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DIE STÄRKE VON NETZWERKEN
from manufakt, Juni 2021
by lvh.apa
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KOOPERATIONEN HABEN IM HANDWERK EIN SEHR GROSSES POTENZIAL. IMMER MEHR BETRIEBE SCHLIESSEN SICH FÜR EINEN ODER MEHREREN AUFTRÄGE ZUSAMMEN UND PROFITIEREN VON DEN VIELEN VORTEILEN.
Gemeinsam ist man stark: Das gilt für zahlreiche Aspekte unseres Lebens, auch für die Arbeitswelt! Ein neuer Trend scheint besonders für die kleinen Handwerksbetriebe sehr vielversprechend zu sein. Immer mehr Betriebe vernetzen sich miteinander. Sei es um sich auszutauschen, einfach ab und zu auszuhelfen oder einen beziehungsweise mehrere Aufträge zusammen zu stemmen. Kooperationen reichen von einfachem Austausch bis hin zu vertraglich geregelten Kooperationen.
Wenn sich Betriebe zu Netzwerken zusammenschließen, können sie ihre Leistungen verbessern und geeignetere Ansprechpartner für Bauherren wie öffentliche Körperschaft sein. Durch den Zusammenschluss mehrerer Betriebe zu einem Netzwerk oder Konsortium, können sie konkurrenzfähiger gegenüber anderen Firmen auftreten. Und das im öffentlichen wie auch im privaten Bereich. „Betriebe können als Netzwerk nicht nur viel stärker auftreten, sondern auch vom Fachwissen ihrer Partner profitieren“, sagt lvh-Präsident Martin Haller.
LVH HILFT BEIM VERNETZEN
Der lvh sieht in Kooperationen sehr viel Potenzial. Deshalb möchte er die Betriebe auch dabei unterstützen. Die Abteilung Kompetenzbereich Bau und Installation bietet eine kompetente und ausführliche Beratung im Bereich Kooperationen und Bauaufträge. Die Experten helfen Interessierten bei der Vernetzung mit anderen Betrieben und organisieren kontinuierlich Informationsveranstaltungen rund um das Thema. Informationen unter bau@lvh.it oder 0471 323 233.
VOM FACHWISSEN DER PARTNER PROFITIEREN
GEORG LUN Direktor WIFO - Abteilung Wirtschaftsforschung
„Kooperationen eröffnen neue Türen“
Wie wichtig sind Kooperationen im Handwerk?
Handwerksbetriebe sind im Durchschnitt recht klein, deshalb können Kooperationen für sie sehr wertvoll sein. Die Betriebe erhalten dadurch mehr Chancen, da sie größere Aufträge annehmen können, konkurrenzfähiger sind und Kunden einfacher binden können. Auftraggeber bevorzugen immer öfter nur eine Ansprechperson, anstatt mit verschiedenen Betrieben in Kontakt zu treten. Dieser Trend spiegelt sich vor allem in der Braubranche wider. In Zukunft werden sicherlich mehr Handwerksbetriebe die großen Vorteile von Kooperationen erkennen und sich diesen vermehrt anschließen.
Welche Herausforderungen gibt es?
Eine Kooperation bedeutet zusammenzuarbeiten. Das bedarf einer guten Koordinierung und einer ausreichenden Kommunikation. Das muss funktionieren, ansonsten kann es zu Schwierigkeiten kommen. Natürlich gibt es auch viele menschliche Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Es ist sehr wichtig, dass klare Regeln vereinbart werden. Kooperationen machen sich auf alle Fälle aber trotzdem bezahlt!
Gibt es Unterschiede bei Kooperationen?
Ja, eine Kooperation ist nicht gleich eine Kooperation. Handwerker, die sich mittels WhatsApp austauschen und gegenseitig neue Kunden verschaffen, sind auch schon eine Kooperation. Dies geht schrittweise bis hin zu einer Kooperation, die mittels eines Vertrages rechtlich geregelt ist. Die Handelskammer Bozen bietet unter „Unternehmensservice“ Erstberatungen zu Kooperationen an.
AUS DEM ARBEITSALLTAG Beispiele wie Kooperationen aussehen können
HANSJÖRG VIENNA SCHLOSSEREI MOSER
Konkurrenzfähig im Ausland Kleine Südtiroler Betriebe gehen neben den großen Konkurrenten im Ausland leider oft unter. Als kleine Schlosserei im Sarntal hätten wir nie eine Chance, in anderen Ländern Aufträge zu ergattern beziehungsweise würde sich das durch den großen Aufwand nicht bezahlt macht. Ganz anders sieht es aber aus, wenn man sich mit anderen Betrieben zusammenschließt. Seit April sind wir Teil einer Kooperation, zu der uns die IDM Südtirol verholfen hat. Und bereits jetzt haben wir schon davon profitiert.
KLAUS NAGLER KOBRA-PRÄSIDENT
Auf Kooperation angewiesen Die Produktion beziehungsweise die Anfertigung neuer Modelle ist bei Brandschutz-, Schallschutz- und Außentüren eine große Herausforderung, die mit großen Kosten verbunden ist. Aus diesem Grund haben sich Südtiroler Betriebe vor 23 Jahren zum Konsortium der Tischler für Brandschutztüren in Südtirol (KOBRA) zusammengeschlossen. Das Konsortium entwickelt neue Prototypen und organisiert auch dessen Prüfung. Da die Entwicklung einer solchen Tür schnell einige tausend Euros
IVAN OBERPERTINGER OBERPERTINGER IVAN
Öffentlicher Auftrag gesichert Wir konnten uns durch eine Kooperation mit einem Installationsbetrieb vor kurzem einen öffentlichen Auftrag sichern. Die Gemeinde Feldthurns hat eine Ausschreibung für Sanierungsarbeiten für die Adaptierung des Gebäudes an zwei Kindergartensektionen veröffentlicht. Wir waren als Bauunternehmen sehr interessiert, da es ein toller Auftrag in der Heimatgemeinde war. Ich habe aber gleich erkannt, dass wir den Auftrag alleine nicht bewältigen können, da für die Ausführung und für die
Es handelt sich um eine Kooperation von mehreren Betrieben aus verschiedenen Bereichen und Gewerken. Wir bieten Klimahäuser in Nord- und Mittelitalien sowie in der Schweiz an. In Zukunft wollen wir uns auch in den Märkten von Deutschland und Österreich einklinken. Als Schlosserei sind wir für die Elemente aus Stahl verantwortlich. Von Geländern, bis hin zu Treppen und Stahlkonstruktionen können wir unseren Teil beitragen. Natürlich helfen wir den anderen Betrieben aus, wenn es darum geht, Stahlteile mit unserem modernen Maschinenpark und Fachwissen zu bearbeiten. Wir sind vor einigen Wochen sozusagen auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Ich bin sehr froh, dass wir diesen Schritt gemacht haben. Man muss schließlich immer schauen, dass man jetzt und in Zukunft genügend Arbeit hat. Und das haben wir sofort bemerkt: Durch die Zusammenarbeit haben wir auch einige Aufträge in Südtirol erhalten. Ebenso tauschen wir uns regelmäßig aus und bringen unser Fachwissen ein. Was einem wiederum selbst zugutekommt. Die einzige Herausforderung dieser Kooperation war bisher die Pandemie. Eine Videokonferenz wird einen persönlichen Austausch nie zu 100 Prozent ersetzen können. Aber diese kleine Herausforderung nehmen wir hin. Wir sind zuversichtlich, dass sich das in Zukunft wieder ändern wird!
kosten kann, ist das für einen kleinen Betrieb nicht finanzierbar. Durch die Kooperation der Betriebe stemmen wir die Kosten und den Aufwand gemeinsam. Die Kooperation ermöglich es, dass trotzdem weiterhin kleine Betriebe diese Türen anbieten können. Ansonsten wäre es aufgrund des großen Aufwandes, der immer wieder ändernden Normen und die großen Kosten für kleine Betriebe nicht möglich, diese Türen anzubieten. Ein ganz wichtiger Punkt ist für uns noch die Weiterbildung. Für Brandschutz-, Schallschutz- und Außentüren gelten viele Normen und Gesetze, die sich auch ständig ändern. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die betroffenen Betriebe immer informiert sind. Auch müssen sie die neusten Technologien kennen und mit ihnen umgehen können. Seit rund einem Jahr habe ich jetzt das Amt des KOBRA-Präsidenten inne. Mir liegt die Arbeit sehr am Herzen und ich finde es eine essentielle Hilfe, die wir den Mitgliedsbetrieben in dieser Branche bieten. Mir ist besonders die Fachkompetenz wichtig, mit der wir unsere Mitglieder beraten. Diese sollte in Zukunft weiterhin aufgebaut und vertieft werden. Auf unserer Webseite www.kobra.bz sind alle wichtigen Informationen zu unserer Arbeit und den verschiedenen Türen zu finden.
alleinige Teilnahme eine SOA Zertifizierung notwendig gewesen wäre. Mir war von vornherein klar, dass wir für die Abwicklung des Auftrages eine Kooperation eingehen müssten. Aus diesem Grund habe ich unverzüglich das Installationsunternehmen Perntaler Heizung Sanitär Lüftung kontaktiert. Mit Manuel Perntaler habe ich bereits öfter zusammengearbeitet. Und das hat immer super geklappt! Nach genauer Durchsicht der Ausschreibungsunterlagen haben wir gemeinsam festgestellt, dass die einfachste, schnellste und kostengünstigste Teilnahmeform im Zusammenschluss eine noch zu gründenden Bietergemeinschaft ist. Diese werden spezifisch für die Ausführung eines Auftrages gegründet, sind für die Teilnahme kostenfrei und erst bei Zuschlagserhalt muss ein notarieller Vertrag, der kostenpflichtig ist, verfasst werden. Die Abwicklung selbst ist nicht sehr aufwendig und ist mit ein paar zusätzlichen Dokumenten (Anlage A1 bis Anlage A für den Mitbieter) sowie die gemeinsame Unterzeichnung einfach zu bewältigen. Wir haben als Kooperation den Auftrag für uns gewinnen können. Die Arbeiten sind im vollen Gange und kommen gut voran. Ich würde jederzeit wieder eine Kooperation für einen öffentlichen Auftrag eingehen!