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VOM PROFISPORT ZUR EIGENEN RENNRAD-MARKE

SEBASTIAN BALDAUF IM INTERVIEW

Sebastian Baldauf war zehn Jahre lang Radsportprofi. Talent und eine Menge Disziplin brachten ihn dorthin. Mit Ende 20 beendet er schließlich seine Profikarriere, um einen anderen lang gehegten Traum zu verfolgen: mit Baldiso einen Fahrradshop mit eigener Rennrad-Marke zu eröffnen.

Sebastian, wie bist du zum ersten Mal mit dem Radsport in Berührung gekommen?

(Lacht) Gute Frage! Als ich neun Jahre alt war, haben wir mit der Familie schon Mountainbike-Touren am Wochenende unternommen. Mit zwölf Jahren habe ich mich dann vom Rennrad-Fieber meines Nachbarn anstecken lassen. Ganz zur Freude meiner Eltern, die schon immer radbegeistert waren. Der damalige Trainer des RSV Sonthofen, Andreas Brandl, wurde dann auf mich aufmerksam. Er meinte, dass er mein Talent direkt gesehen hat. Jeden Tag haben wir telefoniert, sind den Trainingsplan durchgegangen. Auch dank ihm ging alles sehr schnell: Bayernkader, erster Nationaleinsatz, mit 18 Jahren der erste Profivertrag. Er hat mich unglaublich gefördert.

Was begeistert dich am Rennradfahren?

Besonders der Adrenalin-Kick. Wenn ich den Riedbergpass oder das Oberjoch mit 70 bis 80 Kilometer pro Stunde herunterfahre, macht das nicht nur Spaß, es ist ein Gefühl von purer Freiheit.

Was bedeutet es, ein Rennradprofi zu sein?

Talent bringt ein bisschen was, aber Disziplin ist das Nonplusultra. Man trainiert Minimum 20 Stunden in der Woche. Kommt auf 20.000 Kilometer im Jahr. Und man muss auf vieles verzichten: kaum Partys oder Alkohol, wenig Zeit für Freunde, viel Druck und ein strenger Diätplan. Mir ist es wichtig, an dieser Stelle auch das Thema Doping anzusprechen, da dieses in der Sportart nach wie vor sehr präsent ist. In meiner kompletten Laufbahn habe ich nie etwas genommen, aber ich habe so viele Menschen erlebt, die dadurch abgestürzt sind. Leider ist das Thema in meinen Augen auch heute noch aktuell.

Vor vier Jahren, mit 29, begann ein neues Kapitel für dich. Wie bist du auf die Idee von Baldiso gekommen?

Ich hatte gegen Ende des Profidaseins schon die Idee im Hinterkopf. Habe mich aber nicht getraut. Viele Leute um mich herum haben gesagt: „Spinnst du, jetzt eine eigene Fahrradmarke zu machen?“ Deshalb habe ich mich vorerst davon abbringen lassen, wollte meinen Fokus auf mein BWL-Studium legen und Geld verdienen. Doch eines Tages bin ich aufgewacht und dachte mir: jetzt oder nie. Dann habe ich ganz klein in einem Raum neben der Garage meiner Eltern angefangen. Vor drei Jahren entstanden die ersten Prototypen. Ich habe noch nie in meinem Leben so schnell so viel gelernt.

Wie ist der erste Prototyp entstanden?

Ich konnte in Taiwan und China ein paar Produzenten ausfindig machen; die Verhandlungen waren die größte Herausforderung. Irgendwann bekam ich die ersten Räder geschickt und konnte Schritt für Schritt die Herstellung und das Design mitgestalten. Ich lernte später einen Carbon-Experten und Designer kennen und wir kamen gemeinsam der Herstellung eines komplett individuellen Produkts näher. Das Ziel ist es, in Zukunft die Produktion zu 100 Prozent nach Deutschland zu verlegen.

Welche Meilensteine hast du seit deinen Anfängen in der Garage erreicht?

Als Meilenstein sehe ich auch, dass ich am Anfang nur auf den Deckel bekommen habe. Einstecken, aufstehen, weitermachen. Im Februar letzten Jahres zog ich dann von der Garage in Niedersonthofen auf die Verkaufsfläche nach Waltenhofen. Von da an wurde die Aufmerksamkeit größer; Fachzeitschriften fingen an über Baldiso zu berichten. Ein weiterer Meilenstein sind definitiv die kürzlich eröffneten Flagshipstores in der Schweiz und in Starnberg.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Baldiso?

Das Baldiso Rennrad kann zu 100 Prozent nach den eigenen Wünschen zusammengestellt werden. Unterschiedliche Designs, sechs verschiedene Laufräder, Details wie goldene Schrauben oder Bike-Tattoos. Und natürlich ist uns eine persönliche und individuelle Beratung wichtig.

Welche Ziele möchtest du als nächstes erreichen?

Ich möchte gerne noch weitere Flagshipstores eröffnen und einen Fahrradrahmen auf den Markt bringen, den es so noch nirgends gibt.

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