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MICHAEL OSTROWSKI: im Interview zu seinem neuen Film „Der Onkel“, für den er vom ÖFI keine Förderung bekam
from celluloid 5/2020
INTERVIEW
Michael Ostrowski war während des Lockdown nicht untätig, sondern drehte.
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In seinem neuen, während des Lockdown gedrehten Film „Der Onkel“ agierte Michael Ostrowski als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion. Ein Gespräch über die Dreifachbelastung am Set, die Arbeit als Werbefilm-Regisseur und Kritik an der Filmförderung.
Celluloid: Worum geht es in der
„Der Onkel“ ?
Michael Ostrowski: Meine Figur, der Onkel, kehrt nach 17 Jahren zurück in das Haus seines Bruders, der im Koma liegt. Es ist ein bissl’ mysteriös, er lebt in seinem Auto, ist ein Spieler und Herumtreiber. Es kommt heraus, dass er, sein Bruder und seine Schwägerin ein Dreiecksverhältnis gehabt haben. Die Schwägerin, gespielt von Anke Engelke, hat sich aber für den Bruder, einen Anwalt, und den Wohlstand entschieden – für zwei Kinder, ein tolles Haus, mehrere Autos. Es gibt dann noch die beiden Nachbarn, gespielt von Simon Schwarz und Hilde Dalik, die eine enge Beziehung zu der Familie haben.
Klingt nach einem dramatischen Inhalt.
Ja, es ist eine dramatische Geschichte. Aber wir erzählen sie als schwarze Komödie – etwas, was ich in dieser Form noch nie gemacht habe. Es ist ein Ensemblefilm, aber die Figur von Anke Engelke macht die größte Wandlung durch. Sie kommt im Laufe des Films drauf, dass ihr Mann illegale Geschäfte gemacht hat. Denn in zweiter Linie ist der Film eine Geschichte der österreichischen Korruption als Kavaliersdelikt.
Drehbuch, Regie und Hauptrolle – drei Seelen in der Künstlerbrust, oder?
Deshalb ist es auch besonders wichtig, Verbündete an seiner Seite zu haben.
In „Der Onkel“ ist auch Anke Engelke zu sehen. Geld vom ÖFI gab es keines.
Mein Drehbuch- und Regiepartner Helmut Köpping, mit dem ich schon „Hotel Rock’n’Roll“ gemacht habe, schaut zu, wenn ich spiele, seine Ideen und Inputs sind super. Auch Kameramann Wolfgang Thaler, den ich seit „Nacktschnecken“ kenne, ist ein wichtiger Partner, mit dem ich inhaltlich reden kann.
„Der Onkel“ war einer der wenigen österreichischen Filme, die während des Lockdowns gedreht wurden. War es je ein Thema, den Film zu verschieben?
Es war bei diesem Film schon im Vorfeld alles verrückt, denn das ÖFI hat uns dreimal abgelehnt. Aber sowohl die Lotus Film als auch Helmut Köpping und ich haben beschlossen, dass wir dennoch drehen, weil wir diesen Film machen wollten. Durch viel Glück und mit viel Kampf haben wir Co-Produzenten aufgestellt, die uns über 400.000 Euro gegeben haben.
Dabei würde man denken, dass ein Film von Michael Ostrowski und mit diese Besetzung problemlos eine Förderung bekommen würde …
Ich hab mir ehrlich gesagt auch gedacht „Ok, dann halt nicht. Wenn nicht mal das funktioniert, was soll dann noch funktionieren?“. Ich weiß, dass das ÖFI immer notorischen Geldmangel hat, aber ich wundere mich schon über die Jury-Zusammensetzung. Denn, wenn da Leute sitzen, die wenig Ahnung von der österreichischen Filmszene haben, frage ich mich, wie sinnvoll das ist.
Wie gingen Sie mit der Ablehnung um?
Ich bin niemand, der jammert – und schlussendlich sind statt dem ÖFI andere Geldgeber mit aufgesprungen. Zusätzlich zur Lotus, die unser Hauptproduzent ist, ist noch Florian Gebhardt gekommen, der uns Referenzmittel gegeben hat. Dann habe ich über Daniel Jelitzka, der uns auf allen Ebenen unterstützt hat, den Klemens Hallmann kennengelernt, der eine Berliner Produktionsfirma hat. Außerdem hat uns noch die Filmförderung in Niederösterreich und der Steiermark gefördert.
Werden Sie durch Rückschläge stärker?
Ja. Weil ich mir denke: „Ihr habts’ keine Ahnung“. Und das muss ich mir auch denken. Wenn ich das nicht täte, bräuchte ich meinen Beruf nicht machen. Filme zu machen, heißt, für seine Ideale zu kämpfen. Aber es gehören generell viele Leute dazu, die daran glauben, weil man es alleine nicht stemmen kann.
Brennt man mehr für einen Film, wenn man auch das Script geschrieben hat?
Sicher. Das war schon bei meinem ersten Drehbuch für „Nacktschnecken“ und bei dem für „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ so. Es sind große Geschenke und Privilegien, wenn man das, was man selber schreibt, auch noch spielen kann und es auch umgesetzt wird. Ich empfinde da eine Dankbarkeit, denn Film kostet Geld – und es braucht Geldgeber, die daran glauben. Und, wenn eine Kommission nicht daran glaubt, muss man eben versuchen, das Ganze anders zu finanzieren.
Sind Schauspieler die besseren Regisseure?
Das kann man nicht verallgemeinern. Ich glaube, dass ich gewisse Dinge vielleicht anders verstehe, weil ich vom Spielen und vom Schreiben komme. Aber es gibt auch Regisseure, die keine Schauspieler und super sind. Letztendlich ist es immer Learning by Doing. Ich bin dankbar, dass ich in den letzten Jahren viel Regie bei Werbungen gemacht habe. Dadurch habe ich das Handwerk gelernt. Ich engagiere mich stark für das, was ich mache – von der Motivsuche bis zur Besetzung. Und: Wenn man sich für etwas sehr stark einsetzt, ist es auch spürbar.
Sie haben auch bei den jüngsten HoferWerbespots Regie geführt. Warum sprechen einige Ihrer Kollegen nicht gerne darüber, dass sie Werbung machen?
Weil man sich als Regisseur dadurch angreifbar macht. Die einen finden die Werbung nicht gut, die anderen sind neidisch, weil man relativ viel Geld verdient. Man macht sich wenig Freunde, wenn man das macht. Aber ich pfeif’ drauf, ich bin ehrlich – und ich habe so die Chance bekommen, wahnsinnig viel auszuprobieren und genau zu sein. In einer Werbung muss man meistens innerhalb von 25 Sekunden eine Geschichte erzählen und Dialoge so schneiden und drehen, dass sie funktionieren. Außerdem habe ich so viele Leute gefunden, die meine Filme unterstützt haben. Ich habe auch viele Werbespots für Mediamarkt gedreht. Und das Unternehmen hat dann „Hotel Rock’n’Roll“ mit Productplacement unterstützt. Auch die Werbefirma PPM hat in „Hotel Rock’n’Roll“ investiert, weil sie Michael Glawogger und mich geschätzt haben und das mit Geld unterstützen wollten. Ohne solche Leute kann man Filme nicht gscheit’ machen, denn deren Unterstützung sind gleich zwei, drei oder vier Drehtage mehr oder weniger – was einen großen Unterschied für einen Film machen kann.
Sollte die Arthaus-Branche ihre Berührungsängste vor Sponsoring oder Productplacement also verlieren?
Ich empfinde diese Trennung als sinnlos. Ich habe für „Der Onkel“ fünf oder sechs Sponsoren aufgestellt, ohne die wir ein, zwei Drehtage weniger gehabt hätten. Und ich bin absolut dafür, dass man das macht, denn unsere Co-Produzenten und Sponsoren haben uns das Geld gegeben, das uns das ÖFI verwehrt hat.
Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie Regie führen und Drehbuch schreiben?
Bei der Regie ist mein Werk wohl noch zu schmal. Beim Schreiben finde ich es spannend, wenn etwas nicht vorhersehbar ist. Ich möchte gerne innerhalb einer Geschichte, aber auch innerhalb einer Szene in irgendeiner Form überrascht werden. Ich hoffe, dass ich ein gewisses Talent habe, Dialoge zu schreiben. Ich glaube schon, dass das auch mit meiner Schauspielerei zu tun hat – weil man dann einfach weiß, wie sich Dialoge spielen lassen und wie sich etwas spricht.