N° 3 – SEPTEMBER 2015 CHF 12
MÄNNERSACHE DER STIL DER NEUEN SAISON
W W W. T H O M A S S A B— O 6 . C—O M / F I N E J E W E L L E R Y
. Frankfurt . Stuttgart . Hamburg . Munich . Vienna Exclusively available in our Flagship Stores – London . — Zurich 7 —
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Chefredaktion SANDRA BAUKNECHT Herausgeber STEFAN HOTTINGER-BEHMER
Art Direktor
REINHARD SCHMIDT
Grafikdesign SONJA ZAGERMANN
Redaktionsleitung DÖRTE WELTI
Senior Contributing Editor
Beauty Editor
Editorial Coordinator
Praktikum
Managing Editor Senior Editor
LIVIA ZAFIRIOU STÉPHANE BONVIN KATHARINA SAND VALESKA JANSEN LENA STÄHELI TIFFANY KEHRLI
Übersetzung DATAWORDS www.datawords.ch
und Korrektorat
FINTRANS www.fintrans.com
Bildbearbeitung PUBLICIS COMMUNICATIONS
Bildbearbeitung Cover Prepress
Mitarbeiter dieser Ausgabe
Text
AG, ZURICH www.publicis.ch SÜSSTRUNK & JERICKE, ZÜRICH NIK EMCH, NORA HALPERN, ANGELINA SOFIA
SIAN EDWARDS, ANNE GAFFIÉ, BRUNO GODARD, PATRICK HEVEN, FRED HUBER,
HADRIENNE LAFFORGUE, AYMERIC MANTOUX, THIERRY MANTOUX, EDSON PANNIER,
Fotografie
RICARDO ABRAHAO, NACHO ALEGRE, ANNA BATCHELOR, MARC BEAUSSART,
NATHAN BECK, JAKE CURTIS, JEREMY DUBOIS, ALESSANDRO FURCHINO, ROBERT GRISCHEK,
FRED HUBER, YOUNG-AH KIM, FRANCESCO MENICUCCI, FABRIZIO SCARPA, ENIKO SZUCS,
DANKO STEINER, HANSJÖRG SCHÖDLER, MARK VAN RAAI, DENNIS WEBER, DANKO STEINER,
ADRIANA TRIPA, STUDIO L’ETIQUETTE
TATIANA CINQUINO, FABRIZIO FIORANI, FLEUR HUYNH EVANS, PHUONG LAM, PATRICK LIEF,
Styling
LEONARDO PERSICO, EML REBEK, MARIE REVELUT, NONO VAZQUEZ,
LOUISA GAGLIARDI
Illustration
Herausgeberin BLOND PUBLISHING AG Bellerivestrasse 49, 8008 Zürich,
Tel. +41 44 733 45 45, welcome@lofficiel.ch
Abonnement-Service ABO@LOFFICIEL.CH Tel. 041 329 23 40, Fax 041 329 22 04
WWW.LOFFICIEL.CH Alle Rechte vorbehalten. Die Schweizer Ausgaben von L’OFFICIEL HOMMES in deutscher und französischer Sprache werden unter exklusiver Lizenz, erteilt von JALOU MEDIA GROUP, herausgegeben. Alle Texte, die aus der französischen Ausgabe von L’OFFICIEL HOMMES reproduziert und in die Schweizer Ausgabe aufgenommen worden sind, wurden unter alleiniger Haftbarkeit der BLOND PUBLISHING AG übersetzt. L’OFFICIEL HOMMES ist eine eingetragene Marke von JALOU MEDIA GROUP. Die Rechte zur Vervielfältigung in elektronischen Medien, einschliesslich der Rechte zur Vervielfältigung von redaktionellem und anderweitig zur Veröffentlichung bestimmtem Material, das in den vorherigen und aktuellen Ausgaben erschienen ist und ursprünglich in der französischen Ausgabe von L’OFFICIEL HOMMES veröffentlicht wurde, liegen ausschliesslich bei BLOND PUBLISHING AG. Komplette oder teilweise Wiederverwendung und Reproduktion, in jedem Medium und jeder Sprache, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung von BLOND PUBLISHING AG strikt verboten. BLOND PUBLISHING AG ist eine eingetragene Gesellschaft mit einem Aktienkapital von CHF 200 000, errichtet und bestehend unter den Gesetzen der schweizerischen Eidgenossenschaft und eingetragen im Handelsregister des Kantons Zürich, Schweiz. Der eingetragene Firmensitz befindet sich an der Bellerivestrasse 49, 8008 Zürich.
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Grande Reverso Duo Eduardo Novillo Astrada, Polospieler, Gewinner der argentinischen Triple Crown.
Open a whole new world
CEO und Verlagsleitung
Herausgeber und Leitung Marketing
OLIVER BURGER STEFAN HOTTINGER-BEHMER
Druck NEEF+STUMME www.neef-stumme.de Rechtsberatung RITTER & PARTNER www.ritterpartner.ch
PR / T ICULAR www.pr-ticular.com Treuhänder AUDIT TREUHAND AG www.audit-treuhand.ch
PR und Media Relations
Anzeigen DEUTSCHE SCHWEIZ Oliver Burger, Tel. 044 733 45 47, sales@lofficiel.ch ROMANDIE Eva Favre, Tel. 021 781 08 50, info@affinity-primemedia.ch
L’OFFICIEL PARIS Publishers MARIE-JOSÉ SUSSKIND-JALOU / BENJAMIN EYMÈRE Presidents MARIE-JOSÉ JALOU AND MAXIME JALOU CEO BENJAMIN EYMÈRE General Director Advertising OLIVIER JUNGERS Editorial Director EMMANUEL RUBIN International and Marketing Director NICOLAS REYNAUD International Development Director GÉRARD LACAPE International Sales Director Italian Market ANGELA MASIERO International Senior Advertising Manager Italy CLAUDIA DELLA TORRE International Advertising Managers FLAVIA BENDA AND KATHLEEN BUSSIÈRE International Editorial and Archives Manager NATHALIE IFRAH Founders GEORGES, LAURENT ET ULLY JALOU
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The Watch for Presidents. 50s PRESIDENTS’ WATCH - Vulcain für Heiner Lauterbach Vulcain Cricket Manufakturkaliber V-10 Stunde, Minute, Sekunde aus der Mitte, Wecker Perlmuttzifferblatt mit Rosé Indexen www.vulcain-watches.com Deutscher Kinostar Heiner Lauterbach trägt Vulcain
WATCHES OF SWITZERLAND - Lucerne • RUCKLI GOLDSCHMIED - Lucerne • KIRCHHOFER CASINO GALLERY - Interlaken • LA MAISON DE L’HORLOGERIE - Geneva • LES AMBASSADEURS - Geneva • LES AMBASSADEURS - Zürich • LES AMBASSADEURS - Lugano • LES AMBASSADEURS - St-Moritz • CLM - CHARLES-LOUIS MURI - Bienne • UHRSACHEN AG - Bern • JUVAL HORLOGERIE - La Chaux-de-Fonds • DORIS HERSCHMANN - Ascona • HANGL’S UHREN & SCHMUCK - Samnaun • JOSEF HAURI UHRENATELIER MANUFAKTUHR - Lenzburg • PIGUET - Nyon
INHALT
– 16 – Editorial 18 – Contributors 20 – News 26 – The Short List 36 – Broken Suits
10 Impressum
– Kunst der Divergenz 46 – Generation Backpack 48 – Riccardo’s Männer
40 Die
FEATURES
– The Man (And One Woman) behind the Brand 72 – Die Stunde der Abreise 78 – Auftragskiller: Was kostet ein Mord? 84 – Zeit für eine Legende 60
MODE
– Stadtnomade 102 – Herbst Spiele 112 – Concrete Jungle 122 – Der Moderne Mann 134 – The Loner 144 –Eine Partie Mode 156 – Back to the Roots 90
PORTRAITS
LIVING
– José María Manzanares 174 – Patrik Künzler 178 – Anatole Taubman
166
– Trend: Brompton, ein Konzept, das klappt 190 – Timepieces: Lokalkolorit der Zeit 200 – Drive: Kopf an Kopf – Rennen der Titanen 206 – Grooming: Noble Savage 210 – Grooming: Rock Solid 214 – Grooming: Ford Extreme 216 – Reisen: London 184
SELBSTPORTRAIT
– Marco Sarescia
220
–
214 Adressen
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EDITORIAL
LIEBER LESER, Es freut mich sehr, dass Sie die 3. Ausgabe von L’OFFICIEL HOMMES Schweiz in Ihren Händen halten. Auf 224 Seiten finden Sie viel Spannendes zum Thema Mode und Lifestyle, interessante Geschichten aus der ganzen Welt und selbst die Feuerstühle fehlen nicht. Im Test quer durch Italien massen sich DUCATI und BMW. Welches Motorrad das Rennen machte, lesen Sie auf Seite 200. Immer wieder wird mir die Frage als Chefredaktorin gestellt, ob Männer «modisch» sein dürfen. Aber natürlich meine Herren, immer dem Anlass entsprechend! Wir haben sieben Modestrecken eigens für L’OFFICIEL HOMMES Schweiz produziert, um Ihnen die aufregendsten und doch tragbarsten Looks zu zeigen, die die internationalen Laufstege zu bieten haben (ab Seite 90). Wer steckt eigentlich hinter den Kreationen der jeweiligen Labels? Ab Seite 60 finden Sie aufschlussreiche Portraits der wichtigsten HERRENDESIGNER. Der beste Look funktioniert aber nur mit den richtigen Accessoires. In unserer SHORT LIST ab Seite 26 gibt es aussergewöhnliche Objekte, die Stilsicherheit beweisen. Verpassen Sie nicht unsere Reportage zum Thema Auftragskiller, die Sie in die Abgründe dieses ungewöhnlichen Berufes führt (Seite 78). Das Thema Töten ist auch bei Stierkämpfer JOSÉ MARíA MANZANARES nicht unausweichlich. Die Ikone von DOLCE & GABBANA ist der Liebling der Spanier (Seite 166). Wo finden wir unser GLÜCK? Nach dem Schweizer Hirnforscher PATRIK KÜNZLER im Sitzen. Erfahren Sie mehr über den «Intelligenten Stuhl» auf Seite 174. Ich hoffe, dass wir Sie mit dieser Ausgabe gut unterhalten und ein klein wenig inspirieren können! Geniessen Sie das Glück des Momentes der Entspannung! Ob im Liegen oder im Sitzen...
Herzlichst, Ihre
FOTO: ADRIANA TRIPA
Sandra Bauknecht
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Montblanc Heritage Spirit Moonphase and Hugh Jackman Crafted for New Heights Die neue Montblanc Heritage Spirit Moonphase verfügt über eine Mondphasenkomplikation, die nach den Maßstäben der traditionellen Feinuhrmacherei gefertigt wurde. Eingebettet in ein 39-mm-Gehäuse aus 18 K Rotgold, zeigt das Kaliber MB 29.14 mit Automatikaufzug die Mondphase in einer sichelförmigen Öffnung an und macht aus diesem Zeitmesser einen lebenslangen Begleiter. Visit Montblanc.com
CONTRIBUTORS
ROBERT GRISCHEK
LOUISA GAGLIARDI
BRUNO GODARD
Wir sind sehr froh, dass sich der junge französische Fotograf Jeremy Dubois neben seinen Studien der Politikwissenschaften und des Rechts seiner Passion, dem Fotografieren, widmet. Sonst hätten wir vielleicht nie eine so speziell elegante Modestrecke wie die über den modernen Mann für die aktuelle Ausgabe des L’OFFICIEL HOMMES Schweiz bekommen. Jeremy ist Autodidakt, und ein Perfektionist, was ihm schnell Türen und Tore in der Modewelt öffnete. Seit zwei Jahren hat er ein eigenes Studio in Paris. Die Strecke, die ein hervorragendes Beispiel für die für ihn typische Symbiose in seinen Arbeiten aus urbanem und ländlichem Lifestyle darstellt, zeigen wir ab Seite 122.
Anscheinend ist das eine erfolgsversprechende Kombination, Recht und Fotografieren (siehe Jeremy Dubois). Auch Robert Grischek ging diesen Weg, nachdem er 1996 sein erstes juristisches Staatsexamen absolviert hatte. Sich eine Auszeit vom Studieren nehmend, entdeckt Robert die Reportagefotografie, und mausert sich bald zum gefragten Fotografen in diversen Bereichen wie Mode, Celebrities, und mehr. Der Hamburger fotografierte für L’OFFICIEL HOMMES Schweiz einen der heissesten Männermodetrends der Saison und zeichnet auch für unser Cover verantwortlich. Die ganze Modestory ab Seite 90.
Mit einem Abschluss in Grafikdesign von der ECAL (Ecole Cantonale d’Art de Lausanne) zog Louisa Gagliardi nach Zürich, wo sie sich als Freelancerin einen Namen macht. Ihre Arbeiten sind bereits in Wallpaper und Mousse Magazinen erschienen. Sie hat Kunden mit so klingenden Namen wie Kenzo und Hublot. Louisa eröffnete jüngst ihr eigenes Studio und konnte 2014 einen «Swiss Design Award» in der Kategorie Grafikdesign für eine Selektion ihrer Arbeiten gewinnen. Ihre Spezialität ist es, redaktionelle Inhalte mit künstlerischem Esprit zu verbinden und so gestaltete sie für L’OFFICIEL HOMMES Schweiz die aktuellsten Zeitmesser der Saison auf ganz faszinierende Weise (ab Seite 190).
Wir haben in dieser Ausgabe so etwas wie ein High Noon von «Law and Order», denn auch Bruno Godard hat seine Karriere mit einem Master in Recht begonnen. Dann aber wendet sich der Franzose zügig dem Journalismus zu, wird Chefredakteur des Rolling Stone, dann Freelancer, macht Abstecher in den Fussball und ins Rugby als Kommentator und Reporter, und beginnt Sportbücher zu schreiben. Für L’OFFICIEL HOMMES Schweiz taucht Bruno Godard in die Abgründe der Welt der Auftragskiller ein, ein Metier, das ihm als ehemals angehender Anwalt mit Sicherheit alles andere als fremd ist (ab Seite 78).
FOTOS: ZVG
JEREMY DUBOIS
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NEWS
RETRO FIEBER
Powel Crosley revolutionierte in den 1920er-Jahren die noch in den Anfängen steckende Radio-Kommunikation, indem er erst günstige Empfänger für die breite Masse baute und schliesslich mit einer eigenen Radiostation den Empfang für Millionen überhaupt möglich machte. Bis heute werden bei Crosley in Louisville, Kentucky, elektronische Geräte hergestellt, die sich an Trends orientieren, qualitativ einwandfrei sind und erschwinglich. Aktuell und passend zum Retro-Fieber gibt es den tragbaren Plattenspieler, der über einen USB-Anschluss verfügt und mit Headset geliefert wird. Vorsicht: Bei Anklicken der Homepage herrscht akute Gefahr, sich in die vielen herrlichen Vintage-Jukeboxes, Radios im Fifties-Look und Old Style-Telefone zu verlieben! www.crosleyradio.com
BREATHE EASY
Eine grundsätzlich gute Idee: Man bläst in ein Gerät, das man in der Hand halten kann, und mit dem eigenen Handballen abdichtet. Die Ateminformation wird auf ein Android Gerät, iPhone, iPad oder iPad touch übertragen. Die App dazu ist kostenlos. Die Info zeigt an, wie hoch der Alkoholgehalt ist und sagt, wie viel Zeit man braucht, um wieder 0 Promille zu haben. Lapka erweitert damit sein Programm sensorischer Geräte, das schon eines zum Messen der Luftfeuchtigkeit, eines zum Darstellen von radioaktiver Strahlung, eines für die Bestimmung, wie organisch ein Obst oder Gemüse ist und eines, das die Stärke elektromagnetischer Felder angibt, umfasst. www.mylapka.com
KLEIN ABER FEIN
Nach dem Vorbild des erfolgreichen Klappmessers hat Victorinox jetzt eine Kollektion Reisegepäck auf den Markt gebracht. Mit extrem leichten Koffern und Briefcases ist die VX One-Kollektion eine kompakte Lösung aus ballistischem Nylongewebe für Geschäftsreisende. Sie ist extrem schlau durchdacht und logisch aufgeteilt, ob für einen Overnight-Trip oder einen längeren Aufenthalt. www.victorinox.com
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FOTOS: ZVG
SPLASH
Bisher wurde der Markt der kleinen Action Kameras klar von GoPro beherrscht. Jetzt kommt Sony mit einer Alternative, die laut aufgeregter Fachblogger zum Thema eine fast genau so gute Qualität liefert, aber – zumindest das Einstiegsmodell – nur halb so teuer ist. Wenn man sich dann allerdings all die Zusatzgeräte und Accessoires oder eben doch das Topmodell leistet, ist man ungefähr genau so weit, wie mit dem Konkurrenzmodell. Wir finden: Geschmackssache. Auf jeden Fall als Splashproof-Version ein leichtes und perfekt in der Hand liegendes, designmässig sehr cooles und ansprechendes Gadget für alles, was sich nah am Wasser abspielt. www.sony.ch
NEWS
EINE FÜR ALLE
Ashutosh Dhodapkar hat sich Gedanken darüber gemacht, ob es eine intelligente Geldbörse geben könnte, die alle Kredit- und Bonuskarten vereint, mit herumliegendem Bargeld aufräumt und auch sonst in der Lage ist, Geldangelegenheiten zu organisieren. Ansässig im Silikon Valley, machte sich Dhodapkar daran eine Lösung zu finden, gründete 2013 die Firma Qvivr und lancierte SWYP– die Karte, die alles kann. 25 Kreditkarten haben Platz auf dem Metallkärtchen, jene Bonusund Geschenkkarten. Sichern kann man SWYP mit dem eigenen Smartphone, sobald die Karte weiter vom Phone entfernt ist als 1.80 Meter, ist sie PIN-geschützt. SWYP ist nicht die erste Idee dieser Art, aber der erste Brand, der tatsächlich ein fertiges Produkt liefern kann. Die Startauslieferung war tutto presto ausverkauft. Für die zweite kann man sich vormerken lassen. www.swypcard.com
UNENDLICH COOL
Schauspieler Eddie Redmayne ist das jüngste Mitglied in der Familie der internationalen Omega-Botschafter. Redmayne, der für seine Darstellung des Stephen Hawking in Die Entdeckung der Unendlichkeit einen Oskar und diverse andere Awards erhielt, ist neben George Clooney der einzige männliche Schauspieler im Omega Botschafter-Clan und wird mit seinem unvergleichlichen Charme mit Sicherheit dafür sorgen, dass ganz viele vor allem junge Fans der Schweizer Uhrenmarke aus dem Hause Swatch weiterhin treu bleiben. www.omegawatches.com
KULINARISCHE HÖHENFLÜGE
Sie sind dem Ruf der Natur gefolgt, haben sich weit raus gewagt, sind einem Flusslauf gefolgt – und haben Hunger. Wenn man jetzt wüsste, wie man einen Fisch richtig ausnimmt. Oder was so um einen herum wächst zu einem schmackhaften Mahl verarbeiten könnte. Vielleicht die Liebe Ihres Lebens mit selbstgebackenen Brownies beeindrucken? Es gibt so viele Situationen, in denen Mann in die Bredouille geraten kann. Hobby-Pilot und Chefkoch René Schudel hat zusammen mit Fliegeruhr-Spezialist Breitling ein Emergency Culinary Notebook geschrieben. Da sind so ziemlich alle Szenarien drin, die einem im alltäglichen Leben passieren können und die perfekten Lösungen dazu. Das Buch ist auf 406 Stück limitiert, passend zur Breitling Emergency-Uhr, die auf der Frequenz 406 Mhz ein Notsignal absetzt. www.breitling.com — 21 —
NEWS
IWC CONNECT
YES SIR
Mario Testino ist einer der berühmtesten Fotografen weltweit. Vor allem für seine Modefotografien liebt man ihn heiss und innig. Der Peruaner hat alle grossartigen weiblichen und männlichen Models vor der Linse gehabt und wurde 1997 «geadelt», als ihn Prinzessin Diana für ein Portrait für die Vanity Fair buchen liess. Mario Testino hat ein auf 1000 Exemplare limitiertes Buch erstellt, das praktisch eine Werkschau seiner Männerportraits darstellt. Über 300 Fotos sollen «die Essenz des Mannes» sichtbar machen. www.taschen.com
Natürlich kann man bei einer technisch so hoch angesiedelten Uhrenmanufaktur wie IWC Schaffhausen den Run auf smarte Uhren nicht ignorieren. Folgerichtig wird an einer Lösung getüftelt, die dem Image der Marke angemessen ist und die auf dem absolut neuesten Stand der digitalen Technik sein wird. Noch gibt es keine definitiven Fotos, nur so viel ist bekannt: Es wird ein Tool sein, das in die Uhrenarmbänder der grossen Pilotenuhren integriert werden kann und somit nicht eine eigene eigenständige Uhr darstellt, sondern eine Ergänzung zur bestehenden Uhrentechnologie von IWC. Die Intention dahinter laut CEO Georges Kern: «Wir haben beobachtet, dass viele unserer Kunden und Brand-Ambassadoren auf dem anderen Handgelenk ein digitales Gerät tragen. Also haben wir entschlossen, eine elegante und aesthetische, insgesamt zufriedenstellende Lösung mit einem entsprechenden digitalen Gadget zu finden.» www.iwc.com
EINFACH TELEFONIEREN
www.thelightphone.com
DIE SMARTE DRONE
Was muss eine Foto-Drone können, damit man sie gerne und effizient einsetzt? Brillante Bildqualität muss sie natürlich haben, möglichst wackelfrei zu lenken sein und benutzerfreundlich. Solo von 3DR überliefert kabellos HD Videos zu iOS oder Android mobilen Geräten. Es ist ein auf einer App basierter Simulator, der einen genügend Übungsflüge absolvieren lässt, sodass beim richtigen Einsatz alles perfekt klappt. Die Drone verfügt über so viele technische Spielereien, wie zum Beispiel vorprogrammierbare Flugrouten, dass jeder Hollywood-Kameramann neidisch werden würde. www.3drobotics.com — 22 —
FOTOS: ZVG
Im Moment noch ein Kickstarter-Projekt: Ein Telefon, mit dem man tatsächlich nur telefonieren kann. Das «Light Phone» soll die Abhängigkeit von mobilen Geräten verringern und den Datenüberfluss, der täglich auf uns einströmt, ausblenden. Gekoppelt mit dem eigentlichen Mobiltelefon, dass man dann aber zu Hause oder im Büro lassen kann, lässt das «Light Phone» eben nur Anrufe durch und man kann damit normal telefonieren.
NEWS
RETRO
Bally präsentiert eine sehr konsequente Retro-Kollektion für den Mann. Von engen Hochwasserhosen über Reissverschlussjerseys bis hin zum Seidenschal im Ausschnitt und Krawattenprints. Es braucht viel Mut und eine astreine Figur, diesen Stil zu tragen... www.bally.com
DESIGN FUSION
Love Hultèn ist ein schwedischer Designer und Handwerker, der moderne Technologien mit traditionellem Handwerk oft im Vintage-Look vereint. Sein jüngster Wurf ist ein Pixelkabinett– eine Spielkonsole, die man tatsächlich auch als solche bezeichnen kann, weil sie ein veritables Möbel ist. Im Original liefert Hultèn das Pixelkabinett mit einem «Jamma»-Board. Es lässt sich jedoch auf jedem erdenklichen Computer installieren und man kann die Bedienungselemente personalisieren. www.lovehulten.com
STARKE NUMMER
SCHNAPPSCHÜSSE
Mit der Möglichkeit, Bilder aus dem Smartphone, aus Instagram- oder Facebook-Posts oder andere Impressionen aus der Welt der sozialen Netzwerke sofort auszudrucken, ist das Thema Fotosharing auf eine neue Ebene gewechselt– eine im «old fashioned Style», wo man sich noch Fotos auf Papier zugeschickt hat oder in Alben geklebt hat. Das neue tragbare Gerät von Fuji jedenfalls ist leicht (235g) und funktioniert mit LED Belichtung. www.fuji.ch
Während der erste Bentley-Duft sich eher an ledrigen und Auto-affinen Duftnoten orientierte, geht die neue Komposition aus dem Hause Bentley Fragrances nach draussen in die Natur. Schwarzer Pfeffer, Lavendel, Veilchenblätter und Geranium bilden die Basis, auf der Parfümeurin Nathalie Lorson, jüngst zur «Parfümeurin des Jahres 2015» in Frankreich und Italien gekürt, den herbfrischen Duft «Bentley Infinite» aufbaut. Der Flakon: Made by Lalique, natürlich mit dem «Flying B», dem Signet der eleganten Luxusmarke Bentley verziert. In der Schweiz exklusiv bei Globus erhältlich. www.bentley-fragrances.com
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NEWS
SCHUHWERK
Der urbane Mann zeigt seine Naturverbundenheit gerne sogar zum Anzug, «casual business» sozusagen. Boss hat den trendigen Schuh zum Kerl: geländetaugliche Boots, die allerdings durchaus zum BusinessStyle gedacht sind. Der Sport Utility Schuh, passend zum Cayenne. www.boss.com
KOFFER SERVICE
Dufl will Businessreisen revolutionieren. Weil man sowieso meist immer das selbe trägt – Anzug, Hemden, Krawatte, Schuhe, T-Shirt/ Unterhemd, Wäsche – kann man mit Dufl seinen Koffer platzieren. Sie waschen und richten den Inhalt für die nächste Businessreise, man sagt, wo man wann sein wird und Dufl schickt den Koffer. Man selbst reist dann nur mit Handgepäck. App runterladen und Koffer anfordern, sie sind genormt. www.dufl.com
AUGENBLICK
Ermenegildo Zegna zeigt eine neue Kollektion für optische und rein modische Brillen und Sonnenbrillen. Erstmals arbeitet Zegna dabei mit Marcolin zusammen, um den klassischen Zegna Look mit der weltweit besten Technologie zu verbinden. www.zegna.com
www.babolat.ch
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FOTOS: ZVG
VERNETZTES SPIEL
Nadal hat es schon: das vernetzte Tennisracket, das Power, Schlagstärke, Art der Schläge, Anzahl der Schläge, ob Rückhand oder Vorhand und vieles mehr aufzeichnet. Die Informationen können dann per USB-Kabel auf den Computer geladen und so das eigene Spielverhalten analysiert werden. Die Ladekapazität erlaubt sechs Stunden Spielzeit und speichert 150 Stunden Matches insgesamt. Die Technik wird zur Zeit auf einem Modell des Babolat Pure Drive eingesetzt. Der «Play Connected» kann auch Social Media: Es gibt eine Community, in der man gegeneinander antreten kann.
NEWS MODE
MOTOR SURF
Martin Sula hat Wellenreiten auf ein komplett neues Level gehoben: 2008 entwickelte er ein Surfboard, das motorisiert ist. Der Vorteil: Das lästige Rauspaddeln zur Welle entfällt und man kann sich schneller durch die Tubes bewegen. Das 14 Kilo schwere Boy-Toy ist das einzige Wasserfahrzeug mit Motor, das man per Auto, Boot und sogar per Flugzeug als persönliches Gepäckstück transportieren kann. Inzwischen sind die Boards weiter ausgereift, umweltfreundlicher weil leiser geworden, und verbrauchen weniger Sprit. Hergestellt werden sie von MSR Engines in Brno in Tschechien. www.jet-surf.com
SESAM, SCHLIESS DEN MAC!
Sesame2 fährt den Mac-Computer runter, sobald man sich von ihm entfernt. Und wenn man an seinen Arbeitsplatz zurück kommt, öffnen die Fenster wieder. Das Gadget ist ungefähr so gross wie ein Feuerzeug und passt in jede Hosen- oder Hemdtasche. Eine zweite Funktion ermöglicht es dem Benutzer, den Unlock-Vorgang mit einem Passwort zu koppeln. www.atama.io — 25 —
THE SHORT LIST Realisation LENA STÄHELI
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FOTOS: ZVG; MANCHE DER AUFGEFÜHRTEN PREISE WURDEN AUS DER ORIGINALWÄHRUNG UMGERECHNET UND ENTSPRECHEN NICHT ZWINGEND DEN SCHWEIZER EINZELHANDELSPREISEN; JOHN LOBB ÜBER MISTERPORTER.COM
THE SHORT LIST
THE SHORT LIST
GIN, VL92, CHF 50.
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KORR 2 DONE. POST DW
THE SHORT LIST
Fahrrad, Bamboo Bikes, ab CHF 2 600.
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THE SHORT LIST
Rollkoffer, «SALSA DELUXE Cabin Multiwheel52 IATA», Rimowa, CHF 500.
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THE SHORT LIST
Sonnenbrille «Gold Edition 70», Brioni, CHF 9 950.
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THE SHORT LIST
Eau de Toilette «Acqua di Bergamotto», Ermenegildo Zegna, ab CHF 62.
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THE SHORT LIST
«HyperChrome Match Point Automatic» Chronograph, Rado, CHF 4 700.
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THE SHORT LIST
Rucksack, Bottega Veneta, CHF 7 720.
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THE SHORT LIST
MacBook, Apple, ab CHF 1 400.
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hugoboss.com
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STYLE
Auf allen Fotos: Einreihiger Blazer in Baumwollsamt, Pullover aus Cashmere mit Seide, Hosen aus Baumwollcord mit elastischem Bündchen, Ledergürtel und Stiefeletten, alles Ermenegildo Zegna Couture. — 36 —
STYLE
BROKEN SUITS Stefano Pilati renoviert die älteste Uniform der Männer: Mit einem rigoros Ton-in-Ton konzipierten Anzug bietet der Designer von Ermenegildo Zegna Couture Männern mit Vorliebe für klassische Mode eine grandiose Alternative. Fotografie ALESSANDRO FURCHINO Styling EML REBEK
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STYLE
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STYLE
Model Matt Doran @ New Madison Hair & Make-up Valentino Perini @ WM-Management Assistenz Fotografie Leonardo Veloce Assistenz Styling Nicolò Andreoni Digital Operator Andy Masaccesi — 39 —
STYLE
DIE KUNST DER DIVERGENZ Von SIAN EDWARDS
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FOTOS: ZVG INTERVIEW: THE INTERVIEW PEOPLE
Zeigt Ecken und Kanten: Theo James ist vom Teen Choice Award Gewinner 2014 zum handfesten Charakterdarsteller und begehrten Testimonial gereift.
STYLE
Für ihren neuesten Duft «BOSS The Scent» hat die Marke den charismatischen Hollywoodschauspieler Theo James als Botschafter gewinnen können. Eine gute Wahl, denn der junge Star mit griechischen Wurzeln ist die Personifizierung des verführerischen Helden, der sich seiner Wirkung nicht immer ganz bewusst ist und mit dieser Divergenz kokettiert. Ein aktuelles Thema für James, das mit der Divergenz, denn momentan wird der dritte Teil der gleichnamigen Trilogie des Thrillers Divergent gedreht. Den Spot zum neuen BOSS Duft kann man bereits jetzt in voller Länge bewundern, er wurde von niemand Geringerem als dem amerikanischen Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzenten Darren Aronofsky umgesetzt, der für sehr subtile Arbeiten wie Requiem for a Dream, Black Swan oder Noah berühmt ist. Sian Edwards traf Theo James und zeichnet ein Bild von einem unbekümmerten, modernen Beau, der nie die Contenance verlieren würde – perfekt also als Frontmann für die Duftkreation eines internationalen Fashion- und lifestyle Unternehmens.
Verführung mit exotischen Essenzen: Der neue Duft «BOSS The Scent» beinhaltet aphrodisierende Maninka-Frucht, Passionsfrucht und Rum. Welch ein Cocktail! — 41 —
STYLE
Theo James: Der neue «BOSS The Scent » Mann: Lässig und sensitiv zugleich.
L’OFFICIEL: Bist du bereit für den Rummel? Theo James: Nein, bin ich nie! (lacht) Hast du dich physisch und geistig darauf vorbereitet? Ganz ehrlich, ich bin auf irritierende Weise realistisch. Bis es mir wirklich ins Gesicht schlägt, kann ich es kaum glauben. Erst wenn etwas wirklich zu dem wird, was es zu werden vorgab, beginnst du, es zu realisieren. Das muss so ein britisches Understatement sein. Bei den Interviews für den ersten Twilight hat sich Robert Pattinson genauso geäussert. (lacht) Wenn du gewusst hättest, dass du denselben Weg gehen würdest wie jene Leute, mit allem Drum und Dran, hättest du dich erneut so entschieden? Na ja, das muss man sich schon überlegen, denn wenn die Sache Erfolg hat, muss man drei Filme lang mit dieser Rolle leben und ist dabei heute, wie du weisst, gleichzeitig auch den Medien sehr stark verpflichtet. Das ist also eine Rolle und eine Geschichte, die dich ein gutes Stück im Leben begleiten und unweigerlich auch Einfluss auf die Türen haben werden, die sich dir dadurch öffnen, aber es kann ja auch umgekehrt kommen.
Du meinst, du tust das für die Kunst und nicht fürs Geld. Immer. Dieser Film ist auf deinen Typ zugeschnitten… Richtig. Du meinst auf meinen Typ, den Typ der Männer um die 30, oder? Ja, das trifft hundert Prozent zu. Ich streite das nicht ab und da ist auch absolut nichts Schlechtes daran. Das Buch ist grossartig. Es geht da um diese echte Gefolgschaft und darum, dieser wirklich grossartigen Sache gerecht zu werden. Ich denke, was den Unterschied bei der Liebesgeschichte ausmacht, ist der Umstand, dass die Liebe hart erkämpft wurde und es nicht so schnell geschieht, im Guten wie im Schlechten. Ich sage nicht, dass es gut oder schlecht ist, es ist einfach anders in seiner Art und am Ende treffen sie sich nur für diesen einen sexy Kuss. Es ist auch ein Film über Präferenzen und darüber, die richtigen Entscheidungen zu treffen, solche, die das Leben verändern. Welches waren in deinem Leben und in deiner Karriere die wichtigsten und grundlegendsten Entscheidungen, die du getroffen hast? Das ist schwer zu sagen zu diesem Zeitpunkt, weil ich mich in dieser Sache noch ziemlich neu fühle, obwohl es für mich schon 2010 losging, aber mental komme ich mir irgendwie immer noch als Neuling vor. Aber gibt es Leute in deinem Leben, die dir wirklich etwas bedeuten? Ja, ich komme aus einer grossen Familie, da spielt das Griechische mit. Sie hält mich auf dem Boden der Realität, aber auch meine Freunde aus
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FOTOS: ZVG
James, charmant und witzig, trägt schwarze Jeans und ein blaues Hemd. Selbstsicherheit ausstrahlend und von guter Statur ist er definitiv ein attraktiver Anblick.
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der Schule, von der Universität und die Freunde, die gar nichts mit dem hier zu tun haben, helfen mir dabei, weil sie dich dazu bringen, mal wieder ausserhalb deines kleinen Kreises zu denken. Jeder findet, sein eigener Kreis sei der wichtigste, und das ist bei mir meine Familie. Ich bin das jüngste von fünf Kindern, wobei meine Geschwister gar nichts mit der Branche zu tun haben. Einerseits unterstützen sie mich, andererseits nicht. Sie finden es toll und auch irgendwie lächerlich, aber sie meinen es nur gut. Wie wirst du damit fertig, dass dich Millionen von Teenagern als Poster-Boy bewundern? Wie fühlt sich das an? Da sag ich mir: «Mann, du schaust da wirklich verdammt gut aus»! Auch in Downton Abbey spielst du ja den schönen Kerl… Ja, er ist wirklich ein Traumtyp, schau ihn dir doch an. Ein türkischer Traumtyp, ein Türümtyp. Wie gehst du damit um, so gesehen bzw. dargestellt zu werden? Indem ich nicht zu viel darüber nachdenke. Es ist nichts Schlechtes daran – wenn ich auch ganz gern als halbwegs intelligent wahrgenommen werden möchte. Auf diese Weise reduziert zu werden, kann schon etwas irritierend sein. Aber ich sag’s nochmal, nicht dass daran etwas schlecht wäre. Ich glaube, für mich ist dabei wirklich entscheidend, das wusste ich von Anfang an, dass es Spass macht. Aber versteh mich nicht falsch, das ist der grösste Film, den ich je gemacht habe, keine Frage, und die Rolle gehört für mich zu den faszinierendsten, die ich je gespielt habe, aber ich weiss natürlich auch, dass ich kein Teenager mehr bin, und als erwachsener Mann möchtest du nicht in die Ecke des «Mr. Adonis» gedrängt werden, weil es dich in mancherlei Hinsicht einschränken würde. Wenn du dir also mit Filmen deinen Lebensunterhalt verdienen und dabei
langfristig überleben willst, musst du versuchen, mit aller Kraft aus dieser Ecke herauszukommen, denn die Leute denken gern in verallgemeinernden Schemen. Ich glaube, ich weiss was ich zu tun habe. Meine Aufgabe, mit der ich schon begonnen habe, ist es, Entscheidungen zu treffen, die genau auf das Gegenteil des Bisherigen hinauslaufen. Die Türen, die sich dir öffnen, sind interessant, aber oft sind es die Türen, die sich einfach öffnen lassen. Doch es gibt Türen, die immer noch verschlossen sind, diese möchte ich aufstossen. Das sind die Türen, für deren Öffnung ich kämpfen muss, um besser und mehr zu sein als nur «Mr. Adonis». Wie hast du die Tatsache empfunden, dass deine britische Filmpartnerin Kate Winslet war? Es hat mir gar nicht schlecht gefallen. Aber es ist schon nicht ganz ohne, sie ist eine meiner Lieblingsschauspielerinnen, ich find sie toll. Der Vorleser ist grossartig, ein grossartiger Film. Doch zum Glück ist sie sehr unkompliziert und immer noch, nein, nicht «immer noch», ich weiss, das klingt doof, also sie ist 100 Prozent bei der Sache und hat sich ihr wirklich ganz gewidmet. Es hat mir gefallen, dass sie nicht einfach den Archetyp der «Ms. Cackling Bad Guy» spielte. Sie ist jemand, der von einer bestimmten Motivation geleitet ist, sie glaubt an ihre Ideale und die Rollen, die sie spielt, sind ganz ausgereift, sie tut nicht nur als ob. Erzähl uns etwas von der Kussszene. War es so etwas wie ein normaler Arbeitstag für euch oder wart ihr nervös? Beschreib es ein wenig. Na ja, es sollte eigentlich Spass machen, weil du weisst, es ist nicht «Oh, Gott, ich hab Shai geküsst, Jesus! Eine wunderschöne Frau, Wahnsinn!» (lacht), aber trotzdem war es eine wichtige Szene für uns,
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weil – ohne jetzt wieder zu komplex und zu tief zu werden – wir die Sache in einer Art angehen wollten, die sich romantisch und schön anfühlt, kitschig, noch tappten wir in die Falle des «Los geht’s, wir sind im Film am Punkt angekommen, an dem du ihm das blöde Shirt vom Leib reisst und ihr euch zu küssen beginnt». Wir haben ein bisschen mit der Szene gerungen, aber das hat nichts mit uns zu tun oder mit dem Küssen an sich, sondern damit, dass die beiden Gestalten nur dieses eine Mal zusammen kommen, und darum wollten wir natürlich, dass es eine gute Szene wird. Was die Liebe angeht, als Schauspieler oder privat, was ist dir dabei wichtig? Wo soll ich anfangen? Meinst du mit Frauen? Nicht mit Familie etc., wie? Nein, mit Frauen. Mit Babes. Romantik. Okay. Ich denke, das ist wichtig. Ich glaube, für mich dreht es sich dabei darum…
FOTOS: ZVG
Was macht dich schwach, was ist dir wichtig? Äh, Hot Babes. (lacht) Nein, ich glaube, was mir wichtig ist, es mag langweilig klingen, ist ein Sinn für Humor, und, abgesehen von der Chemie und all den schönen Dingen, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, denn gerade das, was wir tun, wenn wir uns selbst so ernst nehmen und glauben, wir können alle Probleme der Welt lösen, ist für mich ein echter Absteller. Also, diese Dinge. Die Frage ist schwer zu beantworten, aber ich bleib dabei. In der Liebesszene ist es sehr süss, wo sie sagt: «He, mach mal etwas langsamer.» Die Leute lachen, weil es ungewöhnlich ist.
Findest du das glaubwürdig für heutige Teenager? Es müsste es leider definitiv sein. Ich glaube, es war glaubwürdig, und es ist lustig, dass du das sagst. Denn als wir die Szene drehten - wir waren ja, wie gesagt, keine Teenager - sagte ich mir: «Komm schon, die würden einander ja gleich vernaschen!». Doch als ich es mir dann anschaute, dachte ich, so mitten in der Geschichte, bei der sie keine Ahnung hat, mit wem sie es zu tun hat, weil er ihr so gut wie nichts über sich preisgibt und potentiell gefährlich scheint, ist sie sehr verängstigt, über die Welt, in der sie lebt, und sie könnte sich ja potentiell in Gefahr begeben, darum finde ich, ist es durchaus glaubwürdig, wenn sie keinen Sex mit dem Typ hat. Ich halte das absolut für realistisch. Ich habe festgestellt, dass du als einer von fünf Filmstars gewählt wurdest, die 2014 den Durchbruch geschafft haben. Wie fühlt sich das an? Wie ich eben gesagt habe. Es ist unglaublich. Das schmeichelt mir sehr. Hat es irgendeinen Einfluss auf dich? Nein, nicht als solches, ich glaube nicht, ich bin einfach wie ich bin… Hast du nicht ein neues Auto bestellt und ein Haus gekauft? Doch. Wohnst du in London? In den letzten Jahren war ich in gewisser Hinsicht nirgends zu Hause, weil ich in der Welt herumhüpfte, doch ja, London ist immer noch mein Zuhause, weil meine Familie und meine Freunde alle in der Stadt wohnen, aber ich habe nirgends eine feste Basis. «BOSS The Scent» ist ab dem 31. August exklusiv in der Schweiz erhältlich.
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...oder «Rucksack» auf Deutsch. Wenn wir die Saison Herbst/Winter 2015/16 mit einem Wort, einem Produkt, zusammenfassen sollten, wäre dieses angebracht. Ohne jemandem Unrecht zu tun, ist das wohl der beste Weg, die Situation zu beschreiben und die Botschaft rüberzubringen: Die Herrenmode ist heute auf die «Backpack»Generation ausgerichtet. Das muss gesagt werden. Das mag vereinfachend oder sogar unwahrscheinlich klingen, doch das ist die Realität. Wenn wir vor zehn Jahren gesagt hätten, dass einmal 90 Prozent der Herrenmodeschöpfer sämtlicher Kategorien eine neue Version des altbewährten Rucksacks in ihren Kollektionen führen würden, hätte es niemand geglaubt. Nun, das Undenkbare ist eingetroffen. Der Rucksack verdankt seinen Erfolg seiner immensen Funktionalität. Er ist sogar zum Symbol, um nicht zu sagen zum Symptom oder Syndrom aktueller Trends geworden. Er hat nicht nur den grossen Vorteil, dass die Hände frei bleiben,
Valentino
Dolce & Gabbana
3.1 Phillip Lim
GENERATION BACKPACK Von ANNE GAFFIÉ
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Lanvin
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Valentino
Louis Vuitton
Louis Vuitton
FOTOS: ZVG
Coach
er schafft darüber hinaus auch Stämme, gibt Figuren Stil und kreiert Genres. Eigentlich fasst der Rucksack an sich die grosse Herrenmodeströmung zusammen, welche die Sportkleidung mit der klassischen Herrenmode verbindet. Das ist der gordische Knoten des Business. Alles was mit «wear» endet – sportswear, casual wear, workwear, utility wear – flirtete in den letzten Saisons mit dem Anzug. Ob Hoods, Snap hooks, Teddies, Bombers, Stripes, Sweatpants, Dufflecoats, Denim, Oversize, Pockets, Zips, Layers, Parkas, Sneakers, Hiking boots oder Sweatshirts – in diesem Winter wird es unzählige sportliche Bezüge aller Art geben, nicht nur bei den jungen Designern, sondern besonders auch bei den formellsten Luxuslabels. Diesen Winter werden Sie einen Rucksack benötigen . — 47 —
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RICCARDO’S MÄNNER
Seit der Herbst/Winter Kollektion 2009 zeichnet Riccardo Tisci verantwortlich für die Männerlinie des Hauses Givenchy. Was er entwirft, macht er mit grossem Respekt vor dem Designer himself, Hubert de Givenchy. Den eleganten Stil mit seiner eigenen Vorliebe für «casual» zu paaren, ist das Ziel. Und noch mehr, die passenden Männer zu finden, die genau diese Intention verkörpern. Wenn Riccardo Tisci für eine Runway Show castet, dann fliessen alle diese Überlegungen mit ein. Exklusiv mit L’OFFICIEL HOMMES Schweiz teilt er in eindrücklichen Fotos seine Vision vom perfekten Givenchy Mann.
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Art Direction RICCARDO TISCI Fotografie DANKO STEINER
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FOTO: DOUGLAS MANDRY FOTOS:
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FEATURES – The Man (And One Woman) behind the Brand 72 – Die Stunde der Abreise 78 – Auftragskiller: Was kostet ein Mord? 84 – Zeit für eine Legende
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THE MAN
(AND ONE WOMAN)
BEHIND THE BRAND
Erstaunlicherweise meiden erfolgreiche Designer oft das Rampenlicht. Man kennt die Szenerie: Nach einer fulminanten Show auf dem Catwalk zeigt sich der Designer meist nur für ein paar Sekunden dem Publikum, bedankt sich, irgendwo gut versteckt zwischen den Lieblingsmodels, macht eine eher schüchterne Handbewegung und verschwindet Backstage, nur wenige wagen den Gang über den Laufsteg. Das Wirken hinter den Kulissen und dieser meist nur kurze Augenblick des Ruhms stehen für viele Beobachter sinnbildlich für die Arbeit der grossen Modeschöpfer. Doch wer verbirgt sich wirklich hinter dieser Fassade? Woher kommen die Meister ihres Faches und wie verlief ihr bisheriger Werdegang? Wir haben uns mit den Persönlichkeiten hinter dem Scheinwerferlicht auseinandergesetzt und festgestellt: jeder hat eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Von LENA STÄHELI
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FEATURE
BRIONI
BRENDAN MULLANE
WER Der Brite Brendan Mullane wird 1975 in Brent, einem Bezirk im Nordwesten von London geboren. Er studierte Modedesign an der Londoner Kingston Universität und konnte gleich im Anschluss eine Anstellung als Männermodedesigner bei Alexander McQueen antreten. Seit 2012 lebt Mullane in Rom. DIE MARKE Brioni wurde 1945 in Rom als Massanfertigungs-Schneiderei für Männermode gegründet. Die Gründer Nazareno Fonticoli und Gaetano Savini machten sich schnell einen Namen vor allem bei Staatsmännern, statteten Filme aus und eroberten die Businesswelt. Brioni gilt als der Brand, der die allererste Männermodeshow veranstaltet hat, 1952 in Florenz. Brioni gehört heute zum Luxusgüterkonzern Kering. WERDEGANG Die folgenden Jahre konnte Brendan Mullane wichtige Kollaborationen mit Luxusbrands wie Burberry, Louis Vuitton, Hermès und Givenchy verbuchen, bei denen er jeweils für die Designprozesse der Männerkollektionen verantwortlich zeichnete.
FOTOS: ZVG
AKTUELL Die aktuelle Herbst/Winter-Kollektion ist stark geprägt von dem Image amerikanischer College-Boys. Brendan Mullane liess aber auch Inspirationen aus der Spanischen Hofreitschule einfliessen, hat sich bei Art Deco und dem Bauhaus-Stil bedient – ein gelungener Kulturmix. — 61 —
FEATURE
THE ELDER STATESMEN GREG CHAIT
WER Greg Chait kam in Toronto als Kind von südafrikanischen Expats zur Welt. Die Familie zog bald nach Arizona in den USA, wo Greg die University of Arizona abschloss. DIE MARKE Greg benannte sein Label sinnbildlich nach seinem verstorbenen Bruder «The Elder States man». Den Anfang machten Cashmere-Decken, bald kamen aber diverse Accessoires, eine Ready-to-Wear Linie, und sogar InterieurDesign und Brillen dazu. Zusätzlich gibt es noch eine preiswerte Linie «Tyro by Tes», welche vor allem ein jüngeres Publikum anziehen soll. Seit 2013 kommen auch die Kleinsten nicht zu kurz, Greg Chait hat seine erste Kinderkollektion lanciert. 2012 gewann er den mit 300 000 US Dollar dotierten Förderpreis des «Council of Fashion Designers of America(CFDA)/Vogue Fashion Fund». WERDEGANG Greg Chait reiste nach seinem UniversitätsAbschluss viel durch die Welt, genoss das Leben und sammelte so ganz nebenbei schöne Dinge und Inspirationen, die schlussendlich in einem eigenen Cahsmerelabel mündeten.
FOTOS: ZVG
AKTUELL Im November 2014 konnte Chait die erste eigene Boutique in West Hollywood eröffnet. Und er verkauft seine Designs auf dem Luxusonlineportal mrporter.com. Seine aktuellen Männerentwürfe sind freche Patchwork designs, Pullis, die aussehen wie gebatikt und alles lässig geschnitten. Der Hype liegt aber nach wie vor auf seinen Plaids. — 62 —
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GIVENCHY RICCARDO TISCI
WER Riccardo Tisci wird 1974 in Cermenate, Italien geboren. Mit 17 Jahren verliess er Italien, um in London am renommierten Central Saint Martins zu studieren. DIE MARKE Hubert de Givenchy ist eine Modeikone. 1952 gründet der Franzose sein Haute Couture Modehaus in Paris, schnell liegen ihm die schönsten Frauen der Welt zu Füssen. Seine Berühmtheit steigert sich durch Filme, in denen er so wunderbare Stars wie Audrey Hepburn ausstattet. Bis heute ist Givenchy Mitglied der Chambre Syndcale de la Haute Couture et du Prêt-à-Porter, gehört aber inzwischen zur LVMH Gruppe. WERDEGANG Nach Abschluss seines Studiums kehrt er nach Italien zurück, kann für Antonio Berardi, Coccapani, Puma und Ruffo Research arbeiten und präsentiert 2004 seine erste eigene Kollektion. Im Jahr darauf liess das Hause Givenchy verlauten, dass Riccardo Tisci von nun an als Kreativdirektor von Haute-Couture, Women’s Ready to Wear und Accessoires tätig ist. 2008 kommt die Aufgabe als Kreativdirektor für die Männerlinie hinzu.
FOTOS: KARIM SADLI, ZVG
AKTUELL Die aktuelle Kollektion von Riccardo Tisci zeigt ganz neue Silhouetten, teils MehrlagenLooks, eine Mischung aus strengen Nadelstreifen und punkigen Elementen. Der neue Givenchy-Mann ist nicht brav, sondern ganz Riccardo Tisci-gemäss ein junger Rebell, der sich seiner Wirkung aber sehr wohl bewusst ist. Ohne auf die angestammten Werte des Hauses Givenchy zu verzichten (siehe auch unser Portfolio ab Seite 48). Tisci geht mit vielen Stars auf Tuchfühlung, gestaltet Bühnenoutfits und sogar CD-Covers wie kürzlich für Kanye West und Jay-Z. — 63 —
FEATURE
GUCCI
ALESSANDRO MICHELE
WER Alessandro Michele wird 1972 in Rom geboren und studierte dort an der Academy of Costume & Fashion. DIE MARKE Gucci ist eines der ältesten italienischen Luxushäuser. 1921 gegründet von Guccio Gucci in Florenz, erlebt die Marke – und die Familie – filmreife Hochs und Tiefs. Angefangen hatte alles mit edlem Reisegepäck, irgendwann produzierte Gucci einmal über 20 000 Modelle und Produkte. Tom Ford brachte Grund rein, reduzierte die Kollektion und gab dem Namen Gucci das unverwechselbare Flair. Gucci gehört heute zum französischen Kering-Konzern. WERDEGANG Der talentierte junge Michele startet bei Fendi, wird bereits 2002 von Tom Ford angeworben und zieht in Guccis Design Büro in London. Er durchläuft verschiedene Abteilungen als Designer im Hause Gucci, wird 2006 schliesslich zum Lederwaren Design Direktor erkoren und 2011 zum Partner der damaligen Kreativdirektorin Frida Giannini ernannt. Im Januar diesen Jahres zeigte Alessandro Michele, der ab dieser Saison Kreativdirektor und verantwortlich für alle Gucci Kollektionen ist, seine allererste Herrenmode für das Haus.
FOTOS: RONAN GALLAGHER, ZVG
AKTUELL In seiner ersten Männerkollektion setzt der Designer starke Farbakzente, verzichtet auf wilde Schnittexperimente, prägt stattdessen das Bild des Gucci-Mannes mit aussergewöhnlichen Details wie Spitze, Schleifen, Uniform-Anklängen oder Samtkrägen und lässt ikonische Muster aus den Archiven wieder auferstehen. — 64 —
FEATURE
BOTTEGA VENETA TOMAS MAIER
WER Tomas Maier wurde im April 1957 in Pforzheim, Deutschland geboren und ging in eine Waldorfschule. Seine Modeausbildung erhielt er an der Chambre Syndicale de la Haute Couture in Paris. DIE MARKE Bottega Veneta wurde ursprünglich 1966 gegründet und produzierte ausschliesslich Taschen und Kleinlederwaren. Die Marke wurde berühmt durch eine ganz bestimmte Technik, Leder zu verweben (Intrecciato). 2001 wurde Bottega Veneta von der Gucci Gruppe gekauft und präsentierte bald darauf ihre ersten Modekollektionen, die erste Damenkollektion in 2005, Männer folgten 2006. WERDEGANG Tomas Maier hat sowohl seine eigenen Kollektionen erstellt, als auch bei den ganz grossen der Branche gearbeitet. Er entwarf für Guy Laroche, acht Jahre bei Sonia Rykiel die Menswear, war bei Revillon Kreativdirektor und designte neun Jahre lang die Damen Prêt-àPorter Linie bei Hermès. 2001 rief Tom Ford und Tomas Maier begann, bei Bottega Veneta das Ruder rumzureissen. Mit Erfolg. Sein eigenes Label hat er übrigens immer beibehalten.
FOTOS: COLLIER SCHORR, ZVG
AKTUELL Die Kollektion für Herbst/Winter 15-16 kommt fast gänzlich ohne Muster aus. Maier setzt lediglich akzentuiert die Dye-Technik ein, die Pullover aussehen lässt wie gebatikt. Die Linien sind schmal und leger, es gibt Hosen mit Strickbündchen und enganliegende Jacken. Eine junge Kollektion, die dem Collegeboy genau so gefällt wie dem Business-Graduate. — 65 —
FEATURE
HERMÈS
VÉRONIQUE NICHANIAN
WER Véronique Nichanian ist ein echtes Kind der Pariser Modewelt. 1954 in Boulogne-Billancourt geboren, studiert sie an der École de la Chambre Syndicale de la Couture Parisienne, also mitten im Herz der weltweit wichtigsten Modestadt. DIE MARKE Über Hermès kann man Bücher schreiben, das wichtigste in Kürze: Die Marke wurde 1837 als Hermès Paris gegründet. Thierry Hermès, der eigentlich in Deutschland auf die Welt kam, spezialisierte sich komplett auf Pferdegeschirre und Sättel. Schon damals vielfach ausgezeichnet für seine qualitativen Höchstleistungen machte sich Hermès weltweit einen Namen in dem Segment. Aber erst in den 1920er-Jahren kamen peut-à-peut Accessoires und später Mode dazu. Hermès ist längst ein Weltkonzern und bis heute zum grössten Teil ein Familienunternehmen. WERDEGANG Nach dem Studium arbeitet Veronique bei Nino Cerruti und mit nur 22 Jahren darf sie die japanische Cerruti-Lizenz verantworten. 1988 holt Jean-Louis Dumas die junge Frau ins Familienunternehmen Hermès und sie enttäuscht nicht, gewinnt grad mit ihrer ersten Kollektion einen Preis als beste Nachwuchsdesignerin.
FOTOS: C. BELLAICHE, ZVG
AKTUELL Véronique Nichanian sieht den Hermès Mann 2015 in eklektischer Eleganz, in schmal geschnittenen Anzügen, vornehmlich in dunklen Tönen, nur durch gelegentliche Farbtupfer in Form von Schals und Accessoires unterbrochen. Eine sehr klare Linie, die jedoch Freiraum für eigene Interpretationen zulässt. — 66 —
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LOUIS VUITTON KIM JONES
WER Kim Jones wird 1979 in London geboren, studiert am Central Saint Martins und machte dort seinen Master in Männermode. DIE MARKE Louis Vuitton ist die Marke eines Visionärs, der sich 1854 dem Handwerk des Koffermachers verschrieben hatte. Er tat das mit solcher Hingabe und Akribie, das es bald weltweit zum guten Ton gehörte, mit LV-Gepäck zu reisen. Bis heute werden die Taschen, Reiseutensilien und Accessoires per Hand hergestellt, Louis Vuitton ist aber längst einer der grössten Player auf dem Luxusmarkt, galt von 2006 bis 2012 als wertvollste Luxusmarke der Welt. Mode, Accessoires, Schmuck, Schuhe – die Marke verkauft in rund 3400 Locations weltweit ihre Produkte. WERDEGANG Seine erste eigene Kollektion präsentiert er 2003. Neben seiner eigenen Kollektion war er über die Jahre für Uniqlo, Mulberry, Alexander McQueen, Hugo Boss, Umbro und Topman tätig. Kim hat ebenfalls als Stylist und Art Director für die Magazine Dazed & Confused, Arena Homme +, Another Magazine, The New York Times T Magazine, 10 Men, V Men, i-D, Numéro Homme und Fantastic Man gearbeitet, im Jahre 2006 und 2009 erhielt Kim Jones den Award «Menswear Designer of the Year» vom Britisch Fashion Council. Als Paul Helbers sich bei Louis Vuitton verabschiedet, wird Kim Jones 2011 offiziell zum Studio und Style Director der Männer Ready to Wear Kollektion ernannt und arbeitet somit direkt unter Artistic Director Nicolas Ghesquière.
FOTOS: ZVG
AKTUELL Für Herbst/Winter 15-16 sieht Kim Jones den Mann in erdigen Tönen, mit teils grossflächigen Prints und in eher legerer Manier, jedoch mit schmaler Silhouette. Businessanzüge kommen in glänzender Optik, gerne wird eine lederne knappe Jacke zur schmalen Stoffhose kombiniert. — 67 —
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SALVATORE FERRAGAMO MASSIMILIANO GIORNETTI
WER Massimiliano Giornetti ist Jahrgang 1971 und stammt aus der Marmorstadt Carrara in der Region Toskana. DIE MARKE Salvatore Ferragamo ging aus Süditalien nach Amerika, um erst in Boston und dann in Californien sein Glück zu versuchen. Ein Glücksfall für die amerikanische Damenwelt, vor allem für die Stars in Hollywood, denn Ferragamo, der 1923 seinen ersten Stiefelladen in Hollywood eröffnete, becircte von Anfang an mit aussergewöhnlichen Kreationen für die Füsse. Handgemachte Schuhe notabene, bis heute, und bis heute ist die Firma in Familienhand, längst sind Taschen, Schmuck, Mode und diverse Accessoires dazu gekommen. WERDEGANG Massimiliano studierte Englisch und Literatur sowie Modedesign an der Polimoda in Florenz. Seine Fashionkarriere begann der Verfechter von «Made in Italy» in Rom, wo er mit Designer Anton Giulio Grande zusammenarbeitete. Später war er für eine Strickfirma tätig, die auf Cashmere spezialisiert war. Massimiliano trat schon früh in das Unternehmen Salvatore Ferragamo ein und arbeitet seit 2000 an der Herrenkollektion mit. 2010 wird er zum Kreativdirektor für Damen, Herren und Accessoires der italienischen Luxusinstitution ernannt.
FOTOS: ZVG
AKTUELL Die aktuelle Kollektion von Massimiliano Giornetti folgt dem Trend der leichten Anklänge an die 1950er-Jahre. Er interpretiert den Stil jedoch mit viel Farbigkeit, mit grafischen Mustern, Patchwork-Optik und extrem gradlinigen Schnitten. Anklänge an die «Mods» oder die «College-Boys» sind nicht zu leugnen. — 68 —
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ERMENEGILDO ZEGNA STEFANO PILATI
WER Stefano Pilati wird 1965 in Mailand geboren und beobachtet scharf, wie seine Heimatstadt zu einer Modestadt mutiert. DIE MARKE Ermenegildo Zegna gründete sein Imperium 1910, als er die Textilfabrikation seines Vaters kauft. Erst zwei Jahre nach seinem Tod, in 1968, lancieren seine Söhne Aldo und Angelo die erste eigene Modelinie, bis dahin hatte die Weberei lediglich das feinste Tuch weit und breit für die Anzüge diverser Designermarken hergestellt. Lange war Zegna eines der wenigen Modelabels, das nur Männermode produziert. 1999 wird aber das Damen-Luxuslabel Agnona von der Gruppe dazugekauft. Nach wie vor gehört das Label, das sowohl Massanfertigung als auch Ready-to-wear im Angebot hat, der Familie Zegna. WERDEGANG Mit 18 ergattert Pilati ein Praktikum bei Cerruti, für den jungen Milanesen der Startschuss für eine beispiellose Modelaufbahn. Er beschliesst, alles über Mode zu lernen, was man lernen kann, und hat seinen ersten richtigen Job bei einer Samtmanufaktur, wo er schon bald für die gesamte Kollektion verantwortlich war. Giorgio Armani stellte Stefano als seinen Assistenten für die Männer Ready to Wear Kollektion ein, Miuccia Prada engagiert den Stoffexperten für ihre Research-Abteilung. Weitere Stationen: Miu Miu und Yves Saint Laurent. 2012 holt ihn die Ermenegildo Zegna Group für das Design der Couture-Linie und die Kreativdirektion des Damenmodelabels Agnona.
FOTOS: INEZ AND VINOODH, ZVG
AKTUELL Stefano Pilati legt selbstverständlich auch den Fokus auf Stoffe in der neuen Herbst/ Winter-Kollektion von Ermenegildo Zegna. Klassische Glencheck-Muster, Tweed, Unis und hochwertiger Samt kennzeichnen die Mode aus Italien. Ganz klar ein Stil für den Businessmann, der nicht abgeneigt ist, das ein oder andere Farbabenteuer zu wagen. — 69 —
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BURBERRY
CHRISTOPHER BAILEY
WER Der Brite Christopher Bailey, 43 Jahre alt, stammt aus Yorkshire. Er studierte am Royal College of Art in London und macht dort seinen Master 1994. DIE MARKE Burberry verbinden die meisten modeaffinen Menschen wahrscheinlich mit dem typischen Trenchcoat, aussen beige, innen kariert. Dabei hat das Luxushaus viel anspruchsvollere Outerwear produziert, nämlich von Expeditionsanzügen für Roald Amundsen, der 1911 den Südpol erreichte, bis zur Ausrüstung tollkühner Piloten. Thomas Burberry, der seine Firma 1856 gründete, legte von Anfang an den Fokus auf die Widerstandsfähigkeit seiner Bekleidung und gehört auch zu den Hoflieferanten des britischen Königshauses. Die Firma hat an ihren Massstäben nie etwas geändert, sie gelten auch heute für Christopher Bailey, der seit 2001 die Mode verantwortet. Zusammen mit Angela Ahrendt, CEO von Burberry von 2006 bis 2014, gründet Christopher Bailey die Burberry Foundation, um jungen Menschen mit kreativem Talent eine Plattform zu bieten. WERDEGANG 1994 startet Christopher sofort seine Modekarriere bei Donna Karan als Designer der Damenlinie. Von 1996 bis 2001 zeichnete er als Senior Designer für Damenmode bei Gucci in Mailand verantwortlich. Von dort wird er zu Burberry gerufen, wo er 2004 Creative Director wird und 2009 Chief Creative Officer. Inzwischen ist Bailey auch CEO der britischen Marke.
FOTOS: ZVG
AKTUELL Für den Herbst/Winter 15-16 hat Christopher Bailey erstaunlich viel Exotik und Bohémian Style in die altehrwürdige Marke einfliessen lassen. Mustermix und Farbencocktails begeistern, wobei es Bailey schafft, die Mode niemals bunt und laut wirken zu lassen. — 70 —
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ETRO
KEAN ETRO
WER Kean Etro wird 1964 in Mailand als eines der vier Kinder des Etro-Gründers Gerolamo «Gimmo» Etro geboren. Kean lernte am Aiglon College und in Cambridge, bevor er nach Mailand zurückkehrt. DIE MARKE Gerolamo Etro ist eigentlich Weltenbummler, als er 1968 seine Stoff-Weberei für Prêtà-Porter-Stoffe gründet. Seine einzigartigen Dessins kommen sofort an, Etro etabliert sich bald als Lieferant für ganz besonders ausgefallene Stoffe, die vielen Ideen dazu stammen von den Reisen und aus unzähligen raren Büchern und alten Archiven, die bei Etro gesammelt und für neue Entwürfe genutzt werden. 1981 begann Etro mit einer Wohntextillinie, in der das ikonische indisch inspirierte Paisleymuster sein Debut feiert. Sukzessive kommen Lederaccessoires, Parfum, und ab 1990 Mode hinzu. Die Marke hat inzwischen weltweit rund 200 eigene Boutiquen. WERDEGANG In Mailand studiert Kean Etro mittelalterliche Geschichte, tritt 1986 in das Familienunternehmen ein, um das Informationssystem zu modernisieren. 1989 baute er die Etro Parfum-Abteilung auf, designte 1990 die erste Männerkollektion und verlieh dem Traditionshaus einen neuen und einzigartigen Schwung. Sich nur «Designer» zu nennen, widerstrebt dem Naturliebhaber: er sieht sich als Erfinder neuer Brand-Ideen.
FOTOS: ZVG
AKTUELL Die diesjährige Kollektion von Kean Etro ist eine Wundertüte der Einfälle. 3-D-Oberflächen, Seidendrucke, handbemalte Stoffe – sie wird wegen ihrer Vielfältigkeit als «Kabinett der Kuriositäten» in die Modegeschichtsbücher eingehen. — 71 —
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DIE STUNDE DER ABREISE In weniger als zehn Jahren hat sich das Haus Louis Vuitton einen Platz unter den historischen Uhrenmarken erkämpft. In seiner neuen Manufaktur stellt es die Uhr «Escale» für Hochflieger her, ein Sinnbild für den Nomadismus. Von AYMERIC MANTOUX Fotografie YOUNG-AH KIM
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Links: Zwischen 3 und 6 Monaten dauert die Entwicklung eines neuen Modells. Rechts: Michel Navas, der Leiter der Uhrmacherwerkstätten, bei der Arbeit an der Werkbank.
«In den 30 Jahren unter den Borgias gab es in Italien nur Krieg, Terror, Mord und Blutvergiessen, aber sie brachten dafür Michelangelo, Leonardo da Vinci und die Renaissance hervor. In der Schweiz herrschte brüderliche Liebe, 500 Jahre Demokratie und Frieden. Und was hat es gebracht? Die Kuckucksuhr!», heisst es in einem Monolog in Orson Welles’ Film Der Dritte Mann von 1949. Der grosse Provokateur wäre fünfhundert Jahre später aus allen Wolken gefallen, hätte er diese neue Manufaktur gesehen, die jüngst ihre Tore eröffnet hat. Was ist das Besondere an ihr? Es handelt sich nicht um eine alte Uhrmacherwerkstätte, der eine neue Abteilung angebaut wurde, sondern um eine komplett neue Uhrmacherwerkstatt in einem Industriequartier der Genfer Banlieue. Wo Erzeugnisse hoher Uhrmacherkunst unter der Leitung einer Handvoll erfahrener Uhrmacher entstehen, ist man weit entfernt von der von Welles angesprochenen bescheidenen Schweizer Kuckucksuhr… Dieses Phänomen scheint sich nahtlos in einen bereits gut etablierten Trend einzufügen. Die Uhrmacherkunst ist schon seit vielen Jahren nicht mehr ausschliesslich die Domäne der grossen historischen Schweizer Uhrmacherhäuser. Längst sind Mode- oder Luxusmarken, darunter Chanel, Dior und selbst Burberry und Armani hinzugestossen. Die Mehrzahl der grossen Namen der Branche (und selbst viele kleinere) haben in diesem Tätigkeitsfeld bereits einige Erfolge erzielt, angelockt
von der Ertragskraft der Branche und bestärkt von den Möglichkeiten der eigenen Vertriebsnetze (470 Geschäfte in fast 70 Ländern im Falle von Louis Vuitton). Die wachsende Nachfrage nach der hauseigenen Uhrenmarke rechtfertigte die Investition in eine eigens dazu bestimmte Manufaktur. Das Abenteuer begann im Jahre 2002. Nach hundertfünfzig Jahren im Lederwarengeschäft hat Vuitton – unter Leitung des am 31. August letzten Jahres verstorbenen charismatischen Geschäftsführers Yves Carcelle und des Eigentümers Bernard Arnault, Präsident der LVMH Gruppe, seinen Tätigkeitsbereich auf die Uhrmacherkunst ausgeweitet. Die erste Kollektion, «Tambour», ist von der ersten Miniaturuhr inspiriert, die 1540 in Europa gebaut wurde. Von Anfang an mit einem besonderen Werk ausgestattet, wurde sie in der Folge in verschiedenen, zum Teil sehr ausgeklügelten Versionen und Gehäusegrössen angeboten, wobei das ursprüngliche Design stets beibehalten wurde. Später wurde die Modellreihe «Emprise» ins Leben gerufen. 2011 kaufte Louis Vuitton dann La Fabrique du Temps, eine Schweizer Uhrmacherwerkstatt, die für die Entwicklung und Herstellung komplexer Uhrwerke wie solche mit Tourbillon und Minutenrepetition bekannt ist. Ein Jahr später kam noch Léman Cadrans, ein Genfer Unternehmen, das fachmännische Perfektion und Weltruf miteinander verbindet, hinzu. Der Grundstein der Uhrenmanufaktur der Marke war damit gelegt und wurde
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Der Leiter des Uhren- und Schmuckbereichs von Louis Vuitton, Hamdi Chatti, war die treibende Kraft dieses Projektes und hat es aus der Taufe gehoben.
Das Gemälde über der alten Werkbank zeigt Motive der symbolträchtigen «Escale».
Mehr als eine Kantine, ein schlicht gestalteter Aufenthaltsraum, weit entfernt von der Obsession des Monogramms. — 74 —
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Die Uhrmacherwerkzeuge sind immer noch dieselben wie vor Jahrhunderten… Eine schöne Zeitreise.
in Meyrin am Fusse des Schweizer Jura endgültig ins Leben gerufen. «Es wurde notwendig, die drei Pole unserer Uhrenmanufaktur, Les Ateliers Horlogers aus La Chaux-de-Fonds, La Fabrique du Temps und Léman Cadrans unter einem Dach zusammenzubringen», sagte Hamdi Chatti, Leiter des Uhren- und Schmuckbereichs von Louis Vuitton. «Das erlaubt uns, den Herstellungsprozess der Uhren vom Anfang bis zum Ende zu kontrollieren.» Klingt einleuchtend. Der Standort versteckt sich nicht, aber nur ein nüchternes Logo, das man aus 20 Meter Entfernung kaum sieht, empfängt den Besucher. Die Fassade aus Holz und Glas ist schlicht gehalten. Eine Manufaktur zu besuchen ist wie in ein Labor einoder auf ein Militärgelände vorzudringen. Man muss eine Gittertür und eine Schleuse passieren und die Personalien angeben. Im Inneren ist es klinisch rein, abgesehen vom Lächeln der Empfangsdame. «Das ist ein gewöhnliches Industriegebäude», versichert Hamdi Chatti bescheiden, «unsere Aktivitäten haben sich nicht geändert. Wir wollten deshalb etwas Funktionelles.» Also keine architektonischen Gesten wie in den grossen Boutiquen der Marken, für die weltberühmte Stararchitekten verantwortlich zeichnen, nur ein erstaunlicher Treppenaufgang im Patio. «Diese Treppe», fährt Chatti fort, «ist eine technische Meisterleistung. Sie wurde zweimal renoviert. Der Architekt hatte seinen Heidenspass daran. Sie hält sich selbst durch eine Säule und versinnbildlicht die Feder in einem Uhrwerk und die innere Energie.» Man käme kaum auf die Idee, dass die Zusammenstellung von Holz, Glas und Beton von einem «sehr guten» Pariser Architekten entworfen wurde. «Das Konzept ist nicht dasselbe wie bei Flagship Stores», sagt der Kommanditär. Wir möchten nicht überall Marmor. Ich habe so einige Gebäude erlebt und etwas Erfahrung mit der Übung. Es muss funktionell bleiben für
die Leute, die in den Räumen arbeiten.» Na ja, es hat trotzdem einen Hängegarten und ein paar sehr hübsche Dinge wie etwa die verglaste zweite Etage mit Terrasse, die ein Restaurant, ein Café und einen Aufenthaltsraum für VICs (Very Important Clients) beherbergt, die noch verwöhnter sind als alle erdenklichen VIPs. Ist die Sache einmal in Fahrt gekommen, möchte man nicht zu lange an Zwischenstationen verweilen. Louis Vuitton hat deshalb der Modellreihe «Tambour» die wunderschöne Kreation «Escale» mit einem 41mm grossen handgemalten Zifferblatt folgen lassen, die auf der Baselworld vorgestellt wurde. Es handelt sich um einen aussergewöhnlichen Zeitmesser, der hier in Genf mit grösstem Respekt vor der höchsten Uhrmachertradition gefertigt wird. Sie enthält eine synchronisierte Weltzeitfunktion, eine Zeitanzeige in 24 Städten und Wappen als Hommage an die Wappen, mit welchen die Kunden des Hauses ihr Reisegepäck zu kennzeichnen pflegten. Hinter der besonders gelungenen Ästhetik dieser Uhr, inspiriert von den Überseekoffern vergangener Zeiten, verbirgt sich ein komplexes System von Scheiben, dessen Entwicklung zwei Jahre in Anspruch nahm. Aufgrund der Komplexität und der geringen Stückzahl ist der Preis dieser Uhr allerdings sehr hoch. Dieses Jahr bringt Louis Vuitton jedoch ein einfacheres und günstigeres Modell auf den Markt, das von der «Escale» inspiriert ist und ab CHF 6 550 erhältlich sein wird. Die «Escale Time Zone» ist ein künstlerisch inspirierter Worldtimer im Geiste seines «älteren Bruders» und umgeben von der Aura des Reisens, welche die Marke kennzeichnet, mit weniger hochentwickelten Details und weniger kompliziert in der Herstellung, aber genauso begehrenswert.
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FEATURE
In der hohen Uhrmacherkunst wird alles bis zum letzten Detail in Handfertigung hergestellt.
Der beeindruckende Treppenaufgang hält sich selbst durch eine Säule.
Nach dem Einbau des Werks werden im Rahmen des SAV zahlreiche Kontrollen und Tests durchgeführt.
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FEATURE
HINTER DER BESONDERS GELUNGENEN ÄSTHETIK DIESER UHR, INSPIRIERT VON DEN EHEMALIGEN ÜBERSEEKOFFERN, VERBIRGT SICH EIN KOMPLEXES SYSTEM VON SCHEIBEN, DESSEN ENTWICKLUNG ZWEI JAHRE IN ANSPRUCH NAHM.
DIE MANUFAKTUR VON LOUIS VUITTON IN ZAHLEN
4 800 m2 Grundfläche der neuen Manufaktur.
3 Jahre Planung des Manufaktur-Projekts.
10 Monate Bauzeit.
6 Werkstätten 12 Uhrmacher, eine Zahl, die sich in den kommenden Jahren verdoppeln dürfte.
60 Berufsgruppen, 1 Kantinekoch, 3 Tagesmenüs.
3 Monate bis 6 Jahre dauert es, bis ein neues Modell entwickelt ist und auf den Markt kommt.
Vuitton kann sich der Öffnung der Branche und dem wachsenden Interesse von Uhrenliebhabern für die Kulissen der Herstellung nicht entziehen. «Indem wir alles zusammenbringen, die Werke, die Zifferblätter, die Montage und die Qualitätskontrolle, schaffen wir eine bestimmte Dynamik, in der die Produktentwicklung im Mittelpunkt steht», meint der Geschäftsführer der Uhrmacherei, José Fernandez. Mit anderen Worten, «wir streben die kreative Unabhängigkeit an», sagt Hamdi Chatti. Das Ziel? In der Lage zu sein, neue Modelle zu entwerfen, Prototypen zu realisieren, weiterzuentwickeln und zur Reife zu bringen sowie das Einsetzen der Steine und den Einbau des Einstellungssystems und der Werke ohne kostspieligen und zeitraubenden Rückgriff auf Subunternehmer durchzuführen. Früher musste man sich ins Auto setzen, wenn man alle an einen Tisch bringen wollte, heute genügt es, eine Tür zu öffnen. Ein Zifferblattgestalter kann zudem direkt mit dem Entwicklungsexperten kommunizieren, der weiss, was technisch möglich ist und was nicht. «Wir entwickeln die Ideen gemeinsam, nicht jeder für sich allein in seinem Winkel», sagt Michel Navas, der Direktor des Atelier Horloger. «Manchmal haben die Uhrmacher keinen Kontakt zu den Konstrukteuren und Zeichnern. Wir wollten anders arbeiten». Wie in der Vuitton-Werkstatt für Spezialbestellungen in Asnières, setzt sich auch bei den Uhren allmählich die Idee durch, Sonderanfertigungen auf Bestellung durchzuführen. «Auf Wunsch können wir auch eine Uhr herstellen, die in umgekehrter Richtung läuft oder keine Zeiger hat, kein Problem!», meint Michel Navas lächelnd. Alles beginnt bei der Technik. Ob nun das Finish der Zifferblätter der neuen Damenkollektion von den Gepäckschnallen des Koffermachers inspiriert ist oder die Kupfernägel der Koffer die Zifferblattmacher oder die Designer des Hauses inspirieren, spielt keine Rolle. Wie bei der Eisenbahnkunst ist auch im Uhrmacherhandwerk alles nur eine Frage der Verbindungen. Besonders bei Louis Vuitton, wo ein Design das andere inspiriert, etwa ein altes Flakon das Design eines Reiseweckers. Wenn man sieht, wie auf diese Weise die «Escale», eine der schönsten Reiseuhren des dritten Jahrtausends, geschaffen wurde, muss man sagen, es wäre ein Fehler gewesen, es nicht zu tun. — 77 —
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AUFTRAGS . KILLER .
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: . WAS KOSTET. EIN MORD?
Im Leben begegnen uns immer wieder unangenehme Zeitgenossen, die man liebend gerne um die Ecke bringen würde. Aber wie? Da musste L’OFFICIEL dieses Thema doch einfach einmal aufgreifen und eine dafür geeignete Berufsgruppe genauer unter die Lupe nehmen: Auftragsmörder. Die Rekrutierung eines geeigneten Kandidaten aus dem Angebot professioneller Krimineller, sadistischer Psychopathen und waghalsiger Dilettanten ist nicht immer einfach, selbst übers Internet. Von BRUNO GODARD
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FOTO: ENZO BRAI/MONDADORI PORTFOLIO GETTY IMAGES, ZVG
ABE RELES, ALIAS KID TWIST (Mitte) gebraucht den Eispickel mit Fingerfertigkeit und hat zwischen 1930 und 1940 mehr als 1 000 Menschen getötet. Berüchtigtes Mitglied des gefürchteten «Défenestré»-Syndikats.
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DA S SY N D I K AT D E R K R I M I N A L I TÄT S ie h a b e n mit Freude für die Mafia gearbeitet.
RICHARD KUKLINSKI Filmte seine Opfer, während sie von Ratten gefressen wurden. Starb 2006 in seinem eigenen Bett.
SALVATORE GRAVANO Unter Polizeischutz verbüsst er eine 20-jährige Gefängnisstrafe wegen Ecstasyhandels. Wir sehen uns im Jahr 2019 wieder.
SAM DESTEFANO Dieser soziopathische Verbrecher liebte es vor allem zu foltern. Im Jahr 1973 von einem Mafiamitglied getötet.
JULIO BAL ADER Der beliebte Schütze der Unter welt, festgenommen im Jahr 2012.
ROY DEMEO Diener der Gambino-Familie und zuständig für die Zerstückelung. 1983 auf Befehl des Paten liquidier t.
GIOVANNI BRUSCA Der Mörder des Richters Falcone (und verdächtigt, 200 weitere Verbrechen begangen zu haben) bei seiner Festnahme am 20. Mai 1996. — 80 —
FOTOS: ENZO BRAI/MONDADORI PORTFOLIO GETTY IMAGES, ZVG
THOMAS PITERA, ALIAS THOMAS KARATE Mit einem Schwarzen Gürtel ausgestattet und geübt in der Handhabung von Messern, zog er es vor, den Leichen die Köpfe abzutrennen, um die Identifizierung zu erschweren. Im Jahr 1992 zu lebenslanger Haft verurteilt.
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KILLER AUF DER LEINWAND
Auftragskiller haben kein leichtes Leben. Immer ist ihnen die Polizei auf den Fersen und – schlimmer noch – manchmal auch die früheren Kunden. Sean Penn kann ein Lied davon singen. In Gunman, der Verfilmung des 1981 erschienenen französischen Kriminalromans Die Position des schlafenden Killers von Jean-Patrick Manchette, spielt er einen ehemaligen «Beseitiger», dem seine früheren Auftraggeber ans Leder wollen. Er, der seinen «Beruf» an den Nagel gehängt hatte, muss nun wieder zur Waffe greifen, um sich seiner Verfolger zu erwehren. Es ist unbestritten, dass gedungene Mörder fast ausnahmslos auf eine von zwei Arten enden: in einer Zelle oder in einem tiefen Loch im tiefen Wald, im Film ebenso wie im wahren Leben. «Der einsame Killer, den niemand kennt, der nur per Mail oder über ein Postfach kontaktiert wird, ist ein Mythos», erklärt uns ein Kommissar des französischen Zentralbüros für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität OCLCO. «Im Milieu werden hauptsächlich Nachwuchsgangster eingesetzt, die sich profilieren müssen. Wer einmal in der Hierarchie aufgestiegen ist, macht sich nicht mehr die Hände schmutzig. Privatleute greifen meist auf Kleinganoven zurück. In meinen 25 Jahren in dem Job ist mir kein einziger Mörder begegnet, der auch nur die geringste Ähnlichkeit mit einem Alain Delon wie in Der eiskalte Engel aufweisen konnte.» VIER BEKANNTE PROFILE Wer sind sie also, diese echten Killer? Wenn sie auch nicht unseren aus Fernsehkrimis inspirierten Vorstellungen ähneln, so sind sie doch in der Lage, gegen Bares jede gewünschte Person aus der Welt zu schaffen. David Wilson, Forscher im Institut für Kriminologie an der Universität im englischen Birmingham, gelang es, ein Porträt dieser gedungenen Mörder zu erstellen und einen Durchschnittspreis für eine Ermordung zu errechnen. Mit Hilfe von Kriminalarchiven der britischen Polizei hat er 35 Profikiller aus den letzten 39 Jahren untersucht. Um sich deren Dienste zu erkaufen, hatten die Auftraggeber im Schnitt 20 000 CHF investiert, eine relativ kleine Summe, wenn man sich eines störenden Konkurrenten oder unerträglichen Ehepartners entledigen will. Dabei variierten die Beträge, die sich die einzelnen Serviceleister ausbedungen hatten, allerdings sehr stark. Laut Professor Wilson kostete der günstigste Killer mal gerade ganze 300 Franken. Man muss dazu sagen, dass er erst 15 war und vielleicht aufgrund seiner jungen Jahre noch nicht die nötige Erfahrung hatte, um einen besseren Preis auszuhandeln. Der teuerste Mord war der an einem Autohändler namens Robert Magill, für den die Auftraggeber satte 130 000 CHF hinlegen mussten. Die einzige Frau in diesem bunten Killerkreis verlangte jeweils nur 10 000 Euro pro Mord. Da fragt man sich doch sofort, ob sich die mangelnde Gleichberechtigung in der Bezahlung auch auf das kriminelle Milieu erstreckt. Aus Wilsons umfangreicher Studie ergaben sich bei Auftragsmördern neben einem Durchschnittsalter von 38 Jahren auch bestimmte Vorgehensweisen: «Britische Auftragskiller neigen dazu, ihre Opfer umzubringen, wenn diese ihren Hund ausführen, auf den Bus warten oder in einem Vorort-Einkaufscenter shoppen», berichtet der Professor. Anhand seiner Forschungen liessen sich vier Profile erstellen. Da wäre als erstes der «Novize», der sich mit einer Bluttat erste Lorbeeren verdienen muss, dann der «Dilettant», der ein wenig älter ist. Diese beiden Arten bezahlter Mörder gehen der Polizei meist schnell ins Netz und werden aus dem Verkehr gezogen. Die beiden anderen Gruppen gelten als fähige Fachleute und stehen bei den grossen Mafiafamilien als
Männer fürs Grobe hoch im Kurs. Der «Handwerker» hat viel Erfahrung und weiss, wie man tötet, ohne geschnappt zu werden. Das gilt auch für den «Experten», die Crème de la Crème unter den Killern, oft ein Brutalo mit militärischer Ausbildung. In diese Auflistung gehören aber auch die «politischen Auftragsmorde», sicherlich die ältesten in der Geschichte und die effektvollsten. Schon im alten Griechenland und Rom wussten die Mächtigen sich bewaffneter Gefolgsleute zu bedienen, um Rivalen aus dem Weg zu räumen. Der Begriff des «Auftragsmörders» scheint bereits im Mittelalter aufgekommen zu sein, wo man die von Monarchen angeheuerten Handlanger «bezahlte Töter des Königs» nannte. Quer durch die Geschichte weiss man von Landesoberhäuptern mit privaten Mördertruppen, die sich nicht um eine Verfolgung seitens der Staatsgewalt sorgen mussten, weil sie ja «zum Wohle des Prinzen» handelten. Im 20. Jahrhundert hatten sowohl Mossad, KGB und CIA als auch die Geheimdienste der meisten anderen Länder Agenten in ihren Rängen, die man durchaus als festangestellte Killer bezeichnen konnte. Sie lieferten perfekt orchestrierte Morde ab, die nie den Weg in die Polizeistatistiken schafften, weil die Täter natürlich inoffiziell, aber doch im Auftrag des Staates handelten. EISPICKEL UND KALTBLÜTIGE FOLTER Jene Kaltmacher, die sich auf keine «Lizenz zum Töten» à la James Bond stützen konnten, gingen oft in die Gerichtschroniken ein. Zum Beispiel Julio Balader, der im Februar 2012 verhaftet wurde, weil er für 90 000 CHF eine Frau umgebracht hatte. Als meisterlicher Schütze war er von der Polizei schon einmal in die Mangel genommen worden, nachdem Raymond Vaccarizi, ein Pate aus dem Milieu in Lyon, in seiner Zelle von einem Sniper erschossen worden war. Auch nach der Ermordung eines anderen Lyoner Gangsterbosses, Georges Manoukian, war Balader in Verdacht geraten. Aus Mangel an Beweisen wurde er aber in beiden Fällen freigesprochen. Er gehört zu jenen Killern, die von der Unterwelt hofiert werden: eiskalte Tötungsmaschinen, die jeden Beliebigen aus dem Weg räumen, wenn man ihnen dafür einen Batzen Scheine in die Hand drückt. Nicht überraschend stammen die legendärsten Auftragsmörder, die im 20. Jahrhundert Schlagzeilen machten, jedoch aus den USA und Italien. Beginnen wir mit Abe Reles, genannt Kid Twist, Mitglied der Yiddish Connection von Brooklyn. Es heisst, er habe in den 1930er- und 1940er-Jahren mehr als 1 000 Leute «entsorgt». Seine Lieblingsmethode zum Ausblasen der Lebenslichter seiner Opfer war es, ihnen einen Eispickel in den Schädel zu rammen. Dieses Cocktailaccessoire wandte auch Sam DeStefano mit sadistischem Vergnügen an, ein blutrünstiger Killer, der für die Mafia in Chicago arbeitete. Er liebte es, mit ausgefallenen Foltermethoden Informationen aus seinen Opfern zu quetschen. Zwei Kugeln im Kopf räumten ihn aus dem Weg, als er im Begriff war, einige Mitglieder seines Clans der Polizei auszuliefern. Salvatore Gravano, auch ein bekannter Name in der Profikiller-Welt, erledigte seine Arbeit auf klassische Weise mit dem Revolver. 1990 vom FBI geschnappt, kam er für 19 nachgewiesene Morde mit nur 5 Jahren Knast davon, weil er gewandt zum Informanten konvertierte. Thomas Pitera, dem seine Leidenschaft für Kampfsport den Spitznamen «Thomas Karate» eingebracht hatte, arbeitete in den 1980er-Jahren als Entsorgungs-Sonderbeauftragter für die Familie Bonanno. Für die 60 mutmasslichen Ermordungen auf seinem Konto verbüsste er eine lebenslange Haftstrafe. Ein echter Psychopath, der seine Opfer
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post mortem mit Begeisterung zu zerstückeln pflegte. Eine Vorliebe, die er mit Roy DeMeo teilte, der im gleichen Jahrzehnt für die Familie Gambino im Einsatz war und seine Opfer gerne portioniert auf die Müllhalde beförderte. Nach mehr als 150 Auftragsmorden wurde er dann aber selbst eliminiert, als sein Pate vermutete, dass er vom FBI angeheuert werden sollte. Alles kleine Fische im Vergleich zu Richard Kuklinski, einem extrem gewalttätigen Killer, der in den 1970erund 1980er-Jahren auftragsmässig sein Unwesen trieb. Ein Koloss von 135 kg bei 1,95 m Körpergrösse, der mit Vorliebe filmte, wie seine Opfer von Ratten gefressen wurden. Man nannte ihn «Ice Man», weil er sich zum Töten auch schon mal eines Industriekühlschranks bediente. Bevor er im Jahre 2006 eines natürlichen Todes verstarb, veröffentlichte Kuklinski ein Buch mit dem Titel The Ice Man: Bekenntnisse eines Mafia-Killers. Als «scannacristiani», also jemand, der anderen die Gurgel durchschneidet, ging der Italiener Giovanni Brusca in die Mafiamörder-Geschichte ein. Er war eine eiskalte Tötungsmaschine, der auch nicht davor zurückschreckte, die Kinder von konkurrierenden Gangmitgliedern zu foltern und zu töten. Um 1992 im Auftrag seines Paten Toto Riina den Mafiajäger und Richter Giovanni Falcone zu eliminieren, deponierte er über 600 Kilo Sprengstoff in einem Abflussrohr unter der Autobahn und jagte den Konvoi des Magistraten in die Luft. Nachdem er sich auf eine Kollaboration mit der Polizei eingelassen hatte, wurde er 2004 aus der Haft entlassen. Unfassbar und eigentlich inakzeptabel, nachdem dieser Mann zugegebenermassen «viel mehr als hundert, aber weniger als zweihundert» Menschen getötet hat. Für einen Otto Normalverbraucher, der seine Gattin aus dem Weg räumen lassen will, sind diese eiskalten Profis aus dem Milieu unerschwinglich. Ihnen bleiben nur die kleinformatigen Killer mit niedrigen Raten, die laut Polizei die meistverbreitete Mörder-Rasse ausmachen. Eine in Mexiko basierte und 2013 von der Polizei entlarvte Website brachte Auftraggeber mit willigen «Umbringern» in Kontakt, die weltweit jeglichen unerwünschten Zeitgenossen aus der Welt schafften. Auch im Deep Web über das Tor-Netzwerk lassen sich für jede beliebige Beseitigung an jedem beliebigen Ort tatkräftige Helfer finden, die den Job für fast geschenkte 10 000 CHF erledigen.
Die Mafia tötet – aber nie und nimmer auf einem Parkplatz vor Dutzenden Zeugen, Überwachungskameras und mit zwei Tätern, die sich für 500 Franken mit dem Taxi durch Marseille kutschieren lassen, wie sich bald herausstellt. Die beiden Männer sind ruckzuck identifiziert und über ihre Handys geortet: lokale Kleinkriminelle aus dem Norden der Stadt, ohne jegliches Format für den Job. Am 23. Juni nimmt die Polizei die beiden fest, zusammen mit 20 anderen Personen, darunter auch die Tochter der Milliardärin und ihren Schwiegersohn, einen gewissen Wojciech Janowski, polnischer Honorarkonsul in Monaco. Den Ermittlern waren bereits verdächtige Geldbewegungen auf dem Konto dieses abgehalfterten Playboys aufgefallen. Seit ein paar Monaten kämpfte Janowski mit finanziellen Schwierigkeiten, trotz der 500 000 Euro, die seine Schwiegermutter ihrer Tochter Monat für Monat überweist. Es heisst, er habe seinen Personal Trainer Paul Dauriac mit der Organisation dieses Mordes beauftragt, der ihn zum Erbe eines Riesenvermögens machen sollte. Dauriac zwackte sich von den ihm dafür ausgehändigten 150 000 Euro die Summe von 50 000 Euro ab und gab den Rest an die zwei Marseiller Kleingangster weiter, die den Auftragsmord ja bekanntermassen so gekonnt in den Sand setzten. «Sieht man sich das Profil des Rekrutierers und der beiden Todesschützen an, war es klar, dass der Auftraggeber gefasst werden musste», behauptet der Kriminalbeamte weiter. «Der Fall könnte direkt Schule in Dilettantismus auf allen Ebenen machen und zum Lachen animieren, wären dabei nicht zwei Menschen ums Leben gekommen.» Die beiden mutmasslichen Täter waren «kleine Fische» und können sicherlich nach ein paar Jahren im Bau wieder in ein normales Leben eintauchen. Echten Profikillern ist so ein Schicksal nur in den seltensten Fällen vergönnt. Jim Terrier, der von Sean Penn gespielte Auftragsmörder, wollte sich nur zurückziehen vom Geschäft und in Frieden leben. Aber wer fürs Töten bezahlt wurde, kann nicht mir nichts, dir nichts in den Ruhestand gehen, ausser wenn das eigene Herz zu schlagen aufhört...
DILETTANTEN LANDEN SCHNELL IM BAU Die gängigste Praxis zum Anheuern eines Killers bleibt die Rekrutierung in zwielichtigen Kneipen – und das endet in den meisten Fällen schlecht. «Die Leute meinen, sie engagieren einen Killer wie im Kino», kommentiert der Kriminalbeamte des Zentralbüros für die Bekämpfung von organisierter Kriminalität. «Aber sie treffen meistens auf irgendwelche Dilettanten, die allerdümmste Fehler begehen und im Handumdrehen geschnappt werden.» Ein im letzten Jahr verübter Mord liefert einen anschaulichen Beweis für solche Amateur-Verbrechen. Am 6. Mai 2014 werden Hélène Pastor, Schwester des monegassischen Immobilienhais Michel Pastor, und ihr Chauffeur Mohamed Darwich von Schüssen aus einem Jagdgewehr getroffen, auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus in Nizza, wo die superreiche Geschäftsfrau ihren Sohn besuchen will. Die Familie Pastor, deren Immobilienimperium zwischen 18 und 20 Milliarden CHF schwer ist, lebt ebenso einflussreich wie diskret im Fürstentum Monaco. Russische Mafia, Geheimdienst: Alle suchen den Täter dieser ungeheuerlichen Tat. Aber schon sehr schnell wird den Ermittlern klar, dass da kein Profi am Werke gewesen sein konnte. «Ein professioneller Killer lässt seinen Opfern keine Chance», fährt der Kriminalbeamte fort. «Die Schüsse waren nicht präzise, die Waffe nicht situationsgerecht. Ein echter Profi ist immer top ausgerüstet.» Hélène Pastor und ihr Chauffeur erliegen zwar einige Tage später ihren Schussverletzungen, aber die ermittelnden Beamten schliessen inzwischen eine Beteiligung der russischen Mafia aus, die niemals Überlebende zurücklässt. — 82 —
14 Jahre So alt ist der jüngste Auftragsmörder, der 2010 in Mexiko verhaftet wird.
20 000 CHF Durchschnittspreis für einen Auftragsmord in England in den letzten 30 Jahren.
5 000 CHF Online-Preislage im Jahr 2013 in einem kosovarischen Netz für Auftragsmorde.
370 000 CHF Einkommen von Gérald Gallant aus Quebec für 28 ausgeführte Ermordungen zwischen 1978 und 2003.
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FOTOS: ENZO BRAI/MONDADORI PORTFOLIO GETTY IMAGES, ZVG
KILLER AUF DER LEINWAND
LE SAMOURAÏ 1967
PULP FICTION 1994
GUNMAN 2015
GHOST DOG 1999
A l ain D elon a ls Je f f Coste llo in Der eiskalte Engel vo n Regis s eur J ea n- Pi e r re Mel v ille h a t d a s Fa nta sie b ild des eins amen, s chweigs am en Profikille rs n ac h h alti g g e p rä g t . Fore st Whitaker s pielte einen viel hip- ho ppigere n Auf trags m örd e r in Ghost D og – Der Weg des Sam urai, eine Ar t Rem a ke d e s Mel v ille- F ilm von Jim Ja rmu sh. Quentin Tarantino s chick t s eine Kill e r i m D uo aufs Pa rke t t . Die g e schwätzigen Pisto lero s aus Pulp Fict ion, ge sp i e l t von S am u e l L. Ja ckson u n d John Travo lta, arbeiten im mer Hand in H a nd un d in s z en ie re n e in e Bu rle ske, in der das Hämo glo bin nur s o flies st! Zu dies em Kult d e r ka lt b lü t ig e n «Ent s o rger» tragen auch die Co en- Brü d e r mi t i h rem No Countr y for Old Men bei. Ihre Zentralfigur, eine Ro lle, in d e r J a v i e r B ardem m i t e in e m fü rchte rlichen Haars chnit t und no ch fürchterlich e re n Tötun gs m et h od e n g lä n z t , ka nnte kein Pardo n. Auch Luc B es s o n leiste te e i ne n ein dru c ks volle n B e it ra g z u d ies em Them a, allerdings war der erste P rofi ki l l e r i n s ein em Re p e r toire e in e Fra u: die ver führeris che Anne Parillaud in N i ki ta, die i m Auf t ra g d e s Staates zur Tötungsmaschine wird. In Léon – Der Profi schafft Jean Reno der Italo-Mafia in New York die lästige Konkurrenz vom Hals und bildet die junge, hübsche Natalie Portman im professionellen Töten aus, die dem Analphabeten im Gegenzug Lesen und Schreiben beibringt. — 83 —
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«Royal Oak Concept Laptimer Michael Schumacher», Audemars Piguet, CHF 226 800. — 84 —
FOTOS: ZVG
Bildunterschrift
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ZEIT FÜR EINE LEGENDE
Mitte Mai diesen Jahres lancierte Audemars Piguet die «Royal Oak Concept Laptimer Michael Schumacher», eine Limited Edition Uhr für Fans technisch kniffliger Lösungen. Berühmte Ambassadoren zu ernennen oder sich mit «Freunden des Brands» zu umgeben, ist Trend bei so ziemlich allen Luxuslabels, nicht nur bei Uhrenmarken. Im Büro von Audemars Piguet CEO François-Henry Bennahmias zeugen beispielsweise eine «Terminator»-Statue und Riesen-Basketballschuhe von engen Beziehungen des erfolgreichen Managers mit Stars wie Arnold Schwarzenegger und LeBron James, Fotos mit Jay Z und anderen US-Grössen kursieren auf dem World Wide Web, Spotlights des Ex-Golfprofis Bennahmias. Was Audemars Piguet angeht, waren die meisten bereits schon zuvor Fans der Marke und kamen auf sie zu – ein deutlicher Vorteil. Von DÖRTE WELTI
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Uhrenkenner und –liebhaber Michael Schumacher besitzt bereits eine «Royal Oak Offshore Michael Schumacher Limited Edition», die erste Uhr, die Audemars Piguet dem Ausnahmesportler gewidmet hat.
DIE UHR Es war der ehemalige Ferrari-Teamchef und aktuelle Präsident der Fédération International de l’Automobile (FIA), Jean Todt, der Michael Schumacher 2010 zu Audemars Piguet nach Le Brassus mitnahm. Grosse Jungs haben Freude an technischen Spielereien und vor allem an Herausforderungen. Und so fragte Michael Schumacher, ob es wohl möglich sei, eine mechanische Uhr mit Rundenzeitenmessung zu bauen. Der Sportsgeist der Uhrenkonstrukteure fing Feuer und heute liegt das Ergebnis in einer auf 221 Exemplare (an so vielen Formel 1-Rennen fuhr Michael Schumacher in seiner Karriere in die Punkte) limitierten, CHF 226 800 teuren Royal Oak vor. Die meisten Exemplare sind bereits verkauft, die No. 7 gehört dem 7-fachen Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher selbst. Für das Zusammensetzen der aus 413 Einzelteilen bestehenden Uhr braucht ein Meisteruhrmacher 3 bis 4 Monate. DAS UHRWERK Kaliber 2923 mit Handaufzug. Laptimer Chronograph mit zwei zentralen Sekundenzeigern, Flyback, 30 Minuten-Zähler, kleine Sekunde, Stunde und Minute. 34,6 mm Durchmesser, 12,7mm dick. 34 Rubine. 80 Stunden Gangreserve. Unruhfrequenz: 4 Hz (28 800 Vibrationen per Stunde).
ARMBAND Schwarzes Kautschukband mit Titan AP-Schliesse. — 86 —
FOTOS: ZVG
DAS GEHÄUSE Geschmiedetes Karbongehäuse, Saphirglas, Titan-Deckel mit Saphirglas, Titan-Lünette, mit einer Schraube befestigte Krone aus schwarzer Keramik und 18 Karat Pinkgold, Drücker aus demselben Material, schwarzer Keramikdrücker mit MS-Logo, Titanhalter für die Drücker. Wasserdicht bis 50m. Durchmesser: 44mm.
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Audemars Piguet CEO François-Henry Bennahmias.
L’OFFICIEL HOMMES: Monsieur Bennahmias, es gibt viele Celebrities, die eine Audemars Piguet Uhr tragen, und wenn man nach Ihrer Person auf dem World Wide Web sucht, findet man viele Fotobeweise für diese «Freundschaften». Nach welchen Kriterien selektionieren Sie die Ambassadoren? François-Henry Bennahmias: Wir suchen sie nicht aus in dem Sinne. Meist sind das Zufälle. Viele Prominente besitzen bereits eine Audemars Piguet Uhr. Man kommt ins Gespräch, der Rest ergibt sich von selbst. Celebrities haben durchaus auch ihre Schwächen. Wie gefährlich ist es für einen Luxusbrand wie Audemars Piguet, sich mit einer gefeierten Persönlichkeit einzulassen? Es gibt Beispiele, wo berühmte Menschen plötzlich den Drogen verfallen oder in öffentlichen Misskredit geraten.... Wenn man mit Celebrities arbeitet, ist man sich des Risikos bewusst. Aber Sie können mir glauben, dass ich die Menschen zuerst kennenlerne, man trifft sich, man redet, man sondiert. Und entscheidet dann, inwieweit man eine Kooperation eingeht. Oft ist der Anfang eines Gesprächs die Tatsache, dass man am Handgelenk der betreffenden Person eine Audemars Piguet Uhr entdeckt, und damit hat man schon einmal die gleiche Basis, es zeugt von einem gewissen Stil. Der Rest ergibt sich, es ist eine organische Entscheidung. ...die von der Verwaltungsratspräsidentin, Jasmine Audemars, mit getroffen wird? Selbstverständlich, sie ist schliesslich die Präsidentin. Haben Sie sich schon einmal in einer prominenten Person geirrt und die Entscheidung, eine «Freundschaft» mit ihr oder ihm einzugehen, bereut? Nein (klopft auf Holz).
Jetzt haben Sie mit der neuen Uhr mit Michael Schumacher den Fall, dass der Ambassador vorerst ausfällt und nicht präsent ist. Haben Sie sich überlegt, das Projekt abzubrechen oder auf Eis zu legen? Wir haben 2010 begonnen, mit Michael zu sprechen und die Uhr zu entwickeln. Als der Unfall passierte (29. Dezember 2013, Michael Schumacher verunfallte auf der Skipiste und zog sich schwere Kopfverletzungen zu, Anm.d.Red), war die Uhr fast fertig. Wir haben dann nach einer gewissen Zeit gemeinsam mit Familie Schumacher entschieden, das Projekt nicht abzubrechen, sondern weiter zu machen, es war ein ausdrücklicher Wunsch der Schumachers. Sie baten auch darum, dass, wenn die Uhr dann lanciert wird, es bei ihnen stattfindet, ein Herzenswunsch, darum konnten wir die «Royal Oak Concept Laptimer Michael Schumacher» auf der Ranch von Corinna Schumacher präsentieren. (Er hätte es so gewollt, betont nicht nur Bennahmias, sondern auch die an der Uhr-Lancierung anwesende Managerin von Michael Schumacher, Sabine Kehm. Etwaige Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand von Michael Schumacher sind in diesem Zusammenhang absolut indiskutabel und nicht Gegenstand des Interviews). Aber: Ist die Uhr und die Kooperation mit dem besten Rennwagenfahrer aller Zeiten eventuell ein Zeichen, dass Audemars Piguet sich im Rennsport engagieren will? Wir hatten bereits verschiedene Ambassadoren aus dem Motorsport, Sébastien Buemi zum Beispiel, Juan Pablo Montoya, Rubens Barrichello oder Jarno Trulli. Die «Royal Oak Concept Laptimer Michael Schumacher» bedeutet nicht, dass wir irgendwie aktiv in den Rennsport einsteigen. Wir engagieren uns einerseits im Golfsport und auf der anderen Seite an der Art Basel, also im Kunstbereich (siehe dazu auch ein Interview in der aktuellen L’OFFICIEL ART).
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Total Look, Alexander Wang. Uhr, Cartier.
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Total Look, Salvatore Ferragamo.
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Total Look, Etro.
Rollkragenpullover und Mantel, Bally. Hose, Michael Kors.
Model Justin Passmore @ New York models Hair & Make-up Victor Noble Mit M.A.C Cosmetics und Bumble and bumble Produkten Exklusiv für L’OFFICIEL HOMMES Schweiz produziert. — 91 —
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DER MODERNE MANN Er wechselt lässig zwischen Jeans und Anzughose, weiss Glencheck ebenso gekonnt einzusetzen wie kräftige Beerentöne und hält ein Kummerbund nicht für ein Taschentuch für Heulsusen. Stil ist das Zauberwort, und zwar ganz selbstverständlich. Fotografie JÉRÉMY DUBOIS Styling MARIE REVELUT
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Marinepullover, Bottega Veneta. Anzughose, Hugo Boss. — 93 —
Jacke im Jeanslook, Louis Vuitton. Karo-Hemd und Krawatte, beides Bottega Veneta. Khakijeans, Karl Lagerfeld. — 94 —
Karierter Wollmantel, Karl Lagerfeld. Wollpullover, Issey Miyake. — 95 —
Motorradlederjacke und Seidenhemd, Hedi Slimane für Saint Laurent. — 96 —
Nadelstreifenjackett, Dior Homme. Hose und Hemd, Kenzo. Krawatte, Gucci. — 97 —
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Baumwoll-Khakihemd, Kenzo. Hose, Dsquared2. — 99 —
Anzug und Hemd, Givenchy. Mantel, Kenzo. — 100 —
Anzug und Popelinhemd, Dior Homme. Seidenbinder, Hugo Boss. — 101 —
Weisses Hemd, Dsquared2. Hose, Lanvin. Hosenträger, Bottega Veneta. — 102 —
Hemd und Sakko, Dior Homme. Silberbrosche, Givenchy. Model Otto Lotz @ New Madison Make-up Tiphaine Gerbeaud Assistenz Styling Amanda Montesantos, Floris Le Sage
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Exklusiv für L’OFFICIEL HOMMES Schweiz produziert.
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THE LONER Im Einklang mit sich und der Welt braucht Mann vielleicht noch einen treuen Freund. Den Rest besorgen derbe Edelstoffe wie Tweed und Walkstoff in herbstlichen Naturtönen, unkompliziert kombiniert. Fotografie DENNIS WEBER Styling PATRICK LIEF
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Mantel, Neil Barrett. Pullover, Belstaff. Lederhose, Hermès. Schuhe, Givenchy. — 105 —
Jacke, Bottega Veneta. Pullover, Etro. Jumpsuit, Ralph Lauren. Sakko, Strellson. Gürteltasche, Ermenegildo Zegna. Mütze, Michael Kors. — 106 —
Mantel, Burberry. Rollkragenpullover, Hermès. Wollpullover, Versace. Hose, Jil Sander. Rucksack, Versace. — 107 —
Mantel, Meindl. Sakko, Giorgio Armani. Rollkragenpullover, Bally. Hose, Calvin Klein. Socken, Burlington. Schuhe, Ermenegildo Zegna. Tasche, Hackett. — 108 —
Ledermantel, Hermès. Hemd, Louis Vuitton. Poloshirt, Prada. Schal, Michael Kors. — 109 —
Rollkragenpullover, Neil Barrett. Hose, Bottega Veneta. — 110 —
Mantel, Fendi. Longsleeve, Salvatore Ferragamo. Sakko, Ermenegildo Zegna. Hose und Tasche, Jil Sander. Schal, Michael Kors. — 111 —
Mantel, Ermanno Scervino. Cardigan, Tommy Hilfiger. Pullover, Giorgio Armani. Hose, Fendi. Handschuhe, Ermenegildo Zegna. — 112 —
Model Jan Trojan @ Kult Model Agency Hair & Make-up Christian Schild Mit M.A.C und Davines Produkten Besonderen Dank an Anita Weber, Hanna und Martina.
Mantel, Belstaff. Rollkragenpullover, Hermès. Pullover, Jil Sander. Weste, Michael Kors. Hose, Etro.
Exklusiv für L’OFFICIEL HOMMES Schweiz produziert. — 113 —
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EINE PARTIE MODE Diesen Herbst kommen aufwendige Details ins Spiel. Spezielle Drucktechniken, minutiöse Stickereien oder sorgsame Verzierungen sind strategische Pluspunkte, um sich im Alltag aussergewöhnlich zu stylen. Fotografie RICARDO ABRAHAO Styling FLEUR HUYNH EVANS
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Kaschmirmantel, Brioni. — 115 —
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Rollkragenpullover, Samtjacke und Jackett, Ermenegildo Zegna. — 117 —
Hemd und bestickter Mantel, Burberry Prorsum. — 118 —
Anzug, Seidenschal und bestickter Gürtel, Dries Van Noten. Derbies, Burberry Prorsum. — 119 —
Jackett, Hemd und Krawatte, Dior Homme. — 120 —
Rollkragenpullover und Pullover, Bally. Hose und Jacke, Louis Vuitton. — 121 —
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PORTRAITS
166 – José María Manzanares 174 – Patrik Künzler 178 – Anatole Taubmann
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José Maria Manzanares in einem doppelreihig geknöpften Samt-Mantel mit Futter aus bedruckter Seide und Seidenstickereien sowie einem Baumwollhemd, alles Dolce & Gabbana. — 166 —
FOTO: ADRIANA TRIPA
EDITORIAL
PORTRAIT
MANZANARES, DER BEL HIDALGO-TORERO Schön wie ein junger Gott, mutig und elegant, die neue Ikone von Dolce & Gabbana, José Maria Manzanares, ist nicht nur einer der berühmtesten Stierkämpfer seiner Zeit, sondern ein Idol aller Spanier, beliebter als jeder Fussballer oder F1-Fahrer. Als Verkörperung des Erfolgs und beherrschter Kraft steht er im Begriff, auch ausserhalb der Arenen ein Weltstar zu werden. Von THIERRY MANTOUX Fotografie NACHO ALEGRE Styling NONO VAZQUEZ
Ich fragte den Taxifahrer, der mich vom Madrider Flughafen Barajas ins Stadtzentrum brachte, ob er sich für corridas interessiere. «Ich bin nicht dagegen, aber Fussball ist mir lieber.» Pause. «Und kennen Sie den Torero Manzanares?» «José Maria? Na klar! Mit dem ist es etwas anderes, das ist ein formidabler Typ. Den kennt jeder hier in Madrid. Wir verehren ihn. Er ist unser Star, ein berühmter Torero. Aber vor allem einer, der noch echte Werte hat: Leistung, Ehrlichkeit, Wahrheit. So etwas tut gut. Ausserdem sieht er gut aus, ist mutig und reich, hat eine umwerfende Frau und Kinder. Er ist unser Held.» Das klang ja ziemlich vielversprechend, ich war gespannt auf die persönliche Begegnung. Wir hatten uns für 10 Uhr in der Casa Salvador verabredet, einem ausgezeichneten Restaurant, das alle Toreros kennen. Die Besitzerin wartete schon auf das Fotoshooting. «José Maria? Der ideale Mann», vertraute sie mir an, «Du wirst sehen, der ist wirklich sympathisch.» Und dann die Ankunft des Maestro, wie hier die Top-Toreros genannt werden, in einem weissen Q7: Eine schlanke Gestalt von raubtierhafter Eleganz, grünes Polohemd zu beiger Hose, die nackten Füsse stecken in Mokassins, das Gesicht zieren eine Vintage Ray Ban und ein umwerfendes Lächeln. Für jeden hat er ein freundliches Wort, mich fragt er sofort, wie viel Zeit ich für das Interview erübrigen könne, ein Star ganz ohne Starallüren. Dazu muss man sagen, dass das Stierkampf-Milieu, «il mundillo», mit seinem Namen bislang vor allem den Vater verbindet, den kürzlich verstorbenen José Maria Manzanares Senior, der als «torero de toreros» gefeiert wurde. Er zählte zu den grossen Persönlichkeiten im Spanien des 20. Jahrhunderts und bleibt auch für seinen Sohn, den sein plötzlicher Tod vor einigen Monaten schwer getroffen hat, ein Held und ein Vorbild – im Stierkampf wie im Leben. Schon früh begleitete ihn der kleine José Maria zu den für den Kampf gezüchteten toros, lernte vom Zusehen und Selberüben mit Jungrindern. Aber erst mit 19 Jahren tötete er unter der Ägide eines anderen maestros, Enrique Ponce, seinen ersten toro bravo. Er erläutert: «Das ist alles, was ich kann, ich frage mich wirklich, was ich sonst hätte werden sollen.»
«Ausserdem lebe ich gerne auf dem Land, liebe Weite, Ruhe und frische Luft …», fügt er hinzu, «Also ich glaube, ich habe wirklich genau den richtigen Beruf. Der einzige Nachteil ist, dass ich meine Frau und Kinder während der temporada (der Stierkampf-Saison) so selten sehe. Und auch in der übrigen Zeit muss ich enorm viel trainieren, um körperlich und mental in Form zu bleiben. Aber zum Glück habe ich eine wunderbare Familie und Freunde, die mir seit meiner Kindheit treu geblieben sind. Die meisten interessieren sich nicht einmal für die corrida, das finde ich ganz erholsam. Echte Freunde, die ich schon ewig kenne, und natürlich meine Familie, sind mir die grössten Stützen im Leben. Und dann hatte ich halt diesen grossartigen Vater, mit dem habe ich als Berufsanfänger sofort Arbeit bekommen. Allerdings wird einem als Sohn DER Referenz im Stierkampf auch nicht der geringste Fehler verziehen.» EIN TRIUMPHALER ABGANG 2011 vollbrachte José Maria in Sevilla eine Sensation, die in die Annalen des Stierkampfs einging: Er begnadigte einen Stier, was in der 300-jährigen Geschichte der Maestranza-Arena noch nie vorgekommen war. Die benutzten Eintrittskarten zu dieser corrida wurden als Erinnerungsstücke bald teurer als ihr Einkaufspreis gehandelt! Bei der Eröffnung der Saison 2015 an Ostern in der Arena von Arles kämpfte José Maria Manzanares Junior zum Zeichen der Trauer ganz in Schwarz unter einem riesigen Porträt seines Vaters. Das, die Stimmung in Arles und die Vorlage durch den französischen Matador Juan Bautista, der direkt vor ihm zwei Stierohren abschneiden durfte, haben ihm wohl Glück gebracht. Jedenfalls verliess auch er die antike Arena mit zwei Ohren plus dem Schwanz des Stieres – eine äusserst seltene Auszeichnung. Ein Triumphzug unter den anerkennenden Zurufen der normal erweise mit Lob geizenden aficionados: «Aussergewöhnlich!» lautete die einhellige Meinung.
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PORTRAIT
«ICH WÜNSCHE MIR NICHTS MEHR, ALS MEINE PERSÖNLICHEN SPUREN IN DER WELT DES STIERKAMPFS ZU HINTERLASSEN.»
148 800 Freunde auf Facebook
50 200 Followers auf Instagram
150 000
Followers auf Twitter
L’OFFICIEL Schweiz: Sie sind nicht nur ein berühmter Torero, sondern sicherlich als Einziger auch ausserhalb der Welt des Stierkampfs ein Star. Worauf führen Sie das zurück? JOSÉ MARIA MANZANARES: Schwer zu sagen, aber paradoxerweise hängt das sicherlich mit meinem Beruf des Toreros zusammen. Der verlangt mir viel ab – extrem viel. Bei diesem Beruf kann man nicht schummeln. Fast täglich stehe ich im Training einem Stier gegenüber und riskiere mein Leben. Da darf ich mir nicht den kleinsten Fehler erlauben. Ich fordere mich sehr, muss das ganze Jahr über fit bleiben. Gott sei Dank erfreue ich mich bester Gesundheit, bin auch mental sehr stark, habe eine Familie, die ich liebe und die mich glücklich macht und kann meinen Traumberuf ausüben. Das versuche ich, so perfekt wie möglich zu tun und sorge dafür, dass es auch bekannt wird. Ich glaube, es liegt an all dem. Ich hatte auch das Glück einer hohen Medienpräsenz, bereits in jungen Jahren, die ich gepflegt habe, ohne es zu übertreiben. Ich tue das gerne, und das merken die Leute. Wenn man natürlich bleibt, kommt das umso besser an. Bei allem, was ich tue, bleibe ich Torero, und ich hoffe, es gelingt mir auf diese Weise, auch mehr Verständnis und Akzeptanz für el mundo taurino zu erringen, für diese Welt, in der ich mein Leben lebe. Vor Ihnen war Ihr Vater einer der grössten Toreros aller Zeiten. Was hat er Sie gelehrt? Mein Vater hat mir vor allem beigebracht, dass es wichtig ist, sich anzustrengen und sein Wort zu halten. Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit gegenüber den Stieren wie den Menschen, das sind unbezahlbare Grundwerte unserer Familie. Sein Status als Torero war stets eine Inspirationsquelle für mich, der Wunsch, es ihm gleich zu tun, eine Art Leitlinie. Nicht, um sein toreo (seinen Stierkampf-Stil) nachzumachen, das ist unmöglich. Aber um eine Spur zu hinterlassen. A las cinco de la tarde, um fünf Uhr nachmittags, der traditionellen Anfangszeit einer corrida, riskieren Sie alljährlich dutzende Male ihr Leben im Angesicht eines Stiers. Wie können Sie da immer noch lächeln? Das ist mein Lebensstil, meine Art, zu existieren. Ich habe das Glück, in dem Beruf arbeiten zu können, von dem ich schon immer geträumt habe, ich bin umgeben von meiner Familie, meinen alten Freunden aus meiner Heimatstadt Alicante und hochkarätigen Profis. Das ist aussergewöhnlich, ein Privileg, für das ich dem Himmel täglich danke. All das hat viele Opfer verlangt, denn die tauromaquia ist keine leichte Kunst. Ich möchte Emotionen vermitteln. Das ist wirklich mein grösster Wunsch, und wenn es mir gelingt, eine grosse Befriedigung. Sie ziehen mit Ihrer Mannschaft, Ihrer cuadrilla, in — 168 —
einem Lastwagen, der Ihren Namenszug trägt, von einer corrida zur anderen. Ist das so entspannend, als wenn Sie mit Ihren Kumpeln unterwegs wären oder fühlen Sie sich eher ein wenig einsam an der Spitze eines Arbeitsteams? Ich lebe vom frühen Frühjahr bis zum Spätherbst mit meiner cuadrilla zusammen, verbringe also mehr Zeit mit ihr als mit meiner Frau und meinen Kindern. Natürlich habe ich die besten Profis um mich geschart, denen ich ja in der Arena mein Leben anvertraue. Aber das allein reicht nicht. Da wir einen Grossteil des Jahres zusammenleben – Trainingszeiten gar nicht eingerechnet – müssen das auch Leute sein, die die gleichen menschlichen und moralischen Werte teilen. Gute Menschen, mit denen ich einfach gern zusammen bin, so ein Art Wahl-Familie. Sie sind also zugleich Profis, Freunde und feine Kerle – meine Mannschaft! Kümmern Sie sich selbst um den Kontakt mit Ihrer Fangemeinde? Die sozialen Netze können ganz toll und ebenso fürchterlich sein. Ich bin nicht süchtig danach, aber ab und zu mag ich das ganz gern. Ich tweete immer selbst und nur, wenn ich Lust dazu habe. Wenn mir zum Beispiel ein Lied, ein Bild oder ein Spruch gut gefällt. Ich übertreibe es nicht, aber es ist doch ein probates Mittel, um den Kontakt zu halten und etwas mit vielen anderen zu teilen. Ich mache das, wenn mir danach ist und immer persönlich. Das delegiere ich an niemanden weiter. Stars zeigen für gewöhnlich ein aufsehenerregendes Liebesleben, Sie sind da eher zurückhaltend. Das gehört also nicht zu Ihrem Image? Nein, in dieser Hinsicht mache ich keine Zugeständnisse. Als Torero bin ich eine öffentliche Person, die alles von sich preisgibt, aber mein Privatleben, meine Familie, das ist ein anderes Universum, das ich zu schützen suche. Meine Frau und meine Kinder sollen in Ruhe leben können. Ich sag’s noch einmal: Ich liebe meine Familie und wir halten sehr zusammen. Es kann schon mal bei bestimmten Gelegenheiten zu einem gemeinsamen Foto kommen. Aber die Grenzen sind sehr klar definiert. Sie schwärmen für edle Uhren. Kommt das daher, dass Zeit für Sie besonders kostbar ist? Nein, ich habe ein ganz einfaches Verhältnis zur Zeit. Ich lebe auf dem Land im Rhythmus der Jahreszeiten, der Stiere, der corridas. Mein Traum wäre, nur dann zu kämpfen, wenn ich Lust dazu habe, wenn ich mich wirklich dazu aufgelegt fühle. Aber das geht leider nicht, ich bin nicht wirklich Herr über meine Zeit! Meine Liebe zu Uhren liegt
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Hose und Weste aus Wollstoff zu einem Baumwollhemd, Dolce & Gabbana.
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«EIN TORERO IST STETS UM MAXIMALE ELEGANZ BEMÜHT.»
157 M CHF Umsatz des Stierkampfs in Spanien
125 000 CHF José Maria Manzanares Gage für eine corrida
10 - 12 M CHF indirekte Einnahmen durch die corrida in Nîmes
sozusagen in der Familie. Mein Grossvater trug fast immer eine IWC, und ich bin dieser Marke dann treu geblieben. Da erschien es mir ganz natürlich, dass IWC mir die Zusammenarbeit anbot. Es ist ein Vergnügen und eine Ehre für mich, dass sie mich ausgewählt haben. Ich lasse mich aber nicht von Marken versklaven. Was ich mache, tue ich aus freiem Willen, weil es zu mir und meinem Lebensstil passt. Als Ikone so prestigereicher Marken wie Dolce & Gabbana und IWC wurden Sie bei Millionen Menschen so berühmt wie ein Formel 1-Fahrer. Stärkt das Ihr Ego? Ein Torero ist stets um maximale Eleganz bemüht. Sie ist Teil seines Stils, seiner Haltung – in der Arena wie im Umgang mit Anderen. Dazu gehört natürlich auch elegante Kleidung. Das passt also alles genau zu mir. Ich freue mich, Kleidungsstücke und Uhren zu tragen, die auf andere Menschen geschmackvoll wirken. Auf meinen Reisen treffe ich Leute, die keine Ahnung vom Stierkampf haben, dessen Werte jedoch zu schätzen wissen. Zum Beispiel ein gewisses Auftreten, das keine leere Form ist. Ich habe das von meinem Vater und Grossvater geerbt, für die Raffinesse auf jeder Ebene zum Lebensstil gehörten. Es ist Teil meiner Persönlichkeit. Stiere sind wilde Tiere, die man nur mit Entschlossenheit, Standhaftigkeit und Behutsamkeit meistern kann. Und wenn es um Autos geht, was mögen Sie da? Auch eher die wilden, schnellen oder lieber Limousinen? Ich hab schon genug mit den Stieren zu tun … Klar faszinieren mich Rennautos, aber ich besitze keines. Das würde mir schon gefallen, aber es passt nicht in mein Leben. Ich habe nicht genug Zeit dafür und so ein kleiner Zweisitzer wäre nichts für mich. Auch beruflich ginge das nicht. Ich bevorzuge grosse, komfortable Geländewagen, mit denen ich Menschen und Material überall hin befördern kann. Das macht mir das Leben leichter und ist wirklich ideal auf unseren Feldwegen. Sie haben alles, was man sich wünschen kann: Eine spektakuläre Karriere als Torero, Sie sind jung, elegant, berühmt … Fehlt Ihnen noch etwas? Mir fehlt ehrlich gesagt überhaupt nichts. Ich habe wirklich alles und bin mir meines Glücks vollkommen bewusst. Ich habe die Laufbahn eines Toreros gewählt und bin in ihr einigermassen erfolgreich. Aber ich muss immer an meinen Vater denken, der mehrere Generationen geprägt hat und bis heute eine Referenz ist. Also wünsche ich mir nichts mehr, als einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, meine persönlichen Spuren in der Welt des Stierkampfs. Ich möchte, dass man mich als jemanden in Erinnerung behält, der dem Publikum starke Emotionen bescherte. Und ich wünsche mir, dass man mich auch nach Jahren noch als einen Verteidiger der Werte meiner Zunft im Gedächtnis behält: Respekt, Ehrlichkeit, Opferbereitschaft, Willens— 170 —
kraft, unermüdlicher Kampfgeist bei der Verwirklichung seiner Träume und schliesslich Stolz auf das Erreichte. Und nie zu vergessen, dass in unserem Metier der Stier das Sagen hat. Wenn ich dazu beitragen kann, mehr Wissen über und Verständnis für den Stierkampf zu verbreiten, ist meine Medienpräsenz nicht umsonst gewesen. Sie arbeiten in einem sehr risikoreichen Beruf, in dem man – wie bei der Formel 1 oder im Fussball – relativ jung in Pension geht. Was machen Sie anschliessend? Ehrlich gesagt: Ich weiss es nicht. Weder wann noch was. Ja, das Dasein als Torero ist hart und man darf sich nicht vor den unvermeidlichen Verletzungen fürchten. Sicher werde ich später mal irgendwas machen, das mir mehr Zeit für meine Familie lässt – aber ohne je meine Werte zu verraten.
JOSÉ MARIA IN 10 DATEN 14. April 1953 Geburt von José Maria Manzanares Senior. 3. Januar 1982 Geburt von José Maria in Alicante. 2001 Tötet er unter der Ägide des grossen Toreros Enrique Ponce seinen ersten Stier. 29. April 2001 Sein erstes Stierkampf-Festival in Campotéjar (Granada) 22. Februar 2002: erster Auftritt mit Picadores in Nîmes. 22. Februar 2002 Erster Auftritt mit picadores in Nîmes. 24. Juni 2003 Seine alternativa (offizielle Erhebung zum Matador). 1. Mai 2006 Sein Vater gibt in der Maestranza-Arena von Sevilla seinen Abschied als Torero. 2007 Feiert Triumphe in der Monumental-Arena von Mexiko (2 mal), in Bogota, Castellon, Barcelona, Sevilla, Alicante, Toledo, etc. 30. April 2011 Begnadigt den Stier Arrojado aus der Zucht Nunez del Cuvillo in der Real Maestranza-Arena von Sevilla. 28. Oktober 2014 Tod des Vaters, José Maria Manzanare Senior. 2014 JMM bestreitet 33 corridas vor insgesamt 350 000 Zuschauern und erhält 64 Ohren. 4. April 2015 José Maria Manzanares triumphiert in der Arena von Arles. www.josemariamanzanares.com
Gerade geschnittener Einknopf-Anzug aus Fensterkaro-Wollstoff mit Schalkragen, Baumwollhemd, alles Dolce & Gabbana. Haare und Make up Francisco Florido Die Fotos wurden im Casa Salvador, C/ Barbieri 12, Madrid aufgenommen. — 171 —
DAS GESCHÄFT MIT DEM STIERKAMPF Die Corridas, ... Auch an der relativ komplexen Ökonomie des Stierkampfs ist die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbeigegangen. Ein «Freundschafts»Festival, bei dem die Toreros nicht bezahlt werden, kostet bereits 30 000 Euro und eine richtige Corrida mit figuras (bekannten Toreros) bis zu 500 000 Euro. Die Stadt Nîmes, wo der Stierkampf eine wichtige Rolle spielt, hat die Verwaltung ihrer Arena schon vor Jahrzehnten dem Ex-Torero Simon Casas übertragen. Sein Unternehmen «Simon Casas Production», das ausserdem die Arenen im französischen Mont-de-Marsan sowie die von Valencia, Zaragoza und Alicante in Spanien bewirtschaftet, erzielt einen Jahresumsatz von 4,8 Millionen Euro und einen Nettogewinn von 101 300 Euro. Die von den Corridas generierten indirekten Einnahmen beliefen sich laut einer kürzlichen Studie der Stadt Nîmes für das Jahr 2014 auf 10 – 12 Millionen Euro. In Madrid repräsentieren sie 50 Millionen Euro, in Sevilla 27 Millionen und in Pamplona 21 Millionen. Insgesamt realisiert der Stierkampf in Spanien 150 Millionen Euro Direktumsatz und bringt dem Staat 41,4 Millionen Euro Steuereinnahmen – zum Vergleich: aus dem Filmgeschäft sind es nur 7,3 Millionen Euro! Die Toros ... Die Preise für jeweils 6 Kampfstiere bewegen sich in einer Spanne zwischen 12 000 Euro aus der Zucht von Antonio Bañuelos für eine novillada (Kampf mit Jungtieren) und 63 000 Euro von Joselito für eine Corrida. Die Toros von Fuente Ymbro kosteten letztes Jahr in Bayonne 54 000 Euro pro 6er-Partie, die von Dolores Aguirre und Cebada Gago 33 000 Euro. Angeblich wurden in Nîmes für die gleiche Menge aus dem berühmten Betrieb Miura 84 000 Euro bezahlt. Der Züchter muss für ein 4-jähriges Tier zwischen 4 000 und 5 000 Euro erzielen, sonst rentiert es sich nicht. Unverkaufte Kampfstiere kommen zum Schlachter. In Frankreich gibt es 50 Zuchtbetriebe, in Spanien 1 377, die auf 400 000 Hektaren Land ungefähr 200 000 Rinder halten – von denen nur 6 Prozent in den Stierkampf gehen. ... und die Toreros José Tomas, der aktuell legendärste Torero, der so selten wie möglich auftritt, verlangt über 300 000 Euro Gage pro Corrida. Ein Anfänger bekommt ca. 4 500 Euro, unter Umständen aber auch wesentlich weniger oder überhaupt nichts. Ein junger Torero, der bereits sein Können bewiesen hat, verdient 15 000 Euro und José Maria Manzanares um die 120 000 Euro, ebenso wie El Juli und Morante de la Puebla. Der französische Star Sébastien Castella aus Béziers und Juan Bautista aus Arles wollen ihre Einkünfte hingegen nicht preisgeben.
Von dieser Summe müssen sie ihre Cuadrilla (banderilleros, picadores und den mozo de espada (Degenknecht)), die Reisen und ihr Kostüm bezahlen, den traje de luz, der allein schon an die 5 000 Euro kostet. Wenn man sie überhaupt engagiert. In den 60 französischen und spanischen StierkampfStädten werden immer weniger Corridas veranstaltet, junge Toreros haben Schwierigkeiten, bei den Novilladas angenommen zu werden, und die erfahrenen Matadores streiten sich um die Plätze in den besten Corridas, was sich bei den meisten von ihnen in niedrigeren Gagen niedeschlägt. Der Autor und Stierkampf-Kenner Jacques Durand fasst die Situation mit den Worten des Toreros El Paña zusammen: «Früher konnte ein Torero mit seinen Einnahmen seinem Vater ein Haus schenken. Heute kann er sich kaum selbst eins leisten.»
STIERKÄMPFER-LEGENDEN • Im 18. Jahrhundert war Francisco Romero der erste, der unberitten einen Stier tötete. Sein Zeitgenosse Pepe Hillo schrieb die erste Abhandlung über die Kunst des Stierkampfs. Im 20. Jahrhundert blieb der berühmte Belmonte erstmals in Erwartung des Stiers auf der Stelle stehen. Bis dahin galt der Grundsatz: «Entweder hebst du dich hinweg oder der Stier hebt dich hinweg.» Unvergessen ist auch Manolete, der 30-jährig 1947 von einem besonders wilden Miura-Stier getötet wurde. Auch Joselito darf hier nicht fehlen und El Gallo, der glatzköpfige Zigeuner. • Luis Miguel Dominguin und Antonio Ordoñez machten mit ihrem mondänen Lebenswandel auch ausserhalb der Arena Schlagzeilen. Hier sei insbesondere die Liaison zwischen Dominguin und der Schauspielerin Ava Gardner erwähnt. • Die 1960er-Jahre sahen den phänomenalen El Cordobés. • Der erste berühmte französische Torero war in den 1970er- und 1980er-Jahren Nimeño II. 1989 verletzte ihn in Arles ein Miura-Stier so schwer, dass er querschnittgelähmt wurde und zwei Jahre später Selbstmord beging. • Heute, nach der despedida (dem Abschied) des Colombianers César Rincon sowie des Rekord-Torreros Ruiz Miguel (er bestritt über 100 Miura-Corridas) und dem Tod von José Maria Manzanares Senior im vergangenen Jahr, der als einer der grössten Toreros aller Zeiten gilt, gibt es immer noch Stars im Stierkampf. Zu den berühmtesten zählen neben José Maria Manzanares El Juli, der Franzose Sébastien Castella, José Tomas, Enrique Ponce und Padilla, der unglaublich mutig und erfolgreich weitermacht, obwohl ihm bereits ein Stier ein Auge ausgestochen hat. Weitere grosse Namen sind Fandi, Miguel Angel Perera, Ivan Fandiño und Juan Bautista aus Arles.
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PATRIK KÜNZLER Haben Sie sich schon mal überlegt, das Thema «Sitzen» mit der Frage nach dem Glücklichsein zu verbinden? Hirnforscher Patrik Künzler hat genau das getan. Und ist auf der Suche nach der Antwort auf eine ganz erstaunliche Lösung gekommen: Den intelligenten Stuhl.
FOTOS: GEDANKENGESTALTER.CH; NATHAN BECK
Von DÖRTE WELTI
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Patrik Künzler
Zugegeben: Auf den ersten Blick hat die Konstruktion des «LimbIC Intelligent Chair» etwas gar sehr medizinisches, etwas gynäkologisches sogar. Bis man dann einmal drin sitzt. Patrik Künzler muss beim ersten Versuch helfen: Auf die Zehenspitzen stellen, die beweglichen Beinschalen so klappen, dass sie an der Kniekehle anliegen, die Knie leicht auseinanderspreizen und sich dann nach hinten in die Sitzschale fallen lassen. Gottseidank ist der Mann studierter Mediziner, denn die Autorin ist für dieses «erste Mal» im Minikleid erschienen. Nach ein paar Versuchen gelingt das Hinsetzen dann aber trotz der modischen Hemmschwelle elegant und problemlos. Die Beine baumeln in der Luft, man sitzt sofort kerzengerade und erlebt erstaunt eine Sensation im Gehirn: Das Gefühl der Schwerelosigkeit, entspannt, sicher. Der Erfinder stahlt: «Genau das ist es. Die Frage, die ich mir und vielen anderen bei meinen Recherchen am Anfang gestellt habe, war: Wann seid ihr glücklich? Die Wortwahl der Antworten variierte, aber die Grundaussage war bei allen gleich: Wenn man sich geborgen fühlt, sicher, schwerelos, leicht und frei.» Wie beim Sex. Das war nämlich eigentlich die häufigste Antwort. Durch die Bank. Der nächste Schritt war die Frage: In welchem Kontext hat man diese Gefühle? Beim Sex ist es klar. Aber sonst? «Es sind dynamische Körperbewegungen, wie zum Beispiel bei einem Kind, das herumgewirbelt wird und sicher wieder in den Armen der Person landet, der es vertraut», berichtet Patrik Künzler von der Forschung, «Auch Yoga oder Meditation rufen die gleichen Gefühle hervor und natürlich jegliche Art von
Substanzen.» Wenn man all das zusammen nimmt, hat der Laie ein Libido beflügelndes Möbel mit psychedelischer Wirkung vor Augen. «Das ist gar nicht so weit weg von den Gedankengängen, die schlussendlich zum LimbIC geführt haben», nickt Patrik Künzler und beobachtet wissend lächelnd, wie die Autorin in dem intelligenten Stuhl rotiert, Positionen ausprobiert, mit der Sitzschale verschiedene Stellungen einnimmt. Genau das hat er nämlich auch erforscht, welche Bewegungen und Körperpositionen, welche Moves welche Empfindungen auslösen. Die ersten Prototypen des Stuhls waren mit simplen Halbschalen für die Oberschenkel und einer Sitzschale ausgestattet. Das war aber zu wenig detailliert, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Die aktuelle Version ist mit individuell angepassten Kevlarschalen und verschieden anatomisch geformten Sitzschalen ausgestattet (das ist das gleiche Material, was in der Formel 1 für die Chassis verwendet wird, Künzler lässt bei Sauber im Autoklaven arbeiten). Die Schalen sind mit stabilen Aluminiumgelenken verbunden und ruhen auf einem fünfarmigen Gestell auf Rollen, natürlich höhenverstellbar wenn erwünscht. So viel Spezialanfertigung und all die besonderen Materialien haben ihren Preis: Momentan kostet so ein Stuhl ab CHF 7500 aufwärts. Patrik Künzler sucht allerdings nach Investoren, die es ermöglichen, günstigere Produktionswege zu erschliessen. Trotz des Einstiegspreises schwören bereits diverse Kunden auf den intelligenten Stuhl. Getestet haben ihn auch Kollegen des 46-jährigen Mediziners wie Zahnärzte,
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Der fitte Stuhl: Personal Trainer Dave Dollé demonstriert, wie man mit Hilfe des «LimbIC Intelligent Chair» den Körper trainieren kann.
Der zweite interessante Grund für Investoren: Künzler, der für dieses Projekt die Firma Inno-Motion AG gründete, hat nach sieben Jahren des alleine-vor-sich-hin-Entwickelns einen Game-Designer eingestellt. Wenn man den Stuhl mit dem Computer verbindet und mit einer Oculus Brille koppelt, erreicht die 3D-Spielerfahrung eine völlig neue Dimension. Der Gamer Mark Van Raai ist studierter Astrophysiker und noch mit der Entwicklungsphase beschäftigt, aber man kann jetzt schon per Körperbewegung auf dem Stuhl einen Heli fliegen oder durchs All um stilisierte Meteoriten sausen. Die komplette Erfahrung zu beschreiben, geht nicht. Stellen Sie sich vor, sie schauen in ein wunderschönes Universum, können mit eleganten fliessenden Körperbewegungen die Traumwelt steuern und erleben auch noch sensorische Erfahrungen in ihrem Unterleib, die sie die ganze Zeit über grinsen lassen (Künzler filmt den Selbstversuch der Autorin und verspricht zum Glück, das Filmchen NICHT auf YouTube zu stellen...). Die Sitzschale stimuliert nämlich Sitzhöcker und Umgebung, «das ist das limbische System, das die tiefsten Emotionen berührt», weiss der Hirnforscher, der nach seinem Doktorat bei Medizin-Nobelpreis-
träger Dr. Susumu Tonegawa am MIT (Massachusetts Institute of Technology) Post Doctor Research betreiben konnte und dort gelernt hat, sich die ganz grossen Fragen anzuschauen, sich nicht im Detail zu verlieren. Fazit: Die ganz grosse Frage ist, ob es möglich ist, den Stuhl so zu produzieren, dass ihn sich viel mehr, am besten alle Menschen, in sitzender Tätigkeit leisten könnten. Erstens würde das den Output verändern, wenn Menschen glücklich und gesund arbeiten können (ein Versuch mit dem intelligenten Stuhl in einem Büro mit Betroffenen, die wegen Schmerzen im Rücken und sonstigen Beschwerden wie Kopfschmerzen nur 40 Prozent im Sitzen arbeiten konnten, habe die Probanden in nur vier Wochen zu 100 Prozent Arbeitsfähigkeit zurückgeführt, berichtet Künzler). Und zweitens würde es die Arbeitsatmosphäre immens verbessern. Das zweifellos erquickende Gefühl, und das damit verbundene seelige Lächeln, können sich nur positiv für ein Zusammenarbeiten in einem Büro auswirken. Und natürlich auch zu Hause. Wobei da dann die Möglichkeiten, die sich mit diesem Stuhl erschliessen, endlos sind. Wie? Nun, überlegen Sie, was ein stabiles Sitzgerät, das hypersensitive Berührungspunkte stimuliert, für die Bereiche Beckenboden und unterer Rücken tun kann. Eine amerikanische Kollegin formulierte spielerisch die Wortschöpfung «Chairgasm». Im mindesten Fall bekommt man von den ständigen Stimulationen der unteren schrägen Bauchmuskeln ein Sixpack, die Sitzhaltung fördert ein knackiges Hinterteil und die tiefe Wirbelsäulenmuskulatur wird stärker und gibt dem Rücken den Halt, den wir heute so dringend nötig haben.
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FOTOS: HANSJÖRG SCHÖDLER (2), MARK VAN RAAI
Allgemeinmediziner und Forscher, Berufsgruppen, die während ihrer Tätigkeit die extreme Flexibilität und Bewegungsfähigkeit des Stuhls schätzen und sich komplett darauf verlassen können sollen, dass sie mit dem Teil nicht umkippen oder ruckartige Bewegungen ausführen müssen und so womöglich Patienten gefährden würden. Patrik Künzler unterstreicht diesen Part damit, dass er die Autorin auf dem Stuhl antippt, schubst, zu destabilisieren versucht, was nicht gelingt. Erstaunlich, in so kurzer Zeit.
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Spaceig: Eines der ersten Games, die Astrophysiker Marc Van Raai für den «LimbIC Intelligent Chair» entwicklet hat.
Alles leicht: Kevlarschalen werden für jeden Kunden individuell an die Beine angepasst. — 177 —
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ANATOLE TAUBMAN Mit über 80 Rollen ist Anatole Taubman der erfolgreichste Schweizer Schauspieler international. Gerade kommt wieder ein Film in die Kinos, zwei TV-Produktionen folgen direkt danach. Wer ist dieser vielbeschäftigte geniale Darsteller mit dem Übernamen «Tolli»? Von DÖRTE WELTI
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FOTOS: «VERSAILLES»: TIBO ET ANOUCHKA / CAPA DRAMA / ZODIAK FICTION / INCENDO / CANAL+; «NUSSKNACKER UND MÄUSEKÖNIG»: CHRISTIAN SCHULZ/MDR; «TRANSPORTER REFUELED»: BRUNO CALVO © 2014 – EUROPACORP – TF1 FILMS PRODUCTION
PORTRAIT
Wie er zu seinem Übernamen «Tolli» kam, erzählt er gerne, typisch Taubman, gestenreich und vor allem mit einem sensationellen Vermögen, die Stimmen der Counterparts zu imitieren. Es ist circa 16 Jahre her, als der junge Taubman in London zu einem Casting für die Miniserie «Band of Brothers» geht. Zu seiner Überraschung sitzen nicht irgendwelche Besetzungsdirektoren dort, sondern Tom Hanks, der bei vier der zehn gedrehten Episoden Regie führte. Hanks hat Mühe mit der richtigen Aussprache des Namens, verkürzt auf «Tolli» und das ist die ganze Geschichte. Erlebt man diese Erzählung jedoch zum Beispiel im Rahmen einer der Shows «Upclose & Personal», die der heute 44-Jährige Anatole Taubman mit Phil Dankner für seinen Partner Seat absolviert (er ist seit 7 Jahren Ambassador der Automarke, sehr treu!), hat man das Gefühl, direkt in das legendäre Casting hinein katapultiert zu werden. Die Rolle, die «Tolli» dort bekommen hat, ist ein eindrückliches Beispiel für die Stärken Anatole Taubmans, der als jüdischer Gefangener Otto Hertzfeld, den amerikanischen Soldaten der «Easy Company», die das Konzentra-
tionslager Kaufering IV befreien, versucht, die katastrophale Lage zu schildern. Eine mitreissende Leistung, umso mehr, wenn man weiss, dass drei Grosseltern Taubmans während des Holocaust umgekommen sind. So herausgestellt als einzelne Szene, wie man sie in der Show unter anderem erleben darf, wird einem die Präsenz Taubmans erst so richtig bewusst. Und man fragt sich, hat man richtig hingeschaut, als er in «Ein Quantum Trost», dem James Bond von 2008, Elvis, Handlanger des Bond-Gegenspielers Dominic Greene (Mathieu Amalric) spielt und in einer Sequenz unter Schweizer Regisseur Marc Forster sogar Schweizerdeutsch parliert? Wie gegenwärtig ist einem die Rolle, die der Vielseitige in Sönke Wortmann’s «Die Päpstin» 2009 als Anastasius verkörpert? Weiss man wirklich, dass es er ist, der den ersten Lover Coco Chanels in der Verfilmung von 2009 «Coco Chanel & Igor Stravinsky» gibt? Die Liste der Beispiele ist fast endlos. «The Tudors», US-Fernsehserie von 2008, Taubman als Scharfrichter. «Waking the Dead», auch 2008, ein Kriegsverbrecher. Gangster hier, Wahnsinniger da, Bad Guy ein anderes Mal.
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PORTRAIT MODE
«GRUNDSÄTZLICH HERRSCHT IN DER DEUTSCHEN SCHWEIZ JEDOCH, EGAL, OB MAN NATIONAL ODER INTERNATIONAL ERFOLGREICH IST, MEHR NEID ALS FREUDE, EGAL WELCHEN BERUF MAN AUSÜBT ODER WELCHEN GESCHLECHTS MAN IST.»
Anatole Taubman ist grösstenteils auf böse Buben abonniert – zumindest in englischsprachigen Produktionen – vielleicht prägt man sich die nicht so nachhaltig ein? Dabei guckt er komplett unschuldig, wenn man sich mit ihm unterhält. Hat Augen, die einen hineinzuziehen vermögen, hinein in das, was er gerade darstellt. Taubman guckt verführerisch, als er von seiner Modelkarriere erzählt, es gab Zeiten, da war der hochgewachsene Beau das meist gebuchte männliche Schweizer Fotomodell im Bereich Editorial. Taubman schaut verschlagen, als er von der Verkörperung der vielen Bösewichter erzählt. Taubman guckt aber auch verletzt, wenn man versucht, mehr über sein Privatleben zu erfahren. Mit derlei Aussagen hat er nicht so gute Erfahrungen. Er lebt derzeit in Berlin, hat drei Töchter, Ende der Infos. Yellow Press liegt ihm nicht, Paparazzis beissen auf Granit, vielleicht nimmt ihm das die Öffentlichkeit ein wenig übel, all zu viel wird generell nicht über den «Wow»-Typen berichtet, der im aktuellen Spot seines Autopartners in zig verschiedene Rollen schlüpft. Es gibt aber auch die nationale Erwartungshaltung; Kollege Carlos Leal hat in einem Interview einmal gesagt, die Schweiz würde immer gleich zu viel von Schweizer Darstellern erwarten, die international arbeiten, jeder müsse ein Superstar werden. Darüber hat sich Anatole Taubman noch keine Gedanken gemacht, konstatiert aber: «Grundsätzlich herrscht in der Deutschen Schweiz jedoch, egal, ob man national oder international erfolgreich ist, mehr Neid als Freude, egal welchen Beruf man ausübt oder welchen Geschlecht man ist.» In diesem Herbst wird sich das vielleicht ändern. Anatole Taubman spielt endlich einmal einen «Guten», in der Märchenverfilmung «Nussknacker und Mausekönig», die im Weihnachtsprogramm 2015 in der ARD zu sehen sein wird. Er spielt dort eine Figur, die ihm eigentlich wie auf den Leib geschrieben ist, nämlich den lieben und geheimnisvollen Patenonkel Drosselmeier, welcher in E.T.A. Hoffmann’s Märchen auch der Erzähler ist. Im Film hört ihm die ganze Familie Stahlbaum gebannt zu, im Leben eigentlich jeder, der das Glück hat, mit ihm sprechen zu können oder der ihn auf so einer intimen Bühne wie dem Spektakel mit Phil Dankner erleben darf. Wobei man hier wieder auf das Eingangsproblem zurückkommen muss: Man schaut ihm zu beim Reden. Aber man hört nicht unbedingt, was er sagt, weil Anatole Taubman so kompromisslos
in eine Rolle schlüpft, dass man komplett hypnotisiert wird. Als Zuseher. Und auch als Interviewer. Habe ich mit Anatole Taubman gesprochen? Oder mit «Tolli»? Oder Elvis? Oder dem verschlagenen russischen Mafioso-Buchhalter, den er in «Transporter Refueled» verkörpert, noch so ein Blockbuster mit ihm, der jetzt gerade in die Kinos gekommen ist (ab 4. September)? Oder gar mit «Montcourt», dem französischen Edelmann zweifelhaften Rufs, den Taubman in «Versailles», der mit 30 Millionen Dollar Produktionskosten in Hollywood konzipierten und geschriebenen teuersten europäischen TV-Serie aller Zeiten, mimt? Er schaut fragend, da sind sie wieder, die schönen Augen, und lächelt unverbindlich. Mag man sich doch seine eigene Meinung bilden, wer Anatole Taubman wirklich ist, das kann kein Interview erfassen, kein Wort beschreiben, kein Meter Film zeigen. Man ist versucht zu denken, dass es doch jetzt einmal Zeit für eine grosse Rolle, eine Hauptrolle sei. Dass da doch noch Luft nach oben ist, oder will er ewig so vornehm-diskret unter dem Radar bleiben? Ist er zufrieden mit dem, wie es ist? Anatole Taubman sieht sich ganz und gar nicht «unter dem Radar»: «Ich bin dankbar und glücklich, dass ich mich seit vielen Jahren in der ‚Euroleague’ etablieren konnte, welches die zweite oberste Spielklasse ist. Es muss nicht die Championsleague sein, ab und an bei budget-mässigen Championsleague-Produktionen mitzuspielen, reicht mir. Was jedoch die Geschichten und Rollen angeht, kann auch ein Film mit einem geringen Budget aus einem kleinen Land eine Top-Produktion werden, die international berührt und wahrgenommen wird, wie zum Beispiel «Der Kreis» (In dem preisgekrönten von Urs Frey und Ivan Madeo produzierten Film spielt er unter Regisseur Stephan Haupt den Felix, freier Journalist und Mitglied der Homosexuellen-Organisation «Der Kreis»). Es ist anzunehmen, dass ihm etwas gelingt, was nur wenige grosse Stars hinbekommen: Die Privatperson Anatole Taubman – und er heisst wirklich so, kein Künstlername – für sich und seine Familie zu bewahren. Wir werden gespannt das Weihnachtsmärchen, «Versailles» und «Transporter Refueled» schauen und uns freuen, ein kleines Mosaiksteinchen zu unserem ganz persönlichen Bild des Anatole Taubman hinzufügen zu können. Well done, «Tolli».
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FOTO: MIRJAM KLUKA
Anatole Taubman — 181 —
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LIVING
– Trend: Brompton, ein Konzept, das klappt 190 – Timepieces: Lokalkolorit der Zeit 200 – Drive: Kopf an Kopf – Rennen der Titanen 206 – Grooming: Noble Savage 210 – Grooming: Rock Solid 214 – Grooming: Ford Extreme 216 – Reisen: London 220 – Selbstportrait: Marco Sarescia 184
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Von EDSON PANNIER
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FOTOS: JAKE CURTIS
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Auf der anderen Seite des Ärmelkanals ist es längst ein Star der Strassen: das Brompton, ein patentes Faltrad der neuen Generation für den modernen Grossstadt-Verkehr. Als Alternative oder Ergänzung zu Bahnen und Bussen, um sich Bewegung zu verschaffen oder einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Wird das kompakte englische Edel-Fahrrad auch bei uns zum unverzichtbaren Statussymbol des urbanen Nomaden avancieren?
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Brompton Bikes: Der neue Liebling von Grossstadthipstern. — 185 —
LIVING
Das Brompton Falträder werden in einer breiten Farbpalette angeboten.
Die 40 cm-Räder prägen das charakteristische Aussehen der Bromptons und das Markenlogo
FOTOS: ANNA BATCHELOR
Die Tagesleistungen werden auf einem Bildschirm angezeigt.
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LIVING
Die Brompton-Zentrale in Kew Bridge, London.
BROMPTON, KURZPROFIL EINES GESAMTWERKS 26 Millionen mögliche Kombinationen
1975 sein Geburtsjahr
50 000 produzierte Räder pro Jahr
CHF 1 180 - 2 185 die Preisspanne für ein Brompton Faltrad
58 Mio. CHF der Brompton-Jahresumsatz
20 Sekunden durchschnittliche Faltzeit
80 % des Umsatzes werden im Export erzielt
MENSCHEN BEI BROMPTON 250 Mitarbeiter
15 Designer
80% der Mitarbeiter fahren auf einem Brompton zur Arbeit
18 Monate Ausbildungszeit für das Löten
50 Montage-Arbeiter
70 000 - 80 000 Brompton-Falträder im Stadtverkehr von London
In 20 Sekunden kann ein durchschnittlich begabter Radler sein Brompton zusammenfalten, echte Cracks schaffen es sogar in 5 bis 6 Sekunden. Rekordzeiten, die an Pop-up-Zelte erinnern, jedoch mit einem wesentlich stilvolleren Ergebnis. Um zu verstehen, wie dieses technische Wunder möglich wurde, muss man sich in den Südwesten von «Greater London» begeben. Hier, in Kew Bridge, werden pro Tag 150 Brompton-Falträder gefertigt. Das Werk ist in zwei Abteilungen gegliedert: Bauteilproduktion und Montage. In der ersten Abteilung findet sich modernster Hightech neben traditionellen Werkzeugen. Im Dienste kompromissloser, ständig verbesserter Qualität re-investiert man hier fast alle Einnahmen wieder in Forschung, Entwicklung und kostspielige Spezial-Maschinen, die geradewegs einem Science Fiction-Film entsprungen zu sein scheinen. Aber so spezifisch die Methoden auch sein mögen, so grossen Wert legt Brompton darauf, dass jeder Mitarbeiter abwechselnd an jedem Posten Dienst tut, so dass er am Ende in der Lage ist, auch alleine ein ganzes Rad zu bauen. Nach der 18-monatigen firmeninternen Ausbildung kann er also ebenso gut in der Teilefertigung arbeiten wie in der Qualitätskontrolle – ein System, das die akribische Gewissenhaftigkeit fördert, für die das Unternehmen berühmt ist. Kontroll-Bildschirme an den Wänden, die die Tages-Produktion anzeigen, lassen eine geradezu militärische Strenge vermuten, können der lockeren, familiären Arbeitsatmosphäre jedoch nichts anhaben. In der zweiten Abteilung werden die Teile aus der ersten zusammengebaut. Vom Grundgerüst bis zum Endprodukt reichen sich die Monteure jedes Fahrrad in einer langen Arbeitskette weiter. Ein eventuelles Outsourcing nach China lehnt das Unternehmen kategorisch ab. Nicht unbedingt aus patriotischen Erwägungen, sondern vor allem, um sein handwerkliches Produktionsgeheimnis zu bewahren und zu verhindern, dass innerhalb kürzester Zeit eine Flut nachgemachter Bromptons die Strassen internationaler Metropolen überschwemmt. Umziehen muss das Unternehmen allerdings dennoch: Aufgrund seines Erfolgs braucht es grössere Räumlichkeiten, die aber wieder in London liegen sollen, dort, wo es seit 40 Jahren beheimatet ist. Damals konstruierte der als Landschaftsgärtner arbeitende Ingenieur Andrew Ritchie das erste Brompton in seiner 1-Zimmer-Wohnung, weil er überzeugt war, dass er etwas Besseres zustande brächte als Bickerton, das tonangebende Klapprad jener Zeit. In den 1970er-Jahren entstanden die ersten Prototypen mit einem revolutionären Faltmechanismus, der bis heute unverändert blieb: In (modellabhängig) nur drei bis fünf Schritten entsteht ein handliches Paket, bei dem die Räder aussen liegen und alle — 187 —
LIVING
«CITY BIKES WIRKEN ALS KATALYSATOREN, DIE DAS FAHRRADFAHREN IN DER STADT VORANBRINGEN. MENSCHEN, DIE SEIT IHRER JUGEND NICHT MEHR GERADELT SIND, KÖNNEN AUF IHNEN WIEDER DAMIT ANFANGEN. ABER NACH EIN PAAR MONATEN AUF EINEM BORIS BIKE MÖCHTEN SIE DANN LIEBER WAS ANSTÄNDIGES UND KOMMEN ZU UNS.» WILL BUTLER-ADAMS, CEO VON BROMPTON
öligen Teile (Kette, Kettenblatt, Gangschaltung) zwischen sich schützen. Trotzdem fand das hochinnovative System keinen Abnehmer. Sämtliche Verkaufsversuche Ritchies scheiterten. Dutzende Ablehnungsschreiben grosser Industrieunternehmen, denen er sein Projekt angeboten hatte, zieren heute zur Erbauung der Brompton-Mitarbeiter das Treppenhaus in Kew Bridge. In den 1980er-Jahren produzierte die Marke nur durchschnittlich 300 Fahrräder, aber Andrew Ritchie gab nicht auf und fand schliesslich die richtigen Partner, die ihm halfen, das Brompton zum Marktführer im Bereich der Falträder zu machen. Insbesondere ist hier Will Butler-Adams zu nennen, der 2002 in die Firma eintrat und sie aus der betriebswirtschaftlichen Steinzeit ins 21. Jahrhundert katapultierte. «Als ich zu Brompton kam, produzierten wir 5 000 Räder pro Jahr, heute sind es 50 000», berichtet der baumlange CEO stolz. Seine Einmeterfünfundneunzig stecken in lässigen Bermudashorts und Freizeithemd, zum Gesprächstermin kommt er auf dem Fahrrad, aber der unkonventionelle Vierzigjährige versteht ganz offensichtlich sein Geschäft als Firmenchef. Nach seinem Ingenieursstudium mit einem «orgasmischen Erasmus-Jahr» in Spanien begann er, der überzeugte Umweltschützer, zum grossen Entsetzen seiner alternativen Freunde beim Chemie-Riesen ICI, weil er davon überzeugt war, dass man das System eher von innen heraus verbessern könne als durch Protestbanner von aussen. Eine glänzende Karriere zeichnete sich ab, aber der ständige finanzielle Druck belastete seine Arbeit so sehr, dass er zu dem Schluss kam, in einem Unternehmen überschaubarer Grösse mehr bewirken zu können. Eine Zufallsbekanntschaft lenkte seine Aufmerksamkeit auf Brompton. Seit 2008 leitet er die Firma und kennt sämtliche Aspekte des Radfahrens in- und auswendig. Ein Thema, für das er sich auf höchster Ebene stark macht: «Das Problem beim Radeln in der Stadt sind die unterentwickelten Infrastrukturen. Unsere Aufgabe ist es, den Regierungen hierfür die Augen zu öffnen und sie zu dementsprechenden Investitionen zu bringen.» INTERNATIONALER ERFOLG Will Butler-Adams steht zu seinem Lobbyismus, den er nicht nur in London, sondern weltweit betreibt, da 80 Prozent des Brompton-Umsatzes im Export getätigt werden. «In Singapur haben unsere Vertriebspartner ein Gesetz unterstützt, das die Mitnahme von Falträdern im Zug erlaubt, was vordem verboten war.» Nach und nach erobern Brompton-Falträder das
Stadtbild vieler internationaler Metropolen. In Asien, wo man Fahrradfahren noch als elitär und das Brompton als Luxus betrachtet, möchte die Firma eine breitere Masse erreichen. Besonders gross ist die Herausforderung in den USA, aber selbst im Reich des Pick-ups scheint allmählich ein neuer Wind zu wehen - insbesondere in New York, Austin (Texas) oder Portland (Oregon). Der europäische Markt erblüht gerade zu voller Reife: Viele Städte haben die wichtige Rolle des Fahrrads im öffentlichen Personennahverkehr bereits erfasst. Und städtische Verleihsysteme wie die Londoner «Boris-Bikes» oder Pariser «Vélibs» sieht Butler-Adams keinesfalls als Konkurrenz, sondern im Gegenteil als Wegbereiter: «City Bikes wirken als Katalysatoren, die das Fahrradfahren in der Stadt voranbringen. Menschen, die seit ihrer Jugend nicht mehr geradelt sind, können auf ihnen wieder damit anfangen. Aber nach ein paar Monaten auf einem Boris Bike möchten sie dann lieber was Anständiges und kommen zu uns.» Für diejenigen, die sich kein eigenes Brompton leisten können, hält die Marke seit 2011 ihren eigenen Selbstbedienungs-Verleih bereit, den «Brompton Bike Hire». Stellen Sie sich einmal 40 Fahrräder auf einem einzigen PKW-Stellplatz vor, das ist es, was Sie in ca. 20 englischen Städten vorfinden, wo jeder sich zum Tagespreis von 2,50 £ ein Faltrad ausleihen kann. Kein Wunder also, dass das Brompton nicht nur für grün angehauchte Londoner Yuppies Kultstatus besitzt, sondern sich in ganz Grossbritannien grösster Beliebtheit erfreut. Allein Londons Strassen bevölkern 70 000 bis 80 000 von ihnen, «das sind 80 000 weniger Autofahrer», bemerkt der CEO. In der heimischen Hauptstadt ist die Marke, ebenso wie in Barcelona und Brüssel, besonders gut vertreten. Frankreich hingegen hat mit nur 5 000 – 7 000 Bromptons in Paris noch wesentlichen Nachholbedarf. «Frankreich besitzt eine tolle Fahrrad-Kultur, aber leider noch nicht im Stadtverkehr», sagt Butler-Adams, «da müssen wir noch gegen das Klischee von knallengen Radlershorts und strammen Waden ankämpfen.» Parallel zu dieser Überzeugungsarbeit entwickelt sich die Marke Brompton stetig weiter. Ihr nächstes Ziel: «So etwas wie Dyson zu werden, also unseren Sektor genauso grundlegend zu verändern, wie sie es auf dem Gebiet der Staubsauger geschafft haben. Das ist doch was, ein Teil, das Staub vom Boden saugt zu einem Business mit 1 Milliarde Pfund Umsatz zu machen! Dahin müssen wir auch kommen, und dafür müssen wir innovativ sein und Mehrwert schaffen.» Eine Herausforderung, deren Antwort vielleicht in einem Elektro-Faltrad liegt, der neuen Geheimwaffe von Brompton.
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LIVING
In einer Arbeitskette werden die Fahrräder mit grösster Sorgfalt zusammengebaut.
Die verschiedenen Metallteile werden zusammengelötet (Zusammenfügen von Werkstoffen mithilfe von geschmolzenem Lot). Hier sieht man Yonus Sami an der Werkbank.
FOTOS: ANNA BATCHELOR
Will Butler-Adams, seit 2008 CEO von Brompton.
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TIME PIECES
Gerade wenn man denkt, jetzt ist alles erfunden, kommt die Luxus-Uhrenbranche mit neuen Raffinessen. Von technischer Perfektionsoptimierung bis zu erstaunlicher Feinmechanikerleistung – jede unserer acht Auserwählten hat ihren ganz eigenen Grund, warum man sie unbedingt haben muss. Illustration LOUISA GAGLIARDI Realisation LENA STÄHELI
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TIME PIECES
Einzigartige Kombination einer Drei-Zeitzonen-Anzeige in einem Chronographen. Edelstahl, verschraubte Krone, beidseitig entspiegeltes Saphirglas, wasserdicht bis 100 m (10 atm), Durchmesser 47,4 mm, Höhe 15,9 mm CARL F. BUCHERER — 191 —
TIME PIECES
Die MasterGraff Structural Tourbillon Skeleton wird vom Graff Kaliber 6 angetrieben, einem neuen und exklusiven skelettierten Tourbillon-Uhrwerk mit Handaufzug GRAFF — 192 —
TIME PIECES
Rotonde de Cartier Chronograph – Weissgold, blaues Zifferblatt, mit 40mm Durchmesser. Automatisches Uhrwerk 1904 CH MC – limitierte Edition mit nur 300 Exemplaren CARTIER — 193 —
TIME PIECES
Wasserdichtes (bis 100 m) und mechanisches Uhrwerk mit Handaufzug, Kaliber Panerai P.5000. Durchmesser 45 mm, polierter AISI 316L-Stahl. Gangreserve: 192 Stunden PANERAI — 194 —
TIME PIECES
Inspiriert durch die legendären Zenith Aviation Uhren. Durchmesser von 47 mm und eine Höhe von 10 mm mit einer Gangreserve von 48 Stunden, wasserdicht bis zu einer Tiefe von 30 m ZENITH — 195 —
TIME PIECES
Vom sandgestrahlten Zifferblatt aus Titan Grade 5 heben sich applizierte weisse Indizes ab, deren Super-LumiNova Beschichtung blau leuchtet. Am äusseren Rand verläuft der silberfarbene Sekundenring für den Chronographen, weiter innen der Minutenring aus mattiertem Titan mit einem Durchmesser von 44 mm OMEGA — 196 —
TIME PIECES
Exklusives neues Zifferblatt für die Größen 31 mm und 36 mm mit 31 Rubinen. Kratzfestes Saphirglas und wasserdicht bis zu einer Tiefe von 100 m Gangreserve von ca. 48 Stunden ROLEX — 197 —
TIME PIECES
Uhr Black Tie Inspiration «vintage» 40 x 45 mm, aus 18 k Weissgold. Zifferblatt aus schwarzem Onyx. Uhr BlackUhrwerk Tie Inspiration «vintage» Mechanisches mit Automatikaufzug, 40 x 45 mm, Armband aus 18 k Weissgold. Zifferblatt aus schwarzem Onyx. aus schwarzem Alligatorleder Mechanisches Uhrwerk mit Automatikaufzug, PIAGET Armband aus schwarzem Alligatorleder, PIAGET, CHF 32 400. — 198 —
TIME PIECES
CARL F. BUCHERER CHF 11 950
GRAFF Preis auf Anfrage
PANERAI CHF 6 000
OMEGA CHF 6 900
CARTIER CHF 23 600
ZENITH CHF 200 000
ROLEX CHF 5 100 — 199 —
PIAGET CHF 32 400
DRIVE
TEST-ROUTE: ST. GALLEN – DISENTIS – LUKMANIER PASS – ASCONA – STRESA – ALESSANDRIA - GENOVA – FÄHRE – PALERMO – SS121 – ENNA –
KOPF AN KOPF RENNEN DER TITANEN — 200 —
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PIAZZA ARMERINA – SIRACUSA – MESSINA – SS 18 – GIOIA TÁURO – SS 111 – LOCRI – PUNTO STILO – SS 106 – CATANZARO – SS 19 – COSENZA –
Fünf Jahre lang war die Multistrada 1200 S von Ducati das Nonplusultra in Sachen sportlichem Touring. Die Verbindung von Rennantrieb und komfortabler Sitzposition definierte das Motorradreisen neu. Nun drängt die BMW S1000 XR mit exakt dem gleichen Konzept ins Revier der Multistrada, wobei die Ducati auf diese Saison hin nochmals einen Zacken zugelegt hat. Wir haben die beiden neuen, PS-gewaltigen Abenteuer-Motorräder auf die grosse Reise geschickt und sie während 3410 Kilometern quer durch Sizilien und der Länge nach hoch durch Italien exklusiv für L’Officiel Hommes auf Herz und Nieren getestet. Text und Fotografie FRED HUBER
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DRIVE
S A PR I
– SS 18
V – SALERNO – BENE
BMW S 1000 XR Bauart: Vierzylinder-ViertaktReihenmotor Hubraum: 999 cm 3 Leistung: 118,0 kW (160 PS) bei 11 000/min
ENTO –
SS 17 –
ISERNIA
-S 50 – TE S 650 – R AM S1 STO – PESCAR A O– – S ERNE – S VA C AS
Drehmoment: 112 Nm bei 9250/min Bremsen v./h.: Ø 320/265 mm Assistenzsysteme: ABS, Traktionskontrolle Räder: 3.50 × 17; 6.00 × 17 Radstand: 1548 mm
Was ist bloss mit der Schaltung los? Warum geht bei meiner soeben übernommenen BMW S 1000 XR der sechste Gang nicht rein? Ein Blick aufs Cockpit belehrt mich eines Besseren. Ich bin bereits im sechsten Gang. Doch fühlt sich das auf der BMW bei Tempo 80 km/h ungewohnt hochtourig an, insbesondere nachdem ich die letzten 150 Kilometer auf der Ducati Multistrada 1200 S zurückgelegt habe. Bei der tuckert es bei diesem Tempo im gleichen Gang noch gemächlich vor sich hin. Und genau damit wären wir auch schon beim wichtigsten Unterschied der beiden ansonsten so ähnlichen Motorräder: dem Motor. Es sind im Ursprung Hochleistungsmotoren, die zuerst in Supersport-Maschinen zum Einsatz kamen. Bei beiden wurde die Leistung des Hightech-Aggregats für den alltagstauglicheren Einsatz auf der Strasse auf 160 PS zurückgenommen. Sowohl bei der Ducati als auch bei der BMW kann per Knopfdruck via elektronisch gesteuertem Motoren-Mapping die Leistungsentfaltung den äusseren Gegebenheiten, respektive dem Geschmack des Fahrers angepasst werden, es stehen je vier vorprogrammierte Fahrmodi zur Wahl. Diese variieren nicht nur durch die unterschiedlich heftige Kraftentfaltung, sondern auch in puncto ABS, Traktionskontrolle und Fahrwerk. In dieser Beziehung stehen sich die beiden Antriebe in nichts nach. Grösster Unterschied ist die Zahl der Zylinder: zwei oder vier, einmal im klassischen L-90-GradDucati-Setup und einmal vier in einer Reihe – grosshubiger Poltergeist versus hochdrehende Nähmaschine.
Sitzhöhe: 840 mm Gewicht fahrfertig: 228 kg Tankinhalt: 20,00 Liter Verbrauch: 5,8 l /100 km Grundpreis: ab 15 950 Franken
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R CE MA
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Preis Testrad mit allen Extras inkl. zwei Koffern, exkl. Navigationssystem: 19 520 Franken
ERSTAUNLICHE LENKERVIBRATIONEN Nach einer Stunde machen wir eine erste Kaffeepause. Ich steige von der BMW, doch in meinen Händen surrt es noch minutenlang nach. Bei der BMW S1000 XR kommt es bei Autobahntempo zu feinen Vibrationen in den Griffen. Ganz offensichtlich wissen die BMW-Ingenieure um dieses Problem. Jedenfalls entdecken wir bei der genaueren Inspektion Gummidämpfer zwischen Lenker und Gabelbrücke, welche die Vibrationen auffangen sollen. Dass diese Vibrationen ausgerechnet beim Vierzylinder auftreten, erstaunt, gelten doch genau diese Motoren als ausgesprochen ausgewogen, insbesondere im Vergleich zu Zweizylindern. Natürlich kommt es auch auf der Ducati zu Vibrationen, doch ist ihre Frequenz deutlich geringer und sie bleiben im Wesentlichen auf die Fussraster beschränkt. Allenfalls würde eine andere Übersetzung des Sechsganggetriebes mit einer Art Overdrive für das monotone Kilometerfressen auf der Autobahn dieses Problem des Vierzylinders entschärfen. Von der Sitzposition her sind lange Autobahnfahrten auf der BMW bereits jetzt kein Problem, auch bietet die per Hand mit einem Ruck einfach zu verstellende Frontscheibe ausreichenden Windschutz. Gut bis sehr gut sind auch die Sitzkomfort- und Windverhältnisse auf der Ducati. Wobei der Verstellgriff der Frontscheibe einfacher zu bedienen ist als bei der BMW. Beide Maschinen verfügen zudem über praktische Tempomaten sowie Griffheizungen. Letzteres wird sich eine Woche später als extrem angenehmes Extra hervortun, als wir bei 3 Grad Celsius den Flüela Pass in Richtung Norden überqueren.
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Sitzhöhe: 825–845 mm Gewicht fahrfertig: 232 kg Tankinhalt: 20,00 Liter Verbrauch: 5,6 l /100 km Grundpreis: ab 20 190 Franken
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ERSTAUNLICH ELASTISCHER MOTOR Voll in ihrem Element ist die Renntouring-Maschine von BMW, nachdem wir nach Chur die Autobahn in Richtung Lukmanier Pass verlassen. Dass die Ducati mit ihrem brachialem Drehmoment von maximal 136 Nm bereits bei 7500 Umdrehungen mit viel Dampf aus dem Drehzahlkeller beschleunigt, kannte ich vom Vorgängermodell, wobei sich die Kraft bei der neuen Multistrada dank der erstmals in einem Motorrad eingebauten variablen Ventilöffnungszeiten nun sogar noch geradliniger entfaltet. Dagegen überrascht und in der Folge begeistert mich die enorme Elastizität des XR-Motors, der auf dem Papier lediglich 112 Nm bei 9250 Umdrehungen ausweist. Doch da die BMW bereits ab 3500 Touren recht kräftig loslegt und der rote Bereich erst bei 11 000 Umdrehungen beginnt, verkommt das Schalten gerade am Berg zur sportlichen Kür. Eigentlich könnte man den Lukmanier Pass problemlos nur im dritten Gang fahren. Dafür macht aber der Gangwechsel auf dem mit «Schaltassistent Pro» ausgestatteten Testmotororad schlicht zu viel Spass. Dieses Extra ermöglicht sportliches Schalten ohne zu kuppeln. Das gibt es bei der Ducati auch gegen Aufpreis nicht. Dafür bietet nur die Multistrada in der für 2015 komplett überarbeiteten neuen Version Full-LED-Scheinwerfer und Kurvenlicht. Immerhin hält da BMW für 310 Franken Aufpreis einen vertikalen LED-Strich als Tageslicht entgegen. Grundsätzlich trumpfen beide topausgestatten Testmotorräder mit viel Hightech auf. Beide verfügen über topmoderne semiaktive Fahrwerke, Traktions- und Wheelie-Kontrolle sowie ausgereifte Kurven-ABS-Systeme, welche beim abrupten Bremsen in Schräglage nicht nur das Blockieren der Räder, sondern auch das gefährliche Aufbäumen verhindern sollen. Letzteres mussten wir zum Glück nie testen.
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Drehmoment: 136 Nm bei 7500/min Bremsen v./h.: Ø 320/265 mm Assistenzsysteme: ABS, Traktionskontrolle Räder: 3.50 × 17; 6.00 × 17 Radstand: 1529 mm
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DUCATI MULTISTRADA 1200 S Bauart: Zweizylinder-Viertakt90-Grad-V-Motor Hubraum: 1198 cm 3 Leistung: 117,7 kW (160 PS) bei 9500/min
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Preis Testrad mit allen Extras inkl. zwei Koffern: 21 640 Franken
SCHWUNGVOLL AUF DER AUTOBAHN NACH GENUA All diese elektronischen Assistenten können einzeln oder via vorprogrammierte Modi-Ansteuerungen aufeinander abgestimmt werden. Auf den Strassen Italiens sind wir zumeist im ausgewogenen «Touring»-Modus unterwegs, der bei BMW «Road» heisst. Doch ab und zu drängt sich auf einer gut ausgebauten Bergstrasse auch mal der sportlich abgestimmte Modus «Sport», respektive «Dynamik Pro» (BMW) auf. So auch beim letzten Autobahn-Abschnitt des ersten Reisetages zwischen Alessandria und Genua. Und spätestens da stören mich bei der BMW auch die Vibrationen nicht mehr, sie unterstreichen im Gegenteil gar noch eindrücklich die sportlichen Wurzeln dieses spektakulären Motorrads. Zwei Tage später durchqueren wir von Palermo her auf einer alten Transitstrasse Sizilien. Die Strasse ist in einem verheerenden Zustand. Alle paar Hundert Meter treffen wir auf ein Baustellen-Warnschild und kurz darauf auf verschüttete oder abgesackte Strassenabschnitte, doch nur selten auf Baumaschinen. Wir sind schockiert über den Zustand dieser kleineren Strassen abseits der grossen Hauptverkehrsachsen. Sie werden wohl früher oder später mangels Geld ganz aufgegeben und wieder der Natur überlassen. Doch schliesslich spricht die Marketing-Abteilung von BMW im Zusammenhang mit der neuen S1000 XR von «Adventure Sports» Motorrädern. Wahrlich abenteuerlich ist denn auch unsere Tour von Palermo via Enna nach Siracusa. Natürlich würde man sich hier ab und zu eine etwas weichere Dämpfung wünschen, wie sie grosse Reiseenduros bieten. Doch alles in allem meistern die beiden sportlichen Alleskönner die teilweise extrem ruppigen Strassen erstaunlich souverän, nicht zuletzt dank der verschiedenen elektronischen Helfer.
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OMINI – PRICA CE D BR –A O – ENO O D I CR L – ED O
Von mediterraner Hitze bis alpiner Kälte - Touring at it’s best!
Gleichwohl zeigt diese harte Tour quer durch Sizilien die Revier-Grenzen der beiden Motorräder auf. Sowohl das Adventure Sport Bike von BMW als auch die Multistrada von Ducati verlangen nach festem Untergrund. Mit Unebenheiten, Rillen, Asphaltwechseln oder sonstigem Flickwerk der Strasse kommen sie beide super zurecht und halten stets souverän die Spur, wobei die Ducati noch einen Tick mehr wegzustecken scheint. Die BMW mit ihren kürzeren Federwegen lässt sich etwas schneller aus der Ruhe bringen. Passend zum schrilleren Antrieb reagiert also auch das Fahrwerk nervöser. Während sich die BMW auf gut ausgebauten Passstrassen voll in ihrem Element zeigt, scheint sich die Ducati nicht ganz überraschend in den Hügeln südlich von Bologna besonders wohl zu fühlen, schliesslich sind wir hier quasi im Hinterhof des Ducati Werks in Borgo Panigale und die Hügel gehören zum Testgebiet der italienischen Entwicklungsingenieure. Mit diesen welligen Unterlagen kommt die Multistrada auch im Sport-Modus deutlich unaufgeregter zurecht als die BMW. Überhaupt wirkt die Ducati von ihrem gesamten Charakter her insgesamt etwas träger. Das zeigt sich nicht zuletzt auch beim Rotlichtstopp bei Baustellen. Diese bieten bekanntlich Motorradfahrern die Möglichkeit, sich in die Poleposition an der Spitze der Auto-Kolonne zu bringen, um dort ebenfalls den Motor abzustellen. Geht es dann endlich wieder weiter, ist man auf der BMW mit kurzem Starterknopfdruck zack und weg. Dagegen brauchen die zwei Zylinder der Ducati deutlich länger, bis sie in Schwung kommen. Das sind lange Sekunden mit genervten Autofahrern im Nacken….. KAMPFANSAGE VON BMW BEIM PREIS Bleibt noch die Preisfrage. Hier fahren die beiden Marketing-Abteilungen völlig unterschiedliche Strategien. Ducati bietet die Multistrada in zwei Versionen an: als Standardmodell für CHF 17 990 und als S-Topmodell für CHF 20 190. Letzteres verfügt bereits über alle erwähnten, elektronischen Gimmicks. Dann fehlt für die grosse Reise eigentlich nur noch ein zentraler Hauptständer, Griffheizung sowie zwei Koffer, die es als Tou-
ring-Packet für CHF 1450 gibt. So kommt die gefahrene Testmaschine komplett ausgerüstet auf CHF 21 640. Bei BMW gibt es die Grundversion S 1000 XR ABS bereits für CHF 15 950. Doch um mit der S-Ducati elektronisch mitzuhalten, braucht es Dynamic (CHF 1070) und Touring Paket (CHF 1330) sowie oben drauf noch die Extras Handprotektoren (CHF 100) und Tagfahrlicht (CHF 310). Und weil die Koffer-Halterungen, die im Touringpaket dabei sind, ohne Koffer keinen Sinn machen, haben wir fairerweise auch noch ein Kofferset für CHF 760 dazu gerechnet. Damit kommt die vergleichbar ausgestattete BMW schliesslich auf einen Preis von CHF 19 520, was aber immer noch mehr als CHF 2000 weniger sind als für die Ducati. Bei dieser Kampfansage dürften die Verkaufsleiter von Ducati froh sein, dass BMW erst Ende Juni mit der Lieferung der XR-Modelle beginnen konnte. QUAL DER WAHL ZWISCHEN ZWEI TOPBIKES Verständlicherweise werden wir während der Reise verschiedentlich von anderen Bikern gefragt, welches denn nun das bessere Motorrad sei. Wir können es nicht sagen, oder besser gesagt, während der Testfahrt schwanken wir ständig hin und her. In den Hügeln von Bologna war es die Ducati, auf den weitgezogenen Kurven der SS 650 in den Abruzzen die BMW. Dann wieder erinnere ich mich an mein verklärtes Lächeln, als ich auf der Ducati mit polterndem Wrrrummss den Bernina Pass hochdonnere. Gleichzeitig ist der kreischend fauchende Widerhall des BMW-Rennmotors in den Wäldern Kalabriens unvergesslich. Am Schluss ist es ein Entscheid für zwei oder vier Zylinder – poltern oder fauchen. Und diesen Entscheid kann ich niemandem abnehmen. Fest steht: BMW hat mit der neuen S 1000 XR die einzig echte Konkurrentin für die jahrelang unumstrittene Multistrada Alleskönnerin auf den Markt gebracht. Und wer gerne sportlich auf die grosse Reise gehen will, hat heute die Qual der Wahl zwischen zwei Motorrädern der Extraklasse, die dank modernster Technik in allen Strassenlagen ein Höchstmass an Fahrspass bieten.
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Unterwegs in den Hügeln von Bologna mit Gourmet-Stopp im Amerigo (rechts)
ZU BESUCH IM DUCATI WERK UND MUSEUM Ducati bietet werktags geführte Touren durch das Werk in Borgo Panigale an, einem Vorort von Bologna. Dazu gehört auch ein Besuch des hauseigenen Museums, in dem alle wichtigen Exponate der grossen Firmengeschichte zu bewundern sind. Das Unternehmen wurde 1926 von Antonio Ducati gegründet und stellte in seinen Anfängen Bauteile für Radios her. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Produktion von Fahrradhilfsmotoren (Cucciolo) dazu. Damit war der Grundstein für die spätere Motorrad-Produktion gelegt. Das erste eigentliche Ducati Motorrad war die 1955 vorgestellte Gran Sport, die von einem Viertaktmotor mit obenliegender Nockenwelle und Königswellen-Antrieb ausgestattet war. Bereits in den 1950er-Jahren baute Ducati eine neuartige, mechanische Ventilsteuerung namens Desmodromik in ihre überaus erfolgreichen Rennmaschinen ein. Erstmals in einem Serienmotorrad zur Anwendung kam die damals revolutionäre Technik 1969 in der Mark 3 D. Die für Ducati bis heute typische V2-Zylinder-Anordnung im 90 Grad Winkel feierte 1970 in der 750 GT mit ihrem «L-Twin»-Motor Premiere.
Bei der Werkstour bekommt man einen Einblick, wie die Ducati Motoren von Hand zusammengeschraubt und verschiedenen Funktionstests unterzogen werden. Die Teile des zu bauenden Motors werden in der exakten Anzahl mit einem Rollwagen ans Fertigungsband gebracht. Alle anderen Bauteile werden fix und fertig ins Werk angeliefert und dort zu Ducati Motorrädern zusammengebaut. Die Produktion variiert je nach Saison zwischen 160 bis maximal 300 Motorrädern pro Tag. Im April 2012 übernahm die Audi AG 100 Prozent der Anteile der Ducati Motor Holding S. p. A., womit der italienische Motorradhersteller Teil der deutschen Volkswagen Gruppe wurde.
TESTROUTE: DISTANZ: 3410 km TANKSTOPPS: 12 DURCHSCHNITTSGESCHWINDIGKEIT: 62,5 km/h UNTERWEGS IM SATTEL: 54 h 34 min
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GEHEIMTIPP IN DEN HÜGELN BEI BOLOGNA: DINNER & BED IM AMERIGO 1934 Eingebettet in den Hügeln südlich von Bologna liegt die kleine Ortschaft Savigno. Dort befindet sich direkt an der Hauptstrasse zur schmucken Piazza die Trattoria-Osteria Amerigo 1934. Diese wird in der dritten Generation von Alberto Bettini geführt. Seine Küche setzt durchweg auf Zutaten aus der Region. Die Gerichte sind einfach, aber schmackhaft, und das saisonale Degustationsmenü bei unserem Übernachtungsstopp ein echtes Erlebnis. Direkt neben der Trattoria gibt es einen kleinen Einkaufsladen, wo eine reiche Auswahl an Pasta-Saucen aus der eigenen Produktion angeboten wird. Am anderen Ende des Dorfplatzes hat Alberto zudem eines der ältesten Steinhäuser von Savigno in ein kleines Gästehaus mit fünf sehr geschmackvoll eingerichteten Zimmern umbauen lassen. Damit wurde der Weg frei für ein rundum lohnenswertes, stressfreies Dinner&Bed-Gourmet-Erlebnis. www.amerigo1934.it
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NOBLE SAVAGE
Als Dior sich auf die Suche nach einem Kampagnenmodel für seinen neuen Herrenduft machte, traf das traditionelle Modehaus auf einen edlen Wilden. Einen unverdorbenen Naturmenschen, der am liebsten in vollständiger Autonomie leben würde: Johnny Depp. Von VALESKA JANSEN
FOTO: DIOR
Er spielt die Rolle seines Lebens. Das Drehbuch für den Kampagnenfilm scheint seiner ganz privaten Bibel entsprungen, dem Roman On the Road von Jack Kerouac. Als Beatnik (von Beat Generation, Richtung der US-amerikanischen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er-Jahren) entspricht Johnny Depp exakt dem Genre der spontanen und unkonventionellen Kreativmenschen, die auch gerne etwas chaotisch veranlagt sind. Nach der Scheidung seiner Eltern, unter der Depp stark gelitten hat, schenkte ihm sein älterer Bruder Dan das BeatnikManifest On the Road von Kerouac. Die Geschichte eines Mannes, der mit seinen Lebensumständen hadert und auf der Suche nach dem Wahren, seiner Erfüllung ist. Wie im Buch beendet der Gitarrenspieler Depp in einer mit Rauchschwaden durchzogenen Bar seinen Auftritt und fährt mit seinem alten Dodge hinaus in die Wüste. Nach einer Weile stoppt er, steigt aus und beginnt mit einem Spaten mitten im Sand ein Loch zu graben. Er entledigt sich diverser Ketten und Ringe, vergräbt alles im Nirgendwo. WHERE TO GO? Die Symbolik scheint eins zu eins übertragbar auf diverse Lebenssituationen Depps, einem unsteten Leben, immer wieder im Rausch und oft kurz vor dem Abgrund. Als sich im Video der Himmel in feurige Rottöne verfärbt, rollt dem Pirat eine Träne über die Wange. «Where to go? I don’t know.», überlegt er laut. Das Signal für seinen Wandel, für das Gefühl, alle Altlasten hinter sich gelassen zu haben und nun zu neuen, unbekannten Ufern zu segeln. Der amerikanische Regisseur Jean-Baptiste Mondino hat Depp sein Skript auf den Leib geschneidert. Auch die Filmmusik muss bei Depp ein Déjà-vu-Erlebnis ausgelöst haben. Kein geringerer als der berühmte Gitarrist Ry Cooder (spielte u. a. für die Rolling Stones) spielt auf seiner Slide-Gitarre die Filmmusik. Auch Depp träumte immer von
einer Karriere als Gitarrist. Auf die Frage, warum er Schauspieler wurde, und nicht eine Karriere als Musiker verfolgt hat, antwortet Depp im Dior Exklusivinterview mit Glenn O’Brian: «Reiner Zufall, dazu kam, mir blieb ja gar keine andere Wahl. Die Miete muss ja schliesslich irgendwie bezahlt werden. Ich gehörte zwar zu den idealistischen und kämpferischen Musikern, aber es war wie im Klischee schon oft erzählt: Man kommt nach Hollywood und will einen Plattenvertrag. Genauso kam ich mit meiner Band aus Südflorida nach L.A. und wir wussten sofort, dass wir hier total falsch sind. Überall gab es damals diese Bands mit den Wallemähnen, die lagen voll im Trend. Soweit waren wir noch nicht. Dazu kam, dass sich die Plattenfirmen für unseren Musikstil, sagen wir eine Art Punk-Pop, nicht interessierten. Alle wollten nur Bands wie Mötley Crüe (Heavy-Metal-Band aus L.A.).» IMAGEWANDEL Dass Depp nun das Gesicht für den jüngsten Männerduft Diors, «Sauvage», wurde, scheint auch beinahe wie ein Zufall. Sein Image entspricht so gar nicht dem des traditionellen Fashion- und BeautyHauses aus Paris. Genauso wenig wie dem momentanen Zeitgeist in der Duftbranche. Er ist weder jung (immerhin wurde er diesen Juni 52 Jahre alt) wie sonstige Kampagnenmodels, noch sieht man einen gestählten Sixpack, auf den die meisten anderen Dufthäuser gerade setzen. Einzig der Name des neuen Dior Duftes, «Sauvage», passt. Übersetzt bedeutet ,sauvage’ wild. Der passende Kampagnenfilm wurde für Depp offensichtlich massgeschneidert. Das sieht Depp in einem Interview genauso. Auf die Frage, warum er gerade mit Dior sein Debüt als Kampagnengesicht gibt, antwortet er: «Ich habe eigentlich keine Ahnung von Mode, ausser vielleicht ein Gespür dafür wie etwas aussieht, ob es
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ästhetisch wirkt oder nicht. Und mit einem Duft, der für jeden Menschen etwas sehr Persönliches ist, hat Dior etwas wirklich ganz Besonderes, etwas Einzigartiges geschaffen. Die Dior eigene Eleganz. Diors substantielle Tiefgründigkeit. Eine Art von Wildheit, sauvage, ganz subtil. Der Name ‚Sauvage’ bedeutet mir sehr viel. Das Wort ‚sauvage’ macht nachdenklich. Ich meine, man denkt automatisch sofort an die Menschheit und auch an Menschlichkeit. Für mich bedeutet es die Idee von jemandem, der auf seinem Lebensweg keine Kompromisse eingeht.»
«Sauvage» sein sollte, Ambroxan. Eine Essenz, die einem der seltensten und exklusivsten Duftrohstoffe weltweit nachempfunden wurde, dem Amber. Der Duft von Amber wird als holzig, trocken, balsamisch, leicht tabakartig und aphrodisierend beschrieben. Er gilt als einer der wichtigsten Bestandteile in Basisnoten von Parfüms. Demachy hat in seiner Neuinterpretation von Amber weiche, rauchige und trockene Nuancen zugefügt. Die Kopfnote beherrscht sizilianische Bergamotte und die Herznote wird von Lavendelblüten bestimmt.
PERFECT MATCH Der Name «Sauvage» scheint beinahe wie ein Synonym für den Schauspieler. Exzentrisch und niemals geradlinig geht er seinen Lebensweg. Wie im Dior Video hat Depp den Ruf, auf der Suche nach seinem ganz persönlichen Lebenssinn zu sein. Er selber bezeichnet sich als unverdorben: «Glenn O’Brian hat mich in einem Artikel zu meinen diversen Rollen als Aussenseiter einmal so beschrieben: Er ist eine bodenständige Person, die absolut rein und unverdorben ist. Und genau so ist es!» Im Interview mit O’Brian sieht Depp den herangezogenen Vergleich mit dem Namen Noble Savage, geprägt durch den englischen Dichter John Dryden, als perfekte Symbiose mit seiner Person: «Das ist es! Ich bin ein edler Wilder!»
DIE SYMBIOSE Wie ein Puzzle fügen sich die einzelnen Komponenten der Neulancierung zusammen: Johnny Depp als untypischer Mann mit einer sehr femininen Nuance, verkörpert durch die Lavendelblüte, sein wildes Leben symbolisiert das neue Ambroxan-Molekül, und seine unbändige Lebhaftigkeit versinnbildlicht die Frische der Bergamotte. Dazu passend der Kampagnenfilm, gedreht in einer verrauchten Bar und in der Dürre der Wüste. Eine Metamorphose des Traditionshauses Dior, mit einer starken Symbolfigur in Johnny Depp und seiner schauspielerischen Leistung, die Tragik seines Lebens vorzuführen. Where to go? Dior knows. Eine ganz neue Zielgruppe soll mit «Sauvage» erreicht werden. Der echte und wahre Mann, mit all seiner Unvollkommenheit und seinen Schwächen, versteckt hinter einer wilden äusseren Fassade. Auch beim Design des Flakons schlägt Dior neue Wege ein. Die «Sauvage»-Flasche könnte sich unauffällig in die Exklusivduftlinie Collection Privée einreihen. Vielleicht als zusätzliches Symbol für die feminine Seite des neuen Duftes. Des maskulinsten Parfüms, das es bei Dior je gab, heisst es intern, und der spannendsten Vermählung mit einem der vielleicht letzten edlen Wilden.
NEUER DUFTWEG Über 10 Jahre war Diors Haus- und Hofparfümeur, François Demachy, auf der Suche nach einem neuen Kapitel in der maskulinen Dior Duftgeschichte. Er reiste um die ganze Welt, um eine Inspiration seiner Vorstellung von einem wilden, rauen und maskulinen Duft zu finden. Die Lösung liess sich Dior sofort patentieren. Demachy entwickelte ein eigenes Molekül, das für ihn Dreh- und Angelpunkt des neuen
Ab 31. August im Parfumfachhandel erhältlich.
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FOTO: DIOR
«GLENN O’BRIAN HAT MICH IN EINEM ARTIKEL ZU MEINEN DIVERSEN ROLLEN ALS AUSSENSEITER EINMAL SO BESCHRIEBEN: ER IST EINE BODENSTÄNDIGE PERSON, DIE ABSOLUT REIN UND UNVERDORBEN IST. UND GENAU SO IST ES!»
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ROCK SOLID
Produkte, die Grenzen sprengen. Hautpflege, Duschgel, Düfte und Shaving Goods, für die Mann sich gerne Zeit nimmt und die er nie mehr missen möchte. Fotografie MARC BEAUSSART Réalisation VALESKA JANSEN
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M.A.C «BB Beauty Balm» 40ml, CHF 42 Kiehl’s «Close Shavers Squadron» 150ml, CHF 26 Armani Code «Shaving Cream» 150ml, CHF 40
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Aesop «Marrocan Neroli Shaving Serum» 60ml, CHF 41 Biotherm Homme «Total Recharge» 50ml, CHF 66 Aesop «Purifying Facial Cream Cleanser» 100ml, CHF 41 — 212 —
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Dior Homme «Shower Gel» 200ml, CHF 50 Acqua di Parma «Colonia Essenza» 60ml, CHF 100 Carolina Herrera «Men» 100ml, CHF 70 — 213 —
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Leigh Lezark
Sandra Bauknecht, L‘OFFICIEL Schweiz Chefredaktorin und Tom Ford — 214 —
Lily Allen und André Balazs
Tom Ford und Alexa Chung
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FORD EXTREME FOTOS: SANDRA BAUKNECHT; DAVID M BENNET – GETTY IMAGES; ZVG
Von SANDRA BAUKNECHT
Zum Ende der Männermodewoche in London fand eine Fashion Show der besonderen Art statt. Gruppen männlicher Models traten auf die Bühne und Mister Tom Ford persönlich nahm das Mikrofon in die Hand, um seine Herrenkollektion für Herbst/Winter 2015 am Howick Place zu präsentieren. Der Zeremonienmeister mischte auf interessante Weise Sportswear mit Anzügen, indem er den formalen Looks Sneakers hinzufügte. Hahnentrittmuster und Leder, Dufflecoats und psychedelische Muster, die alle an die 1960er-Jahre erinnern, prägen den jüngeren Stil dieser Herbst-/Winterkollektion 2015. Als Gentleman mit Geschmack und Klasse versteht er es, Dinge zu inszenieren. Seine Designs werden von Männern und Frauen gleichermassen bewundert. Seine Umgangsformen scheinen so britisch, dass man seinen texanischen Ursprung glatt vergessen könnte. Als er zu Beginn der Show den Raum betrat, erblickte er mich, da ich eines seiner Key Pieces der Saison trug, und bevor er das Publikum begrüsste, bemerkte er mit einem breiten Lächeln: «Schönes Kleid!». Geistreich, witzig und umwerfend gutaussehend, das ist Tom Ford. Am Abend feierte der Designer im trendigen, exklusiven «Chiltern Firehouse» seinen neuesten Herrenduft, «Noir Extreme». Ein hippes Publikum, darunter Lily Allen, Alexa Chung und David Gandy, fand sich ein, um die neue olfaktorische Komposition kennenzulernen.
Mit «Noir Extreme» versucht Tom Ford den Moment einzufangen, in dem ein Mann neue extreme Gipfel erklimmt: Seine Raffinesse wirkt magnetisch und zieht die ganze Welt in seinen Bann. Bekannt für seine dekadent-üppigen Ingredienzien beruht die schwere holzige, orientalische Kopfnote auf Amberakkorden, die Zitrusnoten von Mandarin- und Neroliöl hervorrufen, gewürzt mit scharfem Kardamon und Muskat. Die Herznote besteht aus betörendem indischen Kulfi, einem Akkord, der von der alten Rezeptur inspiriert ist, die für die Herrscher des Mogulreichs im 16. Jahrhundert zubereitet wurde. Der Duft dieses milchigen Cocktails, der traditionell aus Himalaya-Schnee mit Pistaziennote besteht, bildet – zusammen mit blumigen Rosenöl-, Jasmin- und Orangenblütennoten – unerwartet die Basisnote. Edles Sandelholz und schmelzende Vanille runden Tom Fords neuen Duft ab. Als Multitalent und Meister auf jedem seiner Gebiete – sei es als Modedesigner, Filmregisseur oder Schöpfer seines eigenen Parfümimperiums – scheint er selbst der perfekte «Noir Man» in Extremform. Da liegt es nahe, dass er auch das Gesicht der Werbekampagne ist. Und so kommt das Modeln zu einem der vielen seiner Hüte noch hinzu, und das auf ganz nonchalante Weise. In der Schweiz bei allen Tom Ford Verkaufsstellen erhältlich.
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TRAVEL
Das Shangri–La im Shard ist das erste Hotel Londons so hoch oben und gleichzeitig das höchste im westlichen Europa.
Die Bäder mit Marmorverkleidungen haben einen unbeschreiblichen Blick auf das Panorama von London. — 216 —
LONDON HOCH-TIEF
Das Shangri-La Hotel ist schon im übertragenen Sinn ein luxuriöser Höhepunkt, doch mit dem Einzug in das 73-stöckige, glasverkleidete Londoner Shard-Hochhaus schwingt es sich auch buchstäblich in schwindelerregende Höhen auf. Ihm zu Füssen liegt der älteste und wohl berühmteste Markt der englischen Hauptstadt, der als wahres Feinschmeckerparadies bekannt ist: der Borough Market. Von PATRICK HEVEN
FOTOS: ZVG
Es heisst, der italienische Architekt Renzo Piano habe die Skizze für das Shard Gebäude im Jahr 2000 auf der Rückseite einer Speisekarte gezeichnet. Genehmigt wurde sein Entwurf schliesslich im Jahr 2003, nachdem sich der damalige stellvertretende Premierminister gegen kritische, um das historische Stadtbild bangende Stimmen durchsetzen konnte. Zu seinem Entwurf inspirieren liess sich Piano von Kirchtürmen und den Masten der Schiffe, die einst an der Themse anlegten. Wie eine Glasskulptur ragt die «senkrechte City» oberhalb des London Bridge Districts mehr als 300 Meter in den Londoner Himmel hinein. Das Shangri-La Hotel im Shard-Wolkenkratzer begeistert mit bodentiefen Fensterfronten, der höchsten Cocktailbar und dem höchsten Infinity-Pool der Stadt sowie einem unvergleichlichen Blick auf die Londoner Skyline. Es handelt sich nicht nur um das erste Hochhaushotel der Stadt, sondern auch um das höchste Hotel Westeuropas. Die nicht speziell auffällig gestalteten Zimmer des Hotels verfügen über luxuriöse Betten, die mit feiner Bettwäsche von Frette bezogen sind, Flachbildfernseher, Nespresso-Maschine und – wie es sich für ein Fünf-Sterne-Hotel gehört – das komplette Basiskomfort-Repertoire, einschliesslich kostenlosem WLAN. In den Marmor-Bädern mit Fussbodenheizung, einem in den Spiegel integrierten Fernseher und WCs von Toto stehen Kosmetikartikel von Acqua Di Parma bereit. Das Dekor mit Mobiliar in neutralen Farben, dezenter Kunst an den Wänden und futuristisch anmutenden Teppichen mit Wirbelmuster ist typisch für die in Hongkong ansässige Shangri-La Gruppe. Unscheinbar, fast etwas blass, jedoch funktionell und irgendwie doch recht kosmopolitisch. Es genügt, einen einzigen Blick aus dem Fenster jedes beliebigen Zimmers, beziehungsweise jeder beliebigen Suite zu werfen, um zu begreifen, warum dies so ist, ja sogar so sein muss: Vom Hotel aus hat man einen überwältigenden Blick auf London und Umgebung. Besonders empfehlenswert sind die Iconic City View Zimmer: Von hier aus wandert der Blick über das atemberaubende Panorama vom Buckingham Palace im Westen bis hin zum Greenwich Royal Observatory im Osten – um dazwischen über all die anderen Sehenswürdigkeiten zu schweifen: den Flusslauf der
Themse, die St Paul’s Cathedral, die Houses of Parliament und unzählige Brücken. Der eine liebt es, der andere hasst es – ein weiterer, noch unerwähnter Trumpf des Hotels ist jedoch seine fantastische Lage. Direkt hinter der City Hall gelegen befindet sich das Shangri-La in fussläufiger Entfernung zu vielen der Business-Hotspots – und was insbesondere für diejenigen interessant ist, die nicht geschäftlich unterwegs sind: Das Hotel liegt praktisch an der Schwelle zum Londoner Borough Market, dem ältesten Obst- und Gemüsemarkt der Stadt. Seine Ursprünge reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück, als die London Bridge zahlreiche Getreide-, Fisch-, Gemüse- und Viehhändler anzog. Später im 13. Jahrhundert wurden die Händler an die heutige Borough High Street umgesiedelt, wo der Markt seitdem stattfindet. 1755 liess das Parlament den Markt schliessen, doch eine Gruppe von Anwohnern aus Southwark sammelte Geld und kaufte an der Stelle des ehemaligen Kirchhofs der St Margaret’s Church ein seinerzeit als The Triangle bekanntes Landstück auf, um den Markt dort 1756 wiederzueröffnen. Bis heute bilden die Anwohner den wichtigsten Kundenkreis des Marktes, der inzwischen mehr als 100 Einzelstände umfasst. Neben den ursprünglichen Obst-, Gemüse-, Backwaren- und Fleischständen bietet der Markt heute eine unvergleichliche Vielfalt britischer und internationaler Spezialitäten. Nur ein paar Schritte vom Shangri-La entfernt, begreift man sofort, weshalb dieser Markt zur absoluten Nummer 1 für Feinschmecker und Spitzenköche avanciert ist. Die zahlreichen Markthändler teilen ihre Stände mit Bars, kleinen Restaurants und Cafés und bieten frische Speisen und Produkte, wie sie authentischer wohl nicht sein könnten. Für eingefleischte Feinschmecker werden sogar Gourmetführungen angeboten. Nach der Erkundung der köstlichen Leckereien dieser geschäftigen Londoner Sehenswürdigkeit gibt es wohl kaum etwas Schöneres, als den Rückweg anzutreten, sich in seinem komfortablen Hotelzimmer zurückzulehnen und das wimmelnde Stadtleben weit unter sich vorüberziehen zu lassen. www.shangri-la.com/London — 217 —
TRAVEL
Wie eine Glasskulptur erhebt sich das Shard auf mehr als 300m im Quartier London Bridge. — 218 —
FOTOS: ZVG
Das Dekor ist klassisch, aber funktionnell mit kosmopolitischer Note
DIE HIGHLIGHTS DES LONDONER BOROUGH MARKET
TAPAS BRINDISA Schlemmen Sie in dieser belebten und ungezwungenen Tapas-Bar saftige Gordal-Oliven oder knabbern Sie feine Marcona-Mandeln von der Picoteo-Snack-Karte. Dazu geniessen Sie einen Drink oder kosten an einem der Fensterplätze eine Auswahl regionaler Charcutería und lassen das bunte Markttreiben an sich vorüberziehen. Ebenso wie die klassischen Tapas beruht die Cocina de Mercado auf der Frische der Produkte, die sich direkt vor der Haustür an den Ständen des Borough Market türmen. 18–20 Southwark Street www.brindisatapaskitchens.com
RABOT 1745 RABOT 1745 hat den rauen, aber warmherzigen Charme eines karibischen Plantagenhauses in St. Lucia, das in das pulsierende Herz von London verlegt wurde. Neben der spektakulären Karte kreativer Kakao-Cocktails bietet das Rabot 1745 moderne Speisen, die auf den feinsten kulinarischen Traditionen der Karibik, der Westindischen Inseln und Grossbritanniens beruhen. Besonderheit sind die gerösteten Kakaobohnen, die als feines, geschmacksintensives Gewürz verwendet werden. 2-4 Bedale Street www.rabot1745.com
ARABICA BAR & KITCHEN Eine gastronomische Entdeckungsreise durch die betörenden Aromen und die weltgewandte Gastfreundschaft der sonnenverwöhnten Gefilde der Levante. Kosten Sie hier an einer der beliebtesten Adressen des Marktes die feinen Köstlichkeiten aus James Walters Kochtopf! 3 Rochester Walk www.arabicabarandkitchen.co.uk
BEDALES Bedales pflegt bei der Weinauswahl eine offene Philosophie und konzentriert sich nicht nur auf berühmte Marken; sofern sie ihren Platz verdienen, kann man hier also durchaus Weine aus aller Welt finden. Die fachkundigen Mitarbeiter verhelfen ihren Kunden gerne zu neuen Weinentdeckungen. Dazu werden wunderbare Platten mit Käse, Aufschnitt, Pasteten und Terrinen gereicht. 5 Bedale Street www.bedaleswines.com
F!SH KITCHEN Das überaus beliebte Restaurant von Tony Allan serviert einfache, klassische Fischgerichte. Der seit langen Jahren tätige, hauseigene Fischhändler Jarvis aus Kingston liefert allmorgendlich frischen Fisch und Meeresfrüchte. Cathedral Street www.fishkitchen.co.uk — 219 —
SELBSTPORTRAIT
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SELBSTPORTRAIT
MARCO SARESCIA Karrieretyp. Unternehmer, Medienmann und Löwe – und trotzdem oder gerade deswegen nicht stark genug, um dem Stress gewachsen zu sein. Stark genug aber, es zuzugeben und einen Weg aus dem Burnout zu finden. Auf neuen Pfaden, mit ganz persönlichen Einsichten und was Gott damit zu tun hat.
Danke für die Zeit zum Interview. Gern geschehen. War ehrlich gesagt gar nicht so einfach, mich im richtigen Moment zur Befragung von mir selber zu erwischen. Bin morgens um 03:00 Uhr in meiner Hängematte aufgewacht, sitze nun auf meiner Terrasse und spüre, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist. Insomnia? Nein, dies kenne ich wenn, dann höchstens von «Faithless». Schlafe trotz vielen Projekten zum Glück sehr gut. Habe vor allem seit meinem Burnout vor 3 Jahren aber immer wieder solche «magic moments» der Inspiration und habe gelernt, diese Gefühle ernst zu nehmen, zu verarbeiten und positiv zu nutzen. Du auch Burnout? Willkommen im Club. Ja, hab gedacht, das passiert nur den anderen. Ich bin ja so gesegnet mit grenzenloser Energie, positivem Denken und schüttle ja immer alles nur so aus dem Ärmel. Wenn Dir vieles leichtfällt, Du über eine lange Zeit überdurchschnittlich erfolgreich bist (an menschlichen Werten gemessen), immer vorne läufst, Anerkennung für Dein Wirken bekommst und man zu Dir aufsieht, fällt es am schwersten, Dir selber einzugestehen, dass nicht mehr alles so ist, wie es sein sollte. Dies war also Dein Tiefpunkt im Leben? Wenn Du als Macher und kreativer Mensch für Dinge zwei Wochen brauchst, die Du vorher in Serie an einem Morgen erledigt hast, dann ist dies hart, ja. Aber hab mal gelesen, dass es vor Sonnenaufgang am dunkelsten ist. Für mich war es das ultimative Geschenk, das ich von Gott bekommen habe. Ich habe mich selber im Erfolg verloren. War vielen wunderbaren Werten, die ich von meinen Eltern mitbekommen habe, nicht mehr treu oder mir ihrer nicht mehr bewusst. So quasi auf der Überholspur der Autobahn unterwegs und keine Zeit mehr gehabt oder mir genommen, um die schöne Umgebung zu sehen und bewusst zu erleben.
Du hast gesagt, Du seist ein durchweg positiver Mensch und chancenorientiert. Dies hört sich etwas depri an, muss ich mir Sorgen machen? Nein, gar nicht. Wie gesagt: im Rückblick war es die beste Erfahrung die ich machen konnte. Ich hatte schon immer eine sehr hohe EmpathieFähigkeit und unglaublich Freude, mit anderen Menschen zu arbeiten und etwas zu bewegen, selbst aufzubauen. Diese Fähigkeit ist dadurch noch stärker zum Vorschein gekommen, zusammen mit der Erkenntnis, auch wirklich auf mein Bauchgefühl zu vertrauen und den Weg zu gehen, der für mich stimmig ist. Bist du religiös geworden? Religiös ist das falsche Wort dafür. Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Am Sonntag in die Kirche, Jugendgruppe, Werte aus der Bibel etc. waren für mich normal in der Jugend. Ab dem KV haben mich dann mehr der Sport (hab NLA-Basketball gespielt), das andere Geschlecht und der materielle und unternehmerische Erfolg interessiert. Wie es vielen Menschen so geht, tritt Gott auf den Plan, wenn es Dir nicht so gut geht. Hatte für mich eine ziemlich intensive Begegnung in dieser Zeit und hab mich bewusst entschieden, dass mir die Beziehung zu Gott enorm wichtig ist, mir viel gibt und ich, wann immer möglich, damit einen Unterschied machen möchte in dieser Welt. Wie soll das aussehen? Ich bin seit Abschluss der Lehre im Alter von 19 Jahren selbständig. War 18 Jahre bei einem der grössten Finanzvertriebe und hab mir da eine der erfolgreichsten Organisationen mit über 100 Mitarbeitern aufgebaut. Danach habe ich diverse Mandate im Unternehmungsberatungsbereich, in der Vertriebsoptimierung und Führungsausbildung gemacht. Gleichzeitig mit zwei Freunden zusammen «Salito the Food Company» gegründet. Wir haben ein schwedisches Erfolgskonzept in die Schweiz gebracht und liefern wöchentlich Foodtaschen mit qualitativ hochwertigen
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SELBSTPORTRAIT
«ICH HÖRE HEUTE VIEL SCHNELLER AUF MEINE INNERE STIMME. ICH WILL IMMER NOCH ERFOLG, ABER DER SPASS DABEI STEHT IM VORDERGRUND.»
Lebensmitteln aus, kreieren abwechslungsreiche Rezepte dazu, inklusive step-by-step Anleitung für die ganze Woche. Der Schweizer tickt da etwas anders als der Schwede und im Moment sind wir grad dran, unser Konzept entsprechend anzupassen und machen «customized bags», wo wir mit Fitnesscentern, Personal Trainern, Foodbloggern oder Unternehmen zusammenarbeiten und auf deren Bedürfnisse Foodbags und deren Inhalte kreieren. Und dann wäre da noch Fernsehen oder? Ja genau. Ich produziere zusammen mit meinem Geschäftspartner Oliver Reim seit rund 4 Monaten auf TeleZüri unsere eigene Sendung «Spotlight». Jeweils wöchentlich am Samstagabend 19:45 Uhr wird sie ausgestrahlt. Ein tolles neues Format (national und international), wo wir einerseits 12 Mal im Jahr von internationalen Top Events berichten. Wir sind grad zurück von den Filmfestspielen in Cannes und dem Formel l Grand Prix in Monaco. Zusätzlich bieten wir ein Serienformat, wo wir alle paar Wochen aus den Bereichen Food/Beverage, Beauty/Health, Business/Success Stories, Travel/Events, Kids/Family und natürlich auch Fashion berichten. Wir erreichen unser Publikum aber nicht nur via TV, sondern auch via Social Media über unsere Homepage http//spotlight. vision/ und über Events, die wir veranstalten. Wie kommst du auf die Idee, ins TV Geschäft einzusteigen? Deine Biographie zeigt keine Spuren in dieser Sparte. Ja, ist noch witzig, habe bisher wirklich nichts gemacht in diesem Bereich. Ehrlich gesagt habe ich zwar zu Hause einen Fernseher an der Wand, aber seit drei Jahren keinen Anschluss mehr... Also ideale Voraussetzungen? Im Ernst, ja! Ich glaube, dass meine «Unwissenheit», gewisse Naivität und Blauäugigkeit sehr hilfreich sind in diesem Medium in der heutigen Zeit. Mein Netzwerk, Kreativität und die Fähigkeit, Menschen für eine Idee zu gewinnen, dies gepaart mit Innovation, einer Prise Frechheit, Verkaufs- und Kommunikationstalent und einer sehr hohen Dienstleistungsaffinität kommt sehr gut an. Hast Du ein Beispiel? Ja, grad ein sehr aktuelles. Wir haben eigentlich während der Sommer-
ferien eine schöpferische Pause geplant, wie es viele Sendungen machen. Haben uns nun aber umentschieden und werden eine «Spotlight Summer-Serie» bringen und zum Abschluss die «Spotlight Summer-Party» aus Zürich für Zürich. Wir werden in den fünf Sommerwochen zehn Persönlichkeiten, die stark mit Zürich in Verbindung gebracht werden, portraitieren. Macherinnen und Macher aus der Region, Zürich behind the scenes sozusagen. Davon bin ich überzeugt und die ersten Reaktionen zeigen auch, dass so ein Format sowohl den Zuschauer wie auch die möglichen Protagonisten interessiert. Zum Abschluss der Serie werden wir in einer klassischen Züri Location eine Sommerparty schmeissen und daraus die Abschlusssendung machen. Modeschau, Bands, DJ, Food/Beverage, Live Talk mit den Protagonisten der Sendungen. Medial von Radio und Printmedien begleitet. Ich bin sehr gespannt und freue mich extrem darauf, in «meinem» Züri so etwas zu machen. Ich muss Dich jetzt was fragen: Hast Du was gelernt aus dem, was passiert ist? Wow, was für eine Frage zum Schluss. Mitten ins Herz! Ich höre heute viel schneller auf meine innere Stimme. Wenn ich ein paar Tage in den Strudel gerate, merke ich, dass etwas nicht in Ordnung ist und ich mich übergangen habe. Hour of Power am Morgen oder meine Begegnungen mit Gott richten mich aus. Ich hinterfrage, woher die Gefühle kommen, und schaffe mir dann die nötigen Freiräume. Ich will immer noch Erfolg, aber der Spass dabei steht im Vordergrund. Definitiv nicht mehr Erfolg um jeden Preis. Kinder sind herrliche Vorbilder dafür. Die vergleichen und messen sich bis zu einem gewissen Alter nicht, sondern machen etwas, weil sie Spass daran haben, oder lassen’s, wenn es eben keine Freude macht. Der Zürcher Marco Sarescia (Jahrgang 1974) begann seine Laufbahn im Alter von 21 Jahren als Finanzberater bei awd (Allgemeiner Wirtschaftsdienst, heute swisslife-select) und brachte es bis zum Direktor. Nach seinem Burnout gönnte er sich zweieinhalb Jahre Ruhe, bevor er Anfang Februar 2015 das Fernsehkonzept «spotlight» gründete und aufbaute. To be continued.
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SELBSTPORTRAIT
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