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REITEN WIE IM WILDEN WESTEN DIE SPORTART WESTENREITEN VORGESTELLT

Bei Sonnenuntergang am langen Zügel und mit Westernhut ausgestattet durch die amerikanische Steppe galoppieren –genau das hört sich nach dem klassischen Cowboy-Traum an. Das Westernreiten, das seinen Ursprung im „Wilden Westen“ Amerikas hat, lehnt sich an der Arbeitsreitweise der Cowboys an. Mittlerweile wird der Reitstil aber in vielen Teilen der Welt praktiziert. Auch in Deutschland hat das Westernreiten an Publizität gewonnen. Dennoch kennen die meisten nur die englische Reitweise, die zum Beispiel auch bei den Olympischen Spielen gezeigt wird. Betriebsleiterin Monika Hagen und Cheftrainerin Verena Klotz von Stoßberg Quality Horses aus Haldenwang stellen uns den Sport und ihren Stall genauer vor. Das Mutter-Tochter-Duo hat schon zahlreiche Titel mit nach Hause nehmen können. Verena Klotz konnte den Europameistertitel gewinnen und ist außerdem zur mehrfachen Bayerischen und Deutschen Meisterin gekürt worden.

Monika, in Deutschland ist die englische Reitweise viel bekannter. Die meisten kennen daher nur das Spring- und Dressurreiten. Was macht denn das Westernreiten aus?

Diese Art des Reitens ist die lässige Eleganz. Es ist genauso anstrengend für den Reiter, allerdings werden die Pferde mit weniger Druck ausgebildet. Das Endziel ist, das ausgebildete Pferd mit wenig Hilfen reiten zu können. Außerdem hat der englische Reitstil seinen Ursprung im Militärreiten, während das Westernreiten bei der Farmarbeit in den USA genutzt wurde. Das lässt sich auch an der Ausrüstung erkennen. Das sogenannte Horn am Sattel sowie das Lasso der Reiter fallen sofort auf. Da die Cowboys eine Hand benötigt haben, um ihre Arbeit zu erledigen, reiten wir einhändig. Außerdem ist der Sattel so gebaut, dass das Reitergewicht gleichmäßig verteilt wird und ein mehrere hundert Kilogramm schweres Rind gehalten werden kann.

Euer Reitteam hat mittlerweile schon unzählige Titel gewonnen. Was ist euer Erfolgsgeheimnis?

Der Reitsport stammt ursprünglich aus den USA, demnach sind viele der wirklich guten Trainer dort beheimatet. Aufgrund unserer Kinder bestand allerdings nie die Möglichkeit, zu ihnen zu reisen. Also begann ich, die Trainer zu uns einfliegen zu lassen, damit diese immer wieder mit uns trainieren konnten.

Euer Reitstall zählt außerdem zu den Top 5 der deutschen Züchter. Wie ist dir das gelungen?

Wir haben die Zucht stetig optimiert, indem wir neue Zuchtstuten gekauft haben und von unseren sehr guten Hengsten haben decken lassen. Dieser Erfolg lässt sich auch an unserer jährlichen Fohlenschau erkennen, bei der unsere Fohlen, die mit einer guten Bewertung abschneiden, zu Prämienfohlen gekürt werden.

Was kann man bei euch im Reitstall alles machen – brauchen Reitschüler:innen bestimmte Vorkenntnisse?

Nein, bei uns kann jeder anfangen zu reiten; die bisherigen Erfahrungen spielen dabei keine Rolle. Das gesamte Angebot besteht aus Reitstunden für Erwachsene und Kinder, Beritt, Boxen für Einsteller, Reitkursen, Workshops mit US-Trainern, dem Verkauf von Fohlen und Jungpferden, Decksprüngen und dem beliebten Reitercamp im August, bei dem den Kindern das Reiten auf spielerische Weise beigebracht wird.

Seit 2021 bist du nun als erste Europäerin überhaupt im Vorstand der American Paint Horse Association. Kannst du uns erklären, was es mit der Vereinigung auf sich hat?

Die American Paint Horse Association ist der zweitgrößte Pferdezuchtverband der Welt mit mehr als einer Million registrierten Paint Horses. Der Verband betreut das Rassenregister für die sogenannten Paint Horses, also gescheckte Pferde. In Deutschland ist außerdem der Paint Horse Club Germany für das Zuchtbuch zuständig.

Verena, in welchem Alter hast du mit dem Reiten angefangen und wann bist du dein erstes Turnier geritten?

Ich reite schon, seit ich sitzen kann. Je nach freien Plätzen bin ich in den Reitstunden meiner Mama geritten, aber auch regelmäßig bei meiner Tante Alex Moller. Wenn die Trainer aus den USA am Hof waren, konnte ich auch in diesen Unterrichtsstunden mitreiten. Mein erstes Turnier bin ich im Alter von neun Jahren geritten. Bei unserem Hausturnier im eigenen Stall konnte ich einen kleinen Pokal gewinnen, der bis heute in meiner Wohnung steht. Mit 13 Jahren schaffte ich es zusammen mit dem Pferd meiner Tante – Beau Kay of Money – auf der Bayerischen Meisterschaft den ersten Platz in der Showmanship zu belegen. Bei einer anderen Disziplin waren mein Pferd und ich allerdings so nervös, dass wir eine schlechte Platzierung erhielten. Also: nicht entmutigen lassen. Jeder fängt mal klein an – auch die Profis!

Was fasziniert dich am Westernreiten?

Die ruhige und gelassene Art der Pferde finde ich sehr beeindruckend. Auch der Umgang mit dem Pferd, also dass das Wohl des Tieres immer im Vordergrund steht, schätze ich sehr. Außerdem finde ich es besonders toll, dass ich mit dem Pferd zusammenarbeite. Und wenn die Teamarbeit funktioniert, macht jede Disziplin Spaß. Vor allem, wenn das Pferd das Fachgebiet beherrscht und Freude daran hat.

Du kannst schon auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Wie oft trainierst du, um solche Ergebnisse zu erzielen?

Ich reite unter der Woche circa fünf Stunden pro Tag. Auch die Turnierpferde werden fünf Tage geritten. Trainiert wird allerdings nur unter der Woche, damit sich die Tiere am Wochenende geistig sowie physisch erholen können.

Was war bisher dein persönliches Highlight?

Das war definitiv, als ich mit 19 Jahren Europameisterin in der Disziplin Horsemanship wurde. Ich hatte immer das Ziel, als Jugendliche den Europatitel zu gewinnen. Ein weiteres Highlight war, als ich bei den sogenannten Youth World Games gewonnen habe. Bei diesem Turnier liegt die Schwierigkeit darin, dass die Reiter mit fremden Pferden arbeiten. Nach dem Probereiten treten sie gemeinsam an.

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