L'OFFICIEL No. 13 , September 2015 – FULL VERSION

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N° 13 – SEPTEMBER 2015 CHF 12

HOTLIST

DIE TRENDS DER SA ISON

DONNA KARAN

A MERIK A NISCHE MODEIKONE

STAR-STYLISTEN KLEIDER M ACHEN LEUTE

INSPIRIERENDE PORTRAITS

STA RKE SCH W EIZER FR AUEN

MIT VOLLER KRAFT IN DEN HERBST PAUL INA PANAS TR ÄGT GIORGIO ARMANI UND VERSACE. www.lofficiel.ch










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AUSGABE

7/2015

CHEFREDAK TION

SA NDR A BAUK NECHT HER AUSGEBER

STEFA N HOTTINGER-BEHMER

REDAK TIONSL EIT UNG

MANAGING EDITOR

SENIOR EDITOR

DÖRTE W ELTI

LI V I A ZA FIR IOU

STÉPH A NE BON V IN

SENIOR CONTRIBU TING EDITOR

EDITORIAL COORDINATOR

BE AU T Y EDITOR

K ATH A R INA SA ND

LENA STÄ HELI

VA LESK A JA NSEN

L ENA.STAEHEL I@LOFFICIEL .CH

ART DIRECTOR

R EINH A R D SCHMIDT PR AK TIKUM

TIFFA N Y K EHR LI ÜBERSE T ZUNG

KORREK TOR AT DEU TSCH & FR ANZÖSISCH

FINTR A NS

DATAWOR DS

W W W.FINTR ANS.CH

DATAWORDS.FR

MITARBEITER DIESER AUSGABE TEXT LISA ARMSTRONG, MATHILDE BERTHIER, PATRICK CABASSET, ISABELLE CAMPONE, HERVÉ DEWINTRE, PATRICK HEVEN, VALÉRIE FROMONT, ADRIAN FORL AN, SIEMS LUCKWALDT, MARION RENARD, K AREN ROUACH, LÉA TRICHTER-PARIENTE, DR. PHIL RUTH-GABY VERMOT-MANGOLD, FRÉDÉRIQUE DEDET REALISATION LISA JOUVIN ILLUSTRATION SARAH GASSER FOTOGRAFIE MARCELLO ARENA, MICHÈLE BLOCH-STUCKENS, CHRISTOPHE BOUQUET, BENJAMIN BORNA ZZINI, JOANNA LORENZO, CHRISTIAN DIETRICH, CÉLINE DOMINIAK, CHARLOT TE EVRARD, SASCHA HEINTZE, ANDREA MONICA HUG, MARCIO MADEIRA, LOUIS DAVID NAJAR, ADELE OBICE, CLEMENT PASCAL, NACER PAUL, NICOL AS SCHOPFER, OLIVIER Z AHM

ST YLISTEN VANESSA BELLUGEON, OLIVIA BIDOU, VANESSA COCCHIARO, GIULIA METERANGELIS, EMILY MINCHELL A, ANNA NERET TO, YOSHIHIRO HIDAK A MAKE-UP/HAIRST YL ING LUCA CIANCIOLO, EL ENA GENTIL E, MICHEL L E MAT THE WS, IVONA MILOSE VIC, VAL ERIO SESTITO, TAK AYOSHI TSUKISAWA , RONA REPS, ROY L IU, CYRIL L AFORÊ T, VICHIK A YORN, HUGO R AIAH, DARIAH DAY, L E TIZIA ABBATIEL LO, MATHEUS H.L IMA BIL DBE ARBEIT UNG COVER SÜS STRUNK & JERICKE, ZÜRICH BIL DBE ARBEIT UNG PUBL ICIS COMMUNICATIONS AG, ZÜRICH PREPRESS NIK EMCH, NOR A HAL PERN, ANGEL INA SOFIA

HER AUSGEBERIN BLOND PUBLISHING AG BELLERIVESTRASSE 49, CH-8008 ZÜRICH TEL. +41 44 733 45 45, WELCOME@LOFFICIEL.CH, W W W.LOFFICIEL.CH


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STEFA N HOTTINGER-BEHMER

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EDITORIAL DIRECTOR

FL AV I A BENDA & K ATHLEEN BUSSIÈR E FOUNDERS

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GEORGES, L AUR ENT & ULLY JA LOU A BONNEMENT-SERV ICE

ABO@LOFFICIEL.CH TEL. 041 329 23 40 – FA X 041 329 22 04 JAHRESABONNEMENT (10 AUSGABEN) ZUM PREIS VON CHF 96 (STAT T CHF 120) AUF W W W.LOFFICIEL.CH Alle Rechte vorbehalten. Die Schweizer Ausgaben von L’OFFICIEL in deutscher und französischer Sprache werden unter exklusiver Lizenz, er teilt von JALOU MEDIA GROUP, herausgegeben. Alle Tex te, die aus der französischen Aus gabe von L’OF F ICIEL reprodu zier t und in die S chweizer Aus gabe au f genommen worden sind, w urden unter al leiniger Ha f tbar kei t der BL OND P UBL ISHING AG über s e t z t. L’OF F ICIEL is t eine einge tragene Mar ke von JALOU MEDIA GROUP. Die Rechte zur Ver vielfältigung in elek tronischen Medien, einschliesslich der Rechte zur Ver vielfältigung von redak tionellem und ander weitig zur Veröf fentlichung bestimmtem Material , das in den vorherigen und ak tuel len Ausgaben er schienen is t und ur spr ünglich in der f ranzösischen Ausgabe von L’OF F ICIEL veröf fentlicht wurde, liegen aus schlies slich bei BLOND PUBL ISHING AG. Komplet te oder teilweise Wieder ver wendung und Reproduk tion, in jedem Medium und jeder Sprache, ist ohne vorherige schrif tliche Zustimmung von BLOND PUBL ISHING AG strik t verboten. BLOND PUBL ISHING AG ist eine eingetragene Gesell schaf t mit einem Ak tienkapital von CHF 200 000, errichtet und bestehend unter den Geset zen der schweizerischen Eidgenossenschaf t und eingetragen im Handel sregister des Kantons Zürich, Schweiz. Der eingetragene Firmensit z befindet sich an der Bellerivestrasse 49 in 8008, Zürich.



INHALT

POWER WOMEN 48 DER POWER FAKTOR 68 POWER - STYLISTEN – Die Macht des Ankleidens

MODE 96 112 124 136 148

COVERSTORY – Power Supply BORN IN THE 80’S ROAD TRIP KOLOSSAL WILD WEST IN STYLE

BEAUTY 172 NEWS – Summertime 174 SISLEY– Oriental Nights 178 DEBBIE HARRY– French kissing in the USA ROLLENSPIEL – fotografiert von Michèle Bloch-Stuckens.

N°13 – SEPTEMBER 2015

RENDEZVOUS 12 18 20 22 24

IMPRESSUM EDITORIAL CONTRIBUTORS FARBPALETTE – Burnt Red CHEMISE BLANCHE – Dilan Anja Gropengiesser

NEWS 28 AUS FASHION UND SCHMUCK

BIJOUX 32 33 34 36 39

UHREN: STILL LIFE – Colorama UHREN – Old School UHREN – Diamantissme HARRY WINSTON – Prachtstücke ANATOMIE EINER UHR – Die «J12 Tourbillon Volant Squelette» von Chanel 164 HAUTE JOAILLERIE

STYLE 30 38 40 42 43 44 45 46 47 58 73 160

KOLUMNE – Dressing 2.0 LUBIES – Ein erfülltes Taschenleben FENDI – Karl im Pelz TENDANCE – Power Lunch ANATOMIE EINER HANDTASCHE Die «View Bag» von Jil Sander LUBIES – Absatzstark KINKY BOOTS TENDANCE – Gala Dressing LE CHOIX DE...Wooster MODEMOTION – Mode und Film HOTLIST – Der Trendreport Herbst / Winter 2015- 2016 SCHMELZTIEGEL – «Melting Pot» von Miu Miu

LA VIE 62 180 194 186 190 200 204

WORKING GIRL GABI HEARST DONNA KARAN – Kreativer Flow CHLOE SEVIGNY HIPSTER PORN MARIA LUISA – Eine letzte Lektion der Eleganz HOME PAGE – Goldener Herbst

TRAVEL 206 207 208 212

NEWS HAMPTONS – Lauren Santo Domingo SUITE TALK – Seerose ISTANBUL – Bex Manners

LA NUIT 215 216 217 218 220

ART IN THE PARK 15 JAHRE ACTION INNOCENCE BUCHERER TIFFANY GENF DE GRISOGONO

INSIDER 240 INSIDERWISSEN ÜBER... Façonnable

N° 13 – SEPTEMBER 2015 CHF 12

HOTLIST

DIE TRENDS DER SA ISON

DONNA KARAN

A MERIK A NISCHE MODEIKONE

STAR-STYLISTEN KLEIDER M ACHEN LEUTE

INSPIRIERENDE PORTRAITS

Paulina Panas fotografiert von Michèle Bloch-Stuckens. Cape, Giorgio Armani. Kleid, Gürtel und Overkneestiefel, Versace.

STA R KE SCH W EIZER FR AUEN

MIT VOLLER KRAFT IN DEN HERBST PAUL INA PANAS TR ÄGT GIORGIO ARMANI UND VERSACE. www.lofficiel.ch

Styling Olivia Bidou Haare und Make-up Cyril Laforêt und Vichika Yorn Assistenz Fotografie Janusz Klepacki


DGrosmangin/MMorazzani

collection « flora »

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BOUTIQUE GSTAAD 74 Promenade +41 33 744 66 80 GENÈVE . LONDON . DOHA . BAKU . HONG KONG


Liebe Leserin, Willkommen bei unserer ersten «Power Issue», ab jetzt werden wir jede Septemberausgabe diesem Thema widmen. Was erwartet Sie? Starke Frauen, Opinion Leader, die uns inspirieren und uns ein Vorbild sind. Von Philanthropinnen zu Unternehmerinnen, von Wissenschaftlerinnen zu Müttern und Karrierefrauen. Frauen mit Drive, die vieles unter einen Hut bringen und dabei auch noch fantastisch aussehen. Unsere Schweizer Portraitreihe ab Seite 52 zeigt welch beeindruckende Persönlichkeiten in unserem Land leben. Frauen, die mit ihrem Wirken Grosses bewegen und auf die wir alle stolz sein können. Was macht eine Frau äusserlich zur Powerfrau? Natürlich der richtige Look. Wenn wir uns sprichwörtlich wohl in unserer Haut fühlen, treten wir ganz anders auf. «Kleider machen Leute». Gottfried Kellers bekanntes Sprichwort hat bis heute nichts an Wahrheit verloren. Kleidung ist Macht. Mit unserem Äusseren können wir in unterschiedliche Rollen schlüpfen. Oft entscheiden die ersten Sekunden beim Kennenlernen, wie wir unser Gegenüber einschätzen und dabei spielt der Look eine grosse Rolle. In Hollywood können die Stars aus diesem Grund nicht ohne ihre Stylisten leben. Die richtige Robe auf dem Red Carpet kann karriereentscheidend sein. Die Wichtigsten der Branche finden Sie auf Seite 58. Eine weitere Powerfrau ist Donna Karan. Nach 30 Jahren hat sie sich entschieden kürzer zu treten und als Chefdesignerin ihrer gleichnamigen Marke zurückzutreten. Die Ikone der amerikanischen Modewelt hat den Ausdruck «Power Dressing» Mitte der 80er Jahre kreiert mit einer Kollektion aus sieben miteinander kombinierbaren Teilen, welche die Garderobe der Businessfrauen revolutioniert hat. Lesen Sie das spannende Portrait auf Seite 194. Viel Freude bei dieser Ausgabe und einen kraftvollen Start in den Spätsommer wünscht Ihnen

FOTO: ADRAINO TRIPA

Ihre Sandra Bauknecht

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SEPTEMBER 2015


Akris Boutique auf www.akris.ch


CONTRIBUTORS V o n D Ö R T E W E LT I

Isabelle Campone

Olivia Bidou

Nacer Paul

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ISABELLE CAMPONE Seit einigen Jahren lebt die französischschweizerische Vollblutjournalistin mit ihrer Familie in Los Angeles und lässt sich von der Energie der Stadt zu immer neuen Geschichten inspirieren. Dank unstillbarer Neugier fördert sie auch wunderbare Details zu Tage, die man sonst nirgendwo lesen kann. Es freut uns darum besonders, dass Isabelle Campone für uns die Arbeit der Power-Stylisten recherchiert hat. Welche Geheimnisse sie erfahren hat und ob einer derjenigen, die ganz dicht an Stars und VIPs herankommen, im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nähkästchen plaudert, das erfahren Sie ab Seite 68.

OLIVIA BIDOU Eine Zeit, in der sie sich nicht für Mode, Fotografie, Musik, für Kunst generell interessierte, kommt in der Erinnerung von Olivia Bidou nicht vor. Ein Studium am legendären Studio Berçot in Paris besiegelte Olivias Passion. Sie ergatterte ein Praktikum bei Christian Lacroix Haute Couture, arbeitete bei Princess TamTam und lernte schliesslich eine Fotografin kennen, durch die sie zum Styling kam. Heute ist Olivia eine versierte Freelancerin und hat entscheidend dazu beigetragen, dass wir für dieses Heft mit einem so energiegeladenen Cover aufwarten können. Die dazu gehörende Modestory finden Sie ab Seite 96. NACER PAUL Kennen Sie die Szenerie, wenn in irgendeiner X-Faktor-Sendung die Juroren staunend vor einem Talent stehen und erklären, genau wegen solcher Momente würden sie ihren Job so lieben? Uns geht es genauso, wenn wir einen faszinierenden Text auf den Tisch bekommen oder eine aussergewöhnliche Fotostrecke vor uns haben. Wie das Modeshooting von Nacer Paul. Kolossale Mode sozusagen, die der Vielbeschäftigte in einer ganz eigenen ästhetischen Handschrift ablichtet. Eigentlich war Nacer, geboren in New York, Model, hatte als Kind schon Wände und Fussböden mit Mamas Eyeliner bemalt und früh seine kreative Ader entdeckt. Zum Fotografieren kam er eher zufällig, was wir nur begrüssen können. Wir hoffen, dass er dabei bleibt und mehr solche Ansichten auf die Mode produziert (ab Seite 136).

FOTOS: ZVG

Ruth-Gaby Vermot-Mangold

RUTH-GABY VERMOT-MANGOLD Wir haben diese Ausgabe von L’OFFICIEL Schweiz dem zentralen Thema «Powerfrauen» gewidmet, ein Prädikat, das perfekt auf unsere Autorin Ruth-Gaby Vermot-Mangold passt. Sie schloss 1975 ihr Studium der Ethnologie und Soziologie (Dr. phil.) ab und verfasste verschiedene Studien zu Frauenrechten in Afrika. Von 1995 bis 2008 war sie Nationalrätin, Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats und Delegierte des Europarats für die Erarbeitung der «Europäischen Konvention zur Bekämpfung des Menschenhandels». 2003 lancierte sie mit verschiedenen Frauen die Initiative «1000 Frauen für den FriedensNobelpreis 2005». Die Idee entstand, weil sie weltweit an vielen Kriegs- und Krisenorten vor allem Frauen traf, die trotz Bedrohungen und Gewalt alles daran setzten, um Frieden an ihren Orten zu verwirklichen. Heute ist sie Präsidentin der Nachfolgeorganisation «PeaceWomen Across the Globe» (PWAG) und ausserdem auch Präsidentin der «Gesellschaft für bedrohte Völker, Schweiz», der Schweizerischen Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht. Wir sind stolz, dass Ruth-Gaby Vermot-Mangold für uns die Frage beleuchtet hat, was eigentlich Frauen stark macht. (ab Seite 48).


FOTO: FENDI

ENTRテ右

50 Jahre designt Karl Lagerfeld fテシr das Traditionshaus Fendi. Ab Seite 40.

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FARBPALETTE

1 11

10

2

D

NT RE R U

B

Rot hat Signalwirkung. Rot ist eine Farbe mit kräftiger Aussage, Rot lässt Frauen strahlen, Rot wirkt selbstbewusst. Wir können es gar nicht oft genug betonen: Wir lieben sie, die «Lady in Red»!

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LIVIA

3 5

Von Z AFIRIOU

7

6

4

1. Dior, CHF 31 500 2. Burberry, CHF 280 3. Cos, CHF 190 4. Borsalino, CHF 320 5. Hermès, CHF 310 6. Tod’s, CHF 500 7. Alexander McQueen, CHF 2 300 8. Walter Steiger, CHF 610 9. Vivienne Westwood, CHF 950 10. Karl Lagerfeld, CHF 580, 11. Atelier Swarovski, ca. CHF 1 595

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ZVG; MANCHE DER AUFGEFÜHRTEN PREISE WURDEN AUS DER ORIGINALWÄHRUNG UMGERECHNET UND ENTSPRECHEN NICHT ZWINGEND DEN SCHWEIZER EINZELHANDELSPREISEN

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CHEMISE BLANCHE

DILAN ANJA GROPENGIESSER Spot an: Ein neues Moderationstalent steht am Start. Dabei fühlt sich Dilan Anja Gropengiesser eigentlich am wohlsten hinter der Kamera. V o n D Ö R T E W E LT I

S

Fotografie CHRISTIAN DIE TRICH

eit Ende April diesen Jahres läuft auf dem Fernsehsender TeleZüri wöchentlich das Format «Spotlight». Dilan Anja Gropengiesser ist neben Sandra Bauknecht, Chefredakteurin L’OFFICIEL Schweiz, und Zoe Torinesi, Verfasserin des Blogs «Cookinesi», nicht nur eine der drei Moderatorinnen, die Woche für Woche über Highlights aus Kunst, Mode, Musik, Kultur und Lifestyle berichten, sondern sie ist auch die Redaktionsleiterin der Sendung. Denn eigentlich fühlt sich die 27-jährige Zürcherin hinter der Kamera so richtig wohl, und dort, wo Konzepte entstehen, wo Themen gesucht und gefunden werden, wo es im Fernsehen eben so richtig kreativ zugeht. Dilan hat Journalismus studiert an der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) und dann noch ein Ethnologie-Studium begonnen. Weil sie aber bereits erfolgreich für students.ch als Moderatorin unterwegs war, sich Erfahrung bei der Tagesschau, mit Praktika bei der Sonntagszeitung und Keystone geholt hat und so richtig Lust hatte, ernsthaft Videojournalismus zu betreiben, gab sie das Studium zugunsten Learning-by-Doing 24

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auf. Die Berufung zu «Spotlight» kam vom Initiator der Plattform, von Oliver Reim, dem die junge Journalistin aufgefallen war. «Spotlight» ist erfolgreich gestartet, und Dilan kann eines ihrer Lieblingsmotti, das sie auch als Tattoo auf dem Arm trägt, umsetzen: «Free your mind». Es geht ihr darum, nicht immer nur die Glamour-Glitzerwelt zu zeigen, sondern auch einmal die unbequemen Seiten, wie kürzlich in einem Portrait über London das Problem der steigenden Obdachlosenzahl zu beleuchten und einen Schweizer vorzustellen, der in der 14-Millionenstadt versucht, etwas Licht in die Welt der Stadtstreicher zu bringen. Parallel zur Fernsehsendung entsteht übrigens auch ein Blog, auf dem alle drei Moderatorinnen Hintergrundinfos zu ihren Themen, mehr Fotos, Videos und Texte liefern. Ideen hat Dilan unendlich viele, arbeitet praktisch nonstop für ihre Passion, macht sogar in der Freizeit Videos und Produktionen. Diesen Sommer verbringt sie einige Zeit in Berlin, will dort selbständig arbeiten und sich weitere Inputs aus der pulsierenden Medienmetropole holen.


CHEMISE BLANCHE THEMA Weisse Bluse, H&M.

FOTOS:

Make-up Letizia Abbatiello f端r M.A.C Haare Matheus H. Lima f端r Charles Aellen Company

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NEWS

SHOPPING 3.0

Online shoppen: check. Schöne Sachen weiter empfehlen: check. Über Mode diskutieren: check. Alles drei gleichzeitig: Das geht jetzt mit der neuen App der Net-A-Porter Group. Sämtliche zur Zeit möglichen sozialen Netzwerke und ihre Facetten werden eingebunden, alles kann auf allen Smart-Gadgets bespielt werden. Die Zukunft ist da. www.thenetset.com

GRIECHISCH-RÖMISCH

Hermès hat neue Schmuckstücke lanciert, die sich sehr stark an klassischen Vorbildern orientieren. Die eine Linie ist griechischen Säulen nachempfunden, Halsketten im Stil römischer Damen sind dabei und eine Hommage an das erste Schmuckstück aus dem Hause Hermès von 1927, das «Filet de Selle»-Armband. Alles in Gold, Weissgold und Diamanten. www.hermes.com

KOCHEN MIT STIL

KULTUR IN BEWEGUNG

Das Centre Culturel Suisse in Paris feiert seinen 30. Geburtstag mit «PerformanceProcess», einer Ausstellung mit fast 50 Performancekünstlern aus der Schweiz von den 1960er-Jahren bis heute. Teil des Programms sind mehr als 30 Veranstaltungen im Centre und in Partnerinstitutionen wie dem «Centre Pompidou» und der «Nuit Blanche». Mit dabei sind unter anderem die Kunststars John Armleder, Fischli Weiss, Thomas Hirschhorn, Roman Signer und Christian Marclay.

Seit einem Jahr bekocht Zoe Torinesi (im Foto links) erfolgreich mehr und mehr Follower auf ihrem Kochblog «Cookinesi». Wer selbst viel und gerne in der Küche steht, wird Zoe’s jüngste Idee zu schätzen wissen: Kochschürzen, die nicht nur praktisch sind, sondern auch sehr stilvoll aussehen, sie erinnern ein wenig an die kultige Mode aus Mad Men! Drei verschiedene Modelle gibt es, die man online über den Blog bestellen kann. Mehr von Zoe Torinesi: Sie ist zusammen mit L’OFFICIEL Schweiz Chefredakteurin Sandra Bauknecht und Dilan Anja Gropengiesser (siehe Seite 24) Moderatorin des neuen TV-Formats Spotlight auf TeleZüri. www.cookinesi.com

www.ccsparis.com

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FOTOS:

Vernissage Freitag 18. September von 18h bis 21h, Extra Ball Festival vom 18. bis 20. September, Ausstellung vom 18. September bis 13. Dezember 2015 Centre Culturel Suisse / 32-38 Rue des FrancsBourgeois, Paris.


NEWS

AUGENBLICK

Maison Mollerus ist für elegante Taschen bekannt, jetzt kommen zusätzlich elegante Sonnenbrillen dazu. Schöne Tradition: Während die Taschen nach Schweizer Städten benannt sind, bekommen die Brillen des in Erlenbach beheimateten Labels die Namen von Schweizer Bergen. www.mollerus.com

LATIN LOVER

Südamerika hat eine spannende Vielfalt an hochqualifizierten Designern, nur ist es leider den wenigsten möglich, ihr Network auch bis nach Europa auszudehnen. Das Label Piel & Tejido hat es geschafft, die kolumbianische Designerin Adriana Santacruz gehört zu den talentiertesten ihres Landes. Ihre Landsmännin Veronica Stöhlker-Puentes hat jetzt in Zürich eine Boutique und einen Showroom für südamerikanische Mode eröffnet und kooperiert vor allem mit Labels, die nachhaltig arbeiten und kulturhistorische Werte hochhalten. www.calivero.com

BLACK IS BEAUTIFUL

Kann man Schwarz neu erfinden? Bei Pomellato findet man: auf jeden Fall! Für die anstehende Partysaison haben die Italiener ganz aussergewöhnlichen Schmuck mit Red Carpet-Qualitäten entworfen: Rotgold mit schwarzem Gagat und schwarzen Diamanten. Echter Statement-Schmuck, Kollektion «Victoria».

FOTOS: ZVG

www.pomellato.com

ABSATZSTARK

Wie trägt man goldene Schuhe? Gehen Pumps mit Söckchen? Sind Schuhe mit sehr hohem Absatz wirklich ein Aphrodisiakum? Und was mögen eigentlich unsere Füsse wirklich? Die Stilikonen Frédérique Veysset und Isabelle Thomas haben sich mit dem Thema beschäftigt, das wohl alle Frauen unisono aufregend finden: Schuhe. In 15 Kapiteln lernt man auch mehr über das, was wirklich wichtig ist und vor allem, dass gepflegte Schuhe ein Muss sind – nicht nur für Businessfrauen. Schuhe – der ultimative Styleguide. www.prestel.de

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NEWS

BEAT GENERATION

RENDEZVOUS Auf 510 m 2 an der Rue de la Paix im 7. Arrondissement, wo einst die Haute Couture von Charles-Frédéric Worth ihre Anfänge nahm, weiht Piaget ein Geschäft ein, das weit mehr ist als irgendein Flagship Store. Die «Vitrine Extraordinaire» an der Front lädt die Gestalter ein, die neuen Kollektionen drehend in Szene zu setzen. Das Parterre eröffnet den Besuchern eine weite Perspektive, in der funkelnde Schmuckstücke ins Auge stechen, und endet in einem landschaftlich gestalteten Garten. Im ersten Stock sorgen die grossen historischen Fenster für angenehmes Licht im grosszügigen Empfangsraum.

Julia Cumming ist die neue Saint Laurent Muse. Ein Hausmythos, die Musen, den Hedi Slimane mit der hübschen Sängerin und Bassistin der Gruppe Brooklyn Sunflower Bean hier verewigt. Ihre zierliche Gestalt, die seit einigen Monaten die Laufstege unsicher macht, wird dank dem Art Director und Fotografen durch die Doppelgängerin Edie Sedgwick geschickt in Szene gesetzt. Eine ausgezeichnete Wahl, denn ihr wiegender Gang, verbunden mit der platinblonden Mähne und dem Schmollmund verleiht der Marke einen Hauch von Seventies und Factory. Eine neue Rockikone ist geboren. www.ysl.com

M WIE MONTBLANC

www.piaget.com

MOYNAT MOMENT

Sie passt perfekt in unsere Powerfrauen-Reihe: Pauline Moynat, die wohl einzige Frau, die Reisegepäck entworfen hat. Sie begründete die legendäre Marke mit der ikonischen Lokomotive, die immer irgendwo auftaucht, bereits 1849. Neben der bekannten Adresse in der Rue SaintHonoré in Paris hat Moynat jetzt eine Gallery-Boutique im Le Bon Marché eröffnet, dem ältesten und einzigen Kaufhaus an der Rive Gauche. Das Interieur ist im Stil der originalen Limousinenkoffer gehalten, mit denen Madame Moynat begann. www.moynat.com

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Das Traditionshaus für exqusite Schreibgeräte, Montblanc, läutet mit der Einführung des «Montblanc M» eine neue Ära ein. Designer Marc Newson steht hinter der Idee, die ästhetische Sprache und haptische Erfahrung nicht nur in ein neues Design, sondern auch in einer neuen Philosophie zu präsentieren. Die Kooperation mit einem Designer ist neu für Montblanc, ebenso, dass ein Schreibgerät eine Doppelfunktion hat. Der «Montblanc M» funktioniert auch als Fineliner für technische Präzisionszeichnungen. www.montblanc.com


E R H Ä LT L I C H N U R B E I A U S G E W Ä H LT E N C O I F F E U R E N PA U L M I T C H E L L . C H / S A L O N F I N D E R


STYLE

Wie nutzt man als Frau oder Mann mit Macht möglichst effizient die knappe Zeit, die für die Auswahl der Garderobe zur Verfügung steht? Man vereinfacht die Kleiderwahl, aber Spass machen soll sie trotzdem. Zwischen mathematischer Kombinatorik und rosaroten Trenchcoats, eine Führung durch Dressing 2.0. V o n VA L É R I E F R O M O N T I l l u s t r a t i o n S A R A H G A S S E R

N

ehmen wir eine Frau zuoberst auf der Machtleiter, zum Beispiel Hillary Clinton. Wer hat ihr den leuchtend blauen Hosenanzug von Ralph Lauren mit einem passenden T-Shirt ausgesucht, den sie bei ihrer Rede anlässlich der Wahlkampferöffnung auf Roosevelt Island trug? Wenn Hillary Clinton keine Stilberater hätte, könnte ihr womöglich das iPad diese Wahl eingeflüstert haben. Auf unseren Smartphones und Tablets werden wir immer mehr Apps nutzen können, die es uns ermöglichen, unsere Garderobe möglichst präzise, mit Methode und ja, ganz verrückt, kreativ zusammenzustellen. Die Frauen von heute haben im Alltag Probleme zu lösen. Das entbindet sie aber nicht von der ebenso pikanten wie zeitraubenden Frage: «Was soll ich heute anziehen?» Hillary Clinton hat sie mit dem ihr eigenen Humor in einem Eintrag auf ihrem Instagram-Konto auf den Punkt gebracht. In einem Kommentar zu einem Bild, auf dem man verschiedene Kleider in roter und weiss-roter Farbe in ihrem Büro hängen sieht, schreibt sie: «Hard choices». So ist es, ob man sich nun auf Wahlkampftour für die amerikanische Präsidentschaft befindet oder auf dem Weg zur Kinderkrippe die Frage bleibt ewig dieselbe. Doch werfen wir nun einen Blick darauf, weshalb gestresste Frauen bei der Beantwortung dieser Frage ihren männlichen Kollegen einen Schritt voraus sind. Schauen wir uns Männer in Machtpositionen wie Barack Obama oder Mark Zuckerberg an. Der amerikanische Präsident vertraute 2012 der amerikanischen Ausgabe von Vanity Fair an, er trage nur blaue oder graue Anzüge. «Ich versuche, die Entscheidungen, die ich zu treffen habe, auf ein Minimum zu reduzieren. Sie dürfen sich in ihrem Tagesablauf nicht durch triviale Dinge ablenken lassen». Dasselbe gilt für Mark Zuckerberg, dem starken Mann bei Facebook, der ohne Unterbruch mit der StandardJeans und dem alltäglichen grauen T-Shirt zu sehen ist. Die Uniform reduziert den Stil auf seinen einfachsten Ausdruck. Die Vorteile: Sie unterstreicht eine Identität, setzt ein gewisses Stilzeichen in der Epoche und wirkt vertraut wie ein Kuscheltier. Doch wie alle guten Angewohnheiten hat auch die Einförmigkeit ihre Grenzen: Vor lauter guten Absichten wird damit die Möglichkeit, Neues zu entdecken, zunichte gemacht. Beruhigend und langweilig, wie ein Versicherungsmakler als Ehemann, verliert sie bald ihren Reiz und strahlt eine triste Eintönigkeit aus. Da er an die Vorstellungskraft, Innovationsfähigkeit, Fantasie und an den Sinn für das Abweichen von etablierten Normen appelliert und weil er ein Herzstück der Marktwirtschaft darstellt, gehört der Stil zu den grösseren Herausforderungen der Zeit und spielt womöglich auch eine zentrale Rolle in der wissenschaftlichen Forschung, wenn man die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umweltbilanz bedenkt. Stil bedeutet in erster Linie auch Innovation, und, um zu unseren Garderoben zurückzukehren, orientiert sich an folgender 30

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simplen Gleichung: Wie bleibt man innovativ im Alltag, wenn man so viele andere Sorgen hat? Statt ihren Look extrem zu vereinfachen, organisieren immer mehr Frauen ihre Garderobe mit Hilfe der besagten Apps für Tablets und Smartphones. Statt zu subtrahieren, wird also multipliziert. Als gute Managerinnen investieren sie am Anfang durchaus ein wenig Zeit, um ihr Kleiderinventar digitalfotografisch zu erfassen, um danach jeden Morgen wertvolle Minuten einzusparen, ohne im Geringsten auf eine fantasievolle Zusammenstellung der Garderobe verzichten zu müssen. Was ermöglichen diese Applikationen? Die Gesamtheit unserer Kleider und Accessoires zu inventarisieren, Looks nach Saison oder Anlass zusammenzustellen (Büro, Cocktailparty, Wochenende, Ferien), Wishlists und Fotos zur Inspiration zusammenzutragen und Einkäufe in unsere aktuelle Garderobe einzufügen. Warum ist das nützlich? Weil es uns erlaubt, einen raschen Überblick über sämtliche Kombinationen zu gewinnen, die unsere Garderobe hergibt. Nur weil man an einem Tag willkürlich beschlossen hat, dass eine bestimmte Hose zu einer bestimmter Bluse passt, verpasst man Tausend andere Möglichkeiten, die so nahe liegen. Der Geist, geprägt von Angst, Bequemlichkeit und Trägheit, zieht sich immer in die vertrauten Gefilde zurück. Dank dieser neuen Apps gelingt es nun endlich, das wahre Potential unserer Garderobe auszuschöpfen. Es gibt so viele Möglichkeiten, so viele, die Sie noch nicht geprüft haben. Vielleicht den rosa Trench mit jenem orangefarbenen Kleid probieren? Warum eigentlich nicht? Probieren Sie es, packen Sie alles aus, mischen Sie alles mit allem, sogar das Undenkbare. Und speichern Sie Ihre Entdeckungen auf der App, damit sie für den nächsten Regentag für Sie alles in Erinnerung behält und Sie wissen, womit sich dieser rosa Trench kombinieren lässt. Das Geheimnis des Stils wie auch der Innovation liegt vermutlich darin, es zu wagen, neue Möglichkeiten auszuprobieren. Abgesehen von der ein wenig vereinfachenden Aufteilung zwischen den Geschlechtern täte man gut daran, das Augenmerk auf die Quellen der Kreativität zu richten. Die Meister der digitalen Revolution (der Apple-Gründer Steve Jobs, die Google-Gründer Larry Page und Sergueï Brin, die Gründer von Amazon und Wikipedia) sind alle Abgänger einer Montessori-Schule, welche die Betonung auf Kreativität, selbständiges und unkonventionelles Denken legt. In der schier unbegrenzten Auswahl von Spielereien nehmen sich diese technologischen Anwendungen, die dazu angelegt sind, unser stilistisches Potential voll zu entfalten, wie eine imaginäre Montessori-Übung für Erwachsene aus. Übrigens, habe ich Ihnen schon gesagt, dass auch Hillary Clinton eine Montessori-Schule besucht hat? Die Welt, wir selbst und unsere Garderobe quellen über vor Möglichkeiten. Bevor ich mich im September in das Rennen um die amerikanische Präsidentschaft stürze, mische ich Punkte und Streifen. Versprochen.


STYLE

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BIJOUX

COLORAMA Die Zeitwächter entdecken die Möglichkeiten des chromatischen Zifferblattes. Von HERVÉ DE W INTRE F o t o g r a f i e C H R I S T O P H E B O U Q U E T S t y l i n g E M I LY M I N C H E L L A

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1. Hublot, Uhr «Big Bang Automatic Chronograph Pop Art Yellow Gold Apple», Goldgehäuse mit Radiant-Tsavoriten eingefasst, Armband aus Kautschuk oder Alligatorenleder, Uhrwerk «HUB4300», Stoppuhr mit automatischem Selbstaufzug, CHF 37 300. 2. de Grisogono, Uhr «Tondo by Night» aus korallenrotem, lumineszierendem Fiberglas mit Spinellen eingefasst und einem schwarzen Diamant auf der Krone, Armband aus Haifischleder, CHF 10 700. 3. Cartier, Uhr «Clé» aus Graugold, mit Diamanten eingefasste Lünette, mechanisches Uhrwerk mit automatischem Selbstaufzug Kaliber «1847MC», Armband aus Alligatorenleder in Fuchsia, CHF 39 200. 4. Louis Vuitton, Uhr «Tambour Lovely Cup Chronographe», Stahlgehäuse, schwarzes Zifferblatt, gelbes Kautschukarmband Monogram, mit Datumsanzeige und Stoppuhr, Quarzuhrwerk, Preis auf Anfrage. 5. Dior Horlogerie, Uhr «La Mini D de Dior Color», Stahlgehäuse, mit Diamanten eingefasste Lünette und Krone, Zifferblatt aus schwarzem Perlmutt und Armband in Blau- und Grüntönen sowie in Gelbschattierungen aus glänzendem Kalbsleder, Quarzuhrwerk, CHF 4 500.

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OLD SCHOOL Die Aura des Entwurfs hinterlässt einen Eindruck von Harmonie in Minimalversion.

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1. Rolex, Uhr «Cellini Time» aus Graugold, Rhodiumzifferblatt, einfache, mit Diamanten eingefasste Lünette, Armband aus schwarzem halbmattem Alligatorenleder, CHF 21 900. 2. Zenith, Uhr «Élite 6150», extra-flaches Stahlgehäuse, Kaliber «Élite 6150» automatisch, Gangreserve, Armband aus schwarzem Alligatorenleder, CHF 7 500. 3. Chaumet, Stahluhr auf nachtblauem, halbmattem Lederarmband, Kollektion «Liens de Chaumet» CHF 4 700. 4. Jaeger-LeCoultre, Stahluhr «Rendez-Vous», mechanisches Uhrwerk mit automatischem Selbstaufzug, Gangreserve, 12-Diamanten-Einfassung, Armband aus Alligatorenleder, CHF 9 000. 5. Breguet, Uhr «Classique Dame» aus Weissgold mit Diamanteneinfassung, automatisches Uhrwerk, Lederarmband, CHF 25 900. 6. IWC, Uhr «Portofino Mid Size» aus Rotgold mit Diamanteneinfassung, silberner Hintergrund, Armband «Santoni» aus schwarzem Krokodilleder, mechanisches Uhrwerk, CHF 17 900.

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DIAMANTISSIME Die Energie der Diamanten verleiht schöner Mechanik Flügel.

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1. Van Cleef & Arpels, Uhr «Haute Joaillerie Noir & Blanc», Gehäuse, Zifferblatt und Lünette in Weissgold, Brillanten, Radiantdiamanten, Quarzuhrwerk, Preis auf Anfrage. 2. Bulgari, Uhr «Bulgari Bulgari Catene», Gehäuse aus Weissgold, mit Diamanten in Brillantschliff eingefasste Lünette, Zifferblatt in Weissgold besetzt mit Diamanten in Brillantschliff, zweireihiges Panzerarmband aus Weissgold besetzt mit Diamanten in Brillantschliff, Quarzuhrwerk, CHF 49 900. 3. Chopard, Uhr «L’Heure du Diamant», Gehäuse aus Weissgold, Quarzuhrwerk, mit Diamanten in Brillantschliff und einem Tropfendiamanten eingefasstes Zifferblatt, Preis auf Anfrage. 4. Chanel Horlogerie, Uhr «J12», Haute Joaillerie in Weissgold mit Diamanten in Brillantschliff eingefasst, schwarzes Keramikzifferblatt, Onyxkrone, Quarzuhrwerk, Durchmesser 33 mm, Preis auf Anfrage. 5. Audemars Piguet, Uhr «Royal Oak Quartz» in Weissgold mit Diamanten, Quarzuhr Kaliber 2713, diamantenbesetztes Gehäuse aus Graugold, silbriges Zifferblatt mit «Grande Tapisserie»-Motiv, Diamantenindikation, in Graugold eingefasstes Armband, CHF 89 600. 6. Harry Winston, Uhr «Avenue Diamond Drops», mit Diamanten in Brillantschliff besetztes Armband und Gehäuse in Weissgold, Quarzuhrwerk, Preis auf Anfrage.

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ÂťNOMOS is among the best luxury watches out there.ÂŤ N E W YO R K TI M E S

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BIJOUX

PRACHTSTÜCKE

Nach der Feier anlässlich der Rückkehr in die Avenue Montaigne in Paris untermauert Harry Winston die philanthropische Tradition des Hauses mittels einer Partnerschaft mit «AmfAR».

Diamantenhalskette «Epic Cluster», bei der letzten AmfAR-Gala von Harry Winston gestiftet.

Von HERVÉ DE WINTRE

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Kollektion «Secrets by Harry Winston», Preis auf Anfrage, weltweit exklusiv in den Salons der Marke erhältlich. www.harrywinston.com

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ENTHÜLLTE GEHEIMNISSE Neben der Rolle der Schirmherrschaft an der 22. Gala von AmfAR hat Harry Winston Schmuck aus der allerneuesten Kollektion «Secrets by Harry Winston» für eine spektakuläre Podiumspräsentation zur Verfügung gestellt, die unter dem Motto «Schwarz und Weiss» (1) steht. Beteiligte Models waren Karolina Kurkova, Gigi Hadid (2), Irina Shayk und Izabel Goulart (3).

FOTOS: NEILSON BARNARD/GETTY IMAGES

em grossen amerikanischen Juwelier war immer klar, dass es nicht ausreicht, seine anspruchsvolle Kundschaft mit prächtigen, glänzenden Halsketten zu überhäufen, um einen Mythos zu erschaffen, sondern dass man gleichzeitig eine ultimative Erfahrung in einem wahrhaft aussergewöhnlichen Umfeld bieten muss. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass die Marke des «King of Diamonds» – wie ihn die Engländer nannten – dieses Jahr nicht nur erneut mit dem sagenhaften Erwerb wunderbarer Edelsteine für Aufsehen sorgt, sondern zusätzlich noch mit zwei aufeinanderfolgenden Ankündigungen unsere Aufmerksamkeit weckt. Da war zunächst, nach einjährigen Renovierungsarbeiten, die Eröffnung des grossen historischen Salons, der als Schmuckkästchen für die schönsten Kollektionen dient. Eine makellose Residenz, die in der Pariser Avenue Montaigne thront und die Mr. Winston höchstpersönlich in den 1960er-Jahren erwarb, um sich dort niederzulassen. Die intime, warme, ruhige Atmosphäre des Ortes, die dem Salon in der New Yorker 5th Avenue in nichts nachsteht, gibt Einblick in die penible Gründlichkeit, mit der der Star-Juwelier seine Legende geschaffen hat. Die Originalarchitektur wurde mit Bedacht erhalten: Einzig die Räume mit massangefertigten Möbeln aus kostbarem Lack, gealterter Bronze und feiner Seide spiegeln die Weiterentwicklung des traditionellen Harry-Winston-Stils wieder. Was die zwei Stockwerke des Salons angeht, die, intelligent und subtil neu erdacht, in grössere Galerien umgebaut wurden, so beherbergen sie luxuriöse private Verkaufsräume und erlauben diskrete und gänzlich intime Käufe, die stets zum exzellenten Ruf des Hauses beigetragen haben. Diese Aura von Prestige wird zudem durch die Ankündigung einer in jeder Hinsicht spektakulären Förderungspartnerschaft verstärkt, da es sich um die bedeutendste in der Geschichte des «AmfAR» (American Foundation for AIDS Research) handelt. Die legendäre Juweliermarke wird in der Tat das erste Unternehmen sein, welches für die siebenundzwanzig Gala-Events, organisiert von der glamourösesten karitativen Einrichtung der Welt, in den nächsten drei Jahren die Schirmherrschaft übernimmt. Diese Zusammenarbeit besteht zunächst aus einer Unterstützung des Forschungsprogrammes «Countdown to a Cure». Am 22. Mai letzten Jahres hat Harry Winston, Sponsor des 22. Gala-Abends «Cinema Against Aids», der AmfAR «Epic Cluster» gespendet, eine einzigartige Diamantenhalskette, die eigens für diese Auktion angefertigt und für über CHF 470 000 versteigert wurde.


Cynthia Feliciano Vanotti, ÂŤFirst LadyÂť von Vulcain CEO Renato A. Vanotti

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STYLE

EIN ERFÜLLTES TASCHENLEBEN Eine It-Bag alleine tut’s noch nicht, man muss sie auch mit attraktiven Dingen bestücken… Fotografie CHARLOT TE E VR ARD

Realisation LISA JOUVIN

Tasche, Zadig & Voltaire, CHF 710. Schlüsselanhänger auf der Tasche, Louis Vuitton, CHF 300. Eau de Toilette «Florabellio», Diptyque, 100ml, CHF 100. «Couture Palette Rock Résille Edition», Yves Saint Laurent, CHF 60. «Double Sérum», Clarins, 50ml, CHF 140. Brieftasche, Chanel, CHF 940. MacBook, Apple, ab CHF 1 399. Sonnenbrille, Giorgio Armani, CHF 360. Portemonnaie, Chanel, CHF 940. Agenda, Louis Vuitton, CHF 310.

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FOTOS: ZVG; MANCHE DER AUFGEFÜHRTEN PREISE WURDEN AUS DER ORIGINALWÄHRUNG UMGERECHNET UND ENTSPRECHEN NICHT ZWINGEND DEN SCHWEIZER EINZELHANDELSPREISEN; SAINT LAURENT, VICTORIA, VICTORIA BECKHAM ÜBER MYTHERESA.COM

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DIE «J12 TOURBILLON VOLANT SQUELETTE» VON CHANEL Das Modehaus an der Rue Cambon hebt seine Vision der Zeit auf eine höhere Ebene, indem es seiner Uhrenikone die virtuose Eleganz aussergewöhnlicher Bewegung verleiht. Von HERVÉ DE W INTRE

MYTHOS In 7-jähriger Arbeit kreierte Jacques Helleu, der berühmte Artdirector von Chanel, die erste «J12», inspiriert von Booten der J-Klasse des «America’s Cup». In den ersten Stunden des neuen Milleniums lanciert, war die «J12» die erste Uhr, in der sich die Hightech-Keramik zu einem kostbaren Material verwandelte. Ihr sportliches Design und ihr frischer Stil ziehen ihre Liebhaber angesichts ihrer gewagten Wandlungen seit fünfzehn Jahren in ihren Bann. KNOW-HOW Die Uhr ist das Ergebnis enger Zusammenarbeit zwischen Chanel und den Schweizer Uhrmachermeistern Renaud & Papi. Allein die

Zusammensetzung des Werks erfolgt in 40-stündiger Handarbeit. Die gewaltige Anzahl von Teilen, die in der Tourbillon Volant verbaut sind, erklärt die Tatsache, dass der Zusammenbau dieses edlen Werks den grossen Uhrmachermeistern vorbehalten ist. Edles Juwel und technische Meisterleistung zugleich, unterstreicht der mit 145 Diamanten in Brillantengrösse besetzte Zeitmesser seine Kostbarkeit durch eine Auflage von nur 20 Exemplaren. 1. Uhr «J12 Tourbillon Volante Squelette» aus hochentwickeltem keramischen Material, Durchmesser 38 mm, schwarz matt, mechanisches Uhrwerk, Handaufzug, Chanel, Preis auf Anfrage. 2. Hedi Slimane für Saint Laurent,CHF 2 650 3. Victoria Victoria Beckham, CHF 300 4. Giuseppe Zanotti, CHF 1 450 5. Dior, CHF 5 900 6. Hermès, CHF 650

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THEMA STYLE

KARL IM PELZ Die längste Zusammenarbeit eines unabhängigen Designers und eines Modehauses, die es je gab, wird mit einem herrlichen Coffeetable-Book gefeiert. Seit 50 Jahren bereichert Karl Lagerfeld das für seine römischen Pelze berühmte Haus Fendi mit innovativen Ideen.

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s ist ein aussergewöhnliches Jubiläum. Kaum jemand kann sich heute noch vorstellen, ein halbes Jahrhundert lang für das gleiche Unternehmen zu arbeiten, eine grandiose Leistung, die Karl Lagerfeld jedoch unbeeindruckt lässt. «Zu den frühesten Erinnerungen meiner Arbeit bei Fendi gehört meine erste Begegnung mit den fünf Schwestern, Via Frattina in Rom, in einem alten Kino, das gerade in eine riesige Pelzmesse verwandelt worden war, mit einem Dekor à la Visconti», erinnert sich der Modeschöpfer in der exklusiven DVD während eines Interviews von Loïc Prigent, der auch das Buch begleitet. Im Rahmen von 50 Fragen und Antworten beschreibt Karl seine Beziehung zu Fendi. 1925 von Adèle und Edoardo Fendi gegründet, wird das Modehaus seit dem Tod des Patriarchen in den 1950er-Jahren von den fünf Töchtern der Gründer geführt. Paola, Anna, Franca, Carla und Alda kennen die Welt des Leders und der Pelze gut, sie sind darin aufgewachsen. Doch sie wissen auch, dass die aufrührerische Frechheit vom stilistischen Blickwinkel aus betrachtet an ihre Grenzen stösst. Sie ziehen einen jungen deutschen Designer und Wahlpariser hinzu. Karl Lagerfeld besitzt bereits ein gewisses Know-How. 1954 gewinnt er den ersten Preis von Woolmark, schliesst zeitgleich mit Yves Saint Laurent die Schule ab und wird von Pierre Balmain, einem Jurymitglied, rekrutiert. Zwischen 1955 und 1962 ist er Assistent des Couturiers. Doch er vervielfacht seine Erfahrungen, wird parallel dazu 1959 künstlerischer Leiter bei Jean Patou und kreiert 1963 das Prêt-à-Porter für Chloé. Jenem Haus sollte er übrigens bis 1983 erhalten bleiben, dem Jahr, in dem er künstlerischer Leiter bei Chanel wird. Als er 1965 zu Fendi wechselt, kann der unermüdliche Designer nicht nur ein sicheres Stilgefühl vorweisen, sondern ist auch ein Quell an neuen Ideen in der bedrückenden römischen Benommenheit. «Ich war in Mailand», fährt Karl Lagerfeld fort, «und Franco Savorelli, ein PR-Berater, war von den Fendi-Schwestern beauftragt worden, jemanden für Rom zu finden, der etwas andere Pelze kreieren konnte. Durch ihn habe ich die Fendi-Schwestern kennengelernt. Die Mutter lebte damals noch…sie war wunderbar. Offenbar war sie sehr hart zu den Mädchen, aber zu mir war sie butterweich.» Silvia Venturini Fendi, die Nachfahrin, die noch immer als künstlerische Leiterin für Accessoires und die Herrenkollektion aktiv ist, schildert: «Die Fendi-Schwestern haben eine wahre Revolution angezettelt. Damals stand Fendi für gute Qualität, aber nicht unbedingt für Moderne. Sie haben Karl eingestellt, er war noch ganz jung, 1965.» Anna Fendis Tochter – die gleichzeitig 40

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Mutter der Schmuckdesignerin Delfina Delettrez ist – schätzt Lagerfelds enormes Wissen, dessen sie sich bereits im Teenageralter versichern konnte: «Er kannte alles. Ich habe gemerkt, dass um ihn herum grosse Aufregung herrschte, dass meine Mutter seit dem Tag, an dem Karl auftauchte, anders war. Ich wollte wissen, warum sie damals so glücklich war. Später habe ich es verstanden: Er war so geschickt. Ich stand stundenlang am Zeichentisch, was er mit einem Stift anstellte, und immer noch anstellt, war pure Magie.» Eine der ersten Aufgaben Karls ist im Übrigen das Zeichnen: Er entwirft das Fendi-Logo, zwei F, eins verkehrt herum, das Symbol für «Fun Fur». Die ganze Zeit, über 50 Jahre hinweg, sollte er dem Haus neue Energie einhauchen. Als Loïc Prigent den Designer fragt, ob er viel Zeit bei Fendi verbracht habe, antwortet dieser: «Damals hat man viel mehr Zeit auf der Arbeit verbracht, nicht wie heute, wo man seine Zeichnungen per Telefon versenden kann. Die Post war manchmal drei Wochen unterwegs. Und Fax gab es noch nicht. Und ich hatte eine Wohnung in Rom, dort war ich ziemlich oft. Das Leben in Rom war anders. Jetzt bleibe ich nie lange an einem Ort. Die Arbeitsmethoden haben sich so stark verändert, dass ich die Leute nicht mehr mit meiner Anwesenheit belästigen muss...» In dem halben Jahrhundert – eine Ewigkeit in der Modezeitrechnung – entwirft er vor allem Pelzkollektionen für die Haute Couture, drängt auf unbekannte Materialkombinationen und lanciert ab 1977 das komplette Prêt-à-Porter von Fendi. 1988 realisiert er seine erste Werbekampagne für die Marke. Ab 1995 führt er ungesäumte Kanten ein, macht Gehpelze leichter und vervielfacht die Methoden der Spezialbearbeitung für Leder und Pelze. 2000 hebt er Intarsien – eine Spezialität des Hauses – hervor. Den krönenden Abschluss bildet 2008 ein mit 24-karätigem Gold überzogener Nerz. In jeder Saison setzt er technische und ästhetische Heldentaten durch, ohne die Damenkollektion der Marke zu brüskieren. 2001 nahm LVMH einen Grossteil davon wieder auf. Die Geschichte und seine Kreativität kommen in einem Werk zu Ehren, das seit diesem Monat in den Fendi-Boutiquen und einigen grossen Buchhandlungen erhältlich ist. Archivmaterial, Zeitzeugenberichte, Illustrationen und schöne Fotos finden in einem hölzernen Kästchen Unterschlupf. Eine Auswahl von 200 Entwürfen, darunter die gesamten 120 Zeichnungen, die im Laufe der Jahre vom Fendi-Logo entstanden sind, bereichern den perfekten Bildband, der von einem Poster abgerundet wird, auf dem Karl Lagerfelds Umriss in 50 000 Miniaturfotografien seiner Skizzen zu sehen ist. Für Fendi-Fans… und Karl-Fans, natürlich. «Fendi by Karl Lagerfeld», Steidl Verlag.

FOTOS: ADELE FENDI S.R.L; DANIELE LA MALFA; FENDI; ARNAUD PYVKA STYLE

V o n P AT R I C K C A B A S S E T


THEMA STYLE Die Fendi-Kampagne im Winter 1968/69.

Entwürfe für aufblasbaren Pelz für den Winter 1979/80.

Karl Lagerfeld bei Fendi im Juli 2013.

Die fünf Fendi-Schwestern 1949.

Das Buch existiert in einem edlen Holzkasten mit DVD, Poster, Zeichnungen und noch vielem mehr.

«Seit dem Tag, an dem Karl auftauchte, war meine Mutter anders.» SILVIA VENTURINI FENDI

Bianca Brandolini in Fendi in L’OFFICIEL Dezember 2010.

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POWER LUNCH

Wenn man sogar schon beim Mittagessen arbeiten muss, dann möchte man wenigstens gut dabei aussehen. Mit diesen Key Pieces geht jedes Arbeitsmeeting so leicht von der Hand. Von L IVIA Z AFIRIOU

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1. Hermès, CHF 4 050 2. Alain Mikli, CHF 460 3. Riccardo Tisci für Givenchy, CHF 2 100 4. Jason Wu, CHF 1 590 5. Giambattista Valli, Preis auf Anfrage 6. Vivienne Westwood, CHF 330 7. Burberry, CHF 4 000 8. Hermès, CHF 6 150 9. Valentino, CHF 1 120

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FOTOS: MANCHE DER AUFGEFÜHRTEN PREISE WURDEN AUS DER ORIGINALWÄHRUNG UMGERECHNET UND ENTSPRECHEN NICHT ZWINGEND DEN SCHWEIZER EINZELHANDELSPREISEN. ZVG; VIVIENNE WESTWOOD UND JASON WU ÜBER NETAPORTER.COM; VALENTINO UBER MYTHERESA.COM

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ANATOMIE EINER TASCHE

DIE «VIEW BAG» VON JIL SANDER

Ein starker Auftakt in die diesjährige Herbst-/Winter-Saison von Jil Sander! Mit einem aussergewöhnlichen Design, das Fashionistas und am allermeisten Businessfrauen zu schätzen wissen werden. V o n L E N A S TÄ H E L I

URSPRUNG Seit der Gründung von Jil Sander im Jahre 1968 ist die Marke trotz Designerwechsel ihrer Linie treu geblieben. Opulenz und Protz sucht man vergebens und mit der aktuellen Herbst- / Winter-Kollektion schenkt uns Kreativchef Rodolfo Paglialunga eine neue Lieblingstasche – die «View Bag»!

TECHNIK Die von Hand verarbeiteten Kalbs-, Krokodil- und Pythonleder werden in unerwartet knalligen Farben wie Zinnrot, Mocca oder Violett kombiniert. Zudem besticht die «View Bag» durch ihre einzigartige V-Form, welche das Leder auffächert und dadurch seine natürliche Form behält.

STIL Die «View Bag» kann als Schulter- oder Handtasche getragen werden und fällt durch ungewöhnliche Farb- und Musterkombinationen und ihre perfekte Grösse auf – es gibt sie in uni, mit Plüsch, glatt und strukturiert oder als matt und glänzende Modelle.

LIEBLINGSSTÜCK «Orderly Disorder» war die Idee für die Herbst/ Winter-Kollektion von Rodolfo Paglialunga. Die «View Bag» überzeugt allerdings durch absolute Ordnung und bietet mit den doppelten Fächern und der mittigen Innentasche mit Reissverschluss genügend Platz und Sicherheit.

FOTO: ZVG

MYTHOS Purismus und Minimalismus sind die Markenzeichen der Gründerin Jil Sander, aber auch Rodolfo Paglialunga arbeitet mit dieser Grundidee und veredelt sie mit seiner eigenen Note. 43

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Tasche «View Bag» aus Kalbsleder in verschiedenen Farbkombinationen, Jil Sander, ab CHF 930.


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ABSATZSTARK Mit Pailletten verziert, reich bestickt und auf neuen Höhen – diese arglosen «Babies» haben sich emanzipiert… Realisation LISA JOUVIN

Fotografie CHARLOT TE E VR ARD

1. Nicholas Kirkwood, CHF 940. 2. Miu Miu, CHF 560. 3. Louis Vuitton, CHF 1 430.

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FOTOS: ZVG; MANCHE DER AUFGEFÜHRTEN PREISE WURDEN AUS DER ORIGINALWÄHRUNG UMGERECHNET UND ENTSPRECHEN NICHT ZWINGEND DEN SCHWEIZER EINZELHANDELSPREISEN

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KINKY BOOTS Wunderwerke der Schuhmacherkunst, ultimative Sexsymbole und ein absolutes Highlight der diesjährigen Modenschauen – mit Stiefeln, die bis an die Oberschenkel reichen, sind wir allen anderen Trends einen Schritt voraus. Realisation LIVIA Z AFIRIOU

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FOTOS: ZVG; MANCHE DER AUFGEFÜHRTEN PREISE WURDEN AUS DER ORIGINALWÄHRUNG UMGERECHNET UND ENTSPRECHEN NICHT ZWINGEND DEN SCHWEIZER EINZELHANDELSPREISEN

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2. 7. 8. 1. Burberry, CHF 2 095 2. Dior, CHF 2 000 3. Anthony Vaccarello, Preis auf Anfrage 4. Roger Vivier CHF 1 680 5. Giambattista Valli, CHF 1 550 6. Dior, CHF 2 000 7. Stuart Weitzman, CHF 850 8. Alberta Ferretti, CHF 28 650

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GALA DRESSING

Die Ballsaison ist im Anflug, Zeit, sich über die ganz grosse Robe Gedanken zu machen. Der Fokus liegt diese Saison auf Schwarz, aber raffiniert, mit aufwendiger Spitze, verschwenderischen Stickereien und funkelnden Details. R e a l i s a t i o n L E N A S TÄ H E L I

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Reem Acra

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1. Swarovski, CHF 300 2. Messika, CHF 10 960 3. Riccardo Tisci für Givenchy, CHF 730 4. Elie Saab, CHF 5 050 5. Alexander McQueen, CHF 2 620 6. Jimmy Choo, CHF 695 7. La Perla, CHF 1 670 8. Akris, CHF 990 9. Marchesa Notte, CHF 1 360 10. Thomas Sabo, CHF 230 11. Valentino, CHF 18 300 12. Lanvin, CHF 600

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LE CHOIX DE …

WOOSTER Theory

UNIVERSUM Unser Store an der Zürcher Goldküste ist eine ehemalige Jaguar-Garage und Werkstatt. Der hohe Raum hat Loft-Charakter und wirkt inspirierend.

Wooster, das ist nicht einfach nur ein Laden, sondern ein Lebensgefühl aus Kleidung und Accessoires, wohl selektiert von Inhaberin Odile Burger und ihrer Einkäuferin Renée Albers. Die wohl ungewöhnlichste ShoppingAdresse der Schweiz, denn eingekauft wird in einem alten Greyhound Bus, der ab September 2015 in Zürichs Viadukt-Viertel stehen wird, parallel zum stationären Shop an Zürichs Goldküste. Von LENA STÄHELI

www.woostershop.ch

FAVORITEN DER KUNDEN Wir bringen immer Neues, das ist ja die Idee und der Grund, weshalb sie immer wiederkommen. Aber die Bluse „Rosie“ von Velvet haben wir seit mindestens 4 oder 5 Saisons im Sortiment, natürlich ständig in neuen Farben – unsere Kundinnen lieben den legeren Ibiza-Look!

UNSERE BASICS

FOTOS: ZVG

Nili Lotan

Velvet

Sensai

INSPIRATION Für Looks lassen wir uns auf den Strassen und in den Clubs von New York inspirieren. Unverzichtbar ist der Boom Boom Room im Standard Hotel, welches im angesagten Meatpacking District liegt. Für uns ist das die schönste Bar, mit den schönsten Männern und Frauen.

Renée Albers und Odile Burger.

PERSÖNLICHER STIL Urban, casual, sexy, aber nie vulgär, auch klassisch mit raffinierten Details. Je nach Lust und Laune, es kann auch mal Groovie sein.

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POWER WOMEN

DER POWERFAKTOR Was ist eigentlich eine «Powerfrau»? Oder besser gefragt: Was macht Frauen stark? In unseren Gefilden fällt die Antwort anders aus als in der Wüste Gobi oder in Nordirland. Mehr noch: Wenn man sieht, was Frauen in den unterschiedlichen Gesellschaften stark macht oder stark werden lässt, stellt man fest, dass Stärke keine Selbstverständlichkeit ist. Wohl aber ein Ziel. V o n D R . P H I L R U T H - G A B Y V E R M O T- M A N G O L D

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in Yushen lebt in der Inneren Mongolei, in einem Teil der Wüste Gobi. Sie ist eine einfache Bäuerin, kann weder lesen noch schreiben. Mit etwa 16 Jahren wird sie von ihrem Vater in die baumlose und fast menschenleere Wüste Mo Un verheiratet – weit weg von anderen Menschen und Dörfern. Das junge Paar lebt in einer unterirdischen, winzigen Lehmhütte. Wasser kommt von einer kleinen Quelle. Yin Yushen verzweifelt in der Einsamkeit, sie will sterben. Als ein Fremder in der Nähe vorbeigeht, deckt sie den Fussabdruck im Sand mit einer Schüssel zu, um sich zu erinnern, dass es noch andere Menschen gibt… Sie beginnt Bäume zu pflanzen, «gegen die Leere, die Wüste, die Verzweiflung – für unser Leben…, sagt

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sie. Die ersten Bäume vertrocknen im Wüstenwind. Sie lernt aus ihren Erfahrungen und nach Jahren wachsen Hunderte, nein Tausende verschiedene Bäume. Ihre Familie schleppt täglich mit einem Eselskarren Wasser zu den Bäumen, nachts, damit es tagsüber nicht verdunstet. Nach Jahren kommt der Tau, dann der Regen, nicht heftig und nicht häufig, aber spürbar – und mit ihm kommen auch die Bienen, die Vögel und die Schmetterlinge. Yin Yushen beginnt im Schatten der Bäume Kartoffeln, Mais, Rüben und Reben zu pflanzen. Sie hat zwei Milchkühe, eine Muttersau und eine kleine Ziegenherde. Ein Wunder? Wohl kaum – es ist die harte und unermüdliche Arbeit einer starken Frau, die handelt…einfach handelt, um zu leben.


POWER WOMEN GEGEN GESELLSCHAFTLICHE FESSELN STREITEN Für Adnan Tabassum aus dem pakistanischen Swat-Tal ist Gerechtigkeit der Schlüssel zur Verwirklichung der Frauenrechte – und damit zu einem Leben, in dem freie Entscheidungen möglich sind. Davon ist jedoch nichts zu spüren. So gründet Adnan Tabassum die erste «Jirga» für Frauen. Jirgas sind traditionelle Räte, besetzt von alten Männern, die lokale Konflikte schlichten. Die Frauen sind systematisch ausgeschlossen, als würden sie nicht existieren, ihre Forderungen bleiben ungehört. So werden Mordfälle oft geregelt, indem eine Frau aus der Familie des Täters als Kompensation mit einem Mann aus der Familie des Opfers verheiratet wird. Die Frauen sind jeglicher Willkür ausgesetzt und zahlen den Preis für Verbrechen, die sie nie begangen haben. Adnan Tabassum weiss um dieses Leben voller Gewalt und Existenznot. Mit 13 wird sie mit einem 30 Jahre älteren Mann verheiratet, der sie unablässig seelisch und körperlich misshandelt. Sie beginnt, sich gegen die fest verankerten patriarchalischen Traditionen aufzulehnen, indem sie «Da Khwendo Jirga» gründet, den Rat der Schwestern. Frauen sollen in der patriarchalischen Gesellschaft eine Stimme erhalten. Einige Frauen schliessen sich dem neuen Rat an, im Wissen, dass es gefährlich ist, ja tödlich sein kann, sich öffentlich zum Schwesternrat zu bekennen. Doch was ist die Alternative? Schweigen? Bereits 25 Frauen haben den Schritt gewagt. Sie erreichten kürzlich, dass die Mörder eines jungen Mädchens verurteilt wurden. Yin Yushen, die Chinesin und Adnan Tabassum, die Pakistanerin handeln beide unkonventionell, kreativ und sichtlich effizient. Ohne Bäume ist die Existenz von Yin Yushen und ihrer Familie bedroht, und ohne den Eingriff in die verhärteten Strukturen einer traditionalistischen Gesellschaft bleiben die Rechte der Frauen beschnitten. Beide folgen ihrer Wahrnehmung, ihrem Leiden und ihrem Instinkt, dem was ihrem Leben Sinn und Inhalt gibt. Bäume und Rechte! Fordern, stark und unbeirrt sein, Traditionen aufbrechen, aufbegehren und der Dürre trotzen hat jedoch seinen Preis. Starksein hat immer einen Preis. In allen Ländern dieser Welt, ob es um politische Rechte geht, um ganz normale Karriereschritte, um Freiheiten oder um den Bruch mit traditionellen Normen, belächelt, tot geschwiegen und ausgegrenzt werden, einen einsamen Kampf für seine Ziele führen. Wie Adnan riskieren viele Frauen – überall – für ihren Kampf um die «banalsten» Rechte den Höchstpreis bezahlen zu müssen. Da hilft manchmal etwas mehr sichtbare Solidarität und Hinschauen als Schutzschild. NETZWERKEN FÜR DEN FRIEDEN Während in Liberia zwischen 1989 und 2003 der Bürgerkrieg tobt, gründen Friedensaktivistinnen Frauennetzwerke, aus denen die Bewegung «Liberia Mass Action for Peace» entsteht, geführt von der späteren Friedensnobelpreisträgerin von 2013, Leymah Gbowee. Die Frauen der Bewegung, die sich an ihrem Glauben und ihren gemeinsamen Werten orientieren, holen kurzerhand die Frauen aus den Kirchen und Moscheen heraus und gehen ganz in Weiss gekleidet zu Tausenden auf die Strassen. Hinaus in die Öffentlichkeit. Viele sind von den Gräueltaten des Krieges gezeichnet, wollen endlich dem Morden ein Ende setzen und die Kriegsparteien zur Vernunft bringen. Sie sprechen beim Staatspräsidenten vor und verhandeln mit den Führern der Rebellen. Mit leeren Versprechen lassen sie sich nicht abspeisen. Als das offizielle Entwaffnungsprogramm der UNO zu scheitern droht, übernehmen die Frauen die Führung. Unerschrocken gehen sie in die gefährdeten Zonen und fordern die Männer auf, die Waffen niederzulegen. Sie organisieren öffentliche Friedensgespräche, die von vielen Lokalradios übertragen werden. Dadurch werden die Massnahmen der Frauenbewegung verständlich und sichtbar. Die Wahl der Feministin Ellen Johnson-Sirleaf 2005

zur Präsidentin von Liberia ist ein gemeinsames Werk der Frauenbewegung. Die neue Präsidentin kämpft gegen überholte Traditionen. Frauen erhalten aufgrund neuer Gesetze staatlichen Schutz vor Vergewaltigung und häuslicher Gewalt und ausserdem haben sie endlich ein Recht auf eigenen Besitz, ein absolutes Novum. «ICH WILL DIESEN KRIEG NICHT MEHR»... ...muss sich Mairead Maguire aus Nordirland nach Jahren der sinnlosen Gewalt und der unendlich vielen Toten gesagt haben. Sie, die ihre halbe Familie im Konflikt verloren hat, entwickelt Strategien, Listen, erleidet Rückfälle und nimmt an endlos langen Verhandlungen teil. Sie bringt die verfeindeten Gemeinden an einen Tisch, beobachtet und greift ein. Stocken die Gespräche, versucht sie, mit anderen Frauen das Eis zu brechen. Ziel der Gespräche ist die politische Gleichberechtigung aller Parteien – eine Herkulesarbeit im eskalierten Konflikt im Norden Irlands. Mairead Maguire nimmt Rückschläge in Kauf, aber aufgeben oder die Gespräche verlassen ist keine Option für sie, auch unter Morddrohungen und Angriffen nicht. Leymah Gbowee und Miread Maguire handeln ähnlich, stehen vorne und geben keine Ruhe! Allerdings wissen sie, dass sie nicht allein sind, ihrem Beispiel folgen Frauen, die in starken Netzwerken organisiert sind und die sich weniger in der Öffentlichkeit zeigen möchten. Es sind meist Frauen, die wie ihre Vorbilder ebenfalls durch die Hölle der Angst und Unsicherheit gehen. Netzwerke machen stark. Sie sind ein nützliches Instrument, um Anliegen breit zu streuen und sie sind meist der Boden zum Erfolg. DIE VERZWEIFELTE LUST ZU LEBEN.. Victoria Nyanjura aus Uganda wird 1996 als 14-Jährige von einer paramilitärischen Gruppe entführt. Sie wird missbraucht und zwangsverheiratet. Victoria ist ein Opfer wie Zehntausende andere Jugendliche und Kinder, die in Uganda als SoldatInnen und SexsklavInnen misshandelt werden. Sie verbringt acht Jahre in Gefangenschaft und wird in dieser Zeit Mutter von zwei Kindern. 2004 gelingt ihr die Flucht. Sie arbeitet heute mit Kriegsopfern, Menschen, denen es schlechter geht als ihr. Wie stark muss eine junge, misshandelte, vergewaltigte Frau sein, die in einer fast aussichtlosen Situation versucht zu fliehen, im Wissen, dass sie getötet wird, falls man sie erwischt. Mut, Verzweiflung, Resignation? Wir wissen es nicht. Vielleicht hat Victoria ganz einfach Lust zu leben! DIE POWERFAKTOREN DER FRAUEN? Sie liegen alle in den erzählten Geschichten. Das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden, fürs Überleben – auch der anderen – ist nicht auf Länder mit Konflikten oder grosser Armut beschränkt. Weltweit, auch bei uns in der Schweiz, gibt es unzählige Frauen, die sich stark machen für misshandelte Kinder, Gefangene, Flüchtlinge, gegen häusliche Gewalt, für mehr Frauen in den obersten Etagen der Macht oder für friedliche Konfliktlösungen in scheinbar aussichtslosen Kleinkriegen. Als wir im Jahr 2005 tausend Frauen für den Friedensnobelpreis nominierten, wollten wir Frauen sichtbar machen, die sich unermüdlich, mutig und vorbildlich für all die vielen vernachlässigten und oft ungeliebten politischen Veränderungsaufgaben in der Gesellschaft einsetzen. 1 000 Frauen sollten stellvertretend für Hunderttausende in all den Kriegs- und Krisengebieten, aber auch in unseren «friedlichen» Ländern ausgezeichnet und ihre Arbeit öffentlich gemacht werden. Die 1 000 Porträts der Frauen zeigen, dass es offensichtlich mehr als 1 000 Powerfaktoren gibt. 1 000 Peacewomen Across the Globe Das Buch zum Projekt «1 000 Frauen für den Friedensnobelpreis» 2005. Jede Frau ist portraitiert mit einer kurzen Biographie. Kontrast-Verlag, Zürich, CHF 40. www.1000peacewomen.org

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POWER WOMEN

POWER WOMEN Sie stehen im Operationssaal, stampfen Imperien aus dem Boden, kämpfen weltweit für junge Entrepreneurs oder verbreiten mit unter die Haut gehender Stimme Friedensbotschaften rund um den Globus – das und noch viel mehr tun die Powerfrauen, die wir in dieser Ausgabe von L’OFFICIEL Schweiz vorstellen dürfen. Sieben Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und die doch alle eines vereint: Die Leidenschaft, mit der sie für ihre Sache einstehen und ihre Ziele verfolgen. V o n D Ö R T E W E LT I

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Fotografie NICOL AS SCHOPFER

R e a l i s a t i o n L E N A S TÄ H E L I


POWER WOMEN

ISABELLE SCHMITT-OPITZ S

ie ist Ehefrau, Mutter von zwei Kindern und eine Koryphäe auf dem Gebiet der Thoraxchirurgie: Prof. Dr. Isabelle Schmitt-Opitz erforscht das Pleuramesotheliom, einen bösartigen, Asbest bedingten Tumor der Lunge, der bisher als unheilbar gilt, sie transplantiert Lungen und operiert komplexe Lungengefässverschlüsse nach Lungenembolien. Die gebürtige Kölnerin ist leitende Ärztin an der Klinik für Thoraxchirurgie am Unispital Zürich, hat bereits Dutzende Doktoranden und Postdoktoranden betreut und diverse Auszeichnungen für ihre Arbeit bekommen. Die Liste ihrer Aktivitäten und Publikationen allein hat den Umfang einer mittleren Broschüre. Eine Frau, die täglich mit lebenswichtigen Fragen konfrontiert wird. WAS BEDEUTET FÜR SIE DER BEGRIFF «POWERFRAU»? Ich verstehe dies eigentlich nicht im klassischen Sinne. Der Begriff Powerfrau wird immer mit dem Bild einer Frau verbunden, die es spielend schafft gleichzeitig steile Karriere zu machen und eine ebenso fürsorgliche Mutter und liebende Ehefrau zu sein. Kompromisse gibt es zu verschiedenen Zeitpunkten immer - bei allem Multitasking. Eine Powerfrau ist für mich eine Frau mit einer mentalen Stärke, die die ihr gegebene (ausgesuchte?) Rolle(n) mit Überzeugung, mit und allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln und mit Freude erfüllt, ohne sich andauernd vor der Gesellschaft oder im Vergleich zu anderen zu hinterfragen und neu zu erfinden. Es bedarf neben einer gewissen Power, selbständig im Leben zu stehen, aber auch eines Durchhaltevermögens und der inneren Kraft, dies ohne Ängste durchzuziehen. WAS GENAU MACHT EINE FRAU IN IHREM METIER ZU EINER «POWERFRAU»? Das ist in der Tat eine gute Frage für das Fach der Chirurgie, einem primär mal sehr maskulinem Fach. Für zukünftige Generationen bieten Quoten-Ansätze und «Filling the gap»-Programme meines Erachtens wichtige Lösungen, um den exzellent ausgebildeten Frauen der kommenden Generation, die sich nachher «nur noch» dem Familienleben widmen, attraktive Massnahmen zu bieten, Familie und Beruf miteinander vereinbaren zu können (die Universität Zürich geht hier mit strahlendem Beispiel voran). Ich glaube jedoch, dass es in diesen «Männer-Domänen» eher wichtig ist, sich einzureihen und eben genau diesen Sonder-Status nicht einzufordern. Das erscheint oftmals schwierig, da man eben doch die Doppelfunktion hat; aber die Akzeptanz in diesen Fächern holt man sich auf anderer Ebene ein, durchzuhalten bedarf einer gewissen Power. SEPTEMBER 2015

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DECHEN SHAK-DAGSAY

Aufgabe gemacht, die von ihren Eltern gegründete «Tsedön Klinik» in Tibet finanziell zu betreuen und in die Selbstständigkeit zu führen. Dank ihres grossen musikalischen Erfolges unter anderem mit dem «BEYOND» Projekt (in Zusammenarbeit mit Regula Curti und Tina Turner) war es Dechen möglich, 2010 die «DEWA CHE» Foundation zu gründen und mit ihren verschiedenen sozialen Projekten zur Erhaltung und Förderung der tibetischen Kultur innerhalb wie ausserhalb Tibets beizutragen. Vor ihrer musikalischen Karriere arbeitete sie fast 20 Jahre in einer internationalen Firma in der Marketingabteilung und unterrichtete nebenbei Tai Chi Chuan. Sie lebt in einem kleinen Dorf oberhalb des Zürichsees. WAS BEDEUTET FÜR SIE DER BEGRIFF «POWERFRAU»? Eine Powerfrau ist für mich eine weibliche Persönlichkeit, die ihre Begabungen und Fähigkeiten dazu einsetzt, um etwas Positives in dieser Welt zu bewegen und sich davon nicht abbringen lässt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um die alleinerziehende Mutter, die zwischen Haushalt, Beruf und Kindern geschickt herumnavigiert, oder die Direktorin in der Chefetage handelt. Eine Frau wird zur Powerfrau, wenn ihr Denken und Handeln von einer inneren Weisheit geprägt ist. Denn das macht sie stark, charismatisch und attraktiv.

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echen Shak-Dagsay ist eine Tibeterin, die seit ihrer Kindheit mit ihrer Familie in der Schweiz lebt. Von ihrem Vater Dagsay Rinpoche, einem tibetischen Lama, erhielt sie die Übertragungen der bedeutungsvollen Mantras, die sie inzwischen weltweit singt. Sie durfte den Dalai Lama höchstpersönlich kürzlich an seinem 80. Geburtstag mit einer Darbietung überraschen. Ganz nach dem Vorbild ihrer verstorbenen Mutter Yischi Tsedön-la, haben es sich Dechen und ihre beiden jüngeren Schwestern zur

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WAS GENAU MACHT EINE FRAU IN IHREM METIER ZU EINER «POWERFRAU»? Als Sängerin uralter tibetischer Mantras fühle ich mich natürlich von einer besonderen Kraft getragen. Die Mantras, die ich von meinem lieben Vater Dagsay Rinpoche, einem tibetischen Lama, überliefert erhalten habe, gehen bis zum Buddha zurück. Es sind uralte gesegnete Heilsilben, die eine Heilkraft im Geist entfalten sobald man sie sieht, hört oder spricht. Ich fühle mich sehr glücklich, dass ich mit meiner Stimme diese alten Weisheiten meiner Kultur in die Welt hinaustragen und den Menschen ein Gefühl der Geborgenheit, Menschlichkeit und Freude vermitteln darf. Was gibt es Kraftvolleres und Schöneres, als wenn es einem gelingt die Befindlichkeit der Menschen positive zu verändern, sodass negative, zerstörerische Geisteshaltungen überwunden werden. Wir dürfen nie vergessen: Am Anfang jedes Krieges steht eine zerstörerische Geisteshaltung. Auf meinem neuen Album Day Tomorrow ist das auch ein zentrales Thema. Durch unser achtsames Denken, Sprechen oder Handeln heute, bilden wir den Grundstein für ein besseres Morgen. Bei uns sagt man auch, die Qualität jeder Handlung liegt in der Qualität der Gedanken. Und die Qualität der Gedanken liegt in der Qualität des Geistes. www.dechen-shak.com


NATASCHA SAYN WITTGENSTEIN N

atascha Sayn Wittgenstein stammt aus einem uralten deutschen Hochadelsgeschlecht. Ihre Mutter, Birgitta af Klercker, war in den 1960er-Jahren das favorisierte Topmodel von Diana Vreeland und schaffte es aufdie Titelblätter unzähliger Magazine. Natascha Sayn Wittgenstein kam in New York zur Welt, wuchs in Europa auf und studierte an der «École Camondo» in Paris Design. Sie arbeitete für Christian Lacroix, Devi Kroell und Nina Ricci, bis sie schliesslich 2007 ihre überaus erfolgreiche eigene Bademodelinie Tooshie gründete, die inzwischen in 75 Toplocations wie zum Beispiel Bergdorf Goodman in New York, Selfridges London, Le Bon Marché Paris oder Bongénie Grieder in Genf verkauft wird. Zurzeit ist Natascha Sayn Wittgenstein mit der Planung der ersten eigenen Boutiquen beschäftigt. WAS BEDEUTET FÜR SIE DER BEGRIFF «POWERFRAU»? Meine Mutter ist für mich der Inbegriff einer Powerfrau. Ihre Eleganz ist eine konstante Inspirationsquelle für meine Bademodenlinie Tooshie. Die Art zu leben, die sie mich gelehrt hat, versuche ich auch meiner Tochter Tatiana zu vermitteln. Ich engagiere mich weniger für Feminismus als für Weiblichkeit, es geht um die Feinheit einer Frau, die Weichheit, die Eleganz eben. Eine Powerfrau verbreitet auch in privater Umgebung Energie und Kreativität. Sie ist eine Frau, die imstande ist, ihre beruflichen Fähigkeiten mit ihren sozialen und privaten Aktivitäten in ein Gleichgewicht zu bringen. WAS GENAU MACHT EINE FRAU IN IHREM METIER ZU EINER «POWERFRAU»? In der Welt der Mode gibt es ganz viele Frauen, die etwas von ihrem Metier verstehen. Als Beispiel für einen wunderbaren Esprit und als grossen Einfluss für mich kommt mir Lee Miller in den Sinn. Sie war in den 1920er-Jahren Mannequin in New York, wurde später Kriegsfotografin und hat unzählige einflussreiche Künstler portraitiert. Ihr Leben ist eine Aneinanderreihung von Gelegenheiten, wo sie Risiken auf sich nahm, eine eklektische Lebenseinstellung. Eine Powerfrau in der Mode ist eine starke und unabhängige Frau. SEPTEMBER 2015

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ANJA GRAF V

or 16 Jahren stand eine 21-Jährige Anja Graf mit nichts als einer Geschäftsidee in einer Bank und bat um Startkapital. Man gewährte es ihr, die Eltern halfen ganz zu Anfang auch mit und heute, 15 Jahre später hat sich die in Winterhur geborene ehemalige Mitinhaberin einer Modelagentur in Eigenregie ein wahres Imperium aufgebaut. Aus der Anfangsidee, für Models bezahlbaren möblierten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sind rund 1000 Apartments in Berlin, Lausanne, München, Warschau, Wien, Zürich und Genf geworden. Anja Graf ist Geschäftsführerin des schnell expandierenden Unternehmens Visionapartments und Mutter von vier Kindern. Eine ihrer Prämissen ist es, trotz Geschäftsreisen am Abend wieder bei den Kindern zu sein. WAS BEDEUTET FÜR SIE DER BEGRIFF «POWERFRAU» Eine Frau, welche es schafft, ihr Energielevel konstant hoch zu halten um mehrmals täglich sowie über Jahre hinweg die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch wenn die Entscheidungen anhand der kumulierten richtigen Entscheidungen immer schwieriger werden. Dies wird sie gerade als Frau nur dann erreichen, wenn sie es hinkriegt, ihr Privatleben genauso erfüllt zu gestalten wie jede andere Frau, die sich nicht vom Business «auffressen» lässt. WAS GENAU MACHT EINE FRAU IN IHREM METIER ZU EINER «POWERFRAU»? Alleine die Tatsache, dass es sich im Wirtschaftsumfeld und insbesondere im Immobilienbusiness um eine Frau in einer Führungsposition handelt, macht diese bereits zu einer Art Powerfrau. Mein Beispiel und meine Erfolgsstory mit Visionapartments zeigen, dass es für eine Frau durchaus möglich ist, sich in einer fast reinen Männerwelt durchzusetzen. Amüsant ist ja auch, dass der Begriff «Powermann» für Männer gar nicht existiert. Zumindest habe ich diesen noch nie gehört respektive in einer Überschrift irgendwo gelesen. Offenbar sind Männer ja automatisch «Powermänner»… 54

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CYNTHIA ODIER D

urch ihr Engagement und ihre künstlerische Schaffenskraft ruft die ehemalige Tänzerin Cynthia Odier die Emotionen des Publikums mittels «Erfahrung» wach. Für sie sind die Kunst des Tanzes und alle Formen der darstellenden Künste Teil des so genannten ephemeren künstlerischen Ausdrucks, flüchtig also, und doch hat sich ihr Schaffen tief in die Tanzszene der Romandie gegraben. Um den Tanz zu fördern, gründete Cynthia Odier im Jahr 2002 die Stiftung Fluxum. Ein Jahr später eröffnete sie das «Flux Laboratory», das als Ort der Schöpfung für Künstler aller Disziplinen dient. Seitdem hat die Institution mit über 300 Künstlern und verschiedenen öffentlichen und privaten Partnern zusammengearbeitet und sich einen internationalen Ruf erworben. Cynthia Odier stellt fest: «Heutzutage hat sich der Tanz seinen festen Platz als Kommunikationsmittel in der Gesellschaft und der Geschäftswelt erobert.» Die gesamte Fluxum Stiftung und das Flux Labor Team freuen sich auf die Hundertjahrfeier der Dada-Bewegung im Jahr 2016, ein Happening in Zürich. www.fluxumfoundation.com

WAS BEDEUTET FÜR SIE DER BEGRIFF «POWERFRAU»? Der Begriff «Powerfrau» bedeutet, konkrete Projekte wie in einem Panorama in einer Art und Weise umzusetzen, dass der Betrachter begreift, was in unserer Gesellschaft passiert. In unserem Fall bedeutet das, die Gegenwart in eine künstlerische Handlung umzusetzen. Indem sie ihrer Intuition freien Raum gibt, bündelt und produziert die «Powerfrau» künstlerische Talente, und schlägt ihnen Konzepte zur Förderung ihrer Kreativität vor. WAS GENAU MACHT EINE FRAU IN IHREM METIER ZU EINER «POWERFRAU»? Die „Powerfrau“ hat das Privileg, den Künstlern eine Plattform und optimale Arbeitsbedingungen bieten zu können, die Künstler frei experimentieren und schöpferisch tätig sein zu lassen, aber vor allem bedeutet es, einen Schritt zurückzutreten und sich an der Umsetzung und dem Erfolg all dieser Aktivitäten zu erfreuen. SEPTEMBER 2015

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ALISÉE DE TONNAC R

eisen gehört zum Leben von Alisée de Tonnac. Geboren in Frankreich, aufgewachsen in Singapore und Californien, Studienzeit in Italien und der Schweiz. Über fünfzig Länder hat sie schon besucht, in Brasilien und Kambodscha humanitäre Missionen erfüllt. Das prägte und Alisée entwickelte zusammen mit Gleichgesinnten das Programm «Seedstarsworld.com». Die Idee: Startups und Entrepreneurships in Entwicklungs- und Schwellenländern zu unterstützen. Etliche konnten so schon profitieren, neue Jobs wurden generiert, Zukunft lebbar gemacht. Dabei folgt die ehemalige L’Oréal Product Managerin und heutige CEO von Seedstars World einem Motto von Linkedin-Gründer Reid Hoffman: «Du springst von einer Klippe und entwickelst das Flugzeug auf dem Weg nach unten.»

WAS BEDEUTET FÜR SIE DER BEGRIFF «POWERFRAU»? Ob Mann oder Frau, egal welche Hautfarbe, welches Alter etc. – eine unternehmerische Powerfrau definiert sich durch die gleichen Attribute wie ein Unternehmer mit Macht. Passion, Beharrlichkeit, Offenheit und ein guter Zuhörer sein ist das, was ich für fundamental halte, um sich Respekt zu verschaffen und um einen Eindruck zu hinterlassen. Diese Eigenschaften haben das Vermögen, Vorverurteilungen, irrige Meinungen oder Nachteile ausser Kraft zu setzen, die man Frauen angedeihen lässt. WAS GENAU MACHT EINE FRAU IN IHREM METIER ZU EINER «POWERFRAU»? Ich glaube ganz fest daran, dass Selbstvertrauen (auch wenn es scheint, das man ein Leben dazu braucht, um es zu gewinnen) eklatant wichtig ist, um all die Geräusche, den Lärm der Welt da draussen auszuschalten. Und es ist immens wichtig, sich mit den richtigen Menschen zu umgeben. Idealerweise mit denjenigen, die nach den Sternen greifen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die wenigen Menschen, mit denen man sich ständig umgibt, uns definieren. Es ist unsere ganz ureigene Entscheidung, wie sich der Einfluss anderer auf unsere Wahl auswirkt. Wenn man sich also anstrengt, eine Stimme in dieser Welt zu haben, ist es umso wichtiger, dass die Menschen, die einen umgeben, mehr noch als man selbst nach dem grösstmöglichen Impact streben. 56

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ANJA WYDEN GUELPA A

uf der politischen Bühne sind in der Schweiz immer noch erst wenige Frauen auszumachen. Anja Wyden Guelpa war schon immer von der Politik fasziniert und gehört heute zu den politisch engagierten Frauen, die aus ihrer speziellen Position heraus alles dran setzen, Dinge in Bewegung zu bringen. Als erste in Genf überhaupt zum Kanzler gewählte Frau hat sie die Aufgabe, die Kantonsregierung strategisch, rechtlich und in operativen Belangen zu unterstützen. Anja Wyden Guelpa hat Politikwissenschaften und später Verwaltungswissenschaften in Genf und Tübingen studiert, begann beim SECO (Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft) ihre Laufbahn, und fiel dort auf, weil sie abseits gängiger Pfade neue «Werkzeuge» für die Gesetzgebung ausprobierte und testete. Danach arbeitete sie unter anderem bei IBM Business Consulting und ging dann in die öffentliche Verwaltung des Kantons Genf, zum Schluss als Generaldirektorin des Sozialdepartements. 2009 wurde die heutige Mutter zweier Teenager zur Staatskanzlerin des Kanton Genf gewählt, 2013 zum zweiten Mal und im selben Jahr vom Bundesrat noch dazu in den Vorstand von Schweiz Tourismus. Darüber hinaus ist die im Wallis geborene Vizepräsidentin der Standeskommission, die Lobbyingaktivitäten ethisch durchleuchtet. WAS BEDEUTET FÜR SIE DER BEGRIFF «POWERFRAU»? Eine Frau, die weder Angst hat vor der Macht selbst, noch sich vor Konfrontationen scheut, wenn es notwendig wird, welche einzugehen. Eine Frau, die sich nicht verbiegt, nur um anderen zu gefallen. WAS GENAU MACHT EINE FRAU IN IHREM METIER ZU EINER «POWERFRAU»? Die Qualitäten, die eine Powerfrau im öffentlichen Sektor auszeichnen, sind im Prinzip die gleichen, wie die der Männer: Führungsqualitäten, Entscheidungsfreudigkeit, strategisches Denken etc. Allerdings kann man feststellen, dass Frauen in öffentlichen Positionen stärkerer Kritik ausgesetzt sind als ihre männlichen Kollegen. Eine Frau die Macht ausübt, Courage und Unabhängigkeit zeigt, wird als hart und eigensinnig kritisiert, während die gleichen Merkmale für die männlichen Counterparts als wichtige Qualitäten angesehen werden.

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MODEMOTION Waren Filme, Ausstellungen und Werke rund um die Mode bis vor Kurzem noch einem Expertenkreis vorbehalten, sind sie heutzutage populärer als je zuvor. Eine Studie über ein ebenso unerwartetes wie stark frequentiertes Eldorado. V o n P AT R I C K C A B A S S E T

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FOTOS : EMIL LARSSON; CIM PRODUCTIONS, BANGUMI, PRISCILLA RATTAZZI, STÉPHANE CARDINALE/PEOPLE AVENUE/CORBIS

«Goldkorsett» 1990 von Madonna getragen (Ausstellung Jean-Paul Gaultier).


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ie Emotionen sind spürbar. Es fliessen sogar ein paar Tränen. Ein Beobachter am Kinoausgang könnte durchaus glauben, die Zuschauer kämen geradewegs aus Vom Winde verweht oder einem anderen flammenden Melodram aus Hollywood, das einem Douglas Sirk würdig wäre. Doch weit gefehlt. Es handelt sich schlicht um eine Dokumentation «über Mode», die letzten März in einer Privatvorführung am «British Film Institute» im Rahmen des Londoner LGBT Film Festival gezeigt wurde. Dior and I (Dior und ich) von Frédéric Tcheng hat eine gewaltige Wirkung. Darin zeichnet der Cineast anlässlich Raf Simons erster Haute-Couture-Kollektion im Juli 2012 dessen erste Schritte bei Christian Dior nach. So werden die Kulissen Diors zum idealen Hintergrund, um die Ursprünge von Talent und Kreativität zu erkunden. Der Film zeigt unveröffentlichte Bilder von Monsieur Dior aus den Archiven über den ersten Kontakt des neuen künstlerischen Leiters des Hauses mit dem Team und erinnert damit an schöpferische Zweifel der beiden kreativen Köpfe, ihre Fragen über die Fundiertheit ihrer dauerhaften Entscheidungen, ihr Protestgeschrei, und an die den beiden eigene fast schon krankhafte Schüchternheit. Man kann über diese Haltung lachen, die sich beinahe im Spiegel der Zeit durchsetzt, doch sie zeigt nichtsdestoweniger ein ungewöhnliches Engagement im Dienste eines Berufes, der bis vor kurzem noch als belanglos galt. MODEDOKU Der Film Dior und ich ist keine Ausnahme. Die Anzahl der Modedokumentationen, die aus dem Spätprogramm – nach 22 Uhr – heraustreten und auf der Kinoleinwand einem breiteren Publikum angeboten werden, steigt stetig an. Zur grossen Freude der Regisseure, die sich mit spezialisierten Themen und einem Budget, das nur selten aus Hollywood kommt, plötzlich an der Spitze echter Blockbuster wiederfinden. Der 2008 erschienene, äusserst amüsante Film Valentino: The Last Emperor von Matt Tyrnauer (an dem auch Frédéric Tcheng beteiligt war) um den Werdegang des Designers und seine persönliche und berufliche Beziehung zu Giancarlo Giametti, spielte 2009 1,7 Millionen Dollar ein. 2011 erschien der Film Diana Vreeland: The Eye Has to Travel von der Enkelin der Journalistin, Lisa Immordino Vreeland – auch hier assistierte Frédéric Tcheng –, der in 86 Minuten das extravagante Leben der ehemaligen Chefredakteurin der Magazine Harper’s Bazaar und Vogue, und späterer Beraterin des «Metropolitan Museum of Art», New York zusammenfasst. Er spülte eine Million Dollar in die Kassen. Von The September Issue von R. J. Cutler 2009 über Mademoiselle C von Fabien Constant über Carine Roitfeld 2013 – wenn auch nicht alle Modedokus den gleichen Erfolg haben, so zeugt doch die schiere Tatsache, dass es sie gibt, von einem neu erwachten Interesse. Dazu kommen noch die Studien über Mode, die vom Fernsehen produziert werden und auch als DVD erscheinen. Wenn man weder die «urwüchsigen» Produktionen wie Le Jour d’avant von Loïc Prigent für Arte, noch sein Habillé pour… mit Mademoiselle Agnès auf Canal+ leid war, konnte man 2013 mit grosser Freude die dreiteilige Serie Fashion! von Olivier Niklaus, erneut für Arte, und 2014 die Chroniques d’une décennie de mode von Véronique Legende auf Stylia entdecken. Die Dokumentationen wurden aus soliden Archivmontagen zusammengeschnitten und mit pädagogischen Kommentaren auf den neuesten Stand gebracht. Wenngleich Zweck und Ziel komplett

Jean-Paul Gaultier bei der Arbeit.

Erin O’Connor in Alexander Mcqueen, Ausstellung Savage Beauty im «V&A».

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STYLE verschieden sind, so könnte man doch die jüngsten Erfolge des fiktionalen Films um Yves Saint Laurent ebenso auf diese Rechnung rund um die Haute Couture setzen.

EINE INSZENIERUNG DES KÖNNENS Das Resümee der Ausstellung von Pamela Golbin über Dries Van Noten, Inspirations, im «Musée des Arts décoratifs» letztes Jahr, die noch stärker auf den kreativen Aspekt der Mode im engeren Sinne des Wortes fokussiert war, zeigte sich nicht weniger brillant: 160 000 Besucher in acht Monaten, bevor die Ausstellung nach Antwerpen umzog. Die göttliche Jeanne LanvinAusstellung von Olivier Saillard im begrenzten Raum des «Palais Galliera» schrieb mit 45 000 Besuchern kaum fünf Wochen nach Eröffnung (zum Zeitpunkt der Befragung) schwarze Zahlen. Dies hat eventuell sogar 60

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Raf Simons in Dior und ich

Karl-LagerfeldAusstellung Modemethode in Bonn.

Valentino, The Last Emperor.

FOTOS : KOEN DE WAAL, PIERRE ANTOINE, EMIL LARSSON, 2014 REX, COURTOISIE FENDI ARCHIVES, CONDÉ NAST PUBLICATIONS INC

MODE IM MUSEUM Der Hunger nach Mode unter einem kulturellen Blickwinkel seitens eines breiteren Publikums gibt sich im Übrigen nicht mit Dokumentarfilmen zufrieden. Auch Modeausstellungen sind zu beliebten Veranstaltungen geworden. Selbst wenn die Besucherhorden, die in langen Schlangen auf diese besonderen Vorführungen warten, selten Modekonsumenten sind, wenn man einmal von Parfüms oder Accessoires absieht – wer hätte gedacht, dass solche Massen von Mode und Luxus derart fasziniert sind? Es ist sicher kein Zufall, dass die erste grosse Rückschau, die ein breiteres Publikum jenseits der Modeszene anzog, Yves Saint Laurent gewidmet war. Und noch dazu unter Diana Vreelands Regie, 1983 in New York. Vom «Metropolitan Museum of Art» aus hat sich ihr Erfolg in der ganzen Welt verbreitet. Dreissig Jahre später haben sich die monografischen Ausstellungen über Designer vervielfacht. Seit 2011 hatte die von Nathalie Bondil kreierte Ausstellung im «Musée des Beaux Arts» in Montreal über Jean-Paul Gaultier – die ebenso verspielt ist wie die Persönlichkeit des Modeschöpfers – mehr als 1,4 Millionen Besucher, bevor sie überhaupt ins Herz der Galerien im «Grand Palais» in Paris vordrang. Die Reise führte über neun Etappen von Dallas über Madrid und Rotterdam nach San Francisco, durch Städte, die sowohl vom Talent des Designers als auch von der zeitgenössischen Darstellung begeistert waren. Auch die Ausstellung über das düstere Werk von Alexander McQueen 2011 im «Met» in New York hatte über 660 000 Besucher, was sie innerhalb des Museum zur achtmeist besuchten Ausstellung macht. Savage Beauty, just im «Victoria & Albert Museum in London zu Ende gegangen, gab eine vollständigere Version vom Testament des 2010 verstorbenen Designers ab. Noch vor der Eröffnung in London hatten bereits 70 000 zukünftige Besucher ihre Eintrittskarten vorbestellt. Und auch dort wurden die Warteschlangen immer länger, um diese spektakuläre musikalische, testamentarische und äusserst dunkle Inszenierung eines Talents zu sehen, das definitiv einen Platz im Museum verdient. Natürlich zog auch die «David Bowie is»Ausstellung – die von der Öffentlichkeit ebenfalls als Kurzfassung des Stils wahrgenommen wird – seit der Eröffnung 2013 mehr als 300 000 Besucher ins «Victoria & Albert Museum». Nach einer Reise, die von São Paulo über Chicago nach Berlin führte, hat die Anhäufung von hyperinszenierter und gleichzeitig emotionsgeladener Musik und Mode ein breites Publikum nach Paris in die «Neue Philharmonie» gelockt.


STYLE

Ausstellung Jeanne Lanvin im «Palais Galliera».

den Rekord des letzten Jahres mit mehr als 155 000 Besuchern im frisch renovierten Gebäude (Die 1950er Jahre) gebrochen, die Ausstellung läuft noch, während dieser Artikel entsteht. Heutzutage sind sogar sehr spezielle Exhibitionen, die ein präzises Gebiet zum Thema haben, ausgebucht, zum Beispiel die Ausstellung über die junge, avantgardistische Designerin Iris Van Herpen, die im letzten Jahr in der «Cité Internationale de la Dentelle de Calais» stattfand: 21 000 Besucher in elf Monaten. Ganz recht: in Calais! Selbst die grosszügige, nichtsdestotrotz gelehrte Ausstellung über Knöpfe (Die Mode aufknöpfen) in den «Arts Décoratifs» in Paris, die im vergangenen Februar eröffnet wurde, verzeichnete bereits 35 000 Besucher in den ersten neun Wochen. Doch diese vielsagenden Zahlen werden höchstwahrscheinlich sehr schnell von Modemethode in den Schatten gestellt werden. Die Ausstellung wird von Lady Amanda Harlech in der «Bundeskunsthalle», Bonn (bis 13. September) organisiert und dreht sich um das künstlerisch fruchtbare Leben ihres Freundes Karl Lagerfeld. So kommt es, dass dort, wo die kreativen Garderoben sich nur schlecht verkaufen, zumindest im alten Europa, die kulturelle Dimension der Mode nie begehrter war. Das kann nur als gutes Zeichen für die Zukunft des Sektors und der Gesellschaft im Allgemeinen bewertet werden. Wie Pierre Bergé 2005 anlässlich eines Projektes der YSL-Ausstellung in Sankt Petersburg sagte: «Ich bin links und Atheist. Männer und Frauen meines Schlages haben die Kirchen leergefegt und die Museen gefüllt. Vielleicht ist die Kultur zur neuen Religion geworden. Doch da die ursprünglichen Religionen sich heutzutage im schlechtesten Licht präsentieren, kann man darüber nur froh sein!»

Kreation von Elsa Schiaparelli, 1937, in der Ausstellung Die Mode aufknöpfen in Paris.

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STYLE Christopher Kane

Burberry Prorsum

LONDON

Wieder einmal hat London eine grosse Diskrepanz geschaffen. Auf der einen Seite wohletablierte, stark codierte H채user, die sich auf den neuesten Stand zu bringen wissen, auf der anderen Seite eine neue, innovative, jedoch nostalgische Garde, die von einer Vergangenheit besessen ist, die sie nie kennengelernt hat. Von K A REN ROUACH

Simone Rocha

FOTOS:

Giles

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THEMA STYLE

Gareth Pugh

FOTOS: ZVG; MARCIO MADEIRA

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er erste Beweis findet sich auf dem Laufsteg von Jonathan Anderson, wo eine Gruppe Nachtschwärmer der 1980er-Jahre am Vorabend des Falls der Berliner Mauer defiliert. Der Modeschöpfer entwirft eine Garderobe für Partygirls dieser Zeit, die ihre Kleidung ohne Angst vor Stilbrüchen als Ausdrucksmittel verstehen. Eine andere Designerin, die in Erscheinung tritt, ist Simone Rocha. Sie hat ihre neue Kollektion um die Arbeit der Künstlerin Louise Bourgeois herum gegliedert. Die mit abgerundeten Passen und Tapetenmuster gefütterten Ensembles aus Samt stellen eine schöne Hommage dar, besass die Familie der Künstlerin doch einst eine Tapetenfabrik. Mary Katrantzou wiederum hat auf eine Mischung aus viktorianischem «Maximalismus» und zeitgenössischem Minimalismus gesetzt. Die atemberaubenden Dufflecoats in 3D tanzen angesichts der strengen Kleider in Barockoptik aus der Reihe, doch die Verbindung funktioniert wunderbar. Als Poesieliebhaber hat Matthew Williamson diese Saison an die Grenze der 1970er-Jahre verlegt, zur Stunde des Kultes blühender Natur. Eine Reflexion über den Mythos der «Blumendame», lediglich durch ein Liberty-Motiv dargestellt und mit einer Palette Technicolor und einer Auswahl unterschiedlicher Schnitte als Massstab neu erdacht. Das Duo Peter Pilotto/Christopher De Vos geht etwas weiter und setzt, ganz dem Zeitgeist entsprechend, die Arbeit an den Drucken fort. Ein Motiv im Tetris-Stil bildet hier den Schmuck für eine visuelle Spielerei im Geiste der Sechziger, graphisch und hypnotisch mit einer Prise Futurismus. Christopher Kane dagegen schneidet ohne Umwege die Themen Liebe und Erotik an. Seine Kollektion übersetzt Liebesregungen direkt in Kleidung – mit Hilfe von Zeichnungen ineinander verschlungener Liebender in suggestiven Positionen, aber auch mit Hilfe subtilerer Metaphern wie einem schlagenden Herzen, das auf einigen Stücken dieser gewagten Kollektion durch Zickzacklinien dargestellt wird. Gegenüber passen sich die Säulen der englischen Mode zwischen Tradition und Moderne an. In Bohème-Stimmung hat Christopher Bailey mit Treffsicherheit für Burberry Prosum eine überarbeitete Seventies-Silhouette geliefert, die beinahe an Hippiemode grenzt, mit Fransenponchos, Jacken in Boutistechnik (Quiltstickerei) und Overknee-Stiefel in Wildlederpatchwork. Paul Smith hat seine

typischen Drucke gegen eine äusserst zurückhaltende Eleganz eingetauscht, die das Maskuline streift, ohne jemals in den Unisex abzugleiten. Ein Lob des guten Geschmacks. Eine weitere Vertreterin des englischen Chic ist Margaret Howell, die immer wieder das gleiche, unverbesserliche Mädchen, an dem ein Junge verlorengegangen ist, darstellt. Der Look, für den sie sich seit Jahrzehnten einsetzt, ist äusserst minimalistisch mit einer androgynen Prise und passt dennoch stets zum aktuellen Geist der Mode. In einer von klassischer Strenge und Shakespear’scher Tragödie angespannten Atmosphäre hat Giles Deacon ein wahres Gedicht enthüllt. Diesem wird durch eine vom 16. Jahrhundert inspirierte Garderobe und die grossen Gestalten der Epoche Ausdruck verliehen. Eine beinahe mystische Wintergarderobe, die gut mit spektakulären Abendkleidern ausgestattet ist. Vivienne Westwood, die sich im letzten September als militante Befürworterin der schottischen Unabhängigkeit gezeigt hatte, präsentiert für ihre Red Label-Strecke ein geheimnisvolles, rebellisches, widerspenstiges Mädchen, sehr punkig, mit vielen kulturellen Anspielungen auf die 1980er-Jahre. Alice Temperley, die Lieblingsdesignerin Kate Middletons, hat eine mondäne Garderobe enthüllt, natürlicher als in der Vergangenheit mit einem unbestreitbar nomadischen Einfluss. Ansonsten hat Gareth Pugh den Kalender in dieser Saison leicht durcheinander gebracht, da er nicht wie sonst Paris, sondern ausnahmsweise London für seine Modenschau gewählt hat, um das zehnjährige Jubiläum seiner gleichnamigen Linie zu feiern. Wahrhaftig eine Reise in die Finsternis an den Tisch Lord Draculas, die mit der in London regierenden naiven Bohème bricht. Mithilfe gerader Schnitte, Goth-Materialien und Opernassoziationen zeichnet Pugh eine rotglühende Kriegerin, die, ohne sich einmal umzusehen, ihrem unentrinnbaren Schicksal entgegengeht. Am Abend feierte Delfina Dellettrez die Eröffnung ihres neuen Londoner Schmuckkästchens; Coach stiess in der Serpentine Gallery auf die Zusammenarbeit mit dem Künstler Gary Baseman an; Natalia Vodianova und Karlie Kloss sammelten dank ihrer Wohltätigkeitsgala Spendengelder für die Organisation «Naked Heart»; unterdessen enthüllte Prada das neue Kapitel des Projekts «The Iconoclasts» in der Boutique in Mayfair. Es war viel los in Swinging-London! SEPTEMBER 2015

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STYLE Prada

MAILAND

Rein äusserlich ist Mailand exzentrischer als in der Realität und bot eine bewundernswerte Woche: sehr festlich, von einer gesunden Portion Nostalgie erfüllt und gleichzeitig optimistisch im Hinblick auf den Nachwuchs, der von den ganz Grossen lernen durfte. Offensichtlich bringt die Italienerin stets alle zum Träumen, egal, wie die ästhetische Stimmung gerade ist. Von K A REN ROUACH

Moschino

FOTOS: ZVG; MARCIO MADEIRA

Philipp Plein

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STYLE

Versace

M

ailand ist also eine Party. Zumindest für Philipp Plein, der niemals die Masslosigkeit bemisst. Ein russischer Berg als Bühnenbild, Güterwagen voller Models, Azealia Banks als Showeröffnung… und Kleidung, echte Kleidung, die man auf der Strasse an Frauen sieht: Hauptsächlich Jogginghosen aus Leder im Kroko-Stil, die mit Gurten getragen werden – der Inbegriff der «Sportmode». Doch das Ereignis der Saison stellte zweifellos das überraschende Lifting bei Gucci dar. Nach dem vorzeitigen Weggang von Frida Giannini präsentierte ihr Nachfolger und ihre ehemalige rechte Hand Alessandro Michele seine erste Kollektion. Lederne Plissée-Midi-Röcke, zerknitterte Anzüge, Volant-Kleider, zweifarbige Pelze, transparente Blusen mit Schluppe, blumige Kostüme und Hosen in Tapetenoptik sowie pastellfarbener Samt und feine Spitze komponieren den neuen Vintage-Stil, der ganz sicher eine jüngere, anspruchsvollere Kundschaft anlocken wird. Auch bei Jeremy Scott ist Party angesagt: Er schiebt die Barbie aus dem letzten Sommer beiseite, um seiner Rückkehr zum Burlesken besser folgen zu können. Und bei Moschino bereitet man sich mit einem Arsenal von den 1990erJahren entlehnter Streetwear auf den Winter vor. Bugs Bunny, Daffy Duck und Droopy finden sich auf Oversize-Sweatshirts, Taschen und sogar auf Abendkleidern wieder. Dabei ist nicht einmal genug Zeit, all das zu verdauen, denn die Kollektion ist schon in den Strassen Mailands: Tatsächlich ist ein Teil bereits am nächsten Morgen erhältlich… verblüffend! Auf den Laufstegen wird eine neue Manie deutlich, eine Obsession der Designer, in den Archiven des Hauses zu wühlen, für welches sie wirken, und manchmal liegen sie da gar nicht so falsch, solange es sich um geschichtsträchtige Häuser handelt. Alles dreht sich nur noch um Hommagen an und Verweise auf die Vergangenheit. Das trifft vor allem auf Donatella Versace zu, die noch immer zwischen der realen und der virtuellen Welt schwankt. Ihre Kollektion kommt um das Logo herum zur Geltung, eine Manie der 1990er-Jahre, die nun wieder zum aktuellen Geschmack passt. Die griechischen Friese, die Gianni Versace so lieb und teuer waren, sowie die Buchstaben VERSACE sind daher auf die meisten Stücke aufgestickt oder aufgedruckt. Ebenso hat Peter Dundas, für den es anscheinend die letzte Modenschau war, Emilio Pucci gehuldigt, indem er gewisse Leitsterne des Hauses wie Kleider in abgestuften Farbtönen, Samthosen, bedruckte Seidenblusen und schwarz-weisse Ensembles mit geometrischen Motiven neu

aufleben liess. Von der raffinierten Architektur des Palais de la Civilisation Italienne, dem neuen Sitz von Fendi in Rom, inspiriert, schreiben Karl Lagerfeld und Silvia Venturini Fendi buchstäblich für eine äusserst geometrische Kollektion daraus ab. Domenico Dolce und Stefano Gabbana wiederum servieren in jeder Saison das gleiche Gericht, so unrealistisch es auch erscheinen mag. Eine ordentliche Portion Italien und die perfekte Bilderbuchfamilie. Das Rezept funktioniert so gut, dass das Duo sogar noch weitergeht und anstandslos der «Mamma» huldigt. In den Augen von Dolce und Gabbana erscheint diese hochschwanger in Gestalt der überwältigenden Muse Bianca Balti, oder aber mit ihrem Kind im Arm, in mit Kinderreimen und naiven Zeichnungen bestickten Kleidern. Eine bezaubernde Kollektion eines eindeutig utopischen Lebens, das absolut nicht zur Brutalität unserer Welt passen will… aber träumen ist schliesslich erlaubt. Viele Kollektionen kreisen um eine Phantasie: die der italienischen Frau. Doch wer ist sie wirklich? Bei Max Mara ist sie wollüstig und verhängnisvoll, trägt einen maskulinen Überzieher und flaniert Tag und Nacht in zeitloser Kleidung – eine augenzwinkernde Anspielung auf die italienische Eleganz der 1950er-Jahre. Bei Roberto Cavalli ist sie sich ihrer Macht der Verführung sicher und drapiert sich in Musselinbahnen in leuchtenden Farben, glänzenden Drucken und Lamé durchwirkten Strukturen. In den Augen von Alberta Ferretti ist die Italienerin romantisch, schwört einzig auf Spitze, toleriert jedoch ein paar Ethno-Drucke. Neben den Säulen der Mode bleibt jeder auf seinem Platz, hält sich ausserhalb der Launen und besinnt sich auf die eigenen Wurzeln. Miuccia Prada hat hübsche Retro-Puppen gezeichnet, die alle im «Jersey-Neopren-Look» angezogen sind. Die teils zweireihigen Hosen und Jacken bestehen aus dem innovativen Material, genau wie die Baby-Doll-Kleider in Pastellfarben und Molekülmotiven, ab und zu mit Kristallen bestickt oder mit Bändern aufgestockt. Die Modeschöpferin erforscht anscheinend den Unterschied zwischen natürlicher und genetisch veränderter Schönheit. Bei Etro hat die Stunde der Seventies geschlagen, und die der damit einhergehenden Bohème. Die Designer setzen ihre Arbeit an nomadischen Drucken fort und erarbeiteten eine eklektische, hypnotische Kollektion. Die Frau bei Bottega Veneta eignet sich nonchalant eine multiple Garderobe an, die von Individualität geprägt ist. Gelobt sei die Hose, die in maskulinen Schnitten, geometrischen Motiven und einer ungewöhnlich lebhaften Farbpalette daherkommt, während die Kleider diskreter präsentiert werden. Ansonsten bietet Giorgio Armani einen Überschwang an Blau und Chagall-Drucken; Dean und Dan Caten für Dsquared2 nehmen uns mit nach Kanada und schmücken sich mit jeder Art von Ponchos und Pelzen; Angela Missoni bietet überraschende, körperbetonte Ensembles aus Lurex; Consuelo Castiglioni bei Marni designte Marni; der neue künstlerische Leiter bei Jil Sander (Rodolfo Paglialunga) schreitet weiterhin auf dem Weg des Minimalismus einher, während Massimiliano Giornetti sich für Salvatore Ferragamo mit der Geometrie der 1930er-Jahre beschäftigt. Die Letzten auf dem Kalender wurden unbestritten von den Grössten beeinflusst und machen zu Recht von sich reden. Fausto Puglisi erliegt dem festlichen Charme der 1980er-Jahre in einer Optik, die eindeutig von der Kühnheit Versaces inspiriert wurde. Massimo Giorgetti für MSGM hat sich für den taillierten Schnitt und damit für die Handschrift von Salvatore Ferragamo entschieden, der die Silhouetten in einer beinahe-Sixties-Atmosphäre strukturiert. Giamba, die neue Linie von Giambattista Valli, ist ein freudiges Geheimnis in extrem aktuellem Look. Am Abend feiert Giambattista Valli bei 10 Corso Como seine Zusammenarbeit mit 7 for All Mankind; Pomellato enthüllt Fotos einer Kampagne mit seiner neuen Muse Salma Hayek; Mark Ronson gab ein Privatkonzert für Emporio Armani; Missoni empfing zu Hause; Tod’s stellt im «Palais d’Art Contemporain» Werke von David Bailey aus, während sich die Redakteurinnen um eine Reservierung bei Bice, einem der besten Restaurants der Stadt, wo offenbar über die Zukunft der Mode entschieden wird, streiten. SEPTEMBER 2015

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THEMA STYLE Moncler Gamme Rouge

PARIS

Vielfalt und Reichtum sind in dieser Saison die Waffen der Pariser Kollektionen. Die weltweite Öffnung der Stadt sowie die extreme Heterogenität der luxuriösen Kollektionen, die dort präsentiert werden, garantieren ihr den unangefochtenen Platz als Modehauptstadt der Welt.

B

ei der Konferenz am Abend vor der Eröffnung der Pariser Modewoche hat die Visionärin und Trendforscherin Li Edelkoort ihr Anti-Fashion-Manifest veröffentlicht. Die absichtlich provokante Erklärung mit dem Untertitel «Zehn Gründe, warum das System der Mode überholt ist» wies auf die zahlreichen Mängel einer Branche hin, der ihre eigene Dynamik den Atem geraubt hat. Sie signalisiert unter anderem den Mangel an konzeptueller Innovation aktueller Designer, sieht eine Zukunft der Mode in einer möglichen Rückkehr zu «echter Kleidung» voraus, Rückkehr zum Handwerk und zu den Ateliers vor dem Prêt-à-Porter. Der Wunsch nach Luxus, Exzellenz, Ausnahme und Kreativität sei in der Tat das einzige Mittel gegen den permanenten Verkauf zu Spottpreisen von Mode populärer Marken in grossem Stil. Diese seien allerdings die Einzigen, die heutzutage dank der niedrigen chinesischen Löhne rechtzeitig abspringen würden. Eingedenk dessen, nach zehn intensiven Tagen voller Modenschauen, Abendessen und Soirées, scheint die Pariser Fashion Week der Herbst-und Winterkollektionen 2016 noch weit davon entfernt, ihren Titel als Meisterin der kreativen Mode abzutreten. Gewiss, die Zeiten der kreativen, spektakulären Extravaganz der 1980er-Jahre sind ebenso vorbei wie die Revolutionen – wie die des Minimalismus – der 1990er-Jahre und die globalisierte Unbekümmertheit der Milleniumsjahre. Inmitten der 2010er-Jahre tauchen strukturelle Fragen auf, und jede Marke reagiert auf ihre Weise. Bei Dries Van Noten 80

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bekräftigt die Treffgenauigkeit der Ost-West-Mischung die Qualität des Geschmacks dieses unabhängigen Designers, der einen ihm eigenen, reichen Stil zu etablieren wusste. Eine zeitgenössische, aber gleichzeitig sehr couturehafte Haltung. Bei Carven verleihen Adrien Caillaudaud und der neu hinzugekommene Alexis Martial der hauseigenen Junior-Mode eine elektrisierende, bunte, florale Modernität, die unter der neuesten Leitung von Guillaume Henry unerlässlich geworden ist. Diese Dynamik bewegt auch Sébastien Meunier, seit zwei Jahren Nachfolger von Ann Demeulemeester. Seine düstere Goth-Kollektion setzt das Werk der Modeschöpferin fort und führt ihm gleichzeitig neue Energie zu: rockig, sinnlich, manchmal sogar sexuell. Das 15-jährige Jubiläum des Designers Alber Elbaz bei Lanvin und der 130. Geburtstag des Hauses veranlassen den Meister, sich von seinem Motiv zu lösen – eine modernisierte Version der Geschichte Lanvins – und noch stärker seine eigene Geschichte in die Kollektion einzubringen. Ein frischer Wind aus Nordafrika bläst über die gesamte urpariserische Gypset-Garderobe. Dieses Bedürfnis nach Neuerung teilt auch Raf Simons bei Dior. Seine Kreativität nach zwei Jahren im Haus ist nie treffsicherer gewesen. Das Ergebnis: Seine sowohl sinnliche, als auch von der Natur beeinflusste Kollektion erzwingt einen willkommenen, positiven Modernismus. Diese Reife scheint besser für Isabel Marant geeignet. Die Modeschöpferin weiss in der Tat ihrem Stil treu zu bleiben und ihn dabei

FOTOS: ZVG; MARCIO MADEIRA

V o n P AT R I C K C A B A S S E T


STYLE

Chanel

Louis Vuitton

in jeder Saison sanft zu erneuern. John Galliano war sich selbst immer treu. Das beweist er einmal mehr im Rahmen seiner ersten Kollektion für Maison Margiela. Die Linie feiert die Individualität und gibt eine neue Richtung für das Haus vor, was nur gut sein kann. Die von Li Edelkoort angekündigte Rückkehr zur Couture wurde offenbar ernst genommen, vor allem bei Balenciaga. Alexander Wang bearbeitet die statuesken Formen der experimentellen Kollektionen des grossen Cristobal Balenciaga mit einer Unerbittlichkeit, die dem goldenen Zeitalter des Couturier würdig ist. Er ist allerdings nicht der einzige, der ohne Nostalgie, aber beherzt, den Weg in diese stark an die 1950er-Jahre erinnernde Richtung mit strengen Harmonien in schwarz, weiss und grau einschlägt. Die bescheidenere, aber treffsichere Kollektion des Australiers Martin Grant widmet sich, ebenso wie die äusserst sinnliche und biegsame Kollektion der spanischen Designerin Sybilla, der modernisierten Rückkehr zu einer Näh-Ästhetik, die in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Ein weiterer Trend des kommenden Winters ist die Natur, die sich in Form von bearbeiteten Grüntönen durchsetzt. Diese Hommage an Wälder, Bäume und Blätter wandelt sich bei Elie Saab zu einem luxuriösen Register. Der Öko-Chic nimmt bei der urbanen Öko-Kriegerin von Kenzo eine etwas jüngere Wendung und gipfelt schliesslich in einer Woge militanter Öko-Punks bei Vivienne Westwood. Die erste Kollektion von Guillaume Henry für Nina Ricci positioniert sich etwas zivilisierter zwischen Härte und Sinnlichkeit. Die hier herrschende anerkannte Eleganz macht diese Linie zu einer der am heissesten ersehnten des kommenden Winters. Phoebe Philo wirft die Nüchternheit, die oft mit der Kollektion bei Céline in Zusammenhang gebracht wird, mit Zebradrucken, blumigen Stoffen, Tierillustrationen, Patchwork-Materialien und Spielen mit aufgedeckter Draperie durcheinander. Das Ganze strahlt vor Individualität jenseits aller Trends, einer Freiheit des Ausdrucks, die die Essenz der Mode bildet. Die 1960er-Jahre, vor allem gegen Ende, beeinflussen ebenfalls zahlreiche Designer. Der begabteste unter ihnen, Giambattista Valli, hat sich in dieser Saison von seinem Motiv mitreissen lassen: reich verzierte Trapezkleider und A-Tuniken auf Hosen. Eine reiche Kollektion, die er mit noch grösserer Schlichtheit in der Linie, die er für Moncler Gamme Rouge konzipiert, zur Räson bringt. Ein markanter Scherenschnitt für den nächsten Winter im Zeichen des Reitsports. Wenn es einen Bereich gibt, in dem man Hedi Slimane in letzter Zeit vergeblich sucht, so ist das der Sport. Er steht noch immer unter dem Einfluss von Vintage-Streetwear, und seine Rock-Kollektion für Saint Laurent legt Motorradjacken aus luxuriösem Leder über Mini-Glockenröcke mit Unterrock. Die goldene Jugend der

ganzen Welt wird hier Kultreferenzen wiederfinden: Madonna in «Susan...verzweifelt gesucht»zu den neugemischten Hits von «Siouxsie and the Banshees», über die Darstellung von Emilie Strange oder Videos von Courtney Love. Die grossen Klassiker der Saint Laurent-Garderobe werden energisch umgeworfen, zum grossen Glück der anspruchsvollen Fans des Hauses – und all derer, die es heute entdecken. Karl Lagerfeld, dem es nie an Ideen für seine Modenschauen mangelt, hat sich eine «Brasserie Gabrielle» für Chanel im Grand Palais vorgestellt. Eine Art, Paris und die für die Marke so wichtigen Pariserinnen zu feiern. Seine zugleich nonchalante wie komplexe Kollektion häuft Materialmischungen an, schöne Stücke und Accessoires in einem freien, idealen Mix. Grosse Chanel-Momente! Mit einer Absicht, die nur ihnen allein gehört, entwickeln Maria Grazia Chiuri und Pier Paolo Piccioli ihren Stil im Dienste Valentinos weiter. Sie werden in dieser Saison von dem Maler Gustav Klimt und dem Couturier Ossie Clark beeinflusst und variieren beherzt nüchterne, schwarz-weisse Handschriften, vielfarbige Stickereien, ultimative Zusammenstellungen von Spitze, Verbindungen lockerer Maschen und verwirrender Schleier. Auch hier ist die Anmut zu Gast. Bei Louis Vuitton finden sich die Schätze aus der grosszügigen Kollektion von Nicolas Ghesquière in der Accessoires-Abteilung. In dieser Saison komponiert er eine komplette und polyvalente Garderobe für Tag und Nacht und häuft Verbindungen von Materialen und Dekor mit einem sicheren Know-How aufeinander. Die Schuhe und die Taschen bilden regelrechte Kunstwerke, die es wert sind, gesammelt zu werden. Miuccia Prada wird noch immer von den 1950er- und 1960er-Jahren Amerikas beeinflusst und ruft die Barbie-Garderobe dieser konsumreichen Zeit zu Miu Miu. Collagen ungleicher Materialien, riesige Tartans, Leoparden und Reptilien in grossen Motiven, überproportionale Volants oder vorspringende Knöpfe erinnern an Kinderschmuck, der für Puppenträume handwerklich hergestellt wurde. Wenn man sie in Lebensgrösse überträgt, behalten die Proportionen etwas leicht Verzerrtes und machen aus dem Arsenal von gestern eine fantastische Garderobe von heute. Wie soll man da nicht auf die Bedeutung debütierender Marken kleiner Designer in der kreativen Dynamik von Paris aufmerksam machen? Angefangen von der brutalen, kollaborativen, arty-haften Garderobe von Each x Other bis hin zu der surrealistischeren von Jacquemus, und von der genauen, einfachen, aber niemals langweiligen Kollektion von Cédric Charlier zu der eher techno-cartoonesken von Alice Knackfuss (noch eine Belgierin), über die kostbaren Forschungen des jungen Coperni-Duos oder die etwas stammartigeren, aber entschieden schicken von Esteban Cortazar: Hier spielt die Musik! Im Gegensatz zu der quantitativen Aneinanderreihung anderer Modehauptstädte nimmt Paris die Herausforderung der Qualität und Vielfalt an. Eine Gewinner-Strategie.

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STYLE

AVANT-GARDE

Die zeitgenössische Kunst hängt ausserhalb der Galerien. Mäntel, Capes, Kleider, Overalls und Make-up stellen sich als kühne, graphische Kreationen dar. Wenn auch nicht alle die Unterschrift von Künstlern tragen, so sind doch alle von den grossen Meistern von gestern und heute inspiriert. Um die eigene Avant-Garde einzufordern.

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Christian Dior

Christian Dior

Riccardo Tisci für Givenchy

Loewe

Delpozo

Roksanda Ilincic

Bottega Veneta

Marc Jacobs

Carolina Herrera

V o n P AT R I C K C A B A S S E T u n d M AT H I L D E B E R T H I E R


J.W. Anderson

FOTOS: ZVG; MARCIO MADEIRA

Vivienne Westwood

Mugler

Blumarine

Blumarine

Valentino

Balmain

Balmain

Loewe

STYLE

DISCO BEAT

Licht, Pailletten, Musik: Diese Welt vibriert bei 120 bpm. Sie ist eher nachtaktiv und schm체ckt sich mit Farben, glitzernden F채den, Gold, Silber oder Spotlight-Flashes. Wenn die optische Faser durchschlagend textil wird, bis zum Ende der Nacht! SEPTEMBER 2015

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JustCavalli

STYLE

LEO-PARTY

Miu Miu

JustCavalli

Louis Vuitton

Marc Jacobs Kenzo

Roberto Cavalli

Hedi Slimane f端r Saint Laurent

MaxMara

Animal Prints feiern ein Comeback, diesmal aber in so herrlich bunten Fantasiefarben und Konstellationen, dass man meint, Disney h辰tte die Prints entworfen. F端r mehr Spass und vor allem ganz viel Farbe an tr端ben Herbst- und Wintertagen.

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Dries Van Noten Narciso Rodriguez

Carven Stella McCartney

Philosophy di Alberta Ferretti

Emporio Armani

STYLE

Stella McCartney

AUFMARSCH

Die neuen Hosen, extrem weit oder elegant gedreht, fliessend oder strukturiert, aber immer mit einer hohen Taille, sie d端rfen sogar als Latzhose in Erscheinung treten. So vielseitig, dass man Lust bekommt, sie mehrmals am Tag zu wechseln.

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Erneut triumphieren Verschönerungen und Dekor. Volants, Bänder, Spitze, Gipüren, Draperie und Plissee drängen sich in eine romantische Silhouette in Schwarz-Weiss. Die hochgeschlossenen Kragen, die mit langen Perioden untadeliger Keuschheit assoziiert werden, laden dennoch zu einer gewissen Sinnlichkeit ein. Eine neo-gothische Voreingenommenheit in energiegeladener Atmosphäre. 86

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Valentino

DIE NEUEN VIKTORIANER

Blindtext

Haider Ackerman Valentino

Alexander McQueen

Gucci

Alberta Ferretti

Rodarte

STYLE


Hermès

Giambattista Valli Lanvin

Emilio Pucci

DSquared2

Etro Burberry Prorsum

STYLE

Chloé

GYPSET

Der Hippie-Look, der in den 1970er-Jahren aus Kathmandu kam, schmückt sich nun mit neuer Eleganz. Blumige Baumwollstoffe, persischer Musselin, Jacquards mit orientalischem Tapetenmuster und Patchwork aus bunten Drucken kommen in luxuriöser Version daher. Für einen Alltag, der gleichzeitig Gypsy und Jet-Set ist. SEPTEMBER 2015

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STYLE Chloé

MAXIMANTEL

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Emilio Pucci

Narciso Rodriguez

Narciso Rodriguez

Lanvin

Emilio Pucci

Dries Van Noten

Chloé

Der Winter ist hart? Diese langen, romantischen Mäntel wissen auch die kältesten Schönheiten zu schützen.


Christian Dior

Delpozo

Giambattista Valli

Prada

Miu Miu

Giambattista Valli

Carven

STYLE

DEBÜTANTINNEN

Sie vereinen ultimative, feminine Frische und aristokratische Eleganz. Wenn sie von der Bildfläche offizieller Extravaganz verschwunden sind (erster Ball, Vorstellung bei Hofe etc.), bringen sie die Mode noch mehr als sonst zum Träumen. Deswegen werden diese mehr als vollkommenen Schönheiten in pastellfarbenen Sixties-Kleidern wiedergeboren. SEPTEMBER 2015

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Jeremy Scott

Olympia Le-Tan

Vivienne Westwood Dolce & Gabbana

Moschino

Moschino Dolce & Gabbana

STYLE

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Olympia Le-Tan

Dieser grafische Trend, der von Comics und Animationsfilmen inspiriert wurde, holt Kinderzeichnungen und cartooneske Reproduktionen in die Mitte einer humoristischen Garderobe. Ein Fun-Style, der bis zum Surrealismus gehen kann. F端r Kidults.

Jeremy Scott

CARTOON


STYLE

BRUTALISMUS

Céline

Victoria Beckham

Marni

Rochas

Fendi

Proenza Schouler

Rochas

Fendi

Balenciaga

Riccardo Tisci für Givenchy

Die Nachkriegsarchitektur profiliert sich in grossen, steifen Kombinationen. Die monumentalen und schützenden Arsenale können sogar die reiche Farbe von Beton wiedergeben. Ein neuer urbaner, radikal verfeinerter Maximalismus.

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STYLE

EINSATZ FUR FELL

LADYLIKE

Es gab modische Zeiten, da ging die Dame von Welt sommers wie winters nicht ohne Handschuhe vor die Tür, ein untrügliches Zeichen für Eleganz. Dieses StylingDetail kommt jetzt zurück und sollte unbedingt in die Hand genommen werden. Der Effekt zu einem Nachmittagskleid oder zum eleganten Anzug ist unschlagbar! 92

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Sacaï

Sacaï

Fendi Prada

Ann Demeulemeester

DSquared2

Giambattista Valli Balenciaga

Die neue Saison kommt mit kuscheligen Details, Fell als Eyecatcher und Detail macht Fur-ore. Auch Accessoires haben sich warm angezogen, tierisch schön!


Elie Saab

Hedi Slimane für Saint Laurent

Fausto Puglisi

Iris Van Herpen Chanel

Elie Saab

Alexander Wang

STYLE

KRIEGER

Wilder Rock stürmt die Abendgarderobe. Leder und Nieten, Gurte, Korsetts und Stücke in Schnüroptik skandieren Botschaften aus der Gothund Heavy-Metal-Szene. Für Kriegerinnen der Nacht, rebellische Amazonen und provokante Punk-Musen.

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MODE

MODE

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FOTO: NACER PAUL

Kolossal: Voluminรถse Formen. Ab Seite 136

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MODE

Lamfelljacke, Pulli aus Cashmere und Seide, Doubleface Wollhose und Lederg端rtel, alles Akris. Pumps, Giorgio Armani.

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MODE

POWER SUPPLY

Es sind starke Aussagen, die man mit der Mode in dieser Saison machen kann. Ob selbstsichere Business Lady, sexy Sirene, verträumte Romantikerin oder abenteuerlustige Entdeckerin – die Kollektionen der TopDesigner bieten für jede Stimmung das perfekte Outfit. Fotografie MICHÈLE BLOCH-STUCKENS

St yling OLIVIA BIDOU

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Wollmantel und wadenlanges Godet-Strickkleid, CĂŠline. Stiefeletten, Azzedine AlaĂŻa.

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Capemantel aus Lammnappa und –fell, Giorgio Armani. Georgettekleid, Gßrtel und Overkneestiefel aus Wildleder, alles Versace.

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Daunenjacke und Stiefelletten aus Wildleder, Fendi. Halsreif aus Plexiglas, Veronique Leroy. Socken, Falke.

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Anzug mit Jacke aus Wolle und Neopreneins채tzen, Wollhose, Wollpullover und Seidenbluse, alles Prada. Ringe, Dior.

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Offiziersmantel aus Wolle, Elie Saab. Stiefelleten, Azzedine Ala誰a.

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Mantel aus mongolischem Lammfell, Ralph Lauren Black Label.

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Cape und Overall aus bedrucktem Samt, Sonia Rykiel. Mokassins, Paule Ka.

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Kurzblazer mit Lurexpunkten, Emanuel Ungaro. Bluse, Hedi Slimane f端r Saint Laurent. Hose, Giorgio Armani.

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Wollmantel mit Hahnentrittmuster, Vinylkleid mit Leopardendruck, Bluse und Ohrringe, alles Miu Miu.

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Baumwolljacke mit Lurex, Hose und Spitzentop, alles Hedi Slimane f端r Saint Laurent.

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Mantel aus Wolle mit Lacklederoberteil, Paule Ka. Shiftkleid im Mustermix, Louis Vuitton. Ringe, Dior.

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Wollkleid, Paillettenkleid darunter, Stiefel aus Lammnappa und Ringe, alles Dior.

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Wolljacke, Seidenbluse, mehrlagiger Organzarock, Jeans, Strassschleife und Glattleder-Derbies, alles Chanel. Model Paulina Panas @ City Models Paris Haare Cyril Laforêt mit TIGI Produkten Make-up Vichika Yorn Assistenz Fotografie Janusz Klepacki Assistenz Haare Marion Bellamy Assistenz Make-up Aurore Gibrien Post-Production Stéphanie Herbin @ alimage.com Wir bedanken uns herzlich bei Walt Disney Studio – Disneyland Paris für die grossartige Gastfreundschaft.

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BORN IN THE , 8O s

Locken wie Brooke Shields, Schultern wie Arnold Schwarzenegger und ein Look wie direkt aus dem Denver Clan entsprungen – die Mode in den 1980er-Jahren hatte unverkennbare Merkmale. Das Beste aus der Zeit ist wieder da, neu interpretiert und für einen Stil, der individueller und selbstbewusster nicht sein könnte. Fotografie MARCELLO ARENA

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St yling GIULIA METERANGELIS


MODE

Wollmantel mit Pelzärmeln, Rollkragenpulli aus Baumwolle, roter Wollrock und Lederpumps, alles Marni. Handschuhe aus Lammnappa, Sermoneta, Kunstharzarmband mit Glitter, Arkimia. BÊret mit Riesenschleife, Philip Treacy London.

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Kleid mit ChemisetteKragen und Glassteinen, Stiefeletten aus Pythonund Glattleder, beides Miu Miu. Handschuhe aus Lammnappa, Aristide.

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Doppelreihiger Tuxedo-Mantel und LamĂŠ-Rock, beides Missoni. Mehrfarbiges Jacquard-Top in Patchwork-Optik, Bottega Veneta. Ohrclips mit Blumen und Fransen, Losselliani.

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Kurzblazer, Satinbluse, Wollpulli und Straussenlederrock, alles Prada.

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Besticktes JacquardStrickkleid, Dior. Zweifarbiger Wollmantel, Boss. Handschuhe aus Lammnappa mit PVC-Besatz, Aristide. Metallene Ohrclips mit Kristallen, Losselliani.

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Jacke aus 3D-Stoff, Issey Miyake. Chenille-Pulli und graue Lederhose, Trussardi. Biker-Handschuhe aus Lammnappa mit Nieten, Sermoneta. Samtenes Turbanband, Donia Allegue.

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Paillettenbesticktes asymmetrisches Cocktailkleid mit Schlitz, Hedi Slimane f端r Saint Laurent.

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Rundhals-Strickpullover mit Fell-Pompons, Emanuel Ungaro. Georgette-Faltenrock mit Hahnentrittmuster, Ermanno Scervino. Silberring mit Pantherkopf, Losselliani. Velourshut, Philip Treacy London. Strumpfhosen, Emilio Cavallini.

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Kleid aus irisierendem Lurex mit Zick-ZackMuster, pinkfarbenen Nerzmanschetten und himmelblauem Schal, Gucci. Ohrringe und Ring aus RosĂŠgold mit Diamanten, beides Damiani.

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Tweedkleid, goldene Brosche, Lederg端rtel und Armreife, alles Chanel. Sonnenbrille, Dolce & Gabbana.

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Strickpulli mit Puff채rmeln, Louis Vuitton. Handschuhe aus Lammnappa im Pop-Art-Dessin, Aristide. Model Niina R채tsep @ D' Management Haare Valerio Sestito @ HM Agency Battaglia Make-up Luca Cianciolo Assistenz Styling Martina Frascari Digitale Bearbeitung Umano

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MODE

Die Trends für den kommenden Winter spiegeln die Vielfalt der USA wider. Vom Stil Jackie O' bis zum präsidialen Hillary C.Look, von WASP bis Folk, von Geek bis Hippie, die Nachfahren der Cowboys und der Indianer prägen die gesamte Modeszene... Fotografie SASCHA HEINT ZE S t y l i n g VA N E S S A B E L L U G E O N & VA N E S S A C O C C H I A R O

Mantel aus doppeltem Jersey, SeidentwillHemd, Pullover aus gemischter Baumwolle, Brosche aus Plexiglas, «Inside»-Tasche aus weichem Kalbsleder, Schuhe aus metallisiertem Leder und Gummi, Prada.

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MODE

Dreifarbiges Abendkleid aus Seide, Salvatore Ferragamo. Armreif ÂŤAnjelicaÂť - Flechtkette aus Messing und vergoldetem Metall, Lanvin.

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Abendkleid mit Blumenaufdruck und Lamé-Patchwork, Ohrclipse «Veruschka» aus Messing, gewobener Baumwolle und Kristallstrass, Collier «Zita» aus Messing und vergoldetem Metall, Posamenterie-Gürtel «Marina», Lanvin.

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Jacke und Hose aus bedrucktem Velours, Popeline-Hemd mit Spitzenrüsche und plissiertem Kragen, Sonia Rykiel. Collier aus Weissgold, Perlen und Diamanten, Chanel Joaillerie.

Rollkragenpullover aus Wolle und Kaschmir, Jupe aus Leder und geschorenem Fohlenfell, Lederstiefel, Fendi. Ohrringe aus Metall, Viveka Bergström. Armreif aus vergoldetem Metall, Hélène Zubeldia.

Paillettenbesticktes langes Abendkleid aus Seide, lange Handschuhe aus Leder und Stiefel aus Lackleder, Marc Jacobs. Ohrringe aus Gelbgold, Charlotte Chesnais.

Nerzpullover, Latexleggings, Philipp Plein. Basketball, Wilson.

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Bestickter ShearlingMantel, Cardigan aus Kaschmir und Seide, Tweedhose mit Hahnentrittmuster, lange Halskette und Collier aus Fantasieperlen, Tasche aus Plexiglas und Schuhe aus Leder und Kalbsvelours, Chanel. Ohrstecker aus Onyx, Weissgold und Diamanten, Chanel Joaillerie.

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Abendkleid aus Polyester, Jacke aus Schafsfell, Lederstiefel, Kenzo. Motorradhelm, Exklusiv.

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Bedrucktes Jerseykleid aus Elastan und Viskose mit Federmotiven, Riccardo Tisci für Givenchy. Geflochtenes Collier aus vergoldetem Metall, Isabelle Michel. Bracelet aus vergoldetem Metall, Hélène Zubeldia. Saxophon von Paul Beuscher.

Umhang aus Wollgabardine, Seidenkleid bestickt mit Silberschuppen, T-Shirt aus Netzjersey und Netzstrümpfe, Hedi Slimane für Saint Laurent. Ohrringe aus massivem Silber, Annelise Michelson.

Hemd aus Musselinseide, Jacke und Jupe aus geblümten Jacquard, Lederstiefel, Paul & Joe. Fingerlose Handschuhe aus Lammleder, Causse.

Kleid aus Satin und bedrucktem Musselin, Burberry Prorsum. Collier aus massivem Silber, Harpo.

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Mantel aus gewendetem Schafsfell und Vanity-Case aus Epi-Leder, Louis Vuitton.

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Fransenjacke und Rollkragen aus Kaschmir, Jupe aus Wolle, Gürtel aus Kalbsvelours mit Verschluss aus Horn, Tasche «Ricky Draw String» aus gesprenkeltem Fell, Kaschmirsocken und Sandalen aus Leder und Wildleder, Ralph Lauren Collection. Collier aus Silber und Türkis, Ralph Lauren Vintage. Stoffe «Yuma Valley» aus Wollgemisch, Ralph Lauren Home.

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Top mit langen Ă„rmeln und enganliegender Jupe aus Kaschmir, Max Mara.

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Tüllkleid mit paillettenbestickten Spitzen, Roberto Cavalli. Fingerring aus vergoldetem Metall, Isabelle Michel. Armreif aus vergoldetem Metall, Hélène Zubeldia. Transparente Pumps aus Leder und Vinyl, Balenciaga.

Bubikragen aus perforiertem Schaumstoff mit Details aus Strass und gefärbten Perlen, Body aus perforiertem Schaumstoff und Perlen aus Organza, Hose mit hoher Taille aus Velours, Giorgio Armani. Ohrenhaarreif mit Netz, Murmure by Spirit Paris. Lammlederhandschuhe, Causse.

Patchwork-Jacke aus Coyoten-, Gazellen- und Murmeltierpelz, Seidenkleid und lycrabody mit TattooAufdruck Dsquared2. Brustkette aus Horn, Knochen, Perlmutt und harten Steinen, Harpo. Gürtel aus Vintageleder, Espace Kiliwatch.

Gabardinemantel mit Leopardenmusteraufdruck und Pythonkragen, Wollpullover, Mini-Trapezjupe aus Wolle, Ohrstecker aus Metall und Strass und Tasche aus Pythonund Fohlenleder, Miu Miu.


Zweifarbiger Langmantel und ärmelloses Kleid aus Wolle, Reiterstiefel aus Leder und Flanell, Hugo Boss. Models Charlotte Coquelin @ IMG Emma Oak @ Oui Haare Hugo Raiah Make-Up Daria Day Assistenz Fotografie Celia Margolet und Nomi Queinnec Digitaltechniker Niklas Bergstrand Assistenz Styling Noëmie Beltran, Bo Gallé und Lola Tirand

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COLOSSAL Der Herbst hält sich nicht mit Kleinigkeiten auf. Voluminöse Silhouetten, Oversize-Schnitte und grosszügige Materialfülle geben dem Körper eine völlig neue Dramatik. Fo togra fie N ACER PAUL

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St yling YOSHIHIRO HIDAK A


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Langer, schwarzer Trenchcoat mit groĂ&#x;er Tasche auf der linken Seite Y-3.

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Lederkleid mit ausgeschnittenen Details, Fendi. Lange Lederhandschuhe, Perrin. Ankleboots, Y-3.

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Schwarzes Strickkleid aus Kaschmir, The Row. Schwarzer, langer, plissierter Lederrock mit silbriger Schnalle, Belstaff. Schwarzer Wollhut mit Federn, Albertus Swanepoel.

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Schwarzes, ausgeschnittenes Kleid, Versace. Schwarzes, kurzärmeliges Ăœberwurfkleid mit einem plissierten Lederrock darunter, Public School. Ellenbogenlange Lederhandschuhe, Carolina Amato. Hohe Boots mit Reissverschluss, Y-3.

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Schwarzer OversizeLedermantel, Edun. Rollkragentop und langer Rock, beides aus Wolle/ Kaschmir von Theory.

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Schwarze Wolljacke mit langem Revers, langer, weisser, plissierter Rock, beides DKNY. Schwarzer Fellhut, Albertus Swanepoel. Kurze Lederhandschuhe mit Lochdetails, Carolina Amato.

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Miederkleid aus Leder mit Wolle und einem Seidenrock mit Schlitz, 3.1 Phillip Lim. Schwarzer, langer Wolltrenchcoat, Theory. Kurzes Shirt in hellgrauer Seide, Prada. Kurzer Ledertrench, um die H端fte drapiert, Jill Stuart. Kurze Lederhandschuhe mit Lochdetails, Carolina Amato. Ankleboots, Saca誰.

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Shirt mit Riemen in mitternachtsfarbener Seide und Kreppsatin, tintenfarbene Hose aus Wolle und Seide mit mehreren Taschen, beides CĂŠline.

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Nylon-Bombermantel mit Kapuze, Public School. Schwarzes Mini-Spitzenkleid mit silbrigen Kettendetails um den Hals, Hedi Slimane f端r Saint Laurent. Schwarzes Schwimmtop darunter, Karla Colletto. Schwarzer Lederg端rtel mit silbriger Schnalle, Donna Karan. Hoch geschnittene Boots mit Reissverschluss, Y-3.

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Schwarzes Kleid mit transparenten kurzen Ă„rmeln, Alexander McQueen. Ellenbogenlange Lederhandschuhe, Carolina Amato. Model Ragnhild Jevne @ IMG Haare Takayoshi Tsukisawa Make-up Roy Liu mit Produkten von Charlotte Tilbury ManikĂźre Michelle Matthews, Rona Reps, mit Produkten von A.C. Cosmetics Digitale Technik Michael Moser.

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JARDIN DES DÉLICES Ein Cocktail aus Statement-Details mit Wiedererkennungseffekt und gänzlich neuen Farben und Schnitten gibt dem sehr femininen Look die Aura der Selbstverständlichkeit. Fotografie ADELE OBICE

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St yling ANNA NERET TO


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Kleid aus besticktem Woll-BouclĂŠ, Michael Kors. Meerjungfrauen-Rock, Mary Katrantzou.

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Baumwollbluse und –hose, beides Kenzo. Kragen aus Silberfuchs, Michael Kors. Mini «Signature»-Tasche aus gelbem Glattleder, Versace.

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Kleid aus CrĂŞpe, mit Federdruck, Valentino. Baumwollschal, Etro. Filzhut mit breitem Band, Borsalino. Eskimo-Sandalen in Rot und Beige mit Wildleder und Kuhfell, Dsquared2.

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Taillenkurze Jacke aus Ausbrennersamt und Bowper-Rock mit handaufgen채hten PVC-Patches, beides Mary Katrantzou Ohrringe, Versace. Wildlederpumps, Casadai.

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Langarmiges, hochgeschlossenes Minikleid aus Neopren und Jacquard mit M채ander-Bord체ren, Versace. Schal aus Seide und Cashmere, Chanel. Lederg체rtel, Michael Kors. Filzhut mit breitem Band, Borsalino. Lederstiefel, Valentino.

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Reich verzierte schwarze Wolljacke im Torero-Look mit Quasten und Goldstickerei, Dsquared2. Verwaschene Denimshorts, Chanel Armreif aus Messing und Kalbsleder, Etro.

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Bedrucktes Seidenkleid, Marni. Hut aus Canvas, Kenzo. Armband aus Messing und Kalbsleder, Etro.

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Viskose-Overall mit Mexiko-Print, Etro. Armband aus Leder und Gold, Versace. Sonnenbrille mit Schildpattgestell, Vintage.

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Cape aus Wollgemisch, Socken, beides Kenzo. Ger端schtes Seidentop, Dsquared2. Choker aus Leder und Gold, Versace. Mary Jane-Schuhe aus braunem Samt, Mary Katrantzou.

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Nerzschal als Top und Nerzmantel zum Rock drapiert, beides Fendi. Stiefel aus Kalbs- und Wildleder, Chanel. Model Mariana Braga @ Lab Models Milano Haare Elena Gentile Make-up Ivona Milosevic @ MKS-Milano Produktion Lule Production Assistent Fotografie Alberto Raviglione Wir fotografierten im Exotischen Garten Pallanca in Bordighera, Imperia.

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Tasche aus strukturiertem Leder, Python und Kalb, bedruckt mit Leopardenmuster, Miu Miu.

SCHMELZTIEGEL Wenn Miu Miu als Zweitlabel eine Tasche aus kontrastreichen kostbaren Materialien gestaltet, kann man sicher sein, dass sie zur Ikone wird‌ F o t o g r a f i e L O U I S D AV I D N A J A R

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Tasche aus strukturiertem Leder, Python, Miu Miu.

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Tasche aus struk turiertem Leder, Glattleder und Python, Miu Miu.

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Tasche aus Python und Kalbsleder, bedruckt mit Leopardenmuster, Miu Miu.

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BIJOUX

FESSEL MICH Für die schönsten Schmuckstücke der Haute Joaillerie ist man zu jedem Opfer bereit.

Fotografie CHRISTOPHE BOUQUE T

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R e a l i s a t i o n E M I LY M I N C H E L L A


BIJOUX Halskette «Beau Rivage» aus Graugold, Perlen, Tsavoriten und Diamanten, Kollektion «Acte V- The Escape», Louis Vuitton. Ring «Angel Toi et Moi» aus Weissgold und Diamanten sowie Halskette «Miss Dietrich» aus Weissgold und Diamanten, Kollektion «Silk», Messika Joaillerie. Armband «Haute Joaillerie Serpenti» aus Roségold, 2 Diamanten im Tropfen schliff, mit Diamanten besetzt, Bulgari.

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BIJOUX Halskette aus Platin und Graugold. Mit Diamanten in Brillantund Radiantschliff eingefasst, sowie einem Tropfendiamanten, Kollektion «Joséphine», Chaumet. Halskette «Paradaiza» aus Weissgold, Diamanten, blaue und lilafarbene Sternensaphire, Van Cleef & Arpels. Halskette «Lion Talisman» aus Weissgold mit Diamanten und schwarzen Spinellen in Brillantschliff eingefasst, Chanel Joaillerie. Uhr «Reine de Naples» aus Weissgold 18 Karat mit Diamanten eingefasst, Stundenring aus Perlmutt, automatisches Uhrwerk, Armband aus Weissgold, Breguet. Dreifingerring aus Weissgold und weissen Diamanten sowie Zwei fingerring aus Weissgold und weissen Diamanten, AS29.

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BIJOUX (Links) Ring aus Weissgold mit Smaragd-, Radiant- und Brillantdiamanten eingefasst, Chopard. Halskette «Haute Joaillerie 7 lignes» aus Weissgold, mit Diamanten im Brillantschliff eingefasst, De Beers. Armband «Oro Classic» aus Weissgold und Diamanten, Roberto Coin. (Rechts) Ring «Panthère» aus Platin, Diamanten, Smaragde und Onyx, sowie Armband «Panthère» aus Platin, Diamanten, Smaragden und Onyx, Cartier. Armband «Smock Diamant Jaune» aus Weissgold, Gelbgold und Roségold, mit weissen, gelben und orangen Diamanten, Dior Joaillerie.

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BIJOUX Halskette aus Weissgold mit Tropfen- und Brillantdiamanten besetzt, Adler. Halskette «Cluster» aus Platin und Diamanten, Tiffany & Co. (Links) Ring «Une île d’or» dreireihig aus Graugold und Diamanten, Fred. Ring aus Weissgold, mit Diamanten in Brillantschliff, eingefasst, sowie einem Smaragd in Brillantschliff Kollektion «L’Heure du diamant», Chopard. (Rechts) Ring «Vortice» aus Weissgold und Diamanten, De Grisogono. Armband «Une île d’or» dreireihig aus Gelbgold, Fred. Armband mit Gliedern aus Weissgold und Diamanten, Einzelstück, Buccellati.

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BIJOUX (Links) Ring aus Platin, mit Diamanten im Brillant-, Radiant- und Tropfenschliff eingefasst, Kollektion «Joséphine», Chaumet. Armband «Haute Joaillerie Serpenti» aus Weissgold, diamantenbesetzt, Bulgari. Armband «Panthère» aus Platin, Diamanten, Smaragden und Onyx, Cartier. Halskette aus Platin, mit Diamanten eingefasst und einem lilafarbenen Saphir von 65 Karat verziert, Harry Winston. (Rechts) Ring «Chiodo» aus Weissgold und Diamanten, Gucci.

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FOTO: ZVG MIGUEL VILLALOBOS

Beauty-Tricks der Stil-Ikone Debbie Harry. Ab Seite 178.

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NEWS DUFT-WELTREISE Endlich sind die «Colognes Grand Cru» des Haute-Parfümeriehauses Berdoues auch in der Schweiz erhältlich. Seit mehr als 100 Jahren nutzt der Pionier im Bereich Colognes seine Erfahrung und sein Wissen in der Kreation exklusiver Düfte. Jeder Duft steht für die persönliche olfaktorische Interpretation eines Parfümeurs einer spezifischen Region der Welt. Für Frauen und Männer, die auf der Suche nach authentischen und extravaganten Emotionen sind. www.berdoues.fr

BRIT GIRL

www.jomalone.co.uk

SUNSET Ein Blush, vier Möglichkeiten. Oder vielmehr vier Nuancen in einem Behälter in abgespeckter Version, um dem SunkissedEffekt der Sommerhaut möglichst nahezukommen oder um den bereits gebräunten Teint hervorzuheben. Die Kollektion «Tie-Dye» von Dior bietet Sonnenuntergangsnoten für seine Produkte und seinen Star-Puder, «Diorskin Nude Tan». Blush-Variation mit Kabuki-Pinsel. «Diorskin Nude Tan», «The Dye Edition Pink Sunrise 001» oder «Coral Sunset 002», Dior, CHF 90.

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SCHLAFEN OLFAKTORISCH Auf dem Areal einer alten Parfümfabrik steht das weltweit erste Parfümhotel «Magna Pars Suites Milano» mit 39 Suiten, in denen Gardenia, Jasmin, Magnolia & Co innenarchitektonisch interpretiert wurden. Im hauseigenen Duftlabor «Labsolue» erfährt man mehr über die einzelnen Düfte und kann in Erinnerung an den Ursprung des Hauses Parfüms und Utensilien aus den 1960er-Jahren besichtigen. www.magnapars-suitesmilano.it

DOKU-SPA Wohlgefühl und Balance zwischen Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen sind die therapeutischen Ziele des neuen SpaKonzeptes von «USpa». Um dies zu dokumentieren, erhält jeder Gast seine ganz persönliche «Spa Experience Card», die es den Therapeuten erlaubt, Fortschritte zu erkennen und kommende SpaAnwendungen massgeschneidert zu kreieren. Um das ganzheitliche Konzept umzusetzen, wird an allen Fronten des Wohlbefindens gearbeitet – egal ob körperliche Fitness, Ernährung oder Hautpflege. www.constancehotels.com

FOTOS: ZVG

Das Londoner Dufthaus Jo Malone hat in Poppy Delevingne seine allererste Markenbotschafterin gefunden. Mit Eleganz, Witz und Zwanglosigkeit soll die modelnde Designerin die Marke global repräsentieren. Das eigenwillige London Girl wird im kommenden Jahr für Jo Malone auch Events organisieren und betreuen.


BEAUTY

BEAUTY COMMUNITY Topmodel Kendall Jenner verrät auf the Estée edit ihre Must-Haves aus Fashion, Beauty und Lifestyle. Make-up-Tipps trendige Lifestyleund Foodstories werden wie auf einem Blog regelmässig gepostet. Rezepte für Cocktails, gesunde Smoothies, Playlists und saisonale Blumendeko können mit der Beauty Community geteilt und alle genannten Produkte über die Seite direkt bestellt werden. www.esteelauder.ch/estee-edit

MERS DU SUD Das parfümierte Kokosöl ist der Ferienduft par excellence, verkörpert durch die exotische und blumige Note (Frangipani) in «Songes» von Annick Goutal. Eine Mischung aus Tiaré und Kokosöl, ein Parfüm zum Träumen. «Songes», 100ml, Annick Goutal, CHF 60.

CHANEL STRIKE Fast 15 Jahre nach seiner ersten Zusammenarbeit mit Chanel zeichnet der Künstler Jean-Paul Goude für eine neue Kampagne des französischen Modehauses verantwortlich. Gewidmet ist sie dem gerade lancierten Duft «Chance Eau Vive», der die Vision von Glück verkörpern soll. Im Videoclip rollt der runde Duftflakon auf einer Bowlingbahn auf seine «Chance»-Familienmitglieder (Chance, Chance Eau Tendre und Chance Eau Fraîche) zu. Vier junge Frauen, alle im aktuellen Chanel Couture Tutu-Look gekleidet, feiern ausgelassen den erzielten Strike. www.chanel.com

EINFACH SCHÖN Anlässlich seiner 80-Jahr-Feier erzählt Lancôme in dem Coffeetablebook «La vie est belle» die Geschichte der französischen Frau. Einer Lebenskünstlerin, die glücklich ist, ohne bewusst danach zu streben. Der Französin, die ein unangestrengtes Erscheinungsbild kultiviert hat und dieses als höchste Form der Raffinesse zelebriert. www.lancome.com

EAST HAMPTON Das unnachahmliche Bräunungspuder von Guerlain, die Box in Pop-Farben – Türkis und Koralle. Anwendung: All-Over, zum Modellieren der Partien Stirn, Wangen, dann Konturen der Ovale bis zum Kinn, oder SoftContouring (nur in der Blush-Version). Die gute Portion Vitamine für die Wangen. Feuchtigkeitsspendendes, lang lang anhaltendes Bräunungspuder «My Terracotta», limitierte Edition, Guerlain, CHF 70.

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ORIENTAL NIGHTS

Goethe widmete ihm mit «West-östlicher Divan» seine umfangreichste Gedichtsammlung: In zwölf Büchern hat der Poet seine romantische Vorstellung über den Orient blumig verfasst. Auch eines der exklusivsten französischen Beauty-Unternehmen, Sisley, huldigt mit seinem neuen Duft der aufgehenden Sonne. V o n VA L E S K A J A N S E N

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BEAUTY THEMA

Palastgarten mit üppiger Vegetation in Alcázar. Linke Seite: Maurischer Stil im Alcázar-Palast.

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FOTOS: ZVG; SISLEY

elcher Ort für eine Duftpräsentation mit dem Namen «Soir d’Orient» wäre besser geeignet als ein orientalischer Palast? Ursprünglich wurde der mittelalterliche Königspalast «Alcázar» mitten im spanischen Sevilla als maurisches Fort angelegt. Die unzähligen Kammern, Säle, Patios und Gärten im Mudéjar-Stil (Kunststil aus dem 11. bis 14. Jahrhundert) dienen bis heute als Residenz der spanischen Königsfamilie. Vor allem die Blumen- und Pflanzenpracht der üppigen Gartenanlagen inspirierten Isabelle d’Ornano, Inhaberin von Sisley, zu ihrem neuesten «Eau». Den Duft entwickelte Isabelle nach ihren Kindheitserinnerungen während ihrer Spaziergänge in den andalusischen Alcázar-Gärten. Vor allem eine Blüte entfaltet hier ihr ganz besonderes Aroma, der weisse Flieder Syringa. Sein orangenblütenähnlicher Duft enthüllt sein süsses Bouquet während der Abenddämmerung und taucht die Palastgärten in seinen verführerischen Wohlgeruch. Inspiriert von dieser Blüte kreierte Isabelle bereits 1990 ihren ersten Chypre-Duft mit «Eau du Soir». SCHWARZER PFEFFER UND SAFRAN 25 Jahre später präsentiert Sisley eine neue Facette mit «Soir d’Orient». In ihrem zweiten Chypre-Parfum wollte Isabelle d’Ornano die Magie eines orientalischen Abends einfangen: «Wenn hinter Alcázar die Sonne untergeht, beginnen die alten

Palastmauern mystisch zu leuchten und die orientalischen Kacheln im Palast funkeln reflektierend. Ein magischer Moment.», schwärmt die Französin. Schwarzer Pfeffer aus Madagaskar, süsse Türkische Rose und Ägyptische Geranie verbinden sich mit der Frische italienischer Zitrone, einem neu interpretierten SafranAkkord und Iranischem Galbanum. Tief und warm verströmen Somalischer Weihrauch, ein Sandelholz-Akkord und Indonesisches Patschuli in der Basis ihre sinnliche Note. Unerwartet holzig und ohne die den orientalischen Düften meist eigene schwere süsse Note dominiert vor allem der Safran-Akkord zusammen mit dem würzig anmutenden Patschuli den neuen Duft. ORIENTALISCHE SYMBIOSE In einer trocken-heissen Nacht, mitten im lebendigen Sevilla verschmilzt «Soir d’Orient» sozusagen mit seiner Umgebung. «Sevilla ist der perfekte Ort, um unseren neuen Duft zu präsentieren. Ich könnte mir keinen besseren vorstellen. Alcázar mit all seinen duftenden Gärten bildet die perfekte Symbiose zu unserer Idee», erklärt Isabelle d’Ornano. Andalusien ist die ganz grosse Liebe der gesamten d'Ornano-Familie. «Ich verbrachte fast alle meine Ferien hier in Sevilla und in Andalusien. Nirgendwo anders in Europa verbinden sich Kunst und Kultur auf so faszinierende Art. Es kommt einem vor, als ob man sich im SEPTEMBER 2015

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BEAUTY Orientalischer ChypreDuft «Soir d’Orient».

Isabelle d’Ornano, Inhaberin Sisley.

SISLEY Seit drei Generationen gründet und leitet die Familie d’Ornano ihr Unternehmen Sisley im Bereich der Luxuskosmetik. Als Hubert d’Ornano Sisley im Jahr 1976 gründete, hatte der Unternehmer einen innovativen Ansatz: sich auf den technologischen Fortschritt zu stützen, um das Beste aus Pflanzen und ätherischen Ölen für Kosmetikprodukte zu nutzen. Unter seiner Leitung wurde Sisley innerhalb von fast vier Jahrzehnten zu einem der renommiertesten Unternehmen in der Welt der selektiven Kosmetik. Seit Gründung des Unternehmens steht ihm seine Frau Isabelle d'Ornano zur Seite, die massgeblich für die Kreation der Produkte und das Image der Marke verantwortlich zeichnet.

Orient befindet und dazu paart sich das Temperament Spaniens. Eine einmalige Verbindung, die ich vor allem in meiner Jugend von morgens bis abends genoss. Meist feierte ich die Nächte durch und liess mich immer aufs Neue vom Rhythmus Sevillas verzaubern», erinnert sich Christine d’Ornano, Tochter von Isabelle d’Ornano. DER SCHÖNHEIT VERFALLEN Die dreifache Mutter lebt heute mit ihrer Familie in London und ist dort für Sisley als CEO UK verantwortlich. Die Liebe zu Beauty-Produkten wurde der natürlichen Blondine in die Wiege gelegt: «Schon als kleines Mädchen habe ich mit den Tiegeln und Töpfchen meiner Mutter gespielt und experimentiert. Auch Make-up eignete sich für meine allerersten Beauty-Erfahrungen. Bereits mit zehn Jahren hatte ich mein tägliches Schönheitsritual für meine trockene und damals schon sehr empfindliche Gesichtshaut: reinigen, mit Gesichtstonic befeuchten und anschliessend mit unserer Crème Réparatrice pflegen.» Neben der Liebe zu ihren Beauty-Produkten hat Christine ein Hobby, das ihrem Sinn für Ästhetik voll entspricht: Sie sammelt Kunst. Im Moment ist sie dem figurativen Maler Jonas Wood aus Kalifornien verfallen. «Gerade gefallen mir Gemälde von kalifornischen Künstlern besonders. Vor allem Jonas Wood hat es mir angetan. Aber grundsätzlich liebe ich einfach generell Kunst», schwärmt sie. 176

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KUNST ALS FAMILIENTRADITION Ihre Mutter Isabelle ist in gehobenen Kreisen als grosse Kunstsammlerin bekannt. In ihrer Pariser Wohnung geben sich alte und zeitgenössische Kunstwerke bunt gemischt die Hand. Fotografien, Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen bis hin zu Statuen und anderen Kunstobjekten hängen und stehen in jedem Raum des 700 Quadratmeter grossen Apartments. Kunst von Bronislaw Kryztof, George Jeanclos und Marina Karella liebt die Gräfin bereits seit vielen Jahren. «Ich interessiere mich für alte und auch moderne Kunst. Seit ein paar Jahren beobachte und sammle ich Gemälde des schottischen Künstlers Peter Doig», erzählt Isabelle. Ein Einfluss, der sich bis in die Kreation des Flakons fortsetzt – die Wahl des Künstlers, der einen speziellen Verschluss für den neuen Duft kreieren durfte, fiel auf Bronislaw Krzystof. Der zeitgenössische polnische Skulpteur schuf einen goldenen Frauenkopf, der nicht nur perfekt zum schwarzen Flakon von «Soir d’Orient» passt, sondern auch die künstlerische Brücke zur opulenten Location der Duftlancierung schlägt, dem «Alcázar»Palast, wo die Wände mit grossen und kleinen Ölgemälden übersät sind, Decken und Fussböden kunstvoll bemalt und verziert und geometrische Motive im nasridischen Sil zu Azulejo-Kacheln gesetzt wurden. Eine orientalische Verführung aller Sinne.

www.sisley-paris.com

FOTOS: ZVG; SISLEY

Zwei ihrer Kinder sind ebenfalls seit über zwanzig Jahren im Familienunternehmen tätig: Philippe d’Ornano als Vorstandsvorsitzender und Christine d’Ornano als Geschäftsführerin. Sie leitet zudem Sisley UK Ltd, das Tochterunternehmen der Gruppe in Grossbritannien.


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ÂŤNirgendwo anders in Europa verbinden sich Kunst und Kultur auf so faszinierende Art wie in Andalusien.Âť

Orientalische Elemente und spanische Tradition vereint in Sevilla.

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BEAUTY Ohrwurm 1980: «Call me», Soundtrack zum Film American Gigolo mit Richard Gere.

FRENCH KISSING IN THE USA Debbie Harry ist mit 70 Jahren noch immer eine Stil-Ikone und an der Seite von Iggy Pop das Gesicht für das Parfum «Black XS Be a Legend» von Paco Rabanne. Lassen wir ein paar Details zu der Schönheit Revue passieren... Von MARION RENARD

PLATINBLOND «Als ich mit dem Platinblond angefangen habe, fand ich es einfach schön, es gab mir Sicherheit, und ich habe es wahrscheinlich wegen Marilyn Monroe oder Brigitte Bardot gemacht, und wegen ein paar anderen Schauspielerinnen der 1950er- und 1960er-Jahre, mit denen ich aufgewachsen bin... Heute färbe ich mein Haar immer noch selbst; seitdem ich 12 bin, hat sich nichts geändert. Allerdings benutze ich heute ein Produkt ohne Ammoniak, für einen natürlicheren Farbton.» ROTER LIPPENSTIFT «Mir gefallen mehrere Farben auf meinem Mund, aber die beste ist nun einmal Rot mit starkem Blaustich. Ansonsten Rot für Konzerte und Weinrot für Abendessen. Das kann M.A.C sein (sie war 2006 Sprecherin für Viva Glam, A.d.R.), Dior oder andere…Ich sammele Lippenstifte! Wie viele? Das kann ich nicht sagen. Ich müsste sie eigentlich mal wegwerfen, das sagt man zumindest.» IHR EINFLUSS «Ich wollte keine Massstäbe setzen! Ich habe eher versucht, etwas zu machen, das einfach für mich funktioniert. Aber die Leute können meine Frisur, mein Make-up und meine Kleidung so viel nachahmen, wie sie wollen. Ich habe es mir auch bloss bei jemandem abgeguckt. Und man kann nicht jedes Mal etwas Neues machen.» Eau de Toilette «Black XS Be a Legend Debbie Harry», 80 ml, Paco Rabanne, CHF 70.

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IHRE TIPPS FÜR DIE HAARE IN NEW YORK

Michael Matula im Salon Mudhoney in Nolita www.mudhoneyhairsalon.com Shalom Sharon www.shalomsharonhair.com

ZU HAUSE

«Tagsüber «Exquisite Oil Biolage» von Matrix. Niemals Shampoo (ausser nach dem Färben), lediglich «Conditioner Cleansing» von Wen. Und Vitamine von Viviscal für das Haar.»

SELBSTGEMACHTE FARBE «Nature’s Kiss» und «Color Effects Platinum» von Revlon.

FOTOS: ZVG

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latinblond, hohle Wangen und der berühmte Schmollmund haben zu dem sexy Look beigetragen, den sie mit «Blondie» und auch solo über Generationsgrenzen hinaus verkörperte. An diesem Tag in Paris teilt Debbie Harry die Loge mit ihren Musikern und weigert sich, in die eigens für sie eingerichtete Loge zu wechseln. Während sie unsere Fragen beantwortet, isst sie zu Mittag «um uns nicht warten zu lassen».

Paris, 26. September 1978, «Blondie» Debbie Harry füllt das «Le Stadium».


PHOTO: MIGUEL VILLALOBOS

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Die ganze Geschichte von Maria Luisa. Ab Seite 200.

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Gabriela Hearst trägt ein Kleid und eine Jacke aus ihrer Kollektion Candela.

DIE WELT DER GABI HEARST In ihrem Haus im West Village hat die Designerin Gabriela Hearst ein Dekor geschaffen, in dem ihre uruguayischen Wurzeln auf die amerikanischen ihres Mannes treffen, und das einen idealen Raum für ihre fünf Kinder bildet. Von FRÉDÉRIQUE DEDE T

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Fo togra fie CL EMEN T PASCA L


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Ein Gem채lde von Botero, eines der Lieblingsbilder der Gastgeberin, 체berblickt eines der Esszimmer.

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hr Assistent öffnet uns die Tür und führt uns in die erste Etage ins Esszimmer, wo uns Gabriela Hearst – langgliedrige Silhouette, Kugelbauch – mit einem breiten Lächeln empfängt. Einen Monat später sollte ihr erster Sohn geboren werden. Es war ein volles Jahr für die junge Frau. Neben ihrer 2004 gegründeten Linie «Candela» im BoboStil lancierte Gabi eine etwas luxuriösere, urbanere Marke ihres Namens, die während der Präsentation im vergangenen Februar sehr gut aufgenommen und mittlerweile bereits von Barneys gekauft wurde. Ganz zu schweigen von der Ankunft des Babys! Jack wurde am 11. Juni geboren und gesellte sich zu einer fröhlichen Patchwork-Familie: Mia und Olivia, Gabrielas 8-jährige Zwillinge sowie Andy und Sam, Austin Hearsts Teenager-Söhne aus erster Ehe. «Ich habe zu Austin gesagt: Willst du wirklich noch ein Kind?», sagt sie lachend mit ihrem charmanten südamerikanischen Akzent.«Bis jetzt haben wir nur Zeit füreinander, wenn unsere Kinder jeweils bei ihrem anderen Elternteil sind. Für dieses Kind hier wird es niemanden geben, dem wir es aufhalsen können, um allein zu sein!!» Gabriela gehört zu der Sorte Frauen, die in ein Flugzeug springen, um für ein paar Tage ans andere Ende der Welt zu reisen: Erst kürzlich war sie vier Tage in Tokio oder fünf Tage in Südafrika. Die Tatsache, dass sie in Uruguay auf der Ranch aufgewachsen ist, die sich seit mehr als sechs Generationen im Besitz der Familie befindet, spielt dabei sicher eine Rolle. Nach dem Abschluss ihres Studiums ging sie nach Australien, wahrscheinlich, weil es meilenweit von Uruguay entfernt ist und weil Gabi die Welt sehen wollte. Sie wurde Model in New York, gründete Candela, heiratete und bekam 2008 ihre Töchter. Sie ließ sich scheiden und begegnete 182

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1. Der Bücherschrank. 2. Ihr gut ausgestatteter Schuhschrank 3. Das Badezimmer, der Raum, der Gabriela dazu bewegt hat, dieses Haus zu kaufen. 4. In Valentino im Esszimmer vor einer Wand mit Reiterbildern, eine Leidenschaft, die sie mit ihrem Mann teilt. 5. Letzte Anproben des Hochzeitskleids, Dior Haute Couture von Raf Simons.

Austin. Der Kinoproduzent, Philanthrop und Aufsichtsrat bei Hearst Publications war seit langem geschieden. «Es ist merkwürdig, sich in jemanden zu verlieben, den man schon kennt, das geht tief», sagt sie nachdenklich. Sie sind seit 2010 zusammen und haben 2013 geheiratet. Eine coole Zeremonie mit den engsten Freunden in der New Yorker City Hall und eine riesige, weniger intime Feier – zweihundertfünfzig Gäste – im Museum für Naturgeschichte, «eine gute Ausrede, um mein Haute Couture Dior-Kleid von Raf Simmons zu tragen!!» sagt sie lachend. Ihre Schwiegermutter Austine McDonnell Hearst, die 1991 verstarb, war eine der besten Kundinnen von Charles James (1906-1978) und hat viele ihrer Kleider dem Costume Institute gestiftet – «was zu der Zeit unüblich war», fügt sie hinzu und zeigt mir

Fotos einer äusserst eleganten Frau. Wenn man sich im Haus umschaut, wo Bücher überall ihren Platz haben, erahnt man begeisterte Leser. Gabi empfiehlt mir im Übrigen Gods and Kings von Dana Thomas über den Aufstieg und Fall von Alexander McQueen und John Galliano, perfekt für einen Flug, meint sie. Sie hat eine Vorliebe für Biografien, im Moment liest sie die von Hillary Clinton, und sie fand Interview with History von Oriana Fallaci sehr gut. Die Kunst wird auch durch ein paar fantastische Boteros gewürdigt, eine südamerikanische Leidenschaft, betont sie, und durch einen wunderbaren Chagall sowie die gesamte, geschickt arrangierte Beleuchtung. Im Souterrain zeugt das Kino von ihrer Filmleidenschaft. Gabis Lieblingsfilm ist Blade Runner, aber sie und ihr Mann haben auch eine Schwäche für britische Serien: The Honorable Woman, Broadchurch, 5.

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6. Das syrische Schreibpult der Schauspielerin Marion Davis.

8. Mit Stephanie, ihrer besten Freundin und heutigen rechten Hand.

7. Essentielle Lektüre einer zukünftigen Mutter auf dem Nachttisch.

9. Die Küche im ersten Stock samt Bar.

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10. Das Zimmer der Zwillinge Mia und Olivia.

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11. Das Lookbook mit ihrem neuen Namenszug. 12. Unverstellter Blick auf Manhattan von der Terrasse.

The Fall. Das Paar hat oft Besuch, aber sie organisieren den Haushalt um die Kinder herum. Das Haus selbst besteht aus sieben Ebenen, eine davon ist die Terrasse mit traumhaftem Blick über die Stadt und einem Garten, wo die begeisterte Schwimmerin in einem Mini-Swimmingpool trainieren kann, gegen den Strom zu schwimmen. In diesem Paradies reihen sich Fotos der Familie Perezutti, meist auf dem Pferderücken auf ihrer Ranch in Uruguay unterwegs, an jene der Familie Hearst – vom berühmten William Randolph Hearst bis zu seinem Sohn William Randolph Hearst Junior (Pulitzerpreisträger und Austins Vater) mit Kapazitäten ihrer Zeit. Letztere hängen im Flur des Dienstboteneingangs, während der wundervolle syrische Schreibtisch von Marion Davis, eine Schauspielerin aus den 1930er-Jahren und nebenbei bemerkt die grosse Leidenschaft von Austins Grossvater William Randolph Hearst, im Schlafzimmer des Paares thront. Gabriela, das wird klar, hängt nicht an Konventionen, sondern lebt für ihre Leidenschaften und setzt Prioritäten: Morgens begleitet sie die Zwillinge (mit Chauffeur, da sie selbst nicht Auto fährt) zum Französischen Gymnasium im Norden der Stadt. Anschliessend begibt sie sich in ihr Büro nach Soho. «Mittags vermeide ich Geschäftsessen, wo ich kann, ich bleibe bei meinem Team und versuche, gegen 17 Uhr zu Hause zu sein, damit ich die Mädchen sehen und die Hausaufgaben überwachen kann.» Aber mit zwei Labels und einem Baby wird sich vielleicht einmal etwas ändern müssen? Nein, versichert sie, diese Erdenbürgerin hier weiss sich zu organisieren. Daran zweifeln wir nicht.


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Zwanzig Jahre nach «Kids», dem Kultfilm von Larry Clark, ist Chloë Sevigny immer noch angesagt – eine schillernde Figur, ganz sie selbst und doch immer wieder irgendwie anders. Von ADRIAN FORL AN

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FOTOS: BAY GARNETT (1997) AUS CHLOË SEVIGNY (RIZZOLI VERLAG)

IKONE:CHLOË SEVIGNY


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FOTO: MARCELO KRASILCIC (1994); ALEX & LEJA KRESS (1994); LIZZI BOUGATSOS (2004) AUS CHLOË SEVIGNY (RIZZOLI VERLAG)

Das Fotobuch «Chloë Sevigny» präsentiert ihr Leben und ihre Karriere in allen faszinierenden Facetten.

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hloë Sevigny kommt 1995 mit dem Independent Film Kids gross raus, bei dem Larry Clark Regie geführt hat und für den ihr damaliger Freund Harmony Korine das Drehbuch schrieb. Ihre grazile Silhouette war für ein geübtes Auge auch schon drei Jahre zuvor im Hintergrund eines Videoclips von Sonic Youth zu entdecken: Sugar Kane, ein Kultsong der Grunge-Generation. Manche Menschen bestimmen ihr Schicksal selbst: Statt in ihrer kleinkarierten Heimatstadt in Connecticut zu versauern, macht sich Chloë als Teenager nach New York auf, um in ein Leben zwischen illegalen Partys und Skateparks einzutauchen.

Fotografie Sante D’orazio Styling Haley Wollens

BEZAUBERND, BERÜCKEND, BEHEXEND Diese Frau kennt keine Angst: Sie flirtet mit fastexperimentellem Kino (Gummo, Julien Donkey-Boy, beide von Korine geschrieben), erzielt (fast) Weltruhm mit ihrer Rolle als Lana Tisdel in Boys Don’t Cry (unter der Regie von Kimberly Peirce), für die sie 2000 sowohl für den Oscar als auch für den Golden Globe als beste Nebendarstellerin nominiert wurde, und reiht auch grosse europäische Regisseure wie Olivier Assayas (Demonlover, 2002) und Lars von Trier (Dogville, 2003) in ihre schauspielerische Laufbahn ein. Eine einzigartige Filmografie, die zu ihrer Persönlichkeit passt: ein bisschen opak, aber bezaubernd und berückend, wie die Aura des Songs von Roy Orbison in einem von David Lynch gefilmten Revuetheater. Weit entfernt von den Klischees, die sie fälschlicherweise zum It-Girl abstempelten, setzte sich Chloë Sevigny durch die Intelligenz ihrer Rollen und eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem stucküberladenen Hollywood-Dekorum von der Masse ab. ROLLEN DIREKT AUS DER HÖLLE Als Transsexuelle in der Serie Hit & Miss und von Elektroschocks gebeutelte Nymphomanin in der zweiten Staffel von American Horror Story: Das Fernsehen verwöhnt sie mit Rollen, die direkt aus der Hölle zu stammen scheinen. Und wenn man sich nach ihren Projekten erkundigt, kann man es kaum erwarten, denn es steht eine Serie mit dem grossartigen Sam Shepard an (Schauspieler, Autor …) und ein Wiedersehen mit Walt Whitman für The Cosmopolitans, dessen Pilot vor kurzem in Paris abgedreht wurde. Unter seiner Regie hat sie in einem ihrer besten Filme mitgespielt, The Last Days of Disco (1998), ein kleines Oeuvre voll sanfter Melancholie, subtilem Humor und unterschwelliger Sinnlichkeit. Man kann verstehen, dass Chloë Sevigny in New York, dieser verrückten, schnelllebigen Stadt mit kurzem Gedächtnis, immer eine Königin bleibt - sie, die immer wieder Überraschungen bietet, eine Eigenschaft von allergrösster Eleganz. w w w. r i z z o l i b o o k s t o r e . c o m

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SEXYBITIONISMUS DER MODE Längst nicht so obszön wie die Äusserungen manch eines Politikers oder die saftigen Abfindungen der grossen Firmenbosse… Dennoch, die neue «Pornofizierungs»-Welle macht sich daran, den X-Rate Star zu wecken, der in jedem von uns schlummert. Ein zu beeindruckenden Ausmassen anschwellender Trend aus Amerika, der auch in Europa für Ekstase sorgt. V o n P AT R I C K C A B A S S E T

Die Tasche «Boobs Bag» von Christophe Lemaire.

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Die aufreizenden Spitzen von Christopher Kane.

FOTOS: BENJAMIN BORNAZZINI & JOANNA LORENZO; MARCIO MADEIRA, LEMAIRE; CÉLINE DOMINIAK

Die «Chelsea Hotel» Kreationen von Stefanie Renoma.


Die erste verführerische Kollektion von Guillaume Henry bei Nina Ricci, Herbst/Winter 2015/16.

FOTOS:

Das «Z--i»Design von Céline Dominiak.

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in ich das oder ist es hier wirklich so heiss? Ich spreche nicht vom Wetter, sondern von den unaufhaltsam steigenden Temperaturen in Mode, Design, Nightlife und Filmwelt, die allesamt den verbotenen Pfad der Porno-TrashÄsthetik eingeschlagen haben. Nach dem Porno-Chic der 1990er-Jahre schien es, als hätte sich die kopfgesteuerte Vernunft ein für allemal durchgesetzt. Schwarze Strumpfhosen, blickdichte Stoffe und knielange Röcke vermittelten noch vor Kurzem eine Art gutbürgerlicher und vollkommen unverdächtiger «Sittsamkeit»… Doch damit ist vorerst Schluss. Ohne das Vermächtnis des Feminismus von der Hand zu weisen, wird der Porno-Chic – mehr als der Porno selbst – zum gemeinsamen Nenner einer nicht zu vernachlässigenden Minderheit europäischer Trendsetter und des Massenmarktes von New York bis Los Angeles. Nehmen wir einmal Kim Kardashian, die gefeierte Heldin der prüden USA – ihre Mutter, die man früher wohl als Puffmutti bezeichnet hätte, ihren Trans-Stiefvater vom Zeitschriften-Cover und ihren kolossalen Hintern, der zum Mittelpunkt des Universums geworden ist, etc. Ist sie nicht schlicht und einfach die überdimensionale Reinkarnation von Tracy Lord oder Linda Lovelace – den interplanetaren Stars der sexuellen Revolution der 1970er-Jahre? Ohne Komplexe zeigte sie sich bei der letzten Met Gala kaum verhüllt in einem durchsichtigen, mit nichts weiter als ein paar anorektischen Pailletten besetzten Tüllgewand. Auf ihren Auftritt folgten mehrere, zwar weniger imposante, dafür mit anderen Vorzügen ausgestattete Grazien, wie Beyoncé, Jennifer Lopez, Zoë Kravitz oder Cara Delevingne, die im gleichen allzu wörtlich genommenen «Nude»-Look (bzw. nahe daran) aufkreuzten. Angesichts dieser ebenso plötzlichen wie unlauteren Konkurrenz hätten die im Vergleich dazu eher bürgerlich daherkommenden Pornofilmstars allen Grund, sich zu entrüsten! Auch diesseits des Atlantiks feiert der Post-Porn-Chic ein Comeback. Jedoch weder in Form der «klassischen» Sado-Maso-Ästhetik der Sexshops mit schwindelerregenden Nieten-, Ketten- und Latex-Looks, noch mit futuristischen Techno-Spielereien mit 3D-Sensorik und integrierten elektronischen Sex Toys (vielen Dank für Ihre Pressedossiers,… aber, äh, nein danke). Fernab von den verruchten Kreationen von Coco de Mer (London) oder Mise en Cage (Paris) sind es vielmehr der biedere Porno aus Papas Wohnzimmerschrank, der unschuldige Blümchensex, der hausgemachte Retro-Porno der Pioniere der 1970er-Jahre, die den Stil prägen. Stéphanie Renoma – Tochter von Maurice, aber nicht nur – bringt diese Aufregung anhand ihrer Capsule-Kollektion perfekt auf den Punkt: «Mich hat die Stimmung, die Energie und die Atmosphäre des Chelsea Hotels als dekadentes New Yorker Refugium der 1970er-Jahre stark inspiriert.» Die Designerin liess sechs zeitgenössische Fotografen die Sinnlichkeit der Siebziger als Anspielung an den Freiheitsdrang und die ungezügelte Erotik der Rock-Ikonen mit einer Kollektion androgynen Gebarens inszenieren. HIPSTER PORN Was wir hier sehen, ist keine Provokation, sondern vielmehr eine neue Form der Sinnlichkeit. Wie in dem Film Love von Gaspar Noé, der in Cannes in 3D gezeigt wurde, bleibt die Botschaft trotz einiger schleimiger Flüssigkeiten in Nahaufnahme recht brav. Wahrscheinlich geht es um die Sehnsucht, zu den Ursprüngen der sexuellen Befreiung zurückzukehren, SEPTEMBER 2015

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LA VIE Heisse Vision, «1968: Radical Italian Design», Fotoshooting von Pier Paolo Ferrari in einer Skulptur von Maurizio Cattelan.

die eine Zeit lang die feministischen Forderungen und den revolutionären Diskurs der Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre begleitete und hier zum Ausdruck kommt. Gewiss, diese Reaktion auf die von den meisten Religionen auferlegte züchtige Kleidung äussert sich nicht gerade in Form eines exzessiven Schamgefühl. Doch von den Porno-/Food-Aufdrucken bei Acne nach den Collagen von Raquel Dias bis hin zu den Spitzenstoffen mit klassischen Aktzeichnungen auf den Roben von Chistopher Kane: Das alles bleibt doch sehr tragbar. Etwas frivoler kommt da schon die kleine, aber feine Marke G.Kero von Marguerite und Philippe Bartherotte daher: In ihrer Sommerkollektion präsentiert sie Tops und Hemden, die mit Liebespaaren in voller Aktion bedruckt sind. Das gleiche Prinzip fröhlichen Porno-Chics findet man auch auf einigen der eindeutig zweideutigen Tücher von Céline Dominiak, die schlicht und einfach «Z--i» (für frz. «zizi» = Zipfelchen) heissen. Auf den weissen Basic-T-Shirts von Carne Bollente hingegen prangen kamasutraartige Szenen in relativ einfachen Farbkombinationen, die sich als zarte, komplett in Frankreich angefertigte Stickereien erweisen! Noch spektakulärer kommen einige Roben der Haute Couture-Kollektion von Serkan Cura daher, der 2007 sein Studium an der Antwerpener Mode-Akademie abschloss. Er verbindet mit grosser Virtuosität Federkompositionen und Korsette und verleiht diesem sexy Trend eine noch eindeutigere sexuelle Konnotation. Dazu trägt man wahrscheinlich am besten eine der mehr als aufreizenden «Boobs Bags» von Christophe Lemaire aus – sagen wir einmal – anatomisch geformtem Leder. Insgesamt gibt es hier aber wohl nichts, wonach ein Hahn krähen würde. 192

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Die Lampe «Fertility» aus dem Atelier Van Lieshout, 2009.

Aufreizendes Tuch von Acne von Raquel Dias.


LA VIE Selbst, wenn der neue Teppich des Pariser Edelclubs Chez Castel von ansehnlichen, erektilen Gliedern geziert wird (möglicherweise eine Anspielung an die «Mit-glieds-karte», die man bei sich führen muss, um Einlass zu erhalten?), und selbst wenn die jüngsten Club Sandwich Partys unter den Mottos «Floral Fetish», «Bang Gang» oder auch «Fashion Salope» gefeiert werden: Normalerweise verlässt man diese Orte MIT seinem Schlüpfer. Hier ist die Pornofizierung nur ein kokettes Spiel mit Worten.

Die mit einem prächtigen Hintern ausgestattete Kim Kardashian, bekleidet mit einer der ersten Kreationen von Peter Dundas für Roberto Cavalli.

FOTOS: ROBERTO CAVALLI BY PETER DUNDAS; ILARIO MAGALI/ANNE-MARIE; CHARLOT/PONK/CANAL+; ATELIER VAN LIESHOUT; ACNE STUDIOS; CLODOMIRO; COURTESY TOILETPAPER MAGAZINE; TRIXIE VON PURL

Teller «Clodomiro» von Olimpia Zagnoli.

Das gestrickte Das gestrickte Werk von von Trixie Werk und Purl. Trixie von Purl.

DAS AUFKOMMEN DER PORN STUDIES Eben dies ist bei den neuen Fernsehserien, die zur besten Sendezeit ausgestrahlt werden, bei weitem nicht der Fall! Von Lena Dunham, die sich in Girls seit 2012 in jeder zweiten Szene nackt und lasziv mit ihrem Adam räkelt, über Alysson Paradis, die sich in Q.I. vom Ex-Pornostar in eine SorbonneStudentin verwandelt, bis hin zu der Serie Hard. Nicht zu vergessen auch die berühmte Szene aus der in Marseille spielenden Soap Opera Plus Belle la Vie, die einen mit Poppers gewürzten flotten Dreier zeigte. Kurzum, das Fernsehen scheint sich zu einem immer schlüpfrigeren Gefilde zu entwickeln… Lehnen Sie sich doch einfach lässig im Fernsehsessel zurück und knabbern dabei z.B. an einem der kopulierenden Kekse in Kama Sutra-Form, die dem Hashtag «Pornfood» (mehr als 1 Million Posts auf Instagram) erst seinen eigentlichen Sinn verleihen. Dabei muss man sich gar nicht extra mit den Porn Studies befassen, einem neuen, besonders frigiden, universitären Forschungszweig. Nein, um sich von den eindrucksvoll schwellenden Ausmassen des Phänomens zu überzeugen, reicht es, einen Blick auf das zeitgenössische Design zu werfen. Die 1972 entworfenen Kaktus-Totems von Guido Drocco und Franco Mello wurden vor Kurzem von Maurizio Cattelan und Pier Paolo Ferrari in einer Reihe mit den aufreizenden Kreationen der Designer des Ateliers Van Lieshout neu in Szene gesetzt (Phallus-Lampe, modulierbare Betten für die Zweitoder Drittfrau, sexuell angehauchte, begehbare Skulpturen etc.). Kurz, das Gebiet scheint mehr als fruchtbar zu sein - und dabei sprechen wir noch nicht einmal von den «Love Design»-Kreationen (der neuen Bezeichnung für Sex Toys) aus der Feder von so ernstzunehmenden Designern wie Arik Levy, Matali Crasset, Philippe Di Méo etc. Denjenigen, die angesichts des bevorstehenden Winters schon jetzt mit Schaudern daran denken, den sonnigen Stränden den Rücken kehren zu müssen, wo man vermehrt wieder die Hüllen fallen lässt, um sich wie in der guten alten Hippie-Zeit der 1970er-Jahre nackt im Sand zu aalen, sei gesagt, dass sie sich beim ersten Raureif mit dem putzigen Buch von Trixie von Purl aufwärmen können: Knit Your Own Kama Sutra (erschienen bei HarperCollins Publishers, das bis jetzt noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde… aber was nicht ist, kann ja noch werden) gibt Strickanleitungen für Kamasutra-Posen. Die in Paris lebende Engländerin, ehemalige Tanzlehrerin mit dem Spezialgebiet Burlesque-Striptease, gibt dort eine Einführung für einen gediegenen, postpornografischen Zeitvertreib am Kaminfeuer, der wohl selbst unterkühltesten Zeitgenossen/innen neue Standfestigkeit – und warme Gefühle – bescheren wird.

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DONNA KARAN – KREATIVER FLOW Eine der wichtigsten Designerinnen in der Geschichte amerikanischer Mode, Donna Karan, hat diesen Sommer bekannt gegeben, von ihrer täglichen Verpflichtung als Chefdesignerin für Donna Karan International zurückzutreten. Sie wird der Firma als Beraterin erhalten bleiben, hat sich aber entschlossen, ihren Fokus auf die Urban Zen Company zu legen, eine Foundation, die sie persönlich 2007 gegründet hat. Donna Karan ist eine Powerfrau in der Modeindustrie, eine wahre Ikone des Stils.

Der berühmte «Body», wichtiger Bestandteil von Karans «Capsule Wardrobe».

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FOTOS: RUVEN AFANADOR. COURTESY OF DONNA KARAN INTERNATIONAL INTERVIEW: THE INTERVIEW PEPLE:.

Von L ISA A RMS TRONG


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on all den vielen Ironien ihres Lebens ist die vielleicht pikanteste, dass Donna Karan – die Herrin der drapierten Kleider, Jacken und Tunikas, die von Millionen für ihren nachsichtig geschnittenen, pragmatischen und zugleich glamourösen Kleidungsstils geliebt wird und damit Millionen verdiente – durch den Drapier-Kurs an der weltberühmten New Yorker Kunst-und Designschule Parsons fiel. Falls man an das Schicksal glaubt – und das tut Karan, und ebenso an Buddhismus, Yoga, Spirulina und den Prinzen von Wales, den sie wegen seiner frühen Begeisterung für die grüne Bewegung zu schätzen weiss – war das alles Teil eines grossen Plans, den «jemand» eingefädelt hatte. Wegen des nicht bestandenen Kurses hatte sie keine Lust mehr, ihre Ausbildung zu beenden und beschloss, ihren Sommerjob bei Anne Klein fortzuführen – einer der grossen amerikanischen Ketten, die es in Europa nicht gibt und die luxuriöse Sportbekleidung für echte Frauen ab 35 herstellte. Zu Beginn war Klein auch nicht besonders beeindruckt von Karan. «Sie sagte mir, dass meine Hüften etwas zu breit wären. Ich fragte mich, was das wohl mit Design zu tun hätte? Dann bat sie mich, ein paar Schritte zu gehen.» Es stellte sich heraus, dass Klein die 18jährige Karan für ein Model gehalten hatte. Kein Wunder. Sie war mit Nadelstreifenanzug und weissem Herrenhut aufgetaucht. Stil hat das Mädchen immer schon gehabt. Auch 2015, mit 66, als sie mir in einem trendigen Londoner Hotel gegenüber sitzt – gekleidet in ihre typischen schwarzen Leggins, flachen Lieblingsboots und eine ebenso heiss geliebte schulterfreie schwarze Tunika – ist das noch immer überaus offensichtlich. Ihr unverkennbares, walnussbraunes Haar und ihre geschmeidige, taufrische Haut (von LSF hält sie nichts) sind dem grellen Wintersonnenlicht sehr wohl gewachsen. «Sind es die Saftkuren?», frage ich. «Die und das Gesichtslifting», kontert sie trocken und schwenkt einen grossen Take away-Kaffee. Sogar die Jüngerinnen der Weizengerste schlagen manchmal über die Stränge. Karan sieht ziemlich toll aus, rundum strahlend und gesund. Das Gesichtslifting hatte sie vor einigen Jahren (sie weiss nicht mehr, wann genau). Ich glaube, dass die meisten von uns wohl das Gleiche tun würden, wenn wir die Garantie bekämen, dass es so natürlich aussehen würde wie bei ihr. «Würdest du in ihrem Alter nicht auch gern so aussehen?» Diese rhetorische Bemerkung kam von Yasmin Le Bon, als ich sie fragte, was ihr an Karans Entwürfen gefällt (ihre Antwort war übrigens: «man fühlt sich darin wie im Schlafanzug, obwohl man ein eng anliegendes Abendkleid trägt»). Karan ist in London, um einige öffentliche Termine bei Harvey Nichols und in ihren eigenen Läden in Mayfair wahrzunehmen. Am Abend vor unserem Interview verführte sie die Gäste bei Harvey Nichols mit einer klassischen Karan-Performance, die praktische Tipps («Sie macht nicht nur einfach Ärmel», seufzte beglückt Paula Reed, Modechefin bei Harvey Nichols, «sie macht sogar Ärmel, die nicht omahaft sind») mit Betrachtungen über das Leben, die Erderwärmung, Haiti (sie ist auch jetzt noch Spendenbeschafferin für diesen Zweck, da die meisten Promis sich schon mit anderem beschäftigen) und ihrem verstorbenen Ehemann, dem Bildhauer Stephen Weiss, der vor vierzehn Jahren an Krebs starb, verband. Als sie Weiss pflegte, begann sie mit ihrem Engagement für die Gesundheitsreform. «In der Palliativpflege wurde mir klar, was fehlte», so Karan. Sie rief die Urban Zen Foundation ins Leben, die – typisch Donna Karan – gleichzeitig Bewusstsein schafft, Spenden sammelt und über stilvolle, gastfreundliche Räumlichkeiten verfügt, wo Krebspatienten ihre Zeit verbringen können, kombiniert mit Läden, die schicke urbane Freizeitklamotten und Kunsthandwerk aus Haiti verkaufen – und Karans instinktiver, frei zusammengewürfelter östlicher Philosophie. Sie nennt sich selbst Bu-Ju – praktizierende Buddhistin mit jüdischer Kultur. Es könnte ein heikler Mix sein, aber irgendwie wird alles durch Karans Charisma zusammengehalten. Ausserdem ist es extrem effektiv. 2012 wurde sie mit dem «Clinton Global Citizen Award» ausgezeichnet – einer faszinierenden Skulptur, die sie natürlich selbst entwarf, während sie sich – wer hätte das gedacht? – in Haiti aufhielt.

Donna Karen fotografiert von Ruven Afanador.

Clinton mag sie sehr – er überreichte ihr die Auszeichnung und sie designte den Anzug für seine erste Amtseinführung. Ausserdem kümmerte sie sich oft um die Kleidungskrisen von Hillary Clinton – wie sie das für Millionen anderer Frauen tat. Im Grunde war es doch Karan, die dafür sorgte, dass Schwarz als schick galt, nachdem die erste Welle der international orientierten japanischen Designer es asketisch avantgardistisch interpretierten. Auch Karan war es, die den Begriff der «Capsule Wardrobe» prägte, einem Bekleidungssystem, das aus sieben Kleidungsstücken besteht, inklusive den berühmten «Body». Die Namen ihrer Erfindungen waren so griffig – vom «Cozy» (eine Strickjacke, die auf ein Dutzend Arten getragen werden kann) bis zum «Body» (einem Trikot-mit-Seidenbluse, das garantierte, dass im Konferenzraum niemand ungewollt das Taillenband deines Slips zu sehen bekam), dass man leicht übersehen kann, was für eine glänzende Designerin sie ist. Vor ihrer Zeit war die richtige Kleidung für Karrierefrauen eine steife, kastige Angelegenheit aus langweiligen Anzügen und seit den 1950er-Jahren unveränderten Vorschriften. Mit Karan wurde alles sinnlich, glamourös und machte auf einmal Spass. Schon Anfang der 1990er-Jahre waren die Modemagazine voll von Models in geschlitzten Karan- (oder Karan-ähnlichen, weil es so um sich griff) Röcken und weichen, auf Figur geschnittenen Jacketts, die Taxis hinterherjagten, mit der Financial Times in der Tasche oder mit fotogenen Babys, die sich an ihre makellosen, satingefütterten Anzüge klammerten – oder, in einer besonders erinnerungswürdigen Kampagne, beim Ablegen des Präsidentschaftseids. Das war, bevor die Slow-Cooking- und Slow-Living-Bewegungen berufstätige und nicht berufstätige Mütter irgendwie gegeneinander aufbrachten. In diesen Anfangszeiten wirkte die weibliche Arbeitsethik beglückend, befreiend und die Kleidung von Donna Karan unterstrich, dass man etwas erreichen konnte. Karan arbeitet noch immer wie besessen. Einmal abgesehen von Witzen über das Gesichtslifting – ihren SEPTEMBER 2015

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«Ich war schon immer der Meinung, dass das, was du untendrunter trägst, ebenso wichtig ist, wie das, was du obendrüber trägst.»

jugendlichen Biss führt sie darauf zurück. «Es ist nicht wirklich Arbeit, es ist Leben», sagt sie. Aber hier kommt eine zweite Ironie. Das Aushängeschild für berufstätige Mütter, das ein Modeimperium gründete, welches beim Einstieg an der New Yorker Börse 1996 einen Umsatz von 58 Millionen Dollar einbrachte und das später Schätzungen des Magazins Forbes zufolge für 650 Millionen Dollar an LVMH verkauft wurde – war eigentlich nie an einem anspruchsvollen Job interessiert. Und eine berufstätige Mutter wollte sie erst recht nicht sein. «Meine eigene Mutter hat das getan, und meine grosse Schwester Gail war acht Jahre älter als ich», erzählt sie. «Als Gail dann auszog und heiratete, war ich einsam und sehr verunsichert, dass kann ich Ihnen versichern.» Sie wurde im Jahr 1948 auf Long Island als Donna Faske geboren, «auf der falschen Seite der Bahngleise», wie sie sagt. In Wirklichkeit wuchs sie im wohlhabenden Woodmere auf, das als jüdisches Greenwich gilt. Ihre Mutter Helen, genannt Queenie, arbeitete als Mannequin für eine Modefirma und sah – ihrer Tochter zufolge – aus wie Joan Crawford. Als Karan drei Jahre alt war, starb ihr Vater Gabby Faske bei einem Autounfall. Queenie nahm ihre Tätigkeit bald wieder auf, obwohl Gail später sagte, dass ihre Mutter aus freien Stücken und nicht aus Notwendigkeit arbeitete und hinzufügte, dass Queenie sich nie besonders für die Designambitionen ihrer Tochter interessiert hatte, bis Donna erfolgreich wurde. Wenn es wohl auch eine schwierige Beziehung war (Queenie verschenkte einen ganzen Dachboden voller Kleider, darunter auch viele, die ihre Tochter für sie entworfen hatte), wirkte sie auch als Ansporn. Anfangs wollte Donna Tänzerin werden. Nicht irgendeine Tänzerin, sondern eine, die sich bewegte wie Martha Graham (später würde sie diese fliessenden Bewegungen in ihren schwarzen Jerseykleidern nachempfinden) und sang wie Barbra Streisand (die sie später einkleiden und mit der sie sich anfreunden würde). Aber mit 14 schwindelte sie über ihr Alter und arbeitete in einer Boutique, wo sie ihr herausragendes Talent für den Verkauf von Kleidung entdeckte und weiterentwickelte. Als nächstes kam Parsons, und mit 20 dann der Job bei Anne Klein... Alles lief wie am Schnürchen, bis Anne Klein sie neun Monate, nachdem sie ihr einen Job angeboten und sie davon überzeugt hatte, ihre Ausbildung am Parsons nicht zu beenden, feuerte. «Eigentlich hat Anne mich nicht gefeuert. Das war die Assistentin. Die Assistentin der Assistentin. Ich war wohl etwas zu jung für die Aufgabe. Es war zu intensiv. Ich arbeitete jeden Tag bis zwei Uhr früh.» Karan fühlte sich gedemütigt. («Machst du Witze? Ihretwegen habe ich die Schule geschmissen.») Ausserdem war sie verheiratet – mit Mark Karan, dem Inhaber eines Geschäfts für Herrenbekleidung, den sie mit 16 an einem Strand in Long Island kennengelernt hatte – und verliebt in Stephan Weiss. «Ich war bereits mit Mark verlobt, als ich Stephan kennenlernte, der 10 Jahre älter war als ich und zwei Kinder hatte», erzählt sie. «Künstler, Bildhauer, irgendwie ein wilder Typ – ich war sofort verknallt, aber ich hatte bereits versprochen, Mark zu heiraten. Ich musste. Ich hatte Angst davor, allein zu leben.»

haben wollte, ein Vorbild für Millionen berufstätiger Mütter wurde. «Und was für Schuldgefühle ich hatte, weil damals noch nicht so viele Mütter arbeiteten. Es war nicht leicht. Und ich wollte nicht so sein wie meine Mutter ... Ich habe immer noch Schuldgefühle. Alles, was ich wollte, war eine konventionelle Kernfamilie.» Das ergab sich nie so recht. Als sie 25 war, waren ihre Mutter und ihr Stiefvater Harold Flaxman, der ebenfalls in der Textilbranche arbeitete, verstorben. Und nicht zu vergessen: Sie war in einen Mann verliebt, der nicht ihr Ehemann war. «Es war», bemerkt Karan mit bewundernswerter Untertreibung, «sehr kompliziert. Ich habe so viel durchgemacht, als ich noch sehr jung war. Wahrscheinlich bin ich deshalb jetzt so Zen.» Danke an den Bu-Ju-Gott für Zen. Und Yoga. Sie begann mit Yoga, als sie 18 war und wünscht sich, dass alle Kinder es lernen könnten. Es machte sie flexibel – körperlich und geistig. «Im Prinzip war es die Inspiration hinter meinem Geschäft – besonders hinter den Urban Zen Kollektionen, die ich in Wirklichkeit entworfen habe, damit man von der morgendlichen Yoga-Stunde direkt ins Büro und danach zum Abendessen gehen kann.» Ein beachtliches Geschäft. Denn obwohl die Hauptlinie Donna Karan schon immer astronomisch teuer war («Ich bin verrückt nach guten Stoffen», sagt sie achselzuckend), gab es fast von Anfang an auch die Donna Karan Strumpfkollektion – ein früher Vertreter der Po-formenden, Oberschenkel-komprimierenden und schlank machenden Eigenschaften des matten Schwarz. Die Verkaufszahlen schraubten sich schnell in schwindelerregende Höhen. «Ich war schon immer der Meinung, dass das, was du untendrunter trägst, ebenso wichtig ist, wie das, was du obendrüber trägst,» erklärt sie. Selbst keine der streichholzdünnen Frauen, hatte Karan ein instinktives Einfühlungsvermögen für weibliche Komplexe: In jedes der figurschmeichelnden Jacketts und jedes Bauch-Weg-Oberteil schien Mitgefühl quasi eingenäht zu sein. Manchmal, wenn es mit der Diät gut läuft und Yoga und Pilates – was sie auch macht – alle gut zusammenspielen, sagen die Leute, dass sie dünn aussieht. «Und ich sage, glaubt mir, es liegt an der Hose.»

Karan rief Anne Klein an und bat darum, wieder eingestellt zu werden. Und mit 24 Jahren war sie die rechte Hand der respekteinflössenden Anne Klein. «Sie brachte mir bei, Sportbekleidung zu entwerfen – Frauen anzuziehen.» Aber Klein war krank – kränker, als irgendjemand wusste – und starb im Jahr 1974 an Brustkrebs. Sie liess Karan an der Spitze zurück – mit 24 Jahren und schwanger mit Gabby, die in derselben Woche zur Welt kam.

Aber wie sie sagt, war ein Imperium nie ihr Plan. Ursprünglich wollte sie unter der Marke Anne Klein eine eigene kleine Kollektion entwerfen. «Aber die Eigentümer, damals ein japanischer Konzern, sagten: ‚Donna, du könntest gar nichts Kleines machen, selbst wenn du wolltest’.» Und feuerten sie. Schon wieder. Das Positive war, dass sie ihre eigene Marke unterstützen – was wahrscheinlich ihren überzeugenden Verkaufstricks und ihrem Talent geschuldet war. Das war 1985. Die Dinge entwickelten sich zum Besseren. Sie und Mark hatten sich getrennt, und nun war sie mit ihrem wilden Bildhauer mit dem Pferdeschwanz zusammen («obwohl er in einem Loch lebte und über Quantenphysik und all dieses Zeug sprach, dass ich nicht verstand»). Das Lustige war, so sagt sie, dass alle dachten, Weiss wäre ihre bohèmehafte Schwärmerei, aber er war derjenige, der die Geschäftsstrategie umsetzte. Ausserdem entwarf er ihre Parfümflakons. «Geschäfte, Zahlen, Verhandlungen, all das, womit ich mich nicht beschäftigen wollte. Und er teilte meine Vision ... er war brillant», erklärt sie. Weiss half ihr dabei, die Herrenlinie und DKNY auf den Markt zu bringen, ihre höchst erfolgreiche Zweitlinie. Alles ging so schnell, dass sie ins Schwanken gerieten und die Aktien einen Einbruch erlitten. Zu diesem Zeitpunkt war Weiss bereits schwer erkrankt. Er war es dann auch, der sie dazu drängte, den Deal mit LVMH zu unterzeichnen. «Er sagte, dass er mich nicht in diesem Chaos zurücklassen könnte.»

So ergab es sich, dass die Frau, die nur deshalb mit dem Entwerfen begann, weil sie «einen Schrank mit Klamotten nur für mich selbst»

Karan spricht noch immer dauernd von ihm, und 2012 gab sie ein ihm gewidmetes Buch heraus, das den Titel trägt: Stephan Weiss:

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FOTOS: ZVG

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THEMA

Runway Pr채sentation der Hauptlinie.

Donna Karan l채sst sich feiern.

Verr체ckt nach guten Stoffen: Karan bei der Arbeit.

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Connecting the Dots, denn «genau das tat er – von Wissenschaft über Bildhauerei bis Schmuck. Er war brillant.» Ihre Tochter Gabby und ihre beiden Stiefkinder aus der Ehe mit Weiss haben ihr sieben Enkel geschenkt. «Ich sage ihnen, wenn einer von euch mich in nächster Zeit zur Uroma macht, dann sprechen wir nicht mehr miteinander», erzählt sie weiter. Die «Kinder», heute zwischen 39 und 50 Jahre alt, würden sie gerne mit einem anderen Mann sehen, so Karan. Stephan wohl auch, meint sie. Aber es wäre schwierig, jemanden zu finden, der Schritt halten kann. Sogar der Skiunfall, bei dem sie sich beide Kniegelenke brach, vermochte sie nicht zu stoppen. «Ich bin so oft mit dem Rollstuhl den Runway hoch und runter gefahren, dass ich das schon gar nicht mehr zählen will», meint sie. In Abwesenheit eines Ehemannes gibt es immer noch ihre Ideale und Visionen für die Zukunft. Letztere sind so präzise und vollständig, dass es «keine Option ist, sie nicht auch umzusetzen.» Einige ihrer frühesten Visionen, aus dem Jahr 1990, war 7th on Sale, ein jährlicher Designer-Sale, den sie gemeinsam mit einem amerikanischen Magazin ins Leben rief, um zu einer Zeit Geld für die Aidsforschung zu beschaffen, in der das Thema noch ziemlich tabu war. Es ist typisch für sie, ihren gemeinnützigen Engagements auch dann noch treu zu bleiben, wenn sie schon lange nicht mehr im Rampenlicht stehen. Sie reist noch immer zwischen Haiti und den USA hin- und her und überwacht die Kunstgegenstände, die sie in ihren Läden verkauft, denn «mal ehrlich, am Anfang waren die Sachen, die sie herstellten, einfach nicht verkäuflich. Aber sie haben ein solches Durchhaltevermögen und eine solche Würde. Dort kommen all meine Anliegen zusammen, die ich bei Urban Zen unterstütze.» Wenn man herausfindet, dass sie mit den Jahren mehrere Dutzend Millionen Dollar für gute Zwecke gesammelt hat, begreift man, dass ihr oberflächlicher Spruch, dort zu sein, wo «Philanthropie und Kommerz sich treffen» eigentlich gar nicht oberflächlich ist. Angesichts ihrer vielen Einladungen ins Weisse Haus (zum ersten Mal war sie dort, als Reagan noch Präsident war) frage ich mich, ob sie nicht versucht war, in die Politik zu gehen – die New York Times beschrieb sie einmal als Ed Koch im schwarzen Stretchkleid. Aber Politik reizt sie nicht im Entferntesten. «Sobald du gewählt bist, bist du in deiner Handlungsweise beeinträchtigt. Ausserhalb der 198

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Ethnische Akzente in einem Karantypischen Look.

Politik kann man viel mehr erreichen,» erklärt sie. Was den fehlenden Seelenverwandten betrifft – diese Stelle ist bereits besetzt, und zwar schon, seit Karan bei einem Tennismatch auf Long Island Patti Cohen kennenlernte, als beide um die zwanzig waren. Sie sind immer unzertrennlich gewesen – als Freundinnen, Resonanzboden und Geschäftspartner. Heute ist Cohen als Karans Presseagentin tätig, aber sie ist auch eine tizianrot gekleidete Doppelgängerin, die oft genug für Karan antwortet. «Ich weiss, was sie sagen wird, bevor sie es sagt», so Cohen. Als ich das Interview später erneut abspiele, höre ich, wie sie gleichzeitig antworten, einander häufig in Bezug auf die Chronologie widersprechen, aber nie, was die Gefühle betrifft. Als wir drei den frisch renovierten DKNY Store auf der Bond Street besuchen, wo einige stadtbekannte Promis an einem grossen weissen Tisch sitzen und Herzen für Haiti bemalen, die überall im Laden aufgehängt werden sollen, sind sich Cohen und Karan über die Ergebnisse der Renovierung vollkommen einig. «Ich dachte, es würde ohne die Saftbar furchtbar aussehen...», meint Karan, «...die sie vorne rausgenommen haben...», fügt Cohen hinzu. «Aber das stimmt nicht», sagen sie im Chor. Ich bin überrascht, dass Karan kein Vetorecht bei ihrer Saftbar hatte, aber ein Teil des LVMH-Deals sieht vor, dass der Konzern Donna Karan und DKNY leitet und sie sich um Urban Zen kümmert. Für die beiden ersten erhält sie Lizenzgebühren – und eine Rabattkarte. Das ist der Grund, warum sie und Cohen sich nach einem Blick auf die Preisetiketten entscheiden, in der Londoner Filiale nichts zu kaufen. «In New York bekommen wir einen besseren Rabatt», erklären sie. «Süss ist er schon», sagt Karan und streichelt einen schwarzen Rollkragenpullover aus Kaschmir. «Wir lieben Schwarz», flötet Cohen. «Wir werden es mit 100 wahrscheinlich immer noch tragen.» Nur einmal wich Karan wirklich von Schwarz ab – als sie für Anne Klein eine komplett grüne Kollektion entwarf. «Es war furchtbar, aber zu der Zeit war ich total auf Felder und Wiesen fixiert. Das bin ich nach wie vor. Ich liebe Grün immer noch.» Denn es gibt eine weitere Ironie in Bezug auf eine Frau, der so sehr das Selbstvertrauen fehlte, dass sie ihrem Markennamen bei der Markteinführung New York hintenanstellte: heutzutage verbringt sie die meiste Zeit in den Hamptons. «Ich liebe New York», sagt sie. «Aber um ehrlich zu sein, kann es ein bisschen viel werden.»

FOTOS: URBAN ZEN FRÜHLING / SOMMER KOLLEKTION 2015; DONNA KARAN INTERNATIONAL

Enganliegend und doch bequem - Karans «Signature Style».


Model vor der Runway Show 1986.

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LA VIE Maria Luisa Poumaillou 2011, fotografiert von Olivier Zahm.

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EINE LETZTE LEKTION DER ELEGANZ Im Januar wohnte Maria Luisa der ersten Modenschau von John Galliano für Maison Margiela bei. John und Martin, zwei Modeschöpfer, die sie in ihrer legendären Boutique in der Rue Cambon unterstützt hatte. Ein paar Wochen vor ihrem Tod bewies sie uns noch einmal ihr unendliches Modewissen… V o n P AT R I C K C A B A S S E T

FOTOS: OLIVIER ZAHM/LE PRINTEMPS

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ie wusste ihren Namen zu einem wahren Aushängeschild zu machen, das in der ganzen Welt respektiert wurde. Dennoch bestand Mode für Maria Luisa Poumaillou nicht aus Firmenschildern, gigantischen Marken oder im Entstehen begriffenen Gruppen, sondern aus Menschen: aus Schöpfern, schlicht begabt oder wahre Visionäre, die sich vorstellen können, wie die Mode von morgen aussieht. Darunter auch die tägliche Mode für alle Kunden, die Avant-Garde mögen, ohne die Last einer beschämenden oder unangemessenen Verkleidung tragen zu wollen. Ihr Laserblick war kompromisslos, prickelnd, kritisch, aber vor allem Komplize des weiblichen Körpers und seiner Psychologie. Die Frauen, die sie seit 1988 in ihrer Boutique in der Rue Cambon und später in der Rue du Mont-Thabord in Paris empfing, hatten keine Hemmungen, sich dort inmitten von anderen Kundinnen und Kleiderständern auszuziehen, als seien sie während des Winterschlussverkaufs in einem Séparée, um den neuesten Schmuck anzuprobieren. So ungeduldig, sich die Stücke anzueignen, dass sie nicht warten wollten, bis eine Kabine frei war. Diese Atmosphäre eines aufgeregten Harems, eines faszinierenden, begehbaren Kleiderschranks, habe ich sonst nur noch einmal erlebt, am anderen Ende der Welt, bei Daslu in São Paulo, in der ersten Version dessen, was seither ein grosses, konventionelleres Warenhaus geworden ist. Maria Luisa, die im letzten April im Alter von 61 Jahren nach langer Krankheit starb, kam ebenfalls aus Lateinamerika. Aus Venezuela, um genau zu sein, wo ihre Mutter ihr beibrachte, was es heisst, sich gut anzuziehen. Sie war eine vergötterte, sehr schicke Mutter, die im vergangenen Dezember mit 80 Jahren noch die Seiten des L’OFFICIEL China beehrte. Die regelmässigen Reisen nach Paris und in die Salons von Dior oder Balmain mit ihren Töchtern sollten den Geschmack derselben formen.

Maria Luisas Vater starb, als sie gerade einmal 4 Jahre alt war. 1958 musste ihr Stiefvater, Chef der nationalen Sicherheit unter Präsident Marcos Pérez Jiménez, aufgrund des Sturzes der Diktatur aus Caracas fliehen. Eine unfreiwillige Auswanderung nach Miami folgte, dann empfing das Frankreich De Gaulles die Familie. Nach einer Zeit an der «SciencesPo» in Paris und einem Studium der Geisteswissenschaften in Spanien, heiratete Maria Luisa in Madrid, bevor sie nach Venezuela zurückging. Eine wenig überzeugende Erfahrung, die in einer Scheidung und der Rückkehr nach Paris endete. Dort lernte sie ihren zweiten Mann, Daniel Poumaillou, kennen, dem sie zwei Töchter schenkte. Sie zog die Kinder auf dem Land gross, in der Touraine, kehrte aber bald nach Paris zurück. Da sie immer noch von Mode begeistert war, entschloss sie sich, «ihre» Designer zu verkaufen und zu unterstützen. 1988 waren das zunächst Helmut Lang, Martine Sitbon, John Galliano. Aber auf ihrer grosszügigen «Hit List» findet man auch Alexander McQueen, Jean Colonna, Dries Van Noten, Ann Demeulemeester, Haider Ackermann, Rick Owens, Esteban Cortazar oder, seit neuestem, Cédric Charlier. Zwei Jahrzehnte lang förderte, unterstützte und verteidigte sie selbstsichere und kostbare Entscheidungen, die zahlreiche Käufer aus der ganzen Welt ihr rauben wollten. Sie war mehr als nur eine einfache Einkäuferin und wurde bald zur Hauptforscherin auf der unermüdlichen Suche nach Eleganz. Dank ihr konnten gewisse Modeschöpfer endlich aus dem Schatten treten. Wo andere lediglich kauften, zwang Maria Luisa sie dazu, weiterzugehen. Sie bezirzte und zähmte sie und liess sie schliesslich über sich hinauswachsen. Sie wurde zur Talentsucherin und knüpfte damit ein stärkeres Band der Komplizenschaft zwischen sich und den Designern. Ein wohlwollendes, heimliches Einverständnis ohne Konzessionen zwischen zwei Ladenflächen, das den Schöpfern das Fortkommen ermöglichte. SEPTEMBER 2015

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Mit angeborener Eleganz fand sie stets die richtigen Worte, konnte über sich selbst und die drolligen Situationen lachen, die sich manchmal im Herzen der kleinen Modewelt aneinanderreihen. Sie wurde zu einem Element in diesem Universum, ersehnt, unerlässlich für einen reibungslosen Ablauf einer Show oder einer Karriere. Zwanzig Jahre später jedoch, 2008, beugte sie sich der restriktiven Allmacht des Marketings. Die Verpflichtung, grosse Mengen einzukaufen, machte die kleinen Geschäfte mit vielen Marken angreifbar. Sie schloss die Pariser Boutique, unterhielt jedoch weiterhin einen Onlinehandel und Geschäfte ihres Namens in Asien, in Peking und Shanghai, sowie in Katar. Im gleichen Jahr willigte sie ein, Partnerin von Printemps zu werden. Dort entwickelte sie ihre eigene Boutique, setzte ihre Entscheidungen und ihren Geschmack durch und nutzte die Gelegenheit, um ihre Designer «rauszubringen». Sie riet ausserdem zu Gruppenkäufen und wurde zum Gesicht des grossen Geschäftes. An der Spitze der Mode konnte sie sich endlich ausschliesslich der Suche nach den Talenten von morgen widmen. Ein Bedürfnis nach Kontinuität war charakteristisch für sie: «Mir gefällt die Dichte der Dinge und die Langlebigkeit der Marken», erklärte sie kämpferisch während des Interviews, das die letzte mündliche Gabe für ein Magazin darstellte. «Ich muss ein Potenzial zur Weiterentwicklung spüren, damit ich ihnen folge. Die ersten sieben Modeschöpfer, die ich vorgeschlagen habe, sind alle aus meiner Printemps-Boutique gekommen, um ihre eigenen Bereiche in den grossen Geschäften zu eröffnen, wie Alexander Wang, Acne Studios, Kenzo oder Carven von Guillaume Henry.» Hierher lud sie Victoria Beckham, Peter Copping oder sogar Fendi ein, um private 202

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Mit Tochter Eugénie am Cap Ferret.

Präsentationen für ihre Kunden zu veranstalten. Sie ließ einige Modelle in Weiss nachmachen, um eine nie dagewesene Hochzeitsboutique auszustatten, in der man den schönsten Tag des Lebens im AlexandreVauthier- Smoking, in einem Victoria- Beckham-Etuikleid oder einem Strukturkleid von Roland Mouret begehen kann. Für die Abendgarderobe erbat sie Kapsel-Kollektionen von Roberto Cavalli, Elie Saab und anderen. Die Boutiquen «Maria Luisa Mariage» und «Le Soir by Maria Luisa» waren bereit, Konventionen über Bord zu werfen, die sie aus ihrem eigenen Leben entfernt hatte. «Heute glaube ich an Christopher Kane, J.W. Anderson, Jacquemus dank seiner unglaublichen Energie», fuhr sie fort, «aber auch an Mugler von David Koma, Saint Laurent von Hedi Slimane, Givenchy von Riccardo Tisci und Louis Vuitton von Nicolas Ghesquière natürlich. Diese Designer sind so effizient.» Sie sprach die Namen mit grosser Sicherheit aus, war sich ihrer ebenso sicher wie ihrer selbst. Zur neuesten Entwicklung des Geschmacks der Kunden befragt, gab sie an, eine neue Kategorie beobachtet zu haben: «Eine erste Gruppe, die wahrscheinlich gut betucht ist, kommt nur zum Spass zu mir. Es ist eine Art spielerisches Shopping. Diese Kunden lassen sich zum Beispiel von Kenzo oder Moschino verführen. Selbstverständlich bleiben die Franzosen brav, vor allen bei den grösseren Stücken, bei Jacken oder Mänteln. An zweiter Stelle steht die Suche nach sexy Kleidung, das ist sehr präsent. Drittens treffe ich auf prinzipiell Vorsichtige. Diese Kundinnen kaufen sinnigerweise ein neues, aber langlebiges Kleidungsstück. Ihnen gefällt der Fortbestand der Produkte. Der Leitstern im Zentrum dieser Suche ist aktuell Céline.

FOTOS: ZVG; MIGUEL VILLALOBOS, MANUEL BOUGOT, SONDERKOLLEKTION MARIA LUISA.

Alicia Estrada, ihre Mutter, in den 1950er Jahren.


LA VIE

«Aber was die Fotos angeht, haben Modemagazine noch eine schöne Zukunft vor sich. Das Internet wird niemals Fotos solcher Qualität hervorbringen können. Die Augenweide wird immer mit dem Papier verknüpft sein.» HR!!!

Die Boutique Maria Luisa im Frühling.

Die Kategorien findet man sowohl in den Boutiquen in Paris als auch in anderen Großstädten (in Strasbourg, Marseille und natürlich Nice), aber auch in meinem Online-Shop auf der Webseite Thecorner.com. In Asien wollen die Kundinnen eher feminin als sexy sein. In Russland oder in Osteuropa dagegen ist der Wunsch, sexy zu sein, weiterhin sehr präsent. In Westeuropa und in den USA scheint der Modegeschmack reifer, gebildeter, daher drängt sich die Langlebigkeit auf.» In China, wie zum Anlass des 150. Jubiläums von Printemps, brachte sie ihre eigenen Kollektionen heraus. Eine Linie unentbehrlicher Kleidungsstücke zu erschwinglichen Preisen, die kaum über denen des Massenmarktes lagen. Zur Stunde des omnipräsenten Digitalen machte ich mir Sorgen um die Zukunft des gedruckten Magazins und teilte ihr meine Ängste mit. Sie beruhigte mich: «Gewiss, den informativen Aspekt hat die Online-Presse an sich gerissen. Aber was die Fotos angeht, haben Modemagazine noch eine schöne Zukunft vor sich. Das Internet wird niemals Fotos solcher Qualität hervorbringen können. Die Augenweide wird immer mit dem Papier verknüpft sein. Selbst im Bereich der Kulturmode werden die Magazine im Allgemeinen spannend bleiben. Eine Webseite vergisst man ebenso schnell, wie man sie überfliegt, n’est-ce pas?»

Maria Luisa und ihre Mutter. Mit ihrem Mann, Daniel Poumaillou.

Am 7. April starb die graue Eminenz und Grande Dame der Mode. Daniel Poumaillou hielt eine berührende Rede: «Ihre letzte Modenschau, denn es war eine… Sie hätte am liebsten auch noch die Tapete in ihrem Zimmer im Hôpital Américain gewechselt. Die Nägel perfekt manikürt, tadellose Frisur und ein letztes Bonmot auf den Lippen …»

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GOLDENER HERBST

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Von L IVIA Z A FIRIOU 10. 8. 9.

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1. Hängelampe, Tom Dixon, CHF 480 2. Vogelornament, Jaime Hayon für Cassina, CHF 750 2. Bottega Veneta collection 2015 3. Setsuko Kerzenhalter, Astier de Villatte, Preis auf Anfrage 4. Kissen, Missoni, CHF 230 5. Marmortisch, Poltrona Frau, CHF 4100 6. Schmuckkasten,Aerin Shagreen, CHF 820 7. Blumenteppich, Missoni, CHF 770 8. Astbrosche, Ole Lynggaard Copenhagen, CHF 12 550 9. Beistelltisch, Bottega Veneta, CHF 4 410 10. Gefäss, Tom Dixon, CHF 440 11. Goldener Stuhl, Cappellini, Preis auf Anfrage 12. Diamond Martinigläser, Waterford-Lismore, CHF 150 13. Regenschirmständer, Mackenzie-Childs, CHF 550 14.Vorhang, Création Baumann, CHF 620 15. Bottega Veneta collection 2015 16. Blumenteppich, Missoni, CHF 770

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FOTOS: ZVG; TOM DIXON, MACKENZIE-CHILDS, WATERFORD-LISMORE UND AERIN SHAGREEN ÜBER PRSHOTS.COM

Diese Paraphrase trifft es diese Saison perfekt, denn in Appartements und Häusern zieht ein besonderer Schimmer ein. Glänzende Oberflächen, changierende Materialien und glitzernde Akzente lassen organisch geformte Wohnaccessoires, Möbel und Tapisserien elegante Wärme ausstrahlen.


FOTO: KEMA KEUR

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Sp채tsommer-News . Ab Seite 206.

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TRAVEL NEWS EIN STÜCK GLENEAGLES

LUXUS-BOOTCAMP Ist Ihnen die Vorstellung, auf asketische Weise zu schwitzen, sich abzumühen und auch noch spartanisch untergebracht zu werden, auch zuwider? Dann werden Sie sich für ein Retreat mit 5 Sternen in einer luxuriösen Villa und mit Private Chef begeistern können. Im «Top Hill Retreat» auf Ibiza kann man das Gewicht beeinflussen und intensiv trainieren, aber auf allerhöchstem Niveau. Die einzelnen Bootcamps differenzieren thematisch, es ist für jeden etwas dabei. www.tophill-retreats.com

Das berühmte Golf-Luxushotel «Gleneagles» in Schottland bringt eine Lederaccessoire-Collection auf den Markt. Die von Gästen und Legenden inspirierte Linie beinhaltet eine «Riviera Handbag», die ihren Namen einem Zeitungsartikel von der Eröffnung des Hauses in den 1920-er Jahren verdankt, wo man das Hotel als die «Riviera der Highlands» bezeichnet hat. Weiter gehören zur Range Aktentaschen, iPad-Hüllen, Schreibmappen, Reisetaschen mit Schuhbeutel und vieles mehr. www.gleneaglescollection.com

EIN BISSCHEN MEHR Handgepflückte Trauben, kostbare Öle, ausgesuchte Blüten- und Kräuteressenzen – Daniela Frutiger, hat nur die erlesensten Ingredienzien für «dipiù» ausgesucht, die ersten eigenen Schönheitspflegeprodukte der herrlichen Giardino Retreats und Resorts. Eine Reise in eines der Luxushäuser in Ascona, Minusio, Champfèr, Zürich oder in den Grindelwald lohnt also jetzt doppelt, denn «dipiù»-Produkte gibt es nur dort. www.giardino.ch

SEESICHT

www.villaschoenegg.ch

ZÜRICH HONGKONG MIT CATHAY Ab sofort startet Cathay Pacific nach 14 Jahren Pause wieder mit Flugverbindungen von Zürich nach Hongkong, zweimal täglich. Die Strecke wird mit einer Boeing 777-300ER geflogen, die mit neuer First Class, preisgekrönter Business Class und Langstrecken Economy Class ausgestattet ist. www.cathaypacific.com/ch

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FOTO: ANDREA MONICA HUG

Sich auf Reisen in B&B’s zu begeben, ist längst nicht mehr nur eine Variante für Rucksacktouristen. Immer mehr Locations eröffnen, die sich auf High-End-Ebene bewegen, wie zum Beispiel die «Villa Schönegg». Dieses Schmuckstück in Rüschlikon am Zürichsee hat sieben Zimmer (ab CHF 80) und eine Suite (ab CHF 200), kann für Events und als komplettes Haus gebucht werden. Inhaberin Christina Paoletti führt dort auch ein «Stübli», in dem man von Mittwoch bis Sonntags mitags und zu Abend essen kann. Empfehlenswert: Der «Saturday & Sunday Brunch».


TRAVEL 1. SANT AMBROEUS «Auf einen Café und ein Croissant.» www.santambroeus.com

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2. SHEN

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«Ein natürliches Mückenspray. Für Sommernächte unentbehrlich.» www.shen-beauty.com

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3. SIP’N SODA «Ein authentisches Diner, das in den 1950er-Jahren eröffnet wurde.» www.sipnsoda.com

6. 3.

4. THE MILK PAIL «Der Marktstand Amy’s Flowers hat die allerschönsten Hortensien.» www.milk-pail.com

5. DOCK HOUSE «Der wunderbare Ausblick und das BLT (Bacon, Lettuce und TomatenSandwich) mit Hummer auf der Mole von Sag Harbor lohnen den Umweg.» www.dockhouseny.com

8.

6. ROUND SWAMP FARM «Bezaubernder Markt in East Hampton. Die Gerichte zum Mitnehmen sind köstlich. Vor allem die mexikanischen Spezialitäten, die man am Strand geniesst…» www.roundswampfarm.com

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7. HILDRETH’S HOME GOODS

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«Deko-Laden. Die Tischwäsche ist zum Niederknien. Dort kaufe ich ein, wenn ich Gäste empfange.» www.hildreths.com

8. UNVERZICHTBAR 13.

9. WYETH

Lauren Santo Domingo 10. 11.

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DIE HAMPTONS

FOTOS: ZVG; PAUL COSTELLO, LILVEGGIEPATCH, LAUREN SANTO DOMINGO

«Meine Sommergarderobe besteht aus lockerer Kleidung, die ich bei Moda Operandi gefunden habe.» www.modaoperandi.com

LAUREN SANTO DOMINGO Als Online Shopping-Pionierin ist Lauren Santo Domingo auch eine Weltenbummlerin der Mode. Sie liefert uns einen Mix ihrer liebsten Neuentdeckungen und aktuellen Must haves. Von L É A T RICH T ER-PA RIEN T E

Als Mitbegründerin von Moda Operandi hat Lauren Santo Domingo eine Revolution angezettelt: Auf ihrer Internetseite können Kunden ihre Lieblingsstücke direkt nach der Modenschau vorbestellen. Sie ist eine Mode-Ikone und zählt zu den einflussreichsten Personen der New Yorker Szene. Im Sommer flieht sie mit ihren beiden Kindern aus dem Big Apple in die Hamptons, wo sie die besten Adressen kennt und in der Kunst der Gastfreundschaft brilliert.

«Der örtliche Antiquar. Ich liebe die Möbel und das Geschirr.» www.wyethome.com

10. SOUTHAMPTON FARMERS’ MARKET «Vom Fisch bis zum Gemüse – alles ist sagenhaft.» www.southamptonchamber.com

11. LA PARMIGIANA «Ich empfehle den Antipasti-Salat mit Sosse.» www.laparmigianali.com

12. STUART’S SEAFOOD MARKET «Das ist einer der ältesten Fischmärkte.» www.stuartsseafood.com

13. HAIR IN THE SUN VON SACHAJUAN «Um meine Haare vorzubereiten.» www.sachajuan.com

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Strandatmosphäre am Hallwilersee und hoteleigenen Pool.

Zugegeben, wir haben bei der Titelwahl dieses Beitrages etwas geschummelt, denn das Titel-Statement ist zugleich Leitmotiv des Hauses, welches wir Ihnen hier gerne vorstellen möchten. Es könnte jedoch nicht passender sein, denn am Hallwilersee sorgt ein Bijoux-Hotel für überraschend gelungene Aufenthalte mit eigentlich ganz vertrauten Zutaten. V o n P AT R I C K H E V E N

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FOTOS: ZVG

DAS FREMDE IM VERTRAUTEN


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Das Restaurant SamuiThai zählt zu den besten der Schweiz.

Moderne Architektur trifft im Spabereich auf die jahrtausendealte Philosophie der Thai.

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as Seerose Hotel & Spa ist ein Hotel, welches über seine langjährige Geschichte bestimmt mit einer angemessenen Zahl Vorurteile zu kämpfen hatte. Seminarhotel? Spa-Hotel mit Seminarzimmer? Hochzeitsgäste neben Tagungsgästen? Wanderer neben Spa-Besucher im Bademantel? Oder vielleicht sogar die gewöhnungsbedürftigen Gardinendrucke in den neuen Cocon-Suiten... Gründe für Diskussionen gäbe es genug, wäre da nicht die Tatsache, dass das Hotel tatsächlich all diese Elemente charmant und elegant unter ein Dach bringt. Und wenn man sich die Zeit nimmt, genau hinzuschauen, entpuppt es sich als eine gelungene und äusserst gut geführte Wohlfühl- und Erholungsoase an einer der schönsten Seengegenden der Schweiz. Der Hallwilersee ist einer der wenigen Seen des Landes, den man ohne Unterbrechung auf Uferwegen umrunden kann. Sollten Sie das Gleiche einmal am Zürichsee versuchen, würde Ihre Route Sie wohl oder übel durch Privatgrundstücke und vielleicht sogar quer durch Tina Turners Garten in bester Seelage führen – ein Spaziergang, der mit viel Ärger oder gar hinter Gittern enden könnte. An diesem idyllischen Fleckchen Erde im Aargau jedoch können Wanderer und Radfahrer nicht nur ungehindert den See umrunden, sondern gleichzeitig auch die atemberaubende Schönheit der Natur auf sich wirken lassen. Auf halbem Wege erhebt sich entlang der Uferlinie mit dem Seerose Resort & Spa eines der wenigen Hotels des Sees. Es bietet eine gelungene Mischung verschiedener, über drei

Ein Pool umflutet architektonisch einmalige Cocons, die abends in wechselndes Farblicht getaucht werden.

Mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet: Das Restaurant «Zaranda».

Gebäude verteilter Unterkünfte: Von dem eher businessorientierten «Elements»-Gebäude, bei dem sich die einzelnen Etagen mit dezenten Designakzenten jeweils einem der vier Elemente widmen, über das «Classic»-Gebäude mit geschmackvoll eingerichteten Interieurs in leichten Farben, deren Stil das Hotel selbst als «natural-chic» definiert, bis hin zu dem kürzlich neu erbauten «Cocon»-Gebäude, dem unumstrittenen Star der drei Gebäudekomplexe, in dem Suiten im Bootshausstil und ein hochmodernes Spa untergebracht sind. Die für diesen Teil der Schweiz typischen Bootshäuser findet man überall verstreut am Hallwilersee. Ursprünglich dienten sie den Booten als Winterquartier, doch darüber hinaus boten sie in der oberen Etage gemeinschaftlich genutzte Räume, die mal als Stauraum, mal als Ort für zwanglose Treffen an müssigen Sommertagen dienten. Die Innenbereiche dieser Holzhäuser wurden oftmals im Rohzustand belassen, wobei sich blanker Beton mit Holz und vereinzelten Metallelementen mischte. Als die Architekten dem Hotel-Management die Idee unterbreiteten, ein modernes Spa-Gebäude zu bauen und in den Räumen optisch gleichzeitig eine Verbindung zu der für den See so charakteristischen Ästhetik herzustellen, war man sich schnell einig. Und so präsentieren sich die geräumigen Suiten des Cocon-Gebäudes heute im typischen Bootshaus-Look. Hell und luftig begeistern die holzvertäfelten Räume mit offenen Badezimmern, die mit geschmackvollen Trennwänden bei Bedarf auch geschlossen werden können. Die großzügig geschnittenen Walk-In-Duschen wurden mit LED-Leuchten ausgestattet, deren SEPTEMBER 2015

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Von Bootshäusern inspiriert, die Junior Suiten mit Blüten auf schimmernden Vorhängen.

Doch nicht nur in den Räumlichkeiten spürt man die vollendete Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Auch das gastronomische Angebot ist fantastisch – und so überrascht es kaum, dass es mehr als die Hälfte der Jahreseinnahmen des Anwesens ausmacht. Im Restaurant mit dem überaus passend gewählten Namen «Cocon» werden regionaltypische Zutaten mit asiatischem Einschlag gewürzt, was keine «Asian Fusion»-Speisen ergibt, sondern Köstlichkeiten, die gewissermassen asiatisch durchdrungen sind, wie zum Beispiel das Kalbsfleisch-Carpaccio aus der Region mit Mangoperlen und Brennnesselsorbet. Im Restaurant «Seerose» sorgt die behagliche Farbpalette mit Naturtönen für ein entspanntes Ambiente mit Seeblick, vor dessen Kulisse Schweizer und französische Küche serviert wird. Abgerundet wird das Angebot durch eine weitere Sonnenterrasse, eine Bar, eine Lounge, eine Raucher-Lounge und einen preisgekrönten Weinkeller. Doch absolutes Sahnehäubchen des Hotels ist fraglos das «Samui-Thai»-Restaurant, dem zahlreiche Kenner das beste Thai Food des Landes bescheinigen. Alle Restaurants wechseln ihre Speisekarte viermal jährlich, um ihren 210

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Gästen und Besuchern stets eine frische und saisonal inspirierte Küche bieten zu können. Die Liebe zum Detail ist allgegenwärtig und schon bald spürt man, dass die Mitarbeiter dem Ethos des Managements bis zum Äussersten folgen. Im Sommer sorgen knapp 150 Mitarbeiter für das Wohlbefinden ihrer Gäste und wohin das Auge auch blickt; es wird deutlich, dass dies ein Werk der Liebe ist. Ein Familienunternehmen, bei dem nichts dem Zufall überlassen wird – nicht einmal der Haus-Champagner, der in Kooperation mit einem kleinen unabhängigen Weingut in der französischen Champagne-Region produziert wird. Kein Wunder also, dass das Hotel vor kurzem beim Senses Award 2015 als «Best Country Resort» ausgezeichnet wurde. Und nochmals zurück zu den gewöhnungsbedürftigen Gardinen in den Cocon-Suiten. Inzwischen habe ich mich auch mit ihnen angefreundet und jegliche Vorurteile fallen lassen. Die blumenbedruckten Stoffe kommen aus St. Gallen und sollen die wunderbare Aussenwelt der umgebenden Felder hinein in das Interieur der Zimmer bringen. Wer hätte gedacht, dass bunt bedruckte Gardinen einem helfen könnten, über den eigenen Schatten zu springen und dann doch noch ein familiäres Gefühl erwecken könnten; das Fremde im Vertrauten eben...

FOTOS: ZVG

Farbe sich je nach Stimmung wechseln lässt. Im Aussenbereich bieten grosse Balkons einen fantastischen Blick auf den See oder die umliegenden Landschaften, während Gäste von den freistehenden, in gerade einmal drei Minuten gefüllten Badewannen nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter den Ausblick geniessen können.


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INSIDER INFOS CHECK-IN Das Seerose Resort & Spa liegt direkt am Sonnenufer des Hallwilersees im Aargauer Seetal an der Grenze zum Kanton Luzern. ZIMMER Junior Suiten im Seerose Cocon-Gebäude zur Doppelbelegung mit Seeblick ab 240 CHF. ANREISE Mit dem Auto: Das Hotel befindet sich ausserhalb von Meisterschwanden, Richtung Aeschl/Luzern. Oder mit der Bahn, wo Gäste von den Bahnhöfen Wohlen oder Lenzburg auf Anfrage abgeholt werden können. DREI GRÜNDE DIE SUITE ZU VERLASSEN: COCON-THAI-SPA Eine über 1000 Quadratmeter grosse thailändische Oase der Sinnlichkeit und Entspannung. Die Anwendungen basieren auf der jahrtausendealten Philosophie der traditionellen ThaiMedizin und werden ausschliesslich von Thai-Therapeutinnen durchgeführt. Auch die Architektur ist einzigartig: Riesige Cocons beherbergen die verschiedenen Saunawelten, sowie Behandlungszimmer in einem einmaligen Umfeld. SAMUI-THAI Viele Gäste reisen an, nur um in diesem führenden Spezialitäten-Restaurant zu dinieren. Es erwartet Sie königlich-thailändische Küche mit wunderbarer Seeblick-Terrasse und authentischer Atmosphäre. Probieren Sie unbedingt Panaeng Ped, gebratene Entenbrust auf thailändischem Gemüse und Basilikum umgeben von Panaeng Curry Sauce und Kokosnussmilch! HALLWILERSEE Entdecken Sie die wunderschöne Landschaft um den Hallwilersee. Angefangen mit dem hoteleigenen Infinity-Bio-Pool und Seestrand, der von Enzo Enea gestalteten Parkanlage und den vielen Wanderwegen rund um den See und dem angrenzenden Naturschutzgebiet, UNESCO-Weltkulturerbe, Pfahlbauten Seerose-Erlenhölzli. www.seerose.ch

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BEX MANNERS’

INSTANBUL Geboren und aufgewachsen auf den Balearen, begann Bex Manners ihre Modekarriere als assitstierende Stylistin in New York. In dieser Zeit brachte sie sich selbst das Schmuckhandwerk bei, weil sie bestimmte Exemplare auf dem Markt nicht finden konnte. Nach ihrer Rückkehr nach London lancierte sie 2009 ihre eigene Linie BEX ROX. Im Herzen von Notting Hill angesiedelt ist sie bekannt für ihren luxuriösen, individuell angefertigten Schmuck und ihre innovativen Designs. Bex lässt sich von allen möglichen Quellen rund um den Globus inspirieren, und ihre Kreationen verkörpern die Essenz von Kultur, Reisen und Natur. Als Weltenbummlerin gab sie uns Tipps zu einer der faszinierendsten Städte du jour.

IHRE LIEBLINGSSTADT? ISTANBUL – regt alle Sinne an.

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IHR LIEBLINGSGESCHÄFT? Um den Einheimischen so richtig auf den Zahn zu fühlen, ist ein Besuch am Bazar ein Muss, aber man sollte viel Energie und Geduld mitnehmen. Es gibt dort ein paar verborgene Prachtstücke, wunderschönen alten Schmuck und Stoffe. Beyazit, Tel.: +90 212 519 1248

FOTOS: MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON BEX ROX; GEORGES HOTEL GALATA; DUBLE MEZE BAR; KEIN & ABER VERLAG; BRIAN JEFFERY BEGGERLY

Von SA NDR A BAUK NECH T


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IHRE LIEBSTE SEHENSWÜRDIGKEIT? Eine Istanbul-Reise ohne Besuch des Hagia Sophia Museums ist unvorstellbar! Es war ursprünglich eine Kirche, später eine Moschee – atemberaubend und besinnlich. Sultanahmet, Ayasof ya Meydanı, İstanbul Tel.: +90 212 522 1750

IHRE LIEBLINGSBAR ODER IHR LIEBLINGSCLUB? Mini Bar 17, eine winzige Bar mit grossen DJs, wenn man ein wenig tanzen möchte.

Bex Manners

Harbiye Mahallesi, Abdi İpekçi Caddesi, Nr. 17, Şişli

IHR LIEBLINGSRESTAURANT? Das Duble Meze-Restaurant auf dem Dach des PeraHotels: pulsierend, köstliche Speisen und die besten Aussichten in der Stadt. Asmalı Mescit Mah. Meşrutiyet Cad. Palazzo Donizetti Hotel Üstü Kat:7 Nr.:85 Tel.: +90 212 244 0188

DIE BESTE LEKTÜRE, WENN MAN DORT IN DEN FERIEN WEILT? Elif Shafaks Der Bastard von Istanbul. Shafaks gehört zu den populärsten türkischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern. Dieses Buch ist magisch, informativ und herzzerreissend. Es vereint die turbulente Geschichte und die komplexe Gegenwart.

IHR LIEBLINGSPARK? Der Topkapi Palace Garden ist atemberaubend und voll mit allen erdenklichen Blumenarten. Ich wünschte, das wäre mein eigener Garten! DAS ACCESSOIRE, DAS SIE HABEN MÜSSEN? Meine Armspange aus Horn, «Horn Fringe Cuffs», perfekt für einen kleinen türkischen Tanz mit einem Schnipser aus dem Handgelenk und super chic.

IHR LIEBLINGSHOTEL? Georges Hotel Galata – Ein Boutique-Hotel in Galata: chic und gemütlich mit einem perfekten Dachrestaurant für den Aperitif zum Sonnenuntergang. Müey yedzade Mh., Serdar ı Ekrem Cd. Nr:24 Tel.: +90 212 244 2423

Sultanahmet, Fatih, Tel.: +90 212 512 04 80

DER BESTE SOUNDTRACK FÜR DIESE DESTINATION? Ein Remix von Acid Pauli – Jamie Wards «Almost There» und Selda, die ein bisschen Ottomanisches reinmixt, um dich in Stimmung zu bringen.

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LA NUIT

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Künstler Allen Jones zeigt seine «Inside Out» Kunst im Garten des Baur au Lac in Zürich..

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LA NUIT

ART IN THE PARK Von SA NDR A BAUK NECH T

Jürg und Raquel Marquard.

Mathias Rastorfer, Gigi Kracht, Krystina Gmurzynska, Allen Jones und Andrea Kracht.

FOTOS: ZVG; SANDRA BAUKNECHT, DÖRTE WELTI.

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um 10. Jubiläum ihres traditionellen Kunstevents im Garten des Hotels Baur au Lac lud Hoteliersgattin Gigi Kracht im Vorfeld der Art Basel Kunstmesse zu einer aussergewöhnlichen Ausstellung des berühmten Popart-Künstlers Allen Jones, welcher sich mit den farbenfrohen Skulpturen «Inside Out» seinem Lieblingsthema widmet: dem Verhältnis zwischen Mann und Frau. Anlässlich der Eröffnung sagte der 77-jährige Brite: «Ich liebe und verehre Frauen. Ich stelle sie mit meiner Kunst provokativ dar, um die Frage zuzulassen, was Kunst überhaupt ist, dies ist meine Form der Hommage an die Frau». Das Event fand im Rahmen von «50 Jahre Galerie Gmurzynska» statt.

Chefredakteurin L’OFFICIEL Schweiz Sandra Bauknecht, Allen Jones.

Allen Jones und Deidre Morrow.

Sandra Bauknecht, Mathias Rastorfer und Gigi Kracht.

Marc und Jaqueline Lelan.

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LA NUIT

15 JAHRE ACTION INNOCENCE V o n D Ö R T E W E LT I

Victoria Silvstedt

S

Anne Callet (l.), Herr und Frau Philippe Leopold-Metzger.

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Michelle Rodriguez und Mohammed Al Turki.

Marianna Ranalli und Alexandre Monchâtre.

Alina Baikova.

V.l.n.r. : Hofit Golan, David Wert heimer, Elsa Zylberstein, Victoria Silvstedt und Joëlle Flora Dabbah.

V.l.n.r.: Anne Callet, Valérie Wertheimer (Präsidentin und Gründerin Action Innocence, Catherine Leopold-Metzger und Josette Marianne el Hage-Graas.

Tiziana Bellucci (Generaldirektorin Action Innocence)..

FOTOS: ZVG

eit 15 Jahren setzt sich «Action Innocence» für die Erhaltung der Würde und der Integrität von Kindern im Internet ein. Die Organisation informiert, sensibilisiert und kämpft gegen Kinderpornografie im Netz, und führt diverse Recherchen und Forschungen zur Situationsanalyse durch. Jedes Jahr wird zu einer Gala gebeten, um auf die Präventionskampagnen aufmerksam zu machen und Spendengelder zu generieren. In diesem Jahr fand die Gala in Genf im Hotel Intercontinental mit Unterstützung der Bank J. Safra Sarasin und Allied Wallet statt. Eine grandiose Verlosung zum Beispiel von Ohrringen von Chanel, eines Colliers von Piaget und von Ohrschmuck von de Grisogono neben vielen anderen luxuriösen Preisen und die Einnahmen des Abends brachten eine fantastische Spendensumme von CHF 2.2 Millionen zusammen.


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BUCHERER’S CANDY COLOURS PARTY V o n D Ö R T E W E LT I

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as für eine süsse Idee! Um die ganze Vielfalt von Farbedelsteinen wirkungsvoll in Szene zu setzen, lud Bucherer zu einer Candy Colours Party in den Garten des Hotels Baur au Lac. Rund 200 Gäste liessen sich an einem wunderbar warmen Sommerabend vom renommierten Juwelier mit erfrischenden kulinarischen Köstlichkeiten, Show Acts sowie Live Band verwöhnen. Zu sehen gab es edle pastellfarbene Schmuckstücke aus den aktuellen Kollektionen. Bucherer präsentierte seine Kreationen nach Farben geordnet und liess die Besucher Zeugen der unerschöpflichen Vielfalt an Farbedelsteinen werden, welche uns die Natur schenkt. Die Schmuckstücke strahlten mit der Sonne um die Wette und demonstrierten so den geheimnisvollen Zauber, der von diesen einzigartigen Preziosen ausgeht.

Luisa Rossi

Liveshow für pastellfarbene Edelsteine.

FOTOS: ZVG

Isabelle Florido

Anna Zarewski (r., BCG), Jörg Baumann (Bucherer)

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TIFFANY & CO. IN GENF VON SANDRA BAUKNECHT

Gitta Gräfin Lambsdorff (Geschäftsführerin von Tiffany & Co., Deutschland, Österreich und Schweiz), Herr Antoine Barde, Frederic Cumenal und Florence Rollet.

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Sicht auf das GalaFestzelt am See mit einer prachtvollen Tiffany & Co. Box am Eingang.

FOTOS: ZVG

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nlässlich der Eröffnung des neuen Tiffany & Co. Stores an der prestigeträchtigen Rue du Rhône luden Frédéric Cumenal (CEO Tiffany & Co.) und Gitta Gräfin Lambsdorff (Geschäftsführerin von Tiffany & Co., Deutschland, Österreich und Schweiz) mehr als 600 Gäste aus aller Welt ein. Stargast des Abends war der berühmte Tiffany Diamond, der nur zu besonderen Anlässen New York verlässt. Ein weiteres Highlight war unter anderem die Lichtinstallation, die den Jet d'Eau im Genfersee in Tiffany Blau tauchte.


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Frédéric Cumenal (CEO Tiffany & Co.), Gitta Gräfin Lambsdorff, Frau Paloma Picasso Thévenet and Dr. Thévenet, (v.l.n.r).

Model Satya Oblette und Julia Tholstrup.

Tiffany Schmuck tragende Models, unter anderem Diamantenketten von Paloma Picasso für die Olive Leaf Kollektion.

Models, Florence Rollet, Frédéric Cumenal, Gitta Gräfin Lambsdorff, Sandra Bauknecht (Chefredakteurin L’Officiel Schweiz) (v.l.n.r.).

Dr. Thévenet, Paloma Picasso Thévenet und Frédéric Cumenal mit dem Tiffany Diamanten. Sandra Bauknecht

Saxophonistin Chez Taylor-Francis mit DJ Mike.

Dr. Eric Thévenet und Paloma Picasso Thévenet.

DJ Viky Queen

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DE GRISOGONO DIVINE PARTY Von SA NDR A BAUK NECH T

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Chanel Iman

Fawaz Gruosi mit seinen Models.

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Peter Bakker und Natasha Poly.

FOTOS: ZVG; SANDRA BAUKNECHT

ines der angesagtesten Feste während des Cannes Film Festivals ist die Party von De Grisogono. Grosse Roben, aussergewöhnliche Juwelen und eine A-Liste von Hollywood Celebrities betreten das berühmte Hotel du Cap-Eden-Roc jedes Jahr, um einen Abend der Superlative zu erleben. Natalie Portman, Cara Delevingne, Mary J. Blige und noch viele mehr folgten der Einladung von Gründer und Creative Director Fawaz Gruosi, der sogar seine extravaganten Kreationen auf die Hotelfassade projizieren liess.


LA NUIT

Fawaz Gruosi und Natalie Portman.

Karlie Kloss Izabel Goulart

Sandra Bauknecht, Magdalena Gabriel, Valentina Nessi und Erica Pelosini.

Fawaz Gruosi, Adrien Brody und Lara Lieto.

Derek Blasberg, Joan Smalls, Benicio Del Toro und Vivi Nevo. Cara Delevine und Fawaz Gruosi.

Paris Hilton

Nicole Kempel und Antonio Banderas.

Hilaria Baldwin

Sandra Bauknecht und Florence Jacquinot.

Cara Delevingne, St. Vincent und Mary J. Blige.

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SAVIEZ VOUS

INSIDERWISSEN ÜBER…

FAÇONNABLE

Mit neuem Elan frischt das französische Modelabel seine Boutiquen auf, fügt viele neue hinzu und elektrisiert seine Kollektionen, die stets vom besonderen Licht der französischen Riviera erhellt sind! V o n L E N A S TÄ H E L I

ACCESSOIRES A/H 15 In der neuen Taschen-Linie wird die Liebe zum Handwerk und das Augenmerk auf elegante Details deutlich.

FAÇONNABLE FEMMES Die erste Damenkollektion wird 2014 von Daniel Kearns lanciert. Er überzeugt die Modewelt mit einer Garderobe, die elegante Abendmode und trendige Bomberjacken unter einen Hut bringt. Die Kollektion 2015 ist von der französischen Riviera inspiriert und gibt Antwort auf die Frage: Was trage ich zu welchem Wetter und Klima? Eine breite Palette vielseitig einsetzbarer Kleidungsstücke, die sowohl an mediterranen Gestaden wie auch in hochalpinen Skiorten eine gute Figur machen.

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DAS PANORAMA 1950 an der Rue de Paradis in Nizza gegründet, strebt die Marke des Schneidermeisters Jean Goldberg klassische zukunftsgewandte Werte an. Mit ihrer Kombination von Tradition, hoher Handwerkskunst und ausgewogener Frische hebt sie die Garderobe von Männern und Frauen mit Klasse auf eine höhere Stufe. Wie auch das neue mit dem prägnanten Schriftzug „French Riviera“ unterschriebene Logo zeigt, bleiben die paradiesischen Landschaften der Côte d’Azur die Hauptinspirationsquelle der Marke. Façonnable, Nüschelerstrasse 1, 8001 Zürich Façonnable, Flughafen Genf, 1215 Genf www.faconnable.com

SPORTGEIST Als Partner des ATPTennisturniers von Monaco kleidet Façonnable dessen Funktionäre, Hostessen und Schiedsrichter seit 2007 ein. Aus den schlichten Uniformen wurde eine dezent bunte Linie bestehend aus einem Dutzend Kleider im Sport-Chic. Erkennbar am Schriftzug MCCC für «Monte Carlo Country Club», wird die Kollektion in limitierter Stückzahl in den Façonnable-Boutiquen und online auf der Website des Modehauses angeboten.

FOTOS: ZVG

DER KÜNSTLERISCHE DIREKTOR Als Abgänger des Londoner «Royal College of Art» im Jahre 2000 hat der Ire Daniel Kearns seine ersten gestalterischen Erfahrungen bei John Galliano gesammelt. Es folgten Stationen bei Alexander McQueen, Louis Vuitton Saint Laurent (unter Stefano Pilati) und Ermenegildo Zegna. Seit einem Jahr gibt er dem altehrwürdigen Modelabel Façonnable, geprägt von zeitlosem, bedächtigem und eigenwilligem Luxus, einen neuen Touch.


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2014

N° 13 – SEP TEM

N° 5 – OKT/NOV 2014 CHF 12

N° 4 – SEPTE MBER CHF 12

N° 13 – SEPTE MBER 2015 CHF 12

BER 2015

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T DIE TRE ND S DER SA ISO N DO NN A KA RA N

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