CURT YOUR LOCALS #245 Oktober/November 2020

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d i e c u r t - s u p p o r t e r a u s g a b e f ü r d i e s ta d t

CURT your locals Ekki, tommy, david die macher des nürnberg pop festivals

10 /11– 2020 # 245


PAST FORWARD

N2025.EU

Steve Brown, Der Kosmonaut

PAST FORWARD WIR BEWERBEN UNS ALS KULTURHAUPTSTADT EUROPAS NÃœRNBERG 2025

N2025.EU


Willkommen in unserem e-book zur sonderausgabe

CURT YOUR LOCALS august/september 2020 Viel Spaß beim Durchflippen und Lesen! Natürlich ist das gedruckte Magazin ein ganz anderes Erlebnis. Solltet Ihr also eine Printausgabe wünschen, dann sendet einfach eine Mail an info@curt.de mit dem Betreff „Print ist hübscher als Online“, dazu die Nummer der Ausgabe und dann kümmern wir uns darum. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr dieses E-Book liked oder teilt, hier bei Issuu geht das ja sehr einfach: auf SHARE klicken, Facebook auswählen - los geht‘s. Danke! Ach ja: Die erste Ausgabe unseres Familienmagazins KURTi gibt es natürlich auch auf Issuu. Habt Spaß - wir haben das auch! Euer curt-Team PS: Für weitere Infos und Storys empfehlen wir www.curt.de/nbg


Danke an alle Koop-Partner und Mitwirkenden dieser Ausgabe! CURT YOUR LOCALS! Und wie immer: Nach dem Magazin ist vor dem Magazin. Weiter geht´s!

vorschau curt your locals feat. kurti DEZ 2020/JAN 2021 X-Mas-Silvester-Sonderausgabe Unsere unfassbar nächste gute, wunderschöne, äußerst wichtige Weihnachts/Silvester-Superausgabe erscheint Anfang Dezember, für Dezember 2020 und Januar 2021. Kunst - Kultur - Museen - Theater - Comedy - Konzerte - Lesungen - Poetry Slam Bluepingu - Straßenkreuzer - Filmhaus - KuF - Quartier U1 - N2025 Gastro - Handel - Stadtgeschehen - Leben - Familien - Kids - Charity Leuchtende + strahlenden Kooperation? Per Mail an lampe@curt.de! Ihr wollt curt supporten, inserieren, streicheln? Per Mail an anzeigen@curt.de! CURT TUT GUT GUT. UND IHR KÖNNT DABEI SEIN! Foto: David Häuser


curt your locals MAGIC! Was Du gerade in den Händen hältst, nennen wir – in aller Bescheidenheit – das Wunder von Nürnberg. curt, 160 Seiten, voller Kultur und Leben. Voller Anstand, Empathie, Liebe, Leidenschaft, Magie. Schon wieder! Ausgabe #245! Das Wunder von Nürnberg #245! Wie gut es sich anfühlt, wenn man curt machen darf! Wie soll man dieses Gefühl erklären? Vielleicht so: Du isst in der Schwerelosigkeit eines Parabelflugs die beste Pizza deines Lebens und trinkst dabei ein kühles Landbier, gleichzeitig läuft auf dem einen Flatscreen ein Best-of der Simpsons, auf dem anderen Flatscreen schießt der Club live in der Nachspielzeit das 4:3 gegen St. Pauli und wird Deutscher Meister. Kannst du es fühlen? Kannst du? Egal. Ein Käsebrot und Bier auf dem Sofa, daneben ein einäugiger Hund, das fühlt sich ganz ähnlich an. Auch das ganz banale Lesen dieser Ausgabe. Oder ein Marienkäfer, der sich auf der Nasenspitze niederlässt. Ein zotiger Witz im Familienkreis ... Sehr viele Fotos dieser Ausgabe hat unsere neue Mitarbeiterin Helene gemacht, die mit ihrem Roller durch die Stadt cruised und unsere Gesprächspartner vor die Linse lockt. Mittags geht sie mit dem einäugigen Hund raus und demnächst kocht sie für uns ein vegetarisches Chili. Da wird Kollege Andi wieder schnabulieren – ist ja auch mal was anderes als immer nur Mettigel. Übrigens sind wir jetzt auch Medienpartner bei der HACK + MAKE. Mit Mett hat das Hack nix zu tun, aber das kann man im Artikel über die Consumenta nachlesen, ab Seite 74. Auch, dass man bei der H+M noch mitmachen kann. Wir empfehlen weiterhin die Grüne Lust, das Nuejazz Festival, das Nbg.Pop Festival, die Ausstellung #neuland, das Nuernberg Digital Festival – eben unsere feinen Medienpartnerschaften – und auch alles Andere, das man in diesem wohlkuratierten Meisterwerk entdecken kann. Dazu gehören auch wieder der Matthias Egersdörfer und der Theo Fuchs (fast) hintenraus – sie verpassen dieser Ausgabe wieder einen finalen intellektuellen Feinschliff vom Feinsten. Super sind auch unsere Koops, bzw. Kolumnen: Sozialmagazin StraSSenkreuzer, der Verein Bluepingu, das Filmhaus, Quartier U1 und N2025 ... Ach ja, wir werden ja Ende Oktober Europäische Kulturhauptstadt, orakelt unser Weber, und der irrt selten. Das wird dann gefeiert, mit einem von Andis berühmten Mettigeln, mindestens. Danke schon mal, Nbg & Co.! Auch in Krisenzeiten: Macht einfach exakt das, was wir so tun, dann wird alles mehr als super. Innigst, hochachtungsvollst und in maßloser, ihr wisst schon: Bescheidenheit, Eure curt-Gang ACHTUNG: Einige der Inhalte dieser Ausgabe könnten irgendwie und unter Corona-Umständen nicht den neuesten Erkenntnissen, Maßnahmen und curt-Standards gerecht werden. Danke an alle Koop-Partner und Mitwirkenden dieser Ausgabe! CURT YOUR LOCALS!


INHALt #245

curt büro nürnberg

Bogenstraße 43, 90459 Nürnberg Tel.: 0911-433468-60, Fax 0911-9943532 E-Mail: info@curt.de / Web: www.curt.de/nbg

Leitung

1

VORWORT

80

nbg.pop festival

2

Inhalt

84

nuejazz festival

10

Interview: Irfan Taufik

88 gastronews

18 N2025: das finale

94 nürnbergs gold-whisky

24 Kurznachrichten

90 Konzerte

30

Interview: A. Hornung, MfK

102 lesart festival + mehr

38

Interview: Hansi, skater

110 Kuf-Programm

46

fuzzi Collective, skater

112 Comedy

54 Kunst: Lost + Found

114 Theater

58 Kolumne: Strassenkreuzer

122 Kolumne: Filmhaus

62 Kolumne: Bluepingu

126 Kinofilme

66

Messe: grüne Lust

128 Galerien/Museen

68

quartier U1

130 Kunstkalender

72 Nbg digital festival

146 theo fuchs hinten raus

74

Messe: Consumenta

120 Kurti/Familien

78

Messe: Hack + Make

die nächste ausgabe curt Magazin #246 erscheint Für Dezember 2020/ januar 2021 Erscheinungstermin 01.12.2020 // Redaktionsschluss: 22.11.2020 / Anzeigenschluss: 22.11.2020 +/website: www.curt.de/nbg / mediadaten anfordern: e-mail an anzeigen@curt.de Covermotiv: Das Team des Nürnberg Pop festival / Foto: Helene schütz

Lampe / Reinhard Lamprecht Gerald Gömmel Sandra Wendorf // Leitung curt/KIDS

Kolumnisten / redakteure Andreas Thamm / Redaktion Bird Berlin / Kolumnist – Dada + Liebe Claudia Nitsche / Kolumnistin – Kino Dieter Stoll / Kolumnist – Theater Helene Schütz / Grafik + Fotografie Kathi Mock / Kolumnistin – Poetry Slam & Co Lara Sielmann / Kolumnistin – Lesungen & Co Marian Wild / Kolumnist – Kunst & Co Matthias Egersdörfer / Kolumnist – Story Theo Fuchs / Kolumnist – Story hinten raus Thomas Wurm / Redaktion Danke an: Katharina Winter, Daniel Holzheid und an unsere Freunde der Agentur Bloom

AnzeigenLEITUNG Reinhard Lamprecht. E-Mail: anzeigen@curt.de Tel.: 0911-433468-64

curt Media GmbH Geschäftsführer: Gerald Gömmel + Reinhard Lamprecht (V.i.S.d.P.) Widenmayerstr. 38, 80538 München E-Mail: info@curt.de www.curt.de CURT YOUR LOCALS erscheint zum Monatsanfang und wird kostenlos in Nürnberg, Fürth und Erlangen verteilt. Auflage dieser Sonderausgabe: 7.500 Für Infos und Programmhinweise sind wir dankbar, können aber keine Gewähr übernehmen. Nachdruck nur mit Genehmigung.



INHALt #245 10 Interview irfan taufik

30

38 Interview skater hansi

46

Andreas Radlmaier interviewt den Schauspieler und Regisseur

Neue Leitung, neue Ausstellung, curt als Medienpartner

Skaten mit Blindenstock: So what!

Skate-Kollektiv mit sozialem Ansatz und DIY-Park

58 strassenkreuzer

74 consumenta

102 lesart festival +

114

Neue Kolumne: Einblicke in die Welt ohne Obdach

Die Messe findet statt. Und auch die Messen in der Messe

Lese-Festivals und Lesungen: Von Lauf Ăźber Nbg nach Schwabach

Theater findet wieder statt! Dieter Stoll fasst zusammen

Interview A. Hornung

fuzzi collective

Theater



6 – egers Kolumne

Foto: natalie de ligt


7 – egers Kolumne

matthias egers egersdörfer: Das Einkaufen Die Mutter nimmt ihr Kind mit zum Einkaufen in den Supermarkt. Zusammen fahren die beiden im Kraftfahrzeug durch die Stadt. Wie ein schneller Fisch, den die Mutter mit Zügeln lenkt, schwimmt das Kind im Strom der Straßen zwischen Karpfen, Dorschen und Aalen. Es hält sich an der Rückenflosse fest. Auf dem Parkplatz keilt die Mutter die Forelle zwischen einem blauen Waller und grauen Hecht ein. Ruhig verharrt das Schuppentier und schnauft noch einmal kurz und ruhig durch die Kiemen. Mutter und Kind sitzen ab und laufen zwischen den Schwärmen der rastenden Wirbeltiere, den dazukommenden, den wieder weiterschwimmenden. Reiter laden Dinge in geöffnete kleine und große Fische. Das Kind schaut. Die Mutter zieht das Kind in die große, unübersichtliche Ladenfläche. Vorher hat sie vor dem Eingang des Geschäfts einen Rollwagen aus der Verankerung gelöst. Der scheint die Mutter zu ziehen zwischen den Regalen und Trögen. Das Kind erblickt einen Haufen von Äpfeln und möchte schauen. Aber der Blick ist zu träge. Der Wagen zieht die Mutter nordwärts. Das Kind merkt sein langsames Schauen im Starren auf die roten Kugeln. Schon werden diese von einem Turm aus Töpfen verdeckt. Die Mutter greift hoch in die Auslage und nimmt zielsicher ein kleines Päckchen, als habe das Ding der Mutter unhörbar zugeflüstert, sie solle es von dort herausnehmen und in den Wagen legen. Das Kind beugt seinen Kopf nach hinten, um das Hantieren zu verfolgen. Der Hals versteift sich. Schon steuert die Mutter Südost. Greift aus einer Trage eine grüne, schwangere Schlange, dreht diese, äugt und legt diese wieder zurück

zu den anderen trächtigen Reptilien. Südost, West, Nord, weiter Nord fährt der Wagen, schleift die Mutter, zieht deren Kind hinter sich. Der Wagen ist voll und kommt jetzt zum Stehen hinter dem Rücken eines Mannes, der seinen Wagen beidhändig hält. Vor ihm steht eine Frau, die bereits die Sachen aus dem Wagen auf das Band legt. Selbiges zieht, wie von Zauberhand, die Dinge auf einem schwarzen Teppich ruckweise zu der Frau, die die Lebensmittel greift, äugt und jedem einige wenige Töne spielt auf dem speziellen Klavier vor ihrem Bauch. Das Kind schaut die Dinge, die gelegt und gezogen und benotet werden. Das Kind sieht, wie die Menschen vor den Wägen in kleinen Schritten sich gegenseitig hinterhertanzen. Die Mutter schaut einen Zettel mit Wörtern und lädt dabei die Produkte auf den sachte ruckelnden Teppich. Die Mutter sagt dem Kind, „Lad´ du weiter die Nahrungsmittel aufs Band und schieb den Wagen. Ich muss zurück. Mir fehlt etwas. Das Etwas ist wichtig. Ohne das Ding wär alles nichtig und der Mühe nicht wert.“ Die Mutter entschwindet zurück zu den Regalen. Das Kind stemmt die Naturalien aus dem Wagen auf das rollende Band. Zuletzt muss es sich schwer beugen über den Metallgitterbauch des Wagens und schier gelangen die Finger nicht zur Tüte mit Zucker. Der Mann vor dem Kind hat schon alles entladen. Alles zieht auf dem Band weiter und weiter. Vor dem Mann öffnet die Kundin ihr Portemonnaie und klaubt Münzen und Scheine der handaufhaltenden Pianistin. Dann lädt sie die beklimperten Sachen wieder zurück in den Wagen. Zieht schon das Band weiter die Sachwerte des Mannes vor dem Kind. Die


8 – egers Kolumne geschwinde Musik der Tasten. Der nach vorne tänzelnde Mann. Der leicht weiter rollende Wagen. Alles ängstigt das Kind. Und es schaut zurück in die unzähligen Regale, aus denen Männer und Frauen die Produkte ziehen und heben. Und legen die Trümmer in Wägen, die sie schieben und tanzen in kleinen Schritten und schieben und legen die Sachen drängend auf das Band hinter des Kindes Rücken, der Pianistin entgegen. Nirgendwo sieht das Kind die Mutter stehen, nicht kommen. Die Mutter schaut nicht zum Kind. Wohin ist die Mutter? Weiter zieht das Band. In bangen Schritten tänzelt das Kind mit tauben Beinen hinterher. Schon beklingelt die Frau die Dinge, welche die Mutter den Regalen entnommen hat. Eins nach dem anderen. Immer weniger Sachen sind zwischen dem Kind und der Kassenfrau. Gnadenlos tippt diese die Kasse. Immer weniger Dinge rollen zu der Frau auf dem Band. Schweißnass umgreift das Kind die Stange des leeren Wagens und starrt in die leere Luft im leeren Gitterbauch des Einkaufwagens. Wo bleibt die Mutter? Ist ihr etwas zugestoßen? Sucht sie das Weite in der Ferne, weil einer sie zuckersüß anlächelte? Eine Fee in buntem Gewand hat sie berührt auf eine Weise, wie sie niemals zuvor ertastet wurde an einer Stelle, die noch niemals gestreichelt? Jetzt reitet sie mit der Undine auf einem Einhorn einen zweiten Ausgang hinaus in ein fernes Land, in dem auf weißen Sträuchern Bonbons wachsen und gelbe Limonade fließt? Oder wollte die Mutter das Kind nur loshaben? Das kann das Kind nicht denken. Nur den kalten Schatten eines solchen, unnennbaren Gedankens spürt es. Kalt ist dem Kind und die Furcht würgt den kleinen Hals. Immer weniger Dinge rollen der Frau am Ende des Bandes in die Hand. Bald ist die Zeit der Waren abgelaufen. Und dann öffnet die Pianistin den Mund. Ein riesiges, dunkles Loch sieht das Kind. Stülpt sich der Mund aus zu einem tosenden Abgrund. Dahinein verschwindet nun das Band und rast in die Tiefe. Und hinter dem Pfund Butter, der Tüte von Zucker reißt es das Kind hinterher, zwischen den Zähnen der Kassenfrau stürzt es hinab in vollkommene Dunkelheit. Lautloser Sturz, greift das Kind haltlos nach den Sachen

aus den Regalen, die neben ihm lose herfallen. Hört nur das Sausen seiner selbst ins strudelnde Nichts. Kurz bevor das Kind in sich zerfällt, greift eine Hand das Kind an der Schulter. Es ist die Mutterhand. Warm und weich mit den runden Falten um die Fingerkuppen. Sagt die Mutter ein Wort, mit dem das Dunkel verschwindet. Nach dem Fallen steht das Kind wieder neben der Mutter. Sie sagt: „Ich hätte jetzt fast nicht die Kuvertüre gefunden. Die war wo ganz anders. Ich will Dir doch heute einen Marmorkuchen backen und was wäre der ohne Schokoladenguss.“ Und streicht mit der Hand dem Kind über die Haare am Hinterkopf. Greift zu Geldbeutel und zahlt, was die Frau an der Kasse zusammengeklimpert hat.

oktober/november mit Egers Umtriebig wird er wieder, unser Egers, im Rahmen der Möglichkeiten: Am 08.10. steht er auf der Theaterbühne Fifty Fifty in Erlangen mit Ein Ding der Unmöglichkeit. Ebenso am 10.10. in der Kulturfabrik Roth. Mit dem DING-Programm geht´s auch in die Comödie Fürth, am 18. Oktober. Und am 07.11. gibt es im E-Werk auf der Clubbühne wieder Egersdörfer und Artverwandte – präsentiert von curt, natürlich! Ein Livekonzert hören wir am 28.10. im Transfer in Erlangen mit seiner Combo Fast zu Fürth. Nicht viel, aber immerhin! Mehr Infos + sporadische Termine auf www.egers.de Ausstellung 150 Jahre Moll und Moll im Wenzelschloss in Lauf a.d. Pegnitz. Eröffnung am Sonntag, den 22.11., 11 Uhr im Kaisersaal. Im Jahr 2020 wäre Karl Moll († 2005) 100 Jahre und sein Sohn Philipp Moll (†2016) 50 Jahre alt geworden. Diese Ausstellung ist ein ausdrücklicher Tipp von Matthias!


9 – hinterhaus Die Bürgermeisterin / Geschäftsbereich Kultur / Projektbüro

27. September ––– 01. November 2020 9 ––– 22 Uhr Mit Veronika Riedelbauch und Ignazio Tola, Andreas Wagner und Christian Schidlowsky, Sascha Banck, Andreas Thamm, Christian Schloyer und El Mago Masin, Eva-Maria Neubauer und Anna Steward, Lisa Schmidt und Jeanett Mayer, Stephan Schwarzmann, Annett Langer, Hans-Thomas Langer und Rebecca Suttner, Alexander Trattler und Johannes Brendel, Frieder Nagel und Stephan Scheiderer, Petra Krischke und Konstantin Krischke


10 – interview

Fotos: Helene Schütz


11 – irfan taufik

andreas radlmaier im gespr ä ch mit ...

Irfan taufik, Schauspieler, Regisseur, Filmemacher Am Ende müssen wir noch unbedingt seine Bibliothek bestaunen: Regale voller Klassiker von Sartre über Camus bis Shakespeare. Literatur, die er schon als Kind im Nord-Irak begreifen wollte. Inzwischen lebt Irfan Taufik (45) mehr als die Hälfte seines Lebens in Nürnberg und versucht als agiler Theatermacher Brücken zu bauen zu Jugendlichen aus diversen Migranten-Milieus. Die Bühne ist Berufung, seit den Kindertagen im Saddam-Regime, seit der Zeit im bewaffneten Widerstand und vier Jahren auf der Flucht. Irfan schaffte das. Und lebt heute mit Familie in einem Reihenhaus in Zabo. Ein Gespräch bei Kaffee und Kuchen über die aufgeflammte Flüchtlingsdebatte, verlorene Socken und seine Liebe zu Nürnberg. Andreas Radlmaier: Ist das Luxus und Lebenselixier für dich: ein Treffen bei Käsekuchen und Cappuccino im eigenen Heim? IRFAN TAUFIK: Ja, das ist meine Leidenschaft, das ist Erholung, mit Menschen zusammen im Gespräch zu sein. Gastfreundlich zu sein – das macht mir total Spaß. Kurdisches Erbe? Nicht unbedingt. Ich bin einfach so. Natürlich war es in unserer Familie Tradition, dass ein Gast, wenn wir beim Essen waren, etwas probieren musste. Selbst wenn er gerade keinen Hunger

hatte. Das verlangte der Respekt. Wirst du gerade wieder stärker an deine eigene Biographie erinnert, wo die Diskussion um Flüchtlingsquoten und brennende Lager wie Moria wieder im öffentlichen Streit landet? Das trifft mich gerade sehr tief. Ich weiß, wie es diesen Menschen geht. Ich habe es ja selber erlebt. Zwar nicht mit einem Brand im Lager. Aber die Situation ist auch ohne solche Zuspitzungen katastrophal. Und dann wird in Europa hin und her überlegt, einige rauszuholen. Und was ist mit den anderen? Du bist als Jugendlicher in mehreren Anläufen aus Kurdistan geflohen. Am Ende warst du ein Jahr auf der Flucht nach Europa. Ja, eine schwierige Geschichte. Aus diesen Erlebnissen habe ich ein Theaterstück gemacht: „Der Luftballon mit der blonden Perücke“, ein Monolog, der mit Thevo Theater entstanden ist. Vergisst man, verdrängt man das Erlebte? Oder lässt es sich verarbeiten? Man vergisst es nicht, weil man sich immer wieder daran erinnert, beim Spielen, an all die Stationen. Diese Lager, dieses Warten. Du weißt nie, ob und wann es weiter geht, aber eine Rückkehr ist auch ausgeschlossen. Denn da wartet das Feuer. Da will man lieber sterben. Hast du schockierende Dinge auf der Flucht erlebt?


12 – interview Oh ja. Das hat dich nicht folgern lassen, dass der Mensch schlecht ist? Nehmen wir als Beispiel die Schleuser. Das sind schlechte Menschen, in unserer Bewertung. Ähnlich einem Henker. Zu schleusen ist eine radikale Entscheidung. Aber wie wird man das? Macht man da eine Ausbildung? Nein, du wirst das, weil du zwölf-, dreizehn Mal auf der Flucht warst, aber du nie ans Ziel deiner Träume gekommen bist. Diese Expertise ist Voraussetzung für diesen Job. Dann hast du viel Geld vor Augen. Und wenn du es einmal gemacht hast, ist das wie eine Droge. Wo willst du dich beklagen? Du stufst diese Schleuser als böse ein und bist gleichzeitig dankbar, dass es sie gibt. Wie war das Willkommen für dich vor 24 Jahren hier bei uns, vergleichbar mit der Stimmung vor fünf Jahren bei der letzten großen Flüchtlingswelle? Gar nicht. Ich habe mich sehr, sehr fremd gefühlt. Ich hatte auch im Wissen um Deutschlands Vergangenheit tatsächlich Angst, wie ich betrachtet werde als schwarzschopfiger Mensch. Ich kam in Hannover an, wurde nach Braunschweig gebracht und bin nach einem halben Jahr nach Nürnberg gegangen. Warum? Ich kannte ein paar Menschen und war dann über Silvester hier. Das hat mir sehr gut gefallen. Auf der Burgfreiung, also oben auf der Nürnberger Burg, herrschte eine tolle Atmosphäre. Ich dachte mir: Was für eine wunderbare historische Stadt. Das sage ich heute übrigens immer noch (lacht). Da herrschte eine lockerere Atmosphäre, viel weniger Vorurteile. Das einzige Problem war der fehlende Zugang zu gleichaltrigen Einheimischen. Diese Sehnsucht bleibt ein zentrales Bedürfnis bei Neuankömmlingen. Deshalb mache ich heute auch diese integrativen Theater- und Schulprojekte mit Jugendlichen, mit und ohne Fluchterfahrung. Wie muss man diesen Menschen am neuen Lebensort helfen?


13 – irfan taufik Man muss sie an der Hand nehmen. Daher braucht es ganz viele Projekte und Menschen wie mich. Wir müssen uns einfach mehr engagieren. Ich begleite und berate die Jugendlichen, auch ehrenamtlich, bin deren „Vater“, zu dem sie Vertrauen haben. Sie sehen mich auch als Vorbild, wenn sie erfahren, was ich geschafft habe. Eine wichtige Motivation. Kriegs-, Flucht- und Asyl-Erfahrungen haben deiner guten Laune offensichtlich nichts anhaben können? Mich hat die Bürokratie anfangs schon geärgert, das Asylrecht. Es gab Momente, wo ich sehr verzweifelt war. Daher achte ich heute im Umgang mit meinen Jugendlichen sehr auf solche Stimmungen. Denn das ist ein psychologisch herausfordernder Moment, der dich ganz schnell auf Abwege bringt, auf negative Gedanken. Dann quittiert man Vorurteil mit Vorurteil, wird empfindlich und ist leicht zu manipulieren. Stichwort: Radikalisierung. Das habe ich vielfach erfahren. Hast du persönliche Lösungsansätze für diese andauernden Dramen, in die Millionen von Menschen gezwungen werden? Ich persönlich wollte immer meinen Horizont erweitern, zum Beispiel in England Theater zu studieren, neue Erfahrungen zu sammeln und diese dann im Irak umzusetzen. Wenn du aktiv bist, bleibt du nicht nur an einem Fleck, sonst verschimmelst du. Andererseits: Die Menschen verlassen ihr Land, wenn sie in Gefahr sind. Und das ist genau das, was wir auch erlebt haben. Du gehst zu Bett und weißt nicht, was über Nacht mit dir passiert. Mit diesem Gefühl hat meine Familie gelebt. Ich war vier Mal auf der Flucht. Den Koffer konnte ich dazwischen nicht mehr auspacken. Ich musste ja stets bereit sein. Fünf Jahre nach der letzten Flüchtlingskrise und „Wir schaffen das“ ziehen Medien gerne eine Parallele zum Virus-Jahr 2020. Kann man diese beiden Dinge deiner Meinung nach vergleichen, die Toten in den Flüchtlingsbooten und die Toten in den Kliniken?

Das sind zwei verschiedene Welten. Beim Virus gibt’s irgendwann eine Rettung. Aber es ist nicht so eine existenzielle Krise, wie ich sie schon mal erlebt habe in Kriegszeiten. Wir haben jetzt trotzdem grundsätzlich unsere Freiheit. Und wenn wir krank sind, wird sich um uns gekümmert. Auf einem überfüllten Boot übers Meer fahren zu müssen, ist ein großes Schicksal, da gibt’s keine Rettung. Das kann man nicht vergleichen. Da geht’s um Leben und Tod. Und das passiert in einer Sekunde. Hat dich eigentlich dieser ungeplante Wechsel in einen anderen Kulturkreis geprägt? Ich glaube, es war für mich von Beginn an einfacher, mich zu integrieren. Auch wenn Integration ein heikler Begriff ist. Warum war das einfacher für dich? Weil ich so aufgewachsen bin. Unsere Familie war sehr offen. Kannst du vergeben und vergessen? Ja. Wir sind so erzogen worden, Menschen behilflich zu sein, keinen Unterschied zu machen. Ich bin Moslem geworden, aber meine Eltern haben mich nie gezwungen, in die Moschee zu gehen oder zu beten. Glaube an Gott, aber sei tolerant und respektiere alle anderen Religionen. Mein älterer Bruder war Lehrer und hat sich in eine schiitische Frau verliebt. Für meinen Vater, Sunnit, wie wir alle, war das wie selbstverständlich. Sie war willkommen in unserer Familie. Deine Familie blieb 1996 im Nordirak. Warum bist nur du geflohen? Das war tatsächlich meine Entscheidung. Meine Mutter wollte das nicht. Ich bin zum letztmöglichen Zeitpunkt geflohen, nachdem Saddam Hussein befohlen hatte, nochmals den Nord-Irak anzugreifen und alle Männer in Haft zu nehmen. Es war Mitternacht, als ich mit anderen überstürzt verschwand, mit meinem Koffer. Richtung türkische Grenze. Das war gefährlich. Denn ich hatte Dollars dabei. Wenn man die gefunden hätte, hätte mich die irakische


14 – interview Polizei sofort erschossen, als abschreckendes Beispiel. Und wie war das, Abschied zu nehmen? Total durcheinander. Vor lauter Aufregung habe ich nicht gemerkt, dass ich nur eine Socke anhabe. Ich bin einfach gegangen. Die zweite bunte Socke hat meine Mutter übrigens aufgehoben, bis zu ihrem Tod im April dieses Jahres in ihrem Bett. War das alles im Rückblick mutig oder tollkühn? Ich weiß gar nicht, wie ich das bewerten kann. Anders gefragt: Würdest du es wieder machen? Eine ganz schwierige Frage. Ich kann mir das aus heutiger Sicht gar nicht mehr vorstellen. Hast Du Heimweh? Nein. In all den Jahren war ich so tief in dieser anderen Kultur, das bedeutete andererseits auch einen Bruch mit dem Irak. Was mich immer berührt, ist kurdische Musik. Dann kommt alles wieder hoch. Mehr als die Hälfte deines Lebens wohnst du nun hier. Was ist Nürnberg für dich? Ich würde sagen: Heimat. Ich habe tatsächlich das Gefühl, als sei ich hier geboren. Das mag lächerlich klingen, aber so ist. Es kommt sicher daher, dass ich mich wohlfühle. 2015 habe ich mich wieder fremdgefühlt, als seien wir gerade mit dieser Flüchtlingswelle angekommen und seien nicht schon seit 20 Jahren Teil dieser Gesellschaft. Das war einfach unangenehm. Und aktuell habe ich wieder Angst, dass die Stimmung kippen könnte. Wie erlebst du das Zusammenspiel dieser internationalen Stadt, die ja von der Zusammensetzung her weltläufiger ist als Berlin? Nürnberg ist international. Deswegen hat die Stadt es auch verdient, europäische Kulturhauptstadt zu werden. Was ich aufgrund meiner Erfahrungen kritisiere, dass die einzelnen Communitys eher nur auf sich fixiert sind. Aber man sollte doch hier nicht in alten nationalen Grenzen agieren. Daraus folgt für mich: Wir

müssen noch mehr zusammenleben und nicht nebeneinander. Magst du und machst du politische Kunst? Alles, was ich mache, besonders aber meine Dokumentarfilme, haben einen politischen Hintergrund. Ich versuche immer gesellschaftlich aktuelle Themen aufzugreifen. Aus naheliegenden Gründen geht es meistens um Flüchtlingspolitik. Wie kommt ein Junge aus dem Nordirak mitten im Golf-Krieg zur Bühne? Wir waren kurdische Revolutionäre, mein Vater war Kommunist. Wir Geschwister liebten das Theater und wollten damit auch Flagge zeigen. Also haben wir mit dem Segen der Eltern eine leerstehende Fabrik zum Theater umfunktioniert. Klar standen wir dabei unter Kontrolle des Regimes und mussten Zensur umlaufen. Hier im demokratischen Luxus kannst du auf der Bühne ungestraft Politiker beschimpfen und über alles reden. Solche Möglichkeiten hatten wir dort nicht. Welche Stücke wurden da aufgeführt? Shakespeare, Peter Weiss, Maxim Gorki. Gleichzeitig kurdische Volksstücke. Bei den europäischen Stücken haben wir stets politische Stoffe hergenommen und diese dann experimentell aufbereitet, so dass die Behörden den Hintergrund und die Absicht nicht begriffen. Du hast als Kind lieber gelesen als Fußball gespielt. Haben dich auch Bücher auf der Flucht begleitet? Ich hatte mein Tagebuch dabei und ein paar Fotos von meinen Theateraufführungen. Schon auf der Flucht stand für dich fest, weiter Theater zu machen. Du hast ja selbst in Flüchtlingslagern im Iran und in Griechenland gespielt. Theater hat mich einfach immer beruhigt und gerettet. Nicht nur mich, sondern auch die Menschen um mich rum. In Griechenland habe ich dann natürlich nichts Tiefgründiges mit den anderen


15 – julia fischer

VERANSTALTUNGEN KONZERTE THEATER KURSE TREFFS AUSSTELLUNGEN KINDERPROGRAMM


16 – interview Flüchtlingen geprobt. Sondern etwas Komisches, mit Humor, um sich abzulenken. Theater ist im Kern aber für mich keine Unterhaltung, kein Fernsehen, sondern etwas zum Nachdenken. Theater darf nicht gemütlich sein, Theater darf auch weh tun. Kunst soll jenseits des Arbeitsalltags die Sinne schärfen, wach machen. Du hast diesen Anspruch ja dann auch in Deutschland konsequent verfolgt, bist nach München auf die Schauspielschule und nach dem Abschluss zurück nach Nürnberg. Warum? Ich mochte wie gesagt die Stadt und hatte mir hier schon ein kleines Netzwerk in der freien Szene aufgebaut, auch das TheaterLabor gegründet.. Du arbeitest schon ganz lange mit Mittel- und Realschülern verschiedenster Herkunft zusammen, um denen Lust auf Theater zu machen. Gelingt das? Sehr. Ich merke, wie wichtig das ist. Theater kannst du mit jedem Menschen machen. Sie müssen nur Leidenschaft besitzen. Mein Ziel ist es, Kreativität freizulegen. Wenn sie in den AGs sind, wenn sie bei Projekten einsteigen, öffnen sie sich. Der eine kann singen, die andere Texte schreiben. Bei vielen ist auch schauspielerisches Potenzial vorhanden. Das verstärke ich dann, unterstütze und begleite diese Entwicklung. Was kann Theater, was ein fettes Auto und andere Statussymbole nicht liefern können? Man landet mitten in der Gesellschaft, erhält dadurch Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Wertschätzung. Durch ihre Aktivität unterstreichen diese Menschen: Wir sind da und wollen etwas für die Allgemeinheit beitragen! Was ist dein Lieblingsprojekt? Alle. Ich brenne für alle. Du bist 45. Hast du konkrete Nahziele? Ich bin glücklich mit meiner Familie und der Kultur und schreibe seit 2018 an meinem autobiographischen Roman, Arbeitstitel


17 – irfan taufik „Einfach anders“. Geplant sind 25 Kapitel, 15 sind fertig. Das erste heißt „Gift“ und beginnt vor meiner Geburt, im Mutterleib. Ich bin außerdem gerade mit der Tafelhalle im Gespräch für eine eigene Produktion über den Zyklus des Lebens. Ein Ziel von mir wäre die Gründung einer Internationalen Schauspielakademie auf professionellem Niveau. Ich höre immer wieder, dass viele Jugendliche gerne in Nürnberg studieren würden, anstatt woanders hinzugehen. Du hast deine Eltern nach der Flucht nicht mehr gesehen, sie sind inzwischen verstorben. Was hättest du ihnen noch gerne persönlich gesagt? Dass ich dankbar bin für die Offenheit, für die Erziehung. Hättest du ihnen auch gerne etwas gezeigt als Ergebnis dieser Erziehung? Natürlich. Mein Vater starb 1996. Mit meiner Mutter, die jetzt im April starb, war ich viel in Kontakt. Sie hat viel mitbekommen, was ich hier in Nürnberg mache, aber natürlich nie erlebt. Dein Vorname Irfan bedeutet auf Arabisch Wissen, Bildung. Das passt, oder? Naja, ich denke schon, dass man bei mir schon als Kind wusste, wo das hinführt, diese Sehnsucht, diese Suche, dieses Neugierigsein. Und um die Geschichte mit den Luftballons zu Ende zu erzählen: Ich habe als Junge immer Luftballons bemalt, mit blonden Haaren und blauen Augen, und habe mir in meiner Phantasie vorgestellt, das sei meine Freundin. Und jetzt habe ich hier zu meinem großen Glück meine blonde, blauäugige Frau fürs Leben gefunden.

Ifran taufik (45) ist kurdischer Abstammung und wuchs im Nord-Irak in einer Künstlerfamilie auf. Mit neun Jahren stand er erstmals auf der Bühne. Nach seiner Flucht wurde Nürnberg 1997 zum neuen Lebensmittelpunkt. Taufik machte eine Schauspielausbildung in München, gründete 2002 in Nürnberg die freie Gruppe Theater-Labor, war von 2004 bis 2006 Ensemblemitglied im Jugendclub des Staatstheaters und ist seitdem auch aktiver Bestandteil in verschiedensten Produktionen der freien Szene zwischen Gostner Hoftheater und Tafelhalle. Er ist Leiter des Theaterprojekts International im Loni-Übler-Haus, aktuell mit der Thevo-Produktion „Der Luftballon mit der blonden Perücke“ unterwegs, bereitet fürs Kindertheater Rootslöffel eine Produktion vor (Januar 2021) und eine Film-Doku unter dem Titel „Ich und die Pandemie“. Irfan Taufik lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Nürnberger Stadtteil Zerzabelshof.

Andreas Radlmaier ist als Leiter des Projektbüros in der Corona-Krise vor allem für die regionale Szene im Einsatz. Von Mai bis Juli liefen die Hofkonzerte „Back to Live“, der „Kunst-Anschlag“, den 60 Künstler*innen auf Großplakaten gestalteten, die „Seebühne@Dutzendteich“ als kleine Reminiszenz an ausgefallene Ereignisse wie Bardentreffen und Klassik Open Air. Bis 1. November ist im Stadtpark der Kunst-Parcours „Lost & Found“ zu erleben mit Installationen, Lichtkunst, Texten und Zeichnungen regionaler, bedeutender Akteure. Studium der Altphilologie, Englisch, Geschichte. Bis 2010 in verantwortlicher Position in der Kulturredaktion der Abendzeitung Nürnberg. 2003: Kulturpreis der Stadt Nürnberg für kulturjournalistische Arbeit und Mitarbeit an zahlreichen Publikationen.


18 – n2025 / Kulturhauptstadt

Das n2025-BewerbungsbĂźro-Team. Foto: kristina jalowa

Foto: olivia barth-Jurca


19 – bewerbung

n2025: Und was, wenn‘s klappt? Es ist konzipiert, besprochen, geschrieben, gelayoutet, abgesegnet und gedruckt, eingetütet und versandt. Jetzt ist es weg, das zweite Bid Book der Nürnberger Kulturhauptstadt-Bewerbung. Und wir sind keineswegs allein mit der Nervosität angesichts der herannahenden Entscheidung. Wir sind eingebettet in ein Stadtkollektiv, das weitaus mehr zu tun hat, als dem 28. Oktober zu harren. Dies ist der Tag, an dem die Jury die deutsche Kulturhauptstadt Europas 2025 bekannt geben wird. Für diejenigen, die das nicht mitbekommen haben in den vergangenen Jahren: Nürnberg will und soll genau das werden, will die Chance nutzen, das mitzunehmen, mit allem Pomp und Pipapo und dann den Schwung des Titels aufgreifen, um eine bessere Stadt für uns alle zu werden. Jetzt ist Endspurt. Wir widmen uns nun hier den Projekten der kommenden Wochen. Veranstaltungen, die es so nicht gäbe, wenn Nürnberg nicht 2025-Bewerber wäre.

Songlines Vol. II

Die Idee für Songlines als etwas anderes Musikfestival entstand im Rahmen des Bewerbungsprozesses. Die erste Ausgabe haben wir bereits genossen, jetzt gibt‘s Volume 2. Songlines will am 23.10. und 24.10. Utopie wagen und Begegnungen mit dem Fremden und Befremdlichen stiften. Dahinter steckt die Beobachtung, dass eine Stadt als wirklich urbaner Raum nicht bloß ein Wohnort ist, sondern vielmehr ein Ort der Überlagerung und Kollision. Die Musik der Künstler*innen vor Ort hat daran natürlich einen entscheidenden Anteil und genau deshalb will das Festival sie wieder aus den Proberäumen bzw. von den Bühnen holen und im Stadtraum installieren. Das geschieht erstens am Wöhrder See. Ab 15 Uhr bringen Musiker*innen, Bands, das Metropolmusik-Kollektiv und der Opernchor den See drei Stunden lang zum Singen. Tönt spektakulär.

Zweitens entdeckt Songlines die musikalische Dimension der FahrradInitiativen Nürnbergs. Ab 17 Uhr formieren sich diese an der Kulturwerkstatt Auf AEG zu einer musikalischen Bike-Crew, die auf ihrem Weg zum Germanischen Nationalmuseum mehrmals Station macht und zum Mitfahren und Mitmusizieren einlädt. Am Museum angekommen vereinigen sich die Radler*innen mit dem Chor der Vielfalt, gemeinsam entsteht eine vielsprachige Klangperformance am Kornmarkt. Drittens ist eine Überraschung, denn Vera Mohrs und ihr musikalisches Staatstheater-Team verraten nicht, wo in der Innenstadt ihr Programm stattfinden wird. Nur so viel: am 23.10. und 24.10., ab etwa 15 Uhr, irgendwo. Weiter geht´s viertens am Samstag, 24.10., in Langwasser, das sich in jüngster Vergangenheit zum Streetart-Hotspot gemausert hat. Und wo Streetart ist, darf HipHop nicht fehlen: verschiedene Künstler*innen der HipHop- und Breakdance-Szene und ein polnischer Soundtruck versetzen den Stadtteil ab 15 Uhr in Bewegung. Schon ab 14 Uhr tanzt die Gartenstadt: Choreografin Dilara Boz hat eine Performance vorbereitet, die als Reise durch verschiedene Tänze der Welt zu verstehen ist und durch die Straßen der Gartenstadt wandert. Zuletzt wandert auch noch die Musik des Knoblauchslandes in die Stadt hinein: Das Projekt STADT / LAND / KLANG bringt die städtische Indierock-Band The Elephant Circus mit den ländlichen Fränkischen Straßenmusikanten um Steffi Zachmeier zusammen, das Kollektiv bringt ab 13 Uhr den Weg zwischen Almoshof und Maxfeld in Schwingung und spielt ab 16 Uhr ein Abschlusskonzert im Marienbergpark. SONGLINES UND INSTAGRAM ... UND CURT curt ist ja von Beginn an Medienpartner – nun wird es noch intensiver:


20 – n2025 / Kulturhauptstadt während SONGLINES übernimmt curt den Instagram-Account von N2025 und bespielt diesen als rasender Reporter. Ja, so was geht!

DEN MÖGLICHKEITSSINn KITZELN

... gehört streng genommen auch ins Songlines-Kapitel, ist aber nicht zeitlich an das Festival gebunden. Dahinter verbergen sich die britische Komponistin und Klangkünstlerin Kaffe Matthews und ihr deutscher Kollege Erwin Stache. Diese beiden kreativen Klangköpfe verwandeln Nürnberg vom 16. bis 25. Oktober in einen Klangparcours, der an verschiedenen Ecken und Enden und im Rahmen künstlerischer Installationen und Interventionen Sound absondert. Matthews hat zusammen mit jungen Nürnberger*innen die akustischen Phänomene entlang der Pegnitz und in den sechs Tunneln untersucht, aufgenommen, mit anderem Soundmaterial vermengt und so einen Song erstellt, der die Stadt via GPS kartographiert: One River Six Tunnels. Ab 16.10. kann man sich (täglich 10-18 Uhr) in der Spitalgasse 1 ein Sonic Bike ausleihen, das das Erlebnis der Komposition beim Rumfahren ermöglicht. Aus Zuhörer*innen werden im Zuge dessen Sound-Produzent*innen, die auf ihren klingenden Fahrrädern durch eine musikalische Stadt düsen. Erwin Stache, ein Pionier der interaktiven Klangkunst, dessen Werke zwischen Beethoven und Kuckucksuhr changieren, stiftet der Stadt mehrere seiner Verunsicherungsmaschinen im öffentlichen Raum. Insgesamt sieben Stache-Installationen können im genannten Zeitraum besucht und bespielt werden, an der Lorenzkirche beispielsweise werden Metallrohre stehen, die auf Berührung mit unterschiedlichen Frequenzen reagieren. In der Kulturwerkstatt Auf AEG spielt ein Waschmaschinenprogrammscheibenorchester. Erst durch die Bearbeitung durch den Künstler werden die Unterschiede zwischen einzelnen Schaltgeräuschen offenbar. Und im Loni-Übler-Haus sind die Besucher*innen dazu angehalten, ihre eigenen Kompositionen auf mit elektronischen Elementen gekoppelten Tontöpfen zu verwirklichen. Infos zu allen Songlines-Events/-Stationen auf: songlines.n2025.eu

Raise Your Voice

Um den literarischen Aspekt von N2025 kümmert sich in diesem Herbst der Schriftsteller Albert Ostermeier in seiner neuen Funktion als Kurator eines künftigen Literaturfestivals, Raise Your Voice, das sich weniger als klassisches Lesungsfestival, denn vielmehr als Festival für Demokratie und Vielstimmigkeit verstanden wissen möchte. Los geht‘s allerdings hinter verschlossenen Türen, wenn sich internationale Autor*innen (u.a. Deborah Feldman, Kathrin Röggla, Joshua Groß, Ijoma Mangold) in Nürnberg treffen, die „Gruppe 2020“ gründen, zentrale Orte der Stadt besuchen und mit der Arbeit an einer gemeinsamen Erklärung zum Thema Stage Europe beginnen. Die üblichen, wichtigen Themen von Nachhaltigkeit über Klima bis Gender sollen besprochen, diskutiert, festgehalten werden. Am 24. Oktober wird das Ergebnis dann in der Tafelhalle verlesen. Diese Veranstaltung markiert auch den Auftakt des Festivals, das bis 2025 jährlich wachsen und seine Inhalte aus der diversen Stadtgesellschaft schöpfen soll. Alle Infos dazu auf kunstkulturquartier.de

Bid book, die zweite

Diese 100 Seiten gelten! Darin formuliert das Team um die Bewerbung konkret, was hier geschehen würde, wenn die Jury diese Stadt zur Siegerin kürt. Mehr als 60 Projekte stehen im zweiten Bid Book, alle beziehen sich auf die drei Säulen der Nürnberger Bewerbung – Humanity, Activity, Community – und den mitlerweile sehr geläufigen Claim PAST FORWARD. Grafisch ordnet das Bewerbungsbüro die Programmpunkte in „Bubbles“ (The Planet As A Playground, Mapping The World, Local Lab Europe, usw.), die um die Zeitmaschine Nürnberg kreisen – eine Zeitmaschine, die mit ihren kreativen Formaten wie mit Fangarmen gleichermaßen auf Zukunft und Vergangenheit zugreift. Obwohl viele umsetzbare Projekte bereits konkret sind, soll das Programm flexibel erweiterbar bleiben. Dafür ist im Etat der Kulturhauptstadt ebenso ein Posten reserviert, wie für die lokalen Szenen.


Kurt Rosenwinkel Trio 21 – goho kann was Pablo Held Trio feat. Nelson Veras Mathias Eick Quintet Zeitgeist Freedom Energy Exchange Lucia Cadotsch »Speak Low« Fazer Sebastian Studnitzky KY 4tet Bruno Rother Wettbewerb Preisträger*innenkonzert and more ... CURT YOUR LOCALS

WWW.CURT.DE / NBG

03.—08. NOVEMBER 2020 Kulturwerkstatt Auf AEG & Staatstheater Nürnberg


22 – n2025 / Kulturhauptstadt Zu den eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern zählt nicht nur der freche, skandalfreudige, adidas-Jacke-beschürzte Jonathan Meese und seine „Riefenstahl-Zeppelintribüne-Aktion“ (darüber wird diskutiert und sicher weiter diskutiert werden), sondern beispielsweise auch die kluge Autorin Fatma Aydemir. Im Zuge von Why Am I Here soll Aydemir mit Jugendlichen unterschiedlicher Stadtteile alltägliche Geschichten und Biografien der Menschen vor Ort sammeln. Aus Interviews entstehen Kurzgeschichten, die auf Gehörtem beruhen, aber die Lebensrealität der Jugendlichen reflektieren. Die Geschichten werden als Soundinstallationen in den öffentlichen Raum transportiert. Schön auch und angenehm unverkopft mal: In der Kulturhauptstadt schauen im August 2025 alle gemeinsam nach den Sternen: Stargazing sieht den Bau von Pop-up-Observatorien am Burgberg und weiteren Hügeln der Umgebung vor, die dann von den Planetarien und Sternwarten der Region bespielt werden. Hier findet dann auch die neuartige Dunkelheitskunst ihre Bühne, die im Vorfeld in Partnerschaft mit der finnischen Stadt Oulu in internationeln Künstler*innen-Residencies entwickelt wurde. Eine dritte Sache vielleicht noch, um einen Eindruck von der Bandbreite der potenziellen Aktionen zu vermitteln: Leni Riefenstahl, Hitlers Lieblingsregisseurin und -Fotografin, taucht ja mehrmals als kritischer Bezugspunkt für künstlerische Auseinandersetzung auf. A different view nun möchte die Riefenstahl-Arbeiten nicht erneut ästhetisieren und ihre faschistoide Bildsprache reproduzieren, sondern mit neuen, gegenwärtigen Perspektiven zeitgemäß und ermächtigend beantworten. Die Ausstellung, kuratiert von Shreela Ghosh, Direktorin des Free World Centre in London, setzt Riefenstahls kolonialistischem Blick auf den globalen Süden künstlerische Arbeiten aus dem globalen Süden entgegen. Dazu gehören zum Beispiel Künstlerinnen wie die indische Konzeptkünstlerin Mithu Sen oder die südafrikanische Fotografin Zanele Muholi, die mit ihren starken, provokativen Arbeiten laut für die Rechte von LGBTQ+ und People of Color eintritt.

All diese Ideen und Vorschläge müssten korrekterweise im Konjunktiv formuliert sein. Es sind Visionen für eine Kulturhauptstadt Europas in Mittelfranken. Der 28. Oktober 2020 wird es zeigen. Bis dahin halten wir die Luft an!

Das Bewerbungsbüro Kulturhauptstadt Europas 2025 der Stadt Nürnberg bringt unsere Stadt auf den bewerbungsWeg. Dabei steht eine Stärkung der lokalen Akteure sowie der Kultur- und Kreativwirtschaft ebenso im Vordergrund wie eine bessere Vernetzung der Stadt auf lokaler bis internationaler Ebene. es werden Transformationsprozesse angestoSSen, bei denen alle Bürger*Innen teilhaben und profitieren können. curt ist unterstützender medienpartner.

N2025-BÜRGERBÜRO Bei Fragen zur Bewerbung zur Kulturhauptstadt und zu den hier aufgeführten Themen hilft gerne das Bürgerbüro weiter. Aufgrund der aktuellen Situation ist es derzeit ausschließlich online zu erreichen. E-Mail an n2025@stadt.nuernberg.de www.n2025.eu www.facebook.com/N2025.Kulturhauptstadt www.instagram.com/nuernberg2025


Bündnis Bündnis für für Kultur Kultur

21 in & was out 23 –– locked goho kann

Soforthilfeprogramm Soforthilfeprogramm für für Kulturschaffende Kulturschaffende in in Nürnberg Nürnberg KunstKunst-und undKulturschaffende Kulturschaffendesind sindvon von den den Folgen der Corona-Krise der Corona-Kriseininbesonderer besondererWeise Weise bedroht, bedroht, NürnbergsKulturlandschaft Kulturlandschaftin inihrer ihrer ganzen ganzen Vielfalt Nürnbergs gefährdet. gefährdet. Das „Bündnisfür fürKultur” Kultur”möchte möchteschnell schnell und und Das „Bündnis effi zient Kunstund Kulturschaffenden aller effizient Kunst- und Kulturschaffenden aller Sparten,die dieininexistentielle existentielleNot Notgeraten geraten sind, sind, Sparten, finanzielleUnterstützung Unterstützungzukommen zukommen lassen. lassen. finanzielle

Unterstützt von: Unterstützt von:

Spenden Spendenunter: unter: www.gut-fuer-nuernberg.de www.gut-fuer-nuernberg.de oder an: „Freude für alle e.V.”, Sparkasse Nürnberg, oder an: „Freude für alle e.V.”, Sparkasse Nürnberg, IBAN DE63 7605 0101 0001 1011 11, Stichwort „Kultur” IBAN DE63 7605 0101 0001 1011 11, Stichwort „Kultur”


24 – KURZNACHRICHTEN

SuppKultur

FabLab

Bio-Erlebnistage

Sofie vervaecke. Foto: jesus valinas

Fachmarie: Bald geburtstag!


25 – ganz bunt

Neu, anders, schön & wichtig Fablab: 2. Open Repair Das FabLab-Team unterstützt Menschen, die kein Opfer der Wegwerfgesellschaft mehr sein wollen, bei der Instandsetzung von sämtlichen Gerätschaften – und bietet Hilfe zur Sebsthilfe. Das Ganze gegen Spende, dafür ohne Haftung. Alles nach dem Motto: Kriegen wir schon hin! Nach der erfolgreichen Premiere am 08.08. geht es am 10.10. weiter. Wieder mit Mundschutz und draußen, also Open RepAIR! Die Auflagen verlangen auch, dass sich Interessenten vorher anmelden, via: info@fablab-nuernberg.de oder telefonisch: 0176- 543 85 317. Und, ja, in FÜRTH. NICHT in Nürnberg (Lügenpresse!). Dass das FabLab auch die Kreativmesse Hack & Make im Rahmen der Cosumenta organisiert und curt Medienpartner ist, steht ausführlich auf Seite 78. FabLab. Schwabacher Str. 512, Fürth. www.fablab-nuernberg.de

Delikatessen 10/11 Köstlich! Der feine Feinkostladen namens delikatEssen feiert am 18.10. seinen 12. Geburtstag. Normalerweise gabs zu dem Anlass lecker Sektchen für die Gäste, dieses

Jahr verbietet sich die Verkostung leider. Das heißt aber nicht, dass die Kundschaft auf ihren Schaumwein von der Sektkellerei Szigeti aus Gols im Burgenland verzichten muss. Von 20. bis einschließlich 24.10. gibt´s 12 Prozent Rabatt auf den feinen Sprudel. Ab Ende Oktober beginnt im delikatEssen dann die Vorweihnachtszeit, die man daran erkennt, dass die Lebkuchen aus dem Essigbrätlein von Bäckermeister Arnd Erbel ins Sortiment wandern, wie die Wichtel in die Nordpolwerkstatt. Das Team mahnt, frühzeitig an Geschenke zu denken, weil in den kleinen Laden immer nur eine begrenzte Anzahl an Personen rein darf. Aktuelle Infos auf der Homepage und auf Insta: @delikatessennuernberg. delikatessen, Weinmarkt 14, Nbg. www.delikatessen-nuernberg.de

13 Jahre Fachmarie Ab dem 13. Oktober feiert die Glücksboutique mit Botschaft – siehe auch Seebrücke-Support, Mädchen/Frauen-Empowerment ... – ihren Geburtstag. Von Beginn an und schon immer mit curt freundschaftlich verbandelt, freuen wir uns sehr, dass es diesen Shop in

Gostenhof nun schon so smart und so lange gibt – und gratulieren inbrünstig! 13 Tage lang wird ab dem 13.10. gefeiert, da sind wir mal gespannt, was uns da erwartet. Au feden Fall 13% Rabatt auf alles mit Rosen, Roseneis von Calabrese 54 und rosige Überraschungen! Fachmarie, Fürther Str. 50, Nbg.

Fotowettbewerb: Mehr als 1000 Worte Einerseits ist da die beschauliche Metropolregion im Norden Bayerns, andererseits eine der größten Metropolregionen der Welt: Shenzen am Perlflussdelta, 20 Millionen Menschen. Diese beiden Partnerinnen haben, auf den ersten Blick, nicht allzu viel gemein. Hinzu kommt die Sprachbarriere. Das Konfuzius-Institut Nürnberg-Erlangen möchte daher einen Dialog ins Leben rufen, der keine Worte braucht, da er auf Bildern beruht. Noch bis zum 14. Oktober könnt ihr eine fotografische Zukunftsvision in den Wettbewerb einreichen, indem ihr es mit dem Hashtag #zukunftsfoto verseht und dem Instagram-Account @mehrals1000worte_com folgt. Am 15. Oktober wählt dann eine Jury


26 – KURZNACHRICHTEN die 50 besten deutschen Einsendungen, die zusammen mit den 50 besten chinesischen auf der Homepage ausgestellt werden. Eine deutsch-chinesische Jury kürt schließlich fünf preiswürdige Bildpaare, die zehn Fotograf*innen bekommen Sachpreise, der erste Preis ist ein Flatscreen-TV. Ab November stellt das Konfuzius-Institut dann 100 Bilder aus, in der Öffentlichkeit und in den eigenen Räumlichkeiten. Konfuzius-Institut, Virchowstra. 23, Nbg. mehrals1000worte.com konfuzius-institut.de

Kunstförderpreis für Sofie vervaecke Wieder mal eine Auszeichnung für das ausgezeichnete Tanzensemble des Nürnberger Staatstheaters: Sofie Vervaecke erhält den Bayerischen Kunstförderpreis, verliehen vom Bayerischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Die gebürtige Belgierin kam 2015 als Gasttänzerin nach Nürnberg und wurde 2017 festes Mitglied des Ensembles. Die Jury hebt hervor: „Sofie Vervaecke ist stets fokussiert und verbindet eine makellose Technik mit einer großen musikalischen Begabung und schauspielerischer Versatilität. Ihren immer eleganten fließenden Tanzgestus vermag sie dank erstaunlicher Athletik und Stamina auch für physische Extremherausforderungen zu öffnen.“ Besonders

überzeugend habe sie das in der Rolle der „Auserwählten“ in Goyo Monteros Sacre, zur Musik von Igor Strawinksy, unter Beweis gestellt. In der kommenden Spielzeit, die wegen des Virus unter besonderen Vorzeichen stattfindet, wird Sofie unter anderem in Sergej Prokofjews Peter und der Wolf/Ein Tanzstück Über den Wolf (UA) von Goyo Montero solistisch zu sehen sein. Staatstheater Nürnberg. Richard-Wagner Platz 2-10, Nbg. staatstheater-nuernberg.de Pssst: Einmal Bayrischer Kunstförderpreis ging auch in die curt-Redaktion, aber wir üben uns, wie man uns kennt, natürlich wieder in feinem Understatement.

Gostners SuppKultur Die SuppKultur (Kunstförderpreisträger (oha!) Andreas Thamm und Stephan Goldbach) zieht im Oktober in ihre neue Heimat im Gostner LOFT. Heißt: Ab sofort gibt es hier einmal pro Monat, immer am letzten Dienstag, ein konzeptuell-inhaltlich abgeschmecktes Programm aus Text, Musik und Suppe, Themenabende, szenische Lesungen, Live-Hörspiel. Los geht‘s am 27.10. herbstlich-passend, ist ja auch fast Halloween, mit dem schaurigen Abend Kopf ab. Theo Fuchs liest Horrorgeschichten, Historiker Peter Kunz referiert über fränkische Gruselsagen und das Jazztrio

Goldfischmund (Linda Mund, Stephan Goldbach, Flo Fischer) schafft mit musikalischen Mitteln eine entsprechend düster-aufregende Atmsophäre. Und Suppe gibts auch. Kommt so zahlreich wie es eben geht. Gostners SuppKultur. Gostner Hoftheater, Austraße 70. gostner.de facebook.com/suppkultur.nbg

Schweigemarsch Gemeinsam gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei – zeitgleich mit vielen weiteren Ländern soll weltweit mit dem ‚Walk for Freedom‘ auch in Nürnberg erneut auf die Problematik von Menschenhandel und moderner Sklaverei aufmerksam gemacht werden: Schweigend und komplett in schwarz gekleidet wird sich am 17. Oktober um 14 Uhr eine Menschenkette durch die Nürnberger City aufmachen und ein Zeichen setzen. Zeitplan: 14 Uhr Beginn am Kornmarkt. 14:30 Start des Walk for Freedom durch die Nürnberger Innenstadt. 15:30 Ende des Walks am Kornmarkt.

Virtueller Lernort Weltladen Noch bis zum 20.11. bietet der Weltladen Fürth Online-Kurse für Menschen an, die über Themen der sozial-ökologischen Transformation und Welternährung gerne mehr


27 – GANZ BUNT

10 Kisten Mönchshof Da man ja bekanntlich auch in der kalten Jahreszeit dehydrieren kann, versorgen wir euch mit 5x2 Kisten des rechts abgebildeten Edelstoffs. Schreibt einfach eine Mail an gewinnen@curt.de, Stichwort „Mönchshof“,

wissen möchten. Ist ja auch wichtig das. Mit spielerischen Elementen soll auf der Plattform auf die zerstörerischen Folgen unseres Handelns auf unserem Planeten hingewiesen werden. Die Online-Kurse beschäftigen sich mit Themen wie fairer Ernährung und bieten Möglichkeiten, neue Perspektiven einzunehmen. Das Weltverteilungsspiel hält Mitspielende dazu, Bevölkerung und Einkommen neu zu verteilen. Das Programm ist umfangreich und horizonterweiternd und komplett kostenlos. Virtueller Lernort Weltladen. lernort.weltladen-fuerth.de

der Rest fügt sich. Und wenn ihr wollt, dann stoßen wir auch mit euch an, trinken aufs Leben, auf die Liebe – und vielleicht machen wir dann sogar noch ein gemeinsames Bäuerchen und sinnieren ein wenig. Prost schon mal!

Hart aber Fürth Der Donnerstag ist politisch in Fürth. Die Gesprächs- und Diskussionsreihe Hart aber Fürth widmet sich in Oktober und November dem wichtigen Thema rechte Hetze im Netz. Am 08.10. sprechen Sarah Lohr (Akne Kid Joe) und Ramona Deniz (Politologin) über Heimatliebe und Fremdenhass in der Musikszene und Künstler*innen, die ihre Reichweite dazu nutzen, dem Publikum rassistische und antisemitische Ressentiments unterzujubeln. Am 29.10. läuft die funk-Dou Lösch dich, die die Aktivitäten des rechten Troll-Netzwerks Reconquista Germanica beleuchtet. Und am 12.11. erzählen Patrick Stegemann & Sören Musyal von ihren jahrelangen Recherchen in der rechtsextremen Szene. Die beiden haben über Kommunikationsstrategien der Rechtsradikalen das Buch Die rechte Mobilmachung geschrieben. Hart aber Fürth. Je 19.30 Uhr im Kopf und Kragen, Ottostr. 27, Fürth. echt-fuerth.de

DER FRÜHE VOGEL FÄNGT DEN WURM! Heute schon an die Weihnachtseinkäufe denken!

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28 – KURZNACHRICHTEN

Nürnbergs 1. Fahrradparkhaus Das größte Schwein im ganzen Land ist und bleibt nicht der Denunziant, sondern der Fahrraddieb, das weiß jede*r, der/die jemals Opfer so einer feigen Sau geworden ist. Und wir kennen quasi NIEMANDEN, dem noch kein Fahrrad geklaut wurde! Weil der Mensch so verkommen ist, ist man gewungen, sein Fahrrad zu schützen, anzuleinen, wegzusperren. Wer eine Reise tut, nach Forchheim zum Beispiel oder in andere per Bahn erreichbare Orte, kann sein Bike nun neuerdings in die Obhut des Fahrradparkhauses am neu aufgehübschten Nelson-Mandela-Platz geben. Man findet den „Fahrradspeicher“ direkt an der Südseite des Bahnhofs.

400 Räder haben darin Platz. Kostet 70 Cent pro Tag, sieben Euro pro Monat und 70 Euro pro Jahr. Außerdem gibt‘s im Inneren eine Servicestation mit Luftpumpe und Schlauchautomat. Tolles Ding von SRAP Sedlak Rissland Architekten, www.srap.land!

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29 – GANZ BUNT Ku

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30 – interview a. hornung

Fotos: Helene schütz


31 – kommunikation

annabelle Hornung: neue meuseumsleitung, neue ausstellung - und curt ist dabei Zum 1. Juni 2020 übernahm Dr. Annabelle Hornung die Leitung des Museums für Kommunikation Nürnberg. Welche Pläne sie hat, wie der Kontakt zu ihrer Vorgängerin Marion Grether so ist, ob ihr Nürnberg gefällt und warum curt gleich mal zum Medienpartner für die neue Ausstellung wird, hat sie uns berichtet: CURT: Frau Hornung, wir sind quasi Nachbarn, und die Südstadt verbindet. Sind Sie in Nürnberg schon richtig angekommen, mit Familie, Sack und Pack? A. HORNUNG: Im Moment pendle ich leider noch: ich fahre an den meisten Wochenenden nach Frankfurt. Unter der Woche habe ich aber tatsächlich eine kleine Wohnung in der Südstadt Nürnbergs, wo ich mich sehr wohl fühle, aber tatsächlich suchen wir etwas Größeres für die gesamte Familie. So oder so bin ich in Nürnberg „angekommen“ – ich fühle mich wohl hier, da mir Stadt, Job und die ganze Atmosphäre sehr gut gefallen. Sie kommen aus Frankfurt am Main, wo Sie bisher das Veranstaltungs- und Ausstellungsmanagement an der Goethe-Universität leiteten. Und nun ein Museum. Wie kam es dazu? Ich komme ursprünglich aus dem Museumsbereich und habe eine ganz klassische museale „Ausbildung“ bzw. berufliche Sozialisa-

tion durchlaufen, mit Praktika im Museum, als freie Führungskraft, mit wissenschaftlichem Volontariat, Erfahrungen im Kuratieren von Präsentationen sowie Ausstellungs- und Eventmanagement. Es war und ist, seit ich als Praktikantin das erste Mal eine Ausstellung begleiten durfte, mein präferierter Arbeitsbereich. Es war immer klar, dass ich – trotz der spannenden und lehrreichen Zeit an der Universität, in der ich auch Ausstellungen mitgestalten durfte – irgendwann ins Museum zurück möchte. Eine Museumsleitung mitten in der Coronakrise zu übernehmen, ab dem 1. Juni, kann man nicht planen. War der Einstieg dadurch etwas ruhiger, oder erst recht viel stressiger? Ich hatte trotz Corona einen guten Start hier; das liegt in erster Linie an dem wunderbaren Team des Museums, das mir den Einstieg sowohl professionell, als auch menschlich erleichtert hat. Daher fühlte sich der Start hier fast normal an. Ich freue mich trotz Corona immer auf das Museum, da das gesamte Team und ich jeden Tag daran arbeiten, die digitalen Potentiale der Krise für unsere Arbeit zu nutzen, aber stets auch unseren Gästen den analogen Besuch so sicher und entspannend wie möglich zu gestalten. Auch bei meinen Antrittsbesuchen bei den anderen Direktor*innen wurde ich übrigens stets herzlich empfangen. Von einer fränkischen


32 – interview a. hornung Verschlossenheit habe ich zwar gehört, sie ist mir aber bisher noch nicht begegnet. Schade ist allerdings, dass ich meinen Einstand hier nicht so richtig feiern konnte. Das wird aber nachgeholt. Sie holen mit #neuland nun Ihre erste „eigene“ Ausstellung ins Haus. Wie fühlt sich das an? Es fühlt sich sehr gut an! Die Übernahme von Präsentationen aus den anderen Museen für Kommunikation hat Tradition, aber ich freue mich besonders, dass #neuland - Ich, wir und die Digitalisierung meine erste Ausstellung hier im Museum für Kommunikation Nürnberg sein wird. Zum einen interessiert mich das Thema des digitalen Wandels sehr, sowohl im musealen Zusammenhang als auch als Privatmensch, und zum anderen ergänzen wir die Ausstellung durch Exponate und im Rahmenprogramm mit einem besonderen Nürnberg-Bezug – sodass #neuland zum Teil tatsächlich unsere ganz „eigene“ Ausstellung wird. Was alles macht #neuland so besonders? #neuland ist aus mehreren Gründen spannend: Erstens glaube ich, dass das Thema im Moment, was nicht nur mit der Krise zusammenhängt, einen Nerv trifft. Es ist eine Atmosphäre, in der für den digitalen Bereich – seien es neue Veranstaltungsformate oder Arbeitsformen – innovative Dinge entstehen werden. Zweitens trifft die Ausstellung genau die Grundidee des Museums für Kommunikation: Phänomene der Medienentwicklung werden aufgezeigt, um ihnen mithilfe der Mediengeschichte zu begegnen. Man ist für die Herausforderungen des digitalen Wandels ganz anders gerüstet, wenn man versteht, wo die Transformation herkommt und genau das zeigt #neuland, aber auch unsere Dauerausstellung. Ein weiterer Grund liegt zudem in Nürnberg, bzw. der Monopolregion selbst, welche im digitalen Bereich, ob Bildung, Wirtschaft oder Industrie, sehr


33 – Lucius A. Hemmer gut aufgestellt ist. Dass es viele spannende digitale Player in und um Nürnberg gibt, habe ich schnell erfahren und das zeigt auch unser vielfältiges Begleitprogramm zur Ausstellung. Sie sagten: „Die Krise ist eine Chance, dass der digitale Wandel ernster genommen wird.“ Kommunikation hat sich durch Corona verändert – allerdings auch in analoger Richtung. Was konnten Sie beobachten, was passiert damit in der neuen Ausstellung? Krise ist immer auch eine Chance, das ist richtig. Wir beobachten gerade jetzt, dass Kommunikation nicht nur für manche, sondern eben in weiten Teilen ins Digitale verlegt wurde und dass das gar nicht „weh tut“. Es gab vor Corona z.B. deutlich mehr Vorbehalte gegenüber digitalen Arbeits- und Veranstaltungsformen. Es ist gut, dass diese sich langsam abgebaut haben. Hier zeigt sich, wie die Pandemie die Digitalisierung „pusht“. Andererseits gibt es auch eine Rückkehr zum Physischen, weil wir das schmerzlich vermissen. Wir rufen seitens der Sammlungen der Museen für Kommunikation auf, uns Corona-Exponate zuzusenden und erhalten viele ganz materielle Exponate, wie z.B. handgeschriebene Briefe, Hamsterpakete oder selbstgebastelte PostkartenKonvolute. Die Menschen empfinden die Wertigkeit dieser Dinge in den schnelllebigen digitalen Zeiten offensichtlich als besonders hoch. Zudem gibt es auch ganz spannende „analogditale“ Mischphänomene, wenn wir z.B. über ein Online-Tutorial oder -Kurs lernen, wie wir zuhause dann ganz analog heimwerken, backen, kochen oder gärtnern. Das war ein großer Trend auch im Lockdown, wird aber sicher noch weiter fortgeführt. curt arbeitet schon lange mit dem MfK zusammen, zu unserem Jubiläum hatten wir sogar für ein paar Tage ein erlebbares Büro im großen Festsaal errichtet und von dort aus gearbeitet. #neuland ist nun die erste curt-MfK-Koop unter Ihrer Führung, und auch das wird ziemlich intensiv. Ist der enge Austausch mit den Medien grundsätzlicher Bestandteil Ihres Führungskonzepts?


34 – interview a. Hornung Medien sind für Museen grundsätzlich wichtig und man sollte immer bestrebt sein, miteinander im konstruktiv-kritischen Dialog zu sein und auf dieser Basis gut zusammenzuarbeiten. Wir blicken auf viele schöne Kooperationen und Projekte mit (lokalen) Medien, auch mit curt, zurück. Das will ich gerne fortführen und für #neuland erschien mir diese Medienkooperation als sehr passend. Für uns als Kommunikationsmuseum gilt noch im Besonderen, dass wir uns auch aus der analysierenden Sammler*innen-Position heraus für die Medien, deren Funktions- und Arbeitsweisen sowie Entwicklungen interessieren. Ihr Vorgängerin Marion Grether leitet zukünftig das Deutsche Museum Nürnberg. Halten Sie Kontakt – oder gibt es gar es eine Art „Museumsdirektor*innen-Stammtisch“? Marion Grether und ich kennen uns schon länger, schon seit unserer Zeit in den Museen für Kommunikation Berlin und Frankfurt. Das heißt, wir haben auch über den berühmt-berüchtigten Museums-Stammtisch, zu dem übrigens nicht nur die Leiter*innen kommen, hinaus Kontakt. Ich schätze Marions Arbeit als Museumsmacherin und Netzwerkerin und natürlich ihren Rat, der hat mir zu Beginn sehr geholfen. Darüber hinaus freue ich mich schon, wenn irgendwann das Museum für Kommunikation und das Zukunftsmuseum für ein spannendes Ausstellungsprojekt zusammenarbeiten. Gibt es schon Planungen für weitere Projekte/Ausstellungen? Und: Ist ein Museum für Kommunikation eine große Spielwiese? Jedes Museum hat in erster Linie den Auftrag als außerschulischer oder außeruniversitärer Lernort Bildung und Wissen zu vermitteln. Dieser Auftrag ist dem Museum für Kommunikation wichtig, da Kommunikation und Medien an gesellschaftspolitischen Ereignissen besonders „nah dran“ sind. Dann alles in spannende Ausstellungen oder mitunter einfach tolle Projekte zu verpacken, ist das, wofür das MfK bereits seit Jahren steht und

was mir selbst auch besonders viel Freude bereitet. Als kommendes größeres Projekt kann man vielleicht #nueworld benennen, eine Live-Gaming-Reihe, die wir gemeinsam mit dem Haus des Spiels, dem Medienzentrum Parabol e.V. und dem Medienwissenschaftlichen Institut der FAU realisieren werden. Diese beginnt zwar mit der #neuland-Ausstellung, wird aber darüber hinaus noch weitergeführt. Nürnberg ist die vielleicht schönste Stadt der Welt. Was gefällt Ihnen bisher am besten? Mir gefällt in Nürnberg die Mischung aus Mittelalter und Industrie, aus Geschichte und Moderne, aus Kunst und Natur und vor allem die spannende Museums- und Kulturlandschaft. ... und natürlich das curt Magazin mit seinem sehr schönen, sehr speziellen Hund! Danke für die Koop!

Annabelle hornung kommt aus Frankfurt und hat dort vorher an der Goethe-Universität das Veranstaltungs- und Ausstellungsmanagement geleitet. Dort hatte sie Germanistik und Kunstgeschichte studiert. Ihren Mann lernte sie im Frankfurter Museum für Kommunikation kennen, in dem sie von 2009 bis 2012 gearbeitet hat. Sie haben eine Tochter und leben bald gemeinsam in Nürnberg.


35 – kommunikation


36 – ausstellung

Fotos @ #neuland

Fotos: Helene schĂźtz


37 – kommunikation

#neuland, Digital und museal

www.dbmuseum.de

Nun lädt das Nürnberger MfK ein, dieses Land zwischen Datensumpf, Lake Loneliness und Mount Dislike zu erkunden, denn so vertraut es uns auch sein mag, so sehr es jeden Lebensbereich eines jeden Menschen beeinflusst: es gibt immer noch so viel zu entdecken! So zeigt die Ausstellung Praxen und Orte des Digitalen und fragt, wie das Internet unsere Beziehungen, unsere Kommunikation verändert, wie wir eine digitale Gesellschaft gestalten wollen. curt tänzelt auf allen Plattformen durch dieses Neuland und ist deshalb Medienpartner. „Als Kuratorinnen“, sagt Tine Nowak von der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, „hat uns die Frage beschäftigt, wie sich die Digitalisierung auf uns als Einzelpersonen und zugleich auf uns als Gesellschaft auswirkt. Die Antwort ist für alle etwas anders: für die einen ist das ein alter Hut, die anderen fangen gerade erst mit der Erkundung an. Die Ausstellung soll daher zugleich Dialograum sein, in dem man reflektieren kann, wo man selbst in diesem #neuland verortet ist.“ #neuland: Ich, wir und die Digitalisierung. 28.10.2020 – 25.04.2021 im Museum für Kommunikation www.ausstellung-neuland.de

Fotos: DB Museum, Karin Stöhr, shutterstock.com, istockphoto.com

Angela Merkel hat den Begriff etwas ungeschickt geprägt, das Museum für Kommunikation greift ihn ab 28.10. für seine kommende Sonderausstellung auf: #neuland: Ich, wir und die Digitalisierung. Die Ausstellung, die in Kooperation mit der Nemetschek Stiftung im Schwestermuseum in Frankfurt a.M. entwickelt und zuerst gezeigt wurde, fasst das Digitale im Sinne des Merkel-Zitats als geographisches Gebiet, als terra incognita, auf. curt ist Medienpartner.

THEMENMONAT NOVEMBER

BAHNHOFS

ZEITEN Neu im DB Museum


38 – interview

Fotos: christoph marderer


39 – skaterboy

hansi Bruckmeier: Skateboardfahren ist Therapie Auf den ersten Blick ist der junge Mann mit dem schwarzen Shirt und den in die Stirn hängenden Haaren einer von vielen, die an einem sonnigen Spätsommertag am Kornmarkt mit dem Skateboard hin und her und dann da hoch und ... was die nicht alles machen ... Spätestens aber, wenn der Blick für einen Moment auf diesem Hansi verharrt, fällt der weiße Stock auf, mit dem er fahrend vor sich nach Hindernissen tastet – denn Johannes Bruckmeier sieht fast nichts. Skateboard fahren und nicht nur fahren, sondern auch noch gut, kann er trotzdem. Oder erst recht. Hansi, ich möchte zuerst deine Beeinträchtigung verstehen. Du hast einen Sehrest. Kannst du kurz erklären, was das bedeutet? Ich habe einen Tunnelblick, der dem Durchmesser einer Klopapierrolle entspricht. Oben, unten, links, rechts sehe ich nichts. Wenn ich dich jetzt anschaue, sehe ich dein linkes Auge. Auf eine Entfernung bis 15 Zentimetern sehe ich scharf, danach unscharf. Wenn es zu hell oder dunkel ist, sehe ich nichts. Wenn ich zu schnell bin, habe ich Kontrastschwierigkeiten. Das heißt, bei schnellen Trickabfolgen sehe ich quasi gar nicht, was auf mich zukommt. Wenn die Farben zu ähnlich sind, was in vielen Skateparks ein großes Problem ist, erkenne ich auch nicht richtig …

Und das ist eine angeborene Krankheit? Genau, das ist die Retinitis Pigmentosa. Die beiden blinden Pro-Skater Justin Bishop und Dan Mancina habe das auch. Eigentlich führt sie zur totalen Erblindung. Da ich mit sechs Jahren in Kuba operiert wurde, ist der Verlauf erstmal gestoppt. Wie kam es, dass du angefangen hast zu skaten? Mein Bruder war ziemlich groß dabei, hat mehrere Contests gewonnen, ein paar Filme herausgebracht und auch im Skateshop gearbeitet. Das heißt, Skaten ist, seit ich auf der Welt bin, präsent. Ich bin eines der Jahrtausenderwende-Kids, von denen Dank Tony Hawk jeder ein Skateboard zu Hause hatte. Wirklich angefangen habe ich erst vor drei Jahren, davor bin ich nur rumgerollert. Ich bin auf ein Internat gegangen, wo ich nicht skaten durfte. So etwas wie Leichtathletik wäre kein Problem gewesen, aber erzähl das mal einer Versicherung, wenn ich mich beim Skaten verletze! Aus dieser Position kann ich es schon verstehen. Vor drei Jahren war ich dann in der Examenszeit. Meine Exfreundin hatte Schluss gemacht und ich hatte nicht groß Lust auf Liebeskummer. Da ich mich zu der Zeit sehr mit Punkrock angefreundet habe, hatte ich eh Bock auf Skateboarding. Also Zack!, in den TX Store rein, Board geholt, vom Chef Sven den Blick geerntet: Was


40 – interview hansi will der jetzt da? So fing das an. Wie sehr war das für dich mit Angst und Überwindung verbunden? Gar nicht. Rumgerollert bin ich ja schon seit ich vier Jahre alt bin. Damit wieder anzufangen, war nicht mit Angst verbunden. Dann aber irgendwo drüber zu springen, das hat schon Überwindung gekostet. Oder mein erster Drop-in, den ich vor vier Wochen gemacht habe. Das ist etwas anderes, das ist ungewohnt. Aber rollen war nie ein Problem, was soll passieren? Fahre ich halt irgendwo gegen, mein Gott. Als du mit dem Skaten wieder angefangen hast, was waren so die ersten Erfolgserlebnisse? Mein erster Trick war ein Slappy Noseslide, was ziemlich cool für mich war. Der größte Erfolg war nach neun Stunden Arbeit der Boardslide, damals noch ohne Stock. Was gibt dir dieser Sport? Was ist für das Besondere daran? Das es für schon mal gar kein Sport ist. Für mich ist es Kunst. Im Sport gibt es Gewinner und Verlierer, gut und schlecht. Wenn du dich hier umschaust: Jeder hat seinen eigenen Style, keiner trägt Sportklamotten. Keiner sagt zum anderen, du bist schlecht. Jeder macht sein Ding. Auch bei Contests sagt man zwar, es gibt einen Gewinner, aber Verlierer gibt es nicht. Man reist viel, man kreiert etwas Neues, man schneidet Filme, man macht Kunst. Dazu kommt ein schönes Lebensgefühl. Sag mir eine Sportart, in der der Profi mit den Amateuren zusammen Sport macht. Ein Thomas Müller würde höchstens mit Bambinis spielen, wenn Kameras dabei sind. Chris Pfanner ist ab und an im STG Skatepark im Burggraben. Und Tony Hawk skatet immer noch mit Beginnern – und der ist Milliardär! Wenn ich deine Videos ansehe, dann gibt es Sachen, die machst du mit dem Blindenstock, andere ohne. Wovon hängt das ab? Mit der persönlichen Entwicklung. Ich mache heute viel mehr mit Stock. Als ich angefangen habe, ging er mir auf die Nerven, er war

im Weg. Ich wusste nicht, wie ich ihn einsetzen soll. Das Problem war, dass ich dadurch sehr langsam gefahren bin, und damit kann man nichts erreichen. Ich wollte mehr Boardslides und Noseslides können, also mit dem Brett irgendwo draufspringen und schlittern. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wann mein Hindernis zu Ende ist. Das geht mit Stock einfacher. Ich kann die Gegend besser abchecken und erkennen, was auf mich zukommt. Mittlerweile gehört der Stock zu meinem Skateboarding einfach mit dazu. Das Andere ist: Ich fahre mit dem Board zur Arbeit und auch zum Einkaufen, da brauche ich den Stock. Er ist eine große Hilfe geworden, weil ich gelernt habe, ihn einzusetzen. Leider zerbricht er öfter … Wie oft? Das ist jetzt der dritte Stock in einem Monat – das ist aber schon ein hoher Schnitt. Normalerweise hält der bei mir zwei bis drei Monate. Was immer noch ein ziemlich hoher Verschleiß ist. Die Teile halten eigentlich ein Leben lang, die sind hart, die tun weh, wenn du sie gegen‘s Schienbein kriegst. Auf freien Flächen, wo ich mich auskenne, skate ich noch ohne Stock, das ist ein freieres Gefühl. Der Stock ist ja auch ein Erkennungszeichen. Wie oft wirst du angesprochen? Manchmal gar nicht, aber das ist die Seltenheit. Besonders auffällig ist, wenn ein Kameramann oder Fotograf dabei sind, dann kommen alle Leute dazu. In Nürnberg ist es etwas gedämpfter, da hat es sich rumgesprochen. In anderen Städten schauen Leute manchmal total dumm. Zwei Mal wurde ich auch schon angefeindet, die meisten finden es aber cool und beeindruckend. Wie gehst du im Normalfall damit um, wenn du angesprochen wirst? Hast du eine Strategie entwickelt? Es ist tatsächlich ein Problem, weil ich nicht arrogant wirken möchte, aber in der Regel winke ich einfach ab. Ich höre häufig Sätze wie: Krass, dass du das machst. Ich weiß aber, es geht mehr.


41 – skaterboy Ich kenne die beiden Proskater, die können mehr. Also, eine gute Strategie, außer zu sagen, „passt schon“, habe ich leider noch nicht. Es gibt ein YouTube-Video von dir, in dem du die Menschen bittest, damit aufzuhören, zu sagen, es tue ihnen leid, dass du fast blind bist ... Mitleid ist etwas Hässliches. Es hilft keinem. Was hilft es mir, dass es dir leid tut, dass ich eine Behinderung habe? Mitgefühl ist etwas anderes. Mitgefühl sagt, okay, ich verstehe, dass das ein Problem ist, ich kann das nachvollziehen. Mitleid suggeriert, das jemand in seiner Situation gefangen ist. Ja, ich habe etwas mit den Augen, aber ich habe zwei gesunde Beine und zwei gesunde Hände. „Tut mir leid“ ist ja die Bitte, dass ich dir verzeihe. Warum soll ich dir verzeihen, dass ich behindert bin? Das macht einfach keinen Sinn. Also sag einfach: Okay, cool, dass du das machst. Und dann chill! Es heißt, meine Behinderung schränkt mich ein. Aber die Frage ist ja immer: Inwieweit lässt man sich einschränken und wie findet man neue Möglichkeiten? Du wirst von verschiedenen Partnern gesponsert. Welche sind das und wie kam es dazu? Zuerst kam Lighthouse Wax, die machen Skate-Wachs. Alex, der die Firma gehört, kam im Rahmen der Fränkischen Meisterschaft auf mich zu und hat mir ein Sponsoring angeboten. Sie findet cool, was ich mache, also kann ich ihr schreiben, wenn ich Wachs brauche. Ein halbes Jahr später ging ich zu Sven von TX Sports. Ich hatte gerade einen kranken Trick gelandet und habe ihn mit einem fetten Grinsen im Gesicht gefragt, ob er mich jetzt sponsert. Das war natürlich nur Spaß. Er meinte: Ja, mache ich jetzt. Seitdem, das ist fast ein Jahr her, fahre ich für TX, wofür ich sehr dankbar bin. Das Spannendste ist die Zusammenarbeit mit Reha & Care, einem Sanitätshaus. Das ist nie verkehrt für einen Skateboarder. Ohne die hätte ich jetzt wieder ein halbes Jahr mit gebrochenen Stock


42 – interview hansi skaten müssen. Die Krankenkasse zahlt nämlich nur zwei pro Jahr. Neulich haben wir auch ein gemeinsames Video herausgebracht. ... mit Skaten in der Firma, das hab ich gesehen. Das war sehr scary, weil überall diese Rollstühle stehen und man dazwischen rum fährt … Ich nehme an, es haben bisher nicht nur deine Stöcke gelitten. Welche Verletzungen hast du selbst gesammelt? Beide Außenbänder sind links und rechts durch, ich bin umgeknickt. Im Juli habe ich mir die Rippen gebrochen. Linke Ferse, linkes Knie, rechts die Schulter geprellt. Meinem Kopf ging es gut. Ich habe trotzdem weiter gearbeitet, weiter geskated – Schmerzmittel sei Dank. Wenn die Rippe gebrochen ist, ist sie gebrochen, was willst du machen? In Regensburg hatte ich einen kurzen Knock-out. Sonst die üblichen Schürfwunden, siehst du ja … Wie schwierig ist es, wenn man sich wirklich verletzt hat, danach weiterzumachen? Bei den Rippen war es kein Problem. Bei den Außenbändern ist es eine andere Geschichte, die erste Woche geht gar nichts und eigentlich soll man vier Wochen nichts tun … aber für mich ist Skaten wie eine Therapie. Der ganze Alltagsfrust, der ganze Arbeitsstress – das muss raus. So gehe ich nach meinem 10-Stunden-Arbeitstag jeden Tag noch rollen. Ich werde jetzt aber demnächst wieder eine Woche Pause machen. Wie würdest du die Skateboard-Szene in Nürnberg beschreiben? Wie wichtig ist sie für dich? Die Szene in Nürnberg ist erst mal klasse. Es gibt unglaublich viele Skater, das motiviert und inspiriert. Man pusht sich gegenseitig. Ich habe durchs Skateboarden gute Freunde und unglaubliche Persönlichkeiten kennengelernt, mit denen es extrem Spaß macht, zu reisen. Ich bin viel in München gewesen, werde jetzt öfter in Kiel sein, weil ein Freund dort hingezogen ist. Meine Freundin skatet auch, sie hat das Potenzial, das professionell zu machen.

Aber wenn ich niemanden habe, wenn ich z.B. bei meinen Eltern in Rosenheim bin, dann gehe ich alleine skaten, das macht mir auch nichts aus. Im Endeffekt bin ich in meinem Film und mache mein Ding. Es ist aber schon etwas anderes, wenn man hier einen Trick schafft und drei, vier Leute klopfen mit ihren Boards auf den Boden. Auch auf Contests: Das sind große Familientreffen und es tut schon gut, wenn da Leute sind, die das feiern, was man macht, egal, wie gut oder schlecht man ist. Was sind deine favourite Skate-Spots in der Stadt? Germa (Germanische Nationalmuseum) auf alle Fälle, obwohl die Stadt mir das ziemlich versaut, mit den Blumentöpfen: meine Anfahrt ist ruiniert, ich habe keinen Platz mehr. Danke dafür! Schreib das bitte rein. Außerdem bin ich gerne an der UhlandSchule, da ist eine Vierertreppe mit gutem Boden. Das ist nach der Arbeit mein Platz, wo ich runterkomme, direkt vor der Haustür. Und sonst eben, was sich so anbietet. Ich bin viel unterwegs. Du arbeitest als Physiotherapeut … (lacht) Ja. Was ein Klischee! Ich nehme an, in der Lockdown-Zeit konntest du nicht arbeiten? Doch, alle physiotherapeutischen Notfälle. Dadurch 50 Prozent Kurzarbeit. Gleichzeitig durfte man nicht in der Gruppe skaten. Ich habe hier am Germa einen Platzverweis erhalten, weil wir zu dritt waren – auf eine Entfernung von 15 Metern! Sonst bin ich halt alleine skaten gegangen. Ich hatte viel mehr Zeit und war jeden Tag unterwegs. Das tat gut und hat mir gefallen. An welchen Projekten arbeitest du gerade? Jetzt kommt demnächst erst mal ein Film raus für den Verein, den wir nach meiner OP gegründet haben: Hilfe für Tunnelblick e.V. Der Verein möchte es Leuten ermöglichen, nach Kuba zu fliegen, um sich dieser Operation zu unterziehen. Der Film sollte eigentlich vor einem Jahr schon herauskommen. Ich hoffe, er wird jetzt im Oktober endlich fertig. Da wird es dann auch eine öffentliche


Foto: Leo Preisinger Fahrer: Stephan Pöhlmann

43 – skaterboy


44 – interview hansi Premiere geben – ihr werdet es erfahren! Tricktechnische Projekte: Endlich Fliptricks, also Kickflip, Heelflip, alles, wo ich keinen Boardkontakt mit den Füßen habe und blind landen muss. Außerdem technische Sachen, dass alles ein bisschen schöner ausschaut, mehr Style bekommt. Worum geht es bei dem Verein? Es gibt diese Möglichkeit, die Krankheit zu stoppen. Warum soll man also Leute blind werden lassen? Wir möchten darüber aufklären, beraten und es Familien ermöglichen, dahin zu fliegen. Wir haben nur 80 Mitglieder, aber schon einigen Betroffenen geholfen. Der Film soll nicht nur auf mich, sondern auch auf den Verein aufmerksam machen, denn viele wissen gar nicht, dass es diese Therapie gibt. Wir hatten jemanden im Bekanntenkreis, der diese Behandlung bereits gemacht hatte und davon erzählte. Sonst wäre ich jetzt blind! Kannst du erklären, warum diese Behandlungsmethode in Kuba möglich ist und hier nicht? In Kuba genießt jeder kostenlose medizinische Versorgung. Dort wird auch anders geforscht. Du hast bei uns 81 Millionen Leute, davon haben nur rund 30.000 Menschen diese Erkrankung. Das ist auch marketingtechnisch nicht so gut geeignet, um es auszuschlachten. Grundsätzlich ist das Gesundheitssystem bei uns profitorientiert. Ich bin für einen Augenarzt uninteressant. Ich musste 16 Jahre suchen, bis ich einen guten gefunden habe. Und der hat mir, als ich 16 war, den Grauen Star operiert. Alle anderen haben gesagt: Du bist erst 16, der graue Star ist klein. Geh weg! Was Augenärzte angeht, da könnte ich unendlich Geschichten erzählen. Einer sagte zu meiner Mutter: „Setzen sie ihrem Kind einen Helm auf und tragen sie es herum, es wird sowieso blind.“ Mein Vater hat einen Arzt auf die Kuba-Therapie angesprochen. Der Arzt hat einen 50-Mark-Schein genommen, aus dem Fenster geworfen und gesagt, das passiert mit dem Geld, wenn wir nach

Kuba fliegen. Ein anderer hat zu meinem Vater gesagt: „Wenn ich Sie berate, verdiene ich 30 Mark. Wenn ich jemanden mit Laser behandle, 100. Sie verschwenden meine Zeit.“ In Kuba hatte ich herzliche Ärzte, ich wurde durchgecheckt wie noch in meinem Leben. Vor der Tür steht ein Auto von 1930, in der Klinik hingegen haben sie modernstes Gerät. Solches habe ich bis jetzt noch nicht in Deutschland gesehen. In der deutschen Medizin geht es anscheinend nicht darum, Leuten zu helfen, sondern Profit zu machen. Und das kannst du nicht mit einer so relativ seltenen Krankheit und einer Behandlungsmethode, die nicht heilt, sondern nur die Verschlimmerung stoppt. Ich bin in Deutschland der einzige blinde Skater und möchte das gerne nutzen, um darauf hinzuweisen, dass es da etwas gibt, was man tun kann!

Johannes „Hansi“ Bruckmeier, geboren 1994 in Burghausen, ist aufgewachsen bei Kempten und bei Ingolstadt. 12 Jahre auf dem Sehbehinderten-Internat in München. Seit seiner Ausbildung bei der BBS Nürnberg arbeitet er als Physiotherapeut. Nach der Arbeit geht‘s aufs Brett: seit drei Jahren skatet Hansi regelmäßig. Folgt ihm bei Insta: @johannes.bruckmeier


45 – skaterboy

landwirtschaft + anbau

bauen, haus + garten geschmackks erlebnisse

markt für grüne produkte handwerk + kunst biogenuss + lebensart bio div ers itä t

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46 – Skate + create

ein teil der Fuzzi-Crew in ihrem DIY-PArk. Fotos: Helene Schütz


47 – skate + create

FUZZI COLLECTIVE: SKATE AND CREATE – FUZZI does it! Ihre Vision ist es, den Zugang zur Skateboarding-Kultur zu erleichtern und ihre Werte des produktiven Aktionismus, der toleranten Gemeinschaft und des konstruktiven Raumerlebens nach außen zu tragen. Denn Skaten ist so viel mehr als nur ein Sport – it‘s a vibe. Das Fuzzi-Kollektiv aus Nürnberg lebt uns diesen Vibe vor: Seit 2013 schafft die Gruppe beim „Kunst auf AEG”-Gelände einen Begegnungsort für Skater*innen mit ihrem Umfeld. Der dabei entstandene Raum ist geprägt von der Vereinigung individueller Interessen, welche sich in einem gemeinsamen künstlerischen Schaffen bündeln: „CampDavid“ zeigt auf vielfältige Art und Weise auf, wie viel Potenzial aus der Skateszene heraus wächst und inwiefern sie eine Bereicherung für die Diversität der Kulturlandschaft Nürnbergs darstellt. Entstehung von Camp David Angefangen hat das Ganze in einem engen Freundeskreis, bestehend aus Menschen, deren Interessen aus den verschiedensten Bereichen entstammen, sei es Handwerk, Design und Kommunikation, visuelle Kunst oder Musik. Mit der Gründung des Kollektivs haben sich diese verschiedenen Richtungen zu einem produktiven Team zusammengefunden. Verbunden hat sie alle ein Wunsch: einen gemeinsamen Ort zum Skaten, der im Vergleich zu bereits existierenden Skateparks selbst mitgestaltet wird, wandelbar ist und dadurch die Diversität der Skateboarding-Kultur repräsentiert. So haben sie sich einen Platz Auf AEG gemietet und dort angefangen, Beton selbst zu mischen, Holz zusammenzuzimmern und daraus Obstacles zu gießen. Ein fachspezifisches Knowledge dar-

über hatten sie zwar nicht gerade - dennoch hat alles in gemeinschaftlicher Zusammenhilfe geklappt und der Do-it-Yourself-Park nahm immer mehr Form an. Jeden Tag ist das Kollektiv seitdem von früh bis spät am Machen, der Workflow und die Energie dort sind förmlich greifbar – und wenn mal eine kleine Pause zwischen dem Arbeiten zum Skaten eingelegt wird, ist das mehr als legitim. Neben improvisierter Küche, einem Bett in einem alten Reisebus, einem Büroraum, Garten, Atelier und Labor sind nun eine neue Quarter-Pipe, ein Parking-Block und eine Jump-Ramp zu dem DIY-Inventar dazugekommen. Dafür hat sich das Kollektiv 4.000 Liter Beton an den Park geholt und mit ungefähr 30 Helfer*innen aus dem Dunstkreis gespachtelt, geformt, geschwitzt und ein paar Bierchen gezischt. Mit Finesse und viel Liebe ist der Skatepark nun individuell erweitert worden und lädt zur nächsten Session ein. Die Skateboardingkultur im Wandel Aus dem zunächst ungeplanten Skaten formte sich über die Jahre hinweg dabei immer mehr der Wunsch, als offene Skateszene ein Zeichen zu setzen und mit dem DIY-Park Raum für die Förderung von Engagement zu kreieren. Denn die Community sieht sich momentan einem Wandel gegenüber, aus deren positiven Aspekten das Kollektiv Nutzen zu ziehen versucht: „Wir wollen an einem Punkt ankommen, an dem die Kommunikation nach außen verbessert ist und die Energien aus ihr heraus dynamischer werden“, erklärt Julian Mack, der das Projekt damals mit gerade mal 14 Jahren ins Leben rief. Er erklärt weiter, dass das Kollektiv


48 – skate + create ursprünglich aus einer anderen Perspektive heraus entstanden sei, mittlerweile reflektiere man sich jedoch neu. „Wir wollen uns zum einen selbst erhalten, zum anderen versuchen wir das, was wir machen rüberzubringen, um es auch für diejenigen, für die Skaten nicht Teil ihres Lebens ist, greifbar und spürbar zu machen.“ Der Wandel der Szene spiegelt sich im Denken des Kollektivs wider: im Gegensatz zum früheren reinen Skaten wollen sie nun ihre Potentiale besser nutzen, um aufzuzeigen, zu was die Szene alles fähig ist und in welchem Maße sie bereichernd für die Gemeinnützigkeit der Stadt sein kann. Schaffen eines Begegnungsraumes Dieser Wunsch der verbesserten Kommunikation mit der Stadt kommt nicht von irgendwoher, treffen Skater*innen oft auf Unverständnis in der Gesellschaft. Immer wieder muss man in Artikeln lesen, dass Skaten unmittelbar mit Vandalismus, Lärmbelästigung oder Umweltverschmutzung verbunden sei. „Wir Skater*innen sind da auch langsam einfach frustriert aufgrund der Tatsache, wie sehr wir abgestempelt und verallgemeinert werden“, meint Harun Akta, einer der Fuzzis. „Außenstehende sehen oft nur die negativen Dinge – das Schöne kriegen sie ja gar nicht zu sehen.“ Nutzt man Bänke oder Rails an öffentlichen Plätzen zum Skaten, führt das beispielsweise oft zu Unverständnis, während das Fußballspielen an genau der gleichen Stelle wohl geduldet wäre. Jede*r Skater*in weiß nur zu gut, wie oft man von seinem Sport vertrieben wird – am Germanischen Nationalmuseum kam es immer wieder zu Beschwerden seitens der Anwohner*innen, eine Zeit lang war es sogar im Gespräch, dass das Skaten dort gar nicht mehr geduldet sein soll. Das Problem am „Germa“ war es, dass es sich bei den Obstacles um


49 – Lucius A. Hemmer

in blau: Christoph Sausner


50 – skate + create Material gehandelt hat, welches tatsächlich sehr laute Geräusche beim Skaten macht und mit der Zeit Verschleißspuren aufzeigt. Christoph Sausi Sausner, der zusammen mit Stefan Puhlmann die Initiative „Skatehub Nbg“ gegründet hat, erklärt den Zwiespalt, der im Herzen Nürnbergs vorhanden ist: “Wir sind zum einen Menschen, die den Platz beleben und ihn aus sportlicher Perspektive wahrnehmen. Zum anderen werden wir oft als Rowdys angesehen.” Natürlich sind die Skater*innen selbst darum bemüht, die Anwohner*innen nicht zu belästigen, gleichzeitig ist es jedoch ein Fakt, dass diese Sportart nun mal von Grund auf eher laut ist. Offener Dialog mit Skater*innen Hier gibt es konkrete Lösungsansätze, die die Konflikte beseitigen können: in Schweden versucht man die Plätze, die urban belebt und geskatet werden, so zu gestalten, dass dies keinen potenziellen Konflikt darstellt. Im Grunde ist es ja der Traum von Städtebauenden, als auch der Wille der Stadt, dass die urbanen Plätze so bunt wie möglich belebt werden. Wenn man beispielsweise anfängt, die Bänke aus weißem Beton mit Kanten aus dunklem Granit zu überziehen, die gut fahrbar sind, sieht der Platz nach der Skatesession genauso aus wie davor. Die Stadt Nürnberg hat hier bereits den ersten Schritt gemacht – gemeinsam mit den Skater*innen hat sie an einem Strang gezogen, um die zu lauten Obstacles am „Germa“ nach und nach mit solchen aus Granit zu ersetzen. Doch das Umdenken der Bewohner*innen Nürnbergs ist damit immer noch nicht erreicht, führt Sausi weiter aus: “Skaten darf nicht als Vandalismus betrachtet werden, es handelt sich hier lediglich um Nebeneffekte der Nutzung des Platzes, die von der Öffentlichkeit falsch interpretiert werden.” Zusammenarbeit mit der Stadt Wenn auch zögerlich und in einem langwierigen Prozess, so wird

der Skate-Szene also Stück für Stück entgegengekommen. Die Fuzzis versuchen mithilfe dieses gegebenen Angebots, durch ihre Kreativität, ihren leidenschaftlichen Einsatz und ihre harte Arbeit, das Maximum an diversem Raumerleben in der Stadt zu kreieren. “Skateboarding schafft einen individuell erlebten Raum für jeden, der ihn nutzen möchte”, unterstreicht Alexandra Pawellek, die sich unter Anderem der Textkreation des Kollektivs angenommen hat, „dieser Nutzen sollte nicht als destruktiv wahrgenommen werden”. Wie sehr man nämlich darum kämpfen muss, seine Belange bei den Behörden durchzusetzen um gehört zu werden, weiß Sausi am besten. Jahrelang ist er zu allen möglichen Versammlungen gegangen, sei es die Abnahme von Skateparks, Nutzer-Versammlungen oder private Treffen zur Errichtung von Parks - “das war harte Arbeit. Ich war überall und hab jeden genervt”. Mit der Gründung der Initiative Skatehub Nbg, dem Einreichen von Unterschriftenlisten, als auch von Briefen an den Oberbürgermeister ist es dann schließlich immer mehr zu einem offenen Dialog zwischen der Szene und der Stadt gekommen. “Wir waren so präsent, dass denen von der Stadt immer klarer wurde, wie groß die Szene mittlerweile ist. Das Problem war lediglich, dass sie nicht so ganz wussten, wo sie ansetzen sollen.” Mit dem engagierten Skater und Initiativen wie Skatehub oder Vereinen wie dem der Skateboardfreunde Nürnberg haben sie nun einen konkreten Ansprechpartner – und es passiert immer mehr. Die Stadt geht in der Projektplanung mittlerweile sogar auf die Skater*innen zu: in dem Koalitionsvertrag zwischen CSU und SPD wurde offiziell bestätigt, dass in Nürnberg die lang versprochene Skatehalle endlich verwirklicht werden soll. Was das negative öffentliche Bild des verallgemeinerten „Skaters“ angeht, ist die Akzeptanz auf den Straßen jedoch noch sehr ausbaufähig. Scheinbar ist ein fester Stereotyp in den Köpfen der


51 – Lucius A. Hemmer Leute verankert, welchem das Fuzzi-Kollektiv dementsprechend entgegenzuwirken versucht. Die fehlende Einsicht für die Szene ist dabei unbegründet, sollte doch jede Form der persönlichen Entfaltung in dem öffentlichen Bild der Stadt unterstützt werden. „Wir sind erwachsene Menschen, die ihren Sport ausleben wollen, werden aber eher wie Jugendliche mit so ‘nem rollenden Brett unter den Füßen betrachtet und daher nicht ernst genommen“, gibt Harun mit einem Lachen zu Bedenken. Skateboarding soll im Jahr 2021 olympisch werden, paradoxerweise werden Skateparks gleichzeitig immer noch als Spielplätze angesehen. Es gibt sehr viele talentierte Skater*innen aus Nürnberg. Diesen muss jedoch die Möglichkeit geboten werden, ihrem Sport auch zur Genüge nachgehen zu können. Ein Punkt, der hier zukünftig in Angriff genommen werden könnte, ist es, eigene Parks für Skater*innen, BMXer*innen, Inliner*innen usw. zur Verfügung zu stellen. Das Problem bei den bereits vorhandenen Skateparks ist es nämlich, dass die an sich sehr unterschiedlichen kreativen Individualsportarten alle über einen Kamm geschert werden. „Das macht, dass man nie einen so richtig geilen Park für eine dieser Teilgruppen hat, sondern immer nur Kompromisse”, so Sausi. Des Weiteren muss sich die Stadt bei den sogenannten Nutzer-Versammlungen, die vor der Errichtung eines neuen Parks stattfinden, alle Stimmen der dort Anwesenden anhören – dass gerade diejenigen, deren Stimme für die Wahl der Obstacles am konsequentesten wäre, vor Ort sind, ist dabei jedoch nicht garantiert. Die Fuzzis finden die Funktionsweise von städtischen Skateparks schwierig: Von den Straßen abgesonderte Skateplätze implizieren die Message, dass man entweder Teil von der Szene ist, oder aber nicht. Die Förderung von Teilnahme und Zugänglichkeit für Außenstehende bleibt dabei eher auf der Strecke – genauso wie die

Installation „patchwork“. FOTO: Katharina Liebl


52 – skate + create Aussprache mit ebendiesen. Städte wie Kopenhagen, Malmö, Barcelona, Mailand oder Innsbruck, in denen die Straßen ein wahres Skate-Paradies bieten, haben jedoch aufgezeigt, dass die Inklusion von Skaten in den Alltag aus der Sicht des Städtebaus durchaus funktionieren kann. Und darüber hinaus noch viel mehr: die direkte Einbindung der Individualsportarten in das Innerste der Stadt sorgt dafür, dass Passanten stehen bleiben und gespannt zuschauen, der genutzte Platz lädt zum Verweilen ein und macht die Stadt vor allem für Touristen nach außen hin bunter und interessanter. Auf CampDavid umgeht man das problematische Konzept der Nutzer-Versammlungen als auch abgesonderten Skateparks: bei den Leuten, die den DIY-Park mitgestalten, kann man sich sicher sein, dass diese ihn auch tagtäglich nutzen. „Da könnten große kreative Leistungen erbracht werden“, so Julian über das bisher verschenkte Potenzial der verbesserten Kommunikation zwischen Skateszene und Stadt. Am DIY kann sich jede*r an der Gestaltung des zuvor ungenutzten Raumes direkt beteiligen und damit in vielerlei Hinsicht die Kernaussage des Projekts verwirklichen: die Vielfalt und Diversität unserer Gesellschaft. Was die Planung der Skateparks von der Stadt angeht, sind diese spezifischen Wünsche einfach nicht umsetzbar, handelt es sich für die breite Masse hier doch immer noch lediglich um Spielplätze. Daran sei jedoch nicht die Stadt schuld, die ja auf gewisse Förderprogramme angewiesen sei – das Problem liege eher an Deutschland und dem etwas konservativen Freistaat Bayern, erklärt Sausi. Mit seinem Projekt will das Fuzzi-Kollektiv nun einen Aufruf zur aktiven Teilnahme an der Gestaltung des Kulturraums in Nürnberg starten und somit bestehende Vorurteile, Missverständnisse und Konflikte beseitigen. Ihr Zukunftstraum ist eine von Skater*innen selbst mitgestaltete aktive kleine Welt, die der Stadt aufzeigt, was alles so hinter der Kultur des Skatens steckt. Für die volle Entfal-

tung dieser Intention bedarf es allerdings mehr Fläche für mehr Leute, denn die Skateszene ist beachtlich – und wächst immer weiter. Potential ist daher definitiv vorhanden, ist die Community doch von einer Minorität zu mittlerweile so viel mehr gewachsen. Das Hinterfragen des Mehrwertes von Subkulturen erschließt sich dem Kollektiv dabei nicht so ganz, da die Gemeinschaft der Skatenden mittlerweile groß genug sei, um allein deswegen einen Anspruch auf ein gewisses Maß an Beachtung und Mitspracherecht in der Stadtgestaltung verdient zu haben. „Wir existieren, und das allein ist ja schon der Mehrwert für sich – die Diversität dahinter“, ist sich die Gruppe einig. Grenzenlose Subkultur Bis nächstes Jahr wollen sie noch alles in das Projekt stecken, was geht – wenn Auf AEG dann jedoch platt gemacht wird, geht ihr Skateparadies wohl leider mit unter. Doch das Kollektiv lässt sich nicht unterkriegen und hat gleich den nächsten Spot im Kopf. Diesen Ort für den potenziell nächsten DIY würde man von der U1 aus sehen können, was das Bild der Stadt nach außen um einiges bunter machen würde. Denn auch das ist ein Aspekt an Nürnberg, mit dem die Skater*innen noch nicht zufrieden sind: dass man die Kultur so suchen muss. Ihr Traum ist es, dass man auf der Straße über Kunst stolpert, ihr zufällig über den Weg läuft, kurz - die Subkultur präsenter vorhanden ist. Gerade, wenn Nürnberg die Kulturhauptstadt 2025 werden will, sind solche Verwirklichungen unabdingbar. „Um hier machen zu können, was wir wollen, mussten wir uns ins hinterste Loch verkriechen“, lacht Julian. Tatsächlich findet man CampDavid eher durch Zufall, Glück und gute Wegbeschreibungen. Nun wollen sie auffallen. Sie wollen wahrgenommen werden, mit ihrem neuen Spot zeigen, dass in Nürnberg Kultur passiert. Kultur, die offen ist für jeden, der daran teilhaben will – und Kultur, der keine Grenzen gesetzt sind.


53 – skate + create „Der Platz da hinten soll kein reiner Skateplatz werden“, erklärt der Fuzzi weiter. Viel mehr hat er einen Ort im Kopf, an dem man die Skateboarding-Energie nutzt, um in vielerlei Hinsicht Lösungen für existierende Probleme zu entwickeln. Als Begegnungsort soll der zukünftige DIY als Statement agieren, um unausgesprochene Konflikte zu beseitigen und ein verbessertes gegenseitiges Verständnis zwischen Stadt und Subkultur zu schaffen. Die Message nach außen ist dabei eine offene Einladung, mitzumachen, das Ganze vor Ort selbst zu erleben und dadurch die Werte des Kollektivs zu fühlen: Toleranz, Offenheit und Respekt. Mobiles CampDavid als Statement Ein weiterer Versuch, die Kultur des Skateboardings zu erklären, ist das Kunstwerk „Patchwork“, welches im Rahmen von Kult & Tumult bei der Ausstellung “Vielfalt braucht Raum” vom 18. September bis zum 24. Oktober in der Kulturwerkstatt Auf AEG zwischen anderen Kunstwerken und Installationen aus der Nürnberger Subkultur betrachtet werden kann. Bei „Patchwork“ handelt es sich um ein Objekt, das unterschiedlichste Aktivitäten triggert: sei es als Kochinsel, Feuerstelle, Werkbank, Fitnessbereich, Schaukel, Garten, Chill-Area, Skate-Obstacle oder was auch sonst man darin sehen will – quasi ein mobiles CampDavid in Form eines Ausstellungsstücks. Die Elemente fließen ineinander über, bilden aber dennoch ein gemeinsames Konstrukt. Die Betrachtenden werden dazu eingeladen, kreativ zu sein und in „Patchwork“ ihren persönlichen Schaffensraum zu entdecken. Während der Ausstellung agiert das Kunstwerk dabei symbolisch, danach sogar funktional – denn es ist sitzbar, skatebar und noch vieles mehr. Alex erklärt: “Es sollen dadurch Menschen verbunden werden, die auf den ersten Blick scheinbar wenig gemeinsam haben.” Das Ganze soll dabei bewusst etwas verwirren, die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten fusionieren gleichermaßen – und setzen

dabei hoffentlich einen Denkanstoß. Die Skatenden zeigen damit, dass sie ihr Stadtmobiliar auch gerne mit jede*r*m teilen – und leben so das Positivbeispiel für ein harmonisches Miteinander von Fußgänger*innen und Skater*innen vor. Als mobile Installation wäre es denkbar, dieses verwirklichte Skate-Statement überall in der Stadt aufzustellen und somit in den Alltag zu integrieren. Der Traum der Fuzzis bleibt dabei kollektiv: sie wollen aus ihrem kleinen, geschlossenen Kreis herausbrechen, um ihre Energie auf möglichst viele verschiedene Parteien zu übertragen. Diese sollen sich mobilisieren und selbst aktiv werden. Bis dahin werden die Skater*innen weiter hustlen – in der Hoffnung, immer mehr zu wachsen, andere zu inspirieren und über das Skateboard hinaus coole Sachen loszutreten. Autorin: Luca Engelhardt, Freiberufliche Journalistin & Studentin Fotos: Helene Schütz, schuetz-helene.de

fuzzi Collective www.fuzzicollective.eu Instagram: fuzzicollective.eu skateboardfreunde nürnberg Gemeinnütziger Skateboardverein aktiv in Nürnberg, Fürth und Umgebung. Instagram: skateboardfreundenuernberg


54 – Lost & Found

pETRA kRISCHE + KONSTANTIN kRISCHE: harfenlabyrinth


55 – wer suchet, der findet

Lost & Found: Künstlertandems installieren Arbeiten im nürnberger Stadtpark Werke im Grünen: Der Stadtpark bekommt jede Menge Kunst. Der Parcours namens Lost & Found hat neun Künstler*innen-Tandems zusammengespannt, die neue Kunstwerke für den Park erdacht haben. Corona ist nicht ganz unschuldig: Bei der Aktion handelt es sich um das vierte Corona-Programm des Projektbüros, das regionale Freiberufler mit neuen Aufträgen und somit Gage versorgt. Und gleichzeitig einem breiten Publikum einen maximal niederschwelligen Zugang zu Kunst im öffentlichen Raum ermöglicht. Das Konzept für den Stadtpark sah von vornherein zwei Dinge vor: Einerseits wünschte sich die Stadt, dass Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten zusammenarbeiten, andererseits, dass beim Ergebnis ein eindeutiger Bezug zur „Coronasache“ sichtbar würde. Die Kunst im öffentlichen Raum wird bis zum 1. November zu sehen sein. curt sorgt für ein bisschen Orientierung im Parcours, der sich weit über den Park erstreckt, sodass es durchaus einer Karte zur Orientierung bedarf. Bei der Pressekonferenz war gar von einer „Schnitzeljagd“ die Rede. Klingt spannend. Alle Infos und die Karte findet man vor Ort, oder auf der Website zu Lost & Found.

Bühne der Beiläufigkeit Wenn die Zuschauer nicht ins Theater dürfen, kommt das Theater halt zu den Zuschauern, dachten sich Andreas Wagner, Bühnenbildner und Christian Schidlowsky, Regisseur und Autor. Mitten im Stadtpark steht daher nun eine Zuschauertribüne, von der aus man nun aber kein Stück beobachten kann, sondern das Schauspiel des Beiläufigen: Jogger, Hunde, Eichhörnchen, die Theatralik unseres Alltags. Manchen Passanten sollen dabei die Lust an der Performance entdecken und „zufällig“ immer wieder diese komplett offene Bühne betreten ... Vom Verlieren und Finden Kann schon mal passieren, dass es im Oktober regnet und für den Stadtpark ist das gar nicht schlimm: Die Pflanzen wachsen, der Staub wird fortgewaschen und wie von Zauberhand erscheinen Bilder. Die Arbeiten von Lisa Schmidt, Illustratorin, und Jeanett Mayer, die am Neptunbrunnen und im ganzen Stadtpark verteilt sind, werden nämlich nur bei Nässe sichtbar. Bei schönem Wetter kann und soll per bereitgestellten Gießkannen nachgeholfen werden.


56 – Lost & Found Harfenlabyrinth Spaltet eine solche Krise die Gesellschaft oder eint sie uns doch in der geteilten Erfahrung? Diese Frage stellen sich die Künstlerin Petra Krische und der Kommunikationsdesigner Konstantin Krische und bietet als eine Antwort eine Installation aus Klangröhren, das Harfenlabyrinth, angesiedelt im Laubengang. Findet den Weg durch das Labyrinth der Röhren! Sonido Blanco Wer Entspannung sucht, wird sie im Urwald finden, was angeblich auch an den ausgeglichenen Frequenzen der Töne vor Ort liegt. In seiner extremsten Form heißt dieser Effekt Weißes Rauschen, superrelaxing das. Frieder Nagel, Musiker, und Stephan Scheiderer, Lichtdesigner haben für eine alte Platane eine Klanginstallation entworfen, die mit elektronischen und akustischen Mitteln die Kontraste des Stadtparks reflektiert. Insane Membrane Das Gartenhäuschen ist die vielleicht kleinste Zelle idyllischer Spießigkeit, ein Sommerdomizil, ein Spielhaus für Erwachsene, das für eine Hälfte des Jahres in Verlassenheit weiter existieren muss. Die Künstlerin Eva-Maria Neubauer und die Performerin Anna Steward haben sich für ihre dialogische Installation dieses besonderen Orts angenommen. Das Murmelhorn Gleich vier haben sich dieses Nostalgietraums angeommen: Stephan Schwarzmann, Annett Langer, Hans-Thomas Langer und Rebecca Suttner haben die Murmelbahn in den Stadtpark gebaut. Auch für Erwachsene ist die Faszination, die Murmel in Bewegung zu versetzen und kullern zu lassen, groß. Alle Passant*innen sind eingeladen, sich diesem Vergnügen hinzugeben. Das Schöne: Das Murmelhorn ist eben nicht nur ein Spielzeug, sondern ein Kunstwerk und als solches gigan-

tisch. Das Bahnbauen kann als Workshop für Gruppen oder Klassen gebucht werden, haben wir erfahren. Die Mimosen Ignazio Tola, Licht-Künstler, und Veronika Riedelbauch, Keramik- und Klangkünstlerin, bauen Blumen, also Mimosen. Für ihre Mimosen nehmen die beiden ausschließlich Materialien der Wegwerfgesellschaft und weil sich die Arbeit auf Öl- und Pharmaindustrie bezieht, handelt es sich dabei um Transportgegenstände für Öl, Benzin und Medikamente. Die Skulpturen leuchten und sprechen zu uns. Verloren und Erfunden Nicht ein, sondern sechs Tandems hat Sascha Banck gebildet! Die Künstlerin entwirft figürliche Skulpturen, ihre Version der Nereiden, der griechischen Meeresnymphen, die sich wie vergrößerte Zeichnungen aus ihren Spots im Park erheben. Neben die Skulpturen stellt Banck Texte von sechs Autor*innen, darunter El Mago Masin, Christian Schloyer und curt-Schmierfink Andreas Thamm, der . Superspreading Den Begriff haben wir ja gelernt, er bezeichnet die überdurchschnittlich starke Weitergabe von Erregern durch Einzelpersonen. Aber, finden Alexander Trattler, Media Artist, und Johannes Brendel, Audio Visual Engineer, superspreaden kann man ja auch Informationen (stimmt: curt macht das mit jeder Ausgabe). Aufbauend auf dem Konzept haben die beiden in Echtzeit generierte Visualisierungen entworfen. Nur zu sehen: abends!

Lost & Found – Kunstparcours im Stadtpark. Eintritt frei. Führungen gibt es donnerstags und freitags 15 und 18 Uhr, Kosten: je 8 Euro. www.senf.xyz


57 – wer suchet, der findet Murmelhorn. stephan schwarzmann, annett und hans-thomas langer, rebecca suttner

andreas wagner und christian schidlosky: bühne der beiläufigkeit


58 – sozialmagazin

die strassenkreuzer-kolumne #2

die Männer kommen in Hausschuhen

Johanna Braun Und ihr büro.

Wir haben wirklich schon seit vielen Jahren ein freundschaftliches Verhältnis zum Sozialmagazin Straßenkreuzer. Wenn man monatlich Magazine herausbringt, die man gegenseitig gut findet, dann verbindet das eben. Und auch inhaltlich gibt es doch immer wieder mal Überschneidungen, soziale Themen sind nun mal auch curt-relevant. Da Gut gut tut, gibt es ab sofort eine eigene Kolumne in curt, in der wir ein Einblick geben werden in die vielfältigen Aktivitäten, die die Straßenkreuzer-Welt so ausmachen.

H.-P. Eichin, der Hausmeister. Oben: Zimmerdeko.


59 – gut tut gut Seit 22. März dürfen Obdachlose in einer großen Unterkunft an der Dianastraße wohnen. Damit Corona draußen bleibt. Das tut den meisten gut. Äußerlich wie innerlich. Ein Hausbesuch. Das Haus wirkt aufgeräumt, fast leer an diesem Nachmittag. Ein paar Meter hinter einer Eingangstür sitzt ein Security-Mann, das Funkgerät vor sich auf einem Tisch, der Flur dahinter wirkt verwaist, so wie die anderen Flure im Erdgeschoss und in den beiden Etagen darüber. Nur wenige Bewohner lassen sich blicken. Es ist still, selten dringen Geräusche durch eine Tür. Kaum zu glauben, dass hier zeitweise bis zu hundert Männer wohnen. Männer, die oft jahrelang auf der Straße oder in engen Notunterkünften gelebt haben, meist aus osteuropäischen Ländern auf dem Nürnberger Asphalt gestrandet sind. Die Obdachlosigkeit statt der ersehnten Arbeit und dem Geld für die Familien zu Hause erleben. Jetzt haben sie allein oder zu zweit ein Zimmer, können duschen, kochen und auch tagsüber bleiben. Johanna Braun ist auf dem Weg zu ihrem Büro in der Unterkunft. Naja, Büro klingt ein wenig hochtrabend für den Raum, in dem neben Großpackungen Toilettenpapier, ein paar Kartons mit wasserdichten Matratzenauflagen und aufgehäuften Security-Westen ein Schreibtisch mit selbst gebautem Plexiglas-Sichtschutz steht. Den teilt sich die 32-jährige Sozialpädagogin mit einem Kollegen, der mittwochs hier arbeitet. Johanna Braun gehört seit rund drei Jahren zum Team der Wärmestube Nürnberg. Seit Mai kommt sie immer dienstags für etwa zwei Stunden ins Haus und berät die Bewohner. Manche kennt sie noch von Vor-Corona-Zeiten. Da sah deren Leben anders aus. „Etliche waren am Bahnhof oder am Plärrer anzutreffen, oft in einem desolaten Zustand, verzweifelt und obdachlos.“ Als EU-Ausländer hatten und haben sie keinen automatischen Leistungsanspruch. Abgesehen von den Winter-

monaten, in denen die Stadt zum Schutz vorm Erfrieren eine Notschlafstelle organisierte, mussten die Männer meist draußen schlafen. Corona hat alles verändert. Unter der Überschrift „Das Beste, was mir je passiert ist“, berichtete der Straßenkreuzer bereits im Juni über das Glück von rund 150 obdachlosen Männern (und wenigen betroffenen Frauen), denen die Stadt Nürnberg als Maßnahme gegen die Gefahr einer Ansteckung mit Corona eine würdige Unterkunft bescherte. (Nachzulesen unter strassenkreuzer. info; auch ein Interview mit dem Koordinator für Wohnungsfragen und Obdachlosigkeit Thorsten Bach). Bereits am 22. März hatte die Stadt Nürnberg zwei ehemalige Gemeinschaftsunterkünfte für Obdachlose geöffnet, später kam eine Adresse für Frauen dazu. Security, Verpflegung, ein Reinigungsdienst und Hygieneartikel wurden organisiert, niemand wurde dem Risiko ausgesetzt, sich auf der Straße zu infizieren. Inzwischen zeigt sich: Die Unterkunft Dianastraße wird weiterhin gebraucht, andere Optionen können geschlossen werden. „Ich bin vor Ort und ich bin zu Gast“, fasst Streetworkerin Johanna Braun zusammen, was für sie die besondere Qualität der Beratung hier ausmacht. „Jetzt kommen die Männer, die ich vom Plärrer kenne, manchmal in Hausschuhen zu mir ins Büro. Viele seien „zur Ruhe gekommen, haben sich stabilisiert“. Klar sei die Suchtproblematik nicht einfach weg, nur weil jemand ein Dach über dem Kopf hat. Aber die Menschen würden zugänglicher, offener. Schon im Frühjahr, als der Straßenkreuzer in der Dianastraße recherchierte, hatte auch Hausmeister Hans-Peter Eichin festgestellt, dass nach und nach mehr Männer wieder auf ihre Körperpflege achteten, auch ihre Zimmer sauber hielten. Der erfahrene Hausmeister mit klarer Haltung – „auf andere Menschen spucken, das macht man nicht“ – lädt an diesem Dienstag Spinde und Sofas aus einem LKW.


60 – sozialmagazin Damit die Bewohner künftig ihre Wertsachen wegsperren können und die geplanten Aufenthaltsräume gemütlicher werden. Ein Romantiker ist der 52-Jährige aber keinesfalls. Dazu hat er schon zu oft erlebt, dass Bewohner auch wieder gehen müssen, etwa wenn sie gegen andere im Haus gewalttätig werden oder stehlen. Und erst vor wenigen Tagen hat er mit viel Mühe Kakerlaken aus einer der Gemeinschaftsküchen entfernt. Die hatten sich durch verschimmelte Essensreste magisch angezogen gefühlt. Künftig werde nur noch in der Küche gekocht und gegessen, pocht er auf die Hausordnung, die eben erst überarbeitet wurde und gut sichtbar im Erdgeschoss an einem Brett hängt. Nun wird sie noch in die Sprachen der Bewohner übersetzt, damit sie alle verstehen. „Das bisschen Rücksicht kann man doch von jedem Menschen erwarten“, sagt Hans-Peter Eichin energisch. Und er schiebt gleich hinterher, dass die meisten Bewohner umgänglich und gewillt seien, ihr Zuhause zu pflegen. Maximal zwei Männer bewohnen ein Zimmer, das jeweils bis zu 30 Quadratmeter groß ist. Genug Platz, um sich privatfühlen zu können. So wie Miko, der von Anfang an in der Dianastraße lebt, aus Polen kommt, inzwischen in der Wärmestube ehrenamtlich arbeitet und für die Sozialarbeiter übersetzt, wenn Bedarf ist. „Es wäre schon sehr gut, wenn ich noch bleiben dürfte“, sagt er vorsichtig. Bis nach Corona, „dann kann ich weitersehen“. Ein Wunsch, den viele im Haus haben.

blick in ein Zimmer.

Der Sozialausschuss hat einstimmig beschlossen, die Unterkunft bis April kommenden Jahres weiterzuführen. Was danach kommt wird im Oktober erneut im Stadtrat debattiert. Das Sozialamt unter der Leitung von Volker Wolfrum arbeitet aktuell an einem Konzept, das auf den Ganzjahresbetrieb abzielt. Die Belegung, so steht es im vorläufigen Papier „würde in variablen Zimmergrößen stattfinden“. Auch eine Notschlafstelle für die kalten Wintermonate soll einbezogen werden. Aber anders als bisher üblich, soll niemand früh um sieben


auf die Straße geschickt werden. Deshalb „wäre es aus Sicht der Verwaltung sinnvoll, im selben Gebäude einen einfachen Tagestreff anzubieten, der neben dem Aufenthalt auch ein Beratungsangebot sowie Verpflegungsmöglichkeiten beinhaltet“. Dazu gehört dann auch eine „Klärung der Perspektive der Person“, etwa eine Rückkehrberatung, in wenigen Fällen vielleicht sogar ein Job. Einige Männer haben sich allein oder mit Hilfe der Sozialarbeiter genau so entwickeln können, weil sie sicher bleiben durften. Sie haben Arbeit gefunden, eine Bleibe, sind weg. Manche gehen morgens zur Arbeit, weil sie zu jeder Tageszeit in ihr Zimmer zurückkommen können. „Und einige arbeiten Nachtschicht, auch sie stehen eben nicht vor versperrter Tür“, berichtet Johanna Braun. Es ist später Nachmittag. Und als wäre es abgesprochen geht ein Mann an ihr vorbei ins Haus. Er trägt einen weißen Maleranzug, hat Farbe an den Armen, kommt offensichtlich von einer Baustelle. Er wird wohl einer der nächsten sein, der geht. Sobald er eine Bleibe gefunden hat auf einem Wohnungsmarkt, der kaum Raum lässt für Menschen mit geringerem Einkommen. Autorin: Ilse Weiß, Straßenkreuzer-Redaktion Fotos: Giorgos Agelakis, giorgosagelakis.com Noch mehr zu diesem Thema in Straßenkreuzer 11/2020

StraSSenkreuzer e.V. www.strassenkreuzer.info Lohnt sich gut: StraSSenkreuzer kaufen! Spannende Inhalte, demnächst sogar mit curt. Wir freuen uns!


62 – bluepingu

Kolumne: Bluepingu Was ist eigentlich normal?

Das Klimacamp am sebalder platz, nbg


63 – bluepingu

Irgendwie ist es mit unserem Leben schon ziemlich verrückt. Nehmen wir zum Beispiel mal unseren täglichen Einkauf. Wenn wir da etwas in unseren Einkaufswagen legen, dann müssen wir auf Siegel wie das Bio-Siegel oder das Fairtrade-Siegel achten, wollen wir nicht Menschenrechte und/oder Umweltstandards verletzen. Unser „Normal“ im Supermarkt sind also Produkte, die möglicherweise Mensch und Natur schaden. Hmmm? Steht dieses System damit nicht auf dem Kopf? Müssten wir nicht vielmehr davon ausgehen können, dass alle Produkte ohne Warnhinweise weder Mensch noch Natur schaden und das dort, wo möglicherweise Menschen- oder Umweltrechte gebrochen werden, entsprechend Hinweise aufgebracht sind, beispielsweise „Dieses Produkt beutet Menschen aus“. Zigaretten und Alkohol zeigen ja, das dies möglich ist. Dieses System suggeriert uns, ausbeuten von Mensch und Natur ist normal, irgendwie akzeptabel und macht es uns leicht, bei unserem Einkauf darüber hinwegzusehen. Dabei gibt es längst in fast allen Branchen Alternativen zu diesen Mogelpackungen. Von Beginn an haben wir bei Bluepingu damit begonnen, diese Pioniere des Wandels sichtbar zu machen, zunächst in unserem Regionallotsen, dem Guide für nachhaltiges Leben in Franken. Seit zwei Jahren haben wir uns nun einem globalen Projekt angeschlossen, über das Menschen überall auf der Welt mit der gleichen Applikation Geschäfte für nachhaltige Produkte aber auch Bildungseinrichtungen und NGO’s in ihrer Stadt finden können. Dieser clevere Lotse für unseren Alltag heißt Karte von Morgen. Unter www.kartevonmorgen.org könnt ihr mittlerweile für viele Regionen in Deutschland und darüber hinaus entdecken, wie vielfältig unsere Alternativen zu diesem falschen „Normal“ sind. Und wie schon beim Regionallotsen könnt auch ihr aktiv werden und selbst dort Einträge anlegen. Den Eintrag könnt ihr dann bewer-

ten, und so euer Feedback geben, ob eurer Meinung nach dieser Ort sich durch Transparenz, Menschlichkeit, Fairness, Erneuerbarkeit, Natürlichkeit und/oder Solidarität auszeichnet. Je mehr von uns mitmachen, desto besser wird das System. Auch wenn ihr seht, dass sich Adresse oder Änderungszeiten geändert haben, könnt ihr diese hier direkt selbst aktualisieren. So können wir gemeinsam vielleicht unser „Normal“ beim Einkauf wieder auf die Füße stellen. Ähnliches könnte man in Sachen Klimaschutz sagen. Wir haben das Pariser Klimaschutzabkommen mitgezeichnet aber eine Politik, die sich dem 1,5 Grad Ziel verpflichtet, ist von keiner der derzeit im Bundestag oder in den Rathäusern vertretenen Parteien zu sehen. Zu was die Weltgemeinschaft in der Lage ist, wenn sie sich wirklich bedroht fühlt, hat uns die Corona-Pandemie gelehrt. Was sagt uns das in Sachen Klima? Offensichtlich ist in den Köpfen unserer von uns gewählten Vertreter*innen die Klimakrise noch nicht ganz so dringend. Die bislang beschlossenen Maßnahmen suggerieren das jedenfalls. Da kann man schon noch eine Weile auf kleiner Flamme Klimaschutz betreiben, ehe man das Thema ernsthaft angeht, so scheinen unsere politischen Vertreter*innen zu glauben. Auch hier steht unser „Normal“ auf den Kopf! Deshalb haben wir uns in Nürnberg als Bündnis Nürnberg For Future formiert (www.nuernbergforfuture.de) und seit dem 3. September am Sebalder Platz ein Klimacamp mit Blick auf das Rathaus eingerichtet. Ein junger Aktivist von Fridays for Future hat den Zweck des Klimacamps für mich treffend formuliert: „Wenn unsere Politiker*innen in Sachen Klimaschutz schlafen, dann schlafen wir auch, und zwar vor den Rathäusern! So lange, bis unsere gewählten Vertreter*innen endlich ernst machen, mit dem


64 – bluepingu Klimaschutz. Auch ich will eine Zukunft, und die wird mir gerade geraubt.“ Besser hätte ich es nicht formulieren können. Es ist schon traurig, dass junge Menschen weltweit auf die Straße gehen müssen. Wäre es nicht eigentlich Aufgabe der Elterngeneration, für diese Kinder und Jugendlichen vorzusorgen? Unter dem Hashtag #KeinGradweiter gingen am 25. September wieder Hunderttausende zum globalen Klimastreik auf die Straße, um eine Klimapolitik einzufordern, die diesen Namen auch verdient. Was ist euer „Normal“? Ich denke, es wird Zeit, dass wir unsere Normalität mal grundlegend hinterfragen und Schritt für Schritt die Dinge wieder auf die Füße stellen. Wenn ihr mitmachen wollt bei Bluepingu, dann kommt einfach bei einem unserer Treffen vorbei oder schreibt uns an info@bluepingu.de.

KLIMACAMP – FRAGESTUNDE Am Freitag, 09.10. von 16 bis 17 Uhr, werden Britta Walthelm, Nürnbergs Referentin für Umwelt und Gesundheit, und Wolfgang Müller, dem Klimamanager der Umweltamtes, zu einer Fragestunde ins

Bluepingu e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Nürnberg, der sich im Jahr 2008 formiert hat, um „(die) Franken zu einem nachhaltigen Lebensmodell zu bewegen“. Bluepingu möchte durch seine Arbeit einen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen leisten. Unter dem Motto »Gemeinsam Zukunft bauen - ökologisch, fair und regional« will Bluepingu damit jede*r Bürger*in die eigenen Möglichkeiten aufzeigen, zu einer gesunden Umwelt und sozialen Gesellschaft beizutragen und sie ermutigen, selbst Teil der Veränderung zu werden. Durch kleine Schritte die notwendigen großen

Klimacamp am Sebalder Platz kommen. Alle Bürger, aber auch die Presse, sind eingeladen, den Fragen und Antworten beizuwohnen – es geht uns alle an! nuernbergforfuture.de

Veränderungen anzustoßen und zu beschleunigen. Bluepingu e.V. versteht sich als Teil des globalen Transition-TownNetzwerkes, bei dem es darum geht, eine ökologisch und sozial gerechte Stadtgesellschaft vorzuleben und über Pilotprojekte Lust dazu zu machen, selbst Teil dieser Bewegung zu werden. www.bluepingu.de/projekte www.transitionnetwork.org


65 – ???????

Foto: Lena endres

Hello, Utopia!

GELD MACHT KOHLE. GUTES GELD IST ERNEUERBAR. © Opmeer Reports

Obacht, jetzt wird‘s etwas kompliziert: Das InsTitut für angewandte Heterotopie – dahinter verbergen sich schlaue Köpfe aus den Bereichen Architektur, Soziologie, Kunst, Musik und Design – nimmt sich der Zukunft an und sagt, wo es sonst Hello, Pegnitz! heißt: Hello, Utopia! Entlang des Flusses möchte das Institut mit euch gemeinsam Zukünfte erschaffen, die bereits geschehen sind. Außerdem soll die Pegnitz mit den Mitteln Vergegenwärtigung, Analyse und Konstruktion, äh, auf Herz und Nieren geprüft werden, damit etwas entstehe, womit es uns gelänge, bestehende Sachzwänge zu überwinden, um uns gemeinsam auf den Weg zu machen in Richtung Utopie. Muss man wahrscheinlich gesehen haben, um durchzusteigen: 23. bis 25.10. auf der Insel Schütt geht das alles vor sich. Hingehen! Hello, Utopia! Insel Schütt, Nbg. heterotopia.blog

GUTESGELD.DE

NACHHALTIGE GELDANLAGE SEIT 1975.


66 – grßne lust

Fotos: Angelika Salamon


67 – grüne lust

Grüne Lust: Anwandens messe für Umweltsachen findet doppelt statt Die Grüne Lust ist der Himmel für alle, die sich für einen umweltbewussten Lifestyle interessieren. Und das sollten schließlich alle sein, wenn das hier mit diesem Planeten und uns noch ein paar Jahrzehnte gut gehen soll. Was macht die Grüne Lust im Jahr der „CO2Pause“? Sie findet statt. Und zwar nicht nur einmal, sondern gleich doppelt. Ist das denn die Möglichkeit? Jawohl! Einerseits gibt‘s also Einlassbeschränkungen auf dem Gut Wolfgangshof, andererseits eben auch zwei Wochenenden: Grüne Lust ´19 und ´20, beide in diesem Jahr. Damit möglichst viele Menschen in den grünen Genuss kommen können, gibt es täglich zwei Zeitfenster, in denen Publikum aufs Gelände gelassen wird: 9.30–13.30 und 14–18 Uhr. Dazwischen wird das Gelände einmal durchdesinfiziert. Also vorm Online-Kartenkauf in Ruhe überlegen: bin ich eher ein VormittagsGrüne-Lust-Typ oder der Nachmittagsgänger? Wer seine Entscheidung getroffen hat, drin ist und übers Gut flaniert, kann vor Ort mit rund 180 Austeller*innen in Kontakt treten, darunter auch 40 neue. Mit diesen Zahlen ist die Grüne Lust nach wie vor die größte Messe für bewussten Lebensstil in Deutschland! Das Publikum shoppt in Anwanden Wolle von Aurachtaler Alpakas, fair gehandelte

Pfeil & Bogen, Bio-Zahncreme und Bambuszahnbürsten, Nugat und Bioschokolade aus dem Altmühltal, Holzschmuck, Uhren, Lederwaren direkt vom Hersteller, und, und, und, da könnte man ewig weiter machen. Verzichten müssen die Gäste in diesem Jahr leider auf ein Vortragsprogramm – das wird es hoffentlich im kommenden Jahr wieder geben. Dafür ist für den wichtigsten Aspekt der Messe in jedem Fall gesorgt: Kinder wie Erwachsene freuen sich enorm über die Tierschau mit vielen alten Haustierrassen. Um die Schau kümmert sich die Regionalgruppe Franken der GEH, der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen. Deren Vertreter*innen informieren euch gern über die hervorragenden Eigenschaften von Wollschwein, Borstenschaf und Jurakamel und so.

Grüne Lust – Markt für grüne Produkte und Ideen. 3./4. + 10./11. Oktober, Gut Wolfgangshof bei Anwanden. Umweltfreundlich anreisen per Bahn: S-Bahn R7 Nbg-Ansbach + 10 Min. Fußweg. www.gruenelust.de Stolzer Medienpartner: curt (hat selbst ein eigenes, seltenes Hausttier)


68 – quartier u1

Das amt für ideen - hier noch selbst mehr eine idee, als ein amt. Fotos: Tom Karg


69 – Stadtentwicklung mit Stil

quartier U1: das amt für ideen - Wie ein wanderndes Alien in der Stadt Stadtentwicklung heißt für das Quartier U1 aus dem Hause Urban Lab vor allem das: „Stadt gemeinsam selber machen“. Unter diesem Slogan begann im Januar und endete im Juli die erste Akteursrunde im Quartier. 20 Projekte unterschiedlichster Initiativen von Radio Z über Nordgarten bis SuppKultur konnten angestoßen und verwirklicht werden. Trotz Corona startet jetzt die zweite Runde. Das Wichtigste daher vorweg: Der Bewerbungszeitraum für die zweite Akteursrunde läuft vom 8. Oktober bis 8. November, genau einen Monat. In dieser Zeit kann jeder und jede, der/die eine Idee und einen Projektträger hat, eine Skizze verfassen und einreichen. Die Idee sollte im Idealfall ein paar Kriterien erfüllen, sprich: sich a) auf das Quartier entlang der U-Bahn-Linie 1 beziehen und b) eins oder mehrere dieser drei Themen behandeln: enkeltaugliche Zukunft, Freiräume, Gemeinsinn. Alles andere, ob Straßenfest, Bauprojekt oder Kunst-Pop-upSpaß, bleibt euch überlassen! Wie die Projekte der ersten Runde abliefen, was sie erreicht haben, könnt ihr online, einzeln aufbereitet, nachvollziehen. Der Prozess an sich wird sich in der zweiten Runde nicht ändern: Die Projekte kommen

nicht fertig beim Quartier U1 an, sondern werden in zwei WorkshopRunden gemeinsam final entwickelt. Am Schluss entscheiden nicht die Urban-Lab-Leutchen, sondern ganz demokratisch alle Workshop-Teilnehmenden in Abstimmung, wie die Gelder der Nationalen Stadtentwicklung an die verteilt werden. Das Quartiers-Team siebt vorher diejenigen Projekte aus, die sich nicht auf die Themen und das Quartier runterbrechen lassen. Sonst stellt es vor allem das Backend für die Durchführung und bietet Nachhilfe und Anleitung in Sachen Finanzplan, Rechnungen schreiben, Bürokratie. Basti Schnellbögl aus dem Kernteam erklärt, was der Plan ist: „Wir haben die erste Runde selbstkritisch analysiert. Klar ist: Wir wollen es den Projekten noch einfacher machen.“ Außerdem soll die Gemeinschaftlichkeit, die unter Corona arg gelitten hat, wieder in diese kollektivistische Projektarbeit einkehren. Die ursprünglich geplanten regelmäßigen Abrechnungstreffen mit Bierchen, die nicht stattfinden konnten, gehören wieder zum Konzept. Basti: „Wir haben jetzt unsere Erfahrungen mit Corona gesammelt und wissen, wie wir das vernünftig und sicher umsetzen können.“


70 – quartier u1 Und auch wenn sich die Organisator*innen eigentlich nicht in die Inhalte der Projekte einmischen, versucht Basti einen Wunsch an die künftigen Akteur*innen zu formulieren: Projekte, die noch mehr auf das Quartier von Frankenstraße bis Mugenhof Bezug nehmen und etwas zu dieser Gemeinschaft beitragen. Und: Projekte, die das Wagnis eingehen wollen, den U-Bahn-Raum zu gestalten. „Der U-Bahn-Raum ist unheimlich restriktiv und schwer zu bespielen“, sagt er. „Wir treffen uns monatlich mit der VAG und stellen solche Projekte vor. Die sind sehr offen und hilfreich.“ Und wie bei allen anderen Projekten gilt auch in diesen Fällen: Die Workshop-Runden sind auch dafür da, um gemeinsam Lösungen zu finden, um Ideen wirklich machbar zu machen. „Wir nehmen jede Idee ersnt, so utopisch sie auch sein mag, und schauen gemeinsam, welche Aspekte dazugehören und wie man sie umsetzbar machen kann.“ Für das Quartier U1 ist die Akteursförderung nicht das einzige Instrument, um Stadtentwicklung nach eigenem Gusto zu betreiben. Das Amt für Ideen steht davon unabhängig jedem und jeder offen, der/die Hilfe bei der Umsetzung von Gemeinnutz sucht. Die Amtspersonen kennen die nützlichen Ansprechpartner*innen und notwendigen Formulare und können selbst eine Mikroförderung in Höhe von 400 Euro vergeben, die als Anschub genutzt werden kann. Bislang nur online für Sprechstunden geöffnet, wandert nun auch das Amt für Ideen in den öffentlichen Raum. Das Amt in der riesigen LKWWechselbrücke (siehe Foto) soll an die U-Bahn „andocken“, also auf den Plätzen neben U-Bahnstationen auftauchen. Oder in Basti Schnellbögls Worten: „Das Amt wandert wie ein Alien durch die Stadt und wo es auftaucht, passieren Dinge.“ Für das Quartier U1 bedeutet das Amt die Möglichkeit, Ideen von Menschen sammeln zu können, die sich nicht für eine langfristige Projektförderung anmelden würden. Während sich in ganz Nürnberg Kreative und Macher*innen die Köpfe über ihre Projektskizzen zerbrechen, wirkt die erste Förderungsrunde

nach wie vor. Am 30. September feierte das Atelier Extra, QuartierU1Projekt des Edel Extra, seine Vernissage. Bis 4. Oktober sind im Edel Extra Ergebnisse der künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum zu sehen, die das Projektteam mit Hilfe seines mobilen Ateliers im Quartier gesammelt hat. curt erfreut sich an den„Keinkaufswägen“ im Stadtbild und dem neuen „grünen Klassenzimmer“ im Wolfsherz Garten und findet: noch mehr ist noch besser und ruft daher auf: Bewerbt euch und gestaltet eure Stadt! Macht alle mit, fordert das Amt für Ideen heraus!

Quartier U1 – stadt gemeinsam selber machen – unterstützt vom Medienpartner curt. www.quartier-u1.de www.facebook.com/quartieru1


71 – goho kann was

Foto: mariabayer.de

Der Straßenkreuzer ist bei 80 Frauen und Männern auf der Straße in Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach für 2,20 Euro zu bekommen. www.strassenkreuzer.info

Macht Deine Arbeit Sinn?

gillitzer.net


72 – nbg digital festival

nbg digital festival Keynotespeaker auf den SchoSS nehmen

florian bailey, UCS. Thema: Future shock

dieses Jahr ist alles anders: man trifft sich nur digital

carla hustedt, Ethik der Algorithmen, Bertelsmann-Stiftung


73 – remote only Natürlich, alte weiße Männer wie wir tun sich schwer damit, die Laptopkamera anzuschalten, um am Meeting teilnehmen zu können. Für die Organisator*innen des Nürnberg Digital Festival waren solcherlei Dinge schon vor Corona kein Thema – mit entsprechender Leichtigkeit transferieren sie daher ihr Festival in den hygienischsten aller Räume: das Internet. Digital Festival goes digital oder im hauseigenen Sprech: Remote! Remote bedeutet zunächst mal, niemand muss auf die Keynotespeaker und deren Vorträge, auf Workshops und Kunstaktionen verzichten. Alles findet statt – und zwar in Form kurzweiliger Online-Sessions. Der partizipative Charakter soll dennoch erhalten bleiben. Also: Füße auf den Couchtisch, Laptop auf den Bauch, alle Infos über Tech- und Businessthemen, über Startups, Virtual Reality und E-Commerce aufsaugen und dann mitdiskutieren, ohne vom Sofa aufstehen zu müssen. Gar nicht so schlecht, eigentlich. Wer einen Termin verpasst, kann den Inhalt nachlernen – alle Sesions werden im Nachgang bei YouTube veröffentlicht. Die Speakerinnen und Speaker des Nürnberg Digital Festivals sind sicher ein bisschen traurig über die entgangene Gelegenheit des persönlichen Kontakts, andererseits sparen sie sich die beschwerliche Anreise. Dr. Phoebe Moore zum Beispiel ist Professorin für Political Economy & Technology an der Uni Leicester. Moore ist Expertin in Sachen künstliche Intelligenz (AI), eines der wichtigsten Businessfelder der Gegenwart und Zukunft. Doch: so intelligent die Maschinen auch sein mögen, sie sind nicht intelligent genug, um den Job einfach alleine zu machen. Moore referiert über die Arbeitsbedingungen der AI-Trainer, die von Tech-Firmen beispielsweise mit Contentpflege beauftragt werden. Moore geht in ihrer Analyse auch darauf ein, wie sich die Coronapandemie auf diese neuartige und teils fürchterliche Arbeitsrealität auswirkt. In einem ähnlichen Forschungsbereich bewegt sich auch Carla Hus-

tedt, die das Projekt Ethik der Algorithmen der Bertelsmann-Stiftung leitet und die gesellschaftliche Dimension algorithmischer Systeme untersucht. Diese beeinflussen nämlich nicht nur unsere Google-Ergebnisse, sondern bestimmen auch, wo Polizist*innen Streife fahren, auf welche Uni Studienbewerber*innen kommen und helfen Mediziner*innen bei der Krebserkennung. Algorithmen bestimmen über uns, sagt Hustedt, und dass das mehr Freiräume und mehr Chancengleichheit bedeuten kann, aber eben auch das genaue Gegenteil. In ihrer Keynote stellt sie die Chancen und Risiken anhand von Fallbeispielen vor und liefert damit sicherlich ausreichend Stoff für die anschließende Diskussion. Ähnlich verhält es sich höchstwahrscheinlich mit dem Thema von Tilo Kmieckowiak, Berater bei der Agentur neues handeln, der sich mit Influencern und deren Beitrag zu politischen Themen beschäftigt. Was zunächst nicht zusammenzupassen schien, die Influencer-Welt hier und seriöse gesellschaftliche Themen da, überkreuzt sich in jüngster Zeit immer häufiger. Behörden und auch Ministerien arbeiten mit jungen Internetpersönlichkeiten und widerlegen damit auch das altgediente Vorurteil einer politisch desinteressierten Jugend. Kmieckowiak beschreibt praxisnah, unter welchen Voraussetzungen Influencer-Kommunikation in diesem Bereich erfolgreich sein kann und welche Fallstricke es gibt. Das Programm wird ergänzt durch Menschen aus der Schnittstelle zur Kunst, wie Shelly Knotts, die das Prinzip Algorave erklärt und performt. Und durch regionale Akteure – Florian Bailey spricht über den Future Shock – und mit einem Rückblick auf 2020. Hier sprechen der Koch des Jahres, Felix Schneider vom Sosein, und Uwe Spitzmüller (Highfoodality) über Food 2020. Beim Kochen hat der Algorithmus nix mitzureden. Oder doch? Medienpartner curt sollte es wissen ...

Nürnberg Digital Remote. 9.–17. Nov. im Internet. Komplettes Programm + Anmeldung ab Mitte Oktober auf: www.nuernberg.digital


74 – consumenta

Heimtiermesse

Original regional. Fotos: Consumenta

IENA

GINmarket


75 – Consumenta

Consumenta: Innovativ, Regional, Pandemie-abgesichert Verschiebungen, Absagen, neues Konzept: Die deutsche Messewirtschaft musste sich angesichts der Pandemie etwas einfallen lassen und ließ sich was einfallen und trotzdem – 61 Prozent aller Messen in 2020 wurden bereits abgesagt oder in die Zukunft umgeplant. Die Consumenta ist Nordbayerns größte Publikumsmesse, was sich erstmal ja schon nach Großveranstaltung anhört. Aber: Die Consumenta 2020 findet statt. Wie genau, weiß der curt. Tatsächlich gelten Messen als weniger problematisch als beispielsweise Festivals oder Straßenfeste, weil in diesem Rahmen Kontaktverfolgung und Abstandsregelungen leichter umsetzbar seien. Das heißt, die Consumenta findet, Stand jetzt, ohne massive Einschränkungen statt. Die gleichzeitig maximalen 10.000 Besucher*innen erwartet das mittlerweile eh gewohnte Bild: ausreichend Desinfektionsmittel für die Hände und wer durch die Hallen wandelt, trägt Maske. An den Ständen darf die aber abgelegt werden. Handshake verboten. Damit die Abstände möglichst immer eingehalten werden können, hat die Consumenta ihre Flächen vergrößert. Wer Symptome aufweist, in den zwei Wochen vor Besuch Kontakt zu Infizierten hatte oder in sich in einem Risikogebiet aufhielt, darf die Messe nicht besuchen. Alle anderen können sich ein Ticket besorgen, im Gegensatz zu den Vorjahren allerdings nur noch online, wegen Kontaktlosigkeit und Nachverfolgung. Das muss so sein, wie wir alle wissen.

Die Consumenta ist eine Messe für Konsumgüter, was die Verschlagwortung des Angebots traditionell schwierig macht. Theoretisch gibt´s hier alles zu sehen, was Handwerker*innen, Direktvermarkter*innen, Händler*innen, Dienstleister*innen für ausstellenswert und fresh und spannend halten. Die Produkte/ Dienstleistungen stammen aus den Themenwelten Bauen, Wohnen, Haushalt, Mode und regionaler Genuss. Zu den messeüblichen Angeboten kommen bei der Consumenta immer noch die beliebten Messen innerhalb der Messe hinzu.

EAT & STYLE Neu in diesem Jahr ist zum Beispiel die eat & style, die zeitgleich zum GINmarket am Eröffnungswochende, 24./25. Oktober, stattfindet. Die eat & style macht Hobby- und Profiköch*innen froh, die nicht nur über den eigenen, sondern auch gleich noch über den Tellerrand ihres Tischnachbars hinaus schauen. Hier kommen nämlich sowohl etablierte Lebensmittelfirmen als auch spannende Startups und hippe Manufakturen der Branche nach Nürnberg und präsentieren euch ihr leckeres, trendiges Zeug – von gesund bis gegrillt.

BABY-WELT Ebenfalls neu, für „neue“ Menschen bzw. deren Erzeuger*innen: die Baby-Welt. Der Ausstellungsbereich für alles, was Eltern bzw.


76 – Consumenta Kinder brauchen, ist vom 30.10. bis 01.11. ebenfalls ein Teil der Consumenta.

iENA heißt die Messe, auf der es mit Sicherheit maximal innovativ zugeht, handelt es sich hierbei schließlich um die Erfindermesse, den Hort des Geistesblitzes, die Fläche für alles Neue aus dem Labor. Aussteller*innen der iENA bringen nicht bloß fertige Produkte, sondern teilweise tatsächlich Ideen oder Prototypen und nutzen die Consumenta als Marktplatz auf der Suche nach einem Patentverwerter oder Vertriebspartner. Für private Besucher*innen besteht hier freilich der Reiz darin, sich umschauend zu entdecken, was nächstes Jahr vielleicht auf einmal das Ding ist, das in keinem Haushalt fehlen darf. Schuhe mit Raketenantrieb, Akkulaufzeit für immer, Massagestuhl in den Körper integriert – wer weiß das schon, nichts ist undenkbar. Bereits ab 29.10. und am 30.10. findet im Rahmen der iENA der Innovationskongress statt, auf dem Unternehmer*innen, Tüftler*innen und Kreative sich auf die Suche nach dem gelingenden Innovationsprozess machen.

GINmarket Egal, wie abgedichtet euer Mundschutz ist und wie sauber eure Hände sind – es gibt diesen Bereich, da kommt ihr bei der Consumenta nur rein, wenn ihr über 18 seid. Hier dreht sich alles um das farblose, geschmackvolle, umdrehungsstarke Getränke aus Wachholder, den Gin. Und ein bisschen auch um Tonic. Der Gin hat in den vergangenen Jahren bekanntlich beachtlich an Popularität zugelegt und nennt sich heute selbstbewusst Kulturgetränk. Nach Nürnberg kommen am 24. und 25. Oktober Destillerien, Importeure und Vermarkter aus aller Welt, die gern bereit sind, Gin-Tonic-Fans hier und da probieren zu lassen. Mit dabei sind neben den Gins aus den klassischen britischen Ländern auch solche aus unserer Region – und die sollen ganz besonders köstlich sein. Zudem bietet der GinMarket nicht nur flüssige Waren, sondern auch alles drum herum, vom Snack bis zum richtigen GinGlas, aus dem alles nochmal besser schmeckt. Fachlicher Partner des Ganzen ist Oliver Kirschner, Inhaber des Gelben Hauses und als solcher als Gin-Experte bekannt. An der Gin-Bar bietet er verschiedene Variationen und Cocktails an. Aber Obacht, gell.

Original Regional Wie in jedem Jahr und besonders wichtig für den Support-YourLocals-curt: Halle 1 gehört den Unternehmen von hier. Erzeuger*innen und Direktvermarkter*innen zeigen, was in und um Nürnberg gebaut und erdacht wird, und v.a. was auf den Feldern wächst. Das Knoblauchsland ist auf der Consumenta freilich präsent, dem Wachstum der Lauchs und Kohlrabis hat die Pandemie nämlich dankenswerter Weise kein bisschen geschadet. Findige Menschen von hier machen aus dem, was da so sprießt, traditionelle und neuartige Produkte. Das Angebot wird von Schaumwein über Bier bis Pralinen und Bienenwachsseife reichen.

Consumenta. 24.10. bis 01.11., Messezentrum Nbg. Tagestickets 12 Euro (erm. 11), Familientickets 28 Euro, Nachmittagstickets 8 Euro, 5-Freunde-Tickets 47 Euro, Kinder-Tages-Tickets (6-10 Jahre) 8 Euro. www.consumenta.de


77 – Consumenta

gin market. Fotos: Consumenta


78 – messe für macher

kreativmesse @ consumenta: Hack & Make Die Technologie-Ecke für Kreative, Bastler*innen, Hacker*innen, angehende und fortgeschrittene Nerds und für alle anderne „Macher“ auf der Messe heißt Hack & Make und wirft einen Fokus auf das Selbermachen in der digitalen und analogen Welt. curt ist Medienpartner und – sofern wir es selber hinbekommen, so vom Machen her – mit einem eigenen Stand vor Ort vertreten. Denn wir passen da gut hin. Überrascht?

hack & make. Fotos: hack & make


Von der Hack & Make darf sich jede*r angesprochen fühlen, der/die einen kreativen Umgang mit Materialien aller Arten pflegt. Hier kommt die Löt- und Bastel-Gruppe genauso zu ihrer Ausstellungsfläche wie der große Tech-Arbeitgeber. Wichtig ist: Die Hack & Make versteht sich als Maker Fair, was heißt, sie möchte ein Umfeld schaffen, in dem nicht nur fertige Sachen gezeigt werden, sondern in dem durchs Machen Wissen weitervermittelt wird. Zu den Ausstellenden der Messe gehören Hackerspaces wie die Binary Kitchen aus Regensburg genauso wie gemeinnützige Initiativen. Unsere Partner von Bluepingu beispielsweise entsenden ihre ZeroWasteHeroes, die sich auf kreative Weise auf die Suche nach neuen Möglichkeiten der Müllvermeidung machen. Eine solche wäre das Upcycling, dem sich auch Hiram von Upzigle verschrieben hat. Upzigle sammelt weggeworfene Kippenstummel und vernetzt sich mit Recyclingfirmen, um Lösungen für sinnvolle Weiterverwendungen des Mülls zu finden. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Tanja von TBanger. Die begeisterte Kletterin stellt aus ausrangierten Kletterseile Taschen, Gürtel und mehr her. Hacken, auch das beweist eine solche Messe, ist eben nicht auf Computerkram beschränkt. Vielleicht bist du mit deinem kleinen Start-up ein Hacker, eine Hackerin, ohne es zu wissen? Noch sind Ausstellungsflächen frei. Melde dich mit deinem Thema: programm@hackmake.de – und vielleicht steht dein Stand direkt neben unserem!

Hack & Make, am 31.10. + 01.11. @ Consumenta. hackmake.de – instagram: @hack.make – facebook: @hackmake Medienpartner: curt, selbst Hacker + Maker!

Programm Herbst 2020 SAMSTAG, 24.10.2020

Tom Appel & Häns Czernik

Veranstaltungsort: Schwarzachhalle, Schulstraße 1, 90530 Wendelstein, Ortsteil Röthenbach b. St. Wolfgang FREITAG, 13.11.2020

Hofmeir & Mildner Veranstaltungsort: Kath. Kirche St. Nikolaus Wendelstein, Sperbersloher Straße 6, 90530 Wendelstein

79 – Danial Eshete

FREITAG, 11.12.2020

Tuija Komi

Veranstaltungsort: Evang. Kirche St. Georg Wendelstein, Kirchenstraße, 90530 Wendelstein SONNTAG, 27.12.2020

Orchestra Mondo Veranstaltungsort: Schwarzachhalle, Schulstraße 1, 90530 Wendelstein, Ortsteil Röthenbach b. St. Wolfgang

SAMSTAG, 05.12.2020

Nick Woodland

Veranstaltungsort: Schwarzachhalle, Schulstraße 1, 90530 Wendelstein, Ortsteil Röthenbach b. St. Wolfgang

Förderer:

Medienpartner:

Jegelscheune Wendelstein Forststraße 2 www.jegelscheune-wendelstein.de Tickets: www.reservix.de


80 – interview NBG.POP festival

ekki, tommy + david. Foto: Helene Schütz


81 – Festivalmacher

NBG.POP 2020: Kein Festival war nie eine Option! Da hat Kultur-Nürnberg kollektiv gebannt hingeschaut: Was macht Nürnberg Pop in 2020? Die frohe Botschaft: Festival und Konferenz finden statt, wenn auch anders als gewohnt. Weil Pop wichtig ist, weil Nürnberg Pop ein Lebenszeichen senden will, weil es geht. Stand heute sind die Konzerte von apanorama, Elen Steri, Telquist und Co. ausverkauft. An den Panels und ausgewählten Konzerten wird man aber kostenfrei (gegen Spende) digital teilnehmen können. Wir haben uns die Festivalchefs David Lodhi, Tommy Wurm und Thomas Eckert geschnappt und mit ihnen über besondere Umstände, Finanzierungssorgen und die bockstarke bayerische Musikszene gesprochen. Warum genau macht ihr Nbg.Pop, trotz der Corona-Limitationen? Wir glauben, es ist wichtig, dass Menschen in diesen Zeiten Kultur erleben können. Es ist auch in unserer Verantwortung, im Rahmen unserer Möglichkeiten dazu beizutragen. Es ist die Welt, die wir alle miteinander aufgebaut haben, in der unsere Kultur, unsere Popkultur eine elementare Rolle spielt. Irgendwann soll sie so zurückkommen, wie wir sie kennen und lieben. Auf dem Weg dahin möchten wir den Menschen einen Lichtblick geben. Wann habt ihr euch entschieden, das Festival trotz allem zu realisieren? Es stand für uns nie zur Diskussion, nichts zu machen. In der Zeit von Mitte März bis tief in den Sommer hinein haben wir verschiedene Konzepte aufgesetzt und in enger Zusammenarbeit mit den Behörden der Stadt Nürnberg diskutiert. Wir sind sehr froh darüber, ein Modell entwickelt zu haben, das alle Vorgaben erfüllt. Finanziert sich das?

Verdienen tun wir dabei nichts. Sowohl wir, als auch unser enges Team, arbeiten dieses Jahr so gut wie ehrenamtlich. Es ist ein großartiges Gefühl, zu wissen, dass die Menschen, die uns die letzten Jahre als fester Bestandteil unserer Crew begleitet haben, auch durch dieses Jahr mit uns gehen. Dieses Wir-Gefühl gibt uns viel Kraft. Wie gehen Sponsoren dieses Jahr mit euch um? Das ist unterschiedlich. Wir sind im Haushalt der Stadt Nürnberg mit einer Kostenstelle verankert, die aufgrund von Corona nicht gekürzt worden ist. Dafür sind wir unserer Kulturbürgermeisterin und ihrem Kulturreferat sehr dankbar. Auch die Initiative Musik (Bund), BY-on (Land) und Pop! Rot Weiß (Bezirk Mittelfranken) sind mit an Bord geblieben, was uns sehr hilft. Bei den Sponsoren aus der freien Wirtschaft ist es schwer, jemandem die vorläufige Beendigung der Partnerschaft vorzuwerfen. Die Zeiten sind für alle hart. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass mit der Sparkasse Nürnberg und unserem Technikpartner Eggs & Bulbs zwei unserer großen Partner mit an Bord geblieben sind – vielen Dank dafür. Auch den vielen kleinen Kooperationen mit Spielstätten, Hotelpartnern, Getränkepartnern und nicht zuletzt unserem Ticketanbieter sind wir sehr dankbar. Ohne all das wäre Nürnberg Pop nicht machbar. Ein bisschen Sorge macht uns die Entwicklung im Bereich Sponsoring, wenn wir in die kommenden Jahre blicken. Es werden nicht mehr viele übrig bleiben … Wird Nbg.Pop 2021 anders oder gar besser als 2019? Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Wer kann das schon? Wir hoffen auf den best case, planen aber auch für den


82 – interview NBG.POP festival worst case. Wir laden euch gerne zu einem Panel der Kaffeesatzleserei an, den wir an Halloween aufsetzen. Wird schön gruselig, versprochen. Das Reeperbahn Festival gilt als Vorbild. Wie habt ihr das Festival unter den Corona-Auflagen empfunden? Das Reeperbahn Festival mit seinen finanziellen Möglichkeiten hat sicherlich eine perfekte Bestandsaufname von dem, was momentan möglich ist, hingestellt. Wir haben uns viele Panels und Podiumsdiskussionen der digital abgehaltenen Conference angesehen, was sehr spannend war. Vor Ort waren wir heuer nicht. Das alles ist auf Festivals wie Nürnberg Pop aber nur schwer übertragbar, einfach, weil das Reeperbahn Festival ein anderes Budget hat. Sollte Nürnberg Europäische Kulturhauptstadt werden, was wir hoffen, sehen wir die Stadt uns gegenüber durchaus ein wenig in der Pflicht, gemeinsam die nächsten Schritte anzuvisieren und unsere Vernetzungsarbeit auf nationaler und europäischer Ebene noch stärker zu unterstützen. Falls Nürnberg nicht Kulturhauptstadt wird, übrigens auch. Ihr habt euch, was das Line-up angeht, auf die bayrische Musikszene fokussiert. War es schwer, Künstler*innen zu finden, die euren Ansprüchen genügen? Unsere regionale Szene ist bockstark. Andererseits ist es im Moment kaum möglich, Bands von weiter her, geschweige denn aus anderen europäischen Ländern zu bekommen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Wie ist das Feedback der gebuchten Bands? Wir haben ganz viel tolles Feedback von den Bands und Künstler*innen bekommen. Klar, viele Gelegenheiten, im Moment aufzutreten, gibt es eh nicht und ein Auftritt beim Nürnberg Pop Festival hat natürlich auch eine andere Reichweite. Das Festival ist ausverkauft. Inwiefern kann man an Nürnberg Pop digital teilnehmen?

Wir streamen unsere Pop-Konferenz und einige ausgewählte Konzerte für alle Dringebliebenen. Das Ganze kostet nichts, aber wir bitten um Spenden, auch, um unsere Festival-Infrastruktur so aufrechterhalten zu können, wie sie ist. Alle nötigen Links dazu finden sich auf unserer Internetseite.

Nürnberg Pop Festival Samstag, 10. Oktober, ab 19 Uhr, in: Katharinenruine, HINZ x KUNZ, Apollo Kino und KORN´S (Kornmarkt 5-7-). Aber: Ist leider schon alles ausverkauft. Tickets gibt es noch (Stand 26.09.) für die Daytime Show in der Katharinenruine von 14:30 bis 17 Uhr mit den beiden Acts [LEAK] und Apaath. EUR 12,- zzgl. VVK-Gebühren + (freiwilliger) Spende. Achtung, limitiert auf 100 Tickets! Gesamtes Line-up: lilly among clouds (Duo mit Cello), The Green Apple Sea (Duo), Telquist, Umme Block, Hannah & Falco, John Steam Jr, elena steri, Fischer&Rabe, apanorama, Laura Heller, Skull Sized Kingdoms, [LEAK], Apaath. Nürnberg Pop Konferenz, 9. und 10. Oktober Mit 4 Panels wird das Thema „Popkultur & Corona“ aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Es wird in die Zukunft geblickt, die Entwicklung von Nürnberg und seiner Pop-/Nachtkultur beleuchten und die Kulturhauptstadtbewerbung kurz vor Bekanntgabe des Gewinners nochmals gestreift. Die Panels werden live aus dem KunstKulturQuartier gestreamt, man kann mitdiskutieren und Fragen stellen. Host und Unterhalter: Comedian und curt-Kolumnist Matthias Egersdörfer. Alle Informationen und Streams auf: nuernberg-pop.com Wie immer und trotz allem mit dem Medienpartner curt!


WORK SHOPS

83 – Lucius A. Hemmer

Fair Fashion Made in GoHo Wir veredeln fair produzierte Textilien zu kreativen Schmuckstücken.

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84 – interview Frank Wuppinger Bruno rother wettbewerb

kurt rosenwinkel trio. Foto: PRessepicture

Mathias Eick

Lucia Cadotsch. Collage Tatiana Gorilovsky

Fotos: ludwig olah


85 – nUEJAZZ

NUEJAZZ 2020: Ein sehr Hygienisches Musik-Erlebnis Hart war der Herbst 2019 für die Jazzfreundinnen und -freunde der Region: NO Nuejazz! Kein mehrtägiges Jazzfestival mit international renommierten Acts in der Stadt. 2020 aber wollte man umso stärker und spannender zurückkehren. Da hatte sich das Team natürlich exakt das richtige Jahr ausgesucht, ausgerechnet 2020, und auf einmal stand alles wieder auf der Kippe. Seit ein paar Wochen wissen wir: Nuejazz findet statt, vom 3. bis 8. Oktober, Wie genau, das verrät uns Programmchef und Festivalgründer Frank Wuppinger. CURT: Hallo Frank, ich glaube, wir müssen zuerst die Situation einmal verstehen. Ihr habt das Festival 2019 pausiert, auch, um 2020 stabiler zurückkommen zu können. Ihr befindet euch also in der Planung und im Booking für dieses Comeback, als auf einmal Lockdown ist und gar nix mehr stattfindet. Was dachtet ihr bzw. dachtest du? FRANK: Ja, genau so war es. Wir planen im Grunde schon seit sehr langer Zeit an dem „großen“ Festival 2020. Wir haben uns in dem Jahr 2019 durch viel Arbeit eine gute Basis geschaffen, um dann Anfang 2020 ein sehr starkes und großes Line-up auf die Beine zu stellen: circa 25 Acts, ein Erasmus-Projekt mit vielen europäischen Städten, mehrere Bühnen, Warm-up und so weiter ... Im März, als dann der Lockdown kam, war schon alles eingetütet.

Erst hat ja keiner so genau gewusst, wie lange das Ganze dauern würde und wir dachten, dass sich die Lage bis zum November wieder beruhigen würde. Je mehr Zeit dann verging, umso klarer wurde es, dass wir das Festival entweder absagen müssen, oder eben komplett um- bzw. neu planen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns aber schon schrittweise an die neue Situation „gewöhnt“, bzw. es wurde immer klarer, dass auch im Herbst keine Normalität zu erwarten ist. Wie ging es dann weiter? Habt ihr einfach weiter geplant oder alles umgeschmissen? Wir waren von Anfang an ständig mit den Bands, Agenturen, Kooperationspartnern und vor allem den Unterstützern in Kontakt und haben gemeinsam, je nach Entwicklung, immer wieder neue Szenarien der Umsetzung entwickelt. Irgendwann wurde dann daraus diese Lösung, die wir jetzt hoffentlich umsetzen können. NUEJAZZ findet statt. Was kann denn stattfinden, was ist der Unterschied und worauf musstet ihr verzichten? Stattfinden kann an jedem Abend ein Doppelkonzert im Saal der Kulturwerkstatt Auf AEG u.a. mit Kurt Rosenwinkel, Lucia Cadotsch, Sebastian Studnitzky, u.v.m. Außerdem haben wir das Preisträgerkonzert des Bruno Rother Wettbewerbs und eine Kunstausstellung der Fakultät Design in das Festival integriert.


86 – interview Frank Wuppinger Und das traditionelle Konzert im Opernhaus, bei dem wir zusammen mit Staatstheater den Norweger Mathias Eick mit seinem Quintett präsentieren werden – natürlich im Rahmen der aktuell geltenden Hygieneregelungen. Das heißt: begrenzte Besucherzahlen, Abstand zwischen Stühlen, Frischluft-Belüftung im Saal, getrennte Ein- und Ausgänge, etc … Wir werden jedenfalls alles dafür tun, dass unsere Besucher ein sehr hygienisches Musikerlebnis der Extraklasse bekommen. Verzichten mussten wir, anders als in dem Jahren zuvor, auf den dritten Akt des Abends im Saal. Außerdem auf die zweite Bühne mit ebenfalls jeweils drei Bands am Abend und die beiden LateShows im Foyer der Kulturwerkstatt. Und auf einige namhafte Künstler, deren Touren abgesagt wurden. Zudem auf unseren DJ-Abend nach dem Opernkonzert in der MUZ, den Warm-up-Gig im E-Werk Erlangen – und dann natürlich auf viele Stühle, die wir in diesem Jahr nicht stellen dürfen. Wie geht es dir mit dem NUEJAZZ 2020? Ist das eher ein schmerzhafter Kompromiss oder umso geiler, weil so viele Hürden und Unsicherheit überwunden werden konnten? Natürlich ist es wahnsinnig schade, dass wir den ursprünglichen Plan nicht umsetzen können und die Lage für Kulturveranstaltungen ziemlich mies ist, aber wir alle müssen uns gerade mit der Situation arrangieren und deshalb ist es einfach nur schön, dass wir überhaupt was machen können. Wir freuen uns jedenfalls auf unser Line-up, das ja wirklich, auch wenn viele Programmpunkte weggefallen sind, großartig geworden ist. Lass uns mal genau auf dieses Programm schauen. Ihr bespielt die Kulturwerkstatt und die Oper mit vor allem jungen Musiker*innen. Gibt es in diesem Jahr so etwas wie einen Fokus, ein Merkmal, ein Genre, das sich durchzieht? Willst du ein Booking benennen, das dich besonders freut? Jedes Booking ist für mich besonders, sonst würde ich es nicht

machen. Die Freude auf jeden Gig ist enorm. Fast immer wird diese Freude auch live bestätigt. Einen roten Faden gibt es nicht, dafür war in diesem Jahr überhaupt nicht der Platz. Ich musste alles umstellen und da war für mich sehr wichtig, da wir ja keine unbestuhlten Konzerte machen können, dass die Musik auch gut im Sitzen funktioniert. Es macht keinen Sinn, eine Band, bei der man stehen möchte und vielleicht auch tanzen, vor Stuhlreihen zu präsentieren. Ohne jetzt Frank Zappa zitieren zu wollen, wie geht’s eigentlich dem Jazz in 2020? Kann man anhand eines solches Festivals auch erkennen, wohin sich die Musik entwickelt? Natürlich entwickelt sich der Jazz gerade enorm weiter, wahrscheinlich hauptsächlich innerhalb der Proberäume und Komponierzimmer der Musiker. Momentan gibt es ja wenige Auftrittsmöglichkeiten und da werden sich bestimmt eine Menge neuer Ideen entwickeln, die sich dann, sobald es wieder im Großen möglich ist, entladen und entfalten können. In ein bis drei Jahren wird man vielleicht sehen, welches kreative Potenzial die aktuelle Krise hervorgebracht hat. Jetzt ist’s einfach nur für alle sehr schwierig und für manche Musiker, die nicht unterrichten und hauptsächlich vom Spielen leben, auch eine große Lebenskrise mit teilweise existenziellen Ausmaßen. Umso mehr freuen wir uns, unseren Bands und Livemusikern mit dem Festival eine Präsenz geben zu können!

NUEJAZZ FESTIVAL. Vom 3. bis 8. November in der Kulturwerkstatt auf AEG und im Opernhaus. Programm und Tickets auf: www.nuejazz.de Traditionell präsentiert vom Medienpartner curt. Wir verlosen ein paar Tickets über www.curt.de/nbg


87 – nUEJAZZ

Exklusiv: Gestaltet von internationalen IllustratorInnen

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Rabatt gültig bis 31.Oktober 2020.

Fotos: katharinapflug.de | Design: ELLIJOT.de

Handwerk: Gebacken im traditionellen Familienbetrieb

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R A B AT T


88 – gastro News

gastro: in Normalität einkehren Fast fühlt es sich schon wieder normal an. Aber beim Aufstehen, um zum Klo zu Wanken, Mundnasenschutz nicht vergessen. Gut, das kriegen wir hin. Curt schaut nach wie vor ganz genau hin, hat Hunger und durst.

neu: Yellow Tile cofee project

espressolab. hier die Location in der Schillerstr. 14. neu, viel kleiner: am lorenzer Platz 3.

neu: P. Block


89 – Gastronomie

Neu: Espressolab

Drittens neu und wieder was für alle, die den Kaffee lieben: Das Espressolab bringt eure Herzen in Schwung und befindet sich mit einem neuen Laden im Herzen der City, direkt an der Lorenzkirche. Die Kette stammt aus der Türkei und ist dort und außerdem in der Schillerstraße in der Nordstadt vertreten. Das Espressolab hat sich unter dem Schlagwort „FutureGenerationCoffee“ der Produktion von fairem, nachhaltigem Qualitätskaffee verschrieben. Das Unternehmen unterstützt NGOs, investiert in Produzenten, die umweltfreundlich anbauen und röstet selbst seinen eigenen Bio-Kaffee. Vor Ort warten außerdem süße Snacks, Frühstück, Kuchen etc. darauf von euch vernascht zu werden. curt steht drauf! Espressolab. Lorenzer Platz 3, Nbg. de.espressolab.com/shops/nurnberg/

Neu: Yellow Tile Coffee Project

Gelbe Fliesen, braune Köstlichkeit in der Tasse: auch in der Südstadt gibt es seit Ende September ein neues Kaffee für Spezialitäten von regionalen Rösterinnen und Röstern. Dahinter stecken die beiden Kaffee-Enthusiasten Jonas und Alina, die sich mit ihrem eigenen Laden einen lange gehegten Traum erfüllen konnten. Die beiden legen großen Wert darauf, über die Herkunft ihrer Spezialitäten Bescheid zu wissen. Der Kaffee kommt deshalb von der Rösterei Kucha im Nürnberger Land sowie von wechselnden Gast-Röstereien, die Milch vom Milchhof Ströbl, der Kuchen von den Kolleg*innen von Frau Elster und das Brot von der Bio-Bäckerei Wehr. In Zukunft möchten Jonas und Alina auch Workshops rund ums Thema Kaffee anbieten, die man auch privat buchen kann, genauso wie den Workspace im angrenzenden Raum. Hier kann man sich zum Arbeiten einbuchen und dabei die Köstlichkeiten von nebenan genießen. Yellow Tile Coffee Project. Humboldtstr. 67, Nbg. www.yellowtile-coffeeproject.de


90 – gastro News

Neu: P. Block

Nochmal neu und nochmal Südstadt: In der Pillenreuther Straße bietet das P. Block eine ungewöhnliche Karte an. Einerseits natürlich Kaffee und Tee, zweitens Kumpir. Das sind diese großen, gefüllten Kartoffeln. Drittens besondere Kuchenvariationen wie den San Sebastian Cheesekake mit belgischer Schokolade oder den Green Velvet Cake mit Himbeeren, viertens stehen Cigköfte im Angebot, die vegane, würzige Dürüm-Alternative, wenn man so will. Das P. Block sucht noch Personal. Wer Mitglied des neuen Teams werden möchte, kann sich am besten per Instagram melden. P. Block. Pillenreuther Straße 65, Nbg. instagram.com/p.block_nbg

Neu: Kleine Pause

In Forchheim und Fürth kennt man sie bereits, jetzt hat sich es auch nach Nürnberg geschafft, die Kleine Pause. Der Ort für kleine Päuschen ist im September in die Räumlichkeit des ex Green Lion am Äußeren Laufer Platz gezogen. Dafür schließt das KP-Lokal in Fürth. Die Chefs Lukas und Halota schwören auf Frühstücke in Kombination mit Salatbar und gesundem Fastfood (siehe: Wraps, Paninis, Ofenkartoffeln). Wer eine kleine Pause machen will, ohne den Arbeitsplatz oder die Wohnung zu verlassen, kann sich die Sachen jetzt auch via Lieferando liefern lassen.

Kleine Pause. Äußerer Laufer Platz 9, Nbg. facebook.com/KleinePauseNuernberg

Café Frau Elster. Schwanhardtstr. 46, Nbg. Insta: @cafe.frau.elster

Steichele

Martinigans @ dampfnudelbäck

Es gibt Wild, Baby, es gibt Wild. Das Restaurant lädt von 15. bis 31.10. zu den Wildwochen: Rehbraten mit Blaukraut und Spätzla für 15,80 Euro. Das nächste Special winkt vom 06.11. bis 06.12.: Die Martinsgans mit Klößen und Blaukraut in der Kombi mit dem halben Liter Rotwein kostet 46 Euro. Das Angebot gilt immer nur, so lange der Ofenvorrat reicht. Wer mit mehr Leuten kommt und sicher die Gans will, sollte sie sich vorher reservieren. Auch Gans ohne Wein oder Wein ohne Gans ist möglich. Letzteres empfiehlt sich insbesondere im November, wenn es heißt: Black November Red-Wine-Sale: 10 Prozent Nachlass auf alle Rotweinflaschen. Steichele. Knorrstraße 2-8, Nbg. www.steichele.de

Frau Elster

Das süße Wohnzimmer in der Südstadt erweitert sein Sortiment. Nachdem die Elster uns bereits den Pancake-Baukasten bescherte, bringt sie uns nun den Flammkuchen-Baukasten. Ab 12 und bis 20 Uhr könnt ihr den Flammkuchen-Boden flexibel und je nach Geschmack mit unterschiedlichen Belägen toppen. Das reicht von klassisch Zwiebeln, Lauch bis fancy Birne, Gorgonzola, Seitan...

Natürlich lässt sich auch das gemütliche Café/Restaurant nicht lumpen und serviert am 11.11. die Martinigans an Kloß und Blaukraut! Dazu muss man nicht zwingend Rotwein trinken, denn die Auswahl an fränkischen Bieren bietet prima Alternativen. Reservieren ist nötig! Dampfnudelbäck, Johannisstr. 32, Nbg. www.dampfnudelbaeck.de

Fisch & Meer

Herbst ist ja irgendwie die Genussjahreszeit, was Essen angeht. Es ist aber nicht nur Kürbissaison, sondern, noch viel geiler, wissen aber die wenigsten: Muschelsaison! Wenn es kühler wird, steigt die Qualität der Schalentiere, die von Fisch & Meer direktamente nach Nürnberg importiert werden. Jeden Mittwoch ist es so weit: Aus Irland kommen die Austern, aus Dänemark Mies- und aus Norwegen Jakobsmuscheln. Aus dem Meer, hinter die Theke, in den Magen. Außerdem verfolgt Fisch & Meer ein neues kulinarisches Langzeitprojekt, das aus freudigem Experimentieren entstand: Das Team räuchert ab sofort schottische Lachs aus nachhaltiger Zucht selbst und kompo-


BrotZeit

BURGER LOVER HABEN EIN 91 – Gastronomie NEUES ZUHAUSE:

Der kleine Fischshop mit Meerwert. Wir sind die mit den frischesten Fischen aus eigenem Großhandel und dem täglich wechselnden Mitt agstisch … im HH der 9a. Blumenstr. 9a

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92 – gastro News niert dafür auch die Beizen im eigenen Haus, z.B. mit Chili und Sternanis. Das Fisch kommt guten Gewissens auf den Tisch. Fisch & Meer, Blumenstraße 9A, Nbg. www.fischundmeer.de

Neu im PARKS: FARANG – Thai Pop-UpRestaurant

Acht Jahre lang lebte Parks-Chefin Tina in Thailand, an einem der schönsten Strände der Insel Koh Phangan. Hier bekochte das Farrang-Girl Gäste aus aller Welt mit der lokalen Thai-Küche, der sie sich bis heute emotional verbunden fühlt. Nachdem Tina nun nicht mehr in Thailand ist, kommt Thailand halt zur Tina. Vom 09.10. bis 19.12. verwandelt sich der Gartensaal des Parks in ein authentisches Thai-Restaurant. Das Farang Pop-up-Restaurant orientiert sich an der Küche Koh Phangans und bietet hochwertige, ausdrucksstarke und dabei einfache Gerichte ohne viel Schnickschnack. Tina kocht mit, hat dabei aber professionelle Unterstützung: Gawau und Martin am Wok; Alex, Lukas und Tina sind die Gastgeber. Tischreservierungen wird empfohlen! Parks. Berliner Platz 9, Nbg. www.parks-nuernberg.de oder 0911-80196371

Burger Galata

Nicht mehr ganz neu in der Stadt, aber wegen Corona fühlt es sich so an: Im April eröffnete Burger Galata in Steinbühl sein Lokal. Der Name

deutet schon eine ganz geile Kombination aus Burger-Kultur und Türkei an. Zwischen die frisch gebackenen Buns kommt deshalb nicht nur die klassische Variante, auch ein Dürüm Burger oder ein Sucuk Burger stehen auf der Karte. Als Dessert stehen euch z.B. paniertes Eis oder Käsekuchen mit flüssigem Schokokern zur Auswahl. Spezielle Angebote und längere Öffnungszeiten zu Ramadan. Burger Galata. Angerstr. 3, Nbg. www.burger-galata.business.site

Pasta E Vino

Es ist dank unserer herausragenden Italienischkenntnisse nicht schwer herauszufinden, wie sich das Angebot dieser neuen Osteria in Schoppershof zusammensetzt: Es gibt Wein und Nudels. Auch das Pasta e Vino fühlt sich noch sehr neu an, eröffnete es doch mitten in der ersten Welle, im Mai. Das Haus wird allerdings schon länger als Restaurant vom selben Besitzer gewusst, der jetzt nur von Griechisch auf Italienisch umstellt. Die Pasta ist hier hausgemacht, es gibt sechs Sorten, die man dann je nach Wunsch mit Soßen kombinieren kann. Der Pizza-Esser muss den Ort nicht meiden, die Karte wird um einige Pizzen, Salate, etc. ergänzt. Hinzu kommen rund 40 verschiedene Weine. Pasta E Vino. Welserstr. 57, Nbg. www.facebook.com/PastaEvinoo


93 – Gastronomie

EIN*

GUTSCH

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*Gültig bis 31.05.2018 und nur einlösbar in der L’Osteria Fürth // Piccolo Dolci = Tiramusù, Panna Cotta oder Crema di Fragola

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94 – top flüssig

Eichenfässer

scharfes gold

Deutscher Whisky des Jahres 2020

Hausbrauerei Altstadthof, Nürnberg


95 ... und holzig wie curt

GroSSes Gold für nürnberger Whisky Er ist ein Getränk, aber trotzdem bissig und trägt deshalb nicht zu Unrecht des Namen „Ayrer‘s Alligator“. Das Krokodil in Whisky-Form biss die Juroren an den richtigen Stellen: Der Deutsche Whisky des Jahres kommt aus Nürnberg! Tatsächlich kommt der Name des Brands gar nicht von der Schnapsschärfe, sondern vom Alligator Charring. Ja, da wissen jetzt wieder nur die Experten weiter, wir zum Beispiel: Als Alligator Charring bezeichnet man den Prozess des Ausbrennens der Innenseite von Eichenfässern, in denen der Whisky dann gelagert wird. Das verbrannte Holz sieht nämlich aus wie Kroko-Schuppen. Die Holzkohle wirkt sich in fünf Jahren Lagerungszeit natürlich auf den Geschmack aus und prägt den unzähmbaren Charakter des „Ayrer‘s Alligator“. Auch interessant: Diese Neukreation der Destillerie der Altstadthof Hausbrauerei ist ein zu 100 Prozent ökologischer Whisky. Im Juli durften die Juroren, sprich, 50 Spirituosenexpert*innen, des Meininger’s International Spirits Award ihre Zünglein an der Waage mit dem scharfen Gold benetzen. Vier Tage lang probierte sich die Jury tatsächlich durch die ganze große Welt der Spirituosen und verlieh den Besten eine Medaille. Die Palette reichte dabei von Obstbränden über Gins bis hin eben zu den Whiskys. Wegen der desinfizierenden Wirkung des Untersuchungsgegenstands, nein, falsch, wegen des Hygienekonzepts, konnte die Veranstaltung stattfinden, sogar inklusive Siegerehrung.

Die Altstadthof Hausbrauerei & Whiskydestille durfte sich gleich zwei Mal freuen. Zum einen über die erwähnte Auszeichnung Deutscher Whisky des Jahres mit dem beeindruckend simplen, aber aussagekräftigen Urteil der Jury: „Mehr Whisky geht nicht.“ Das geht runter wie, äh, ein Verdauungsschnäpschen. Und zum zweiten: Als einzige WhiskyWettbewerbteilnehmer bekam der „Alligator“ zudem das Große Gold ans Fläschchen geheftet. Die Jury fand ihn holzig, vanillig und malzig, außerdem reich an Körper und Balance. Reich an Körper immerhin sind auch wir und schon ganz scharf darauf, unsere weniger feinen Zünglein zu benetzen. Gelegenheit dazu besteht in der Hausbrauerei Altstadthof – zum Beispiel im Anschluss an eine Führung durch die Felsengänge, die jetzt wieder täglich ab 11 Uhr stattfinden. Bei den Führungen wird natürlich auf die hygienische Sicherheit streng geachtet: Masken aufsetzen und desinfizieren nicht vergessen, von innen wie von außen. Prösterchen und herzlichen Glückwunsch!

Nürnberger Altstadthof e. K. Hausbrauerei & Whiskydestille, Bergstr. 19–21, Nbg. www.hausbrauerei-altstadthof.de Ayrer‘s Alligator. Destilliert 2015, bottled 2020. Alk. 57,7 % Vol. Limitierte Auflage: 315. Aber, leider, bereits ausverkauft. Und nun?


96 – Konzerte und so

curts kleine Konzertübersicht

z-bau. roumex

z-bau. törpedo

MUZ CLUB: LIONLION

MUZ CLUB. folk´s worst nightmare


97 – Fast wie in Normal Ja, auch Eventkultur ist Kultur. Sehr sogar! Wir wollen Konzerte, Theater, Lesungen. Wir wollen wo hingehen, wenn dort was geboten und das Ganze hygienisch ist. Das Biergartenwetter hat die Rückkehr der Livekultur ermöglicht und vereinfacht. Wie geht‘s trotz Corona im Herbst? Wir schauen auf die Veranstaltungsorte unserer Wahl. Folgendes kann man grundsätzlich vorweg schicken: Die Karten sind überall begrenzter als sonst, bemüht euch also lieber lang- als kurzfristig um die limitierten Tickets. Und dann: Abstand halten! Und die Masken nicht daheim auf dem Schuhschrank liegen lassen, dann geht das alles ganz gut.

MUZClub

Ähnliche Lage mittlerweile im spät eröffneten Gärtchen der Musikzentrale in Gostenhof. 200 Menschen dürfen Open-Air-Musik genießen, gerne mittwochs, das hat Tradition. Im Sinne dieser Tradition kommen am 07.10. zwei Zwillingsbrüder mit Band in den Garten: LIONLION spielen psychedelisch verspielten, artsy Rockpop, weitere Acts des Abends werden noch bekanntgegeben. Es geht Local-Heroes-mäßig weiter, wenn am 17.10. die Gitarrenjungs Bratenstein & Co. kommen und zum Folk‘s Worst Saturday einladen. November ist dann zu kalt für MUZGarten. Der erste MUZ-drinnen-Termin ist ein Nachholtermin, auf den wir uns alle freuen. Wir sind bereit, uns um die Tickets mit euch zu hauen, wenn Ferge X Fisherman, Nürnbergs versiertestes jazzy HipHop-Duo seinen Album-Release feiern. Live sind natürlich die Lakesideboys mit dabei und als Special Guest Ki’Luanda. Ein indoor Mittwochskonzert ist für den 25.11. eingetragen. Aus der Schweiz kommen Panda Lux, die für ihren gegenwartsgesättigten poetic Pop fast einen Swiss Music Award eingeheimst hätten. Parallel dazu läuft in der MUZ das Go Professional Workshop-Programm mit insgesamt 13 Dates zwischen jetzt und Ende Dezember. Angesehene Profis aus der Musikbranche geben ihr Wissen an die

künftigen Profis weiter. Am 16.11. erklärt euch beispielsweise Antje Zelnitschek von F.A.M.E. Recordings, auf welchem Weg und mit welchen Partnern ihr eure Musik am besten unters Volk bringt: Release your record! Und am 25.11. referiert Paul Ambrusch über seine Profession, der Mann ist Fotograf und weiß auch, wie man in der dunklen, schwitzigen Umgebung eines Konzerts die besten Aufnahmen macht. Die Teilnahme kostet pro Person 27 Euro, Frühbucherpreis 22 Euro. Das gesamte Programm findet ihr online. www.musikzentrale.com

Z-Bau

Der Z-Bau zum Beispiel macht auffällig stur da weiter, wo er aufgehört hat, im Biergarten. Dort feiert Zetti seinen fünften Geburtstag, der mit gedrosselter Sause an verschiedenen Terminen begangen werden kann. High Five! So ballern euch beispielsweise Törpedo und Hellburst am 09.10. Metal um die Ohren, direkt gefolgt von elektronischer Musik mit Gleb Lasarew, Die Japanische Clubjacke, Roumex und Falicia am 10.10. Das ist die Z-Bau-Bandbreite. Damit endet zwar das Geburtstags- nicht aber das Biergartenprogramm. Golden Diskó Ship, Red On und Subrihanna bringen am 17.10. epxerimentelle Popwelten, Thorsten Nagelschmidt liest am 28.10. aus Arbeit, bevor wir am 31.10. nun aber doch noch, dafür weinend das Biergarten-Closing begehen. Christian Krach legt PostPunk, Indie-Rock & 80ies-Pop auf. Bei allen Biergarten-Events gilt: Bei Schlechtwetter wandert die Veranstaltung in den gut durchlüfteten Saal. Ebendort freuen wir uns am 13.11. auf ultralangsame Jazzsounds vom kultigen Bohren & Der Club Of Gore, am 14.11. kommen die Shoegaze-Österreicher von Culk. Der Spiegel schreibt: „Suchtsound“. Geht auch im Sitzen klar. www.z-bau.com (Achtung: Alle Termine unter Vorbehalt!)


98 – Konzerte und so

Lindenhain

Im Lindenhain ist der Sommer noch immer nicht vorbei. Die Fürther Open-Air-Bühne von Jugendkulturmanagement Con-Action und Kopf & Kragen wird weiter beackert. Drei weitere Termine stehen im Lindenhain-Kalender. Am 10.10. ballern euch Brlabl ihren Deathcore mit markerschütterndem Geschrei um die Ohren. Support kommt von den Nürnberger Metalheads von Needle. Am 11.10. sehen wir dann Theater auf der Lindenhain-Bühne: Regisseur Aron-Manuel Kraus und sein Ensemble widmen sich mit Viceversa in episodischer Form sechs Planeten und sechs Facetten von Amore. Nochmal Punkrock gibt‘s am 24.10. Die Meanbirds sind der neue aufgehende Stern der Nürnberger Szene und erregen bereits deutschlandweite Aufmerksamkeit, was auch daran liegen könnte, dass man Sänger Magenta Caulfield noch von Rejected Youth her kennt. Bassist Tim Heerwagen spielte zuletzt mit Shark Soup und den Dead City Rockets. Zusammen produzieren sie Straßenpunk, mal high-energy-mäßig, mal mit leichter Melancholie in der Jeanshosentasche. Für den Support sorgen AKD mit saftigem Oberpfälzer Dorpfunk-Charme. con-action.jimdo.com/

DESI

Die Desi bleibt noch zu, das ist die traurige Nachricht, aber auch nachvollziehbar. Eine Desi-Veranstaltung können wir dennoch vermelden, wenn auch nicht in der Desi, sondern im Staatstheater. In der Reihe Haymatlos liest hier am 28.10. die Autorin Alice Hasters. Alles dazu unter LESEN + GELESEN WERDEN auf Seite 105.

nürnberger symphoniker

Sie musizieren wieder! Was Corona für die Aufführungspraxis eines Orchesters bedeutet, könnt ihr ganz bequem und unterhaltsam in unserem Interview mit Indentant Lucius A. Hemmer in der vergangenen Ausgabe bzw. online nachlesen. Fakt ist, das Orchester ist

reduziert, das Publikum auch und nicht jede eigentlich geplante Symphonie kann umgesetzt werden. Ehrlicherweise ist das halt nicht nur Ärgernis, sondern auch spannende Herausforderung: Was kommt dabei nun heraus? Die symphonischen Konzerte starten am 10.10. mit Amerikana in den Oktober. Der Pianist Markus Becker führt durch Werke von Copland, Gershwin, Strawinsky. B-Glückend soll dann der 18.10. werden und zwar im Sinne von: Bratsche, Bartók, Beethoven. Zu Gast ist einer der international gefragtesten Bratschisten Nils Mönkemeyer. Ein nicht-musikalischer Stargast kommt am 23.10. nach Nürnberg, Schauspielerin Mechthild GroSSmann, die der ein oder andere wahrscheinlich zumindest als Staatsanwältin im beliebten Münster-Tatort kennt (oder, länger her, aus Fassbinders Berlin Alexanderplatz). In Nürnberg liest Grossmann aus Stefan Zweigs Maria Stuart, begleitet vom Streichtrio der Symphoniker und Star-Pianist Lars Vogt am Klavier. Edel! 2020 ist ja nun nicht nur Coronajahr, sondern auch im Beethovenjahr, das vergisst man mittlerweile. Der Meister feiert seinen 250. Geburtstag und kommt am 31.10. erneut zu besonderen Ehren, wenn Chefdigirgent Kahchun Wong den Stab unter anderem über Ludwig van Beethovens monumentaler Eroica schwingt. Danse Macabre heißt dann die Überschrift des Konzerts am 08.11., so wie das Werk von Camille Saint-Saëns, das gar nicht zur Aufführung kommen kann, wegen des reduzierten Orchesters. Stattdessen gibt‘s sein neobarockes Stück Sarabande et Rigaudon, außerdem Werke von Mozart und Bizet, am Taktstock erneut der Chef. Zwei Sonderkonzerte beschließen den November mit einem weiteren hochrangigen Gast. Howard Shelley kommt. Der Vater des ehemaligen Nürnberger Chefdirigenten Alexander Shelley ist selbst Dirigent, aber auch ein Spitzenpianist, der erste sogar, der der das gesamte Klavierwerk von Sergej Rachmaninow zur Aufführung brachte. Einen ähnlichen Marathon wird er in der Kongresshalle vollführen: Gut einen Monat vorm erwähnten 250. Geburts-


99 – Fast wie in Normal

Ciao Amici – torniamo a casa...

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100 – Konzerte und so tag wird er an zwei aufeinanderfolgenden Tagen – 21./22. November – alle fünf Klavierkonzerte Beethovens spielen und vom Flügel aus dirigieren. Respekt, wir könnten es nicht besser. www.nuernbergersymphoniker.de

E-Werk

Rückblick: Mit Sommersitz und Kulturinsel Wöhrmühle hat uns das E-Werk ziemlich stark durch den Maskensommer geschippert. Nun im Herbst öffnen auch die Türen der E-Werk-Räumlichkeiten. Das Erlanger Kulturzentrum präsentiert wie erwartet einen der dichtesten Terminkalender im Coronaherbst. Die Kellerbühne lädt wieder jeden Donnerstag in ihren Umsonst und Drinnen Club, der regionalen Bands eine Auftrittsmöglichkeit bietet, sonntags gibt‘s in ähnlichem spirit Jazz4free. Das fühlt sich ja schon fast wieder normal an. Am 16.10. findet dann sogar eine echte Rock-Show im coronagerechten Rahmen im Saal statt. Es spielen The Hirsch Effekt, die Hannoveraner, die Progressive Metal mit Deutschen Texten spielen – abwegig aber erfolgreich. Noch im Oktober, am 31., reist dann Molwaniens einzige jemals existierende Band an, der Antistadl präsentiert: Rakete Bangkok spielt Ostblock-gefärbte Punkrock-Chansons und übersetzt Klassiker des Genres in ihre eigene wilde Welt. Am 07.11. holt dann der Tastenclub den Maskenmann ran. Niemand weiß, wer sich hinter der Stiermaske und dem Künstlernamen Lambert verbirgt. Was man weiß ist nur, der spielt irre gut Klavier. November: Am 14.11. kommt Juliane Streich, Herausgeberin von These Girls, einer persönlichen Auseinandersetzung von Schreiberinnen mit ihren persönlichen, weiblichen Role Models. www.e-werk.de

event-UPDATEs GIBT ES auf curt.de/nbg

Jegelscheune Wendelstein

Die Wendelsteiner Jegelscheune ist zu klein für coronakonformen Betrieb und hat sich deshalb drei Ausweichorte gesichert: einerseits ist das die Schwarzachhalle im Ortsteil Röthenbach, andererseits die beiden Wendelsteiner Kirchengemeinden St. Georg und St. Nikolas. Auch interessant, auch gut. Zwei Konzerte dürfen wir in diesem Rahmen bereits ankündigen: Am 24.10. kommen Tom Appel & Häns Czernik in die Halle. Appel kennt man vielleicht als Sänger der Monday Tramps und The Nice Nice, Czernik seinerseits singt bei Luz Amoi. Zusammen zelebrieren sie ihre Liebe für die großen amerikanischen Songwriter von Bob Dylan bis Paul Simon. Wer sich bereits für das Konzert am 20.03. ein Ticket besorgt hatte – das ist nach wie vor gültig. Nach den zwei Sängern in der Halle kommen am 13.11. zwei Instrumentalisten in die Nikolauskirche: Hofmeir & Mildner mit Tuba und Harfe, eine seltene bis einzigartige Kombination. In kammermusikalischer Manier beziehen die beiden sich auf Lieder und Arien für ihr jeweiliges Instrument. www.jegelscheune-wendelstein.de

(Achtung: Alle Termine unter Vorbehalt!)


101 – Livemusik in Farbe

Unterstützt Und empfohlen von cUrt! Der POP FÜR ALLE-Festivalkalender fällt dieses Jahr aus, dafür gibt es dieses Magazin, in dem interessante Personen aus der InklusionsCommunity, Verbände und Institutionen zu Wort kommen und Einblicke in das Thema kulturelle Teilhabe gewähren. Auch die BARRIEREFREI

FEIERN – ICONS zur Event-Beschreibung wurden aktualisiert und ergänzt. FÜR VERANSTALTER: Die Verwendung der Icons für eigene Veranstaltungen ist gewünscht und natürlich kostenfrei! Das Magazin übrigens ebenso – zu bestellen über www.pop-rot-weiss.de/inklusion


102 – Literaturfestival

Jan costin wagner. Foto: susanne schleyer

susanne frĂśhlich. foto: gaby gerste

david wagner. foto: linda rosa saal

Meyer Thomas. foto: lukas lienhard

carmen korn. foto: charlotte schreiber


103 – lesen + lesen lassen

Lesart: Literatur (festival) – wichtiger denn je! Menschen, die das geschriebene Wort lieben, können mit verbundenen Augen auf jeder Karte millimetergenau auf Schwabach deuten. So sagt man. Denn in jedem Jahr holt die Perle des Rednitztals Bestsellerautor*innen, Newcomer und schreibende Promis nach Franken. Auch im Coronajahr – LesArt findet statt! Der Schwabacher Markgrafensaal ermöglicht die Durchführung des Literaturfestivals: er ist groß genug, dass bei den Lesungen die Abstandsregeln eingehalten werden können. Mit weniger Publikum natürlich. Gleich zur Eröffnung am 07.11. holt man sich Prominenz in dieses Haus. Harald Martenstein schreibt gefühlt seit immer die Kolumne des Zeitmagazins und bringt eine Auswahl seines journalistischen Schaffens sowie den Chansonnier Georg Clementi nach Schwabach. Clementi demonstriert die musikalische Seite der Kolumne. Am Montag darauf, 09.11., ist die Bestsellerautorin Carmen Korn zu Gast. Korn fühlt in ihren Romanen der Zeitgeschichte nach. Ihr aktuellster Roman Und die Welt war jung baut ein Drei-Städte-Panorama: In Hamburg, Köln und San Remo begrüßen deutsche Familien das neue Jahrzehnt, die 50er-Jahre. Fast nahtlos schließt da die Lesung von Hubertus Meyer-Burckhardt am 10.11.an, heißt der Titel seines Buches doch so klangvoll Diese

ganze Scheiße mit der Zeit. Meyer-Burckhardt ist besser bekannt als Moderator im NDR, legt aber bereits sein fünftes Buch vor. Diese ganze Scheiße ... ist kein Roman, sondern eher ein Rückblick, eine Bestandsaufnahme eines bewegten Lebens. Mit Thomas Mayer am 12.11. begegnen wir einem Helden wieder, der es mittlerweile auch auf die Leinwand und bis zu Netflix geschafft hat (als erste Schweizer Produktion überhaupt): der orthodoxe Jude Motti Wolkenbruch. Nach seiner wunderlichen Reise in die Arme einer Schickse blüht Motti in Mayers Fortsetzung ein waghalsiges Stelldichein mit einer Spionin. Ein Vater, der wieder zum Kind wird, steht im Mittelpunkt des jüngsten Buchs von David Wagner, Der vergessliche Riese. Bereits für den Vorgänger Leben erhielt Wagner den Preis der Leipziger Buchmesse, der feinfühlige Roman über eine Demenzerkrankung nun brachte ihm den Bayerischen Buchpreis ein. Der Prämierte ist am 13.11. in Schwabach. Das komplette Programm der diesjährigen LesArt findet sich auf der Website, Tickets kauft man heutzutage am besten ebendort.

LesArt Schwabach. 7.–11. November, Markgrafensaal Schwabach. Tickets ab 7,50 (3,50) Euro. www.schwabach.de/lesart


104 – Literaturfestival

Literatur tage: Auch Lauf liest! Menschen, die das geschriebene Wort lieben, können mit verbundenen Augen auf jeder Karte auch millimetergenau auch auf Lauf deuten.Denn in jedem Jahr holt die Perle des Pegnitztals Bestsellerautor*innen, Newcomer und schreibende Promis nach Franken. Auch im Coronajahr – Literatur Tage Lauf finden statt. Die Laufer haben ihre Stadtbücherei, die ein beliebter Ort für Lesungen ist und die die Literatur Tage problemlos hosten, aber wahrscheinlich nicht alle Gäste, die gern kommen würden, aufnehmen kann. Lauf installiert daher für alle, die daheimbleiben wollen oder müssen, einen Lesungs-Livestream. Für den Stream gibt‘s wie für die Veranstaltungen Tickets zu erwerben, beides online. Plätze vor Ort werden zugewiesen und Hygieneregeln ... ihr kennt sie. Zeitlich überschneidet sich das Programm in Lauf mit dem in Schwabach teilweise, personell aber nicht (Ausnahme: Carmen Korn). Es lohnt also, beide Literatur-Orte im November anzufahren und drittens auch noch Ansbach mitzunehmen. In Lauf beginnt das Festival am 08.11. mit einem Mann, den wir eher vom Fernsehen oder von der Leinwand her kennen, nicht vom Buchdeckel: der Schauspieler Christian Berkel bringt seinen zweiten Roman mit. Ada erzählt von einer jungen Frau, die sich in Wirtschaftswunderzeiten auf die Suche nach ihrer Identität begibt. Am Folgetag ist Abbas Khider in Lauf. Der Schriftsteller aus dem Irak wurde seit seinem 19. Lebensjahr wegen Aktivitäten gegen das Regime Hussein insgesamt elf mal verhaftet. Jetzt legt er mit Palast der Miserablen einen Roman vor, der von einer Kindheit unter Saddam in den

Slums von Bagdad erzählt. Khider liest zwei Mal, um 18 und 20 Uhr, und ist dafür nicht im Stream. Der nächste Star der an Stars nicht reichen deutschen Literaturlandschaft kommt am 11.11. nach Lauf und heißt Lutz Seiler. Seiler erhielt für seinen ersten Roman Kruso den Deutschen Buchpreis, für seinen zweiten Stern 111 den Preis der ausgefallenen Leipziger Buchmesse 2020. So macht man das. Stern 111 ist ein Buch über eine Familie in den Wirren der Nachwendejahre, das direkt nach dem Mauerfall ansetzt. Auf Seiler folgt Egner. Der Kult-Radiomoderator Fritz Egner besucht Lauf am 12.11. und erzählt aus seinem bewegten Leben zwischen Rhythm & Blues. Mariana Leky und Thommie Bayer bespielen die Stadtbücherei am 13.11. im Duo. Ihre Bücher sind motivisch ähnlich angelegt, es geht um den Tod. Leky erzählt in ihrem Bestseller Was man von hier aus sehen kann von einem Mädchen, das den Tod mittels Träumen von einem Okapi vorhersehen kann. Bayer lässt in Das innere Ausland die Schwester seines Protagonisten Andreas sterben. Dafür steht dann plötzlich deren bislang unbekannte Tochter vor der Tür. Das komplette Programm findet sich online.

Literatur tage Lauf. 8.–15. und 25. November (Volker Kutscher), Stadtbibliothek Lauf. Tickets ab 6 Euro, Livestreams 4 Euro. www.literaturtage-lauf.de


105 – lesen + lesen lassen

LESETERMINE

Wir lieben es, wenn uns was vorgelesen wird!

Z-Bau 28.10.: Thorsten Nagelschmidt: Arbeit Musikfreunde kennen ihn als Nagel und Sänger der Punkband Muff Potter. Literaturfreunde wissen, dass Thorsten so gut schreibt, wie er singt. „Arbeit“ erzählt von ebendieser im Schatten des Berliner Nachtlebens. „Der erste große Berlin-Roman des 21. Jahrhunderts“ (SZ).

Parks

thorsten Nagelschmidt. Foto: verena brüning

14.10.: Lesen für Bier mit Kathi Mock + Marius Roy (Esslingen) Lucas Fassnacht ist mit seinem neusten Thriller unterwegs, daher übernimmt diesmal Kathi Mock. Kathi und Marius lesen, was auch immer die Gäste mitbringen! Nach jedem Vortrag entscheidet das Publikum per Applausabstimmung, wer ein Bier bekommt.

DESI, nein, Staatstheater!

paula irmschler. foto: jessica barthel

28.10.: Alice Hasters: Was weiSSe Menschen nicht über Rassismus hören wollen: aber wissen sollten Die Desi-Reihe Haymatlos wandert ins Staatstheater. Hasters erzählt vom Schwarzsein in Deutschland und kon-

frontiert ihr Publikum mit der Tatsache des noch immer zur deutschen Realität gehörenden Rassismus. Der Eintritt ist frei, reservieren muss man über staatstheater-nuernberg.eventim-inhouse.de

Stadtbibliothek: 21.10.: Sara Mesa: Quasi – Cara de pan Quasi ist 14 und trifft sich im Park mit einem älteren Mann. Zwei Außenseiter, eine geheime Beziehung, ein Tabu. Sara Mesa liest im Rahmen von „Literatur ohne Grenzen“ auf Spanisch, Tobias Wildner moderiert und übersetzt.

E-Werk Erlangen 17.10.: Paula Irmschler: Superbusen. Debüt-Roman der Titanic-Redakteurin Irmschler. Es geht um die Gründung einer politischen Punkband in Chemnitz mit dem Supernamen Superbusen. Yes, Literatur mit Hirn und Spaß! 25.10.: Ronen Steinke: Terror gegen Juden. Der aus Erlangen stammende Journalist (u.a. SZ) und Jurist ist durch Deutschland gereist und erzählt von der tagtäglichen Gefährdung jüdischen Lebens in Deutschland.


106 – bib ganz big

650 Jahre Stadtbibliothek: Lange Geschichte, goldene Zukunft Also, ganz ehrlich: Wir wussten das nicht, dass Nürnberg so eine beeindruckend steinalte Stadtbibliothek beheimatet. Das BibliotheksTeam ist zwar nicht komplett das gleiche geblieben, die Bibliothek an sich tut aber seit 30. Dezember 1370 ihren Dienst an Buch und Mensch. Das muss gefeiert werden! Der Leihschein eines Juristen belegt, dass die Stadt Nürnberg bereits vor 650 Jahren Bücher bereitstellte. Tatsächlich ausleihen konnte er die Dokumente der Ratsbibliothek damals aber nicht, sie lagen mit Ketten bewehrt auf Pulten aus. Die „ordentliche feine liberei“ wanderte um etwa 1543 als öffentliche Stadtbibliothek ins Dominikanerkloster. In ihrem Bestand fanden sich vor allem Handschriften aus allen acht Klöstern der Stadt, auch Ausleihe ging jetzt, außerdem wurden hier Kunstgegenstände und Skelette ausgestellt wie in einem Museum. Nach dem zweiten Weltkrieg bekam die Bibliothek zunächst die Räumlichkeiten des Pellerhauses. Das Luitpoldhaus hatte damals noch die Volksbücherei für sich, bis die beiden 1999 eins wurden und 2012 ebendort zusammenzogen. In sechs Jahrhunderten hat sich die damalige Ratsbibliothek zu einem Ort des Wissens und Austausches entwickelt, einer städtischen Einrichtung, die for free Zugang zu quasi allen Informationen und Printsachen anbietet und längst nicht mehr nur Papier, seltene Drucke, kostbare Handschriften aufbewahrt, sondern auch E-Medien, Streams, Datenbanken ... Das Programm zum Jubiläum nimmt folglich zunächst einmal die Historie in den Blick. Die Ausstellung Bücher mit Geschichte eröffnet am 27.11. und zeigt Highlights der Sammlungen, die sogar bis ins

9. Jahrhundert zurückreichen. Schon ab 1. Oktober stellt die Reihe Herzensstücke jeden Donnerstag solche wertvollen Bücher und kuriosen Exponate vor. In Kooperation mit dem Geschichte für alle e.V., finden am Ende Oktober geführte Rundgänge durch die Bücherstadt Nürnberg statt. Etwa zur selben Zeit starten die ersten Veranstaltungen der Road Show, die bis März 2021 andauert. Dahinter verbergen sich Arbeiten von Nürnberger Kreativen aus Literatur und Kultur, die sich mit ihren Veranstaltungskonzepten auf einen Open Call der Stadtbibliothek beworben haben. Die Road Show bringt Text, Bild, Ton, Video, Performance, alles irgendwie mit Bezug zur Geschichte der Stadtbibliothek an verschiedene Orte. Mehr weiß man zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht, man darf aber gespannt sein. Schon jetzt in den Kalender schreiben kann man den 14. März. Bzw: Der steht da schon, aber nicht, dass an diesem Tag das Abschlussevent der Jubiläumsfeierlichkeiten in der Villa Leon über die Bühne geht. Im Oktober wird nämlich ein Wettbewerb zur Umgestaltung der Fläche um den Bücherbus ausgeschrieben. Im März wird dann im Rahmen einer fröhlichen Feierei umgesetzt, Graffiti und Text und Musik gemacht und gefeiert, dass es das alles noch immer gibt.

650 Jahre Stadtbibliothek – Glückwunsch! Gewerbemuseumspl. 4, Nbg. Online auf dem Laufenden bleiben und Literaturverfilmungen mit Playmobil anschauen und sich mit der VRWandlung kafkaesk in ein Untier verwandeln ... alles auf: www.650jahre-stadtbibliothek.nuernberg.de


107 – lesen + lesen lassen

33. Fränkischer Preis für junge Literatur Was Thamm kann, kannst du schon lang! Heißt: Setz dich mit deinem Text gegen die mittelfränkische Konkurrenz durch und gewinne echtes Geld, Lesungen und ewig währenden Fame. Mitmachen können alle, die wo unter 30 sind. Das war sprachlich mittelmäßig, nicht preiswürdig. Oder doch? Übrigens ganz neu dabei: curt. Nicht als Schreiber, dafür als Medienpartner, Supporter und Freund. Der Fränkische Preis für junge Literatur, auch bekannt als Preis der Nürnberger Kulturläden, wird in diesem Jahr schon zum 33. Mal vergeben. Als Preis für Schreibende zwischen 16 und 30 richtet sich die Ausschreibung explizit an den literarischen Nachwuchs der Region. Pauline Füg, Leonhard Seidl, Joseph Reinthaler und viele mehr, die sich mittlerweile einen Namen im Literaturbusiness machen konnten, haben eben diesen Preis bereits in der Vitrine stehen. 1.500 Euro stehen der Endjury insgesamt zur Verfügung, sie werden in der Regel auf drei Preisträger*innen aufgeteilt. Mitmachen kann, wer Hauptwohnsitz in Mittelfranken und das entsprechende Alter hat. Die Texte können lyrisch oder prosaisch sein, sollten aber eine Länge von acht Normseiten nicht überschreiten.

24. Literatur Tage Schwabach 7. - 15. November 2020 Samstag, 7.11.2020, 19:30 Uhr

Harald Martenstein liest & Georg Clementi singt Sonntag, 8.11.2020, 11 Uhr

Christoph Poschenrieder Montag, 9.11.2020, 19:30 Uhr

Carmen Korn

Montag, 9.11.2020; Dienstag, 10.11.2020

Thomas Thiemeyer (Schullesung)

INFORMATION

www.schwabach.de/lesart facebook.com/schwabachkultur 09122 860-305 (Kulturamt)

Dienstag, 10.11.2020, 19:30 Uhr

Hubertus Meyer-Burckhardt Mittwoch, 11.11.2020, 19:30 Uhr

Susanne Fröhlich

Mittwoch, 11.11.2020 Donnerstag, 12.11.2020

Rüdiger Bertram (Schullesung) Donnerstag, 12.11.2020, 14:15 Uhr (und 13.11.2020)

Ute Krause (Kinderlesung)

KARTENVORVERKAUF

www.reservix.de www.nn-ticketcorner.de Bürgerbüro im Rathaus Telefon 09122 8600 und an allen TicketVVK-Stellen der Heimatzeitungen

VERANSTALTERIN

Stadt Schwabach, Kulturamt

Donnerstag, 12.11.2020, 19:30 Uhr

Thomas Meyer

Freitag, 13.11.2020, 19:30 Uhr

David Wagner

Samstag, 14.11.2020, 19:30 Uhr

Jan Costin Wagner

Sonntag, 15.11.2020, 18 Uhr

33. Fränkischer Preis für junge Literatur. Einsendungen an literaturpreis@kultur-nord.org, alle Infos unter: www.kultur-nord.org

VERANSTALTUNGSORT

(wenn nicht anders angegeben) Markgrafensaal Ludwigstraße 16

Kulinarische Lesung -

Tommie Goerz

Gasthof „Goldener Stern“

Die Veranstaltungen stehen unter Vorbehalt des weiteren Verlaufs der Covid-19-Pandemie und damit verbundener Maßnahmen und Auflagen. Bitte informieren Sie sich vorab im Internet.


108 – Junge Geflüchtete Erzählen

Ich bin mehr: das Buch aus dem Erlanger Homunculus Verlag lässt Geflüchtete zu Wort kommen Es war von einer Welle die Rede, von einer Krise und natürlich von einer Lage. 2015 kamen, bedingt durch Konflikte und humanitäre Notsituationen an verschiedenen Orten der Welt, mehr flüchtende Menschen nach Deutschland als in den Vorjahren. Und das Thema Flüchtlinge wurde zu einem, zu dem man sich zu verhalten hatte, über das diskutiert und gestritten wurde. Das Thema ist nicht erledigt, noch immer ertrinken Menschen im Mittelmeer, noch immer müssen sie unter unwürdigen Bedingungen in monströsen Lagern leben. Keine Familie und kein Freundeskreis, in dem seither nicht über die Menschen, die da kamen und immer noch kommen, gesprochen wurde. Über sie – und leider viel seltener mit ihnen. Peter Kessler, Julia Köhler, Leonie Petzoldt und Tobias Rettich, alle vier Absolvent*innen der Evangelischen Hochschule in Nürnberg, haben genau das jetzt getan und sieben Interviews mit jungen Menschen geführt, die als Teenager nach Deutschland flüchteten und in Nürnberg

eine neue Heimat fanden. Das Ergebnis heißt “Ich bin mehr“, hat etwas über 80 Seiten und erzählt diese Geschichten, die dazu führen, dass Menschen alles hinter sich lassen. Aus Nachrichtenmeldungen und Zahlen werden auf diesem Weg die individuellen, nicht pauschalierbaren Erfahrungen, die Geschichten von, sorry for the pathos, echten Menschen. Was Nachrichten nicht können, kann vielleicht so ein Buch: Empathie erzeugen, Mitgefühl stiften. Die Herausgeber*innen haben sich dazu entschieden, diese Geschichten nicht umzuformen. Sie stehen im Buch, mehr oder weniger wie sie erzählt wurden, als persönliche Ich-Erzählung. Die ersten Sätze gehen so: „Ich bin Zukaa und das ist meine Geschichte. Ich komme aus Aleppo. Diese Stadt im Nordwesten Syriens ist besonders stark von Krieg und Zerstörung betroffen ...“ Kessler, Köhler, Petzold und Rettich haben diese Ich-Erzählungen mit einleitenden Informationen über das jeweilige Land, die Stadt, die aktuelle Lage ergänzt.


109 – lesen + lesen lassen

Mach mit!

Fränkischer Preis für junge Literatur

33.

Schreibwettbewerb der

Nürnberger Kulturläden

Infos unter: eraturpreis ultur.de/lit ml www.kuf-k /litpreis.ht rg .o rd no rwww.kultu

Zakaa kommt aus Syrien, die übrigen Geflüchteten aus Irak, Somalia, Mali und Ägypten. “Ich bin mehr“ ist eine Sammlung von Geschichten, die nahe gehen, die niemanden kalt lassen werden und die den Menschen, die die sogenannte Flüchtlingskrise verkörpern, eine Stimme geben.

Ich bin mehr Herausgegeben von Peter Kessler, Julia Köhler, Leonie Petzoldt & Tobias Rettich, erschienen im homunculus Verlag, Erlangen. 86 Seiten. EUR 8,-. www.homunculus-verlag.de curt vergibt 3 Exemplare über www.curt.de/nbg Amt für Kultur und Freizeit

CURT yoUR loCals

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110 – Kultur & Freizeit

KUF: 96 Seiten gute Sachen für nürnberg

VERANSTALTUNGEN KONZERTE THEATER KURSE TREFFS AUSSTELLUNGEN KINDERPROGRAMM

Die 96 Seiten liegen ab sofort in den Kulturläden, städtischen Dienststellen und der Nürnberger Gastronomie aus. Darin findet ihr nicht nur alternatives Kulturangebot, sondern auch Kurse und Gruppen, die bis Ende des Jahres laufen. Im Herbst laufen sich auch noch einige OpenAir-Events, siehe Songlines II, das Festival aus dem Hause N2025, auf das wir auf Seite 19 näher eingehen. In der Südstadt startet demnächst, ebenfalls betreut vom KUF, die KommVorZone. Aus der Zusammenarbeit mit den Anwohner*innen vor Ort soll ein neuer nachbarschaftlicher Treffpunkt entstehen, eine Plattform für Kommunikation und Kreatives. Um herauszufinden, wie das konkret aussehen, was dort tatsächlich geschehen soll, muss man aber erst mal ins Gespräch kommen. Die KommVorZone ist daher am 07.10. mit ihrem Mobilen Büro am Aufsessplatz und feiert am 17.10. im südpunkt ihren Auftakt mit der Zukunftswerkstatt. Hier kann jede*r seine/ihre Ideen und Wünsche einbringen und die Programmgruppe findet sich. Ergebnisse aus dieser Form der Stadtteilarbeit sollen im Sommer ´21 sichtbar werden. Im südpunkt passieren jetzt auch Konzerte, Comedy, Impro-Theater und mehr. Der Raum ist im Gegensatz zum Vischers Kulturladen oder Loni-Übler-Haus groß genug für Veranstaltung und nimmt deshalb Events der anderen Häuser mit auf. Im Programmheft bzw. online findet man auch, was sich im Gemeinschaftshaus Langwasser, auf dem Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne, im Inter-Kultur-Büro oder der Musikschule tut. KUF ist wieder da und tut der Stadt gut!

Kultur und Freizeit: beides Sachen, die wir echt gut finden. In Nürnberg kümmert sich darum das KUF, das Amt für Kultur und Freizeit, das, so sind wir das gewohnt, immer sehr viel gutes Programm macht. Nun war das bekanntlich zuletzt nicht so einfach mit Veranstaltungen, umso größer ist die Freude angesichts von 96 Seiten Sonderprogramm. Kultur und Freizeit sind beide wieder da!

Amt für Kultur und Freizeit. Gewerbemuseumsplatz 1, Nbg. Das neue Programm des KUF liegt in der Stadt aus und kann online nachgeschlagen werden unter: www.kuf-kultur.de


111 – ehrenamt

#EXPERT*INNEN gesucht: die wissenswerkstatt braucht dich!

Die Arbeitswelt entwickelt sich ständig weiter und selten wurde diese Binsenweisheit eindrucksvoller bestätigt wie in diesem Jahr: auf einmal muss jeder zu Hause arbeiten und Videocalls machen können. Die Wissenswerkstatt sorgt schon viel länger und auch unabhängig von Pandemielagen dafür, dass arbeitstechnisch relevante Kompetenzen bei den richtigen Leuten ankommen. Gemeint sind damit Beschäftigte sozialer und gemeinnütziger Einrichtungen. Die sind finanziell in der Regel nicht so smart aufgestellt, dass sie ihrer Belegschaft andauernd die neusten Fortbildungen zu den üblichen Preisen ermöglichen können. Die Wissenswerkstatt als Projekt von Türen öffnen, wobei es sich wiederum um ein Projekt des Instituts für Soziale und Kulturelle Arbeit (ISKA) handelt, setzt genau da und organisiert Wissenstransfer. Die Teilnahmegebühr für die Veranstaltungen der Werkstatt beträgt dabei gerade mal 10 Euro. Aktuell finden sich zwei Workshops im Programm: Am 12.10. gibt Jessica Wiesner von der Consorsbank hilfreiche Tipps, wie man als Unternehmen sein Social-Media-Game aufmöbeln kann. Am 13.10. geben Rosaria Galfo-Vasseur, ebenfalls Consorsbank, und Eva Neubert, Rummelsberger Diakonie, ihre Erfahrungen mit Fundraising weiter. Beide Veranstaltungen finden in den Räumen der Consorsbank statt, Bahnhofstr. 55, Nürnberg.

WISSENSWERKSTATT – ein Projekt von TÜREN ÖFFNEN aus dem Hause ISKA. 12.10. / Social Media für soziale Einrichtungen 13.10. / Fundraising – auch in Zeiten einer Pandemie www.iska-nuernberg.de/tueren-oeffnen/wissenswerkstatt.html

Für die Zukunft sucht die Wissenswerkstatt weiterhin Referent*innen, die sich mit einem relevanten Thema gut auskennen. Momentan ist z.B. der Komplex Kommunikation auf Distanz gefragt, aber auch Themen rund ums Digitale werden gern genommen. Ganz egal: Wer sein Wissen gern an gute Zwecke weitervermitteln möchte, melde sich umgehend via: tueren-oeffnen@iska-nuernberg.de Denn: Gutes Wissen gut weitergegeben, davon hat jeder was!


112 – Lachhaft & co.

ein zarter neuanfang: Kabarett, Comedy & Co.

nessi tausendschön

matthias egersdörfer. Foto: StePHAn Minx

partrick salmen

Was sich an Hochgeistigem und Scharfsinnigem nun wieder tut, das erfahrt ihr genau hier, denn Tommy, unser Schreiberling von curt für Kabarett & Comedy, ist ein Trüffelschwein!


113 – comedy und mehr Die Kleinkunst hat es besonders schwer. Die meisten Bühnen sind nicht größer als ein Bierdeckel und wer schon mal im wunderbaren Burgtheater war, kann sich vorstellen, dass hier unter pandemiegerechten Auflagen außer dem Techniker noch ungefähr zwei Gäste Platz finden. Nichtsdestotrotz geben alle Betreiber*innen alles, denn die Show must go on.

E-Werk

Der Comedy-Mix wagt den Restart: Am. Freitag, 02.10., um 20 Uhr. Und nach dieser Sauren-Gurken-Zeit für die Künstler sollte der Spendenhut eigentlich nur mit Scheinen gefüllt werden. Am 11.10., auch im E-Werk gibt es einen Poetry Slam – und den sogar im großen Saal. Da im Moment alles sehr kurzfristig geplant wird, ist ein Besuch auf der Homepage sicherlich kein Fehler. Dort werdet ihr auch hoffentlich bald mehr zum Inhalt erfahren. Da es auch U-Mannschaften im Poetry Slam gibt, findet am 23.10. auf der E-Werk Kellerbühne der U20 Slam statt. Noch ein Slam – der Diary Slam, findet am 13.11. auf der Kellerbühne statt. Taschenbuch-Geheimnisse inklusive.

Comödie Fürth

In der Comödie zu Fürth hat man auch fleißig an Konzepten gewerkelt: Am 18.10. schlägt dort unser Matthias Egersdörfer auf und spielt sein Ding der Unmöglichkeit. Vince Ebert kommt am 07.11. mit seinem Programm Make Sience Great Again, gefolgt von Wolfgang Krebs am 17.11. und Abdel Karim hat am 21.11. sein neues Programm mit im Gepäck. Na also, es geht doch!

TAFELHALLE

Die Tafelhalle hat das große Glück in städtischer Hand zu sein. Deshalb sind hier die Möglichkeiten pandemiegerechte Auftritte, ohne dabei jeden Cent umdrehen zu müssen, gegeben. Dies scheint auch dem Burgtheater zu Gute zu kommen!

Und so läuft das ab: Der/die Künstler*in schreibt das Programm um und nennt es dann Corona-Version. Der/die Künstler*in spielt zwei Shows am selben Tag, jeweils um 18 Uhr und um 20:30 Uhr und wir können endlich wieder Kabarett live erleben. Los geht’s am 08.10. mit Andreas Rebers und seinem Programm Ich helfe gern!. Simone Solga kommt mit Ihr mich auch am 20.10. und Partick Salmen tafelhallt am 08.11. in Ekstase. Auch in Ekstase geraten Kabarett-Fans beim Namen Max Uthoff. Der lässt es sich nicht nehmen, sein Programm Moskauer Hunde am 12.11. zum Besten zu geben. Mathias Tretter spielt seinen Sittenstrolch am 18.11. und Nessi Tausendschön beglückt mit 30 Jahre Zenit am 24.11. Der Abschluss im November kommt von Frank Lüdecke mit Das Falsche muss nicht immer richtig sein. Im Dezember folgen die nächsten Highlights. Wow, das ist doch mal ein schöner Neustart!

Fifty-Fifty

Das Theater in Erlangen geht auch wieder an den Start und zwar nahezu täglich. Es spielen von Matthias Egersdörfer, über den Bembers bis hin zu Christine Eixenberger, Miss Allie, Maria Clara Groppler, Michael Krebs und René Sydow. Im Gutmanns sieht es noch düster aus – wir bleiben am Ball. Wenn wir uns alle weiterhin schön die Hände waschen, Masken tragen und auf Abstand achten, keimt doch so langsam ein zartes Pflänzchen, dass Kultur wieder möglich ist. Dabei ist natürlich nicht außer Acht zu lassen, dass diese ganzen Hygienemaßnahmen, samt Kapazitätsbeschränkungen zu erheblichen Einnahmeausfällen und Mehrkosten bei Veranstalter*innen und Künstler*innen führen. Deshalb sollte jeder bereit sein, in der kommenden Zeit ein paar Euro Aufschlag auf den Kartenpreis mindestens zu akzeptieren, besser noch zu feiern.


114 – viel theater

KÜSSEN VERBOTEN, LIEBE ERLAUBT: ZWISCHEN SHOW UND DRAMA FEIERN DIE BÜHNEN MIT KUNST UND LUFTBALLONS IHRE AUFERSTEHUNG

Barish Karademir. Foto: Rebecca Schwarzmeier

L´ORFEO. Foto: Ludwig Olah


115 – von dieter stoll RASANTER START NACH DER ZWANGSPAUSE IM STÄDTEGROSSRAUM: DAS SCHAUSPIELHAUS STEIGT MIT ZWEI REGISSEUREN IN DIE BUNDESLIGA AUF, DAS OPERNHAUS GRÄBT NACH ALTEN SCHÄTZEN UND EVERGREENS, IN FÜRTH WIRD WIEDER HAUSGEMACHTES MUSICAL GEBOTEN, ZWEI TANZCOMPAGNIEN ENTDECKEN WALD UND FLUR. UND DIE ÜBERALL GEFEIERTE CHEFDIRIGENTIN JOANA MALLWITZ IST AUCH IM ANGEBOT. EIN GUTES DUTZEND PREMIEREN MIT VIELEN URAUFFÜHRUNGEN STEHT BEVOR. DAS REDUZIERTE PLATZANGEBOT (SIE WISSEN SCHON: ABSTAND HALTEN) KÖNNTE EINTRITTSKARTEN ZEITWEISE ZU RARITÄTEN MACHEN. AUF DER BÜHNE IST VORERST KÜSSEN VERBOTEN, ABER LIEBE ERLAUBT.

STAATSTHEATER NÜRNBERG PREMIERE: Monteverdis Werk gilt als eine Art Urquell des Musiktheaters und der vor einem halben Jahrtausend zum Libretto verarbeitete antike Mythos von der Reise des verzweifelten Witwers ins Totenreich, das dazumal Hades hieß, hat unendlich viele musikalische Autoren beschäftigt. Glucks Oper „Orpheus und Eurydike“ und Offenbachs Travestie „Orpheus in der Unterwelt“ blieben auch in Nürnberg als Extreme in den Spielplänen der Gegenwart verwurzelt. Jetzt also zurück zum Wurzelwerk mit L´ORFEO des Claudio Monteverdi, wo immer auch die streitbare Frage um Originalklang und moderne Instrumente droht. Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz, bislang für den ganz großen Opern-Ton gefeiert (eigentlich wollte sie zu diesem Zeitpunkt die in jeder Hinsicht kolossale „Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss herausbringen), schuf mit Frank Löhr eine überschaubare Orchesterfassung, die den Fundus der Erfahrungen diskret aufmischt. Alte Instrumente akzentuieren den modernen philharmonischen Klang. Intendant Jens-Daniel Herzog inszeniert mit Abstandsregeln und abwechselnd Martin Platz oder John Pumphrey in der Titelrolle sowie zehn Solisten, die ins Kollektiv zurücktretend

gleichzeitig auch „Chor“ sind. Der Blick erfasst eine Welt, die aus ihrer Lebenslust unvermittelt in die Krise stürzt. Sollte das jemandem hinter dem Mundschutz bekannt vorkommen, werden die Künstler nichts dagegen haben. Premiere 2. Oktober. Weitere Vorstellungen 10., 14., 16., 25., 30. Oktober und 8., 22. November im Opernhaus PREMIERE: Seit der Übernahme von Schauspieldirektor Gloger gehört die vor Ort lange vernachlässigte Antike zu den festen Größen an der Spitze des Spielplans. Die dritte Produktion dieser anspruchsvollen Serie übernahm Multitalent Andreas Kriegenburg, der vorige Saison mit einer locker vom Hocker modernisierten, eher an Yasmina Rezas Komödien als an Ibsens Original orientierten „Nora“ den Geschmack des Publikums traf. Jetzt, bei seiner zweiten Nürnberger Tat, greift der bundesweit an den besten Theater-Adressen für Schauspiel und Oper hoch angesehene Regisseur und Bühnenbildner nach der ANTIGONE des Sophokles. Die Titelheldin will ihren toten Bruder trotz verordneter Ausnahmesituation öffentlich bestatten, der um Ordnung ringende König sieht dadurch das Gemeinwohl gefährdet. Man kann beide verstehen. Ein unauflösbarer Konflikt zwischen Individuum und Staatsmacht, der die Interpreten mit spitzem Finger auf Parallelen deuten lässt. Kriegenburg, hier wieder sein eigener Bühnenbauer, ist mit acht Schauspieler*innen von Pauline Kästner bis Michael Hochstrasser im Rennen. Gespielt wird übrigens die Fassung des in Nürnberg noch bestens als Schauspieler und Regisseur bekannten Österreichers Oliver Karbus. Premiere 10. Oktober. Weitere Vorstellungen 16., 17., 24., 25. Oktober und 3., 6., 7. 10., 17., 19., 27. November im Schauspielhaus. PREMIERE: Schon in Sergej Prokofjews mit der Verschmelzung von Figuren und Instrumenten spielendem Hörspiel-Märchen „Peter und der Wolf“, das die Basis zu diesem Tanztheater legt, sind weder Rot-


116 – viel theater käppchen noch sieben Geißlein im Einsatz und wenn Ballett-Grübler Goyo Montero die Vorlage modernisiert, hat auch Schweinchen Babe als Schafsversteherin keine Chance. Man darf eher eine sprungbereite Psychostudie über unheimliche Ängste und deren heimelige Auflösung erwarten. Unter dem geradezu wissenschaftlich klingenden Titel ÜBER DEN WOLF lässt der Choreograph seine Compagnie durch den Irrgarten der Vorurteile tänzeln, die mit dem Phantom des pelzigen Schreckens verbunden sind. Die ganzheitlich verschlungene Ente gackert im Bauch des Wolfs weiter, doch reine Kinderbelustigung wird es wohl nicht. Stammkomponist Owen Belton, der bei den MonteroProjekten immer wieder klassischen Partituren den zeitgenössischen Soundrahmen gibt, ist wieder im Einsatz. Als Erzähler (2015 war das in Alexander Shelleys Studioaufnahme Campino von den Toten Hosen, 50 Jahre vorher hatte sich Karajan dafür „Sissi“ Romy Schneider geholt) kommt Sprechvirtuose Thomas Nunner vom Haus nebenan dazu, der noch bestens als Handke-Moderator in „Immer noch Sturm“ in Erinnerung ist. Die Philharmoniker gibt es allerdings nur aus der Konserve. Premiere 24. Oktober. Weitere Aufführungen 1., 9., 15., 21., 28. November (Sonntags in Doppelvorstellungen) im Opernhaus. PREMIERE: Nach der Papierform ist es die spektakulärste Position des Jahres im Schauspiel. Der Autor und Regisseur René Pollesch, unvergleichlicher Ausnahmefall des deutschen Theaters und demnächst Intendant der traditionsreichen Berliner Volksbühne, arbeitet erstmals in Nürnberg. Ein Theatermacher, der nur eigene Uraufführungen inszeniert, seine wortgewaltig bis in die dadaistische Schräglage philosophierenden Stücke mit dem jeweiligen Ensemble (in Berlin, Zürich, Hamburg, München, Stuttgart) entwickelt und das Nachspielen an anderen Häusern strikt untersagt. Die Arbeitsergebnisse sind bei unterschiedlichster Thematik oft sehr komisch, immer irritierend und bleiben konsequent rätselhaft. Mit der Uraufführung TAKE THE VILLA

AND RUN! rückt er den wirtschaftswunderlichen Kult-Bausatz der „Villa im Tessin“ von der legendären Nürnberger Firma Märklin ins Zentrum des Disputs, den neben einem Quartett aus Julia Bartolome, Franz Beil, Yascha Finn Nolting, Süheyla Ünlü auch ein erregter Chor in Fußballmannschaftsstärke umkreist. Premiere 30. Oktober. Weitere Aufführungen 31. Oktober und 4., 8. 13., 14., 15., 18., 28. November im Schauspielhaus. PREMIERE: Noch ein Salto rückwärts mit dem Versprechen von Gegenwart im Abglanz der Vergangenheit am Opernhaus. Zwar wird der „Jahreszeiten“-Bestseller Antonio Vivaldi als übergreifender Komponist von BAJAZET (IL TAMERLANO) genannt, aber eigentlich hat er ein Selbstbedienungs-Mosaik gebastelt. Die imaginäre Kollegen-Bestenliste seiner Zeit ist in der Geschichte vom gefangenen Sultan Bajazet unter der Folter des Tataren Tamerlan abgezapft. Die junge Regisseurin Nina Russi lenkt mit Florian Götz und David DQ Lee einen Rundblick durch versunkene Zeiten in die Ästhetik des Zeitgenössischen und Gastdirigent Wolfgang Katschner hat schon mehrfach am gleichen Pult bewiesen, dass er mit den anders trainierten Philharmonikern zu denkbar besten Kompromissen mit nachempfundenen Barockreizen kommen kann. Premiere: 7. November. Weitere Vorstellungen 14., 19., 29. November im Opernhaus. PREMIERE: „Strahlender Mond, der am Himmelszelt wohnt“, schmalzt es in der zweitpopulärsten Arie von Eduard Künnekes DER VETTER AUS DINGSDA. Noch lieber summte die fesche Oma ab 1921 bei „Ich bin nur ein armer Wandergesell“ mit (die Ergänzung der Dichtkunst sei hier nicht unterschlagen, sie lautet folgerichtig: „Gute Nacht liebes Mädel, gut` Nacht“). Ein schmissiges Singspiel mit Fernweh und Liebesverwirrung als Ausläufer der gelegentlich blechern scheppernden „silbernen“ Operetten-Epoche, das nach der originellen Trend-Wie-


117 – von dieter stoll derbelebung solcher Ohrwurm-Plattformen den Ruf der latenten Banalität jetzt mal wieder abgeschüttelt hat. Am Opernhaus haben die Geschwister Pfister den passenden Umgang mit der Luftballon-Sparte neulich schon beim „Ball im Savoy“ demonstriert, den „Vetter“ gab es hier öfter, zuletzt während einer Opernhaus-Renovierung auf der Behelfs-Bühne im Saal des Germanischen Nationalmuseums mit dem heutigen Weltstar Marlis Petersen. Die beste Künneke-Adaption der letzten Zeit gelang an der Komischen Oper Berlin, als der erheiternde Gefühlsüberschwang souverän von der Windmaschine durchweht knallbunt ins Bollywood-Format transformiert wurde. Als Knetmasse ist das Werk nicht zu verachten. Auch in Nürnberg lässt die Regie Überraschungen erwarten. Vera Nemirova, bislang für Schwergewichte wie Wagners „Ring“ und Verdis „Don Carlos“ in Frankfurt und Dresden bekannt, wechselt ins Übermütige. Lockerungsübungen sind als Genre-Gymnastik bei Probenbeginn zu empfehlen. Der Dirigent mit der leichten Hand ist Vize-Maestro Lutz de Veer. Bei Redaktionsschluss wurde allerdings noch getestet, ob er mittelgroßes Orchester mit Bläsern bekommt oder mit einem putzigen 8-Personen-Salonorchester antritt. Premiere: 27.11. im Opernhaus, weitere Aufführungen im Dezember.

Foto: Pedro Malinowski

PREMIERENFRISCH: Ein Teil der bisherigen Zuschauer lobt Jan Philipp Glogers Saisonstart-Inszenierung der Kleist-Novelle DAS ERDBEBEN IN CHILI als literarische Konzentrationsübung, andere waren frustriert vom demonstrativen Verzicht auf theatralische Umsetzung. Offensichtlich Ansichtssache. – Auch das ganz anders operierende, vom Kunst-Verdacht freizusprechende Projekt ERSTE STAFFEL. 20 JAHRE GROSSER BRUDER, wo der grade in der Schweiz preisgekrönte Boris Nikitin aus der Startposition des einigermaßen unterkomplexen Big-Brother-Formats im Peinlichkeitstreibhaus der TV-Privaten kühn gesellschaftliche Entwicklungen deutet, darf man anzweifeln. Zumindest als Leitmotiv einer Saison. Amüsant sind die gedroschenen Originalzitate und die darauf gesattelten Folgerungen allemal.

Informationen und Tickets

unser programm im herbsT 2020


118 – viel theater Vorstellungen: Das Erdbeben in Chili am 4., 22., 23., 27. 29. Oktober und 4., 5., 28., 29. November in den Kammerspielen. Erste Staffel am 4. Oktober und 5., 11., 12., 20., 21. November im Schauspielhaus. COMEBACK: Wiederkehr eines unerschrockenen Blicks ins Intime. Für sein Projekt SEX ARBEIT hatte Wenzel Winzer das angeblich älteste Gewerbe als industrielle Erotikverheißung erforscht. Mit Interviews und Infos, die zwangsläufig zwischen bedrängendem Bedürfnis und radikaler Moralblockade platziert sind. Dass er die Ergebnisse seiner Studie von drei Frauen auf die Bühne bringen lässt, könnte ein Hinweis auf besondere Sensibilität für ein prekäres Thema sein. Neben Anna Klimovitskaya und Lisa Mies übernimmt Adeline Schebesch, deren souveräner Umgang mit den „Vagina-Monologen“ unvergesslich ist. Vor thematisch kaum vermeidbarer „expliziter Sprache“ warnt das Theater sicherheitshalber dennoch. Vorstellungen am 15., 20., 21., 30. 31. Oktober und 2., 24., 26. November in den Kammerspielen.

Sex Arbeit. Foto: Konrad Fersterer

PREMIERE: Ein eigentlich zum glücklichen Leben entschlossenes Paar wird umstellt von verwirrten Eltern, einem seltsam aggressiven Ex-Freund und einer vereinsamten Nachbarin mit gruppendynamischen Ansprüchen. IM HAUS aus der Feder des Briten Martin Crimp (64) erzählt in 13 Szenen-Miniaturen von aufgedrängten Gefühlen und emotionaler Panik. Deutschland-Premiere des Textes war 2016 in Jena, zuvor hatte der fleißig durch alle Sparten pflügende Crimp immer mal wieder auch Bühnen-Größen wie Katie Mitchell und Thomas Ostermeier fasziniert. Nürnbergs Regisseur Wenzel Winzer mag seine Recherche-Erfahrungen mit „Sex Arbeit“ auch in dieser Konstellation verwerten können. Anna Klimovitskaya und Nicolas Frederic Djuren sind das seltsame Paar. Premiere: 14. November. Dann wieder 26.11. in den Kammerspielen.


119 – bildung bildet PREMIERE: Das ganze Nürnberger Schauspiel-Ensemble will das Trauma des monatelang geschlossenen Theaters systematisch mit dem Publikum bewältigen. Soviel Couch-Plätze gibt es im Fundus nicht, also wird das MUSEUM DES MÖGLICHEN zum Parcours, der durch den erst lahmgelegten und jetzt hoffnungsvoll unter Beschränkungen wieder aufgenommenen Betrieb führt, Szenen über das zunächst vorherrschende Gefühl „als wäre es der letzte Tag“ entwickelt und den Optimismus an mehreren Orten beschwört. Motto: Das Haus weit öffnen und die Lust am Theater feiern. Jeweils um 17 Uhr ist das mobile Treffen angesetzt. Premiere 6. November. Weitere Termine 8., 10., 15., 17., 22., 27., 29. November. STAATSTHEATER NÜRNBERG, Richard-Wagner-Platz 2-10, Nbg. www.staatstheater-nuernberg.de

TAFELHALLE NÜRNBERG PREMIERE: Am Gostner ist er zuerst aufgefallen, inzwischen pendelt Barish Karademir zwischen der großen Bühne am Fürther Theater und der Tafelhalle. Dort baute er zum Saisonstart für sein „Rechercheprojekt People of Color“ ein kolossales Fotostudio mit gleißendem Weiß als Projektionsfläche für SCHWARZ AUF WEISS: WIE RASSISMUS AUS UNS SPRICHT. Seziert wird der Kreislauf von Ungerechtigkeit und Unsicherheit – und weil Karademir auch Choreograf ist, besteht das Ensemble aus drei Schauspieler*innen und zwei Tänzern. Premiere: 1. Oktober. Weitere Aufführungen 2., 3., 16., 17., 18. Oktober in der Tafelhalle. PREMIERE: Um unbewältigte RAF-Geschichte ist der Auftritt der PATENTÖCHTER bemüht, was als „Surround-Livehörspiel“ angekündigt wird und dennoch eine Form von Theater ist. Vor 30 Jahren schlich sich Susanne Albrecht über die Tochter von Jürgen Ponto in dessen Haus und brachte den Industriellen, der ihr Pate war, um. Die Bundes-

republik war in einer ihrer großen Krisen. Jetzt treffen sich die beiden Frauen wieder und reden über den Wahnsinn mit Methode. Gerd Beyer inszeniert zwei Frauen und viele Stimmen mit Rebecca Kirchmann und Christine Mertens. Premiere: 6. Okt. Weitere Aufführungen 7., 12., 13., 27., 28. Oktober. PREMIERE: Schon mal einen Baum umarmt oder in Zweigen gebadet? Oder wenigstens einen der Bestseller von Peter Wohlleben gelesen? Bei WALDRAUSCH – Ein Sommernachtstraum schickt Sebastian Eilers sein Tänzer*innen-Quartett vorbei an Shakespeares Geistern in den Forst. Das SEtanztheater, das Artistik mit Humor und Tiefsinn oft erstaunlich selbstverständlich verbindet, bittet zur Überschreitung der Promillegrenze ins Grüne. Premiere: 5. November. Weitere Aufführungen 6.,7., 20., 21., 22. November in der Tafelhalle. TAFELHALLE Äußere Sulzbacher Str. 62, Nbg., www.tafelhalle.de

THEATER FÜRTH PREMIERE: Seit „Petticoat und Schickedance“, dieser milde satirischen Revue-Hommage an lokale Größen der Fürther Wirtschaft, gelten der komponierende Bandleader Thilo Wolf und der mit Romanen erfolgreiche Pädagoge Ewald Arenz als Dreamteam des Stadttheaters. Das Musical, das sie nach zwei weiteren Projekten jetzt in Bewegung setzen, verspricht die erneute Nutzung offenkundiger Talente. Das ist die gleitende Ironie des Autors zur Pointe und der Swing des BigBand-Musikers samt dauerhafter Tendenz zu Steppdance und Showrahmen. In SWING STREET ziehen sie in ein geträumtes New York, wo ein deutsch-amerikanisches Paar in rockigen Zeiten jüngerer Vergangenheit im alten Plattenladen die Zaubertür zu golden jazzenden Zeiten entdeckt. Die Wonnen der Nostalgie und die Parole „Zurück in die Zukunft“ beim Pendeln zwischen 1930 und 2020. Spar-


120 – viel theater ten-Fachmann Gaines Hall inszeniert die Uraufführung mit fünf Solisten und Studierenden der Münchner Everding-Akademie, die schon bei Nürnberger Broadway-Ambitionen hilfreich war. Premiere 16. Oktober. Weitere Aufführungen 17., 18., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 29., 30., 31. Oktober im Theater Fürth. GASTSPIEL: Durch Abstimmung über das Finale eines Dramas hat der mit seinen Romanen sehr erfolgreiche Autor Ferdinand von Schirach 2015 weltweit, auch in Nürnberg, die Theater gefüllt. „Terror“ hieß das Gerichtsdrama des Anwalts, der nach wahrer Begebenheit über den Abschuss eines Flugzeuges zur Rettung größerer Menschenmassen vor Gericht verhandeln ließ. Im grade erst 2020 uraufgeführten ZweitStück GOTT (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, leider kaum mehr gespielten Einakter von Woody Allen) steht das umstrittene Recht auf Suizid zur Debatte von Juristen, Politikern und Bürgern. Mit dem letzten Wort für die anwesenden Zuschauer. Eine Tourneeproduktion sicherte sich schnell die Aufführungsrechte und probte schon parallel zur Berliner Uraufführung. So kommt das Fürther Theater auf die erste Diskussionswelle, noch ehe die TV-Verfilmung begonnen hat. Aufführungen: 20. und 21. November im Theater Fürth. GASTSPIEL: Noch ein wenig Operettenzauber gegen die von Trübsinn bedrohten Zeiten. „Steig in die Gondel“ wird in EINE NACHT IN VENEDIG von Johann Strauß gegen alle Corona-Regeln gelockt. Aber in dieser Sparte ist der Traum ohnehin als Normalfall gesetzt. Das Meininger Theater reist aus Thüringen nach Franken und bringt Wiener Schmäh über Italiens Karneval. Very international. Und venezianisches Trostpflaster für alle, die am 11.11. den Start des fränkischen Faschings vermissen. Aufführung am 11. November im Theater Fürth. STADTTHEATER FÜRTH, Königstr. 116, Fürth www.stadttheater.fuerth.de

THEATER ERLANGEN PREMIERE: Mit 13 Personen mehrerer Generationen unterschiedlicher Herkunft geht die Erlanger Bürgerbühne auf die Suche nach Utopien, die im 30. Jahr der Wiedervereinigung vielleicht neu erblühende Landschaften versprechen. WER OST SAGT, MUSS AUCH WEST SAGEN steht als Behauptung über dem Projekt. In der Inszenierung von Matthias Spaniel ist das mit dem symbolträchtigen Premierentermin am Einheits-Gedenktag 3. Oktober und an weiteren fünf Abenden die Einladung zum Mitdenken. Der Redoutensaal wird zum Theater auf Zeit. Premiere: 3. Oktober. Weitere Aufführungen 16., 17., 18., 30., 31. Oktober. ZWEITPREMIERE: Heinrich Manns Satire über den deutschen Spießer als Prototyp des Anpassers war seinem feinsinnigeren Bruder Thomas zu drastisch, aber Kurt Tucholsky jubelte. Wolfgang Staudtes DEFA-Verfilmung DER UNTERTAN gehörte dann eher versehentlich zur DDR-Kunstprogrammatik. „Blinder Gehorsam“ als Staatsräson, das lag der aus Ruinen auferstandenen Republik denn doch nicht so fern. Es war einer der besten deutschen Filme der frühen Nachkriegszeit. Inzwischen wird das Buch wieder anders und erneut gegenwartsbezogen gelesen, die Dramatisierung als Möglichkeit wieder neu beachtet. Die Erlanger Theaterfassung von Matthias Kaschig hatte Pech, am Tag nach der Premiere am 7. März legte ein inzwischen sehr vertrautes Virus auch die Kultur lahm. So ist der Anlauf zur zweiten Aufführung sowas wie eine erneute Premiere. Aufführungen am 18., 19., 20., 21., 22., 25. Oktober, Markgrafentheater. PREMIEREN: Zwei weitere Erlanger Projekte könnten Puzzle-Teile werden. Von Beirut über Hongkong bis zurück nach Erlangen schweift der Blick bei PROTEST4, wo Nina Lilith Völsch und Max MehlhoseLöffler die ganze Welt ins Visier nehmen: Was macht Menschen von Beobachtern zu Teilnehmern eines Protests? Von Sympathisanten


121 – bildung bildet zu Agitatoren? Dokumentierte Realität als Bühnenfutter. Anastasija Bräuniger gewann den Regienachwuchswettbewerb mit ihrem Konzept für diese Uraufführung. Mit thematisch ähnlicher Stoßrichtung, aber ganz der Kunst der Poesie verpflichtet, wird Franz Kafkas Erzählung DER BAU dramatisiert. Zwischen realistischem Sicherheitsbedürfnis und irrationaler Paranoia sucht da ein Wesen hinter Schutzmauern seinen Platz. Es könnte Mensch oder Tier sein, von sehr allgemeinen oder ganz konkreten Ängsten gebeutelt werden. Protest4 am 7., 8., 9., 10., 12. Oktober und 19., 20., 21. November. Der Bau am 31. Oktober und 26., 27., 28. November im Theater in der Garage. SCHWERPUNKT: Ambitioniert ist Thomas Krupas BARTHOLOMÄUSNACHT – EIN REQUIEM auf alle Fälle. Der Autor und Regisseur balanciert mit der weit zurückliegenden Hugenottengeschichte, deren Spuren von Frankreich bis nach Erlangen führten, und sucht im historischen Bilderbogen die Spiegelung der Jahrhunderte. Viel Personal, gekrönte oder religiöse Häupter im schmerzhaften Zusammenprall und herausfordernde Gedankensprünge, die bei der September-Premiere die Zustimmung des Publikums, aber eher distanzierte Kommentare der Kritik auslösten. Widersprüche machen neugierig. Und: Vielleicht gab es ja seither einen Nachreifeprozess? Aufführungen: 14., 15., 16., 18.,19., 21., 22., 23. November im Markgrafentheater. THEATER ERLANGEN Theaterplatz 2, Erlangen. www.theater-erlangen.de

Filmhaus Nürnberg

Das

Kino lebt! Retrospektive

King Vidor Pionier und Humanist 11.9. bis 25.10.2020

filmhaus.nuernberg.de


122 – Filmhaus

Christiane Schleindl, Matthias fetzer.Fotos: Helene Schütz


123 – kinoliebe

Filmhaus: Wunderwerke, die den Alltag märchenhaft entgrenzen Die Menschen sitzen in einem dunklen Raum. Den Stuhl, auf dem sie sich niedergelassen haben, haben sie bereits vergessen. Die Wände und Lichter und Treppenstufen sind nicht mehr da. Was erleben die da gerade?, fragt sich Christiane Schleindl. Schleindl beobachtet die Menschen gern, in dem Moment, wenn sie aus dem Saal treten. „Man sieht“, sagt sie, „dass sie auf einer Reise waren und sich erstmal wieder zurechtfinden müssen.“

sich die empfindlichen Filmrollen. Noch bis Ende Oktober läuft die Werkschau des Ehrenoscar-Preisträgers King Vidor, ein Regisseur, der 1912 seinen ersten und 1980 seinen letzten Film produzierte.

Wenn man mit Schleindl, der Gründerin des Filmhauses, und Programmkoordinator Matthias Fetzer über ihr kleines Kino spricht, wird schnell klar, welch emotionale Angelegenheit das ist. Das Filmhaus, dessen Wurzeln bis 1972 zurückreichen, fand 2000 seine Heimat im damaligem K4, heute Künstlerhaus. Als kommunales, also: nichtkommerzielles Kino kann das Filmhaus sein Programm komplett auf Qualität und eigene Prioritäten ausrichten. Schleindl und Fetzer und ihr Team nehmen die Kunstgattung maximal ernst und wollen Filme zeigen, die auf ihre Weise die größtmögliche Kraft entwickeln. „Ein solcher Film“, sagt Fetzer“, ist ein Wunderwerk und wirkt noch tagelang nach.“

Schwerpunkte wie diesen plant das Filmhaus-Team ein gutes Jahr im Voraus. Fünf Mitarbeitende plus Praktikant*innen plus freie Kurator*innen stimmen sich zusätzlich darüber ab, welche aktuellen Produktionen ins Progamm müssen und mit welchen Filmen man möglicherweise auf Geschehenisse in der echten Außenwelt reagieren möchte. „Ich bin zwar die Leiterin und einzige FulltimeKraft“, sagt Christiane Schleindl, „aber bei uns gibt es niemanden, der keinen Anteil am Programm hat.“ Die 61-Jährige macht seit den 80ern Kino und ist eine bundesweit gefragte Fachfrau. Sie sei, sagt sie, in einem klassischen 60er-Jahre-Fernsehhaushalt groß geworden. Das erste Mal in ein Kino zu gehen, im Dunkeln zu sitzen, einen Film zu erleben, das sei dann noch einmal etwas ganz Anderes gewesen. Eine ihrer frühesten Kinoerinnerungen ist eine Vorführung von Vom Winde verweht. „Da war ich vielleicht sieben. So ein langer Film, das zu erleben, das reißt einen einfach mit.“

Von Programmkinos unterscheidet sich das kommunale Kino beispielsweise durch viele Festivals und die aufwändigen Retrospektiven. Das Filmhaus zeigt wertvolle aktuelle Filme, aber immer auch Klassiker und verloren geglaubte Meisterwerke. Die fast monströsen analogen Projektoren sind neben dem digitalen Nachwuchs-gerät noch immer in Betrieb, in den Regalen stapeln

Diese fast kindliche Begeisterung ist Schleindl wie auch Fetzer über die Jahre erhalten geblieben. Der Programmkoordinator erinnert sich an durchgängig gesungene Musical-Filme wie Die Regenschirme von Cherbourg von Jacques Demy aus den 60er-Jahren. „Da siehst du einen Automechaniker und der singt über seine Arbeit. Zuerst ist man verwirrt und dann ist es wunderbar, richtig


124 – Filmhaus zauberhaft. Der Alltag wird märchenhaft entgrenzt.“ Demy und King Vidor leben nicht mehr. Dafür gehen andere Filmschaffende im Filmhaus ein und aus. Das Publikum bekommt regelmäßig die Gelegenheit, die kreativen Geister hinter den Wunderwerken kennenzulernen. Auch das ist ein wichtiger Pfeiler dieser kulturellen Arbeit. Vor drei Jahren widmete das Filmhaus Egar Reitz einen Schwerpunkt. Der in München ansässige Filmemacher sei in dieser Zeit nicht weniger als 17 Mal nach Nürnberg gefahren. „Er liebt einfach sein Publikum“, sagt Schleindl. „Und ist für das Filmhaus zu einem guten Freund geworden.“ Als zuletzt Elsa Kremser und Levin Peter, die Regisseur*innen von Space Dogs vor Ort waren, habe sich ein außergewöhnlich spannendes Gespräch entwickelt. Das Filmhaus stellt es online zur Verfügung. Die digitalen Möglichkeiten möchte das Filmhaus nicht als Konkurrenz zum eigenen Schaffen verstanden wissen. Sie erweitern vielmehr das Spektrum. Ausgerechnet im Coronajahr eröffnete das Filmhaus seinen dritten Saal, das Kino3. Der Saa hat keinen Raum und unendlich viele Plätze, denn er existiert nur im Internet. Inhaber der Filmhaus-Freundeskarte finden hier Filme im Stream, die sich auf das Programm im eigentlichen Kino beziehen. Das Filmhaus hatte Glück, schon vor der Pandemiesituation habe man ein digitales Angebot vorbereitet. Als das Kino dann tatsächlich schließen musste, konnte man sehr kurzfristig reagieren und auf dem Weg auch Pionierarbeit für die Deutsche Kinolandschaft leisten. „Wir fahren mit dem Planwagen voraus“, sagt Schleindl. Die Freundeskarte, mit der man alle Streams for free und alle Kinobesuche für 4,50 Euro bekommt, kostet gerade einmal 25 Euro pro Jahr (Schüler*innen, Studierende 13 Euro). Corona traf zwar auch das Filmhaus hart, aber: die Anzahl der Filmhaus-Freunde konnte, auch wegen Kino3, verdoppelt werden.

Möglicherweise gelingt es dem Filmhaus auf diesem Weg, eine neue Zielgruppe zu erschließen. Noch immer wüssten zu wenig vor allem junge Leute, was das Filmhaus von der Konkurrenz in Sachen Kino unterscheidet. Ein Großteil der Titel, die hier laufen, sind auf den gängigen Streamingplattformen ohnehin nicht verfügbar. Das Filmhaus betreibt Kuration im eigentlichen und besten Sinne, die Teammitglieder sind auch Trüffelschweine auf der Suche nach den alten und jungen Juwelen des Bewegtbilds. „Viele Gäste sagen ganz bewusst: Wenn ich da reingehe, begebe ich mich auf ein Abenteuer. Ich konsumiere nicht, ich erlebe etwas“, so Schleindl. In den nach wie vor andauernden Coronazeiten soll dieses Erlebnis in größtmöglicher Sicherheit stattfinden. Jede zweite Reihe in den beiden Kinosälen ist abgesperrt, zwischen den besetzten Plätzen bleiben drei Plätze frei. „Wir sind überkorrekt, weil wir wollen, dass die Leute sich sicher fühlen.“ Gleichzeitig besteht natürlich nach wie vor die Möglichkeit, das Online-Kino zu besuchen. Während Festivals wie das Heimatfilmfestival im Januar wohl abgesagt werden müssen, findet der Filmclub wieder in der echten Welt statt. Filme in dieser Reihe werden im Anschluss im Café oder auf der Dachterasse bei einem Gläschen Wein ausgiebig und gemeinschaftlich zerpflückt. „Das geht teilweise zwei Stunden lang“, sagt Fetzer. Sie will halt ernst genommen werden, die Liebe zum Film.

Filmhaus. Im KunstKulturQuartier, Königsstraße 93, Nbg. kunstkulturquartier.de/filmhaus FILMHAUS: Ab sofort als feste rubrik in curt!


125 – kinoliebe

Oben: Das team im Kinosaal. rechts und unten: analoge kino-nostalgie fĂźr eine handvoll dollar.


126 – kinofilme

kino: das feuer brennt wieder Wieder ein Kinoteil, wieder ein Wunder. Und das mit meinen Lieblingsfilmen! Denn es geht erstaunlich oft um Freundschaft, um besondere Beziehungen und meist einen Neuanfang. Diese Filme sind gute Assistenten, um Probleme zu lösen.

Bruno

schwesterlein

Ab 15.10. im Kino Reden ist nicht so sein Ding. Daniel (Diarmaid Murtagh, toller Ire) und sein wunderschöner Hund Bruno sind ein gutes Team, sie essen sogar am gleichen Tisch. Wie in Zeitlupe leben die beiden ihre Routine auf den Straßen von London. Kaum verliert Daniel den Hund, ist ein Junge da. Ein kleiner Kerl, offenbar abgehauen, heftet sich an seine Fersen. Was will ein Schweiger ohne Bleibe mit einem Kind? Auftauen. Sein Herz finden. Danke für Seelennahrung im Geiste von „Bob, der Streuner“.

Ema

matthias und maxime

Ab 22.10. im Kino Brennende Ampel, knallharter Dialog, Musik mit Sogwirkung – hier gibt’s nicht irgendwas zum Schauen. Regisseur Pablo Larraín geht vom Start weg verschwenderisch mit seinen visuellen Ideen um. Impulsiv, brodelnd, auf Krawall gebürstet führt er ein Künstlerpaar vor. Der mit den grauen Schläfen heißt Gael Garcia Bernal, immernoch einer der schönsten Schauspieler. Er leitet eine Tanzkompanie, ist wesentlich älter als Ema. Wer nach wessen Nase tanzt, wechselt. Das strengt an,


127 – viel schönes im dunkeln

Ema ist eine verzweifelte Seele, lässt sich nichts sagen. Sie hat den gemeinsamen Adoptivsohn zurückgegeben. Partner, die nicht passen, werden ausgetauscht – warum nicht auch Kinder? Zu provokant? Es geht um Eitelkeit. Ohne Frage legt dieser Regisseur seine Welt in Flammen. Nur zündeln ist zu wenig. Das Tolle ist: Er prahlt nicht nur, er hat auch eine Geschichte. Und keine Lust auf Kompromiss.

Schwesterlein

ab 29.10. im Kino Ganz ruhig und überlegen kommt er daher, der Film des Monats, bei großer Konkurrenz. Ein Film wie gemacht für Nina Hoss. Wir begleiten sie mit ihrem Rollkoffer und das ist schon Ereignis genug. Lars Eidinger und Hoss brauchen keine Worte, als Geschwister verstehen sie sich blind. Er hat eine Transplantation hinter sich, Chemos, will zurück auf die Bühne. Doch sein Intendant ist nicht überzeugt von der Belastbarkeit seines alten Zugpferds. Es gibt den Ex der Schwester, die Mutter, die nur um sich kreist. Doch eigentlich befinden wir uns nur in dem gemeinsamen Nest der Zwillinge. Ihre Sichtweise, ihre Beziehung, haben keine Augen für all das Andere. Auf der Schaubühne steht Eidinger auch im echten Leben, das ist seltsam. Alles, was uns sonst von Wundern erzählt wird, widerlegt dieser Film. Lange starren wir auf einen Punkt und dann heben wir den Blick. Und verstehen zwischen dem Extrovertierten und Lauten die Geschichte der preisverdächtig erzählten Geschichte der ruhigen Schwester.

Matthias und Maxime

Ab 05.11. im Kino Xavier Dolan ist einer der wenigen Regisseure, die ich verfolgen werde bis zu seinem oder meinem Ende. Das Regiewunderkind von 2009 hat inzwischen seinen achten Film gedreht. Sieben davon sind brillant.

Dieser Junge war mit 18 schon famos, lernt aber immer dazu und das kann man in seinen Werken sehen. Für mich große Filmkunst. Diesmal schrammen MATTHIAS & MAXIME an der Liebe vorbei. Zwei Jungs, einen spielt Dolan selbst, wollen nicht wahrhaben, dass sie etwas füreinander empfinden. Dolan zögert es hinaus und hinaus, ganze zwei Stunden des Nichterzählens. Er lässt Stimmungen umschlagen, spielt mit Klischees und ist so eigen, dass man ihm nach 120 Minuten, die zäh hätten werden können, jedes Ende erlaubt. Es kommen lange Herbstwochen, seine Filme in chronologischer Reihenfolge – eine Idee, die besser ist als viele andere.

Driveways

Ab 12.11. im Kino Wir beginnen und enden mit Freundschaft. Schön, dass sie in diesen Zeiten im Kino eine Rolle spielt. Ein Achtjähriger und ein Griesgram, das geht immer. Ich liebe ungleiche Paare und wenn kleine Jungs harte Schalen aufbrechen. Kathy reist also mit ihrem Sohn Cody zum Haus der verstorbenen Schwester. Da steht kein lachendes Erbe, sondern eine Menge Arbeit. Entrümpeln ist ein wunderbares Bild. Da stapelt sich die Vergangenheit, unausweichlich. Ein toller Film des koreanisch-amerikanischen Indie-Regisseurs Andrew Ahn, traurig, weil Brian Dennehy, der 83-jährige Nachbar, im April verstorben ist. Dennehy spielte alles, von „Rambo“ bis „Romeo und Julia“. Vielen Dank, liebes Kino, dass es dich wieder gibt und dass du uns über die Regenzeit hilfst. So dann, lasst uns zurück in unseren Alltag gehen und unsere Probleme lösen. Neuanfang!


128 – museumsübersicht

MUSEEN: Von Bunkerführung bis Gamesfestival

DB Museum: Bahnhofstzeiten. Foto: uwe niklas


129 – bildung bildet curt schaut auf die Museen der Stadt: Was ist neu, was gibt‘s hier, können wir uns da hinsetzen? Die Übersicht für Wissenshungrige.

DB Museum: Bahnhofszeiten

20 20

E S HR MU JA ES

2 0NEU

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NEUES MUSEUM Staatliches Museum für Kunst und Design Nürnberg Klarissenplatz 90402 Nürnberg www.nmn.de Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr Donnerstag 10 bis 20 Uhr

FOTO: NEUES MUSEUM (ANNETTE KRADISCH)

EU

Im vergangenen Jahr feierte die Bahnhofsmission ihren 125. Geburtstag. Am 27.10. kommt die Wanderausstellung zu diesem Thema in Nürnberg an. Sie läuft bis zum 29.11. und wird in den Themenmonat Bahnhofszeiten integriert. Auf rund 30 qm zeigt sie die wechselvolle Geschichte der Bahnhofsmission im Schnelldurchlauf und nutzt dazu in ihrem eigens errichteten Pavillon Fotografien, Tafeln, Monitore. Zum Themenmonat und der neuen Dauerausstellung gehören im Herbst auch neue Führungen, die den Besucher*innen an den Wochenenden 7./8. und 14./15. November den Mikrokosmos Bahnhof näherbringen. Anhand von Exponaten aus drei Jahrhunderten erzählt die Ausstellung, wie sich die Menschen damals wie heute die Wartezeit vertrieben und vertreiben. Die Führungen werden von Straßenmusik untermalt, das Museumsrestaurant bereitet an den jeweiligen Tagen ein thematisch abgestimmtes Angebot vor. Der Nürnberger Bahnhof erfuhr 1940 im Rahmen des „LuftschutzFörderprogramms“ eine unterirdische Erweiterung: zwei Bunker für Reisende, eine Leitstelle unterm heutigen DB Museum. Von hier aus wurde im Zweiten Weltkrieg der Bahnverkehr gesteuert. Unter welchen Bedingungen die Mitarbeiter*innen damals arbeiteten und wie der Bunker nach dem Krieg weiter genutzt wurde, erfahren Interessierte am 22.11. im Rahmen von drei Bunkerführungen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Anmeldungen bis drei Tage vorher via dbmuseum@deutschebahnstiftung.de. Zu einem literarischen Menü in 12 Gängen lädt das Museum am 25.11. Guido Fuchs beschäftigt sich in seinem Vortrag mit den Bahnhofsgaststätten, die immer mehr waren als nur Restaurants im Bahnhof , sondern vielmehr Orte der Begegnung, des Abschieds, der Sehnsucht und Schauplatz vieler besonderer Ereignisse. Fuchs nimmt euch mit


130 – museumsübersicht auf eine sentimental Journey mit Bildern, Musik und Geschichten aus der Welt der Bahnhofsgaststätte. Auch hier gilt: Bitte bis drei Tage vorher anmelden. www.dbmuseum.de

Museum für Kommunikation

Noch ein Mal erklärt das MfK den Oktober zum Sommermonat, wenn am 08.10. der historische Postbus (Jahrgang 1956) um 14.45 Uhr zur Sommerbustour zum Schloss Faber-Castell aufbricht. Vor Ort bekommt die Busgesellschaft eine exklusive Führung. Anmeldung hier: mkn.anmeldung@mspt.de oder 0911-230 88 230. Am 21.10., dem Tag der Kinderseiten, findet ein digitaler Datendienstag mit einer Publikumsdiskussion via Zoom statt. Expert*innen der Branche diskutieren via Zoom mit den Zuschauer*innen über die notwendigen Kompetenzen für eine selbstbestimmte Mediennutzung von Kindern. #neuland: Alle Infos über die neue Ausstellung auf Seite 36. www.mfk-nuernberg.de

Dokuzentrum

Die Kongresshalle, zweitgrößtes Bauwerk-Relikt aus der NS-Zeit in Deutschland, ist ein furchterregender Koloss und immer wieder Anlass für Nutzungsdebatten. Anlässlich der Woche des Sehens bietet das Dokumentationszentrum am 11.10. um 20 Uhr eine Erkundung des Gebäudes an, bei dem auch erläutert wird, wie die Halle eigentlich werden sollte und wie sie heute genutzt wird. Weiterhin besteht jeden Freitag, Samstag und Sonntag um 15 Uhr die Möglichkeit, im Rahmen einer Führung hinter die verschlossenen Türen des Reichsparteitagsgeländes zu blicken. Anmeldung: buchung.dokumentations-zentrum@stadt.nuernberg.de www.museen.nuernberg.de/dokuzentrum

Germanisches Nationalmuseum

Das GNM will die Meinung seiner Besucher*innen hören. Im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung, Halle 1. Ein Experiment, findet am 11.10. ein Aktionstag statt, an dem das Museum zu Tischgesprächen einlädt. Vier Stationen werden aufgebaut, an denen das Publikum aufgerufen ist, eigene Ideen für ein Germanisches Nationalmuseum der Zukunft einzubringen oder neu zu entwickeln. Zudem eröffnet am 01.10. eine neue Ausstellung, die sich den schönsten Büchern überhaupt widmet: Papierne Gärten – Illustrierte Pflanzenbücher der frühen Neuzeit. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der barocke Prachtband „Plantae selectae“ von Christoph Jacob Trew. Die Aquarelle Georg Dionysius Ehrets, die als Vorlage dienten, sind zum ersten Mal zu sehen. www.gnm.de

Memorium Nürnberger Prozesse

600 in 30 Minuten heißt das neue Führungskonzept, an dem man im Memorium Nürnberger Prozesse an jedem Donnerstag teilnehmen kann und das trotz Abstandsregelungen funktioniert. In einer halben Stunde erhalten Besucher*innen eine Einführung in die historischen Gegebenheiten des Saals der Nürnberger Prozesse sowie einen Ausblick auf seine künftige Nutzung. Zwei Sonderführungen finden wir außerdem noch im Oktober-Kalender: Am 10.10. thematisiert Axel Fischer das Problem: Siegerjustiz und untersucht, wie in Nürnberg Völkerrecht praktische Anwendung fand. Am 23.10. beleuchtet Steffen Liebscher die Künstlerische Auseinandersetzung mit den Nürnberger Prozessen, deren Bandbreite von Plakaten und Fotografien bis zu Spielfilmen und Malereien reicht. Anmeldung: www.memorium@stadt.nuernberg.de www.museen.nuernberg.de/memorium-nuernberger-prozesse


131 – bildung bildet

Haus des Spiels: Games & Festival

Das Haus des Spiels widmet dem digialen und analogen Spielen vom 10.10. bis 18.10. in Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum Parabol ein ganzes Festival. Ein Gutteil der Talks über Tamagotchi, Cosplay, Gamekultur und mehr finden digital statt und werden genauso wie Gaming Sessions und ein von Jugendlichen im Vorfeld entwickeltes Game-Theaterstück (18.10.) via Twitch gestreamt. Im Künstlerhaus startet eine Ausstellung über Unique Items aus der Gaming-Kultur, das Pellerhaus lädt zum Workshop Cosplay-Fotografie (10.10.), das Museum für Industriekultur stellt alte Konsolen für die Retro-Gaming-Nacht zur Verfügung (11.10.) und die Cultfactory Luise veranstaltet ein wissenschaftliches Let‘s Play mit Gaming-Fachleuten (14.10.). Supercoole, vielfältige, interaktive Sache, finden wir. Programmüberblick und Anmeldung auf: www.gamesandfestival.de

Jüdisches Museum, Fürth

Am 15.11. endet die Wechselausstellung Eine Welt – eine Heimat? im Jüdischen Museum. Sie zeigt die Ergebnisse der Zusammenarbeit des Dürer-Gymnasiums und der Partnerschule K’far Silver bei Aschkelon. 12 Schüler*innen des Nürnberger P-Seminars „Europeans for Peace in Israel“ reisten gemeinsam mit den israelischen Schüler*innen durch das Land, trafen die Holocaust-Überlebende Eva Erben ebenso wie Beduinen in der Wüste und gingen dabei der Frage nach dem, was eigentlich Heimat ist, nach. Individuelle Antworten darauf finden sich im Museum. www.juedisches-museum.org

Burg Abenberg

Noch bis zum 18.10. könnt ihr den weiten Blick genießen, dann Ende die Ausstellung über Nürnberger Panoramen im Stadtmuseum. 950 Jahre Stadtgeschichte gibt‘s weitehrin in den Dauerausstellungen. der-weite-blick-nuernberg.de

Im Museum für Fränkische Geschichte dreht sich in diesem Jahr alles um die Musik. Unter dem Motto Von der Minne bis zum Rock wird der Museumsbesuch zum klangvollen Erlebnis, bei dem man Walther von der Vogelweide begegnet und den Mittelalter-Rockbands der heutigen Zeit. Also rein ins Minnesänger-Outfit, Mundschutz um, und ab auf die Bühne – so einfach kommt man die wieder an Fame! www.museen-abenberg.de

Ludwig Erhard Zentrum, fürth

Spielzeugmuseum

Fembohaus

Auch wenn der Sommer vorbei ist, behält das Ludwig-Erhard-Zentrum seine After-Work-Führungen jeden Donnerstag bei. Es geht fix 45 Minuten lang durch die Ausstellung, danach gibt‘s eine Erfrischung im Café Luise: Aperol Spritz oder eine alkoholfreie Alternative. Vielleicht auch was Wärmendes? Reguläre Führung: Immer 1. Sonntag im Monat, Voranmeldung nötig. www.ludwig-erhard-zentrum.de

Mechanisches Männchen, dröhnende Dampfmaschine, wendiges Schuco-Auto: Nürnberg ist bzw. war auch eine Stadt des Blechspielzeugs. Voll schön. Die Sonderführung Da fliegt mir doch das Blech weg am 18.10. zeigt die große Vielfalt der Metallspielwaren, die als „Stolz und Glanzpunkt der Spielzeugindustrie“ galten. Es gibt vier Rundgänge, nämlich um 15.00, 15.45, 16.30 und 17.15 Uhr, an denen maximal fünf Personen teilnehmen können. Anmeldung via erwachsene@kpz-nuernberg.de. www.museen.nuernberg.de/spielzeugmuseum


132 – Kunst, draussen

SCHÖN UND AUF DER STRASSE: ViER AKTUELLE kunstPROJEKTE IM ÖFFENTLICHEn raum In Zeiten, in denen das Innen gefährlicher ist als das Außen, ist die Verlagerung von Kunst und Kultur in den öffentlichen Raum ein logischer Schritt. Seit dem Beginn der Pandemie haben einige Projektierer*innen diese Veränderung vollzogen, es entstanden Aktionsreihen wie der städtische Kunst-Anschlag, bei dem öffentliche Plakatwände von regionalen Kunstschaffenden bespielt und in Fahrrad- und Wanderrouten eingepflegt wurden. Auch die diesjährige Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste hat sich von den traditionellen Pavillonräumen hin zur öffentlichen Straße orientiert: Man bespielte den Bauzaun vor dem KunstKulturQuartier, den Bauhof, verschiedene Schaufenster und Fassaden, alles neben dem Betrieb eines temporären, rührend anachronistischen Radiosenders. Diese Verlagerung von den gewohnten Innenräumen nach draußen, so haben die beiden genannten Veranstaltungen gezeigt, muss keine reine Not sein, sondern kann zu kleinen und großen Transformationen unserer Umgebung führen. Bei vier sehr unterschiedlichen Projekten lohnt es sich genauer hinzusehen.

SCHAUfenster

Franz U. Janetzko, o. T., 2020, Beton, pigmentiert @ the artist. Foto: Andrea Sohler

Die Fotografin Andrea Sohler stellt seit dem Lockdown ihr hochformatiges Atelierfenster als Ausstellungsraum zur Verfügung, der seit März mit Wechsel zum 15. des Monats von verschiedenen regionalen Künstler*innen bestückt wird. Wenn man schnell und in Gedanken versunken durch die Straße läuft kann man die Ausstellung leicht übersehen, aber das wird dem Projekt nicht gerecht. Sobald man länger stehen bleibt, ist die Wirkung auf den Straßenraum enorm: Die Objekte, Zeichnungen, Grafiken und Schriftblätter sind wie eine bunte, überraschende Wundertüte in der relativ einheitlichen Häuserflucht. Schon beim zweiten Besuch wird man regelrecht neugierig auf den Zustand des Ausstellungsstücks, das seine Wirkung und auch seine Oberfläche mit Tageszeit, Wetter im Lauf des Monats verändert. Da wechseln sich Betonblumen von Franz Janetzko mit einem verblichenen Fotoabzug von Günther Derleth ab, mit einer fast manischen Schreibarbeit von Matthias Egersdörfer und aktuell einer Glasmalerei von Julia Frischmann. Manchmal ist die Intervention ironisch, wenn sie mit dem Klischee eines dekorierten Fensters bricht. Manchmal ist das gezeigte Werk so kompakt und reichhaltig, dass man die Umgebung fast vergisst.


“Grünes Zimmer“ in St. Leonhard, 2020, Foto: Regina Pemsl und Anja Schoeller. kleiner KohlweiSSling schlüpft, 2020 © the artist, Foto: Ben Heinrich

133 – von marian wild

„Kaya Cahaya“ Die Ausstellungspräsentation des Bethang-Künstlers Karsten Neumann verfolgt scheinbar einen ähnlichen Ansatz, der in den großen Glasfassaden des N2025-Bürgerbüros in direkter Nähe zum Hauptmarkt doch völlig anders zur Geltung kommt. Wo Andreas Fenster ein kleiner, fast versteckter Farbpunkt im Stadtraum ist, besetzt das Büro eine prominente Stelle in der Nürnberger Altstadt und lässt die gezeigten Arbeiten förmlich in den Straßenraum strahlen. Nicht die relativ neutrale Fassade des Büros ist hier aber das Spannende, sondern der Hintergrund von Karstens Lichtobjekten. Die von weitem mitunter fast tibetanisch anmutenden Objekte sind bei näherer Betrachtung aus Plastikmüll zusammengebaut, die er in der Metropolregion auf der Straße findet. Damit fügen die Leuchtkörper sich logisch ins Gesamtwerk des Künstlers ein, der mit Bethang ja seit Langem einen zusammenhängenden Stadtraum aus nürnBErg, fürTH und erlANGen postuliert, für den es mittlerweile auch eigene Wanderkarten zu kaufen gibt. Durch das abendliche Lichtspiel erhalten die Objekte eine erstaunliche Wertigkeit, eine fast wehmütige Erinnerung an die endlichen Ressourcen der Welt.

„Grünes Zimmer“ in St. Leonhard Redet man von Ressourcen, ist der Schritt zum „Grünen Zimmer“ der Künstlerinnen Anja Schoeller und Regina Pemsl nicht weit, auch wenn man die Komfortzone des liebgewonnenen klassischen Kunstbegriffs hier ein wenig verlassen muss. Denn was die beiden in ihrem Stadtteil ausstellen ist schlicht und ergreifend: Wald. Das ist freilich nicht irgendein Wald, vielmehr besucht man hier mitten in St. Leonhard den ersten innerstädtischen Wald Nürnbergs. Die Grünfläche im Innenhof eines weitläufigen Häuserblocks wuchert seit vielen Jahrzehnten friedlich vor sich hin, und wurde von den beiden Freidenkerinnen und diverse Helfer*innen durch Trampelpfade und Baumscheiben für das Naturerleben und Verweilen erschlossen. Beim Stadtteilbüro ist die Nachfrage nach kostenlosen Schlüsseln für das mit einem Fahrradschloss abgesperrte Eingangstürchen inzwischen so groß, dass man über die Nachproduktion nachdenkt. Jeder, der sich vom Trubel der Stadt entspannen möchte, kann sich bedienen. Jetzt kann man natürlich geteilter Meinung über die Vorstellung eines Stadtwalds sein: Was für die einen die triumphale Vision einer ergrünenden Stadt ist, mag für die anderen der Alptraum einer baulich eingepferchten Baumneurose sein, eine wahre Karikatur des dunklen, bedrohlichen Waldes der Brüder Grimm. Zwischen beiden Polen changiert der Ort, was ihn eben nicht nur zu einem Erholungsraum macht, sondern auch zu einer Kunstäußerung. Karsten Neumann, Blick ins Schaufenster der Ausstellung „Kaya Cahaya“, 2020 © + Foto: the artist@ the artist. Foto: Andrea Sohler


134 – Kunst, draussen

#kohlprojekt An einem geheimen Ort, so lässt der Erklärungstext der ProjektHomepage verlauten, erforschen mehrere Künstler*innen seit Frühjahr 2020 den Kohl in all seinen geschmacklichen und ästhetischen Facetten. Mit im Boot ist auch unser geliebter curt-Kollege Theobald Fuchs (Literatur und Physik), daneben, unter anderem, Simone Karl (Illustration), Anna Bittersohl (Malerei), Simona Leyzerovich (Sound und Text), Knut Pflaumer (Fotografie) und Ben Heinrich (Landschaftsarchitektur). Freilich ist das eine Frage, die der nachdenkliche Kunsthistoriker sich zwangsläufig irgendwann in einer von Zukunftsängsten geplagten Nacht stellt: „Was ist eigentlich mit dem Kohl? Was ist mit dem, herrjeh?“. Eine Antwort erhielt man selten bis nie. Man könnte sogar so weit gehen, zu sagen, dass der Kohl in der Geschichte der Kunst bisher keine zentrale Rolle spielt. Zu Unrecht, wie man am #kohlprojekt sieht. Sträflich vernachlässigt hat man den muffig-süßlichen Sauerkrautproduzenten in der zeitgenössischen Ästhetik, das würde sich bitter rächen, ahnte man hin und wieder in selbstkritischen Momenten. Man kann den Kohlprojektand*innen nur von Herzen danken, die Lücke zu schließen. Auf Instagram kann man den Fortschritt verfolgen: Liebevoll wird der Kohl von Anna Bittersohl gegossen, investigativ das Rätsel um den geheimen Acker und seine mystischen Bewohner von Simone Karl ausgebreitet. Die Kohlweißlingsraupe wird portraitiert, empathisch imitiert und in Schach gehalten, das zarte Blattgrün Tag und Nacht gehegt. Über Kohlpatenschaften kann man die schmackhaften Krausköpfe benennen und sie später im Kohlpaket zu Hause verzehren. Dem Projekt gelingt damit das Kunststück, gleichzeitig analog und digital, sowohl öffentlich als auch privat zu sein. Das ist wohl das Potenzial des Kohls. Der curt-eigene Kohl heißt übrigens CURT KING KOHL, denn wir dürfen mitmachen. Alles dazu dann auch gerne auf www.curt.de/nbg

Simone Karl, I love you till death. Kleiner KohlweiSSling schlüpft, 2020 © the artist, Foto: Ben Heinrich

Orte und Termine der o.g. Projekte im Kunstkalender, ab Seite 136.


135 – von marian wild

Ausstellungen im KunstKulturQuartier

MITTWOCHS von 18 bis 20 Uhr in allen Häusern EINTRITT FREI

@die_fotoszene

OPEN AIR/ Südseite Lorenzkirche

Foto: Günter Distler

MARCEL ODENBACH Es brennt ab 3. Oktober 2020 Kunsthalle Nürnberg

THE CRAZY WORLD OF KEVIN COYNE Künstler und Rockpoet bis 22. November 2020 Kunsthaus

UNIQUE ITEMS Artefakte der Spielkultur 16. Oktober bis 17. November 2020 Künstlerhaus/ Glasbau DORE MEYER-VAX Engagierte Kunst ab 24. Oktober 2020 Kunstvilla


136 – Galerien/Museen

Galerien/Museen: kunst im Herbst Nick Veasey, Easy Listener

NMN Das ganze Jahr

2020_20: EIN RUNDES JUBILÄUM IM NEUEN MUSEUM Läuft man in Gedanken durch das wundervolle Gebäude, erscheinen zwei historische Fakten bemerkenswert: dass Volker Staab bei Beginn der Planungen gerade knapp über 30 Jahre alt war, und dass die Eröffnung bereits am 15. April 2000 stattfand, also ein sattes und rein baulich nahezu völlig unsichtbares Fünfteljahrhundert her ist. Das Neue Museum hat in dieser Zeit lediglich drei Personen auf dem Direktor*innenstuhl erlebt, von denen der erste, Dr. Lucius Grisebach, als Gründungsdirektor auch für den Bau des Museums mitverantwortlich war, die zweite Direktorin, Dr. Angelika Nollert, die Etablierung des Hauses in der Nürnberger Kulturszene maßgeblich vorantrieb und die dritte Direktorin, Dr. Eva Kraus, durch einen neuen kulturwissenschaftlich-interdisziplinären Ansatz die Ausstellungspraxis besonders in den großen Sonderausstellungen sichtbar machte. Sie ist weitergezogen, um die Bundeskunsthalle Bonn zu leiten (ein ausführliches Abschiedsinterview gab es im August-curt und auch auf www.curt.de/nbg). Zum Jubiläumsakt wird das gesamte Haus von links nach rechts gedreht, von oben nach unten, und wenn Zeit ist auch noch von vorne nach hinten. Eine ganze Reihe von neuen Ausstellungen setzt visionäre Schlaglichter in allen Ecken und Enden des ikonischen Gebäudes, und nicht zuletzt durch einen neuen Digitalscreen oberhalb des Haupteingangs spricht das Gebäude jetzt auch nachts zu seinen Besucher*innen.


137 – von marian wild Nur noch bis 8. November 2020

STADTMACHEREI

Recycling, Urban Gardening, regionale Produktion, Sharing, Kultur und das Miteinander allgemein: Nürnberg ist eine Stadt mit einer Vielzahl engagierter privater und freiberuflicher Initiativen, die jede für sich und viele zusammen an der Mitgestaltung einer sozial und ökologisch nachhaltigen Stadt für das 21. Jahrhundert mitwirken. In Zusammenarbeit mit dem N2025-Bewerbungsbüro zeigt die multimediale und interaktive Foyerausstellung ein ganzes Bündel nachhaltiger Initiativen und lässt die entsprechenden Akteur*Innen Wort kommen. Die Leinwände können – natürlich nach Nutzung des benachbarten Desinfektionsspenders – wie ein Touchscreen bedient werden. Natürlich ebenfalls, voller Stolz, mit im Boot: Wir vom curt! 23. Oktober 2020 bis 21. Februar 2021

PAINTERLY – VON WARHOL UND TWOMBLY BIS HEUTE

Welche Rolle spielt zeitgenössische Malerei in der Gesellschaft? Bestückt aus der Kunstsammlung des Münchner Museums Brandhorst, das in den letzten Jahren zu einem der europaweit führenden Forschungszentren zur Frage der heutigen Rolle der Malerei geworden ist, zeigt die umfangreiche Werkschau eine vor prominenten Namen strotzenden Reise durch die vielen zeitgenössischen

Facetten des klassischen Metiers. Beginnend mit zwei überreich in der Sammlung vertretenen Schwergewichten der Zunft, dem amerikanischen Pop-Art-Übervater Andy Warhol und dem „malenden Eremiten“ Cy Twombly, entspannt sich eine Assoziationskette der abstrakten Malerei, in die Nicole Eisenman, KAYA (Kerstin Brätsch & Debo Eilers), Ed Ruscha und Kelley Walker einstimmen. Bis 10. Januar 2021

STAAB ARCHITEKTEN – KONTEXT In den sechs Prospekträumen direkt hinter der Glasfassade hat sich eine spektakuläre Architekturausstellung zum Werk des eigenen Baumeisters niedergelassen. Gezeigt wird eine vom Büro Staab Architekten konzipierte Werkauswahl anhand für das Büro prägender Fragestellungen. Durch großformatige Gewebedrucke haben die kleinen Räume eine völlig neue räumliche Dimension erhalten, der Blick von außen hat sich erneut in der Geschichte des Hauses in innovativer Weise transformiert. Eine Vielzahl großer und kleiner Bauprojekte aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft breitet sich vor den Besuchern aus: Der raffinierte, gleichzeitig eindeutige und unsichtbare Strukturbau auf der Theresienwiese gehört dazu, oder das wie ein Findling am Fuß der Kasseler Wilhelmshöhe liegende Besucherzentrum. Nürnberg als heimliches Kraftzentrum der Staab-Ar-

chitektur ist mit dem bald fertiggestellten Augustinerhof vertreten, und natürlich mit dem Neuen Museum selbst. Volker Staab und seine einzigartige Architektursprache, soviel kann man mit Sicherheit sagen, sind ein anhaltender Glücksfall für Nürnberg. Bis auf Weiteres

MIXED ZONE Das Erdgeschoss ist bunt geworden und die dortige Ausstellung „Mixed Zone“ versammelt erstmals im Neuen Museum Design und Kunst in trauter konzeptioneller Einigkeit innerhalb der einzelnen Räume. Was vor 20 Jahren konzeptionell undenkbar war, nämlich die direkte optische Vermischung der Designund Kunstobjekte, wird zunehmend selbstverständlich, da die Grenzen zwischen den Gattungen seit Jahren von den Kunstschaffenden verwischt werden. Ein vielköpfiges Kurator*innenteam aus dem Neuen Museum und der Neuen Sammlung, ergänzt durch den auch für die farbigen Wände verantwortlichen Künstler Thilo Schulz, hat die Räume gemeinsam konzeptionell und phänomenologisch konzipiert und dadurch einen im Erdgeschoss bisher nicht gekannten Sammlungseindruck erreicht. Erstmals in der zwanzigjährigen Ausstellungsgeschichte des Neuen Museums wurde außerdem ein eigener Raum für die Museumspädagogik integriert, dessen Hauptexponat als interaktive Arbeitsbühne


138 – Galerien/Museen von Winfried Baumann gestaltet wurde. In den über 100 Exponaten finden sich Werke von Gustave Morellet, Konstantin Gricic, Fischli&Weiss, Philippe Starck, Tony Cragg, Alessandro Mendini, Goshka Macuga, Hans Salentin, Kasimir Malewitsch, Marc Dion, Thomas Ruff und Phyllidia Barlow. NEUES MUSEUM NÜRNBERG Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr www.nmn.de ----2. bis 4. Oktober

5. ART WEEKEND NÜRNBERG Das erklärte Ziel des Kulturwochenendes ist die Sichtbarmachung der vielfältigen Kunstszene in Nürnberg und Erlangen auch über die Grenzen der Metropolregion hinaus. Das können wir vom curt nur aus ganzem Herzen unterstützen: Die fünfte Ausgabe des Events beinhaltet nicht weniger als 27 teilnehmende Galerien, Museen, Projekträume und Off-Spaces mit hochwertigem Ausstellungsgeschehen aus öffentlicher und privater Hand. Angeboten werden an den drei Kunsttagen kostenlose Führungen, Lounge-Abende und Artist Talks zur Vermittlung und dem Gespräch über das Wesen und die Bedeutung von Kunst. Die meisten Akteure sind hier im Kunstkalender mit ihren Ausstellungen als gesonderter Eintrag zu finden.

ART WEEKEND IN NBG UND ERLANGEN www.artweekendnuernberg.com

Bis 4. Oktober

Bis 4. Oktober

Der Weg ins Paradies ist so steinig wie spannend beim Mitmenschen zu beobachten. Das unterscheidet den mittelalterlichen Fan der Ritterschaft nicht vom heutigen Binge-Watcher von Superheldenserien. Was die mittelalterlichen Heldensagen uns über unsere heutigen Vorlieben verraten, kann in der Ausstellung erkundet werden. GERMANISCHES NATIONALMUSEUM www.gnm.de. Di-So 10-18 Uhr, Mi 10-21 Uhr

SHOW ME YOUR HANDS – MARTA ROMANKIV & ŁUKASZ SUROWIEC Die beiden Krakauer Kunstschaffenden arbeiten seit dem 16. August im Rahmen eines Artist-in-Residence-Projekts in der KREIS Galerie an ortsbezogenen Arbeiten, die Ausstellung zeigt die Ergebnisse des dreiwöchigen Aufenthalts. Ergänzt werden die entstandenen Werke durch ältere, politisch und wirtschaftskritisch geprägte Arbeiten der beiden. KREISGALERIE – Galerie am Germanischen Nationalmuseum. kreis-nuernberg.de. Mi 16-20, Do+Fr 14-18 Uhr, Sa 11-15 Uhr u.n.V. Bis 4. Oktober

#CORONATIMES Entvölkerte Orte, zermatschtes Fast Food, genesende Natur: Im Galeriehaus Defet zeigt die Fotoszene Nürnberg eine Auswahl an Werken, die während der Coronazeit entstanden sind oder sich mal melancholisch, mal lakonisch mit dem Thema der Pandemie auseinandersetzen. FOTOSZENE NÜRNBERG E.V.* – forum freier fotografen im Atelier- und Galeriehaus Defet www.die-fotoszene.de. So 14-17 Uhr u.n.V.

HELDEN, MÄRTYRER, HEILIGE. WEGE INS PARADIES

Bis 10. Oktober

25 JAHRE PAPIERTHEATER – JOHANNES VOLKMANN Der Papier- und Buchkünstler stößt seit Jahrzehnten überregional beachtete, soziale Kunstprojekte an. Mal verknüpft er ein gemeinsames Festessen mit der Möglichkeit über die eigenen Bedürfnisse und die Ressourcen der Welt nachzudenken, mal entwickelt er auf der „Konferenz der Kinder“ zusammen mit Nachwuchs aus aller Welt eine Friedensplastik aus vorher gemeinsam eingesammelten Spielzeugwaffen. Seine unverwechselbaren, handgerissenen Bücher sind in der Buchhandlung Walther König im Neuen Museum erhältlich. KUNSTVEREIN KOHLENHOF. Do+Fr+Sa 14-19 Uhr u.n.V. www.kunstvereinkohlenhof.de.


139 – von marian wild Bis 15. Oktober

Bis 25. Oktober

Der Künstler, der schon seit langem die Zusammenlegung der Städte nürnBErg, fürTH und erlANGen zur Metropole Bethang fordert, stellt mystische Leuchtobjekte aus gefunden Kunststoffteilen für den öffentlichen Raum aus. SCHAUFENSTER BürgerBÜRO Nbg

Die kanadische Künstlerin, die Mitgründerin des W.A.G.E.-Kollektivs ist, eine Organisation zur Herstellung nachhaltiger Beziehungen zwischen Kunstschaffenden und Galerien, reflektiert in ihren Arbeiten den Kulturbetrieb und Fragen der Emanzipation, der Multimedialität und der zeitgenössischen Malerei. Die Ausstellung gibt Einblick in das mal humoristische, mal sozialkritische Werk der vielseitig aktiven Netzwerkerin. KUNSTVEREIN NÜRNBERG – Albrecht Dürer Gesellschaft Milchhof, Kressengartenstr. 2, Nbg. www.kunstvereinnuernberg.de Di-Fr 14-18 Uhr, Sa+So 13-18 Uhr

KARSTEN NEUMANN – KAYA CAHAYA

Bis 18. Oktober

DER WEITE BLICK – NÜRNBERGER PANORAMEN AUS SIEBEN JAHRHUNDERTEN

Wade Guyton and Kelley Walker, Guyton/Walker © the artist und Udo und Anette Brandhorst Sammlung, Foto: Studio Wade Guyton

Die historische Ausstellung befasst sich mit dem Phänomen des Stadtpanoramas, also der „Allsicht“ auf einen bedeutenden Ort, wie man sie für Nürnberg bereits seit dem 15. Jahrhundert nachweisen kann. Was in Zeiten von Google Maps wie eine Leichtigkeit wirkt, erfordert ohne GPS-Daten und Luftaufnahmen eine umfassende geographische Kenntnis sowie darstellerisches Geschick. Die Ausstellung versammelt einen bunten Strauß an Darstellungstechniken, Motiven und überraschenden Bildträgern des Nürnberger Stadtpanoramas. STADTMUSEUM IM FEMBO-HAUS www.der-weite-blick-nuernberg.de. Di-Fr 10-17 Uhr, Sa+So 10-18 Uhr

HUMOUR THEN – LISE SOSKOLNE

Bis 10. Oktober

STREET AND URBAN ART NOW! Gezeigt wird eine frische und wilde StreetArt- und UrbanArt-Mischung aus der Region und dem internationalen Umfeld. In Dialog treten Arbeiten von Felix Pensel, Julian Vogel, Ramon de Jesus, Ray Moore oder JoeMadeThis mit Keith Haring und Mr. Brainwash. RAUM FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST - LAURENTIU FELLER, Bergstr. 11, Nbg. www.rfzk-feller.de. Mi-Sa 11-18 Uhr


140 – Galerien/Museen

Bis 11. Oktober

VIEW #10 – DIVERSITY Das BBK Nürnberg lädt unter dem Motto „diversity“, also Vielfalt, Gastfotograf*innen für die zehnte Folge der VIEW-Reihe ein und verbindet die Arbeiten mit Positionen aus dem eigenen Mitgliederkreis, namentlich Annette Horn, Johannes Kersting, Bernd Telle, Pirko Julia Schröder und Ulrike Manestar. Bei der fliegenden Eröffnung sind alle Künstler*innen anwesend. BBK VIEW, Veillodterstr. 8, Nbg. www.view.bbk-nuernberg.de. Sa 16-20, So 14-18 Uhr Bis 18. Oktober

MANDY KUNZE – AQUA MAGICA Die Leipzigerin hat Malerei und Grafik an der dortigen Hochschule für Grafik und Buchkunst, geleitet von Neo Rauch, studiert und als Meisterschülerin abgeschlossen. Gezeigt werden Arbeiten, die sich auf sinnliche Weise mit der Farbe Blau und dem Wasser beschäftigen. GALERIE BERNSTEINZIMMER. Großweidenmühlstr. 11, Nbg. www.galerie-bernsteinzimmer.de. Sa+So 15-19 Uhr Bis 29. Oktober

SOMETHING SHINES THROUGH – BARBARA ENGELHARD Die Künstlerin Barbara Engelhard, Magierin am öffentlichen Raumgebilde, zeigt eine Werkschau mit Assemblagen und Wandreliefs, alles aus Alltagsmaterialien, alles wiederverwendbar. Wie vielschichtig ihre Interventionen sein können kann man auch im zugehörigen Locked-in-Artikel auf curt.de erfahren. BBK – PROJEKTRAUM HIRTENGASSE Hirtengasse 3, Nbg. www.bbk-nuernberg.de. Mi+Do 14-18 Uhr u.n.V. Dashdemed Sampil, ohne Titel, 2019, Putz und Pigment auf Gipskarton und Holz, 80x60 cm © the artist, Foto: Ernst Christian Dümmler


kunst-galerie-fuerth.de

Bis 1. November

Nick Veasey Inner Visions

DASHDEMED SAMPIL – NORDWAND Der Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, der letztes Jahr mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet wurde, lotet in seinem Schaffen die Grenzen der Malerei aus. So entstehen einerseits abstrakt-mystische Grafiken, die in Teilen auch seine mongolische Herkunft reflektieren, andererseits schwergewichtige Gipsreliefs, in denen das Material selbst zum Malmittel wird. Der Künstler ist mit einem umfangreichen Beitrag auf curt.de im Rahmen des Projekts „Locked-in“ vertreten. GALERIEHAUS NORD. Wurzelbauerstr. 29, Nbg. galeriehaus-nuernberg-nord.de. Di+Mi 13-16, Do+Fr 11-13, So 11-16 Uhr Bis 8. November

GÜNTER PAULE UND HARALD POMPL Wie gewaltige Pilze ragen die neonfarbenen Bäume des Malers Günter Paule in den Himmel seiner Leinwände. Wie fremdartige Gewächse stehen die durchlöcherten Plastiken des Bildhauers Harald Pompl im Raum und an den Wänden. Das Ergebnis der Gegenüberstellung lässt sich in Claudia Jenneweins Galerie erforschen. KUNSTKONTOR - GALERIE CLAUDIA JENNEWEIN. Füll 12, Nbg.

Bis 14. November

SURPRISED TO BE – LUCA HIEN Der Maler und multimediale Konzeptkünstler, der aktuell noch Student an der Akademie der Bildenden Künste ist, zeigt seine sehr persönlich geprägten Leinwände und Papierskizzen in Kombination mit teils surrealen, teils humorvoll-dysfunktionalen Filminstallationen. Die Malerei ist von Einflüssen der Street und Urban Art geprägt, gerade die originelle Art der Hängung erweckt den Eindruck von Versatzstücken des öffentlichen Raums, die in den Galerieraum transponiert wurden. Damit dreht Luca in Zeiten, in denen mehr und mehr Ausstellungen sich auch wegen der Corona-Regeln in den Außenraum orientieren die Perspektive um. Weitere Infos und Werkbei-

kunst galerie fürth

10.10.— 20.12.20

spiele gibt es bei curt.de zuhauf, denn er war ein früher Teilnehmer am Locked-in-Projekt, zu finden auf curt.de. GALERIE SIMA, Hochstr. 33, Nbg. www.simagalerie.de. B.n.V. Bis auf Weiteres

FOTOSZENE OPEN AIR – 2 Die fotoszene nürnberg e.V.* postet auf Instagram beinahe täglich fotografische Statements von Mitgliedern. In der 2. Runde des Ausstellungskonzepts wird wieder eine Auswahl dieser Fotos von einigen Nürnberger Fotograf*innen und Gästen des damals leider abgesagten Fotofestivals außen an der Südseite der Lorenzkirche präsentiert. SÜDSEITE DER LORENZKIRCHE


142 – Galerien/Museen ATELIER SOHLER. Theaterstr. 20, Fürth. www.andrea-sohler.de. Täglich 24h. Bis auf Weiteres

Grünes Zimmer

Lorenzer Platz 1, Nbg. ÖZ: 24/7 Instagram: @die_fotoszene @fotofestivalnuernberg Bis auf Weiteres

SCHAUfenster Das Atelier Sohler in der Theaterstraße in Fürth zeigt im monatlichen Wechsel Kunstwerke völlig kontaktlos im Schaufenster. Die pfiffige Präsentation wechselt immer zum 15. des Monats. Bis zum 15. Mai hat der Bethang-Künstler Karsten Neumann das Fenster bespielt, bis zum 15. Juni war der Bildhauer Franz Janetzko zu sehen, danach wurde bis 15. Juli eine Arbeit von Ursula Kreutz und bis 15. August von Günther Derleth präsentiert. Bis 15. September ist Matthias Egersdörfer zu sehen, dann folgen Julia Frischmann, Johannes Felder, Johann Sturcz und Erika Wakayama.

Die Deutschen haben eine innige Beziehung zum Wald. Hier wohnen die Hexen und Wölfe, hier verlaufen sich die Kinder und finden magische, gute und böse Orte, hier kann man die Großmutter mit Wein und Kuchen besuchen, Waldbaden oder einen der verholzten, alten Freunde einfach mal innig umarmen. Was traditionell außerhalb der Stadt stattfindet, lässt sich nun im Kleinen auch in St. Leonhard erleben. Das „Grüne Zimmer“ ist ein innerstädtisches Waldimplantat mit allen Konsequenzen, und so viel kann man sagen, unberührt bleibt man von dem Besuch nicht. Der Ort ist über einen Schlüssel zugänglich, den man kostenlos im dortigen Stadtteilbüro beantragen kann. „GRÜNES ZIMMER“ IN ST. LEONHARD Schweinauer Straße 38, Nbg. Besuchbar mit eigenem Schlüssel (kostenfrei im Stadtteilbüro erhältlich). Eröffnung am 2. Oktober 3. Oktober 2020 bis 10. Januar 2021

MARCEL ODENBACH – ES BRENNT

Videoarbeiten sind das Metier des kritischen Künstlers, der längst internationale Sicht-

barkeit erlangt hat. Seine Arbeiten Collagen und setzen sich multimedial mit der eigenen Herstellungsweise, dem Wesen des Bildmotivs und der Rolle auseinander, die das Kunstwerks in unserer Gesellschaft als sprechendes Objekt spielt. Die Kunsthalle zeigt mit „Es brennt“ eine umfangreiche Werkschau. KUNSTHALLE NÜRNBERG Lorenzer Str. 32, Nbg. kunsthalle.nuernberg. de. Di-So 10-18, Mi 10-20. 5. Oktober 2020 bis 16. Januar 2021

DR. PAUL WOLFF & ALFRED TRITSCHLER - „MIT DEM KRAFTWAGEN VON FRANKFURT NACH NÜRNBERG“ Die Serie ist ein bildnerisches Reisetagebuch: In schwelgerisch-nostalgischen Ausschnitten wird die Autoreise der beiden Fotografen von der sich entfaltenden Finanzstadt in die fränkische Metropole geschildert. Das sich in heutiger Zeit abschwächende Bild der Freiheit, das durch das eigene Kraftfahrzeug als Mobilität ausdrückt, kann in den Bildern auf sympathische Art nachempfunden werden. LEICA GALERIE Obere Wörthstraße 8, Nbg. leica-store-nuernberg.de/galerie Mo-Sa 10-18.30 Uhr u.n.V.


143 – bildung bildet

NICK VEASEY – INNER VISIONS Zum 125. Jahrestag der Entdeckung der Röntgenstrahlung zeigt die kunst galerie fürth eine Koryphäe der künstlerischen Röntgenfotografie. Nick Veaseys Arbeiten sind originell zusammengesetzte, mehrschichtige Lichtcollagen aller erdenklichen Dinge. Die glückliche Fügung, dass der Künstler in Kontakt mit dem Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT in Fürth trat, das einen gewaltigen Röntgenscanner besitzt, führte wohl auch dazu, dass seit 2014 auch Abbildungen seines am Stück durchleuchteten Lamborghinis existieren. KUNST GALERIE FÜRTH. Königsplatz 1, Fürth. www.kunst-galerie-fuerth.de Mi-Sa 13-18 Uhr, So + feiertags 11-17 Uhr Eröffnung am 10. Oktober ab 18 Uhr 11. Oktober bis 29. November

STEFAN NEUBERGER – FOTOGRAFIEN

Stefan Neuberger ist Kameramann, Regisseur, Videokünstler und Fotograf. Filme mit seiner Bildgestaltung wurden international gezeigt und ausgezeichnet. Ursprünglich von der Fotografie zum Film kommend, begann alles in Nürnberg. Seine fotografischen Arbeiten sind vom dokumentarischen Blick geprägt. Begegnungen, das im Bild nicht Sichtbare und der „entscheidende Augenblick“ sind wesentlicher Bestandteil

seiner Arbeit. Zu sehen sind überwiegend Menschen, immer wieder Kinder. Auf einzelne Bilder konzentriert oder als Serie – visuell erzählte Geschichten. Neben der reinen Beobachtung spielen heute vermehrt auch Formen der Inszenierung eine Rolle. (PM) FOTOSZENE NÜRNBERG E.V.* – forum freier fotografen im Atelier- und Galeriehaus Defet Gustav-Adolf-Straße 33, Nbg. www.die-fotoszene.de. So 14-17 Uhr u.n.V: Eröffnung am 14. Oktober um 19:30 Uhr 15. Oktober bis 15. November

MICHAELA BIET – GERHARD RIESSBECK

Das organische Werk der Bildhauerin Michaela Biet, die für ihre amorphen Metallplastiken bekannt ist, verbindet sich in der kommenden KREIS-Ausstellung mit dem des farbkräftigen Malers Gerhard Rießbeck, der eine Grenze zwischen Natur und abstrakter Fläche auslotet. KREISGALERIE - Galerie am Germanischen Nationalmuseum, Karthäusergasse 14, Nbg. kreis-nuernberg.de Mi 16-20, Do+Fr 14-18, Sa 11-15 Uhr u.n.V. Eröffnung am 16. Oktober um 19 Uhr 17. Oktober bis 14. November

“ONE WALL WITH ...” CLEMENS SÖLLNER

Der 1987 in Tirschenreuth geborene Holzkünstler, Meisterschüler bei Prof. Lehanka an der

BBK

Eröffnung am 9. Oktober von 15 bis 20 Uhr 10. Oktober bis 20. Dezember

NÜRNBERG MITTELFRANKEN


144 – Galerien/Museen Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, erschafft beeindruckende Tafelbilder aus den verschiedensten Holzfurnieren. In der Ausstellungsreihe des rfzk sind seine Werke mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Ereignis mit Wow-Effekt. RAUM FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST – LAURENTIU FELLER, Bergstraße 11, Nbg. Mi-Sa 11-18 Uhr. www.rfzk-feller.de 22. Oktober

ERÖFFNUNGSAUSSSTELLUNG DER AKADEMIE GALERIE Nbg Die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg eröffnet ihren zukünftigen, innerstädtischen Ausstellungsstandort im Neubau der IHK. Zur ersten Ausstellung finden Werke von Federico Braunschweig, Veronika Haller, Markus Haas, Valentin Hesch, Tomoe Hikita, Julius Jurkiewitsch, Evelyn Kliesch und Anna Steward als Gruppe zusammen. AKADEMIE GALERIE NÜRNBERG Hauptmarkt 29, Nbg. galerie@adbk-nuernberg.de Eröffnung am 24. Oktober von 18 bis 21 Uhr 25. Oktober 2020 bis 17. Januar 2021

DAS SPIEL VON DER EINVERLEIBUNG

Das Institut für moderne Kunst widmet der nur einer kleinen Öffentlichkeit bekannten Surrealistin Unica Zürn zum 50. Todestag,

sowie dem 1992 in Berlin verstorbenen Maler und Tänzer Alexander Camaro ein wahres kulturelles Projektpaket. In Zusammenarbeit mit der österreichischen Autorin Natascha Gangl und dem spanischen Zeichnungs- und Tattookünstler Toño Camuñas wird den beiden beeindruckenden Kunstschaffenden ein multiperspektivisches und multimediales Erinnerungswerk gesetzt, bestehend aus einer mehrmonatigen Ausstellung im institutseigenen Ausstellungsraum, sowie einer überbordenden Buchveröffentlichung im starfruits Verlag, die unter anderem Zürns diversen europäischen Spuren und Orten nachspürt. INSTITUT FÜR MODERNE KUNST IM ATELIER- UND GALERIEHAUS DEFET. GustavAdolf-Str. 33, Nbg. www.moderne-kunst.org Sa+So 13-17 Uhr u.n.V. 24. Oktober bis 21. November

SEBASTIAN TRÖGER & TOMASZ KRECICKI

Die Doppelausstellung zeigt Arbeiten des Nürnberger Malers und Objektkünstlers Sebastian Tröger, der in seinen Werken eine ganz eigene, expressiv-subjektive Malweise ausgebildet hat, in Verbindung mit Arbeiten des polnischen Malers Tomasz Krecicki, dessen surreal vergrößerten Bildausschnitte zwischen konkreten Farbflächen und figürlichen Details changieren. KUNSTVEREIN KOHLENHOF. Grasersgasse

15/21, Nbg. www.kunstvereinkohlenhof.de. Do-Sa 14-19 Uhr u.n.V. 24. Oktober 2020 bis 21. Februar 2021

DORE MEYER-VAX UND RIA PÜCCO-RÜCKERT

Die Sonderausstellung widmet sich der 1908 geborenen Nürnberger Malerin Dore Meyer, die wegen ihrer avantgardistisch-politischen Kunstauffassung ab 1933 Berufsverbot erhielt und sich in den Jahren nach Kriegsende unter anderem mit einprägsamen Darstellungen von traumatisierten Menschen an der Verarbeitung der Kriegsgeschehnisse beteiligte. Zum 40. Todestag der einflussreichen Künstlerin wird im Dachgeschoss der Kunstvilla eine breite Retrospektive aus über 100 Gemälden, Grafiken und Zeichnungen präsentiert. Gleichzeitig findet im Jubiläumsraum der Sammlung eine Beschäftigung mit Pia Pücco-Rückert statt, dem zeitgenössischen Gegenentwurf von Dore Meyer. Die Malerin arrangierte sich in der NS-Zeit formal mit den politisch gewünschten nationalromantischen Bildmotiven und erhielt so kontinuierliche Aufträge von Bergbauunternehmen und Stahlwerken, die ihr eine Weiterexistenz als Künstlerin mitermöglichten. KUNSTVILLA. Blumenstr. 17, Nbg. Di-So 10-18, Mi 10-20 Uhr www.kunstvilla.org.


145 – bildung bildet Eröffnung am 8. November um 17 Uhr 8. November bis 6. Dezember

UDO KALLER – REISEBILDER

Der in der Region gutbekannte Maler, der schon in früheren Werkreihen immer wieder die Exotik des Fremden thematisiert, zeigt eine Auswahl seiner neuen collagenhaft angeschnittenen Bilderfindungen. Die Eröffnung findet unweit des Bernsteinzimmers, im Freien direkt an der Pegnitz statt, mehrere Rundgänge mit kleineren Gruppen werden angestrebt. GALERIE BERNSTEINZIMMER. Großweidenmühlstr. 11, Nbg. Sa+So 15-19 Uhr www.galerie-bernsteinzimmer.de.

erstehen. Wie beim supermART: kein Kunstwerk kostet mehr als 300 Euro! RAUM FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST – LAURENTIU FELLER Bergstr. 11, Nbg. Mi-Sa 11-18 Uhr. www.rfzk-feller.de Eröffnungen am 27. November

DREI BORGO-AUSSTELLUNGEN Der Kunstverein BORGO ENSEMBLE stellt ab Ende November zeitgleich an drei Orten aus. Die Künstler sind bekannt durch Ausstellungen und Events auf der Basis von Kunst und Freundschaft. (PM) ---

EinBIick BIENNALE 2020

„RESILIENZKOMÖDIE“

ATELI ERTAGE FÜR ANGEWANDTE KUNST IM RAUM NÜRNBERG 12. BIS 15. NOVEMBER 2020 DO 18–21 UHR / FR + SA 11–19 UHR SO 11–18 UHR

MINI-SUPERMART

im Borgo Ensemble e.V., Holzschuherstr. 8, Nbg. Eröffnung am 27. November, 15 bis 19 Uhr. 28.11. bis 19.12., Sa+Do 15-19 Uhr +

In gewohnter Weise, wenn auch nicht in gewohntem zwischenmenschlichen Zusammensein, lassen sich zu den normalen ÖZ der Galerie Kunstwerke von rund 20 Künstler*innen

FORUM ANGEWANDTE KUNST NÜRNBERG

bei ortart, Lisa Haselbek. Spenglerstr. 5, Nbg. Eröffnung 27. November, 18 bis 21 Uhr. 28.11. bis 19.12., Do 18-20 Uhr u.n.V.

12. bis 15.November

EINBLICK BIENNALE 2020 Die Mitglieder des Forums für angewandte Kunst öffnen im November ihre Türen für interessierte Besucher*innen. Das Projekt wird flankiert von einer Foyerausstellung im NMN. ATELIERTAGE FÜR ANGEWANDTE KUNST IM RAUM NÜRNBERG. www.forum-ak.de. Do 18-21 Uhr, Fr+Sa 11-19 Uhr, So 11-18 Uhr www.instagram.com/forum.angewandte.kunst 19. bis 29. November

„LE FLEURS DU MAL“

BBK Nürnberg Mittelfranken e.V. Hirtengasse 3, Nbg. Eröffnung am 27. November, 16 bis 20 Uhr Dann von 2. Dezember 2020 bis 28. Januar 2021 Mi/Do 13-18 Uhr, So 14-17 +

„DARÜBER HINAUS“

Leporellos: Touristinfo am Hauptmarkt 18 und Nürnberg Info, Königstraße 93 www.forum-ak.de


146 – Theo o.j. fuchs

Fotos: katharina winter


147 – fast hinten raus

theobald O.J. fuchs: Die FüSSe vom Sitz! «Runter mit den Füßen vom Sitz!» schnarrte eine befehlsgewohnte Stimme. Es war meine eigene. Der Schaffner zuckte zusammen, sein Gesicht wurde kreidebleich. «Sorry, sorry», stammelte er. «Sorry!? Das ist alles, was dir einfällt, du Schmutzfink?» Gegenüber solchen Hallodris kann man nicht unnachgiebig genug sein. «Entschuldigung», wimmerte er, «Entschuldigung, das wollte ich sagen...» Hastig zog er die Schuhe wieder an und rollte das Handtuch, das er über das Polster gebreitet hatte, ein. «Und jetzt los! Sie meinen wohl, die Passagiere kontrollieren sich von alleine oder was?» «Ja, ja, ich mach ja schon.» Nur mühsam kühlte mein Zorn ab. Es war auch bei der Bahn wie überall: Alles musste man selbst erledigen. Nichts klappte von allein. Erst heute morgen kam ich deswegen wieder eine Dreiviertelstunde zu spät zur Arbeit. Unterwegs musste ich zwei Autofahrern beim Einparken helfen. Ein Mann, eine Frau – immerhin ist die Unfähigkeit der Leute paritätisch verteilt. Der Typ beschwerte sich dann doch glatt, dass ich ihn aus dem Wagen gezogen hätte. Hatte ich allerdings tun müssen, denn ohne Druck hätte der mich nie ans Steuer gelassen, der hätte noch stundenlang erfolglos probiert, in die Parklücke zu kommen. Unfassbar wie blöd der sich anstellte! Manche Leute muss man eben zu ihrem Glück zwingen ... Völlig aussichtslos, dafür auch ein «Danke» zu erwarten, wie es eigentlich recht und billig wäre. Zum Beispiel die Bauarbeiter, die mir dann fünf Minuten später in die Quere kamen. Was daran so schwer ist, an einem zwanzigstöckigen Hochhaus ein Gerüst aufzustellen, werde ich nie begreifen. Einfach

die Haken in die Wand, die Seitenteile auf die Lage darunter, Bretter drauf, zack und fertig! Da muss man doch nicht endlos rumtun und den Leuten die Zeit stehlen. Und sich erst recht nicht beschweren, dass ihnen jemand hilft. Mein Sohn berichtete letzthin aus der Schule, dass es dort genauso zugeht, wenn nicht sogar schlimmer. Der Lehrer faul und unfähig. Die Kinder haben selbst Lerngruppen eingerichtet. Dieser sogenannte Oberstudienrat muss nun jede Viertelstunde eine Prüfung schreiben – besteht er nicht, gibt‘s ein paar mit der Rute auf den Hintern. Das hat noch niemandem geschadet! Ich freue mich darüber, dass die zukünftige Generation das Heft selbst in die Hand genommen hat. Natürlich unter Anleitung meines Sohnes, denn die anderen Kinder sind ja, bei aller Liebe, auch nichts als das Abbild ihrer völlig lebensunfähigen Eltern. Die zu großen Teilen wirklich komplett vertrottelt sind. Da können manche nicht einmal mehr zu Fuß geradeaus gehen, sobald sie aus ihrem SUV gestolpert sind, in dem sie wahrscheinlich sogar ihre Notdurft auf den Sitz verrichten. Widerlich! Einmal haben die Lehrer versucht, aus dem Schulkeller zu entkommen, indem sie aus alten Lateinbüchern einen Turm zum Deckenlicht aufschlichteten. «Hätten sie besser jemanden gefragt, der sich auskennt», habe ich damals nur gesagt, als mich die Polizei wegen der vier ... aber was soll‘s? Waren ja vorher schon lupenreine Opfer gewesen. Diese Leute können nichts, wissen nichts, denken sich nichts. Selbst um das Verbrechen muss ich mich selbst kümmern, sonst wird das nie etwas. Dass es mir niemand dankt, ist natürlich klar, aber das ist


148 – Theo o.j. fuchs Aber gute Erziehung ist ja mittlerweile am Aussterben. Das sagte ich auch dem Mafiosi vorne am Eck, der sich beschwerte, dass ich seinen Spielsalon angezündet hatte. Was ihm völlig recht geschah! Wenn man auf die uniformierten Idioten warten würde, kann man auch schon mal Moos ansetzen. Ich muss wohl nicht betonen, dass ich die ganze Chose obendrein eigenhändig gelöscht habe, ehe das Feuer auf die Nachbarhäuser übergriff, und den Mafiosi persönlich zu seinem Abschiebeflug nach Luxemburg schleppte. Selbst da, wo man eigentlich intelligente Arbeitskräfte vermuten würde, gibt es heute nichts mehr anderes als Pfusch und Schlendrian. Meine Frau kam gestern von einer Geschäftsreise nach China zurück. Die anderen Passagiere des Jumbo-Jets können ihr dankbar sein, denn sie übernahm bald nach dem Start das Steuer von den völlig inkompetenten Piloten. Dienst nach Vorschrift wollten die machen. Autopilot ein, lecker schnabulieren wie in der first class. Und am Ende noch ein Schläfchen – aber nicht mit meiner hochbegabten Holden! Was da alles hätte passieren können, wenn sie nicht entschlossen eingegriffen und den beiden Honks in ihren Kabarettuniformen die Knüppel aus der Hand genommen hätte. Super-Checker-Bunny kam eine Stunde vor der planmäßigen Zeit an und landete mit dem exakt letzten Liter Sprit. Das nenne ich Präzision, ihr Luschen, steckt euch euer übertriebenes Sicherheitsdenken sonst wo hin!

mir egal. «Wer arbeitet, der macht auch mal einen Fehler. Bloß ist das in jedem Fall besser, als in der Komfortzone vergammeln», sage ich immer. Und dass der Rumäne der rechtmäßige Eigentümer des Reihenhauses und kein Einbrecher war, das hätte er mir besser gleich gesagt. Eben einfach rechtzeitig. Die Witwe hätte sich mir gegenüber schon etwas dankbarer zeigen können, immerhin kriegt sie die Lebensversicherung und nicht ich.

Ich bin perfekt, das weiß ich, aber selbst für mich gilt: das Bessere ist der Feind des Guten. Auch ich habe noch Optimierungspotenzial, denn ich habe mich selbst analysiert. Natürlich nicht wie alle EpsilonTrottels mit irgendwelchem Gelaber. Nein, ich habe eine neuartige Tomographie-Maschine gebaut, die eine präzise Karte von meinem Gehirn erstellt. Dreidimensional, darin werden mit verschiedenen Farben die Zonen angezeigt, die schon super funktionieren, und die, die noch nicht optimal laufen. Was natürlich nicht heißt, dass sie unterdurchschnittlich wären oder irgendetwas Mieses, mit dem das stumpfe


149 – Fast hinten raus Volk herumrennt. Nein – wie gesagt: Bessere. Feind. Des Guten. Wenn man das nicht kapiert hat, braucht man eigentlich vom Leben gar nichts zu erwarten, dann landet man automatisch auf der Resterampe, beim Räumungsverkauf für Verlierer. Meine Frau wird den Spiegel halten, wird mir die Instrumente reichen, notfalls auch eine Blutung stillen. Sie kann das, sie ist die Beste. Ich werde mich selbst am Gehirn operieren [1,2]. Schlicht, weil ich der Beste für diesen Job bin. Werde meine eigene Hardware pimpen, meine sensationelle Denkrennmaschine bis zum Anschlag tunen, völlig neue Standards. Ich alleine weiß, was zu tun ist. Werde meine Überlegenheit aus eigener Kraft nochmal um Größenordnungen steigern! Sie hören von mir, das garantiere ich ... Und immer schön die Füße vom Sitz, verstanden?

Referat für Jugend, Familie und Soziales

Ein ehrenamtliches Tandem-Projekt für Kinder und Jugendliche

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Evan_O‘Neill_Kane [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Leonid_Rogosow

Theobald O. J. Fuchs: jetzt, oktober + november Es geht wieder los mit den Terminen für unseren Theo. Am 27.10. im Loft - Gostners Suppkultur ab 20 Uhr, diesmal ein Gruselabend mit voraussichtlich Peter Kunz. Weiter geht´s am 07.11. in Sulzbach-Rosenberg im Capitol, mit Michael Ströll als musikalische Begleitung. Am 02.12. geht´s nochmal ins Loft, diesmal mit seinem „Der zweite Krautwickel“. Theo liest ab 20 Uhr aus seinem Roman. VVK 8,50/5,50. AK 9,50/6,50. Und, man mag es kaum glauben, er schüttet Bier nicht nur seine Kehle hinunter, sondern schreibt auch darüber und ist mit neun Geschichten in einem Bierbrevier beteiligt, gerade ofenfrisch auf dem Tisch: https://tredition.de/autoren/esther-isaak-33549/unser-taeglich-biergib-uns-heute-paperback-139419/

0911 231-2344 engagiert@stadt.nuernberg.de engagiert.nuernberg.de


150 150 xxxxxxxxx – fensterln

wtfcorona

FAMILIEN LEBEN kultur

H u n d : W e b e r , Influenc er


151 – Kurti Familiensachen

Haus des Spiels: Der Nachmittag gehört den Zocker*innen

Der Mensch spielt, das Tier spielt, alle spielen, immer. Im Frühling, als man wegen Corona seine Freunde nicht treffen konnte, haben auch viele Familien das Gesellschaftsspiel wiederentdeckt. Aber immer nur Mama und Papa plattmachen ist auf Dauer ja auch keine Herausforderung. Deshalb lädt das Haus des Spiels ab sofort wieder zu seinen Spielenachmittagen ins Pellerhaus. Das Motto des Events heißt: Spieler aller Länder vereinigt euch! – jeden Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Das kostet nichts, wer aber etwas spenden möchte, leistet damit einen Beitrag zur Neuanschaffung von weiteren Spielen. Die Sammlung im Pellerhaus ist aber auch so schon beachtlich: Über 500 Kinder-, Familien und Kennerspiele warten nur darauf, ausprobiert und durchgezockt zu werden. Das sind alles ganz klassische Brettspiele, die man am Tisch aufbaut und die machen ja auch wirklich Fun, muss man schon zugeben. Zusätzlich öffnet aber an jedem zweiten Sonntag das digitale Spielzimmer mit seinem PC- und Konsolenbereich. Die Auswahl ist also in jedem Fall groß, so groß, dass man schon mal den Überblick verlieren kann. Kein Problem: Zu eurer Beratung, zur Anleitung und vielleicht sogar zum Mitspielen gibt es vor Ort die Spiele-Coaches. Ein tolles Angebot insgesamt, an dem man gerne unkompliziert teilnehmen kann. Ist im Grunde auch alles ganz unkompliziert, mit dem kleinen Unterschied zu normal, dass man sich momentan vorher anmelden muss – per Mail an hausdesspiels@stadt.nuernberg.de. Es können maximal 30 Personen zugelassen werden, für Personen ab 6 Jahren gilt die Maskenpflicht. Wenn im Familien- oder Haushaltsverbund gespielt wird, darf die Maske am festen Sitzplatz abgenommen werden. Lasst euch das Spiel von dem blöden Virus nicht verderben, wir kriegen das auch mit Maske hin! Haus des Spiels. Egidienplatz 23, Nürnberg. www.hausdesspiels.de

digitiale Publikumsdiskussion: Das Recht von Kindern auf Datenschutz und Jugendmedienschutz im digitalen Umfeld

Im Rahmen der Vortragsreihe: Daten-Dienstag digital gibt es eine Podiumsdiskussion zum Tag der Kinderseiten, der jährlich am 21.10. begangen wird. Denn Kindern steht eine Vielzahl an Informationsquellen zur Verfügung – doch welche kommunikativen Kompetenzen können für eine selbstbestimmte Mediennutzung vermittelt und genutzt werden? Es diskutieren Expert*innen aus der bundesdeutschen Kinderseitenlandschaft: Jutta Croll M. A., Stiftung Digitale Chancen, Thomas Salzmann, Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, Thomas-Gabriel Rüdiger, Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg – Institut für Polizeiwissenschaft (IfP), Stefan R. Müller, Kindersuchmaschine www.blinde-kuh.de. Moderation: Tim Gailus, bekannt aus dem Kindermedienmagazin Timster auf Kika. Die Vortragsreihe ist eine Kooperation mit dem Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands und dem Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht – sie findet digital statt. Termin: Dienstag, 20.10., 19 Uhr. Alle Vorträge des „Digitalen Daten-Dienstags“ finden mit der Videokonferenzsoftware Zoom statt. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt, es können nur angemeldete Teilnehmer*innen dabei sein und während der Veranstaltung ihre Fragen per Chat stellen. Anmeldung bis 18.10. unter mkn.anmeldung@mspt.de oder 0911-230 88 230 an. Museum für Kommunikation Nürnberg, www.mfk-nuernberg.de


152 – Kurti Familiensachen

Kindertheater: Wundersame Welt Die Kindertheater sind wieder da, mit einem Spielplan, der eigentlich schon so aussieht wie in normalen Zeiten. NatĂźrlich wird es vor Ort Abstands- und Hygieneregeln geben. Vor allem aber gibt es ein buntes Programm voller spannender Geschichten!

Duftwolke. Foto: Philip Henze

Niemand heiSSt elise. Foto: Philip Henze

otto die kleine spinne. Foto: berny meyer

paula. Foto:Thomas Riese

ferdinand. Foto: thalias kompagnons


153 – Kurti Familiensachen

Theater Pfütze

Das Theater Pfütze kehrt mit einer Premiere zurück, die direkt auf das gemeinsame Erlebnis dieser Pandemie Bezug nimmt. Duftwolke, geschrieben und inszeniert von Giseke Pranger, erzählt von der Isolation: Wir begegnen drei Menschen in der fernen Zukunft, jeder sitzt für sich in seinem kleinen Raum. Die Welt um sie herum ist klinisch sauber und geruchlos. Gemeinsam wollen die drei mit den Mitteln des Radios Erinnerung stiften: An eine Zeit, in der man noch Schweiß und Dreck und Grasflecken kannte. Duftwolke ist eine Produktion in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Staatstheater. Ab 3 Jahren. Premiere am 16.10. Weitere Termine: 18., 23.-25., 30. und 31.10, 01.11. Im November feiern wir dann ein Wiedersehen mit Elise, die vor dem Krieg flüchten konnte und am Bahnhof den Bahnhofsvorsteher trifft, der sie eigentlich gleich wieder loswerden will. Doch Elise bleibt ein ganzes Jahr lang. Niemand heiSSt Elise. Ab 9 Jahren. Termine: 13., 14., 15., 19., 20., 21., 27., 28., 29. November. Theater Pfütze, Äußerer Laufer Platz 22, Nbg. www.theater-pfuetze.de

Theater Mummpitz

curt gratuliert dem Theater Mummpitz, das zu den ältesten freien Kindertheatern in Deutschland zählt, zum 40. Geburtstag! Am Samstag, den 17. Oktober um 16 Uhr, wird dieser Ehrentag mit einer Premiere gefeiert, und so lernen wir im Herbst zunächst den Dreigroschenopa (6+) kennen. Der heißt Bert, ist Dichter und hat als solcher natürlich nicht viel Geld. Nur seinen Notgroschen, den hebt er auf und rührt ihn nicht an, komme, was wolle. Doch die Not für Bert und seine Enkel wird immer größer – bis eine wundersame Wendung eintritt. Theater mit Musik in Koproduktion mit dem TAK Theater Liechten-

stein, ab 6 Jahren. Termine: 16., 17., 20.-25., 27., 28., 31. Oktober, 1., 7. und 8. November. Im November dann begegnen wir auch Paula wieder, dem Mädchen, das ein bisschen pummelig ist und das vom starken Onkel Hiram in die Wolken geworfen wird. Und Paula beschließt, oben zu bleiben, mit den Wolken zu leben und in Baumkronen zu schlafen. Paula und die Leichtigkeit des Seins, ab 6 Jahren. Am: 10., 11., 12., 14., 15., 17. November. Theater Mummpitz. Michael-Ende-Str. 17, Nbg. www.theater-mummpitz.de

Theater Salz+Pfeffer

Puppen können sich nicht anstecken, die können ja noch nicht mal atmen. Klar, dass also auch das Theater Salz+Pfeffer wieder spielt. Im Oktober sind zunächst Thalias Kompagnons zu Gast, die ihr Stück Wenn Ferdinand nachts schlafen geht mitbringen. Ferdinand kann einfach nicht recht einschlafen, weil nachts alles gruselig wird. Die Kommode verwandelt sich zum Monster und er kann auf einmal fliegen ...? Gemeinsam mit seiner Katze macht Ferdinand sich auf die Suche nach einer Erklärung für den geheimnisvollen Zauber. Ab 7 Jahren. Termine: 3. und 4. Oktober. Ebenfalls im Oktober darf Otto die kleine Spinne auf die Bühne zurück, der sich nach wie vor damit herumschlagen muss, dass er bei denen anderen Tieren des Waldes einen so schlechten Ruf hat. Der alte Stinker. Dabei ist Otto doch wirklich ganz nett. Ab 4 Jahren. Am 18. und 25. Oktober. Theater Salz+Pfeffer, Frauentorgraben 73, Nbg. www.salzundpfeffer-theater.de


154 – Kurti Familiensachen

Kuf: Wilde Stiere und Leuchtende Wesen Auch das Amt für Kultur und Freizeit bemüht sich weiterhin um ein vielfältiges Programm für Kinder. Im Zeltnerschloss gibt‘s Kindertheater, die Kulturwerkstatt auf AEG lädt zu Bastel- und Mitmachprogrammen. Wir empfehlen: rechtzeitig um Anmeldung kümmern!

Kindertheater im Zeltnerschloss

zirkus mit kaspar gross. Foto: kaspar gross

Willy. Foto: andreas riedel

Kaspar Gross und Carmen La Tanik sind mit ihrem Straßenzirkusprogramm mittlerweile international bekannt und bringen sämtliche Disziplinen mit, die man dafür so braucht. Gross ist Meister der Jonglage und hat außerdem das kleinste Fahrrad der Welt im Gepäck. Vielleicht jongliert er sogar fahrradfahrend. Würden wir gerne sehen. La Tanik wird als durchgeknallte Tänzerin und Akrobatin beschrieben, eine Virtuosin mit den Hula Hoops, die mit ihrem Hüftschwung Äpfel spalten kann. Tolles Spektakel, das es zwei Mal gegen Hutspende zu sehen gibt: am 10.10., 16 Uhr, im Zeltnerschloss und am 11.10., 17.30, im Heizhaus. Ein junger Stier hat eigentlich ein gemütliches Leben, er hängt im Stall ab und manchmal auf den Weiden seines Bauern Adam. Doch: auch Stiere sind manchmal geplagt von Eifersucht und brauchen die Zuwendung des kleinen Kalle. Stallknecht Gustav und Torero Don Pedro erzählen mit viel Musik die abenteuerliche Geschichte von Willy, dem wilden Stier. Figurentheater vom Theater Kuckucksheim ab 4 Jahren am 20. Oktober.. Die beiden Stücke im Zeltnerschloss finden Open-Air im Schlosshof statt und müssen bei Regen leider entfallen. Kulturladen Zeltnerschloss. Gleißhammerstr. 6, Nbg. kuft-kultur.de/zeltner


155 – Kurti Familiensachen

Kinderkunstraum

Die Werkstatt des KinderKunstRaums auf AEG ist wieder geöffnet. Am Werkel-Freitag namens Ferkel hat jeder und jede, der und die hier werkeln will, seinen eigenen Werkel-Platz. Und was „Werkeln“ eigentlich heißt, lernt man hier auch: Jeden Freitag gibt es eine neue Aufgabe, von der Produktion eines eigenen Hörspiels über freche Herbstwesen basteln, bis Lampen bauen. Für die Herbstferien bereitet das Team des KinderKunstRaums einen ganz besonderen Workshop für euch vor: Dunkelfunkel. Das hört sich schön nach Herbst und Gemütlichkeit an. Kinder von 8 bis 12 Jahren bauen aus Kartons und Verpackungsmaterial Figuren und verpassen ihnen eine Haut aus Pappmaché. Durch Neonfarben werden daraus leuchtende Fabelwesen. Bei Einbruch der Dunkelheit leuchtet auf AEG das Schwarzlicht und erweckt die Figuren zum Leben. Der Workshop findet am 07.11. ab 14 Uhr

statt, die Teilnehmerzahl ist begrenzt, bitte anmelden bis 02.11. Das Anmeldeformular gibt‘s online. Ein ganzes Buch entsteht zudem in der Digitalen Buchwerkstatt, die, weil so ein Buch macht man nicht an einem Tag, an drei aufeinanderfolgenden Donnerstagen stattfinden wird. Beginn ist am 12.11. In dieser Buchwerkstatt kommt allerdings kein Gramm Papier zum Einsatz. Die Kids von 8 bis 12 erstellen mit Fotografie, Tablett und App ein E-Book. Die Technik macht‘s möglich, dass Heldinnen über die Seiten tanzen. Die Geschichten und Bilder darin stammen von den Kindern selbst. Wie beim Dunkelfunkel gilt auch hier: Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, bitte anmelden bis spätestens 2. November. KinderKunstRaum, Kulturwerkstatt Auf AEG. Fürther Str. 244d, Nbg. www.kinderkunstraum.nuernberg.de

Theater Mummpitz im Kachelbau Michael-Ende-Straße 17 • 90439 Nürnberg www.theater-mummpitz.de • www.facebook.com/Mummpitz www.instagram.com/theatermummpitz


156 – Kurti Familiensachen

Nuejazz for Kids

Brotbox für schüler - säen und ernten

Schule nervt oft und macht müde. Besser funktioniert der Kopf, wenn man ihn mit guten und nahrhaften Lebensmitteln füttert, weiß man längst. Die Bio-Metropole verschenkt deshalb 10.000 gut gefüllte Brotboxen an Erstklässler*innen der Region. Wer keine Brotbox bekommen hat, muss aber auf den Inhalt nicht verzichten. Auf der Brotbox-Homepage findet ihr nicht nur Basteltipps und Geschichten rund um BioLebensmittel, sondern auch die perfekten Rezepte für den Pausensnack: Sandwiches mit frischem Gemüse für Mathe-Ggenies, Energiekugeln mit Datteln für Schultaghelden, usw. Die Biometropole möchte mit ihrer Arbeit Eltern dazu motivieren, ihren Kindern ein gesundes Pausenbrot einzupacken und Bio-Lebensmittel in Schulen zu etwas ganz Selbstverständlichem machen. Shout out: „Kindermischnitte, Fruchtzwerge, Bifi go home!“ Die Bio-Brotbox Kids Seite findet man (etwas umständlich) hier: die-biometropole.de > veranstaltungen > bio-brotbox-kids

Wir freuen uns, dass es nun wieder das NUEJAZZ-Festival gibt. Aber nicht nur wir Erwachsenen! Jazz ist cool, macht auch Kindern Spaß und wer sein erstes Konzerterlebnis im Rahmen eines solchen Festivals macht, wird es sicher nie wieder vergessen. Für den 08.11. hat die NUEJAZZ Combo for Kids die Bearbeitung eines Kinderbuchs vorbereitet: Die fürchterlichen Fünf von Wolf Erlbruch. Die fürchterliche Truppe trifft sich im Schatten einer alten Brücke, um einen Plan auszuhecken. Dabei geht es allerdings nicht um finstere Machenschaften – Spinne, Kröte und Co. wollen ihren Ruf aufbessern. Es liest der Schauspieler Florian Elschker. nuejazz for kids. Kulturwerkstatt Auf AEG, Fürther Str. 244 D, Nbg. Tickets: 9,- Euro für Erwachsene, 7,- für Kinder. nuejazz.de

die Tüftelgenies

Der curt-Redakteur hackt diese Zeilen mittels Tastatur in einen Computer, dessen Bildschirm er dank Brille gut erkennen kann. Alles geile Erfindungen. Danke, dafür liebe Tüftler! Das Museum Industriekultur untersucht in seiner neusten Ausstellung Die Tüftelgenies, wie es Zustande kommt, dass eine*r was Geniales erdenkt. Als Mitmachausstellung für Kids ab 8 plus Begleitung vermittelt das Museum den Weg vom Geistesblitz zur guten neuen Sache auf maximal spielerische Art. Nur wer die richtige Nummer wählt, kann etwas über die Erfindung des Telefons hören. www.museen.nuernberg.de/museum-industriekultur


157 – Kurti Familiensachen

Jeden Jeden ersten ersten undund dritten dritten Montag Montag im Monat im Monat (außer (außer an Feiertagen) an Feiertagen) findet findet um um 19 Uhr 19 Uhr ein ein kostenloser kostenloser Infoabend Infoabend für werdende für werdende Eltern Eltern statt. statt. Lernen Lernen Sie Sie unsuns kennen! kennen! Geburtshilfe Geburtshilfe in Kooperation in Kooperation mit mit der der Frauenklinik Frauenklinik desdes Universitätsklinikums Universitätsklinikums Erlangen Erlangen (Chefarzt (Chefarzt Prof.Prof. Dr. med. Dr. med. Matthias Matthias W. Beckmann, W. Beckmann, Leitender Leitender Arzt PD ArztDr. PDmed. Dr. med. Christian Christian R. Löhberg) R. Löhberg)

Es erwarten Es erwarten Sie:Sie: Wohlfühlkreißsaal, Wohlfühlkreißsaal, komfortable komfortable Wochenstation, Wochenstation, großzügige großzügige Familienzimmer Familienzimmer undund eineeine Rundum-Betreuung Rundum-Betreuung vonvon Eltern Eltern undund KindKind Hebammensprechstunde Hebammensprechstunde Kurse Kurse für werdende für werdende Eltern Eltern in unserer in unserer Elternschule Elternschule Wir sind Wir sind Nürnbergs Nürnbergs einziges einziges „Babyfreund„Babyfreundliches liches Krankenhaus“ Krankenhaus“ – ausgeszeichnet – ausgeszeichnet durch durch das Kinderhilfswerk das Kinderhilfswerk UNICEF UNICEF und und die die Weltgesundheitsorganisation Weltgesundheitsorganisation WHO. WHO.

St. Theresien-Krankenhaus, St. Theresien-Krankenhaus, Mommsenstraße Mommsenstraße 24 24 90491 90491 Nürnberg, Nürnberg, Telefon 5699-3560 Telefon 09110911 5699-3560 frauenklinik@theresien-krankenhaus.de frauenklinik@theresien-krankenhaus.de www.theresien-krankenhaus.de www.theresien-krankenhaus.de


158 – hässlicher vogel

Foto: Tiergarten


159 – Zoogeschichte

auSSen pfui, innen hui: Der Waldrapp Mit seinem langen, säbelartig gebogenen Schnabel, seinem nackten Gesicht und der seltsamen Frisur aus schwarzen Federn ist der Waldrapp nicht gerade eine Schönheit des Waldes. Nein, nein. Und trotzdem soll diese Ibis-Art natürlich leben dürfen. Der Nürnberger Tiergarten hat sich nun zum bereits zweiten Mal an der Auswilderung von Waldrappen in Spanien beteiligt. Denn: So unvorteilhaft der Vogel auch aussieht, lange Zeit galt er in Europa als Delikatesse und wurde entsprechend ungezügelt bejagt, und so gab es bereits im 17. Jahrhundert auf unserem Kontinent keine freilebenden Waldrappe mehr. Im 19. Jahrhundert hielten ihn viele Menschen gar für ein Fabelwesen, das gar nicht wirklich existiert hatte – bis er am Roten Meer wiederentdeckt wurde. Erste Exemplare kamen zuerst aus der Türkei und später vor allem aus Marokko in Europäische Zoos. Marokko blieb das einzige Land, in dem der Waldrapp in Freiheit überlebte. Wahrscheinlich wegen seines, sagen wir, ungewöhnlichen Erscheinungsbilds regt der Waldrapp schon immer die Fantasie der Menschen an. Und es ist kein großes Wunder, dass er irgendwann für ein Fabelwesen gehalten wurde. Schon im alten Ägypten galt der Waldrapp als Verkörperung des menschlichen Geistes, der Seele also, und wurde Ach genannt. Die Ägypter glaubten, dass der Mensch sich nach seinem Tod in einen Waldrapp verwandele, der in den Himmel aufsteigt und dort zu einem Stern wird. Im Islam hingegen gilt er als Glücksbringer. Moslems glauben, der Waldrapp habe Noah in seiner Arche den Weg ins fruchtbare Land gewiesen.

Da der Waldrapp heute in Zoos wie dem Tiergarten Nürnberg erfolgreich gezüchtet wird und fleißig brütet, gibt es seit einigen Jahren Auswilderungsprogramme, um den Vogel vorsichtig zurück in natürliche Lebensräume zu bringen. Im Dezember 2019 beteiligte sich der Tiergarten an einer solchen Aktion mit vier Waldrappen. Diese vier wurden an die spanischen Atlantikküste umgesiedelt, denn in Spanien kommen junge Waldrappe aus verschiedenen Zoos zusammen. Nach einer Eingewöhnungszeit von einigen Wochen in der Auswilderungsvoliere dürfen sie sich einer der drei freifliegenden lokalen Kolonien anschließen. Seit 21. März fliegen auch die Nürnberger Waldrappe in den Lüften Andalusiens. Andere freifliegende Waldrappe, die schon länger in Spanien heimisch sind, hatten bereits auf der Auswilderungsvoliere auf ihre Artgenossen gewartet. Der Waldrapp ist ein sehr geselliger Vogel, der gern in Kolonien von Dutzenden, teilweise Hunderten Vögeln zusammenlebt. Es besteht auch weiterhin die Hoffnung, dass sich der Tiergarten auch in Zukunft mit jungen Waldrappis an der Auswilderung in Spanien beteiligen kann – damit der hässliche, aber liebenswerte Vogel nie wieder vom Erdboden verschwindet. Vollster curt-Support – schließlich haben wir quasi den Waldrapp unter den Hunden.

Tiergarten Nürnberg. Am Tiergarten 30, Nbg. www.tiergarten.nuernberg.de curt&KURTi vergeben 3 Familientickets über www.curt.de/nbg


Danke an alle Koop-Partner und Mitwirkenden dieser Ausgabe! CURT YOUR LOCALS! Und wie immer: Nach dem Magazin ist vor dem Magazin. Weiter geht´s!

vorschau curt your locals feat. kurti DEZ 2020/JAN 2021 X-Mas-Silvester-Sonderausgabe Unsere unfassbar nächste gute, wunderschöne, äußerst wichtige Weihnachts/Silvester-Superausgabe erscheint Anfang Dezember, für Dezember 2020 und Januar 2021. Kunst - Kultur - Museen - Theater - Comedy - Konzerte - Lesungen - Poetry Slam Bluepingu - Straßenkreuzer - Filmhaus - KuF - Quartier U1 - N2025 Gastro - Handel - Stadtgeschehen - Leben - Familien - Kids - Charity Leuchtende + strahlenden Kooperation? Per Mail an lampe@curt.de! Ihr wollt curt supporten, inserieren, streicheln? Per Mail an anzeigen@curt.de! CURT TUT GUT GUT.


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