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Uli Burchardt, OB Konstanz
Offene Kunstgrenze Konstanz/Kreuzlingen
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Uli Burchardt, Oberbürgermeister der Stadt Konstanz, zur Bedeutung offener Grenzen am Bodensee
Foto: Holger Spiering
Herr Burchardt, Mitte März wurde die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland geschlossen. Wie ist, mit dem Abstand von einigen Monaten, Ihre Sicht auf die Zeit der Grenzschließung? Die Grenzschließung bedeutete eine ganz markante Zäsur für das Zusammenleben in der Grenzregion. Ich war immer dagegen, hier einen Grenzzaun aufzustellen. Den Entscheid fällten das Innenministerium in Berlin und die Bundespolizei. Eigentlich sind Konstanz und Kreuzlingen eine Stadt. Man hätte genauso gut zwischen zwei Stadtteilen von Zürich oder Stuttgart einen Zaun bauen können. Das würde ebenfalls keinen Sinn machen. Als nach Deutschland auch die Schweiz einen Zaun aufgestellt hat, habe ich mir gedacht, dass niemand diese Bilder gewollt haben kann. Mein Kreuzlinger Kollege, Stadtpräsident Thomas Niederberger, und ich haben dann neben einer raschen Öffnung auch Lockerungen für persönliche Beziehungen verlangt. Die Krise hat gezeigt, dass sich die Menschen ein Leben ohne offene Grenze nicht mehr vorstellen können und wollen.
Welche Bedeutung hat eine offene Grenze für die Stadt Konstanz und für seine Bürger? Über viele Jahrzehnte hinweg sind die Städte Konstanz und Kreuzlingen zusammengewachsen und entwickelten sich zu einem gemeinsamen, aktiven Lebensraum. Die Bürger*innen, die Wirtschaft, die Politik, die Kultur sind eng miteinander verbunden. Auch bei der Daseinsvorsorge arbeiten die Städte eng zusammen, zum Beispiel beim Abwasser und bei der Gasversorgung. Konstanz übernimmt für Kreuzlingen und die angrenzenden Gemeinden viele Zentrumsfunktionen. Wagen Sie einen Blick auf die gesamte Region: Wie wichtig ist die Durchlässigkeit der Grenzen für die Wirtschaft in den Bodenseeanrainer-Staaten und -Städten? Zwischen Konstanz und Kreuzlingen werden Geld und Waren bewegt und es bewegen sich auch Arbeitskräfte. Beidseits der Grenze kann daher auch die Frage aufkommen: Wer profitiert eigentlich mehr von diesem Zusammenleben? Dahinter steht aber die Frage: Sind offene Grenzen und Gesellschaften besser und stärker? Für mich ist klar: Ja. Unterm Strich betrachtet bin ich überzeugt, dass von den offenen Grenzen alle profitieren. Wir werben hier am See mit der Marke „Vierländerregion“. Wir verstehen uns also über die Grenzen hinweg als ein Raum – auch wenn wir in einzelnen Bereichen miteinander konkurrieren.
(v.li.n .re.) Uli Buchardt, Oberbürgermeister von Konstanz, Thomas Niederberger, Stadtpräsident von Kreuzlingen und Xeno Danner, Landrat des Landkreises Konstanz