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WISSENSTRANSFER
from manufakt 07-08/2022
by lvh.apa
WEITERBILDUNG
ERFOLGSFAKTOR BILDUNG: Kontinuierliche Aus- und Weiterbildung sowie die Stärkung des Meistertitels sind das Fundament für hochwertiges Südtiroler Handwerk.
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Langjähriges Wissen weitergeben und sichern
ES IST EINE SCHMERZHAFTE LEHRE AUS DER CORONA-PANDEMIE: VIELE BETRIEBE HABEN ERFAHREN, WIE ABHÄNGIG SIE VON LANGJÄHRIGEN MITARBEITERN SIND. WENN DIESE PLÖTZLICH KRANKHEITSBEDINGT LÄNGER AUSFALLEN, GEHT NICHTS MEHR. EIN WISSENSVAKUUM ENTSTEHT.
Jungen Menschen wissen zu vermitteln: primäres
Ziel im Handwerk © Shutterstock Langjährige Mitarbeitende kennen jeden Trick, kennen die Kunden und Lieferanten, haben fast alles schon erlebt und sind mit ihrem Fachwissen ein lebendiges Wikipedia. Im Idealfall geben Meister ihr Wissen an die nächste Mitarbeiter-Generation weiter. Doch die bewährte Form des Wissensmanagements hat sich verändert. Es mangelt an jungen Fachkräften. Für Unternehmen wird es immer schwieriger, junge Menschen langfristig im Betrieb zu halten. Das schwächt das Prinzip der traditionellen Wissensweitergabe. In der Corona-Zeit sind vor allem ältere Mitarbeiter durch Krankheit und Quarantäne wochenlang nicht mehr zur Arbeit gekommen.
ABLÄUFE AUFSCHREIBEN
Dokumentierte Arbeitsabläufe, das transparente Verschriftlichen von Erfahrungen und klare Zuständigkeiten helfen. Allerdings lassen sich altgediente Handwerker oft nicht so gerne in die Karten schauen. Immerhin haben sie sich ihr Wissen über Jahrzehnte angeeignet. Exklusives Wissen hält sie ihren Mitarbeitern gegenüber im Vorteil und gibt ihnen Macht. Noch immer glauben zu viele Menschen, dass sie geteiltes Wissen ersetzbar mache und die eigene Position abwerte.
STRUKTUREN HELFEN BEI WISSENSSICHERUNG
TEAMGEIST STÄRKEN
Offenheit und Interesse helfen, das Wissen der Mitarbeiter einzusammeln. Bei regelmäßigen Treffen mit den Mitarbeitern werden aktuelle Arbeiten beleuchtet und Probleme besprochen. Das schafft Bewusstsein für das Team und dass geteiltes Wissen zu Mehrwissen führt.
LERNGRUPPEN UNTERSTÜTZEN SICH
Technik und Digitalisierung haben in den vergangenen Jahren die Arbeit stark verändert. Produktionsschritte, die vor Jahrzehnten noch ausschließlich per Hand und mit konventionellen Maschinen durchgeführt wurden, werden heute digital unterstützt. Erfahrene Handwerker können sich nicht mehr nur auf ihre Berufserfahrung verlassen und finden sich in der Rolle der Lernenden wieder. Die Zusammenarbeit zwischen jungen und älteren Mitarbeitern, das Zusammenspiel zwischen Erfahrung und intuitivem Zugang zu Computerkenntnissen schaffen Synergien und Mehrwert. Die Fachliteratur spricht von „Lerntandems“: Der Jüngere lernt vom Älteren und umgekehrt.
MENTOREN FÜR NEUE
Mit dem Anlernen und Begleiten von neuen Mitarbeitern durch langjährige Gesellen oder Meister können sich Betriebe oft teure Schulungen sparen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollten dokumentiert werden. Sobald der jüngere Mitarbeiter die Aufgaben alleine übernehmen kann, zieht sich der erfahrene Kollege zurück. Ähnlich funktioniert das „Mentoring“, bei dem der Betrieb jedem Mitarbeiter, der neu anfängt, einen erfahrenen Mentor an die Seite stellt. Dafür braucht es ein Vertrauensverhältnis. Der Chef sollte diese Aufgabe besser nicht übernehmen.
Mentoren in zentraler Rolle
© Shutterstock Wissensmanagement und -sicherung © lvh.apa
WISSENSMANAGEMENT IST NICHT SCHWIERIG
Wissensmanagement im Kleinbetrieb ist vor allem eine Sache der Struktur, des richtigen Werkzeugs und der Routine. Wöchentliche Meetings können ein guter erster Schritt sein, um alle Mitarbeiter auf den aktuellen Stand zu bringen und sie an wichtigen Entscheidungen teilhaben zu lassen. Damit solche Treffen nicht in ineffiziente Erzähl-Runden ausarten, braucht es Struktur, feste Tagesordnungspunkte, die Möglichkeit zur Reflexion und ein zeitliches Limit. Wenn Chefs offene Kommunikation vorleben, werden sie zum Vorbild für die Mitarbeitenden. Wenn ein Unternehmen hingegen sehr hierarchisch strukturiert ist, bleibt das Wissen bei einigen wenigen.
VOM BLEISTIFT ZUR MAUS
Wenn mehrere Personen über ein Netzwerk zusammenarbeiten, kann das schnell ausarten. Deshalb muss von Anfang an festgelegt werden, welche Informationen wichtig sind und wie Dokumente sowie Ordner bezeichnet und wo sie abgespeichert werden, damit am Ende auch wirklich jeder die Informationen findet, die er gerade braucht. Eine Person sollte für die Pflege der Daten und Dokumente namhaft gemacht werden und kontinuierlich prüfen, ob sich alle Kollegen an die aufgestellten Regeln halten und ihr Wissen regelmäßig in den zentralen Unternehmens-Wissensspeicher einfüllen.