Eselsohr

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Eselsohr



Eselsohr Handbuch zum Buchbinden von Ina Hillebrandt


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EIN SCHÖNES BUCH IST MEHR ALS DIE SUMME SEINER SEITEN.


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Inhalt Einleitung

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Werkzeug und Material

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Goldene Regeln des Buchbindens

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Leporello

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Drei Stichheftung

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Chinesische Bindung

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Buchblock

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Vierfach gerillte Weichbroschur

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Schweizer Broschur

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Englische Broschur

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Steifbroschur

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Schuber

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Buchbinden A - Z

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Danksagung

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Einleitung In der Zeit vom 11. April bis 04. Juli 2012 habe ich den Buchbinden-Kurs bei Heike Zobel an der Folkwang Universit채t in Essen besucht. Dort habe ich viel 체ber die Buchbindekunst gelernt und habe viele verschiedene Erzeugnisse mit Liebe erstellt. Dieses Wissen und die Machart der verschiedenen Bindearten habe ich diesem Buch mit kleinen Illustrationen festgehalten.


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Werkzeug und Material Folgende Werkzeuge und Materialien werden bei den folgenden Anleitungen der Buchbindekunst benötigt. Das Werkzeug sollte vor Beginn der Arbeiten bereit gelegt werden.

» Ahle » Falzbein » Bleistift » Schere » Cuttermesser » Lineal » Geodreieck » Pinsel » Stechzirkel » Nadel » Buchbindemesser » Schneidemaschine » Pappenschere » Rillmaschine » Papierbohrer » Buchpresse

» Papier » Karton » Pappe » Gaze » Shirting » Klebstoffe - Leim und Kleister » Zwirn


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Die 10. goldenen Regeln des Buchbindens

1. Vor Beginn der Arbeit muss das Werkzeug bereit gelegt werden. 2. Immer saubere H채nde beim arbeiten. 3. Die Ahle niemals aufrecht auf den Tisch stellen. 4. Sich nicht mit den H채nden auf der Schlagschere abst체tzen 5. Papier in Strahlenform mit Kleber bestreichen. 6. Den Pinsel nicht an der Topfkante abstreichen. 7. Laufrichtung immer parallel zum Bund 8. Reihenfolge einhalten: Glattschnitt, Parallelschnitt, Winkelschnitt, ... 9. Getr채nke nicht auf den Tisch stehen lassen. 10. Arbeitsplatz sauber hinterlassen.


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Leporello Das Leporello ist ein faltbares Heft in Form eines langen Papierstreifens, der ziehharmonikaartig zusammengelegt ist. Es wird oft für Foto- und Bilderserien verwendet.

Anleitung Als erstes wird das Papier des Leporello geschnitten. Für vier Innenseiten wird es aus der sechsfachen Leporello-Breite, multipliziert mit der Leporello-Länge errechnet.

Endformat 12,8 x 9,6 cm

Rechnung » Papier Innenseiten (6 x Leporello-Breite) x Leporello-Länge (6 x 96 mm) x 128 mm Format 57,6 cm x 12,8 cm (BB)

BB » Breitbahn

Der Länge nach wird das Papier nach 96 mm umgestülpt und geknickt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Messung sehr genau ist und der Knick mit dem Falzbein sauber nachgezogen wird. Das Papier wird über die lange Seite gewendet und wieder nach 96 mm geknickt. Danach wird es nochmals über wie lange Seite gewendet, und der Vorgang wird wiederholt bis das Papier zu Ende ist. Es sind nun 6 Seiten zu sehen, die wie eine Ziehharmonika aneinander gereiht sind.

gefaztes Papier 12,8 x 9,6 cm 5 Falz » 96 mm


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Als nächstes werden die zwei verschieden farbigen Papiere für die Außenklappen berechnet, die zwei unterschiedliche Formate haben, da sie nachher ineinander gesteckt werden. Das erste wird aus der Leporello-Breite, der zweimaligen Breite von 30 mm für die Umschläge, multipliziert mit der Leporello-Länge berechnet.

Rechnung » Papier Außenklappen 1 (Leporello-Breite + 2 x 30 mm Umschläge) x Leporello-Länge (96 mm +2 x 30 mm) x 128 mm Format 15,6 cm x 12,8 cm (BB) Das Papier für die zweite Außenklappe wird aus der Leporello-Länge, der zweimaligen Breite von 30 mm, multipliziert mit der Leporello-Breite berechnet.

Rechnung » Papier Außenklappen 2 (Leporello-Länge + 2 x 30 mm Umschläge) x Leporello-Breite (128 mm + 2 x 30 mm) x 96 mm Format 18,8 cm x 9,6 cm (BB) Alle vier geschnittenen Papiere werden nun der Länge nach, an den zwei äußeren Kanten 30 mm nach innen geknickt, so dass zwei Laschen entstehen.

156 mm 96 mm 128 mm

188 mm

Außenklappen Papier 1

Außenklappen Papier 2


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Außerdem werden zusätzlich zwei weiße Kartons geschnitten, die für einen besseren und stabileren Halt der Außenklappen sorgen.

Rechnung » Karton Leporello-Breite x Leporello-Länge 96 mm x128 mm Format 9,6 cm x 12,8 cm Zum Schluss wird es etwas kniffelig. Das erste Außenklappenpapier wird zwischen die ersten zwei Seiten des weißen Innenpapiers gelegt, so dass die Laschen die erste Innenseite umschließen. Der weiße Karton wird dazu gelegt. Die eine Lasche des zweiten Außenklappenpapiers wird zwischen die Laschen des ersten Papieres gesteckt und die zweite Lasche, mit etwas Fingerspitzengefühl, auf der anderen Seite zwischen die zwei Laschen. Der gleiche Vorgang muss nun mit der zweiten Außenklappe gemacht werden.


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Drei Stichheftung Die Drei Stichheftung ist eine der einfachsten Bindungen und wird, wie der Name schon sagt, mit drei Stichen zusammen gehalten. Sie ist sehr bekannt für Schulhefte.

Anleitung Als erstes werden vier Papierinnenseiten auf das Maß 20 cm x 13,2 cm geschnitten. Dies errechnet sich aus der doppelten Heftbreite, multipliziert mit der Heftlänge.

Rohformat 13,2 cm x 10 cm Endformat 12,8 cm x 9,6 cm

Rechnung » Innenseiten (2 x Heftbreite) x Heftlänge (2 x 100 mm) x 132 mm Format 20 cm x 13,2 cm (BB) Als nächstes wird der farbige Außenkarton geschnitten. Das Format errechnet sich genau so wie die Innenseiten.

Rechnung » Außenkarton (2 x Heftbreite) x Heftlänge (2 x 100 mm) x 132 mm Format 20 cm x 13,2 cm (BB)

200 mm

132 mm


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Nun werden alle Papiere und der Karton in der Mitte der kurzen Seite gefalzt und geknickt. Dann werden die Seiten ineinander gelegt, so dass der Karton die Unterseite bildet und die Papiere beim zusammenklappen umschließt. Auf einem Schmierzettel, der auch 132 mm lang ist, werden von oben 22 mm gemessen und markiert. Weitere Markierungen werden nach 68 mm und 114 mm gemacht. Der Schmierzettel wird nun auf das oberste Blatt an die geknickte Kante gelegt, so dass alle Papiere sauber oben und unten miteinander abschließen. Mit der Ahle werden nun an den Markierungen Löcher, genau auf der Knicklinie Löcher hergestellt, die durch alle Papiere und durch den Karton gehen. Jetzt können mit einem Zwirn, der ca. die dreifache Länge des Heftes hat, die einzelnen Seiten zusammen gebunden werden.

Nadel Zwirn


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Mit einer Nadel wird der Zwirn von der Innenseite des Heftes durch das mittlere Loch gezogen, danach von hinten durch das oberste Loch, dann von innen durch das unterste Loch und zum Schluss von hinten wieder durch das mittlere Loch. Dabei ist darauf zu achten, dass der Anfangs- und der Endfaden rechts und links an dem durchgehenden Zwirn vorbei gezogen sind, da nun ein Knoten gemacht wird, der die Bindung festigt. Als letzter Arbeitsschritt werden die drei offenen Seiten des Heftes nacheinander bßndig auf das Endformat von 12,8 cm x 9,6 cm geschnitten.


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Chinesische Bindung Die bei uns eher seltene seitliche Fadenbindung, ist traditionell in China weit verbreitet. Das Aufschlagverhalten ist leider sehr eingeschränkt. Ein großer Vorteil ist aber, dass ein Buch mit Chinesischer Bindung eine enorme Stabilität aufweist und die Bindung sehr haltbar ist. Diese Art des Bindeverfahrens wird gerade bei sehr edel ausgestatteten Büchern eingesetzt.

Anleitung Zu Anfang wird ein Buchblock in einer Stärke von 8 mm benötigt. Dies errechnet man aus dem Format des Buchblocks, der Stärke des Buchblocks, dem Druckbogenformat, dem Gewicht des Druckbogens (g/m²) und dem Volumen des Druckbogens. Zusätzlich muss auch auf die gleiche Laufrichtung geachtet werden.

Endformat 12,8 cm x 9,6 cm

Buchblock

9,6 cm x 12,8 cm (SB) 8 mm Stärke Druckbogen 65 cm x 92 cm (SB) 90g/m² 1,3-faches Volumen

Rechnung » Buchblockblätter aus einem Druckbogen (Druckbogen-Breite : Buchblock-Breite) x (Druckbogen-Länge : Buchblock-Länge) (650 mm : 96 mm) x (920 mm : 128 mm) 6,77 x 7,18 ≈ 6 x 7 = 42 Blatt

Rechnung » Stärke eines Blattes (Gewicht des Druckbogens : 1000) x Volumen des Druckbogens (90g : 1000) x 1,3 Stärke von 0,117 mm

Druckbogen 42 Blatt


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Rechnung » Anzahl der Blätter für einen Buchblock Stärke des Buchblocks : Stärke eines Blattes 8 mm : 0,117 mm 68,376 ≈ 70 Blatt

Rechnung » Anzahl der Druckbögen für einen Buchblock Blätter für einen Buchblock : Bluchblockbätter aus einem Druckbogen 70 Blatt : 41 Blatt 1,70 ≈ 2 Druckbögen Es müssen also 2 Druckbögen geschnitten werden, damit der Buchblock bei dem Format von 9,6 cm x 12,8 cm eine Stärke von 8 mm hat. Nun werden zwei farbige Papiere für den Buchdeckel und Buchrücken geschnitten. Die Größe errechnet sich aus der doppelten Blockbreite, multipliziert mit der Blocklänge.

Rechnung » Buchdeckel & -rücken (2 x Blockbreite) x Blocklänge (2 x 96 mm) x 128 mm Format 19,2 cm x 12,8 cm Beide farbigen Papiere werden der kurzen Seite nach in der Mitte rechtwinklig geknickt und auf bzw. unter den Buchblock gelegt.

Buchdeckel & -rücken

Falzbein


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Damit der Block bei den nächsten Arbeitsschritten nicht so leicht verrutscht, wird an den zwei Ecken der langen Seite, an denen der farbige Buchdeckel bzw. -rücken offen ist, etwas Kleister aufgetragen. Zum Trocknen wird der Buchblock beschwert. Für die Löcher werden auf einem Schmierzettel, der auch eine Länge von 128 mm hat, von oben 12 mm gemessen und markiert. Weitere Markierungen werden nach 45 mm, 80 mm und 116 mm gemacht. Dieser Schmierzettel wird auf den Buchblock an die offene Kante des Buchdeckels & -rückens gelegt. Mit der Bohrmaschine (1,5 mm Bohrer) wird, mit einem Abstand von 10 mm vom Blockrücken, an jeder Markierung ein Loch gebohrt. Jetzt werden der Buchdeckel und der Buchrücken wieder vorsichtig von der Klebung abgelöst und zur Seite gelegt. Es werden nun die zwei Ecken der Bindung mit farbigem Papier umklebt. Die Breite und die Länge der Ecken sind parallel zu dem an der Ecke liegenden Loch. Die Größe des Papiers der Ecken errechnet sich aus der zweifachen Eckenbreite und der Eckenstärke, multipliziert mit der Eckenlänge und der Eckenbreite.

Rechnung » Eckenklebung (2 x Eckenbreite + Eckenstärke) x (Eckenlänge + Eckenbreite) (2 x 9 mm + 8 mm) x (12 mm + 9 mm) Format 2,6 cm x 2,1 cm

Je nach Größe des Buchblocks, können auch mehr Löcher gemacht werden


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Mit Kleister werden nun erst die Kantenbreite und dann die Kantenlänge angeklebt. Der Rest des Papiers wird mit dem Falzbein sauber über die Kanten geknickt und am Buchblock angedrückt. Das Fähnchen, das jetzt übersteht, wird mit der Schere nah am Buchblock abgeschnitten, damit später keine Unebenheiten zu sehen sind. Jetzt werden der Buchdeckel und der Buchrücken wieder auf, bzw. hinter den Buchblock gelegt. Der letzte Schritt besteht darin, mit einem Zwirn in einer bestimmten Bindetechnik die vier Löcher der Broschur zu verbinden. Der Zwirn sollte die vierfache Länge des Buchblocks haben. Für besseres Verständnis kann die Abbildung helfen

Zuerst wird der Zwirn mit einer Nadel durch eines der äußeren Löcher gezogen, einmal um die Länge der Ecke herum und durch dasselbe Loch, dann um die Breite der Ecke herum und wieder durch dasselbe Loch. Den Zwirn fest straff ziehen, dabei drauf achten, dass der Zwirn nicht zu stark ins Papier einschneidet. Nun weiter durch das daneben liegende Loch, einmal um den Blockrücken herum und wieder durch dasselbe Loch. Wieder fest ziehen. Dann weiter durch das daneben liegende Loch, wieder einmal um den Blockrücken herum und wieder durch dasselbe Loch. Daraufhin durch das letzte Loch, einmal um die Breite der Ecke herum und durch dasselbe Loch, dann um die Länge der Ecke herum und wieder durch dasselbe Loch. Jetzt müssen am Blockrücken vier Fäden herum gespannt sein.


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Chinesische Bindetechnik

Um die Bindung fertig zu stellen, muss der Zwirn zurĂźck durch die zwei daneben liegenden LĂścher gezogen werden, so dass er wieder da endet wo er angefangen hat. Damit sich die Bindung nicht lĂśst, werden die zwei Enden des Zwirns fest verknotet. Die Endfransen werden durch das Loch gezogen und auf der anderen Seite nahe am Loch abgeschnitten, so dass sie nicht mehr zu sehen sind.

Den Knoten nah am Loch machen, damit er nachher nicht gesehen wird


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Buchblock Für die nächsten vier Broschuren wird jeweils ein Buchblock benötigt. Diese vier Buchblöcke können zuvor zusammen hergestellt werden, da so Papier und Zeit gespart werden kann.

Anleitung Zuerst wird berechnet, wie viele Druckbögen für die vier Buchblöcke benötigt werden. Dazu wird das Rohformat der Buchblöcke, die Stärke des Buchblocks, die Anzahl der Buchblöcke, das Druckbogenformat, das Gewicht des Druckbogens (g/m²) und das Volumen des Druckbogens benötigt.

Rohformat 13,2 cm x 10 cm

Buchblock

10 cm x 13,2 cm (SB) 4 Buchblöcke 8 mm Stärke Druckbogen 65 cm x 92 cm (SB) 90g/m² 1,3 faches Volumen

Rechnung » Buchblockblätter aus einem Druckbogen (Druckbogen-Breite : Buchblock-Breite) x (Druckbogen-Länge : Buchblock-Länge) (650 mm : 100 mm) x (920 mm : 132 mm) 6,5 x 6,96 ≈ 6 x 6 = 36 Blatt

Rechnung » Stärke eines Blattes (Gewicht des Druckbogens : 1000) x Volumen des Druckbogens (90g : 1000) x 1,3 Stärke von 0,117 mm

Druckbogen 36 Blatt


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Rechnung » Anzahl der Blätter für einen Buchblock Stärke des Buchblocks : Stärke eines Blattes 8 mm : 0,117 mm 68,376 ≈ 70 Blatt

Rechnung » Anzahl der Blätter für vier Buchblöcke Blätter für einen Buchblock x Benötigte Buchblöcke 70 Blatt x 4 Buchblöcke 280 Blatt

Rechnung » Druckbögen für vier Buchblöcke Blätter für vier Buchblöcke : Buchblockblätter eines Druckbogens 280 Blatt : 36 Blatt 7,77 ≈ 8 Druckbögen Es müssen also 8 Druckbögen geschnitten werden, damit vier Buchblöcke bei dem Format von 10 cm x 13,2 cm jeweils eine Stärke von 8 mm haben. Die Blätter können auf vier gleich große Stapel verteil werden, deren Anzahl jeweils 70 Blatt sind. Alle vier Buchblöcke werden nun übereinander gestapelt, dazwischen wird jeweils eine Pappe gelegt, die ein größeres Format hat als die Buchblöcke. Außerdem werden unter und über dem gesamten Block jeweils zwei Pappen gelegt. Vier Buchblöcke + Sieben dazwischen liegende Pappen

Bevor mit der Klebung begonnen werden kann, muss ein Stück Gase geschnitten werden, das im Klebevorgang gebraucht wird. Das Format der Gase errechnet sich aus der Anzahl der Buchblöcke, multipliziert mit der Stärke, plus der zweifachen Überstand-Breite von 10 mm, multipliziert mit der Blocklänge.


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Rechnung » Gase (4 Buchblöcke x 8 mm Stärke) + (2 x 10 mm Überstand) x Blocklänge (4 x 8 mm) + (2 x 10 mm) x 132 mm Format 5,2 cm x 13,2 cm Um die Buchblöcke zu binden, wird ein so genanntes „Klebebindepult“ benutzt. Die Buchböcke werden als gesamter Block in das Klebebindepult eingesetzt, und durch Rütteln und Stoßen werden die Seiten in Form gebracht. Jetzt kann der gesamte Block fest eingespannt werden und das Klebebindepult umgeklappt werden, so dass der Rücken der Buchblöcke zu sehen ist. Mit der Hand wird der Rücken des Blocks nach unten gedrückt, so dass die Seiten ein Stück aufgefächert werden. Jetzt kann der ganze Buchblock mit Buchbinderleim bestrichen werden. Dann werden die Blätter auf die andere Seite umgebogen und erneut mit Leim bestrichen. Das Stück Gase mit dem Format 5,2 cm x 13,2 cm wird nun gleichmäßig auf den Rücken gelegt und in die Leimschicht gedrückt. Die Überstände der Gase oben und unten werden mit dem Pinsel an die äußeren Kartons angedrückt und ferstgeklebt. Der Einspann des Klebebindepults kann jetzt gelockert werden, der gesamte Block herausgenommen und zum Trocknen am besten einen Tag beschwert werden. Nach dem Trocknen kann der Block mit dem Buchbindemesser an den begrenzenden Kartons auseinander geschnitten werden. Die vier Buchblöcke sind zur Weiterverarbeitung fertig.

Klebebindepult

Darauf zu achten ist, dass die Enden nicht fester gepresst werden als die Mitte. Der Rücken soll an jeder Stelle gleich dick sein.


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Vierfach gerillte Weichbroschur Die vierfach gerillte Weichbroschur hört sich kompliziert an, ist aber die einfachste der vier Broschuren und wird oft bei Taschenbüchern verwendet. Wie der Name sagt, der Umschlagkarton wird vier Mal gerillt. Zwei der Rillungen dienen der Begrenzung des Binderückens, die anderen zwei Seitenrillen, auch Zierrillen genannt, haben zwei unterschiedliche Funktionen. Zum einen bekommt der Umschlag eine stabile Einheit mit dem Buchblock und zum anderen bieten die Zierrillen ein besseres Aufschlagverhalten des Umschlagdeckels. Sie werden deshalb auch negativ gerillt.

Anleitung Zuerst wird die Blockstärke des Blockrückens von dem zuvor erstellten Buchblock gemessen. Sie sollte 8 mm betragen. Das Format des Umschlagkartons errechnet sich aus der Summe der zweifachen Blockbreite, der Blockstärke, einem Zusatz von 5 mm für die Rillung, multipliziert mit der Blocklänge.

Der beötigte Buchblock wird zuvor auf Seite 27 beschrieben

Rechnung » Umschlagkarton

Rohformat: 13,2 cm x 10 cm

(2 x Blockbreite + Blockstärke + 5 mm Zusatz) x Blocklänge (2 x 100 mm + 8 mm + 5 mm) x 132 mm Format 21,3 cm x 13,2 cm (BB)

Endformat 12,8 cm x 9,6 cm

Es wird nun ein farbiger Karton auf das Format 21,3 cm x 13,2 cm zugeschnitten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Laufrichtung des Kartons Breitbahn ist, damit er nachher nicht gegen die Laufrichtung gerillt wird.

Länge 132 mm Stärke

8 mm

Breite 100 m


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Nun wird der Länge nach vier mal gerillt, zwei Zierrillen und zwei Rillungen zur Begrenzung des Buchrückens. Der Karton wird rechtwinklig an die Rillmaschine angelegt und die erste Rillung bei 92 mm gemacht. Nun wird der Karton über die vertikale Achse gewendet und die nächsten zwei Rillungen bei 100 mm und 109 mm erstellt. Danach muss der Karton noch einmal über die vertikale Achse gewendet werden und die letzte Rillung erfolgt bei 117 mm. Anschließend den Karton an den zwei inneren Rillen vorsichtig mit den Händen biegen, so dass der Buchblock hinein passt.

Rillung 92 mm 117 mm

Negativ Rillung 100 mm 109 mm


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Zum Kleben wird der Karton flach, mit der Außenseite nach unten, auf den Tisch gelegt. Zwei Schmierzettel jeweils oben und unten an die Zierrillen (Negativrillung) anlegen, damit der Kleister sauber auf den Zwischenraum aufgetragen werden kann. Den Buchblock anschließend in den Umschlagkarton gerade einhängen und an allen drei Seiten gut fest drücken. Zur Trocknung wird die Broschur beschwert. Als letzter Arbeitsschritt werden die drei offenen Seiten der Broschur nacheinander bündig auf das Endformat von 12,8 cm x 9,6 cm beschnitten.


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Englische Broschur Die Englische Broschur wird aufgrund ihrer etwas aufwendigen und auf Handarbeit angewiesene Machart nur selten eingesetzt, ist aber optisch sehr interessant. Sie wird wie die „Vierfach gerillte Weichbroschur“ produziert und hat zusätzlich einen Schutzumschlag aus Papier.

Anleitung Die ersten Schritte bei der Englischen Broschur sind identisch mit der vierfach gerillten Weichbroschur. Beim letzten Arbeitsschritt wird die Breite der Broschur jedoch auf 9,6 cm geschnitten.

Die vierfach gerillte Weichbroschur wird auf Seite 31 erklärt

Das Format des Schutzumschlags wird aus der zweifachen Blockbreite, der Blockstärke, der zweifachen Breite der Umschlagfalz, 1 mm Zusatz für die Falzung, multipliziert mit der Blocklänge errechnet.

Rohformat: 13,2 cm x 10 cm

Rechnung » Schutzumschlag (2 x Blockbreite + Blockstärke + 2 x Umschlagfalz + 1 mm Zusatz) x Blocklänge (2 x 96 mm + 8 mm + 2 x 58 mm + 1 mm) x 132 mm Format 31,7 cm x 13,2 cm (BB) Es wird nun ein farbiges Papier auf das Format 31,7 cm x 13,2 cm zugeschnitten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Laufrichtung des Kartons Breitbahn ist, damit er später nicht gegen die Laufrichtung gefalzt wird.

Endformat 12,8 cm x 9,6 cm


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Als nächstes wird das Papier der Länge nach vier mal gefalzt. Der erste Falz wird nach 58 mm umgeschlagen und gründlich mit dem Falzbein nachgezogen. Dann wird das Papier um 180° gedreht und das Gleiche auf der anderen Seite wiederholt. Diese beiden „Flügel“ bilden die Umschlagsklappen. Anschließend werden der Länge nach noch zwei Falze nach 154 mm und 162 mm gemacht. Nun wird der Rücken der zuvor erstellten Boschur mit Kleister bestrichen und genau zwischen die zwei letzten Falze des Schutzumschlages gesetzt. Jetzt können die zwei Umschlagsklappen um die Broschur gelegt werden und mit zwei Fingern gründlich über den Rücken der Broschur gefahren werden damit sich der Umschlag fest an die Broschur anpasst. Als letzter Arbeitsschritt werden die obere und untere Seite der Broschur beschnitten, so dass die Broschur ein Endformat von 12,8 cm x 9,6 cm hat.

Aufpassen, dass der Kleber nicht verschmiert wird


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Schweizer Broschur Die seltene Schweizer Broschur zeichnet sich darin aus, dass sie besonders gut auf zu schlagen ist und so Gebrauchsspuren vermindert werden da der Buchblock nur mit dem hinteren Buchdeckel fix verbunden ist.

Anleitung Als erstes wird die Blockstärke des Buchrückens von dem zuvor erstellten Buchblock gemessen, der 8 mm betragen sollte. Die Breite des Fälzels (Gewebeband) wird berechnet, indem die vordere Beklebung von 7 mm, die Blockstärke von 8 mm und die hintere Beklebung von 10 mm addiert wird. Die Länge des Fälzels enspricht der Blocklänge.

Der beötigte Buchblock wird zuvor auf Seite 27 beschrieben

Rechnung » Fälzel

Rohformat: 13,2 cm x 10 cm

vordere Beklebung + Blockstärke + hintere Beklebung 7 mm + 8 mm + 10 mm Format 2,5 cm x 13,2 cm

Endformat 12,8 cm x 9,6 cm

An der geschlossenen Seite des Buchblocks werden 7 mm abgemessen und der Länge nach vorsichtig mit einem Stechzirkel markiert. Die Rückseite des zuvor ausgeschnittenen Fälzels wird mit Dispersionsleim bestrichen, gerade an die Markierung gelegt und mit dem Falzbein festgedrückt. Dabei ist darauf zu achten, dass kein überflüssiger Leim an den Seiten hervorquillt. Nun das überstehende Gewebeband zügig an den Blockrücken und der Blockrückseite drücken bzw. streichen. Der gefälzelte Buchblock wird beschwert zur Seite gelegt.


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Das Format des Umschlagkartons wird berechnet aus der zweifachen Blockbreite, der Blockstärke, 5 mm Zusatz für die Rillung, multipliziert mit der Blocklänge.

Rechnung » Umschlagkarton (2 x Blockbreite + Blockstärke + 5 mm Zusatz ) x Blocklänge (2 x 100 mm + 8 mm + 5 mm) x 132 mm Format 21,3 cm x 13,2 cm (BB) Es wird nun ein farbiger Karton auf das Format 21,3 cm x 13,2 cm geschnitten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Laufrichtung des Kartons Breitbahn ist, damit er nachher nicht gegen die Laufrichtung gerillt wird. Den Karton rechtwinklig an die Rillmaschine anlegen und zwei Rillungen bei 100 mm und 109 mm erstellen. Nur eine Seite des Fälzes wird am Buchblock befestigt

Der Fälzel auf der Rückseite des Buchblocks wird mit Kleister bestrichen und in den Umschlagskarton eingeklebt. Zum Trocknen wird die fast fertige Broschur beschwert. Zuletzt die Schweizer Broschur an den drei offenen Seiten, nacheinander bündig auf das Endformat von 12,8 cm x 9,6 cm beschneiden.


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Steifbroschur Die letzte der vier Broschuren, die Steifbroschur, kommt ebenfalls nur selten vor. Im Gegensatz zu anderen Broschuren hat sie Buchdeckel aus Pappe und nicht aus Karton.

Anleitung Als erstes werden zwei farbige Vorsatzpapiere in der Größe von 20 cm x 13,2 cm Der beötigte geschnitten. Dieses Format errechnet sich aus der zweifachen Blockbreite, Buchblock wird multipliziert mit der Blocklänge. zuvor auf Seite 27 beschrieben

Rechnung » Vorsatzpapier Rohformat: 13,2 cm x 10 cm

(2 x Blockbreite) x Blocklänge (2 x 100 mm) x 132 mm Format 20 cm x 13,2 cm (BB)

Endformat Diese werden jeweils genau in der Mitte der langen Seite geknickt und mit 12,8 cm x 9,6 cm dem Falzbein sauber nach gezogen. Nun wird ein Vorsatzpapier an der gefalzten Seite ca. 3 mm in der Breite mit Kleister bestrichen, bündig an die geschlossene Kante des Buchblocks gesetzt und fest angedrückt. Das zweite Vorsatzpapier wird auf der anderen Seite des Buchblocks genauso verbunden. Zum kurzen Trocknen wird der Buchblock beschwert. Nun wird die Stärke des Buchblocks gemessen. Sie beträgt 9 mm. Das Format des Schirtings errechnet sich aus zwei mal 20 mm Umschlagsklebung, plus der Blockstärke, multipliziert mit der Blocklänge.

Rechnung » Schirting (2 x 20 mm Umschlagsklebung + Blockstärke) x Blocklänge (2 x 20 mm + 9 mm) x 132 mm Format 4,9 cm x 13,2 cm

Stärke 9 mm

zusammen mit dem Vorsatzpapier gemessen


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Der Schirting wird auf der Rückseite mit Kleister bestrichen und mittig auf den Blockrücken geklebt, so dass an beiden Seiten 20 mm über stehen. Diese zwei „Flügel“ werden nun mit dem Falzbein fest an den Block gedrückt bzw. gestrichen. Für die Buchdeckel werden als nächstes zwei Pappen (1,5 mm dick) auf das Format 9,3 cm x 13,2 cm geschnitten. Das Format errechnet sich aus der Blockbreite abzüglich 7 mm, multipliziert mit der Blocklänge.

Rechnung » Pappe

SB » Schmalbahn

(Blockbreite - 7 mm) x Blocklänge (100 mm - 7 mm) x 132 mm Format 9,3 cm x 13,2 cm (SB) Nun wird eine Pappe mit Dispersionsleim bestrichen, an die offene vordere Kante des Vorsatzpapieres angelegt und in einer Buchpresse zusammen gedrückt. Dieser Vorgang muss sehr zügig gehen, da der Kleber schnell trocknet. Danach wird der Vorgang mit der zweiten Pappe wiederholt. Als nächstes wird das Gewebe auf die Größe von 3,9 cm x 13,2 cm geschnitten. Das Format berechnet sich aus zwei mal 1,5 cm Umschlagsklebung, plus der Blockstärke, multipliziert mit der Blocklänge.

Rechnung » Gewebe (2 x 15 mm Umschlagsklebung + Blockstärke) x Blocklänge (2 x 15 mm + 9 mm) x 132 mm Format 3,9 cm x 13,2 cm (SB) An der geschlossenen Seite der Broschur werden nun 7 mm ab der Kante der Pappe abgemessen und mit dem Stechzirkel auf der Pappe entlang markiert.


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An dieser Markierung wird das mit Kleister bestrichene Gewebe angelegt und mit dem Falzbein um den Rücken herum gestrichen. Dabei ist darauf zu achten, dass das Gewebe mit dem Falzbein sauber an alle Kanten gedrückt wird. Die Breite der Broschur wird auf 9,6 cm an der offenen Seite beschnitten. Die Größe des Bezugspapiers errechnet sich aus der Blockbreite, 10 mm Umschlag, abzüglich 10 mm, multipliziert mit der Blocklänge.

Rechnung » Bezugspapier (Blockbreite + 10 mm Einschlag - 10 mm) x Blocklänge (96 mm + 10 mm - 10 mm) x 132 mm Format 9,6 cm x 13,2 cm (BB) Es wird wieder an der geschlossenen Seite der Broschur, ab der Kante der Pappe abgemessen und mit dem Stechzirkel auf der Pappe entlang markiert, diesmal 4 mm. Dort wird das mit Dispersionsleim bestrichene Bezugspapier angelegt und in einer Buchpresse zusammen gedrückt. Dieser Vorgang muss sehr zügig gehen, da der Kleber schnell trocknet. Nach einer halben Minute kann die Presse gelöst werden. Der vordere Umschlag wird nun nochmal sauber mit Leim bestrichen und mit dem Falzbein um den Deckel herum angestrichen bzw. angedrückt. Daraufhin wird der Vorgang mit dem zweiten Bezugspapier wiederholt. Zum Schluss wird die Länge der Steifbroschur beschnitten, so dass sie ein Endformat von 12,8 cm x 9,6 cm hat.


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Der Schuber Der Schuber ist keine Broschur, Buch oder Heft, er ist ein fünfseitig geschlossener Schutzkasten in dem passgenau ein oder mehrere Bücher, Zeitschriften, Broschüren oder Ähnliches aufbewahrt werden. Es wird ein Buch so eingeschoben, dass nur noch der Buchrücken sichtbar ist. Somit wird das Buch von außen geschützt, aber der Titel auf dem Buchrücken kann weiterhin gelesen werden.

Anleitung Der Schuber kann erst erstellt werden, wenn alle Broschuren, die der Schuber umfassen soll, fertig gestellt sind. Denn als erstes müssen alle Broschuren als gesamter Block bemessen werden.

Buchblock » Format 12,9 cm x 9,7 cm x 5,6 cm Nun werden die Maße der grauen Pappen berechnet, die das Gerüst des Schuberst bilden. Zuzüglich der Länge und der Höhe des Buchblocks werden 0,15 mm dazu addiert für den Luftzwischenraum. Außerdem werden zu diesen zwei Größen jeweils die zweifache Pappenstärke von 2 mm addiert. Zu der Breite des Buchblocks werden nur 0,10 mm Luftraum und 2 mm Pappenstärke dazugegeben, da nur eine Pappe die Breite des Schubers begrenzt und an der einen Seite offen ist.

Rechnung » Größe des Schubers Länge Breite Höhe Format

Buchblock + Luft + Pappenstärke 129 mm + 0,15 mm + (2 x 2 mm) 97 mm + 0,10 mm + 2 mm 56 mm + 0,15 mm + (2 x 2 mm) 13,45 cm x 10 cm x 6,15 cm


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Es werden zwei Deckel, ein Rücken und zwei Seitenpappen benötigt, die sich wie folgt errechnen.

Rechnung » Größe des Deckels Breite des Schubers x Länge des Schubers Format 10 cm x 13, 45 cm (SB)

Rechnung » Größe des Rückens Länge des Schubers x Höhe des Schubers Format 13,45 cm x 6,15 cm (BB)

Rechnung » Größe der Seiten Höhe des Schubers x (Breite des Schubers - 2 mm Klebung) 615 mm x (100 mm - 2 mm Klebung) Format 6,15 cm x 9,8 cm (BB) Nach dem Schneiden müssen zwei Deckel (10 cm x 13,45 cm), ein Rücken (13,45 cm x 6,15 cm) und zwei Seiten (6,15 cm x 9,8 cm) fertig sein. Pappen pressen, damit keine Luftblasen entstehen

Eine Seite jeder Pappe wird mit einem farbigen Bezugspapier bezogen, dass nachher im Inneren des Schubers zu sehen ist.

Seitenpappe

Rückenpappe

Deckelpappe


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Für den Zusammenbau der Pappen werden drei Kartons als Hilfskonstruktion benötigt. Zwei Kartons werden an die Seiten und eine an dem Rücken befestigt. Daher ist das Format von deren abgeleitet.

Rechnung » Größe der Rückenhilfskonstruktion Rücken Länge x (Rücken Höhe + 2 x 1 mm Übersatand) Format 13,45 cm x 6,35 cm (BB)

Rechnung » Größe der Seitenhilfskonstruktion (Seiten Höhe + 2 x 1 mm Überstand) x (Seiten Breite + 1 mm Überstand) Format 6,35 cm x 9,8 cm (BB) An den beiden kurzen Seiten der Rückenhilfskonstruktion werden die zwei Seitenhilfskonstruktionen angelegt und mit Tesafilm verbunden. Die Rückenpappe auf die Hilfskonstruktion legen, die zwei Seitenpappen mit Leim bestreichen und im rechten Winkel an die Seiten der Rückenpappe kleben. Die Hilfskonstruktion wird mit Tesamfilm an die kurzen Seiten der Seitenpappe fest gemacht. Nun die Kanten ringsrum sauber mit Leim bestreichen und einen der zwei Deckel einsetzen. Nun kann die ganze Konstruktin behutsam auf den Deckel gelegt werden. Da die Hilfskonstruktion oben rüber ragt, können die Kanten wieder sauber mit Klebstoff bestrichen werden und der zweite Deckel in die Konstruktion eingefügt werden. Jetzt muss das Ganze einen Tag lang trocken.

Das Bezugspapier muss immer nach innen zweigen

Nicht beschweren, da sich sonst alles verzieht


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Als letztes wird der Schuber mit Bezugspapier bezogen. Dafür wird ein mindestes 30 cm x 30 cm großes farbiges Papier genommen, an dem auf einer Seite 10 mm abgemessen und markiert werden.Jetzt werden ab der Markierung ca. die ersten 20 mm mit Leim bestrichen, die Konstruktion des Schubers mit dem Deckel an die Makierung gelegt und fest gedrück. Nun werden die nächsten 20 mm mit Leim bestrichen und der Schuber auf die Rückenseite gekippt. Der Rest des Papieres wird nun auch mit Leim bestrchen und der Schuber auf die nächste Deckelseite gekippt. Mit den Händen über alle drei Seiten streichen und kleine Luftblasen entfernen.

10 mm nach Innen einklappen


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Der Schuber wird wieder auf den Rücken gekippt. Ein Lineal wird in das überstehende Papier der Seiten eingefügt und fest an die rechte Seite gedrück. Jetzt kann mit dem Cuttermesser an dem Lineal entlang geschnitten werden. Genauso mit der linken Seite. Das überstehende Papier des Rückens kann nun mit einer Breite von ca. 10 mm abgeschnitten werden und auf der Seitenpappe verleimt werden. Eines der beiden überstehenden Bezugspapiere des Deckels kann nah an der Kante abgeschnitten werden. Das andere wird mit Leim bestrichen und an der Seitenpappe fest angedrückt. Das Gleiche wird mit der anderen Seite des überstehenden Bezugspapieres gemacht. Jetzt steht nur noch zur offenen Seite des Schubers Papier über. Es werden jeweils 10 mm abgemessen und geschnitten. Die 10 mm langen Klappen werden mit Leim bestrichen und nach innen geklebt, so dass nun keine graue Pappe mehr zu sehen ist.

Dieser Schnitt muss sehr genau sein


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Buchbinden A - Z Abbinden » Das Antrocknen des Klebstoffes. Ahle » Ein Werkzeug, mit dessen Hilfe Löcher in verschiedene Materialien gestochen oder vorhandene Löcher geweitet werden können. Sie ist ein spitz zulaufender, dünner Metallstift, der entweder gerade verläuft oder sichelförmig gebogen ist.

Anfeuchtprobe » Methode zur Feststellung der Laufrichtung des Papiers.

Siehe » Laufrichtung

Dazu wird eine Ecke des zu prüfenden Blattes angefeuchtet. Die Richtung, in der sich das Papier stärker rollt, entspricht der Laufrichtung.

Beschneiden » Abschneiden von Papierrändern eines Buches. Beschnitt » In der Regel dreiseitiges Beschneiden des rohen Buchblocks. Beschweren » Der Buchbinder beschwert Bücher, damit kein Staub eindringen kann und halbfertige Erzeugnisse, damit sie sich nicht verziehen.

Bezugspapier » Farbiges Papier, welches einfarbig oder gemustert ist und zum Beziehen von Einbanddecken oder Schubern dient.

Biegeprobe » Methode zur Feststellung der Laufrichtung.

Siehe » Laufrichtung

Papier, Karton oder Pappe wird in Längs - und Querrichtung gebogen. Die Laufrichtung läuft mit der Seite parallel, die weniger Widerstand bietet.

Blindprägung » Prägung ohne Folie, um z.B. auf dem Buchrücken eine glatte

Siehe » Prägung

Fläche für eine Titelprägung oder ein einzuklebendes Titelschild zu schaffen.

Breitbahn » Bei Breitbahn läuft die Faser im Papierbogen parallel mit der kürzeren Seite. Gegenteil Schmalbahn. Breitbahn wird auch mit BB abgekürzt.

Siehe » Laufrichtung


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Broschur » Sammelbegriff für sämtliche aus Rohbogen durch Fadenheften und Klebebinden hergestellte Erzeugnisse - meistens mit Umschlag - die am Kopf und Fuß keine Kanteneinschläge aufweisen.

Buchblock » Fadengehefteter oder klebegebundener Rohblock. Einband » Mehr oder weniger steife Schutzhülle um einen Buchblock, Broschur oder Deckenband aus Rohbogen unter Verwendung eines Broschurenumschlages oder einer Einbanddecke als Enderzeugnis der Bindearbeit. Siehe » Laufrichtung Falsche Laufrichtung » Missachtung des Grundsatzes, dass die Laufrichtung der für die Buchherstellung verwendeten Werkstoffe parallel zum Buchrücken liegen muss. Inhaltspapier läuft z. B. quer, Buchschnitte zeigen Wellen. Siehe » Falzung

Falzbein » Ein Falzbein besteht aus einem flachen, 12 bis 20 cm langen Stück Rinderbein- oder Walknochen mit einer abgerundeten Spitze und wird zum Herstellen und Flachreiben der Knicke beim Falten (Falze) von Papier und Karton eingesetzt.

Falzen » Das Zusammenbrechen von Papierbogen auf kleinere Formate. Einzelne Falzungen werden als Brüche bezeichnet.

Gaze » Besteht aus appretiertem, weitmaschigem Gewebe. Wird vor allem als Hinterklebematerial bei Klebebindungen eingesetzt.

Kapitalband » Das Kapitalband ist das kleine farbige Bändchen, das bei Hardcover-Büchern und Deckenbänden an Kopf und Fuß des Buchrückens angeklebt ist.


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Karton » Bezeichnung für das in seiner Stärke zwischen Papier und Pappe liegende Material. Ab ca. 160 g/qm Flächengewicht kann man von einem Karton sprechen.

Klebebindung » Die Verbindung von losen Blättern durch Spezialklebstoffe zum Buchblock.

Klebebindepult » Das Pult eignet sich speziell für die Altablage, zum platzund kostensparenden Binden für einfache Blocks, Broschüren und Formularsatzverleimung.

Kleister » Durch Brühen von Weizen -, Reis -, Kartoffel -, Mais - und anderen Stärken mit Wasser gequollener, sämiger, stark wasserhaltiger Klebstoff.

Kopfschnitt » Eingefärbter oberer Buchschnitt oder Beschneiden des oberen Buchschnittes.

Laufrichtung » Man versteht darunter die überwiegende Lage und Ausrichtung der Papierfasern in einem Bogen. Die Laufrichtung ist beim Verarbeiten von Papier, Karton und Pappe zu beachten, weil andernfalls das Arbeitsergebnis negativ ausfällt. Eine Laufrichtung haben nur Maschinen hergestellte Papiere. Handgeschöpfte Papiere weisen keine Laufrichtung auf.

Leim » Wird aus tierischen Abfällen gewonnen. Bester Leim ist Hautleim, der aus entgerbten Lederabfällen gewonnen wird. Knochenleim ist billiger, aber säurehaltig.

Siehe » Winkelschnitt Siehe » Anfeuchtprobe, Biegeprobe, Breitbahn, Falsche Laufrichtung, Nagelprobe, Reißprobe und Schmalbahn.


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Siehe » Laufrichtung Nagelprobe » Feststellen der Laufrichtung von Papieren durch kneifendes Durchziehen von Papierrändern zwischen Daumen - und Zeigefingernagel. Die Laufrichtung bleibt dabei glatt, während sich die Dehnrichtung wellt. Siehe » Laufrichtung

Nutzen » Die Anzahl der aus einer Materialbahn oder einem Bogen herauszuschneidenden Einzelteile. Das Einzelteil selbst wird (fälschlich) oft auch als Nutzen bezeichnet.

Pappe » Der Buchbinder verarbeitet fast ausschließlich Grau - oder Buchbinderpappe, die aus Altpapier auf Rundsiebpapiermaschinen hergestellt und bis zu einer Dicke von ca. 4 mm bearbeitet werden kann.

Papier » Besteht aus einer Verbindung von Faserstoffen, die auf physikalische bzw. chemische Art gewonnen und mit Füllstoffen und Zusätzen versehen werden.

Papierbohrer » Automatische Maschinen zum Lochen von Papierstapeln. Durch den hohlen Bohrer wird das Papier abgesaugt und nicht verdrängt, so dass das Papier keinen Schaden nimmt.

Pappenschere » Wichtigste Buchbindermaschine im Handwerk zum Trennen von Papieren, Pappen und Geweben. Die „Pappschere“ arbeitet mit Oberund Untermesser, wobei ein fußbetätigter Preßbalken das Material gegen das Verschieben beim Schnitt sichert. Sie hat verstellbare Parallel- und Winkelanschläge und wird meist mit Schnittlängen zwischen 105 - 120 cm gebaut. Die Pappenschere wird auch Schlgschere genannt.


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Prägung » Oberflächenbearbeitung an Einbanddecken bzw. Umschlägen mittels Pressdruck, der eine Tiefen- oder Reliefwirkung erzeugt. Blindprägung: Prägen von Linien, Zierstücken und Schrift (heiß oder kalt). Folienprägung: Prägen (heiß) von Flächen, Linien, Zierstücken und Schrift mittels Metall- oder Farbfolien.

Presse » Eine Maschine zum starken beschweren von Buchblöcken.

Siehe » Beschweren

Reißprobe » Methode zur Feststellung der Laufrichtung. Durch Einreißen

Siehe » Laufrichtung

des Papiers von zwei über Eck stehenden Papierkanten in Richtung Blattmitte wird die Laufrichtung des Papiers gefunden. Die Richtung nämlich, in der das Papier am leichtesten einreißt und in der der entstehende Riss am geradlinigsten ist, ist die Laufrichtung.

Rillen » Vorgang beim Verarbeiten von Karton oder dünner Pappe, bei dem durch rotierende oder vertikal wirkende Werkzeuge der Werkstoff so geformt wird, dass er an dieser Stelle, eine gerade Kante bildend, gebogen werden kann.

Rohbogen » Die zu einem Buch gehörenden Druckbogen vor dem Einbinden. Schmalbahn » Fachbezeichnung für den Faserlauf innerhalb eines Papierbo-

Siehe » Laufrichtung

gens. Schmalbahn besagt, dass die Fasern parallel der größeren Seite verlaufen. Um Verwechslungen zu vermeiden ist es üblich, die Dehnrichtung zu kennzeichnen. Schmalbahn wird auch mit SB abgekürzt.

Schutzumschlag » Heute immer wichtiger werdender, grafisch gestalteter Werbeumschlag, der zugleich den Bucheinband gegen Verschmutzen schützen soll.

Siehe » Umschlag


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Schmutztitel » Schutztitel. Erste Seite eines Titelbogens mit kleingedrucktem Kurztitel, der den Haupttitel auf der dritten Seite schützen soll.

Schneidemaschine » Manuell, elektrisch, heute jedoch zumeist elektronisch arbeitende Maschine für den Beschnitt und den Zuschnitt allen Bindegutes. Ihre Hauptelemente sind der Schneidemaschinentisch, der Anschlagsattel, der Pressbalken und der Messerbalken welcher das Messer hält. Die meisten heute im Einsatz befindlichen Schneidmaschinen funktionieren nach dem Schwingschrägschnittprinzip. Zur Peripherie der Schneidmaschine gehören Stapelheber, Rütteltisch sowie automatisch arbeitendes Abstapelaggregat. Siehe » Gase

Shirting » Leichtes, appretiertes Baumwollgewebe, das oft zum Hinterkleben der Buchrücken verwendet wird.

Stechzirkel » Der Stechzirkel ist eine besondere Form des Zirkels ohne Bleistiftspitze, sondern ausschließlich mit zwei spitzen Enden.

Umschlag » Als Schutzblatt dienende Papier - oder Kartonhülle bei Broschuren, die festgeklebt oder lose umgelegt (Schutzumschlag bei Hardcover) wird.

Verschnitt » Abfall, der beim Zuschneiden von Materialien anfällt. Vorsatzpapier » Das Vorsatz eines Buches verbindet den Buchblock vorne und hinten mit dem Buchdeckel und ähnelt optisch einer in der Mitte gefalzten Doppelseite. Siehe » Kopfschnitt

Winkelschnitt » Rechtwinkliger Glattschnitt an zwei Seiten.


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Zuschuss » Zusätzlich einkalkulierte, die Auflagenhöhe überschreitende Bogenmenge als Sicherheit für die bei der Bindearbeit eventuell als Makulatur verlorengehenden Bogen.

Zwirn » Handheftzwirn oder Maschinenheftzwirn für die Fadenheftung. Maschinenheftzwirn ist heute meist aus Nylon und wird auf Hülsen gewickelt, die „Kops“ genannt werden.


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DIE BESTEN BÜCHER SIND DIE, VON DENEN JEDER LESER MEINT, ER HÄTTE SIE SELBST MACHEN KÖNNEN.

BLAISE PASCAL


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Danksagung Hiermit möchte ich mich recht herzlich bei einigen Personen bedanken, die mir das Wissen der Buchbindekunst und dieses Buch zu schreiben ermöglicht haben.

Der größte Dank gilt Heike Zobel, die uns über ein halbes Jahr, jeden Mittwoch die Kunst des Buchbindens in der Folkwang Universität in Essen gelehrt hat. Sie hat viel Geduld mit uns gehabt, uns sehr viel beigebracht und den Spaß am Buchbinden gratis dazu geliefert. Wir waren manchmal nicht sehr geschickt und haben so manches Papier verknickt, aber Heike konnte jeden Knick wieder gerade biegen. Auch vielen Dank dafür, dass ich dieses Buch zusätzlich in der Buchbinderei binden konnte und das Material dazu bekommen habe. Weiteren Dank an Adele Höfs, die jeden Mittwochmorgen um 07:40 Uhr mit mir verschlafen im Zug nach Essen saß und mir beim Zuschneiden von Papieren zum x-ten Mal die Laufrichtung gezeigt hat. Vielen Dank auch meinen Eltern, die in ihrem Urlaub meine Texte Korrektur gelesen haben.

Die Zeit hat mir sehr viel Spaß gemacht und hat mir gezeigt, wie viel Liebe ich in ein eigenes gebundenes Buch stecken kann.

Vielen Dank


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Gestaltung Ina Hillebrandt Matrikelnummer 794754 | ina@familie-hillebrandt.de

Format 162 mm x 216 mm

Papier Munken Polar Lynx Pure 170g/m²

Schriften DTL Documenta Sans T DTLDocumenta

Bindung Steiffbroschur – erstellt in der Buchbinderei der Folkwang Universität der Künste in Essen


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