Compliance Praxis 3_2019

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Monitoring & Evaluation: Wie wirkungsvoll sind Anti-Korruptionsstrategien von internationalen Hilfsorganisationen? Um diese Frage beantworten zu können, eignet sich der Einsatz von „Results-Based-Monitoring & EvaluationSystemen“. Solche Systeme zeigen auf, wie wirkungsvoll eine Anti-Korruptionsstrategie tatsächlich ist. Der folgende Artikel beschreibt am Beispiel internationaler Hilfsorganisationen, wie in wenigen Schritten ein „Results-Based-M&E-System“ aufgebaut und implementiert werden kann.

Von Thomas Tschiggerl

Anti-Korruptionsstrategien von internationalen Hilfsorganisationen Internationale Hilfsorganisationen werden dort tätig, wo die Not der Bevölkerung am größten ist. Sie arbeiten unter schwierigsten Bedingungen, inmitten von bewaffneten Konflikten, Hungersnöten, Epidemien und in von Naturkatastrophen zerstörten Gebieten. Um der betroffenen Bevölkerung rasch die nötigen Hilfsgüter zukommen zu lassen, werden große Mengen an finanziellen und materiellen Ressourcen in Volkswirtschaften eingesetzt, in denen staatliche Strukturen nicht mehr funktionieren. Unter solchen Rahmenbedingungen erhöht sich das Korruptionsrisiko deutlich, mit besonders dramatischen Auswirkungen bei Soforthilfemaßnahmen in kriegerischen Auseinandersetzungen oder nach Naturkatastrophen.1 Oberstes Ziel internationaler Hilfsorganisationen ist es, das Leid der Zivilbevölkerung zu lindern, Leben zu retten und das Überleben zu sichern. Um diesen Zielen gerecht werden zu können, muss der Kampf gegen Korruption ein fester Bestandteil in den Aktivitäten der Organisationen sein. Auf den ersten Blick wird Korruption in den Ländern, in denen Hilfsorganisationen tätig sind, als Problem des öffentlichen Sektors angesehen, nicht aber als eines der Hilfsorganisationen. Korruption beschränkt sich bei der Umsetzung von humanitären Projekten

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und Hilfsprogrammen jedoch nicht nur auf den öffentlichen Sektor. Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen bekleiden oft Positionen, die mit jenen von öffentlichen Amtsträgern vergleichbar sind und daher die Möglichkeit bieten, übertragene Macht zum eigenen Vorteil zu missbrauchen.2 In den letzten Jahren ist bei internationalen Hilfsorganisationen das Bewusstsein gewachsen, dass aufgrund von Korruption humanitäre Hilfe die Menschen in Not gar nicht oder nur mangelhaft erreicht. In der Vergangenheit haben es viele Hilfsorganisationen vorgezogen, Fälle von Korruption nicht offenzulegen, um einen Imageverlust zu vermeiden und dringend benötigte finanzielle Mittel nicht zu verlieren.3 Öffentliche Diskussionen über Korruption wurden daher weitgehend gemieden und zahlreiche Organisationen zögern immer noch, Korruption offen zu diskutieren. Eine Vernachlässigung und Ignoranz des Korruptionsrisikos kann jedoch Glaubwürdigkeit, Ziele und Legitimität von Organisationen weit stärker gefährden. Nur eine proaktive Auseinandersetzung mit Korruptionsfällen führt zu effizienten Anti-Korruptionsstrategien und erst ein transparenter Umgang mit Korruption schafft die benötigte Grundlage für effektive Präventionsarbeit, die Medienskandalen vorbeugen, die Glaubwürdigkeit der Organisation stärken und das Vertrauen der Spender sichern hilft. Hilfsorganisationen argumentieren oft, schnelle Reaktionszeiten würden keinen

systematischen und strukturierten Ansatz zur Korruptionsbekämpfung erlauben. Gerade in akuten Krisenfällen stehen sie oft unter dem Druck von Medien und Spendern, rasch tätig zu werden. In Notsituationen wären vereinfachte, standardisierte und schnellere Verfahren erforderlich, in den Phasen nach Konflikten und Katastrophen sollten hingegen langfristige Anti-Korruptionsstrategien mit den nötigen Ressourcen Anwendung finden. Damit bleibt Korruption bei internationalen Hilfsorganisationen ein schwieriges Thema. Diskussionen über Korruption sollten in Zukunft offener geführt werden, um effiziente Strategien zur Korruptionsprävention entwickeln zu können.

Monitoring & Evaluation von Anti-Korruptionsstrategien M&E-Systeme sollten ein fester Bestandteil jeder Anti-Korruptionsstrategie sein und bereits in der Entwicklungsphase mitberücksichtigt werden. Mithilfe von M&E-Systemen werden Daten anhand messbarer Indikatoren generiert und ausgewertet, um festzustellen, ob die gewünschten Zielsetzungen erreicht wurden oder nicht. Effektive M&E-Systeme benötigen regelmäßige Berichtszyklen, die zuverlässige Daten generieren, um den Fortschritt zu überwachen4. Monitoring liefert die erforderlichen Daten über den Fortschritt einer Strategie und deren Evaluierung zeigt, welche

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