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GLAS IN DER ARCHITEKTUR
from manufakt, Juni 2021
by lvh.apa
THEMEN IN BEWEGUNG
GROSSE THEMEN: In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem Glasbau, einem bedeutenden Trend in der modernen Architektur.
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Bauen mit Glas
TRANSPARENT, ENERGIEEFFIZIENT UND ÄSTHETISCH: GLAS STELLT AUS FUNKTIONELLER HINSICHT EINEN HERVORRAGENDEN BAUSTOFF FÜR AUSSEN� UND INNENBEREICHE DAR.
Prada Shop in Tokio
Architekten Herzog und de Meuron, Schweiz Glas gewinnt heutzutage in der Architektur und im ganzen Bausektor immer mehr an Bedeutung, da sich Architekten und Bauingenieure durch diesen Baustoff mit Licht, Transparenz, Feuerbeständigkeit, Dauerhaft igkeit und Ökologie auseinandersetzen können. Bemerkenswert ist auch die heuti ge Entwicklung im Glasbau, welche innovati ve Produkte und neue Einsatzmöglichkeiten dieses Materials zeigt.
PRODUKT UND EIGENSCHAFTEN
Glas entsteht durch das Verschmelzen eines Gemenges aus Quarzsand und Soda bei einer Temperatur von circa 1100 Grad. Die erhaltene Flüssigkeit läuft dann auf ein fl aches Zinnband, wodurch das Material eine ebene Oberfl äche erhält. Diese Art von Herstellung heißt Float-Verfahren, und das Endprodukt wird Float-Glas genannt. Die entstehenden Glasscheiben können bei einer Temperatur von 640 Grad gebogen und verformt werden.
Im Bauwesen kommt hauptsächlich Kalk-Natron-Glas zum Einsatz, obwohl auch Borosilikatglas aufgrund der thermischen Beständigkeit als Brand-
Der Autor
Arch. Matt hias Bernard Bozen Absolvent der TU Graz matt hias.bernard.92@gmail.com
01-02 Das Museion in Bozen
Glasfassade als Projektfläche für zeitgenossische Medienkunst
schutzglas (ESG) verwendet wird. Die wichtigsten Eigenschaften dieses amorphen Materials sind Transparenz, Festigkeit und Sprödigkeit sowie die Beständigkeit gegen Säuren und Laugen. Außerdem kann Glas gefärbt werden, indem man Zuschlagstoffe beimengt. Beim Glasbau muss man in erster Linie Kontaktflächen zwischen Glas und härteren Materialien vermeiden. Die Verbindungen erfolgen nur durch elastische Fugen, welche auch als Dämmfugen funktionieren. Darüber hinaus sind Zwangsbeanspruchungen durch unplanmäßige Belastungen zu vermeiden und eine geeignete Geometrie der Glaselemente zu wählen. Glas ist außerdem nicht brennbar, leicht zu reinigen und daher hygienisch. Zurzeit sind bis zu sechs Meter breite Verglasungen möglich, die Entwicklung bei der Herstellung dieses Baustoffes schreitet aber ständig voran.
UMWELT
Glas ist eines der wenigen Baumaterialien, die vollkommen wiederverwendbar sind, und die Rohstoffe zur Herstellung sind in der Natur auch reichlich vorhanden. Außerdem weisen heutige Isolierverglasungen einen ziemlich geringen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert), der teilweise von der Ausführung des Rahmens abhängt, auf. Die U-Werte liegen bei gewöhnlichen Einfachverglasungen bei 1–2,2 W/m²K und bei Dreifach-Isolierverglasungen bei 0,5–0,8 W/m²K. Mehrfach-Isolierverglasungen, die normalerweise entfeuchtete Luft oder Gas (z. B. Argon) im Zwischenraum aufweisen, sind bauphysikalisch sehr energieeffizient, weil sie den Wärmeverlust eines Gebäudes wesentlich verringern und gleichzeitig die natürliche Belichtung der Innenräume ermöglichen. Glas kann also aus verschiedenen Gesichtspunkten als ein ökologischer Baustoff betrachtet werden.
GESCHICHTE
Die Verwendung von Glas als Baumaterial beginnt erst im 19. Jahrhundert, als es dank der technischen Fortschritte der Industriellen Revolution möglich wurde, großflächige Glasscheiben industriell herzustellen, welche die alten Bleiverglasungen ersetzten. Eines der ersten Beispiele des Einsatzes von Glas in der Architektur ist der berühmte Kristallpalast, der 1851 vom englischen Architekten Joseph Paxton für die erste Weltausstellung gebaut wurde. Der Gartenarchitekt Paxton, der eine große Erfahrung in Gewächshäusern hatte, errichtete dieses Bauwerk
in Modulbauweise aus Gusseisen und Glas. Diese großzügige Glashalle, die in nur 17 Wochen realisiert wurde, konnte nach der Ausstellung im Hyde Park abmonti ert und in einem anderen Park als Museum neu gebaut werden. Obwohl der Kristallpalast von einem Brand zerstört wurde, gilt dieses Beispiel als Meilenstein der Architektur, weil die Kombinati on von Glas und Stahl als konstrukti ve Elemente eine neue Epoche im Bauwesen eröff nete.
DIE MODERNE
Die Kombinati on von Glas und Stahl ist eines der wichti gsten Merkmale der modernen Architektur, die sich am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte. Besonders beim Werk von Ludwig Mies Van der Rohe, das auf dem Prinzip des Universalraumes beruht und von der Aufh ebung der Trennung zwischen innen und außen geprägt ist, spielt der Einsatz des Glases als Bauelement eine sehr wichti ge Rolle.
Das Gebäude, das die Idee von Mies Van der Rohe am besten verkörpert, ist wahrscheinlich die Neue Nati onalgalerie in Berlin, die 1968 eröff net wurde. Dieser Pavillon ist von einem rechteckigen Dach charakterisiert, das aus einem Stahlträgerrost besteht und von lediglich acht Stützen getragen wird. Diese Konstrukti on ermöglicht die Entstehung eines großen, stützenfreien Raumes, der von einer transparenten Glasfassade abgegrenzt wird. Das dicke Stahldach und die transparente Glasfassade bilden einen opti schen Kontrast, wodurch der schwere Trägerrost zu schweben scheint. Die Glaswände bilden außerdem eine opti sche Konti nuität zwischen innen und außen und verleihen dem Bauwerk die typische Transparenz und Leichti gkeit der Moderne. Ein anderes Werk von Mies Van der Rohe gilt als Ikone der modernen Glasfassade und des damit verbundenen Internati onal Style, und zwar das Seagram Building in New York. Der Wolkenkratzer befi ndet sich in Manhatt an, in einem unglaublich dicht bebauten Umfeld. Trotzdem wurde das Volumen etwas zurückgesetzt, um einen öff entlichen Platz zu schaff en, der das elegante Bürogebäude von den Nachbarn hervorhebt. Die Gebäudehülle besteht aus einem Stahlskelett , das eine regelmäßige Glasfassade trägt.
01 Seagram Building, New York
Arch. Mies Van der Rohe
02 Kunsthaus Bregenz
Arch. Peter Zumthor
Nelson Aktins Museum of Art, Kansas
City Arch. Steven Holl
Ganz im Einklang mit dem International Style werden die Tragelemente aus Metall in den Vordergrund gesetzt und als gestalterische Elemente behandelt. Seit der Fertigstellung dieses Bauwerks wurde die Pfosten-Riegel-Glas-Fassade als Merkmal von Bürohochhäusern.
GLAS UND MINIMALISMUS
Heute ist Glas nicht mehr ausschließlich mit Bürobauten verbunden, sondern es wird auch in anderen Gebäudetypen verwendet, vor allem bei öffentlichen Einrichtungen. Ein interessantes Beispiel für die Verwendung von Glas in öffentlichen Gebäuden ist das Kunsthaus Bregenz, das vom Pritzker-Preisträger Peter Zumthor in der Landeshauptstadt des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg zwischen 1990 und 1997 gebaut wurde. Das Gebäude weist ein Erdgeschoss und drei Obergeschosse auf, zwischen denen Hohlräume zur natürlichen Belichtung angeordnet sind. Das Tageslicht wird durch eine Gebäudehülle aus geätzten Glastafeln gefiltert und strahlt in die Zwischenräume ein. Da wird das Licht noch einmal durch Decken aus geätzten Glaspaneelen gefiltert und in die Ausstellungsräume weiter verteilt. Bei diesem Museum spielt also das Glas eine besonders wichtige Rolle, weil es für die Filterung und Verteilung des Tageslichtes zuständig ist. Außerdem verleihen die Glasfassade und die Glasdecken dem Gebäude einen minimalistischen und gleichzeitig sauberen Charakter.
Lieferung der Gläser zu den Betrieben oder Baustellen
39018 Terlan | Enzenbergweg 34 | Tel. 0471 931 938 | info@glas-peter.it | www.glas-peter.it
GLÄSERNE BOUTIQUE
Besonders auff ällig und gleichzeiti g elegant stellt sich der Prada-Shop Aoyama in Tokyo als gläserne Skulptur oder Kristall vor. Bei diesem Bauwerk, das nach Plänen von den Schweizer Architekten Herzog & De Meuron zwischen 2001 und 2003 errichtet wurde, geht es vorwiegend um die Fassade, welche aus rautenförmigen Glaselementen besteht. Die Idee des Kristalls wird außerdem dadurch hervorgehoben, dass sich die Glasfassade mit dem regelmäßigen und gleichförmigen Muster auch über das Dach zieht. Obwohl das Gebäude aus sechs Etagen besteht, kann die geräumige Verkaufsfl äche durch einen einzigen, ziemlich kleinen Eingang betreten werden, der sich durch den Abzug von vier Glasrauten aus der Fassade ergibt. Ein hervorragendes Beispiel, wie man durch eine außergewöhnliche Glasfassade dem Gebäude einen besti mmten Charakter geben kann.
MODERNES BAUEN GEHT MIT GROSSEN GLASFLÄCHEN EINHER
GLAS FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST
Beim wichti gsten Museum der Landeshauptstadt Bozen, dem Museion, steht die Transparenz des Glases wieder im Mitt elpunkt des architektonischen Konzeptes. Die Sti rnseiten des kubischen Gebäudes weisen nämlich eine Glasfassade auf, welche durch ihre Transparenz die Altstadt mit den Talferwiesen symbolisch verbindet. Zudem erhalten die Ausstellungsräume sehr interessante Ausblicke auf die Dächer der Stadt, auf die Berge und auf die Talfer. Die Glasfassade im Süden wird im Sommer auch zur vielfach bewunderten Projekti onsfl äche für zeitgenössische Medienkunst.
DER FIRMENSITZ
Ein sehr aktuelles Beispiel des Einsatzes von Glas in der lokalen Architektur ist der Hauptsitz der Firma Dr. Schär in Burgstall. Das dreistöckige Gebäude weist eine Glasfassade auf, die ein transparentes Erscheinungsbild dem ganzen Baukörper gibt. Die Fassade besteht aus Dreifach-Isolierverglasungen mit niedrigem U-Wert. Der Sonnenschutz, der bei Glasbauten oft ein kriti sches Thema darstellt, erfolgt bei diesem Gebäude über vorgesetzte, schräg gestellte Glasschuppen, die eine Doppelfassade bilden.
PROFILBAUGLAS (U-GLAS)
Diese Art von Glas wird gegossen und gewalzt, damit es den stati sch günsti gen Querschnitt des U-Profi ls erhält. Dieses Produkt wird häufi g bei Industriebauten eingesetzt, um eine selbstt ragende, lichtdurchlässige Fassade zu bilden. Der Vorteil liegt darin, dass es das Tageslicht eindringen lässt, ohne die Innenräume sichtbar zu machen.
01 Firmensitz Dr. Schär, Burgstall
monovolume architecture+design
02 Nati onalgalerie Berlin
Arch. Mies Van der Rohe
Von den Industriebauten hat sich U-Profi l-Bauglas auch in Museumsbauten verbreitet, wie bei der Erweiterung des Nelson-Atkinns-Museum of Art in Kansas City. Das Gebäude besteht aus einem milchigen Volumen aus U-Profi l-Bauglas, welches als transluzentes Material die Innenräume des Museums nicht einsehbar macht.
TRAGENDES GLAS
Glas kann auch für tragende Elemente verwendet werden. Dabei wird ein spezielles Glas verwendet, dessen Zugfesti gkeit, Schlagfesti gkeit und Temperaturwechselbeständigkeit durch eine thermische Behandlung erhöht wird. Das Glas wird nämlich vorgespannt, indem es erhitzt und durch Luft düsen schnell abgekühlt wird. Bei begehbaren Glasfl ächen, Glasbrüstungen oder Glasdächern wird ausschließlich Verbundsicherheitsglas (VSG) eingesetzt. Dieses Spezialglas besteht aus zwei Glasscheiben, die durch Polyvinylbutyral (PVB) zusammengehalten werden.
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Andreas Eberhöfer
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