die er gerne ausgestellt haben möchte,
in die Galerie Gugging. Mit einer „Vogelperformance“ von Birdman findet am 15. April die Vernissage statt. Dabei transformiert sich Birdman vor Publikum vom Menschen zum Vogel oder umgekehrt. Jede Performance ist abgestimmt und inspiriert auf die jeweilige Umgebung und somit einzigartig. „Instant Art“ ist eine von Birdman geschaffene Kunstform, bei der es um Spontanität und Improvisation geht. "Improvisationstheater in der Kunst" nennt er es, wenn er von Gästen mitgebrachte Materialien und Themen binnen kürzester Zeit in ein Kunstwerk verwandelt. (Foto: © Galerie Gugging)
12 | KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘
Paul Jenkins, Phenomena Saladin’s Robe, 1974, Acryl auf Leinwand– Erzielter Preis Von € 15.000 auf 35.000 (KP € 44.100)
13 | KUNST.INVESTOR Auktionshaus ‚im Kinsky‘
Spannende Bietergefechte für die zeitgenössische Kunst im Auktionshaus ‘im Kinsky’
Die 105. Auktion mit vollbesetztem Saal bestätigte einmal mehr die hohe Nachfrage nach der Kunst nach 1945 und lieferte hauptsächlich am Telefon spannende Bietergefechte.Ungewöhnliches bzw. Seltenes verbunden mit hoher Qualität fand wie immer ambitionierte Sammler. Hans Staudachers überdimensionale Hommage an die freie Malgestik von 1959 ging für € 35.000 (KP € 44.100) an ein österreichisches Museum, private Sammler aber wetteiferten umPeter Proksch‘ phantastisches Gemälde der „Vier Elemente“ mit seiner malerischen Detailfreude (neuer Rekordpreis von € 30.000/ KP € 37.800) oder um Rudolf Stingels blauem Zweifel an der Malerei bis € 33.0000 (KP € 41.580). Wie zu erwarten fand das Angebot von Franz West großen Anklang, sein Gipsobjekt in Funktion einer Maske von 1982 erzielte mit € 45.000 (KP € 56.700) den höchsten Zuschlag. Einen Rekordpreis von € 160.000 (KP € 201.600) erzielte Fritz Wotrubas monumentale Bronze „Große Skulptur“ von Fritz Wotruba und die kleine, und in sich überaus harmonische Figur II von 1961 kletterte auf beeindruckende € 30.000 (€ 37.800). Phänomenal wie der Titel des Bildes („Phenomena Saladin’s Robe“) von
Paul Jenkins endete, war das Bieten für das farbkräftige wie wunderbar fein fließende Gemälde dieses bedeutenden Vertreters des abstrakten Expressionismus . Von € 15.000 auf 35.000 (KP € 44.100). Bereits im Vorfeld sorgten die 289 politischen Karikaturen von Paul Flora für Aufsehen! Die in 22 Konvolute eingeteilten Originalentwürfe für die Tiroler Tageszeitung fanden alle ihren Käufer und gehen auch fast geschlossen in eine neue private Sammlung über! Der Durchschnittspreis lag bei € 4.000, in Summer erzielte die Sammlung rund € 90.000 (€ 114.200). Der Abend wurde zu einem späten Triumph für den lange vergessenen und wenig vertretenen Künstler Helmut Leherb: bei seinen Gemälden ließen Bieter nicht locker bis Ergebnisse von € 45.000/ KP € 56.700 („Le roi c’est moi“) und € 38.000/ € 47.880 („Kattowitzer Madonna“) erzielt wurden. Ein Museum sicherte sich zwei von Leherbs surrrealistisch veränderten Modepuppen („Zeitzerstörungs-Skulptur“, € 10.000/ KP € 12.600) sowie einen Kleiderständer aus seinem „Zeitzerstörungsmanifest“. (Foto: © Auktionshaus im Kinsky)
14 | KUNST.INVESTOR Dorotheum
Jan van Bijlert (1603 - 1671) und Werkstatt, Musizierende Gesellschaft, 1626, テ僕 auf Leinwand, 109 x 97 cm Schテ、tzwert 竄ャ 300.000 - 400.000
15 | KUNST.INVESTOR Dorotheum
Pieter Brueghel II. (1564 - 1637/38) Das Paar beim Angeln, Öl auf Holz, Durchm. 19,1 cm Schätzwert € 180.000 - 200.000
Meister und Gemälde des 19. Jahrhunderts Vom 21. bis 23. April 2015 werden im Palais Dorotheum in Wien eine Reihe hochkarätiger Kunstwerke, Antiquitäten und Juwelen versteigert: Das Angebot reicht von Gemälden Alter Meister über Ölbilder des 19. Jahrhunderts, Skulpturen, Möbeln bis hin zu Glas, Porzellan und Juwelen. Die AltmeisterAuktion am 21. April 2015 versammelt eine prominente Anzahl an Werken aus Privatkollektionen. Eine exzellente und moderne Porträtstudie von Federico Barocci zeigt vermutlich Lavinia della Rovere, ein Mitglied der damals regierenden Familie des Herzogtums von Urbino. Der intime und naturalistische Charakter dieser Studie ist ein bedeutendes Beispiel eines neuen Realismus in der italienischen Porträtmalerei Ende des 16. Jahrhunderts (€ 300.000 – 400.000). Ein perfekt erhaltenes Bild auf Goldgrund ist die Madonna mit Kind von Scolaio di Giovanni, genannt Maestro di Borgo alla Collina. Auch dieses Bild stammt von einer bedeutenden Privatsammlung (€ 50.000 –
60.000). Die flämische und niederländische Malerei wird u. a. von einer wiederentdeckten, früher als Werkstattkopie gegoltenen Arbeit von Pieter Brueghel II. vertreten. Das Thema „Ein Paar beim Angeln“ war den Betrachtern des 17. Jahrhunderts nicht ohne seinem erotischen Unterton bekannt. Das Werk war seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts in einer belgischen Privatsammlung gewesen. (€ 180.000 – 200.000). Aus einer Privatsammlung von Stillleben des 17. Jahrhunderts stammt ein sehr frühes Werk des berühmten Meisters Jan Davidz. de Heem. Bekannt durch seine opulenten flämischen Stillleben, offenbart dieses Bild eher de Heems reserviertere niederländische Züge (€ 70.000 – 90.000). Das aus einer Wiener Privatsammlung stammende Bild „Musizierende Gesellschaft“ des Utrechter Caravaggisten Jan van Bijlert ist ein hervorragendes Beispiel für die Verschmelzung nördlicher und südlicher europäischer Kunst (€ 300.000 – 400.000).
16 | KUNST.INVESTOR Dorotheum
I van Constantinowich Aivazovsky (1817 - 1900) Sinkendes Schiff, 1889, テ僕 auf Mahagoniplatte, 26,9 x 20,6 cm Schテ、tzwert 竄ャ 50.000 - 60.000
17 | KUNST.INVESTOR Dorotheum
Die Auktion von Gemälden des 19. Jahrhunderts am 23. April 2015 besticht unter anderem mit einem meisterlichen Porträt einer alten Dame aus der Hand des Briten John Singer Sargent. Seine Bilder waren in den höchsten Kreisen der Gesellschaft stark nachgefragt. Er hatte sein Handwerk in Paris unter Carolus-Duran perfektioniert, war international zu einem führenden Vertreter der Porträtmalerei aufgestiegen und galt dies- wie jenseits des Atlantiks als Meister seines Fachs. Das „Porträt einer alten Dame“ wurde in größter künstlerischer Freiheit ausgeführt und dürfte zügig nach dem Leben gemalt worden sein. Es ist eines aus einer Reihe von düsteren Frauenbildnissen, die Sargent in den 1880er -Jahren anfertigte (€ 30.000 – 40.000). Der russische Maler Ivan Constantinovich Aivazovsky ist bekannt für seine zahlreichen Meerbilder mit Schiffen. Seine unvergleichliche Darstellung von stürmischen Gewässern kennzeichnet auch die beiden Werke, die im Dorotheum angeboten werden. Das „Sinkende Schiff“ von 1889 wird mit 50.000 bis 60.000 Euro beziffert, das „Schiff vor der Küste“ mit 20.000 bis 40.000 Euro. Beides sind erstklassige Beispiele der kleinformatigen Tafelbilder Aivazovkys. Kunsthistorisch bedeutend ist die Entdeckung des größten und am besten dokumentierten Gemäldes von Johann Georg von Dillis: „Römische Herbstlandschaft, Der alte Turm bei Marino“, aus dem Jahre 1821. Mit Hilfe von Dillis Zeichnungen von verschiedenen Aufenthalten in Rom lässt sich die Darstellung exakt topographisch bestimmen. Der alte Turm bei Marino bildete ein beliebtes Thema für die Maler seit Poussin, von dem sich ein Gemälde desselben Motivs, um 1650, in Rom in der Galleria Pallavicini befindet (€ 25.000 – 35.000). Friedrich Gauermanns Gemälde „Der Überfall“
auf eine Postkutsche (1863) veranschaulicht drei wesentliche Komponenten seiner Kunst: Das Naturstudium, die Auseinandersetzung mit der barocken Tradition - zum einen mit der holländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts, zum anderen mit Tierkampfbildern - und nicht zuletzt die Beeinflussung durch die zeitgenössische Malerei (€50.000 bis 70.000). Glas und Porzellan, Skulpturen, Möbel: Die „Verherrlichung des Kurfürstentums Sachsen“, eines der Toplose der Porzellan- und Glasauktion am 22. April 2015, ist eine außergewöhnliche Figurengruppe aus Meissner Porzellan, präsentiert sie doch das Porträt Maria Josephas von Österreich, der Gemahlin Augusts III. (1696 – 1763). Dieser war ab 1733 König von Polen und als Friedrich August II. Kurfürst von Sachsen (€ 36.000 - 50.000). Ein Hermenpaar vom Wiener Heinrichshof ist Highlight bei den Skulpturen. Der Heinrichshof wurde 1861 bis 1863 von Theophil von Hansen im Stil der Neorenaissance gegenüber der Staatsoper errichtet. Auftraggeber war Heinrich Drasche von Wartinberg, aus dessen Wienerberger Terrakotta- und Majolika-Manufaktur das Hermen-Paar stammt. Mehrere dieser Figuren, die sich bereits im Warenkatalog des Unternehmens von 1858 fanden, waren mit weiteren Architekturelementen aus Terrakotta an den Eckrisaliten der Fassade angebracht. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Heinrichshof schwer beschädigt, 1954 schließlich abgerissen. Einige Hermen, so auch diese beiden, wurden vor der Zerstörung bewahrt und gelangten in Privatbesitz (€ 28.000 – 30.000). (Foto: © Dorotheum)
18 | KUNST.INVESTOR Dorotheum
Bianchi C-4 project, 1988 Rufpreis € 5.000- Foto © Dorotheum
One Off Moulton Spezial, 1991 Rufpreis € 6.000 - Foto © Dorotheum
19 | KUNST.INVESTOR Dorotheum
Skoot International Ltd., 2001 Rufpreis € 400 - Foto © Dorotheum
KETTENREAKTION Das Fahrrad: ein simples Prinzip, zig Varianten. Dieses Faszinosum ließ den Wiener Architekten Michael Embacher über zehn Jahre lang eine der besten Fahrradsammlungen der Welt zusammenstellen. 205 internationale Modelle daraus kommen am 19. Mai 2015 im Palais Dorotheum in Wien zur Auktion. „The Embacher Collection“ ist weltweit einzigartig und wurde in Portland (Oregon/USA), Tel Aviv und in Wien ausgestellt. Furore machte auch eine spezielle iPad-App „Cyclepedia – Iconic Bicycle Designs“ sowie die im Eigenverlag bzw. bei Thames & Hudson erschienenen Bücher „Smart Move“ und „Cyclepedia“ (2011). Michael Embachers Sammlung hat prominente Fans, unter anderem Modedesigner Sir Paul Smith und Industrial Designer Sir James Dyson, Richard Sapper und Valentino
Campagnolo. Ob das 1937 von Jacques Schulz konstruierte Funiculo-Rad, das italienische Kofferrad Skoot, das deutsche Köthke-Tandem aus 1948 oder Alex Moultons Titan-Faltrad ONE OFF von 1991: Der Bogen der Embacher Collection spannt sich von Zweirädern aus den 1930erJahren bis heute. Alle sind fahrbereit. Die Rufpreise der einzelnen Fahrräder bewegen sich zwischen 100 und 7.000 Euro. Auswahlkriterien für den begeisterten Sammler waren außergewöhnliche Räder, die durch ihr spezielles Design auffielen. Seine Sammlung, so Michael Embacher, entstand vielleicht aus dem Versuch heraus, „anhand eines Objektes zu zeigen: Was ist Design? Wie reduziert ist es? Und wie viele Varianten generiert es dennoch?“ (Foto: © Dorotheum)
KUNSTINVESTOR . ART VITRINE
22 | KUNST.INVESTOR Galerie Hassfurther
23 | KUNST.INVESTOR Galerie Hassfurther
24 | KUNST.INVESTOR Galerie Hassfurther
Handel mit Kunst, kunstvoll handeln!
Der Galerist und Auktionator Wolfdietrich Hassfurther ist seit über 40 Jahren in der Wiener Galerieszene ein Inbegriff und mischt mit seiner berühmten Galerie im Herzen Wiens in der oberen Liga der Galeristen und Auktionshäuser mit. Begonnen hat Wolfdietrich Hassfurther als Antiquar und Autografenhändler, als der Markt in Europa jedoch von den Amerikanern leer gekauft war, entdeckte er die wunderbare Welt der bildenden Kunst und gründete seine eigene Galerie. Seither hat er sich auf Gemälde, Meisterzeichnungen, Skulpturen, Miniaturen, Aquarelle und Druckgrafiken spezialisiert. Bis zum heutigen Tage lässt er sich von der Liebe zu einer großartigen Kunst antreiben; inspirierend ist für ihn aber auch die Schönheit des Lebens, die der feinfühlige Galerist auch im Alltäglichen erkenne, "ich bin immer wieder von der Schönheit des Lebens hingerissen." Beständigkeit und Kampfgeist hat der Galerist bis zum heutigen Tage bewiesen, seine eigenwillige Persönlichkeit ist sein Markenzeichen und sein unbändiges Engagement brennt bis heute. Gemeistert hat er so die Krisenzeiten, die seit den 1990er-Jahren nicht nur die Finanzmarkt schütteln, sondern auch den Kunstmarkt: "Wien ist eine Stadt der Halbseligen, und Halbselige meistern Krisen besser", glaubt Wolfdietrich Hassfurter, der zum Synonym für fairen Kunsthandel geworden ist. Er hat es auch nicht verabsäumt, seine Fühler auszustrecken in Richtung
Mittlerer Osten und Orient, bis nach Indien, China und Russland gehen seine Kontakte. Der Galerist konnte sich so ein weltweites Netzwerk aufbauen und ist überzeugt: "In diesen Ländern wächst eine neue europäische Sammlergeneration heran, die ein großes Interesse an europäisch klassischer Moderne hat." Die Galerie Hassfurther hat sich so zu einem international agierenden Player entwickelt. Das Erfolgsrezept der One-Man-Galerie: Fachliche Kompetenz mit Schwerpunkt Klassische Moderne, Alte Meister und Biedermeier gepaart mit Aufrichtigkeit. Seine vielen Stammkunden schätzen seine Ehrlichkeit, sein Wissen und sein Talent besondere Meisterwerke aufzuspüren; sein berühmtester und treuerster Kunde war der Sammler Rudolf Leopold, der 1973 sein erstes Bild bei Hassfurther erstand und seither immer wieder kam. Bekannt wie beliebt ist Hassfurther weiters für seine kostenlose Beratung und Schätzungen von KunstObjekten. Vielbeachtet ist dabei sein unschätzbares Wissen in den Kunstepochen Alte Meister, Biedermeier sowie die Klassische Moderne. Wolfdietrichs Geheimrezept hat somit mehrere Ingredienzien: Zum Einen seine weltweiten Kontakte und zum Anderen seine Liebe für die Kunst und sein Geschick diese zu finden. Auf sein Alter angesprochen sagt er: "Es macht mir einfach Freude älter und weiser zu werden, wer will schon sterben." (Foto: © Galerie Hassfurther)
34 | KUNST.INVESTOR Theatermuseum
©Hermann Nitsch, 16. Aktion. 1967. S/W-Abzüge. mumok Wien. Foto: Franziska Cibulka
ExistenzFest. Hermann Nitsch und das Theater
Mit seinem seit 1957 entstandenen komplexen Gesamtwerk zwischen Malerei und Theater reiht sich Hermann Nitsch in die Geschichte der visionären, die Kunst erweiternden Werkentwürfe ein, die von Monet bis Turell, von Skrjabin bis Artaud, vom Living Theatre bis Christoph Schlingensief reicht. Im Zentrum steht dabei das o.m.theater (Orgien-Mysterien-Theater), ein sechs Tage und Nächte dauerndes Ereignis, welches der Künstler in einem von ihm selbst architektonisch konzipierten, exterritorialen Spielbezirk um Schloss
Prinzendorf angesiedelt hat; ein synästhetisch inszeniertes Spiel mit Archetypen. Rauschhafte Existenzerfahrung und kathartisches Erleben sollen Wirkung dieser partizipatorischen, dramatischen und meditativen Erlebniskunst sein. Die von Hubert Klocker kuratierte und multimedial gestaltete Ausstellung legt besonderes Gewicht auf die Vermittlung des ereignishaften Kerns im Werk Hermann Nitschs. (Foto: Theater-Museum)
L.U.C Tourbillon QF Fairmined Die weltweit erste Uhr aus Fairmined-Gold Anlässlich der Baselworld 2014 stellte Chopard die weltweit erste Uhr vor, die mit Gold aus südamerikanischen Fairmined-Minen produziert wurde. Mit diesem neuen Modell bekräftigt Chopard sein Engagement für nachhaltigen Luxus und das 2013 lancierte Projekt The Journey. Für die L.U.C Tourbillon QF Fairmined, eine elegante Tourbillon-Uhr mit neun Tagen Gangreserve, haben die Werkstätten von Chopard erstmals Fairmined-Gold eingesetzt. Damit weitet die Genfer Manufaktur ihr Engagement für faire Beschaffungsprozesse von der Haute Joaillerie auf die Haute Horlogerie aus. Für den Korpus der Uhr (Gehäuseboden, Gehäuse und Lünette) wurde ausschließlich Fairmined-Gold verwendet. Das Fairmined-Zertifikat garantiert, dass das Gold nachhaltig gewonnen wurde und von verantwortungsbewussten Herstellern stammt, die den Kleinbergbauern einen gerechten Lohn und eine Prämie zahlen. Mit dieser neuen Uhr zeigt Chopard, dass sich das Genfer Haus langfristig für seine Partnerschaft mit der südamerikanischen Alliance for Responsible Mining (ARM) engagiert. Die ARM ist eine BergbauNGO, die sich in enger Zusammenarbeit mit Kleinbergbauorganisationen und Experten der Goldindustrie für die nachhaltige, handwerkliche Gewinnung des Edelmetalls einsetzt.
Chopard und Fairmined-Gold Seit 2013 unterstützt Chopard die Minengenossenschaft Coodmilla in der kolumbianischen Region Narino bei ihren Bemühungen, das Fairmined-Zertifikat zu erhalten. Dank der Partnerschaft mit Chopard kann die Kooperative Aus- und Weiterbildungen finanzieren, in Material investieren und nach modernen Verfahren arbeiten. Darüber hinaus hat sich Chopard verpflichtet, der Genossenschaft auch nach Abschluss der Zertifizierung einen Großteil ihrer Produktion abzukaufen.Der Genfer Juwelier und Uhrenhersteller beabsichtigt zudem, mittelfristig einen bedeutenden Teil des von ihm verarbeiteten Goldes aus weiteren Fairmined-Quellen zu beziehen. Daher interessiert sich die Manufaktur auch für andere Kooperativen in Südamerika, die eine entsprechende Zertifizierung anstreben. Lina Villa, Geschäftsführerin von ARM, sagt: „Die L.U.C Tourbillon Qualité Fleurier Fairmined ist ein gutes Beispiel für die Entschiedenheit, mit der sich die Uhren- und Schmuckbranche für eine ethische, nachhaltige und verantwortungsvolle Beschaffung ihrer Rohmaterialien einsetzt. Mit dem Entschluss, Fairmined-Gold zu verwenden, ist Chopard richtungsweisend für die gesamte Branche. Wir sind sehr stolz, mit solch hochkarätigen Projekten den Lebensstandard der Kleinbergbauern nachhaltig verbessern zu können.“
Eine elegante Tourbillon-Uhr Das Fairmined-Roségold des 43 mm großen Gehäuses der neuen L.U.C Tourbillon Qualité Fleurier Fairmined wurde sowohl satiniert als auch poliert verarbeitet. Raffinierte Details zeigt auch das graue, gut ablesbare Zifferblatt der Uhr: Von der Gangreserveanzeige ausgehend ziehen sich feine, das Licht reflektierende Gravuren wie Sonnenstrahlen über das Zifferblatt, vor dem sich die im Stil des Art Deco gestalteten Dauphine-Zeiger gut abheben. Die vergoldeten römischen Ziffern sind von einem konzentrischen Band aus feinen, aufgesetzten Indizes umgeben. Der Sichtboden aus Saphirglas gibt den Blick frei auf das einzigartige Tourbillon-Uhrwerk L.U.C 02.01-L. An der bei 12 Uhr angeordneten Gangreserveanzeige ist abzulesen, wie viele der 216 Stunden Reserve (9 Tage) noch verleiben. Das Gehäuse der Uhr, die in einer limitierten Edition von 25 Stück produziert wird, ist bis 50 Meter wasserdicht. Gehalten wird es von einem handgenähten Lederarmband aus CITES-zertifiziertem Alligator, das außen matt-schwarz und auf der fein geschuppten Innenseite braun ist. Geschlossen wird es mit einer Dornschließe, die wie das Gehäuse aus 18 Karat Fairmined-Roségold besteht. Darüber hinaus hat sich Chopard verpflichtet, der Genossenschaft auch nach Abschluss der Zertifizierung einen Großteil ihrer Produktion abzukaufen. Der Genfer Juwelier und Uhrenhersteller beabsichtigt zudem, mittelfristig einen bedeutenden Teil des von ihm verarbeiteten Goldes aus weiteren Fairmined-Quellen zu beziehen. Daher interessiert sich die Manufaktur auch für andere Kooperativen in Südamerika, die eine entsprechende Zertifizierung anstreben. Lina Villa, Geschäftsführerin von ARM, sagt: „Die L.U.C
Tourbillon Qualité Fleurier Fairmined ist ein gutes Beispiel für die Entschiedenheit, mit der sich die Uhren- und Schmuckbranche für eine ethische, nachhaltige und verantwortungsvolle Beschaffung ihrer Rohmaterialien einsetzt. Mit dem Entschluss, Fairmined-Gold zu verwenden, ist Chopard richtungsweisend für die gesamte Branche. Wir sind sehr stolz, mit solch hochkarätigen Projekten den Lebensstandard der Kleinbergbauern nachhaltig verbessern zu können.“ Das FairminedRoségold des 43 mm großen Gehäuses der neuen L.U.C Tourbillon Qualité Fleurier Fairmined wurde sowohl satiniert als auch poliert verarbeitet. Raffinierte Details zeigt auch das graue, gut ablesbare Zifferblatt der Uhr: Von der Gangreserveanzeige ausgehend ziehen sich feine, das Licht reflektierende Gravuren wie Sonnenstrahlen über das Zifferblatt, vor dem sich die im Stil des Art Deco gestalteten Dauphine-Zeiger gut abheben. Die vergoldeten römischen Ziffern sind von einem konzentrischen Band aus feinen, aufgesetzten Indizes umgeben. Der Sichtboden aus Saphirglas gibt den Blick frei auf das einzigartige Tourbillon-Uhrwerk L.U.C 02.01-L. An der bei 12 Uhr angeordneten Gangreserveanzeige ist abzulesen, wie viele der 216 Stunden Reserve (9 Tage) noch verleiben. Das Gehäuse der Uhr, die in einer limitierten Edition von 25 Stück produziert wird, ist bis 50 Meter wasserdicht. Gehalten wird es von einem handgenähten Lederarmband aus CITES-zertifiziertem Alligator, das außen matt-schwarz und auf der fein geschuppten Innenseite braun ist. Geschlossen wird es mit einer Dornschließe, die wie das Gehäuse aus 18 Karat Fairmined-Roségold besteht.
40 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek
Linda Christanell. Karin Mack, Margot Pilz aus der Fotoinstallation „Wir über uns“, 1982 Schwarzweiß, Foto © MUSA
Die 80er Jahre - Pluralismus an der Schwelle zum Informationszeitalter Rückblickend auf das vierte Jahrzehnt seiner Sammlungsgeschichte untersucht das MUSA die 1980er Jahre. Diese Phase der heftig diskutierten „Postmoderne“ ist vom Erstarken des Kunstmarkts geprägt, der anfänglich vor allem auf die männlich dominierte Malerei der „Neuen Wilden“ setzte. Die große Aufmerksamkeit, die dieser internationalen Strömung zuteil wurde, lässt leicht übersehen, dass sich daneben zahlreiche andere Richtungen etablierten. Die geometrische Abstraktion als „Neue Geometrie“ oder „Neo Geo“ wurde als Gegenentwurf zur expressiven Grundhaltung der figurativen Malerei gesehen. Auch Kitsch und Ironie werden als Antistilmittel häufig eingesetzt. Besonders wichtig erscheint die Tendenz zur Entmaterialisierung der Kunst, die unter verschiedenen Zielsetzungen vorangetrieben wurde. Die Fotografie hat sich erstmals nach 1945 einen prominenten Platz in der Wiener
Kunst erkämpft, Konzept und neue Medien spielen ebenso eine wichtige Rolle wie der Computer, der auch als bildnerisches Mittel seinen Siegeszug beginnt. So wie in diesen Bereichen waren auch in der Erweiterung des Wiener Aktionismus viele Künstlerinnen führend beteiligt. Dieser künstlerische Pluralismus bildet sich auch in der Sammlung des MUSA ab. Unser Fokus richtet sich einerseits auf das allgemeine Spektrum der Kunst dieser Zeit, andererseits aber auch darauf, wieweit die genannten künstlerischen Phänomene Eingang in die Sammlung fanden. In den 1980er Jahren gelang es der Kulturabteilung, eine allmähliche Professionalisierung im Sammlungsmanagement herbei zu führen. Die Berufung einer Ankaufsjury, die ab 1986 mehrmals jährlich Empfehlungen für die Ankäufe abgab, ist ein Meilenstein in der Sammlungsgeschichte des MUSA. Ausstellungsdauer: 28.4.2015 – 24.10.2015 (Foto: © Museum Startgalerie Artothek)
41 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek
Siegfried Anzinger, Ochs und Vogelspinne, 1986 Eitempera auf Leinwand | egg tempera on canvas, 140 x 100 cm, Foto Š MUSA
42 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek
Erwin Wurm, Tänzerin, 1985 Papiermaché, Acryl, Holzsockel | paper-mâché, acrylic, wooden pedestal, 100 x 45 x 45 cm, Foto © MUSA
43 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek
Robert Zahornicky aus der Serie „Puzzle“: Anka H, 1986, Fotocollage (Polaroid SX-70) auf Karton, 65 x 48 cm, Foto © MUSA
44 | KUNST.INVESTOR Museum Startgalerie Artothek
Dora Maurer, Relatives Quasibild Nr. 4, 1989 Acryl auf Holz | acrylic on wood, 100 x 70 cm, Foto Š MUSA
46 | KUNST.INVESTOR Die Stargalerie im MUSA
Andreas Werner, ohne Titel - Foto: Š Die Stargalerie im MUSA
47 | KUNST.INVESTOR Die Stargalerie im MUSA
ANDREAS WERNER COME IN UNDER THE SHADOW OF THIS RED ROCK
Andreas Werner, ohne Titel - Foto: © Die Stargalerie im MUSA
Die Landschaft als Motiv in der bildenden Kunst hat eine lange Tradition. Seit der Antike und bis heute spielt sie nicht nur im Westen, sondern auch in Teilen Ostasiens eine gewichtige Rolle. Durchwegs scheint mit ihr die Verbildlichung eines gesellschaftlichen Ideals verbunden, die über die Darstellung eines naturnahen, idyllischen Lebens von maßvollen, enthierarchisierten Zuständen in harmonischen Mensch-NaturVerbindungen spricht. Doch ist die Landschaft als Symbol auch doppeldeutig: Mit ihr ist nicht nur das Bild eines eskapistischen und romantischen Rückzugs vor der Komplexität des Alltages verbunden, der historisch mitunter auch gesellschaftskritische Dimensionen annehmen kann, sondern auch ein planerisches Ideal im Sinne öko-politisch utopischen Denkens. In diesem Spannungsverhältnis des Landschaftsbegriffes verorten sich die Arbeiten Andreas Werners: Sie sind auf den ersten Blick landschaftliche, zumeist menschenleere Idyllen, die von einer Fiktion unangetasteter Natur in vorindustriellen Zeiten sprechen und auf Landschafts-
ausschnitte von Bergen, Meeren und Seen blicken lassen, in ihrer zumeist sehr künstlichen, sciencefictionhaften Farbigkeit beschwören sie allerdings Zukünftiges herauf und entlarven ihre eigene Konstruiertheit. In der Ambivalenz von Strenge der Ornamentik, der grafischen geometrischen und auch klar umrissenen Formen und formaler Unbestimmtheit malerischer Aspekte werden von Werner Landschaftsbilder geschaffen, die in ihrem Ausdruck gespenstischer Stille den Landschaftsgemälden der Romantik nahe kommen. Hier wie dort soll das Bild weniger als mimetische Darstellung eines realen Landschaftsausschnittes denn als konstruiertes Surrogat von Landschaft schlechthin den Betrachter und die Betrachterin emotional rühren und in wechselnde Stimmungen versetzen. Die Landschaft existiert folglich auch bei Andreas Werner in erster Linie als ästhetische Idee und utopische Vorstellung. Ausstellungsdauer: 10. April bis 7. Mai 2015 (Foto: Die Startgalerie im MUSA)
48 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien
Foto:© Kunsthalle Wien: Ralo Mayer, San Francisco Space Colony, 2014, Courtesy der Künstler
Foto:© Kunsthalle Wien: Sonia Leimer, Neues Land/Nowaja Semlja/New Land, 2014, Courtesy Galerie Nächst St. Stephan, Rosemarie Schwarzwälder Wien und die Künstlerin, Foto: Susi Maschek2014
49 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien
Destination Wien 2015 „Jetzt nach Wien!“ darf es im Frühling für alle heißen, die immer schon wissen wollten, was diese Stadt alles an aktuellen künstlerischen Ideen und Manifestationen hervorbringt. Denn jetzt bietet sich die Gelegenheit, simultan an über 50 verschiedenen Schauplatzen einen umfassenden Einblick in die Wiener Kulturlandschaft zu erhalten. Destination Wien 2015, eine Zusammenschau von über 70 Positionen zeitgenössischer Kunst an beiden Standorten der Kunsthalle Wien, wird weit in den Stadtraum hinaus ausgedehnt: Unter dem Label Destination Wien EXTENDED stimmen zahlreiche lokale Galerien, Offspaces, Kulturvereine und institutionen in diese temporare Orchestrierung des Wiener Kunstgeschehens ein. Destination Wien 2015 ist mehr als eine Ausstellung. Destination Wien 2015 gleicht einem polyphonen Musikstuck, das aus einem Nebenund Miteinander unterschiedlichster Einzelstimmen ein großes Ganzes schafft. Gemäß dieser Überlegung präsentiert die Kunsthalle Wien ausgewählte Beitrage von Künstler/innen unterschiedlicher Generationen, verschiedenartiger Arbeitsweisen und mit differierendem Medien-Einsatz. Die Auswahl der Beiträge wurde von einer ebenso heterogenen fünfköpfigen Jury aus etwa 900 Vorschlagen getroffen – eine Summe, die sich primär aus Einreichungen durch einen Open Call, teilweise aber auch aus eigenen Recherchen und externen Empfehlungen ergab. Das Resultat ist ein durchaus eigenwilliges, überraschendes und pluralistisches Bild der Wiener Kunstlandschaft. Keine Hitparade der Kunstmarkt-Bestseller wird hier angestimmt, kein Wettbewerb von top (emerging) artists ausgetragen, keinem temporaren oder regionalen Mainstream gehuldigt. Vielmehr lasst Destination Wien 2015 Stimmen zu Wort kommen, die das (Un-)Gleichgewicht zwischen „state of the art“ und individuellem Kunstwollen austarieren. Die jüngsten teilnehmenden Künstler/innen haben gerade die ersten Studienabschnitte hinter sich gebracht und sind auf
dem besten Weg zu künstlerischer Eigenständigkeit, die altesten blicken auf ein umfangreiches Lebenswerk zurück und produzieren gleichermaßen junge Kunst – Kunst, die flüchtige Modetrends im Seitenspiegel Revue passieren lasst, um den Blick frei zu haben fur Neuformulierungen zeitgeistresistenter Fragestellungen. Destination Wien 2015 widerspiegelt zugleich die Diversität jener aktuellen künstlerischen Sprachen und Medien, die fur den internationalen Kunststandort Wien charakteristisch sind. Diesem Gedanken entsprechen auch die unterschiedlichen Ausstellungsarchitekturen in den drei Hallen. In der oberen Halle der Kunsthalle Wien Museumsquartier verdoppelt Johannes Porsch die Ausstellungsflache, indem er in sie einen unfertigen Würfel platziert. Die Lförmige Struktur erinnert an den modernistischen White Cube und betont zugleich, dass der Ausstellungsort einem kontinuierlichen Prozess und ständigen Dialog zwischen künstlerischem Konzept und räumlichen Gegebenheiten unterworfen ist. Zur Montage und Positionierung der Kunstwerke in der unteren Halle setzt Eric Klering vorhandene Bau- und Konstruktionselemente aus den Lagern der Kunsthalle Wien ein. Er organisiert den Raum durch das Arrangement von Displayelementen aus Metall und Holz und schafft eine Schwelle zur Ausstellung aus Teppich. Eine Konstruktion aus schwarz lackierten Sockeln fungiert als mögliche Kulisse der Ausstellung. Der Gedanke des Recyclings trifft hier auf eine offene, den Raum zugleich gliedernde, Struktur. Die Positionierung der Kunst in diesen beiden Hallen folgt primär ihrer Kommunizierbarkeit in inhaltlicher oder auch formal-ästhetischer Hinsicht. Bereits im Eingangsbereich lasst ein großformatiges, begehbares Bild von Andreas Reiter Raabe alle Regeln der Kunstpräsent-ation wörtlich mit Füßen treten, wahrend wenige Schritte weiter Cacilia Browns frei im Raum stehendes Drehfoyer eine spürbare Distanz zwischen Besucher und Objekt schafft:
50 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien
Foto:© Kunsthalle Wien: Cäcilia Brown, Drehfoyer, 2014, Courtesy Gabriele Senn Galerie, Foto: Iris Ranzinge
51 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien
Foto:© Kunsthalle Wien: Anna Artaker, Courtesy Arbeiterkammer Wien, Foto: Hertha Hurnaus, 2013
Die Drehtür kann nicht durchschritten, sondern von außen betrachtet werden. Stop making sense war der Titel eines berühmten Konzertfilms der Talking Heads von 1983. Eva Egermann lasst diesen Slogan gemeinsam mit vielen anderen konventionswidrigen Aussagen in einem neuen Kontext auferstehen: Instrumental begleitet intoniert sie in ihren Videos widerständige Praktiken und Aneignungen entlang von Devianz, Krankheit und Behinderung durch unterschiedliche geschichtliche Kontexte und Raume. Konkret mit Geschichte befasste sich Anna Artaker für ihre Rekonstruktion der Rothschildschen Gemäldesammlung in Wien. Insgesamt 80 Abbildungen der einst opulenten Sammlung, die von den Nationalsozialisten geraubt, vom Staat Osterreich nur zögerlich restituiert und letztlich in alle Welt verstreut wurde, konnte die Künstlerin recherchieren. Ihre Rekonstruktion verdichtet sich zu einem konzentrierten Bild verdrängter österreichischer Geschichte. Andere Leerstellen der Geschichte hingegen sind Gegenstand der von Johann Schoiswohl erstellten Dia-Serie Nichts gesehen!, die auf einem Fotoalbum einer deutsch-österreichischen Familie aus den Jahren 1939 bis 1955 basiert, aus dem alle Fotos herausgerissen wurden. Ubrig bleiben nur die Bildunterschriften und Kommentare. Der Kunstler befasst sich mit der Rolle von Bildern und Perspektiven bei der Entstehung von kollektiven und persönlichen Erinnerungen. Auch Heribert Friedls Installation coexist entschlüsselt sich nicht auf den ersten Blick.
Verschiedene auf die Wand aufgetragene Duftlasuren mussen haptisch aktiviert werden, damit sie als Geruche wahrgenommen werden können. Ob diese dann etwas über den Naschmarkt, den Fiaker-Stand am Stephansplatz, das Cafe Sacher oder die Kaisergruft erzählen, wird Diskussionsgegenstand der Beriecher/innen sein. Anderswo wieder steht ein dunkler Schrank an der Wand. In einer seiner Türen steckt ein Schlüssel, der sich wie von unsichtbarer Hand langsam im Kreise dreht. Die Tur bleibt dennoch geschlossen, denn Leander Schonweger luftet Geheimnisse nicht, sondern erinnert uns daran, dass es sie gibt. Paul Leitners Apparaturen hingegen sind sichtbar und spurbar, wenn sie so wie in seinen the traveler genannten Skulpturen mittels Windkanaltechnik versuchen, natürliche Prozesse in der Schwebe zu halten: Einzelne pflanzliche Flugsamen werden durch Luftstrome fixiert und somit daran gehindert, ihre Reise zu Destinationen ihrer Keimung fortzusetzen. Daneben floriert, fliest, morpht und expandiert eine Natur, die es von Natur aus nicht gibt: Karin Pliems gemalte KunstBiotope lassen Pflanzen aus unterschiedlichen Weltteilen und Lebensraumen zusammenkommen, wo sie gemeinsam neue Arten, Hybride und Mutationen generieren. Wahrend die Malerin ihre Vor-Bilder als draußen gefundene Materialien im Atelier versammelt, bringt Michael Heindl Materialien aus seinem Atelier in den Stadtraum, um es dort durch zivilisatorische Errungenschaften modifizieren zu lassen.
52 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien
Foto:© Kunsthalle Wien: Melitta Moschik, OUTER SPACE, 2013, © Melitta Moschik
So legte er für die Arbeit Destination Unknown die durch Arbeitsprozesse patinierte Tischplatte seines Studios auf die Gleise der Wiener Schnellbahn, um sie beim Überrollen in drei akkurate Teile trennen zu lassen … „Skulptural“ im klassischen Sinn wirken Julian Gothes schwarz glanzende Figuren, die etwas zu zitieren scheinen, ohne aber eine konkrete Referenz zu verraten. Stets uberlebensgros, laden sie den Ausstellungsraum mit ihrer unheimlich wirkenden Anwesenheit auf und ziehen uns in den Bann: telepathische Kräfte, als minimalistische Konstruktion getarnt. Parallel zur Ausstellung in den Räumlichkeiten der Kunsthalle Wien Museumsquartier finden am Karlsplatz performative und diskursive Veranstaltungen statt. Das Publikum als integrativer Teil der Rezeption von Kunst ist hier wie dort eingeladen, aktiv an den gebotenen Aktionen teilzunehmen. Ovidiu Anton hat fur den Ausstellungsraum am Karlsplatz ein modulares Setting entworfen, das Displayelemente vergangener Ausstellungen unterschiedlicher Wiener Kunstinstitutionen zu Sitzmöbeln kombiniert die Le Corbusiers Tabouret Cabanon nachempfunden sind. Aus Teilen alter Einbauten gefertigt, schreiben sich in Antons Re-Design die materiellen und farblichen Charakteristika dieser Ausstellungen ein und laden die architektonische Klarheit des gläsernen Raums mit der Historie anderer Orte auf. Die hier stattfindenden Performances und Talks thematisieren unter anderem das Zusammenspiel und die Konfrontation von
Kunstproduzenten, Sammlern, Vermittler und Vermarkter/innen innerhalb unseres Kunstsystems, dessen „Destinationen“ zwischen Kommerz, Erfolg, Idealismus oder Subversion angesiedelt sein können. Birgit Zinner etwa ist in ihrer Live / Talkshow sowohl Moderatorin als auch Gast. Vom Bildschirm aus beantwortet sie Fragen, die sie sich und ihrem Publikum vor Ort stellt – Fragen, die Produktionsbedingungen, Distributionsweisen von Kunst sowie deren Weiterleben ab Eingang in das private Ambiente ihrer Käufer betreffen. In der Performance Edit me please dagegen filmt Lilly Pfälzer sich selbst und ihr Ambiente live mittels Hand- und Body-Kameras, um in der Folge die Rolle der singenden Akteurin einzunehmen. Während sie alte französische Schlager in deutscher Übersetzung intoniert, mutiert ihr Partner Sergio Valenzuela in surrealem Ganzkörperkostüm zur tänzerischen Kulisse eines zunehmend skurriler werdenden Szenarios. Dieses Doppel-Spiel ist Bestandteil eines Performance-Marathons, der das Finale der Veranstaltungen am Karlsplatz bildet. Im Sinne der Polyphonie kommt es hier zu einer choreografierten Abfolge mehrerer Auftritte, die improvisatorisch ineinander übergehen. Die Möglichkeit, dass dabei temporär zwei oder mehrere Performer/innen simultan auftreten, kann nicht ausgeschlossen werden …Dauer der Ausstellung bis 31. Mai 2015 (Foto: Kunsthalle Wien)
54 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien- KARLSPLATZ
KEN LUM - COMING SOON. PROJEKT IM ÖFFENTLICHEN RAUM Ken Lum kombiniert fotografische Bilder und Texte, Sprache und skulpturale Elemente, um zu befragen, wie Zugehörigkeit (zu Klassen oder ethnischen Gruppen) in westlichen Gesellschaften entsteht und welches kritische Potential die Sichtbarkeit von Individualität in einem sozial und ökonomisch kodierten urbanen Raum hat. „Die Menschen auf seinen Bildern sind verwurzelt in Familien, Gemeinschaften und Nationen, jedoch mitgerissen vom Strom historischer und ökonomischer Bewegungen, die persönliche
Bindungen und tradierte Lebensmuster in einer Art wandeln, die Befreiung von gewissen Dingen, aber auch neue Versklavung mit sich bringt.“ (Jeff Wall, Four Essays on Ken Lum, 1990). Für den öffentlichen Raum am Karlsplatz entwickelt er ein Billboard, in dem Momente der Normalität und Differenz zusammentreffen, um eine neue gesellschaftliche Zukunft durch ihr Werbebild herauszufordern. Zu sehen ist vom 21. März 2015 bis 27. Oktober 2015 in der Kunsthalle Wien Karlsplatz. (Foto: Kunsthalle Wien)
58 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems
59 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems
Homo Sapiens Sapiens, 2005, Videostill © Pipilotti Rist, Courtesy die Künstlerin, Hauser & Wirth und Luhring Augustine
Komm Schatz, wir stellen die Medien um & fangen nochmals von vorne an Die Kunsthalle Krems widmet der berühmtesten Schweizer Video- und Objektkünstlerin Pipilotti Ristder „Technikromantikerin und utopischen Philanthropin“ (Daniele Muscionico) der internationalen Kunstszene – eine ihrer bisher größten Einzelausstellungen. Das Spektrum der ausgestellten Werke aus rund 30 Schaffensjahren reicht von frühen, erstmals der Öffentlichkeit präsentierten Objekten und Experimentalfilmen der späten 1980er-Jahre über ihre bekanntesten Werke bis hin zu aktuellen, raumgreifenden Videoinstallationen und bietet damit einen einzigartigen Einblick in Pipilotti Rists fantasievolles Universum bewegter wie bewegender Bilder. Dieses besticht neben der Reflexion auf die heutige Medienrealität vor allem durch eine beeindruckende Sinnlichkeit. Indem sie Seh-, Tast- und Hörsinn gleichermaßen ansprechen, aktivieren Rists Videos und Installationen nicht nur das eigene Körperempfinden, sondern laden gleichzeitig dazu ein, die Welt mit anderen Augen zu sehen und gewohnte
Sichtweisen in Frage zu stellen. Bereits in ihren Videos der späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre, wie I’m Not the Girl Who Misses Much (1986), die sich über Rückgriffe auf die Ästhetik des Musikclips auszeichnen, ist Rist bestrebt, mit herrschenden Blickregimen zu brechen, wie sie sich vor allem im Kontext der durch die Medien verbreiteten Bilder von Weiblichkeit offenbaren. Bewusst eingeführte Bildstörungen attackieren die glatte Perfektion herkömmlicher Medienbilder und verleihen den Videos zugleich traumartigen Charakter. Einer Traumsequenz gleich ist auch Rists berühmte Videoarbeit Ever Is Over All (1997), in der eine Frau mit beschwingtem Schritt einen Bürgersteig entlanggeht und mit einem Stab in Form einer Blumen mehrere Scheiben parkender Autos zertrümmert. Vergleichbar surreale Brüche in der scheinbaren Normalität, die ein Umdenken in Hinblick auf gesellschaftliche Rollenbilder des Weiblichen auszulösen vermögen, charakterisieren auch die bisher selten präsentierten Videos Anja erweitert ihren Horizont (1995) und Pamela (1997).
60 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems
Yoghurt On Skin – Velvet On TV (Detail), 1994. Kunsthaus Zürich, Videosammlung, Installationsansicht Hayward Gallery, London, 2011 Courtesy die Künstlerin, © Pipilotti Rist, Hauser & Wirth und Luhring Augustine Foto: Linda Nylind
61 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems
Selbstlos im Lavabad [Selfless In The Bath Of Lava], 1994 Videostill © Pipilotti Rist, Courtesy die Künstlerin, Hauser & Wirth und Luhring Augustine
Der nackte weibliche Körper als Kristallisationspunkt kultureller und sozialer Tabus steht hingegen in Arbeiten wie Pickelporno (1992) oder Blutraum (1993/98) im Fokus, in denen sich Körper und Haut als Projektionsflächen des organischen wie emotionalen Innenlebens offenbaren und dazu ermutigen, einen neuen Blick auf die eigene Körperlichkeit zu werfen. Zur bewussten Aktivierung des persönlichen Körperempfindens regen auch Rists audiovisuellen Installationen – darunter etwa Sip My Ocean(1996), Homo Sapiens Sapiens (2005) oderTyngdkraft, var min vän (Gravity Be My Friend) von 2007 – an. Sie brechen bewusst mit der distanzierten Blickposition der Betrachter(innen) und übersetzten diese in eine dynamische, körperliche Empfindung oder Handlung im Raum, indem sie dazu auffordern, über ein projiziertes Bild am Boden zu laufen, die Videos liegend zu betrachten, die Betrachter(innen) zur Projektionsfläche von Rists betörenden Fantasiewelten zu machen oder ein Ambiente zu schaffen, in das die Künstlerin das Publikum vollständig eintauchen lässt. Rists künstlerische Strategie, Bildräume zu kreieren, in welche die Betrachter(innen) eintreten können, verbunden mit der ihren Videos immanenten Auflösung
der Grenzen zwischen Wahrnehmung und Imagination, zeigt sich auch in ihren objektbasierten Rauminstallationen. Diese machen – wie auch das eigens für die Kunsthalle inszenierte „Kremser Wohnzimmer“ – eingerichtete Wohnräume betretbar, in denen verschiedene Filme wie Tagträume über die Möbel schweben, fiktive und reale Räume ineinanderfließen. Ob in diesen als „Gemeinschaftsräume“ konzipierten Installationen, die durch die völlige Durchdringung von Alltag und virtuellem Bild charakterisiert sind, oder in ihren frühen Einkanal-Videos, stets offenbaren sich Pipilotti Rists Arbeiten als eine Reflexion auf das Medium des Bildes, seine Wirkmacht und zunehmende Verbreitung in der heutigen Mediengesellschaft, ohne dabei die Lust, den Genuss und das persönliche Körperempfinden in dessen Betrachtung außer Acht zu lassen. Wie die rund vierzig, in der Kunsthalle Krems präsentierten Objektund Videoarbeiten aus allen Schaffensjahren der Künstlerin erfahrbar machen, ist es diese einzigartige Synthese über die Rist bestrebt ist, „neue Wege [zu] finden, die Welt zu gestalten, die äußere wie auch die innere Welt“ (Pipilotti Rist). Dauer der Ausstellung bis 28. Juni 2015(Foto: © Kunsthalle Krems)
62 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems
Ever Is Over All, 1997. Videostill, © Pipilotti Rist, Courtesy die Künstlerin, Hauser & Wirth und Luhring Augustine
I’m Not The Girl Who Misses Much [Ich bin nicht das Mädchen, das viel vermisst], 1986 Videostill, © Pipilotti Rist, Courtesy die Künstlerin, Hauser & Wirth und Luhring Augustine
63 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems
Administrating Eternity [Verwaltung der Ewigkeit], 2011, Kunstmuseum St. Gallen, erworben 2012 Installationsansicht Kunsthalle Krems, 2015, Foto: Lisa Rastl
64 | KUNST.INVESTOR Egon Schiele Art Centrum Český Krumlov
Josef Váchal (1884-1969), Foto: © EGON SCHIELE ART CENTRUM ČESKÝ KRUMLOV
65 | KUNST.INVESTOR Egon Schiele Art Centrum Český Krumlov
MYSTERIUM BÖHMERWALD Der Böhmerwald als Inspiration In fünf Einzelausstellungen zeigt die Schau mit dem Übertitel MYSTERIUM BÖHMERWALD tschechische Klassiker wie Josef Váchal (1884–1969), Josef Seidel (1859–1935) und seinen Sohn František Seidel (1908– 1997) sowie drei aus benachbarten Regionen stammende zeitgenössische Künstler/innen – Karin Pliem (geb. 1963) aus Österreich, Katharina Dietlinger (geb. 1983) aus Deutschland und Ondřej Maleček (geb. 1977) aus Prag/Tschechische Republik. Die umfangreiche Ausstellung von Josef Váchal demonstriert auf 1000 m² dessen künstlerische Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung von bisher selten präsentierten und oft unterschätzten Teilen seines Schaffens, die seine künstlerische Entwicklung, seine Techniken, Stile und Themen besonders deutlich zeigen. Vorgestellt werden Holzschnittzyklen, Malerei und ein Ensemble von Zeichnungen, darunter Váchals bekannteste Arbeit, die von Fachleuten zu den bedeutendsten Werken des 20. Jahrhunderts gezählt wird: Der sterbende und romantische Böhmerwald. Dieses auf 11 Exemplare limitierte und zwischen 1928 und 1931 herausgegebene Druckwerk Váchals ist mit seinen großformatigen Farbholzschnitten, die den Eindruck von Malerei evozieren, nicht nur ein künstlerisches Kleinod, es handelt sich dabei zugleich um ein kulturhistorisch und naturwissenschaftlich höchst bedeutendes Werk. Váchal war ein großer Kenner des Böhmerwaldes, er hat ihn vielmals durchwandert, erforscht und auch seine abgelegensten Ecken gekannt. Der sterbende und romantische Böhmerwald ist ein Ausdruck seiner großen Liebe zu dieser Region, zur wilden Natur und gleichzeitig auch eine Äußerung seiner Befürchtungen, dass dieser Wald durch die Zivilisation vernichtet werden könnte. Als Bewunderer William Blakes (1757–1827) war Váchal in seinem künstlerischen Schaffen bald von der Tschechischen Sezession beeinflusst, für welche die Annäherung zur
literarischen Strömung des Symbolismus wie auch zur Musik und vor allem zur Buchgestaltung typisch war. Die gedankliche Tiefe und auch die originelle Form seines Werkes wurden zu seinen Lebzeiten allerdings nur sporadisch geschätzt. Er arbeitete bis zu seinem Tode, war aber ziemlich vereinsamt. Josef Váchal hat zwar eine erste Wiederentdeckung sowohl seiner Persönlichkeit als auch seines Werks in den 1960er Jahren noch wahrgenommen – 1968 erwarb das Nationalmuseum etliche seiner Arbeiten und fünf Tage vor seinem Tod im Mai 1969 erhielt er sogar den Titel eines Nationalkünstlers – die folgende Zeit der „Normalisierung“ stürzte sein Werk aber nachhaltig in die Vergessenheit. Es sind die bewundernswerten Taten jener, welche Váchal nicht vergaßen, sein Werk sammelten und aufbewahrten, damit er in der neuen freien Zeit wiederentdeckt, verstanden und bewundert werden kann. Die Fotodokumentation Josef Seidel und František Seidel ist eine weitere Einzelausstellung, die das Egon Schiele Art Centrum in der Hauptsaison 2015 vorstellt. Genau vor 110 Jahren begann in Krumau der Aufbau des damals modernsten Fotoateliers in Südböhmen. Zugleich ist es 2015 zehn Jahre her, dass der Krumauer Entwicklungsfonds mit dem Aufbau des heutigen Museums im Gebäude des ehemaligen Fotoateliers Seidel begonnen hat. Die aktuelle Präsentation ist die bisher umfangreichste Ausstellung von Seidels fotografischem Werk. Seidels Blicke auf den Böhmerwald sind ein fotografischer Schatz, der in Europa sein Äquivalent sucht: 140.000 ungefähr 100 Jahre alte Aufnahmen auf Glasplatten sowie Negative und Postkarten sind hier zu besichtigen. Diese Bilder rufen Orte in Erinnerung, die aufgrund des Eisernen Vorhangs schon lange nicht mehr existent sind und bilden zugleich eine außergewöhnliche Chronik des Lebens im Böhmerwald: Josef und František Seidel haben in ihren Schwarzweiß-Fotografien weniger die bedeutendsten Ereignisse ihrer Zeit als vor allem
66 | KUNST.INVESTOR Egon Schiele Art Centrum Český Krumlov
Ondřej Maleček (nar. 1977), Foto: © EGON SCHIELE ART CENTRUM ČESKÝ KRUMLOV
67 | KUNST.INVESTOR Egon Schiele Art Centrum Český Krumlov alltägliche, scheinbar einfache und somit besonders typische Dinge des Lebens in diesem Landschaftsraum festgehalten. Die Motive aus dem Alltag im Böhmerwald zählen daher zur wichtigsten Hinterlassenschaft des Fotoateliers Seidel. Um außerordentliche Exponate handelt es sich desgleichen bei František Seidels edlen Autochromen – eine Aufnahmetechnik, die 1903 von den Brüdern Lumière in Frankreich erfunden wurde. Seidel hat als einer der ersten professionellen Fotografen in Böhmen begonnen, diese Technik für die Erzeugung von Postkarten zu nutzen. Er fotografierte in dieser Technik ganze Serien von Krumau und dem Boubín-Urwald, und die Besucher der Ausstellung können zum ersten Mal diese 100 Jahre alten Originale, die bislang nicht öffentlich zugänglich waren, sehen. Drei parallele Einzelausstellungen präsentieren dazu je eine zeitgenössische, von der Natur des Böhmerwaldes inspirierte Künstler-Position: Ölmalerei, Gouachen, eine Installation und eine Video-Animation der österreichischen Künstlerin Karin Pliem, Ölmalerei der deutschen Künstlerin Katharina Dietlinger und Malerei des tschechischen Künstlers Ondřej Maleček. Diese Arbeiten beziehen sich auf das gemeinsame Thema Natur, allerdings mit unterschiedlichen Herangehensweisen: von der einfachen Linie der Zeichnung über monumentale, pastose Malerei bis zu dynamischen Bildern mit fast kinetischen Illusionen. Zu ihren teils großformatigen Ölbildern sagt Karin Pliem: „Auf meinen Leinwänden erörtere ich potenzielle Übereinkünfte von Natur und Zivilisation, indem ich bildlich transformierte Darstellungen verschiedenartiger Lebewesen aus unterschiedlichen Ökosystemen und Weltregionen in jeweils differente Konstellationen bringe. Die Organismen in meinen Bildern mutieren, konkurrieren und interagieren, bilden neue Formen und Konstellationen und finden im Gesamten – im Bild und als Bild – letztlich immer zu einem Verbund. Der Mensch tritt in meinen Bildern nicht sichtbar auf, aber ich lade ihn ein, visuell, gedanklich und emotional in diese Szenarien einzusteigen, auch, um sich womöglich irgendwo darin zu finden.“ „Wiese und Wald liegen vor meiner Haustür“, sagt Katharina Dietlinger, wenn sie über ihre in grünen Farbtönen pastos gemalten Waldlandschaften spricht. Ihre Haustür
befindet sich im oberpfälzischen Wildeppenried, ihre Landschaftsbilder geben aber weniger einen konkret bestimmbaren Naturabschnitt wieder als aus distanzierter Sicht ein Bild von Natur zu liefern, die in ihrer geregelten Strukturierung den Blick des Menschen reflektiert, der sich ihr längst entfremdet hat. „Als Malerin bin ich immer auf der Suche nach guten Bildern. In meiner Malerei verarbeite ich das, was ich gesehen und erlebt habe: entweder Eindrücke aus der Umwelt oder Details aus vorangegangenen Bildern. Ein Bild ist für mich gelungen, wenn ich das Gefühl habe, den Wind im Wald rauschen oder die Fangeräusche im Stadion zu hören. Wir simulieren die Utopie und lenken uns ab in unseren Spielen.“ Ondřej Maleček thematisiert in seiner Malerei den Böhmerwald als eine Metapher der Geschichte des aus der Natur geborenen Menschen: „Von Anbeginn an lebt und bewegt sich der Mensch in seiner ihm eigenen Umgebung. War es am Anfang die Natur, in der er hauste, schuf er sich im Laufe der Entwicklung der Zivilisation die Stadt als seine kulturell und industriell gefertigte Höhle. Ab und zu aber blitzen auch hier noch Erinnerungen an das frühere Zuhause durch seinen Kopf – an die Natur, an die Urlandschaft, aus der wir entstanden sind. Es ist ein nebulöses Bild, das jedoch schärfere Konturen annimmt, sobald wir alleine und ziellos durch Regionen weitgehend unberührter Natur streifen. Da spüren wir Harmonie, ein altes bekanntes Gefühl – es kommt uns der Gedanke, dass es um ein Zurückkehren, Verschmelzen und auch Zerfließen geht, es kommt die Sehnsucht auf, sich in den Blättern einzugraben oder in den abgeworfenen Nadeln der Bäume unterzutauchen und einzuschlafen, um eine Weile nicht präsent zu sein. Ich möchte über meine Arbeit den Betrachter auf einen imaginären Spaziergang mitnehmen – nicht nur durch die Natur, sondern auch durch sich selbst.“ Das Thema Natur, vor allem die weltberühmte Region Šumava/Böhmerwald, ist in einer Zeit, in der sich die Medien ununterbrochen mit Krieg und Terror beschäftigen, in höchstem Maße geeignet, uns an die Schönheit dieser Region und ihrer Geschichte als ewige Inspiration für Kunst und Alltag zu erinnern. Ausstellungsdauer: bis 1. November 2015 (Foto: Egon Schiele Art Centrum Český Krumlov)
68 | KUNST.INVESTOR Egon Schiele Art Centrum Český Krumlov
Karin Pliem (nar. 1963), Foto: © EGON SCHIELE ART CENTRUM ČESKÝ KRUMLOV
Katharina Dietlinger (nar. 1983) , Foto: © EGON SCHIELE ART CENTRUM ČESKÝ KRUMLOV
69 | KUNST.INVESTOR Egon Schiele Art Centrum Český Krumlov
Josef Seidel (1859-1935) a jeho syn František (1908-1997), Foto: © EGON SCHIELE ART CENTRUM ČESKÝ KRUMLOV
70 | KUNST.INVESTOR Lentos
LENTOS Edition: Christian Hutzinger 2015
71 | KUNST.INVESTOR Lentos
LENTOS Edition
LENTOS Edition: Luisa Kasalicky Fliesen glänzend zerbrochen
Das LENTOS produziert in Zusammenarbeit mit instantedition hochkarätige Auflagenwerke – grafische Blätter, Fotografien und Multiples. Die Arbeiten werden exklusiv für die Reihe LENTOS Edition von KünstlerInnen gestaltet, die dem LENTOS nahestehen. Den Start machen Christian Hutzinger, Luisa Kasalicky und Michaela Melián. Alle drei KünstlerInnen waren in den letzten Jahren mit Einzelausstellungen im LENTOS vertreten. Sie können rege internationale Ausstellungstätigkeit vorweisen und wurden vielfach durch Preise und Stipendien ausgezeichnet. So wurde etwa Luisa Kasalicky (geb. 1974 in Prag) während der Laufzeit ihrer Ausstellung im LENTOS der Msgr. Otto
Mauer Preis 2013 verliehen, Michaela Melián (geb. 1956 in München) wurde 2010 mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet und Christian Hutzinger (geb. 1966 in Wien) hat zahlreiche Auslandsstipendien erhalten, unter anderem für Paris, Rom und Krakau. Alle drei KünstlerInnen sind mit ihren Arbeiten in wichtigen Museen und Privatsammlungen platziert. Mit der LENTOS Edition unterstreicht das Kunstmuseum seine Kompetenz als Indikator der besten zeitgenössischen Kunstproduktion und ermöglicht, erstklassige Kunst zu erschwinglichen Preisen zu erstehen. (Foto: Lentos)
72 | KUNST.INVESTOR Lentos
LENTOS Edition: Christian Hutzinger 2015
73 | KUNST.INVESTOR Lentos
LENTOS Edition: Michaela Meliรกn
76 | KUNST.INVESTOR Die Gesellschaft der Freunde der bildenden K端nste
Kunstreise nach Los Angeles 2012 - Disney Concert Hall
77 | KUNST.INVESTOR Die Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste
Sylvia Eisenburger-Kunz, Yue Minjun, Eva Czernin
KUNST UND FREUNDE Die Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste, 1979 von Prof. Helmut Haschek gegründet, ist heute eine unverzichtbare Hilfe für den Ausbau der Sammlungen der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, des Museums Moderner Kunst (MUMOK) sowie der Albertina. In den 35 Jahren ihres Bestehens hat die Gesellschaft einige hundert wichtige Werke alter Meister wie auch zeitgenössischer Kunst erworben und den ihr nahestehenden Museen als Schenkung übergeben. Unter den bekanntesten Werken befinden sich Arbeiten von Rudolf von Alt über George Grosz und Gustav Klimt bis Otto Wagner, aber auch Karel Appel, Daniel Buren, Tony Cragg, Peter Halley, Friedensreich Hundertwasser, Donald Judd, Markus Prachensky, Arnulf Rainer, Sean Scully oder Max Weiler. Die Mittel für ihre Aktivitäten werden durch Spenden von Sponsoren, Mitgliedsbeiträge, den Verleih
von Bildern aus Museumsbeständen an Unternehmen, die Organisation von Fundraising-Events wie GalaDiners, exklusive Theatervorstellungen und andere Veranstaltungen aufgebracht. „Werden Sie Mitglied bei den Kunstfreunden“, so Sylvia Eisenburger-Kunz, die Generalsekretärin des Vereins, und ergänzt: „Die Gesellschaft agiert seit 35 Jahren zur Unterstützung von Museen, Förderung junger Künstler und Kunstvermittlung für die interessierte Öffentlichkeit, bietet auch die schönsten Kunstreisen in die ganze Welt, zu Kunstmessen, zu neuen Museen, zu internationalen Sonderausstellungen oder ganz einfach in selten besuchte Länder und Regionen, immer mit VIP-Sonderstatus und geführt von herausragenden Experten. (Foto: GFK) Mehr Information unter: www.kunstfreunde.at
78 | KUNST.INVESTOR Art Cologne
Foto: © Art Cologne
ART COLOGNE 2015 Progressive Kunst von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart Erstmals über drei Hallenebenen erstreckt sich in diesem Jahr das Angebot der ART COLOGNE 2015 (16.-19. April). Renommierte Galerien und Kunsthändler präsentieren Meisterwerke der Klassischen Moderne und der Nachkriegskunst in Halle 11.1. Den großen Namen der zeitgenössischen Kunst begegnet man an den Ständen internationaler Galerien in Halle 11.2. In der oberen Halle 11.3 treffen 29 junge Galerien im Sektor der NEW CONTEMPORARIES auf 32 Teilnehmer der 2014 eingeführten Sektion COLLABORATIONS: Das Programm der 49. Ausgabe des ‚Internationalen Kunstmarkts‘ verspricht höchste Qualität und einen inspirierenden Querschnitt des aktuellen Kunstgeschehens. Zahlreiche Galerien aus
dem In- und Ausland zeigen zur ART COLOGNE Präsentationen wichtiger Einzelpositionen: So stellt 1301PE (Los Angeles) zum Beispiel die dänische Künstlergruppe ‚Superflex‘ vor. 401contemporary (Berlin) zeigt eine Solo-Ausstellung der art-band ‚Chicks on speed‘. CANADA (New York) richtet dem USamerikanischen Künstler Matt Connors eine One-ManShow aus. DUVE (Berlin) stellt die Arbeiten von Jens Einhorn vor, dessen abstrakte Bilder mittels der Collagetechnik eine wirkungsvolle Präsenz bekommen. Ellis King (Dublin) hat mit dem britisch-iranischen Künstler Kour Pour einen Shooting-Star der Kunstszene im Programm, der auf einen antiken Motivfundus zurückgreift und mit Leinwänden Aufsehen erregte, die an persische Teppiche erinnern. Forsblom (Helsinki) widmet einen Teil des Standes dem britischen Pop-Art Künstler Alan Jones. Ohwow (Los Angeles) zeigt den russischstämmigen Maler Kon Trubkovich. Nicolai Wallner (Kopenhagen) präsentiert eine Solo-Show des Bildhauers, Konzept- und Videokünstlers Dan Graham und errichtet einen Glaspavillon auf der Messe. Eine Wiederentdeckung ist der niederländische Künstler
79 | KUNST.INVESTOR Art Cologne
Philippe van Snick, dessen Arbeiten bei Tatjana Pieters (Gent) zu sehen sind. Van Snick war schon in den 1960er Jahren in der legendären Galerie Wide White Space zu sehen. Neon Parc (Melbourne) erinnert an den australischen Maler Dale Frank, der in den 1980er Jahren sehr bekannt war. Die Galerie Hales aus London widmet Basil Beattie eine Sonderschau. Mit der aus Tansania stammenden Lubaina Himid stellt Hollybusch Gardens (London) eine Pionierin der BlackArt-Bewegung in den Mittelpunkt. Die Galerie Tanit (München) ehrt den begnadeten Selbstinszenierer Urs Lüthi mit einer Einzelpräsentation, in der Selbstporträts von den 1960er bis zu den 1980er Jahren gezeigt werden. Mai 36 (Zürich) und Mirko Mayer (Köln) würdigen auf ihrem Gemeinschaftsstand Harald F. Müller, der für seine großformatigen Reproduktionen, Collagen und Wortskulpturen bekannt ist, mit einer One-Man-Show. Folgende Galerien legen den Fokus ihrer Präsentationen auf zwei Künstler: Contemporary Fine Arts (Berlin) konzentriert sich auf die dreidimensionalen Bildwelten von Peter Boehnisch und Werke von Borden Capalino, der seine Bilder aus Online-Anzeigen komponiert, in die er Fundstücke und Abfall integriert. Espaivisor Gallery (Valencia) zeigt mit dem Serben Mladen Stlinovic und der Argentinierin Lea Lublin zwei Künstler, die mit Schrift und Statements arbeiten. Themen und Stile aus verschiedenen Epochen der Kunstgeschichte treffen in den gemalten Collagen von Amelie von Wulffen aufeinander, die am Stand der Galerien Meyer Kainer (Wien) und Gio Marconi (Mailand) zusammen mit Glasarbeiten von Kerstin Brätsch gezeigt werden. Greene Exhibitions (Los Angeles) bringen in ihrer Präsentation Aaron Garber Maikovska und Marcus Herse zusammen. Die Future Gallery (Berlin) vereint mit Spiros Hadidjanos
und Jon Rafman zwei Künstler, die in unterschiedlichen Disziplinen aktiv sind. Eleni Koroneou Gallery (Athen) wiederum kombiniert mit Arbeiten von Helmut Middendorf und Tom Ellis zwei Positionen figurativer Malerei. Einige Galerien der ART COLOGNE haben auch in diesem Jahr wieder Künstler im Portfolio, die kürzlich oder aktuell in institutionellen Ausstellungen in der Umgebung zu vertreten waren bzw. sind: Parallel zur großen Retrospektive im Museum Ludwig zeigt Michael Werner (Köln/New York/Berlin) wichtige Arbeiten von Sigmar Polke. Auch Mike Karstens (Münster) offeriert Editionen des lange Zeit in Köln lebenden Polke. Blain I Southern (Berlin/London) konfrontiert Fotoarbeiten des Regisseurs Wim Wenders, der mit einer Retrospektive ab dem 18. April auch im Museum Kunstpalast in Düsseldorf zu sehen ist, mit archaischen Bronzen von Lynn Chadwick. Zeitgleich zu den Ausstellungen im Kölnischen Kunstverein und in der Bundeskunsthalle in Bonn präsentiert Chert (Berlin) den aus dem Kosovo stammenden Künstler Petrit Halilaj, der in seinen Installationen persönliche Verlusterfahrungen verarbeitet. Bei Massimo de Carlo (Mailand) gibt es ein Wiedersehen mit Andra Ursuta, die 2014 eine große Solo-Ausstellung im Kölnischen Kunstverein hatte. Markus Lüttgen (Köln) vereint den Maler Ryan McLaughlin, dem der Kölnische Kunstverein zu Jahresbeginn eine Ausstellung ausgerichtet hat, mit dem New Yorker Bildhauer Matthew Ronay, dessen Skulpturen aus verschiedensten Materialien auf organische Naturformen verweisen. Natalia Hug (Köln) präsentiert Arbeiten der Bildhauerin und Medienkünstlerin Carolin Eidner und der Londonerin Corin Sworn, die zuletzt in der Langen Foundation eine Einzelausstellung hatte. (Foto: Art Cologne)
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Meggy Rustamova – 'Invitation to the voyage' (video still), Courtesy of the artist
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Sirah Foighel Brutman & Eitan Efrat – 'Printed Matter' (video still), Courtesy of the artist
FILM COLOGNE legt Schwerpunkt auf Flandern und Brüssel Nach erfolgreicher Premiere im letzten Jahr wird sich die ART COLOGNE (16. bis 19. April 2015) wieder mit einer eigenen Sektion dem Thema Filmkunst widmen. ‚Flanders Moving Image‘, so der Name des diesjährigen Programms, legt der Fokus auf Film- und VideoArbeiten von Künstlern, die in Flandern und Brüssel leben und wirken. Kuratiert wird die Reihe von Prof. Philippe Pirotte, Rektor der Städelschule Frankfurt am Main, und Fabian Schöneich, Kurator am Frankfurter Portikus. Im neu gestalteten Theater- und Loungebereich der Halle 11.3 der Koelnmesse werden ausgewählte Film- und Video-Arbeiten von Sirah Foighel Brutman & Eitan Efrat, Dora García, Johan Grimonprez, Jos de Gruyter & Harald Thys und Meggy Rustamova zu sehen sein. Darüber hinaus wird am Samstag, 18. April um 18:00 Uhr der Film ‚The Invader‘ (2011) des belgischen Künstlers Nicolas Provost im Filmhauskino in Köln gezeigt. Das Programm versucht einen gezielten Einblick in die künstlerische Produktion
Belgiens zu geben ohne dabei eine spezifische Szene oder eine Generation hervorzuheben. In der von Sirah Foighel Brutmann & Eitan Efrat gezeigten Arbeit ‚Printed Matter‘ (2011) ist das fotografische Archiv des Pressefotografen André Brutmanns, dem Vater von Sirah Brutmann, Ausgangspunkt einer investigativen Annäherung an die eigene Vergangenheit, kombiniert mit wichtigen Ereignissen in Israel zwischen 1982 und 2002. Meggy Rustamovas Arbeit ‚Invitation to the voyage/L’invitation au voyage‘ (2014) verhandelt auf poetische Weise das Potenzial von Fotografie Geschichten zu erzählen, aber auch Geschichte zu beleuchten. Die klar und narrativ lesbaren Arbeiten werden ergänzt von Dora Garcias ‚The Joycean Society‘ (2013). Im Kontrast dazu stehen die wesentlich abstrakteren Arbeiten von Johan Grimonprez sowie von Jos de Gruyter & Harald Thys, die dem Betrachter eine völlig andere Sichtweise und Ästhetik ermöglichen. (Foto: Art Cologne)
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Stefan Kobel, ADKV ART COLOGNE-Preisträger 2015 für Kunstkritik. Foto: Bettina Keller
Stefan Kobel erhält den ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstkritik 2015 Auszeichnung für eine unabhängige und kritische Kunstmarktkritik
Der freie Kritiker Stefan Kobel wurde im März mit dem Preis für Kunstkritik 2015 ausgezeichnet, der von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) in Kooperation mit der ART COLOGNE verliehen wird. Der Preis, der mit 3.000 Euro dotiert ist und sich an freie Journalistinnen und Journalisten richtet, wurde in diesem Jahr zum sechsten Mal öffentlich ausgeschrieben. Die Jury will mit ihrer Entscheidung ausdrücklich ein Feld der Kunstkritik würdigen, dessen Bedeutung immer weiter wächst, das jedoch neben den klassischen Feuilletonformaten ein journalistisches Schattendasein führt: Die Kunstmarktkritik. Stefan Kobel ist nicht nur einer der erfahrensten deutschen Marktberichterstatter. Er hat sich mit seinen kritischen Recherchen auch als unabhängige Instanz auf einem Gebiet etabliert, auf dem eigenständige Berichterstattung und unabhängige Urteilskraft viel zu häufig Mangelware sind. Weiter heißt es in der Begründung: "Stefan Kobels Arbeit steht in scharfem
Kontrast zum althergebracht schöngeistigen Feuilletonverständnis. Er bereist Messen, berichtet über Auktionen, verfolgt aber vor allem mit journalistischer Skepsis und akribischer Recherche die Marktakteure, beleuchtet ihre Motivationen und Interessen und bringt Licht in ein ökonomisches Umfeld, in dem Transparenz selten und Interessenkonflikte der Regelfall sind. Wo andere den Verlautbarungen des Handels glauben, fragt Kobel nach. Sein Selbstverständnis als freier Autor ist kunsthistorisch fundiert und gleichzeitig an Formen der Wirtschaftsberichterstattung angelehnt. Damit heben sich seine Texte erfrischend von herkömmlicher Kunstkritik ab. Die Jury ist überzeugt, dass es in dem immer stärker von ökonomischen Kräften beherrschten Kunstbetrieb mehr denn je eine unabhängige Marktkritik braucht und versteht die Würdigung auch als Mahnung an den Medienbetrieb, den wirtschaftlichen Hintergrund der Bildenden Kunst schärfer zu beleuchten." (Foto: Art Cologne)
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